Google
This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing tliis resource, we liave taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do noi send automated queries of any sort to Google's system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each file is essential for in forming people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can't offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
at|http: //books .google .com/I
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfaltig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie ht sdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDns "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unterjhttp: //books . google .coiril durchsuchen.
• ;•■■». • - xt._^ < y„. • ...
i. •• f'\
■x« . : •• •• -
. - At,«-; '•
■ • ■• • •.,
'■ñ' ••• T *
• ■■•"•
V...- r. ':r\ •. ..%
■' , ;; ■>■ ■■--
r • A
• ■ ^^^HB*^- . . - *^-
<"..^-:
•• ^O.^^. i^'rO'
i,.»- . • . *
# •• %
.•r«v.
k. -v
ZEITSCHRIFT
FÜR
ROMMISCHE PHILOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. GUSTÁY GRÖBER,
PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT STRASSBiniG Ì. E.
1901.
XXV. BAIO).
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 OB. STEINSTRASSE.
tgoi.
Inland Stanford,
a. <ò I c^o5
INHALT.
Seite
L. F. D. BlÖtb, Der historische Schwanritter (3. ii. 99) i
F. Fd. Schnkboans, Ueber die Sprache des Skizzenbuches von Vilard
de Honneconrt (19. 4. 00) 45
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance.
(19.2. 00) 71. 215. 257. 385. 513
H. SCHUCHARDT, Franz, caillou ) coclaca. — Über Laut- und Bedeutungs-
wandel (IO. II., 29.12. 00, 24. 2. Ol) 244
TuiODOR Kalepky, Zur französischen Syntax (31. 5. 00) 322
Hl'go Albert Rknnxrt, Ueber Lope de Vega's El Castigo sin Ven-
ganuL (8. II. 00) 411
Elise Richter, Zar Syntax des rumänischen Possessiv • Pronomens
in. Person (9. 11. 00) 424
Eduard Wechssler, Bemerkungen zu einer Geschichte der französischen
Heldensage (20. 10. 00) 449
B. Jaberg, Pejorative Bedeutungsentwicklung im Französischen. Mit
Berücksichtigung allgemeiner Fragen der Semasiologie (18. 5. 01) 561
W. Meyer -LÖBKE, Oskisch dai, ital. da, sard, dae (i. 3. 01) . . . . 602
Eugen Herzog, Zusammenfassendes lo im Spanischen (11. 3. 01) . . 705
George C. Keidel, Notes on ^sopic Fable Literature in Spain and
Portugal during the Middle Ages (17. il. 01) 721
TEXTE.
Walther Suchier, Ueber das altfranzösische Gedicht von der Zerstörung
Jerusalems La Venjance nostre seigneur (Schlufs) (22. 9. 99) . 94
J. Zeidler, Der Prosaroman Ysaje le Triste (23. 12. 00) . . 175. 472. 641
A. Pellegrini, Il Piccinino (4. 6. 99 ; 1 6. 6. 00) 230. 686
Carolina Michaelis de Vasconcellos, Randglossen zum altporiugie-
sischen Liederbuch. Forts. (18.4. 00) . . . 129. 278. 533. 669
Emmanuel Walberg, Deux détails du Bestiaire de Philippe de Thaun
(19.2. Ol) 697
VERMISCHTES.
1. Zur Textkritik.
Hugo Andresen ,'. Zur Karlsreise (4. 8. 00) iio
2. Zur Lautlehre.
A. Horning, Die betonten Hiatusvokale im Vulgärlatein (28. 10. 00) . 341
A. Zimmermann, Zum Uebergang von intervokalischem / zu </ im Vulgär-
latein (23. 12. 00) 731
IV
Seitt
A. Zimmermann, Ueber i-Epenlhese im Italischen bezw. im Vulgärlatein
(1.4. Ol) 735
— Lesefrûchte aas dem Bereiche der römischen Inschriften, den Ro-
manisten ZOT Beurteilung vorgelegt (i. 4. Ol) 735
A. HORNINO, Zur Behandlung von Ci und Ti (24. 6. 01) 736
3. Zur "Wortgeschichte.
G. Pfeiffer, Zu Rudows Rumänischen Wörtern Ztschr. Bd. XIX und
xxn (27.3. 99) 112
Giacomo De Gregorio, Ant. sic. (a la) Urta (9. io. 00) 113
H. SCBUCHARDT, Ecclesia (30. II. 00) 344
— Yrvsa., houée\xx!^'di, houchen (20. i. 01) 345
— Franz, glaive (20. i. 01) 345
— Franz, bretelle, bretellière (20. I. 01) 346
— Franz. //¿f „Scholle" (20. I. 01) 346
— 'Pt9,i^z, turbot ){á, Dornbutt) {20,1, Ol) 349
— Ischi] JnsulaF (20.1. Ol) 349
— FrtíTiZ. Permaine (20. I. Ol) 353
W. Meyer • LÜBKE, lisii, saia, saio, frz, sate (28.11. 00) 354
— lui. usao, frz, huis (13. 1. Ol) 355
H. SCHUCHARDT, Lat. torta, tartarum (zu Ztschr. XXIV, 2$0f.) (4. 3. 01) 490
— xakvfjifjia, xoXvfJLß&Vf (?) xakwç im Rumänischen (4. 3. O') • • 490
— Franz, guideau (4. 3. 01) 49S
— Franz, bœuf, vache (Fischerspr.) (4. 3. 01) 498
— Ostital. togna; ital. volantino (Fischerspr.) (4.3. 01) 502
— Span, castarete, port, caçarete (Fischerspr.) (4. 3. 01) 503
A. Horning, Frz. Glaise, voges. brossçy (3. 12. 00) 503
J. Ulrich, Andare, aller (6. 12. 00) 506
— A. engad. cupitz (14. il. 00) 507
— "EngSiá, padimêr (14. ii. 00) 507
W. Meyer -LÜBKE, Frz. scieur de long (i. 3. 01) 611
A. Horning, Voges. lur, burgund. lôvre (17.2.01) 612
— Afrz. heucâ, nfrz. esse (17.2. 01) 614
H. SCHUCHARDT, Ficätum, fecätum} fciitum -{- hepäteP (15. 7. Oí) . . 61S
A. Horning, Span, lelo (24. 6. 01) 73^
— Sp. emperador (24.6. Ol) 739
— Sp. pg. rozar (24. 6. Ol) 740
— Provenz. desco, poitevin, daiche (24. 6. Ol) 740
— Rätorom. magliar (24. 6. Ol) 740
— Faluppa im Romanischen (Nachtrag zu Ztschr. 21, 192 ffg.) (3. 8. 01) 741 .
— Span, marica (3. 8. Ol) 742
— It. indugia (3. 8. Ol) 743
Giacomo De Gregorio, It oUa (15. 6. 01) , 744
— Sic. mattanza (15. 6. Ol) 74^
— It. bazza, sp. baza, cat. basa (15. 6. Ol) 747
— Siz. bauariotu (15. 6. Ol) 747
BESPRECHUNGEN.
Paolo Savj- Lopez, Pio Rajna, Le fonti dell* Orlando Furioso
(25. 6. 00) 114
V
Sehe
G. W^EiGAiTD, G. AlexicT, Texte din literatura poporanS romÎDS
(î6. 6. oo) Ii6
P. DB Mugica, Anibal Echeverría y Reyes, Voces asadas en
Chile (13.3. 00) 118
— Diccionario de la Lengua Castellana por la real Academia Española
(6. 3. 00) 119
G. Weigand, Tcutsch u. Pepea, Lehrbuch der rumänischen Sprache
zum Schul- und Selbstgebrauch (16. 6. 00) 359
Ph. Aug. Becker, Paul Runge, Die Lieder und Melodien der Geiisler
des Jahres 1 349 nach der Aufzeichnung Hugos von Reutlingen,
nebst einer Abhandlung über die italienischen Geifslerlieder
von H. Schneegans und einem Beitrage zur Geschichte der
deutschen und niederländischen Geiisler von H. Pfannen -
Schmid Í20. 7. 00) 360
— Carl Voretzsch, Epische Studien (16.8. 00) 3^5
Theodor Gartner, Genelin, Dr. P., Germanische Bestandtheile des
rätoromanischen (surselvischen) Wortschatzes (19. 12. OO) . . 617
— Huonder, Josef, Der Vokalismus der Mundart von Disentís
(1.4. Ol) 622
— Candrian, J. J.* Det Dialekt von Bivio-Stalla (1.4. Ol) . . . 627
£. K0SCHWITZ, Eugen Herzog, Materialien zu einer neuprovençalischen
Syntax {4. I. 01) 630
Eh. Walberg, André G. Ott (de Zurich), Étude sur les couleurs en
vieux français (19. 2. 01) 633
M. Friedwagner, Emile Delignières, Nouvelles Recherches sur le
lieu d'origine de Raoul de Houdenc (26. 2. 01) 748
Eugen Herzog, Dr. Leo Wiese, Die Sprache der Dialoge des Papstes
Gregor (17. 3. Ol) 757
W. Meyer -LÜBKE, E. Frkymond, G. G., Romania No. 114, 115, 116
123. 380. 508
O. SCHLXTZ-GORA, BERTHOLD WiESE, Giornale Storico della Letteratura
italiana. Anno X Vili, Voi. XXXVI, fase. 1—3; Anno XIX,
Voi. XXXVII, fasci — 3; Supplemento 3 . . . . I2I. 376. 510
W. Cloètta, Archiv fur das Studium der neueren Sprachen und Litte-
raturen XCIX (19. 5. 99) 127
Heinrich Schneegans, Studi glottologici italiani diretti da Giacomo
de Gregorio. I. (4.9. 00) 636
D. Behrens, Publications of the Modern Language Association of America
VoLV, VI, Vn edited by James W. Bright (18. I.; 7.4. 01) 758
G. G., Neue Bücher 128
W. Suchier, Nachtrag zu Zeitschr. XXV 94—109 256
Berichtigung 384
Berichtigungen zu SS. 633 — 5 762
Register 763
/
Ausgegeben den 2. Januar 1901.
ZEITSCHRIFT
FÜR
EOMMISCHE PHLOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. eVSTAT GRÖBEB,
PROFRSSOR AN DRR UNIVERSITÄT STRASSBURO i. B.
1901.
XXV. BAND. 1. HEFT.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 GR. STEINSTRASSE.
igoi.
Die Zeitschrift erscheint in Bänden (von 6 Heften) zu 25 Marli.
INHALT.
Sette
J. F. D. Blöte, Der historische Schwanritter (3. II 99) i
F. Ed. Schneegans, lieber die Sprache des Skizzenbaches von Vilard
de Honnecourt (19. 4. 00) 45
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance
(19.2. 00) 71
Walther Suchier, Ueber das altfranzösische Gedicht von der Zerstörung
Jerusalems La Venjance nostre seigneur (Schlufs) (22. 9. 99) . 94
VERMISCHTES.
Hugo Andresen, Zur Karlsreise (4. 8. 00) iio
G. Pfeiffer, Zu Rudows Rumänischen Wörtern Ztschr. Bd. XIX und
XXII (27.3. 99) 112
Glacomo De Gregorio, Ant. sic {a la) Urta (9. io. 00) 113
BESPRECHUNGEN.
Paolo Savj- Lopez, Pio Rajna, Le fonti dell' Orlando Furioso
(25. 6. 00) 114
G. Weigand, G. Alexici, Texte din literatura poporanS rominS
(16.6.00) 116
P. de Mugica, Anibal Echeverría y Reyes, Voces usadas en
Chile (13. 3. 00) 118
— Diccionario de la Lengua Castellana por la real Academia Española
(6. 3. 00) 119
O. ScHULTZ-GoRA, BERTHOLD WiESB, Giornale Storico della Letteratura
italiana. Anno XVIII, Voi. XXXVI, 1—2 (19.10.; 2.12.00) 121
W. Meyer-LCbke, G. G., Romania No. 114 (28. 11.; 4.8. 00) . . . . 124
W. Cloëtta, Archiv fur das Studium der neueren Sprachen und Litte-
raturen XCIX (19. 5. 99) 127
G. G., Neue Bücher 128
Manuskripte für die Zeitschrift sind an den Herausgeber,
Strafsburg i. Eis.,
IJniversitätsplatz 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Ifiax Niemeyer in Halle
sind alle Honorar und Sonderabzüge angehenden Anfiragen und
Wünsche zu richten.
Der historische Schwanritter.
(n. Artikel.»)
In dieser Zeitschrift habe ich vor einiger Zeit darauf aufmerk-
sam gemacht, dafs wit in dem Schwanritter wahrscheinlich den
Reflex einer historischen Person zu sehen haben. Eine Familien-
tiadition, die sich um Roger von Toëni, einen normannischen Frei-
berm der ersten Hälfte des ii. Jhds., gebildet hatte, habe man
mit Balduin von Boulogne, dem Gemahl der Enkelin dieses Roger,
verbanden, und diese Verbindung sei die Ursache geworden, dafs
Gottfried von Bouillon und seinen beiden Brüdern zur Zeit des
ersten Kreuzzugs und nachher ein Grofsvater zugeschrieben wurde,
den ein Schwan in das Land gebracht haben sollte. Der Ge-
dankengang aber, wie er in dem Aufsatz niedergelegt war, berück-
sichtigte im wesentlichen nur eine Seite des Themas. Er stellte
nur diesen Roger in den Mittelpunkt der Betrachtung, ging auf
eine Klarlegung anderer die Herkunft der Sage berührender Fragen
nicht ein und erfuhr daher eine ablehnende Besprechung von
G. Paris, indem dieser den hypothetischen Charakter einzelner
Glieder der Beweisführung hervorhebend die Lösung des Problems
um keinen Schritt weiter gefördert erachtete.^ Es sei mir gestattet
noch einmal auf die Sache zurückzukommen. Jetzt freilich etwas
ausführlicher. Ich glaube, dafs ich zu zeigen vermag, dafs auch
andere, von der Persönlichkeit des Roger von Toëni vollständig
unabhängige Erwägungen in die von mir bezeichnete Richtung
hinùberleiten, und dafs infolgedessen das Resultat dieser Er-
wägungen in Verbindung mit dem, was wir von Roger von Toëni
und seinen Nachkommen ermitteln können, von neuem ergiebt,
dafs die Sage vom Schwanritter eine lothringische Umbildung ist
der normannischen Familientradition. —
Die ersten Abschnitte der folgenden Untersuchung beschaf-
fen sich mit der Frage, ob es vor Gottfried von Bouillon eine
lothringische Ueberlieferung von einem Schwanritter gegeben haben
kann.
I.
Wenn je ein mächtiges und weitverzweigtes Geschlecht im
^^•]hd. historisch prädestiniert schien, seine Herkunft mit dem
* Vgl. ZUchr. 21, 176 fif. « Romania 26, 580 f.
2ciuchr. L rom. Phil. XX Y. l
2 J. F. D. BLÖTSy
Schwanritter in Verbindung zu bringen, so war es das Geschlecht
der Grafen und Herzoge von Limburg, das von der Mitte des
1 1 . Jhds. bis an das Ende des 1 3. eines der angesehensten Hänser
Niederlothringens war. Unter seine Vorfahren zahlte es die gleichen
Geschlechter wie Gottfried von Bouillon ; * zwei Herzoge (Grafen)
dieses Hauses waren als Herzoge von Niederlothringen die un-
mittelbaren Nachfolger Gottfrieds.^ In den Ardennen lag ihr Ge-
biet, und zur Zeit, da die Sage vom Schwanritter blühte, fahrten
sie im Volksmunde und offiziell den Titel 'Herzoge der Ardennen ',3
wie die Herzoge von Niederlothringen des 1 1 . Jhds. aus dem Hause
der Ardennen genannt wurden und wie der Schwanritter in einer
Version zu einem Herzog der Ardennen gemacht ward.^ Zwei-
einhalb Jahrhunderte bestand das Geschlecht in ununterbrochener
Fortdauer und konnte es auf ebenso reiche Verbindungen weisen als
Brabant, mit dem es rivalisierte. Welche günstigen Umstände, die
Erinnerung an eine Herkunft vom Schwanritter zu wecken und
lebendig zu halten, falls der Keim dazu schon vorher in diesem
Geschlechte bestanden und bis dahin nur geschlunmiert hätte!
welche günstigen Verhältnisse für eine Verknüpfung mit der Her-
kunft, falls diese nur ein willkürliches Gewebe der Volksphantasie
gewesen wäre, das sich beliebig an den günstigsten Fleck heftete,
oder von einer Familie aus beliebig auf eine andere hätte über-
tragen werden können! Wohl reichten die Herzoge ihre Herkunft
bis auf Karl den Grofsen hinauf.^ Aber zu dem Geschlecht des
Schwanritters rechneten sie sich nicht, und auch andere rechneten
sie nicht dazu. Dafs es sich hier nicht um ein zufalliges Fehlen
irgend welcher Aufzeichnung handelt, zeigt folgendes.
Das limburgische Haus erlosch zwar 1283 mit dem Tode der
kinderlosen Ermengardis, aber trotzdem hat kein lothringisches Ge-
schlecht eine so mannigfaltige genealogische Entwicklung aufzu-
weisen als Limburg in Verbindung mit Luxemburg (letzteres seit
12 14). In der Nähe des Stammlandes die Häuser Montjoye,
Valkenburg, Berg, Reifferscheid, Wildenberg. Waleran IV. nennt
in einer Urkunde v. J. 1253 unter seinen Verwandten die von
^ Der Vater Gottfrieds von Bouillon und die Grofsmatter Heinrichs I.
von Limburg (f II 19) mütterlicherseits waren Geschwister, Kinder Eustachs I.
von Boulogne und der Gerberga von Löwen (Brabant). Der Stammvater der
Herzoge von Niederlothringen war Wigerich, Graf von Bedgau und Trier,
unter Karl dem Einfachen Pfalzgraf von Lothringen (f nach 926). Sowohl
durch seinen Vater als durch seine Matter gehörte der genannte Heinrich zu
dem Geschlechte dieses Wigerich.
' Heinrich I. (f 11 19) und dessen Sohn Waleran H. Paganas (f 1139).
Auch Heinrichs L Groisvater, Friedrich von Luxemburg, war Herzog von
Niederlothringen gewesen, 1048 — 1065, zur Zeit, da Herzog Gottfried aus dem
Hause der Ardennen, Gottfrieds von Bouillon Grofsvater (f 1070), sich gegen
die kaiserliche Gewalt auflehnte.
' Zeugnisse bei M. S. P. Ernst, Histoire du Umbourg, Liège 1837 — ^^47»
til S. 52, t. m S. 99. III. 117. 139.
* Grimm, Deutsche Sagen, No. 545 'Der gute Gerhard Schwan'.
B Ernst, a. a. O. t H S. 64.
DBR mSTORISCHB SCHWANRITTER. 3
Luxemburg, Berg, Jülich, Wassenberg, Reifferscheid, Montjoye.*
Aus d^ Ehe Walerans III. mit Ermensinde von Luxemburg (12 14)
ging das luxemburgische Haus hervor, das dem deutschen Reiche
vier Kaiser gegeben hat, von denen drei auch Könige von Böhmen
waren, einer König von Ungarn. In Frankreich führten eine Anzahl
hoher Familien ihren Ursprung auf Limburg zurück.^ Aber bei keiner
einzigen läfst sich nachweisen, dafs sie sich von der Schwanritter-
herkunft betraditeten , es sei denn durch eine spätere Verbindung
mit Brabant^ Und was vom 1 2. Jhd. an für sämtliche Nachkommen
gilt, erlaubt den Rûckschlufs auf das Stammhaus: es hielt sich
nicht von der Abstammung vom Schwanritter, und auch andere
gaben ihm diese Auszeichnung nicht^
Das Haus Limburg (und Luxemburg) hatte keine Herkunft
vom Schwanritter. Dieses Ergebnis fuhrt zu folgenden Schlüssen:
1. Für die Herzoge von Niederlothringen aus dem
Hause der Ardennen oder Verdun: Die Sage vom Schwanritter
ist keine von Anfang an ererbte uralte Haussage der Vorfahren
von Gottfrieds von Bouillon Mutter, denn wäre sie schon mit
Wigerich (f nach 926), dem Stammvater aller ardennischen Ge-
schlechter verbunden gewesen — wie die Herkunft von Karl dem
Grofsen und Troja — so hätte sie sich auch in dem limburgischen
Haus zeigen müssen, wo alles dem Fortleben der Sage günstig war.^
2. Für die Grafen von Boulogne: Die Sage stammt auch
nicht aus dem Hause der Grafen von Boulogne vor Gottfried von
» Ernst, a. a. O. IV, 238. • Ernst, a. a. O. IV, 76.
' Im Jahre 141 2 war Edmond von Dynter im Auftrage seines Herzogs
(Anton von Brabant) bei Wenceslas, König von Böhmen. Dieser führte den
Gesandten in einen Saal, wo Kaiser Karl IV. (1346— 1378), Wenceslas' Vater,
die Bilder aller Herzoge von Brabant bis auf Johann III. (1312 — 1355) hatte
aufhängen lassen, und sagte zu ihm 'quod illa sua esset genealogia, quodque
ipse de propagine Trojanorutn et signanter sanctt Karoli Magni imferatoris
et inclite do mus Brabancie descendit, et quod Ueinricus de Lucemhurgo
imperaior, proavus suus, hahuit filiatn primi duds Johannis Brabancie, ex
qua genuit avum suum Johannem Bohemie et Polonie regem* {Chronique
des Ducs de Brabant par Edmond de Dynter, publiée par P. F. X. De Ram,
Bruxelles 1857, t. UI p. 74 if.). — Man beachte die Zusammenstellung 'Troja,
Karl der Grofse, Brabant'. Die Erwähnung von Troja und Karl dem Grrofsen
fuhrt zu der Folgerung, dafs Wenceslas bei dem Namen 'Brabant' an den
Stammvater dieses Geschlechtes dachte, d. h. an den Schwanritter, um so mehr,
da die brabantischen Herzoge sich auch schon insbesondere von Troja und
Karl dem Grofsen rühmten, sodafs dieses besondere Nennen von Brabant
nicht nötig war. Erwägt man nun, dafs Wenceslas auch Heinrich von Luxem-
burg erwähnt, und dieser ein Enkel war Walerans von Limburg und Ermen-
gards von Luxemburg, und Limburg und Luxemburg sich auch schon von
trojanischer und karolingischer Herkunft hielten, so hat das 'Brabant' einen
besonderen Sinn. Durch Brabant konnte Wenceslas sich nicht nur auf Troja
und Karl den Grofsen berufen, sondern auch auf den Schwanritter. Nur
Brabant kannte er den Ursprung zu, nicht Luxemburg oder Limburg.
^ So gestatten z. B. die Häuser Hessen und Heinsberg Rückschlüsse auf
Brabant Vgl. Verf., Das Aufkommen des clevischen Schwanritters, in der
Ztschr. f. deutsches Altertum und d. Litt. 42, 41 ff.
* Wir ñnden sie ebensowenig bei den Grafen von Salm, von Bar, die
gleichfalls von Wigerich stammten.
4 J. F. D. BLÖTE,
Bouillon. Denn hätte Gottfrieds Vater Eustach IL sich dieses Ur-
sprungs gerühmt, wie er sich durch seine Mutter Mathilde von
Löwen (Brabant) karolingischen Geblütes nennen konnte,^ so hätte
auch seine Schwester Gerberga, Heinrichs L von Limburg Grofs-
mutter, die Herkunft in das limburgische Haus hinüber geleitet
3, Für die Entstehung der Geschlechtssage: Das Fehlen
der Herkunft im Haus Limburg trotz der aufserordentlich günstigen
Verhältnisse zur Aufnahme derselben führt zu der Vermutung, dafs
die Herkunft von einem Schwanritter in anderen Häusern nicht
auf willkürlicher Volksphantasie beruht, sondern dafs sie sich auf-
baute auf irgend einer reellen Grundlage.^
Die in dieser Weise gewonnenen Folgerungen haben deswegen
einen hohen Grad der Wahrscheinlichkeit, i. weil der Ursprung
von Karl dem Grofsen durch die weiblichen Linien in den ver-
schiedenen Familien vermittelt wurde, wofür Brabant, Namür, Bou-
logne Beispiele sind; 2. weil die Geschlechter Brabant, Qeve,
Heinsberg 3, Arkel nur durch eine ihrer Frauen zu der Abstammung
von einem Schwanritter gelangten.
2.
Im J. 1113 stirbt die Ida, die Mutter Gottfrieds von
Bouillon. In der Lebensbeschreibung 4, die zwei oder drei De-
cennien nach ihrem Tode abgefafst wurde, wird berichtet, wie sie in
besonderem Rufe der Keuschheit, Frömmigkeit und Wohlthätigkeit
stand und Wunder verrichtete während ihres Lebens und sogar nach-
her. Ihr Mann, Eustach II. von Boulogne, ist ^genere nobiiùstmtis.
Carolo eiiam regi consanguiniiaie proximus\ Ida selbst wird mit der
üblichen Formel ^nobilissima exorta prosapia"^ bezeichnet. Aber der
Autor dachte sich die Eltern und die Vorfahren der Ida echt mensch-
lich: spater ejus supra potentes atque fama majores coram imperatore
Alemannorum gradum altiorem et quasi Privilegium dignitatis atque
^ Autoren aus der ersten Hälfte des 12. Jhds. nennen ihn von karo-
lingischer Herkunft. Vita B, Idae, cap. i * genere nobilissimus. Carolo etiatn
regt consanguinitate proximus* (Migne 155, 439); Ord. Vital. 1. IV c. 3 (ed.
Le Prévost) 'erat magnae nobVitatis, ex prosapia scilicet Caroli Magni Fran'
cor um strenuissimi regis\
* Eine 4. Folgerung finde hier in der Note ihren Platz. Wenn die
Redaction der Sage von Gerhard Schwan nach Grimm DS. No. 545 den
Schwanritter zu einem Herzog der Ardennen macht, und Albrecht in dem
'Tilurel' zwischen 1260 und 1270 ihn in Luxemburg (so wenigstens nach
Grimm DS. No. 543; nach ed. K. A. Hahn Str. 5960 *Lizabune\ welches seit
Lohengrins Tod *Luthringen* hieis; vgl. noch die verwirrten Angaben in
diesem Gedicht, wie Lohengrin in diesem nämlichen Gebiet als Herzog von
Kasperle 5918, Basper 5920 erscheint; Belaye ist aus Cornvaie 592 1) sterben
läfst, so ist, abgesehen von anderen Gründen, hier nur an die allgemeine
Richtung des Ardennerwaldes zu denken, d. h. mit Erinnerung an Bouillon,
welches in den Ardennen lag.
' Das Aufkommen des clevischen Schwanritters, a. a. O. S. 1 8 ff. Ueber
Brabant handle ich nächstens in einer besonderen Schrüt 'Das Aufkommen
der Sage von Brabon Silvius, dem brabantischen Schwanritter'.
* Migne 155, 437 flf.
DBR mSTORISCHB SCHWANRITTER. 5
potesiatìs ohiinens fuiit nomine Gode/riduSt mater vero ejus, nan minus
egregia. Do da vocabaiur\ Der nm 1136 oder etwas später, jeden-
falls vor 1153 entstandene Ausspruch spezialisiert für Idas Vater
nicht weiter, was wir unter dem *gradum altiorem ei quasi privi"
legium digniiaiis atque potestaiis^ zu verstehen haben. Aber es ist
historische Thatsache, dafs Idas Vater, Gottfried mit dem Bart
(t 1070), zuletzt eine weit gröfsere Macht inne hatte als irgend
einer seiner direkten Vorgänger: in seiner Hand lag die Herrschaft
über Nieder- und Oberlothringen und über reiche Gebiete in
Italien, die er sich durch seine zweite Ehe erworben hatte. Dafs
in dem *gradum aliiorem et quasi Privilegium dignitatis atque potesiaiis^
nicht die Andeutung einer besonderen Herkunft verborgen liegt,
ergiebt sich aus des Autors Mitteilungen: Idas Vater nennt er
Gottfried, als Gattin giebt er ihm die Doda, die ^non minus
tgregia* als ihr Mann ist, er erkennt ihm * major es\ also nieder-
lothringische Vorfahren, zu, was dem Wesen des Schwanritters
widerstreitet, er fafst ihn auf als einen Fürsten über ererbtes Ge-
biet, denn die Doda tritt ganz zurück, der Autor weist also auf
verbürgte historische Verhältnisse hin. Dafs auch Idas Vater nun
seinerseits nicht von einem göttlichen Ahnherrn abstammte, liegt
in demselben Satz, denn Gottfried übertraf seine Vorfahren in
Würde und Macht. Und doch wollte der Autor die Ida besonders
verherrlichen. Er deckt den Glanz ihrer hohen Herkunft auf, aber
Wunderbares weifs er nur in den Wundem, die sie verrichtete.
Was ihm bekannt ist, sagt er von ihr. Er erwähnt sogar zwei
Züge, die wir nachher in der Sage wiederfinden: sie sollte nach
göttlicher Verheifsung drei Söhne gebären und stillte diese Kinder
selbst. Nach ihrem Tode noch heilte sie die Enkelin von ver-
zehrender Fieberkrankheit. Ihr Grab hat der Autor offen gesehen,
unversehrt lag sie darin. Trotzdem hat er nichts von einer wunder-
baren Herkunft zu berichten. Sein Schweigen wird unter diesen
Umständen beredt: die drei Söhne der Ida und die Ida selbst
ererbten die wunderbare Abstammung nicht als Familiengut, die
Herkunft von einem Schwanritter ist ihnen von aufsen her aufge-
tragen worden.
3.
Die zeitgenössischen Aufzeichner der Ereignisse des ersten
Kreuzzugs schweigen ohne Ausnahme bei Gottfried und seinen
Brüdern von der wunderbaren Herkunft, ebenso wie frühere Autoren
davon bei den niederlothringischen Herzogen schwiegen. Aus den
Berichten, die gleich nachher entstanden und fast noch als zeit-
genössisch gelten dürfen, hebe ich dennoch eine Notiz über Balduin
heraus, die durch die Eigentümlichkeit ihrer Vorstellung der Dinge
ïind durch den Charakter des Schreibenden mindestens den Schlufs
erlaubt, dafs Gottfried und seine Brüder sich nicht als Nachkommen
eines Schwanritters betrachteten, und dafs in den höheren Schichten
der kleinasiatischen Abendländer die angebliche Abstammung ent-
weder nicht bekannt oder der Erwähnung unwert erachtet wurde.
6 J. F. D. BLÖTB,
Radülf von Caen geht 1107 nach Palästina, dient zwei
Jahre unter Bohemond, wird darauf Secretar bei Tancred und
verfafst seine Gesia Tancredi aus den Aussagen derer, die die
Dinge von 1095 an mitgemacht haben. Die Charakteristik, die er
in diesen Gesten von Gottfried entwirft, besagt fur unseren Zweck
nichts und ist in wenig Worten zusammenzufassen: Bouillon habe
ihm Namen und Würde gegeben, diese Würde werde erhöht durch
göttliche und weltliche Tugenden, in welchen er sich als das Kind
des tapfem Vaters und der fronmien Mutter bewahre (cap. 14).
Wichtig ist aber der Passus über Gottfrieds Bruder, Balduin L,
König von Jerusalem. Radulf hält Balduin offenbar für einen
Mann von höherer Bedeutung als Gottfried. Das Blut Karls des
Grofsen, den Thron Davids, das Leben Alexanders des Grofsen
nimmt er für Balduin in Anspruch: '. . . toi vüae inUrvaüü omari^
quae a Francorum sceptro lucem ingressa, ab HierosolymiUmorutn erat
egressura; atque liquidius claret, a magno ilio rege Carolo genus
trahens super solium David sessurus divinitus trahebatur. Jure
ergo ac merito Alexandrum vivehat, cujus illusirabant Carolus ortum,
David occasum; nee degenerare dehehat gladius hebes, cujus sie fulge^
rent cunae et tumulus^ (<^P* 37)* Hier wäre doch, sollte man meinen,
neben Franken und Jerusalem, neben einem Ursprung von Karl
dem Groisen, dem Sitzen auf dem Thron Davids, neben dem Leben
wie Alexander der Grofse, neben der göttlichen Führung, neben
der glänzenden Wiege und dem glänzenden Grab, ein Hinweis
auf eine höhere, besondere Herkunft angebracht gewesen. Radulf
ist freilich ein Skeptiker. Man sieht es aus seiner Stellung zu der
hlg. Lanze (cap. loi), die er sogar einen Betrug nennt (cap. 108).
Hat Radulf geschwiegen von der wunderbaren Herkunft Balduins,
weil er nicht darum wufste, oder hat er sie übergangen als eine
unnütze Fabel? Die Lanze, die soviel Aufregung hervorrief, konnte
er nicht übergehen, sie war ein Stück Geschichte von eingreifender
Bedeutung, das manche als ein Wunder betrachteten. Die Volks-
meinung über Balduins Herkunft, falls sie damals schon bestand,
hatte diesen Wert nicht Aber eins folgt aus den Worten Radulfs.
Eine Haussage der Herzoge von Niederlothringen aus dem Hause
Verdun war die Tradition nicht. Sie wäre alsdann zur Zeit Gott-
frieds allen Niederlothringem bekannt gewesen, und lobend oder
tadelnd hätte Radulf etwas davon in die Charakteristik Balduins
einfliefsen lassen.
Und zu dem gleichen Schlufs fahrt die Chronik Alberts von
Aachen (um 11 25), der wir den ausführlichsten Bericht über den
Anteil der Lothringer an dem Kreuzzug verdanken. Im Gegensatz
zu Radulf, für welchen Balduin gröfsere Bedeutung hatte, verherr-
licht der Aachener Kanoniker den Gottfried übermäfsig, sieht in
¡hm das auserwählte Rüstzeug Gottes, späht nach Zeichen, Wundem
und Träumen, aus denen sich das Leben und die Thaten seines
Helden schon vorher ableiten liefsen. Ein Geistlicher Aachens hat
in einem Traume Gottfried in der Sonne gesehen, unzählige Vögel
DER mSTORISCHB SCHWANRITTER. 7
aller Art kamen auf den Herzog zugeflogen, von denen sich ein
greiser Teil ihm zur Rechten und zur Linken setzte; die Sonne
wurde alsdann durch die strahlende Klarheit des Herzogs ver-
dunkelt, endlich versank der Herzog mit seinem Stuhl und mit
ihm fast alles Geflügel (1.VI c. 36. 37). Würde ein Mann, der
solches in seine Darstellung aufnimmt und deutet, eine wunderbare
Herkunft Gottfrieds oder eines seiner Ahnen nicht mit in Rechnung
gezogen haben, würde er sie nicht als ein neues Moment auf-
gegrifien haben, seioen Gottfried über alle anderen hinauszuheben,
wenn wir in der Abkunft eine alte Haussage der Herzoge hätten?
Von den Vorfahren der Brüder ist charakteristisch genug bei Albert
überhaupt nicht die Rede. Eine neue Andeutung, dafs Albert von
einer alten Haussage nichts bekannt war.
Gottfried von Bouillon und seine Brüder waren von Haus aus
keine Nachkommen eines wunderbaren Vorfahren.
4-
Die Herkunft war demnach keine den Herzogen von Nieder-
Uvthringen oder dem Gottfried von Bouillon ursprünglich ange-
borene. Dies folgt aus den limburgischen Verhältnissen, aus der
Lebensbeschreibung der Ida, aus den Berichten eines Radulf von
Caen und eines Albert von Aachen.
Der nächste Gedanke ist jetzt wohl der, dafs in Nieder-
lothringen eine von dem Geschlecht der Herzoge unabhängige
Volkstradition bestanden habe, sei es als eine in der Tiefe des
Volksglaubens ihr stilles Dasein fristende, sei es als Herkunftssage
einer anderen lothringischen Familie, so dafs von dort aus die
Herkunft auf Gottfried von Bouillon übertragen worden sei, ent-
weder aus hoher Verehrung seiner Person oder aus einem anderen
uns weiter nicht bekannten Grund. Und von diesem Gedanken
aus läfst sich dann Weiteres folgern. Wenn um 1 100 in Lothringen
die Anschauung bestand, dafs einst ein unbekannter Ritter mit
einem Schwan erschienen sei und noch erscheinen könne, um wie
ein Retter in den Geschicken des Landes aufzutreten; wenn da-
neben märchenhafte Vorstellungen im Umlauf waren, nach welchen
Kinder in Schwäne und umgekehrt verwandelt werden konnten:
greift dann eine solche Tradition mit ihren Wurzeln nicht tief in
die alte heidnische Zeit zurück, liegt ihr Keim dann nicht in der
bei uncivilisierten Völkern häufig beobachteten Ansicht, die übrigens
auch ihre deutlichen Spuren in der ägyptischen und in der israe-
litischen Cultur hinterlassen hat, dafs eine enge Verwandtschaft
bestehe zwischen Mensch und Tier, die sich u. a. auch bethätige
in dem gegenseitigen Wechsel der Gestalt vor oder nach dem
Tode, — kurz, ist dann die Sage vom Schwanritter nicht ein Rest
von einstigem Totemismus? Und wenn dem so ist, so steht die
Volkstradition noch unter der Einwirkung einer Zeit, von der aller-
dings nur spärliche Kunde auf uns gekommen, aber ist sie eben
deshalb alsdann ein wertvolles Zeugnis von der Macht und Zähig-
8 J. F. D. BLÖTEy
keit uralter Anschauungen, die immer wieder unter günstigen Um-
ständen durchbrechen, sich anschmiegen an neue Verhältnisse und
erneuten Beifall finden und begeisterten Glauben.
Und wirklich scheint einiges diesen naheliegenden Gedanken
und seine Folgerungen zu stützen. Für die totemische Natur der
Sage bieten sich als Parallelen das Märchen von den Schwan-
kindem, das gewöhnlich mit unserer Sage verbunden vorkommt,
und die Berichte von Menschen und höheren Wesen, die sich nach
germanischem und keltischem Volksglauben in Schwäne und andere
Tiere verwandelten. Für eine alte vorgottfriedische lothringische
Volkssage läfst sich die Art und Weise geltend machen, wie Johannes
von Alta Silva und der Chronist von Brogne die Sage vom Schwan-
ritter mitteilen.
Und dennoch: wie naheliegend der Gedanke, wie folkloristisch
und modemer Auffassung gemäfs die Folgerungen auch sein mögen,
Gedanke und Folgerungen stehen auf unsicherem Grunde, noch
mehr: sie weisen in falsche Richtung.
Prüfen wir zuerst einmal, ob Johannes von Alta Silva und
der Chronist von Brogne, welche doch bei all dem stützenden
Material faktisch die einzigen sind, die sich mit dem Schwanritter
beschäftigen, in ihren Angaben wohl etwas für eine alte lothrin-
gische Sage von einem Schwanritter beweisen.
5.
Johannes von Alta Silva läfst in seinem frühestens 1179,
vermutlich aber ca. 11 84 verfafsten^ Dolopathos einen der Sieben
Weisen die Geschichte von den Schwankindem erzählen als Bei-
spiel von einem Fall, der * quondam accidìi, ut mulieris malitìa de^
iegatur^ (ed. H. Oesterley S. 73). Als nun die Geschichte bei dem
Punkte angelangt ist, dafs einer der Schwäne durch die schadhaft
gewordene Kette nicht mehr in die menschliche Gestalt zurück-
kehren konnte, da findet sich der Zusatz *ctgnus permanens um
socio rum adhesit frairum. Hie est cignus, de quo fama in eie mum
perseverai, quod caihena aurea miliiem in navícula irahai armaium*
(ebd. 79), worauf dann die Erzählung in wenigen Zeilen (6 in
Oesterley *s Ausgabe) noch berichtet, dafs der Vater die Kinder
als die seinen erkannte, seine Gattin in ihrem Rechte wieder her-
stellte, die böse Mutter aber zu derselben Strafe verurteilte, als
vorher über die Gattin verhängt worden war. —
Was sich bei Johann v. Alta Silva von einem Schwanritter
findet, ist also wenig, und das Wenige sehr imbestimmt
Nun ist es allerdings richtig, dafs die Version von den Schwan-
k'lüdern bei Johann v. A. S. ältere Züge aufweist, als die anderen
Redactionen,^ dafs der Dolopathos die einzige von den uns er-
1 H. Oestedey, yohannis de Alta Silva Dolopathos, Strasburg 1873,
Einleitung S.XI: 1 184/5; G.Paris, Romania 19,317: vers il 90; G. Gröber,
Grandriís der rom. Phil. II, i S. 321: vor 1200.
« G. Paris, Romania 19, 319 f.
■ DER HISTORISCHE SCHW
halteoeo Fassungen von den Sieben Weisen ist, die das Märchen
von den Schwankindem erzählt, und dafs mit hoher Wahrschein-
lichkeit die Benutzung der Schwanensage in dieser Rahmenerzählung
von Johann herrührt. Es ist femer richtig, dafs in dem Zusatz
über den Schwanritter die historischen Bezüge zu den Herzogen
»on Niederlothringen oder zü anderen Häusern fehlen, und dafs
das 'cignus, de quo fama in ettrnum fxrsiveral . . .' einen gewissen
rbetorischen Schwung zeigt Aber, wenn aus alledem geschlossen
werden sollte, dafs namentlich in Anbetracht der älteren Züge der
Version von den Schwankindern das Fehlen der historischen Be-
züge in den Worten über den Schwanritter doch wohl aufgröfserc
Allertümlichkeit auch dieser Materie bei Joh. weisen könnte, auf
eine Periode, da die Sage vom Schwanrilter noch nicht mit einer
hislOTÎschen Persönlichkeil verbunden war, so schliefst man doch
wohl etwas voreilig. Zunächst besagen die älteren Züge in dem
Märchen von den Schwankindern gar nichts für den Zusatz vom
Scbwanritter, denn die Verbindung von Schwanritter und Seh wan-
Uadem war zur Zeit des Johann v. A. S., d. h. 1 179 oder nachher,
noch sehr jung,^ so dafs von den Schwankindem aus keine Schlüsse
ani Allertümlichkeit von Johanns weiteren Angaben gemacht werden
können. Und femer findet sich in der Redacüon der Elioxe-version
der Scbwankinder, die einige gleich alte Züge aufweist und der
gleichen Zeit angehört,* nur die Verbindung mit dem Schwanritter
Bouillons.
Aber wir kennen aufserdem den klar ausgesprochenen Zweck
der Erzählung und den Charakter des Erzählers. Wie die anderen
, Enählungen im Dolopathos geht auch das Märchen von den
» Schwan kindern kaum einen Schritt über diesen Zweck hinaus.
ft^Alles spitzt sich auf ein Umstimmen des Königs, damit er den
Sobn nicht dem Flammentod preisgebe. Nicht die Mitteilung einer
in sich abgerundeten Redaction von der Schwan en sage ist das
Ziel des Mönchs von Haute-Seille, obgleich sich an den älteren
Zügen zeigt, dafs er seine Quelle in den Hauptmomenten genau
wiedergegeben haben mufs. Sondern: einer der Weisen soli aus
i (einer Erzählung hervortreten lassen, wie es einst geschah, dafs
I die Bosheit einer Frau aufgedeckt wurde, oder wie er nach Be-
Lendigung der Erüählung sagt, wie grofs die Bosheit einer Frau sei.
; dem Märchen von den Schwankindem wird die Bos-
eit der Frau aufgedeckt. Die Geschichte von dem Schwanritter
latte für diesen Zweck keinen Werk. Und angesichts dieses Zweckes
t es begreiflich, dafs Johann v. A. S. nur wenige Worte für den
SdiwantiCEcr hat Blofs das Allernöligste wird gesagt Es fo'nt
auch sofort in seiner Erzählung nach dieser Andeutung auf aen
I Schwanritter die Rückkehr zu den Schwankindem, 'Rrcognavit
4rga Tteepitijut paler fili'os ....'. Die wenigen Worte über den
Scbwanritter beweisen also nicht nur nichts für ein älteres Stadium
> S. unlïD S. 1 6 f. "G. Pïris, Romania a, a. 0.
s.
S
IO J. F. D. BLÖTB,
der Sage vom Schwanritter, sondern die Haltung der Erzählung
und ihr Zweck erlauben keinen anderen Schlufs, als dafs Joh. v.
A. S. mehr von dem Stoff wufste, dafs das Allgemeine, das Unbe-
stimmte in dem Satz eine Folge ist von der Bedeutung, die Job.
V. A. S. dem Märchen von den Schwan kin de rn beilegte.
Und hier ist, dünkt mich, nicht ohne Bedeutung, dafs Job.
V. A. S. durch sein 'agnus, de quo fama in eternum per sever aV dem
Zusatz vom Schwanritter einen gewissen rhetorischen Schwung ver-
leiht Seine Worte weisen darauf, dafs er von einem Factum
spricht, das auch andere kennen, ihn selbst aber mit Bewunderung
erfüllt Und das schliefst ein, dafs der Autor sich nicht an einem
blofsen Märchen begeistert hat. Sehi rhetorischer Schwung deutet
auf eine Beziehung, an deren Existenz man glaubte, die in den
Augen des Erzählers etwas Grofses, etwas Ungewöhnliches hatte.
Und das kann für 1179 ^^^^ ^^^ nachher nur die Beziehung ge-
wesen sein zwischen dem Schwanritter und Gottfried von Bouillon.
Denn die Herzoge von Oberlothringen, wie die von Niederlothringen
seiner Zeit stammten nicht von einem Schwanritter. Aufserdem
war die Verbindung zwischen Schwanritter und Schwankindern
kaum einige Jahrzehnte alt Und nur ein dichterischer Kopf voll-
zog sie, denn es scheint, dafs am Ende des Schwankinder-
märchens Aenderungen vorgenommen worden sind, damit die Ver-
bindung möglich sein konnte.* — Was Johann v. A. S. zu dem
Ausruf *hic est ctgnus, de quo fama in eiemum persévérât^ brachte,
ist ihm auch wohl kaum aus Begeisterung för Lothringen ein-
gegeben. Er war Geistlicher und überall in seinem Büchlein be-
wahrt er seinen Charakter als Geistlicher: die Hand Gottes greife
ein, von den Frauen rühre das gröfste Unheil in der Welt Auch
in der Schwanensage und was mit dieser bei ihm zusammenhängt,
zeigen sich diese asketischen Züge. Ihn, den Geistlichen, wird
der Schwan als göttliches Wunder begeistert haben, wie wenige
Jahre nachher Lambert von Ardres und etwas später der Chronist
von Brogne den Schwan oder den Ritter als besonders von Gott
gesandt betonen. Hätten wir es mit landschaftlicher Begeisterung
zu thun, so wäre es gewifs nicht bei der vagen Andeutung ge-
blieben, es würde sich wohl ein Hinweis auf Lothringen gefunden
haben. Und dabei darf nicht vergessen werden, dafs das Kloster
Alta Silva nicht in dem Gebiet lag, das Gottfried von Bouillon
einst verwaltet hatte. Und so ist das Präsens nicht mehr auf-
fallend in ^Hic est cignus, de quo fama in eternum persévérât, quod
cathena aurea militem in navicula tra hat armatum\ Nach der Vor-
stellung Johanns könne der Schwan jeden Tag von neuem er-
scheinen, das Wunder also sich jeden Tag erneuern. Und eine
solche Vorstellung konnte der Verfasser aus der Sage vom Schwan-
ritter gewinnen, wie sie die damaligen französischen Versionen
boten: noch liefs man den Schwan nicht in seine menschliche
» G, Paris, a. a. O. 325.
DER mSTORISCHB SCHWANRTTTER. II
Gestalt zurückkehren, noch wufste man nicht von einem Wieder-
finden des weggezogenen Schwanritters. Die vage Angabe Johanns
V. Â. S. ist demnach, ebenso wenig als der Bericht des Brogner
Chronisten, wie wir gleich sehen werden, ein Beweis für die
Existenz einer uralten lothringischen Version des Schwanritters:
das Allgemeine der Angabe, der Zweck der Erzählung, zu der sie
nur ein unbedeutender Zusatz ist, die Zeit, in welcher der Ver-
hssex des Dolopathos schrieb, der geistliche Charakter des Autors,
sein rhetorischer Schwtíng, das Stadium, in welchem sich damals
die französischen Versionen befanden, das alles weist auf keine
andere Form der Sage, als die wir aus den französischen Versionen
kennen, — und diese knüpfen ausnahmslos an Gottfried von
Bouillon an. —
6.
Mit groCsem Feuer spricht ein Chronist des Klosters
Brogne (oder St. Gérard südlich von Namür) um 1211 von der
Errettung der erhabenen Mutter der Lothringer und ihrer
Tochter durch einen Ritter, den Gott, alte Wunder erneuernd,
unter Führung eines Schwanes nach Mainz sandte. Dieser Ritter
habe an eben diesem Orte den unverschämten Fürsten von Sachsen,
den Bedränger der beiden Frauen, getötet und die Tochter ge-
heiratet. Aus dem Samen dieses Ritters seien Gottfried von
Bouillon und dessen Brüder hervorgegangen, wie auch eine
Schwester Gottfrieds, die Mutter des Manasses, des Herrn von
Hierges.^ — Wie es um diesen Bericht und die Zuverlässigkeit
desselben steht, werde ich in einer besondem Arbeit zeigen, da
die Auseinandersetzung hier zu weit führen wûrde.2 Ich gebe hier
nur die Resultate. Die Begeisterung findet bei dem Chronisten
nicht etwa ihren Grund in der Verehrung des Schwanritters an
sich, oder in seinem lothringischen Patriotismus, oder in besonderer
Bekanntheit mit lothringischer Folklore und lothringischer Ge-
schichte, sondern seine Begeisterung ist nur ein Ausflufs einer be-
greiflichen Verhimmelung des Manasses von Hierges. Dieser halte
dem Kloster Brogne eine wertvolle Reliquie mitgebracht — ein
Stück des echten Kreuzes — und ihm andere Schenkungen ver-
macht Und das Kloster hielt dafür den Manasses in dankbarem
Angedenken, zu urteilen wenigstens nach dem Chronisten. Die
Chronik handelt nur von Manasses und der geschenkten Reliquie.
Der Chronist sucht also jedem Vorkommnis in des Manasses Leben
eine besondere Bedeutung beizulegen. Ob der Lobredner bei
diesem Verfahren die historischen Thatsachen schief interpretiert,
^ Die Chronik ist 1780 in Basel herausgegeben von Le Paige in seiner
Histoire de l* Ordre héréditaire du Cygne, Ein Auszug daraus bei Reiffen-
berg, Chevalier au Cygne, Bruxelles 1846, S. 147 fF. Ergänzende Besprechung
dazu von Eug. del Marmol in Annales de la Société Archéologique de Namur
tv p. 261 ff.
' In der Ztschr. f. deutsches Altertum u, d. Litt. Bd. 45.
12 J. F. D. BLÖTB,
macht ihm wenig Sorgen. Der Himmel und die höchsten welt-
lichen Mächte stehen in Beziehung zu seinem Manasses. Die
Jungfrau María liefs ihn in einem unbekannten Winkel geboren
werden und ihn doch der höchsten irdischen Ehren geniefsen.
Nach seinem Tode greift Gott selbst ein, als des Manasses Sohn
sich weigerte, die Reliquie herauszugeben, wie sein Vater ihm ge-
boten hatte. Manasses stammt von dem sagenhaften König Marcus
und von dem gottgesandten Schwanritter, er ist eines Blutes mit
den Herzogen von Lothringen, den Vorfahren seiner Mutter und
der Könige von Jerusalem. Er wird nach Jerusalem gerufen: die
Königin -Witwe, seine Cousine (einst die Gemahlin König Fulkos),
hat von seinem Ruhm gehört und bedarf seiner. Er wird ihre
Stütze in der Regierung und erzieht ihren Sohn. König Lothar
und König Ludwig loben ihn, als sie nach Jerusalem kommen. —
Aber der gröfste Teil der Herkunft ist Fabel. Wohl war Manasses
durch seine Mutter ein Neflfe Balduins IL von Jerusalem (i n8 — 1 131),
dieser aber war kein Nachkomme des Schwanritters. Der Chronist
fafst femer diesen Balduin II. und dessen unmittelbaren Vorgänger
Balduin I. (iioo — m 8), den Bruder Gottfrieds von Bouillon, als
eine Person auf. Und so begreift es sich, wie Manasses bei ihm
zu einem Nachkommen des Schwanritters wird. Und dafs die
Herren von Hierges nicht etwa durch sich selbst schon von dem
Schwanritter abstammten, zeigen des Chronisten Worte, dafs Ma-
nasses nur durch seine Mutter Schwanritterblut hatte, indem
diese Mutter eine Schwester Gottfrieds von Bouillon war. — Was
an Schwanritterstoff geboten wird, gehört also nicht zum Manasses
und kann nach dem Charakter dieser Chronik nur ein aufge-
bauschter Nachhall der Sage von dem Grofsvater der drei Brüder
sein. Ein Zug läfst sich geradezu als falsch erweisen: Mainz als
Ort der Landung und des Kampfes. t Wie es scheint, folgte der
Chronist der sehr verbreiteten Beatrixversion vom Hörensagen (eine
silberne Kette zieht das Boot, bei Alta Silva und in der Elioxe-
version eine goldene). Er schrieb 1 2 1 1 , d. h. ein volles Jahrhundert
nach Gottfrieds Tod. — Aus seiner Darstellung ist demnach kein
Beweis zu schöpfen für die Existenz einer vorgottfriedischen lothrin-
gischen Sage oder für ein besonderes Stadium der Tradition vom
Schwanritter.
7-
Wenn aus den soeben behandelten Berichten ein Schlufs auf
die Existenz einer lothringischen Sage vor Gottfried nicht gestattet
ist, so berechtigt dies keineswegs das Bestehen einer solchen Tra-
dition ohne weiteres in Abrede zu stellen. Die Untersuchung ver-
langt also eine Antwort auf die Frage, ob aus irgend einem Um-
stand gefolgert werden kann , dafs im 11. Jhd. oder anfangs des
1 2. Jhds. in Lothringen eine solche Sage vom Schwanritter möglich
^ Ztschr. f. deutsches Altertum u. d. Litt., a, a. O^
DER HISTORISCHE SCHWANRITTER. I3
oder nicht möglich war. Und dabei sind zwei Falle zu erwägen.
Gab es eine lothringische Sage vom Schwanritter vor Gottfiied, so
war sie entweder unabhängig von irgend einem Geschlecht, oder
sie war eine Haussage irgend einer anderen lothringischen Familie.
In dem einen wie in dem anderen Falle wurde alsdann die Her-
kunft xor Zeit des ersten Kreuzzugs oder, was wahrscheinlicher
wäre, nachher auf Gottfried von Bouillon und seine Brüder über-
tragen.
In der Verbindung der Sage mit Gottfried und seinen Brüdern
haben wir ein Mittel über eine solche vorherige Existenz der Sage
ins Klare zu kommen.
Erste Annahme.
Die Sage bestand zuvor unabhängig von irgend einem Ge-
schlecht und ward nun um oder nach iioo mit Gottfried von
Bouillon und seinen Brüdern verbunden. Gottfried allein oder
einer seiner Brüder oder sie ^Ue zugleich müssen alsdann speziell
zu der Verbindung Anlafs gegeben haben , denn sonst hätte die
Verbindung sich an ihnen ebenso wenig vollzogen als an ihren
nächsten Vorfahren oder als an anderen ihrer lothringischen und
sonstigen 2^itgenossen. Eine sehr gewöhnliche und verbreitete
Ansicht ist die, dafs die Lothringer ihrem Gottfried, d. h. dem
Manne, der das Teuerste, was die Christenheit kannte — Jeru-
salem und das heilige Grab — , den Heiden entrifs und dann an
dem heiligen Ort König war, durch die Verbindung eine über-
natürliche Herkunft verleihen wollten. Und diese Ansicht scheint
berechtigt zu sein, obgleich ich dafür bis jetzt noch nirgends eine
ausführlichere Motivierung gefunden habe. Kein einziger der anderen
Kreuzfahrer kam ja zu dieser Herkunft; Gottfried war der Anführer
der Lothringer und gelangte durch den Zug zu hoher Bedeutung,
während er als Herzog von Niederlothringen (seit 1089) keine
Rolle gespielt hatte; ^ nur lothringische Historiographie fafste ihn
in den ersten Decennien des 12. Jhds. als einen gottgesandten
Führer auf;* kein einziges Factum aus dem Leben der nächsten
Vorfahren Gottfrieds ist bekannt, das zu der wunderbaren Her-
kunft hätte Anlafs geben können, ja, es läfst sich geradezu zeigen,
dafs die Herkunft von einem der nächsten Vorfahren nicht her-
rühren kann;^ und schliefslich: haben wir nicht analoge Fälle an
den gotischen, angelsächsischen, schwedischen Königen, an den
griechischen und römischen Heroen, Familien und Fürsten u. ä.,
dafs zu deren Verherrlichung eine ähnliche Verbindung mit der
Gottheit erfunden wurde? Und so hat es in der That den An-
schein, dafs die Lothringer Gottfried mit dem Schwanritter in Be-
ziehung setzten, um ihn in dieser Weise vor allen Grofsen und
> H. Pirenne, Geschichte Belgiens Bd. I, Gotha 1899, S. ICX).
• Zuerst bei Albert von Aachen; nicht bei den Zeitgenossen anderer
Nation. Vgl. H. v. Sybel in Allg. Monatsschrift f. Wissenschaft u. Litteraiur,
Juli 185 1, S.48f.
* S. unten Anfang des 9. Abschn. S. 26 f.
14 J* ?• D* BLÖTB,
Fürsten zu erheben , mochten diese nun an dem heiligen Krieg
teilgenommen haben oder nicht. — Eine solche Ansicht von der
Entstehung der Herkunft schliefst aber notwendig die Voraus-
setzung ein, dafs die Lothringer vor Gottfried oder zur Zeit des
ersten Kreuzzugs und noch nachher in dem Schwanritter eine be-
sondere Persönlichkeit erblickten, dafs speziell die Niederlothringer
um I ICO zu dem Schwanritter aufschauten wie zu einem Volks-
heiligen oder zu einem schützenden Landesgenius oder zu einem
Wesen von ähnlicher hoher Bedeutung, von dem abzustammen in
den Augen der damaligen Lothringer ein hohes begehrenswertes
Gut, vielleicht das höchste Ideal ward, ebenso als die angelsädi-
sischen Könige von ihrem Wodan, die schwedischen von ihrem
Frey, die gens Julia von Mars und Venus und Kaiser Augustus
von Apollo^ abstammten. Denn die Verbindung Gottfrieds mit
einem landläufigen Märchen liegt aufserhalb der vorausgesetzten
Verehrung.
Aber die Bedenken gegen diese Ansicht sind so grofs, dafs
sie nicht aufrecht gehalten werden kann. Die Lothringer können
vor Gottfried und in der ersten Zeit nachher in dem Scbwan-
ritter keine besondere, von Gottfried unabhängige Persönlichkeit
erblickt haben, und infolgedessen Gottfried nicht dadurch haben
verherrlichen wollen. Die Bedenken sind folgende:
1. Liegt es wohl in dem Charakter des letzten Jahrzehnts des
II. und der ersten Hälfte des 12. Jhds. mit ihren Kreuzzugs-
tendenzen und Kreuzzugserinnerungen, dafs sich in Lothringen
eine Anschauung Bahn brechen konnte, die einen christlichen
Helden infolge speziell christlicher Thaten als Nachkommen eines
Wesens auffafste, dem gegenüber die Kirche als Kirche sich ganz
neutral verhielt? Neutral, denn Männer geistlichen Standes, wie
Johann von Alta Silva und der Chronist von Brogne, betrachteten
mehrere Jahrzehnte nach Gottfried den Schwanritter zwar als ein
göttliches Wunder, aber der schroffe Helinand erklärte ihn um
dieselbe Zeit für eine Ausgeburt der Hölle, für ein beweisendes
Beispiel zu seiner Meinung, dafs der böse Geist einen fruchtbaren
fleischlichen Umgang mit einem menschlichen Wesen haben könne,
wie ihm nach Vincenz von Beauvais und sodann die Hexenbûcher
seit dem ausgehenden 15. Jhd.' Und hätte die Eärche den Schwan-
ritter als besonderes Wesen anerkannt, so würde er gewifs nicht
mit Gottfried verbunden worden sein, es sei denn dafs Gottfrieds
Vorfahren schon von dem Ritter ihre Abstammung hergeleitet
hätten, was aber nicht der Fall war.
2. Liegt es wohl in dem Charakter einer Gruppe oder eines
einzelnen ihren gefeierten Helden so kurz nach seinem Tod zu
einem Nachkommen eines Wesens zu machen, von dem man bis
^ Nach dem Aegypter Asclepiades von Mendes, bei Sueton, Octav. c. 94.
* S. für den Schwanritter als Dämon Verf. Das Aufkommen des de-
vischen Schwanritters a. a. O. S. 6 f. Anm.
DKR HISTORISCHE SCHWANRITTER. 1 5
dahin wofste, dais es keine Nachkommen hatte? denn Gottfried
und seine Brüder waren die ersten, die Nachkommen des Ritters
^wurden. Und dies im Widerspruch mit aller germanischen, kel-
tischen, griechischen und römischen Tradition, die uns lehrt, dafs
aus der Ehe von unsterblichen Vätern mit sterblichen Müttern
Sohne geboren werden, so dafs wir erwarten mûfsten, dafs die
Brader durch ihren Vater Enkel des Ritters wären.
3. Liegt es wohl in dem Charakter einer sagenbildenden Zeit
überhanpt, ein Wesen, das bis dahin in nebelhafter Feme lebte,
fortan als den Grofsvater eines Mannes zu betrachten, der soeben
erst gestorben war, dessen Vorfahren nicht mit diesem Wesen in
Verbindung standen? Oder falls in der That ein Wesen existierte,
das als Landesgenius oder ähnlich aufgefafst wurde, das also nach
landläufiger Anschauung zu jeder Zeit erscheinen könne, lehren
uns dann andere Ueberlieferungen nicht, dafs ein göttliches Wesen
selbst der Vater wird und zwar durch wunderbare Befruchtung
der Mutter? Der keltische Lug zeugt so den Helden Cûchulainn,
der römische Mars den Romulus und Remus und nach Ascle-
piades von Mendes ward Apollo der Vater des Augustus, indem
der Gott als Drache die Atia überraschte. So dafs es auffällt,
dais nichts Wunderbares mit Ida stattfindet und auch die beiden
anderen Brüder mit in die Verherrlichung gezogen werden.
4. Kann überhaupt von Erhöhung die Rede sein, wenn die
französischen Chansons, die die Herkunft Gottfrieds um ihrer
selbst willen erzählen und die Stimmung bewahren, in welcher der
erste französische Redactor den Stoff um 11 60 oder etwas später
vorfand, das Factum von dem Auftreten des Ritters berichten wie
andere Erzählungen der gleichen Art, nicht den Ritter wie eine
Wundererscheinung vorführen, die in der höchsten Not von Gott
gesandt die Entscheidung bringt, sondern ihn begleiten, wie jeden
anderen Ritter, der in solchen Romanen auf Abenteuer auszieht?
]a, sie fassen den Ritter so menschlich auf, dafs er seinen Geg-
nern kaum gewachsen scheint, ebenso wie die sonstigen Ritter
dieser Kategorie. Sie betrachten die Sache so wenig als eine
göttliche und den Ritter so wenig mit der Gottheit in Verbindung
stehend, 1 dads die ältesten Versionen den Zweikampf des Ritters
mit dem Bedränger der Frauen als die erste That seiner Jugend
berichten, und dafs der Ritter aufserdem mit den Schwankindem
vereinigt wurde. — Ein jedes von diesen vier Bedenken weist
* Allerdings sagt der Engel, der Ida in der Hochzeitsnacht erscheint:
'Dex le t'a envoie par son commandement;
Bien le devés amer, quant vo terre vos rent
£t il vos a ostée de deseritement.
Il est plus jentiex hom, por voir le vos créent,
Que ne soit Tempérer e , à qui Cologne apent.'
(éd. Hippeau I, S. 154.)
l^och wohl nichts Anderes als ein Zusatz vom Dichter imter dem Einflufs der
Eriählung. In der Handlung selbst tritt von der göttlichen Natur des Ritters
nichts hervor.
1 6 J. F. D. BLÖTE,
darauf, dais eine vorherbestehende Traditíon nicht absichtlich mit
Gottfried zu seiner Verherrlichung verbunden wurde, dais es ein
anderes Band gewesen sein muís, ein natürliches, das ihn mit
einem Schwanritter verknüpfte.
£s giebt aber noch Anderes.
5. Mit der hohen Bedeutung etwa als der eines Schutzgeistes
des Landes ist ferner in Widerspruch, dafs die märchenhafte Vor-
stellung vom Schwanritter im Verborgenen lebte, denn nirgends
hat sich eine Andeutung über sie erhalten aus der Zeit vor dem
letzten Viertel des 12. Jhds., in keiner Chronik des 10. und 1 1. Jhds.,
sogar nicht in der Geste der Loherains, während von ca. 11 80 an
reichliche Zeugnisse vorliegen. Man halte dagegen die Herkunft
der germanischen Könige von Wodan und Frey und die Ab-
stammung der griechischen und römischen Geschlechter und Heroen
von ihrem Zeus, Apollo u. ä., auch ohne diese Abstammung kennen
wir die Bedeutung dieser Götter. Und der Schwanritter hat sogar
keinen Namen, denn Helyas, Loherangrin, Brabon Silvius sind Be-
zeichnungen späterer Zeit. — Die märchenhafte Vorstellung kann
femer schwerlich auf die günstigste Gelegenheit gewartet haben
hervorzubrechen, denn die vorangehenden Herzoge von Lothringen,
Gozzillo 1 1044, Gottfried der Bärtige 1 1070» Gottfried der Höckrige
t 1076, übertrafen sowohl ihre .Zeitgenossen als auch Gottfried an
Macht und Ansehen, und die beiden letzten fanden aufserdem
ihren Platz in den französischen Epen vom Schwanritter. Nach
den Chansons soll der Ritter übrigens erst nach Gottfried dem
Höckrigen erschienen sein. Und mit der vorherigen Verborgen-
heit des Daseins des Schwanritters steht denn doch das hohe An-
sehen in Widerspruch, das der Ritter vor Gottfried genossen
haben sollte, indem man ihn würdig erachtete ein Vorfahr Gott-
frieds von Bouillon zu werden, damit man Gottfried vor allen
anderen verehren könne. —
6. Während sie so im Verborgenen lebte, bestand neben der
Tradition von der höheren oder niederen Gestalt des Schwan-
ritters auch das Märchen von den Schwankindern. Ein oder
mehrere Jahrhunderte gingen die beiden Stoffe trotz einzelner Be-
rührungspunkte neben einander her, ohne dafs sie sich gegenseitig
beeinflufsten. Als aber die Verbindung mit Gottfried stattgefunden
hatte, schlössen die beiden sich zusammen, und zwar wie mir
scheint erst nachdem sich die französische Dichtung des Stoffes
vom Schwanritter bemächtigt hatte.i Und dennoch sah ein Johann
^ Es hat Chansons vom Chevalier au Cygne gegeben, die die Schwan-
kinder nicht kannten: l. Berner Ms. 627 (vgl. dazu A. G. Kruger, /Somanta
23, 445 ff.); 2. der französische Dichter, der die Version von den Schwan-
kindern, in welcher die Mutter dieser Kinder Beatrix heilst, verbunden brachte
mit der Geschichte vom Schwanritter, glaubte der erste zu sein, der erzählen
könne, woher der Schwanritter kam:
'Signor, or eacoutés, franche gent assolue,
S'orés bone chançon qui n'est mie seue . . .
Del chevalier au chisne aves chançon oüe:
DER mSTO&lSCHE SCHWANKlTTER. tj
von Alta Silva in dieser Vereinigung nichts Auffallendes, denn die
Verbindung war für ihn etwas Unzweifelhaftes. Gerade er, der
Lothringer, hätte sich beleidigt fühlen müssen, dafs man den alten
von ihm hoch gehaltenen Schwanritter ^ mit einem Ammenmärchen
zu verbinden wagte. — Da die Anschauung, dafs Kinder, Frauen
and höhere Wesen sich in Schwäne verwandeln können, uralt ist
nnd bezeugt wird in der keltischen und germanischen heidnischen
Zeit, so muís das Märchen vom Schwanritter zur Zeit der Ver-
bindung mit den Schwankindem das Neue gewesen sein, das Alte
schlofs sich an das Neue, Kränigere an und muíste sich deswegen
eine Aenderung^ gefallen lassen.
Die höchste £hre fur ein niederlothringisches Geschlecht des
II. und 12. Jhds. und nachher war zu stammen von Troja und
von Karl dem Grofsen, der höchste Titel war von königlichem
Geblüt genannt zu werden. Erst um die Wende des 12. und
13. Jhds., als der Schwanritter als Ahnherr Gottfrieds von Bouillon
allgemein gefeiert wird, fängt Brabant, das durch eine Vermählung
mit Boulogne das Recht auf diese Abstammung erworben hatte,
an, sich auf diese Herkunft zu berufen. Um dieselbe Zeit er-
hebt Lambert von Ardres das Haus Boulogne wegen eben dieses
Ursprungs, aber Flandern, sagt er, reiche nicht an diesen gött-
lichen Ursprung, obgleich es seine Abstammung von Kaisem und
Königen ableite. So wenig willkürlich war die Verbindung. —
£in schwebendes Märchen — denn dies wäre doch am Ende die
Sage vom Schwanritter gewesen, wenn wir ihre geschlechtslose
Existenz vor Gottfried voraussetzen — konnte nicht zur Erhöhung
irgend einer Persönlichkeit beitragen. Bestand in Lothringen um
1 100 eine Sage vom Schwanritter, unabhängig von irgend einem
Geschlecht, so hat man diese Sage nicht als Herkunft für Gottfried
benutzt, um damit Gottfried verherrlichen zu wollen. Bestand
in der That eine solche Tradition vorher, so war der Grund der
Verbindung ein anderer.
Wer übrigens eine absichtliche Verbindung annimmt, wird wohl
immer geneigt sein, von der Hoheit des Schwanritters auszugehen.
Und dennoch: wenn wir seit dem letzten Viertel des 12. Jhds. in
einigen unserer Quellen den Schwanritter als höheres Wesen ge-
feiert fìnden, welche Bürgschaft haben wir, dafs sich diese Ver-
ehrung nicht erst bildete, nachdem die Verbindung mit Gottfried
sich vollzogen hatte? Denn die Begeisterung, mit der um 1184
ein Johannes von Alta Silva, um 1198 ein Lambert von Ardres,
um 121 1 ein Brogner Chronist von der Erscheinung sprechen, ent-
II n'i a si vieil home ne feme si chenue
Qui onques en oïst la premiere venue,
De quel terre il ert nés; mais or sera seiie:
Je le vous dirai bien, se Dieu piaist et s'aiue.
(G. Paris, Romania 19, 323.)
^ S. oben Abschnitt 5, S. io.
* G. Paris, a. a. O. S. 325.
Zeitschr. £ rom. PhiL XXV. 2
20 J. V, D. BLÖTE,
LothrÍDgen auf der Hand liegende Identifîsiening mit dem wtrk-'l^
liehen Grofsvaler nicht stattgefunden hatte. So fest war das sageit- 1
hafte Verwandtschaft liehe Verhältnis geschmiedet, dafs der wirkliche I
Grofsvaler nicht identifiziert, mondera kurzweg um zwei Stufen f
hin aufgeschoben , d. h. zum Grofsvater der Gemahlin des Schwan- '
ritters gemacht wurde, und nachher das Märchen von den Schwan-
k indetti sich ein paar auf serliche Aenderungen muíste gefallen
lassen, um dann vor das Ganie gesetîl zu werden, als ein i
leres Ausspinnen der Herkunft, ohne dafs eine innere Verkettung
angestrebt wurde, so dafs die Verbindung auf den ersten Blick ia J
die Augen fällt. Und das giebt uns einen Hinweis, wie die Ver- 1
einigung zwischen einer etwaigen vorgotl fri ed ¡sehen Tradition und I
der Herkunft eines Grofsvaters \on weiblicher Seite innerhalb des
kurzen Zeitraums von etwa 50 Jahren ausgefallen wäre: nicht t
Mischung, sondern eine Aufeinanderfolge, nicht zum Grofsvater
wäre der Schwanrilter irgend einer vorgottfriedischen lothringischen
Sage geworden, sondern auch in der Verbindung hätte er eine J
selbständige Rolle bewahrt Und dafs er diese selbständige Rolla 1
nie gehabt hat, zeigt die Vorsetzung des Märchens von den Schwan- J
kindern. — Und gesetzt, es hätte eine energischere gegenseitige 1
Anpassung stattgefunden, sollte da die Concurrenz zwischen der 1
Landessage einerseits, die keine Nachkommen gekannt hatte und I
von der wir anzunehmen haben, dafs sie lange vor Gottfried bekannt '
war und auch nach ihm bekannt blieb, und der Herkunft Gottfrieds
von einem Grofsvater andererseits, von welchem er ein Nachkommen
genannt wurde, und welcher an sich ein Grofsvater einer der
Gattinnen der Brüder war, den man aber für einen wirklichen
Grofsvater der Brüder hielt, sich um 1 150 schon so ganz zu Gunsten 1
des übertragenen Grofsvaters entschieden haben, dafs man die 1
wirklichen Vorfahren Gottfrieds nur um einige Stufen hinauf ge- |
schoben hätte, um dem sagenhaften Grofsvater Platz machen zn I
können? Von dem man doch nach der alten Landessage wufste, J
dafs er lange vor diesen Gottfrieden erschienen war. Wie lehr- 1
reich sind hier die oben schon angeführten Genealogien! ohne die 1
Abstammung von Wodan, Frey, von Zeus, Apollo u.s.w. in ge- 1
wissen Familien, würden wir doch die Bedeutung dieser Wesen in |
dem eInsligcQ Gölterglauben kennen. Von dem Schwanritter \
man nichts als durch Gottfrieds Abstammung. Und ein uraltes Wesen
hätte gewifs einen Namen gehabt, und der Ritter ist anfangs
namenlos. Auch bei energischerer Anpassung wäre das Produkt
in dem kurzen Zeitraum Aufeinanderfolge gewesen und nicht Iden-
tifizierung. — Und noch einmal: keine einzige Version aus der ]
Zeit bis etwa 1230 läfst sich anführen, die die Sage zweifellos un-
abhängig von Gottfried von Bouillon giebt. — Und auch hier
spricht die Verbindung mit den Schwankindetn gegen eine Con-
tamination von einer Ursage mit den Erlebnissen einer historischen
Person. Die Verbindung scheint mir, wie ich oben angab, ein
Erzeugnis aus der Zeit, da der Schwanntter schon in der lianza-
li
1
il
DER mSTORISCHB SCHWANRTTTER. 21
sischen Litteratur seinen Dichter gefunden hatte. Wäre eine Tra-
dition von einem Scbwanritter uralt gewesen, so hätte sich die
Verbindung mit den Schwankindem, d. h. mit einem Märchen von
hohem Alter, nicht erst so spät vollzogen. — Die Ansicht, dafs
die sagenhafte Herkunft der Brüder eine Contamination wäre aus
dem, was man etwa von einem Grofsvater weiblicherseits erzählte,
and einer vorauszusetzenden alten lothringischen Tradition, die un-
abhängig von irgend welchem Geschlecht bestand, ist unhaltbar. —
Wir waren von der Annahme ausgegangen, dafs es eine ge-
schlechtslose vorgottfriedische Sage vom Schwanritter
könnte gegeben haben. Diese Annahme hat zu dem Resultat ge-
führt, dafs es eine solche Sage nicht gegeben hat
Zweite Annahme.
Die Sage war vielleicht eine Haussage irgend welcher lothrin-
gischen Familie und wurde jetzt zur Zeit des ersten Kreuzzugs
oder kurz nachher auf Gottfried von Bouillon übertragen. — War
es wiederum eine absichtliche Verbindung, so denken wir dabei
zunächst daran, dafs ein solcher wunderbarer Ursprung für höher
als jegliche andere Abstammung gehalten wurde. Da die vor-
nehmen Familien Lothringens um diese Zeit ihren höchsten Stolz
in Abstammung von Kaisem und Königen setzten und womöglich
auf Troja und Karl den Grofsen sich beriefen (Flandern, Brabant,
Namûr, Limburg, Hennegau, Holland), Brabants und Namûrs An-
sprüche auf den Schwanritter erst im 13. Jhd. sich entwickelten,
so mufs es also eine lothringische Familie von geringerem Ansehen
gewesen sein, in welcher die Sage lebte und aus der man den
Ursprung für Gottfried schöpfte.
Aber: ein Volk, das seinen Helden wirklich ehren will, und
ein einzelner, der seinen Liebling besonders auszuzeichnen begehrt,
greifen nach dem Höchsten, was sie kennen, und das konnte doch
nicht die an sich dunkle, auch für jene Zeit (man denke an die ab-
lehnende Haltung sämtlicher Chronisten des 1 2. Jhds., etwa Lambert
von Ardres von ca. 1200 ausgenommen) sehr problematische Her-
kunft eines Geschlechtes sein, das von weitem nicht an das Ansehen
eines Gottfried von Bouillon auf und nach der Kreuzfahrt reichte.
Gerade die Sonderstellung Gottfrieds in den Augen der Lothringer
steht im Wege, wie wir sie aus Albert von Aachen ca. 1 1 25 kennen
lernen. — Und femer, wenn diese willkürlich übertragene Ver-
bindung, nachdem sie einmal erfunden worden war, im 12. Jhd.
so leicht allgemeinen Glauben fand, warum gingen dann Limburg,
Hennegau, die Könige von Jerusalem seit Balduin IL, d. h. seit
II 18, und Robert von Flandern leer aus? Das mit Brabant riva-
lisierende Limburg, von welchem zwei Grafen, wie wir oben
sahen, in der ersten Hälfte des 12. Jhds. den Titel Herzog von
Niederlothringen führten und unmittelbare Nachfolger Gottfrieds in
Niederlothringen waren oder sich als solche betrachteten. Henne -
gau mit seinem in den Kreuzzug gesandten Balduin II., der im
Wg. Land spurlos verschwand, aber ns^chher eben deswegen *von
22 J. F. D. BLÖTE,
Jerusalem* genannt wurde. Die Könige von Jerusalem nach
Balduin I. (f m 8), die so recht doch als Nachfolger Gottfrieds
und Balduins sich ohne weiteres die Herkunft hätten beilegen
können. Robert II. von Flandern (1093 — im), der 'durch
religiöse Begeisterung in den ersten Kreuzzug getrieben* 'ruhm-
bedeckt' aus Palästina zurückkehrte, der in dem Gesang von An-
tiochien in den Mittelpunkt gerückt wird, dessen Vater Robert der
Friese 1083 schon durch seine Fahrt nach dem hlg. Land und
dann durch andere Thaten eine gefeierte und sogar gegen Ende
seines Lebens sagenhafte Persönlichkeit geworden war,i und dessen
Nachkommen trotzdem, wie Lambert von Ardres ausdrücklich be-
tont, von keinem Schwanritter stammten. Man füge hinzu, was
ich schon oben bemerkte, dafs erst Gottfried und seine Brüder
dieser Ehre teilhaft wurden, und nicht einer ihrer Vorfahren; dafs
uns von einem Schwanritter erst mit Gottfried von Bouillon be-
richtet wird; man erwäge, dafs bei den Familien, die sich seit dem
13. Jhd. gleichfalls vom Schwanritter nannten (Brabant und Cleve),
die Herkimft durch eine Vermählung entstand, ebenso wie bei
anderen von Karl dem Grofsen, — und es läfst sich keine andere
Folgerung ziehen, als dafs Gottfried nicht durch irgend welche
willkürliche Uebertrag^ng aus einer oder der anderen lothringischen
Familie zu seiner Herkunft von einem Schwanritter gekommen ist.
Aber hat das Lothringen des 1 2. Jhds. angesichts der ins
Ideale sich hebenden Gestalt Gottfrieds seinem geliebten Helden
nicht um jeden Preis eine wunderbare Herkunft geben wollen?
Was fragte es denn danach, ob die Herkunft anfangs nur ein
schwebendes Märchen war, oder eine Haussage eines anderen Ge-
schlechtes? Zur Not schleppte es eine Tradition von auswärts
herbei, erdachte sich vielleicht selbst diesen einzigartigen Ursprung,
wenn die Herkunft nur wunderbar war und sich dadurch der
Schein einer Verbindung zwischen der Gottheit und Gottfried oder
überhaupt etwas Fremdartiges herstellen liefs. — Gegen dies alles
spricht zunächst schon der Zweck. Wer verehrt, greift nicht nach
dem ersten Besten, sondern nach dem, was in der Umgebung als
etwas Hohes betrachtet wird. So wurden Germanen und Römer
mit den Göttern verbunden, setzten Franken ihren Stolz in troja-
nische Abstammung. Sodann ist immer das eigentümliche ver-
wandtschaftliche Verhältnis zwischen dem Schwanritter und den
drei Brüdern im Wege. Bei allen anderen Geschlechtem, die
später einen autochthonen Schwanritter besafsen, wird das Auftreten
des Ritters verlegt in weite Vergangenheit, in das 8., 7., 6. Jhd.
n. Chr., sogar einmal in die Zeit J. Cäsars. Der brabantische, cle-
vische, arkelsche Ahnherr steht fast an der Spitze des Geschlechtes.
Nicht anders in dieser Beziehung die Abstammung anderer histo-
rischen Persönlichkeiten. Absichtliche genealogische Familiendichtung
fuhrt in die Feme, oder macht das göttliche Wesen zum Vater
^ H. Pirenne, a. a. O. S. 115 f.
DBR HISTORISCHB SCHWANRITTER. 23
der historischen Person. Gerade der Schwanritter als Grofsvater
und zwar dorch die Mutter, gerade dafs auch die beiden anderen
Brüder mit in die Verherrlichung gezogen wurden, am auffallendsten
Eustachi der in Lothringen fremd war, mahnt daran, dafs an eine
absichtliche Verbindung von welcher Art auch nicht zu denken ist
Eine absichtliche Verbindung mit irgend welcher vorher
schon bestehenden lothringischen oder fremden oder erfundenen
Tradition ist ausgeschlossen. Eine unwillkürliche Uebertragung
einer lothringischen Landessage oder eines lothringischen Märchens
auf Gottfried hat nicht stattgefunden. Es gab vor Gottfried eine
solche Tradition in Lothringen überhaupt nicht Dies Resultat ist
im Einklang mit dem Schweigen der Berichte von einem Schwan-
ritter vor ca. II 80 und mit der Thatsache, dafs es in der germa-
nischen und keltischen Mythologie kein göttliches Wesen gab,
dessen charakteristisches Attribut oder Merkmal ein Schwan ist^
Ein ganz bestimmter Umstand mufs unwillkürlich dazu Ânlafs
gegeben haben, dafs den Brüdern ein Schwanritter zum Grofsvater
mütterlicherseits gegeben wurde. Aus einem historischen Factum
mufs ihnen die Herkunft erwachsen sein.
8.
In dem vorhergehenden Abschnitt habe ich wiederholt den
Schwanritter als Grofsvater der drei Brüder betont Ich schalte
hier eine kurze Erörterung über diesen Punkt ein.
Die französischen Chansons führen den Schwanritter nur als
Grofsvater Gottfrieds auf. Andere Fassungen — freilich nur
kurze, oft sind es nur Andeutungen — geben das genauere Ver-
wandtschaftsverhältnis zwischen dem Ritter und Gottfried nicht an.
Weist das Nichtangeben der engeren Verwandtschaft nicht etwa auf
ein ursprünglicheres Stadium?
Bei dieser Frage läfst sich eins schon gleich constalieren. Aus
nicht einem Zug der Fassungen und Andeutungen mit der fehlenden
Bezeichnung der Verwandtschaft zeigt sich, dafs das Fehlen seinen
Grund hat in einer von den Chansons verschiedenen Vorstellung des
Grades der Verwandtschaft: alle heben andere für ihre Darstellung
wichtigere Züge hervor und berücksichtigen infolgedessen den ge-
nauen Verwandtschaftsgrad nicht. Von Johannes von Alta Silva
war oben die Rede. Er hat nur ein paar Worte für das weitere
Schicksal des Schwans, der nicht mehr in seine menschliche Ge-
1 Ich habe 1894 i° ^^^ Ztschr. f. deutsches Altertum u. d. Litt. 38, 280 f.
die Vögel, welche Lug nach einer irischen Legende vorausschickt, als er den
Helden Cûchulainn erzeugen wollte, als Schwäne gedeutet. Wenn die da
geäufserte Vermutung über diese Vögel richtig ist, so bleibt noch die schwie-
rige Frage, ob die Legende eine irische Erfindung ist oder ob sie auf einer
allgemein keltischen Ansicht beruht. Die Aufzeichnung dieser Legende soll
dem Ende des li. Jhds. angehören. Lug erscheint sonst immer ohne Vögel. —
Die Erzählung von dem faröischen Höni (übersetzt bei K. Simrock, Handbuch
d, deutschen Myth.* S. 103 fif.) gehört nicht hieher. S. Verf. a. a. O. 287 f.
J. F. D. BLÖTE,
Stall zurückkehren konnte. Von einem Ver wan dtschafts verbal tn
zu Gottfried oder 2u einem anderen Geschieclit spricht Joh. '
nichL Zweck seiner Darstellung war ja, die Bosheit einer Fr«
sum Ausdruck zu bringen, und dazu genügte das Märchen t
den Schwankindem. — Sein französischer Uebersetzer He:
hebt lira izio den Ritter hervor, aber hat von diesem nur (
Zusatz 'Fuis lini de BoiUon la duchiP Von Nachkommen ist i.
bei ihm mcht die Rede. — Wilhelm von Tyrus geht ca. i
in seiner Historia IX, Ô, nachdem er von Idas Prophezeiung i
den zukünftigen Titeln ihrer drei Söhne gesprochen hat, geSisseni-
lîch nicht auf die Fabel von dem Schwan ein, •Hut id verum fuisse
pltirimorum aslrual narralio', und darum lag es ihm fern von dem
Verwandtschaftsgrad zu sprechen. — Lambert von Ardres sieht
ca. 1198 in seiner Begeistemog für den Ursprung seiner Grafen
von Gnines in dem boulognischen Haus des 10. Jhds. sogar schon
göttliche Herkunft durch den Schwanritter, entgegen dem wirk-
lichen Thatbestand (Boulogne kam erst durch Eustach 111. zur
Sage], entgegen aller Tradition, entgegen der Ankündigung seines
Prologs, dafs er nur Wahrheil berichten wolle. Seine Mitteilung
hat er freilich nicht aus einet Chanson, sonst würde er den Ana-
chronismus und den genealogischen Fehler nicht gemacht haben:
er glaubte, indem er über das wahre Verhältnis nicht genauer Be-
scheid wufste, dafs die Herkunft des Hauses Boulogne seiner Zeit
schon einem früheren Zeitraum angehörte. Von dem Schwanritter
berichtete er auch nur, dafs er vom Himmel kam: 'Cicnt non phan-
tastici sed veri et divini ducaiu eeliltts adveclus' (MG. SS. 24, 570). —
Helinand ist ca. laoo derart von dem Zweck, zu welchem er den
Schwanrittcr in seine Weltgeschichte (sie ging bis 1204) aufnimmt,
erfüllt, dafs er nur die Züge, die er für diesen Zweck geeignet
glaubte, erwähnt. Der wellverachtende Geistliche war einst ein
wellfroher Sänger gewesen, der bei keiner Festlichkeit gefehlt hatte.1
Die Lieder über den Schwanritter fallen in die Zeit seines Sänger-
tums. Wenn Helinand auch selbst nicht davon gesungen hatt^
der Stoff war ihm bekannt Jetzt, da dieser Sänger fromm ge-
worden, ist ihm der Ritter gerade noch gut genug, um mit aufge-
führt zu werden unter einer Gruppe von Beispielen, durch welche
gleichsam ad oculos demonstriert werden soll , dafs auch Dämonen
Menschen von Fleisch und Blut erzeugen können. Daher die Her-
vorhebung des Beglaubigten (viele Fürsten seien in einem grofsen
und berühmten Schlofs am Rhein, Juvamen geheifsen, zugegen ge-
wesen und kannten dennoch den Fremden nicht), daher die Erwäh-
nung, dafs der Fremde sich später eine edle Gatlin nahm, bei
der er Kinder gewann, die Betonung des Dämonischen in seiner
Ankunft und wie er endlich zufiillig wiederum in dem Schlofs ver-
' In der Epistola ad Gallerum clericum (lib. de repai
3IZ, 748, sagt Helioaad von SEinem weltllcbcD Leben; '»<;
nen tktairmn, «on amptiithtatrum, non amphicirats, non _
^dP> gymnasium, non arena sine eo {«c. Hclinando) reionaòat'
DER mSTORTSCHB SCHWÂNRTTTER. 25
weilend den Schwan mit Boot und Kette wiedersah und sich sofort
in das Boot stürzte, daher die Allgemeinheit des mit Rücksicht auf
den Zweck für Helinand und seine Leser wichtigen Schlusses * pro-
genies dus usque hodü perseverai,^ — Wolfram von Eschenbach
hat eine Verwandtschaft, die ganz deutlich weit über den Grofsvater
hinausreicht Aber irgend welche beweisende Krad liegt in seiner
Darstellung nicht dafür, dafs er das ursprüngliche Verhältnis wieder-
giebt Infolge der Composition seines Parzival brauchte der bairische
Dichter oder seine Vorlage einen Ritter, der nach Vorschrift des
Grals geheimnisvoll in einem Land erscheint, wo man seiner bedarf,
wo er sich eine Gattin nimmt, Kinder zeugt und dem Lande zum
Segen wird. Die Sage vom Schwanritter ist demnach bei Wolfram
in den Dienst des Ganzen getreten. Sein Schwanritter muíste ein
Gralritter sein, und so machte er ihn zum Sohne Parzivals und
somit zimi Zeitgenossen König Arthurs. Aufserdem verdunkelte
Wolfram das verwandtschaftliche Verhältnis, indem er für das
überlieferte Bouillon Brabant einsetzte.* — Der Chronist von
B rogne nennt ca. 121 1 die drei Brüder von dem Samen des
Schwanritters. Aber auch er verfolgt einen Zweck. Dieser Zweck
beherrscht ihn vollständig: die Verherrlichung des Manasses von
Hierges, des Wohlthäters seines Klosters. Indem er Balduin U.
von Jerusalem verschmilzt mit Balduin L, läfst er Manasses von
einem Schwanritter stammen. Seine schwulstige Version mufs der
Nachklang irgend einer französischen Version sein, ein Nachklang,
der, wie ich oben im 6. Abschnitt schon andeutete, der Gewissen-
haftigkeit des Chronisten wenig Ehre macht. Das Verschweigen
des genaueren Verwandtschaftsgrades erlaubt bei ihm demnach
keine Schlüsse. — Philippe Mousket sagt mit seinem *5*en fu
Gode/rois, ce sei-on, kì fu de Jhérusalem rozs'^ zwar nicht ausdrück-
lich, dafs Gottfried der Enkel des Schwanritters war, aber erstens
weisen die Jahre, in welche er die Erscheinung fallen läfst (um 1025),
und sodann die Nebenumstände, die Mousket erwähnt, auf das-
selbe Verhältnis wie in den Chansons. —
Das also sind die frühesten Versionen,* die von dem genauen
Verwandtschaftsgrad schweigen, obgleich ihnen der Schwanrittcr
* Bei Vincenz von Beau vais, Spec. Natur, II, 127. — Vgl. über die
Helinandstclle Verf. Das Aufkommen des clevischen Schwanriltcrs a. a. O.
S.6-8.
'Bei Gerbert, der den Schwanritter auch mit Percheval in Beziehung
l^ringt, ist der Ritter ein ferner Nachkomme Perchevals. Gerbert halt aber
iest an dem Grofsvatertum des Schwanritters in Bezug auf Gottfried v. B. —
Vgl. über Wolfram v. E. und über Gerbert Verf. a. a. O. S. 18 ff. 47 ff.
' Reiffenberg, Chevalier au Cygne, Bruxelles 1846, S. 150.
* Einer späteren Zeit angehörig ist die Prosaeinleitung zum Sone von
Nausay. Diese kennt den Schwanritter als Gemahl der Beatrix nach der
Jolung des Sachsen zu Nimwegen und als Vater der Ida, läfst ihn aber nach
^cr Frage nach Kleinasien ziehen, wo er an einer zweiten Gemahlin, der
«errin von Baruch, drei Söhne gewinnt (M. Goldschmidt, Sone von Nausay,
i'^-I^ubl. d. Litt. Vereins, Tübingen 1899, S. 554, wo in 'Elyas ochist le
^^c Animaye* lur *Animaye' zu lesen ist *a Nimaye* d. h, *zu Nimwegen*).
2Ò J. F. D. BL6TB,
als Herzog von Bouillon vorschwebte. Sie sind sämtlich entstanden
nach 1 1 79, d. h. nachdem die französische Dichtung sich schon
des Stoffes bemächtigt hatte. Sieht man ab von Herbert und
Ph. Mousket, deren Meinung in unserer Frage wohl ohne weiteres
auf das Verhältnis in den Chansons hinweist, so erzählt kein ein*
ziger der besprochenen Berichte die Sage um ihrer selbst willen.
Alle betonen nur die für ihren Zweck wertvolleren Züge, so dafs
sie unwillkürlich (Wolfram allerdings absichtlich) den genaueren
Verwandtschaftsgrad nicht zum Ausdruck bringeiL Und kein anderer
Zug berechtigt bei ihnen zu der Annahme, dafs sie ein Stadium
der Sage vertreten, welches im 12. Jhd. den Schwanritter anders
denn als den Grofsvater Gottfrieds kannte. Sie stehen in Bezug auf
diesen Punkt in keinem Widerspruch zu der Angabe der Chansons.
Damit ist freilich nicht ausgemacht, dafs die Angabe der
Chansons ursprünglicher ist. Aber es ist zweifellos, dafs der Re-
dactor, der zuerst den Stoff französisch in der Gestalt behandelte,
wie wir ihn aus den Chansons kennen lernen, das Verhältnis vom
Grofsvater zum Enkel hatte, denn alle ausführlichen Redactionen,
die nach ihm entstanden und sämtlich im letzten Grunde auf seine
Bearbeitung zurückgehen, haben das Verhältnis. Da femer nur
in Lothringen Gott^ed schon früh als gottgesandter Führer anf-
gefafst wurde, während er bei den Berichterstattern anderer Ge-
genden ein gewöhnlicher, wenn auch tüchtiger Anfuhrer ist, und
andere Völkerschaften andere Helden des Kreuzzugs feiern ,1 wie
z. B. Flandern den Grafen Robert, so stammt der Stoff ans Lo-
thringen, worauf auch ohnedies das Historisch -Locale weist So
fest nun mufs das Verhältnis von Grofsvater zu Enkel gewesen sein,
dafs der erste französische Redactor oder dessen Quelle schon den
historisch überlieferten wirklichen Grofsvater Gottfried den Bärtigen
um zwei Grade in der Verwandtschaft hinaufrûckte, damit der
sagenhafte Grofsvater seinen Platz fände. Ein Zug, wie der eines
Grofsvaters, und zwar von der mütterlichen und nicht von der
väterlichen Seite, ist übrigens, wie wir schon im vorigen Abschnitt
sahen, zu charakteristisch, als dafs er beliebig statt eines willkür-
lichen Vorfahren eingesetzt worden wäre. Der Redactor der ersten
französischen Chanson vom Schwanritter hat demnach nur ein Ver-
hältnis wiedergegeben, das er vorfand.
9-
Die Erlebnisse des Vorfahren der drei Brüder, der zu der
5>age Anlafs gab, müssen unwillkürlich in den Gesichtskreis der
Lothringer des 12. Jhds. getreten sein, mag dieser Vorfahr non ein
Grofsvater gewesen sein oder nicht Und dennoch scdieint diese
Erwägung uns um keinen Schritt weiter zu fuhren. Denn weder bei
den Vorfahren väterlicherseits noch bei denen mûtteriidierseits des
II. Jhds. finden wir etwas berichtet, woraus sich die wunderbare Vor-
> S. S. 15 Anm. 2.
DER HISTORISCHE SCHWANRÎTTER. 2^
Stellung von einem Schwanritter hätte entwickeln können. Ununter-
brochen schreiten aufserdem die Geschlechter Verdun (dieses bis 1076)
und Boulogne von Vater auf Sohn, ein einziges Mal auf den Bruder.
Eine Frauenregierung kommt nicht vor. Kein Fremder drängt sich
hinein, der sich vermählt mit der Tochter des Fürstenhauses und
fortan Herr des Landes ist Und zudem: in keiner Version fuhrt
der Schwanritter einen Namen, der an einen Fürsten aus einem
der beiden Häuser erinnert, wie man doch erwarten dürfte, wenn
einer der Vorfahren den Schwanritter abgegeben hätte. Die
Chansons bewahren manches Historische. Sie nennen Gottfried
den Bärtigen, Gottfried den Höckrigen, Eustach II. von Boulogne,
die Ida, die drei Brüder. Sie scheiden genau in den Titeln
zwischen einem Grafen von Namûr, einem Herzog von Löwen,
von Limburg, von Lothringen. Sie wissen, dafs Löwen und
St. Trond zusammengehören. Nur der Schwanritter und die be-
drängte Witwe sind namenlos, oder haben später einen Namen,
der in dem Haus der Ardennen und in dem Geschlecht der Grafen
von Boulogne nicht vorkommt, nicht vorher und nicht nachher.
Eine Betrachtung der Vorfahren der drei Brüder führt zu
keinem Ziel. Und doch mufs die Tradition sich aus Vorstellungen
entwickelt haben, die an sich nicht so ganz weit von den Brüdern
abgelegen haben können. Waren auch die Thatsachen, welche
diese Vorstellungen erzeugten, den Zeitgenossen und denen nach
ihnen unklar, es war doch soviel davon bekannt, dafs dadurch die
Phantasie der Masse oder des einzelnen angeregt wurde. Es mufs
ein Fall gewesen sein, wie er in ähnlicher Weise bei Lambert von
Ardres und dem Chronisten von Brogne begegnet Man — um
dieses allgemeine Wort zu gebrauchen — wollte nicht absichtlich
fälschen; man deutete aber falsch.
Da wir also bei den Verwandten der Brüder bleiben müssen,
so giebt es nur noch als letzte Möglichkeit, dafs die Abstammung
einer Gemahlin eines der drei Brüder eingewirkt hat Man —
mehrere oder ein einzelner — hätte alsdann irrtümlich dem Gatten
zuerkannt, was rechtens nur der Gattin gehörte. Die Verwechs-
lung mufs aus irgend einem Grunde leicht gewesen sein. Von da
aus erfolgte dann die Uebertragung auf die drei Brüder zusammen.
Wir hätten also etwas Aehnliches wie bei Wolfram von Eschen bach,
der dem Haus Brabant einen Schwanritterursprung zuschrieb, der
erst für die Herzogin von Brabant seiner Zeit, eine boulognische
Gräfin, gelten konnte, oder aus der Verwechslung zwischen den
Herzogen von Niederlothringen aus dem Haus Verdun mit denen
aus dem Haus Löwen hervorging.^
Gottfried von Bouillon selbst war nie verheiratet — Eustach III.,
* lieber das Aufkommen und die Entwicklung des brabanüschen Schwan-
'^tters wird eine besondere Arbeit erscheinen. Für jetzt gestatte ich mir zu
^crwreiscn nach Verf,*s Da^ Aufkommen des cle vischen Schwann Iters a. a. O,
S. isaf.
28
J- 1
der älteste der drei Brüder, Graf von Boulogne nach dem Tode
seines Vaters, hatte Marie, die Tochter Malcolms III., Königs von
Schottland, zur Frau. Aber auch wenn die Könige von Schottland
eine wunderbare Herkunft gehabt hätten, so wäre das alles doch
ohne Wert für den Ursprung unserer Sage gewesen: denn Eustach III.
stand den Lothringern fem, er machte den Kreazzug nicht mit
ihnen mit, er brach später auf mit den französischen Herren und
gelangte über Italien vor Antiochien. Und was jegliche Möglich-
keit abschneidet: erst nach seiner Rückkehr ans dem big. Land
heiratet Eustach 111., im J. It02. So dafs speziell die Lothringer
keinen Anlafs gefunden haben können, eine etwaige Herkunft von
seiner Gattin auf ihn und seine Brüder zu übertragen.
Bleibt übrig der jüngste Bruder, Balduin, der nach dem Tode
Gottfrieds König von Jerusalem wurde (noo — Ili8).
Balduin war dreimal verheiratet. Mit der ersten Frau —
Godehilde von Toeni — hatte er sich, kurz bevor er zum Kreuzzug
aufbrach (August logò), vermählt. Sie begleitete ihn auf der Fahr^
starb aber nach monatelanger schmerzlicher Krankheit bei Maresia
in Lykaonien (Juli 1097), noch ehe das Hauptheer vor Antiochien
gelangte. — Das zweite Mal heiratete Balduin in Edessa eine arme-
nische Fürstin, von der er sich aber wieJenim trennte, obgleich
ein Grund der Trennung, der ihn dazu berechtigte, nicht vorlag.
Einige sagen — fahrt Wilhelm von Tyrus XI, 1 fort — , dafs der
tiefverschuldete König eine reichere Frau nehmen wollte; andere^
dafs sie ihre weibliche Ehre nicht genug wahrte. Balduin steckte
sie in ein Nonnenkloster in Jerusalem; als sie durch List entkam,
floh sie aus dem Reiche und soll weiter ein gemeines schlechtes
Leben geführt haben, — Die dritte Gemahlin war die Gräfin von
Sicilien, eine edle und mächtige Frau, die Witwe des Grafen Roger
Bursa, eines Bruders von Robert Guiscard. Dreizehn Jahre lang
lebte sie mit Balduin in kinderloser Ehe. Dann liefs er, in seinem
Gewissen geängstigt wegen seiner Ehe mit der zweiten Frau, sich
von ihr scheiden. Dieses Unrecht war zur Zeit des Wilhelm von
T)TUS noch unvergessen bei den Erben ihres Sohnes, der nach
dem Vertrag König von Jerusalem liätle werden müssen, weil seine
Mutler kinderlos geblieben war {Wilh. v. Tyrus XI, 29).
Die Ehe mit der dritten Frau fällt in eine Zeit, da die wcll-
erschültemden Ereignisse vollbracht sind. Gottfried ¡st gestorben,
die meisten Abendländer sind wieder nach der Heimat zurück-
gekehrt, Balduin ist seit einigen Jahren König in Jerusalem. Die
Wogen der Begeisterung haben sich gelegt und mit nüchternem
Auge werden die Dinge im Morgenlande betrachtet. Und auch
wenn die Gräfin von Sicilien eine fremdartige Familien tradition
gehabt hätte, — so manches Jahr hat die Umgebung Balduins
und die anderen den Balduin ohne eine seltsame Herkunft ge-
kannt, dafs eine etwaige Uebertragung auf ihn nicht mehr statt-
gefunden haben kann. Zudem weisen die unvergessenen An-
sprüche der Erben des Sohnes aus der ersten Ehe der Gräfin
DER HlSTOUISCHli SCHWANRin
29
darauf, daTs die Abkunft der sicilischen Gräfin und die Balduins
nicht vennischt wurden.
Schwieriger ¡st eine Entscheidung für die zweite Ehe, denn
die Vermählung mit der armenischen Prinzessin fällt noch in die
Zeit der Aufregung. Allerdings darf man auch hier geltend machen,
dafs, wenn bis dahin auf dem Zuge niemand aus der lothringischen
Umgebung von einem fremdartigen Ursprung Balduins gehört hatte,
such jetzt nach zweijährigem Zusammensein eine fremdartige Ab-
kunft der zweiten Gemahiin auf Balduin nicht mehr übertragen
worden wäre. Man darf ferner geltend machen, dafs die Ver-
bindung mit der annenischen Prinzessin für Balduin eine rein
äufserliche gewesen zu sein scheint, weil er sich dadurch einen
festen Halt in seinem neuerworbenen Gebiet zu verschaffen hoflle.
Sodann, dafs eine Uebertragung einer klein asía ti sehen Abkunft, die
die neue Gemahlin mitbrachte, bei der abendländischen Umgehung
keine feste Wurzel geschossen hätte , besonders nicht , da diese
Frau zuletzt zur Zeit, da Balduin schon König war, von ihm ver-
stofsen wurde. Aber das alles macht eine Uebertragung wohl
selir zweifelhaft, an sich aber doch nicht ganz unmöglich. Wir
werden zu dieser zweiten Ehe zurückkehren müssen, falls die Ehe
mit der Godehilde von Toeni keine wichtigen Folgerungen ge-
StalteL —
Das, was sich gegen eine Uebertragung einer Herkunft der
zweiten und dritten Cïattin anführen läfst, triflt bei der ersten nicht
zu. Godehilde und Balduin treten gleich am Anfang des Kreuz-
zugs beide vereint in den Gesichtskreis der grofsen Masse der
Lothringer. Nur wenige Lothringer mögen die beiden getrennt
gekannt haben.' Ihre kurze Ehe durchleben Balduin und Gode-
hilde auf der Reise von Lothringen aus in der Zeit, da ihre Um-
gebung und sie selbst sich an den Thaten der Vergangenheit be-
geistern für die Thateu der Zukunft. Hatten Godehildens Vorfahren
eioät gegen die Heiden gekämpft, so erfuhr die Umgebung davon.
Binnen Jahresfrist verschwindet Godehilde nach langem Kranken-
lager, Balduin macht bei seinem Eintritt in Kleinasien mit seiner
Schar eine Unternehmung auf eigne Faust. Getrennt von dem
Hauptheer sucht er sein eignes Glück. Und dann kommt der
Strom der grofsen Ereignisse, an deten Hauptmomenten auch
Balduin sich wiederum beteiligt, mit ihren Perioden der Verzagung
und der Aufrichtung, wo das Heer der Christen die Gottheit sicht-
barlich eingreifen sieht. In solchen Zeiten tritt die Vergangenheit
rascher als sonst in weite Ferue zurück. Die Massen, wie die
Einzehfien, leben durchweg ¡n einer geistigen Atmosphäre, die fast
ID jeder Zeit Gelegenheit gieht, dafs unklar aufgenommene Vor-
stellticgeri sich zu eigentümlichen wunderbaren Gebilden abrnudeu,
■ Nach Wilhelm vod Tyrus X. 1 war Bttlduin fiübcr cio Geistlicher gc-
wcwQ, (Ici wegen seiaer edlen Gehuil Prabeaden in Rheimi, Cambiai und
LâUicb erhicli, dann aber aus uDbckunnlen Grüodcn Kriegsmann wurde. An-
lui£t da 90-gct Jaluc war ei scbou kdn Geisllicbei mehi.
^^_ lui£t da 90-gct
JO J. p. D. BLÖTK,
die ihre Gläubigen finden. Und hier siod aufserdem die versdiie-
densten Völker wiederholt zusammen. Ein jedes siefat in seinem
Anfuhrer den trefflichen Helden. Es lassen sich kaum günstigere
Umstände zu einer Sagenbildung denken: die mil Balduin zugleich
auftretende Godebilde, ihr baldiger Tod, die darauf folgende Sonder-
cxistenz lialduins, seine Beteiligung an den grofsen Ereignissen, sein
neues Zurücktreten bis ku seinem Königtum. —
Was wissen wir von Godehildcns Vorfahren.-'
Das Geschlecht der Toënî fangt au mit Radulf L, f ca. 1020.
Es rühmte sich im il.Jhd. abzustammen von Rollos Valerbruder.
Von Radulf 1. erfahren wir nur einige seiner Streitigkeiten, Etwas
mehr aber von seinem Sohn, Roger I., dem Grofsvater Godehildens,
den Balduin nach üblichem Sprachgebrauch auch seinen Grofsvater
genannt haben wird. Was wir wissen, ist eine Combination von
dem, was der Aquitanier Ademar von Chabanoais, die normannischen
Chronisten Orderic Vitahs und Wilhelm von Jumiéges oder dessen
Fortsetier berichten, verbunden mit einzelnem aus ein paar Ur-
kunden.' Dies ist alles. Aber merkwürdiges Factuml Dieser
Grofsvater macfat eines Tages Erlebnisse durch, die einigen dem
Schwanritter der Sage eigentümlichen Zügen entsprechen. Nur ist
alles in ganz anderer Umgebung, an ganz anderer Oertlichkeit,
in ganz anderer Iteleuchtnng. Auch fehlt diesem Grofsvater das
Elegische des Schwanriilers der Sage. Er ist ein wilder, gegen
seine Feinde erbarmungsloser normannischer Krieger. Und damit
wir schon das Wichtigste vorwegnehmen: in den Quellen, die im
II. und in der ersten Hälfte des iz. Jhds. von ihm berichten,
findet sich nichts von einem Schwan.
Dieser Roger von Toëni, der erste seines Namens, dieser ver-
wegene, unruhige, stolze normannische Freiherr, zieht 1018 an der
Spitze einer Schar Normannen nach Spanien mit dem Zweck die
Saracenen zu bekämpfen.^ Es ist die alle normannische Thaten-
lust, die zu gleicher Zeit einen anderen Haufen dieses Stammes
nach Italien und Sicilien treibt. In gröfster Bedrängnis ist in
dieHem Jahre die Grafschaft Barcelona. Graf Raimund-Borrel ist
kurz zuvor (1017) gestorben, und die Mauren stehen bis vor die
StadL Ermessiode, die Witwe, ist nach dem Willen ihres Gemahls
Herrin des Landes. Sie ist Mutter von wenigstens drei Kindern,
von dcQen zwei Töchter sind, auch das älteste. Da erscheint
Roger mit den Seinen, rettet das Land von dem Untergang und
vertreibt die Heiden, so dafs das Land auf Jahre hinaus in Sicher-
heit ist. Zum Lohne und wohl auch um ihn z\x fesseln , giebt
Jixmessinde ihm ihre Tochter Godehilde zur Frau, — 1035 bei
' Für die ZusammeD Stellung dieses Materials s. Zlscbr. zi, iSi S.
■ So nach dem Zeitgenoisen Ademar von Chabannais [f ca. 1031). Sdne
GcBcblchle EnUland wahracheinlich lOiS. Der Zug machte vod sieb rcdcD, da
Ademar ilin besonders »erieichnelc. Nach Wilb. v. Jumièges VII, 3 scbeinl
Roger später mil Hcriog Koben (ioî8 — 1035) noch einmal in Span"
kimpit ta babea.
I
I
DER HISTORISCHE SCHWANRIITBR. 3I
dem Tode des Herzogs Robert von der Normandie ist Roger
urieder in seiner Heimat und findet den Tod in den Parteikampfen
bei der Thronbesteigung von Richards minderjährigem Sohn, dem
späteren Eroberer von England. — Seine Unternehmung und sein
Aufenthalt in Spanien brachten ihm in der Normandie den Zu-
namen des Spaniers ein, wie wir aus Orderic Vltalis an mehreren
Stellen erfahren. Die Nachkonmien fingen im 1 2. Jhd. mit ihm
das Geschlecht an, und die Mönche des Klosters Conches in der
Nähe seines Schlosses hielten ihn als den Gründer ihres Hauses
in hohen Ehren, t Soweit das Thatsächliche, für soferne wir es
erreichen können.
Vergegenwärtigen wir uns nun die Umgebung und die Züge,
unter welchen in Conches, der normannischen Residenz der Toêni,
die Erinnerung an diesen Roger den Spanier gegen Ende des
1 1. Jhds., als Balduin von Boulogpe um die Godehilde warb, gelebt
haben muís. Herr von Toêni war damals noch der älteste Sohn
dieses Roger aus der Ehe mit Godehilde von Barcelona, Radulf II.
(t 1 102/3). Minderjährig als sein Vater fiel, hat er sich dennoch
entwickelt wie ein Sohn seines Vaters: unruhig, kühn in Aben-
teuern, freigebig in Schenkungen an die vom Vater gegründete
Abtei Conches.^ Wie sein Vater heiratet er erst spät, und auch
seine Gattin ûbertrifit in ritterlichen Spielen und ritterlicher Unter-
nehmungslust ihre Umgebung.^ Und wohl mag er sich den Vater
zum Muster genommen haben: der Name des Spaniers hielt ja
die Erinnerung an die Thaten Rogers wach, nicht nur in der
Familie, sondern auch auswärts. Und mit den Thaten und dem
Namen deckte sich in der Familie die Uebei lieferung, wie einst
der Vater sich seine Gattin erwarb. Eins gehörte untrennbar zum
andern. Und so müssen in der Familientradition der Toëni wenig-
stens folgende Züge gelebt haben: i. Radulfs Vater zog einst nach
Spanien zur Vernichtung der Saracenen, 2. er rettete die bedrängte
Witwe von Barcelona und die Ihrigen, 3. er erhielt die Tochter
zur Frau, 4. er zog wieder in die Heimat zurück. Dafs noch
mehrere andere Züge dazu gehört haben, ist selbstverständlich. Die
Ueberlieferung aber läfst uns darüber in Zweifel, von welcher
Natur sie waren.
Und in diesem Kreis wird Balduin von Boulogne der Gemahl
der einzigen Tochter. Es folgen die Vorbereitungen zum Kreuz-
zag. Balduin tritt durch seine Fahrt nach dem big. Land in
Parallelismus zu dem Ahnherrn der Toëni. Godehilde hiefs nach
der Godehildis von Barcelona, ihrer Grofsmutter, und Balduin stand
im Begriff aufzubrechen um zu kämpfen gegen die Heiden, wie einst
Roger. Soeben hatten die Toëni den ältesten Sohn durch den
Tod verloren, jetzt sahen sie ihre einzige Tochter davonziehen.
1 Gallia Christ, t. XIj (1874) S. 637 ff.
* S. namcnlHch Ord. Vital, (ed. Le Prevosl) t. II S. 121. 148. 297. 401;
t. III, 25. 238. 262. 296. 346 ff.; t. IV, 67. — Will. Gemm. l.VJI cap. 24.
» Ord. Vüal. t. m S. 345.
r. Dl BLÖTB,
1 Spanier erinnert worden sein.
L, I^iduin und Godebildis, nicht von ähn-
.i,«n? Müssen nicht BalduJn und Gode-
.:; ;u ihrer Umgebung gesprochen haben
iLjuni 1 Nachricht von diesem Grofsvater
•ácn Fall in die Menge der lothringischen
. '-"ntersuchung führte uns zu einem Vor-
iiL l'oëni. In Roger von Toeni, dem Gro&-
i.iicn wir eine Persönlichkeit kennen, deren
_ I jiij; finden in einigen Zügen des Schwan-
.[■.ii Grofsvaler Balduins und seiner Brüder
.:rj:ieruDg der Toëni — denn von Balduins
-.- 1 »ir jetzt wohl absehen — war also der
1. ioende Kraft der wunderbaren Verhältnisse
.ili:. Und wenn dem so ist, so mufs Roger
i.m ïu schaffen gehabt haben. Denn der
Sage vom Schwanritter ein Haupimoment.
•ik- die ganze Herkunft unbemerkt vorüber-
lii- Clironistik des ii.und 12. Jbds, schweigt
■!il dem Roger verbunden war, ebenso wie
-, 1 2. Jhds-, mit einer einzigen Ausnahme,
.iijlirt über die wunderbare Herkunft Gott-
\
fe .Jkwei Zeitschrift 21, 177 ff. auf zwei Stellen bei
;^uii'scn, in welchen die Toöni, die seit der
■ iigo Grundbesitzer in England waren, mit
uiit Rittern, die Schwan hiefsen, in Ver-
...11. Ich bringe diese Stellen noch einmal
, ïi das Vorhergehende in ein anderes Licht
o.'h selbst heraus, namentlich die zweite,
.;i.-\l«Ucn, als mir in dem früheren Artikel
I,- Stelle — sie ist vom J. ijoo und findet
loa vorzugsweise heraldischem Inhalt, das
charakterisiert, die mit Edward I. im Juli
i.li Schottland mitmachten — besagt von
ii lier leinte des Geschlechtes), dafs dieser
Kühlung "gut zeige, dafs er vom Schwan-
,:i diesem Passus wohl ohne weiteres ent-
.h^mW tut« •' blancUes alelíes,
to,.» W**« el laniere blínclie
JkMtt » 1» vínníillí manche
K« It «M lia cnevilier n eigne'
H. H. NicoUi, Th, Sugi of Carlav-^rc.i,
LondoB iBii, S. 41. Vgl. ebd. S. 369 f.
DER HISTORISCHE SCHWANR1TT£R. 53
nduneiiy dais nicht blofs der anglonormannische Dichter, der als
Augenaceuge berichtet, meinte, der Tony, von dem er spreche, leite
seine Herkunft ab von dem sagenhaften Grofsvater Gottfrieds von
Boaiilon. Auch dieser Tony selbst, so scheint es nach den wenigen
Zeilen des Gedichts, mufs der Ansicht gewesen sein, er stamme
von dem in den Liedern gefeierten Helden. £r galt nach eigner
und anderer Meinung für einen Nachkommen des Schwanritters.
Aber zu keiner Zeit hatte sich einer der Barone von Tony mit
einer Tochter aus dem Hause Boulogne vermählt, wodurch sich
die Herkunft erklären liefse, wie sich aus der Genealogie des
Hauses Boulogne leicht ergiebt Gleichfalls mit keiner Tochter
aus den Häusern Brabant oder Qeve, obgleich diese und andere
Häuser für diesen Zeitraum noch nicht in Frage kommen können.
Dafs die Tony, weil Godehilde sich mit Balduin von Boulogne
vermählte, sich dadurch die Abstammung beigelegt haben sollten,^
ist deshalb nicht anzunehmen, da in keinem Lande die ehelichen
Verbindungen durch die Erblassungen und Schenkungen urkund-
lich so fest bewahrt blieben und dadurch Recht oder Unrecht auf
einen Titel so festgehalten wurde als bei den Normannen in Eng-
land. Auf dem Kontinent sieht man die Abstammung vom Schwan-
ritter oder von Karl dem Grofsen nur dann auf ein Geschlecht
übergehen, wenn wirkliche Verwandtschaft bestand. Einen Schwan
im Wappen hatten die Tony seit dem Aufkommen der erblichen
Wappen nicht,^ wodurch sie, wie die Bohun in England im 14. Jhd.,
zu der Abstammung gelangt sein könnten. Aus unserer Stelle
wurde also dieses folgen: die Herkunft der Tony geht nicht auf
Gottfrieds sagenhafte Abstammung zurück; es bestand ursprüng-
lich unabhängig von Boulogne und Gottfried bei den englischen
Tony eine verwandtschaftliche Beziehung zu einem Schwanritter in
irgend welcher Gestalt; im Laufe der Zeit verblafste die richtige
Vorstellung davon in der Familie, die Erinnerung aber blieb;
diese Erinnerung lebte wiederum auf, als Gottfrieds Grofsvater zu
dem gefeierten Ritter gemacht ward, und es allmählich dann für
ruhmvoll galt, von diesem Schwanritter abzustammen. — So weit
die Deutung aus der Stelle von 1300. —
Die zweite Stelle findet sich bei Matthaeus Paris in der
Lebensbeschreibung der Aebte seines Klosters, die er um 1250
aasarbeitete. Bei Leofstan, dem 12. Abt von St. Alban (nach
104Ò — 1064), wird erzählt,^ wie dieser Wege zum Kloster anlegen
* G. Paris, Romania 26, 581.
' Sie führten einen roten Aermel in Silber.
* Ed. Guill. Wats, London 1639, S.45 f. Durch H. Th. Riley's Ausgabe
^^^ Gesta Abbatum Monasterii Sancii Albani a Thoma H^aising^ham Vol. 1,
p ■ ?• 793 — 1290, London 1867, in welcher der Herausgeber den dem Matth.
y^ gehörigen Teil nach Cott. Ms. Nero D. I bezeichnet, auch mit steter
.. ^Idchung von Wats* Ausgabe, ist für unseren Zweck ein Hinweis auf
,'^se handlichere Ausgabe genüt^end. Der uns angehende Teil findet sich
«^«IbstS. 39-41. ^ ^ ^
^•ilKllI. 1 RIO. PliiL XXV. t
34 J. 9. D. BLÔTSy
liéis nnd, damit die Frommen mibehelligt das Kloster besuchen
konnten, einem sehr tûditigen Krieger Tumothns und dessen Ge-
nossen Waldef und Hiorman auftmg, mit ihren Lenten die dichten
Wälder des Klosters von wilden Tieren nnd Räubern, die sich in
grofser Zahl dort aufhielten, zu säubern, dem Tumothus und den
beiden Genossen aber dafür den Hof Flamstude um einen geringen
Preis abtrat; wie die Krieger und danach ihre Erben dem Auftrag
treu nachkamen, bis zur Zeit der Eroberung; wie sie sich aber
alsdann dem normannischen Regiment nicht fugen wollten und
lieber den Besitz aufgebend sich unbezwungen in den Wäldern
festsetzten und den Normannen durch Mord und Brand allerlei
Schaden zufügten. ^Sfd prosperante Rege memorato (sc. Willelmo),
omnes vel ad pacem qua lern qualem r edier unt^ vel capti, sicut sequens nar»
ratio declarabit, perierunt, Veruntamen quidam noòi/is, 'Roger us de
Thon i* nomine, cui successit in sortem distrihutionis lUud manerium,
nolm't jus Sancii Albani auf erre, et servitium praedictum strenue adim'
plevit* Und nun folgt der für uns wichtige Passus. Œrat enim in
armis clarissimus, et genere, natione Normannus ; ab Ulis famos i s
militibus trahens propaginem, qui a Cygni nomine iníitU'
I an tur. Sed haec suo loco pienius conscribentur* — Nach dieser
Mitteilung über das Verhältnis zwischen Flamstead und St Alban
giebt der Autor noch eine kurze Bemerkung über den Abt Leofstan
(die Erwirkung von Privilegien durch die Freundschaft König
Edwards, den Tod des Königs und des Abtes), in Riley's Aus-
gabe 6 Zeilen.
Ich habe die Stelle etwas ausführlicher gegeben, damit der
Leser sich bei der folgenden Auseinandersetzung ein selbständiges
Urteil bilden kann. Denn die Vitae Abbatum des Matthaeus París
beruhen für die älteren Aebte auf einer Rolle, die früher Adam
dem Kellermeister, einem hochangesehenen Bruder des Klosters, an-
gehört hatte, welcher schon 1138 als Mönch St. Albans vorkommt
und zur Zeit des 20. Abtes (Warin de Cantebrugge 11 83 — 1195)
zu den Gestorbenen gehörte.* Wir haben jetzt zu entscheiden, ob
die soeben gegebene Charakteristik des 'Rogerus de Thoni* sich
schon auf der älteren Rolle befand oder ob sie erst von Matthaeus
Paris eingefügt worden ist.
Wats, der erste Herausgeber der Vitae, konnte zu seiner Ausgabe
von 1639 drei Hss. benutzen. Von diesen ist jetzt eine verschollen.
Von den beiden erhaltenen gehört die eine (Brit. Mus. Cott Nero
D. I) dem 13. Jhd. an, die andere (Brit Mus. Cott. Claud. E. IV) dem
14. Jhd.2 Die verschollene Hs., die zur Zeit des Wats im Besitz des
gelehrten Spelman war, hat bei den ersten Aebten mehreres nicht, was
sich in den beiden anderen Hss. findet. Nun hat sowohl Ms. Spelman
als Cott Nero D. I am Anfang die Bemerkung 'Secundum antiquum
Rotulum Bartholomaei Qerici: qui cum Domino Adam Cellarario diu
« Rüey, a. a. O. Pref. 1 1 S. XIV ff.
* Th. D. Hardy, Descriptive Catalogue, Vol. Ill, London 1871, S. 141.
DBR mSTORISCHS SCHWANRITTER. 35
futraU servüns «, et ipsum rotulum sibt retinuit, de scriptis suis hoc
solum eligens\^ Daher kommt es Wats, der in seiner Ausgabe das-
jenige, was in Ms. Spelman nicht gefunden wird, eingeklammert
hat, mid nach ihm auch Riley, dem Herausgeber der Gesta Ahbatum
Sl Albani Walsinghams, wahrscheinlich vor, dafs die Hs. Spelman
sich in der älteren Partie näher als die anderen Hss. an die alte
Rolle anschlofs. Von allem, was sich nun beim Abt Leofstan in
den anderen Hss. findet, fehlte in dem Ms. Spelman nur der Satz
*Sid haec suo loco plenius conscrihentur^ am Schlufs des Kapitels
über die ursprüngliche Beziehung zwischen Leofstan und Flamstead.
Dieser im Ms. Spelman fehlende Zusatz bezieht sich aber auf die
£rzählung von der Empörung der Engländer gegen den Eroberer
und ihrer Niederwerfung, wie sich aus der Vita des folgenden
Abtes Frethericus ergiebt, denn von dieser in der ed. Riley 5 Seiten
umfassenden Erzählung (S. 44 — 49) ist wiederum im Ms. Spelman
nicht die Rede. So dafs nach dem vermutlichen Verhältnis der
handschriftlichen Ueberlieferung die Vita des Abtes Leofstan schon
auf der alten Rolle stand, und zwar — mit einer kleinen Ab-
weichung durch den Zusatz *Sed haec etc.' — in der Gestalt, wie
sie Matthaeus Paris bietet Und somit auch die Charakteristik
Rogers von Thoni, da der Einschalter des *Sed haec etc' diesen
Passus erst nach der Charakteristik setzte, d. h. an das Ende des
Kapitels, während der Zusatz doch faktisch hinter die Mitteilung
von dem Aufenthalt in den Wäldern um Flamstead hingehört.
In die gleiche Richtung weist eine Prüfung des überlieferten
Textes, der von Leofstan und im besondern von der Herkunft
Rogers von Thoni handelt
I. Matthaeus Paris sagt in seiner Historia major, dafs König
Edward 1066 */« vigilia Epiphaniae Domini, feria quinta, pro regno
ttmporali commutavit aetemum\ Obgleich es nun in den Vitae heifst,
dafs der Abt Leofstan * biennio ante Conquaestum\ also 1064, und
'annis duodecim et amplius^^ vor dem Tode seines Nachfolgers (1077),
d.h. vor 1065, stirbt, lassen die Vitae ihn trotzdem *cito posi*^
nach König Edward, also 1066, aus dem Leben scheiden. Und dieser
Widerspruch ist um so auffallender, als die Vitae Ahbatum als eine
Ergänzung zur Historia major bestimmt waren und ursprünglich in
den gleichen Band mit dieser aufgenommen werden sollten.* Wir
lenien daraus, dafs diese Daten nicht das selbständige Werk von
Matthaeus Paris sind und dafs er sie unrevidiert aus einer anderen
Arbeit aufnahm: diese andere Arbeit war aber nach der Bemerkung
in zwei Hss. die alte Rolle Adams des Kellermeisters. Für uns
aber ist von Wichtigkeit, dafs dieser Widerspruch beim Abt Leofstan
begegnet, in dessen Leben sich der Passus von dem Thoni findet.
2. Das einzelne, was bei Leofstan von dem Verhältnis zwischen
dem Kloster St Alban und dem Hof Flamstead berichtet wird,
^ Riley, a. a. O. S. 4. Vgl. ebd. S. XIV.
' ebd. S.44. » ebd. S.41. * ebd. S.XIf. .
36 J. F. D. BLÖTE,
mufs auf mündlicher Klostertradition beruhen, es kann nicht aus
zeitgenössischer Aufzeichnung oder aus Urkunden hervorgegangen
sein. Darauf weist, dafs sowohl die Namen des Tumothus und
seiner Genossen, die kurz vor der Eroberung Flamstead besafsen,
als auch das Kloster St. Alban als frühere Eigentümer Fiamsteads
im Domesdaybook fehlen. Ferner, dafs Rogerus de Thoni als
erster normannischer Besitzer Fiamsteads aufgeführt wird, statt
Radulf US de Thoni, wie das DB. angiebt.* Endlich die allge-
meine Erscheinung, dafs die älteren Aebte, unter welchen auch
Leofstan, ohne Regierungsjahre behandelt werden, wahrend erst
nach der Zeit der Eroberung die Daten eintreten ; wir sahen soeben,
wie zweifelhaft noch die Zeitangabe des Antritts der Verwaltung
durch Leofstans Nachfolger war. Nun war allerdings niemand mehr
als Matthaeus Paris in der Lage sich das meiste und zuverlässigste
historische Material zu verschaffen. Das Kloster war ein Centrum
geschichtlicher Bildung der damaligen Zeit und Matthaeus Paris
der Mittelpunkt in diesem Centrum. Eine reiche Bibliothek stand
ihm zur Verfügung. Er überragte seine Zeitgenossen an Kennt-
nissen und in der Kunst die Ereignisse ansprechend mitzuteilen.
Mit den Grofsen seiner Zeit stand er in lebhafter Beziehung. Aber
schon vor Matthaeus wurde im Kloster St. Alban schridstellerisch
Tüchtiges geleistet, und durch seine Historia major haben wir einen
Einblick in die Methode seines Schaffens: bedeutend ist Matthaeus,
wo er als Berichterstatter des Selbsterlebten auftritt, oder wo er
aus dem Urkundenschatz mitteilt; für die ältere Zeit copiert er
eine vorhandene Chronik, nennt den Namen ihres Verfassers nicht,
betrachtet sie vielmehr als klösterliches Eigentum, macht aber Zu-
sätze, die er wiederum anderen Quellen entnimmt. — Nun gab
es vor seinen Vilae eine alte Rolle, die von den ältesten Aebten
handelte, zwei Hss. weisen mit ausdrücklichen Worten auf die Be-
nutzung derselben hin; von der Entwicklung des Verhältnisses, das
einst zwischen Flamstead und St Alban bestand, war zur Zeit des
DB. schon nichts mehr urkundlich bekannt Es liegt also auf der
Hand, dafs die alte Rolle die mündliche Ueberlieferung schon ver-
zeichnet hat und somit auch die Mitteilung über den Thoni ent-
hielt, die notwendig zu dieser mündlichen Ueberlieferung ge-
hörte. —
3. In Verbindung mit diesem allgemeinen Charakter der Viia
Leofstans hat nun ein spezieller Zug in dem uns näher angehenden
Passus besondere Bedeutung: die in der Charakteristik Rogers
(1. Radulfs) von Thoni gegebene Vorstellung von der Herkunft ist
im Widerspruch mit den Anschauungen, die um die Mitte des
13. Jhds. in der litterarischen Welt und bei den Tony um 1300
über den Schwanritter herrschten und demnach auch im Wider-
spruch mit dem, was wir von Matthaeus Paris voraussetzen müssen.
Sie ist — und darin liegt ihre besondere Bedeutung — überhaupt
^ Zuchr. 21, 179 f.
DBR HISTORISCHE SCHWANRITTER. 37
im Widerspruch mit einer Auffassung, die von dem Schwanritter
der Sage ausgeht
*AÒ Ulis famosis tnilitihus trahens propagìnem, qui a Cygni
nomine iniitulantur^ Es heifst nicht, dafs der erste nor-
mannische Besitzer Flamsteads von einem berühmten Vorfahren
stammte, sondern er leitete seine Herkunft ab von einer Gruppe
berühmter Ritter. Und der Wortlaut des 'militibus, qui a Cygni
nomine intiiulantur^ weist an sich nicht auf Ritter, die einst Schwäne
waren, wie man sich die Sache zurechtlegen möchte, sondern
auf solche, die eben aus irgend einem Grunde 'mit dem Namen
des Schwanes genannt, bezeichnet, betitelt, angeredet werden V
analog etwa einem ^^miliiibus, qui a Pianiagenisiae nomine intitu-
lantur^ für die englischen Könige aus dem Haus Anjou. Und
doch mufs auch in England zur Zeit des Matthaeus Paris der Stoff
vom Schwanritter verbreitet gewesen sein, und mufs es auch da
fur eine besondere Ehre gegolten haben, sich von dem wunder-
baren Ursprung nennen zu können, wie aus unserer ersten Stelle
und aus der Aufnahme der Herkunft im Geschlecht der Bohuns
um oder nach 1300 hervorgeht, und nicht anders möglich ist
durch die Berührungen zwischen anglonormannischer und franzö-
sischer litterarischer Bildung. Von mehreren Schwanrittern im
Sinne der Sage war damals nichts bekannt: die Entstehung auto-
chthoner Sagen in Brabant und Cleve gehört späterer Zeit an.^
Also der Wortlaut des Passus schon macht es bedenklich, den
Zusatz dem Matthaeus Paris oder einem solchen Vorgänger des-
selben zuzuschreiben, der zur Blütezeit der Sage lebte, als hätten
sie im allgemeinen Sinn die Herkunft vom Schwanritter der Sage
bezeichnen wollen und unter den berühmten Rittern Helyas und
seine Brüder verstanden. Dazu kpmmt, dafs Matthaeus in seinen
anderen Werken kein Wort verliert über die alsdann gleiche Her-
kunft Gottfrieds von Bouillon und die der Königin Mathilde, wäh-
rend er bei Roger von Thoni den Zusatz hätte für nötig erachten
sollen. Dafs Matthaeus Paris gerne alles berichtete, was er von
den Thoni in Erfahrung bringen konnte, kann man gar nicht
sagen: ein bei Wats vorkommender und von diesem vermutlich aus
Ms. Spelroan genommener Passus über einen Robert von Thoteneio,
der die Kirche *Cellae de Bealvero* gründete und 1088 starb,^
findet sich ferner bei Matthaeus Paris nicht. Erst von den Thoni
desi3. Jhds., seinen Zeitgenossen, meldet er einiges in seinen
beiden gröfseren Werken.
* Du Gange hat fur die Bedeutung von * intitulare^ nur eine auf unsere
Stelle passende Bedeutung: * intitular i^ = * titulo decorar i\
' Das Aufkommen des clevischen Schwanritters a. a. O. — Auch die
Romane von Balduin von Sebourg und dem Bastard von Bouillon gehören
^em 14. Jhd. an. Allerdings spricht der Schlufs der Elioxe- Version der Schwan-
kinder davon, dafs alle Brüder auf Abenteuer ausziehen {La naissance du
Chevalier au Cygne, ed. H. A. Todd, Baltimore 1889, 8,92). Die Angabe
clieint mir aber eine Phrase des Dichters zu sein.
' Rilcy, a. a. O. S. 66.
38 J. r. D. BLÖTB,
Wie man sieht: in Verbindung mit der vermutlichen hand-
schriftlichen Ueberlieferung, mit dem altertûmh*chen Charakter des
sonst über Leofstan Mitgeteilten, kann Matthaeus Paris der Urheber
der Charakteristik Rogers (d. h. Radulfs) von Thoni nicht sein. Die
Charakteristik mit ihren Rittern *qui a Cygni nomine iniitulaniur^
scheint einer Zeit anzugehören, da eine andere Auffassung als die
unserer Sage bestand.
1138 war Adam der Kellermeister, der Besitzer und wahr-
scheinlich auch Verfasser der alten Rolle, schon Mönch des Klosters
St Alban. Zum letzten Male wird er 11 66 handelnd erwähnt 1
und unter dem 20. Abt (i 183 — 11 95) werden Vorschriften ge-
geben zur Feier des Erinnerungstages seines Todes. Während
seines Lebens — obgleich von ihm vielleicht unbemerkt — geht
die litterarische Entwicklung der Sage vom Schwanritter vor sich.
In dem ersten Decennium seines Klosterlebens und noch manches
Jahr nachher war die Welt noch nicht voll von dem Grofsvater
der drei Brüder, am allerwenigsten in England, obgleich doch
damals das einzige Kind eines der drei boulognischen Brüder,
Mathilde, die Gattin König Stephans, auf dem englischen Thron
safs. Erst um die Mitte des Jahrhunderts, eher später als früher,
tritt der Stoff von den Vorfahren Gottfrieds von Bouillon in die
französische Litteratur ein und mag darauf bald nach England
gelangt sein. Da also die Sage von dem Grofsvater Gottfrieds
erst nach 1 1 50 in England aufgetreten sein kann, und die Familie
Toêni durch die Nähe Flamsteads und das Verhältnis, das zwischen
Flamstead und St. Alban einst bestanden hatte, im Kloster be-
sonders bekannt war, so hätte Adam, falls die Herkunft der Toeni
im Sinne der continentalen Sage erst mit dieser aufgekommen
wäre, doch eine längere Periode erlebt, in welcher die Toeni
keinen Ahnherrn dieses Charakters kannten. Da femer die Toeni
in der zweiten Hälfte des Jhds. allem Anschein nach der Herkunft
gar keine Bedeutung beilegten — denn beim Aufkommen der
erblichen Wappen nahmen sie nicht einen Schwan, sondern einen
Aermel als unterscheidendes Zeichen an — , so kann der Verfasser
der Rolle nicht durch die festländische Sage oder durch die zeitge-
nössischen Toeni beeinflufst worden sein.^ Und schliefslich : da wir
in der Vita Leofstans nur mündliche Klostertradition constatierten,
so beruhen demnach auch die Worte ^qui a Cygni nomine iniiiu"
lantur* auf mündlicher Ueberlieferung. Und so können diese Worte
1 ebd. S. 182.
' Aufserdem scheint die alte Rolle anfangs nur bis zu dem Tode des
15. Abtes (Richard 1097 — m 9) gereicht zu haben, weil das Ms. Spelman
— zu urteilen nach Wats* Bezeichnungen — nur bis zur Regierung dieses Abtes
Auslassungen hat. Die Abfassung der ersten Viteu düríie also in die erste
Klosterzeit Adams fallen, vermutlich unter den 16. Abt Gaufndus (1119 — 1146).
Nachher wird Adam Fortsetzungen gemacht haben, die seinem Ms. hohen Wert
verliehen. Auf ihn als Autor weist vielleicht auch der ausführliche Bericht
über die Küche imter dem soeben genannten Abt Gaufridus (Riley, a. a. O.
S. 73 ff.).
I>BR mSTORISCHB SCHWANRITTBR. 39
leloe andere Bedeutung haben, als dafs nach eben dieser Ueber-
lieferung der erste normannische Besitzer Flamsteads sich verwandt-
schaftlich za den Rittern rechnete, die aus irgend einem Grunde
'Schwan' hiefsen und durch ihre Tapferkeit unter dem anglo-
normannischen Adel einen besonderen Ruf hatten. Nun liebten
die Norman neu Zunamen. Häufig spottend. Hugo von Âvranches
nannte man «Wolf», Radulf von Gacé 'Eselskopf' 2, Wilhehn von
Poitiers sogar * Wergkopf* 3, Herbert I. Graf von Maine f 1036
•Hundewecker '4 u.s.w. Vergleichen wir aber die Plantagenets, so
kann das *a Cygni nomine^ nichts anderes besagen wollen, als
dais der erste englische Toêni von Rittern abstamme, die sich
dardi ein Schwanzeichen von anderen unterschieden und dadurch
•Schwan* hiefsen. Vermutlich führte er mit seinen Leuten auf
seinen vielfachen Kriegszügen dieses Zeichen auch selbst,^ und war
dies die Ursache, dafs die Ueberlieferung in St. Alban gerade
diese Eigentümlichkeit bewahrte und hervorhob. £s war also ein
Fall, wie bei Thomas von Woodstock t I397 und Humphrey Plan-
tagenet t 1446» die nach ihrem Abzeichen (badge) Schwan genannt
wurden,^ und andere anders.*^ — So aufgefafst, bewahrte die noch
zur Zeit König Stephans (11 35 — 1154) oder vielleicht zur Zeit
Heinrichs II. (1154 — 11^9) entstandene Rolle eine ursprüngliche
Bezeichnung für die Toêni, die allmählich verloren gegangen war.^
Sollte ich etwa zuviel aus den Stellen von 1300 und 1250
geschlossen haben?
Da greift nun zu endgültiger Entscheidung nicht nur dasjenige
ein, was wir von Roger dem Spanier wissen, sondern in erster
Linie das Hauptresultat unserer Untersuchung in den vorangehenden
Abschnitten. Dieses liefs uns — wir dürfen von Balduins zweiter
Gemahlin, der armenischen Prinzessin, absehen — keinen anderen
Weg offen, als dafs von Roger dem Spanier die Sage von dem
^ Pluquet, Roman de Ron, t. II S. 242 Anm. 2. * ebd. S. 252 Anm. 2.
» ebd. 1. 1 S. 115. * Ord. Vital, 1. 11 S. 102. 252.
* Eine ähnliche Auffassung hatte vor 75 Jahren Aug. Thierry, als er
den neuen Besitzer Flamsteads mit einem Schwan auf dem Schild sein Gut in
Bcsitr nehmen läfst Hist, d. l. Conquête de l* Angleterre t. II S. 23 (ed. 1839).
• Für Thomas von Woodstock: *Thorw the bush a swan was sclayn*
[Political Poems and Songs, ed. by Th. Wright, Vol. I, London 1859, p. 363);
'The Swan ff'ailed* (Richard the Redeless, ed. by W. Skeat, Oxford 1886,
Vol.1 p. 617) a. s. w. — Für Humphrey Plantagenet: 'The Swanne is
goone* {Political Poems o. c. Vol. II, 1 861, p. 221).
^ ebd. an anderen Stellen.
" Ich habe bei dieser Untersuchung eine Stütze nicht berücksichtigt, da
sie sich in zweierlei Weise deuten läfst und ihre Documentierung erst spät
auftritt. Roger der Spanier hatte noch einen zweiten Sohn, Robert, welcher
als Robert von Stafford der Begründer des Geschlechtes der Stafford wurde.
Edward von Buckingham nun, Herr von Stafford, nannte sich ca. 1500
'lineally descended* von Helyas dem Schwanritler. Als die Staffords von
Stafford einen Helmschmnck annahmen (das älteste uns erhaltene Siegel ist
allerdings erst v.J. 1403, wie Hr. E. Maunde Thompson vom Brit. Mus. mir
gütigst berichtete), war derselbe ein Schwan. — Eine Studie über den Schwan-
ntter in englischen Häusern hoffe ich nächstens vorlegen zu können.
40 J. F. D. BIATBv
Grolsvater der drei boalogniscfaen Brader ihren Ausgang nahm. In
den Beriditen, die von diesem Roger handehi, &nden wir freilich
keinen Sdiwan erwähnt Aber: wenn die energische That des ver-
wegenen Mannes, die ihm die Gattin und bei den Zeitgenossen
and Chronisten den Namen des Spaniers einbrachte, ihre Ent-
sprechung findet in charakteristischen Zögen des Schwanritters
der Sage; wenn dieser Roger der Grofsvater ist der God^ilde von
Toêniy wie der Sdiwanritter der Grodsvater Baldoins von Boulogne;
wenn die Sage keine Erinnenmg oder Modifizierong einer vor-
gottfriedischen lothringischen Landes-, Familien- oder Volkssage
sein kann; wenn der erste Kreozzog eine Zeit der Err^^ng heraof-
brachte, in welcher aas anklar aufgenommenen Vorstellungen ein
sagenhaftes Gebilde ein üppiges Wachstum finden konnte: so folgt
schon daraus, dais Roger der Spanier das Urbild des Sdiwanntters
war, und legt es den Schlufs nahe, dafs Roger etwas mit einem
Schwan zu schaffen hatte. Wenn Dun gar in einem von Matthaeus
Paris fortgesetzten Werk berichtet wird, dafs der erste Besitzer
Flamsteads, der wie wir wissen der Sohn des Spaniers war, seinen
Ursprung von Rittern ableitete, 'cut a Cygm nomine vUihiiantur\ und
dafs mehrere Anzeichen darauf schliefsen lassen, dafs diese Aussage
sich auf einer alten Rolle vorfand, die zur Zeit König Stephans
oder König Heinrichs geschrieben ward; wenn femer ein Tony von
1300 sich des Ursprungs vom Schwanritter rühmte und kein Zu-
sammenhang mit einem sonstigen Geschlecht vom Schwamitter der
Sage besteht, wie sich für Brabant, Cleve und Arkel nachweisen
läfst: so sehen wir unsere Schlufsfolgerung bestätigt, dafs Roger der
Spanier in irgend welcher Weise mit dem Sdiwan verbunden war,
und dafs die Berufung der englischen Tony ursprünglich unabhängig
von der Herkunft der drei boulognischen Brüder war und bis in
die Zeit vor der Eroberung hinaufireichte, wie auch der Passus des
Matthaeus Paris zum Ausdruck brachte.
So erhellen die Stellen des Matthaeus Paris und des Wappen-
dichters, die Berichte über Roger von Toeni und die Sage vom
Schwanritter sich gegenseitig und greifen fur unsere Erkenntnis
ergänzend in einander ein. Die Erinnerung an Godehildens von
Toeni Grofsvater ist also in der That der Same, aus welchem zur
Zeit des ersten Kreuzzugs auf dem Kontinent die Sage vom Schwan-
ritter hervorsprofs. —
Ich sprach oben im Anschlufs an die Plantagenets die Ver-
mutung aus, dafs Roger und wohl auch sein Sohn Radulf auf
ihren Kriegszûgen sich und die Ihrigen durch ein Schwanzeichen
unterschieden oder ein Schwanzeichen führten. — Roger von Toeni
war wie sein Sohn Radulf ^stgnifer totius Normanmae\^ Wir be-
gehen also keinen Anachronismus, wenn wir annehmen, dafs ent-
weder Roger in seinen Privatunternehmungen auch seinen signifer
» Ord, Vital, t. II S. 401. n, 121; WilL Gemmet VII, 3; Roman de Rou,
ed. Pluqaet, t. II S. 195.
DER HISTORISCHE SCHWANRITTER. 4I
hatte oder dafs er und seine Leute an einem besondem Zeichen
erkennbar waren.* Wir haben uns den Schwan bei Roger von
Toëni also als ein Kriegszeichen vorzustellen.
Und auf einen Schwan als Kriegszeichen weist noch etwas
Anderes. Ich wiederhole hier die Vermutung, die ich schon in
dem ersten Artikel S. 158 ff. als eine sehr berechtigte angeführt
habe. Balduin von Boulogne wurde vor seinem Königtum an
einem besondem Zeichen, das leider nicht beschrieben wird, er-
kannt^ Nun hatte er bei seiner Fahrt nach dem Orient einen
ähnlichen Zug angetreten wie der Grofsvater seiner Frau; bei
beiden war der Zweck und das Ziel Kampf gegen die Heiden.
Balduin war der jüngste Sohn des Hauses Boulogne, er hatte sich
soeben erst mit der einzigen Tochter der Toëni vermählt, die ihn
auf der Reise begleitete, und kein Toëni nahm an dem Kreuzzug
teil: alles Grund genug, das Zeichen des gefeierten Spaniers als
einen glückanbringenden Talisman gleichfalls als unterscheidendes
Zeichen anzunehmen. Und femer: die einfache Erzählung, dafs
der Grofsvater ein Schwanzeichen geführt hatte, wäre wohl in den
bewegten Zeiten des Kreuzzugs verschollen, wenn nicht etwas An-
lafs gegeben hätte, den Gedanken daran in der Umgebung und
in weiteren Kreisen festzuhalten. Und dazu eignete sich vor allen
Dingen ein sichtbares Schwanzeichen. Der Grund, weshalb Bal-
duin gerade dieses Zeichen gewählt hatte, wurde gleich anfangs
bei seiner Umgebung bekannt. Und als Godehilde nun durch
Siechtum zurücktrat und binnen einem Jahre starb, war die Ver-
wechslung zwischen Balduins und Godehildens Grofsvater ein
Leichtes, wenn dieselbe nicht schon eingetreten war. Dadurch
erklärt sich auch, dafs gerade nur das Allgemeine aus der Familien-
tradition der Toëni festgehalten wurde: wie der Grofsvater mit
seinem Schwan rettend in dem Lande erschien, der Witwe zu
ihrem Rechte verhalf, die Tochter zur Frau nahm. Das genauere
Locale drang nicht in die Menge, oder wurde bald spurlos ver-
wischt. Und so nahm der Stoflf, als der Schwanritter als Grofs-
vater Balduins und nicht seiner Gattin aufgefafst wurde, leicht
lothringische Färbung an.
Dafs die normannischen Chronisten von Rogers Zeichen
schweigen, ist nicht auffallend. Wilhelm von Poitiers, der aller-
dings der Einzelnheiten wenige bietet, Wilhelm von Jumicges,
Orderic Vital , Robert von Monte schweigen sogar von den Zeichen
und Farben der normannischen Reichsfahne. Aus ihnen und den
sämtlichen Chronisten des 12. und 13. Jhds., Wilhelm von Tyrus
ausgenommen, erfährt man gleichfalls nichts von der wunderbaren
Herkunft Gottfrieds von Bouillon und seiner Brüder. Noch mehr:
aus den normannischen Chronisten vernehmen wir über Rogers
^ Dais es zur Zeit der Eroberung und vorher unterscheidende Kriegs-
zâcben gab, davon haben sich Berichte erhalten. Vgl. Ztschr. a. a. O. S. 181,
* Albert von Aachen DC, 9. Wilhelm von Tyrus III, 20,
42 J. F. D. BLÖTB,
Fahrt nach Spanien nur, dais er in Spanien gewesen ist und dafs
er seitdem den Namen des Spaniers hatte. Hätten wir den mit
Roger gleichzeitigen Bericht Âdemars nicht, wir würden auch für
die Erlebnisse Rogers in Spanien vollständig im Dunkeln tappen.
Und so wissen wir von Roger dem Spanier auch zu wenig,
um feststellen zu können, ob die beiden merkwürdigen Zuge der
späteren Sage — der Zweikampf und das Verbot der Frage —
nicht schon in der Tradition, die sich um seine Person in der
Familie Toeni entwickelt hatte, vorkamen. Dafs diese Zuge aus
altertümlichen Anschauungen hervorgegangen sein müssen oder be-
liebige dichterische Zusätze sein sollten, ist ebenso wenig notwendig»
als dafs die Sage vom Schwanritter aus alten heidnisch-mythischen
oder gar ursprünglich totemischen Anschauungen hervorgegangen
wäre. Nur in der Gestalt, wie wir sie in den Aufzeichnungen seit
den Chansons kennen lernen, sind sie uns auffallend. Roger kann
einen Zweikampf in Spanien bestanden haben und so besonders für
das gute Recht der Witwe ^ eingetreten sein. Roger kann aus irgend
einem Grunde auf diesem Zuge oder sonst verboten haben, nach
seinem Namen zu fragen, er war ja zu Sonderbarkeiten geneigt.
Auch Erlebnisse verschiedener Zeiten können sich zu dem Gesamt-
bild vereinigt haben. Die Familientradition kann unserer Sage in
diesen Zügen schon ähnlich gewesen sein. Aber Material zu sichern
Schlüssen ist nicht auf uns gekommen.^ —
Die Erinnerung an den Spanier und sein Zeichen machte in
der Familie Toêni im Laufe der Zeit verschiedene Phasen durdi,
die sich aus gewissen Kennzeichen bestimmen lassen. Unter seinem
Sohn Radulf IL, f 1102, lebte die Familientradition in ihrer ganzen
Kraft, wie Roger den Namen des Spaniers erwarb, wie er zu seiner
Gattin kam, mit welchem Zeichen er damals und sonst auszog.
Die Ueber tragung der Familientradition der Toeni auf Balduin
weist darauf, dafs Balduin vermutlich dieses Schwanzeichen annahm.
* Sie war die Erbin , s. Ztsclir. a. a. O.
* Was ich in Ztschr. a. a. O. S. 183 f. aufstellte, waren Vermutungen. —
Ob wir, um das Verbot der Frage und das Wegziehen des Ritters zu ver-
stehen, an einen (oder zwei) der keltischen Heldensage entnommenen ¿^ess zu
denken haben (Ed. Wechssler, Die Sage vom heiligen Gral, Halle 1898, S. 131),
kommt mir angesichts der Entstehung der Sage vom Schwanritter sehr un-
wahrscheinlich vor. Nachdem das Rohmaterial unserer Sage in die dichte-
rische Sphäre gerückt war, konnte sich freilich bei der Weiterbildung manches
anschliefsen, und das Märchen von den Schwankindern ist dafür ein charakte-
ristisches Beispiel, obgleich bei diesem Märchen zu betonen ist, dafs es durch
die Schwäne etwas Verwandtes hatte. — Das Verbot der Frage und das
Wegziehen des Ritters lassen sich übrigens verstehen als eine Weiterentwick-
lung der lothringischen Auffassung von einer geheimnisvollen Ankunft des
Ritters: eine geheimnisvolle Ankunft bedingte bei weiterer Abrundnng der
Sage ein geheimnisvolles Wegziehen; das geheimnisvolle Wegziehen verlangte
sodann eine Motivierung, und dafür lag die Verwendung des alten Motivs auf
der Hand, dafs ein wunderbares Wesen eine Frage nach seinem Ursprung
nicht gestattet. Ebenso entwickelte sich nachher, jetzt aber wahrnehmbar,
der willkürliche Zusatz von einem Wiederfinden des Ritters. —
jmR HI3TORISCHB SCHWANRITTER, 43
Nadb Radulfs II. Sohn, Radali III. f 1126, muís eine allmähliche
Verdanlclüng in der Erinnerang eingetreten sein, die bis nach der
Entstehung der englischen Familienwappen gedauert hat, denn
wäre in der zweiten Hälfte des 12. Jhds. in der Familie die Er-
innerung an die Thaten Rogers in voller Lebendigkeit gewesen
wie im II. Jhd., oder hätten die Tony aus dieser Zeit auf die
Tradition mit dem Schwanzeichen besondern Wert gelegt, so hätte
das Geschlecht wohl einen Schwan in sein Wappen aufgenommen,
nicht einen Aermel. Die in dem Kloster St. Alban entstandene
Rolle verzeichnete um 11 50 die Erinnerung an das einst gefeierte
Zeichen. — Als nun die französische Dichtung sich des Stoffes
bemächtigt hatte, und der Stoff dann nach England drang, mag
auch zuletzt bei den Tony wieder lebendig geworden sein, was
nur noch als dunkle Tradition in ihrer Familie lebte, d. h. dafs
einst einer ihrer Vorfahren und die Seinen einen Schwan als
Kriegszeichen fahrten. Und was Wunder, dafs unter dem Einflufs
der bedeutenderen Tradition von dem Schwanritter der Sage die
Erinnerung der Tony sich der glänzenderen Vorstellung der Her-
kunft assimilierte, als eine Folge der nur unklar fortlebenden Er-
innerung an ihren einstigen Vorfahren. —
Fur den Anfang der litterarischen Entwicklung der Herkunfts-
sage der drei Brüder scheinen mir die Daten nicht unwichtig, die
wir durch Radulf von Caen, Albert von Aachen und den Verfasser
des Lebens der B. Ida erhalten. Der Keim der Herkunft wurde
zur Zeit des ersten Kreuzzugs gelegt; nur für die Lothringer hatte
es Bedeutung sich gerade mit der Herkunft Gottfrieds und Balduins
zu beschäftigen, und die nachherigen Gedichte vom Schwanritter
verraten niedcrlothringische Quelle. Wenn nun um 11 25 Albert
von Aachen die Herkunft nicht erwähnt, wiewohl er nach pro-
phetischen Zeichen für seinen Gottfried spähte, so sind wir sicher,
dafs es um diese Zeit noch keine ausführliche littcrarische Behand-
lung der Herkunftssage gab, welche etwaige Angaben Alberts in
dieser Materie hätte documentieren können. Auch nicht im hlg.
Lande, wie Radulf von Caen m 8 zeigt. Vermutlich noch nicht
um II 36 in Lothringen , da ein Verherrlicher der Ida nach geeig-
lictem Material ausgeschaut haben mufs. Nach den angeführten
Daten kann die litterarische Entwicklung der Sage also frühestens
in dem zweiten Viertel des 12. Jhds. ihren Anfang genommen
haben. Es gab demnach in Lothringen eine Periode mündlicher
Tradition, die mindestens ein Vierteljahrhundert, vermutlich aber
länger dauerte.
Dies sind die Gedanken, die ich über den Gegenstand vor-
lege. Ich glaube die Resultate in folgenden vier Sätzen zusammen-
fassen zu dürfen:
I. Die Sage vom Schwanritter ist keine alte vorgottfricdische
lothringische Tradition oder ein Ausflufs einer solchen.
44 J. y. I>. BLÖTB, DER HISTORISCHE SCHWANRITTBR.
2. Sie ist die Umbildung und Ausschmückung der Erlebnisse
Rogers von Toëni, des Grofsvaters der Godehilde, welche die Ge-
mahlin Balduins von Boulogne wurde.
3. Diese Umbildung ist von Lothringern während und kurz
nach dem ersten Kreuzzug vollzogen worden.
4. Die französischen Chansons bewahren im gewissen Sinn das
richtige verwandtschaftliche Verhältnis, nach welchem der Schwan-
ritter Grofsvater der drei Brüder war.
J. F. D. Blöte.
Berichtigung.
Auf S. 1 1 Anm. 2 ist zu lesen Bd. 44.
lieber die Sprache des Skizzenbuclies von
Yilard de Honnecoart.
In der Galerie Mazarine der Nationalbibliothek zu Paris wird
das den Archäologen und Architekten wohlbekannte Skizzenbuch
eines Baumeisters des 13. Jahrhs., Villard de Honnecourt,* auf-
bewahrt. Mit sicherer Hand hat der alte Meister auf seinen Kunst-
reisen einzelne Bauteile berühmter Kirchen, Kirchen gerate, Statuen,
Freskenbilder kopiert, Zeichnungen nach lebenden Tieren, einem
Löwen, Bären, Schwan, einer Heuschrecke, gemacht, Gewandstudien
von auffallender Schönheit gezeichnet Diese zum eigenen Ge-
brauch ausgeführten Skizzen wird er nachträglich zusammengestellt
baben mit der Absicht eine Art Lehrbuch etwa für seine Mit-
arbeiter und Schüler daraus zu bilden; die Zeichnungen wurden
mit einem erläuternden Text versehen. Aus der einleitenden Be-
merkung geht hervor, dafs das Skizzenbuch ein Traktat über
„maconerie", „carpenterie" und „portraiture" (Zeichenkunst), „ensi
come li ars de iometrie le commande et ensaigne" werden sollte.
In der That finden wir nach einer Reihe von Zeichnungen, welche
dieser Definition nicht entsprechen, einige Blätter mit Skizzen von
Maschinen (engiens), verschiedenen Gebälksystemen und eigentüm-
lichen Versuchen Menschen- und Tiergestalten in geometrische
Figuren einzuzeichnen und zu schematisieren. Ein späterer Schreiber
(s. unten) hat diese Zeichnungen z. T. mit Erklärungen versehen,
vielleicht sind einige Maschinenzeichnungen sogar diesem jüngeren
Bearbeiter zuzuschreiben. Den Schlufs des Buches bilden wieder
Zeichnungen, die rein künstlerischen Absichten ihre Entstehung
verdanken. Schon diese eigentümliche Anlage zeigt, dafs die
Handschrift nicht in der ursprünglichen Gestalt erhalten ist. Wenn
wir ferner bedenken, dafs die einzelnen Hefte, aus denen das
Buch zusammengesetzt ist, von sehr ungleichem Umfange sind und
z.T. aus losen einzelnen zusammengenähten Pergamentblättern be-
stehen, so werden wir annehmen, dafs Villard ein Handbuch aus
seinen Studienblättern zusammengestellt hatte, dafs dann etwa nach
^ Album de Villard de Honnecourt, architecte du XIII. siede, manuscrit
publié en fac-similé annoté, précédé de considérations sur la renaissance de
^'art français au XIX. siècle et suivi d'un glossaire par J. B. A. Lassus,
ouvrage mis au jour, après la mort de M. Lassus et conformément à ses manus-
cnts par Alfred Darcel. Paris, Imprimerie impériale. 1858. XVIII, 232 p.
46 r. ED. 5CHNEEGAKS,
seinem Tode die Blätter getieniit, z.T. zerschnitten worden sind,
um als Zeichenvorlagen zu dienen and dann aus den Trûmmem
die uns erhaltene Handschrift wiederhergestellt wurde; viele Blätter
waren aber verloren gegangen. Die Reste des Traktats über „cor- ,
penterie", „maconeiie" und „portraiture" wurden mitten unter andern
Zeichnungen untergebracht. Noch im 13. Jahrh., wie der Heraus-
geber Lassus nditig bemerkt hat, wurden die ersten Blätter durch
Buchstaben auf r" imd v» bezeichnet, nach fol. Sr" hört diese Pagi-
nation auf; fol. g, h ist nach dieser Seilenbezeichnung spurlos ver-
sdiwunden, vor einer spätem Seiten bezeichnung aus dem 15. Jahrh.,
die nur r* der einzelnen Seiten mit Buchstaben bezeichnet und
die Lücke fol. g, h nicht berücksichtigt. Diese zweite Zählung geht
ohne Störung bis T (entsprechend unserm fo!. iqt"}, ist dann unter-
brochen und fol. 20r'' mit römischen ZifFem VI bis XVIUI fortge-
setzt; zwischen foL^ir" (bezeichnet XVllU) und fol. 33ro (= XXVH)
fehlen wenigstens 7 Seiten, üeber die Lücke zwischen fol. iQi'
und fot. 20r' (T und VI) läTst sich nichts Bestimmtes sagen. Ein
späterer Besitzer ]. Mancel ' bemerkt auf der leliten Seite der H«.
„En ce livre a quarante et i feuillet"; da der jetïige Text nur
33 Seiten zählt, sind seit dem 15. Jahrh. 8 Seiten, nämlich die jetzt
fehlenden S. XX— XXVI und eine Seite wohl nach fol. 33 V'' ver-
schwunden. Aufserdem sind vor der zweiten Zählung mehrere
Seiten ausgeschnitten worden, deren Reste noch vorhanden sind,
im ersten Heft i Blatt (zwischen òv* und yr''), im zweiten Heft
5 Blätter (zwischen 8 und 9, 10 und tt, 12 und 13), im dritten
Heft 2 Biälter (zwischen 14 und 15 und 17 und 18; Lassus nimmt
ein drittes fehlendes Blatt an, von dem ich keine Spuren gefunden
habe), im vierten Heft 2 Blätter (vor fol. 18), im fünflcn Heft 1 Blatt
(zwischen 30 und 31, lassus nimmt eine Lücke am Anfang dieses
Heftes an, die ich nicht bemerken konnte); mit der oben nach-
gewiesenen Lücke von 8 Seiten würden vor der letzten Seiten-
bezeichnung im 15. jahrh. ig Seiten (nach Lassus 21) verschwanden
sein. Dazu kommt ein Blatt, das bereits im 13. Jahrb. fehlte, und
die Lücke von etwa 10 Seiten, die wir zwischen der Seitenbezeich-
nung nach Buchstaben und der nach römischen Ziffern annehmen
müssen. Es würden somit etwa 30 Seiten fehlen. Die Verluste
waren aber offenbar viel gröfser, denn 1 1 einzelne lose Blätter nnd
1 Fragmente lassen das Fehlen von weiteren 13 Seiten annehmen,
also zusammen etwa 40 Seiten.
lassus hat die Handschrift eingehend und sorgfältig be-
schrieben, nur in der Verteilung der Blätter auf die einzelnen
Hefte stimme ich nicht mit ihm überein. Ich entnehme seiner Be-
schreibung folgende Angaben; „L'album de Villard de Honnecour^
' J. Mancel kann niclil die Zäiiluitg dtt Seiten zugeschrícbíD werden,
wie Laïsas anDÌmml, wigen der Untfibrecbung ¿et Zahlung nach T; die
fehlenden Seilen mÜsKD vetichwunden lein, bevor er die SeileDuhl aaf 41
berccluiete.
t
SKIZZEHBCCB VON VHJUtD DE HONNECODRT. 47
conservé à la Bibliotbèqne impénale avec les manuscrits qui pro*
viennent de l'abbaye de Saint-Germain des Prés et coté S. G, latin
1104, est composé de 33 feuillets de parchemin de qualité infé-
rieure, noirda par l'usage et irrégulièrement coupés. Ces Teuillets,
qui mesurent o",232 á o "',240 de hauteur sur o^jsj de lar-
geur CD moyenne, formés d'une feuille de parchemin pliée en
deux, sont protégés par une peau de truie dont l'un des côtés se
rabat sur l'autre, et reliés en six cahiers solidement cousus aux
nervures qui garnissent le dos du volume. Cette reliure, sous la
garde de laquelle on a inscrit la date de 15Ò0, doit être du
XUl. siècle, mais postérieure aux dessins qu'elle conserve, car, bien
que chaque feuillet ser\'e de champ à un ou plusieurs dessins
Complets, il en est un qui gagne d'une page sur l'autre. Ainsi
l'on peut voit près de la tête de l'un des deux personuages assis,
planche XXVI (der Ausgabe ^ fol. ut"), les fers des lances que
portent les cavaliers de la planche XV (fol. Sr") qui, dans l'Album,
fait partie de la même feuille de parchemin" (Eiol. S. 55).
Die wertvolle Handschrift ¡st bis jetzt nur von Künstlern und
Archäologen untersucht worden , die für die Erklärung des oft
schwierigea Textes und die Deutung der Zeichnungen wertvolles
Material geliefert haben. Der Text hat aber für die Erforschung
der Sprache des Mittelalters den seltenen Vorzug ein Originalwerk
SU sein, entschieden dialektisch gelatbt, genau lokalisiert und datier-
bar und ausführlich genug lu sein, um Stoff zu einer sprachlichen
Untersuchung zu bieten. Er verdient also wohl auch in der Be-
ziebting bearbeitet zu «.erden. Ein Vergleich der Handschrift und
die Untersuchung der Sprache lassen aufser Zweifel, dafs wenig-
stens drei zeitlich und ihrer Üildung nach verschiedene Schreiber
an dem Texte gearbeitet haben, eine Beobachtung, die mcrk-
wördiger weise den bisherigen Bearbeitern des Textes entgangen
IQ sein scheint, für die Beurteilung der Leistungen Villard's
aber nicht ohne Wichtigkeit isL Leicht erkennbar ist die Schrift
Villard's (ms. i), schöne, sorgfältig geformte Buchstaben, mit cha-
rakteristiscbem keilförmigem obenn Ansatz der Zeichen /, A, 6,
Scbrlftzüge, die von der hohen Bildungsstufe des Schreibers zeugen.
Die Schrift ist sehr gleichmafsig ebenso wie die Orthographie, am
Sdilafs fol. 33 r" (dem medizinischen Rezept) ist sie etwas gröfser
als gewöhnlich. Die Inschrift fol. 3v" „orgieus si cume il tribuche.
hnmiliie" ist von einer andern Hand (ms. 2}; die Buchstaben sind
mehr gerundet und schmaler, der Ansatz des A, des / ist ver-
Khkden. auch das Abkürzungszeichen für et. Derselben ms. 3
möchte ich auf fol. lîr" die Inschrift „ce est un imaie de iu sí
cume 11 est dieus", sowie fol. 2 1 v" die beiden Rezepte für die Zu-
bereitung von Töpfeierde und eines Enthaarungsmittels („on prent
kaua et tjeule mulue de païens" etc., „on prent vive kaus bolete"
etc.) nnd auch den erklärenden Text zu fol. 3 1 v° zuschreiben.
Der gioiste Teil des Textes stammt von ms. i. Sehr verschieden
TOD ms. I und ms. 2 bt die viel nachlässigere, auch rundere Kursiv-
^_ TOO IDS. I Ul
48 F. ED. SCHNBEGANS,
Schrift (ms. 3) des Textes zu den Skizzen der „force de le maco-
nene" fol. 20 r®, 20 v®, 2ir® und gelegentlich zu andern Skizzen,
die ms. i bereits mit Erklärungen versehen hatte, so fol. I5r®, i6r<>.
Es ist offenbar die Schrift eines Mitarbeiters Villard's oder eines
späteren Besitzers seines Skizzenbuches, den besonders die archi-
tektonischen und rein technischen Zeichnungen interessierten, also
wohl eines Werkmeisters. Diese Schrift (ms. 3) wird gröfser und
derber, da wo der Raum es gestattet, so fol. 22 v®, 23 r^ 6v® (»cest
li masons don orologe'^). In dem folgenden Abdruck des Textes
nach dem Original der Nationalbibliothek sollen ms. 2 durch ge-
sperrten Druck, ms. 3 durch Kursivschrift unterschieden werden.*
1. fol. I v^. Ci poeis v(os) trover les agies des .XII. apostles en séant.
Wilars de honecort v(os) salue et si proie a tos cens qui de ces engiens
ouverront, c*on trovera en cest livre qu'il proient por s'arme et qu'il lor so-
viengne de lui. Car en cest livre puet o(n) trover grant' consel de le grant
force de maconerie et des engiens de carpenterie, et si troveres' le force de
le portraiture, les trais ensi corne li ars de iometrie le (co)ma(D)de* et ensaigne
2. fol. 2r®. (sehr verblafst) de Honnecor cil qui fut en Hongrie.
3. fol. 3v«. ms. 2. orgieus*^ si* cume il tribuche. humilité.
4. foL 5 r^. Maint ior se sunt maistre despute de faire tomer ime ruée
par li seule; ves ent ci c'o(n) en puet faire par mailles nonpers a par vif«
argent.
5. fol. 6r°. De tel maniere fu li sepouture d'un Sarrazin q(ue) io vi
une fois.
6. fol. 6v°. c*tsi H masons d*on orologe,
Ki velt faire le maizo(D) d'une ierloge ves ent ci une q(ue) io vi une
fois. Li p(re)miers "^ estages de desos est quares a .1111. peignondaus. Li
estages deseure est a .VIII. peniaus, et puis covertic, et puis .IUI. peignon-
ciaus; entre .II. peignons .1. espasse wit. Li estages tos deseure s'est q(ua)res
a .IUI. peignonciaus", et li co(n)bles a .VIII. costes. Ves aluce le portrait
7. fol. 7r®. Ki velt faire .1. letris por sus lire evangille, ves ent d le
mellor maniere que io sace^: premiers a p(ar) tierre .lU. sarpens et puis une
ais a .III. conpas deseure et par deseure .IlL sarpens d'autre maniere, et co-
lonbes de le hauture des sarpens, et p(ar) deseure .1. tria(n)gle. Apres v(os)
vees^° bien de confaite maniere li letris est: ves ent ci le portrait; en mi liu
des .III. colonbes, doit avoir une verge q(ui) porte le pumiel sor coi li
aile siet.
8. fol. 9rO. Ves ci une cantepleure c'o(n) puet faire en .1. henap c(n)
tel maniere, qVns en mi le henap doit avoir une torete et ens en mi liu de
le tourcte doit avoir .1. behot q(ui) tiegne ens el fons del henap, mais q(ue)
li bebos soit ausi Ions co(n) li henas est p(ar)fons, et ens en le torete doit
avoir .111. travccons p(ar) soutre le fons del henap, si q(ue) li vins del henap
* Die Interpunktion des Originals, die die Pausen des gesprochenen
Satzes getreu wiedergiebt, wurde beibehalten, nur wurden die Punkte durch
die entsprechenden modernen Zeichen ersetzt.
Abweichungen von dem Text in Lassus' Ausgabe: * grand ' treueres
* comand * orgie ul * Hs. csi ' premiers * peignondaux • face *® veea
SKIZZSNBUCH VON VILARO DE HONNECOURT. 49
puist aler al behot, et p(ar) deseur le torete doit avoir J. oiziel^ q(ui) doit
tenir so(n) biec si bas q(ue) qant' li henas iert plai(n)s qu'il boive; adont s'en
corra li vins p(ar) mi le bebot et p(ar) mi le piet del henap q(ui) est dobles;
et s'entendes bien q(ue) lì oiziaus' doit estre crues.
9. fol.9x<^. Et se v(o8) voléis faire .1. escaufaile de mai(D)s vos fereis
ausi come une pume de keuvre de .IL moitiés clozeice. Par dedens le pume
de keuvre doit avoir .VI. cierdes de keuvre, cascuns des ciercles a .II. to-
reìUona et ens en mi liu doit estre une paelete a .II. toreillons. Li torello(n)*
doivent estre cangiet en tel maniere, q(ue) li paelete al fu demeurt ades droite.
Car li uns des toreillons porte l'aut(re) et se v(os) le faites a droit si (co)me
li letre le v(os) devize' et li portraiture, torner le poes quel part q(ue) v(os)
Toleis ia li fus ne s'espanderà. Cis engiens est bons a vesq(ue), h(ar)diement
puet estre a grant messe car ia ta(n)t com il tiegne cest eogieng entre ses
mains froides nés ara, ta(n)t co(ro) fus puist durer en cest e(o)gieg n'a pl(us).
Cis engiens est fais p(ar) tel maniere quel p(ar)t q(u'i)l tort ades est H
paelete droite.
10. fol. 9vo. J'ai este en m(o)lt de tieres si co(n) v(os) pores* trover
en cest liv(re); en aucun liu, onques tel tor ne vi co(m) est cele de Loo(n):
ves ent d le prem(ier) esligement, si con des p(re)mieres fenestres. A cest
esligement est li tors tornee a .Vili, arestes, s'en s(uD)t les .IIII. fìlloles
qoarees, seur colonbes de trois. Puis si vienent arket et entaulemens se
resunt les fìlloles p(ar)ties^ a .VIII. colonbes, et e(D)tre .II. colonbes saut uns
bues. Puis vienent arket et entaulemens; p(ar) deseure sunt li conble a
.VIII. crestes; en cascune espase a une arkiere por avoir clarté. Esgardes
devant v(os) s'en vereis* m(o)lt de le maniere et tote le montee, et si co(n)
les fìlloles se cangcnt; et si penseiz car si v(os) voles® bien ovrer de ter*®
grans pilcrs forkies v(os) covient avoir q(ui) ases aient col. Prendes garde ^^
en vostre afaire si feres q(ue) sages et q(ue) cortois.
11. fol. 10 v^. Ves ci une des formes de Rains des espases de le nef
teles com eles sunt entre .11. pilers. J'estoie mandes en le tierre de Hongrie
qant io le portrais por co Tamai io miex.
12. fol. 12 r®. Ves ci l'une des .II. damoizieles de q(ue)** li iugemens
fu fais deva(n)t Salemon de leur enfant, q(ue) cascune voloit avoir.
13. fol. 14VO. Ves ci une glize desquarie ki fu esgardee a faire en l'or-
dene de Cisliaus".
Ves ci Tesligement del chavec me dame Sainte Marie de Canbrai, cnsi
corn il ist de tierre. Avant en cest livre en trouvères les montees dedens et
dehors, et tote le maniere des capeles et des plains pans autresi, et li maniere
des ars boteres.
14. foL I5r®. ms. 3 Istud bresbi'tertu{m)^^ invener{un)t Ulardus de Hune-
con et Petrus de Corbe ia i\n)t (sic!) se disputando,
Istud est presbiteriu{m) S(an)c{ti) Pharaon is in Miatts^^»
ms. I Ves ci Tesligement de le glize de Miax de Saint Estiennc. — De-
^eure est une glize** a double charole, k(e) Vilars de Honecourt trova et
^'^rcs de Corbie.
, Lassù? : * oisiel 'quant ^ oisons * toreillon ^ devise * porcz ' porlics
^^^eïciz » volez *<» de toz " gard ** qui »^ Cisliaux " presbiierium
^^tts ^* glise
t rom. PhiL XXV. 4
5 ó If. BD. SCHNBBQÂNS,
15. fol. 15VO. ms. 3 Chi prennes matere d'on piler metre a droite
toisons,
ms. I J'estoie une fois en Hongrie la a ie mes maint jor la vi io le pa-
vement d'une glize de si faite maniere.
ms. 3 Ista est fenestra in te(m)plo s(an)c(t)e Marie Carnoti.
16. fol. i6r^. ms. i C'est une reonde venere de le glize de Lozane.
ms. 3 Ista est fenestra in Lasaña eccl(es)ia,
17. fol. I7r<*. ms. 3 Isttid est presbiterium beate Marie VeceUensis
eccl{es)ie ordinis Cisterci{e)n(sis).
ms. 2 Ce est un imaie de J(es)u^ si cume il est cheus.
18. fol. lyvo. Or poes veir .1. bo(n) conble leg(icr)*, por hierbegier dc-
seur une chápele a volte.
Et se v(os) voles veir .1. bon conble legier a volte de fust prendes
aluec garde'.
Ves ci le carpenterie d'ime forte acainte.
Ves ci une esconse q(ui) bone est a mones por lor candelles porter
argans; faire le poes se v(os) saves torner.
1 9. fol. 181^. ms. 3 Chi commence le mate de la portraiture»
Incipit materia portur ature,
20. fol. 1 8 v^ ms. I Ci comencé li force des trais de portraiture si con
li ars de iometrie les ensaigne, por legierem(en)t ovrer, et en l'autre fuel s(un)t
cil de la maconerie.
21. fol. içv^ En ces .HU. fuelles a des figures de Part de iometrie,
mais al conoistre covient avoir g(ra)nt esgart ki savoir velt de q(ue) cascune
doit ovrer.
22. fol. 20 r<*. ms. 3 a) Par eu pre(n) um la ¿grosse d*one colonbe que
on ne voit mie tote,
b) [^Pyir chu trov*om le point en mi on canpe a conpas,
c) \_P'\ar chu tail*om le mole d*on ¿^rant arc dedens ,111, pies de tere,
d) \P'\ar chu fait om on cavece a ,XII, vesrires,
e) \P^ar chu vos^om une arc le cintreel devers le ciel,
f) [/'Jar chu taiVom erracenmens,
g) [/'Jar chu fait om cheir deus pires a un point si Ions ne seront,
h) [PJûr chu iaiVom vosure d*estor, de machonerie roonde,
i) \P^ar chu taiVom vosure besloge,
j) \ßy^^ chu fait om on pont desor one aive desus^ de ,XX, pies
de^ Ione,
k) \P'\ar chu fait om on clostre, autre tant es voies com el proel,
1) \P^ar chu prent on la largece d*one aive, sens paseir,
m) [PJar chu prent om la largece d'one fenestre ki est Ions,
n) \P'\ar chu •'Ossiet om^ les ,1111, coens d^on clostre sens pione e
ssens linei,
o) [/'Jûr chu partis om one pirre que les ,11, moitiés sont q{ua)reies^,
P) l^^^^ ^^" ^^''^ ^^ ^ ^'J ^*^^ Persoir.
q) [/'jar chu fait om ,11 vassias, que li ons tient JI, tans quo*
li atres.
Lassus: ^ Deiu ^ leger ' gard * fus ' d ^ am ^ a queres * que
ȆRT.
SI
r) [/>]ar chu tail'on vaíure rittlrii.
s) Toteî ces figutts sunt tsitaites* Jt gremttrit.
13, fol. ïov", a) Pur chu laU'ùn pendam* riults, metts tt bat tt haut,
b) En si prendes ^ one roonde, en an agte s'en ares le geùse.
e) Par dm /ait on ene efe/ tie! tij'rc* ei justice ont scere.
à) Par chu lail'o» one ele/ del çuint peint.
t) Par cku /ait on en puer de quatre cuins i-inir a ¡oison.
S) Far chu faii'an vosors par esscandelon.
g) Par ceste raison mortl'om^ l'agaile d'ene toor et laUle ¡es mêles.
h) Par chu laU'om vosurt pendant.
i) Pa chu p{re)ni oîi.» le hautece d-one taor.
j) Par chu mont'om^ dons pders d'one hautece sens pio ai et sens Uvei.
24. fol. 211°. a) Pa chu met om an capitel d'ut! colantes a âne sole
s'en n'est mit si en etnbres, s'est li machonerie ione.
b) Par chu met om on ne/ desseï ane poire par mesure, que U poire
e) Par chu parirait am ane toar a chine arestes.
A) Par chu trov'om^ les pains d'ane vasure taiüir.
c) Par chu daifom an vosoir se lumeie, sens molle.
T) Par chu bev'um erracemettt jagijs sens molle, par on membre,
g] Pa chu tail'am vosure engenoUi.
h) Par chu /ait om trois manires d'ars, a conpas ovrir »Ht /ois.
35. fol. 2lv<>. Ves la JI. testes de ruelles.
i deios le* (¡cures de le ruée de fortune, totes les .VII. imágenes'.
Od
: del'u
et lyeule m
uW de l'.u»
t d'oile de lin
Í faire
kai
bolet
Di plaa del
.res. Desler
asse! pur eu
■ eat se le n
por pail os
par li sou.
fers U Sùlel.
sai, por /ais .
ule de
'e dìachene kant ¡al
1(1. fol. 12 v°. Par cha /ait em une s
Par chu /aü om une are ki ne /out.
Par ehu /ait om un angle tenir san doit ades i
Par (hu /ait am on des plus /ors engiens ki
Par chu /ait om dorner la teste de l'aquUe
17. fol. iix'. Par cesi engien recop'on eitacei dedens une aie por une
sole asir sas.
Far chu /aä om ¡'enbraceme(n)t d'âne roe sens l'arbre endamer.
En li poes ovrer a one tor u a ont maison de bas si sunt trop car.
Par copreste de ceste manine pan rtdreicir une maison ki pent d'one
part ja a pesans ne sera.
zS. fol. 241". De l'ensaignemeiit de] lion v{os) vel gc p(ir]leir. Cil q(ui)
le lio(D) ducttioe, il a .II. cbaiaos;" quant il veli le lion faire faire aucune coze
sc li comaDdei se U lions gioîgne, il bat ses kaìaus, dont a li lions e[Ta}nt
52 F. ED. SCHNSBGANS,
doutance qant il voit les kaiaas batre; se refraint so(d) corage et fait co c'o(n)
li comande \ et s*il est ooredes sor co ne paroil mie, car il ne feroit por nelni
ne tort ne droit Et bien sacies q(ue) ds lions fa contrefais al vif*.
29. fol. 24v<^. Ves ci .1. lion si corn on le voit p(ar) devant et sacies
bien q(a'i)l fu contrefais al vif.
Ves ci .1. porc espi, c'est une biestelete, q(ui) lance se soie qant de
est corecie.
30. fol. 27 r^. Ves ci le labitement Saint Come, et saint Domijen.
31. fol. 27 v^ Ves ci une legiere poupée d'ans estaas a .1. entredós a
tote le def.
32. fol. 29 r^. Se v(os) voles bien ovrer d'une bone poapee a ans estaas
a cesti v(os) tenes.
33. fol. 30 r<^. Se v(os) voles faire le fort engieng c'on apiele trebacet
prendes d garde'. Ves ent ci les soles si com il siet sor tierre. Ves la de-
vant les .n. windas et le corde ploie a coi on ravale le verge. Veir le
poes en cele autre pagene. Il i a grant fais al ravaler, car li co(n)trepois est
m(ou)t pezans. Car il i a une huge plainne de tierre, ki .II. grans toizes a
de Ione et .VIIII. pies de le, et .XII. pies de p(ar)font. Et al descocier de
le fleke penses et si v(os) en dones ^ garde'. Car ille doit estre atenue a cd
estancon la devant.
34. fol. 30 vo. Ves d le droite mo(D)tee des capeles de le glise de Rains
et toute le maniere, ensi com eles sunt p(ar) dedens droites en lor' estage.
Ves ci les voies dedens et les orbes arkes.
Et en cele autre pagene poes v(os) veir les montees des capieles de le
glize de Rains par dehors, tres le comencement desci en le fìn ensi com eles
s(un)t. D'autretel maniere doivent estre celes de Canbrai s'o(n) lor fait droit.
Li daerrains cntauleme(n)s doit faire cretiaus.
35. fol. 3iv<^. Entendez bien a ces montees: devaunt le covertiz
des accaintes doit aver voie, sur l'entauÎement et desur le combe
des acaintes redoit aver voie, devant les v(er)reres et un bas cre-
teus si cume vosveez, en le purtraiture devant^ vos, etsurlemors
de vos piliers dait aver^ angeles, et devant ars buteret. P(ar)
devant le g(ra)nt conble en haut redoit' aver voies, et creteus
desur l'entauleme(n)t, k'en i puit aler pur peril de fiu, et en
l'entaulem(en)t ait^ nokeres por l'ève getir; pur les capeles
le vos di*°.
36. fol. 32 r°. Ci poes v(os) veir l'un des pilers toraus de le glize de
Rains, et .1. de ceus d'entre .II. capieles, et s'en i a .1. del plain pen, et
.1. de ceus de le nef del moustier; par tos ces pilers sunt les loizons tdes
corn eles i doive(n)t estre.
Ves ci les molles des chapieles de cele pagne la devant, des formes et
des verieres, des ogives et des doubliaus, et des sorvols p(ar) deseare.
Lassus: ^ comand ^ Rabelais (Gargantua cap. il) zahlt unter den Jugend-
spielen seines Helden auf: „battoyt le chien devant le lyon". ' gard * donez
' los ' Hs. scheint devant zu haben, 1. devant? "* piliers doit ' conbie bis
doit stark verwischt. Das h von haut aus a corrigiert. ' ait unter cancel-
liertem des. Lassas \, aU des ^ pur bis di auf fol. 32r<>.
SKIZZENBUCB VON ^
1 DE HOMNECOüRT.
53
I
Ves ci les montees de le gliie' de Ratai et del plain pen, dedcns et
itelicits. Li premiers etcautemeos des acainies doit ütire cretiaus si q(u'i)1 puist
aioit voie devant t« covertic. Encoclrc ce CDT(er)tic sunt les voies dedens,
cl qanl ces voies sunt volses ri rntaulees adont tevienctit Its voici dehors
c'o(n| pael alet devant les suels des vcrieres; en reat3iileme(o)t daerrû(n) dmt
avoir crcliaus* c'oa pnist alcr devant le coverlîc. Ves aluec les manieres de
37. fol. 331". Reteneá co que io *(i>s) dirai: prendes* ruelies de col
roges, et sancmonde — c'est une erbe c'on clainme galiofa) ülale — prendes not
ofw c'on clainm< lanesíe el eaneuviee — c'est scmeiiec de canvre —, cstanpes
ees .IUI. erhes si (ju'il n'i ail nient pl(us) de l'une, q(ue) de l'autre. Apees si
ptendeis varaace .11. lans q(ue) de l'une des .IUI. etbcs et puis si l'estanpes
puis ú meléis ces .V. erbe» en .1. pot et si metcis blanc vin al desteoprer
U meilloc q(Qe) v(os) poes avoir auq(uejs lenpreemcnt q(uc) les puiions ne
soîcDl trop cspesscs* à c'o(n) les puist boire; n'en beveis' mie trop co une
«scalane d'uef en ares* v(os) aseis' por q(Q'e)le soit plainne; quel plaie q(ae)
T(oi) aies ï(os) en gariies. Tergies vo plaie d'un poi d'estoupes mêles sus
une facile de col roge, puis si beveis des puizoDS al matin et al vespre H. fois
le ior. ele» valent mi« desiemprees de moust doue q(ne) d'auite vin, mais
q(n'i)l soit bons si paerra li mous avec les etbes; et se v(as) les destenpres
de vies vin iaissies les .11. ¡ora ancois c'o(n) en boive.
Cuellies vos Hors an mati|n) de diverses colora k« l'une ne louce a
l'autre, prendes nue maniere de piere c'o(n) taille a ciiiel, q(D'e)le soit blance
molue et deliie; puis si meteis vos ñors en cecie ponre, cascune maniere p(ar)
li si doerront vos flore en Ior colors.
Honnecourt, der Heimatsort Vilard's, liegt zwischen Cambrai
und Vaucelles und gehörte ïur Grafschaft Vennandois, zum Amts-
bezirk St. Quentin (cfr. F. Bénard, Kechercbcs sur la patrïi! et les
ttavaus de Vilard de Honnecourt in den Travaux de la société
académique des sciences, arts, bel les- lettres, agriculture et industrie
de St. Quentin, 3' série, Tome VI, 1864—6, p. 260 — 80), Ueber
die Lebenszeit und Thäligkeit Vilard's erfahren wir aus seinem
Skiizenbach und den Untersuchungen namhafter Archäologen, be-
sooders Quicheral's,'' folgendes: Alle Zeichnungen Vilard's, soweit
sie sich auf Denkmäler beziehen, deren Enlstebuugszeit bekannt
ist, verweisen uns auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. £ine
Bemerkung fol. 31 r' beweist, dafs V. irgendwie an dem Bau des
Chores von Cambrai beteiligt war (Lassus, Ausgabe des Album,
Notice p. 45 ff. nimmt an, dafs V. den Bau als Architekt leitete):
(0 einer Zeichnung des Chors der Kathedrale von Reims bemerltt
der KünstJer, dafs die Kapellen von Cambrai denen von Reims
gleichen sollen „s'on lor fait droit"; der Chor von Cambrai wurde
Lassos: ' glise ' crenaus ' prendei * espessei ' beveii ' arei
■ Qaidierat, Noiic« sur l'ilbam de V. de II. Revue archéologique iS^g
A. VI, 65— 80, 164 ff., 111—16. ViollcI-le-Duc, Revue archÉol. 1863 Bd. VU.
E. Renan, Hist, litter, de la France XXV, I— g. Eitelberger. Miltbeil. der
i. k. Central- Commission tur Erforsch, u, Erhalt, der Baudenkmäler IV (1859}.
54 P- KD. SCHNEEGANS,
zwischen 1230 und 1 250 gebaut; die auffallende, von Lassos (ib
p. 46) nachgewiesene Aehnlichkeit der Choranlagen von Reims um'
Caiabrai macht es n-ahischeinlicb, dafs V, die betreffuide 7
ioLjir" vor 1^50 und wohl schon vor Beginn der Arbeiten
Cambrai, also vor I2J0, auf einer Studienreise in Reims i
bat Später, i\vischen 1241 und 1257, der Bauzeit des Sei
der KaÜiedrale von Reims, wurde eines der Fenster „por co l'ar
io miex" skizziert: damals war V. auf einer Reise nach Unga
begríflen, wohin er als Architekt berufen war „j'estoie man'
le tierre de Hongrie"; er genofs also schon einen guten 1
tächtiger Architekt und stand wohl in vollem Mannesaher. Man 1
hat versucht die Zeit dieser Reise nach Ungarn genauer m be^ 1
stimmen. Qaicherat, der Vjlard an dem Bau von Cambrai altj
Architekt arbeiten läfst, setzt diese Reise zwischen 1244 und i
an, während einer Unterbrechung der Arbeiten in Cambrai,
bringt sie mit der Thatsache zusammen, dafs mehrere im ij. Jal
entstandene ungarische Kirchen noTdfianzosiscben Einâufs zeigoi
und die Beitehungen der heiligen Elisabeth von Ungarn mit Cambiai
die Berufung Vilard's nach Ungarn erklären könnte.' Für die An-
nahme, dafs V. vor 1 230 in Reims zeichnete, sprechen Abwi-ïchuogeil
seiner Zeichnungen \on dem späteren Bau, der ca. 1230 bei dcK
Wiederaufnahme der Arbeiten in Einzelheiten umgestaltet '
In Ungarn blieb Vilard „maint ior" {fol. isv"). Nach seiner Rädk^
kehr zeichnete er „!e pavement d'une glize", gemusterte Bai±steiii>
fliese, die er dort gesehen balte. Der Ausdruck „j'estoie une fcÒK
en Hongrie la u ie mes maint jor" lâfst darauf schlïefsen, dafs a
die Mitte des 13, Jahrhs. überlebte und im Alter diese Skizze und
wohl noch andere aus dem Gedächtnis zeichnete oder sein Skizzen*
buch damals revidierte und z. T. mit dem erklärenden Text versalz
Weitete Skizzen von Teilen der Kathedralen von I-aon, Lausanne
Vaucelles, Chartres zeigen Vilard mitten in der künstlerischen Í
wegung in der Zeit der höchsten Blüte derGothik, wohlbewandeit
in der Bautechnik und in den Hülfswissenschaften , besonders del
Mechanik.
Der Text seines Skizzen buches, ein Denkmal der Sprache
Vermandois in der ersten Hälfte des 13. Jahrhs. (ca. 1230 — 126(^
soll im Folgenden derart untersucht werden, dafs die Sprach
eigt:ntumlichkeiten der drei Schreiber unterschieden und, da (
sich um einen Originaltext handelt, besonders bei ms. 1 auch an
orthographische Erscheinungen binge^^'iesen wird.
LAUTLEHRE.
Vortoniges j+gm wird ¡eu in orfieumml (ms. 2) 25.
' Ren^in nnd Eitelbe^er 1. c. selten die ungarische Reise cwiidiei] Ili
m
SKIZZBKBUCH VON VILARD DE HONNECX)URT. 55
E.
•
ms. I. Freies f wird zu oi: avoir 7. 8. 12. 21. 36. 37; doit
7. 8. 36; doiveni 34. 36; sou 8. 37; boive 8. 37 u. s. w.
Vor Nasal: plains 8. 13. 36; plainne 34; ^j/jw 11. 34. 36.
Dieselbe Schreibang vor ñi ensaigne i; ensaignement 29.
Vortonig dagegen: peignon 6; peignonciaus 6.
.tf vor epenthetíschem 1*: y<7/j 5. 6; í/r<?i/ 9. 28; droite 34;
froide 9; ^(?/> 33. — Vor Nasal: acainte 19. 36; refraint 28. —
Vor /: r¿ww^/ i.
Ç vor gedecktem Nasal ist von a -|- ged. Nasal geschieden:
lahitemmt 30; ¿¿tî/mj 34; dedens 34; comencement 34; entaulemens 34
und inmier ^/.
Die £ntwickelung von ^/-|-Kons. zu iau ist unserem Texte
unbekannt: ceus i. 31.
Vortoniges freies ^: peniaus 6; ^^10 37; p«r 18. 36; — vor
epenthetischem 1: damoizieles 12; loizons 36.
ms. 2 hat neben í/í?// und voie 35 für betontes freies ç\ ai
und ^ in: dait 35; /ö/7 25; aver (2 mal) 25.
Vor Nasal in gedeckter Silbe: unnetnens 25; orpieutnent 25;
miaulement 35. — p-\-nct ergiebt -ain: accaintes 35. — tegula wird
iyeule 25.
ms. 3 hat in freier Silbe: poire 24; voit voies 22,
In gedeckter Silbe vor Nasal: sens 23. 24; dedens 9. 27; ens g;
entre 6; embracement 27; /r^/ 22.
Vor epenthetischem i\ droite 15; vortonig /9¿r^;i 23.
regula wird r iules 23, davon riuleie 22 x.
E.
<
ms. I. Freies betontes p wird ie\ siet 7. 33; iert 8; //>/ 8;
/'" 33; A'^^''^ 37; ^^■^''^^ 14-
f in gedeckter Silbe erscheint in doppelter Gestalt als e:
fcntstres lo; capeles 13; chápele 18; candelles 18; /w/<fj 25; ^r^^ 37;
«/r<f 9. 34. 36; vespre 37;
als />: pumiel 7; ö/ä/V/ 8; ¿/Vi 8; ciercles 9; //>r^j 10; tierre
^^- 13- 33 Î i^A^/^ 33; capieles 34. 36; chapieles 36; m/>/ 37.
-;//ttj wird 'iaus\ peignonciaus 6; peniaus 6; oiziaus 8; kaiaus
chaiaus 28; cretiaus 34. 36; douhliaus 36; Cistiaus 13; i^WAT 14.
Gedecktes / vor Nasal: destemprez 37.
; vor epenthetischem z erscheint als /V in engiens i; engien 9. 33
(iÄ^/>^ 9 s. Aiol ed. Foerster p. LI); w/Va- ii. 37 und natürlich in
den analogischen Bildungen : soviegne i ; tiegne 8 (nach den endungs-
betonten Formen sind gebildet proie, pr oient i neben lire 7, glize
14 U.S. w.).
Vortoniges p vor r wird zu a in sarpens 7.
ms. 2 scheint die Diphthongierung des p in gedeckter Stellung
unbekannt zu sein: vassel 25; fö/^/^j 36 (Ende der Notiz 35). —
'^^ ist einmal durch -eus wiedergegeben in creteus 35.
56 F. BD. SCHNEEGANS,
ms. 3 entwickelt in offener Silbe te zu i*: pires 22 \ pirre 22;
ebenso /tjrc 2^.
In geschlossener Silbe kennt ms. 3 nur e: iesie 26; tere 22;
vers 22, 2Ò; /enes/re 22; scere 23; prael 23; capitel 24; cintreel 22.
'ellus zu iaus geschrieben ias in vassias 22.
vor epenthetischem 1': engiens 26; engien 27 neben lisi 26.
gedecktes / vor Nasal: pendant 23; ^^/ 27.
/ vor epenthetischem i in vortoniger Silbe: soir (secare), soore
(secatona) 26.
Der centralfranzösische Diphthong ie erscheint in ms. 3 oft
vereinfacht, meist zu / (vgl. oben i aus p in pires u. s. w.), mag der
Laut aus lateinischem a nach Palatal entstanden sein: soir 26;
redrescir 27 oder aus dem Suffix 'arius: vesrires 22; manir es 24;
manine 27 neben einmaligem mater e 15 und verstümmeltem mate 19
(die vielleicht als Latinismen aufzufassen sind nach materia), ebenso
wird ai vortonig zu a in masons 6; vassias 22 q, neben maison 27;
raison 23.
O.
ms. I. Freies q wird «^: /«^Z i; ruee 4. 25; a/i^f 6; rrwj 8;
¿«<fj 10; ebenso ^ vor /: /«^Z 20; fuelles 21, 25. 27; suels 36; vor-
tonig cueillies 37. — Vorhergehendes t^ absorbiert den f/-Laut in
»^//6. 7. 21. 28; i»^/ 28 (vgl. die Schreibung wel in Tailliar, Actes
wallons n® 47 Urkunde von Preux-au-Bois bei Avesnes, wellent in
dem Livre Rouge de St. Quentin ed. Bouchot et Lemaire, St. Quentin
1881, s. F.Neumann, Zur Laut- und Flexionslehre S. 48).
locus, focus werden liu 7. 10, aber fu 9.
Ç in gedeckter Silbe vor Palatal wird ui: puist 8; puizons 37;
wit (vocitum) 6, wo der anlautende konsonantische Laut durch
Assimilation an den ersten Bestandteil des Diphthongs halb-
vokalisch wird.
Für p/+ Kons. = au fehlen Beispiele, volet wird velt.
monachus wird mones 18; orologium: ierloge 6.
In ms. 2 wird çlea zu oile 25; focus zm fiu 35.
q vor l'\-s wird ieu\ orgieus 3.
ms. 3 hat für freies q bald ue bald oe\ uef 24. 37; oef 24;
roe 28. In gedeckter Silbe vor Palatal: uit 24.
O.
•
ms. I hat für freies 0 die Zeichen 0 und eu\ seule 4; scure
6. 36; caniepleure 8; seur 8; keuvre 9; demeurt ^ neben sor 28, 33;
OT^//(7r 7; /i^rj, f<?/örj 37.
Vor Nasal schreibt ms. i u: pume 9, vortonig pumiel 7 (neben
maizon 6); j?/«/ {dbex come i. 9), wodurch wohl der nasalierte Laut
ausgedrückt wird (in den von Raynaud herausgegebenen Urkunden
von Ponthieu wechseln die Schreibungen -omm, -oumy -umm, -un,
-on ab. In Gui de Cambrai's Barlaam reimt pume mit omme. Die
Urkunden von St. Quentin, Bibl. de l'école des Chartes XXXV, ge-
SKIZZENBUCH VON YILARD DB HONNECOURT. 57
braucheii neben "im überwiegend die Schreibung "Oun: maizoun,
sauni, fount u. s. w.).
Vor ñ wird ç zu oh gr oigne 28.
In gedeckter Stelluog wird ç durch o^ seltener durch ou^ nie
durch u wiedergegeben: tos i; iorn 4; dohUs 8; for 10; formes
I. 36; sorvols 36; rogé yj u. s. w. neben Honecouri 14; double 14;
toute 34; estoupe 37; moust^ touce 37.
0/+ Kons, wird ou in doue 37; daneben die Schreibungen sor-
vols, volses 36.
ms. 2 hat nur ^i9/(í7r 25. In geschlossener Silbe steht u: cume
17. 25; cum 25 neben come 25.
ms. 3 hat für freies ç 0 und ou\ color 26; desor 22; sole (solam)
24. 26; dous 23.
Für ç in gedeckter Silbe steht 0: grosse 22. ly, mole 22, 23;
Ä?/(f, tort (tort cm), //ö« 23. 00 in /i?ör 23. 24 soll wohl den
Doppellaut ausdrucken.
Der Diphthong oi wird von dem ungebildeten Schreiber durch
0 und a wiedergegeben: vosor 23; soore 26; aas 2jf bleibt aber
vor Nasal coens 22; cuins 23; poins 24.
Im Vorton wird der aus p und ç entstandene Laut in ms. i
mit 0 ausgedruckt: poeü trover trovera i; cover tic 6; voléis 9; torner
4. IO. 19; torete 8; clozeice 9; cor lois io u. s. w.
Vor í^ findet sich auch <w: trouvères 13; ouverront i; ebenso
in poupée 31; moustier 36.
ms. 2 hat (7 und t/: /»r ¿¿?/if/^ /tii/Zv^ unnemens 25; ebenso ms. 3
vosure 22; ovrer 2'j\ trov^om 22 neben cu (ecce-hoc) chu 22, 2y 24.
Für om hat ms. 2 en (wohl = 5) 35, ms. 3 auch um 22.
Vilard zeigt also auch in diesem Punkte sein Bestreben
eine konsequente Orthographie durchzuführen und scheidet scharf
zwischen dem Zeichen u (für ü und für 0 vor Nasal) und anderer-
seits dem ihm wohl weniger geläufigen Zeichen ou und 0» Die
Schreiber von ms. 2 und ms. 3 behelfen sich mit den unvollkom-
menen Zeichen 0 und u.
A.
ms. i. Freies betontes a wird bald durch e bald durch ei
wiedergegeben :
e: tel ^, 8. 9; çuel g; autretel ^^; aler 8; quares 6; guar ees io;
esgardes lo; torner 4; trover i; prendes 18. 34; poes 18. 33. 34;
poupée 31 u. s. w.
ei: poeis i; voléis 9; fe reis 9; penséis 10; parleir 28; retenéis
prendéis metas beveis aséis meteis 37.
-¿7/0 wird />: cor ene 29; ^A?/V 33; ¿/f//» 37.
fi'eies 0 vor Nasal: mains 9; clainme 37; daerrain 36; hinter
Palatal Domiien 30.
gedecktes 0 vor Nasal: espanderà 9; ^í?«j 13; comande doutance
quant 28; /t7;ff^ 29; ¿/í7w 37; vortonig estancon 38; estanpes 37. —
Daneben steht zweimal /^» 36.
58 F. ED. SCHNEEGANS,
a vor epenthetíschem i: ais 7; Canbrai 13; contrefais 28. 29;
/Ä7/> 37.
Das Suffix ^aritiSy ^aria wird -/Vr, -iVr^: premier 10. 36; ^í-
wiVr^ 10; maniere 13. 15. 34. 36; veriere 16. 36.
Vortoniges a ist erhalten in paelete 9.
Für aquila hat ms. i die interessante Form aile, wohl nur eine
orthographische Variante (s. unten T) zu dem oft überlieferten aille.
ms. 2 scheint ci für freies betontes a fremd zu sein : desUmprez
pocz 25; entendez vecz aler 35.
Für freies a vor Nasal nach Palatal hat ms. 2 iens\ paiiens 25.
Für ¿7 in gedeckter Silbe vor Nasal schreibt ms. 2 au in tatmt
25; (levaunt ^^, neben autretani zy, devant (3 mal, á^zxx devautt viel-
leicht für devau{n)t) 35.
-aria wird ^ere in ver reres 35. — aqua erscheint als euge 25
(2 mal) und eve 35.
vortoniges ¿7/ zu a in vassel 25.
ms. 3 schwankt wie ms. i zwischen e und ei für freies be-
tontes a\ pQseir quareies riuleie 22; iumeie 24, neben riules prendes
ares clef piler linei 2 y, ovrer poes 2'j, — 'iata = ie: engenolie 24.
Für gedecktes a vor Nasal hat ms. 3 nur an\ canpe (campus)
22b; tant 22; angle 26. — aqua wird aive 22; aie 27.
¿7.
ms. 3 hat für unus una on one neben une, sursum wird sos 27.
Konsonantismus.
Die wichtigste Erscheinung betrifft die Palatallaute.
ms. I hat c vor a meist erhalten: carpenterie i. 18; cantepleure 8;
escau/aile cascuns cangiet 9; Canbrai 13; capeles 13. 35. 37; can-
del le s 1 8; kaiaus coze 28; ör^w 34; capieles 37; rt?/ caneuvize canvre
escargne touce hlance 37.
vor ^, /V aus 0: arkiere forkies 10; descocier 33. Die wenigen
Ausnahmen sind technische architektonische Ausdrücke, die Vilard
auf seinen Reisen mit der centralfranzösischen Aussprache hörte:
chavec 13; charole (Chorumgang) 14; chápele 18; chapieles (mit picar-
discher Behandlung des p) 36. Auffallend ist chaiaus 28 neben
kaiaus,
ms. 2 scheint zwischen i- + 0 und r^ vor ^, lif aus a zu scheiden :
kaus 25, aber cheus 17; tribuche 3.
ms. 3 ¿-i?«/^ ¿raz'^« 22; esscandelon 2^\ capitel 24; esiaces 27;
erracenmens 22, 24, neben r^/r 22; r^Äiir^ (Kj. Praes. mit dem auch
sonst aus ie entstandenem i) 24.
Schwierigkeit bereiten die Laute f + ^, i und /i*+ Vokal, ms. i
gebraucht für beide Laute anlautend und hinter Konsonant aus-
schliefslich c\ c-\-i^ ei ci ceus ces cest i; maconerie i. 20; chzeice
(Adj.) 9; CO II. 28; acainte 19; /j«« 29; cesti 32; f^/ 33. — /i +
Vokal: travecons 8; comencé 21; ybrr^ i. 20; corecies 28; estancan
33; comencement 34; warance semence ancois 37; einmal jx: espasse 6.
SKIZZENBÜCII VON VILARD DE HONNECOURT.
59
1 covírík 6. 36;
r aeaintes 35; einmal
I
I
Auslautend wird der Laut mit c bezeichnet i
ehaife [3; doue 37; a.heT /oit.
ms, 2 hat ebenfalls c in ameni cist 25 ;
aaslautend z in eovtriis 35.
ms. 3 schreibt e und ch: c'esl 6; tmmence 19; íu (= eo) cavtce
(iiüretl del 22; cesie juslici zy, e'esi redresctr 27; chice 24 neben
chi 14. ig; machonerie 22; fAu, stets in der Fonnel/rt/- cku, chine 24.
Im Auslaut s: jagjis 24.
Dasselbe Zeichen c findet sich ms. i für ^i+Vokal in saee 7;
saciei 28. 29.
Erwähnt sei noch die picardischer Orihographie entsprechende
Form argans 18, wo g lateinisches dt darstellt (cfr. Suchier, Aue.
and Nicol.* S. 66).
/ im Ausiaat nach Vokalen ist meist abgefallen: ¡e ¡^, auch
in der 3. Sing. Perf. _/« 5. 13. 2g. ful steht einmal in der ganz
verblafslen, sicher nicht von ms. i stammenden Inschrift zu fol. ar".
/ ist erhalten in cangie! (Part.) 9; pici 8. Nach Konsonant ist / ab-
getalleo in ms. 3 e^r 27.
Für das dem Picardischen eigentümliche Fehion der Hülfs-
laute d, b zwischen / — r, n — r, m — / findet sich nur ein sicheres
Beispiel: paure (pol're) 37; daneben conhies b. 10. 18. 35 (ms. 2)
und conbe 35 (ms. 2).
l-\-s im Auslaut ist in ms. i meist nach picardischer Art zu s
geworden: lot i. 6. 36; an i; poeit i; Irais i. ig; ves 4 (so immer);
mailles 4; quarts 6; costes 6; sarpens 7; vets 7; ens entendes fans
hthos 8 n. s.w. (in penséis 10, aséis beveis 37 ist für s ein r-áhn-
liches Zeichen gebraucht, das aber auch i
puisons 37 angewandt ist).
ms. 2 hat auslautendes s in fin
disttmprez poct 25, enlenda vets 35.
ms. 3 kennt nur s: prennes
2r,fors 26.
-sis wird s im Auslaut: eis g. 28; mous (= mousts) 37.
Vor Flexions-f fallen die Konsonanten c, p aus in Ions 8. 22
(ms. 3); ars 13. 24 (ras. 3): henas 8, engieng-\-s wird engiens i.
j verstummt vor Konsonant in crcliaits 36; puil creleus 35 (ras. 2);
4rraetnmenl 22 f. 24 f. (ms. 3).
r verstummt mehrmals im Auslaut in ms. 3: pa cku 24.
In ms. 3 fallt / vor Konsonant aus in vosure zz; vosor 23; vo-
sear 24; aires 22; neben haul 23.
Der mouillierte ^Laut wird im Wortinnern in ms. i durch iü
oder //ausgedrückt: mailies 4; mellor j; loreillons iorellen q; ßlloles
\cy; fuelles 21. 25. 37; meillor 37.
ms. 2 hat holians 25: ms. 3 tail'on 22; laille 23; laillie 24;
tngenolie 24. — Im Auslaut haben die drei Texte einfaches /:
consti i; fuel 20; vel 28; peril 35 (ms. 2); solel 26 (ms. 3).
Germanisches w ist erhalten in HV/ar/ i; windas ^¡\ waranee
37; neben garde.
6 und espesses
25 neben 3 in
6o F. ED. SCHNBEGANS,
Folgende Einzelheiten seien noch erwähnt:
b für p in dem gelehrten Worte Idbitement 30 (ms. i), die
merkwürdigen Schreibungen domer 29, endamer 30 in ms. 3, aus
denen man schliefsen möchte, dafs der Schreiber von ms. 3 kein
geborener Franzose ist, was seine unbeholfene Sprache und tastende
Orthographie erklären würde; freilich finden sich ähnliche Formen
{enireconderent) in der Handschrift des Chevalier as deux espees
(s. Ausg. von Foerster p. LI).
FORMENLEHRE.
Für den bestimmten Artikel weist ms. i folgende Formen auf:
Masculinum. Femininum.
Sing. Nom. // Sing. Nom. //*
Acc. U Acc. ie^ einmal li 13
Plur. Nom. // Plur. les,
Acc. les {des)
In ms. 2 finden sich die Formen: Masculinum Sing. Acc. le,
Plur. Acc. les; Femininum Plur. les. Für Sing, im Femininum ein-
mal del 2 s (cfr. Meyer -Lûbke II S. 126).
ms. 3 hat:
Masculinum. Femininum.
Sing. Nom. //* 22 Sing. Nom. li, le (le male 20)
Acc. le Acc. la, le.
ms. 1 führt die Regeln der Deklination mit Konsequenz durch :
Nom. Sing, der Masculina hat immer das Flexions -j bei Substan-
tiven und Adjektiven (sowohl in prädikativer wie in attributiver
Stellung). Im Accusativ steht einmal irrtümlich /«^//?j de col roges 37
neben richtigem col rogé. Der Nominativ Pluralis der Masculina
steht regelmäfsig ohne s (sages io wird wohl als Nom. Sing, auf-
zufassen sein).
ms. 2 hat
Mase. Sing. Nom. chetis 7 unnemens 25 neben bon
Acc le cover Uz 35
Plur. Nom. angeles 35
Acc. ars buter et 35 un (wohl für uns) bas creteus 35
Fem. Sing. Nom. un imaie 17 ses color 25
Acc kaus 25.
ms. 3 hat im Nom. Sing. Mase, li ons, li atres 27, im Nom.
Plur. der Masculina cor (von curtus) 27, im Fem. Sing. Nom. li
masons 6, pesans 27, im Plur. Nom. Ions, Acc. a droite loisons 15.
Der Text bietet folgende Pronominalformen:
Personalpronomina:
I. Pers. Sing. Nom. io 5. 6. 7. 11
3. Pers. Nom. Fem. Ule 33 Plur. eles 34
Dat. Mase lui i (satzunbetont li 28)
Fem. li 4. 26 (ms. 3).
SKtZZSNBUCH VON VILARD DE HONNECOURT. 6 1
Possessivpronomen :
3. Fers. Fem. Sing. íarnu i st soie 29.
I. Fers. FeoL (Mehrzahl) vo plaü 37.
Demonstrativpronomen :
Mase. Sing. Nom. cil 2 (ms. 2?). 28 Acc cel 33
Fem. Sing, cele 34.
Pluralis ceus i
Mase. Sing. Nom. ds 9. 28 eis 25 (ms. 2) Acc. cesi i
Fem. cesU 27 (ms. 3) Dat. cesti 32
Pluralis ces,
ecce-hoe wird co ^y (cku, cu in ms. 3) und ce 2^ (ms. 2). 36.
Von nul findet sich die Obliquusform nelui 28.
Konjugation.
Indie. Praes. i. Fers. Sing, par oil 28 zeigt Anbildung an die
i'-Verba.
In ms. 3 ist die Behandlung der 3. Fers. Sing. Praes. Indie, vor
dem unpersönliehen on, om, um beachtenswert. Formen wie frov om
21. 22, tail om 22. 24, tori om (Hs. ior torn) 22, moni om, don on,
bev um 24 geben die Aussprache {tor tom) des litterariseh unge-
bildeten Schreibers wieder mit Ausfall des Schlufs-^ und Behand-
lung des Stammvokals und Stammkonsonanten wie in endungs-
betonten Formen und im Inlaut {trov om),
ms. I hat einige Futura von Verben L auf Kons. + r und r mit
Umstellung des 9: ouverront i, duerront 37 und Futura mit Hûlfsvokal
espanderà 9 und zugleich Umstellung paerra 37 (neben corra 8).
Erwähnt sei Imper. 2. Fers. Fl. prendes 18. i^i- 37» während
ms. 3 prennes 15 hat
ms. I hat stets den Infinitiv veir 18. 33. 34. 36; ms. 2 neben
aver, geiir und ostier\ ms. 3 cheir.
Besondere Erwähnung verdient das Participium argans von
ardere analogisch nach Konj. arge, Aehnliche Ueber tragungen finden
sich auch sonst in picardischen Texten, so arg oit (Tailliar, Textes
wallons nO 164, Urkunde der Abtei Auchin). Die artesische Chronik,
ed. Funck- Brentano (Collection de Textes pour renseignement de
rhistoire 1899) hat neben Konj. Praes. argent S. 57 argoient S. 68,
die Chansons et dits artésiens ed. Jeanroy XXI, 64 argans ent-
sprechend torjant, s. W. Kirsch, Zur Geschichte des consonantischen
Stammauslauts im Präsens S. 38, 68.
Für die Sprache Honnecourt's ergiebt die Untersuchung des
Skizzenbuches folgende dialektische Züge, die wir kurz zusammen-
stellen:
1. e, f vor Nasal und a vor Nasal werden auseinandergehalten,
zweimal aber an durch en ersetzt {peii),
2. Freies e und a vor Nasal fallen in ain zusammen. Die
Schreibungen plainne, clainme, die den ursprünglichen Nasalvokal
treu wiedergeben, finden sich mit ziemlicher Konsequenz in picar-
02 F. ED. SCHNEEGANS,
dischen und wallonischen Texten, so in Gui de Cambrai's Barlaam
und Josaphat, in den Urkunden des Livre rouge de St. Quentin
{damme, claimme n^ 34), in den Urkunden von Pontbieu {avainfu,
tnamne), im Poeme moral.
3. Gedecktes / wird bald durch e bald durch te bezeichnet.
Die Sprachgrenze ist für diese Erscheinung durch Suchier
(Grundrifs I S. 602) bestimmt worden. Er giebt als äuiserste Vor-
posten des Gebietes Aire, Lille, Douai, Cambrai, Avesnes, Mau-
beuge an. Das Vorkommen des ie in Honnecourt erlaubt uns
die Grenze etwas genauer zu bestimmen. Da St Quentin den
¿f-Laut nicht kennt, ^ wird die Grenze in der Gegend von Honne-
court sich hinziehen, vielleicht z. T. mit der südlichen Grenze des
Erzbistums von Cambrai (zu dem Honnecourt gehört) überein-
stimmen. Von da scheint sie sich stark nach SW. zu wenden,
denn der Laut ü ist in Cappy (Arrondiss. Perronne) bezeugt durch
eine Urkunde von 1202 (Tailliar, Actes wallons n^ 6). Den älteren
Texten von Arras ist te unbekannt. Ein weiterer Grenzort ist
Hénin-Liétard (Charte communale et serment des échevins de H.-L.,
Tailliar S. 387 ff.).
4. .^/+Kons. wird eu, nicht tau. Die einzige Form ceus^ wird
als individuelle Ansprache W.'s aufzufassen sein, denn die Texte
von St. Quentin und Cambrai führen den picardischen Laut durch.
5. ^ + epenthetischem i wird ie,
6. Freies a wird zu e und ei (cfr. Grundrifs I S. 602).
7. -arius wird -/Vr; -iaia wird ie,
8. Freies q diphthongiert zu ue,
9. "ieu in locus, focus wird zu iu, u (cfr. Suchier, Aue. und
Nie.'* S. 70), daneben ieu,
10. Beispiele des Wandel von p/+Kons. zu au fehlen.
11. Freies 0 erscheint als 0 und eu, o vor Nasal wird durch
u wiedergegeben.
12. f + ö ist erhalten.
c-\-if e, //'+ Vokal sind stets durch c ausgedruckt, das den
¿"Ä-Laut bezeichnet, ebenso wie in sace, sacies. Den Beobachtungen
O. Siemt's (Ueber lat. c vor e, i im Picard. S. 18 ff.) entsprechend,
schreibt Vilard einmal espasse, fois hat auch sonst in picardischen
Texten -s (s. Siemt S. 17).
13» / + -T ina Auslaut wird durch s wiedergegeben, ebenso -sis.
14. /im Auslaut ist z. T. noch erhalten. Die Texte der dia-
lektisch Honnecourt nächstliegenden Orte Cambrai und St Quentin
^ Die Durchsicht der genauen Urkunden des Livre rouge de St. Quentin
(ed. Bouchot et Leraaire, St. Quentin 1881) und der Archives anciennes de la
Ville de St. Quentin (ed. Lemaire I a. 1076— -1328, St. Quentin 1888) bestätigt
die Thatsache. Im Livre rouge fìnde ich nur einmal quarrül n^ 53 und den
„Heu dit": au pierge de Venevilar, wo gedecktes f vorzuliegen scheint.
' Formen auf -eu kommen gelegentlich auch sonst in picardischen Texten
vor, s. Haas, Zur Geschichte des / vor folgendem Consonanten im Nordfran-
zösischen, Freiburger Dissert. 18891 S. 67 f.
í
SKIZZENBUCH VON VILAED DE HONNECOÜRT. 63
zeigen ziemlich konsequent Erhaltung des / (besonders das Livre
rouge de St Quentin und die Archives anciennes ed. Lemaire).
15. Das mouillierte / im Auslaut ist durch einfaches / wieder-
gegeben.
16. Der Húlfslaut ä fehlt zwischen Ir in poure, b findet sich
dagegen in combti, das wohl als technischer Ausdruck der Bau-
kunst die central französische Form aufweist,
Teste aus den verschiedenen Gegenden der Picardie zeigen
eine aufFallcnde Konsequenz in der Auslassung des Hülfslaules,
der nur in bestimmten Wörtern vorkommt: in Cambrai' {Tailtiar
«•215. 260. 268. 108), io SL Quentin Ï finden sich neben den
Formen ohne Hiilfslaut samblable (Livre Rouge LXl), apparlendroü
(ib. LXIV), imamhlt {ib. LXXIII). In der Charte communale de
Philippe-Auguste für St, Quentin (Anf. des XUL Jahrhs. Livre Rouge
Appendice nach einer Abschrift des XllL Jahrhs.) stehen nur
Formen ohne Hülfstaul.^ Arras, Douai, Valendennes, Lille, SL Omer
{z.B. Aumelemait''), Aire und die Texte von Ponthieu (ed. Raynaud)
weisen ebenfalls nur Formen ohne den Hülfslaut auf, aulser den
Vertretern von insimul und simulare, denen zugleich die Ausspraclie
S und entsprechende Schreibung mit an, am eigentümlich ist.
17. Die Artikelformen sind Mase. // — U, H — /«, Fem.
U, Its.
18. Die Deklinationsregeln sind noch konsequent durchgeführt.
19. Das Possessivpronomen weist die picardische Form se
(Fem. Sing.) und die verkürzte Form im Fem. no.
20. ms. 1 weist folgende Erweiterungen der j- Verba auf: paroil,
argons.
Der Infinitiv von videre lautet veìr.
Das Futurum zeigt Formen mit Umstellung des e bei Verben I
auf Kons. + r und Eintritt des Hülfsvokals in tspandtra, patrra.
Die angeführten Beispiele zeigen, mit welcher Genauigkeit
und Konsequenz Vilard de Honnecourt die Laute seines ange-
borenen Dialektes wiedergegeben hat im Unterschied zu den beiden
andern Sclireibern. Erwähnt sei noch die Anwendung des Zeichens
I vxm Ausdruck des tönenden inlautenden j* in Sarroiin 5, motion 6,
tatti 8, chteiei deoiu 9, glize öfters (einmal glise 34), coze 28 u, s. w.
neben tspasst 6, etptsses ases laustes 37.
< I. auch Droits sdgneutiaDx das am ívíquet de Cambrai
FÎDot (Balleiiii «cbfologiijuc da Comité du Iravaax hUlorlquei
fiqoes 1891 S. 432 ff.).
• Livre rouge de St Quentin und Archives
Chutes du Vcrmandois in Bibl. de l'ícole des ch
1175 '
ed. Lemaitc.
XXXV.
n Veimandois (-(■ 108
• Mim. de 1s Sodétí des Antiquaires de la Molinie XIX, 1884 — 5,
S.313 {. (Coutumes de St. Orner).
* ( für tönendes r encbeint in den von Raynaud behandelten Urkunden
too Ponthieu erst seit 1283.
^_ too Pontht
64 F. ED. SCHNEBGANS,
ms. 2 weist folgende dialektische Züge auf:
1. der Diphthong -/>» ist erhalten in orgieus, orpüumenif fyeule\
focus wird aber fiu,
2. e in offener Silbe wird zu ot und ai, e.
3. gedecktes p und gedecktes a vor Nasal sind geschieden.
4. gedecktes / diphthongiert nicht -ellus wird -eus,
5. gedecktes a vor Nasal ist öfters durch ^aun wiedergegeben«
6. ^arius wird ~ere,
7. vortoniges ai wird zu a,
8. für aqua finden sich die Formen eve, mge,
g. olea wird oile.
10. c bleibt vor a, wird vor dem aus a entstandenen e durch
ch ausgedruckt
11. c-\-e,i, /i -{-Vokal werden durch r wiedergegeben, im Aus-
laut in dem einzigen Beispiel durch z.
12. Der Artikel lautet im Mase. U, im Femininum ist del über-
liefert (cfr. Meyer-Lübke II § 104).
Folgende Infinitivformen sind erhalten: aver, getir, ostier.
Soweit aus den wenigen Formen ein Schlufs zu ziehen ist,
läfst sich vermutungsweise als Heimat des Schreibers von ms. 2 der
Süden des picardischen Gebietes bezeichnen, ms. 2 schreibt aufser-
halb des Gebietes, auf dem gedecktes ç zu ie wird. Für die Nähe
der Champagne spricht der Wandel von ai zu a (s. Wilmotte
Romania XX 479 ff.). Die Schreibung dun für gedecktes a vor
Nasal ist nicht mafsgebend ; sie findet sich nicht allein in der Nähe
des normannischen Gebietes.^ Auch die Behandlung von ieu bietet
keinen Anhalt.^
Ziehen wir die Behandlung von freiem e, das ai und oi wird
und auf die Nähe der Ile de France hinweist, hinzu, so läfst sich
als Heimat des Schreibers von ms. 2 die Gegend bestimmen, wo
Ile de France, Champagne und Picardie zusammenstofsen.^
Die Form euge ist wohl identisch mit dem auf picardischem
und ñandrischem Gebiet weitverbreiteten euwe aus aqua, wo w
den Uebergangslaut zwischen dem aus tfia entstandenen Diphthong
eu und 9 darstellt* Das g von euge könnte entweder aus einer
Kreuzung von euwe und aigue entstanden sein oder ist aus dem
auch sonst in picardischen Urkunden bezeugten Wechsel der
^ So z. B. Oorkondenbock van Holland en Zeeland ed. Van Den Bergdc
S. 357-
^ iâu und tu begegnen nebeneinander auch in den von F. Neamann be-
handelten Urkunden, so dafs üu als eine jüngere Form anzusehen ist (s. Zur
Laut- und Flexionslehre des Altfranzösischen S. 42).
^ In Cambrai fìnden sich neben Formen auf oi, oe und o auch Beispiele
von ai, ei aus e (s. Tailliar n^ i Arethoes, ouvoet = habebat, mo «» mensis,
n** 18 estait, deit. In den Briefen des Bischofs Wilhelm von Cambrai (Pcrtx
M. G. SS. VII, no CXXI) estaü,
* Vgl. euwes (habutas) in „Etablissement d'une franche fête à Douai par
la Comtesse Marguerite de Flandres et de Hainaut*' (Tailliar n°l77), auwes
(auca) Urk. von Douai ib. n^' 123. 196.
SKIZZKNBUCH VON VILARD DE HONNECOURT. 65
Zeichen w und ^^ zu erklären; es bat wohl sicher nur ortho-
graphischen Werth (vgl die Verkürzung ¿w 35). Die Form odge
könnte gegen die eben vorgeschlagene Lokalisierung des Textes
ms. 2 angeführt werden. Denn euwe scheint besonders in einer
nördlichen Zone des picardisch-wallonischen Gebietes, zu dem Cam-
brai nicht mehr gehören würde, und in Flandern vorzukommen.^
Für ms. 3 ergeben sich folgende Spracheigentümlichkeiten:
1. teu wird tu.
2. ü aus freiem f, aus a nach Palatal und ^arius wird 1.
3. in geschlossener Silbe unterbleibt die Diphthongierung von /.
4. vortoniges ai und betontes und vortoniges oi werden zu a
und (? (einmal a) vereinfacht.
5. e und a in gedeckter Silbe vor Nasal sind geschieden.
6. freies ç wird nicht zu eu diphthongiert.
7. freies a wird bald durch e bald durch ei wiedergegeben.
8. li in unus, una, sursum wird zu 0,
9. c bleibt vor a, wird durch ch ^viedergegeben vor e, ie aus a.
IG. €-{-€, i und //+ Vokal werden ch (in der Schrift bald c
bald cK)^ im Auslaut zu x.
11. t-^-s im. Auslaut werden zu s.
12. / verstummt meist vor Konsonant
13. silbenanlautendes / wird zweimal zu d,
14. ms. 3 kennt die Artikelform U fur das Femininum.
Auch der Schreiber von ms. 3 gehört dem picardischen Sprach-
gebiet an. Nach dem Osten weisen 2 und 6 hin.
Die Behandlung von u in on^ one ist im Norden weit verbreitet.
ANMERKUNGEN.3
IG. Dem Texte sind drei Zeichnungen beigegeben: eine
Fensterskizze, der Grundrifs des Turms im ersten Stockwerk mit
den vier Vorbauen, die jeder je zwei Ecktürme haben (die ,VIIL
aresies und .IUI. fUloles). Die colonbes de irois sind Säulenbündel,
deren Querschnitt auf der Zeichnung zu sehen ist und die das
^ Vgl. lanwe neben langhe in den Chansons et dits artésiens éd. Jcan-
roy 3. S-
*^ lîénin - Liétard (Tailliar p. 432), Douai: euwf» euwage (ib. 145. 146),
Arras: EuwtlUrie (ein Quartier der Stadt Arras: Chansons et dits artòsiens
XV, 26), Lille: euwe (Tailliar n° 208 und 262). Für Flandern ist die Form
bezeugt durch Tailliar n° 206. In einer Urkunde von Cappy (Somme) finde
ich aige, aigue, in Cambrai bei Gui de Cambrai, Bari, und Jos. ewe» eve,
euue» aigiie, in den Gesta episcoporum Cameraccnsium (Pcrtz M. G. SS. VII)
yawsoes, ebenso in St. Quentin (Livre Rouge: Passelyaue 53, iauve 196. 197;
in den Archives ancieimes: yaus\ in Valenciennes aiuwes (Charte de la frairic
de la halle des draps de Valenciennes ed. Caffiaux, Mém. de la Soc. des anti-
quaires de France 38 p. i flf.).
3 Es sei audrücklich auf den trefflichen technischen Kommentar und das
Glossar der Lassus^schen Ausgabe hingewiesen , die für die obij^en Erklä-
rungen, die nur das Verständnis einiger Stellen erleichtern sollen, reichlich
benutzt wurden.
Zdtschr. £ rom. Pba. XXV. c
66 F. ED. SCHNBEGANS,
Gewölbe der Vorbaue tragen. Das zweite Stockwerk ist in zwei
Abteilungen geteilt, die Vorbaue der unteren sind als arkei et «i-
tau/emenst die der oberen (ofifen, auf acht Säulen und mit vor-
springenden Ochsenleibern verziert) als filióles bezeichnet Die
arket et eniaulemens (oberer Abschlufs des Stockwerkes) tragen die
.VIIL cresies, zwischen denen sich die schmalen Fenster befinden
{arkiere, eine ist auf der Zeichnung sichtbar).
15. d^on piler metre a droite toisons == ,,mit richtigen, passenden
Fugen", gemeint ist die Verbindung der dem Pfeiler angefügten
Säulen zu einem Säulenbundel.
22 b) „par ce moyen trouve-t-on le milieu d'un champ décrit
au compas" L.; Ergänzung von 22 a. In beiden Problemen handelt
es sich um die Auffindung des Mittelpunktes eines Kreises (in 22a
des Querschnittes durch eine Rundsäule) mit Hülfe zweier Punkte
der Peripherie.
22 ¿) L., der auf die Erklärung des Problems verzichtet, über-
setzt „Par ce moyen fait-on arriver deux pierres à un point, si
elles ne sont pas éloignées"; es heifst doch eher „mögen sie auch
entfernt sein".
24 f) „Par ce moyen on biaise les arrachements jaugés pour
chaque membre sans modèle" L. Nach Quicherat's geistvoller Er-
klärung, der sich L. anschliefst, handelt es sich um einen Bogen-
träger, von dem die verschiedenen Gewölberippen {membre) in
spitzen Winkeln {bev*om) ausgehen und um ein Mittel die Form
des Trägers zu bestimmen. Die Zeichnung stellt einen Querschnitt
durch einen Träger dar.
25. vive kaus bolete et orpieument: boUte (von bole^ Kugel) kann
nicht gemeint sein; zu diesem „teigartigen" Schönheitsmittel gehört
„gestofsener Kalk (kein Stückkalk, den das Wasser nur zerbröckeln
würde)", „ungelöschter Kalkstaub" oder „Kalkmehl". Man denkt
an buleter (nfr. bluter), bolete et könnte irrtümlich für buletée et stehen.
Schwierigkeit bereitet aber der (?-Laut, da sonst ms. 2 nicht 0 fur
lat. ü kennt und altfr. nur buleter vorzukonmien scheint; vgl. aber
wallon, boti = bluter (Grandgagnage).
31. Das Blatt weist zwei Zeichnungen auf, einen einfachen
Kirchenstuhl oben, unten einen mit Rankenwerk verzierten, der
auf einem der folgenden Blätter in noch reicherer Schnitzarbeit
wiederholt und als bone poupée 32 bezeichnet wird. L. möchte den
ersten Teil der Inschrift 31 auf die untere Zeichnung beziehen
und erklärt poupée als „rinceau, enroulement, espèce de cloison
feuillagée, quelquefois avec figures terminant un rang de stalles";
den Rest der Inschrifl a ./. entreclos a tote le clef bezieht er auf
die obere Zeichnung, die einen Kirchenstuhl in der Mitte der
Reihe, zu der die untere poupée den Abschlufs bildet, darstellt;
denn die reichverzierte poupée kann nicht die Scheidewand zwischen
zwei Stühlen bezeichnen, die immer einfach ist nach Art der oben
skizzierten. Er erklärt de/ als „accoudoir assemblé avec la pièce
SKIZZBNBUCH TON VILARD DB HONNECOUKT.
67
courante qui forme le dossier*'. Ich würde lieber unter clef einen
auf der oberen Zeichnung sichtbaren Stift verstehen, der den be-
weglichen Sitz mit der Rückwand des Stuhles verbindet.
34. orbes arkes sind innere gewölbte Gänge längs den Fenstern
des ersten Stockwerkes, welche die weit vorspringenden Gewölbe-
pfeiler durchbrechen.
36. Ves ci les molles des chapules de cele pagne = „Das sind
die Modelle (Querschnitte), die in der hier behandelten Kapelle
vorkommen''. Mit louons ist die Verbindung der Halbsäulen mit
dem Pfeiler zum Säulenbundel gemeint
GLOSSAR.
acainte, accainte: Schirmdach 18;
Seitenschiff einer golbischen Kirche
35 ; s. Da Gange s. v. accincta.
agies: Hallung, Bewegung i; s. Gode-
froy s. V, agies, agiez.
aguiU: Turraspiue 23 g.
aiU: Adler 7; aquile 26.
aive: Wasser 22 j. 1; aie 27.
angle: Winkel 23 b.
arbre: Radachse 27.
arc: Bogen 22 c. 24 h; arc boterei:
Strebebogen 13. 35.
arke: Gewölbebogen, gewölbter Gang
34.
ar hiere: Schieisscharte, schmales Fen-
ster 10; s. Grodefroy s. v. archiere.
art: Kunst I. 20. 21.
atenir: festhalten 33.
autre tant — com: sowohl — als
auch 22 k.
bas: Holz, Holzbalken 27.
behot: Röhre 8.
bever: schräg ansetzen 24 f.
bolete: s. Anm. zu 25.
boter et, buter et s. arc,
Canbrai 13.
caneuvite: Hanfsamen 37; s. Godefroy
s. V. canebuise (bezeichnet den Hanf-
samen in der Gegend von Douai).
tangier: abwechseln lassen 9.
canpe: Feld, Fläche 22 b.
cantepieure: „robinet quelconque lais-
sant écouler Teau peu à peu; arro-
soir" L. ; s. Du Gange s. v. canta-
plora.
capitel: Säulenkapitäl 24 a.
Carnoti {S. Maria): Chartres 15.
carole, charole: Chorumgang; s. Du
Gange s. v. carola (clathros seu co-
lumellas fabrefactas, olim in quibus-
dam Gralliarum provinciis in Nor-
mandia saltern, dictas Caroles) und
Godefroy.
carpenterie: Zimmttrhandwerk i; Bal-
kenwerk 18.
chavec, cavece: Chor 13. 22.
ciment: Cement 25.
cintreel: Bogen 22 e.
ciziel: Meifsel 37.
Cistercienns ordo 17.
Cistiaus 13.
clef: Schlufsstein des Spitzbogens
23 c. d. — Teil eines Kirchenstuhles
s. Anm. zu 32.
clozeic adj.: verschlossen 9; s. Gode-
froy s. V. closeis.
clostre: Kreuzgang 22 k.
co {por): deswegen weil 11.
col: „saillie du contre-fort" L. lO.
col roge: Rotkohl 37.
colonbe: Säule 7. 22.
conble: Dachstuhl, Gewölbe 10. 18. 25.
Come (5.) 30.
conpas: Zirkel 22. 24 h; Kreis {une
ais a J 1 1, conpas: Dreipafs) 7; cfr.
Du Gange s. v. compassus; Gode-
froy.
consel: Anleitung I.
68
p. BD. SCHNSBGANS,
contrefaire: abzeichnen (al vif: nach
dem Leben) 28. 29.
copresse: Stütze 27.
Corine (Pier es de) 14.
covertic: Dach 6. 35. 36.
creste: Spitztûrmchen io.
eretici: Zinne, zinnenartige Brüstung
34. 35.
descoscier: abschiefsen 33.
desputer (se) de: konkurrieren um 4.
desquari: eckig 13.
destenprer: mischen mit 25.
deviter: erklären 9.
doctriner: abrichten (einen Löwen) 28.
Domijen (5.) 30.
douhliel: Pfeilergurt 36.
droit (a) adv.: richtig 9.
enbracement: Vierpaû (vierteiliger
Rahmen um eine Radachse) 27.
enconbre: Häufung 24 a.
endamer: anschneiden 27.
engenolie (vosure): „voussoir pronlé
suivant une courbe" L. 24.
en^ng: Baumaschine i. 26; Wurf-
maschine 23.
entauletnent : Stockwerk 10. 34. 35.
entaulé adj.: gepflastert 36.
entreclos: Scheidewand (zwischen zwei
Chorstûhlen) 32.
erracenment : Träger, Gewölbeansatz
22 f. 24 f.; s. Godefroy s.v. esrache-
ment
esscandelon: Stufe 23 f.
escaufaile: Wärmer, Händewärmer 9.
esconse: Blendlaterne 18.
esligement: Grundrifs 10. 13. 14.
espandre: ausgiefsen 9.
espasse f.: Säulen Zwischenraum 10.
estace: Grundpfahl 27.
estancon: Stützbalken (Teil einer
Wurfmaschine) 33.
estanper: zermahnen, zerstampfen 37.
Jßstienne 14.
estor: Fenster 22 h.
estoupe: Werg 37.
euge: Wasser 25.
ßüole: Turmchen, s. Godefroy.
force Technik einer Kunst i. 19.
f or kiet (piler) i Strebepfeilerio („con-
tre-forts d'angle faisant la fourche''
Lassus).
forme: Fensterform il. 36.
fust: Holz 18.
galion filate: Levkoje 37; s. Du Gange
8. v. gariofilata, fr. giroflée ; Gode-
froy s. v. gariofilee.
getir: werfen, ausgiefsen 35.
grosse: Dicke 22 a. 23 b.
hautece: Höhe 23 i.
hauture: Höhe 7.
hierbegier: auf der „herberge'% dem
oberen Abschlufs einer Scheidemauer
zwischen zwei Nachbargebäaden,
aufbauen 18.
Honecourt l, Honnecor\f\ 2, Huné^
cort 14.
Hongrie ii. 15.
huge: Kasten 33.
Humilité: Demut (als personifizierte
Tugend) 3.
jagijs adj.: ausgemessen 24 f. Gode-
froy hat ein Beispiel von jaige s.f.
(„pour ung pié et une jaige de
grans voulseurs" aus einer Quittung
eines Werkmeisters in Dijon, joige
scheint hier eine Längenmafsbe-
zeichnung zu sein).
ierloge, orologe: Uhr 6.
iometrie: Geometrie i. 20. 21; geo^
metrie 22 s.
justicier: richtigstellen 23 c.
kaiel: Hündchen 28.
kaus: Kalk 25.
labitement: Steinigung 30.
largece: Breite 22 1.
letre: Text, Beschreibung 9.
letris: Lesepult 7; s. Du Gange s. v.
lectricium.
linei: Lot 22 v.
SKIZZBNBOCH TON TILASD DB HONNBCODRT.
69
Ih'fi: 23 j.; LassQS fiberseUt y,iiiveati,
ligne, cordeau à diviser".
¿oison: Fuge 23 c. 36.
Ione: entfernt 22 1.
Loon IO.
Lozane 16.
mackonerie: Baukunst I. 19; Bauart
22 h. 24 a.
maillet: Hammer 4.
maizcn: Behausung, Bebälter 6.
maniere: Bauart 5. 7. 8. IO. 13. 34;
manine 27.
menare: architektoniscbes Glied 24 f.
mesure que (par); auf die Art dais
24 b.
mater e: Stoff, Anleitung 15. 19.
Miax 14.
mole: Modell 52. 23 g. 24 e. 36.
montee: Aufriís IO. 1 3. 34. 35. 36.
mors: Krönung, Abscblufs, nfr. amor-
tissement 35.
moustier: Kirche 36.
nokeret: Dachrinne oder Wasserspeier
35 ; s. Godefroy s. v. nochiere, no-
kiere, nochere.
ogive: Spitzbogen 36.
orbe: dunkel, verborgen 34.
Orgieus: Hochmut (Personifikation) 3.
orpieument: Operment 25.
paelete: Pfanne 9.
fan (plain): Mauer 13. 36.
pavement: Fliese 15.
feignon: Giebel 6.
peignonciel: Giebel 6.
fendant: Hängebogen 23 a.
ftniel: Fläche 6.
fer soir: Presse 22 p.
Vieres de Gorbie: ein Architekt, der
mit Vilard konkurriert 14.
^iUr forkiet: Strebepfeiler 10.
Pharao (S.) : die Farokirche in Meaux
H.
flom: Senkblei 23 j.
point: Mittelpunkt 24 d.
forc esfi: Stachelschwein 29.
portraire: zeichnen, skizzieren 11. 24 c.
portrait: Zeichnung 6«
portraiture: Zeichenkunst i (fortu*
ratura 19) 20; Zeichnung 9. 35.
poupée: Rankenverzierung an einem
Kirchenstuhl 31. 32.
pour e : Pulver 37.
proel: Klosterhof 22 k.
pumiel: Knopf, Knauf 7.
quint point: „arcade qui a pour
centre de chacun de ses arcs un
des points divisant sa base en cinq
parties égales, ce point étant le
cinquième à partir de la naissance
de l'arc" L. 23 d.
recoper: Pfähle unter Wasser absägen,
nfr. receper 27.
redevoir unpers.: wieder, ebenfalls
soUen 35.
redrescir: aufrichten 27.
roonde: runde Säule 23 b.
Salemon: König Salomon 12.
sanemonde: Levkoje 37; s. Godefroy.
Sar ratin: Sarrazene 5.
scere: Winkelmafs 23 c.
soie: Borste 29.
soir: sägen 26.
sole: Terrasse 27. 33.
soore: Säge 26.
sorvols: Rippe (an einem Gewölbe) 36.
soutre (par): unten 8.
tanesie: Rainfarn (tanacetum) 37; s.
Godefroy s. v. tanisie.
ter gier: bestreichen 37.
tyeule: Ziegel 25.
tijrc: Spitzbogen, nfr. tiers-point, 23 c.
toi%e: Klafter 23.
toral: zum -Turm gehörig 36.
toreillon: Drehzapfen 9.
torete: Türmchen, turmartige Verzie-
rung 8.
torner: drechseln 18.
traä: Linienführung i. 19.
travecon: Querstab 8.
70 F. ED. SCHNEEGANS, SKIZZENBUCH VON VILARD DB HONMECOURT.
trebucet: Wurfìnaschine 33.
tribucher: zu Falle kommen 3.
tumeü s. f. : Schnitt 24 c.
untument: Salbe 25.
VecelUnsis (S. Maria) Vancelles 17.
verge: Stab 7; Stange (Teil einer
Wurfmaschine) 33.
vertere: Glasfenster 16. {vesrire 23.)
35. 36.
vif (al) : nach dem Leben 28. 29.
Tfif argent: Quecksilber 4.
vis: Schraube 22p.
voü: Gang 22 k. 34. 35.
vols: gewölbt 36.
volte: Gewölbe 18.
vosor: Gewölbstein 23 f.; vosoir 24e.
vosure Schluisstein 22 h. L 24 d. g.
war ance: Färberröte, Krapp 37.
WHart de Honnecourt i; Ulardus 14.
windas: Winde, Feder (zum Spannen
einer Wurfmaschine; mehrere Bei-
spiele dieses Gebrauchs bei Gode-
froy s, V. guindas) 33.
F. £d. Schneegans.
isìe burlesque &ancaÌBe de la BenaisBance.
Cest une vérité démontrée désormais à l'évidence que la litté-
■ lature française du XVI' siècle, naquit et se développa sous la
double i&flueDce classique et italienne. On peat ajouter aussi,
sans crainte d'exagérer, que cette dernière l'emporte de beaucoup,
an moins dans la plupart des genres, sur les inspirations puisées
directement aux chefs-d'œuvre de la Grèce et de Rome, ces
chefs-d'œuvre que tout le monde déclarait bien vouloir suivre de
près, mais dont l'imitation paraissait en eflet difficile, à une époque
oil l'art et la langue étaient encore dans leur enfance. On ne
saurait donc parler de poésie burlesque ou bemesque, sans que
CCS noms mîmes, qui n'ont pas d'ailleurs identité de sens, ne nous
indiquassent leur patrie d'origine. Cest là une production tout-á-
fait italienne, mais les poètes français burlesques, loin d'avouer
franchement leurs emprunts, les dissimulent avec art, préférant se
déclarer redevables de leurs inspirations, à des auteurs grecs ou
latins, dont ils ne connaissaient fort souvent que le nom. Ce fait
que j'ai eu l'occasion de constater autre part pour la comédie est
¿vident ici encore et d'ailleurs bien naturel. Les classiques for-
maient, pour ainsi dire, un patrimoine commun, sur qui tout lu
monde pouvait vanter les mêmes droits et que l'école de Ronsard
ne cessait de recommander à l'imitaliun, tandis que les Italiens
étaient des contemporains, que l'on n'aurait pu piller librement
sans s'esposer à l'accusation de plagiat.
L'imitation italienne, dont je parle, n'est pas d'ailleurs toujours
servile ou littérale. Elle consiste plutôt dans la répétition des
mêmes sujets, que dans la dépendance de la forme; les français
chantent ce que les italiens avaient chanté avant eux, la goutte,
par exemple, la ßevre, la galère et pis encore, maïs les modèles
ne sont, que fort rarement, suivis à la lettre et l'on peut même
parfois croire à une simple réminiscence. Cest iá ce que nous
allons constater dans les chapitres, qui suivent et que j'ai divisés
selon les genres (une division quelque peu vague, mais la seule
qui soit possible), afin que les types caractéristiques de la poésie
burlesque se trouvent en plein jour.
Mais c'est sur ce nom de poésie burlesque qu'il faut faire
[ d'abord quelques restrictions. J'écarte les poèmes burlesques,
; que l'élendue de leurs sujets et le caractère de parodie, en
1
72 p. TOLDO,
font un genre à part. Et la parodie paraît évidente. Didon par-
lant le langage des halles, Énée transformé en bon bourgeois
„gras et fleuri", les vers héroïques de Tépopée du peuple romain
appliqués à des situations plaisantes ou ridicules, enfin la vulgarité
la plus plate, s'opposant à la grandeur du modèle classique, voilà
ce qui constitue le burlesque de ce genre, tel que nous le retrou-
vons chez le Lalli en Italie et chez Scarron en France et qui con-
siste dans la dégradation ou la caricature des héros. Je laisse de
côté aussi les canti carnascialesche bien que le burlesque y joue
parfois un certain rôle, de même que la poésie à la burchia, qui
eut en France beaucoup de succès, j'écarte enfin avec soin tout
ce qui ne rentre par directement dans ce sujet, si riche, si varié
et que Ton n'a pas encore étudié, dans son ensemble, d'une ma-
nière satisfaisante.
L'amour et les femmes.
C'est à elles la place d'honneur, mais il faut le déclarer tout
de suite, la place que les poètes burlesques leur ont assignée ne
mérite pas du tout ce titre. Des courtisanes, des maquerelles, des
femmes, vendant leurs baisers ou ceux de leurs amies, avides, mé-
chantes, sales et souvent grandes sorcières, voilà ce qui se pré-
sente d'abord à notre vue. Mais ce sont surtout les vieilles,
hideuses, repoussantes, cachant leur laideur sous le fard ou l'éta-
lant avant cynisme, celles qui sont en butte aux plaisanteries fort
outrées et fort indécentes de ces poètes. Le mépris des vieilles est
sans doute issu de l'imitation classique; on n'avait qu'à ouvrir les
œuvres d'Horace, d'Ovide et de Martial, pour en trouver des modèles
plus ou moins achevés. Mais il y a là aussi une conséquence du
mépris qu'on avait pour la femme au moyen âge, mépris dû à des
préoccupations religieuses de chasteté, se mêlant ensuite, d'une ma-
nière étrange, aux souvenirs épicuriens du classicisme. La femme,
étant pour les ims une tentation obsédante et diabolique et pour les
autres un simple instrument de plaisir, ne pouvait s'élever pour la
plupart des gens de cette époque à la dignité de mère et de com-
pagne fidèle de l'homme. Le printemps de la vie passé, sa mission
était finie et l'on assistait en riant à sa dégradation. Chez le Berni
et chez plusieurs poètes formés à son école il y a aussi une vive
réaction contre les pétrarquistes et sous ce rapport les vieilles re-
présentent une parodie de la lyrique amoureuse, de même que les
poèmes burlesques nous offrent, à leur tour, une parodie de l'épopée
classique et chevaleresque. Mais avant le Berni, on avait déjà
chanté maintes fois les grimaces de la vieillesse.* Il suffit de rap-
peller ce qu'on lit dans un recueil publié par M' Casini,^ les sonnets
* cfr. l'article de Mj^ Clan „Un codice ignoto di rime volgari appartenuto
a B. Castiglione" dans le Giorn, Stor, della lett, ital. XIII p. 310 — 316. Voyez
aussi un article de Mr Vittorio Rossi dans le même journal (XXVI p, 39)
sur le poète Strazzola.
* dans Ics „Rime dei poeti bolognesi del sec. XIIP" dans la Scelta di
curiosità letterarie, disp. CLXXXV p. 42,
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 73
attribués à Cecco Ângiolieri et cités par M' Ciani et ceux de
Rustico di Filippo, écrivain de la première moitié du XIII® siècle.^
Ce dernier est le représentant le plus accompli de ce genre,
dans la littérature italienne des premiers siècles. On n'a qu'à lire
ce sonnet, où le tableau est déjà achevé:
„Dovnnqne vai con teco porti il ciesso,
oi bngieressa vechia pnzolente,
che qual umqne persona ti sta presso,
si tnra il naso e fìigie jnmantenente.
Li denti le giengie tue menar gresso,
che li tasena 1' alito putente :
le selle paion lengue d' allcipresso
jn ver lo tuo fragor, tant' è repente :
Che par che s' apran mille monimenta
quand' apri il cieffo; perchè non tí spolppe?
o tí rinchiude ssl e' ôm non tí senta ?
Però che tuto '1 monddo tí paventa;
jn còrppo credo filglinti le volppe,
ta 'lezo n' escie fuor, soza giomenta ! "
Ailleurs il parie de sa belle „la donna mia'S qui montre ses
trésors consistant en „cispa d' occhi'' poux, punaises, gale et autres
merveilles de ce genre. Cene de la Chitarra d' Arezzo î* peint, à
son tour, una „vegla nera vizza e rancha''; Franco Sacchetti s'amuse,
à ce sujet, dans des ballades bien connues et le Pistoia^ a un
sonnet d'une beauté merveilleuse sur une dame de quarante-sept
ans, qui n'a pas encore renoncé à la coquetterie:
„Lei pare un carboncin mezzo di foco;
O che bel donnellin creato in fretta!
Che beUe carni purpurine e ranee!"
Bernard Bellincioni, le poète courtisan de Laurent le Magni-
fique, se moque d'un amoureux d'une femme borgne*» et il pré-
lude par là à une foule de compositions pareilles, savoir l'amant
d'une bossue, l'amant d'une négresse etc., qui eurent beaucoup
de vogue, dans les siècles suivants. C'est en parlant de sa propre
maigreur, que le Bellincioni se sert d'une image, que nous retrou-
verons ensuite chez le Bemi et chez beaucoup de poètes français:
„Chi vuol far notomia
Di muscoli, di nervi e poi del drente,
Di fuor mi guardi, e resterà contento."
On ne s'en rappellera que trop et l'anatomie burlesque nous pré-
sentera des modèles afi^eux et vivants d'histologie et de momi-
^ ibidem p. 312.
*^ cfr. bibl. stor. letter, ital. Bergamo, 1899, ^it. Federici, p. 30, 33.
' cfr. vol. CLXXn de la sceUa di curiosità letterarie, sou. 2.
* I sonetti del Pistoia éd. Renier, Torino, 1888, p. 106.
5 cfr. scelta di curiosità lett. livr. XXIV »on. 171«, 34«.
74 P« TOLDO,
fication. Dans Ja istoria della Beca'S attribuée à Louis Puld,
nous avons añaire à une paysanne, dont les appas ne sont gâtés,
que par quelques petits défauts:
,,La Beca mia è solo un po' piccina,
E zoppica eh' appena te n' adrestL
Neil' occhio ha in lutto una tal magliolina,
Che stu non guardi, tu non la vedresti,
Pelosa ha intorno quella sua bocchina.
Che proprio al barbio V assomigliaresti,
E come un quattrin vecchio proprio è bianca.*'
D'autres invectives qui n'ont pas toujours un caractère burlesque
et plaisant, sont lancées contre les vieilles, ayant le tort de ne
vouloir pas servir ces poètes dans leurs amours, ou veillant sur la
vertu des jeunes filles confiées à leur garde. Pour ces auteurs, les
femmes n'ayant plus les charmes de la jeunesse, sont obligées à
un autre métier; courtisanes ou maquerelles voilà leur destinée. Et
les maquerelles ne sont épargnées non plus, car ces poètes sont
vraiment incontentables. Rappelons ce que le Politien écrit ïn anum,
l'Arioste in lenam, le Molza in anum importunant, et la description
d'une vieille entremetteuse, due à la plume du Burchiello.^
C'est là le genre où l'Arétin occupe le premier rang. Nous
venons de constater l'existence de la description burlesque de la
vieille avant le Bemi, mais ici, comme dans toute sorte de com-
position burlesque, il faut bien lui donner la première place. Son
sonnet sur les
„Chiome d' argento fine, irte ed attorte
Senz' arte, intomo ad un bel viso d* oro"
devint bientôt le modèle de tout portrait d'une femme laide et
vieille aux dents d'ébène et aux „luci torte" et on lui emprunta
aussi, pour l'appliquer aux beautés fanées, ce qu'il avait chanté
d'un certain messere, qu'il appelle „una lanterna viva" un „carcame'*,
un sujet sur qui, comme Bellincioni, il invite à étudier la „notomia".
Que l'on ajoute ce que le poète chante de sa servante:
„Balia del Turco, e suocera del boia"
décrite depuis les pieds jusqu'à la tête et ressemblée à une
„cosmografia"
„Pien d' isolctte d' azzurro, e di bianco,
Commesse dalla tigna di tarsia."
Rappelons aussi ce qu'il dit de son „innamorata", dont les grands
pieds avaient touché son cœur.
Dans son mépris pour la vieillesse, le poète italien s'en prend
aussi, avec son manque de sentiment moral et filial, à sa mère, à
ses tantes et à ses oncles:
„£ dicon, che non voglion mai morire,
La morte chiama, ed ei la lascian dire."
1 éd. de Londres, 1757, p. 112, 147.
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 75
Le Manro dans ses „donne di montagna'', que Teau n'a jamais
connues et qui obligent TÂrnour de courber la tête, ajoute d'autres
traits mais plus vulgaires à ceux de son maître:
,^ i capei folti, bosco da pidocchi,
£ gli denti smaltati di ricotta,
£ le poppe, che van fin' a i ginocchi."
Lo Strascino da Siena nous fait admirer sa dama, décrite elle
aussi dans les moindres détails, Messer Àgnolo Firenzuola com-
pose un capitolo „sopra le bellezze della sua innamorata" et il
commence des cheveux, des oreilles et des yeux pour arriver
jusqu'où je ne dirai pas. Enfin le Lasca a de même que le
Bemi, une servante, qui ferait perdre la patience à Jacob, à Isaac
et à lob, lui-même:
„L*Ancroia e TArpalista
£bber men brutta cera.
L' è lunga, vecchia, secca, grinza e nera,
Ch' ella par la versiera,
Anzi una furia, una strega, un' arpia."
G. F. Ferrari, dans ses rimes burlesques (réimpression de Ve-
nise, 1570) et suivant les Paradossi d'Ortensio Lando, aborde une
autre forme du même sujet. Il chante les louanges de la femme
laide, parce que la beauté de la femme forme le désespoir des
maris; en outre le temps détruit cette beauté trompeuse, tandis
que la laideur ne saurait empirer. Que l'on ajoute les souvenirs
de tous les malheurs causés par les belles femmes, depuis Hélène
jusqu'à nos jours, tandis que les femmes laides restent tranquilles
à leur place et se contentent de fort pcü.^ Ce sujet tel que le
Ferrari Ta développé se trouve en rapport direct avec un autrtî
bien plus connu encore de l'antiquité classique, celui des malheurs
de la vie conjugale, sujet qui est, il est vrai, surtout satirique,
mais que la poésie burlesque sait exploiter à son tour. Lorsque
le Bemi, par exemple, dans son sonnet, qui commence:
„Cancheri, e beccafichi magri arrosto"
nous fait rénumération de tous les malheurs possibles, pour con-
clure que le pire de tous est celui „d'aver moglie" il a évidemment
l'intention de tenir en suspens l'attention du lecteur, jusqu'au der-
nier vers, dans un but tout à fait plaisant et la satire passe en
seconde ligne. Il en est de même du Lasca, qui dans un sonnet,
dont le début est moins plaisant que celui du Bemi, mais doni
la méthode et le but rappellent de près ceux de son prédécesseur,
résume, à son tour, tout ce qui peut rendre malheureux un homme
pour conclure que:
^ Pour les louanges de la vieille femme voyez le secentista Murtela,
qm se propose cependant an but difi'érent; cfr. Belloni: // Seicento, p. 66.
76 p. TOLDO,
„Chi vuol mutar costumi, opere e voglie,
Chi vuol d' ogni error suo far penitenza,
E d* ogni ben privarsi, tolga moglie."
Sous un autre point de vue César Bentivoglio, suivant de près
Horace et se moquant de ceux, qui font de la femme le but de
tous leurs désirs, sujet développé déjà, entre autres, par Cecco
Angiolieri,! conclue que le mieux qu'il a trouvé c'est de se con-
tenter de sa propre servante, très simple et qui ne se fait pas trop
prier, ainsi que les dames de la cour. Cette inspiration classique
et italienne nous la retrouverons fort exploitée par les poètes
français. Parfois les écrivains de la Péninsule préfèrent à celui
des femmes un autre amour, dont ils ne font aucun mystère;
Bemi, Dolce et plusieurs autres de ces poètes burlesques avouent,
avec un cynisme repoussant, et pas seulement pour plaisanter, leurs
passions honteuses; on chante le ragazzo, sans le moindre voile,
lorsqu'on ne croit plus convenable, de faire un tour au bordello et
de suivre de près l'inspiration de Pétrone.
C'est par Tamour de la servante opposé à celui des dames,
que nous pouvons aborder l'examen de la poésie burlesque de la
France. Ronsard est là sur le seuil de la Renaissance, avec son
bagage pétrarquesque, chantant la beauté de la femme, sur tous
les tons, mais on aurait tort de prendre trop au sérieux cet en-
thousiasme d'emprunt. En d'autres compositions, en évident con-
traste avec sa lyrique amoureuse, il s'en prend à ce sexe si volage,
qui ne sait apprécier au juste ses grands mérites et ses ardents
soupirs et il arrive par là à conclure que l'amour le plus commode
est encore celui chanté par Horace et par le Bentivoglio.
„Mon Dieu que sert d'aimer à la cour ses princesses?
Jamais telle grandeur n'apporte que tristesses,
Que noises que débats; il faut aller de nuit,
Il faut craindre \m mari, toute chose leur nuit . . .
Quant à moy, bassement je veux toujours aimer."
Et en effet, dans une de ces odes (23^), il se déclare épris de sa
servante, sans qu'il y ait dans cette sorte de passion, aucune idée
élevée ou poétique:
„Si j'ayme depuis naguiere
Une belle chamberiere
Hé, qui m'oseroit blasmer?
De si bassement aimer?"
Il appelle à son secours, n'oubliant pas les préceptes de son école,
une foule d'exemples, tirés de la mythologie et il ajoute:
^ cfr. le sonnet qui commence:
„I' sono innamorato, ma non tanto.
Che non men passi ben leggieremente :
Di ciò mi lodo, e tegnomi valente.
Che all' Amor non son dato totto quanto
PO¿SIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. ^^
„L'amour des riches princesses
Est un masque de tristesses;
Qui vent avoir ses esbats
n faut aimer en lieu bas."
Le bas et la bassesse triomphent donc chez lui et sa décla-
ration ne sera pas perdue pour ses contemporains et pour ses
imitateurs. On n'a qu'à ouvrir le Cabinet satirique pour y retrouver
l'apologie „du plaisir d'une servante" due à la plume du cadet
Ângoulevent:
„Fasse qui voudra l'amour
A ces maistresses de cour,
Quant a moi je me contente
De caresser nuict et jour
Le tèton de ma servante . . ."
Qu'il me soit permis d'interrompre tout de suite notre poète,
qui pousse trop loin sa plaisanterie, pour passer à une autre com-
position, sur le même sujet du même cadet Angoulevent ^ et
qu'on lit dans ses satires bastardes (1615), pêle-mêle étrange, où
l'on rencontre parfois aussi de beaux vers. Ici, par exemple, dans
„l'Amour des chambrières*' après avoir loué
„La beauté qui point ne se farde"
il conclue avec beaucoup d'inspiration poétique:
„Estant au village nourrie,
Elle se laisse apprivoiser,
Et sans me causer fâcherie.
Me fait près d'elle reposer.
Follastrement dedans ma bouche.
Depuis le soir jusques au matin.
Je me rends maistre de sa couche.
De ses flancs et de son tetin.
Ore dessoubs le verd boccage,
Ore dans un pré fleurissant,
Au son du rossignol sauvage,
La belle me va chérissant."
Maynard, un contemporain d' Angoulevent (16 13), déclare à son
tour, qu'il se rend avec plaisir à la campagne, où il pourra jouir
à son gré des beautés champêtres et salue avec mépris „les pom-
peuses demoiselles" cachées sous le fard. Mais le cadet d' Angou-
levent ne s'est pas borné à chanter l'amour des „chambrières". 11
a abordé aussi le sujet de la vieille femme; une femme que l'âge
a rendue affreuse, mais avec laquelle il vit en rapports intimes, à
cause de ses richesses, déclaration qui n'est pas faite pour lui
captiver notre estime bien qu'il l'expose avec un sans-gêne ad-
mirable. Enfin s'il se moque en vers de cette maîtresse, toujours
^ Nicolas Joubert sieur d'Angoulevent.
78 p. TOLDO,
est-il qu'il la caresse en prose, ce qu'il avoue dès le début de
la pièce:
„Image de la mort, vieille sempiternelle,
Que vous sert-il d*user tant de cmaatez.
Ma foy vous vous trompez de faire la cruelle.
Car j'aime vos escus et non pas vos beautez"
et il conclue fort galamment:
,iUn bois vieil et trop sec n^est bon que pour brûler*'^
Le cadet d'Angoulevent, que nous venons de citer, excelle dans la
description des vieilles et ce qui rend plus piquants ces rédts,
c'est qu'il se met en scène, lui-même, à côté d'elles. Ainsi après
avoir présenté dans la Poriraicture d^Isabeau une des variétés in-
finies du sonnet du Berni, après avoir dédié soixante-neuf vers à
une autre vieille sempiitrnelle^ des vers, tous commençant par ce
mot de vieille, qui les inspire, dans Vadveniure de Polidorty il nous
expose comment il se trouva entre les bras d'une megère épou-
vantable, qu'il avait crue tout d'abord une fille jeune et charmante.
Ce quiproquo est une source de burlesque, très exploitée à cette
époque.2 Mais la poriraicture de la vieille commence en France
bien avant notre cadet, et en laissant de côté la représentation
de la vieille au moyen-âge,^ celui qui aborde, le premier, d'une
manière nette ce sujet c'est Villon dans une ballade en viel langage
où il chante que „toujours vieil singe est desplaisante". Clément
Marot dans des vers assez connus, répète ces injures:
„Veux-tu vieille ridée entendre
Pourquoy je ne te puis aimer?
Amour, Tenfant mol, jeune et tendre,
Tousjours le vieil sang trouve amer . , ."
^ Tout cela ne lui empêcha point de chanter 'sérieusement ainsi que
Murtola la belle vieille, sujet développé ensuite par Ménage {Aeg. Menagii
poemata éd. de Paris, 1658).
' La poriraicture d^Isabeau s'inspire évidement aux modèles italiens,
que nous venons de citer. En voici le début et la conclusion: *
„Jeune beauté qu'en rougeur surpasse,
Le fond vermeil d'une vineuse tasse,
Qui as les dents plus belles qu'un rasteau
Et le nez laict tout ainsi qu'un marteau . . .
Hé donc pourquoy ne pourra-t-elle plaire
A mes doux yeux qui en sont plus espris,
Que tous les chats des rats et des souris?"
Voici encore le début de la vielle sempiternelle:
y,Vieille ha ha, vieille ho, ho.
Vieille chouette, vieil hibou.
Vieille grimasse de marotte
Vieille gibecière de Juif ..."
Pas trop d'esprit, ou le voit bien, dans ce débordement d'injures.
^ cfr. G.Paris: La litt, franc, au moyen âge, Paris 1888, p. 168 et
Gorra dans sa préface à la réimpression du Fiore (Voyez Mazzatinti, Mss,
itaL delle hibl, di Francia, Vol. 111).
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 79
Après Marot» c'est Ronsard qui s'en prend aux vieilles au moins
si c'est bien dû à sa plume la satire sur la belle Catin
„Chancreuse et noire les dents"
qu'on lit dans le cabinet satyriqtu (éd. 1859 — 1860}, et après Ron-
sard, ou peut-être dans le même temps, Joachim du Bellay, qui
dédia à ce sujet des vers dont l'ispiration italienne paraît évi-
dente. Je n'ai qu'à citer le sonnet qui commence:
,,0 beaux cheyenx d'argent mignonnement retors!
O Iront crespe et serein: et vous face dorée!
O beaux yeux de coral! ô grand bouche honorée
Qui d'un large replis retrousses tes deux bords",
pour que le type du Bemi se présente à nos yeux. Il y avait
évidemment en Du Bellay, aussi bien que chez son prédécesseur
italien, une réaction plus ou moins vive à la lyrique amoureuse
de son époque, car, dans une autre composition, il s'en prend
aux Petrarquistes, oubliant, pour le moment que c'était là, où son
maître Ronsard avait fait cueillette de lauriers. Il s'y plaint de
ce qu'en France l'amour, dans sa représentation littéraire, a pris
„Thusque nature" et que les poètes ne savent chanter autre chose
que le fìn or, les perles „le crystal, le marbre, l'yvoirc, les fleurs,
lis, oeillets et roses" de celles qu'ils supposent d'aimer, peinture, à
ce qu'il ajoute à faire „rougir la carte blanche''. Pour moi déclare-
t-il j'aime un amour plus positif et je me moque de tous ces
vains soupirs.^
Je rappelle encore que dans le sonnet cité. Du Bellay n'oublie
pas les belles dents d'ébène, les ongles dorées et les membres de
glace; et que Melin de Saint Gelais se plut à son tour à la
peinture des:
,,Cheveux d'argent refrangés et retorts,
Espars autour d'un visage doré."
Saint Gelais ajoute l'énumération des appas de celle qu'il aime,
savoir :
„Le front refronci qui m'as decoloré
Te voyant butte et d'Amour et de Mort"
les dents toujours d'ébène, l'oeil qui fuit „à grand tort" le nez
de porphire et d'autres merveilles de ce genre. Cette imitation
directe devait continuer assez longtemps et Desmarets dans ses
Visionnaires (A. I S. IV) chantera, à une époque plus rapprochée
de nous, le coral des yeux, l'azur de la bouche, l'or du teint.
^ Un autre écrivain du XVI« siècle, Nicolas Le Digne composa un
„Discours salyrique de ceux, qui écrivent d'amour" où il se moque ainsi que
son confrère de ceux, qui chantent des maîtresses imaginaires:
,,(Ils) ont fort peu, ce me semble, ou n'ont jamais aimé,
Mais se fantasians une dame en idée
Sur un sujet en l'air leur amour est guidée,
Qui n'estant rien de soy qu'imagination
Ne peut monstrer le vray de leur affection.'*
8o p. TOLDO,
l'argent des cheveux et Tébène des dents de la jeune beauté qu'un
de ses personnages adore. Mais entre Du Bellay et Desmarets il
y a une foule d'autres compositions inspirées à la même pensée
et dont nous allons bientôt faire la connaissance.
D'après Martial (X livre, épigr. 75®), Du Bellay se moque aussi
d'une „vieille afifectée" dont il n'a pas toutefois l'air de repousser
l'amour. Ailleurs il fait conter à une vieille courtisane les aven-
tures de sa vie, les arts de sa toilette, ses charmes passés et ses
repentirs inutiles. Un jour, du temps de Pâques elle éprouve toute
l'horreur de sa condition, se jette au pied d'un autel, prie le bon
Dieu de lui pardonner tout son passé, vend ses biens, les donne
à l'église et se fait religieuse, mais, peu de temps après, l'amour
de sa vie libre renaît dans son âme, et ayant quitté le convent
roule de vice en vice, de corruption en corruption. Pour surcroît
de malheur elle s'éprend d'un amour passionné pour un jeune
homme, et Du Bellay lui met dans la bouche les expressions les
plus tendres les plus vives de ce sentiment, qui la soulève à
une idéalité, dont sa vie de débauches paraissait avoir dû tarir la
source pour toujours. On voit la malheureuse rôdant autour de
la maison de celui qu'elle aime, en proie à la jalousie, qui l'aveugle;
on voit cette main qu'elle voudrait saisir, pour se sauver de l'abîme,
la repousser durement et cette âme qui n'a éprouvé qu'un seul
amour, dans un corps souillé par mille hontes, se replie sur elle-
même et la vie hideuse recommence, pour aboutir à la honte extrême.
La voilà fouettée par le bourreau, dans les rues de Rome, la voilà
en proie à cette maladie affreuse, dont Vénus punit ses adorateurs
et la jeunesse qui s'en va, fait le désert autour d'elle. Cette cour-
tisane, dont nous parle le poète français avec son esprit supérieur,
est bien celle, qui paraît dans la vie et dans la littérature de la
Péninsule. Je ne rappelle pas même en passant, les courti^nes
célèbres de l'Italie, poètes elles-mêmes et dont des écrivains
illustres ont chanté les charmes; je remarque seulement que Du
Bellay représente son héroïne à cheval, splendidement ornée, la
fait chanter, jouer de divers instruments et lui fait dire
,,Et ne se fast nul autre peu vanter
De sçavoir mieulx le Pétrarque chanter."
La vieille courtisane de Du Bellay, se détachant des compositions
plates des poètes de son temps, et où la dégradation de la femme
n'offre aucun élément de burlesque, nous a quelque peu éloignés,
de notre sujet, mais il fallait en faire la connaissance pour faire
saisir la différence des genres chez le même poète et sur le même
thème. Jacques Tahurean avec sa vieille maquerille, contre laquelle
il lance les injures les plus vulgaires et Jean de la Jessée avec
plusieurs compositions dans ce goût, vont nous remettre en route.
Ce dernier dans La bigotte nous peint une „infame maquerelle" qui
lui a enlevé celle qu'il aime:
POéSIB BQRLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 8l
„On peat voir son hydeos visage
Pins de£fait qa'nne vieille image.
Noires ses dentz, puant son nez ..."
et je fais g^âce aux lecteurs de ce qui s'ensuit Le vérisme le
plus outré de nos jours, se trouve souvent dépassé par ces poètes.
Antoine de Baîf chante par exemple une „vieille carcasse saupou-
drée** et une autre „que le vieil âge a minée et pourrie" et dont
il repousse les tendres sentiments. Dans ses „nouveaux satires et
exercices gaillards", Angot TÉpéronnière s'en prend à son tour à
une certaine Jacqueline qu'il appelle l'image de la mort et qu'il
gratifie d*une foule de titres savoir „vieil goufiire infame, usurière
execrable" etc. Il y a, dans cette composition, un certain mouve-
ment lyrique, lorsque le poète nous peint cette malheureuse, qui,
avant de mourir, adresse ses adieux aux biens qu'elle doit quitter
pour toujours:
„Chères vaches à lait que j'ay si bien nourries!
Vous moutons bien-aimés! mes brebis plus chéries!
Petits cochons niquets, qui grondiez après moy,
Lors qu'à votre besoin je vous portois de quoy,
Poulies, poullets, poussins, vous mes autres volailles
Que ma main nourrissoit et de grains et de pailles ...
Terrines, pots à beurre, et vous pots pleins de miel,
Lard, sidre, blé, laniaiz, vous mes chères cotelles ...
Adieu meubles, adieu, dont le soud me blesse,
Puis qu'en laissant le monde, il faut que je vous laisse."
Les vieilles hideuses, repoussantes, à l'haleine infecte, pullulent
dans les œuvres de ce poète aussi bien que dans celles de Claude
de Pontoux, son prédécesseur (Lyon, 1579) et de Pierre Le Loyer
maître, dans ce genre (Paris, 1579).
Qaude de Pontoux avait décrit le malheur qui lui était arrivé,
se laissant surprendre par une vieille femme, dont il n'avait pas
connu l'âge fort respectable, à cause du fard, qui la rendait „plus
vermeille qu'une rose".* Pierre Le Loyer, l'auteur de la Nephélo^
cocugie^ où il s'inspira à Aristophane, nous peint, avec beaucoup
de verve, une dame de son époque fort peu jolie et encore moins
respectable, dans un sonnet qui commence:
„D'une audace superbe aller guydant ses pas,
Monstrant dessus le front sa perruque retorte**
et où il l'accuse de s'abandonner à toute sorte de voluptés. Il
célébra aussi, en deux odes distinctes et contraires, V amour des
vieilles. Dans la première, il déclare qu'il n'y a rien de plus hon-
teux et de plus repoussant, que de s'abandonner entre les bras
d'une vieille femme; dans la seconde il exalte ce qu'il vient de
blâmer, toujours avec la même convinction et c'est le cas de voir
' Ce sujet lui fit répandre des torrents de larmes et d'injures en français
et même en italien, dans un sonnet d'ailleurs fort faible.
Zdtsdir. £ rom. Pbfl. XXV. 6
82 p. TOLDO,
après un not de mots grossers contre les cheveux que l'âge a
blanchis, ce que ce poète, d'un mérite assez distingué, sait dire
en leur honneur. Le Loyer commence par apaiser la colère des
„bonnes vieilles'*, que sa muse vient d'offenser et ensuite il s'aide
de souvenirs mythologiques. De là il passe à la description de
ce qui constitue le charme de cet âge:
,,La vieille à la pomme ressemble
Qui est douce et salubre ensemble
Quand plus est ridée sa pean,
Estant pour un metz delectable,
Plutost mise dessus la table
Que ne seroyt un fruict noaveau."
Personne ne saurait mieux que notre bonne vieille s'entendre aux
plaisirs de Vénus, dont elle a fait si souvent les épreuves:
„Qui avec elle se marie
N'est point espris de jalouzie,
Et le nom de Cocu ne craint."
Elle a soin du menage, aime celui qui la rend heureuse, épargne
son argent, se contente en tout et partout de bien peu de chose;
enfin c'est un trésor qu'on a tous les torts de mépriser.* C'est là
le sujet du Ferrari, mais développé d'une manière fort différente.
Qu'il me soit permis, puisque mon sujet paraît l'exiger, de
donner un coup d'oeil aussi à Véloge de la laideur, tel que nous
le retrouvons, dans la littérature burlesque en prose. „La laideur
et déformité du visage" inspire une des fantaisies de Bruscambille
(Paris, 1612) et c'est toujours la même méthode, c'est-à-dire l'ex-
position des maux que la beauté a causés, pour en tirer une con-
clusion favorable à ce qui lui est opposé.
„C'est grand pitié que d'estre beau et parfaict de tous ses
membres; car on dément ces anciens proverbes, qui contiennent
vérité par ces mots: Non omnia possumus omnes. Et encores:
Nullus ubique potest felici ludere dextra, aut nihil est ex omni
parte beatum. 11 n'y a rien de parfait de tout poinct. Tel aura
le visage beau faict, qui aura le corps mal faîct, les jambes droictes,
et les cuisses esbauchees . . . bien heureux sont ceux qui sont
imperfectionnez en toutes les parties de leurs corps. Car il n'y
a rien que la beauté qui nous soit dommageable, et qui engendre
plus de dissenlions, querelles, meurtres et violances. La laideur
est ferme rempart de chasteté; la laideur conserve les femmes en
leurs pudicitez et les filles en leurs virginitez", et ici l'auteur appelle
à son secours tous les souvenirs des légendes anciennes, Hélène
^ Toujours, dans le même goût, après avoir combattu dans une ode
plusieurs sortes d^amour, dans Vode au contraire. Le Loyer loue ce qu'il
vient de blâmer, savoir Tamour de la „paillarde", de „la pucelle", des filles
„de bas âge", des servantes, et surtout des veuves. C'est à ce dernier sujet
que Pierre Le Brach venait de s'inspirer, vers la même époque (Bordeaux,
1576), dans son amour des vefves.
POESIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 83
et Paris, qui causent la mine de Troie et il exalte la laideur de
Socrate, accompagnée par la vertu.
Il 7 a évidemment dans cette apologie des souvenirs directs des
Paradoxes du Lando, dont nous ferons sous peu la connaissance.
11 en est de même du „biâme de la beauté" d'un contemporain
de Bruscambille, Bertrand Harduin de Saint Jacques, mieux connu
sous le nom comique de Guillot Gorgeu, débitant lui aussi des
prologues facétieux sur le théâtre, pour amuser le public et lui
faire prendre en patience le retard de la représentation. ^ Parmi
ces prologues, on trouve „son blâme de la beauté", où Gorgeu
ajoute de nouvelles raisons à celles de son camarade; il fait, par
exemple, Téloge de la bosse, parce que c'est là la forme de la
terre, il trouve que la laideur indique le mérite parce que les
animaux les moins beaux sont aussi les plus utiles et d'après
Ferrari il déclare que la laideur en vieillissant augmente son prix,
tandis que le temps détruit toute beauté.^ D'ailleurs est-ce parmi
les belles qu'on pourra retrouver la vertu? Ne sied -elle pas
nparmy les halliers, parmy les buissons"?
Revenons maintenaint sur nos pas, car Régnier est là en
pleine Renaissance, étalant sa galerie de femmes affreuses, où
quelques types nouveaux vont se présenter à nos regards. D'après
Òvide,^ il avait déclaré, dans sa septième satire, qu'il ne repoussait
l'amour d'aucune femme, tout en gardant une antipathie extrême,
de même que ses devanciers, pour les rides de la vieillesse. Il
en a donc aux vieilles, mais là où il excelle le plus c'est dans la
représentation des maquerelles hypocrites. Tout le monde connaît
sa Macette, qui n'ayant eu, dans sa jeunesse
„Autre ciel pour objet, que le ciel de son liet"
s'est, dans son âge avancé, tournée à la dévotion:
„Son oeil tout pénitent ne pleure qu'eau beniste.''
^ cfir. Recueil des pièces du temps ou divertissement curieux etc., La
Haye 1685.
^ Un anonyme en 1731 (éd. de Paris) dédia à une certaine demoiselle
Honesta, V Eloge de la méchante femme, composition conçue toujours dans
le même goût. „On entend, dit-il, ordinairement par méchante femme, une
femme emportée et d*un aspect acariâtre, un dragon de vertu, une honnête
diablesse qui gronde et tempête depuis le matin jusqu'au soir qui bat tous les
jours ses domestiques et ses enfans, qui querelle à tout moment ses voisins,
qai tient la bride courte à son mari, qui ne lui passe rien, qui le prêche à
table, qui le damne au lit, qui même dans l'occasion lui jette un chandelier
à la lète ..." Eh bien! une femme pareille loin d'être un malheur forme la
benediction de l'homme qui l'a eue en partage et qui doit partant remercier
b providence de ce cadeau si prédeux. C'est elle en eif-t qui guérit les dé-
fauts de son mari le rendant humble, et patient par ses réprimandes, libéral
par ses demandes, chaste le faisant fuir du lit et sobre, lui empêchant de
manger et de boire. Dans le Cabinet satirique on lit „la louange de la bosse
en faveur d'une malstresse"; c'est là un sujet que nous connaissons déjà et
Von chante en France, de même qu'en Italie, ces louanges ironiques des dé-
fauts physiques des femmes.
^ L'élégie du il« livre des Amours,
6*
Ses arts la rapprochent de la Célestine espagnole, mais elle garde
aussi une physionomie bien italienne, celle des héroïnes de l'Arétin
et de la comédie de la Péninsule, en laissant de côté ce qu'Ovide
avait déjà chanté à ce propos. t Dans sa onzième satire, Régnier
nous mène dans une maison suspecte, où il rencontre trois mé-
gères, maquerelles de la pire espèce et réduites dans un tel état
de maigreur que Michel-Ange, lui-même, selon la déclaration de
l'auteur, ne saurait composer un corps entier en réunissant tous
leurs membres. L'une de ces vieilles rappelle de prés le portrait
du Bemi:
„(Elle) rrssembloit transparente une lanterne vive"
et la description du cabinet de toilette est en rapport direct avec
le caractère de ces sorcières. On attribue à Régnier une autre
poésie, adressée encore à Macette et ici Macette étale sous les
yeux du lecteur ses cheveux ressemblant „à des mèches d'arque-
buse" et sa voix aussi douce que „les coides d'un rebec". Ailleurs,
en s'adressant à une autre pécheresse, dont l'âge a détruit tous
les charmes, Régnier ajoute:
„De moy lu n'auras pux ny tresve
Que je ne l'aye vene en Gresve ..."
La vieille est pour lui de la souche de Tartufe et apparentée as
roi des ténèbres,
La description minutieuse du corps de la vieille forme une
des inspirations les plus communes de notre poète et de ses
camarades. Les contemporains de Régnier raifolent de ce genre.
Voici tout d'abord Sigognes, dans Le cabine! tatirique avec sea
pièces, portant pour titre; la vieille ridée, la vieille dlcripitie, la por-
traidure d'une vieille etc., et c'est toujours le même type, décharnj
et momifié:
„Elle a beaucoup de l'air d'une antique Maialtc,
Son teint csl délicat, comme un ñeil brodequin,
Son coips est embonpoint autant qu'un mannequin,
El chemine aussi gay, comme un líívre qui trotte . , .
Bref, c'est un mannouset habillé d'un rabat,
Un balay cKOurt£ d'une vieille sorciire
Car qui ta monteroit ¡loit droict au labat."
En parlant d'une „respirante momie" et de son „cuir transparent'
Sigognes se propose d'en faire „l'anatomie", et il commence par
sa pnmcUe „louche et liserne", sans épaigner aucun détail de
ses horreurs. On reste étonné d'ailleurs lorsqu'on apprend qu'il
a pu, de même que la cadet Angoulevent, devenir la dupe de
cette mégère et céder à des appas si ßnes. Cost que les jeunes
femmes demandent et que les vieilles donnent.
Ailleurs, Sigognes écrit «¡nlre »ne dame sale, eonire une damt
maigre
„Etqaeletle de peaux et d'oi"
> livre Xm dei Amouri.
I
I
1
VOÈSa BURLESQUE FRANÇAISE DB LA RENAISSANCE. 85
et se plaît à la description d'une certaine PérreUe tnaquertlUy véri-
table sordère, qa'il suit dans les cimetières et dans les caveaux.
La scène cesse d'être burlesque pour dévenir tout-à-fait lugubre:
»Couvent poar exercer Tart de ton sorcelage,
Ta TAS changée en loaye au carrefour d'un village,
CmeUe dévorant les petits et les grands,
Du tout inexorable aux pleurs et à la plainte,
Pois la panse remplie et ta mâchoire teinte
Tu desponilles ton charme et ta forme reprens.
Ou bien des trespasses ouvrant les sépultures,
Tu te formes un corps de leurs vaines figures . . ."
Void, toujours dans le Cabinet satirique, le sieur Maynard avec ses
pièces contre une vieille ridée et contre une vieille courtisane (voyez
édition de ses œuvres, 16 13)
„Ton lict, Margot, a perdu ses chalans;
Et tu n'es plus qu'un misérable reste
Du premier siècle et des premiers galans"
voici encore une pièce anonyme contre une vieille âécrépitie, où il y
a, de môme que dans celle du cadet Angoulevent, soixante -sept
vers, commençant par le mot vieille, voici la description de Macette
»plus claire qu'une lanterne", les malheurs de Perrette devenue:
„Maigre, laide, pauvre et nue
N'ayant ny cheveu, ny dent"
voici enfin le hordeau de Louisen qui:
„A plus exercé de mestiers
Que l'Arétin n'a de postures,
Que l'Espagne n'a de doublons.
Que l'AfFrique n'a de sablons.
Et que le diable d'impostures."
Tous ces collaborateurs du Cabinet , Motin, Sigognes, Maynard,
^rthelot etc. (éd. 1859 — 1860), dédient à Tenvi leurs vers à ce
sujet et leur exemple est suivi par le sieur d'Estemod, qui, dans
son Espadon satyrique, nous présente plusieurs variétés de la même
inspiration. Je rappelle, en passant, Le paranymphe de la vieille
V^ fait un bon office et dont les arts magiques ont une telle
puissance, que:
„Si dessus un troupeau de chèvres
Quelques mots sortent de ses lèvres,
En humeur sont tous les bouquins."
II s'en prend aussi à une vieille fille du Languedoc, avec laquelle le
poète déclare avoir fait pénitence de tous ses péchés et dont il
nous décrit la laideur, et les compositions de ce genre s'ensuivent
dans son œuvre, V ambition d'une fille exempte de tout mérite, la belle
Magdelaine, Phipocrisie d* une femme qui feignoit destre devote et fui
trouvée p..,,, Vode satirique d*un amoureux à sa maistresse, le di'
V0ret du mariagt etc Dans celte dernière pièce od esitend
dialogue fort peu aimable entre un mari et sa femine, et le mari
en U quittant, dte deux vers italiens qae je n'ose reproduire. L
caractère de ce débat peat se comprendre par les vers snivants:
(la femme) (le mari)
„Uaia vous avez de ms jennesse Rooger les os ji oe m'advienDe,
Mane* la (hair, k qu'en dtlitsse Madame, si ions esles chicane.
Ronger les os il tous convient." Ne cioyez pas qne je sois cbien." '
Desportes, lui aussi (Cobinel satirique), s'adiesse plus tard á un
vieille pour lui rappeler son beau temps passé et la misère, qui
l'attend:
„Qn'est devenu ce premier ige,
Où (Util le» fleurs de ton visage?"
Hors de ces porlraicluns, mais toujours dans un bnt burlesque, ce»
gais confrères du Cahintt nons font assister à des scènes erotique«
et ans combolt entre des courtisanes plus ou moins fauées. Tels
sont „le combat d'Ursine et de Perreltc aux Auguslins" composé
par Sigognes, „La réponse de Motin", „Le combat de deux courti-
sanes" dû à la plume d'un anonyme et il va sans dire que ces
luttes commencent par des flols d'injures et finissent, le plus sou-
vent, à coups de poing.
Avec De La Croix {Paris, 162g), nous sommes déjà en plein
XVII' siècle, mais l'inspiration demeure toujours la même. Nous
avons affaire à un disciple très fidèle de Régnier, qui nous offre
une poriraiciure d'une vieille femme, copie assez plate de ses de-
vanciers.' Cette vieille est vierge de corps, ayant été répoussée
de tout le monde, mais son âme est un abîme de corruption.
Ses dehors sont ceux de Macettc, sa maison celle des trois mégères
de Régnier.' Les articles de sa toilette nous sont aussi bien
connus. II y a là:
„De toutes soties d'eaus. ponr cmpescher les tides
Ponr netloier la face et Icindie les cheveus,
Poor donner quelquefois un breuvage amauieus,
Pour endurcir le sein, el l'empêcher de croistrc.
Pour composer un fard, qui ne puisse paroistie,
Pour Taire choir le poil, pour le Tnire tenir",
et la description continue longtemps et l'on comprend, d'après
que nous venons de voir, que ce n'est pas pour elle que la vieille'
■ Tout cela rappelle les déb
» Je .appelle „le teint d'une
triptiun de son front, de son nez
dans le goflt da Bern i.
' Dans cette chambre, on vc
Sans rideaux el sans
et
„Un C5cabeïu tout s
(qui) Achevoit 1 Ud
aïs Qombrcui et tris anciens sur li
noire teinture" r..ancicnne Idole-
,, de ses yeux, de sa bouche etc
lit:
„un lict sans couverture,
draps, confit en pourriture"
tul pris de la cheminée
» pieds SI dure destinée."
POÉSIE BCRl.ESQUE FRANÇATSE DU I.A RENAISSANCE,
87
ircitre travaille à sa chimie. Ce sont là les mislères de la toi-
des jeunes femmes, qui ont le malheur de lui piéter oreille.
Jne troisième description Mt celle de la bibliothèque de la
voit les œuvres de Saint François à côté de
m^re.
l'Amadis
„Un livre d'oraisons pour le soir et le matin,
Avoit choisi S3 place avecque l'Aretin.
Le triste de Bande!, et le second d'AsIrie.
Retenaient eolie aa deus la Legende dorée.
Le Marchand coaverty, RabeUis, Tabarin,
Ua recueil d» sermons de Garasse et Giierïn,
Les fidèles amouts de la bergere Aminle,
Les devoiis du cbrestien en la sepmaine saincte,
L'Aiioste, Marot. te Romani des Romans ■ . ■"
¡test toujours, on le voit, la souche de Tartufe.
Dans les meslanges hertïquts et burlesques du chevalier de l'Her-
oite, on lit, à la même époque, d'autres stances sur la vieilU laidi:
„Vieille carcasse décharnée
Qui n'as rien d'humain que la vojx . . .
Ton corps a plus vescu que le ciel ne vivra;
Et lors qoe Noé s'enyïra.
C'est ta main qui versoit ì boire."
Cest là le commencement, mais on ne saurait suivre l'autetir dans
l'anatomie qu'il fait des horreurs de ce pauvre corps.
Il faut faire une place à part à Brébeuf, qui nous laissa cent
cinquante épigrammes contre une femme fardée, où il y a des
souvenirs de Catulle et de Maniai, mais où il y a aussi une cer-
taine originalité, au moins dans l'étendue qu'il donne à son sujet.
La belle qu'il chante emprunte ses appas de tous les pays de
^irEorope:
^K „Rome a fait les gaods qu'elle porle . . .
^B Londres son habit de campagne,
^V Le Gange s vu naître ses dents
^V Kl son lEïnl brillant vient de l'Espagne."
BtTn jour Alizon en sortant à la hâte, oublie sur la toilette „ses
~ ¿ands, ses dents et son visage"; une certaine Iris a vingt ans le
jour et cinquante la nuit; le fard se charge de tout transformer et
de tromper les amants, mais le poète se charge à son tour d'ar-
racher ce masque et d'en représenter la laideur repoussante. Et
le défílé des vieilles continue.
Dans le Parnasse des poUes salyriques par Théophile (1625),
on lit le testament d'une courtisane et une foule de pièces diri-
gées coutre des vieilles ou des courtisanes avides. Théophile
se détache de ses prédécesseurs en ce qu'il chante une vieille
grasse et trapue, mais le tableau n'est pas plus joli que celui de
la maigreur la plus désespérante. Et Théophile, sans oublier pas
88 p. TOLDO,
pourtant les dents d'ébène, se plaît à décrire les couches de la
graisse, retombant les unes sur les autres:
,,Le menton qui pend sons un autre
Dessus le sein flac yous descend,
Ce sein sur le ventre vous pend,
Et dessus les genoux le ventre."
Théophile ne fit pas école. Maître Adam, le menuisier de Nevers,
dans son VilUhrequin et dans ses Chevilles, revient à la représen-
tation d'un „fantosme d'ossemens'* et le sieur Auvray nous offire
ensuite une autre carcasse d'os, qui a tçutefois assez d'attraits,
pour qu'il n'en dédaigne pas l'amour. C'est que le sieur Auvray
appartient lui aussi au groupe de ces poètes, qui sont la dupe du
fard de ces femmes rusées, si ce n'est l'intérêt qui lui fait prendre
son cœur à deux mains. Ses idées deviennent, entre le bras de
cette belle, on ne pourrait plus lugubres:
„Dès la premiere nuict de nos embrassements
J'imaginay sa chambre estre un grand cimetière.
Son corps maigre sembloit im monceau d'ossements
Son linceul un suaire et sa couche une bière!**
Les paroles qu'il adresse à cette amoureuse séculaire, dans la nuit
qu'ils passent ensemble, sont toutes, dans le même goût II assure
que sa mère dut la mettre au monde en disant son chapelet, car
son corps „n'est que de patemostres" et il déclare reconnaître sa
beauté „au cliquetis des os'', sur lesquels un barbier pourrait
étudier „l'anatomie".
Il paraît que le poète était persécuté par les vieilles. Il s'en
prend à une autre, qui médit de lui, auprès de celle qu'il aime
et il en décrit une troisième, qui a le malheur de s'éprendre de
lui, et dont il ne manque pas de faire la portraicture\
,,Un oeil de chahuan, des cheveux serpentins,
Une trongne rustique à prendre des coppies,
Un nez qui au mois d'aoust distille les roupies,
Un riz sardonien à charmer les lutins.
Une bouche en triangle ou comme à ces mastins
Hors œuvre ou (l'on) voit pousser de longues dents pourries,
Une lèvre chancreuse à baiser les Furies,
Un iront piastre de fard, un boisseau de tetins,
Sont tes rares beautés execrable Thessale . . .**
Ailleurs il écrit des jambes contre une médisante
„Rouge menade à la vineuse trongue"
et contre une foule de courtisanes et de maquerelles, ce qui ne
donne pas une idée favorable des mœurs de notre poète et du
milieu où il vivait
Mais j'ai hâte d'en finir avec cette peinture si écœurante de
la femme. Je laisse de côté partant d'autres descriptions pareilles
I
I
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DR IJí RKNAISSANCB. 8g
et j'arrive â /a vinile dame campagnarde, de celui qu'on appelle le
prince des poètes burlesques de la France. Ici toutefois le genre
paraît déjà trop épuisé, pour que Scarron puisse y trouver des
in^piiations nouvelles. Nous sommes toujours à la présence d'un
membre de cette nombreuse famille, ridée, grise, maigre et puante
et il en est de même d'une autre vieille, que le poÈle nous pré-
sente dans un de ses sonnets, aux „dents noires comme de l'ébène",
appelée pour !a rime Hélène, mais qu'on pourrait appeler Macette
ou Perette, et sur qui on peut étudier cette „anatomie" mise à la
mode par le Bemi. Ce mépris pour celles, qui s'approchent dn
couchant de la vie est bien peu noble et généreux . il faut en
convenir et il Taut reconnaître en m<'me temps que l'art, s'amusant
à la représentation de la grimace et de la laideur, porte en lui-
même les germes de sa décadence. Cette sorte de muse burlesque,
peu d'années après sa naissance, était aussi hideuse et décrépite,
que les vieilles qu'elle peignait et le tableau des vices de l'époque,
des courtisanes et des maquerelles, était lui aussi vicieux et cor-
rupteur, ne laissant presque jamais paraître, sous la plaisanterie,
et sous les apostrophes, la noble indignation qui naît au cœur de
l'homme vertueux. Tous ces écrivains nous promi-nent dans les
iùurdeaux et dans les compagnies les plus honteuses et lorsqu'on
n'a pas devant soi les rides de la vieillesse, on est sAr de voir
toujours celles bien plus repoussantes de la débauche.
A cette description des femmes se rattachent d'autres com-
positions contre l'amour, les plaisanteries sur les mésaventures
conjugales, et les éloges du maquerellage. Voici, par exemple,
Amadts Jamyn, chantant Vlneonslance. Comme s'écrie-t-il toutes
les choses naturelles varient, les saisons, les plantes et tout ce qui
a ¿té créé, il n'y rien d'étonnant si nos goats varient de mi'me:
„Hil comment noslie amour seroit elle immortelle
Quacd mtsme en Jupiter amitj¿ n'est pas telle,
Qui ne monstre en ses faits rien que rauiatìon?"
Et le po¿te conclut en invoquant ces lois de nature, qui servent
si à propos à la plaisanterie de nos poètes:
„Qui ne veut point Taillir doibt suivre la nature.
On ne paist toujours d'une mesme pasture ;
Rien ne donne plaisir tant que li nouveauté."
Mais le fort de notre poète c'est plutôt le contre. Aussi écril-it contre
la Rigueur et contre VAmour, dont les titres rappellent d'autres
compositions italiennes sur les mêmes sujets que nous verrons bien-
tôt, mais tout se borne au titre et à quelques rencontres dues pro-
bablement à l'identicité du thème. Sa pièce contre la Rigtteur n'est
que l'éloge du contraire c'est-à-dire l'apologie de la douceur, récom-
tuandée surtout aux dames; celle contre VAmour n'est à tout prendre
qu'une élégie, où le poète, après avoir fait l'éloge de l'inconstance,
se plaint de celte de sa belle. Selon lui l'amour est la cause de
les malheurs de l'humanité: la raison, à son approche, est
90 p. TOLDO,
forcée de déménager et personne ne saurait se fier à ce Pruthée
changeant. De lui naissent la jalousie, la haine, et il résume
toutes les misères de la vie:
»«Ensemble fuir et pnrsuivre,
Ensemble en un mourir et vivre,
Ensemble espoir et desespoir,
Ensemble crainte et assurance.
Ensemble joye et doleance,
Ensemble tenir et n'avoir . . ."
Uéloge des Cornes (c'est là le titre choisi par nos poètes) se
prête davantage à la plaisanterie et se trouve répété par maint
poète. Le Lando avait déjà célébré la femme infidèle lorsque
Remy Belleau entreprit de passer en revue tous les exemples
mythologiques, pour démontrer que les Sganarelles de son temps
ont beaucoup de tort lorsqu'ils se plaignent de cet ornement de
leur front Jupiter ne s'est-il pas transformé en taureau?
„Et la Deesse qui respand
Et verse aux hommes la richesse
D'une tant prodigue largesse,
Tient-elle pas entre ses dois
La riche corne d'Achelois?"
£t dans cette galerie très riche de maris malheureux nous voyons
passer aussi sous nos yeux, le capricorne et le taureau célestes,
les faunes et les satyres au front armé de bois, le bouc honneur
de la tragédie, les cornes des armées:
„L'Itale en desrobe son nom,
La mer Aegee son surnom,
Et son nom la pecune sainte
Des animaux qui ont emprainte
La corne sur leur front chenu . . .
Les bouts sont encornez des arcs
Les bouts sont encornez des dars,
La lanterne en est encornée.
Le patemostre en est tournee . . ."
On voit que tout l'esprit du poète consiste dans une éniimération
minutieuse et ennuyeuse.
Jean Passerat, à peu près vers à la même époque, avait chanté
la Corne d*abondance, où il s'agit toujours du même sujet développé
toutefois avec plus d'érudition mythologique et se prêtant bien
entendu à l'équivoque. Outre les exemples que nous venons de
voir, l'auteur nous présente Bacchus changé en bouc, le dieu Apis
des Egyptiens, la corne d'Isis et de Diane et Neptune se transfor-
mant en animal cornu pour ravir Proserpine. Ulysse, si l'on veut
ajouter fois à Passerat, assiégeait Troie, pour venger le dés-
honneur d'un de ses amis:
POÉSIB BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE.
[ Quant i
„Pendant que des mugucti la
Eotrctenoit sans luy sa bonne Penelope."
lari d'Hélène, il devait âtre bien aise de son état si
„dedi
Feit dedans mille nefs ton« la Grece eoirer."
Et il continue cette sorte de travestissement de l'ijistoire ancienne,
que la lectnre d'une foule de badinages italiens de ce genre,
pouvait lui suggérer, mais où toutefois il n'y a rien qni soit imité
à la lettre et où Ton trouve en revanche, indépendamment de la
I frivolité du snjet, beaucoup de verve et d'esprit. Pour toute con-
I dusion. Passerai nous assure que:
„Par comes on acquiert et credit et richesses,
Accolades, bons jours et tres bumbles caresses",
I et c'est là souvent la meilleure des méthodes pour parvenir à la
I Hortnne.
Comme Ì! a présenté cette sorte de capitolo sous la forme
I d'nne vision, il conclue plaisamment:
„L'Aurore se Icvotl, lors que je suis venu
A la trop courte fin de mon songe cornu.
Pat la porte de corne: cl qui ne le veut croire
Il prent l'autre chemin de la porle d'ivoire."
Dana les Muitt françoiseï ralliéei (Paris, 1599, par Despinelle), m\
anonjTiie revient sur ce même sujet, en employant à peu près les
mêmes argumentations de ses prédécesseurs. Dans cette „con-
solation pour les cocus", il n'oublie pas les rayons lumineux du
front de Moïse et il donne un caractère nouveau et gai à sa
I pièce en feignant d'adresser ses vers à un de ses amia:
„Vous iouvieoi-il pas, mon Compere
Lors qu'esliei en si grand' colete?"
\ VOUS aviez tort, ajoute-t-ii, de vous plaindre des équipées de votre
et quand même tout le monde se moquerait de vous, la
' corne de l'abondance saurait vous dédommager des autres:
Btef, Competi
Not
s les
Au Tute poumons faire la guerre."
Vers ta même époque, Passerat revienl A la charge {Miiscs Gail-
lardts, Paris, 2"°* éd., 1609) et son exemple est suivi par d'autres
poètes, en plein XVU' siècle. Dans un autre recueil, le Cabinel
xaiyrique (éd. de Paris, 1859 — 1860), Motin aborde un sujet non
moins vulgaire. Son „hymne au maquerellage" est un vrai fatras
mythologique et ennuyeux.
Jupiter aurait été, au dire de Motin, l'inventeur de ce „sage
mestier" et Junon donna elle aussi des preuves de son penchant,
pour ce genre d'affaires. El les exemples mythologiques ne se
f .bornent pas là. Us sont suivis par ceux des médecins, qui
92 p. TOLDO,
ont ennobli ce métier, devant employer „en leurs receptes" tout
ce qu'il faut:
„Pour eschauffer, pour concevoir,
Pour estressir, pour faire avoir
Le teint plus beau, les dens plus nettes . . ."
Les avocats, les prêtres, les magistrats, les musiciens, enfin tout le
monde, y joue un rôle plus au moins important:
„Parfumeurs, perruqueurs, orfèvres,
Faiseurs de miroirs, emailleurs,
Gantiers, barbiers, brodeurs, tailleurs.
Tous artisans qui par leurs œuvres
Servent aux délices humaines,
A l'Amour consacrent leurs peines."
Le ciel lui-même, couvrant à la nuit de son ombre et de son
mystère les couples amoureux, paraît aussi se plaire à ce rôle,
mais ceux qui l'emportent sur tous, ce sont les courtisans:
„Qui sans foy, sans ames et sans honte,
Du macquerellage font gloire
Comme les Allemans de boire."
Dans cette conclusion on pourrait retrouver une intention de sa-
lire, mais que Ton ne prenne pas trop au sérieux cette apostrophe
plus ou moins violente aux courtisans „sans âme et sans honte".
Les poètes de l'époque, vivant à la cour, tiraient bien souvent de
ce genre de services plus de gain que de leurs vers et dans cette
longue enumeration, Motin a eu tort de les oublier.
Un de ses amis, par exemple, le sieur de Sigognes, accusé
de servir aux amours de son maître n'essaye pas même sa défense,
et il se borne à accuser ses accusateurs des vices les plus honteux:
„Pourceau le plus cher d'Epicure,
Qui contre les loix de nature
Tournez vos pages à l*envers ...
Vous dites que j'ai fait la poule.
Et des dames fendu la foule.
De mon maistre le messager . . .
Si s^ay faxet d* amour le message.
Je n'ai point violé Tusage
Ny la coustume de la cour ..." *
La déclaration est, on ne pourrait plus, claire, et rappelons, pour
en finir, la „louange satirique en Thonneur du maquerellage" due
à la plume d'Angoulevent et renfermant Tapologie des bâtards:
„Adiousté qu'on engendre aux larcins de Cipris,
Des enfans mille fois mieux nez et mieux appris
Qu'on ne fait soubs himen, pour autant qu'on espreuve
Cent fois plus de plaisir en une chose neuve."
1 On trouve dans le même reçneil une autre „louange du ms^querellage".
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 93
Vieilles, courtisanes, entremetteuses, femmes infidèles et effron-
tées ce sont là les sources auxquelles puisent les burlesques et
auxquelles puisent aussi, froidement et sans conviction, les poètes
satiriques de l'époque. Souvent le même poète compose dans les
deux genres et lorsqu'il ne s'inspire pas directement à son temps,
il répète à l'ennui, comme un pur exercice de rhétorique, ce que
Juvénal avait dit de Messaline et de ses contemporaines. Aussi
la satire et le burlesque paraissent-ils parfois se compléter entre
eux, surtout lorsqu'il est question d'amour et de mariage et mal-
heureusement les deux genres se ressemblent aussi dans la pauvreté
et dans la monotonie de l'inspiration.
A suivre.
P. Toldo.
lieber das altfiranzösische Gedicht von der Zerstörung
Jerusalems (La Yeigance nostre seigneur).
(Schlufs; s. Ztscbr. XXIV l6l ff.)
111. ABSCHNITT.
Die Quellen.
Seinem Inhalte nach zerfallt das Gedicht in drei Teile. Der
erste (Strophe i — 34) behandelt die Heilung Vespasians, der mitt-
lere (Haupt-) Teil die Belagerung und Zerstörung Jerusalems
(Str. 35 — 102), der letzte die Bestrafung und den Tod des Pilatus
(Str. 103 — 107). Es ist nun die Frage, ob der Verfasser diese
Stücke schon in einer einzigen Quelle vereinigt vorgefunden hat,
oder ob er selbst verschiedene Vorlagen kombiniert hat V^enn
er von einer Quelle spricht, so thut er dies doch nur so allgemein,
dafs man daraus nicht entscheiden kann, ob diese ihm nur für
den betreffenden Teil, oder für das ganze Gedicht vorgelegen hat.
So lautet z. B. K. T. I V. 12:
Quarante anz en apres, ce trovons nos lisant;
V. 34—35:
Ens en Costantinoble devant Sainte Sofìe
Poés trover Tescrit, que que nus vos en die.*
In Str. 96 heifst es:
[La chançon . . .]
Ele n'est pas de fable ne faite de folie,
A ins est traite d'estoire de grant anciserie;
und in der letzten Laisse (K. T. 11 75):
Ce conte l'cscripture, dont la raisons est voire.
* Einer nachträglichen Auskunft, die ich einem türkischen Freunde ver-
danke, entnehme ich, dafs die Hagia Sofía in Konstantinopel wirklich eine
Bibliothek mit Handschriften besitzt; diese enthält aber nur persische, ara-
bische und türkische Werke, indem die sonstigen Handschriften, wie z, B. die
griechischen, in die Privatbibliothek des Sultans überführt worden sind and
sich jetzt im Palast Top-Kapou befínden. Man könnte nun daran denken,
dafs mit obigem escrtt vielleicht irgend eine Handschrift des Josephas gemeint
wäre, die der Dichter, der ja, wie schon Ztschr. XXIV 165/6 bemerkt, wohl
Beziehungen zum Orient gehabt hat, etwa in Konstantinopel benutzt haben
könnte. Eine Bestätigung ilir diese vage Vermutung, welche dann die ebenda
S. 163 versuchte Erklärung umstofsen würde, dürfte kaum za erhoffen sein;
wenigstens habe ich von dem Bibliothekar jener Palastbibliothek keine Aus-
kunft über eine derartige Handschrift bekommen können.
AFRZ. GEDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. 95
Wie nun spater gezeigt werden wird, nennt das Gedicht an ver-
schiedenen Stellen den Geschichtsschreiber Josephus als Quelle,
und gehen in der That die Angaben des mittleren Teiles auf
diesen zurück. Zu der Annahme, dafs eine Kombination der drei
Teile etwa unter dem Namen des Josephus gegangen sei, liegt
kein weiterer Anhaltspunkt vor. Folglich mufs das Gedicht noch
andere Vorlagen benutzt haben. Die oben gegebenen Zitate würden
dann entweder verschiedenen Texten gelten, oder man müfste auch
sie auf den mittleren Teil, und damit auf Josephus beziehen. Dem
Zusammenhange nach würde dies ganz gut möglich sein, imd wenn
er dann auch so im Allgemeinen, und scheinbar in Hinsicht auf
das ganze Gedicht, als Quelle genannt würde, so wäre dabei doch
zu berücksichtigen, dafs das Mittelstûck gerade der gröfste und
wichtigste Teil der Venjance ist
P. Meyer scheint in dem schon öfter genannten Bulletin anzu-
nehmen, der Dichter hätte seinen Stoff schon in einer lateinischen
Vorlage vereinigt gefunden. Er forderte diese mit Rücksicht auf
die verwandten, besonders altfranzösischen Prosatexte, doch ist das
wohl nicht nötig, da diese Fassungen teils auf dem Gedicht selbst
beruhen (vgl. den IV. Abschnitt), teils zu sehr davon abweichen,
um die Annahme einer gemeinsamen Vorlage gerechtfertigt er-
scheinen zu lassen. Dazu ist, wie Meyer selbst sagt, von einer
solchen nicht das Mindeste bekannt.
Man mufs also für den ersten und letzten Teil besondere
Vorlagen ansetzen, oder vielmehr wohl nur eine. Denn die in
diesen Stücken etithaltenen Legenden von der Veronika und von
Pilatus kommen schon seit etwa dem 7. Jahrhundert verbunden
vor, wie Schönbach im Anzeiger f. d. A. II 165 annimmt Was nun
die als benutzt in Betracht kommende Fassung dieser Legende
betrifft, so scheint Schönbach nach dem Stammbaum auf S. 170
die in Rede stehenden Teile des Gedichtes von der Cura sanitatis
Tiberii ableiten zu wollen. Da aber dieser Text verschiedene Er-
weiterungen enthält, die das Gedicht nicht hat, und dieses sich
keiner der bekannten Formen der Sage näher anschliefst, so möchte
ich eher vermuten, dafs die anzunehmende Vorlage ohne Vermi tte-
lung einer der erhaltenen Versionen auf die ursprüngliche
Fassung zurückgeht, wie sie Schönbach a. a. O. S. 1 65 für die ver-
bundene Veronika- und Pilatussage aufstellt: ,>Der Kaiser in Rom
ist krank. Er hört von dem grofsen Arzte Christus in Jerusalem.
Er sendet um ihn einen Boten an den Landpfleger Pilatus. Dieser
berichtet vom Tode Christi. Es gelangt zur Kenntnis der Boten,
dafs in Jerusalem Frau Veronika sich aufhalte, welche ein Bildnis
Christi auf einem Tuche (den Repräsentanten des nicht mehr
lebenden) besitze, dem Heilkraft inne wohne. Sie veranlassen, dafs
Veronika mit der Reliquie nach Rom fahrt. Der Kaiser wird ge-
heilt Pilatus, den man zur Verantwortung nach Rom gebracht
hat, wird hingerichtet"
Zu diesem Kern sind dann im Gedicht, oder vielleicht schon
WALTHER SUCHIEK,
wesentlichen folgende Episoden
96
zum Teil in dessen Vorlago, :
hinzugefügt
Der Aufanthalt Gais im Hause Jakobs. Nach Heíiuel, Ueber
die französischen Gralromanc, Wien 1891, S. 106 ist dieser Jakob
wohl der Bruder Oiristi, Jacobus minor, der „als Bischof von
Jerusalem seiner Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Gute wegen einen
grofsen Ruf erwarb und auch von den Juden verfolgt wurde".
Verschiedene Angaben des Gedichtes erklären sich darauS)
dafs der Verfasser unter Einflufs der Geschichte die Ereignisse
40 Jahre nach Christi Tod vor sich gehen läfst. Daher ist Vespa-
sian der kranke Kaiser, während es in den älteren Fassungen
Tiberius ist. In eben diesen ist auch der Tod Christi noch nicht
in Rom bekannt, im Gegensatz zu unserer Venjance, wo der Sene-
schal mit dem Auflrag eine von jenem hinterlassene Sache, und
nicht ¡Im seibat, zu holen nach Jerusalem gehl. In den verwandten
Berichten wird Pilatus wegen der Kreuzigung Christi bestraft, im
Gedicht aber ¡st davon gar nicht die Rede, vielmehr wird den
Juden allein die Schuld daran zugeschoben. Wenn nun Vespasian
dem Pilatus einen Tribut auferlegen läfst, den dieser aber ver-
weigert, so ist wohl e¡ne derartige Erzählung aus dem Bestreben
des Dichters zu erklären, dem Landpfleger eine Schuld gegen.
den Kaiser aufzubürden, d¡e seine schliefsliche Bestrafung rech^
fertigte.
Die Krönung des Titus.
Die Episode des Kiemens in Rom. Hierfür liegt wohl
Legende zu Grunde, die an Kiemens L, Romanus, einen der sc
apostolischen Väter angeknüpft hat. Er ist nach altkirchücher An-
sicht ein Schüler des Petrus und von diesem als Bischof
eingesetzt worden (vgl. Langen , Die Kiemen sromane, ihre E[
stehung und ihre Tendenzen, Gotha
D¡e Versiegelung des Tuches durch Kiemens im Altar des
heiligen Simeon. „Das älteste Zeugms für d¡e Anwesenhe¡t der
Reliquie in Rom fällt in das Jahr 705, in welchem Jahre Papst
Johann VII. in der Peterskirche vor der Kapelle der Alaria" [nach
Zöckler in Herzogs Realenzyklopädie für protestantische Theologie
und Kirche, 2. Aufl., XVI 362 S. Maria Maggiore] „ein Tabernakel
zur Bewahrung des Schweifstuches errichtete" (Creizenach, Legenden
und Sagen von Pilatus, Paul und Braunes Beiträge I g6).
Das Schicksal des Pilatus ist infolge verschiedener EinSßsse
umgestaltet. Er wird nicht hingerichtet, sondern nach Vienne in
Siidfrankreicli verbannt. Dasselbe Geschick hat als geschichtlichea
Faktum den jüdischen König Archelaus getroffen, und ist von
Flavius Josephus in dem zweiten Buche seines Werkes „Ueber den
jüd¡schen Krieg" (in der Ausgabe von Naber Kap. 7 Abs. 3 §ill)
erwähnt. Dafs Pilatus an jenem Orte ¡n einem Brunnen gefangen
gehalten wird, beruht wohl auf Einflufs der Mors Filati (Tischen-
dorf, Evangelia Apocrypha S. 458), die als Endschicksal seiner
Leiche die Versenkung in einen Brunnen in den Alpen erzählt
(
I
e
1.
Ed«9
-1*» ™
A
ATKZ. GKDICUT VOH UER ZKKSTÖKDNO JBSUSAUUIS.
97
{vgl, Schônbacb, A. f. d. A. II 198 und Du M¿ril, Poésies populaires
Idn moyen âge, Paris 1847, S. 356 Anm, 7).
Es wäre nicht ausgeschlossen , dafs in der aDiunehmenden
Vortage auch schon in aller KürKe, etwa ähnlich wie in der Vin^
dicta Salvatoris (Tischendorf, Ev. Ap. 47 i — 486) von der Zerstörung
I Jemsalems die Rede gewesen ist, wodurch dann der Dichter ver-
anlaTst worden wäre, das Werk des Josephus heranzuziehen.
Für den mittleren, die Belagerung und Zerstörung Jerusalems
behandelnden Teil ist also das Werk des Flavius Josephus „Ueber
den jodischeD Krieg" benutzt. An verschiedenen Stellen wird
darauf hingewiesen, so heifst es in Str. Ô0 von seinem Verfasser:
ill est mout sages den, ceste estoire escrirai
und in der Schlufslaisse (K. T. II 93):
II escitst cesie esloíre, c'om deol en erint memoire.
Ich vermag nicht zu entscheiden, ob dem Dichter das Werk selbst
vorgelegen hat, also auch nicht, ob er es etwa in der lateinischen,
gewöhnlich dem Kufinus zugeschriebenen Uehcrsetzung, oder viel-
leicht in der freieren, vielfach unter dem aus Josephus entstellten
Namen Hegesippus gehenden lateinischen Bearbeitung vor sich
gehabt bat. Jedenfalls ¡st die Benutaung eine seht freie. Nur die
Hauptereignisse des Feldzugs und der Belagerung sind daraus ent-
nommen, daneben noch eÍQzelne Episoden, leb stelle alle diese
Purilite im Folgenden zusammen, indem ich dabei auf die ent-
sprechenden Abschnitte des griechbchen Originals nach der Aus-
gabe von Samuel Adrianus Naber, Flava Josephi Opera omnia,
vol. V et VI, Leipzig 1895/b verweise. Die Anordnung der folgenden
Stellen ist die des Gedichtes; aus den Verweisungen läfst sich er-
sehen, dafa es die Thalsachen verschiedentlich umgestellt hat
Finnabme von Acre ohne Kampf: Buch III Kap. 2 Abs. 4
9 30 — 32, wo das Gleiche von der Stadt Sepphorts erzählt wird.
Die Eroberung von Jafes durch Titus bildet eine Kombination
der Eroberung von Japha durch Titus (Buchili Kap. 7 Abs. 31)
nnd der von dem dabei gelegenen Jotopata durch Vespasian
(Bachili Kap. 7 Abs. 33— 30).
Die Gefangennahme des Jafel in einem Keller bei der Etobe-
mng von Jafes und seine Begnadigung : Buch III Kap, 8 (Gefangen-
nahme des Josephus in einem Brunnen bei der Eroberung von
Jotopata) und Buch IV Kap. 10 Abs. 7.
Zweimalige Aufforderung Vespasians an Pilatus, sich zu er-
geben, worauf dieser ilin herausfordert: Buch V Kap, Q (Titus er-
mahnt die Juden zur Ergebung und läfst sie dann noch einmal
durch Josephus dazu auffordern, worauf die Judi;n in Schmähungen
ausbrechen).
Tod des seit io Jahren Wehe schreienden Verrückten: Buch VI
Kap. 5 Abs. 3 g 300— 30Q.
IEinschliefsung der Stadt durch einen Graben, um sie aus-
XdBGbr. L nm. FlÜL XXV. 7
g& WALTHER SUCmSR,
zuhungem: Buch V Kap. 12 Abs. i, 2 (Einschliefsimg durch eine
Mauer zu dem gleichen Zweck).
Ausfall der Juden, bei dessen Zurückweisung sich Vespasian
auszeichnet: BuchV Kap. 11 Abs. 4 — 6 (Titus wirft an der Spitze
seiner Soldaten die ausgefallenen Juden zurück).
Der auf Seiten der Juden am Ausfall beteiligte Joseph wird
dabei verwundet: BuchV Kap. 13 Abs. 3 (Josephus, der vor der
Stadt die Juden zum Frieden ermahnt, wird durch einen Stein-
wurf verletzt).
Hungersnot in der Stadt: BuchV Kap. 12 Abs. 3.
Vor Hunger essen die Juden Leder: Buch VI Kap. 3 Abs. 3.
Pilatus gestattet seinen Leuten sich Nahrung mit Gewalt zu
verschaffen. Marie ifst, nachdem sie durch einen Engel im Namen
Gottes dazu aufgefordert worden ist, ihr verhungertes Kind. Pilatus,
der nach dem Gebratenen forschen läfst, erfahrt durch seine ent-
setzten Boten den Sachverhalt: Buch VI Kap. 3 Abs. 4 (Es fehlt
hier die Person des Pilatus, die Aufforderung durch den Engel
und der Name der Mutter; diese tötet auch selbst ihr Kind).
Vespasian schlägt eine Bitte der Juden um freien Abzug ab:
Buch VI Kap. 6 Abs. 3 (hier Titus an Stelle Vespasians).
Essen des Goldes. Diese Episode ist hervorgerufen durch
Buch V Kap. 13 Abs. 4 (Die syrischen Truppen des Titus bemerken,
wie ein Jude aus seinen Exkrementen Gold holt, und schneiden
daher 2000 Juden auf).
lieber das Schicksal der gefangenen Juden ist Buch VI Kap. 9
Abs. 2 nur gesagt, dafs sie teils getötet, teils als Sklaven verkauft,
teils zum Triumph aufbewahrt, teils nach Aegypten zur Arbeit ver-
schickt werden.
An Erweiterungen und Aenderungen, die z. T. auf andere
Quellen zurückzuführen sind, weist der mittlere Teil des Gedichtes
folgende auf.
Die Ueberleitung von dem ersten Teil zum folgenden bildet
in der 35. Laisse die Prophezeiung Christi über Jerusalem (frei
nach Lukas 19, V. 43 und 44).
Abfahrt der Römer von Rom, resp. Barlet : bei Josephus bricht
Vespasian von Antiochia aus gegen Galiläa auf (Buch III Kap. 2
Abs. 4 § 29). (Vgl. noch Ztschr. XXIV 165/6).
WasserbeschaffiiDg. In Bezug auf diese Episode sagt Paulin
Paris in der Histoire littéraire: „Peut-être cette imagination vint-
elle aux pèlerins à la vue des ruines de quelque aqueduc qui
traversait la vallée de Josaphat, et fournissait anciennement d'eau
filtrée la ville de Jérusalem". In der That findet oder fand sich
im Josaphatthale ein „Teich der Leitung" (Siloahteich), in den der
Siloahkanal von dem oberen Gilion (Marienquelle) her Wasser zu-
führte. Da dieser Kanal auf einer Karte in Meyers Konversations-
lexikon 5. Aun. IX 545 als „Tunnel" bezeichnet ist, war er viel-
leicht unterirdisch.
ATItZ. GEDICHT VON DBS ZSRSTÖItCNQ JKR1JSALEM5.
99
I
Die Enählnng von der Cefa nge use tzung und wunderbaren
Befreinng Josephs beruht, wie schon in der Histoire littéraire ge-
sagt ist, auf Stellen der Acta Filati, in der Ausgabe in Tischen-
dorfs Evangelia Apocrypha auf Kap. 12 § i und Kap. 15 § 6 der
Fassung A {S. îiofï., in ß, S. 287 ff., Kap. 12 §1 und Kap 15 g 5),
wo das Schicksal Josephs von Arimathia behandelt ist.
Das Gelöbnis des Vespasian bei dem Ausfall der Juden, er
wolle Christ werden, wenn ihm Gott den Sieg verleihe, erinnert
an das ähnliche Verhalten Chlodwigs in der Schlacht gegen die
Alamannen vom Jahre 49Ó. Vielleicht war dem Verfasser unseres
Gedichtes dieses Ereignis bekannt
Die Angabe, dafs bei der Verfolgung der Juden nach ihrem
Ausfall die Sonne gewartet habe, geht zurück auf eine Stelle im
Buch Josua 10, V. 12 — 13.
Ueber die Herkunft des langen Gesprächs zwischen Jakob und
Joseph vermag ich nichts zu sagen. Es wäre nicht ausgeschlossen,
dafs es der Dichter erfunden hätte.
Für den Selbstmord des Archelaus fehlt mir eine Quelle.
Er ñndet sich auch in der Vindicta Salvatoris (bei Tischendorf
S.471 — 486, g 12), doch weicht diese sowohl ¡n der Angabe der
näheren Umstände der That wie auch im übrigen stark von
unserem Gedichte ab, sodafs ich auf diese Ue berein Stimmung hin
nicht ohne weiteres eine Benutzung der Vindicta durch die Ven-
jance annehmen möchte. Uebrigens findet sich in § 17 der ersteren
die gleichfalls im Gedicht vorhandene, auch anderwärts vielfach
begegnende Angabe des Preises von einem Denar für je 30 ver-
kaufte Jaden.
Die Ergebung der Juden, die ja unter Pilatus' Führung dem
Kaiser vor die Stadt entgegen zi ehe 11 . sieht im Gegensatz zu dem
Bericht bei Josephüs (Buch VI Kap. 8 Abs. 4, 5}, wonach die Stadt,
oder vielmehr nach der allmählichen Eroberung aller übrigen Stadt-
teile die Oberstadt von den Römern erstürmt wurde.
Ebenso widerspricht die im Gedicht erzählte Verschonung des
Tempels {neben der des heiligen Grabes und des Turmes Davids)
der Mitteilung in Bach VI Kap. 4 Abs. 5 — 8 von dem Abbrennen
des Tempels. Allerdings war es gegen die Absicht des Titus ge-
schehen, der auch vergeblich Löschversuche machen liefs. Nach
Buch VI Kap. 9 Abs. i blieben aber drei Turme, darunter nach
Schfirer, Geschichte des jüdischen Volkes Bd, 1, Leipzig 1890,
S. 533 Anm. 122 der später sogenannte Davidsturm, bei der Zer-
slômng stehen.
Die Nachricht von der Aussetzung der verschonten Juden
durch Vespasian in drei Schiffen geht zurück auf eine alte jüdische
Sage, welche die Entstehung eines gewissen Bufsgeheles erklären
will und aus den Rechtsbescheiden der Gaonen stammen soll. Als
Landungsorte nennt sie Lyon, Arles und Bordeaux (vgl. Zun z, Lite-
raturgeichichte der synagogalen Poesie, Berlin 1865, S. 17}. Woher
der Verfasser der Venjance sie keimen mag, bleibt ungewifs.
7*
ÍÓO
SUCalER,
Auch die scbliersliche Taufe der Römer scheiol Eigentümlich-
keit unseres Gedichtes zu sein.
üeber das Perso neu Verhältnis betreffende Verschiedenheiten in
Gedicht und Vorlage ist Folgendes zu sagen. Während im Josephus
Vespasian nur den Anfang des Krieges leitet, später aber dem
Titus den Oberbefehl übergiebt, führt im Gedicht der Kaiser den
Feldzug durch, Titus tritt fast ganz zurück. Die historische Person
des Josephus auf Seiten der Römer vertritt im Anfang Jafel, bis
dann Jakob nach seiner Flucht aus der Stadt diesen Platz ein-
nimmt. Nach der Zerstörung der Stadt tritt auch er in den Hinter-
grund vor Joseph. Während ihres Aufenthaltes in der Stadt sind
Jakob und Joseph wenig hervorgetreten. {Vgl. Heinzel, Ueber die
französischen Gralromane S. lob.)
Schwer ist zu entscheiden, ob man auch für die beiden Führer
der Juden, Pilatus und Archelaus, nach Entsprechungen aufserhalb
des Gedichtes suchen soll. Mit den beiden historischen Tyrannen
Jerusalems während der Zeit der Delagtning. Johannes von Gis-
chala und Simon Bar-Giora {vgl. Schüter, Geschichte des jüdischen
Volkes I 525) wird man sie wegen des Fehlens übereinstimmender
Handlungen und Schicksale nicht identitizieren dürfen. In jedem
Fail ist naiürhch das Auttreten des Pilatus leichler zu verstehen
als das des Archelaus. Sollte vielleicht der im Neuen Testament
verschieden neben Pilatus erwähnte Herodes {Agrippa 1.) mit He-
rodes dem Grofsen verwechselt worden, und mit Rücksicht auf die
seit Christi Tod verflossenen 40 Jahre dessen Sohn Archelaus an
diese Stelle gesetzt sein? Sein Selbstmord bliebe allerdings auch
dann noch unerklärt, und ebenfalls würde noch die ganze Parallele
mit der Vindicta Salvatori s des Aufschlusses bedürfen.
IV. ABSCHNITT.
Die FrosaBuflÖBung.
Unter den verschiedenen altfranzösischen Prosaschriften, die
ähnliche Stoffe wie das Gedicht behandeln, ñndet sich auch eine
Prosaaullösung des letzteren, ^lir sind die folgenden Handschriften
davon bekannt', sämtlich aus dem 15, Jahrhundert, nur 13) aus
dem vierzehnten.
*- Um Irrlum zu vermeidED, fahre ich an, dala du unter alinlicheD Titeln
in deo Handschriflen B. N. fr. 969, 1Z44S< ^5S49- ^5553' Ars. S366 cDthallene
Werk ein andeies ist, wenn auch verwandten Inhalts. Die wenieen mir davon
vorliegenden Xtitproben lassen ca möglich erscheinen, da(s diese Prosa mit
einem in der sogen. Bible en fran^ois des Roger d'ArgenCeuil enthallenen
Stück ideotiich ist. Näheres über das Veibältnis der beiden SlScke lu ùq-
ander vermag ich nicht intugeben. Ueber Rogers Werk vgl, Paul Meyer,
Notices et Extraits XXXUI l" partie 5.71-75, der davon die drei Hand.
Schriften B. N. f. Moreau 1715 — 1719, fr. 1850 und Bibl. roy. de Belg.
angiebt. — Niebla mit der ProsaaullÖsung lu thnn haben auch die ähnlich
betitelten ätückc, wie sie io den Hantlscbtiftcn B. N. fr. iSl, 187, 41J, 1555
I
I
• I
J
I
AFRZ GEDICHT VON DKK ZRRSTÖRrNG JRRUSALFMS. lOI
i) Bibl, Nat. fr. 979 12) Bib!, de Carpentras 464
2) Bibl. Nat. fr. 980— 981 13) Bibf. de Grenoble 50
3) Bibl. Nat. fr. 1370 14) Bibl. de Salins 12
4) Bibl. Nal. fr. 2273 15) Bibl. de Valenciennes 541
5) Bibl. Nat. fr. 17061 10) Bibl. in Bern A 260
6) Bib!. Nat. fr. 24438 17) Bibl Naz. di Torino L IV 10
7) Bibl.Nat.n.a.fr. I357{un- 18) Valik. Bibl. Reg. 1728
vollständig) 19) BHl Mus. Add. 32090
8) BibL de l'Ars. 2114 20) Bibl. des Sir Tb. Phillipps
q) Bibl. de Lyon 8Ò4 Cheltenham 3657
10) Bibl. de Lyon 918 2i) Handschrift im Besitz meines
11) Bibl. de Lyon 1235 Vaters Hermann Suchier
Bei drei weiteren Handschriften, einer aus Besançon (vgl.
G, Paris et L. Pannier, La Vie de S. Alexis, Paris 1872, S. 336),
einer seiner Zeit im Besitz Panniers befindlichen {vgl. ebenda
S- 339) und einer aus Oxford, Douce 337 (vgl. Stengel Mitteilungen
S. 24) habe ich nicht feststellen können, ob das darin enthaltene
Stñcit wirklich die in Rede stehende Prosafassung isL
In Provenza li seh er Fassung steht der Roman in der Hand-
schrift B, N. fr. 25415, vom Jahre 1373 (Beschreibung durch P. Meyer
B. im angeführten Bulietir: S. 50 ff. Der Text ist gedruckt von
Chabancau in der Revue des langues romanes XXXU 581 — 608,
XXÎCIII 31—46, 600 — 609).
Eine katalanische Version ist gedruckt von Prospero de Bo-
famll in der Colleccion de documentos inéditos del archivo general
de Aragon XIII 1 — 52 (vgl. auch O. Denk, Einführung in die Ge-
schichte der altkatalanischen Litteratur, München 1893, S. 149 — 152).
Sie ¡sl nach einer Annahme P. Meyers im Bulletin wohl eine Ueber-
setzaog des provenzalischen Textes. Der Druck beruht auf der
Handschrift 155 des Klosters RipoU. Nach Morel-Fatios Angabe
in Gröbere Grundrifs der romanischen Philologie IIb 88 enthält
auch die Handschrift B. N. £sp. 509 die katalanische Fassung.
Eine englische Version soll nach Stengel a. a. O. S. 24 in der
Handschrill Oxford Laud 662 enthalten sein.
Später ist der französische Roman öfter gedruckt worden,
meist unter dem Titel; Desiruction de Jirusakm. Brunet, Manuel
du libraire II col. 654 — 656 zitiert neun verschiedene Drucke. Ein
Exemplar der zweiten von den drei ersten Ausgaben ohne Jahres-
und Ortsangabe ist auch erwähnt und beschrieben in Picots Cala-
logue des livres composant la bibliothèque de feu M. le Baron
James de Rothschild II 179, Von der an fünfter Stelle genannten,
von Denis Meslier 14QI in Paris gedruckten Ausgabe befindet sich
ein Exemplar auf der Bibliothèque de l'Arsenal, Histoire no. 1869,
neh flitdeD. — Dais dÍE folgenden zi Handschnfteii den gleichen Text eol-
haltej), achliefse icb aas dem ibnen gemeinsamen Anfang: Aprts guáranle
am ¡tte ykttuerUt fut mis en croix en Jhfrtualtm u. s. w,
I02 WALTHER SUCHISR,
£ÌQ Exemplar der sechsten dort angeführten Ausgabe befindet sich
in der jetzt dem Institut de France gehörigen Bibliothek des Her-
zogs von Anmale in Chantilly, fol., signiert C IIL Einen weiteren
Druck habe ich in Bernard Quaritch's Catalogue: Monuments of
printing, comprising books produced by the earliest presses in Ger-
many, the Netherlands, Italy, France, Spain, and England fix>m
1455 to 1500, London 1897, S. 214 gefunden: La desiruciton de
iherusalem u. s. w., gedruckt in Lyon 1 504 von Jaques Amollet
Eine kastilianische Uebersetzung ist nach der Angabe Morel-
Fatios in Gröbers Grundrifs IIb S. 88 in Sevilla 1498 gedruckt
worden. Vgl. dazu Sachs, Beitrage S. 71. Der in Gröbers Grund-
rifs IIb 88 erwähnte und S. 214 besprochene portugiesische Druck
vom Jahre 149Ö, Lissabon, scheint den ursprünglichen Prosatext
mit Momenten aus einem Gralroman vermischt zu haben.
In einer niederländischen Fassung liegt mir unsere Prosa als
Volksbuch vor: De Historie van de Deerlyke Desiruciie en Ondergang
der Stad Jerusalem Door den Keyser Vespasiaan^ Amsterdam, Hendrä
Rynders, ohne Jahreszahl. Der von van den Bergh, De Neder-
landsche Volksromans, Amsterdam 1837, S. 65 — 69 behandelte
Druck scheint eine andere Ausgabe desselben Textes zu sein.
Um das Verhältnis der Prosa zum Gedicht festzustellen, habe
ich für erstere die provenzalische Fassung als die zugänglichste zu
Grunde gelegt Ob diese oder der altfranzösische Text ursprüng-
licher ist, das zu entscheiden würde eine genaue Untersuchung
der beiden erfordern, was hier nicht meine Aufgabe sein kann.
Doch habe ich durch Vergleichung mit der Handschrift meines
Vaters die wesentliche Identität des provenzalischen und altfran-
zösischen Textes festgestellt.
Die Abhängigkeit der Prosa von der Venjance erhellt daraus,
dafs sie bis auf einige später zu erwähnende Ausnahmen sich
genau dem Gedichte anschliefst. Der in der ursprünglichen Gestalt
vorhandene Schlufs läfst erkennen, dafs als Quelle nur eine Hand-
schrift des Grundtextes oder der ersten Bearbeitung in Betracht
kommen kann. Sehr auffällig ist eine Uebereinstimmung mit der
Handschrift A des Gedichtes. Es findet sich nämlich in der Prosa
(Rev. d. 1. r. XXII 597) ein Hinweis des Archelaus auf den den
Römern drohenden Wassermangel, wofür sich einzig in der nur
in A enthaltenen Laisse venir (nach der 41. Strophe eingeschoben)
eine Parallele findet (vgl. Ztschr. XXIV S. 189/90).
Die wesentlichsten Eigentümlichkeiten der Prosa sind die
folgenden:
Klemens wird gleich im Anfang als in Rom befindlich er-
wähnt, und die Kenntnis Gais vom Propheten, die im Gedicht
nicht näher motiviert war, wird bestimmt auf die Wirksamkeit des
Klemens zurückgeführt (Rev. XXXII 583).
Die den Tod des Verruckten behandelnde Episode ist ver-
schoben und in die Schilderung des Ausfalls eingefugt worden
AFRZ. OSDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. IO3
(Rev. XXXII 607) y doch entspricht auch diese Stellung, ebenso
wenig wie die im Gedichte, der Anordnung bei Josephus.
Das in der Venjance die Strophen 68 — 71 umfassende Ge-
spräch zwischen Jakob und Joseph fehlt
Die Königin von Afrika ifst ihr Kind erst, nachdem vorher
das ihrer Gefährtin von dieser und Marie gegessen worden ist
(Rev. XXXm 34).
Als die Stellen, wo die ausgesetzten Juden landen, werden
Narbonne, Bordeaux und England angegeben (Rev. XXXIII 42).
Hiermit stinmit die Prosa besser zu der auf S. 99 angeführten
Grundlage dieser Sage, als das Gedicht
Die in den zwei Laissen loi und 102 erzählte Taufe Josephs
fehlt der Prosa.
Als Quelle wird Jafel (im Gedicht Joseph) genannt, der per
cosselh de Jacob e dt Joseph geschrieben habe (Rev. XXXIII 46).
Ich möchte noch erwähnen, dafs die behandelte Prosaauflösung
auch zu einer Art Bilderbuch umgestaltet worden ist Mermet,
La Vie de Thomme, poeme de 1509, etc., Vienne 1838, giebt
einen Neudruck des folgenden livre d'heures: Heures à lusaige de
Romnu tout au long sans riens requerir^ avec les figures de la vie de
¡homme: et la destruction de hierusalem, gedruckt 1509 in Paris von
Gillet Hardoujn. Dies Buch enthält also in seinem zweiten Teile
einen kurzen Auszug aus dem Prosaroman, und zwar bildet jeder
der 43 kurzen Paragraphen, die den Text ausmachen, die Erläu-
terung zu einer jedesmaligen darunterstehenden Vignette. Daher
beginnen fast alle Paragraphen mit Comment . . ., z. B. lautet der
zweite in der von Mermet modernisierten Orthographie:
Comment TEmpereur devint Afesel et manda son conseil, lequel ordonna
qa'il envoyât en Jérusalem pour trouver aucunes choses qui ont touché au
saint prophète Jésus-Christ, et demander le tribut à Pilate. Gay, son séné-
chal, en fut messager.
Das dazu gehörige Bild stellt dann Vespasian in seinem Bett, von
seiner Dienerschaft* umgeben, vor. Näheres s. in der Einleitung
zu Mermets Buch. Bei der Kürze des Textes sind natürlich viele
Episoden fortgelassen, doch ist zuweilen auch einmal eine hinzu-
gefügt Gleichwohl zeigt die Anordnung des Ganzen und die Be-
wahrung verschiedener Einzelheiten, dafs der Prosaroman direkt
oder indirekt die Quelle sein mufs.
Zum Schlufs habe ich noch an verschiedene Gelehrte meinen
Dank zu richten. Herr Prof. Trautmann in Bonn hatte mir eine
vollständige Abschrift der londoner Handschrift zur Verfügung ge-
stellt^ Fräulein Pellechet in Paris verdanke ich Auskunft über einige
Drucke des altfranzösischen Prosaromans, der Vermittlung des Herrn
^ Ich übersetze Mermets Ausdruck , serviteurs', der aber, da im Text
ja von , conseil* die Rede ist, nicht recht zu passen scheint.
I04 WALTHER SüCHIBR,
Prof. Kautzsch in Halle Angaben über die Episode von der /
Setzung der Juden, Herrn Prof. Gröber in Strafsburg den Hirn
auf die Vatikanische Handschrift des Prosaromans, Herrn Ol
Prior in London Mitteilungen über die Handschrift 3657
Cheltenham.
Anhang zum kritischen Text
L G. (Zu K. T. 1 Str. i.)
Signour or mentendes nel deues contredire
q onques ot chanter oeste chancon ou lire
On len doit ascouter uolentíers le matire
Car cest coument juis furent mis a martire
Par lempereur de ronme qai leur moustra son ire
n et titus ses fis et cil de son empire
Pour uengier dameldieu qui se laisa despire
Pour coi esmeut chou a sauoir le desire
Pour cou que lempereres cant vous en uoel descrire
Estoit adone malades ne pooit trouer mire
Que li peust aidier si sen tint bien de rire
H maus molt langoussoit toute jor a tire
Che mal 11 a fait diex quii uoloit quii se mire
Auant ou uironique dont en cor nertespire
lempereres de romme qui li mais fist defrire
Son cors et son baudrier come li feus la cire
Ot un urai senescal qui damour uraie entire
Amoit lempereor et pour samour souspire
Maint jor et mainte nuit pour luj ses cauiax tire
Pour cou que cascun jor ce li sambloit empire
Au senescal sanloit par nuit quii aloit gire
Dedens jhil'm la uit de nostre sire
Sa fourme et la portoit sen garisoit son sire
Diex a cuj on offri or et echeus et mire
Sana lempereour ensi com mores dire
Dont joie ot lenpereres et pour cou desconfire
les faus juis mauuais nule gen ne sont pire
n. B. (Zu K. T. I Str. i.)
Signor piaist nous oir une bonne canchón
toute est de uraie estoire si com dist la leçon
ni a mot de mencoigne ne de controuison
ja mais nores parler de plus tres urai sermon
au tans dauid et au tans salemon
furent juif em pris et de molt grant renon
ki or sont en seruage et en cbaitiuison
pour le fil diu kil prisent par nuit en trahison
pour chou le deseruirent li encriesme felon
car vilment le trahirent asses plus cun larron
AFRZ. GEDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. IO5
ja mais ne sera ion nen aient retracon
apríes U escopirent el vis et el menton
pais le misent en crois par molt male raison
tytus lala vengier ke défit le set on
cil mist eus en la terre a feu et a carbon
onques ne daigna prendre auoir ne raencon
ensi com vous ores es vers de la canchón
HL G. (Zu K. T. I Str. i.)
Tout chil et toutes celles aient beneicon
Qui uorront asconter de moi ceste chancon
Ou il na mot de faus ne de controuuison
Toute est de uraie estore il ni a se uoir non
Et pour chou en doit on bien entendre le ton
De celui qui le dist et en fait mention
Plus doit plaire a oir ne face de charlon
Qui espaingne conquist ensi que bien set on
Par ses bons cheualiers dont il auoit ñiisson
Rolant et oliuier et ogier le baron
Et turpin lacheuesque et le c5 namlon
Plus furent de ualeur que dire ne puet on
Chil qui sont ore endroit ne nalent un bouton
De lor panche encrassier a chescuns henguison
Solas de dames chier en ont labandon
Or larai diaus ester car auenir noit on
Que par les defallis maintes fois a noion
Et pour chou que je sui de chou en soupecbon
Canoie ne uous aie de ma prologuison
Vous dirai chou dont mest sans nule arestison
Au tans le roi dauid et au tans psallemo
Furent juis em pris molt les honneroit on
Or sont il en seruage et en chaitiuison
Car il le deseruirent 11 encrieme felon
Pour le fil dieu qui prisent par nuit en traison
Molt vilment len menèrent a guise de laron
Ja mais ne sera eure nen aient retracon
De chou quii lescopirent el uis et u menton
Puis le mirent en crois il firent mesprison
Titus lala uengier cores en la chancon
Et mist jaus et lor terre en fu et en carbon
Onques nen daigna prendre auoir ne raecon
Ains les fis trestous metre a grant destruction
IV. Ä (Zu K. T.I21.)
toute est de vraie estoire nient de mencoignerie
de la mentación et de la pphesie
en deuine escriture le demostre yzaies
moyses li prophètes helyas geremies
I06 WALTHER SUCHIER,
cil joagleour en cantent mais il Den senent mie
vos lais hom les muet primes qui lestore ot oie
vns clers connut lestoire ki molt la enmieudrie
V. G. (Zu K.T. I 21.)
Il nest nus qui en doiue faire sa moquerie
Qui conques le feroit ce seroit musardie
Il naroit mie en luj gaires de courtoisie
Il me sanio une grans asnerie
De disconter a œus qui m prestent oie
Diaus larai je nai cure dantre leur ruserie
A cens dirai ma rime qui heent uilonnie
Qui nont cure dorguel ne mainnent gloutenie
Mais plus chier a oir ont ceste prophesie
Con trueue en escriture si le dist ysaye
Moyses li prophètes eliot et elye
Chis jougleor le chantent nen dient la moitié
Un lais homs les mut primes la matere a laisie
Ne le sot ordener or la apropriie
Un clés qui pas ne voet lestore soit perie
VI. B. (Zu K. T. I 36.)
Signor or faites pais si me laissies parler
canchón qui de diu est doit on bien escouter
en un saint euuangile lai oi raconter
li hom ki bien velt diu seruir et honerer
de lui et de ses oeures ot volentiers parler
VIL G. (Zu K. T. I 36.)
Signour qui set bien dire il le doit demoustrer
iiij. mos vous dirai ne font a oublier
li primiers est que drois doit tort arier bouter
li secuns com ne doit le poure houme gaber
Pour lamiste dou rice ce vous uoel enorter
li tiers que nus ne doit mais auoir goulouser
Si comme de lautruj ne tolir ne reuber
Pour acroistre le sien la ne doit nus viser
li quars est que tout dis deuons dieu reclamer
En la sainte ewangille ai oi recorder
li homs qui en son euer voet dameldieu amer
De luj et de ses oeures ot uolentiers parler
Ne puet ens en sa fin maise uoie trouuer
Vin. H. (Zu K. T. I 39.)
Mais puis le volt Jhesus par son digne commant
Atourner a no loy par vng malage grant
Ainsy que vous orez recorder ou romant
AFRZ. OSDICHT YON DEK ZERSTÖRUNG JBRUSALBlfS. IO7
Sdgneon or faittes paix poor dico le droitorier
Cbelai Vaspasien dont vous mœz plaidier
Fot empereur de Rome se lent a gonuemer
Moult Ione temps fot payent mais dieu le volt amer
IX. H. (Zu K T. I 40.)
Mais anchois le connint moolt grant paine endurer
Par vne maladye que vous mores nommer
Le Uepre lappellent sergant et baceller
Ce est meselerie an iustement parler
Ainsi volt Jhesucrist qui tous nof volt sauner
X. H. (Zu K T. I 50.)
Nest nuls hoins qui ia mais sánete vous puist donner
Non pourquant ie me suis pris a pourpenser
Je ne scay senuers moy vous en vauries yrer
Mais ie le vous diray se voilez escoutter
XI. F. (Zu K.T.I51.)
Qui descendit du del et se uint ombraer
En la uirge marie ainsi loi nommer
Et puis nesqui de li a un ior de noer
Vne estolle aparut en oriant sor mer
.iij. rois qui Io conurent lalarent nisiter
Offerande aportarent cest por lui presanter
On flun iordain se ñt baptisier et lauer
Et puis après .zzz. anz laissa son cors pener
A ce felons iuef qui ne voudrent amer
Mais ce ñt il por nos que il nos not saluer
Et des poinnes denfer nos uot toz racheter
Je sai que il est uoirs se lo volez amer
Il nos guerra trestot se vos fera sauner
Car iai par nul auoir que vos saichoiz doner
Ne vos uarez garir ne de mal repasser
Se cil ne vos gant don vos moez parler
Xn. G. (Zu K. T. I 57.)
Ains nus bons ne senti je croi plus tres crual
Not cure desgarder a celuj point nul bal
Ne destrument oír cains pourpensast juual
Qui soit toute musique fix fu u nies noal
lempereres de roume qui not euer liberal
XIIL G. (Zu K. T. I 68.)
De ma court te ferai tout maistre principal
Plus te ferai signour cains ne fust perceval
Qui ot de proimete descange le greal
Nies ert al roi peskeur sa terre tint roial
I08 WALTHER SüCHIBR,
Apres cou quii fust mon par son frere agloaal
Manda le roy arta li rois de son ostai
I mena les plus près feste i ot fait ioial
Cou disoit lenpereres qui al uis dun portal
Kstoit estans tous drois de iai fist apoial
Sor son col son brac destre encor disoit tout al
XIV. G. (Zu K. T. I 77.)
Nensoingne ne dois querré que errant sans detrier
Ne voises mon confort v que soit enoerkier
Car on doit tenir lomme pour fol et pour lanier
Ki faut son bon signour sil a de lui mestier
XV. G. (Zu K. T. I 80.)
Ne se ie gis souuins souffrir le redreder
Dame ne damoisele naimme nient desuoier
Nés vne ce voi iou nen vuet a moi plaidier
Mais lues que mont veu sen retraient arrier
Quant cou font molt feroient durement grant dangier
Se iou vne en voloie acoler v baisier
Nés li plus de mes hommes selonc le mien cuidier
Se eis mais me tient longes me lairoient effraier
Droit aront bien ce puis pour verte tesmoignier
XVL Ä (Zu K. T. n Str. 105.)
Car la coustume estoit en ce temps ce sachies
Que nuls homs ne moroit mais il estoit iugies
En la fosse en Vianne estoit mis et muchies
Ensi le tenoit on a Romme et ens es fies
Et lempereur si est volentiers ottriies
Par trente cheualiers y fu tost enuoyes
De karkans et de fiers fu il Ires bien lyes
La ne veoit clarté de nului nest aidies
XVU. (Zu K. T. n 74.) F.
Or prions tuit a deu qui tot forma le mont
De la dolor denfer et des poinnes qui sont
Nos deffende trestoz et la ioie nos dont
Que il done a ces qui son seruise font
Deuant lui en lau ciel ou toz ior permaindront
Ensamble toz les anges don ie mais nan istront
K.
Or prion tuiz a deu si corne il fist le mont
De la dolor denfer. des peines ou il sont
Nos defende trestoz. et la ioie nos doint
Quii a done a ciaus qui son seruise font
Deuant lui enz el del a toz iors permaindront
En la compaignie as angels dont ia mais nen istront
AVRZ. GSDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. lOQ
XVm. F. (Zu K T. n Str. 107.)
Li romanz iant ici quest de la uangison
que nostre sires prist de maint iaes felon
Vaspasiens de rome et tytns ]i baron
A rome remestrent en la lor region
De ibesu lo propbe lo romant dit anons
Or H deprions toit qai nos face pardon
£t nos mate a sa destre en laute region
Ou pab et gloire ai et babitacion
Walther Suchier.
Nacbtrâge und Bericbtigungen zum ersten Teil
(Ztscbr. XXIV 161 ff.).
S. 166 Z. 5 V. u. ist nacbzutragen eine neue Bescbreibnng der Handscbríft
Bibl. Nat. fr. 20039 in: Henri Oinont, Bibliothèque Nationale, Catalogue géné-
ral des manuscrits français, Ancien Saint-Grermain français t UT, Paru 1900,
S. 467—468.
S. 174 in den Lesarten zu K. T. I 78 tilge: G pius.
S. 191 Z. 13 lies 320 statt 310.
Zu S. 193 Z. 26 vgL noch die kritische Ausgabe der Cura sanitatis Ti-
berii in: £. von Dobschütz, Christusbilder, Untersuchungen zur christlichen
Legende, Leipzig 1899, 2. Hälfte, Beilagen, S. 163** — 189**.
Auf S. 195 hatte die Drudcerei meine Korrekturen der Verweisungen:
S. 188 statt S. 28 auf Z. 6, und: S. 193 sUtt S.33 auf Z. 14 v. u., nicht aus-
geführt.
VERMISCHTES.
I. Zur Textkritik.
Zur Karlsreise.^
V. II 8. Hs.: karl* t entrât ben out al queor g^ni tote. Der
Herausgeber setzt Et Charles i entrât; Suchier schlug vor Cm»
Char/es t entrât. Allein das fehlende Wort scheint mir eher Qtiani
zu sein; dieses konnte vom Kopisten vor karl* leicht vergessen
werden, zumal wenn es nicht wie gewöhnlich Quant oder Q^nif
sondern etwa wie V. i6 Kaunt geschrieben war.
V. 164. Hs.: E le chef saint lazare uuf frai aporter. Der
Herausgeber schreibt mit geringer Aenderung Et le chief saint La-
zare vos ferai aporter. Dies ist sicherlich nicht die ursprüngliche
Lesart, denn der Name Lazarus liegt hier in einer Form vor, die
zwar ins Neufranzösische Eingang gefunden hat (sie ist mit Ver-
letzung des Accents zu Stande gekommen wie Aste, Arabie, Italie,
origine, hostie, altfr. Aise, Arabe, Itaile, auch Itaire, orine, oiste),
aber für ein altfr. Denkmal nicht angenommen werden darf. Hier
lautet der Nominativ Ladres Rendus de Moiliens I S. 50, II, 155,
der c. obi. Lasdre Atre perill. S. 168, Ladre Amis et A. 2879, öfter
Lazaron"^ Roland 2385, G. de Viane 2403, Gui de Bourgogne S. 30,
121, Renaus de Montauban 277, 10, dritte Redaktion der Alexius-
sage S. 299, Rendus de Moiliens II, 156, G. de Coincy 176 V. 612,
Chanson des Saxons II, ^2.'^ Eine altere Form von Ladre ist
Lazere in einer pikardischen Urkunde, die Neumann, Zur Laut-
und Flexionslehre des Altfr. S. 105 anführt, Lazre ebd., Leben des
^ hrsg. von E. Koschwilz. 3. Auflage. Leipzig 1895.
' Mit Flexions-J begegnet Latarons als Nominativ im Rendus de Moiliens
II, 157, 158; auch das unveränderte Lazarus kommt vor (: ^esus), z.B. in
der Vie de Madeleine des Guill. le Clerc (Herrigs Archiv 64, 87).
' Die Form Ladre (als Eigenname ; als Adjektiv hat sich ladre bis zum
heutigen Tage erhalten) ist noch im 15. Jahrhundert üblich: Ladre fron fr er e
point ne lieve, Jubinal, Mystères inédits du quinzième siècle II, 150, Ladre,
vien hors! ebd. 154, Ladre, car nous conpte la peine jy enfer ebd. 170.
Andrerseits läfst sich beobachten, dais Arnoul Greban in seinem grofsen
Mystère de la Passion (p. p. Gaston Paris et Graston Raynaud, Paris 1878)
diese Form nicht mehr anwendet; er gebraucht vielmehr für beide Casus nur
die Form Lazaron; so I4027 (: obligeron), vgl. Lazaron, vien hörst 15072,
Lazaron 15592 (: savon), 16109 (: resurrection), 20052 {: demonstraaon).
HUGO ANDRESBN, ZUR KARLSRBISE. Ill
heíL Thomas hrsg. von L Bekker S. 28. Allein bei Einsetzung der-
selben wäre der Vers noch um eine Silbe zu kurz, während Le
chief Saint Lazaran der Silbenzahl genügen würde.
V. 196. Hs.: Ore ueit li paiarchef deuf i fait uertut. Text:
Or veii li patriarches Deus i fait grans vertuz. Näher liegt es an-
zunehmen, dafs nach patriarchef der Schreiber ein que ausgelassen
hat; also vermutlich: Or veit li patriarches que Deus i fait vertut.
V. 231. Hs.: Si fift il puf car ben en gardât fa fei. Der
Herausgeber setzt Si fist il puis encore, bien en guardai sa feit. Das
Wörtchen car zu unterdrücken und andrerseits das steife encore
einzufügen empfiehlt sich nicht Statt car hat wahrscheinlich carl*
in der ursprünglichen Ueberlieferung gestanden = Carlemaigìies,
wie 365 und 400, und es wird zu lesen sein: Si fist puis Charle^
maignes, bien en guardai sa fa'.
V. 238. Hs.: Cu il lut entendía fi orent le queref ml*t leez\
Text: Com il Pont entendut, liez ont les caer s assez. Eine so starke
Áenderung der überlieferten Lesart geht nicht wohl an. Die Besse-
rung mufs sich zunächst auf das in der Assonanz stehende Wort
beschränken und von der Frage ausgehen, ob leez nicht aus einem
andern ähnlichen Worte entstellt sein kann. Dies Wort scheint
mir levez zu sein, und der Vers könnte gelautet haben: Com il
Vont entendut s* orent les coers lev(z. Vgl. Auberi (Toblers Mitteilungen)
60, 2g\ Li portiers Voit, H euer s li est leves,
^,"^22, Hs.: Si fenz garde remaint io creivi q ele foil pdue.
Text : Se senz guarde remaint, criem quiete seit perdue. Diese Emen-
dation wird deshalb abzuweisen sein, weil das jo im Nachsatze vor
criem kaum fehlen darf. Andrerseits ist aber das Pronomen ele
nach altfr. Sprachgebrauch entbehrlich, daher zu lesen: Se senz
guarde remaint jo criem que seit perdue,
V. 381. Wegen brasme s. Ztschr. XXII, 84 Anm.
V. 384. Hs.: MVt fut gref H oragef 7 hiduf 7 coftif Sollte
vielleicht in coftif, mit dem nichts zu machen ist, restis „unbändig**
stecken? r und e in reftif brauchten nur schlecht geschrieben zu
sein, um die Verderbnis hervorzurufen.
V. 430. In dem Namen der Fee Mafeuz sieht Suchier das altfr.
Mahelz oder Maheuz = Mathildis, Dasselbe hatte schon E. du
Méril (Études sur quelques points d'archéologie et d'histoire litté-
raire S. 398) gethan und zugleich die beachtenswerte Ansicht auf-
gestellt, dafs hier eine freilich unklare Reminiscenz an die Königin
Mathilde, die Gemahlin Wilhelms des Eroberers, vorliege, die ja
der Tradition nach bei Herstellung der berühmten Stickerei von
Bayeux in hervorragender Weise beteiligt war. Haben wir die
Sache in der That so aufzufassen, so ist statt des handschriftlichen
Li cuiâturef fud bonf q Mafeuz uuerat vielleicht zu lesen Li cover-
tors fut bons que Maheuz aovrat,
V. 508. Hs.: Veez cele grant pelote une greirC ne ui meif. Der
Herausgeber fafst (in der dritten Auflage wenigstens, in den beiden
vorhergehenden nicht) die erste Hälfte des Verses als Frage auf
113 V&KMISCUTEs. II. ZUM WORTGESCUICUTS.
und unletdrückt grant vor pelote. Ersteres ist nicht notwendig',
Letiteres, schon wegen graignor, kaum statthaft: grant kann
nicht gut entbehrt werden. Wohl aber ist es erlaubt zu lesen Ves
cele grant pelote, one graignor ne vi mais. Vgl. V. qj sowie Zlschr,
^i35'> wo gst^eigt ist, dafs die Schreibung vet für vee: häußg
bejjegnet.
V.675. Hs.: Def ga q; er sair de/i/tef g'nt /oUe fud. Der
Herausgeber verbessert diesen um eine Silbe zu kurzen Vers da-
durch, dafs er nach dem Vorschlag von Suchier (Zlschr. IV, 4 1 2)
grande für grani setzt: Des gas gu'erseir desistes grande folie /ut.
Diese Besserung kann man sich gefallen lassen, da die Fonn gronde
V. 78S durch die Assonanz gesichert ist Trotzdem möchte ich
glauben, dafs Iresgrant folie zu lesen ist, denn grade tres kann
vom Kopisten vergessen worden sein wegen der Aehnlichkeit mit
der letzten Silbe von defifttf, besonders wenn er es etwa wie V. 57
in der Abkürzung Cf vor sich hatte.
V, 73z. Hs.: E vmt al palatf u earlem seail. Der Herausgeber
liest // en vini al palais la eu Chartes seeit. Eine einfachere Kmen-
dation der ersten Hälfte des Verses giebt V. 747 an die Hand
{Vrai errant), nämlich Errant vitU al palais; für die zweite Hälfte
empfiehlt sich die Emendation Foerslers: u Charles se seeit. Der
ganze Vers würde demnach lauten: Errant vini al palais ou Ciarla
se seeit. ,,
Hugo Ani
(
II. Znr WortgeBcbicfate.
:, Zu Rudows Rumänischen Wörtern
Ztschr. Bd. XIX und XXU.
arfin weifser Baumwollenstoff (XXII, p. 222)
stimmt lautlich genau zu russ. aréin ^^= Elle. Die Bedeutung,
welche das zu letzterem gehörige Adjektiv arsinnyi {arèinnyt Iowar
^ Ellenware) sowie das Derivatum arsinnic {= EUenw aren handler)
haben, leitet auch begrifflich unschwer zu der Bedeutung des rum,
Wortes hinüber, sei es dafs dieses zunächst Kllenware überhaupt
oder von vornherein eine häufig gebrauchte besondere Sorte von
Ellenwaren bezeichnet bat.
eorban. daneben curbam Opfer (XIX, p, 422).
Hebräisch qorban, ein in Levit. und Num. nicht selten wieder-
kehrender Ausdruck, bedeutet gleichfalls Opfer und zwar ganz im
allgemeinen sowohl das blutige wie das unbluiige, eigentlich Dar-
bringung. Freilich denkt man bei einer Entlehnung aus dem Se-
mitischen zunächst an ein arabisches Etymon. Ein solches wird
nun allerdings bei Gesenius, Hand-Wtbuch für das A. Test, unter
¡orban nicht gegeben; dagegen wird bei dem zu Grunde liegenden
I
o. DE GIIBGORIO, AMT. SIC (a LA) URTA. 1 13
Stamm qarahh eine Entsprechung aus dem Arab, aufgeführt, und
so darf man das mm. Wort vielleicht doch als ein Lehnwort aus
dieser Sprache betrachten. Jedenfalls ist sein semitischer Ursprung
^^^^- G. Pfeiffer.
2. Ant sie (a Id) Urta.
La voce b'rta del modo avverbiale dato nel titolo, e anche
in quello di alliria, si rinviene nel codice delle Consuetudini di
Messina, di cui abbiam dato notizia in Zischr,/, rom. PhiloL XXIV 42 1.
Noi r abbiamo già citata occasionalmente [fbid, 421, 423) e dichia-
rata importante, senza indicarne T etimo, che soltanto ora riusdamo
a scoprire con sicurezza. Dal contesto si vede che la vendita
degli animali a la Urta equivalga a vendita di animali "in piedi",
"vivi", o, come si direbbe oggi in sicil., **a//' aggritta*\ Questa
voce non ha però da fare con Urta, che invece, secondo il nostro
parere, fondato sulle ragioni fonetiche e semantiche, si connette
coir it. air erta (per es. nella frase: sentinella cdP ertal Achtung,
Posten!), sost erta, col fr. alerte^ collo sp. alerto. Il significato più
genuino di queste voci è quello che rimane al sostant it. erta^
luogo per il quale si va air insù, o luogo ripido, "eretto", che
appunto ha rivelato V etimo *er(c)tus. Part. P. P. di *ergo =
erigo (Cfr. Körting N. 2833). — Che V iniziale / non appartenga
alla radice della voce, ma solo rappresenti 1' articolo concrezionato,
come nel sic. (/0) léddtra, {la) lapa, it ellera, ape, lo mostrano anche
i riflessi del francese, che accanto a alerte, ant alairte e alerte
(spagn. port alerta) ha à I* air te, à Verthe, che da La Cume (Diet.
hist, de Panc.fr^ e da Littré (Diet, de la lang./r) si sono appunto
attribuiti all' it all* erta.
La tonica i, rispecchiante e chiuso del lat. volg., è regola-
rissima per r epoca a cui risale il codice (Cfr. De Gregorio, Saggio
di Fonetica siciliana § 17), e più genuina del moderno^ ài alt erta,
che proviene dall' italiano.
Giacomo De Gregorio.
Phfl. XXV. 8
BESPRECHUNGEN.
Pio Bc^na, Le fonti dell'Orlando Furioso; ricerche e studi; seconda
ediàone corretta e accresciuta. In Firenze, G. C. Sansoni, Editore, 1900;
pp. XI V- 631.
Ripresentando dopo un quarto di secolo questo libro cosi universal-
mente noto e tenuto in pregio, l' A. mostra come dall' idea di ** una semplice
ristampa con un certo numero di aggiunte" sia passato al più largo pro-
posito "di una revisione accurata ... dal principio alla fine". Ma è pur da
notare, che se rivedendo 1' opera sua ha potuto giovarsi e di nuove ricerche
proprie e di nuove pubblicazioni, ben raramente gli occorre di modificare i
risultati a cui venne si gran tempo addietro; questo ci prova come anche
potendo sembrare qua e là suscettibili di qualche ringiovanimento o accresci-
mento, le Fonti dell' O. F, avevano sfidato con la lor fibra robusta i danni
deU' età.
Non molto di nuovo è nell' Introduzione, dove oggi come allora l' A.
può lamentare la mancanza di uno studio complessivo rigorosamente cri-
tico sul ciclo brettone, intomo al quale "tanta è ancora 1' oscurità die le
più antiche tracce della presenza della materia di Brettagna nel mondo ro-
manzo paiono fino a qui scorgersi in Italia, ossia in un paese che non pre-
sume sicuramente di contestare alla Francia la priorità". Di molte giunte,
specialmente bibliografiche, s' arricchisce la notizia dei romanzi francesi ed
italiani che servirono all'Ariosto e che egli poteva in buona parte trovare,
come mostrarono indagini recenti, nella libreria estense o in quella dei Gon-
zaga di Mantova. Ma più interessa veder opportunamente confermati quegli
apprezzamenti generali sul poema, che il Canello ebbe a combattere viva-
mente da queste pagine. "Per l'Ariosto l'arte stessa diventa fine", è il
parere del Rajna, come fu già del de Sanctis, del Gaspary, del Carducci: se-
condo il quale "la finalità del poema romanzesco è in sé stesso", mentre il
nostro rimpianto romanista cercava di scorgervi alti intendimenti civili.
Non è possìbile, nel breve spazio che ci è concesso, notare tutte le
giunte e le modificazioni che occorrono quasi ad ogni pagina; basti far cenno
di alcune novità introdotte intomo a qualche episodio più rilevante. Ad
illustrare, p. es., "1' aspra legge di Scorzia" da cui è minacciata Ginevra
l'A. può giovarsi ora di un romanzo spagnuolo del quale non aveva potuto
conoscere innanzi che la versione italiana: la Historia de Grisel e Mirabelia,
di Juan de Flores. £ quella novella degli Hecatommitì (Intr, nov. IX) che
parrebbe ispirata dall' episodio ariostesco di Ariodante e Ginevra, deriva pur
essa direttamente da un romanzo spagnuolo a cui l'Ariosto attinse^ TiranU
PIO HAJHA, LB FONTI DBLL^ ORLANDO FURIOSO. 1 1 S
^ Bianco; un romanzo che Isabella d' Este leggeva nel 1500 e che Niccolò
da Correggio cominciò a tradurre molto prima che Lelio Manfredi pubblicasse
la traduàone sua il 1538. — Facendo un salto a' soggiorni di delizia come
quello d' Aldna, è notevole 1' osservazione, che non in Italia ha cominciato a
trasformarsi fl carattere originariamente nordico di quelle descrizioni (dir. gli
kaus pins del Roman de la Rose che divengono gli altissimi pini della
Tesei¿U), ma già nella Francia medesima; dove singolarmente meridionale, o
addirittura orientale, è una descrizione di Renaut de Beaujeu nel Bel Desconeu.
E poiché ho citato il Boccaccio, ricorderò che nell' episodio di Astolfo tras-
mutato in mirto il Rajna osserva un rapporto col Filocolo il quale influì
anche, almeno in parte, sulla metamorfosi cui sono condannati da Aldna i
propri amanti. A proposito di Alcina troviamo anche qualche nuova notizia
bibliografica sull' interpretazione allegorica del poema ; allegorie affini a quella
del famoso episodio avevano adoperate poco innanzi nei loro poemi Girolamo
Benivieni e Ottaviano Fregoso. D' altra parte, nuova messe di riscontri e di
fonti illustra le muraglie luminose di Logistilla. L' apparizione di Melissa,
con mutate spoglie, a Ruggiero, per strapparlo alla voluttuosa chiaviti!, deriva
— com' era già noto dalla prima edizione — dall' apparizione di Mercurio
odi' Eneide e da un' altra del A&imbriano ; se io mettessi accanto a questi
due antenati im episodio della Teseide, sarebbe soltanto perchè il nome del
Boccacdo ricorre spesso altre volte nelle pagine del Rajna. È notevole che
se Melissa si trasforma come ha fatto già Malagigi nel Mimbriano, si tras-
fonna anche l' ignoto dio che apparisce a Teseo ; il quale
Nel dolce tempo che il dd fa belle
Le valli e' monti d' erbette e di fiori (Tes. II, 3)
sene sta "in im Giardin pensando a suo diletto", come Ruggiero starà solo
a godersi **. . . il mattin fresco e sereno Lungo un bel rio" (Ori. Fur.VìIf 53).
Fra le pagine più arricchite e rinnovate sono quelle intomo alla novella
di Giocondo ed Astolfo,^ grazie ad indagini recenti sul libro delle Mille e
»na notte ed a nuovi riscontri orientali; è ricordata ima novella del Sercampi
(n.84, ed. Renier 1889), che viene a mettersi accanto all' ariostesca, senza
(sser legata a questa da alcun rapporto diretto, bensì derivando entrambe da
no progenitore comune.
Sulle considerazioni generali che chiudono il volume, il Rajna non in-
dngia più che non abbia fatto nella prima edizione, e questa misura non parrà
eccessiva o chi pensi come l'indagine, fatta a questo modo, non solo contiene
tutti gli elementi pel giudizio estetico, ma dice per sé stessa più di qualunque
apprezzamento generale. Accompagnano il volume due nuovi indici; V uno
^gne passo per passo il poema, rimandando alle pagine corrispondenti; l'altro
i un elenco delle fonti e dei riscontri che giova anche come quadro comples-
sivo a mostrare i vari aÌHuenti, le fonti maggiori, i più modesti rivoli che
versano le loro acque nella riviera ariostesca. Cosi ora, più che mai, il Car-
ducci potrebbe ripetere un giudizio dato già sulla prima edizione, alcuni anni
or sono: "un libro ove nulla, credo, si desidera".
^ A proposito di Astolfo e del suo viaggio lunare, piace veder accettato
dal Rajna 1' acuto parallelo che B. Zumbini fece fra 1' episodio arìostesco e la
Stultiiiae laus di Erasmo da Rotterdam.
Paolo Savj- Lopez.
8*
BESPRECHUNGEN. G. WEIGAND,
G. Aleiicl, Tei
1 lit
ï popors
Budapes
'8«.
Verfasser, Privatdozent für Rumänisch an der Budspealer Univecsitit,
bietet uns S. i — 270 eine Reihe von Liedern aller Att mit Ausnahme der
lyrischen Galtimg nebat einigen Prosaleilen. die er auf Ferien wan der ungen
in cineiD Zeiuauiae von 15 Jahren unter den ungailacdischeri Rumäneo ge-
simmelt hat. Sieht maii gEQauei zu, 50 fiadet man, dafi dem Umfange nach
die Produkte aus Straja im Banal beinahe die Hälfte des gesamten Matetialt
bilden, daan ist das Atader Koniìiat duicb meiiiete Gemeinden veitreten,
aarserdem noch einige wenige Gemeinden in Bihor und sonst lerstieut, eint
besondere Mannigfaltigkeit darf man bI^q nicht erwarten. Die angewandte
Transskription ist 50 unkonsequent wie uut möglich, angeblicli hat der Ver-
fasser sich nach Miklosich gerichtet, aber davon merkt maa gar nichts. Die
Palatalen weiden z. B. wiedergegeben durch f. iT, F (in der Vorrede S. Xm
steht infolge eines Druckfehler» /), ñ (warum nicht ri), 's (warum nicht i,
beide sind doch ektypiscbe Zeichen), : ^ /, gt ^i gi (£ muís also i und Ì
vertreten, denn es kommt doch auch in den besuchten Gemeinden : vor: /jZr,
jufân etc.); «bedeutet langes offenes 1 ¡e), vertritt aber auch den schweben-
den Diphthong eà {(), also schreibt er grSte (ür grmêà und daneben in dem-
selben Stücke grSial Seite 95 n. 97 steht „iestä =. ist" aus Straja, an andern
Stellen, i. B. S. 0, aus demselben Orte iesl"!'. Derartige Ungenauigkeìten und
Fehler ünden sich genug in dem Buche, was auch nicht lu verwundern ist,
denn S. 193 giebt Veif. an, er habe Stenographie beim Niederschieiben be-
nutzt. Wie dabei eine phonetische Genauigkeit eiziett werden soll, vermag
ich nicht einzusehet). Sandhi-Erschdnungen sind gänilicb vern^icbläuigt Da
er das tumänische Publikum besonders im Auge hat, wäre wohl die phone-
tische Umschrift überhaupt öberflässig gewesen, umsomelii als das meiste au
dem Banater Dialekt stammt, eine einheitliche Bezeichnung durch die gewöhn-
liche Otthogiaphie recht gut möglich war, wenn in dei Voriede auf die Be-
aonderheilen der Aussprache hingewiesen worden wäre. Elwas anderes ist
et, wenn man sehr verschiedenartiüe Dialekte behandeln will, da mnfs man
mit der gewöhnlichen Oilhngr^phie gründlich blechen, sonst müfsic man mit
demselben Zeichen mehii-re Laute bcreicbnen, was unbedingt vermieden
werden mala. Mit der willkürlichen Kompromifsorthographie hat A. weder
dem Fachmanne, noch dem Publikum einen Gefallen geihan. Hätte der Ver-
fasser sich in der phonetischen Litteratur mehr umgesehen, würde er gefanden
haben, dafs weder Miklonch, noch ich eine eigne Schreibweise erfunden haben,
die von uns angewandten Zeichen sind dieselben, und zwar die fast allgeinein
üblichen. Den Untergestell ten Kreis zur Bezeichnung der gedeckten Kehllaute
haben Diez, Miklosicb, G.Meyer und andere vor mir angewandt, ich habe
nur mehr derartige Laute kennen gelernt, als die genannten, daher auch das
Zeichen oiter anwenden müssen. S. 274 — 194 bringt Alexicl eine Reihe von
Bemerkungen m den mitgeteilten Liedern, deien Werl darin besieht, dajs der
mit der magyarischen und serbischen Sprache vertraute Vcilasser die betreffende
Litteratur zum Vergleiche heranzieht; in der vergleichenden Folklorislik 1¡^
überhaupt die Starke des Verfassers In einem zweiten Baude wird A. das
lyrische Material behandeln, ein dritter soll die Grammatik und das etymo-
logische Wörterbuch enthalten. Hoffentlich UUst der letxte Band nicht 10
I
I
A
CALBXICr, TfiXllS DINT LITERATURA POPORANA ROBaNA. II7
lange auf sich warten, denn der Leser vermifst gar oft die Erklärung dia-
lektischer Wörter, ein wenn auch nur kurzes Glossar wäre gewifs schon beim
ersten Bande am Platze gewesen. Was mir am wenigsten an dem Buche ge-
fallen hat, ist die Sprache des Verfassers, die in der Vorrede und in den Be-
merkungen am Schlüsse zum Vorschein kommt. Nicht nur Grermanismen und
stilistische Fehler, sondern grobe grammatische Fehler sind so häufig, dafs
man manchmal bezweifeln mufs, ob der Verfasser ein Rumäne ist. In der
Widmung cartea aceast ist Druckfehler, ebenso S. X Schwerr statt Schnorr,
aber ebenda Zeile 5 von unten numai streiniítñfit, S. XI 8 v. u. tntü statt
fntüU oder ce/e dtnitíu, S. XIII 2 v. u. aceste statt acestea, S. 1 27 auutä
áintr'tán (äran (magy. -/o/), p. 278 doaue variante a resptnditului suhiect,
ebenda Zeile 6 Interesant ft observa, S. 279 Z. 23 {irul doilea etc. etc. sind
(or einen Rumänen unverzeihliche Schnitzer.
G. Wbioand.
Aníbal Boheverria y Beyes, Voces usadas en Chile. Santiago, Im-
prenta Elzeveriana, 1900. XXII, 246 p. 8<^.
La historia del estudio de nuestros dialectos es tan reducida, que pocas
lineas bastan para resumirla. Borao empezó á dar vida al movimento dia-
lectal con su obra sobre el aragonés, de mucha utilidad por cierto. Wolff
consagróse á investigar el andaluz, en el que aun queda gran terreno por
labrar; Sbarbi y Rodríguez Marin han seguido sus huellas. Munthe, en el
corto tiempo que visitó la parte oeste de Asturias, hacia Cangas de Tineo,
recogió datos preciosos, y los recopiló en un trabajo que dio á luz en sueco.
Simonet, no creo debe ser excluido de esta lista somera; en su glosario hay
formas dialécticas muy interesantes. Jovellanos despertó en su país la afición
al estudio del asturiano. Caveda le ha seguido en él, con su colección de
poesías. Vigil, con su obra magna de antiguos textos y documentos. Rato
de Arguelles publicó una obra importante, calificada de algún tanto de-
fectuosa. Acevedo, su crítico, ha escrito mucho en periódicos, sobre el astu-
ñano también, y es quizá el que mejor sabe el bable. Araujo dio á conocer,
en forma galana, ima serie de vocablos salmantinos, en la revista de Victor.
Menéndez Pidal ha escrito un trabajo sobre el Dialecto de Lena (Asturias).
Yo he recogido voces santanderinas y vizcaínas en una obrita, que no cita el
Sr. Echeverría, aunque otras tres mías han merecido acogida en la respetable
lista de bibliografía, que ocupa 20 páginas. No menciona tampoco el notable
Vocabulario dialectológico del concejo de Colunga (provincia de Oviedo) por
Braulio Vigón.
En la península, casi nadie se ocupa de estas labores, teniendo infinitos
ílcinentDs vivos que examinar, los cuales nos llevan al conocimiento del len-
guaje antiguo. No tenemos un grupo de filólogos entusiastas como en Chile,
Dadón que da á España quince y raya en punto á romanismo. A un español
aficionado al estudio de los dialectos, tiene que procurar verdadero placer
<lir con una obra tan pacienzudamente acabada como la que es objeto de
estas lineas. En la imposibilidad completa de ocuparme del libro entero, que
cuenta 246 páginas, me limitaré á lo más esencial é importante, el vocabulario,
1 18 BESPRECHUNGEN. P. DE UÜQlCkf
en el cual empiezo por echar de menos un estadio etimològico, qne falta en
todo el texto. Por ejemplo: achicharrar y achucharrar, de achuchar, dar
achuchones (voz nueva en el diccionarío académico); achunchado, atontado;
aro, igual á ¡halo!; arrollar, arrullar, de rolla, niñera; la idea de barreno,
figurada, se relaciona con la francesa scie, sierra; batea, artesa, es on femenino
de bateo, pronunciado asi en francés antiguamente, por el actual bateau.
Del castellano antiguo : abajar, acetar, agora^ a^yuntar, amatiste, aojar,
asecho, aumentación.
Palabras y acepciones castellanas: acaparador, acaparar, accidentado,
tomar acta, afeitarse, agredir, ajenjo, ametralladora, ounodorrado, amolar,
andar, anilina, animalada, antiescorbútico (admitida), año escolar, armònium,
arnero {harnero, harinero), arnés (harnés, dd francés harnais), arrempujar,
arrope, asafétida, ascensor, asistente, atencuar, atracón (hartazgo), barbaridad
(gran número).
No por dejar de haber admitido la Academia, son dialécticas las voces
siguientes: acreencia, alambrar, alcaldear, alemaniàarse, anestesiar, anticonS'
titucional, antidiluviano, antifebril, antinatural, cmtipirina, antirevotuciO"
nario, antisifilitico, automóvil, avalancha, bacteria.
Como en todas las repúblicas hispanoamericanas, hay en Chile muchos
galicismos: absurdidad, adresse, alienado, amateur, argot, arrière pensée,
attaché, au revoir, bacará, baignoire. Bale, ballet, banal, banalidad,
Anglicanismos: ail right, association football, at home, baòy, back,
ball, bar,
Italianismos : bambino,
Alemanismos: apollinaris,
Dialectismos usados también en Vizcaya: almohadilla por acerico, ama
seca, apa, arismética.
Los vocablos no admitidos por la Academia (ó mal explicados por ella,
por ejeïnplo, avenida, azafate), debió haber colocado el autor en capítulo
aparte, por no ser verdaderos dialecüsmos v. gr. los que he enumerado en el
tercer grupo; los extranjerismos, merecían también capítulo aparte; las voces
y acepciones castellanas están de más. Esta confusión es peligrosa para un
filólogo extranjero, quien tomará por chilenismo lo que es castellano puro, ó
vez admitida, aunque forastera. Además, en pimto á la ortografía, lo mejor
habría sido, aparte del texto de explicación, seguir la académica para no
aumentar el enredo, escribiendo, v. gr. ¡halo!, ¡haro! Conforme con el autor
en mencionar los vocablos indecorosos, cuya malicia tanto más pierde cuanto
más gane la explicación etimológica. Me extraña no dte, v. gr. cojonudo, que
pndo ver en dos obras mías, donde notó, v. gr. acacharse, ajiaco (admitido
ahora), alienado, andada, anexionar, apesar. En punto á erratas, he visto
una en la pág. 127, en aperos.
Examinado en conjunto, es el trabajo excelente, y por él doy la enhora-
buena á mi paisano, de apellido al menos.
P. DE Mugica.
BCHSVBRRÍA T RSTES, YOCBS USADAS EN CHILE. I IQ
Bieeionario de la Iiengoa Gutellana por la real Academia Española.
13.& ed. Madrid 1899. 22 pesetas.
En estos 30 afios, la lengua ha ganado considerablemente en vocablos
modernos, y el romanismo ha adelantado de un modo portentoso. Pero si
alguien quiere conocer el noWsimo lenguaje, no acuda al tal léxico. Si el
diccionario académico debe ser reflejo fìel de la manera de pensar y hablar
de mi pais, hay que confesar que el últimamente aparecido es muy mal espejo
para esas reflexiones. Quien posea la anterior edición, que no adquiera la
actual, tan rematadamente mala como aquella.
En la Academia hay varios académicos á la moderna, pero como si no
existiesen; ni ellos mismos se ocupan del vocabulario. En primer lugar, Galdós
es un modernista, aunque parezca extrafio, estando en el "club de los inú-
tiles". De haberse admitido sus modernismos corrientes, hoy el léxico tendría
unas cuantas páginas más. Pereda moderniza la lengua con antiquismos
pasados por dialectismos. Valera, de la colección de momias del diccionario,
moderniza también. El P. Fita, etimologista eterno, vive en el limbo.
Para un alemán, deben ser interesantes estas etimologías: alfarda,
ant. al. Farfjan, tinte; aliso, al. Else, ant. alto al. Eliaa\ atrever, aL an-
streben; banco, ant. alto t¡\, Bank\ banda, godo Bandi', brindar, al, bringen;
cleda, al. Kleid; china, gót Stein; desligar, got. sliutàan; eperlano, al. Spier-
ling; esbardo, al. Bar; escanciar, aL schenken; escaramuaa, ant. alto al. sker-
man, combatir; esquivar, ant. alto al. skiuhan; estaca, al. Stach; fideos, al.
Fäden; fino, al. fein; fornecer, gót. Fruma; frac, al. Frack; fraguar, godo
vurkjan, trabajar; garvín, al. Hcuir y binden; gerifalte, al. Geierfalk, de
Geier y FcUk; goldre, al. Holfter, vaina; grija, al. Gries; grímpola, al,
Nimpel; guaita, ant. al. wathan, asechanza; guardar, ant. alto al. warten;
guarentigio, al. warant; guarir, gót warjan, proteger; guiar, germ, väan;
hincha, al. Feindschaft; huta, ant alto aL Hutta; lastre, al. Last; muceta,
aL Mütie, del ant verbo muotan, adornar; mueca, al. Maulchen; otear, gót
waht, vigilar {so wat!); pietà, al. Fetten, pasando por el latin; pifiar, al.
pfeifen; ralea, aL Reihe; randa, al. Rand; ropa, ant. alto aL roubón, de
rauban; rufián, aL ruf er, de rufen, ¡Qué sapiencia!
Faltan miles de vocablos y de acepciones, además de los miles que
consigné en mi crítica del diccionario anterior. Solo hablaré de dos ó tres.
Ignoro si Sagasta es ó no autoridad en la Academia; pero á veces
maneja bien la lengua, v. gr. al decir: "podría yo hablar con más despacio"*
Un vocablo excelente no está aún admitido: "siete afios de diferencia-
ción ha tenido el Sr. Silvela con el Sr. Cánovas del Castillo". Ni esta
acepción: "los pobres de espíritu censuran á Cánovas porque no ha dimitido
al duque de Tetuán".
Embrollo es abrojo, maraña, enredo, confusión, embuste» Con sobrada
verdad dice un crítico de mi "Maraña del Diccionario", ocupándose de la
que han armado los inmortales en su mamotreto lexicográfico: "el diccionario
de la Academia es tm embuste inventado para enredar ó descomponer el
negocio del idioma", del cual negocio hablo en otra revista alemana. Em-
buste era antes del griego. Y maraña también del griego, látigo, correa, lo
que se necesita para destruir la maraña del diccionario, y empleó el crítico
I20 BESPRECHUNGEN. P. HE ML
Valbuena, el único que ha conseguido se corríjft >1go. Ahora ímbusle a
impostura y mufiiÄn miscelánea. Aquí de Cernâtes: "yo sabía toda s
marafla y tmòusle".
Ed punto á gramálíca, sabido es que la Academia la conoce ma], vac
läiantemente, y Bferrindosc lo más posible i las anlignaUas
par de ejemplos
nbsolulo; es solo feme-
La, suste aateponersc i
falta aHadir "de perso
Que maguer equivalga
"maguer jae" (aunqut
^ Alejandro); mejor stri»
segurar que hoy
hacci Ï1SO del dcsairollo de la lengua. Solo
Dice que fin es de ambos género», y no es cierto en
nino en la [rase "la ;Íh del mundo", ntida m&f. "
nombres propios de persona de este mismo genero";
del pueblo, del teatro y de la aableía madrileña".
prcdsamenlc i aunque [aun que] no es cierto, v. gr.
que\) "era blanco, negru se va tornando" (Poema di
poner como equivalente no obstante. En maravedií
à no el primero de los tres plurales: maravedís: yo
en dia es el único empleado. Remanir es plaucba; el participio
del Poema del Cid, les llevó ä los usias á ese infinitivo, que es
del Poema de Alejandro. Primera espada, escribían untes, no primer, como
se dice y escribe siempre; ahora ponen primer, 6 primera espada.
Tocante al lenguaje usado en las deüaiciones, es ao levoltijo de varias
épocas, habiendo en ellas vocablos cuyo significado actual es ya distinto dt
todo punto. Arromaditarse ei "eenlraer romadizo", uto es, resfriarse.
Lastimarse, "dolerse del mal de Dno", es decir, condolerse.
Otra pUga, combatida rarísima vez. El diccionario sigue remitiendo del
vocablo moderno al uutiguo. v. gr. de anticipo á anticipación, de empalaga i
empalagamienLo, de hendidura i hendedura, de sallar á sachar.
Eo la ortografía, do me quiero meter á Tonda. Tengo una lista larga
de voces sin h que la llevan en la eliuiologia académica, y á la inversa.
Solo entresacaremos: abilmosco, acá (át hac\). acerico {áe facies'.), aciche (de
asciai), afice, aína, airón (de heigere\), alabarda, alacena, alache (y alece,
alecke), alajú, alamar, alara, albergue, alentar, aleto, almete, aloque, aUo,
ambleo, anafe, anguarina, ansa, anseático, aña, añacea, aquel (de hic\ ille),
etc. Lo mismo digo de la ¿ y la v: abano, abigarrado, abigarrar, abogada,
aiûgadar, abogar, etc. Cita hibernal, hibtrniso, hibitrnal, hibiernar, ser la
estación de invierno, hibierno; peto no hinbierna ò himbìerna. Este es Ú
inconveniente que tiene meterse en lios eliniolúgicos respecto 1 la escrítur«
pedantesca; y eso, etimologixando mal.
La Academia debiera haber adoptado eate tema, de Fray Gerundio;
"Huye cuBDlo pudieres de voces vulgares y comunes, aunque sean propias."
Solamente en la A, se deja en el tintero lo menos 2tx> vocablos novlsimot
Erratas do anotadas: pág. lo6 echas por echar (en aterrar), pá£. l]8
citaredo por citarero ifi acaso error), p. 3») clanga (ó enor), pág, 335 des
segundo artículo conlarcc. por contract., pág. J49 ft. ausenl por auvent,
pig. 599 lai. levile pox fr., pig, gì 6 siluriano por siluriano, piig. 996 unir
(del unire), fatta latin. Dicen que es errala prismSlica por piramidal; eso
se llama error. Y espirar por expitar; la errata no elisie tampoco, sino
el errar. Y que donde dice ambajes debe leerse ambages; jcómo ha de
corregirle?! ese es un tercer error. P. OK MuaiCA.
DICCIONARIO DB LA SENGUA CASTELLANA. 121
GionìAle Storioo della Iietteratora Italiana. Anno XVIII, VoL XXXVI,
fase. I — 2.
G. Bertoni, Studi e ricerche sui trovatori minori di Genova, Wir
erhalten hier die erste Ausbeute des bekannten glücklichen Fundes Bertoni's.
Nenn neue Gedichte, wovon acht Tenzonen sind, bilden zusammen mit einem
Sinrentes von Luquet Gatelus (n<^ X), das, wenn auch nur teilweise leserlich
und unter anderem Namen von r überliefert, schon publiciert war, die Unter-
lage für eine erneute, mit Sorgfalt vorgenommene und hier und da noch ein
unbekanntes Datum beibringende Untersuchung über die Lebensverhältnisse
der kleineren genuesischen Trobadors, nämlich von Percival Doria, Jacme
Gril, Luca Grimaldi, Scot, Simon Doria, Luquet Gatelus; nebenbei wird auch
L. Cigala behandelt (S. 15 — 18). Etwas mehr Vorsicht wäre stellenweise ganz
erwünscht gewesen: wenn es auch gut möglich ist, dafs der Guilhem, mit
welchem L. Cigala eine Tenzone wechselt, Guilhem de Montanhagol gewesen
(S. 17), so verbietet es doch die philologische Methode, ein \de Montanhagol'\
in der Ueberschrift hinzuzufügen (S. 35); die sonst nicht gestützte Angabe
Crescimbeni's von der Verwandtschaft zwischen Simon und Percival Doria
inufste, wenn überhaupt, mit Vorbehalt wiedergegeben werden (S. 14); die
vorhandenen Anhaltspunkte genügen nicht, um zu sagen, dafs Lantranc Cigala
con tutta probabilità ein Bruder des Nicola Cigala war (S. 16); ein Beweis
dafür, dais Sordel an der Schlacht bei Benevent teil genommen habe, wird
durch das Sirventes des Gatelus nicht geliefert (S. 55); ist es so sicher,
dafs der letztere Trobador mit dem Herrn von Lesbos und Aenos (nicht
TCtno) identisch sei (S. 21)? Die S. 14 stehende Anm. 2 gehört an den Schlufs
des Abschnittes über P. Doria, denn erst hier drückt B. klar seine Mei-
nung aus, nämlich dafs zwei Percival Doria gedichtet haben, von denen der
erste Ghibelline und auch italienischer Dichter, der zweite Weife (für diesen
ist nur Nostradamus Zeuge) gewesen sei. Dafs der Vater von Luca Grimaldi
Hugo hiefs und dafs Luca 1257 Podestà von Florenz war, hatte ich schon
Zs. f. rom. Phil. IX, 406 nachgetragen (S. 12). Den Simon Doria, welchen B.
zum Jahre 131 1 nachweist — es ist keine Urkimdenstelle — kann ich nicht
als mit dem Trobador identisch ansehen, der schon 1253 urkundlich erscheint
— sein Vater war damals tot — und der mit L. Cigala tenzoniert ; es erscheint
mir daher auch recht fraglich, ob der Albert, mit welchem Simon eine Ten-
zone wechselt, wie B. vermutet, ein Alberto Scotto sein kann, welcher erst
131 8 starb, und ob nicht doch Albert de Sestaron in Betracht kommt, um so
mehr als die Worte in der Tenzone Vemperador non evei Frederic (Seibach
S. 106) nur auf Friedrich II. als einen Lebenden gehen können.^ Ist 1266,
welches Jahr S. 16 als letztes Datum für L. Cigala angeführt wird, nicht etwa
ein Druckfehler? Das Sirventes, welches r überliefert (n^* i bei Rajna) und
das nach Rajna 1267 oder 1268 fallt, fìndet keine Erwähnung. Wenn S. 17
vom Sirventes des Gatelus gesagt wird, dafs es gegen 1272 entstanden
sei, so steht das in einigem Widerspruch zu dem S. 55 Bemerkten, wo es
^ Die von mir einmal angezogene Stelle, auf welche mich B. verweist,
darf m. E. nicht in Parallele gestellt werden , denn hier werden von P. Vidal
mehrere tote Herrscher genannt; sie trägt einen generellen Charakter: ,ich
will nicht ein solcher Mann sein, wie Ludwig, Manuel, Friedrich es waren*.
122 BESPRECHUNGEN. O. SCHULTZ-GORA, B. WDSSB,
heifst cade tra il 1 26 1 e il 1273 (1261 muís hier Druckfehler sein fur 1267
oder 1268), wobei ich übrigens 1273, weil Sordel vorkommt, fur ein reichlich
spätes Datum halte. B. wundert sich, dafs man immer n*Ad<meUa schreibt
und nicht na Donella, allein seine Meinung, dafs der Name ein Deminutiv
von donna sei, ist unannehmbar; wenn Donella allein begegnet, so dürfte es
erst die aphäresierte Form von Adonella seia, das mir zu einem aus dem Ger-
manischen stammenden Adone zu gehören scheint (ein Madonella, das B. noch
zur Stütze anfuhrt, hat wieder einen anderen Ursprung). Das Sirventes von
Duran Sartre de Carpentras, das S. 18 Anm. aus dem Cod. Campori ange-
führt und dem in MC erhaltenen , MG. 105 stehenden Gedichte gleichgestellt
wird, kann, wie die mitgeteilten Verse lehren, nicht mit letzterem identisch
sein, ganz abgesehen davon, das ja hier Wilhelm von Baux gerade angegriffen
wird (s. Zs. f. rom. Phil. IX, 126 Anm.); es wird vielmehr dasjenige Gedicht
sein, auf welches Duran MG. 105 Str. 4 selbst hinweist und das bis jetzt noch
nicht bekannt war. Ponzio Amato von Cremona, der nach Restori identisch
sein soll mit dem porc armât in dem bekannten Sirventes des G. de la Tor,
gehört nicht in eine Linie mit Taurel und Alberico von Romano (S. 21 Anm.).
Ueber einen Namen Pama sollte man erst dann reden, wenn man das vorauf-
gehende Colega klargestellt hat; der Verweis auf die Annalen des Giustiniani
genügt nicht (S. 23 Anm.); übrigens ist die Ausgabe des Nostradamus, welche
B. citiert, noch immer nicht erschienen. — B. hat zu seinem Artikel einen
Nachtrag geliefert unter Communicazioni ed appunti (Giom. stör. XXXVI,
459 — 4^0* Was hier noch von Biographischem beigebracht ist kann idi
nicht als glücklich ansehen. Mit der Stelle im Sirventes des Aimeric de Pe-
gulhan, wo ein Persaval erwähnt wird, ist nichts anzufangen; ich habe schon
längst in dieser Zeitschrift VII, 205 gesagt, dafs an Perceval Doria nicht zu
denken sei. Auch in einem zweiten Punkte hätte B. besser gethan, Torraca
nicht zu folgen; zwar hat er gewifs Unrecht gehabt S. 16 Anm. 4 zu sagen,
dafs in der treva Beatrix von der Provence genannt werde, und wenn er mit
Bezug darauf im Nachtrage S. 460 auf meine Anmerkung in der Ausgabe der
Briefe Rambauts (ital. Uebers.) S. 170 Anm. 2 verweist, so hat er diese nicht
genau gelesen oder sie mifsverstanden , allein wenn Torraca, der sich neuer-
dings mit der treva besonders beschäftigt hat, einfach den Text ändert, für
moiller ein sor einsetzt und darauf seine Datierung gründet, so wird sich
schwerlich irgend ein Philologe mit solchem Verfahren einverstanden erklären.
Das S. 490 Anm. bezüglich Gr. 10, 35 Bemerkte setzt voraus einmal, dafs
Guillem Raimon nicht mit Raimon Guillem identisch sei (Zs. VII, 231), und
ferner, dafs Aimeric identisch sei mit Aimeric de Pegulhan, was noch nicht
ausgemacht ist; fur das gegen Zingarelli Gesagte sei auf die metrische Be-
merkung bei Appel, Prov. Inedita S. 227 verwiesen.
Was die Texte betrifft, so hat es B. an Mühe nicht fehlen lassen; dafs
er schwieriger Stellen Herr geworden wäre, war nicht zu verlangen, aber
einige Fragezeichen mehr vermifst man in den Anmerkungen, namentlich zu
dem letzten Gedichte; so ist mir z. B. von I. 5 — 6, X, 6, ii — 12, 16, 31 der
Sinn dunkel. Chabaneau hat im Nachtrage schon eine Anzahl Besserungen
gegeben ; hier nur noch ein paar Bemerkimgen : schreibe en fur e^n VHI, 8
(Komma nach sia)^ ia mais getrennt II, 20, ser (= , dient*) für ^er IX, 30,
s. Appel, Chrestöm. S. XXI; ves que Vili, 69 ist doch wohl umzustellen und
QIORNALB STORICO VOL. XXXVI. I2¡
dann amátr wiTeriuidert za lassen; IX, 50 scheint mir far non stehen zu
müssen mon; im verallgemeinernden Concessivsatz X, 29 wird da Conjanctiv
▼erlangt. An ein vü «^ viva glaube ich nicht (Aam. zu I, 7); es dürfte =s
vidi sein. Die in Anm. za Vü, 5 gemachte Annahme ist unnötig; de Lollis,
auf den B. sich beruft, hat die betreffende Stelle syntaktisch nicht richtig auf-
geiaist, da ein Pronomen daselbst nicht zu stehen braucht
O. Schultz - Gora.
P. Savj -Lopez, SuUe fonti della „Teseide", Verf. zieht einige Stellen
aus dem Roman de Thebes und dem Roman de la Rose an, die Boccaccio
benutzt haben kann, um daraus zu schliefsen, dafs der Dichter kein Epos in
klassischem Stile habe schreiben wollen, sondern nur etwas Aehnliches, aber
Feineres, als etwa der Roman de Thebes. Dem widerspricht entschieden
Teseide Xu, 84, wo Boccaccio zu seinem Buche sagt:
„Ma tu, mio libro, a lor [alle Muse] primo cantare
Di Marte fai gli affanni sostenuti,
Nel volgar lazio mai più non vedutL"
Er wollte also thatsächlich ein Kunstgedicht in klassischem Stile schreiben.
Ob er seine Absicht wirklich erreicht hat, ist freilich eine andere Frage und
mufs verneint werden: die Teseide blieb ein romantisch -ritterliches Gedicht,
dem der klassische Mantel nur lose umgehängt ist.
G. Rua, Di nuovo intomo alle „Filippiche" attribuite ad A, Tassoni.
Rua weist Perronis geschickten Angriff (Gsli XXXV S. 34 ff.) auf seine An-
sicht über die Entstehung der ersten beiden Tassoni zugeschriebenen Fiäp^
piche (Gsli XXXn S. 281 ff.) auf allen Linien siegreich ab und bringt sogar
noch Manches zur Verstärkung seiner eignen Stellung bei. Einstweilen bleibt
es also bei seiner durchaus einleuchtenden Darstellung der Verhältnisse (vgl.
Ztschr. XXTH S. 345).
VARIETÀ:
G. Fraccaroli, [Ancora suU* ordinamento morale della „Divina Com-
media". Anknüpfend an einige Aufsätze im zweiten Bande von Moores
„Studies in Dante'* setzt F. nochmals mit grofser Klarheit seine bekannte,
ansprechende Auffassung auseinander, dafs die Ordnung des Höllenreiches
und des Fegefeuers von einander unabhängig ist, da dort die Thaten, hier
die Gesinnungen bestraft werden. Das gemeinsame moralische Princip der
Einteilung in Hölle und Fegefeuer ist Purg. XVII zu finden: die sündigen
Gesinnungen sowohl wie die sündigen Thaten entspringen den drei Arten der
verkehrten Liebe; während sich erstere aber mit den sieben Hauptsünden
decken, muíste für letztere eine andre Einteilung gefunden werden und wurde
des Aristoteles Ethik entnommen.
£. Carrara, C/n peccato del Boccaccio, Carrara will auch in der Liebes-
geschichte von Affrico und Mensola einen autobiographischen Kern finden
und erblickt daria das Bekenntnis Boccaccios, in seiner Jugend eine Nonne
verfuhrt zu haben. Die Selbstbeschuldigung des Dichters in der 15. Ekloge,
dais er Gott einstmals eine Färse geraubt habe, bestätigt ihm dies. Die Er-
klärung hat entschieden etwas Bestechendes. Schon Zumbini in seinem be-
kannten Aufsatze (Abdruck in der Biblioteca Critica della Letteratura Italiana
N. 14 S. 18 ff.) kam der Gredanke, dafs Boccaccio hier eine wirkliche That-
124 BESPRECHUNG HN. W. MEYER-LÜBKE, G.G.,
sacbe behandelt haben konnte. Dafs übrigens, was C. S. l!6 für aasgeicUotscD
hält, der Diana Keuschheit versprochen wurde, uod dafs ein Bredien dieset
Gelübdes Todesstrafe nach sich log, tagt Zatnbini in demselben audi von
C. angcEogenen AafsilEe ii. 14.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA;
il primo centenaria di Giuseppe Parini (Bcttana, eingehende Besprechuiq;
von 24 im Jahre 1899 erschienenen, Psrini betriffeniicu Schriften). — Mooie,
Studies in Dante, second series: MisceUaneaus essays (Renier, besonders eìd-
g^ehende Besprechung dis Aufsalzes über die Echtheit der Quacslio de aqua
et terra. Er hält die ächrifC nach wie vor (üi eine FSlschung, tmd ich gebe
ihm völlig recht). — Carducci e Ferrari. Le rimi di Francesco Petrarca
di su gli originali (Sicardi, mit einer ganiCO Rtihe guter Bcsscrullgs- Und
Erklärnngsvorschläge}, — Lacombe, Introduction à l'histoire liUérairt
(Gentile, Ablehnung der Grundanschauungen der Schrift).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO:
Alessio, Storia di San Bernardino da Siena e del suo tempo. Bona-
ventura, La poesia neo-latina in llaiia dal secolo XIV ai presente. Saggi»
e versioni poetiche. Grilli, Gli epigrammi iditUci „Lusus pastorales" ^
Mire' Antonio Flaminio. Passerini, Raccolta dì rarità storiche e letterarìtt
Pastor, Geschichte der Papste seù dem Ausgang des Mittelalters. 111, Band.
III u, ly, vielfach timgearbeilete u. veriesiertr Auflage. Cipollini, Scelta
di poesie e prose di Carlo Maria Maggi nel secondo centenario della «M
morte. Gallelli, Un poeta romantica; Carlo Tedaldi Fores. Mantovani,
lì poeta soldato. Ippolito Nievo, iSjl — iSäl. Con memorie, poesie e ¡ettert
inedite. Torraca, Biblioteca critica della letteratura italiana. Dìsp. 32 — jj.
Salvo-Cozio, l codici Cappiiiiiani della biblioteca Vaticani! descritti. CtOC^
Di alcuni principX di limassi e stilistica psicologiche del Gröber.
ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZIALI.
CRONACA:
Periodici, kurze Mitteilungen, neu erschien en e Bücher.
Berthold Wibsb.
BomaiÜA. No. 114, Avril 1900.
A. Thomas, Etymologies franfaises. l. affier von aplificare;
aiger 'lianf rosten' dasselbe wie das Zs. XV 344 besprochene naisie
Thomas aof nasiare in löckge führt , ohne dafs dieses Sutatral erklärt oder«
Einwendungen gegen die Sllere Deutung gegeben würden : ], dial. 1
ans '*kamellum'; 4. bigtion 'trampe' aus bennione (}); 5. engl, butler.
afr. boulern; b. engl, buitres dasselbe; 7. cagouäle lu cochlea, *coculea;
8. ehaintre lus cancere; 9. ptov. chancera ' Brautausstattung', lim. tianse
ebenfiUli cancer; 10. chaneiire aus 'conceria; 11. clin, ein Marin e aus druck
aus hoU. 'kliakwerk'; 11. coumire 'Art Schwämme' aus *columelia; 13. dial,
fr. ertuson 'Holiwurm' = artisan; 14. raorv. esnoillie 'Sonnenstrahl', ge-
wisaennafsen essoleülie,*exioticlata; I3. U.esteinc Marineausdruck, entsprechend
englisch itudding-sail; l&. afr. estrene 'Tau' vgl. isl. strenge, engl, string;
17. oli. eitriehier 'die Segel glreichen' ebenfaUs gennaniacheD Ursprungs; i&. afr,.
I
I
A
ROMANIA NO. 1 14.
125
■FcDStctband* ^genabeUa von genu; 19. oprov. gineusclo 'Wolf»-
' 'iaelâmteula; ao, »St. gieruote, anch irnote, anoTd. *jÖrdhn«l "Erii-
rali'i 31. tb. gtotttrtnit wie iul. giiottomia niclit, wie ich meinte (ttal.
Gr. p. 190), dutch UmatelluBg eatstanden, sondern *gÍHtturriiii wie fitciturnuj
toraDsMIMlld ; 12. air. jaree 'Ludid', im KaicilingeiUteiD gtrmia unbe-
Herlcunft \^gremia 'Sdio^kind'?]; 3j. dial. b. /arçon 'Stachel' m
farder, nfr. gercer; 14. ly. jouclie ' Joe hri etneo' 'juxlula; 15. npr.
tucio ' Wolfsniikb ' *l¡ulMícla mit einem Sullix -Hic-, das in labrusca, asi-
t und dM Thomas noch anderweitig nachweist; 26. engl, lavn
inwand* von Laon, eîce Erklärung, die auch bei Klugc-Luli zu ñnden
Hi 37. mOTV. iBualettrt 'Slnck zum Gaiben binden' 'relorlature; 2S. iuim-
1 *IimÌHÌone Q); 19. martute wohl *amariislra ncbtn amarutca {vgl. ital.
■9lte neben lArusea); jo, motion 'Zehnten': modialiatte ; 3t. ptoi. Jiergam
■ 'fergamen; ¡2. afr. /ííre aot pyrelhra; 3J. inorv, guUräme
(elhacten' * cretitanluiH; 34. rétnovìad* aus ital. remolata lu remeh
.. ly. f-Difo 'itreifen': raiilare; 36, ruiicun Lehnwort ans ital. ra-
seineiseits aus span, rabicane ' Weifsschanz' slammt; 37. rulline
■Rückitetn': 38. dial, laliuroiíe -Dreifub fut ein Waschtís' «= ielle
'*i 39- ifrran aus span, leron; 4a ligutlle aus ¡lai. seghetta; 41. aft.
hier *iub/ascaTe; 41. añr. i0n^L>/r ' Hebel, Schlüsselbein' von cieonMa;
r. iordtnt 'Uebereahn', von Godefroy fnlscìl übersetzt; 44. seuchet. Post-
la seuekever ; 4;. jaiin^o» 'Art Muschel' von janrf/»; 46. jOH/r< 'Nolii-
, Postverbal za ¡outrer (*sDbstraie); 47. aft. lacre, Ausdruck der Get-
in boll, dater, nbd. decker, engl, dicker, bedenklich wegen dea Vokals,
da das holl. a jung ist; 48. taranche von dem seit dcnv VI. Jahrb. belegten
larinca, das wohl gallischen Ursprungs ist; 49. tenais, bei Colgtave 'the slip
on tenax; 60. lie 'Spìndelfutteral' zu liuhan; 51. lirelaire Um-
talning von triteirt aus tractcrîa; t,l. tirt-vtiUe 'Seil an der äufseccn
I Schiffes', umgestaltet ans älterem tire, vieiiìe; 53. titre 'Auf-
mgsplatz Sài die Jagdhunde', sir. ¡ristre von an. treysta. doch ist die
bdcrgabc von ey durch í mit schwer verständlich; $4. tréteau zu tristegtm,
mischt mit transirum, translellum; 55. travili enlbäU nicht trei = Irais,
ltdern Iris; 56. tringle, ili. tingle aus holl. tengel; 57. troniire ans span,
; j8. lympre aus deutsch. 'Tümpel'; 5g, velanède, vjlanl, auch luA
/an» ^dilavi, ßalavlSi. W. MRyBK-LvBKE.
G. Paris, Air Huon de Bordeaux. Erläuterungen lu einigen Stellen
n der Revne germanique vom Jahre lS6t eradiienencn Aursatzes über
otd„ der in durchgesehener Form in G. Paris' neuem Buche „Poèmes
I Ifgendes du m. i." (1900) wiederholt wurde. Insbesondere nimmt G. P.
I der Zwischenzeit veröffentlichten Arbeiten übet das Epos
1 die Obetonsage von Longnon u. a. Er ball daran fest, dafs Auberon
r deutsche Aibeiich identisch sind, die Ktzählungen von ihnen im ttz.
md im deutschen Ortnit denselben deutscheu Ursprung haben, und ist,
R-Anichlufs an P. Rajna, der Ansicht, dafs in der Quelle des Huon Aubcron
t Vater war. wie Eiberich der Ortnits. äie entstand, wolur Hugo v. Toul
len Anhalt gewährt, im balb wallonischen, halb germanischen Hetinegau,
Q OerlÜchkeilen im MA. den Namen Aubcron trugen, die Hauptstadt des
i fränkisdieii Königs (Tournai) liegt und die Gestalt dea heidnischen
k
126
BESPRECHUNGEN. W. MeVBR - LÜBKE, Q. G,
Lictilgottcs Alberíc mit einem (ränkischen Helden Hugo in VerbindoDg g
bracht werden konnte, de<«eti Gleichnamigkeit mit dem Sohne S^jnins v
Bordeam (ca. 845) die Verschmelzung eines frânkiscîiBn Auberoti-Hugo-Ge- "
dichlg mit der Geschichte ron dem Fürsten m Order Huon von BordesQX und
dem Mörder des Sohnes Karls des Kahlen, Auboain, heibeiiufähren ver-
mochte. Der artesische Vetfasset des lïuon von Bordeaux bättP so den Stoff _
aus der nächsten Nähe geschöpl^ Die Lokahsierung der Auberonsage Í!
der That geeignet, die Berührungen zwischen Huon von Bordeaux und Orto!
und das Forlleben eines germanischen Lichtgottes im christlichen frz. Epa
verslSndlich lu machen, wenn der Gang der Dinge bis zum Huon von Bordean*
Epos sich aacb nicht Schritt für Schritt verfolgen läTät.
G. Doncieux. La charisen du roi Rtnaad, ses dérivées romanes. 1
parenté celtique et scandinave. Sehr interexianler Versuch einer Rekonatruktîc
der Vorlage der (60) romanischen Fassungen der berühmten Rcnaodballad
nach den von G. Paris früher entwickelten GrnndsStzen ausgeführt, n
gäbe Vers fur Vers der die Rekonstruktion stallenden Texte in der WetHf
des Variantenapparsts bei kritischen Ausgaben. Es ergehen sich 21 vierzeilige
Strophen aabb mit Neigung zur Cäsur nach der 4. Silbe „wie in der Passion"
und männlichen Reimen „wie im Leodegar". Eine historisthe Anspielnng,
der Gebrauch des entendre ■\- \ti{. und des vor dem 16. Jh. nicht belegten
Wortes racommoder beslimmen D. das Lied in die erste Hälfte des
andere Gründe es nach der Grenze zwischen bretagniseher und frz. SpracM
in der Bretagne zu verlegen. Folgen noch, in tri. Wiedergabe, die Teilfe«!
Stellungen der armorikanischen , der bask., Venetian., kalalan., span. Fassung,
worunter der arm. ¡Tuen als die Vorlage des frz. Gedichtes sich beransslell^
die selbst aber aus dem in ganz Skandinavien populären Volkslied vom Ritter
Olaf, oder vom Elfcnschlag, (bei Grundtvig eie) Hofs, handschriftlich schoD
ijjo dSnisch überliefert. Logischer als in diesem ergreifenden düstern Li
ist die Sage (schon bei Gervasius von Tilbury) von der Feenrache an dem a
trünnigen Geliebten vor seiner Hochzeit im deutschen Ritter von SCaulenbe
um 14B0 dargelegt. Stärker verbreitete ach die mystische, aus derselb«
VolksanscbanuDg selbständig erwachsene skandinavische Formulierung.
MELANGES. H. Suchier, Quelguet passagíi du Fragment a
Haye, bespricht im Anschlufs an seine neue Rezension des Haager Fragment
in seiner Ausgabe der Narbonnais einige von Havel anders gefafsle Stellen
mit denen sieh derselbe io seiner Ausgabe de» Querolus (1880) bescbälUgl
hatte. Dazu einige Bcrichttgui^en und Nachträge zur Einleitung der N
tonnais.
A.Thomas, La mention de Waland le forgeron dans la chroni
d'Âdémar de Chabannes, stellt fest, dafs der Strich im d des Namens Vum
¡and in der Hs. des Ademar nicht als er aufzafasscD, der Namt also nick
Walander (so noch Jìrìciek, Deutsche Heldensage), sondern vielmehr îVaÎandui
zu lesen und dafs das an derselben Stelle erwähnte, von W. gescbmiedeU
Schwert Cerio als Name des Schwertes Ogiers Caurtain in den allfrz. Ep«B
aufzufassen ist. G. G.
G. Paris, Guel-aßens. Wird zutreffend als à agtat à aptns gedeutet.
Ch. Joret, Des suffixes normands ii)co{íj et (l|io(')- Bringt mit di
genannten SafRxen gebildete Wörter und sieht in -M das üblidie Snftu,
EOMAmA Na 114. 127
£ imd h dneii Shnfichen Konsonanten , wie das / m ákrüer «.s. v.; nîdtt
¿ans fibeneogend. W. Mim-LÛHZ.
COMPTES RENDUS. Mohl, Introduetwn à la ckranoU^ du iaHn
tnUgairei Ders., Romdnskd âv^jice Lad (Roqocs); Snchier, Autasrzm tmd
NicoUU, 4. Aufl. (G. P.); Butler, Legenda aurea (P. iL); Gay, Etsai tur
la vie et Us œuvres litt, du trouvère Adán de le Hale (Jeanroj); Gnerlîn
de Gner, Essai de dialectologie normande (J. G.).
PERIODIQUES. Reme des langues romanes 4« ter. X No. 6 — 5e sér.
n 3 — 4 (P. M.). — Zeitschrift fur rom. Philologie XXIV, i (G. P.). — Ute-
rmtorblatt f. germ, und roman. Philologie XX (E. M.). — Studi glotu^ogid ita-
liani I (Roques).
CHRONIQUE. litterarische Nachrichten. — Knrxe Bcspredtngcs
neuer Bücher. G. G.
JlrohiY fur das Stadium der neoereo Sprmchen und Llttatmtiireo.
Bd. XCIX (1897, 2. Halbjahr).
ABHANDLUNGEN. Johannes Bolte, Die Wochentage in der
.f^oesie, III, (Schlnis), S. 9—24. — Die altfransös. Uederhs. der ßodleiana^
.^Douce 308, diplomatisch abgedruckt von Georg Steffens. 3. FortseCzong
Cmit einem Faksimile der Hs.), S. 77 — 100; 4. Fortsetzung. Schlufr, S. 339 —
388. — Alfred Schulze, lieber einige HäfsmitUl frausôs. BAliograpkie,
^>. ICI — 120. — A. G. Krüger, Eine angeblicke isiänditcke Bearbeäung der
^Sckwtmenriitersage, S 241 — 252. — A.L. Stiefel, Die Nachahmung sfa-
-Rutscher Komödien in England unter den ersten Stuarts, S. 271 — 310 ^•^^^«Hff
^ch an den Aufsatz in den Roman. Forsch. V, 193 — 220 an). — Hermann
^!) e 1 s n e r , Aenderungen von Lafontaines Hand an seinen 'Amours de Psyché
^t de Cupidon\ S. 389— 394. — Richard M. He jer. Die Technik der
Concourt s, S. 39$ — 416.
KLEINE MITTEILUNGEN. Johannes Bolte, Hiobs Weib, S.418
422. — G. Schleich, Ueber die Quelle von Ljrdgates Gedickt 'The
d^horle and the Bird\ S. 425—435.
BEURTEILUNGEN. 191—205 Berliner Beüräge zur gerwtan. und
vornan. Philol. veröff, v. Ebering. Roman. Abth. II: Hermann Springer, Das
4iUfrorüen%aL Klagelied mû Berücksichtigung der verwandten UUeraturen
etc. 1895. ^J^' Philipp SÚDOon, Jacques d Amiens. 1895. IV. Moritz Werner,
Kleine Beiträge zur Würdigung Alfred de Mussets {.Poésies nouvelles). 1896.
V. Albert Maaís, Allerlei provensalischer Volksglaube nach F. Australs 'Mü
rHo* tusammengestelU (Alfred Risop; schätzenswerte Beitrage und Paral-
lelen des Rezensenten, besonders zu Nr. V). — 205 f. Carl Voreu^h, Das
Merowingerepos und die fränkische Heldensage. [Philologische Studien. Feu-
gäbe far Eduard Sicvcrs. Halle, Niemcyer, 1 896] (O. S c h u 1 1 z - G o r a/. —
206 — 208 Friedrich Kraus, Ueber Girhert de Montr euil und seine Werke.
Diss. Würzburg 1896 (Adolf Tobler). — 223—225 Un Ustameni littéraire
at J.J. Rousseau, p.p. O. Schultz -Gora. Halle 1897. 46S. S^iEogènc
bitter; Rez. hält das Testament nach wie Tor für unecht). — 228 Nicola
Zingarelli, La personalità storica di Folchetto di Marsiglia nella ' Commedia '
1 28 BBSPRSCEDNOEM.
di Danti. Napoli 1897 [Extr. dal wl. XIX d.
logia, lettere e belle arti]. 40 S. 4» (Ade
Hecker, Die ilalitnisclu Umgangssprache
mit Âussprackekiiftn dargestellt. Br^imschwi
jlîS. 8" {Adolf Tobler). — 456-
Crémine. Diss. Basel 1896. 368. und cine Karle (
459 f. Die ntupTirvetaalischen SprichlcÔrter der jüngere
kandschrifl . . . A^^. f. Alfred Pillet. Berlin, Ebcrinfi, 1897.
Tobler: tüchtige Arbeit). — 460—461 Ural Ludwig S
Anglais et les Frangaù (1725), Agg. v. Olio von Greyeri. Bern, St^L ,-
Co., 1897- XXI, Î99 S. 8» (Adolf Toblei). — 478 — 481 O. GI5de. dt^M
/raaiSs. /nierpuntlionsUAre. Marburg. Elwert, IB97- XII, 47 S, (George
Carel). — 4B1 f. Ed. Schwan, Grammatik áts Allframös., yAvfi. neu be-
arbeitet V. Dielrich Behrens. Tkeil I: Die Lautlehre. Leipzig, Keisland.
120 S. (A. Kisop). — 482 f. Franco Ridella, Una sventura postuma di Gia-
como Leopardi. Torino, Clansen, 1897. XIX, juS. 8« (Brano Schnabel>.
W. Cloétta.
NEUE BÜCHER.
Pompen Fabra, Coníribució a la gramática de la llengita catalana.
Barcelona 189S. Tipografìa L'Avenf. 8*. 112 S. Darslellung von Orlho-
f>raphie, Laat und Form der gegenwärtigen calalaniscben (ostcatal.) Schríñ-
iprache mit Rücluicfatnahme »uf Altcatalaiiísch und Lgteiniich, die gute
Dienite dem Leser neucaCalanischer Texte eu leisten geeignet iit, nod 1896
auf den Joes Qoralg in Barcelona durch einen Preis ausgezeichnet wurde. An-
gestrebt wird durch das Buch lagleich die Herbeiführung einer einheitlichen
caUlanischen Rechtschreibung.
A. Vidal et A. Jeanroy, Comptes consulaires d" AM, I3S9— 1360.
(Bibliothèque míridion. I" ser. torn. 5), Toulouie 1900, Privat. 8°. CI, 370 S.
Die Rechnungen det Siadiverwaltnng von Albi in den beiden Jahren, von
v. geschichllicb beleuchtet und erläulerl, von J. \a Kürze grammatisch iDa-
lysicrt, gleich wertvoll als liuliurgeschichtliche, wie als mundartliche Sprach-
denkmäler.
Jul. Poewe, Spracht und Versbuntt der Mystires inid. du XV, s.
(abgedi. V. A.Jubiual, Paris 1S37). Diss. Halle. 8*. 95 S. Sprache, Vers
und Reim erlahren in den Mystères noch eine swiespiltige Behandlung. Alte,
neue und mundartliche Sprachform, reicher und nnvollliommener Reim wird
noch zugelassen. Der beabsichtigte Vers ist in der Hs. oft nicht richtig ge>
schrieben, konnte aber leicht aaf die richtige Norm gebracht werden. Eine
Vergleicbung der Hi. ei^b viele Flñcbtigkeiten in J.'s Ausgabe.
e.G.
Neuer Verlag von Max Niemeyer in Halle a. S.
ILietzte IVenig^keiten :
Romanische Bibliothek herausgegeben von Wendelin Fi^rster.
XVII. Canchons und Partures des altfranzösischen Trouvère
Âdan de le Hale le Boehu d'Aras herausgegeben von Rudolf
Berger, kl. 8^ 1900. Mk. 12,— .
Bibliotheca Normannica. Denkmäler normannischer Litteratur
und Sprache, herausgegeben von H. Suc hier. Teil III: Die
Lais der Marie de France, herausgegeben von Karl Warnke.
8^ 2. vermehrte Auflage. 1900. Mk. 12,—.
Christian von Troyes sämtliche Wer^c nach allen bekannten
Handschriften herausgegeben vcj Wcndelin Förbter.
Bd. IV: Der Karreuritter (Lancelot) und das Wilhelmsleben
(Guillaume d'Angleterre). 8». 1899. Mk. 20,—. Ausgabe
auf Büttenpapier Mk. 30, — .
Suchier, H. FUnf neue Handschriften des Proven zalischen
Rechtslmehes Lo Codi. 4». 1899. Mk. 2,—.
— Die Handschriften der Castilianischen Uebersetzung des Codi.
4". 1900. Mk. 3,—.
Voretzsch, C. Epische Studien. Beiträge zur Geschichte der
französischen Heldensagen und Heldendichtungen. I. Die
Komposition des Huon de Bordeaux nebst kritischen Be-
merkungen über BegriflFe und Bedeutung der Sagen. 8".
1900. Mk. 10 —.
Druck von EhrharJt Karras. Halle a. S.
Ausgegeben den 4. März 1901. , - . ,
s
ZEITSCHRIFT
FÜR
EOMMISCHE PELOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. 6U8TÁT OBÖBEB,
PROFESSOR AN D^R UNIVERSITÄT STRASSBURO 1. E.
Î4»'
1901.
XXV. BAND. 2. HEFT.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 GR. STEINSTRASSE.
1901.
Die Zeitschrift erscheint in Bänden (von 6 Heften) zu 25 Mark
INHALT.
Carolina Michaelis de Vasconcellos, Randglossen zum altportugie-
sischen Liederbuch (i8. 4. 00) i
J. Zeidler, Der Prosaroman YsaJ^e Ic Triste (23. 12. 00) i
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance
(19. 2. 00) 2
A. Pellegrini, Il Piccinino (4. 6. 99) 2
H. SCHUCHARDT, Franz, caillou ] coclaca, — Über Laut- und Bedeutungs-
wandel (IO. II. 00., 29. 12. 00., 24. 2. Ol) 2
W. Sucrier, Nachtrag zu Zeitschr. XXV 94 — 109 2
Manuskripte für die Zeitschrift sind an den Herf
Strafsburg i. Eis.,
Universitätsplatz 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Max Niemeyer
sind alle Honorar und Sonderabzüge angehenden Anfir
Wünsche zu richten.
Bandglossen zun altportagiesischen Liederbach.
Einleitung. II. Ein Mantel-Lied. HI. Vom Mittagessen hispanischer
Monarchen. IV. Pgnna-veira. V. Ein Seemann mocht' ich werden. VI. <7i-
neies — Non ven al Maio. VII. Eine Jerusalempilgerin und andre Kreuz-
fahrer. VIII. Tell' Affonso de Meneses. IX. Wolf- Dietrich. X. Das Zwie-
spaltslied des Bonifazio Calvo. XI. Im Nordosten der Halbinsel. XII. Romanze
von Don Fernando, XIII. Don Arrigo, XIV. Guarvaya, XV. Vasco Martins
de Hesende, XVI. Der Sang von der Wachtel. XVn. Grafen -Enkelinnen.
XVBI. Grüne Augen. ^SIX,. Oh pino pino ! pino florido ! XX. Zebrareiter.
XZKJ. Frauen- und Madchenlieder — Cantos de Udino, XXII. Serranühas,
XJXm. En un tiempo coliflores, XXIV. Cantigas de viläo, XXV. Flicken-
lieder. XXVI. Provenzalisches und Altfranzösisches. XXVII. Sel dissi mai,
X!X.Vin. Mazos e Maias, XXIX. Tristan und Isolde und andre bretonische
Stoffe. XXX. Livros de Linhagem, XXXI. Die Apokryphen der altportu-
giesischen Litteratur. XXXII. Langzeil • Gedichte und allerlei Metrisches.
EINLEITUNG.
Mit der Veröffentlichung meiner Beiträge zur kulturhistorischen
îïnd sprachlichen Ausdeutung der gallizisch- portugiesischen Lieder-
l>ûcher fahre ich gerade jetzt fort,* um den Cancioneiro da Ajuda,
zu dem die Stofimassen allzu sehr angewachsen sind, zu entlasten;
^'eichzeitig aber, um gewisse im Einleitungsbande dazu enthaltene
£fïesen durch eingehende Erörterung von darauf bezüglichen
^inzelnheiten heller zu beleuchten.
Abgeschlossen ¡st freilich kaum eine dieser Randglossen. Dazu
'^àtte ich die Geschichtsquellen viel genauer durchforschen ff/.ssen,
^Is es mir während der textkritischen und litteraturgeschic^tlichen
Studien zum Liederbuche mit den mir in der eignen ^'erkstatt
^ud in nächster Nähe zu Gebote stehenden Hülfsmitteln möglich
^3J". Nur als Materialiensammlungen wolle man sie betrachten.
Regen dieselben gerade durch ihre Unfertigkeit in Spanien
^der wo sonst man über die notwendigen Urkunden- und Chro-
uikensammlungen verfügt zu Widerspruch und Ergänzung an, so
^st die Zeit und Mühe, die ich an den spröden Stoff gewendet
uabe, keine verlorene gewesen.
^ Der Anfang {Randglosse I: Der Ammenstreit) erschien 1896 in Zeit-
Schrift XX, 145 ff. — Weiteres, über die 32 oben genannten Stoffe hinaus,
wd nachfolgen.
Z<itichr.t rookPhiL XXV. 9
130 CAROLINA MICHAELIS DB VASCONCELLOS,
Dafs ich dem Leser die erläuterten Texte der Regel nach
vorführe, so wie ich sie nach langem Umgang damit, leider aber
ohne CV und CB vor Augen zu haben, zu restaurieren vermag,
wird man billigen, da ja eine brauchbare kritische Ausgabe des
Gesamt -Liederbuches noch nicht vorliegt Desgleichen dafs ich
selbst einiges Garstige nicht umgehe, wenn es zur Feststellung der
Wahrheit beiträgt
Ich beginne mit Liedern Âlfons' X. oder auf ihn bezüglichen,
weil er als König, als Gelehrter, als Mensch und als Dichter an-
gleich tieferes Interesse verdient als alle übrigen Troubadours zu-
sammen.
Cesare de Lollis, der sich mit den profanen Gedichten des
Kastilianers in erspriefslicher Weise beschäftigt hat, und Ernesto
Monaci, dem wir die erste Erschliefsung der Liederbücher ver-
danken, seien diese Blätter gewidmet — aus Dankbarkeit für ihre
Leistungen, aber auch mit der ausgesprochenen Absicht, sie zur
Veröffentlichung der ganz unentbehrlichen Lesarten aus dem Can-
cioneiro Colocci-Brancuti und damit zur indirekten Bestätigung
oder Verurteilung meiner Restaurations- und Interpretationsversuche
zu bewegen.
U. £in Mantel-Lied.
So aufserordentlich sorgfaltig Cesare de Lollis seine Unter-
suchung über die uns leider in beklagenswert schlechtem Zustande
erhaltenen weltlichen Gedichte des gelehrten Alfons von Kastilien
auch geführt hat,^ so werden dieselben doch noch für lange Zeit
Anlafs zu Erörterungen und Berichtigungen hergeben. Auch zu Nach-
trägen, da keineswegs alles Nötige von dem italienischen Gelehrten
in Betracht gezogen worden ist Abgesehen von den zahlreichen
Liedern, in denen ein Rey^ ohne Angabe seines Namens und seines
Reiches, vorkommt,^ sowie von den seltneren, wo etwas bestimmter
ein König Alfons, ein König von Kastilien, ein König von Leon
und Kastilien erwähnt wird, scheint mir besonders erwägenswert,
wer jener Rey oder Senhor — Rey don Affonso — gewesen sein
mag, der in einigen unbeachtet gelassenen Tenzonen als Dichter
auftritt
^ Cantigas de Amor e ¿Le Maldizer de Alfonso el Sabio, Rè di Castigìia
in Stud, FU. Rom. vol. I 31—66 (1887).
s CV 37. 45. 157. 834. 347. 419. 420. 422. 424. 458. 466. 606.
50e. 5ie. 520. 534. 553. 572. 578. 587. 609. 613. 68L 632. 638. 684.
638. 639. 707. 708. 752. 755. 756. 758. 759. 863. 854. 886. 910.
915. 921. 932. 947. 953. 962. 963. 1015. 1024. 1032. 1036. 1087. 1088.
1043. 1053. 1054. 1082. 1084. 1103. 1131. 1143. 1157. 1172. 1175. 1184.
U86. 1189. U93. 1202. ~ CB 104. 464. 466. 476. 1606. 1612. 1614.
1516. 1518. 1520. 1521. 1524. 1525. 153L 1632. 1638. 1660. — Ohne
Scheidung solcher , in denen von Königen von Portugal (Sancho II., Al-
fons ni., D. Denis, Alfons IV.), Kastilien und Leon (Ferdinand m., Al-
fons X., Sancho IV., Alfons XI.) oder Aragon (Jaime I.) die Rede ist.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIBDEltBUCH. I3Í
Drei einschlägige Stücke (CB 886, CV U68, CB 867) habe
ich bis jetzt untersucht und spreche sie, nach eingehender Ueber-
legungy Alfons X. zu. Das, welches wir als Mantellied bezeich-
nen dürfen y ist überschrieben:
Vaasco Gil fez esta cantiga^ d^escamV^ e de maldizer.
Es lautet: , ,
(I.)
Rei don Alfonso, se Deus vus pardon,
d' etto vus venho [ora] preguntar
[e peco] qne panhedes de mi dar
tal recado qne seja con razon:
5 ¿Qnen dà sea manto, qne Ih' o guard' alguen,
e Ih' o non dà tal qual o den, por én
que manda [én] o Livro de Leoni
tfDon Vaasco, eu fui ja clerizón
e degredaes soia estudar:
IO enas escolas n soia entrar
dos maestres aprendi tal liçon:
que manto d' outren non filhe per ren ;
mais se o m' eu melhoro, faço ben
e non sOo por aquesto ladrón."
15 Rei don Alfonso, ladrón por atal
en nulha terra nunca chamar vi;
nen vos, senhor, non o oístes a mi,
ca se o dissesse, diria mal.
Ante tenho-[o] por trageitador
20 — ¡se Deus mi valha! nunca vi melhor —
qnen assi toma pena de cendal.
„Z>0fi Vaasco, dizer-vus quer' eu al
d' aqueste preito que eu aprendi:
oi dizer que tragdtou assi
25 ja üa vez un rei de Portugal:
e p>or se meter por mais sabedor
ouv(e) un dia de trageitar sabor . . .
fez-se cavaleiro do Espita!." /Q3 X612 = 886.)
Lesarten, die ich berichtigt habe: i cätiga — 2 edescarnhe — Z. 3
venho preguntar quer ora punhade — 7 Solche pleonastische Wiederholung
von ¿n ist nichts Seltnes; doch könnte man auch lesen: que manäa{n) eno
tíuro de Leon? — 8 derhon — ^ E degreda — i^ o m* eu mit ethischem
Dativ? oder o meuì Mir scheint die erste Deutung einen passenderen Sinn
zu enthalten — 17 vistes würde besser ins Versmafs passen — 22 ^rea al —
2^ fei — Die üblichen Schlufskadenzen , in denen das Facit gezogen zu
werden pflegt, fehlen.
Don Vasco Gil hat in den Händen eines Königs Alfons seinen
Mantel belassen. Wie er sagt, zur Aufbewahrung. Nehmen wir
an, da man einem König doch nicht so ohne weiteres seinen Um-
hang zum Aufheben ûbergiebt, dafs er sein Eigentum dem Herrscher
zum leiblichen Schutze ausgeliefert hat, im Feldlager, auf der Jagd,
9*
»32
CAROUNA MICBAKLIS DE VASCONCELLOS,
bei Unwetter oder aber zum moralischen Schutte bei irgend eineitt
nächtlichen Abenteuer. — Daraus ersieht man, dah er zu dea
Vertrauensmännern des Monarchen gehörte {PrivaJos oder VaÜdos).
Ein solcher aber wufste auch, wie willkommen dem musenfreund-
licben Monarchen eine lustige gereimte Behandlung jedweden Vor-
kommnisses zu sem pflegte. Darum wirft der Höfling scherzend,
ais er das Kleidungsstück in veränderter Gestalt, anscheinend neu
hergerichtet, zurück erhält, die Frage auf: „Wenn lüner Knem den
Mantel borgt und erhält ihn nicht so zurück, wie er ihn her-
gegeben hat, mit welcher Strafe belegt ihn dann das leonesische
Buch?" — „Zwar habe ich in Scholarentracht dereinst Decretalicn
studiert und von den Magistern gelernt, man solle Niemand seines
Mantels berauben. Dafs aber ein Dieb sei, wer ihn verbessert,
das habe ich nicht gelernt." — So ungefähr lautet des Königs
Antwort. Das Wort Dieb weist der Vertraute des Herrschers
natürlich zurück. Vielmehr nenne er den einen Tausendkünst-
ler, der es verstehe, Zindel in Pelzwerk zu verwandeln. Als histo-
risches Beispiel ähnlicher Taschen Spielerei wird datin noch auf
einen König von Portugal hingewiesen, der einst, aus Schlauheit,
den Hospitaliter-Mantel angelegt habe. —
Dunklen Stoffs genug für den Kommentator. Zu viel sogar
für einen, der, den Quellen nahe und doch so fern, über so dürf-
tige historische Hülfsmittel verfügt wie ich. Eine Ueberzeugung
drängt sich freilich sofort auf. Ein König Alfons, zu dem von
Gesetz und Rechtspflege gesprochen wird, und der selbst auf seine
kirchenrechtlichen Studien Bezug nimmt, kann kein andrer sein
als der gelehrte Schöpfer des encyklopädischen SeUnario, des
Fuem Real mit den IVuet'as Ltyes, des Espejo de lodos ¡os derechos,
sowie der berühmten Süle Partidas — der eifrige Förderer der
Universität Salamanca, und zu gleicher Zeit der fruchtbarste Poet
seiner Tage.
Trotzdem mufs der Nachweis erbracht werden. Das livro dt
Leon, der portugiesische Koni g-ffpj^/ïii/i'/ir, cendal váa pena, maestres
wie degredats geben aufserdem noch zu suchen. Ob auch zu
finden?
Zunächst, was wissen wir über den in so vertrauten Beziebungea
zu König Alfons stehenden D.Vasco Gil, der sich in dieser Ten-
zone rechtsbeflissen zeigt, und vom Partner an eine portugiesische
rechtskräftige /a{aiiha erinnert wird? Der König giebt ihm den
¿Jon-Titel. ' Und da die Tenzone zwar eine scherzhaft spöttelnde,
aber doch mafs- und formvoll ist, müssen wir die darin enthal-
tenen Angaben für whkliche, nicht aber, wie in einigen schmähenden
Streitgedichten, in denen Spielleute wie Pero da Ponte und Lo u-
renço gehänselt werden, für Persiflage halten.' Jener Hinweis
II IdiJm fi^t derselbe.
I
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH.
133
sowohl wie der Name Vaasco deutet auf einen vornehmen Portu-
giesen. Nur von einem solchen berichten aber die Adelsbücher
der Troubadour-Epoche, und nur ein solcher tritt als Dichter in
den Cancioneiros auf. Er gehört zu einer jener kleinen Dynastien
aas der Nordprovinz [Entrt Doiro e Minho), die in den ersten
Jahrhunderten den Regenten ihr Herrscheramt sb-eitig machten.
I Sein Vater ist der alte, zu Pombeiro begrabene Landgraf Gil
I Vas^tus dt Savtrosa, der von 1200 bis gegen 1240 am portugie-
sischen Hofe unter drei Königen eine der vornehmsten Rollen ge-
spielt hat,' zulelït als einer der wenigen treuen Berater und Kriegs-
genossen Sancho's 11,2 £in Halbbruder somit des Recken D, Marlim
Gil. des vietgehafslen Vertrauten jenes Monarchen, als dessen
KAmpe er im J. 1245 die Schlacht bei Porto gegen die Partei
der Bischöfe und des Grafen von Boulogne leitete und gewann.
Während dieser D, Martim Gil aus der ersten Ehe des alten Egi-
áitíi IV/amoder Valasquiz mit D. Maria Ayres de Fornellos stammt'
— und somit den, ihrer ersten Jugendliebe zu Sancho 1. entsprosse-
nen Königssobn D. Martini Sanches seinen Halbbruder nannte* — ,
ging Vasco Gil aus der zweiten, bzw. dritten Ehe mit D. Sancha
Gonvalves d' Orvaneia^ hervor, die man um 1210 wird ansetzen
dürfen (spätestens). Durch noch eine Ehe mit einer Giroa. sowie
durch eine seiner zahlreichen leiblichen Schwestern — D. Teresa
Gi! , die in der Königsburg zu Leon längere Zeit als Favoritin
Alfons' IX. thronte, während eine der Bas tard löchler dieses Paares
später im Palast Alfons' X. glänzte, und eine andre im Nordosten
der Halbinsel im Stamroschlofs der Herren von Cameros regierte" —
> Mon. Lus. XV e. 4; XVI e. >!. — Hercnlano, Hai. Port. Il 358. 388.
495. 4g6. — In den Jahren tljj — 1140 war Gil Vasque« ädtlhalter von
Sonsa {ttnens Sausam, s. Mia. Lui. tV, Escríl. XIV); [I40 gehörte er noch
tn den LehendeD. — Seinen Namen liest man unter lahJreichen der in den
P. M. U.i Leges 351—630 mitgeteillen Urkunden, nämlich unter fast allen
von Alfons II. bcGtätigten OrUrechien.
* Wählend der Mindeijähriglieit dea Monarchen war er ein gewslt-
ihiliger LSndetusurpator gewesen. — S. Here. II joo — 506 and Nova Maäa
I \ 17s und n { 187.
* Dies Biiadnî» mus vor 1200 geschlossen worden sein.
< D. Martim äancbes verliels Faringal 1211, beim Ableben seines Vaters,
um «ich dem Hasse des Thronerben lu entliehen. Am leonesischen Hofe
kam er natârlich ca hohen Ehren, und ward mit drei oder vier Grafschafien
belehnt: IZT9 verwaltete ei LJmia und Sarria (lUsco, Hist. Leon. Ap. 6
|i.403): 1122 Limia, Toronho und Monlenegro (¿i/.&i^r. XLI Ap. 29 P- 3S7).
Dlis er auch Tiastimar regierte und freihcTrlich einem (¡»Hiziscben Adligen
SbenDlwottele, wird Jm Gnfenbuch (P. M, H.: Serif I. igS. 194) behaaptet,
nod von den meisten spateren Geschichtsschreibern wiederholt, i. B. von
Doaite Nunes de LeSo in seiner Genealogia (Schott, Hisp. Itlustr. II 1257).
Vtm »einen Kriegsthaten und dem ritterlichen i'inii, den er an den Tag legte,
wenn er gegen Portugal 211 Felde ziehen murste, berichtet der Graf von
Barcellot (Script. 1. c). — Lucas von Tuy gedenkt de« Sieges bei Tejada
(Schott IV 1 14), der in die letzten glorreichen Tage Alfoni' IX. fallt. Vgl.
anch Bsp. Sagr. XXX VT App. p. 142.
> Orbaiulia in lai. Dokun
L
Vgl. Randglosie XI und CA Kap. VI I
r.58.
3
134 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELIX>Sy
waren die damals üblichen Verbindungen mit den ausländisdien
Dynasten und Vasallen hergestellt^ — An der Seite des Vaters
und des älteren Bruders erscheint Vasco Gil am portugiesischen
Hofe.2 Als Valascus Egidii unterzeichnet er 1238 einen Ausgleîdi
zwischen dem König und dem Bischof von Porto, D. Pedro Sal-
vador.3 Dafs er im Bürgerkrieg die Schicksale des Bruders teilte,
für seinen rechtmäfsigen Herrn das Schwert zog,^ bei dessen Sturze
ihn nach Kastilien begleitete, ebendort, während Sancho als hülsen-
der Mönch den kurzen Rest seines Lebens zu Toledo verbrachte,
in der Nähe des kastilischen Thronerben am ruhmreichen andalu-
sischen Feldzug mitwirkte, ist mehr als eine blofse Vermutung.
Vasco zählt nämlich zu den 300 AdUgen, unter welche Alfons X.
nach seinem Regierungsantritt die 1248 eroberte Stadt Sevilla ver-
teilte.^ An Macht und Ansehn hat er jedoch dem Martim Gil
den Rang nicht abgelaufen. Während jener in Elastilien verschie-
dene Schenkungsurkunden unterzeichnet — z. B. 25. Mai 1 254 die
Urkunde, durch welche die Ortschaften Cabra und Santisteban an
^ Script, 176. 197. 293. Die daselbst verzeichneten genealogischen An-
gaben sind nicht frei von Widersprachen. Das zur Kenntnis der Tronbidoiir-
Epoche Wesentlichste ist folgendes.
Aus der ersten Ehe des Alten von Soverosa mit der verlassenen Greliebten
des Königs gingen Martim Gil und Teresa Gil hervor. Das Uifro Velho (153)
nennt noch einen FemSo Gil, den das Ldvro do Conde als Sohn zweiter Ehe
bezeichet Martim Gil vermählte sich in Leon mit einer Castro, aus dem Ge-
schlecht der Pertigueiros de Santiago, Von ihnen stammt der erste Herr von
Albuquerque ab. — Teresa Gil, die mit dem Bruder 121 1 nach Leon aber-
siedelte, schenkte dem unverwüstlichen Alfons IX. vier oder fünf Kinder:
darunter Martim Affonso, der einer portug. Sousa die Hand reichte und Maria
Affonso, mit welcher, als junger Wittwe des Alvaro Femándes de Lara „o que
jaz em Fiteiro" (cf. Rod. Toi. IX e. 9), Alfons X. Beziehungen anknüpfte, denen
das Königskind Bringueira entstammt (vgl. Randglosse X).
Zu den Kindern aus zweiter Ehe mit Sancha Gonçalves d* Orvaneia —
im Uvro Velho {Script, 176) kommt sie erst in dritter Reihe — gehört aafser
unserm Vasco eine D. Guiomar, und ein Manrique (im Livro Velho Anriçue),
von dem weiter unten die Rede sein wird ( Anm. 5).
Die dritte bzw. zweite Gemahlin, die Spanierin Maria Gonçalves Giron,
brachte der Familie einen Zuwachs von weiteren fünf Kindern, von denen
nur eines, D. Dordia (d. i. Dordea = Dorothea), fur onsere Untersuchungen
in Betracht kommt.
Mit ihr und der Halbschwester Guiomar beschäftigt sich Jo3o de Gui-
1ha de im 37. Liede des CV, das ich am Schlüsse mitteile.
» Here. II 358 und 496.
' Diss, Chron. IV 2 App. No. 3.
* In einem Kampfe unweit Leiria's, über den nichts Näheres bekannt
ist, geriet er 1245 oder 1248 in Gefangenschaft. — Here. II 412 Ajun. 2: 414
und 425.
* Mon. Lus. XV e. 4 nennt in der Liste der portug. Sevilla - Streiter,
gleich nach dem Infanten D. Pedro, unsern D. Vasco Gril und seine Bruder
Manrique und Joäo. — In der Urkunde, wie D. Pablo de Espinosa sie in der
Segunda Parte de la Historia y Grandeza de la Gran Ciudad de Sevilla
druckt (1630), steht der Infant unter den Fürsten (f. i), die drei Brüder Gil
aber gleich zu Anfang der portug. Ritter, unter welche Gelmus verteilt wurde
(f. 7V). Zu den Granden, welche 1250 das Fuero de Sevilla unterzeichneten,
gehört er nicht.
Ri^NDGLOSSBN ZUM ÂLTPORT. UBDERBUCH. I35
Ubeda fielen, in Gemeinschaft mit zwei andern portugiesischen
Sevilla-Kämpfern^ — , kann ich wenigstens Vasco's Namen unter
solchen Schriftstücken nicht nachweisen. Und ebenso wenig in
der Heimat, wohin beide zurückgekehrt zu sein scheinen, nachdem
des Grafen von Boulogne Thronrecht mehr als durch päpstlichen
Machtspruch durch Sancho's Tod unumstöfslich, und weitere Oppo-
sition gegenstandslos geworden, momentane Eintracht Portugals mit
Kastilien aber durdi Alfons' III. Ehebund mit einer Tochter ÂI-
fons' X. hergestellt war.
Martim Gil finden wir seit 1255 in der Nähe Alfons' UL^
Von Vasco wissen wir nur, dafs er sich in Portugal mit einer
Tochter des D. Fernand' Eannes (mit dem Zunamen Che ira) aus
dem Geschlecht derer de Riba de Vizela e de Cambra, ge-
nannt D. Froilhe Femandes, vermählt hat^ Kaum später als 1 255,
da einer seiner Söhne, als er 1277 in dem von neuem entfachten
Bürgerkriege im Kampfe bei Gouvea fiel,^ bereits ein Töchterchen
besáis, D. Guiomar Gil II., mit welcher sich gegen Ende des Jahr-
hunderts ein Joäo Rodrigues de Briteiros vermählte, der in einer
späteren Randglosse wieder auftauchen wird.^
Der Zeitabschnitt, in dem also der historische D. Vasco Gil
mit König Alfons in Kastilien zu dichten Gelegenheit gehabt hätte,
umfafst die Zeit von 1247 bis etwa 55. Da der Fürst jedoch als
König angeredet wird, verkürzt sich die Frist, in der die Tenzone
entstanden sein muTs, auf die ersten vier Regierungsjahre. An
Alfons IX. zu denken, dessen Beziehungen zu den Soverosas laut
S. 134 Anm. I ebenso intime waren wie die Alfons' X., ist somit
nicht zulässig, trotzdem die Bezugnahme auf das Livro de Leon
dazu zwang, ihn zuerst nicht aus den Augen zu lassen.
^ Nobl, And, II c. I . Vgl. ebenda c. 9 die Schenkungsurkunde über die
an Baeza abgetretene Torre de Gil de Olit. Freilich kann es sich hier, und
in allen einschlägigen Fällen, auch um einen andern gleichnamigen portug.
Magnaten handeln, den Sohn des Gil Martins de Riba de Vizela. Um so
mehr als in der letztgenannten Urkunde dieser unmittelbar vor D. Martim Gil
imterzeichnet.
» Here, n 412. — P. M. H.: Le^^âs 665. 683.
» Scrij^. 153. 176. 199. 295. — Cheira wird im Spottlied CV 1080
erwähnt
* Nova Malia I § 183; Il § 149. 198 u. 54. — Ueber den Bürgerkrieg
gegen Ende der Regierung Alfons III. s. Here. Ill 150. — Mon, Lus. XV c.4
und Script, 4: Era MCCCXV feria V<» comissum fuit bellum inter Pet rum
stephani de thaauare et fernandum alfonsi de Caambria in quo belìo ex parte
fernandi alfonsi (seines leiblichen Vetters) nobilis quidam nomine donus
Egidius ucdasci solus inter iit et nullus alius {Chron. Conimbr.).
^ Gil Vasques II. war mit Aldonça Annes da Maia vermählt (cf. Nova
Malta I § 235), deren Reize Alfons III. bestrickt haben sollen. — Ein andrer
Sohn des Dichters, D. Martim Vasques, fìel 1286 bei Alfaiates an der
Seite des rebellischen Alvaro Nunes de Lara. Script, 295 und Mon. Lus.
XVI c 5 1 (wo übrigens sein Name nicht erwähnt ist). — Eine seiner Töchter,
Sancha Vasques, heiratete Femam Femandes de Lima e BaiSo, mit dem Bei-
namen Päo'Centeio = Roggenbrod. Beider Sohn, D. Joäo Femandes de
Lima — des Vasco Enkel also — vermählte sich mit einer Tochter des
Troubadours D. JoSo d'Aboim.
136 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOE,
Die fragende Erwähnung dieses GeseUbnches, gleichviel ob
das Fuero Juzgo oder das Fuero de Leon gemeint ist, in die Zeit
1252 — 55 zu verlegen, geht auch darum sehr wohl an, weil sich
der König gerade damais aufs eifrigste seiner grofsartigeD gesetz-
geberischen ThätigVeit widmete. Noch vor 1253 wurde das íuíro
Real nebst den Ä'uevat Leyes sowie der Espejo de todos ¡os derechos
redigiert (d. h. ehe Alfons den Titel de Algarve angenommen hatte),
worauf von 1256 — 63 an dem umfassenden, aXs Stete Partidas inai'
bekannten Libro de ¡as Leyes gearbeitet wurde.
Noch eioen Zug aus dem Leben des Vasco Gii vermag ich
imzufuhren, der dafür spricht, dafs wir ihn mit dem rechtskundigen
Poeten identifizieren dürfen, der König Alfons anredet. Ursprüng-
lich war derselbe nämlich zum Geistlichen bestimmt gewesen. Wie
das Grafenbuch angiebt, halte er die ersten Weihen bis zum Sub-
Diaconus empfangen: fay d' epistola; vertauschte dann jedoch das
lange Gewand os longos pannos mit dem Ritterharnisch. Gleichwie
der König abet hätte er dementsprechend sagen können;
cu hii ja clerizón
e degrcdaïs soia cstudar,
denn ein Adliger wie er hatte Anwartschaft auf die höchsten Prä-
lateowürden, und mufsle regelrechte Studien absolviert haben.*
Anscheinend könnte man zweic:rlei unter dem Livra de Leon
verstehen. Das Livro Juzgo imd das Fuero de Leon?- Das wesl-
gotische Gesetzbuch blieb bekanntlich in Leon Jalirhunderte lang
rechtskräftig, selbst noch nach der endgültigen Vereinigung von
Löwe und Turm unter Ferdinand 111,, ja selbst noch nachdem
Alfons X. seine reformatorische Thätigkeit entfaltet hatte, in dem 1
idealen Bestreben, den allmählich den Mauren entrissenen Pro-
vinzen und ihren mit Sonderrechten verschiedenster Art privile-
gierten Städten und Städtchen ein einheitliches nationales Recht
zu geben, aus römischen Gesetzen, Westgoten-Sitte, Kirchen-
satzungen und dem in den Foraes und im Fuere viejo nieder-
gelegten traditionellen Brauch kunstvoll in einander gearbeitet^
' Aus den Scheoliunecii, welche Gil Vasques der Alte und sein Sohn den j
Hospitalitem und speiiell dem ICIoslet Pombeiro zuwies, darr man nicht fot-
gem, dafs der Dichter dem Orden zugehotle. Zum Teil waten dicselbrn
nichts als Herausgabe von konlgl. Sesitzlümetn, welche währrod der Minder-
jährigkeit Sancbo's U. usurpiert worden wnren. Das gilt i. B. von der Viltà
de Sesmires e toda a terra de yalles. Der Monarch halte dieielhen seinem
Kapellan geschenkt; dessen Sohne wurden sie vom Herrn von So
rissen, der sie, als es zum Sterben kam, den l^Iospìtalìtern vermachle. Nova
Malta I \ 1E3 and 275; 11 9S. 149. [87.
' Oder noch ein drittes? Ist das Liber Legis oder Judicium Legion . ^
das in § 1% der Cortes de Leon v. J. 118S erwähnt wird, nur dn andrer Name
für das Fuero Ju»goì Oder ist darunter eine Sammlung zu verstehen, in
welche die bonos mores, façanhas, d. h. Rechtssprüche, eingetragen wurden,
die iür ipätae Falle als Vorbild dienen sollten?
■ Auch was der Grnrskaniler Kastiliens in seiner Chronik Peters des
Grausamen zum Juhre 1351 (c. 19) berichtet, verdient Beachtung. Der Schi ult-
e
1
I
I
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPOKT. UEDERBL'CH. I37
I Bilan erinnere sich ferner, dais das Libcr Judimm audi über Leon
bínaos Galligkeit erlangte; dafs noch Ferdinand III. es für Car-
mona nnd Cordova in die Vulgürsprache umsetzen Iters,* sowie dafs
es etwas später auch auf Murcia ausgedehnt ward; und drittens
dafs im gallizischen Santiago de Compostella und allen ihm unter-
stellten Orten wenigstens Appellation an das Libro gestattet war.^
Seine Gültigkeit war freilich eine stark beschränkte. Beschrankt
eben durch das aus dem Gewohnheitsrecht hervorgegangene, fur
das Volk bestimmte lÄvro de I^on, welches Alfons V, — el dt los
bumot futrot — auf der lozo nach Leon berufenen Prälaten- und
Magnaten Versammlung redigieren und bestätigen liefs. Mit seinen
49 bedeutsamen, wellliche wie geistliche Bedurfnisse gleichmäfsig
berücksichtigenden Dekreten ward es rasch mehr denn ein blofser
Freibrief fur die Stadi, ein das Fuero Juzgo z. T, vervollständi-
gendes, z. T. ersetzendes Corpus juris für das ganze sich dehnende
ond entwickelnde Königreich* und, wie der ältere Kodex, hinaus
über die eigentlichen Grenzen des Landes,' und blieb ea bis ans
Ende des 13. Jhs. nnd noch ins 14. hinein (bis etwa 1356),
Ich meine — mit dem Vorbehalt, der sich aus S. t j6 Anm. 2
ergiebt — , dafs die Troubadours dies letztere im Sinne hatten,^
nicht aber den ja auch in Portugal herrschenden Goten-Kodex
alleÍTL Zwar wird derselbe in den alten Handschriften und von
den Benutzern bald Libtr, bald Foi^um genannt. Der Zusatz de
Leon kann jedoch von Rechts wegen nur den jüngeren Kodex,
und zwar vornehmlich Kanon 20 — 48, charakterisieren. Dafs man
auch diesen unterschiedslos bald Über, bald Foro genannt hat,
beweisen zum Ueberflufs unsere Cantigas.
taxx taotet: E llama-se, en Tolède, Caíteílano todo aquel que ts de tierra
dtl stñario dtl Rey de Caitilla do non se j'uiga for el Libro jfutgo. Deb-
Elcichen in der ahcn Chronik Atraas' X. (c, 9) die auf des Gelehrten Ge-
fclies^piegel beiügliehe .Stelle; mandó facer el fuera dt las ¡eyii, en que
aiummà muy brevemente muchas leyes de los derechos. E dia lo por ley e
per fuero a ¡a ciudad de Bürget e a otras cidades 1 villas del regno de
Castilla, ca en el regno de Leon avian el Fuero yuzgo que los Godos
avieron fecho en Toledo.
I ' Schlfci, Cesehiehie Spaniens II 412 — 41S; Amador de loa Rios 11410;
I Baist, Gnindrifs { 24.
» An welches Libro die Richter von Santiago de Compostella appellierea
■latlten, ob au das Fuero de Lean, oder an das Fuero yutgo, ist noch heale
eine Streitfrnge. — Zu Esp. Sagr. XXXV c, V(niit Anhang) s. Lopes Fer-
teifo, Fueros Municipales de Sanliage, 1895. — Cf. Rev. crii. I 131.
» Rod. Toi. (+ 1147) sagt von ihm: leges gothicas reparaiiit et alias ad-
didit guit in regno Legionis etiam hedie BÖservantur (V I9. Cf. VI 9 u. 13).
— LnC.T0d.fl9: Dedil ei bones foros el mares quoi debet habere tarn civitas
quam toíum legionense rignum a flumine Pisuerga usque ad extremam
GaUaeciae partem in perpttuum.
' Aguirrc. Concilia Bisp. IV 386. — Marin«. Ensayo Hist. Grit. 156.
— E,p. Sagr. XXXV c. V u, Ap. lï u. 16. — Aschbach, Spanien und Per-
tugi unter Almeraviden und Almohadea 8.363. — Schäfer, Gesch. Span.
n 414- — P- M. H.: Leges I 135.
* Die leoDcsischen Richter, an welche appelliert werden durfte, hiefsen
Jueces del LOiro y del Fuero.
138 CAROLINA MICHAELIS DB VASCOMCBLLOS,
Der Bezeichnung livro de Leon bedient sich, aufser D.Vasco
Gil, noch ein gallizisch- portugiesischer Dichter, wie ich zeigen
werde. 1 Vom foro de Lean sprechen mehrere.^ Alle natûrlidi
ohne des Gesetzes Inhalt und Wortlaut genau im Kopfe zu haben;
vielmehr mit dichterischer Freiheit in Fällen, wo sie ebenso gut
kurzweg das Gesetzbuch, das Gesetz hätten sagen können —
eine Verallgemeinerung, die bis 1255 begreiflich ist^ — , und länger,
da, wie gesagt, das grofse philosophierende Hauptwerk Alfons* des
Gelehrten niemals Anwendung fand, selbst in Kastilien nicht
Wo ein gallizischer segrel — Affons* £annes do Cotom,
dessen Hauptthätigkeit sich am Hofe Ferdinands III. und Alfons' X.
abspielt — in einem burlesken Schmutzlied ausdrücklich versichert
pero juro -vus que non sd
ben este foro de Leon,
ca pouc' á que aqui cheguei *
meint er nichts als „ich kenne die Landessitte hier in Leon
nicht", gerade so wie ein andrer Dichter einmal a for de Casiella
im Sinne von „nach kastilischer Art" verwendet*
Wo hingegen Ayras Peres Vuitorom, der eifrigste Ver-
teidiger Sancho's II., der mit Vasco Gil sicher bekannt war, von
einem zu Unrecht freigesprochenen Verräter handelt, der wegen
aleiv^ e iraiçon nach leonesischem Gesetz Todesstrafe verdient hätte,*
und auch wo der Admiral Pay Gomes Charinho von gewissen
Vorrechten redet,'^ ist die obige Auslegung nicht statthaft
Und erst recht nicht, wo ein andrer Gallizier, der mittelalter-
lich rüde aber lustige Schelm Joäo Ayres de Santiago, in einem
unsaubren Spottliede auf das Livro de Leon verweist Er stellt sich
darin liebeskrank; klagt die Schöne, die an seinem Tode Schuld
ist, des Mordes an ; und verlangt in zweideutiger Weise Anwendung
einer die Volksphantasie naturgemäfs erregenden, grausigen KriminaU
bestimmung, nach welcher der Todschläger im Grabe lebendig
unter seinem Opfer zu liegen kam: sepeliaiur vitms ei inier fectus
super eum projiaaiur.^
Diese Bestimmung findet sich jedoch keineswegs in dem Texte,
auf den der Spötter sich beruft, sondern, auf hispanischem Ge-
biete, in den Ortsrechten von Cuenca, Sepulveda, Baena, Plasencia,
und, auf portugiesischem, ausschliefslich im forai des fränkischen
* Joäo Ayres de Santiago. CV 1076.
« Ayras Peres Vuiturom OV 1096. — Affons' Eannes do Co-
tom OVmS. — Pay Gomes Charinho CV 1158.
' Nach diesem Datum wurde àd^s fuero real verschiedenen kastilischen
Städten verliehen und der Espejo oft zu Rate gezogen.
* OV 1113. — Darin handelt es sich in gröbster Weise um das Wort:
Und sie soll vom Manne gebären.
» CV 1028.
" CV 1096. — S. am Ende dieser Studie den Liederanhang (3).
7 CV 1158. — Es bildet den Gegenstand von Randglosse IIX.
8 OV 1076. — S. Uederanhang (4).
RANDOLOSSKN ZUM ALTPORT. LISDERBUCH. I39
Ortes Lourinhan und in Marmelar.^ Im Fuero de Leon § 24 wird hin-
gegen, wie schon im Westgotenrecht, Mord durch eine Geldsunmie
gesühnt: 100 — 500 Solidos, oder die Hälfte der fahrenden Habe
des Missethäters; und auch das nur, falls derselbe innerhalb neun
Tagen ergriffen werden konnte.
Eine Bestimmung über den Manteldieb enthält übrigens das
Fuero de Leon ebenso wenig wie das Fuero Juzgo, Ich würde
eine solche eher in den Aufiseichnungen vermuten, welche die
Grundlage des Fuero viejo bilden.^ Wem'gstens findet sich die
entsprechende Verfugung auf portug. Boden in einem Âdelserlafs
Alfons' IIL Siabelectmenio em como as casas dos filhos d* algo devem
ser guardadas, Sie lautet:
Item: qaemqiier que filhar capa on cerarne ou pele ou alguma vesti-
dura ou cobertura, peyte-a en dobro, ataa IX dias. E se o nom peytar
fique eno consentimento (sic! — statt cousimento := remaneat in causimento)
do meyrinho e peyte a mim por cada huum, dous mará vedis.*
Den Doppelwert hat der königliche Mantelempfanger unsrer
Tenzone genau genonunen wohl nicht gezahlt Jedenfalls aber
einen höheren: schweres Pelzwerk (pena)^^ an Stelle von leichtem
Seiden -Zindel {cendal) fi der nur für bestimmte Kleidungsstücke,
wie Frauenblusen oder -rocke, den Modeforderungen entsprach,^ als
1 Leges 448 u. 489. — Here. IV 86. 461; I 403.
' Ueber das traditionelle Gewohnheitsrecht des kastilischen Adels siehe
Lafuente I 382.
• Leges 191, — Cf. ib. 190: Decretum Domini Regis, Quicumque acce*
ferie alicui capam zuramen pellem aut aliquam uestem aut aliquod coope-
rimentum pectet ipsum in duplo usque cui nouent dies, et si iliud non pecta-
uerit remaneat in causimento de meirino et pectet mihi pro unoquoque II
morabäinos. — Cf. Äfon. Lus, XV e. 13.
• Ueber pennas s. Leges 192 — 196. — Vgl. Randglosse IV u. XIV.
^ Wären diese Randglossen speziell für Portugal bestimmt, so mufste ich
aber cendal, tendal, sindal Längeres und Breiteres mitteilen, da ein so gründ-
licher Kenner des Mittelalters wie Gama Barros I 534 bekennt, er wisse nicht
was das im Elucidario fehlende Wort bedeute. Da ich dem Ausland jedoch
nichts wesentlich Neues über Stoff, Farbe, Wert und Verwendimg zu bieten
habe, verweise ich die hiesigen Forscher auf Fr. Michel's Recherches sur les
Etojfes de soie (Paris 1852) und P. Meyer's Anmerkungen zum Flamenca-
Roman ; Du Gange s. v. cendalus, sendadus, — Was Portugal betrifft, so sei
nur bemerkt, dafs cendal auffallenderweise in der Preistabelle vom J. 1253
nicht vorkommt, wohl aber in der Kleiderordnung Alfons' IV. Im Lieder-
buch begegnen wir ihm in CV 847 und 948 (in Braga's Ausgabe auch noch
in No. 1031); bei Alfons X. in CM 282, 14. — Als Futterstoff steht es
meist gegensätzlich der penna, d. h. dem Pelzfutter gegenüber. Wo es sich
um Wertangabe handelt, neben Sammet und Purpur oder Scharlachtuch.
• CV 948: £ pesa-m' én e é mi mal
que Ih' escamiron seu brial
que era nov' e de cendal.
Im unmittelbar folgenden Spottlied wird dasselbe Kleidungsstück als brial de
Sevilha bezeichnet Aus den voranstehenden (945 — 947) haben wir erfahren,
dafs es zur Weihnachtszeit einer schönen Infançda geschenkt worden war.
Wieder ein andres Gredicht (CV 796) klärt darüber auf, was für ein Oberkleid
der Frauen -¿r¿a/ gewesen sein mufs.
140 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
Schmuck des Mantels eines Rùo-hûmfm aber dem Monarchen miß-
fallen, wenn nicht gar gegen einen Paragraphen der Kldderord-
nang veratofsen raochle. Ich sage ais Schmuck (guarniçSo), und
stelle mir vor, es handle sich um eine Einrassung — wie sie die
hochinteressante Prdstabelle Alfons' UI, vom J. 1253 unter cum penna
oder scotada cum pernia versteht.^
An einen Mantel para graph en wie den obigen aber dachten
Alfons X. und Vasco Gil, aller Wahrscheinlichkeit nach. Das por-
tugiesische Dekret war bald nach den Corles de Gui maraes (1250)
erlassen worden.- Den entsprechenden und gewifs vorbildlichen
hispanischen Text vermag ich nicht anzuführen, zweifle aber nicht
an seinem Vorhandensein schon vor den Cortes de Valiadolid vom
J. 1258. Auch eine Art Kleiderordnung mufs an beiden Höfen
damals erlassen worden sein, mit Ein Eel bestimmun gen ahnlich den
von Alfons IV. verfügten. > Das schliefsc ich aus einem Spotl-
liede des CV, worin einem filzigen Infan(on von demselben alfon*
sinischen Troubadour, der sich mit den Schwestern unsres Vasco
Gil beschäftigt hat,* vorgeworfen wird, er übertrete des Königs
Gebot — 0 degredo del rey; denn dieser habe verfügt, der Mantel
des Iiifançon solle alle zwei Jahre erneuert werden, er aber trage
den seinen nun schon im dritten oder vierten Jahre. ■'^
Das Studium der Dckretalien, auf das König Alfons sich
in seiner Entgegnung bezieht, könnte man mit einiger Wahrschein-
lichkeit ¡n die Epoche der Vorarbeiten zur Gesetzes -Reform ver-
legen, in der die Tenzone entstanden ist, um so mehr als schon
Ferdinand 111. dieselbe geplant und zu ihr angeregt hatte. Der
Wortlaut zwingt jedoch, an vergangene Zeiten, also an des Ge-
lehrten Mocedades, zu denken. Zwar wurde Salamanca erst
1254 (durch die Bullen Papst Alexander's IV. vom 25. Mai, 13. JuH
und I. Oktober) erweitert und den drei europäischen Esludos Gt-
ntralei — Paris, Oxford, Bologna — gleichgestellt, nachdem Alfons
' Für „Fuller" wurde forre, für „geiütterl" áehraáo gesagt, Leges I96.
Von der gamaeha, dem tabardo und maulo cum penna und sine penna ist
daselbst mehrfach, die Rede. Und in der tmgedtucktcn Verordnung von 1340
Imdet sich sogac com penna ou com cendal mit Be^ug auf tabardo, manto
oder pannos (¡m Sinne von „Aniug") Duliende von Malen, wo auseinaDder-
gesetit iai, welches Tuch, welcher Schnitt und welcher Bes^kti dem KSoig uod
der Königs familie, dem Rico-homem. dem Cavalleiro, Escudeiro und CidadSo
erlaubt war. und wie oft er sich beim Schneider neu einkleiden durfte. Siehe
Gama Barros I 533 — 536.
» Die Haupldekrete Alfons' III. über seinen eignen Hautbalt und den
seiner Untetihanen fallen in die Zeit von 1250— 1161 {Leget igt — 110),
* Es wird darin unter vielem andetu festgestellt, der Magnat dürfe sich
jSbrIich drei Ancüge com penna eu cam cendal, der Ritler ihrer xwei, der
Escudeiro sich jährlich einen neuen Anzug lem penna nem cendal lalegcn.
— In der ungleich einfacheren und sparsameren Zeit Alfons' III. muíste, dem
AüKhein nach, ein Anzug selbst dem Rico-homem und Infanion ganze iirei
* Jolo de Guilhade. CV 37.
> CVU03. S. den Liederanhang (5), Vgl. CVU09,
I
I
K&MDGLOS5EK ZUM ALTPORT. LISDERBÜCH. I4I
tvfci Jahre juvor (g. November 1252} die Staiuton angefertigt hatte,
kraft deren er vier Lehrstühle für Juristerei stiftete und reichlich
dotierte.^ Doch war kanonisches Recht ebenda schon früher in
der 1 220 von Alfons IX. errichteten und 1 239 von Ferdinand III.
erweiteiten Theologie -Schule von ausländischen Doctoren gelesen
worden.^ Und nidit minder in der bereits 1209 zu Falencia unter
minder glücklichen Auspicien gegründeten kastilischen Akademie.^
Die Selbslaussage des Königs in unsrer Canzone — ' brauchbat
als Beweis dafür dafs er Ihatsachlich eine Hochschule besucht
hat — zeigt nicht, ob das in Leon oder Kastilìen geschehen ist;
doch hört man in seinen eignen Liedern und in denen der Zeit-
genossen sowie in Prosawerken des 1 3. jhs. immer nur von acholas
and tieholarts dt Salamanca.^ Nie aber von den isiholat de Paienda,
die durch das rasche Aufblühen der jüngeren Schwester bald in
den Schatten gestellt wurden.
Ob des Königs Maestres die gleichen gewesen sind, die er
später zur Ausarbeitung seiner Ideen heranzog? Mestre Koldan?
Jacome RuiE? Mestre Mattin?
Dafs er als Student das Gewand des Klerikers getragen hat,
darf man als selbstverständlich gern glauben. Qerizon — übrigens
eine hispanische, keine gal lizisch- portugiesisch e Bildung^ — benennt
heute den Chorknaben {monaaüo), während die Scheideform cUri-
t«nU allgemeiner auf denjenigen angewendet wird, der, ohne ordi-
nierter Priester zu sein, in geistücher Tracht einhergeht; im tadeln-
den Sinne auch auf den Kleriker, der im Aeufsem und im Be-
tragen den Anforderungen guter Sitte nicht nachkommt. Im Portu-
I
' Mando e tengo for bun que haya un maestro en Leyes e yo le ai
quinientos maraVtJís Je ¡a/aria for ei año: e que haya un Bachiller Le-
gista. Otrosí mando que haya un Maestro en Decretos e yo le d¿ Ireieientot
maravedís cada año. Otrosí mando que haya das Maestros en Decretales e
ye que les di quinientos maravedí: cada año, Ordeaanças Reales X 5t, r
io den Adieiotui zur Partida II 31, t — 1 1, wo Aaifübriicbcs ñber die Esludios
Generales iteht.
■ Vidal, Memoria Hist, sobre la Universidad de Salamanca I8Û9. —
Unga, ffisl. Univ. 1 76. — Lue. Tud. (m Sdion IV 1 13) sagt: Hic [= Adefansus
Sex L*gionti\ salutari Consilio evocatiit magislros peritisstmos in sacris
Êtrifhiris &• constiiisü sckolas fieri Salmantia.
■ Luc. Tnd. {Scholt IV 109) Eo tempore (vor der Schlacht bei Lna Navas)
Hex Adeftnsus evocavi! magistros theologicos et aliarum artium
¡iberitlium &• Palintiie ¡cholas institua procurante reverendissimo &• nobi-
ksiimo viro Telli'one eiusdem civitatis episcopo. Quia ut aniiquilas re/eri,
temper ibi viguit scholaslica sapientia, viguit &• militia. — Rod. Toi. Vili
í. J4 ... sapientes a Gallis et Italia convocavit ut safientia disciplina a
regna suo nunquam abesset et magistros omnium facultalum Palentia
umgregavit quibus et magno stipendio est largùus: ut omni Studium cupienti
quasi manna aliquando in os infiueret sapientia cuiusiibet faculialis. Et
licet hoc fuit Studium interruptum, tarnen per Dei gratiam adhuc durât
(SchoW H uB). \g\. Risco 3BJ.
' CM 29L Vgl. Script. 185. — CV 410. USI. UB? ist von einem escolar
die Rede.
* Anch dadoTch ist der Reí Don Alionso aU KaitUier gekena<
142 CAROLINA MICHAELIS DB VASCONCELLOS,
gtesischen diente das etilsprechende cìttigon vor«'Ìegend sur Be-
iienDung des Scholaren, dessen longoi pannos geistlichen Zuschnitt
gehabt haben und noch heute bewahren.'
Nicht dem straffälligen Manteldieb, dem geschickten Gaukler
will der Vasall seinen König gleichstellen. Das für denselben vor-
geschlagene Wort tragtilador, das nicht zu den verpönten Schmäh-
worten, sondern dem usuellen Volkswörterscfaatze angehört,' war
und ist noch heute, neben rsirugeiianle, die übliche Bezeichnung
für den Jongleur, Taschenspieler und Nekromanten.^
Welcher unter den vier Königen von Portugal, die vor 1255
zu den Toten gehörten, mag dem König Alfons als Typus des
Muster-Gauklers und Mantel tau Sehers vorgeschwebt haben? Die
Antwort: natürlich der, welcher den weifsen Mantel mit dem roten
Kreuz der Hospttaliter getragen hat, scheint einfach; und ist es
doch nicht, bei unsrer erstaunlichen Unkenntnis über da^ Leben
der altportugiesischen Dynasten und ihr Verhältnis zu den Rjtter-
Sancho n. (t 1248), an den man zu allererst denkt, weil eB
der einzige ist, von dem die Geschichte meldet, er habe im Leben
wie im Tode jenes geistliche Gewand getragen, dem er den Zu-
namen Capello dankt, ¡st ausgeschlossen. Alfons, der ihn von An-
gesicht zu Angesicht gesehen, ihn von Portugal nach Kastilien ge-
leitet und das Schwert für ihn gezogen halte,* konnte wenige
Jahre später unmöglich vergessen haben, in weicher ungewöhnlichen
Tracht der im Kriege so tapfre, im Frieden lässige Monarch ein-
herging. Um so weniger als sein Grabmonument, das ihn als
I
* In fi-äi-eUrigon (CV lâOl) hat es böse Nebenbedeutung.
* Mit Rectit wird im Glossar lu den Mariculiedem des Königs das proT.
traigüar Irasgicl trasgilamens neben trasgeüo CH 77 gestellt (wniu noch
tragüader käme); mit ITorecht aber wird behauptet, die gal liziscbe Farm lei
Lehngut. Das ¡st sie ebenso wenig wie das kastiliiche trasechador (Alex. i8iï),
' Vgl. OrdenafBts Ag. III 15. 18, wo vom tragfitadvr gehandelt wird.
Trageitoi sind alle Gaukeleien — bei Soropila (16. Jb.); sabe mais tregeitos qat
Mm cigano — , aber auch spottende GeberJen. Im allen Gemeiad erecht der Sladt
Evora (iij. Jh.) findet sich i. B. ¡0 einet kuriosen Verordnung äl>er bo«e Weiber-
rungen (§ 1 13 Renda das bravas) die Bestimmung; t mandarom qus nem per
trtgtytos nem per remoquts nem fer cantigas se nam d^estem [Dx. Ebaf.
I 150) und (Lb. l8q); E fortm urdtitou e mandou que dagui eitdianle qualqver
mallur que em praça ou em rua . . . deestar per pallavra au trtjeito ou
per almara (f ) nu em remoque . , . pague par a primeira vet 50 rs. ; e p«r
a segunda seja presa e da cadia, jaaendo Ai tres dial, fague loo rs.; e per
a terceira ivi seja rrtfreada e degradada pubricamente com 0 frto nH btta
fora da cidade e seos termos, atoa merce del Rey. — Hente ist die Wcndui^
Iregeilar esgares [^ Fraticn schneiden, Faicn machen) recht beliebt.
* Die portug. Chroniken belichten nur, Alfons habe ihn geleitel: E des
alii emvÌDu Rey dorn Sancho polio if ante dorn ofomsa filha del Rty dorn fer-
nando de castella, e de leam, e el foy com el com muy gram cauaUaria t
leuou ho consigo pera caltela {Script. Jt), Andre Schriftstücke beweisen, daA
e* 1248 zum Kampf gekommen ist. Die Cron. Gen, kann ich nicht lu Rate |
ziehen. Das ganze Kap. 7 in der spanischen Cron. Alf. ist unbrauchbar.
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. I43
Franziskaner mit Kutte, Kapuze, Strick und Sandalen zeigt, in
Toledo vor den Augen beider Dichter stand. < Unmöglich konnte
er audi von Sancho mit aprendi und oi dizer berichten. Und ge-
rade einem der treuesten Vasallen des verleumdeten Entthronten
gegenüber, dessen Schicksal den König so ergriffen hat, dafs er
noch im Alter, verlassen nicht nur von seinen Vasallen, sondern
von dm eignen Kindern, ausrief:
Nunca assi foy vendudo
rei don Sanch' en Portugal.*
£s muís sich um einen vor Lebzeiten oder in der ersten
Kindheit Alfons' X. verstorbenen handehi:
Nicht um Alfons IL (f 1223), den harten Bedränger des
Klerus, der sich den Hospitalitem durchaus nicht geneigt zeigte
und ihren Uebergriffen auf dem Gesetzeswege entgegentrat'
£s bleiben somit nur Sancho L (f 121 1) und Affonso L Hen-
riques übrig (fu 85). Beide, besonders aber der jüngere, räumten
dem Orden grouse Freiheiten ein und beschenkten ihn mit Län-
dereien und Geldmitteln.^ Von keinem aber wissen wir, dafs er
ihm beitrat Von keinem auch, dais er dadurch irgendwelche Vor-
tefle hätte erringen können.
Die Frage bleibt also ungelöst
Die unbestimmte Form, wie der tenzonierende Monarch seine
Anspielungen auf eine ihm gerüchtweise zu Ohren gekommene
^ André de Resende erzählt in seinem Briefe Ad Barth, Kebedum
(p. 215), er habe den Entthronten zu Toledo in schemata monachi ex divi
Francìsci in quod propensus fuerat institutum gesehen. — Auch der Name
Capello, der nicht erst im 14. Jh. im Grafenbuch auftaucht {Script, 255), son-
dern schon im 13. ñblich war (ib. 21 u. 22 und Cr<m,Alf, c. 7; cf. Here.
II 328) und von den Zeitgenossen, wahrscheinlich im Heerlager des »»Grafen",
wie Alfons III. damals hiefs (CV 1088 u. 1080), geprägt worden ist, spricht
deutlich genug. {Capeludos und Capuchos = Kapuziner oder Kapuzer nannte
das Volk später die Junger des Heiligen von Assisi). — Frei Manuel de
Elsperança in seiner Cronica Serafica I 4 e. 36, S 3 und D. José Barbosa im
Catalogo das Rainhas p. 147 legen den Sachverhalt verständig dar. — Das
Bestreben des unzuverlässigen Nicolau de S. Maria nicht nur Sancho II., son-
dern auch Sancho I. und Affonso Henriques dem Augustiner -Orden einzu-
reihen, hat keine historische Grundlage {thron, dos Conegos Re gr antes) ^ ward
aber trotzdem von anderen geteilt, z. B. Anaceph, 99 ; Aschbach 11.
> CM 285.
» Leges 170. 555, 718.
* Von Affonso Henriques heilst es in der Chron, Breve', E este Rey
dorn affonso começou a hör dem de santiago e deu a o esprital de Jerusalem
oiteenta mil marauidis em our o pera comprar herdade de tanta renda per que
dessem aos enfermos da enffermaria senJios paäes quentes e senhos uasos de
uinho porque metessem cada dia em ora^om este Rey dorn affonso. — Im
Grafenbuch, wo sic mit sachlichen Varianten und natürlich auch in veränderter
Orthographie erscheint {Script, 255), wird noch hinzugefügt: e deu gramdes
Uberdades aa dita ordern do Espilai no priorado de Portugal, Ueber das
Xhatsächliche erhält man Auskunft in Gama Barros' trefflicher Hist, da Ad'
mmistracäo I 367 ff. — Sancho I. schenkte den Hospitalitem die Feste Belver
(ib. und Mon, Lus, IX e. li). — Vgl. Nova Malta,
144 CAROLINA UICHAELI5 DE VASCONCELXOS,
Mantel-Anekdote vorbringt, berechtigt jedoch au folgraider Vei>l
mutimg. Sie kann den einzigen Fürsten aus dem burgundísch- ^
portugiesischen Königshause, der thatsächlich dem Orden angehört
hat, betreffen: den im Jahre 1207 verstorbenen XX. Grorsmeister
D. AftonsQ de Portugal, einen Bastardsohn des ersten und
Halbbruder des zweiten Königs.'
Was Wunder, wenn mehr als ein halbes Jahrhundert nach den
Ereignissen (1194 war er Meister geworden) die Sage sich des
abenteu erheben cavalhiro do Espilai aus königlichem Geblüle be-
mächtigte und die heute unbekannten Gründe zu seinem Kinirilt in
den Orden als Gaukelei oder gelungenen Schelmenstreich ge-
deutet hätte, ihn obenein noch mit seinem gleichnamigen Vater
(D. Aßbnso 1.) verwechselnd?
Der Gedanke, der Mantel, mit dem Alfons X. die Dienste des
D. Vasco Gil belohnt hat, sei der einem Commmdador do Haspilal
zukommende gewesen, liegt nahe.^ Aber pafst dazu, dafs Pelewerk
{pena) an demselben zn sehen war?
Im Liederbuch findet sich noch eine Tenzone von bitterböser
Art, in der ein D. Vaasco mit einem unbekannten Spielmann
Pero Martliz die Entartung des Ordens geifselt.* Auf die Frage,
wer Meister {commendador) in der Knauserei, in Lüge, in Unzucht
und in der Verleumdung sui, wird zuerst entgegnet, der Mal-
dizenles seien an die tausend; dann aber werden die hervorragend-
sten in den übrigen drei Lastern namhaft gemacht. Darunter
ein Don Roy Gil, Ein Prior dieses Namens regierte den Orden
von 123J — 1244, bestätigt von Sancho II.' 1238 finden wir
D. Vasco Gil in dieses Königs nächster Umgebung. Kein andrer
D. Vasco tritt als Dichter in den Liederbüchern auf. Die Ten-
zone ward unter den Liedern des D. JoSo Scares Coelho auf-
bewahrt, der, wie unser Poet, sowohl am portugiesischen als auch
' Hisl. Gin. I 61. — Id der St. Johanniskircbe lu Santsrem (S. Jolo de 1
AlpoiSo) Isnitete seine Grabschtìft:
In ara MCCXKXV KaUnJji Mariii obiü Frater
Alphonstti Magister HospitaUt BierusalaH.
Quisquís adts qui morte cada ferltge plora
Sum quod tris, fueram quod es, pro me precer ora.
Seit 1S4S wird der Grabstein im Klastcrbor von S, FrtuiciEco aulbcwahrt. -
Andere haben gelesen: Era MCCXLK X A'ol. MartÜ.
» CV1132.
' CV 1020.
■ Figuetreilo, Nova Malla I 256 u. 295 — 301: 11 § 15. — Die Scbenkung I
von Palmella, Alcacer, Cezîmbra an den RitleTOcdea von Santiago und die
von Anoncheç nn Sanct» Cnii de Coimbra unleneiehnen {i^iS >""í "3^)
unter andern Rodericus Prior Hospüalis, D. Egid. Velase! lenrns Sau-
sam und D. Marl. Egidii Uneiis Rlpam Mimi, d.h. der Vater und der
Brader des Dichters. — Here. II 495. 496. — Der in der Temone gteichfalli
gegchmähte Roy Martina könate der so genaante Commendador de Tavara
lein, der noch 1251 in der Kühe AI fon;' lit. auftritt {Legis 190), doch be-
sonders uDier dem Vorgänger vod sich reden laachte. S. Figueiredo, JVona
Malta, Lish. 1800, I 5 190.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. USDERBUCH. I45
am kastiUschen Hofe, und zwar scheinbar in engen Beziehungen
za den hier wie dort regierenden Königen nachgewiesen ist £s
ist also sehr wohl möglich, dafs D.Vasco Gil Verfasser der Ten-
zone ist Doch nur möglich. Und stände es fest, so wäre auch
damit weder erwiesen, dafs der Mantel, der den Gegenstand
dieser Glosse bildet, zum Ornat eines Hospitaliter-Komthurs ge-
hört hat, noch dafs D.Vasco Gil wirklich jemals ein soldier ge-
wesen ist
Ans den übrigen Versen des Vasco Gil ergiebt sich nichts
über sein Leben und Wirken. Weitere Spottlieder fehlen. Seine
Liebeslieder aber (CA 144 — 156) sowie das einzige erhaltene
Mädchenlied (CV 266) unterscheiden sich durch keinerlei Sonder-
zuge von denen seiner Zeitgenossen. Ob sie in Portugal unter
Sandio IL, oder am Hofe des Gelehrten, oder nach der Heimkehr
entstanden sind, als der Dichter um D. Froilhe Femandes warb,
mofs dahingestellt bleiben.t
Liederanhang.
(2.) OV87.
JoSo de Gailhade.
Deas! como se foron perder e matar
muí bSas donzelas, quaes vos direi:
foi Dordia (7Íl[es] e foi Graiomar
que prenderon ordin! Mais, se foss' eu rei,
5 eu as mandaría por én [a] queimar
'porque foron mund' e prez desemparar!
Non metedes mentes en quai perdiçon
fezeron no mund' e se foron perder?
Com' outras arlotas viven na raçon,
IO por muito de ben que poderon fazer.
Mais eu por alguen ja mort' ei de prender
que non vej' e moiro por alguen veer.
Outra bOa dona que pelo rein'(o) á
de bon prez e rica e de bon parecer,
15 se mi -a Deus amostra, gran ben mi farà,
ca nunca prazer verei sen a veer.
¿Que farei, coitado? moiro per alguen
(que non vej' e moiro por veer alguen)
[(jue ja non me pode fazer nenhun hen\,
CV. 2 uiui — hoas — 3 Oordia gii. Das Patronymicum hat sich nicht
eingebürgert. Um die fehlende Silbe zu gewinnen, wende ich die Form an,
die dem lat. Egidii der Urkunden genau entsprechen würde. — 7 pdicö —
% feion — 9 ar Ilotas — racon — 10 podom foM — 13 ouc doä — Bey no —
* Danach mufe präcisiert werden was in Gröbers Grundr. üb S. 109 und
bei Lang, CD, p. XXVHI und XXXV über Vasco Gil ausgesagt wird.
Zdttchr. t rom. PhiL XXV. 10
14^ CAROLINA MÌCHASUS Ì>£ VASCONCEIIX)^,
i8 Die reimlose Zeile ist Wiederholnng von 12. Ein offenbares Sdireîber-
versehen, das hoffentlich durch Einsicht des GB zu berichtigen sein wird —
besser als durch meine Konjektur.
Mit dem naiv -häretischen Inhalt vergleiche man (CB 1628)
die Klagen des Grafen Gil Peres bei einem ähnlichen Anlafs. Aos
olhos de muttos nao tinham talvez grande sabor de her eticas as palavras
do trovador J. de G. quando a/firmava que se fosse rei^ mandava
queimàr as donzellas Ordia Gii e Guiomar porque se foram perder
e matar em religiäo — so schliefst Gama Barros seine Darlegung
der Kloster -Entartung im 14. Jh. und der Weherufe des Frei Al-
varo Paes. — Daför dafs auch im 13., zur Zeit Guilhade's und des
Vasco Gil, die Sittenlosigkeit der Mönchs- und Ritterorden Anlafs
zu Klagen gab, enthalten die Liederbücher und die Adelsbûcher
Beweismaterial die Masse.
(3.) CV1096.
Ayras Peres Vuiturom.
Joan Nicolas soube guarecer
de mort' un om' assi per sa razón
que foi julgad' a foro de Leon
que non devia de mort* estorcer.
5 e socorren -s' assi con esta lei
„que. non deve justiça fazer rei
en ome que na mSo [non] colher*."
E pois el viu que devi* a prender
mort' aquel om' assi, disse -Ih' enton:
IO „ponho que fez aleiv' e traizon
e cousa ja per que dev' a morrer."
Dizede vos, se a terra leixar'
que me non achen î a justiçar,
¿se poden en mi justiça fazer?
I Johan incholas — 4 demo castorçer — 5 e/a correu Jsajsy —
6 rustica — 14 rusticar — 14 poder a,
(4.) cvi07e.
JoSo Ayras de Santiago.
Ay, Justiça, mal fazedes que non
queredes ora dereito fìlhar
de Mor da Cana porque foi matar
Joan Ayras, ca fez mui sen razón.
5 Mais se dereito queredes fazer,
eia so el devedes a meter,
ca o manda o livro de Leon,
Ca ihi quería gran ben e des i
nunca ihi chamava se non „senhor"'
10 e quando Ih' el quería mui milhor,
RANDGLOSSEN ZUM ALTPOllT. LÍSDBRBUCtí. 147
foi O eia logo matar ali.
Mais, Jostiça, pois tan gran torto fez,
metede-a ja so el Oa vez,
ca o mandan, e dereit' é assi.
15 £ quando mais Joan Ayras cuidon
qne onvesse de Mor da Cana ben,
foi o da logo matar por ¿n
tanto qne el en sen poder entrón.
Mais, Jnstiça, pois qne assi ¿ ja
20 metan -a so el, et padecer -á
a qne o a mni gran torto matou.
£ qnen-nos ambos vir* jazer dirá:
„beeito sej(a) aquel que o julgou".
3 In Zeile 16 steht caiia. Braga nennt die Heldin dementsprechend Cava;
doch wird Cana das Richtigere sein, da es ein gallizischer Orts- und Familien-
name ist, der auch sonst noch im Liederbuch vorkommt — 8 ^ra — 9 s^nof
— 10 ^ra — 13 soiU — 14 ffiû manda d d* eyte asjy — 17 mara —
20 mef ana (das wäre meterán »na, wodurch die Zeile um eine Silbe zu lang
wird) — 21 tro — 23 beeyto
Wie man sieht, stellt sich Joäo Â3rres als sterbend vor Liebe
hin, klagt Mor da Cana des Mordes an, und verlangt vom Richter
Anwendung des Gesetzes, auf das ich im Texte Bezug nahm. —
Wäre im Uede irgend ein Hinweis auf Krieg und Kriegsrecht, so
könnte man an die Gesetzbestimmung im Elsptjo dt todos los derechos
denken (III 8, 4; Opus. Leg, I 123), durch welche für Unruhstifter
im Feldlager angeordnet wird: Et qtd matare a otro, métanle so el
muerto,
(5.) OVU08.
Jo3o de Guilhade.
Par Dens, infanzón, queredes perder
a terra, pois non temedes el rei;
ca ja britades sen degred', e sei
que Ih' o faremos mui cedo saber;
5 ca YUS mandaron a capa, de pran,
trager <^[tf]j anos, e provar vus an
que vo'-la virón tres anos trager.
E provar- vus -á das carnes quenquer
que duas carnes vus mandan comer
10 e non queredes vos d' Qa cozer;
e no degredo non á ja mester
nen ja da capa non ei a falar,
ca ben tres anos a vimos andar
no vosso col' e de vossa molher.
15 E farà el rei córte este mes
e mandaran -vus, infanzón, chamar
e vos querredes a capa levar
e provar -an -vus, pero que vus pes,
IO*
14^ CAROLINA MICHAELIS DB VASCOMCBLLOS»
da vossa capá e (do) vosso gardacos
20 en cas del rei vus provaremos nos
que an tres anos e passa por tres.
I Par den — 3 birtades — 6. 7. 13 au9 — 14 deuefsa — 16 emädam
uos — 20 emas — 21 trano — ^.
Die Anspielung auf die zwei Fleischgerichte, die auf des Ritters
Tische aufgetragen werden durften, 'betrifft die Verordnung vom
II. April 1258 § 14 {Leges 209). Cf. RandgL IH
(6.) CVlfifiO.
Pero Martîiz, ora por caridade
vos que vus tëedes por sabedor
dizede-mi ¿quen è comendador
eno Spital ora da escassidade?
5 ou na franqueza? ou quen no forniz?
ou quen en quanto mal se faz e diz?
Se o sabedes, dizede verdade.
„Pois, don Vaasâ, un pouco m' ascoitade:
Os que mal fazen e dizen son mil;
10 eno forniz ¿ [mestre] don Roy Gil;
e Roy Martiiz é [o] na falsidade;
e (e)na (e)scasseza é-o seu prior.
Non vus pod' om' esto partir melhor;
se mais quiserdes, por mais perguntade."
15 Pero Marítiz, mui ben respondestes,
pero sabia -m' eu esto per mi,
ca todos tres eran senhores i,
das comendas comendadores estes;
e partistes - mi - o tan ben que m' é mal.
20 Mais ar quer' ora de vos saber al:
que (mi) digades de quen o aprendestes.
„Vos, don Vaasâ, ora me cometestes
d' outros preitos. Des i ar dig' assi :
non mi deu algo, pero Ih' o pedi,
25 o priol; e f..i e vos f.. estes
con Roy Gil(es); e meus preitos talhei
con frei Rodrigu' e mentiu-m'os; e sei
per aquest' a sa fazenda d' aqüestes."
Pero MartìtM, respondestes tan ben
30 en tod' esto que fuistes i con sen
de trobador; e cuid' eu que leestes.
Vos, don Vaasco, tod' esso m' é ben (?)
ei sis' e sei trobar e leo ben;
¡mais que tardi que mi -o vos entendestes!
I martuz. Die Dichtenden sprachen den Namen bald zweisilbig (l. ii.
29), bald dreisilbig. — 2 teedes — 5 Aus der Antwort in Z. il entnehme
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. I49
ich, dafs hier falsna stehen inulte. — 6 fm — 9 mal — 10 Man könnte
aadi Rodrigo statt Roy setsen — 1 1 fuftüz — 11 p*ol — 14 quisedes —
15 respondedes — 16 min — 19 epar ustos mho — 26 roygcd — 27 men*
ttumuAff — yò foysUs — 31^ troh. — 32 Der Reim ist nicht in Ordnung.
Die Findas sind ñberhanpt nicht regelrecht gebaat
m.
Vom Mittagbrod hispanischer Könige.
Die zweite Tenzone, als deren bis heute unerkannten Mit-
arbeiter ich Alfons X. betrachte, geht von einem hochstehenden
Beamten aus, der seinen Herrn ohne nähere Bezeichnung mit
Smhor anredet«
Dieser Beamte, der zu fragen anhebt, ist ein gallizischer
Edeknann, von dessen Thaten die Chroniken Alfons' X., seines
Nachfolgers und seines Enkels, mancherlei zu berichten wissen. ^ Da
ich sein Leben sdion anderwärts mit möglichster Genauigkeit er-
zählt habe,^ sei hier nur das Wesentlichste erwähnt Der 1295
durch die Gewaltthat eines politischen Gegners aus dem Weg
geräumte Pay Gomes Charinho hat im J. 1284 unter Sancho IV.,
und vielleicht auch schon unter dem Vorgänger, als Flottenadmiral
Dienste geleistet Laut Angabe eines seiner Lieder' war er bei
der Belagerung von Jaen (1246) mit thätig. Nach Aussage seiner
Grabschrift hat er an der Einnahme von Sevilla (1248) hervor-
ragenden Anteil gehabt Er ist Verfasser des höfisch mafsvollen,
doch charakteristischen politischen Sirventes, in welchem ein König
von Kastilien und Leon in Tadel und Lob mit dem Ozean ver-
glichen wird, unter Anerkennung seiner grofsartigen Freigebigkeit
sowie seines hohen Sinnes, aber auch unter Betonung seines Wankel-
muts und Jähzorns.^ Damit kann nur der gelehrte hispanische
Dichterköm'g gemeint sein.
Und da keiner von seinen Söhnen Poet war, in Z. 9 aber
das Wort rey fallt, aus dem Munde des Antwortenden und mit
deutlicher Bezugnahme auf ihn selbst,^ scheint mir die Urheber-
schaft gesichert
Doch hören wir das nicht ohne weiteres klare Gedicht.
(7.)
Üa pregunta vas quero fazer,
Senhor, que mi devedes a solver (?),
¿Por qué vZesUs jantares corner
que orne nunca de vosso logar
* Cr on, Alf, e. 76. — Cr on, Sancho e. 7. — Cron, Fern, ci.
> In der Einleitung zum CA Kap. VI Biogr. xxvn.
3 CV429.
« CA 866.
* Sonst hätte man in dem Senhor den Kronforderer und Infanten
D. Juan suchen dürfen, in dessen Diensten Charinho stand und von dem
sein Tod gerächt wurde.
150 CAROLINA MICHAELIS D£ VASCONCSLLOBy
5 comea? Esto como pode seer?
ca vej' ende os erdeiros qneizar.
f,P[a]ay Gomes, qutt* en yus responder
por vos íazer a verdade saber:
¡ouv'-aqui reys [e] de mayor poder
10 en oonqaerer e terras gnaanhar,
mais non quen onvesse mayor prazer
de comer, quando Ihi dan bon jantar!«
Senhor, por esto non digu' en de non
de ben jantardes, ca é gran razon;
15 mai' -Ins erdeiros /^r* an de Leon:
gtierreian vosco, porque an pavor
d' aver sob(re) (l)o seu con vosc(o) entençon
e ze Ibis parar outr' anno peyor.
itP\a\iiy Gomes, assi Deus mi perdón,
20 muy gran temp' á que non foi en Carrion,
nen mi deron meu jantar en Monçon;
e por esto non sOo pecador
de comer ben, pois [que] mi -o dan en don,
ca de muy bon jantar ei gran sabor."
(CV 1158 = Ind. 1624.)
Ohne erklärende Prosaüberschrift, wie fast alle aus Kastilien stammenden,
der präalfonsinischen oder alfonsinischen Zeit angehorigen Texte. — Ich habe
mehrfach nachbessern müssen. Im diplomatischen Abdruck des CV steht in
Z. I hüa — 2 afazer — der Schreiber hat also irrtümlich das Reimwort aus
Z. I wiederholt — 3 noiestes — 5 esto que pode seer, so dafs eine Silbe
fehlt — 7 (u. 19) Pae, so dafs abermals die Zeile zu kurz gerät Die gute
alte Form Paay fìndet sich im Index vor No. 145 ; in der Ueberschrift zu
CB 144 (= 116) und sonst öfters — 8 preuf> — ^ cd q^rer e en tiras q* —
15 fcñ:^ — 16 quartan — Etwa querianì Dann mûfste man die unwahrschein-
liche Lesart annehmen: mai* -lus erdeiros foro de Leon \ querian vosco —
18 out* no — 20 ¿m tëra — 21 foi, als I. Sg. statt des später allein üblichen
ßii, wie dutzendfach in den mitgeteilten Texten. — carrhou für carrhon, die
alte Schreibart von Carrion — 22 e p* esto nd söo p, — 24 bdo, vgl. V 4.
Die Dichter spielen mit dem Worte jantar. Dasselbe bedeutet
bekanntlich aufser dem gewöhnlichen Mittagsessen auch die Ab-
gabe, welche auf der Halbinsel in Friedenszeiten (einmal jährlich,
oder mehrfach, anfangs in Naturalien) für den Unterhalt der Könige
von den Gemeinden und Klöstern gezahlt wurde, wo jene gerade
mit grofsem oder kleinem Gefolge rasteten, ^ später aber in So/dos
* Die übliche Erklärung lautet: certa imposicäo de mantimento para a
casa e pessoa del rey quando hia fazer justiça pelo rey no; oder: para jantar
dos Reys quando väo pellas terras fazer justiça {Elucid. s. v.). — Ueber die
yantares in Spanien vgl. Schäfer, Gesch. Span, Il ^"j I, 514; in Portugal Her-
culano IV 402 — 408; Gama Barros I 342 — 349; Schäfer, Ge seh, Port. I 274 u.
I 166; s. auch Elucid, s. v. jantar — colheila — censo — parada — ser-
vico — comedura — comeduria\ — J. P. Ribeiro, Diss, Chron, IV 2 p. 124;
Refi, Hist. I 58, — Mon, Lus, XVI e. 27 (mit Bezug auf die erste Reise des
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 151
und Maravedis, Einesteils wird scherzend auf die gesegnete, kurz
vor Abfiissmig der Tenzone wieder einmal bewährte Efslast des
Königs hingewiesen ;i andrenteils auf unberechtigte Einforderung
der y^if/ar- Abgabe. Bevorberechtete, die unerlaubterweise zur
Leistung herbeigezogen worden waren, hatten dieselbe teils erfüllt,
als grofsmûtige Geber {en don), teils sie abgewiesen: in beiden
Fällen aber gemurrt und Beschwerde gefuhrt.
Genannt werden Carrion und Monzón. Da es sich offenbar
um nahe beisammen gelegene Plätze handelt, die nach einander
vom reisenden Rechtspfleger besucht wurden, denke ich an Carrion
de los Condes und das in derselben Gegend gelegene Monzón de
Campos^ früher gemeinhin Monzón de Palenda genannt^
EUer mufs ich eine Parenthese machen. Mit meiner Bemer-
kung über Monzón stehe ich in Widerspruch zu C de Lollis.^ Die
Klage oder Anklage des dichtenden Königs
non mi der on meu janiar en Monçon
erinnerte den belesenen EUspanisten offenbar an eine hübsche Stelle
aus den angeblichen Memoiren En -Jaime's des Eroberers, worin
derselbe, die Verarmung des Reiches schildernd, unter anderm sagt:
t no hauiem a j dia quant nos entrant en Montfo que menjar, si era
la terra destroyda e enpenyoradaA Darum vermutet er, mit der in
unserer Tenzone genannten Ortschaft sei die aragonesische Festung
gemeint, aus welcher der künftige Eroberer von Valencia noch im
Knabenalter entfloh (12 10). Und dieser Einfall verleitete ihn
weiterhin dazu, aàBjantar zum bovage umzuwandeln,^ einer seit 121 1
(und noch 121 7) in Aragon von jedem Ochsengespann und später
auch vom Kleinvieh erhobenen Steuer.^^ Als ob nicht auch in
Aragon das jantar Sitte gewesen wäre.'' Als ob Jaime mit Carrion
zu thun gehabt hätte! Als ob Charinho an seinem Hofe erschienen
Königs D. Denis durch sein Land , 1 279). Dazu Nova Malta passim ; Esp,
Sagr. passim (z. B. XXI 65. 66. 82). — In Spanien sagte man übrigens la
yantar, wie n. a.,aas den weiter unten mitgeteilten Texten erhellt.
^ Einen andern Hinweis auf seine Eislust findet der Leser in einem
Scherzliede Alfons' X. gegen einen Geistlichen, dessen Passions-Predigten ihm
zu lang dankten (CV 78). Er spricht darin von gutem Salm und Ourenser
Wein. Es beginnt:
ConC eu em dia de pascoa quería ben comer,
assi queria bon son Ugeiro de diter,
pera meestre Joan!
* Rod, Tot. Vn e. 2.
> Stud. Fil. Rom. I 37 Anm. Vgl. meine Einwendungen in RandgL XL
* En Jacme c. ii.
* Anche Payo Gomes Charrinho (sic) al ». il 58 che è una cantiga
d* escarnho probabilmente occasionata dalV imposta straordinaria del bovaggio
(12 17) ricorda questa specie di reclusione di Giacomo I alludendo più speci-
ficamente alla miseria che circondò il povero re nel recinto di Montón,
* Schäfer, Gesch, Span, IH 290. — Schmidt, Gesch, Arag, 171 u. 450. —
Fueros de Aragon p. 104.
' Nur führte er im Osten den Namen cena. Vgl. Schäfer 1. c. und
Schmidt L c.
152
CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
wäre! Als ob der aragonesische Monarch gedichtet hätte! — noch
daEU gallizisch- portugiesisch — und zwar in seinei bedrangten
Jugendzeit! — Da der Zusammenhang, in dem ich meine Auf-
fassung darlege, zur Genüge zeigt, dafs es sich um Alfons X. und
um Monzón de Falencia handelt,' darf ich die Paienthese
schon hier schliefsen.
Dafs und wann der König von Kaslillen und Leon die be-
treffende Strecke seines Reiches rech Isprechend durchzog, und
ob er dabei Monzón und Carrion betreten hat. kann ich freilich
nicht dokumentarisch nachweisen. Doch ist es aller Wahrschein-
lichkeit nach geschehen, als er die, nach isjährigen Erfahrungea
mit dem Esfiejo de los derechos, drohende Rebellion der mit der
neuen Gesetzgebung gleichmäfsig unzufriedenen leonesbcben und
kastilischen Granden und Ritter, die bereits nach Helfershelfern in
Navarra und Granada Umschau hielten, zu beschwichtigen ver-
suchte.^ Von Lerma und Burgos, wo er längere Zeit, zwbchen
1270 und 1271, verweilte, wird er auch den Ritt über den Pisuerga
von Falencia nach Monzón und Carrion und weiter bis zum Ksla
in das Herz des Zwillings -Kronreiches hinein unternommen haben,
ob auch die Chronik über diese Einzelnheiten und über den Kampf
um die jaiiiarei schweigt.^ Gebucht sind nur die Hauptanklagen,
wie sie 1 274 auf den Cortes zu Burgos und dann zu Almagro for-
muliert wurden — in dem Satze gipfelnd, König Alfons achte die
alten Freiheiten nicht: gue desaforaba a Castilla t Leon. Privilegien,
die von der uns beschäftigenden Abgabe, befreiten, waren relativ
selten, und konnte die Verletzung derselben nur von einer Mino-
rität empfunden werden. Denn das jatilar (ein alles Stückchen
Civiiliste) gehörte von Alters her zu den vier Dingen, deren die
Landesherren in Kastilien sich nicht entäufserten: justicia {Gerichts-
barkeit) — fonsadera (Landesverteidigung) — moneda (Münze) —
yaniar (Dynastenverpflegung) * — oder doch nur ganz ausnahms-
weise. Wie grofsen Wert sie darauf legten, geht daraus hervor,
dafs selbst bei Schenkungen von Schlössern, Burgen und Villen an
Königs-Frauen und -Kinder sie sich der janlares nicht zu ent-
äufsem pflegten.^
1 Id CV 937 isi thatsächlich die Cicca-Sudi gemcinl. Vyl. Randgl. XL
' Cronica c. 20 — 58. — Im Résumé bei Lafuente I 426. — Eine andere
Reise durch sein Reich, besooders (¡urdí Leon, behufs RechlspRege unter*
Dihm er im J. 1277 {Cron. c. 6g).
• Die strvieioi bilden nebst den dineros einen wesentlichen Teil der
Anklage. Das yantar trug in Portugnl bisweilen diesen Namen; doch handelt
es sich in (leu span. Texten, wie aus Cron. Alf. X c lì. 21. 25 und Cron.
Fern. IV c. IO eibellt, um Kriegsdienst und Kiiegsabgaben.
* Bsias guairo cosas son naturales del ¡eñorio del Rey que non devt
dar a ningún home nin ¡as partir de si gue pertenescen a et par raion del
señorío natural: justicia moneda fonsadera t sus yantares. Aus den Orde-
namientos der Corlea von Náicra (iljS) ging dieser Satz in das traditionelle
Gewohnheitsrecht von Kastilien über und blieb bis 1356 gültig. — Furro
Viejo 1 I,— Cf, Here. IV 401; Gama Barros I 81; Schäfer, Gesch. Span. 1 166,
» Im Friedens ïerlray von izo6 bedingt sieb dir Konig von KisliUcn
I
J
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. I53
Um solche Aosnahmen leonesischen Ursprungs, die der König
lit geachtet hatte, mufs es sich bei Charinho natürlich handeln.
Von einer Stadt, der solche MiJsachtung widerfuhr und die sich
dagegen aussprach — ehe die gemeinsame Erhebung der Ge-
schädigten stattfand — und der auch Alfons auadrücküch versprach,
nach dem Rechten zu sehen, sobald er sie auf seiner Reise be-
träte, bat sich wenigstens Nachricht erbalten. Und zwar handelt
es sich gerade um die Hauptstadt des alten Reiches: Leon.
O Irosi se querelUioD los peisooeros del concejo que el obispo les
tomaba la yantar dt! rey ... e desían que el concejo debLí haver esta
yantar . , , por donación de loi t<ycs b amosltaton pieiillejos delrey
O. Alfonso de Leon & del Rey D. Fernando sabre esta rason ... en que
tjaua escTÍplo que eslos Reyes daban ai concejo geaeralnienle quanto de-
lecho bavian en la alfós de Leon ... e quando el Rey vcoiese a la tierra
que el obiipo lie diese yaniir.'
Der von Sevilla aus im J. 126Ó und 1269 vom König er-
gehende Bescheid lautet, man solle warten:
faila qae el Rey veniese tn la ijetta e esloi
b verdad del fecbo & que el Rey fana y e
s que el concejo le diría
o seflor lo que por bien
y Dafs die leonesischen Freiheiten nicht aufgehoben wurden,
brauche ich hier nicht zu wiederholen. Noch 1293, ais die Ge-
meinden sieb verbrüderten zur Wahrung ihrer H o heilsrechte, und
dem König seine vier Nalurrechte nicht vorzuenthalten schwuren,
nkten sie dieselben mit Bezug auf die comestiones ein.
Yailar all du la solían baver los reys de fuero una vez en el afla
quando vcnirren al logii. s^si como la daban al tey D. Alfonso de Leon el
'CDció la balalla de Merida & a so fijo el Rey D. Femando;
□ioguQO si non al merino mayor una vei en el aBo en aquellos
logares du la deben dar de derecho, guardando loa previllegios tt las cartas
qoc los concejos han en esta raion."
^ bnei
von leinera leonesischen Vetter ans, daft derselbe von den ihm überlnssenen
Schlössern keineilei Dienstleistung lu verlangen habe aufser Atm j'antar : lina
j»r coma en ellos una vegada coda año [Esp, Sngr. XXXVI Ap. p. IJ4). —
AU Allons IX. im J. 1209. wie ich ¡m CA Kap. VI, Biogr. XXXVII eriShlt
habe, Ardon, Rneda und Villarpando an seine Gemahlin abtrat, verzichtete
n nidit anf sein JoR/sr-Recht noch auf die Meneda-Xhgaht: ixeiple quad
ritinto In ifsii villis comeslionim moderalam ei tnenin monetam sicut
in alia regno mea {Eif. Sagr. XXXVI Ap. p. 147). — Alfons X. verfuhr
tbenio, als er 128J der Königin von Ponugal, seiner Tochter BeaHii, die
Sädle Serpa, Moura, Noudar und MourSo zusprach (Afrn. Lus. XVI c. 27).
' Eip. Sage. XXXV Ap. SU p. 434 — eine über allleonesischc Rechts-
{¡tbräucbc ergiebig unterweisende Urkunde.
• Ib. 144-
MiJ, año Je I39J.
154 CAROLINA MICHAELIS DB VASCONCBLLOS,
Ob Carrion leonesisches Recht hatte, habe ich nicht feststellen
können. £s ist wahrscheinlich. Wie schwankend die Ostgrenze
lange Zeit blieb, dafs das fuero de Leon bis zum Pisuerga Gültig-
keit hatte, ^ und dais die Supplement-Gesetze der Königin Urraca
(1109) Carrion mitbetrafen, sind wichtige Einzelnheiten.
Damit ist erklärt, wie in der Jantar-Tenzone vom foro de Leon
— in dem schon in Randglosse II berührten, weiteren Sinne —
die Rede sein durfte.
Die zweimalige Erwähnung von erdeiros als solchen, die durch
des Königs Ansprüche oder durch seine neue Gesetzgebung be-
einträchtigt waren, könnte verleiten an Unterkunft i^pousadd) in ein^
der grofsen Kloster -Herbergen zu denken, wie sie gewöhnlich
nebst dem König nur den Stiftern und ihren Nachkommen — den
padroeiros, erdeiros oder naturaes — zukam.^ Natürlich veranlafste
die Verpflichtung zu derlei jantares sowohl ungesetzliche Forde-
rungen, als auch Klagen, Streitigkeiten und Mifsbräuche ver-
schiedenster Art Alle möglichen Bastarde und Agnaten verlangten
ihr jantar. Die Berechtigten stellten sich häufiger ein, als es sich
gebührte; brachten Gesellschaft mit, sogar weibliche; dazu grofsen
Dienertrofs mit Pferden, Falken, Hunden, und verlangten auserlesene
Speisen. Es gab Klöster — in Portugal, das ich jetzt mit in Be-
tracht ziehe — die jährlich für mehr als 300 Diners zu sorgen
hatten. Darauf bezügliche Verordnungen Alfons' III. vom J. 1 26 1 '
stellen unter anderm fest, dafs in sämtlichen Cisterzienser- Abteien
Portugals der König allein und sonst niemand in seiner Eigenschaft
als padroeiro und herdeiro zu bewirten sei* Auch in diesem Falle
werden andre mir unzugängliche hispanische und aragonesische
Parallelstücke als Vorbilder gedient haben.
Originell und individuell scheint mir hingegen die kernige
Verfügung einer biderben Klostergründerin aus der Provinz Entre-
Doiro^e^Minho, die an solch frevlem Gebahren Anstofs nahm. In
ihrem Testament bestimmt (1268) D. Chamoa Gomes i^» „Verlangt
Eine oder Einer meiner Sippe als Erbberechtigter Unterkunft in
diesem Kloster — im reizenden fruchtbaren Entr-ambo^-los rios — ,
so gebe man ihm einen Spaten in die Hand, ihr aber Wolle nebst
^ Luc, Tud. in Schott IV 89 : Dedit ei bonos foros et mores quos debet
habere tarn civitas quam totum legionense regnum a flumine Pisuerga usque
ad extretnam Gallœciœ partem in Perpetuum,
* Ueber erdeiros unterrichtet Gama Barros 1 342 — 9 ; Here. Ill 93 ; Elucid,
s. V. casamento — defensor — igreja — natural — herdeiro, — Schäfer,
Gesch. Port, I 166. — Ein Unterschied zwischen naturaes und erdeiros be-
steht nicht, trotz gegenteiliger Behauptung.
' P. M. H.: Leges 198 — 210.
* Item manda nosso senhor ElRey que os fnosteiros de Çistel do seu
rreino seiam enparados e nenhuum nom pouse en eles come ptidrom nem
herdeiro, e nenhuum nom seta padrom desses mosteiros nem herdeiro senom
ElRey (Leges 209).
^ Chamoa <^ Flammula (Llambra Lambra),
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LUDSRBUCH. I55
Rocken und Spindel; dazu ein Stück Brod, und Wasser so viel sie
trinkoi wollen.'*^
Doch zurück zn den Dekreten Alfons' m. Sie enthielten u. a.
genaue Angaben über das Menu, aus dem das obligate Kloster-
Jantar der Erdeiros zu bestehen habe; und femer über diejenigen
Speisen, welche Ricos 'homes und In/ançdes ihren Rittern, ELnappen
und Mannen zu bieten verpflichtet wareu.^ Nimmt man dazu, was
über des Königs eigenen Tisch bemerkt wird, so sehen die portu-
giesischen Mafsnahmen wie ein Nachklang derer aus, die im Nach-
barlande 1258 von den Cortes zu Valladolid ergingen. Einsicht
in die bezüglichen Teiite notgedrungen für später aufsparend, sei
nur verzeichnet was ein Vulgarisator dazu bemerkt, weil es der
Eislust des Monarchen zur Folie dienen kann:
£n las [cortes] de Valladolid se llegó a poner tasa a los gastos de la
casa real, se asignó para comer al rey y a la reina 150 maravedis diarios
y se previno qne mandase a los qne se sentaban a su mesa que comiesen
mas mesnradamiente y qne no ficiesen tanta costa como facian.'
Die Jantar-Abgabe wurde natürlich sehr verschieden berechnet^
Alfons IX. giebt in dem Friedenspakt von 1206 den von den ab-
getretenen Schlössern zu leistenden Betrag genau an — Valderas
z. B. zahlte 60 Maravedis.^ Beim Regierungsantritt Ferdinands IV.
(1295) erkannten ihm die kastilischen und leonesischen Gemeinden
je 30 Maravedis jährlich ixxfi Dem rebellischen Thronforderer und
Infanten D.Juan, zu dessen Partei unser Charinho gehörte, wurden
noch in demselben Jahre die Einwohner von Falencia abtrünnig,
weil er 5000 — 6000 Maravedis von ihnen verlangte.' — Die Un-
kosten in den portug. Klöstern wurden für jeden Adligen nur auf
2 — IG Maravedis geschätzt^ — Wenn der Merino im Namen des
Königs als Rechtspfleger reiste, hatte er in Ciudad Rodrigo, und
1 J. P. Ribciro, Refi. Hist. I 57.
* S. unten.
' Lafuente I 467. — D. Jaime hatte for seine Staaten schon 1234 zu
Tarragona Verordnimgen über den gleichen Gegenstand erlassen.
* Im portug. Staatsarchiv soll es ein Buch mit Preisbestimmungen für
die von den verschiedenen Städten, Orden und Klöstern zu liefernden Königs-
Jantares geben.
» Esp. Sagr, XXXVI Ap. 147.
• Esp. Sagr. XXXVI Ap. 162.
' Cr on. Fern. c. i: en las cortes de Valladolid fuera ordenado por todos
los de la tierra que non diesen al Rey por su yantar en cada villa mas de
30 maravedis de la buena moneda que era estonces (que corría cada maravedí
\%0 maravedis) e que el infante don yuan tomaba agora por yantar en cada
villa cinco o seis mili maravedis e que asi lo avia fecho en cada lugar do
fuera e que bien cuidaba que asi lo faria e lo demandarla agora en Falencia
cuando y llegase. — Cí, Benavides, Memorias de D. Fernando IV, II p. 3 u. 7,
wo auíser der Carta de hermandad de los concejos de Leon y Galicia die
Carta de Herrn, de los C. de Castilla abgedruckt ist.
• Leges 209.
156 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
hatten die mitbeschäiligten Alcalden (im J. 1209) je eine Henne
oder ein halbes Zicklein und dazu Brot und Wein zn fordern.^
Da es nicht meine Absicht ist, einen kulturhistorischen Au^tx
abzurunden, sondern nur die zum Verständnis unserer Tenzone
nötigen Aufklärungen zu bieten, breche ich hiermit ab.
An Spottgedichten 2l\xì janiares im gewöhnlichen Sinne — wenn
auch das Juridische mit hineinklingt, da es sich um offizielle
Leistungen des pendOo e caldtira führenden Nobile handelt — giebt
es ein reichliches Dutzend.^ Knauserige Ricos^homes und Infan^a^
welche ihren Mannen und gelegentlich auch den gastierenden Trou-
badours und Spielleuten schlechte Herberge und ein karges Mittags-
mahl vorsetzten, besonders an Fasttagen (die sich im ganzen auch
damals keiner übermäfsigen Beliebtheit erfreut zu haben scheinen);
— oder die gar einen solchen wandernden Cercalmon, wenn
er zur Essenszeit an den Thorweg klopfte, mit Hunden hetzen
liersen,^ werden weidlich durchgehechelt Einmal sehen wir in ent-
gegengesetzter Art die undankbaren Gäste selbst aufs Korn ge-
nommen,^ denen keine Gastfreundschaft gut genug ist, u|id die
sich, wenn überhaupt, so nur der Mutter Gottes und Sanct- Julian,
dem Schutzpatron der Hospitaliter, verpflichtet glauben, wenn es
ihnen auf Reisen in unwirtsamen Länderstrichen wohl ergeht. Eine
Anspielung auf ein portug. Dekret über das Jantar der Rkos^homes^
in der Satire des lustigen Gui l hade, die ich als Anhang zur
vorigen Glosse mitteilte, kennt der Leser bereits. Als solche fasse
ich wenigstens die Drohung auf:
£ provar- vus -á das carnes quenquer
que duas cames vus mandan comer
e non queredes vos d' Oa cozer.^
1st nun der Paragraph selbst auch nicht erhalten, so kann man
schliefsen, wie ungefähr er gelautet haben mufs, wenn man in der
königl. Palast- Ordnung liest:
Enna cozinha delRey nom adubem senom de dnas cames e a huma
seja de duas guisas . . . Em no dia do pescado para o jantar d6 tres
pescados, ou dé dous; e huum pescado seja adubado de duas guisas.'
^ Léges 890.
> CV 1001. 1002. 1027. 1029. 1046. 1047. 1084. 1108. 1168. 1166.
1167. 1168. 1170. 1171. 1177.
' CV 004 von Ruy Queimado; und ib. 1002 von Gonçal' Eannes
do Vinhal.
* CV 1001.
» CV 1108.
' Leges 199 § 14. Natürlich betraf die Verordnnng nicht des Königs
eigene Tafel. — In § 16 heifst es Em na coùnha dElRey de seu corpo adubem
para seu corpo como el mandar, — Von einer Mahlzeit Alfons' III. erfahren
wir, dafs es an Brot, Wein, Kapaun, mariniertem Lendenbraten and jungem
Zicklein nicht gefehlt hatte (CV 1084).
■ RANDGLOSBRK ZUM ALTPORT. UBDERHDCH.
Und dem entsprechend ¡n den Erlassen über die Klöster:
que non cotnhani no dia da carne se nom daas cames, e buma earn« scia
idubada de duas guisas; e em aquel dia qac as comeiem nom comhain
pescado .... E tcm[elh]auilniei)te no dia do pescado comham de tres
pescados oo de dous, e haum seia adubado de duas guìsasi e com esles
pescados combam truytas e bogas ou solho, irte (etc.).'
Auch auf dem Gebiete der Jantar-Satyre scheint übrigens der
kastítische Reí-Trovador — oder sagen wir lieber ein peninsularet
Rei-Ttovador, da es noch aoentschieden ist, ob Alfons X. oder
sein Grofsvater, der Leonese, Verfasser der Liedergmppe CB 456
— 466 ¡st — seinen Hoüingen und Söldnern mit tonangebendem
Beispie) vorangegangen zu sein. Wie et lachend in gewandten
Reimen einem seiner Magnaten nachsagt, derselbe habe ais einzigen
kalÍDaríscben Genufs einen geliochten halben Hammelschwanz auf-
Direi.vus d" ud ricome
com' aprendí que come!
Mandou coïer o vU orne
assi com' o cavaleiro!
das liann der Leser, falls es ihn interessiert, in Randglosu I nach-
schlagen.^ Statt das Lied ku wiederholen, biete ich ihm die übrigen
Speiselieder.
Freilich, selbst die königlichen spöttischen Gel egenheits verse
waren unter der südlichen Sonne nichts Neues. Einer der schmäh-
sñchtígsten und brutalsten Troubadours prove nzalischer Zunge, der
Held zahlreicher Skandal- und Schurken-Anekdoten,' der mehr als
abenteuerliche Katalane Guilhem von Bergadan oder Bergue-
dan, der gegen Ende des iz. Jhs. am Hofe Alfons' VIII. wie auch
im Palast zu Leon Gastrollen gegeben, hatte einst ein ähnliches Thema
angeschlagen.* Ob er ein Heft mit Schmäh 1 ¡edera eigner und
fremder Komposition zurôckliefs (untermischt mit den erotischen
Gedichten des Grafen Wilhelm von Poilou), ähnlich demjenigen,
welches Alfons X. in den Hunden des Dechanten von Cadiz wufste?^
Ob aus diesen der gelehrte Beschützer aller realistischen Lieder-
dichter den Anstofs zu seinen unflätigen Cantigas dt iscarnh' e
maldiur empfangen haben mag? Jedenfalls steht der provenzalische
Verfasser der Schmähreime auf einen filzigen Edelmann,' was Sinnes-
' Ugts 199 § IS. - In CV 1027. 103©. Uee hören wir von truytas.
piteados, ptixetas, salmon, Unguado, f antea.
' Zisehr. XX 165.
• Eine der Cento novtUt antiche beschàltigt sich bekanntlich mit ihm.
• S. übet ihn Mili, Trovadores 284—322; Bartsch im Jahrbuch VI
J31 — 188 u. VHI 116. — Seine Lieder veröffentlichte A. v. Keller schon 1849.
' cvas.
• Mül p. 317 No. 19. — Keller No. li. — E» beginnt;
Eu non cuidaba chantar,
quai casan non avia,
mas Atnautz del Vigiar
158 CAROUNA MICHAELIS DK VASCONCBLLOS|
art, Lebensführung, volksmäfsige Sprache, die metrische Gesta
seiner Lieder, 1 das Schmähen von Personen, rniverfrorene
nutzmig niedriger Worte, sowie dunkle Anspielungen auf hein
Gebräuche und Unsitten betrifit,^ den gallizisch-portugiesi
Dichtem so nahe wie wenige andre Troubadours.
Doch das gehört in ein andres Kapitel.
Liederanhang.
(8.) CVIOOL
Gonçal' Eannes do Vinhal.
Kn gran coita andamos con el rey
per esta cerra u con el andamos,
se non fosse que qnis Deas qne achamos
infançOes — quaes vus en direy —
5 que entran nosqn' en dOas cada dia
e jantan e cëan a gran perfia
e barlhan córte cada u chegamos.
Taes, par Deus, infançOes non sey
e todos nos d' eles maravilhamos ;
10 e pero os infançOes chamamos,
vedes, amigos, tanto vos direy:
en per infançOes non os terna,
mais son-z', a graça de sancta María
e san JuySo con que albergamos.
15 £ sempre por sa vida rogarey,
e dereit* é que todo'- lo façamos,
pois d' eles todos tant' amor filhamos
en sa terra — quanto vos eu direy:
qualquer d' eles nos fez quanto devia,
20 mais tant' é grande a nossa folia
que nulhas graças Ihis ende non damos.
I andaramo — 5 ddas — 6 ceam — 8 baruas tn/antífes caes,
bedeutet es vielleicht: Nao conheço Infançdes que sejam taes barvas d.
sejam homens tao honrados} — 9 etod9 «9 — IO. il. amicus — 15 -^
des — 16 fazamo — 17 câtamor — 18 tira — 20 qnda
m' en a mes en la via
c' audi 1' autrìer clamar
de mon sogre ab la corona
qu' el no 'I det a 1' ora nona
del peis, e iê 1' amaguar!
1 Bei ihm findet sich z. B. Bezugnahme auf den hispanischen G
an Vogelschau, der im gallizisch • portugiesischen Liederbuch einen so
Raum einnimmt.
> Alfons' X. hurtiges Knegslied O genete Pois remete O al/ara
redor (CV74), wonach das Leonoreta-lAtd des Lobeira gemodelt is
sein metrisches Vorbild im 24. Liede des Guilhem von Bergadan: Un tr\
Preste ¡aire Vol que chan pus suy chantaire. Vgl. Randgl, VI.
RANDOLOSSBN ZUM ALTPORT. UEDSRBUCH. I59
(9.) cviooa.
Von demselben.
Non levava on dinheiro(?)
ogan' a oùvi-a passar
per Campos, e quix poasar
en casa d' on cavaleiro
5 qne se ten por infançon,
e soltou-mi-un can enton
e morden -mi- o seendeiro.
Por meu mal enton senlheiro
oùvì ali a chegar
IO — que non chegassM — a logar
u atal fais [cava]leiro,
ca el se fosse çaton(?)
non fora ao vergalhon
roso(?) do meu seendeiro.
15 Non vistes peyor parado
albergue do que achey
enton quand' a el dhieguey ;
nen vistes mab estirado
ome ca fuy d' un mastin,
20 e fez -mi tal o rocin
que semelhava lobado.
Non fuy eu ben acordado,
poi'- lo da porta catey
dentro: porque o chamey,
25 pos -mi -o gran can enriçado
que nunc' a [morder] fez fin
ata que [el] fez en min
quai fez no rodn lobado.
I mn dulheyro — 2 ogane hu o ut pafsar — 9 ouualy a eh. — Il fais
Uyro — 12 çatô. Vielleicht santoni — \1 eU — 25 enrricado. Zu enrizar
= „l'.etzen" von *irritiare statt irritare} (cf. astur, enridar) vgl. Fuero Juzgo
Vni 4. 19. — 28 lobado ,,vom Wolf in Angst versetzt".
(IO.) CV10Î7.
Roy Paes de Ribela.
Veend' un rioome cen truitas
én compra duas por multas . .
e coz' end' a da.
Por quanto zi quer, apenas
compra én dnas pequeñas . .
e coz' end' a fia !
1 6o CAROLINA MICHAEUS DB VASCONCBLLOS,
Venden cen truitai vivas
e compra én duas cativas
e coz' end' a Qa!
I Ven hü r, dastruytas — 2 que — 4 ébtnas — 7 cruytas
(II.) CV1028.
JoSo Servando.
Comeron infançOes | en outro dia
apartados na feira | de sancta Maria,
e deron-lhi linguados | por melhoria
que nunca vi tan bOos | desque naci.
5 Eu con os apartados | fui enton i
apartado da vida, | e non comi.
Direi -vus como foron | i apartados:
deron-lhis das fanegas | e dos pescados
atanto per que foron | muy lazerados,
10 que des quando foi nado, | nunca chus vi.
Eu con os apartados | fui enton i
apartado da vida, | e non comi.
Apartaron -se d'eles | por comer ben,
melhor que comerían | en almazen,
15 e pois quando ao erger, | non podian én,
tirar mui ben as | pemas arcassy (?)
Eu con os apartados | fui enton i
apartado da vida | e non comi
I infançdes — 3 por nu Ihoria — 4 pontos — 6 dautda —
d* ajudaí Oder da vilai Ich verstehe den Gedanken nicht. — 8
e dos pajeados. Ob wir de% fanegas e dous pescados zu setzen hab«
l\ cd uos — entahy — 15 OJ erger — x^j eu com co arar tados
(12.) CV1046.
Roy Paes de Ribela.
Preguntad' un ricome
mui rico que mal come,
porqué o faz?
Kl de fam' e de sede
5 mata orne; ben (o) sabede,
porqué o faz.
Mal com' e faz nemiga!
Dizede-lhi que diga
porqué o faz.
(13.) CV1047.
Roy Paes de Ribela.
Un ricomaz, un rícomac
que de maos jantares íbaI
RAMDOLOSSBN ZUM ALTPORt. LIBDERBUCH. l6t
Qaanta came manda a cozer,
quand' orne vay pola veer,
5 se 8* ante muito non erger,
sol non pode veer u jaz!
Un ricomaz, un rioomaz
que de maoA jantares faz!
Quen vee qnal cozinha ten
10 de came, se s' i non deten,
non poderá estimar ben
se x' est carne, se [é] pescaz!
Un rìcomaz, un rìcomaz
que de maos jantares faz!
5 merger
(14.) CV 1084.
Ayras Peres Vuiturom.
Don (E)stevan, eu eyri comi
en cas del rey — nunca vistes melhor —
e cantarci vo'-lo jantar aqui
c' acha orne de falar i sabor:
5 non virón nunca ja outro tal pan
os vossos olhos, nen ar veeran
outro tal vinho qual eu i bevL
Nen vistes nunca, se Deus mi perdón
melhor jantar, e contar vo'-lo d:
10 á dez anos que non vistes capon
qual eu i ouve, non vistes, ben sei
melhor cabrito, nen vistes atal
lombo de vinh' e d'alhos e de sal
qual i a mi deu un de criazón.
15 Nen vistes nunca nulh' ome comer
com eu comi, nen vistes tal jantar,
nen vistes mais vicos' ome seer
do que eu sevi en nenhun logar,
ca a min non minguava nulha ren,
20 e mais viços' ome de comer ben
non vistes, nen avedes de veer.
I estauam — 4 caxa — 6 uosfus — '] a qual — 9 ^ cötaruo^{Ji)ey —
9 Ihi nam i deu hi hü de criazón — 20 uy io some
Der Spott gilt der Kurzsichtigkeit des D. £stevam, und nicht
•*ïi Essen an Königs Tisch.
(15.) cvuea.
Pero da Ponte.
Un dia foi cavalgar
de Burgos contra Carrion
Z«taehr.i roiBLPhfl. XXV. II
102 CAROLINA lÜCHASLtS DI VASOONCKLLOS,
e saiu-m' a convidar
no caminh' un infançon,
5 e tanto me convìdou
que oùvi logo a jantar
con el, mal que mi peson.
U m' en de Burgos parti
log* a Deus m' encomendei,
IO e log* a el prong* assi
que un infançon achei,
e tanto me convidou
que oüvi-a jantar logu' i.
com el, mal que mi pesou.
15 £ se eu de corazón
roguei Deus, baratei ben,
ca en pouca de sazon
àque-m' un infanzón ven,
e tanto me convidou
20 que oüvi-a jantar enton
con el, mal que mi pesou.
£ nunca (ja) assi comerei
com' enton con el comi,
mais u eu con el topei
25 quisera-m' ir e el i
atanto me convidou
que sen men grado jantei
con el, mal que mi pesou.
3 me conuydal — 7 concie — il infançon
(16.) cvuee.
Noutro dia en Carrion
queria[n] im salmon vender,
e chegou i un infanzón;
e tanto que o foy veer,
5 crecen • Ihi d* el tal corazón
que diss' a un seu om' enton :
„Peix ora quer oj' eu comer,
Ca muìt' á ja que non comi
salmon que sempre desejei;
IO mais pois que o ach' or(a) aqui
ja custa non recearei
que oj' eu non cômia, de pran,
ben da peixota e do pan,
ca rouit' á que ben non cêei.
15 Ca pois aqui salmon achei,
querrei oj' eu mui ben c¿ar,
ca non sei u mi-o acharei
RAKDGLOÔSÊN ZUM ALtPORT. LÎSDÈRBUCH. lój
des que me for d' este logar;
e do salmon qae ora vi,
20 ante qne x' o leven d' ali,
vay-m' fia peizota comprar.
Non qner* en casta recear,
pob salmon fre8c(o) acho siqner(?),
mais qner(o) ir ben d'el assfiar
25 e enviar a mia molher
— que morre por el ontrossi —
da balea qne vej' aqni,
e depois quite quen poder!
I cairhon fur carrhon. Das Versmaís verlangt: En outro dia —
comha — 14 ceei — l6 eear — 20 beuë — 21 müha — eopr* —
sinfur — 25 /'' — 28 quitar debdas s= Schulden bezahlen.
Als Lachsverkaufer haben wir den gallizischen Dichter nicht
betrachten. Daher die Konjektur querían in Z. 2.
(17.) ovue?.
D' un tal ricome vus quero contar
que noutro dia a Segovia chegou
de como foi a vila a refeçar,
pois o ricome na vila entrón;
5 ca o manjar que antes davan i
por dez sóidos ou por maravedí,
logu' esse dia cinc soldes tomou.
Ricome foi que vus Deus enviou
que vus non quis assi desamparar,
IO que vus a vila assi refezou
poi'- lo ricome veo no logar;
ca nunca eu tan gran miragre vi
polo azougue refeçar assi
mentr* o ricome mandava comprar.
15 £ a Deus devemos graças a dar
d' este ricome que vus presentou,
de mais en ano que era tan car*
com' este foi que ogaño passou;
ca pois este ricom' entrou aqui,
20 nunca maa careza entrou i
mentr' o rícome na corte morou.
7 cine soldo eor ñob — cinco wurde die Zeile um eine Silbe zu lang
^*^eii. Die übliche alte Form war cinque. Vgl. duc — 10 ^«9 —
^^•iougme — 14 mandara — opr* — 1$ Ca des — 17/5 caro im Reim
Offenbar ein herber Spott auf einen Machthaber, der für die
^^sen, auf deren Ankauf er ein Recht hatte, zu wenig bezahlte.
II'
tÒ4 CAkOLlNA MICHABUS DB VASCONCStXOS»
(i8.) CV1168.
Quen a sesta quiser dormir
conselhá-lo-ei a raxon:
tanto que jante, pense d' ir
á cozinha do infanzón.
5 E tal cozinha Ih' achara,
que tan fria casa non á
na oste de quantas i son!
Ainda vus eu mais direi:
eu que im dia i dormi
IO tan bOa sesta non levei
des aquel dia 'n que naci
como dormir en tal logar
u nunca Deus quis mosca dar!
É a mais fría ren que vi!
15 £ vedes que ben se guisou
de frìa cozinha teer
o infanzón, ca non mandou
des ogan' i fog' acender.
E se vinho gSar d' alguen,
20 ali Ih' o esfrìaran ben
se o frío quiser bever!
4 conunhado — IO /esta — 14 ^na — 16 tetr — 19
20 effriarà
Satire auf die kalte Küche eines geizigen Junkers.
(19.) CVU70.
Sueir' Eanes, este trobador,
foi por jantar a cas d' im infançon
e jantou mal, mais el vingou s' enton
que ar ajan os outros d' el pavor,
5 e non quis el a vendita tardar:
entanto que se partiu do jantar,
trobou-lhi mal, nunca vistes peior!
Eno mundo non sei eu trobador
de que s' ome mais devess' a temer
IO de x' el mui maas tres cobras fazer,
ou quatro, a quen Ihi maa barva for.
Ca desque vo'-lh' el cae na razón,
maas tres cobras ou quatr' e o son
de as fazer muit' é el sabedor!
15 E por esto non sei no mundo tal
ome que Ih' a el devess' a dizer
de non, por Ihi dar mui ben seu aver,
c'a Sueir' Eanes nunca Ihi fai
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 165
razon, des que el despagado vay,
20 en qae Ihì trob' atan mal e tan lay
por qne o outro sempre Ihi qaer maL
4 aia mos — 9 deuajse — 16 äeua/sadüer — 18 stitrtarus — désquè
Satire auf ein Mittagsessen, mehr aber noch anf die schlechten
Verse des Sueir» Eannes. VgL CV 1U7. U70. U84.
(30.) OVU7L
Quand' en d' Olide sai
preguntd por Ayvar
e disse -mi log* assi
aquel que foy preguntar:
5 „senhor, vos creed' a mi,
que o sei mui ben contar:
Eu vus conto quant' á
d' aqui a cas don Xemeno<
un dia mui grand^ ai..
10 e un jantar mui pequeño.
Disse -mi u (me) d' el parti:
„quero -TUS ben conselhar;
a jomada que d' aqui
▼us oy queredes filhar,
15 seri grande, pois des i
eras non é ren o jantar:
por en TUS conto quant' i
d' aqui a cas don Xemeno:
un dia mui grand' ai..
20 e un jantar mui pequeño.
I dolide — 7 Wohl quanto dì
Wie ich die navarresischen Ortschaften 0///^, A}Tar nnd Don
Xemeno in Zusammenhang mit einander bringe, habe ich im CA
Kap. VI in der Biogr. XXXV des Pero da Ponte mitgeteilt Hier
genügt es zn verzeichnen, dafs Don Xemeno de Ayvar zu den
Navarresen gehörte, die mit König Sancho am Siege von Tolosa
12 12 teilnahmen.
(21.) CVUT7.
£n alm9eda vi estar
a un ricom' e diss' assi :
„quen quer un rioome comprar?**
E nunca i comprador vi
5 que o quisesse, nen en don,
ca dizian todos que non
darian un soldo por si
1 66 CAROUNA HICHAKUS DB VASCONCELLOS,
E d' este rìcome qnenqner
▼us pod' a verdade dixer.
10 Pois non après nenhnn mester,
¿qnen querrá i o sea perder?
ca el non faz nenhon lavor
de qne nolh' om' aja sabor,
nen sab' adnbar de comer.
15 Eu foron polo vender
preguntaron -no en gran sen:
„¿ricom, que sabedes fazer?*'
e o ricome disse: ^^ren!
non amo custa nen misson,
20 mais compro múi de coraçon
erdade, se mi -a vend' alguen."
E pois el diss' esta razón V
non oüvi molher nen baron
que por el dar quisesse ren!
2 ouin — 12 ccU tf/— 17 ricome — Vielleicht: ricome, que sab
(22.) CB 1508.
JoSo de Guilhade.
Vi eu estar noutro dia
infançOes con un rìcome
posfaçando de quen mal come,
e dix' eu que os ouvia:
5 Cada casa favas lavan!
Posfaçavan d' un escasso,
foy-os eu ascuitando;
eles foron posfaçando
e dixi-m' eu pass' e passo:
IO Cada casa favas lavan!
Posfaçavan d' encolheito
e de vil e de spantoso
e en sa terra lixoso,
e dix' eu enton dereito:
Cada casa favas lavan!
3 u. 8 posfaçâdo. Das Metrum zwingt uns pos/açand* a quen
zu lesen und in Z. 7 ^ eu os foy ascutíando zu vermuten — 9 pas
— II posfacaucL — 13 tira — I4 dizeu
Das Sprichwort bedeutet so viel wie: ca e là más f adi
und soll besagen, dafs es im Hause der Maldtzenies, was d
betrifft, nicht besser bestellt war als anderwärts. Viellei
in /(Was auch noch ein direkter Hinweis auf spärliche Kc
Tage Saubohnen? — Ob man meu passo e passo noch
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. UEDERBUCH. IÖ7
Rrn/stsein der substantivischen Natur von passo gesagt hat? Sonst
¿ommt im Liederbuch an ähnlichen Formen nur pauqu* e pouco und
nan^ i manso vor.
(23.) CB 1562 (= 425).
Nun es«
Un infançon mi-á convidado
que seja seu jantar loado
par mi; mais (eu) non -no ei guisado
e direi -vus por que mi aven:
5 ca ja des antan' ei jurado
que nunca diga de mal ben.
Diss* el: „poi' -lo jantar foi dado,
load' este jantar onrado.**
Dix' eu: „farla -o de grado;
IO mais jurei antan' en Jaén
na oste quando ñiy cruzado
que nunca diga de mal ben!
CB I Hun Infancon mha cdutdado — 2 doado — 8 onirado — IO Die
>liclie alte Form ist Geen,
Ob Ayras Nunes der Verfasser ist?
IV. Penn a V eira.
Das dritte Streitgedicht, mit dem ich mich beschäftigt habe,
\autet:
(24.)
üa pregunta queir* a el rey fazer
que se sol ben e aposto vistir:
¿porqué foi el pena veira trager?
Veer -Ih'- an bon pan' e queremos riir,
5 — eu e Gonçalo Martliz, qne 6
ome muit* aposto, per boa fé —
e ar queré'-lo-emos én cousir.
„Garda Perez, vos ben cousecer
podedes: nunca, de pran, foi falir
IO en querer eu pena veira trager
velha en córte, nen-na sol cobrir(?);
pero de tanto ben a salvarci:
nunca me d* eia en córte paguei,
mais estas guerras nos fazen bulir."
15 Senhor, mui ben me vus fostes salvar
de pena veira que trager -vus vi;
e pois de vos a queredes deitar,
se me creverdes, faredes assi:
X68 CAROLINA HICHABUS DB VASOONCBLLOS»
Mandade logu' est, e non aja i al!
20 deitade-a logu' en un mnradal,
ca peyor pena nunca d' esta vL
yyGarcia Perez, non sabedes dar
bon conselho — per quanto vus oí —
pois que me vos conselhades deitar
25 en tal logar esta pena; s' assi
o fezesse, faria mui[to] mal;
e muito tenh' ora que me mais val
o dà' -la en a un coteif' aqui. /Q3 4^5 -^ 867.)
I Hua preguntar ^r — 3 peqna — 4 Ich lasse ifeer und riir stehen.
Es bleibt dem Leser überlassen, welche von beiden Formen er kontrahieien
will — 5 goncalo ntrij% — 9 falquir — 10 en querer en — 14 ofías —
20 Dota loguen huñ — 21 peyior — 24 con f o/hades — 25 Eutal logar esta
pe^na caffi — 26 offezeffe faria mui mal — 27 ^ muj m^ ual — 28 Endata
£in König, der sich schmuck und gut zu kleiden pflegt, hat
ein minderwertiges, mit Buntwerk besetztes oder gefuttertes Gewand
getragen, wird darob lachend angegriffen, entschuldigt sich damit,
nicht bei Hofe, sondern im Kriege habe er den alten schlechten
Pelz angelegt, hört, obwohl der Angreifer seine Verteidigung gelten
läfst, die Aufforderung, denselben sofort auf den Kehrichthaufen
an der nächsten Mauer zu werfen, erklärt das für einen schlechten
Ratschlag und zieht vor, das abgetragene Stück einem seiner
Troupiers zu schenken.
Textkritisch bietet diese vierte Königstenzone keine sonder-
lichen Schwierigkeiten. Nur das Reimwort von Z. 9, an das ich
rühren mufste, bleibt fraglich, und unverstandlich der Schlafs
von Z. ii.i Daran, dafs wir in Z. 3 und 25 pena zu lesen haben,
ist nicht zu zweifeln, da pequeña weder in den Zehnsilbner pafst,
noch die zwei Adjektive ohne Substantiv einen Sinn geben, vcira
als Hauptwort aber im Portugiesischen nicht nachzuweisen ist^
^ Ob Cubrir alg, c, gleichwie cobrir'se de alg, c. bedeuten kann: „sich
einer Sache als Decke bedienen, sich mit einer Sache bedecken"? Dann
hätten wir zu verstehen: „ich habe nimmer den Fehler begangen, Bunt-
werk bei Hofe als Kleid zu tragen , und nicht einmal, solches als Decke oder
Hülle zu gebrauchen", nunca fui fahr en trager pena veira na córte, nen
sol (= nem tampouco) en {n)a cdrirF — In einem Spottgedicht Alfons' X.
(CV 66), das sich um einen diebischen Pilger dreht, tritt cobrir dreimal als
Reimwort auf — möglicherweise gleichfalls mit Bezug auf Pelzwerk (gris).
Doch ist die Bedeutung von Gris nicht sicher. Vielleicht ist Gris oder
Agris der Name des Bestohlenen:
dagris furtaran que por ¿n
non Ihi leixaran que possa cobrir,
und
e sol non cataln] como gris non ten
[/a] nunca cousa de que se cobrir,
Oder bedeutet Z. ii: „und nicht einmal Buntwerk zu bedecken — d.h. es
versteckt und bedeckt als ünterfutter zu verwerten"?
' Ueber die Entwicklung von varius und variare im Portug. spreche
ich in Randgl. XVI, aus Anlafs der Olhos verdes, wie schon gesagt ward.
RAKDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. tÓQ
^uhd pata vtira steht ja nnveifalscht in Z. io und i6, uns den
FWeg weisend.
Sachlich staunt man im ersten Augenblick darüber, dars diese
Pelisoite, die man gewohnt ¡st in Schilderungen und Verordnungen
als kostbaren Lusuastoff in einem Atem mit Zindel, Brocat, Schar-
lach. Sammet genannt eu sehen,' von einem Troubadour so ver-
ächtlich behandelt wird, als sei sie nicht gut genug für seinen
Herrscher. Man mufs sich erst darauf besinnen, dais wir am
glaiuenden, mit des Orients Kostbarkeiten prunkenden Hofe eines
peninsularen Fürsten weilen, und dafs auch der Teilnehmer an
niuerer Scherz-Tenzone kein auf Lohnung durch buntes Tuch be-
dachter Spielmann oder Berufsdichter, sondern ein fumehmer Herr
sein mufs — wie aus dem Gegenstand und der besonnenen Rede-
weise, mehr aber noch aus der Fassung der königlichen Entgeg-
nung hervorgeht Drittens und hauptsächlich dreht sich der Disput
om einen alten verbrauchten Pelz, nicht um pma vara an sich,
^uoiQ wir auch in der Angriflsstrophe die betreifende Angabe ver-
HiBsen.
^^ Darüber dafs im Süden im 13- Jh. und heute wiederum nicht
blofs zur Winterzeit, sondern selbst für Sommertrachten Pelzwerk
aufserordentlich gesucht war^ — man unterschied SaisonpeliT ptnna
de tastm und penna de veräo:^ was sich von dem alten Brauch im
nationalen Hirtenleben erhalten hat {çamarro, cafìts nebst çarrSo
oder zurrSo)', welche heimischen und welche ausländischen Sorten
hier Verwendung fanden;* wie für die zarteren kostbareren Gattungen
die aus der Provence übernommene Bezeichnung ptnna mit ihrer
hübschen bildlichen Gleichstellung des Hermelin, Nörz, Zobel,
Bunt- und Grauwerk mit Taubenflaum und £iderdunen benutxt
Ward.* für die daheim gewonnenen Felle aber pellis;'^ was die
Preistabelleo und Kleiderordnungen uns über das (bewerbe der
Schneider and Kürschner' verraten, darüber Uefse sich unter Ein-
' BeleestellcD bei Du Caage, Godefroy.
* Im Elucidane findet sich Dtchts Brauchbaieg. S. alfatuhe und anitia.
* P.M.a: legi, 191.
* legti igi — 196 eirahrcD wir von der Haut des Hiruhksibes [aenh,
Beaportni!- 'w*o. «om Ul. hinneus), de» DarohUschcs (gamilo), Lamnics {cor-
•Jario). Kjtlbe« (/¿nroail, Zickleins {fabräu), die wir nicht als Peliwerk zu
ticttaclittn gcwohat lind; dftno von Kslie {gato de iaia). Wildkatze Igalo
mumti). Fochs {gtäpitui), Frettchen {/uina und lourSo), Olter {lunlria).
3Jvder {marterenia), Gineta {genetai und einem mir unbekannten hibtrno. in
Jnn ich lubrtaa, eioeo jungeo Wolf, vermute; femer von vtslidos de catl/io.
Alle diese als fellis. — Die mtten daamarligen fimnai ilammcn von Her-
milin (armmiton), Ottet {iuntria), Haselmaus [dt HHonibui) und Hase. —
Antierdem wird ein Unterschied gemacht iwischen fettna blanca, purada.
i'tT¡a, mûerada (dies leute Worl kommt CV 1154 vor).
* Auch im Altspaniscben h»ben wir nalürlich /tHa und peRj vera,
^. 1, B. /i/o 7. 640. 1151. 1378.
* Heute ist ptU/ das einzige Wort; span. pelUJa.
1 Ftlùeiro CV 827.
I7â CAROLINA ïnCHAELIS DE VASCONCKLLOS,
beziehnng aller Stellen aus den Liederbüchern ein
Modebericht zusammenstellen.
Für unseren Zweck genügt es, zweierlei zu fixiere
1. Penna veira, d. h. die zwiefarbigen Felle' ei
kleinen und darum kostbaren, dem Hermelin und Nörz venvandtenl
osteuropäischen Nagetierchens — es sei mustela ¡ulriola^ oder nicht — ,
so geschätzt sie auch waren, zählten nicht zu den pannos reats,
à. h. sie blieben so wenig wie Grauwerk, Zobel und selbst Her-
melin für Konige und Fürsten durch ein Sondergesetz reserviert,
sondern wurden als Futter und Verbrämung von Mänteln tmd
Kapuzen aller Art ohne andre Beschränkung als der vom Geld-
beutel des Käufers gesteckten in den Handel gegeben. Das Lieder-
buch selbst liefert Beweise dafür.
Der alfonsinische Spielmann Pedr' Amigo de Sevilha 1
klagt sich einma!, er sei bei der Verteilung von panes und ^
Vitras zu kurz gekommen {CV 680).
Estévam da Guarda, der spottlustigc Kanzler des Königs
Denis, verhöhnt einen zum Edelmann beforderten Bauern, der, um
seine Glatze zu verdecken, sich eine ungeheure, mit pena
ausgestattete Kopfbekleidung {caparon) zugelegt hatte (CV 027).J
Uebrigens wird der Flaumpelz hier ausdrücklich nobre genannt.'
Derselbe Dichter erzählt ein andermal vom Verkaufe ge-1
brauchter pannos und pennas veiras durch einen Makler {CV 804).
2. Benutzt aber wurden die pennas varias auch von Königen,
wie unsre Tenzone zeigt. Diesmal fiel es freilich dem dichtenden
Alfons nicht ein, sich, wie in dem Gedankenaustausch mit Vasco
Gil, mit dem Beispiel eines andern Herrschers zu decken. Sonst
hätte er abermals auf einen König von Portugal hinweisen können:
Sancho I., der in seinem Testament seine einlas, esearlatat mid ,
penas varías seiner Tochter D. Sancha vermacht.*
Lieder-
tia bo^
m
\
Bei muradal an den berühmten Pafs der Sierra Morena
denken, der so manches Kriegsheer gesehen hat, liegt dt
rena n^|
lorcbatatH
Ire Tien V
> Die Uebersetznng „bunt" ist die besle, wo es sich um andre 1
■Is é»a pelílicfenid« Mäuschen handelt (Hund, Siate, Skorpion}, oder gar n
Menschenhaar. — Die dne der Fatben war weiis, die andre kaum immer
di« gleiche, bald rötlich, bald gtau, bald schwan. — Uniutreficnd sind jcden-
falli die ErklaTaugen der hi .spanisch en Berichterstati er: (SsDcbez-Jsner: vera
^ muy blattca; Cueto: blanca o baya; Braga: alvo ah'eiro). Sie slammen
alie aus einer Stelle im Werke des Erxptiesters, wo man liest: El axtHui
de fuera mas negro et cue caldera \ Es de dentro muy blanco mas que ía
fennavera (Str. 7). — tn Su. 640 bedeutet der Sau: La penna tiene blanto
et prieto, fero todos son conejos „es giebl weirse, aber auch dunkle Ka-
nin chen".
' Londrasinka als BMeichnUDg ei
eine kleine Oller-Art und hat nichts mit
» Man vergleiche noch CV BBO.
• Mon. Luí. IV. Eicrü. lU :6o.
jch natürlich anf.^l
r
RANDGLOSSEN ZDV ALTPORT. UEDERBÜCH. 171
kern Gnind vor. Man lasse dem Wort seine ursprürgliche appel-
lative Bedeutung.
So abgetragen, ¡n des Dichters übertreibendet Redeweise ter
den Mullhaufen reif, war das Stück, dafs es nur einem gemeinen
Soldaten überantwortet werden konnte. Wenigstens glaube ich,
wie ich schon früher dargelhan,' dafs wir einen peon unter eoUift
zo verstehen haben. Diesen Namen versuche ich jetzt — da ein
SniEx 'Hfe -f/i nicht vorkommt' — aus dem Arabischen herzu-
leiten, wo kalti/ ein langes Schwert bedeutet {latus enii's; /errum
ingtim et latum). Mit dem maurischen Ausstattungsstück, dem der
(oUift besagten Falles die Benennung verdankte,'' ging dieselbe
vermutlich wieder verioren. Sie kommt nur bei Alfons X. vor* und
einigen seiner Getreuen,' wenn wir ein iiagwürdiges Spottgedicht
aufsei acht lassen oder zu des Köm'gs Hab und Gut rechnen, das
derselben Gedichtgnippe angehört wie unser /Vwa-wira-Lied.
Damit sind wir zur Hauptfrage gekommen, ttm derentwillen
ich dasselbe aus seinem Zusammenbang gelöst und neben die zwei
Streitgedichte geslelll habe, die Alfons X, zugesprochen werden
müssen; wer nämlich ist der König, dem jene Gedichtgruppie an-
gehört? ^ Alfons X.? oder Alfons IX.? Hat nur der ital. Kopist
in der Ueberschrifl El Rcy don afftmso [<Ä CasttUa ê\ dt Uon die
eingeklammerten Worte ausgcla.ssen?^ Es scheint wenig glaublich,
da gerade die dichtenden Konige sowohl den Kardinal Bemt>o als
Angelo Colocci besonders interessiert haben. Steckt also ein Fehler
im Automamen, so wird er aus der Vorlage stammen, von der
Hfir nichts wissen, als dafs sie sich anscheinend in einem argen
Zustand befand. So lange die Urheberschaft des Weisen nicht
^m Hci
' Randgl. I Z. 158. 168. 169 sowie S. 71—72. — Tritt der eeleiß meist
*]i Fafisoildat und wie ein GemcÍDeT auf, 10 idieiiit Alfons X. die Gattung
doch einiDil (UV 74} in ^tuizer-KIeidnng voTzufuhrea (mit arminhosì und
erftladoíT). Ein aad^msl tragen aie ein Wams ans Katlun (perponlo dt
oJgedm) nod Hosen aus ZwiUieh {caifas de branquita) (CV 63). LangbSrtig
nnd «e aneh. Oder ist orfrlados etwa eine kastilische Form von horri-
füatatÍ
■ Tabtft = „Tachtcl" wciis ich nicht lu erUären. — Die Schreibart
t»ili/< kommt nur eiamil voi (CB 464). Vermutlich hat durch Verschreiben
das i KÌntn Plalr gewechselt.
* Solche Ueberliagung eines Sachnamens auf die Person, der sie als
Chiracleristicum dient, kommt oft genug vor. Ich erinnere nur an jaqui. den
jickenliagenden Soldateu, nnd guita, Tresse, das Spoltwoit far den modernen
ponog. Poliieiioldalen. — Ein Versuch, coieife wie golfim (Cran. Alf. c 75
p. 59) aus der Scb ach terminologie heriuholen, ist mir mifslnngen.
• CV es. 74. CH 32 a. 1»4.
• Rui Queimado CV 804; Coelbo CV 1034.
< /nd. 466—466.
* Uomiltetbar folgen, wie der Leser wei&, eine fromme und mehrere
ptofane Dichtongen AlfoDs' X. (467 — 496), denen die Uebeischrift El Rey don
afftnii) de Catlela e dt Lioit vorangeht. — Wiederholung von Namen als
nebcricbrif) ist aber sehr hanfìg. — Auch Alfons XL ist aasdrücklich als
Hcirichei beider Rdchc beieicbcet (607).
172
CAROLINA
DE VASCONCELLOS,
mit hinreichender Klarheit nachgewiesen ist, wird man immer wieder
versuchen müssen, im Rey de Leon den Grofsvater, Alfons IX^
zu erkennen.' Gelungen ist mir bis jetzt weder das eine noch
das andre. Der Majordomus D. Rodrigo (CB 464), Milta Fer-
nandes aus der Familie der Pertigueiros de Santiago (480) und
die Anwesenheit des Königs in Guarda (456) bringen vielleicht
die Lösung des Rätsels.^
Mancherlei scheint auf" Alfons X. hinzuweisen. In einem der
Gedichte ist von andalusíschen Städten in einer Weise die Rede,
als gehörten sie zum Reiche des Dichtenden.'' So aber konnte
der Leonese unmöglich von Sevilla, Lebrija und Alcalá' reden.
Das gilt auch von dem auf die Olivenwälder von Eìxarafe und
die alearías hinweisenden Spottlied.^
Was unsre Tenzone betrifft, so ist ihre Aehnlichkeit mit den
beiden bereits besprochenen recht grofs, sachlich wie fonnell;* von
allen übrigen Streitgedichten weicht sie hingegen ab, was Gegen-
stand und Einkleidung betriflï. Dazu kommt, dafs von Krieg die
Rede ist. Was wir sonst an Kriegsliedern ^ besitzen, stammt aber
aus den andalusischen Feldzögen Ferdinands IIL und seines Sohnes
Alfons und ist entweder Wurk des letzteren'' oder das seiner
Grofsen. Wie ich in den nachfolgenden Glossen zeige, möchte
ich dieselben in den Aufstand der sechziger Jahre \erlegen — in
eine Zeit also, in welcher Alfons X. noch, heiter und siegesfrob
sowohl als Gesetzgeber und Eroberer, als auch als Vater und Re-
gent, zum Dichten aufgelegt sein mochte.
' Nimmt man Heikunfl der betreiTenden Lisd« aus dem BCsitie eines
penÌD9u1aren SnmmleTS an, so isl ¡sl die Beidchnucg de Leen für Alfons X.
in hohem Grade unwahrscheinlich. Und Eclbsl ge^etit, sie slammlen aus pn>-
venialischem Gebiet, bliebe sie befiemdend. Fremde Troubadous haben ihn
dann und wann schlichlweg Rey de Leon geoattnl, doch nur wo das Metrum
solche Verkôizoag der Titulatur eiheischte, wie z. B. in der Tornada des poly-
glotten Sirventts-Descordo (Ratidgl. VIIIJ, oder auch V reyi cuy it Ues (Gaìraat
Riquier bei Mila 217!. lieblicher ist jedoch: reys deis Caílellds — R^i
Caiteìldt — Teys de Castela N'Anfos — reys N'An/os Casteldi cui Leoi <J
— Rei de Leen git'es senhars de Caslelas — el bot rey de Castela ffAnfot
que rey es de Lea und ähnliches mehr.
' Geographische Namen allein können den Ausschlag nicht geben. Dock
sei bemerkt, dsfg ein Va! de Canas [CB 464) zam Gebiet von PalencU ge-
hört uud dafs Campos (Lb.) auch von Alfons X. erwnhol wird (CV 65).
• CB 466. S. darüber CA Kap. VI, Biogr. XIV.
• Aleali Ui Real, oder de Benr.aide.
» CB 462. Vgl. 1. B. Cron. Gen. p. 39g (bei -Schimnacher I p. ^ti) : ca
en ei su Axaraf hauia bien iste dia cien mü alearías.
" Alie drei bestehen aus 2x2 Strophen in Zehnsilbnerai und allei
dreien fehlen die üblichen Schlafskadenzen , in denen der Sie);er wie der Be-
siegte das Facit zu ziehen pfl^. — Was die Zeilenzahl betrifft, stimmt
CB 357 nut zu CB 386; in der Rrimbindnng {ababccb lu 1
nicht genau,
■" Kriegslieder mir in dem Sinne, dais sie sich »nf Kriegsieit und Kri^o-
beliehen.
■ S. Rartdgl. V und VI,
I
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. UBDSRBUCH. 173
Gut wäre es, wenn wir wüfsten, wer der Garcia Perez ist,
der sich in so ^miliarer Weise an seinen Gebieter wendet — ob
auch mit etwas mehr Znrûckhaltmig als Charinho und Vasco Gil.
£r redet den König zu Anfang nicht direkt an, sondern überläfst
es ihm, ob er in eigner Person antworten oder einen Dritten damit
beauftragen will, seine Entgegnung in Reime zu bringen.^ Als
solchen Dritten schlägt er aber — wenn ich ihn recht verstehe —
einen seiner Genossen vor: Gonçalo Martins, als einen, der
nicht übel gewillt schien, sich am Pelzscherze zu beteiligen. Einen
Garda Perez, der zu dem Leonesen in engeren Beziehungen ge-
standen hätte, kenne ich nicht Hingegen einen, der zu Alfons' X.
Vasallen gehörte: jenen Schwager des Dichters und Admirals
Charinho, der 1282 als Meirinho Gallizien verwaltete, während
seine Frau die Veste Zamora den Umtrieben der aufrührerischen
Infanten gegenüber nicht zu verteidigen vermochte.^ Woher jedoch
die Sicherheit nehmen, dafs er und der Dichter ein und dieselbe
Person sind?
Auch von Gonçalo Martins vermag ich nichts auszusagen.'
Ich weifs nur, dads in dem im Liederbuch CB unmittelbar fol-
genden Gedicht ein D. Gonçalo angeredet wird> Und zwar wird
er auch dort vom König vorteilhaft geschildert als aposto t frt'
ntoso cavcdetro . , , de iodos comas comprido . , , e aposf e ben talhado.
Gleichzeitig wird auf sein Talent angespielt, mit ungeheurem
Schwerte sogar Feder- und Pelzwerk {pena) zu durchschneiden.^
Femer auf seine Anwesenheit in Andalusien — lauter Einzeln-
heiten, die uns zu statten kämen, wenn das Gedicht als ganzes
nicht gar so dunkel wäre.
Unter den Dichtem kommt Garcia Perez sonst nicht wieder
vor; Gonçalo Martins überhaupt nicht. Dafs es jedoch einen
Poeten dieses Namens gegeben hat, lehrt eine portugiesische Ur-
kunde.^ Er führte sogar den Ehrentitel trohador de Santarem,
Seine Tochter Maria Perez stand in intimen Beziehungen zu dem
vornehmen Troubadour JoÄo Velho de Pedragaes, der 1280 — 82
als Gesandter des Königs von Portugal am aragonesischen Hofe
weilte, um die Heirat mit der jungen D. Isabel zu pactieren.*^
Ueber die Schicksale des Trohador de Santarem und seinen etwaigen
^ Portugiesische Beispiele solcher Meinungsaufsening sind nicht bekannt.
Nar die provenzalischen Fälle, in denen N^At de Mons und Guiraut Riqxiier
im Namen AI fon s' X. das Wort ergriffen haben.
' Cron, Alf, c. 76; Randgl. I 22 und 45.
' In den Adelsbüchern kommen zu viele gleichen Namens vor, als dafs
sich Yerläfsliches hätte auskundschaften lassen.
* CB 466 Don Gonçalo, pois queredes ir ä* açui para Sevilha,
^ Schade dafs jenes grofse Schwert nicht als coteife bezeichnet wird!
* Vgl. Revista Lusitana V 136.
* Aires de Sa, Frey Gonçalo Velho, Lisb. 1898 p. 57. 123 und 47. —
£b Enkel des Paares wurde 1295 legitimiert; ein Sohn kam später an die
Reihe (1300).
}
174 CAROUKA MICHABUS DB VASCOMCBLLOSy &AMDQI.06SBM.
Aufenthalt in der Nähe Alfons' X. wissen wir nichts. Dafs aV>^
der von König Alfons verlachte schmocke Ritter D. Concaio sic^
auch als Dichter im satirischen Fache hervorthat, darf man viel-
leicht aus der Behauptung schliefsen:
a qnenqiier qne cometestes
sempre mal o escamistes.^
^ Cometer wie escarnir beâehen sich im Liederbudi der Regd a^^
auf spottende Dichter.
Carolina Michablis db Vascomcellos.
Der ProBaroman Ysaje le Triste.
EINLEITUNG.
Der Roman „Ysaye le Triste" ist uns, soweit bekannt ist, ¡n
jwei Handscliriftea überliefert. Die eine befindet sich auf der
Herzoglich Gothaischen Bibliothek in Gotha als No. 688, die
andere auf der GrofsherzogÜch Hessisclien Bibliothek in Darmstadt
als No. 25^4. Erstere sei hier kurz mit G, letztere mit D be-
KeichneL
G besteht aus einem 491 Blätter enthaltenden, mit schönen
kräftigen Farbenbildem gezierten Bande, dessen Deckel mit grünem
Sammet überzogen ist. Die Schrift ¡st ungleich und an vielen
Stellen stark verblafst. Der Inhalt ist durch Herausreifsen einzelner
Blätter unvollständig überliefert. So fehlen die g§ i — 3, die Hälfte
von § 20, die §§ 108^1 1 1, die zweite Hälfte von g 457. die ersite
Hälfte von § 458 und § 582. Aufserdem fehlen die Zusätze zu
den §§ 17, loz und 216. Die §§ 4, 9, 13 sind mit roten Ueber-
schriften versehen, die Anfänge der anderen §g werden nur durch
rote oder blaue Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Die Ueber-
schrift zu g 4 lautet: Communi Viiiä !a Royne accoutha a lontree
dun boys de fsaye le Trisk loqtul fut baptist ci nourry dun armütt,
zu I 9: Commani fets vtnoienl de nuyt ou dorme ¡enfant et luy bau'
imeni norriture sublilUment dont ¡ermitle fui moult effraye et umer-
vetlle, au § 13; Commant lermitle arriva au piid de la verte forest
ou il trouva lune des dames et toit luy monstra le lieu ou H demeuroit.
Aufserdem befindet sich auf dem ersten Blatt ein Wappen, das
bei Jacobs und Ukert „Beiträge zur älteren Lttleiatur oder Merk-
würdigkeiten der Herzoglich ôfi^entlicbrn Bibliothek za Gotha",
Band IIJ, i , näher beschrieben ist
D umfaTst 361 Blätter, ist in Leder gebunden und mit einem
Wappen verseben, das die Farben hiau und gelb enthält AI»
Schreiber nennt sich Sire Amoury de Noyelle adone a Douay. Mai
1449. Die Schrift ist gleichmäfaig, der Teit vollständig. An
Illustrationen sind nur vier schlechte Federzeichnungen vorhanden.
Neben diesen Handschriften sind noch zwei Drucke zu er-
wähnen, die 1522 in Paria bei Galliot du Pré und bei Bonfoni
und Philippe le Noir erschienen sind, lieber diese DrodK hab«o
gdiandelt John Dunlop in der „History of Gction" 1810, deuUcfa
von Liebrecbt 1842 und die Heraasgeber der „Histoire dea I
ì
176 ZBIDLER,
1776, Mai. Aufserdem finden sich kleiaere Noluen hierüber bei
Grasse „Die grofsea Sagenkreise des Mittelalters-', bei Schmidt in
den „Wieoer Jahrbüchern" 1825 Teil XXIX und bçi Rosenkranz
im „Handbuch der allgemeinen Geschichte der Litteratur". Die
soeben erwähnten Drucke werden hier aufser Acht gelassen, da
sie den Handscliriften gegenüber nur eine Verkürzung und Ab-
änderung des Inhalts bedeuten.
Ueber den Inhalt der Handschriften ist meines Wissens nnr
einmal gehandelt worden und zwar durch die Herausgeber der
oben erwähnten „Beiträge u. s. w.", durch Jacobs und Ukert. Die
Autoren haben ihren Betrachlungen nur die Hs. G zu Grande ge-
legt, da ihnen D noch nicht bekannt "ar. Sie beschreiben die
Handschrift sehr genau, geben den Inhalt ziemlich ausführb'ch,
wenn auch mit einigen Fehlem {¡a fontaine au Jacant statt Jayant,
Agrenam statt Agravain, Ganius statt Gaunes, De Fräs le Maloä
statt Desraes U Maloii) bis g 36 an und drucken dann die Erleb-
nisse Marcs und Troncs im Feengarten (§§514 — 516} und ein
Rondeau diplomatisch ab. Im übrigen haben sie sehr geringe
Mühe auf „diesen weitscliweiftigen Roman" verwandt, sonst dürñeo
sie nicht am Ende ihrer Abhandlung schreiben: „Von dem, was
dann weiter folgt, haben wir uns vergebens bemüht, aus der fast
ganz unleserlichen und noch überdies halb verblaTsten Schrift einen
zusammenhängenden Sinn zu entziffern. Nur die vier Endzeilen
der letzten Seite glauben wir so lesen zu müssen: en memoire kt
fais u. s. w." Bei sorgfältigem Durchlesen des Romans wäre es
ihnen auch nicht möglich gewesen, das Wort chresUat, das sidi
hundertfach in der Abkürzung xxfrnt findet, für die Zahl XXVII
zu halten. .
Der Roman „Ysaye le Triste" gehört dem Cyklus der Arthii> I
romane an. Anknüpfend an die glorreiche Zeit, da König Arthur
in Carduel (Wales) seinen Hof hielt, da die Ritter der Tafelrunde
auszogen, den heiligen Graal zu suchen und Abenteuer zu be-
stehen, führt uns der Verfasser des „Ysaye le Triste" die Thalen
der Nachkommen dieser Helden vor Augen. Noch leben bei Be-
ginn des Romana der greise König Arthur von Logres, die tapferen
Recken der Tafelrunde Tristan, Lancelot, Hector des mares, Lucan
le bontillier, Bohort de Gaunes, Blaienor und Blioberís de Gaunes,
Perceval, Brandalis, Lambeguet, Gaheriet; femer Mordred, Pala-
mede le mecogneu, Marc von Cornouailles nebst Gattin Yseut und
deren Kammerfrau Bongyen (Nachahmung von Brangien, die mit
Gouvernail das Königreich Leonois beherrscht). Aber auch der
Toten: Meliadus, Merlin wird gedacht. Die Königreiche imd be-
rühmten Oerttichkeiten werden vorteilhaft in den Roman hinein-
geflochten, so die Königreiche Logres, Leonois, Cornouailles, Nor-
galles, Orcanie, die Hafenstadt Ixuvrezep, die Stadt Sarras (aus
dem Grand Saint Graal), die Joyeuse Garde, der langjährige Auf-
enthaltsort Vseuts und die letzte Ruhestätte Lancelots du tac
Schliefslich bleiben nicht unerwähnt die Wälder: le Morois, Dai-
J
DBR PKOSAROUAN ÏSAYE LE TRISTE. 177
. uuites und Gaste FoiesL AuTser diesen, durch die Aithurromane
verbürgten Namen erwähnt der Verfasser noch Herbe !e renomme,
der voD Tristan zum Ritler geschlagen wird, den Riesen Pincenart
le juif, der von Tristan getötet wird, Hector d'Orcanie, der die
Rolle des Brehus als Verfolger des chevreuil übernommen hat, den
König Marsiadus von Norgalles, liohorl le picquart. Herrn von
Gais, Marc le roux, einen gewissen Macon le brun de Cornotiailles
und Craventor de l'outrageux passage. Schliefslich führt er noch
einen König Yrion ein, der zur Zeit Arthurs über Biamir und
Mitadii herrscht.
Ans dieser, durch die Arthurromanc verbürgten und nicht ver-
bürgten Generation schafft der Verfasser ein neues Geschlecht.
Ysage le Triste ist der Sohn Tristans und Yseuts, Brandor der
des Brandelis, le besgue de la halte roche der des Lambeguet,
Menet le mecogneu der des Palamede, Festion le blond und Gera-
fil le blond sind die Söhne Gaheriets, der sot sage ist der Sohn
BlaicnoTS, Oriant le grieu der Hectors von Orcanie, Harpan du
gue parfond der Herbes le renomme, Hergault (Hergo) der Bohorls
le picquart, Miriol der Pincenarts. Die Söhne Maçons le brun
sind le brun de l'engarde, Macon i'oconge {?) und le vacquîer de
l'escUire, die Neffen Craventors sind Argus und Octes. Anknüpfend
an die Oertlichbeiten nennt der Verfasser folgende Personen: la
douleareuse und le desorreillé de la Joyeuse Garde, und die dame
du chastel de Belle Garde mit ihren sieben Söhnen, von denen
rier später eine Rolle spielen: Atrides, Fidiger, Dispront und
Dieses zweite Geschlecht zeugt dann ein drittes, so dafs wir
auch die Heldenthaten der Enkel Tristans, Maçons und so weiter
im Romane dargestellt ñnden.
Diese Nachkommen aus der Zeit Arthurs mit ihren, nach dem
Master der Arthurtomane verwirrt dargestellten Abenteuern ver-
leiben dem „Vsaye le Triste" das Gepräge eines Romans der
Tafelrunde, und es vermögen daran nicht die anderen gewichtigen
Bestandteile des Romans, die den verschiedenartigsten Litleratur-
^ttuDgen entnommen sind, zu rütteln.
Hiermit ist die Frage berührt, welchen Vorlagen die aufser-
halb der Arthursage stehenden Personen und Ereignisse des Romaus
entnommen sind. Nun, die folgenden Auslübrungen werden darauf
Antwort geben.
Als wichtigste Vorlage unseres Romans kommen aufser der
Anhorsage die Chansons de geste in Betracht. Die Tötung des
Neffen Yrions {§ 295), die Scene, in weicher Vsaye den Pförtner
gegen einen Pfeiler wirft, dafs diesem die Augen aus dem Kopfe
fliegen (g 165) und die Ermordung des I'förtners (§ 4Q3) sind Züge,
die den Chansons de geste entlehnt sind. Die Erzählung von den
vergifteten Birnen (g 47Ò) ¡st eine Nachahmung derjenigen von den
^«gifteten Aepfeln in Parise la Duchesce, die Tötung der Köche
(Î 106) eine Nachahmung aus der Chaimon „Aliscans". Der Name
LiHMlif. t lem. Pba. XXV. la
k a
„s
ZEIDLER,
Oriant stammt aus dem „SchwaneDríttei", Ysoré von SpaDÌen
„Anseïs de Caithage". Diejenige Chanson aber, welche dem Ver*'
fasser des „Vsaye le Triste" den reichsten Stoff geliefert hat,
die Chanson „Huon de Boideaus".
Dem Einflüsse dieses Werkes mufs man es zuschreiben, dafs
stall der in den Arlhurro manen üblichen Einfalle der Sachsen die
der Sarazenen getreten sind. Um seine Quelle dem Leser nicht
zu verraten, giebt der Verfasser den Sarazenenführern ganz unbe*
kannte oder mehr allgemeine Namen, so: der Admiral von Persien,
der rote Löwe von Nubien, der Tartar von Cartaire, der König
der fremden Wüsten, der König der eisernen Brücke, die vierzehn
Riesen von den bitteten Gewässern, die Konige von Mekka, Afrika,
Creta, Carthago, Ungarn und andere. Nur in dem Namen Ori-
monde ist eine direkte Entlehnung aus „Huon" zu erkennen. Ori-
monde ist die Esclarmonde aus „Huon de Bordeaux". Im „Ysaye"
wie im „Huon" ist die Vertreterin der beiden Namen eine Tochter
des persischen Admirals, in beiden Erzählungen wird sie von
leidenschaftlicher Liebe zu einem vernehmen, christlichen Billei
ergriffen. Ihre Liehe wird von diesem verschmäht und erst er-
widert, nachdem sie Christin geworden ¡st. Für die Abweison^
die sie zuerst erfährt, rächt sie sich, indem sie Huon ins GeßDj
werfen und Marc hinterlistig überfallen läfst
Als ein weiterer und wichtigerer Einflufs, den der „Huon
Bordeaux" auf den Verfasser des „Ysaye" ausgeübt hat, bt día
Einführung der Feeen und besonders des Elfenkönigs Oberon an-
zusehen. Vom Anfang bis zum Ende des Romans begegnet uns
dieser Zwerg unter dem Namen Tronc {lat. truncus), wahrschein-
lich wegen seines kleinen und verkrüppelten Wuchses so genannt,
ohne dafs wir in ihm den verkappten Oberon vermuten. Hochstena
könnte man durch gwei Andeutungen, die sich in den §§ 516 und
560 finden, zu der Ansicht kommen, dafs in der Person Troncs
der alte Oberon verborgen sei. Diese Andeutungen sind enthalten
in einer Mitteilung der Fee Oriande an Marc, dafs Tronc dei
Sohn Julius Caesars und der Fee Morgue sei, nnd in der Aeufse-
rung Troncs Marc gegenüber, dafs er in Monmur geboren sein
soll. Erst am Schlüsse unseres Romans bekommen wir volle Klar-
heit darüber, dafs wir in dem schlauen Pagen Ysajes den Elfen-
könig Oberon vor uns gehabt haben.
Als dritter, nicht gerade wesentiiclier Einflufs des „Huon" ist
der zu erwähnen, den die drei Personen im „Huon", der römische
Kaiser Neron, die Fee Murgalle und der Riese Orgueil mît
zwei kupfernen Rittern auf den Verfasser des „Vsaye" ausgei
und ihn zu den wunderlichen Geschichten in den §§ 560 — I
574 — 78, 554—55 veranlafst haben.
Eine weitere Vorlage für unseren Roman dürfte in der Chante*'
fable „Aucassin und Nicolette" zu erblicken sein. Es handelt sich
hierbei um die Person der Nichte des Königs Yrion, Maitbe,
welche genau wie Nicolette die Frauenkleidung mit der Männer-
nn^
idfl
nen
1
DSR PR06AROMAN YSAYB LB TRISTE. 1 79
tiddong vertauscht (der Zug, dafs sie ihr Gesicht mit Kräutern
dunkel färbt, um besser als Mann zu erscheinen, fehlt zwar), dann
eine Haxfe zur Hand nimmt und als Spielmann das Land durch-
streift und den Gehren des Meeres trotzt, nur um ihren Geliebten
wiederzufinden.
Von Romanen aus anderen Sagenkreisen haben der „Eracles"
des Gautier d'Arras, der „Florimont" und der „Eneas" die Namen
Fárides (-us), £dor (persisch = Blume) und die Scene mit dem
PfeUschufs (§ 422) dem Verfasser des „Ysaye*' geliefert
Es erübrigt nun noch, einen Blick auf die in den Hand-
schrijften enthaltenen Gedichte zu lenken. Wie schon Jacobs und
Ukert erwähnen, finden sich in den Hss. mehrere Gedichte, die
man mit dem Namen „lay*' bezeichnen kann. Es sind dies die lays
accordants, deren viele sich schon im Prosa -Tristan finden und
auf welche nicht weiter eingegangen zu werden braucht
Wichtig aber ist, festzustellen, was in den von Jacobs und
Ukert erwähnten 17, resp. 15 Blätter füllenden „lays" enthalten ist
Das erstere Gedicht ist eine Nachahmung des allbeliebten
Rosenromans von Guillaume de Lorris und dessen Fortsetzer Jehan
de MeuDg. Das Versmafs, die paarweise gereimten Achtsilber, ist
vollständig gewahrt, desgleichen auch die Allegorie, wenngleich im
„Ysaye" einige neue Gestalten aufh'eten (vgl. § 363). Eine Probe
ans dem „Ysaye" sei hier gegeben.
Au corps m'entra sans fendre pel;
trop m'en deal, mais point n'en appel.
Beaa parlers, ly gens, ly gentienz,
je croy qu'il n'en est plus de tieulz,
estoit droittement par del*efl
et tenoit sa main a son les
en disant: Dame, vos amis
en cest propre lieu a mis
moy pour monstrer a vo corps bel,
qui n'est point de taint de corbel,
que nient ceux sont en paradix
qu'aiment et qu'amerent jadis.
Depuis bien garde m'en donnay,
mes tantost tout ly pardonnay.
Schliefslich ist noch zu erwähnen, dafs sich der Verfasser des
»Yaaye" durch die Schilderung des vergter im Rosenroman veran-
lagt gefühlt haben mufs, ebenfalls einen solchen vergter (§§ 514 — 16)
20 beschreiben, was ihm dann auch gut gelungen ist.
Das auf den 15 Blättern enthaltene Gedicht ist eine wenig
getreue Nachahmung der „Vœux du paon". Während das eigent-
liche Versmafs der „Vœux du paon", der Alexandriner, durch den
?*ö2en Roman des J. de Longuyon hindurchgeht, sind in unserer
E^rstelluDg nur die ersten zwölf Verse in dieser Versform ge-
schrieben. Die übrigen Verse sind völlig ungleich, und hin und
12*
i8o
wieder taucht eia rondeau auf. Auch der ehrwürdige Pfau
nicht mehr vorhanden, sondern durch eine Rohrdomniel eiseti^
und die sogenannten „neuf preux" (Christen, Heiden. Juden) kehren
wieder ia Liebespaaren und deren Dienerinnen: Marc, Hergault,
Henry de Lyon — Orimonde, Sardine, Englentine — Alyor, Es-
clade, Parianne.
Es bleibt nun noch übrig, die Frage nach dem Autor und
der Abfassungszeit des Romans zu beantworten, Ueber den Ver-
fasser wird im „Ysaye" nichts erwähnt, Es heifst immer in den
Handschriften: or disi ¡t conit, wer aber diesen conte verfafst hat,
wird nicht verraten. Aus den in den Hss. enthaltenen Wappen
habe ich auch nichts Belangreiches für die Person des Verfassers
ermitteln können und mufs so die Frage über den .\utor unbe-
antwortet lassen. Hinsichtlich der Abfassungszeit glaube ich ein^.
genauere Zeit als Dunlop und Grasse feststellen zu können. Dium
lop versetzt den Roman in das Ende des XIV. oder den Aniang,
des XV. Jahrhunderts, Grasse in das XV. Jahrhundert. Ich glaube,
der Roman gehört noch dem XIV. Jahrhundert an. Das XV. dürfte
vi/s (lat. vetas, vgl, Viesroche §417} nicht mehr gebraucht haben, und
für das Vorhandensein der Rotruenge (g 558} noch im XV. Jahr?
hundert müfste erst der Beweis gebracht werden,
Inhalt
[t. Tristan von Leonois ist der Neffe des Königs Marc
Cornouailles, Yseut die Gemahlin Marcs.
z. Marc vetläTst eines Tages Tintagel und begiebt sich nacb
einem elf Meilen von Tintagel gelegenen Schlofs. Die Abwesen-
heit des Königs benutzt Yseut, um Tristan herbeizurufen, Tristan
bleibt eine Nacht bei ihr. Bald darauf wird Yseut schwanger.
3. Als die Zeit der Entbindung herannaht, vorläfsl die Königin
mit ihrer Kammerfrau Bongj'en ihr Schlofs und begiebt sich iu
den benachbarten Wald, le Morois genannt, {Marc wohnt Eur Zeit
bei l'estrange passage einem Tournier bei,)] '
4. Yseut und Bongyen lassen sich an der fontaine au jayant
nieder. Da erscheint Lucan le boutillier, der auf Befragen der
Damen erklärt, er wolle Marc bestrafen, weil dieser Tristan auf
verräterische Weise tödlich verwundet habe. Yseut sinkt bei dieser
Nachricht ohnmächtig zu Boden.
5. Lucan le boutillier reitet davon. Als Yseut wieder zum
Bewufstsein kommt, schreit sie laut auf und schenkt um die neunte
Stunde einem Knaben das Leben. Der Knabe hält in seiner
linken Hand ein Schwert aus Fleisch und But. Yseut läfat einen
in der Nähe wohnenden Einsiedler herbeiholen nnd beichtet diesem
alle ihre Sünden, die sie in einem dreifsig Blätter starken Buche
aufgezeichnet hat
\
lacbfl
' £] fehlt in G.
[er starken tinche h
DBR PROSAROMAN TSATE LE TRISTE. l8l
6. Der Einsiedler macht zunächst Yseut heftige Vorwürfe,
giebt ihr aber mit dem Zeichen des Kreuzes Absolution, da er
ans dem Buche ersieht, dafs nur der Zaubertrank die Schuld an
allem habe.
7. Der Einsiedler will nun den Knaben taufen. Er will ihm
den Namen Justice geben, da der Knabe ein Schwert mit auf die
Welt gebracht habe. Yseut aber bittet ihn, dem Knaben einen
Namen zu geben, der sowohl an sie als an Tristan erinnere. Da
giebt der Einsiedler dem Knaben den Namen Ysaye le triste und
tauft ihn mit dem Wasser der Quelle. — Nach fünfzehn Tagen
mft Tristan die Geliebte an sein Sterbebett. Sie eilt zu ihm, und
als sie ihn bereits tot vorfindet, bricht sie tot an seiner Seite
nieder.
8. Lancelot hört von dem Verrat Marcs und fallt mit 6000
Mann in Q)mouaiIIes ein. In seiner Begleitung befinden sich
Bohort de Gaunes, Hector des Mares, Perceval de Gaunes, Gaheriet
und andere.
9. Eines Nachts vernimmt der Einsiedler, unter dessen Obhut
sich nun Ysaye le triste befindet, einen schönen Gesang und sieht,
wie vier weifs gekleidete Feeen in sein Haus eintreten, das Kind
nehmen, es baden und ihm Nahrung geben. Der Einsiedler will
seine Cousine, die die Amme Ysayes ist, wecken; die schläft jedoch
zu fest. Da nun die Feeen alle Abende wieder erscheinen und
immer dieselben Handlungen mit dem Kinde vollziehen, fafst der
Einsiedler endlich Mut, die Damen anzureden.
10. Er fragt sie und erfahrt von ihnen, dafs sie den Knaben
ernährten, weil die Amme dazu nicht imstande sei.
11. Die eine der Feeen erzählt ihm femer, wie Tristan und
Yseut ums Leben gekommen sind. Sie wisse das von Merlin,
dessen Seele im Walde Damantes in Grofs-Britannien sich befinde,
wo sie unter einem schönen Baume auf Befehl der Dame vom
See eingeschlossen sei.
12. Merlin habe ihnen dort von den gröfsten Rittern der
Welt erzählt und Tristan als den hervorragendsten geschildert.
Dieser habe mit Yseut einen Sohn gezeugt, der sich bei Sarban
befinde. Hier erschrickt der Einsiedler, als er seinen Namen hört.
Schiiefslich sagt ihm die Fee noch, dafs sie den Knaben mit der
Milch der Ciarisse, der Gemahlin des Königs Caradoc, ernährten.
13. Eine zweite Fee befiehlt ihm, die Amme im Stich zu
lassen und mit dem Kinde sich nach einem Kreuze zu begeben,
^ sich am Ende des Waldes befinde. Der schlafenden Amme
^^kt sie einen goldenen Ring an den Finger. Dieser Ring vault
*^ trésor. Hierauf nehmen sie den Einsiedler Sarban nebst Ysaye
^^ Und verschwinden bei dem Geschrei eines Hahnes in der Nähe
einer Einsiedelei. Der Einsiedler findet das Kreuz und sieht am
^eeresufer ein Schiff, das für vier Tage Lebensmittel enthält. Am
^^ü2e läfst er sich nieder, wie die Fee es ihm befohlen hatte.
1 4. Die Amme, welche in der Einsiedelei allein zurückgeblieben
l82 ZeiDLER,
¡St, bemerkt 2u ihrem Entsetnen, dafs Vsaye verschwunden ist Sie
sucht ihn, UDd als sie ihn nicht findet, setzt sie sich weinend aaf
die Schwelle der Hauathür. Hier bemerkt sie den Ring und siebt
in dem Steine desselben das Bild Ysages. Ein vorbeireitender
Ritter erkundigt sich nach ihrem Schmerze und erfahrt von ihr,
was sich zugetragen hat. Sie bittel den Ritter, Sarban zu verfolgen
Tind ihr das Kind zurückzubringen.
15. Der Ritter, Namens Agravain, macht sich auf and fìndet
Sarban mil dem Kinde am Fufse des Kreuzes. Er verlangt da>
Kind, Sarban aber weigert sich, es auszuliefern. Da bindet Agra-
vain sein Pferd an einen Baum und versetzt Sarban mit emem
Baumzweig einen wuchtigen Hieb, ^'saye stöfst hierbei t
artigen Schrei aus, dafs das Rofs des Ritteis sich losreifst and
Agravain so gezwungen ¡st, Sarban zu verlassen und das Pferd
wieder einzufangen.
16. Sarban nimmt den Zweig in der Hofhnng, dafs Ysaye
ihn später einmal damit rächen werde. Da beginnt das Meer i
steigen, der Einsiedler mufs das Schiff besteigen und wird drei
Tage und drei Nächte auf dem Meere herumgetrieben.
17. Am Morgen des vierten Tages kommt er an einen Felsen,
Dort trifft er eine der Feeen wieder, die ihm befiehlt, in den
Wald zu gehen. Im Walde begegnet er den vier Feeen insgesamt,
wie sie sich in einer Quelle die Hände waschen. Er redet sie an,
erhält aber keine Antwort Er geht weiter und trifft einen Zwerg,
¡a plus ¡aide creature du monde. Von diesem wird er in ein Haus
geführt, das die Feeen erbaut hatten. Nun verlangt der Zwerg
das Kind, Sarban giebt es ihm aber nicht £s entspinnt sich ein
Streit, der erst durch die Feen geschlicitet wird. Diese erklären j
nun auch Sarban, dafs er, Ysaye und der Zwerg künftig zusamme
leben müfsten. [In diesem Hause bleiben die drei so lange, I
Ysaye 3 '/î Jahr alt ist] '
18. Eines Tages meldet ein Ritter dem König Arthur in (
Carduel (Galles), ein Kind sei geboren, welches ihn (den Ritter) \
später einmal töten werde. Dies habe ihm eine weise Frau gesagt J
19. Das Kind, das jetzt erst ein Jahr alt s '
Tristans von Leonois. Auch werde noch sein Bruder, Cravenlor i
de l'outrageux passage, von dem Sohne Tristans gelötet werden. I
Der Ritler heifst Nabel de l'outrageux passage. Als der König 1
den Ritter angehört hat, sagt er, er glaube nichts von all dem, \
denn Tristan habe keinen Sohn gehabt.
20. [Eines Morgens begeben sich der Zwerg, Namens Tronc, J
und Ysaye in den Wald und begegnen einem Ritter in Begleitung J
zweier Damen. Der Ritter spottet über Troncs Häfslichkeit und 1
fragt, wer der hübsche Knabe sei. Da sagt Tronc, das werde erJ
noch erfahren.] Ï Ueber diese Antwort erzürnt, ergreift der Ritter I
DER PROSAROBfAN TS ATE LE TRISTE. 183
den Zwerg nnd zerdrückt ihn fafst Da holt Ysaye den Baum-
zweig Agravains (§ 16) herbei und schlägt den Ritter derart damit
aaf den Kopf, dafs diesem das Blut vom Kopfe strömt. Gefragt,
weshalb er das gethan habe, erwidert er dem Ritter: pour ce que
lu faiufis crier mon ver let
21. Der Ritter freut sich über Ysaye, umarmt ihn und reitet
davon. Von einem anderen Ritter, Mordrec, erfahrt Tronc den
Namen des vorigen. Es war Agravain. Als Mordrec davongehen
will, sagt ihm Tronc, der nie lügende Merlin habe ihm erzählt,
Mordrec werde seinen Vater umbringen, und der beste Ritter
werde so durch den schlechtesten ums Leben kommen. Wütend
will sich nun Mordrec auf Tronc stürzen, dieser aber flüchtet in
den dichtesten Teil des Waldes, wohin der Ritter ihm nicht zu
folgen vermag.
22. £in halbes Jahr nachher begeben sich Sarban, Tronc und
Ysaye in den Wald Damantes, um das Grab Merlins aufzusuchen.
Sie suchen, aber finden es nicht. Da hören sie auf einmal Merlin
aus dem Grabe heraus stöhnen. Sie gehen zu ihm und finden,
dafs sein Grab vollständig bewachsen ist. Tronc fragt Merlin, was
ihm fehle, worauf Merlin antwortet, er möchte etwas über Arthur,
den er erzogen habe und der jetzt tot sei, erfahren.
23. Merlin fragt Ysaye, wer er, seine Eltern, Grofs- und Ur-
grofseltern seien. Ysaye, der die Frage nicht versteht, lacht darüber
and sagt: „Gesegnet seist du, mein Freund, und verflucht seien
meine Feinde, denn ich hasse sie."
24. Hierauf fragt Merlin Ysage, was er gern sein möchte.
„Ein Adler." Ob er aber lieber laboureur oder chevalier werden
möchte. ^^Chevalier.'^ Da sagt ihm Merlin, er werde einmal von
Lancelot du lac zum Ritter geschlagen werden.
25. Als Ysaye fünfzehn Jahre alt ist, eröflnet er dem Ein-
siedler den Wunsch, sich von Lancelot zum Ritter schlagen zu
lassen. Sarban und Tronc reden ihm ab, geben aber doch seinen
Bitten nach und machen sich auf den Weg. Sie durchschreiten
die verde forest, den Wald Darnantes, eine prairie und gelangen
schliefslich in die gaste forest. Beim Eintritt in diesen Wald er-
klärt Tronc seinen Begleitern, dafs infolge eines Brudermordes,
den Dimustra an Dedalus le vis (beide Söhne des Königs Sehen
von Grofs-Brilannien) verübte, der Wald als gaste forest bezeichnet
werde. Sie treffen ein Häuschen an, aus welchem eine Stimme
ihnen zuruft, sie möchten für Lancelot, der hier begraben sei, ein
Gebet verrichten. Sie gehen zum Grabe, heben einen grofsen
Stein ab und erblicken ein Skelett in einem bleiernen Kasten.
Die Nacht verbringen sie in der Kapelle. Am folgenden Morgen,
nach der Messe, erfüllt der Einsiedler Ysayes Bitte, indem er Ysaye
mit dem rechten Arme Lancelots den Ritterschlag erteilt. Diese
Cérémonie begleitet er mit einer Rede, worin er Ysaye ritterliche
Pflichten mitteilt
26. Nach dieser Feierlichkeit erscheinen die vier Feeen wieder
iS^ ZEICILER,
und überreichen Ysaye ein Pferd, ein Schwert, einen Schild und
einen Helm. Trane, Ysaye und der Einsiedler kehren hierauf in
ihre Klause îurûck.
27. Das Pferd Vsayes erhall die gröfsten Freiheiten. Es läuft
den ganzen Tag im Walde ht-nira, kehrt aber des Abends pünkt-
lich zurück. Eines Tages befinden sich die drei Gefährten an
dem puits de l'aventure und vernehmen ein lautes Geschrei. Sie
gehen dem Geschrei nach und treffen einen vaitt, der îiinea unter
Thränen berichtet, dafs sein Herr, Herbe le renomme, von einem
Pferde getötet sei, als er ihm habe den Sattel umschnallen vfolieu.
Sein Herr sein ein berühmter Ritter gewesen, der von Tristan zum
Ritter geschlagen sei. Ysaye verspricht nun dem Knappen, dera
Sohne Herbes, eine Entschädigung zu teil werden zu lassen.
28. Eines Tages bittet Vsaye den Einsiedler, ihn das Fechten.
zu lehren. Sie fechten zuerst mit Schwertern, dann mit Baum-
zweigen. In beiden Fechtarten zeigt sich Vsaye überlegen.
zg. Ysaye, der zum Manne herangereift ist, reitet eines Tages
mit Tronc in den Wald. Hier wird er von einem Ritter, Harpan
du gue parfond, angehalten und gefragt, wo der Ritter wohne,
dessen Pferd seinen Valer getötet habe. Ysaye giebt sich als dei«,
betreffenden Ritter zu erkennen und bietet H arpan Sühne an-
Dieser schlagt sie aus und es kommt zum Kampf,
30. Harpan wird getötet. Vsaye und Tronc kehren in ihr«
Klause zurück und finden den Einsiedler tot vor. Harpan hatt^
ihm den Kopf abgeschnitten. Sie begraben den Einsiedler in det"
Kapelle und verlassen ihren langjährigen Aufenthaltsort. Ste kommeik.
vor ein schönes Schlofs und klopfen an. Eine Dame antwortet
ihnen, sie werde keinem Ritter Eintritt in ihr Schlofs gewähren^
aufser demjenigen, der sie an einem Ritler rächen werde.
31. Dieser letztere Ritter, Namens Desrayes le maloit, habt=
den Leichnam Lancelots aus diesem Schlosse geraubt und in dies
gaste forest geschleppt. Der Ritter sei dann in der folgenden Nachts
wiedergekommen und habe ihre Eltern getötet, die Knechte und.
Mägde verstümmelt. Sie selbst habe ein Ohr dabei verloren^
Dieses Schlofs heifsc die Joyeuse Garde und sie la douloureuse de
la Joyeuse Garde. Desraes wohne auf dem chastel redoute am
Ende des Waldes.
32. Ysaye verspricht der Dame, sie an dem Ritter rächen en
wollen, und begiebt sich zu diesem Zwecke mit Tronc nach dem
chastel redoute. Durch einen Knappen läfst er Desraes zum Kampfe
herausfordern.
33. Nach einiger Zeit erscheint der Ritter mit seinen fiünf
Söhnen auf dem Plan.
34. Ysaye überwindet alle sechs Ritter und läfst sie lebend
auf einem Wagen nach der Joyeuse Garde fahren. Die Namen
der Ritter sind: Desraes, Vester, Duon, Thom, Perlus le roux de
la verle montagne und Bruneil.
35. Auf Wunsch der douloureuse de la J. G. schneidet Ysaye
DER FRCKAROUAN YSAYE LE TRISTE. l8g
Rittern die Fäuste und Füfse ab und läTst ihnen so Tut ihre
msamkeit Gerechtigkeit widerfahren. Die Nacht verbringt Ysaye
Schlosse, Tronc ivacht über die Waffen, und das Pferd Ysayes
frei herum.
36. Am anderen Morgen sieht Vgaye, wie die douloureuse
eine andere Dame die Heraen der sechs Ritler essen. Auf
Ysayes Frage, weshalb sie das ihälen, erklären sie, sie thätcn es.
um sich besser an ihren Feinden zu rächen. Hierauf tritt der
achuehnjährige Bruder der douloureuse ein und dankt Vsaye. Er
ein Ohr — das andere hatte ihm Desraes abge-
litten — und heifst daher le desoreille de la Joyeuse Garde,
'e schlägt ihn ara folgenden Morgen zum Ritter.
Die Erzählung wendet sich zur Amme Ysayes.
38. Die Amme, Bise, begicbt sich nach Tinlagel zu einem
ildscbmied, um sich nach dem Wette des Ringes zu erkundigen.
erfährt von dem Goldschmied, dafs der Ring einen Irtsor wert
Neugierig, woher der Ring stammt, hiiiei er Bise, ihm dies
sagen, und erfährt so die Geschichte von der Entführung Ysayes
:ch Sarban. Er will den Ring kaufen, da aber Bise nicht ein-
igt, bittet er sie, in einem halben Jahre wieder zu kommen,
begiebt sich hierauf nach Loisemont zu ihrem Vater Clabant,
■ibaul/. Dieser lafst sich die Geschichte Ysayes ruhig er-
ilen und sagt ihr dann, Saiban habe den Knaben zu ihrer Tante
Igen, woselbst er sehr gut gepflegt werde.
9, Ysaye und Tronc begegnen auf ihrem Marsche einem
der ihnen erzählt, dafs man seit dem Tode Arthurs seines
s nicht mehr sicher sei, da Jeder Ritter jetzt si^lber den
Herrscher spielen wolle. Auf ihrem Wege worden sie das Schlofs
Menets Ic mecogneu, des Sohnes Palamedes Ic mecogneu, anlreflen.
Dieser Ritter sei sehr grausam und lasse von seiner fouslumt nur
ah, wenn ihn jemand besiege. Ysaye beschliefst, den Kampf gegen
Menet anfznnehmen. Er reitet nach dem Schlosse und läfst durch
eine Zwergin, die unter eiuera Baume sitzt, den Ritter herausrufen.
Diese bediente sich hierbei eines Klingelzuges, der von dem Baume
aus nach dem Schlosse führte. Der Ritter erscheint sofort. Es
kommt xum blutigen Kampfe, in welchem Menet vom Pferde ge-
worfen wird und mit gebrochenem Arm ¡n sein Schlofs getragen
werden mnfs.
40. Tronc benachrichtigt nun den Pförtner von dem Unglück
des Schlofsherm. (Das Pferd Menets schenkt er einem vorbei-
gehenden Armen.) Dieser läfst nun Menet auf einer Bahre ins
Schlofs tragen. Menet selbst lädt Ysaye ein, in dem Schlosse,
»elches ihm jeUtt gehöre, zu übernachten. Ysaye folgt der Ein-
ladung. Tronc aber, der sich auch mit ins Schlofs begeben will,
»ird die Thür vor der Nase geschlossen.
41. Im Schlosse angekommen, wundert sich Ysaye, dafs Tronc
nicht bei ihm ist. Er bittet deshalb den Pföriner, Tronc zu suchen.
[>iescr fürchtet sich vor Tronc, und so mufs ein anderer den Zwerg
I
1 86 ZeiDLER,
suchen. Tronc wird bald darauf vor seinen Herrn gefuhrt. AllA
Bewohner des Schlosses sind über Troncs H âfsl ichkeil enUetiti'^
und Menet fragt Vsaye, Tronc mache ihm tvobl mehr Schande als
Ehre, i'saye aber ninami Tronc in Schulz. Vsaye wird i
Menet nach seinem Namen gefragt, worauf Ysaye ihm ausweicht
und ihn bittet, er möge ihm am folgenden Tage die vier Wege, .
die vom Schlosse abfuhren, erklären.
42. Menet klärt Vsaye sofort darüber auf. Die vier Weg
seien der rote, schwarEe, grüne, weifse. Der rote Weg sei <
Weg der Schlacht oder des Blutes, Diesen haUe Paumart le \
meil mit sechzig Rittern besetzt. Jeder Ritter, der an sein
Schlosse vorbeikomme, müsse mit ihm fechten. Wird er besiegt,'!
so ist er Paumarts Gefangener, siegt er aber, so darf er auf Pao- I
marts Seh lofs jede andere couslumt einführen. I
Weg, so fahrt Menet fort, sei der des Todes. Er führe nach dem
chastel de l'eogarde, welches sieb im Besitze eines Sohnes des
Macon le brun de Cornouailles befinde. Dieser habe die üble
Gewohnheit, Ritter sowohl wie Damen gefangen zu nehmen. Die
Ritter werfe er in den Kerker, die Damen aber gebrauche er.
Sollte sich eine Dame sträuben, so würde sie ebenfalls einge-
kerkert, oftmals sogar verbrannt.
43. Vsaye ist über diese Grausamkeit erregt Ueber deal
grünen Weg erfährt Vsaye von Menet, er führe nach einer grünes 1
Wiese. Dort hielten sich zwölf Feeen auf, die jeden Wanderet 1
fortschleppten, und man wisse nicht, was aus diesem werde. Det ]
weifse Weg sei vollständig ungefährlich.
44. Auf Vsayes Frage, woher diese couslumes stammen, erzählt.
Menet: Drei |ahre nach dem Tode Arthurs veranstalten Rai
le prince de Galles und der roi des cent chevaliers ein TumìcK
Nach dem Feste kehrten alle Ritler heim, zwanzig jedoch bliebe
bei Ramant. Als sie eines Mittags bei der Tafel safsen, trat dessen
Schwester mit einem limosi» auf silberner Platte herein und sagte,
derjenige von den Rittern, der den besten Plan habe, solle den
limosin bekommen, demjenigen aber, der die kühnste Thal voll-
bringe, wolle sie ihre Liebe schenken. Da gelobt Marc le rooij
er wolle dem König Bohort le pícquart, le sire de Guis, die Krön«
entreifsen. Die übrigen Ritter an der Tafel waren Vettern Bobortt^
und versprachen ihm, ihn in diesem Kampfe zu unterstützen. Ali
es aber nachher zum Kampf kam, übten die Vettern Verrat. Bo-
hort wurde besiegt Marc schlug ihm den Kopf ab, verwüstete
das Land und baute in der Nähe sein Schlofs Qermoustier aufl _
Als der Sohn Maçons le brun von diesem Verrat der Vettern hörtq
beschlofs er, nicht mehr die Pflichten eines Ritlers erfüllen 1
wollen. Auch Paumart beschlofs dasselbe.
45. Am folgenden Morgen schlagen Vsaye und Tronc ■
roten Weg ein. Sie sehen vier Häuser am Wege liegen,
sind sie bis hierher gelangt, als vierzig Reiter auf sie losstüi
und von Vsaye Waffen und Pferd verlangen,
DBR PROSAROMAN Y5ATE LE TRISTE. 1 87
46. Ysaje weigert sich. Die Ritter stürzen auf ihn los, müssen
sich aber vor den wuchtigen Hieben Ysayes wieder zurückziehen.
47. Als Paumart seine Leute fliehen sieht, rüstet er sich selbst
und stürzt auf Ysaye los, wird aber von Ysaye aus dem Sattel
geworfen.
48. In dem darauf folgenden Schwerterkampf ergeht es Pau-
mart nicht besser. Er wird besiegt und erklärt Ysaye, er könne
mit ihm und seinem Schlosse machen, was ihm beliebe. Ysaye
mid Tronc gehen nun zunächst mit Paumart ins Schlofs.
49. Hier bittet Ysaye Paumart, er möchte seine Hand in die
seines Knappen legen. Paumart weigert sich zuerst, da er Tronc
fär einen Teufel hält, bald aber thut er es auf Zureden Ysayes.
50. Nun sagt ihm Ysaye, er solle für die doulce dame ein
Kloster bauen und siebzehn Mönche hineinsetzen. Dann würde
Christus ihm seine bösen Thaten verzeihen. (Die Zahl 17 wählt
Ysaye zum Andenken an 1 7 tote Ritter, von denen 1 2 durch Pau-
mart, 5 durch Ysaye getötet sind.)
51. Paumart dankt Ysaye und läfst das Kloster bauen. „Es
fuhrt noch heute den Namen chastel de Taumosne.*' Nun reiten
Tronc und Ysaye weiter und konmien zu einem Schlosse, vor
welchem vier scheinbar schlafende larrons liegen, die unter dem
Rufe: vassaux a la belle dame vous estes prins entfliehen. Ysaye
tritt in den Schlofshof ein. Dort hört und sieht er niemand. Kaum
aber hat er sein Pferd in den Stall gebracht, als mehrere Ritter
über ihn herfallen und ihn gefangen nehmen. Tronc wird vor
den Schlofsherm geführt. Dieser wundert sich über Tioncs Häfs-
lichkeit, findet ihn aber sehr spafshaft und nennt ihm auch seinen
Namen: le brun de Vengarde, Den Namen Ysayes aber erfahrt er
von Tronc nicht Im Laufe des Gesprächs erhält Tronc auch die
Erlaubnis, in Begleitung des Kerkermeisters seinen Herrn besuchen
zu dürfen. Beide begeben sich zu Ysaye. Kaum hat aber der
Kerkermeister die Thûr geöffnet, als ihn Ysaye schon ergreift und
ihm den Kopf abschlägt.
52. Tronc bittet nun Ysaye, ihm in kurzer Zeit in den Saal
zu folgen. Tronc geht in den Saal und läfst alle Ritter herein-
treten. Kaum aber sind sie hier versammelt, so erscheint Ysaye
bis an die Zähne bewaflhet
53. Ysaye hält nun vor den Rittern eine Rede, in welcher
er sie auffordert, von ihren Gräuelthaten abzulassen und lieber ein
Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Le Brun spottet darüber.
54. Ysaye wird wütend und erschlägt alle 34 im Saal be-
findlichen Ritter. Tronc steckt das Schlofs in Brand.
55. Ysaye kehrt hierauf in das chastel de Taumosne zurück,
freut sich über Paumert und die siebzehn Mönche und drückt
dann noch den Wunsch aus, die douloureuse de la Joyeuse Garde
^ind Menet le mecogneu mögen in Zukunft hier ihren Wohnsitz
^ufsdilagen.
56. Während Ysage mit den Mönchen redet, erscheint eine
1 88
Dame zi\ Pferde und fragt nach Ysaj-e. Sie ist von der Witwe
eines reichen Ritters, die sieben Kinder bat, abgeschiclit worden,
um Ysage zu bitten, sie gegen die Belästigungen eines Ritteis,
Craventor de l'outrageiix passage, der sie wegen ¡hre^ Reichtums
und ihrer Schönheit begehre, zu schützen. Die Dame wohnt aaf
dem chastel de belle garde. Ysaye fragt, woher die Dame ihn
kenne. Da antwortet die Dame, man kenne sein Schwert Justice,
seinen Zwerg, sein Pferd und nenne ihn uberai) den ekevaliir A
grace. Ysaye verspricht zu helfen.
57. Die Amme Bise pflegt Drianl, das Kind ihres Onkels,
sehr gut, weil sie es fur Vsaye liält. Eines Tages erblickt sie in
dem Steine des Ringes nicht mehr das Bild eines Knat>en, sondern
das eines Ritters. Da erinnert sie sich zufallig der Mahnung des
Goldschmiedes, sie möchte in einem ' Jahre wiederkommen. Sofort
bricht sie mit Driant auf, und sie erfahren von dem Goldschmiede,
dafs der Knabe zum Ritter herangereift sei, er trage einen tscu
blanc a l'tspee vermeille. Diesen solle sie aufsuchen. Bise und
Driant machen sich nun auf den Weg und erkundigen sich überall,
ob jemand den Riller mit dera weifseo Scbüd gesehen habe.
58. Die Dame (§ 56), Ysaye und Tronc- brechen vom chastel
de l'aumosne auf und kehren am Abend bei einem yö/-«/it'r', Gartus
de la forest aux lyons, ein. Daselbst werden sie gut bewirtet
Während des Essens erzählt ihnen der Wirt, dafs bei ihm noch
zwei Ritter übernachteten. Diese wollten am nächsten Tage nach
dem chastel de l'aumosne aufbrechen, um den Tod ihres Bruders
2U rächen. Diese Ritter hiefsen Macon l'oconge (?) und le vacquier
de l'esclaire und seien Brüder des brun de l'engarde. ^'saye bittet
nun den Wirt, die Ritter am folgenden Morgen nicht fortEuIassen,
da er ihnen noch etwas zu sagen habe. Hierauf gehen alle lu
Bett. Am folgenden Morgen sind die beiden Brüder schon rar
Abreise fertig, als der Wirt sie darauf aufmerksam macht, dafs im
Erdgeschofs ein Ritter logiere, der sie zu sprechen wünsche. So-
fort vermuten sie in diesem Rilter den Mörder ihres Bruders. Sie
klopfen an die Thfir und als ihnen nicht geöfhiet wird
sie die Thür ein. Da aber tritt ihnen Ysaye, der vollständig ge-
wappnet ist, entgegen.
59. Die Brüder fragen nun Ysaye, ob er etwas von
Mörder ihres Bruders wisse. Ruhig erklärt ihnen Ysaye, dafs er
ihn getötet habe. Nun stürzen sich die Brüder wie wahnsinnig
auf Ysaye, werden aber schon nach kurzem Kampfe gelötet.
60. Als die Wirtsleute und die Dame die Leichen sehen, dnd
sie entsetzt. Vsage aber beruhigt sie, indem er sie über den Vor-
gang aufklärt. Hierauf reiten Ysaye, Tronc und die Dame weiter
bis zum Abend. Da sie kein Wirtshaus finden, wohl aber in einem
Gehölz ein Feuer erblicken, schicken sie Tronc ab, um zu seheUf
was das Feuer bedeute.
1
schlagen
idig ge-^l
on detail
'§J'
Q halben Jabre,
J
DER PROSAROMAN YSAYE LE TRISTE.
^K 61. TroDC sieht, wie vier Scliurken ein gewaltiges Feuer an-
^^ezûndet haben, und ruft Ysaye herbei. Bei dessen Ankunft ent-
fliehen sie. Nnn reiten die drei Gefährten weiter, bis sie nach
Cannes kommen. Dort zeigt ihnen eine gnte alte Frau ein
V.irtshaus.
62. Sie blopfen an die Tbür des Hauses. Ein Mädchen
Öffoet, erschrickt aber beim Anblick Troncs und rult den Wirt,
Dieser sieht Tronc auch und erklärt, ihnen kein Nachtquartier
geben sn können. Da Ysaye sieht, dafs er Troncs wegen kein
Ußlerkommen finden kann, so setzt er Tronc hinler sich aufs
Pferd und verdeckt ihn mit seinem Schild. Dann reitet er nach
einem anderen Gasthaus und erhalt ohne weiteres Quartier.
6j. Während Tronc auf dem Pferde bleibt, begeben sich
Vsaye und die Dame in das Speisezimmer. Der Wirt safs mit
seiner Frau und seinen beiden Kindern (ta und 11 Jahre all) be-
reits an úiix Tafel. Als Ysaye und die Dame sicli niedergelassen
haben, verbietet die Mutler den Kindern, das Beste vom Tbche
zn nehmen. Da befiehlt ihnen der Vater, der der Meinung ist,
dafs er die Kinder ernähre, die Mutter zu prügeln. Dies führen
die Kinder solorl aus. Ysaye, hierüber erzürnt, halt dem Vater
eine Rede über Kindererziehung. Da aber der Vater nicht ver-
stehen will, so bricht Ysaye mit den Worten ab: car l'av<ngle n'a
que faire de chandeUi et le sours n'a que faire de sermon. Der Wirt
heifst Damas de Cannes. Nach dieser aufregenden Scene gehen
alle su Bett. Am folgenden Morgen brechen die drei Reisenden
auf und treffen unterwegs einen varici, der ihnen folgendes erzählt:
In dem ilause des Damas hätten sich um Mitternacht die Kinder
geschlagen und wären dabei aus dem Fenster gestürzt. Der Vater
sei aufgestanden und habe seine Ftau getötet, da diese die Kinder
nicht genügend bewacht habe. Ihn selbst aber hätte man ins Ge-
fängnis geworfen und werde ihn nun hängen.
64. Nachdem sie den vaUl verla.'isen haben, kotmnen sie nach
einem Schlofs, aus welchem ein Ritter, Bisart 1e navarois, heraus-
tritt und Ysaye zum Zweikampf herausfordert Bisart wird besiegt.
Beim Abschied bittet er Ysaye, er möge seinen Sohn, Duma le
motdreur, zum Ritter schlagen. Ysaye will diesen Wunsch erfüllen.
65. Allmablicb nahem sich die drei Gefährten dem chastcl
de la belle garde. Sie kommen an einen Flufs, auf dessen jen-
seitigem Ufer sich das Seh lofs beñndeL Ysaye und die Dame
besteigen einen kleinen Kahn, während Tronc auf dem Rücken
des Pferdes Y'sayes über den Flufs gelangt.
66. Die Besitzerin des Schlosses begrüfst vom Fenster aus
die Ankommenden, steigt dann die Treppe herunter und Öfihet
die Thür. Ysaye wird nun von allen wegen seiner Schönheit be-
vninderl, aber auch Tronc wegen seiner Häfslichkeit angestaunt.
Erregle nun Tronc schon bei den Menschen Anstofs wegen seiner
hälslichen Figur, so war dies noch vielmehr bei den Hunden des
190 ZBIDLER,
Schlosses der Fall. Diese hätten ihn sicher totgebissen, wenn er
sich nicht auf den Rücken des Pferdes geschwangen hätte.
67. Die Dame des Schlosses und Ysaye beraten nun, was sie
gegen Craventor thun sollen. Ysaye sagt ihr, er wolle gegoi alle
Mannen Craventors kämpfen. In dieser Absicht beschliefst er,
Tronc mit einer Herausforderung an den feindlichen Ritter abzu-
schicken.
68. Die Dame wundert sich, dafs Ysaje sich Troncs in so
wichtigen Angelegen bediene. Da entgegnet Ysaye: ß'orce vauU
plus sans sens, mats sens est bon sans force; car je le vous prouœray,
Marsiadus, der König von Norgalles, war in einen Krieg mit Ysayes
Grofsvater, Meliadus von Leonois, verwickelt Der letztere hatte
nur halb so viel Truppen als Marsiadus.
69. Trotzdem siegte Meliadus durch die Schlauheit eines
Krüppels, dem zwei Glieder fehlten und der fünf Jahre hindurch
krank gewesen war.
70. TroDC begiebt sich nach dem Schlosse Craventors und
bittet dort um Einlafs. Da Craventor gerade schläft, mufs Tronc
warten, bis Craventor ihn vorläfst.
71. Vor Craventor geführt, erklärt Tronc, er komme im Auf-
trage der Dame von Belle Garde und eines tapferen Ritters, der
es sich zur Aufgabe gemacht habe, alle Bedrängten zu schützen,
und fordere ihn auf, von seinen Liebesanträgen abzulassen, da die
Dame sich doch nicht, besonders nicht mit ihm, verheiraten werde.
72. Craventor erwidert, er werde die Dame nie in Ruhe
lassen und lieber mit dem Ritter kämpfen. Sollte der Ritter be-
siegt werden, so verlange er folgende Geiseln: die Dame, die
sieben Kinder, Marcadigeil (Bruder der Dame), Duridron (Onkel
d. D.), Dromedia (Schwester d. D.), Alise (Kammerfirau), Tradition
(Vater d. D.). Sollte er besiegt werden, so werde er eine gleiche
Anzahl von Geiseln stellen.
73. Tronc überbringt Ysaye die Antwort Craventors und teilt
dann diesem die Namen der Geiseln mit, die die Dame verlange.
Es sind dies: Nabel (Bruder des Cr.), Vidira de Castrange, Ariste
de Fluyr, Heipas le bleu (Onkel des Cr.) und drei cousins germains»
74. Craventor ist bei dieser Nachricht sehr betrübt, da diese
Geiseln seine besten Ritter sind. Dann sagt er Tronc, dafs er am
nächsten Tage zum Kampfe bereit sei.
75. Nach dieser Unterredung führt Craventor seine Geiseln
nach dem Schlosse de Belle Garde, und sonderbarer Weise ftagt
ihn nun die Dame, was er mit ihren Geiseln zu thun gedenke,
worauf Craventor erwidert, er werde sie und ihre Kinder ver-
brennen, die anderen Geiseln hängen lassen.
76. Am folgenden Morgen rüstet sich Ysäye zum Kampfe.
Als ihn ein Ritter Craventors erblickt, wendet sich dieser an Tronc
mit der Frage, ob jener der chevalier cheiif sei, der gegen seinen
Herrn kämpfen wolle. Tronc weist ihn ob dieser Beleidigung zu-
recht und sagt ihm, dafs sein Herr der berühmte Ritter Ysaye le
DBR PROSAROMAN YSAYB LB TRISTE. IQ I
Triste, der Sohn Tristans, sei. Da bricht der Ritter in Thränen
aus und sagt, jetzt sehe er, dafs es für Craventor keine Rettung
mehr gäbe.
77. Der Kampf beginnt, und Ysaye siegt
78. Craventor und seine Geiseln werden vor die Dame des
Schlosses geführt Diese läfst sofort ein grofses Fest feiern und
dorma a Ysaye san corps et ses biens a sa volonte,
7 g. Im Schlosse wendet sich Ysaye an den Ritter, dem Tronc
den Namen Ysayes mitgeteilt hatte — es war Senecques le bleu —
und bittet ihn, Stillschweigen über seinen Namen und seine Person
zu beobachten. Senecques verspricht dies.
80. Nichts desto weniger geht Senecques in der Nacht zu
Craventor, teilt diesem den Namen Ysayes mit und erbietet sich,
im Verein mit Craventor Ysaye im Bette zu ermorden. Craventor
ist mit diesem Plane einverstanden, und beide schleichen nach
Ysayes Schlafzimmer. Senecques klopft an und bittet Tronc zu
ôfihen, da er seinem Herrn die traurige Botschaft zu übermitteln
habe, dafs Craventor gestorben seL Tronc entgegnet ihm, sein
Herr schlafe jetzt, er möge spater wiederkommen.
81. Craventor und Senecques entfernen sich. Tronc weckt
seinen Herrn und bittet ihn sich hinter die Thûr zu stellen.
Darauf kommen Craventor und Senecques wieder, Tronc öf!het,
sie finden das Bett leer vor. Tronc erklärt ihnen nun, sein Herr
sei in jenem Zimmer, dessen Thûr sie geöffnet sähen. Sofort be-
geben sie sich dorthin. Tronc eilt ihnen nach und schliefst sie ein.
82. Ysaye tritt nun aus seinem Versteck hervor, läfst die
Thär des anderen Zimmers önhen und schlägt den Verrätern das
Haupt ab.
83. Ysaye schlägt nun noch den übrigen Geiseln Craventors
die Köpfe ab und läfst sie von Tronc in einen Sack werfen.
84. Tronc schleppt diesen Sack nach dem Schlosse Craventors
und überreicht ihn den dort versammelten Rittern. Dann entfernt
er sich schleunigst. Ysaye will nun vom chastel de Belle Garde
aufbrechen. Da fragt ihn die Dame, wie sie ihm danken könne.
Ysaye befiehlt ihr, für die Toten eine Messe lesen zu lassen.
Aufserdem solle sie vier von ihren Söhnen zu Rittern, drei zu
Geistlichen heranbilden lassen. Auch solle sie wieder einen Gatten
nehmen, der sie gegen die Angriffe der Freunde Craventors
schützen könne.
85. Während Ysaye mit der Dame redet, erscheint ein Knappe
und bittet Ysaye, er möge sein Versprechen einlösen und ihn zum
Ritter schlagen. Er heifse Duma le Mordreur und sei der Sohn
Bisarts le Navarois. Um Ysaye ein Zeichen seiner Tapferkeit zu
geben, brüstet er sich damit, dafs er bereits zwölf Menschen aus
geringfügigem Grunde getötet habe. Ysaye rät ihm, erst die Ge-
sinnung zu ändern und zu seinem Vater zurückzukehren. Doch
bleibt Duma noch eine Nacht hier. Als er am folgenden Morgen
Ysayes Frage, ob er sich eines besseren besonnen habe, mit nein
beantwortet, befiehlt ihm Ysaye, sein Haupt xa beugen. Anstatt
des Ritterschlages versetzt ihm Vsaye den Todesstreich.
Frau mit einem jungen
einem Ritter, der ihr Sohn
. im Morois in Cornouaillet
Kurze Zeit hierauf tritt
Manne ein und erkundigt sich nach
sei und der ihr vor neunzehn Jahrei
geraubt sei. Es ist Bise mit Driant.
87. Sie erzählt ferner, wie Sarban aus Loisemont und sie dea
Knaben erzogen hätten, wie der Knabe geraubt sei, und erzähh
auch die Geschichte mit dem Ringe. Da fragt Ysaye, wie der
Kuabe geheifsen habe, worauf sie erwidert: Ysaye le Triste.
88. Ais Bise ausgesprochen hat, erscheint eine Fee, giebl
Ysaye einen neuen Schild, nimmt der Amme den Ring von dem
Finger und verschwindet wieder. Erstaunt fragt Ysaye Tronc, was
das bedeute. Da erzählt ihm Tronc, die Fee sei dieselbe, welche
der Amme den Ring an den Finger gesteckt habe. Sie habe ihn
wieder zurückgeholt, weil die Amme den wiedergefunden bab^
den sie gesuclit habe. Ysaye küist nun seine Amme und begrüEt
auch seinen /rere de layt. Bise wird von der Dame des Schlösset
reichlich mit Kleidern bescbeul^t.
89. Ysaye vertraut nun seine Amme dem Schutze der Dama
an. Driant àufsert den Wunsch, zum Ritter geschlagen zu werden.
Ysaye weist ihn darauf hin, dafs er erst Heldenlhaten vollbriogcil^
müsse, ist aber bereit, ihm das WafTenhandwerk beizubringen-
go. Ysaye, Driant und Tronc nehmen hietauf Abschied, Unter-
wegs treiïen sie einen valil, der einen Wagen mit Lebensmitteln.
mit sich führt. Ysaye fragt ihn, wohin er wolle. „Zum chrvoltef
sot sage du chaste! mal assis" ist die Antwort des vahi. Neugierige
wiîshalb dieser Ritter den wunderbaren Namen sot sage führe, bittrt
Ysaye den Knappen, ihm diesen Ritter £u schildern.
91. Der tia/et erzählt hierauf: In diesem Lande lebte ein
Ritter Blaienor, ein Bruder des Blioberis de Gaunes. Blaienor
mit der Tochter des Königs von Norgalles verheiratet und zeugte-
mit dieser einen Sohn. Letzterer wurde der gelehrteste Mann
dieses Landes, so dafs viele Leute Rat Lei ihm holten. Einea.
Tages erschien auch ein Fräulein bei ihm, Claire la plus belle mit
Namen. Zu dieser fafsle der c/erc, wie er genannt wurde, eine
unaussprechliche Liebes» eiguii g und bat um ¡lire Hand. Sie
nicht abgeneigt, doch zog sie es vor, zuerst ihre sechs Brüder
Rat zu fragen,
ga. Die Brüder wünschten ihr aber eher den Tod als dieatt'
Heirat Als der clere davon Kunde erhielt, wurde er vor Zorn
wahnsinnig. Von da ab nannten ihn die Leute den so¡ sagt, Vod
dem Unglücke dieses Königssohnes erfuhren Bohort de Gaunea
und Hector des Mares und eilten herbei, um die sechs Brüder
zu strafen. Sie tüteten die Brüder, und nun stand dem sof sagt
kein Hindernis mehr im Wege, Ciaire zu heiraten. Der sot sagt
wurde wieder gesund, gab sich aber von nun an dem Ritletband-
werke hin. Jedoch habe er eine eigentümliche Fechtweise. £]
DBR PROSÁROMAN TSAYB LB TRISTE. 1 93
fechte nar mit Baumzweigen. Denjenigen, den er besiegt, nimmt
er mit aaf sein Schlofs mal assis (wegen der Niedermetzlung der
9ech9 Brüder Claires so genannt) und beschäftige ihn dort, den-
jenigen aber, der ihn besiegt, schlage er zum Ritter. Ysaye fafst
nun sofort den Plan, Driant in diesem Kampfe zu erproben. Ysaye,
Driant und Tronc reiten nun nach dem Schlosse. Da begegnen
ihnen drei Ritter, die ihnen erzählen, dafs der sot sage früher
die Angewohnheit gehabt habe, die Besiegten zu seinen Dienern
zn machen.
93. Jetzt befolge er einen Rat Claires, alle schönen Frauen
im Umkreise von einer Meile um sein Schlofs einfangen zu lassen,
um sie dann zu verbannen. Diesen Rat hatte Ciaire dem sot sage
aas dem Grunde gegeben, weil sie es nicht dulden wollte, Frauen
von ihrer Schönheit in ihrer Nähe zu haben.
94. Die Ritter verabschieden sich, und Ysaye erfahrt von dem
valetf der noch bei ihm ist, die Namen der drei Ritter. Der erste
sei Brandor, der Sohn des Brandalis, eines Ritters der Tafelrunde.
Der zweite sei der Sohn Lambeguets, der Palamedes le mecogneu
besiegt habe, als dieser die Königin Yseut vom Hofe Marcs ent-
fuhren wollte. Man nenne ihn le besge de la haulte roche. Der
dritte sei Festion le blond, der Sohn Gaheriets. Als Ysaye dies
vernommen hat, schickt er Tronc zum sot sage und läfst ihn zum
Kampfe herausfordern. Tronc trifft den sot sage mit Ciaire an.
Qaire erschrickt bei Troncs Erscheinen. Der sot sage nimmt die
Forderung Ysayes an. Unterdessen lehrt Ysaye Driant fechten.
95. Bald darauf fìndet der Kampf statt. Der sot sage und
Driant sind mit Baumzweigen bewaffnet. Driant erhält zwei wuchtige
Hiebe auf den Helm, so dafs er den Kampf aufgeben will.
96. Da Driant sich sehr feige benimmt, fragt ihn der sot sage^
woher er stamme, worauf Driant erwidert: aus Loisemont bei Tin-
tagel in Comouailles. Darauf fragt der sot sage, ob nicht sein
Begleiter (Ysaye) vielleicht den Kampf gegen ihn aufnehmen wolle,
wenn er zu feige sei. Da antwortet Driant, dafs sein Begleiter
dies sehr gern thun, er aber lieber 15 Tage barfufs gehen würde.
97. Ysaye schneidet zunächst für sich einen Zweig ab von
4^2 Fufs Länge und einer Dicke von 3 Fäusten. Dann tritt er in
den Kampf ein. Der Kampf ist für Ysaye schwer, doch gelingt
es ihm bald, dem sot sage einen Hieb zu versetzen, dafs dieser
ohnmächtig vom Pferde stürzt und 12 Zähne verliert.
98. Als der Besiegte wieder zur Besinnung kommt, lobt er
Ysayes Stärke. Ysaye will aber davon nichts wissen und schreibt
Seinen Sieg der Unterstützung des père glouteux zu.
99. Nun befiehlt Ysaye dem sot sage folgendes. Er solle ihm
huldigen, seine Geliebte solle verbannt werden, an dem Todestage
<ier sechs Brüder (le lendemain de la Trinité) solle er für alle, die
<iurch seine follie umgekommen sind, beten und beten lassen, und
^ias Schlofs solle fortan den Namen chastel revertiz führen. Den
gefangenen Rittern schenkt er die Freiheit.
ZdtKfar. £ xon. Phfl. XXV. 13
194
loo. Ara folgenden Tage bricht Ysaye mit Driant Und Tronc
auf, ohne dem sot sage seinen Namen
lOi. Auf ihrem Wege kommc-n sie nach Louvrezep, einem
Meereshafen. Dort wird Tronc von einem vaiti angeredet. Dieser
wünscht Troncs Herrn zu sprechen, von dem man sage, er habe
Paumatt besiegt und das rote Schlofs eingenommen. Tronc ruft
Ysaye herbei.
102. Als Vsaye herankommt, überreicht ihm der vnUt eines
Brief, welchen Marthe, la nièce au roy Yrion do Blamîr, ihm send&
Ysaye làTst den Brief von Tronc vorlesen, [äj/ ¡a filk Hmlin Itm-
pereur de Greise qui est frères Yrion^ '
103. In diesem Briefe teilt Marthe Ysaye mit, dafs sie ihn
unsterblich liebe, obwohl sie ihn noch nie gesehen habe, Sie
tränme von ihm, sie mache chansons seinetwegen, sie sei liebe»-
krank. Er möge kommen und sie von ihrer Krankheit heilen. Vod
ihm hänge es ac, ob sie am Leben bleibe oder sterbe. Am
Schlüsse bittet sie, Ysaye möge ihr durch den ra/i/ Nachiicht zuteil
werden lassen.
104. Nachdem Ysaye den Inhalt vernommen hat, seufzt er
lief und bittet den valel, einstweilen bei ihm zu bleiben. Dann
werde er ihm Antwort geben. Darauf begeben sich die vier Ge-
fährten zu einem reichen Bürger, um dort zu logieren. Bei diesem
erkundigt sich Ysaye, auf welchem Wege er nach Sollenoys ge-
langen könne. Darauf erwidert ihm der Bürger, er müsse einen
halben Tag lang über das Meer fahren, dann komme er zu einer
Burg, die von gins ¿armes belagert würde. Auf Vsajes Frage,
was dort vorgefallen sei, erzählt der Bürger folgendes:
105. £ine Anzahl junger Leute seiner Stadt hätten in der
Maizeit einmal sich den Scherz erlaubt, ein der Burg gehöriges
Schiff zu kapern. Dies war ihnen aber nicht gelungen, wohl aber
hallen sie es sich gefallen lassen müssen, dafs 25 ihrer Leute ge-
fangen und gehängt wurden. Am Schlüsse seiner Erzählung bittet
er Ysaye, er möge seinen Landsleuten helfen, die Burg einzu-
nehmen.
106. \'saye entgegnet ihm iiierauf, er könne nur die Partei
der Burgleute ergreifen, da diese im Rechte seien. Nun wendet
sich Ysaye an Tronc und beauftragt ihn, einen Brief an Marthe
zu verfassen. Diesen Brief übergeben sie dem valet. Am folgenden
Tage besteigen sie ein SchilT und fahren nach der Burg.
107. Nachdem sie ans Land gestiegen sind, entlassen sie dea
vatel. Da dieser aber für seine Herrin noch ein Geschenk wünscht)
geben sie ihm auf Troncs ßat Driant mit. Driant und der vald
entfernen sich. Tronc aber begiebt sich in das Ilauptzelt der Be-
lagerer und verlaugt den Führer zu sprechen.
[108. Bald erscheint auch Ysaye und läfst sich
Führer die Ursache des Kiieges darstellen. Da diese Erzählung
■ [j ZuihU von D.
I
I
I
DER PROSAROMAN TSAY£ LH TRISTE. I95
genaa den Thatsachen, die ihm der Bürger mitgeteilt hat, ent-
spricht, sagt er, die Belagerten seien im Recht, und er werde ihnen
helfen. Tronc und Ysaye verlassen unbehelligt das Hauptzelt und
hieben sich nach der Burg, woselbst ihnen, allerdings erst nach
Ablegung der Wa£fen, Eintritt gewährt wird.
109. Ysage bemerkt lauter abgemagerte Leute und erfahrt
von diesen, dafs bereits alle Lebensmittel, ja sogar alle Elatzen,
Hunde, Pferde und busies aufgegessen seien. Ysaye weint, als er
dies hört, und bittet Gott, den Armen zu helfen.
I IG. Femer erfahrt er, dafs bereits Kinder geschlachtet, ge-
kocht und gegessen seien.
111. Ysaye, der ermüdet ist, legt sich zur Ruhe, während
Tronc das Pferd bewacht, damit es nicht auch noch aufgezehrt
werde. Um Mittemacht weckt Tronc seinen Herrn, da er bemerkt
bat, wie die Belagerer am Gestade Lebensmittel aus den Schiffen
holten. Sie verlassen beide die Stadt] ^ Ysaye legt sich in einen
Hinterhalt, wahrend Tronc den Befehl erhält, aufzupassen en quel
point ceulx de Post estoient,
112. Kaum hatte sich Ysaye in den Hinterhalt gelegt, als
Tronc die Nachricht bringt, die Feinde seien eingeschlafen und
nur 50 Mann hielten Wache; ferner kämen vom Gestade her sechs
Wagen mit Lebensmitteln, die nur durch 20 Mann geschützt seien.
Ysaye sprengt sofort aus seinem Versteck hervor und stürzt sich
auf die Bedeckung der Fouragewagen. Er tötet zunächst den
Führer, dann stürzt er sich auf die andern. Sein Pferd ist ihm
im Kampfe behûlflich dadurch, dafs es furchtbare Fufstritte austeilt.
113. Während Ysaye gegen die Bedeckung kämpft, geht Tronc
zu den Trofsknechten und erzählt ihnen, es seien 100 vor Hunger
wahnsinnig gewordene Männer aus der Burg entflohen, die nun
alles, was ihnen entgegentritt, niederhauen. Jener Ritter, der gegen
ihre Bedeckung kämpfe, sei auch einer von den Wahnsinnigen.
Schleunigst verlassen nun die Trofsknechte die chareiiest Tronc
aber holt Leute aus der Burg herbei, die die Wagen in die
Stadt ziehen.
114. Nachdem Ysaye die Bedeckung niedergemetzelt hat, eilt
er nach der Burg. Schon aber folgen ihm neue Feinde. Vor der
Burg entspinnt sich nun ein mörderischer Kampf.
1 1 5. Tronc, der in der Burg ist, erinnert sich, dafs sein Herr
derjenige ist, der draufsen gegen eine Uebermacht von Feinden
kämpft Er bittet die Fallthür herunter zu lassen, damit sein Herr
eintreten könne, dann aber die Thûr schleunigst wieder zu heben.
116. Die Einwohner der Burg erfüllen seinen Wunsch. Ysaye
weicht nach der Fallbrücke zurück. Als Ysaye gerettet ist, wird
die Thür gehoben. Dabei fallen 8 von den nachdringenden
Feinden in den Graben, 16 aber werden gefangen genommen.
^ [] fehlt in G.
13'
IQÖ ZElDLBRy
Nach dieser Anstrengung lassen sich die Bewohner der Burg die
erbeuteten Lebensmittel gut schmecken.
117. Ysaye hält während der Nacht am Thore Wache. Am
nächsten Morgen sieht er zwei Ritter kommen, die ihn aufTordem,
die Gefangenen herauszugeben. Sollte er dies nicht thun, so
würden sie die Burg angreifen. Ysaye läfst sich durch diese
Drohung nicht einschüchtern, sondern erwidert ihnen, falls ihre
Führer bis zum nächsten Tage nicht Frieden geschlossen haben
sollten, würde er allen Gefangenen die Köpfe abschlagen. Et avant
ce je suis prest de moy mustrer corps a corps contre les plus hardis.
118. Um ihnen auch ein Beispiel seiner Kraft zu geben, geht
er zum Thor hinaus und schlägt dem einen der beiden einen Arm
ab. Entsetzt fliehen die Boten davon.
119. Bei ihrem maistre angekommen, erzählen sie, dafs der
Ritter, den Gott den Feinden geschickt habe, kein Mensch, sondern
eine Art fouldre de tempête sei. £r sei in der Nacht ganz allein
aus der Burg gezogen, habe 45 Mann der ihrigen getötet und ihnen
6 Wagen mit Lebensmitteln abgenommen. Aufserdem habe er noch
viele Gefangene in der Burg.
120. Dann zählen sie die Bedingungen auf, die Ysaye ihnen
gestellt habe. Da treten zwei Boten ein, die über das Meer ge-
kommen waren, um dem souverain de ceuLx lesquelz estoient dos einen
Brief zu übermitteln.
121. Sie sagen dem baii/y von Louvresep, sie seien gekommen,
um den berühmten Ritter zu suchen, der Paumart u. s. w. besiegt
habe. Sie hätten den Auftrag, ihm die Krone des Königreiches
Logres anzubieten. Sie erkundigen sich, ob er vielleicht unter
ihnen sei.
122. Als der bailty dies vernimmt, beschliefst er, sich Ysaye
zu untewerfen. Sofort treten 500 Mann barfûfsig und barhäuptig
den Weg zur Burg an.
123. Sie fallen vor Ysaye nieder und bitten um Verzeihung
für ihre oulirages, Ysaye erwidert ihnen, er sei gamicht derjenige,
den sie suchten. Er sei ein pauvre chevalier.
124. Die Bürger entgegnen ihm darauf, sie wüfsten wohl,
wen sie vor sich haben, und bitten nun um Freigabe der Ge-
fangenen, sie wollten dagegen auch die gestellten Bedingungen
eingehen.
125. Ysaye giebt nun die Gefangenen frei, die Städter ziehen
ab. Er bleibt noch acht Tage in der Burg, um seine Wunden
verheilen zu lassen. Dann bricht er mit Tronc auf.
126. Driant und der valet der Marthe kommen an dem Schlosse
Vadans de Dran gor vorbei, dessen Besitzer die Gewohnheit hatte,
jeden bewaffneten Mann anzufallen.
127. Als Driant den Ritter auf sich zukommen sieht, wirft er
vor Angst die Waffen fort.
128. Vadan läfst nun Driant unbehelligt durch sein Gebiet
ziehen. Nach vier Tagen erreichen Driant und der valet das König-
DER PR0SAR01£AN TS ATE LE TRISTE. 197
reich Miradir. Der valet verschafift nun zunächst dem Dnant ein
gutes Logis bei einem reichen Bürger, welcher mit Marthe gut be-
freundet ist Dann begiebt er sich zu Marthe, erzählt ihr, wie er
Ysaye gefunden hat, giebt ihr den Brief und erzählt ihr, dafs Ysaye
seinen Bruder Driant vorausgeschickt habe.
129. Hierauf schildert er Ysaye näher.
130. Als Marthe den Brief gelesen hat, fallt sie in Ohnmacht
Als sie wieder zu sieht kommt, ruft sie laut: Tres doulx amy, venez,
venez^ vous perderez votre amye,
131. Sie steckt den Brief in ihren Busen und begiebt sich
zu Driant Sie umarmt und kûfst ihn heftig. Dann bittet sie ihn,
fortan im Schlosse zu wohnen. Mais bien saichez que oncques ne
fust telle feste que Y Hon luy feist quant il fut venu a la court,
132. Nach einiger Zeit erscheint Yrìon in Marthes Kammer
und findet sie, wie sie ein Schnflstûck abfafst. Sie ist so sehr in
ihre Arbeit vertieft, dafs sie ihren Onkel garnicht bemerkt, dann
aber jäh erschrickt, als er ihr das Schriftstück fortnimmt Yrion
liest es durch und lacht darüber.
133. Das Schriftstück ist eine chanson ^ in welcher Marthe
Ysaye als die Blume der Ritterschaft verherrlicht
134. Der Köm'g liest die chanson zwei- bis dreimal durch und
erkundigt sich dann bei Marthe, wer der Ritter sei, den sie liebe.
Da antwortet sie ihm, sie kenne ihn selbst noch nicht, und bittet
ihren Onkel, ein Turnier zu veranstalten. Dann würde er ihn
schon sehen. Yrion verspricht ihr, das Turnier bald zu ver-
anstalten.
135. Yrion teilt nun seine Absicht Driant mit Da sagt ihm
Driant, es gäbe keinen tüchtigeren Ritter als Ysaye. £r selbst
habe einmal gesehen, wie Ysaye dem sot sage einen so gewaltigen
llieb versetzte, dafs dieser ohnmächtig zusammenbrach. Nun ist
Yrion aufs höchste gespannt, wie dieser Ritter wohl aussehen mag.
Er schickt sofort Herolde ab und läfst als besten Preis im Tournier
ein Pferd und 40 besaus émargent aussetzen.
136. Ysaye kommen zum Schlosse des Va{u)dan de Drangor,
villette sur la mer» Ysaye wird von Vadan angegriáfen, siegt jedoch.
Ysaye erkundigt sich nun nach dem Namen des Gegners. Dieser
nennt seinen Namen und erzählt Ysaye, dafs er ein Kind bei sich
habe, das man Vorphelin de Guis nenne. Dieses Kind habe er
gegen einen Ritter zu schützen, der auf dem zwei Meilen ent-
fernten Schlosse Clermoustier wohne und dem Kinde nach dem
Leben trachte.
137. Ysaye erkundigt sich nun, woher dieses Kind stamme.
Da erzählt ihm Vadan, das Kind sei der Sohn Bohorts le piquart,
sire de Guis, und führt nun dieselbe Geschichte an, die wir schon
aus § 44 kennen. £r habe nach dem Tode Bohorts das Kind zu
sich genommen. Ysaye verspricht ihm nun, den Tod Bohorts an
^iarc le roux zu rächen.
138. Ysaye, Tronc und Vadan betreten das Schlofs. Der
iq8 ZEIDL8R,
Knabe üflriel iliiien. Ysaye kufst ihn. Am folgenden Morgen c
kündigt er sich bei dem Knaben nach dessen Alter nnd erfäbit j
von ihn), dafs er 15 Jahr alt ist. Im Verlaufe des Geapräches
bittet der Knabe Ysaye, seinen Vater an Marc le roux zu rächen.
Ysaye befiehlt nun Vadan, sich sofort mit seinen 40 Rittern za
rüsten und in einen Hinterhalt zu legen. Auch der Knabe solle
sich rüsten.
139. Ysaye trad Tronc reiten nun nach Clermouslier.
140. Tronc will sich zu Marc le roux begeben, wird .
von dessen Ritlern angehalten und gefragt, wer ihn sende,
antwortet ihnen Tronc: It maistrc dis chasUeux. car il Us ehasiù
d'une verge quii porle a ìa resun de espee. Die Ritter sagen ihm,
solch thörichtes Geschwätz hätten sie seit Arthurs Tode noch i
gehört, er möge seinen Herrn selbst kommen lassen.
141. Ysaye erscheint und fordert sämtliche Ritter auf,
ÏU bewaffnen und in einem grofsen Saal lu saramen zu treten , wo«
selbst er ihnen dann seine Mission mitteilen werde.
142. Sobald die Ritter versammelt sind, erklärt ihnen Yss
(lafs er gekommen sei, den Tod Bohorts le pica« zu rächen. Da
verhöhnt Marc Ysaye, indem er ihn einen guesterez (lat. castratila)'
nennt Wütend hierüber zieht Ysaye sein Schwert und haut aW
die Ritter ein. Die Mannen Marcs hören die wuchtigen Hiebe na
Saale und eilen ihrem Heim zu Hilfe.
143. Tronc verläfst das Schlofs, um Hilfe zu holen. Er (
verfolgt, rettet sich aber dadurch, dafs er in einen in der Nähe
des Schlosses iliefsenden Flufs springt Vorher jedoch war es ihm
noch gelungen, das Haus eines Bürgers in Brand za stecken.
144. Beim Anblick des Feuers geraten die Bürger sov
als auch die Mannen Marcs in Bestürzung. Diese Bestürzung be-
nutzt der hartbedrängte Ysayt;, um zu entfliehen. Da aber triffi
Vadan mit seinen 40 Rittern ein, besiegt die Ritter und nimmt di
reichsten Bürger gefangen. Am folgenden Morgen lüfst Vsaye, a
dessen Seite sich das enfant de Guis befindet, die gefangenen
Bürger, 40 an der Zahl, vor sich treten.
145/6. Auf einem Stuhle stehend, hält nun Tronc eine ge»
waltige Rede darüber, dafs Gott mit seinem Herrn und Vadaa
gewesen sei und die Feinde wegen ihrer Grausamkeit vernichtet
habe. Sein Herr verlange Sühne.
147, Die Bürger ziehen sich zu einer Beratung zurück ur«
beschliefsen auf Anraten des Siasaries, jede Forderung der Í
zu erfüllen.
148, Nach der Beratung teilen sie Ysaye ihren Entsctiluíl
mit Da befiehlt ihnen Tronc, sie sollen das enfant le Guis, He*
gault le blond, als König von Qermoustier anerkennen.
149, Ysaye schlägt nun Hergault zum Ritter. Hergault \
anstaltet ein Fest Während dieses Festes werden nun noch Sia«
saries und Josue, ein Sohn des Garlus de la forest aus lyons, von
Ysaye zu Rittern geschlagen.
DER PROSAROMAN YSAYE LS TRISTE. IQQ
150. Auf den Wunsch Marthes hin begeben sich der valet
und Dnant nach der Hauptstrafse von Miradir, um von einem
dort befindlichen Zelte aus die Ankunft Ysayes zu erwarten. Auf
dem Wege nach dem Zelte zeigt Driant wieder seine grofse Feig-
heit, so dafs der valei zu ihm sagt: Si vous fussiez un autre Je
deisse que vous feussiez ou erragies ou couari on que vous eussiez la
vene bestournee,
151. Nachdem sie eine Zeitlang im Zelte verweilt haben,
kommt ein Trupp Reiter vorbei. Nach wiederholten Aufforderungen
seitens des valet begiebt sich Driant zu dem Führer des Trupps
und erfahrt von diesem, dafs in kurzer Zeit ihm ein Ritter folgen
werde, der sehr berühmt sei und einen escu blanc a lespee vermeille
trage. Da sagt ihm Driant, dafs dieser Ritter sein Bruder sei, und
bittet den Ritter, er möchte seinem Bruder mitteilen, dafs er (Driant)
wieder nach Comouailles gehen werde pour ce que je scay bien que
su me trouvoit que mener me vouldroit au iournoy,
152. Der Ritter lacht über die Feigheit Dnants, bittet ihn
aber, seinem Bruder einen Grufs vom Ritter Hergault zu über-
mitteln. Dann erzählt er (Hergault), wie er seine Güter durch
Ysaye wiedererlangt habe. Dieses hört auch der valet und macht
sich eiligst auf, Marthe diese Nachricht zu überbringen. Driant
aber ferit cheval des espérons par telle maniere quii fut un au avant
que Ysaye le vist.
153. In kurzer Zeit sind die Ritter des ganzen Königreiches
zum Turnier eingetroffen. Marthe, die noch immer nichts von
Ysaje hört, läfst in allen Zelten nach dem Ritter mit dem eseu
hlanc a lespee vermeille fragen. Da ihr Bote ihr aber mitteilt, dafs
Ysaye noch nicht da sei, fallt sie in Ohnmacht.
154. In diesem Zustande findet sie Yrion. Als sie wieder zu
sich kommt, erklärt sie auf ihres Onkels Frage, was ihr fehle, sie
wolle nichts wieder essen, bevor sie nicht ihren Geliebten gesehen
habe. Sie wolle lieber sterben, als den Zustand, in dem sie sich
jetzt befinde, länger ertragen.
155. Yrion sucht Marthe zu beruhigen. Da ihm das aber
nicht gelingt, geht er zu seinem Ratgeber Henry und erzählt diesem
von Marthes Kummer. Da rät Henry, der König solle alle Ritter
aus den Zelten treten lassen. Dann würde er sehen, welcher von
den Rittern einen solchen Schild trage.
156. Von Marthes Kummer und dem Anlasse dazu erfahren
bald alle Ritter, aber niemand hat den Ritter mit dem escu blanc
ö lespee vermeille gesehen. Nur einen Ritter mit einem escu blanc
(aber ohne rotes Schwert) hatte man bemerkt.
157. Yrion folgt nun dem Rate Henrys und läfst sämtliche
Äitter an seinem Palaste vorüberreiten. Marthe und er betrachten
^on den Fenstern aus die Ritter. Da bemerken sie einen, dessen
^child genau wie derjenige Ysayes aussieht. Es hatte nämlich der
^ § 156 erwähnte Ritter Paumart d'Arbise, de la marche de Logres,
200 ZBIDLBR,
sire de Perrorentín, auf seinen escu blanc ein rotes Sdiwert
malen lassen.
158. Marthe ist sehr erfreut bei dem Anblicke des Ritters,
da sie ihn für Ysaye hält Sie holt ein rotseidenes Herz und giebt
es ihrer Kammerfrau mit der Bestimmung, es dem Ritter zu über-
reichen und ihm zu sagen, er möchte in der Nacht zu ihr kommen.
159. Yrion veranstaltet ein grofses disner^ an welchem 400 ducs^
conies, chevaliers und eine grofse Anzahl Damen teilnehmen. Mau
saichez que Marthe fui la plus belle et la plus joyeuse de toutes.
160. Während des £ssens tritt ein Zwerg, ohne Hut und
ohne Schuhe, wohl aber mit einem grofsen Stock versehen, in den
Saal und verlangt Marthe zu sprechen. Der Portier fuhrt ihn zu
Marthe. Ueber seine HäfsHchkeit staunen alle Festteilnehmer, car
trop estoit hideux,
161. Der Zwerg ûbergiebt Marthe einen Brief Ysayes. Marthe
eikennt sofort in dem Zwerge den Pagen Ysayes. Sie befiehlt nun
einem valet. Tronc in ein besonderes Zinmier zu fuhren und ihn
dort gut zu bewirten.
162. Nach dem Essen geht Marthe in ihr Zimmer und liest
den Brief.
163. Hierin teilt Ysaye ihr mit, dafs er am Abend als armer
Ritter, ohne Wafifen und zu Fufs, in Miradir eintreffen werde.
164. Als Marthe den Brief gelesen hat, singt sie vor Freude
und umarmt Tronc. Da erscheint der Ritter Paumart, der seinen
Schild geändert hatte (§ 157). Seine Fälschung wird von Tronc
sofort aufgedeckt, denn Tronc weifs, dafs der Vater Paumarts,
Patrides du chastel noir, und sein Grofsvater, Hector le bleu, nur
einen escu blanc getragen haben. £r sagt dem Paumart: Et si
vous fustes fils de bonne mere si portez ses armes demain au toumoy .
certes vous noseries. Ueber diese Abfertigung ist der Ritter wütend,
aber Marthe verabschiedet ihn mit folgenden Worten: Allez vous
en et pensez en vous purger de ceste besoigne . car sil est ainsi mort
avez desservie. Beschämt zieht der Ritter von dannen. Aber auch
Tronc verla ist Marthe, um Ysaye herbeizuholen. Er findet seinen
Herrn noch an derselben Stelle schlafend, an welcher er ihn ver-
lassen hat.
165. Tronc weckt Ysage. Ysage geht nun zu Fufs nach
Blamir (Miradir), während Tronc zu Pferde folgt. Er findet den
Palast Yrions verschlossen und ruft den Pförtner. Dieser aber will
Ysaye wegen dessen schlechter Kleidung nicht einlassen und schimpft
ihn rihault escrimelle. Wütend hierüber ergreift Ysaye den Portier,
dreht ihn mehrmals im Kreise herum und wirft ihn dann mit
solcher Wucht gegen einen Pfeiler, dafs ihm Augen und Hirn aus
dem Kopfe fliegen. Als das Yrion erfahrt, läfst er Ysaye vor sich
kommen und fragt ihn nach seinem Namen. Ysaye aber entgegnet
ihm barsch, er sei nur gekommen, um an dem Turnier teUzunehmen.
Seinen Namen aber werde er nicht nennen.
1 66. Marthe kommt hinzu. Sie vermutet in dem ribault ihren
DSR PROSAROMAN TSAYE LB TRISTB. 20I
Geliebten und bittet den König um Gnade för ihn. Der König
gewahrt Ysaje Gnade.
167. Marthe läfst nun Ysaye in ihr Zimmer kommen und
fragt ihn nach seinem Namen. Je suis U votre Ysaye. Als sie
dieses hört, käist sie Ysaye, und beide vergiefsen Thränen der
Freude. Hier tritt ein escuyer ein mit der Meldung, der König
bitte Marthe und Ysaye, sich zum Turnier zu begeben. Alle Ritter
seien schon zum Kampfe bereit
168. £s seien aufser den ihrigen etwa 800 Ritter aus Lothringen,
Brabant, Burgund, Deutschland, Gales und der Lombardei erschienen.
169. Marthe, die zunächst ein Waffenstûck Ysayes sehen will,
schickt eine ihrer Dienerinnen zum König mit der Bitte, das Turnier
erst am folgenden Tage stattfinden zu lassen. Darauf solle sie zu
den einzelnen Zelten gehen und fragen, ob ein Ritter zu einem
Lanzenkampf bereit sei. Die Dienerin führt den Befehl Marthes
aus und meldet dann, dafs ein Ritter Yreult de Tisle estrange zum
Kampfe bereit sei.
170. Yreult erscheint bald darauf und fordert Ysaye mit den
Worten: Je vous deffii.
171. In dem darauf folgenden Zweikampfe siegt Ysaye. £r
wirft Yreult vom Pferde und beendet damit den Kampf. Er ver-
läfst den Kampfplatz und wird von allen Leuten ob seiner That
angestatmt
172. Yreult wird in sein Zelt getragen. Von seinen Leuten
gefragt, qui mouvoit a fin telle jouste^ schildert Yreult den Kampf
und sagt, er sähe seine Niederlage nicht als eine Schmach, sondern
als eine Ehre an.
173. Ysaye und Tronc werden von einem Bürger eingeladen,
bei ihm zu logieren. Dieser hat von dem Zweikampfe bereits ge-
hört, weifs aber nicht, dafs sein Gast der Sieger ist Erst von
seinem Nachbar wird er darauf aufmerksam gemacht.
174. Vom Turnier zurückgekehrt, erkundigt sich Marthe bei
ihrer Kammerfrau, welchen Weg der Sieger eingeschlagen habe.
Da diese ihre Frage nicht beantworten kann, weint Marthe heftig,
» indem sie dabei ausruft: amy puisque je tay perdu je veul estre perdu,
175. Während Marthe sich in Klagen ergeht, erscheint der
hourgeoist bei welchem Ysaye und Tronc wohnen, und meldet ihr,
dafs in seinem Hause ein Ritter logiere, der in dem Zweikampfe
gesiegt habe.
176. Marthe dankt dem Bürger und sagt ihm, sie werde in
der Nacht vor seinem Hause erscheinen. Als der Bürger sie ver-
lassen hat, läfst sie ihren pallefroy satteln und begiebt sich zu
Vsaye. Tronc öfihet die Hausthür und führt Marthe zu Ysaye.
Ysaye entschuldigt sich, Marthe verlassen zu haben. Die entfernt
gelegene Wohnung habe er nur deshalb bezogen, damit ihre Freund-
^haft nicht entdeckt werde. Marthe verzeiht Ysaye und sagt: Je
^ vous pardonne^ mais je vous prie, faites estaindre celle torche,
177. Dann legen sie sich zu Bett, Das Resultat ihrer Liebe
ist, wie wir später sehen werden, ein Knabe, Marc l'essilliet.
folgenden Morgen begeben sich Ysaye, als Ritter gekleidet,
Marthe, als Knappe verkleidet, nach dem Palaste Yrions. Trane
folgt später. Kaum sind sie hier angekommen, so erscheint Ytion
und bittet Marthe, sich zum Turnier zu begeben.
178. Ysaj-e begiebt sich zum Kampfplatz und trifft mit Her-
179. Das Turnier beginnt. Marthe schaut von einem tstkafauli
ans dem Kampfe zu. Als sie Ysaye und Hergault erblickt,
sie vor Freude aus: Rtg-irdtz, comment ìh feront.
180. Ysaje vollführt Hei dent baten , Hergault kämpft an
ner Seite.
181. Ysaye besiegt Dizon mit seinen drei Knappen. Er ver-
setzt ihnen solche Hiebe, dafs sie nicht wufsten, ob es Tag oder
Nacht war.
i8z. ßizon wird mit entblöfstem Haupte durch Tronc zu.
Marthe geführt. Diese harte Strafe traf ihn, weiter, trotzdem dais
er besiegt war, Ysaye noch einmal hinterlistig überfallen hatte.
183. Hierauf kämpft Ysaye mit Samuel l'AIIemant und Daccas
le Proven chois.
184. Ysaye besiegt beide und erregt dadurch grofse Be— ^
wundening.
185. Alles weicht vor ihm zurück. Tabart von Coulogne^
der Widerstand zu leisten versucht, erhält von Ysaye einen der-
artigen Hieb, dafs ihm die Augen aus dem Kopfe fliegen.
186. Während des Turniers pflegte Ysaye die Pferde der be-
siegten Ritler Marthe zuzuführen. Am Abend des Turniws zahl*¿
Marthe 28 solcher Trophäen.
187. Nach dem Turnier begeben sich die Rit 1er in ihre Zeiten'
Die ToU-n, 12 an der Zahl, werden begraben.
188. Ysaye und Tronc begeben sich zu Marthe, die sie herí'
lieh empfangt.
189. Sie giebt ihnen reichlich zu essen, verläfsl daoo i
Ysaye, da der König nach ihr verlangt hat.
1ÇO. Nachdem Ysaye gegessen hat, legt er sich in MarlhcV
Bett Tronc begiebt sich in ein benachbartes Zimmer. Kurze Zeit:
hierauf erscheint Marthe und legt sich zu Ysaye.
191. Während der ganzen Nacht hören Vsaye und Martha
Tronc im Nebenzimmer heftig weinen. Als Marthe sich am fol-
genden Morgen nach seinem Schmerze erkundigen will, Dimmt
Tronc seinen Herrn zu sich und erzählt ihm folgendes:
IQ2, Die Feeen, die ihm die Ueberwachung Ysayes anver--
traut hallen, hätten ihm auch befohlen, darauf zu achten, dafs
Ysaye sich mit keinem Weibe einlasse. Diesen Befehl habe
ungeachtet gelassen, und deshalb hätten ihn die I'eeen in der v
hergehenden Nacht mit Stöcken gezüchtigt. Daher /(/ doeut.
193. Als Ysaye dies vernimmt, beschliefst er das Land inner-
YÍATH LE TRISTE.
203
»lb dreier Tage zu verlassen. Diesen Entachlufii teilt er Marthe
die aber nicht recht daran glauben will.
ig4. Ysaye begiebt sich hierauf zur Messe, woselbst er von
Etiten Rittern bewundert wird. Nach der Messe fragt Yrion Vsayc
\ Bach dessen Namen, Ysaye aber weicht ihm aus.
195. Ysaye begiebt sich zum disner. Als er den Saal belrill,
^.trstatiDt alles über seine Schönheit
iq6. Wahrend des Essens bringt Tronc eine Schüssel in den
I Sul and reicht sie Herganlt. Dieser bietet sie seiner Nachbarin,
I òei iamt de Fragoirt, an, die diese aber mit der Bemerkung
I nriickweist, sie könne die Speise nicht essen, die der häfsliche
I Page gebracht habe. Kurze Zeit hierauf erscheint Tronc wieder
it einem hairon in der blofsen Hand und überreicht diesen Ysaye.
Er img den hairon in der blofsen Hand, weil ihm der Koch keine
Schüssel hatte geben wollen. Als nun der Koch gar sieht, dafs
Ttonc den hairon dem besten Ritter, Ysaye, in dieser Art über-
r*ichl, steigert sich seine Wut aufs höchste, und er beschliefsi.
Tronc ins Feuer zu werfen.
197. Als Tronc in der Küche erscheint, will ihn der Koch
wjreifen. Tronc aber entschlüpft, nimmt einen Kessel mit sie-
dendem Wasser und wirft ihn dem Koch an den Kopf. Der Koch
lienlt laut und läuft hinter Tronc her, der inzwischen aber schon
^i Ysaye SchuU gefunden hat. Als Yrion diesen Zwischenfall
fffihrt, lacht er herzlich.
igS. Nicht lange Zeit hierauf erscheinen zwei Damen, die
lleriogin von Caradan und die Tochter des Herzogs von Ostrisse,
u|)d überreichen Ysaye den Preis des Turniers; ein Pferd, das mil
í'ilber beschlagen ist und einen Elfenheinsattel trägt.
1159. Ysaye dankt für die Ehre, die ¡hm zu teil wird, sagl
^^<^x, der Preis gebühre seinem Heim, Hergault, der alle die
»nchligen Hiebe ausgeteilt habe.
ZOO. Erst auf Hei^nlts Bitten nimmt Ysaye den Preis an,
"ffnerkt aber dabei: et nt fuge pas, ehe fu dieux.
I 201, Hierauf erhebt sich Yrion, lobt Ysaye und führt seine
^eldcnthaten aus früherer Zeit an. Darauf wird noch ein zweiler
US an Samuel l'Allemant verteilt.
202. Nach dem Essen tritt eine schwarz gekleidete Dame ein
»d iiberreicht Ysaye ein Brief, der von dem gaiant du hault hurt
Aex forest noire (Grofa- Britannien) herrührt
;. In diesem Briefe fordert der Riese Ysaye höhnisch auf,
■öiöge KU ihm kommen und versuchen, die coutumes, welche er
'*8fiùhrt habe, abzuschaffen.
. Ysaye fragt nun die Dame nach ihrem Namen und er-
n ihr, dafs sie Ciaire, die verbannte C;emahlin des sol
W< sei.
105. Ysaye giebt ihr den Bescheid, er werde ihr bald eine
^'worl an den Riesen mitgeben,
106. Yrion fragt Marthe, ob sie sich näher mit Ysaye ein-
204 ZEIDLBR»
gelassen und ob Ysaye ihr ein Versprechen gegeben habe. Den
ersten Teil der Frage bejaht Marthe, aber hinsichtlich des zweiten
Teils bittet sie ihren Onkel, persönlich mit Ysaye Rfickspradie xn
nehmen. Yrion thut dies, und Ysaye verspridit ihm, alle seine
Wünsche zu erfüllen, sobald er seine Reise vollendet haben werde.
207. Tronc schreibt im Auftrage Ysayes einen Brief an den
Riesen und ûbergiebt ihn der Ciaire.
208. Ysaye nimmt am folgenden Tage Abschied von Marthe,
da er, wie er sagt, eine secrete besotgru auszufuhren habe. Sie bittet
ihn, bald zurückzukehren. Dann bricht Ysaye mit Tronc und Her-
gault auf.
209. Untenvegs treffen sie einen Ritter mit ausgerenkter
Schulter, Namens Orient li grieux, Sohn Hectors von Orcanie und
Vetter des Königs von Orcanie. Dieser war aus Arragonne ge-
kommen und war soeben von einem wilden Pferde zu Boden ge-
worfen worden. Tronc setzt ihn nun auf Ysayes Pferd. Nach
einem langen Marsche erreichen sie Qermoustier. Hier erfahrt
Hergault von seinem fermier folgendes:
210. Während Hergaults Abwesenheit sei der Onkel Marcs le
roux in das Gebiet Hergaults eingefallen und habe in 15 Tagen
50 Leute getötet £rst durch einen Ritter, der einen vergoldeten
Schild mit einem halben Löwen getragen habe, sei der Onkel
Marcs besiegt worden.
211. Sofort wird Onant als der Besieger des Feindes erkannt
und sehr geehrt Die Leute aus der Stadt begrûfsten ihn: benoisU
soii celle qui te porta et henoist soies tu,
212. Hergault begleitet Ysaye, Tronc und Oriant bis zur
„Burg", woselbst man vor Ysaye Kleider ausbreitete, über welche
er gezwungen war zu gehen. Hier nimmt Ysaye Abschied von
Hergault
213. Ciaire, welche über das Meer gefahren ist und sich jetzt
in Logres befindet, trifft auf ihrem Wege zu dem Riesen einen
Ritter Ostentins li navarois, bei welchem sie übernachtet Sie er-
zählt diesem, dafs sie von Ysaye komme, welcher in den nächsten
Tagen nach dem chasiel du hault hurt kommen werde. Da sagt
ihr Ostentin, dafs er ebenfalls 'Ysaye suche, um an ihm den Tod
seines Bruders Dumas le mordreur zu rächen.
214. Ciaire bittet nun Ostentin, den Brief Ysayes zu dem
Riesen zu tragen, da sie sich vor der maulvaise coustume fürchte.
215. Am folgenden Morgen begiebt sich Ostentin zu denm
Riesen, Namens Miriol, und giebt ihm den Brief.
2 1 6. Hierin schreibt Ysaye, dafs er gedenke, ihn (Miriol) miC^
Gottes Hilfe zu besiegen. [Et jay pendu mon seel escript a Blamir^
Ian Vß et XIIII (614) estamps de Grasce et ou mois de may,]^
217. Als Miriol den Brief gelesen hat, lacht er höhnisch.
218. Ysaye, Oriant und Tronc fahren zu Schiff nach dec^r
» [] Zusatz in D.
DER PROSAROMAN YSATE LR TRISTE. 205
Ai^agne. Dort erblicken sie einen grofsen Wald. Ysaye erfahrt
anf sein Beilagen von den Schiñsleuten, dais in diesem Walde
der stärkste Ritter hanse. Ysaye läfst hierauf ans Land fahren» er
und Oriant steigen aus, während Tronc zurückbleibt, um die See-
leute am Weiterfahren zu hindern. Ysaye und Oriant reiten in
den Wald hinein und legen sich ermüdet unter einen Baum. Kaum
haben sie sich gelegt, so werden sie durch grofsen Lärm geweckt
nnd Ysaye sieht, wie ein berittener Mann ein chevreul verfolgt
nnd tötet
219. Ysaye und Oriant reiten nun diesem merkwürdigen Ritter
die ganze Nacht hindurch nach. ' Da sie ihn aber nicht erreichen
können, legen sie sich unter eine Tanne. Da aber kommt der
Reiter wieder und verfolgt einen Wolf, der ein anderes Tier in
seinem Maule hat
220. Sie reiten ihm wieder nach, verirren sich aber in der
Dunkelheit Am hellen Morgen kommen sie an einen Felsen.
Hier finden sie zu essen und zu trinken. An einem Baume er-
blicken sie 20 Schilde, darunter einen, der auf goldenem Grunde
mit einem halben Löwen bemalt war. Diesen Schild erkennt Oriant
als denjenigen seines Vaters und glaubt, dafs sein Vater von dem
hier wohnenden Ritter getötet seL
221. Während sich Ysaye und Oriant in Betrachtungen er-
gehen, kommt Tronc herbeigelaufen mit dem Rufe helas. Ihm
folgte der chevalier de la forest. Dieser stürzt sich zunächst auf
Oriant und schlägt diesen mit einem Hiebe nieder. Schwerer wird
¡hm der Kampf mit Ysaye. Beide Recken teilen gewaltige Hiebe
aus, bis sie eine halbe Stunde lang bewufstlos liegen bleiben.
222. Der Kampf entbrennt von neuem, schliefslich aber müssen
sie wegen allzugrofser Erschöpfung vom Elampfe ablassen.
223. Tronc holt Moos und Blätter und heilt die Wunden
Ysayes in zwei Tagen mit Wein. Nach dem Kampfe giebt sich
der chevalier de la forest zu erkennen. Er heifst Hector d'Orcanie.
Er habe, so erzählt er, mit seiner ersten Frau einen Sohn gezeugt
Dieser sei aber zwei Jahre nach der Verheiratung mit der zweiten
Frau ausgewandert Er habe sich darauf aufgemacht, seinen Sohn
wieder zu finden.
224. Ein Jahr lang sei er gewandert, dann sei er in diesen
Wald gekommen und habe mit einem Einsiedler lange Jahre zu-
sammengelebt Jetzt sei der Einsiedler aber gestorben.
225. Hier fällt Oriant seinem Vater um den Hals und erzählt
ihm dann, wie es ihm ergangen ist. Seine Stiefmutter habe ihn
töten wollen, man habe ihn dann aber an Kaufleute von Argesille
verkauft. Von hier sei er zum Könige von helle marine geflohen,
^' Von da wieder aufgebrochen und habe seine Stiefmutter, die
*^P wieder verheiratet habe, wiedergesehen. Da dankt der Vater
'^ts Gott, küfst seinen Sohn und fallt ihm infolge des Blut-
''^'íístes tot in die Arme.
226. Ysaye und Oriant beschliefsen nun, Hector in einem
206 ZEU)L£K,
Kloster zu begraben, uDd schicken Tronc behufs uäberei ErlnuM
digung ab. Tronc wiid von einem Ritter nadi einem Kloster ge-
wiesen. Dann meldet er das Resultat seiner Erkundigung se'
Herrn. Sie legen nun den Leichnam auf ein Pferd und i
nach dem Kloster. Auf dem Wege hierhin wirft Ysaye, der sehr
geschwächt ist, den Ritter, dem Tronc begegnet war und der \ssfh
herausforderte, vom Pferde.
227. Im Kloster angekommen, lassen sie vigiles
Am folgenden Morgen , nach der Messe, begraben sie Hedoc
Tronc mufs nun sämtliche Schilde, die Hector besessen hat, im
Kloster aufhängen. Zu seinem grofsen Erstaunen gewahrt Ysaye
unter den Mönchen seinen frire de lait Dn'ant, welcher vor Schao
gar nicht zu sprechen wagt.
228. Ysaye erráhrt von ihm, dafs seine Mutter Bise auf d
chastel dt belle garde wohne und die Frau eines reichen Ritten
geworden sei. Dieu en soil loe, sagt Ysaye.
229. Ysaye, Oriant und Tronc verlassen das Kloster, reiten
an einem Schlofs vorbei und gelangen in einen Wald- Hier stoCsea
sie auf einen Trupp Reiter. Den Führer desselben, den Koni;.
Estiahier de Sorlyon, läfst Y'saye durch Tronc zu einem Lanieop
kämpfe herausfordern.
230. Estrahier nimmt die Herausforderung an.
231. Ysaye besiegt nun 11 Ritter. Unter diesen befinden si<¿
Estrahier, Ysas le roux. Cadra, der Bruder Estrabiers, Vrinan^
Moraint, sire du blanc isle.
232. Ysayt besiegt Eduarl, fils au conte de Noithantonna
(Northhampton). Oriant besit^gt Romart du rouge isle, Alixaudre
le sage, Blanchandin des angles. Die besiegten Riller begehen
sich nun ku Fufs (die Pferde hatte ihnen Tronc abgenommen).
nach dem Kloster, in welchem sich Driant befindet, und erfahrtS'
hier, dafs am vorhergehenden Tage zwei Ritter und ein Zwaq
einen Toten in dem Kloster begraben hätten.
233. Bald darauf erblicken Romart und Moiaint ihre Schildl
an der Wand und erkennen sofort in dem toten Ritter HecUM
d'Orcanie. Sie beschiiefsen nun, Ysaye und Oriant sofort 1
zureiten.
234. In kurzer Zeit erreichen sie Ysaye, Oriant und Tronq
und Estrahier erkundigt sich bei Oriant, ob er der Sohn Hectoi
sei. Auf Orianis Frage, weshalb er dieses zu wissen wünsche, et
klärt ihm Estrahier, er habe ihn schon drei Monate lang gesudi
um ibm die Krone von Orcanie anzubieten.
235. Ysaye und Tronc verabschieden sich von Oriant uo
Estrahier. Estrahier krönt hierauf Oriant und erkundigt sich b
ihm, wer der tapfere Ritter gewesen sei. Oriant zählt nun Yeaya
Thaien auf, wodurch Estraliier vollständig über den BegleiteC
O riants unterrichtet ist.
236. Ysaye und Tronc gelangen nach Sarras und ü berna* hteo
hier. Wäbreod des Abendessens fragt dec Wirt, bei welchem Ysa^
BER PROSAKOMAN TSAY£ LE TRISTE. 207
ñberoachtet, ob sie vielleicht von einem Ritter gehört hatten, der
gi^en den Riesen Miriol, den Sohn Pinœnarts le juif, kämpfen
wolle. Ysaye erwidert ihm, dieser Ritter werde in zwei Tagen
ankommen.
237. Am folgenden Morgen reitet Ysaye weiter. Als er an
den Fluís, der bei Sarras vorbelfliefst, gelangt, bittet er einen
Schiffer, das Pferd, auf welchem sein Page sitze, zum König Yrion
za bringen und der Nichte des Königs einen Grafs von dem Ritter
za abermitteln, der den Si^ im Turnier zwischen Miradir und
Blamir davongetragen habe. Hierauf reitet er weiter und erblickt
ein Schlofs, das auf einem Felsen liegt und von Wasser umflossen
ist. Am Rande des Wassers sieht er die Leichen zweier Frauen.
£r erschrickt darüber und weifs nicht, was er denken soll.
238. Von einem valet erfährt er, dafs der in dem Schlosse
wohnende Riese die Frauen getötet habe. Dieses wäre seine cou'
turne. Der Riese besitze die Kraft von zehn Männern.
239. Der valet erzählt weiter. Als einmal der König Estrahier
mit dem duc de Bretagne habe Krieg führen wollen, habe es ihm
an Geld gefehlt Da habe ihm der Riese 3000 Stück esterlings
geliehen. Hierfür habe er das Schlofs von Estrahier erhalten. Die
coustume habe er von seinem Vater, dem Juden Pincenart, dem
Tristan von Leonois den Garaus gemacht habe. Kaum hat der
Knappe dies erzählt, da erscheint der Riese und ruft Ysaye zu:
Défendez vous, varlet.
240. £s kommt zum Kampf. Der Riese unterliegt, und Ysaye
schneidet ihm den Kopf ab. Den Kopf trägt Ysaye nach dem
Schlosse und befiehlt den Leuten, denselben im ganzen Lande
herumzutragen und den Frauen mitzuteilen, dafs sie jetzt ruhig
das Land passieren könnten. Ysaye und Tronc reiten weiter und
gelangen nach einem Schlosse, welches den Brüdern Argus und
Octes gehörte. Diese waren Söhne der Venisse, einer Schweser
Craventors de l'outrageux passage. Von dem Siege Ysayes über
Miroul hat Venisse bereits gehört und ist deshalb sehr erfreut,
einen solchen tapferen Ritter beherbergen zu können.
241. Nachdem Ysaye seine Waffen abgelegt hat, entblöfst
einer der Brüder Ysayes Schild, der in Zeug eingehüllt ist, und
erkennt sofort in Ysaye den Mörder ihres Onkels. Diese Ent-
deckung teilt er seiner Mutter mit Während die Brüder die Ab-
sicht haben, Ysaye zu ermorden, rät die Mutter, Ysaye in der
■Nacht gefangen zu nehmen und dann in den Kerker zu werfen,
^d Schild Ysayes aber als Siegeszeichen über der Thür des
^'blosses aufzuhängen.
242. Diesen Vorschlag nehmen die Brüder an. Sie überfallen
^^Ä>e und kerkern ihn sowohl als Tronc ein.
243. Ysaye kann sich nicht erklären, wie es möglich gewesen
*^^ ihn einzukerkern.
244. Als Marthe eines Tages mit ihrem Onkel zusammen ist,
ilur unwohl. Ihr Oheim verläfst sie und befiehlt ihr, sich zu
^o8 ZEIDLBR,
Bett zu legen. In Gegenwart ihrer Damen beklagt sie sich nnn
darüber, dafs Ysaye schon 8^/2 Monate von ihr fort sei Dann
fällt sie in Ohnmacht
245. Yrion sitzt in seinem Zimmer. Da verdunkelt sidi die
Sonne und eine Stimme ruft zwei- bis dreimal ganz laut: LtnfaU
est ne qui ja tiara peur. Yrion erschrickt und fragt seine Weisen,
was dieser Ruf zu bedeuten habe.
246. Da tritt ein Fräulein in sein Zimmer und sagt ihm:
Sire Roy, voire niepce Marthe est accouchée dun enfant.
247. Yríon geht in Marthes Kammer und als er von einem
Fräulein hört, dafs der Knabe von dem Ritter ctu blanc escu a lepee
vermeille stammt, ist er im höchsten Grade erfreut
248. Da erscheint der Schififer aus Sarras (§ 237) und über-
reicht Yrion das Pferd. Der König ist sehr erfreut und schenkt
dem Schiffer vier besans d*or und ein Pferd.
249. Hierauf tritt ein Ritter Yrions, Namens Marc, ein und
bittet um die Ehre, den Knaben erziehen zu dürfen. Diese Bitte
wird ihm gewährt. Nach ihm wird der Knabe Marc genannt
250. Ysaye klagt Tronc sein Leid im Kerker. Tronc aber
tröstet ihn und hofft, noch Mittel und Wege zu ihrer Befreiung
zu fìnden.
251. Ein Diener bringt ihnen Wasser und Brot und ver-
höhnt sie.
252. Argus erscheint nun an der Kerkerthûr und fordert
Ysaye auf, gegen die beiden Brüder zu kämpfen. Würde er siegen,
so sollte ihm die Freiheit zu teil werden, im andern Falle der
Tod. Ysaye fleht nun Gott um Hilfe an. Er tritt in den Saal,
und da er sehr geschwächt ¡st, bittet er um Speise und Trank,
erhält aber nichts.
253. Ysaye verläfst den Saal und besteigt sein Pferd. Er
bittet Tronc, hinter ihm aufs Pferd zu steigen und ihn während
des Kampfes zu halten.
254. Ein Ritter kommt herbei und fragt Ysaye, ob er krank
sei. Ysaye erzählt ihm nun, wie er gefangen genommen und wie
er behandelt worden ist
255. Wütend eilt der Ritter in den Saal, wirft den Brüdern,
ihre Feigheit vor und erbietet sich, für Ysaye zu kämpfen. Ec
zieht sein Schwert und schlägt Argus zu Boden.
256. Octes stürzt nun auf den fremden Ritter. Auch Argu^
rafft sich wieder auf, erhält aber einen Hieb in die Brust bis au "3
die Leber. Der fremde Ritter schlägt dann Octes den Kopf ab^-
Als die Mutter ihre beiden Söhne tot liegen sieht, heult sie laut:^:
Der Ritter aber packt sie bei den Haaren und bedroht sie mi --
dem Tode. Hierauf verkündet der Ritter seinen Erfolg Ysaye un^^
giebt sich diesem als Yreult de l'isle estrange zu erkennen (§ 169*^
257. Ysaye, Yreult und Tronc begeben sich in das Schloff
Auf Ysayes Frage, was er mit Venisse, dem Kerkermeister u. s.i^^
thun solle, erwidert Tronc, man solle sie einkerkern.
DER PROSâKOMAN YSAYE LE TRISTE. 20g
258. Dieser Vorschlag findet Beifall und wird von Yreult aus-
geführt Dann wird Ysaye gepflegt
259. Vier Wochen nach dieser Áfifaire erscheint Ciaire, die
veibannte Gattin des soi sage. Vor Ysaye geführt, bereut sie alle
ihre Thaten und bittet diesen, ihr zu gestatten, zum so/ sage zurûck-
k^iren zu dürfen. Ysaye erlaubt ihr dies und giebt ihr einen
Brief mit Ciaire kehrt nun zu ihrem Gatten zurück, der sich
sehr über Ysayes Brief freut
260. Marthe beklagt sich über Ysayes Fembleiben. Sie weint
und sdireibt einen lay.
Lied 2. Je vueil faire un joly lay
poor lamour de mon amy
• ••••...••
Lyray querant si jay tant vye.
261. Marthe liest ihr Gedicht laut vor. Dann nimmt sie ihren
Sohn, küfst ihn, sagt ihm, sie müsse ihn jetzt verlassen und nennt
ihn [Marc] essilüL Darauf rüstet sie sich zur Reise und verläfst
in später Stunde den Palast Yrions. Sie reitet zu einem Bürger
und erhält Einlafs.
262. Auf die Frage der bourgeoise, weshalb sie in so später
Stunde konmie, antwortet sie, sie habe mit ihrem Onkel einen
Streit gehabt
263. Die Flucht Marthes wird sofort bemerkt, und es werden
Reiter zu ihrer Verfolgung ausgeschickt.
264. Eines Tages verlassen Ysaye und Yreult ihren neuen
Wohnsitz, um in den Wald zu reiten. Tronc wird zur Bewachung
des Schlosses zurückgelassen. Kaum haben sich Ysaye und Yreult
entfernt, als zwei Ritter vor dem Schlosse erscheinen und nach
Argus und Octes verlangen. Die beiden Ritter heifsen Ardant
d'Acre und Perceval le noir. Tronc sagt ihnen, er öffne ihnen
nicht, sie möchten vielmehr den beiden Rittern nachreiten, die
soeben das Schlofs verlassen hätten.
265. Sie reiten nun Ysaye und Yreult nach und fordern sie
zum E^ampfe heraus. Ysaye tötet Perceval, Yreult kämpft g^g^xi
Ardant
26Ò. Der Kampf zwischen Yreult und Ardant bleibt unent-
schieden. Auf Ysayes Vorschlag hin geben sie den Kampf auf.
Yreult ist ganz erschöpft und mufs zwei Jahre warten, um seine
•Bünden zu heilen.
267. Nach geraumer Zeit verläfst Marthe das Haus des Bür-
S^Ts in der Kleidung eines escuyer. Bei Blamir begegnet sie einem
"^^ter, der sich mit ihr in ein Gespräch einläfsL Auf seine Fragen
^'"^lart sie ihm, dafs sie nach Clermoustier zum Ritter Hergault
^olle, den sie aus dem Turnier zwischen Miradir und Blamir kenne.
"^^ sagt ihr der Ritter, diesem Turnier habe auch ein tüchtiger
-er beigewohnt, der einen silbernen Schild mit rotem Schwerte
igen habe.
^«tacbr. L rom. PhiL XXV^ I4
2 IO ZEIDLBR,
268. Als der Riiter ihren Geliebten erwähnt, weint Marthe,
und als er nach dem Grunde ihres Weinens fragt, sagt sie, ihres
toten Vaters wegen. Dann fragt der Ritter sie nadi ihrem Stande.
Jongleur^ war Marthes Antwort So reiten sie bis Qermoustier.
Der Ritter Ostentin de lisle, ein guter Freund Hergaults, findet
diesen bei Tisch. Auf Hergos Frage, ob er allein gekommen sei,
sagt er, er sei in Begleitung eines ménestrel gekommen« Dieser
(Marthe) wird geholt und spielt so schön auf seiner Harfe, dafs
alle Ritter und Damen im Saale vergessen zu speisen. Das Lied,
welches Marthe dazu singt, handelt von einem Mädchen, das ihren
Geliebten Ysaye le tristre sucht
269. Hergo fragt nun, wer das schöne Gedicht verfafst habe,
worauf Marthe ihm erwidert: Marthe, die Nichte des Königs Ynon,
auf ihren Freund Ysaye le triste. Hergo bittet nun den menatrdt
bei ihm zu bleiben. Er aber erwidert, sein Weg führe zum König
Estrahier von Sorlion, der nach ihm verlangt habe. Reich be-
schenkt verläfst der ménestrel am folgenden Morgen Qermoustier
und kommt zur „Burg'^ Hier bleibt er drei Monate, dann fährt
er auf einem Schiff nach Sorlion. Als der Schifi^ierr Geld von
ihm verlangt, nimt er seine Harfe und singt:
Lied 3. Je sui en mer pour querré
Celly que voel amer.
270. Solchen schönen Gesang haben die Schifier noch nie
gehört. Das Schiff fahrt ab. Unterwegs erhebt sich ein Stnrm,
der ménestrel wird ohnmächtig. Die Schiffer beschliefsen, ihn za
plündern und ins Meer zu werfen. Sie entkleiden ihn und ent-
decken, dafs sie es mit einer Frau zu thun haben. Als Marthe
sieht, dafs sie erkannt ist, stöfst sie mit dem Kopf gegen die
Schiffswand, so dafs ihr das Blut aus der Nase strömt Die
Schiffer geben ihr nun die Kleider zurück. Auf die Frage des
Schiffsherrn, weshalb sie die Kleider gewechselt habe, erklärt sie,
sie werde es ihm später erzählen. Unterdessen ist das Schiff in
la haulte Bretagne angekommen.
271. Nun erzählt Marthe auf Verlangen des Schifiisherm, sie
heifse Betris und habe früher einmal eine gefahrliche Krankheit
gehabt. Infolge dieser Krankheit sei sie gezwungen worden, Manns-
kleider zu tragen.
272. Der Schiffsherr ist sehr ärgerlich und sagt Marthe, wenn.
er gewufst hätte, dafs sie eine solche Krankheit besessen hätte, s(^
hätte er sie nicht aufs Schiff genommen. Marthe verläfst nun das
Schiff samt ihrem Pferde und reitet singend in den Wald. Si^
freut sich, dafs sie entschlüpft ist
Lied 4. Refrain : II ne men cault de meschief.
273. Als sie ihre chanson beendet hat, erscheint ein Ritter
und lädt sie, die immer noch als ménestrel verkleidet ist, ein, bei
ihm zu bleiben, um ihn und seine dame zu unterhalten. Martlie
DER PROS\ROMAN TS\T£ L£ TRISTE. 211
villigt ein. Sie kommen en la tenti, wo sich die schönste Dame
ier Welt befindet Ihr singt Marthe eine Chansonette vor:
Lied 5. Jayme che que doy amer.
274. Die Dame findet Gefallen an dem ménestrel und bittet
Im» drei Wochen bei ihr zu bleiben. Nach acht Tagen gesteht
lie ihm ihre Liebe. Der ménestrel Marthe geht darauf ein: ta
ffolomie soi't la myenne, und erzählt der Dame, er stamme aus Blamir.
Sein Vater sei Kaufinann in Clermont in Barcaire. Er habe drei
Brüder, die über 33 Jahre alt seien. £r selbst sei 30 Jahre alt
Das glaubt aber die Dame Sänne nicht, weil der ménestrel keinen
Bart hat Infolge dieser Luge wird der ménestrel entlassen. Marthe
idtet nun weiter. Am Ende des Waldes angekommen, erblickt
sie ein Schlofs. Sie zieht nun ihr Frauenkleid an und reitet nach
dem Schlofs. Dort erblickt sie einen Ritter, es ist Ysaye, und ruft
ihm zu. Ysaye, der sie nicht bemerkt, geht vom Fenster fort
Tronc fragt Ysaye, ob er öffiien soll, eine j'ongleresse begehre Ein-
tritt Ysaye erlaubt dies. Tronc führt sie zu Yreult, der noch
immer krank ist Sie erhebt ihre Harfe und singt einen lay.
Lied 6.
In diesem klagt sie über ihren treulosen Geliebten, der sie ge-
schändet und verlassen habe, /e suis riche femme a pooir.
275. Ysaye ist über den lay erstaunt Auf seine Frage, von
wem das Lied stamme, antwortet Marthe, sie habe es von der
Nichte Yrions gehört, die jetzt ausgezogen sei, um ihren Geliebten
n sachen. Marthe erkennt Ysaye nicht, wohl aber Tronc und
fragt diesen, warum er nicht mehr bei seinem Herrn sei. Tronc
antwortet, sein Herr sei in St Jacques en Galisse gewesen und sei
jetzt zum König Estrahier von Sorlion aufgebrochen. Tronc belügt
Marthe, da er sie erkannt hat, denn er hat Grund zur Lüge et
to le scavez selong chi que le livre le devise chy devant, (§ iQi).
276. Tronc erzählt ihr weiter, er sei seinem Herrn nicht ge-
folgt, weil er einen kranken Ritter zu pflegen habe. Dann bittet
er Marthe, sie möge zum König von Sorlion gehen. Dort werde
sie gut aufgenommen, da sie mit ihrer Harfe die Tochter des
Königs, die dieser wegen ihrer Schönheit gefangen halte, er-
freuen könne.
277. Tronc giebt Marthe zu essen. Als sie sich schlafen ge-
^^gt hat, fragt Ysaye Tronc, wer diese jongleresse sei. Die Tochter
^es Schneiders des Königs Yrion. Ysaye beauftragt nun Tronc,
^ zu sagen, sie möchte ihm sofort Nachricht bringen, wenn sie
etwas von Marthe erfahre. Am folgenden Morgen bricht Marthe
*^ und erreicht in der Nacht das Schlofs Ardants d'Acre, erhält
^ keinen Eintritt
278. Sie reitet noch mehrere Tage hindurch, bis sie nach
^ïlion gelangt Hier erhält sie von Estrahier die Erlaubnis, ihre
neuen lays und chansons vortragen zu dürfen. Während des
*^ns singt sie: Ein Mädchen sucht ihren Geliebten.
Lied 7. Refrain: Mais certes je ne poorroye.
14*
2 1 a ZEXDLEB,
279. Der König fragt sie nach dem Veifasser des Gedicbte&
Marthe, die Nichte des Königs Yrion, habe den lay gedichtet am
ihres Geliebten Ysaye le triste willen. Marthe erkundigt sich nun
beim König, ob Ysaje, den sie zu sprechen wünsche, nicht bei
ihm weile. Als Estrahiei ihre Frage verneint, bittet sie ihn, sie
so lange Zeit in Sorlion zu beuirten , bis er ankomme. Estrahier
gestattet ihr dies gern, bittet Marthe aber, seiner Tochter Gesell-
schaft zu leisten. Von vier Rittern und der Schwester des Königs,
der Königin von Schottland, begleitet, wird Marthe in den Turm
geführt.
280. Die Königin stellt nun ihrer Nichte Yvoire Marthe alt
die schönste Sängerin der Welt vor. Yvoire bedankt sich. Die
Königin verläTst hierauf die Zelle. Marthe giebt sich Y'voire gegen-
über ala Chrestienne aus. Marthe singt:
LicJ 8. Jay par mainies Ibis chauLe
plus «¡sc que je ne soye.
2S1 — 5. Marthe und Y'voire klagen einander ihr Leid. Beide
lieben unglücklich, und Marthe sagt: piui aime on /qtI, pitu est
286. Alle, die aufserhalb des Kerkers die Worte Maithcs
hören, sind über ihre Klugheit erstaunt.
287. Als Ardanl d'Acre noch krank zu Bett liegt, erscheint
sein cousin germain Elias und läfst sich den Kampf Ardants und
Percevais mit Vsaye und Yrcult erzählen. Darauf entfernt er ach,
ohne ein Wort zu sagen.
288. Er holt eine Anzahl Armbrust- und Bogenschützen her-
bei und zieht gegen Ysayes Schlofs, das sich inzwischen um drei
Insassen vermehrt hat, denn Ysaye hatte drei ribaulli aufgenommen.
289. Ysa)e, Tronc und die drei rihaulls verteidigen das
Schlofs. Wegen ihrer Tapferkeit schlägt Ysave die drei rtbauUs
zu Rittern.
2go, Nun machen die ribauUs einen Ausfall. Sie driiigeD
siegreich vor, bis schliefslich der eine von ihnen getötet tmd ein
zweiter schwer verwundet wird. Da eilt Ysaye ihnen zu Hilfe und
schlägt die Feinde zurück. Nur mit grofser Mühe entllieht Elias.
2QI. Elias eilt zu Ardant und teilt diesem den Vertauf des
Kampfes mit. Da erklärt ihm Ardant, an sdncT Niederlage sei
nur der Z^-erg ^'saycs Schuld. Dieser trage auch die Schuld an.
Percevais Tode, da er ihm geraten habe, gegen Ysaye zn kämpfcn-
2Q2. Am folgenden Morgen macht sich Elias wieder auf din
Weg nach dem Schlosse Ysayes, dieses Mal aber als armer Maniv
gekleidet. Kurz vor dem Schlosse bindet er sein Pferd an eioei»
Baum und geht nach dem Schlosse. Hier wirft er sich zur Erde
und fängt an, laut zu klagen. Tronc geht zu ihm und fragt ibn*
was ihm fehle. Da sagt ihm Elias, seine Frau liege in der Nâl>«
und gebäre gerade ein Kind, Tronc möge mitkommen und ^*
holen. Tronc geht nun mit Elias. Sobald sie aber aufser Sic^*^
DER PROSAROMAN YSAYE IE TRISTE.
t Schlosses sind, nimmt Elias den Zwerg unter den Arm, be-
igl sein Pferd and reitet zn ArdanL
293. Vsaye bemerkt bald das Fehlen Troncs.
294. Zwei Tage lang klagt er über seinen Pagen, Dann ver-
it er sein Schlofs der Obhut des immer noch kranken Yrcult
id der 2wei nlaalis an und macht sich aaf, Tronc zu suchen.
295. Marc wächst auf. Er wird ein übermütiger Junge. In
r Köche zerbricht er die Töpfe und schüttet die Speisen aus.
len Neffen des Königs wirft er in einen Brunnen. Um ihn an
iteren Ausschreitungen zu hindern, läfst ihn Yrion in einem
um einsperren.
296. Dieses hilft aber nichts. Denn als ihn Vrion einmal
lachen will, wirft er ihm einen Topf mit Wasser auf den Kopf.
wird nun in ein Zimmer gebracht, das nach der Strafse ge-
Sn ¡st Hier aber wirft er seine Kleider auf die Strafse, so dafs
in ihn oft ganz nackt antriffL Nun wird Marc in einen anderen
irm gebracht, wo er 14 Jahre bleibt
297. Ein Jahr ist es her, seitdem Ysaye sein Schlofs verlassen
it In vollständig heruntergekommenem und blöd sinnigem Zu-
Uande an einem Brunnen in der ¡ande verle sít^.end, hndet ihn ein
liner Baiut le breton. Dieser fragt Ysaye, ob er wisse, wie dio
li Ritter hiefsen, die soeben vorbeigezogen seien, worauf Ysaye
tnidert, der Ritter solle ihm lieber ein Stück Brot geben. Ein
:Ud«iei Ritter, Condely d'Arbise, erscheint und lûmpft mit Barut.
Badi dem Kampfe erfahrt Barut von Condely die Namen der
Ktben erwähnten sedis Ritter: Hergault, le desorreillé de la Joy.
Garde, Menet le mecogneu, Paiunart le vermeil, le sot sage, Titus
de l'ombre {cousin germain a Hergo).
298. Barut erfährt weiter, dafs diese sechs Ritter von Yrion
«Mgeschiclrt .seien, um Ysaye le triste lu suchen, und dafs sie in
Bäciitet Woche nach Blamir zurückkehren würden, um über ihren
&foIg zu berichten.
299. Eines Tages vernehmen die ribaulls aus den Kerkern
äw Schlosses Klagen. Schnell erkundigen sie sich bei Yreult und
■fiibreti, dafs diese Leute Ysaye haben meuchlings ermorden wollen.
Da öffnen die ribaulli die Kerkerthüren und schlagen den Ge-
' igenen die Köpfe ab.
yxy, Estrahier veranstaltet ein grofses Fest und lädt viele
nJttei dazu ein. Unter diesen befindet sich auch Barut. Barut
^ebi sich in Begleitung Ysayes nach SorlioTi. Am ersten Abend
™w Reise kehren sie bei Yreuit ein.
301. Vreult erzählt nun Barut, wie Ysaye und er in den
"•sili dee Sdilosses gekommen sind. Da Ysaye während des Ge-
Ì^àches sich komisch gebärdet, fragt Yreult Barut, was (ür einen
ïlarren ei mit sich führe, und lacht über Ysaye.
joz, Ysaye verbringt die Nacht auf dem Hofe.
JOj. Ysayes Pferd erkennt seinen Herrn wieder. Es wiehert
•"i versucht die Thür des Stalles aufiubrechen. Als ein Stall-
214 ZBIDLER, DER PROSAROMAN TSAYE LE TRISTE.
knecht {ribauli) am folgenden Morgen die Thûr öffnet, ergreift
das Pferd die Flucht
304. Der rihault will nun das Pferd wieder einfangen, kehrt
aber unverrichteter Sache wieder zurück. Er verhehlt die Flucht
des Pferdes einen Monat hindurch dem Yreult, dann aber erzählt
er ihm davon, worüber Yreult sehr ärgerlich ist.
305. Barut und Ysaye kommen in Sorlion an, woselbst Ysaje
wegen seiner zerlumpten Kleidung von den Kindern geneckt wird.
Am Hofe Estrahiers finden Turniere statt Am dritten Tage nach
der Ankunft Baruts findet eine quintaine statt. Dem Sieger wird
ein Pferd als Preis versprochen. Kein Ritter bringt das Waffen-
kunststûck fertig. Da bittet Ysaye seinen Herrn Barut, sich an
dem Wettbewerb beteiligen zu dürfen. Ysaye erhält die Erlaubnis
und ûbertrint alle Ritter. Da fragt ihn der König nach seinem
Namen. Jehan neime man ihn, sagt Ysaye. Obwohl der König
ihn für soi hält, gestattet er ihm doch, an der Tafel teilzunehmen.
Hier wird er der Yvoire und Marthe vorgestellt Marthe erkennt
ihn aber nicht.
306. Eines Tages findet der Küchenmeister Ysaye schlafend
in der Küche. Wütend hierüber verbrennt er Ysaye den Bart
Ysaye aber ergreift ihn und wirft ihn samt drei anderen Ködien
ins Feuer. Als der König von dieser That Ysayes hört, ist er zu-
nächst sehr erregt. Nachdem er aber den Sachverhalt gehört hat,
lobt er Ysaye. Seit dieser Aifaire wagte es niemand, Ysaye irgend
welches Leid zuzufügen.
307. Hergaul t kehrt mit seinen Genossen nach Blamir zurück
und erstattet dem König Yrion Bericht über seine erfolglose Reise.
Vor Gram wird nun Yrion 17 Jahre lang krank.
308. Yrion ist alt und schwach. Er läfst Marc zu sich kommen.
Ein Ritler, der Marc holen soll, giebt diesem gute Ratschläge:
Amy, il faui que soyez dauire condiiion que vous navez este ei que
vous soyez humble f de bonnqyre, paiieni aux pauvres, cruel aux ennemys^
honnorez ceulx qui soni a honnorer, amez vos amy s, allez volontiers a
leglise u. s. w.
309. Marc erscheint vor Yrion. Vous me demandez, que vous
fauli il?
310. Yrion übergiebt ihm nun die Verwaltung des König—
reiches. Marc verspricht ihm, ein tüchtiger Mann zu werden. Di^
erste That ist nun, ein Turnier zu veranstalten. Er schickt
diesem Zwecke sechs Boten aus, welche in Armuse, Murtoire, Dox--
malie, Sorlion, Bretaigne und Allemaigne die Ritter zum Turnip
einladen.
(Fortsetzung folgt.)
Zeiolek.
Stades sor la poésie burlesque française de la Benaissanoe.
(Saite.)
Attaques personnelles.
Sí la poésie burlesque en veut surtout aux femmes, elle
n'épargne pas pour cela les hommes. Je ne parle pas ici des
pièces composées contre le sexe fort, appartenant en propre à la
satire; nous retrouvons là une sorte de réaction ou de vengeance
des femmes ou de ceux qui en entreprirent la défense.^ La poésie
^ Cette sorte de réaction commence an XYI« siècle. Mademoiselle de
Romieu (París, 15CI1) composa son „brief discours sur l'excellence de la
femme", se proposant de démontrer comment elle „surpasse celle de l'homme".
Elle a recours pour sa thèse à la Bible, à la yierge Camille, à Sémiramis et
aux Amazones même et n'oublie pas non plus „de Phriné le courage notable".
Les femmes l'ont emporté sur les hommes en toutes les époques, mais c'est
surtout en Italie, ou elles briUent d'une vive lumière:
„Si l'Itale vouloit les siennes estaler
Si brave ne seroit qui s'osast esgaler."
Au commencement du XVII^ siècle, Isaac de Ryer, si cette pièce appar-
tient bien à lui (cfr. Le temps perdu et les gayetés, Paris, 1624), composa une
Risponse aux espines du mariage (probablement celles de Jean Philippe Vario,
Paris, 1604), ou il se demande ce que l'homme déviendrait, sans le mariage.
C'est la femme, qui donne la naissance à l'homme et c'est par le mariage
que celui-ci devient „subtil et caut". Le mariage a aussi le mérite de dompter
les caractères les plus fìers et rien ne saurait égaler le bonheur de celui qui
possède une fenmie de bien. Si parfois il arrive que la femme enfreint les lois
de la fidélité, c'est que le mari manque, le premier, à ses devoirs. M^ne Lie-
bault, répondant à ce qu'il parait aux stances de Desportes, envisage la
question sous un autre point de vue. Elle combat le mariage, la source dit-
^e de toutes les misères de la femme, ce qui ne devait pas trop natter
Pamour-propre de son mari.
Enfin Regnard, dans sa poésie sur le mariage, entreprit la défense de
^e institution , se tenant dans un juste milieu sans outrer les louanges du
^20 sexe et donnant aux maris ces conseils remplis de bon sens:
„Pour être heureux époux, soyez toujours amant;
Que bien plus que le sacrement.
L'amour à jamais vous unisse;
Et pour faire durer le plaisir entre vous,
Que ce soit l'amant qui jouisse
De tout ce qu'on doit à l'époux."
^ tard, dans les pièces de Gacon (œuvres, Cologne, 1696), on trouve une
r* íwí/r^ les maris, oîi l'auteur prétend s'opposer à son adversaire, Boileau,
* Ce qu'il écrivit contre le beau sexe.
326 , P. TOLDO,
burlesque s'en prend plutôt à certains hommes, qai se trouvent
dans des conditions parti culières, aux pédants, aux couitisan^^
aux ivrognes, aux bouffons, et aux poètes eux-mêmes. De
foule d'épigrammes enjouées, de descriptions plaisantes et d'éph'
taphes souvent très cyniques.
' Je laisse de côté U poésie pèdantesqn«, formant un genre i pari, ot
I'lnspiralion ilalicnne me parali évidente. Pour ce qui tit des conitisaii«, M
composa contre eux de véritables salircB, où l'iinitalian iCalienDe n'y a ptöqoi
rien ä voii bien qu'on ait combattu cette «Dgeance, dans la Péninsule, avK
beaucoup d'acb atoe ment. On peut voir, eotre autres cboses, ce qa'tn iS
Fandolfo Collenuccio, dans son Specchio d' Esopo, le Canunelll, dam sesTtii,
i'AlélÎR. dans «iL Cortigiana et le Caporali dans sa Certe. Je rappelle, a
panant, l'ode de Ronsard (lËe du IIT livre), les sonnets de Joachim da B«II(f
adressés à Ronsard, Ii Eixet, ì Belleau et ì. toui ses imis vivant Ì la am,
la description de ce gentilhomme, qui
fait de l'amourcuï, mais c'est comme je croy
Pour couvrir le soupçon de quelque pins grand vice",
aussi bien que les Regrets, où Du Bellay combat ces vieox singes „conila
faisant les Roiï". N'oublions pas non plus son poUt courtisan, le eourlâslt
retiré de Jean de la Taille, les satires de Vauquelin de la Fresnaje, AeA
l'imitalioD ilalienne a élt ètudiie par M>' Joseph Vianey, (cfr. Revue deiUai"'
vcrsilés du midi, 1895 p. 386 — 400} et toutes les pièces dirigées co ' "'
mignons, depuis VisU des Hermaphrodilei, due à la plume d'ArtUS
bLcui d'Embry, jasqu'an recueil general du Cabinet du roy de Franct í,Íi. liîlW
renfermant Us indignités de ¡a C-eur, les bljsOHS de la Court, les conlrt-
veritet de la Cour, pièce dirigée contre le maréchal d'Ancre, le caleckiime
des courtisans etc. Jean de la Jeaséc (Œuvres, Anvers, 15S]) dédia lui tud.
plusieurs compositions en vers ì ce sajet, Îmiiant de piès t>u Bella;r A
Agrippa d'Aubigné, dans ses Tragiques, aussi bien que dans les '
du taren de Faeniste, fait sentir aux courtisans ses griffes de lion.
Au commencement du XVII<: siècle, ce genre de satire paraît acqaéril
tine force nouvelle. On n'a qu'i ouvrir le Cabinet satirique pour roi
que Sigognea, Benhelot et les antres ont écrit là-dessus. Rappelons
les satires du sieur Annibal de l'Orlile contre les cours de l'Europe.
cadet Angoulevenl, s'en prend, ^ son tour, Ì. un courtisan, qui luì a
l'amour de Margot et Dolorens, toujours à la même époque, assaille les pcält
tyrans, vivant à la campagne, dont lea libéralités „sont des coups de basloD*.
Les mignons de la Cour qui font „Irañc de la cajolerie" ne sont pas moiu
en butte Ì son ressentiment. Personne ne saurait faire sa fortune an Lourr^
sans suivre toute sorte de vices et il en exclue;
„Qui n'est poudré, musqué, qui a'esl pront au devis
Qui i gauche ou à droite ne donne des advis,
Qui n'aide à lost mourir à la France mourante;
Qui ne sçait comme ou met im pucelage en vente."
Théophile Viaud , dans sa requeste au roi, se moque des genlilhommes,
lui lournircnl le dos, au moment oii il lombn en disgrace de son prince.
Plusieurs de ces pièces parurent, pour des raisons très faciles â 1
prendre, sous le voile de l'iinonyme. Telle est, par exemple, celle poi
la titre du Corbeau de la ¡Jour, aa corbeau se parant des plumes arrac
au peuple, le Tableau des ambitieux de la Cour, tracé „du pincesu di
vérité par maislre Guillaume A son retour de l'autre monde", ce qni se
arrivé en lâll. Le Parnasse dis paites salyriques renferme aussi plusie
pièces toudinnt ce sujet, au nombre desquelles il faut faire une place ä part
visions d'Ariitarçue. d'ime violence extrême, aux visions de la Cour en si
de celles d'Aristargue et ä VAmbitian d'un courtisan. On peut consn
amai Vesfadon satirique du sienr d'Esternod, le „discours des abm de
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 21J
Pour les épîtaphes burlesques en Italie, je n*ai qu'à renvoyer
le lecteur à celle du Machiavel sur la mort de Pierre Soderin, et
avant lui aux sonnets du Pistoia ^ et à ceux de la plupart de ses
contemporains. Le Lasca nous fait voir les muses pleurant en
grec, en latin et en vulgaire, la mort de Ser Fruosino ,,il fior
d* ogni pedante**: il se moque entre autres de Giovanbattista Celli,
qui, de son vivant:
„Fu tenuta filosofo morale,
Da quei che fanno i beccafichi lessi,
d'Mfonso de' Pazzi:
„il quale
Vivendo non fu uomo, né animale,
Or morto non si sa quel eh' ei si sia",
de Tasso menuisier, du Certaldo, d*un certain messer Fantini, de
Yisino Mereiaio, qui
„Malo per burla e mori da dovero"
et de beaucoup d'autres. Dans la seconde moitié du seizième
siècle, Curzio da Marígnolle' paraît se distinguer dans ce genre
et tout le monde rappelle Tépitaphe suivante, qu'il dédia à Raf-
faello Navesi:
„Il re degli spioni e marioli
Qui giace morto, che per testamento
Lasciò di far la spia a' soi figliuoli."
£n France les testaments et les épîtaphes burlesques sont à Tordre
du jour. Nous avons tout d*abord ceux de Marot, ensuite Pierre
le Loyer Angevin se moque de la mort d'un certain Janicot, et
Motin, Sigognes et toute la joyeuse bande des contemporains de
Régnier composent à Tenvi une foule de plaisanteries de ce genre.
Je cite au hasard le tesiameni d'un vérole dû à la plume de Si-
France" du sieur Auvray et ses „visions de Polidor en la dté de Nisance"
(cfr. Le banquet des Muses, Rouen, 1623). Enfin *Courval Sonnet, dans son
Gentilhomme (cfr. Les exercices de ce temps), s'en prend à ceux qui à la cour
ont appris à „flatter, mentir, dissimuler", n'ayant pour toute science que l'art de
„Guérir la gale à quelque chien courant"
l^c du Ryer dans son Temps perdu, chanta, les louanges et les maux de
» coQr, se proposant de démontrer ce que l'on y trouve de bon et de mauvais,
îî^s sa conclusion est toutefois pessimiste. Il faut s'arrêter à ce point, c'est-à-
"'^^ à la fin de la Fronde, pour retrouver, dans ce genre de satire, quelque
Cuose de vraiment original, correspondant aux sentiments de l'époque. On
^tQi<i|-2 ensuite encore des plaintes plus ou moins vives contre la cour, ne
^^cbaDt pas assez priser les beaux esprits, mais ce seront des épancbements
^^ écrivains médiocres rongés par l'envie, auxquels il est interdit de con>
j^Pler de près la majesté de Louis XIV« et la splendeur de sa cour.
. °*i^re, Boileau, Racine, tous les esprits distingués du XVII« siècle, savent
V*^rniais que c'est au Louvre qu'ils recevront le prix dû à leur génie et les
Î'^quis ridicules devront courber leur tète, devant le plus grand poète co-
°"9Ue de la France.
* éd. Renier, 79, 83, 84, 85, etc.
' Djsp. CLXitl de la Scelta 4i curiosità letteraria.
2 1 8 p. TOLDO,
gognes, la poésie sur le trespas d*une des pUu fameuses macçuerelUs
de la court où Motín peut donner libre essor à sa licence de lan-
gage et le testament d'une jeune courtisane d'un auteur anonjrme,
se trouvant au milieu d'autres compositions semblables. Ensuite
dans le Cabinet satirique (éd. Gaud- Paris, 1859 — 60), on voit pa-
raître Vêpitaphe de Caboche excellent portefaix insérée dans les satires
bastardes du Cadet Angoulevent (Paris, 16 15), suivie par d'autres
poésies sur ce thème lugubre; rappelons enfin le tomheau d*Angou-
latent du sieur Auvray, renfermant des inspirations tirées de Rabe-
lais et où il est question d'un maquerenx de la pire espèce. Le
tombeau de Marion, du même auteur, commence:
,,Cy gist pleine d'infectíon,
La maquerelle Manon."
L*épitaphe cynique, où Ton rit aux éclats sur un tombeau encore
béant, n'a rien qui puisse nous intéresser. Il suffit d'en constater
l'existence.
Enfin, pour exciter les rires, les contemporains de Régnier
et ses imitateurs, nous présentent une foule de combats burlesques.
Outre celui bien connu de Bergerac contre un singe, je rappelle
le Combat de Régnier et de Berthelot, par un anonyme, ceux
des courtisans, des Ursine et des Perrette, dont nous venons de
parler et le grand et périlleux combat de quatre courtisans dû à la
plume d'un anonyme, qui fait descendre du ciel le dieu Mars,
pour séparer ces „gentils hermaphrodites". Parfois ces combats
ne sont que des allégories très froides. Telle est, par exemple,
celle que l'on composa en prose, au commencement du XVIP siècle,
sur „le grand et fameux combat sur la place de la poitrine, avec
le general Rhuma, le colonel Brouillard, le capitaine Vent Coulis,
le comte de Catharre et le marquis de Fluxion".
Dans ces luttes plus ou moins plaisantes, les poètes, les
ivrognes, les courtisans et les femmes perdues s'injurient, en em-
pruntant le langage des halles, viennent aux mains, se battent,
s'égratignent et la vulgarité triomphe, traînant les Muses dans
la boue.
On s'amusait aussi en Italie à d'autres plaisanteries d'un goût
plus ou moins douteux. Les poètes étalaient, avec une gaieté évi-
demment simulée, leur mauvais équipage, ou tournaient en ridicule
celui de leurs confrères ou adversaires. Fort souvent l'exposition
de ces misères avait pour but d'émouvoir le cœur de leurs Mécènes,
à la sourde oreille, car les poètes en général et surtout les bur-
lesques, tâchent, à cette époque, soit en Italie soit en France (peut-
être aussi dans tous les pays du monde), de tirer tout le profit
possible de leur muse et vivent dans les cours des princes, dans
un état de domesticité, plus ou moins mortifiante. En laissant de
côté les personnages illustres, tels que l'Arioste, obligés de ronger
le frein et de servir, là où leur esprit aurait dû les faire dominer,
et pour nous tenir seulement aux poètes burlesques, rappelons le
POiSIB BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 2ig
BdlÎDcioni« Matteo Franco, Luigi Paid, Antonio Cammelli attachés
i Lndovic le More, ä Lamrent le Magnifique, à la maison d'Esté
etc. et laissant percer, dans leurs vers, le dépit et la rancune contre
ringratitude de leurs seigneurs et contre les orgueilleux courtisans,
les regardant du haut de leur grandeur. Et tous ces poètes
n'oublient pas de nous exposer aussi leurs petites misères. Tantôt
ils se plaignent de ne recevoir pas les présents promis depuis
longtemps, tantôt de devoir courir de ville en ville, employés à
des charges, qu'ils croient fort au-dessous de leurs mérites et plus
souvent encore ils font voir leurs haillons et le manteau tombant en
pièces. C'est surtout le manteau, la partie principale et la plus
voyante de leur habillement, qui les intéresse au plus haut degré.
Je rappelle, entre autres, ces vers célèbres du Burchiello:
,Jo porto indosso nn cosi stran mantello,
Che mai Barbier v* aifilerìa rasoio
E servirebbe per iscotitoio
Si eh' io sto involto come nn fegatello/'
Et le poète continue en nous faisant voir:
„Le calze, e '1 gonnellino, e '1 giubberello
(qui) han più bachi eh' un vaglio, o colatoio/*
Une plainte sur le m^me sujet se trouve répétée dans les vers du
Bellindoni^, du Bramante, du Pistoia 2, du Strazzola' etc. et ces
plaintes se rapportent aussi à d'autres parties de leur habillement,
aux bas troués et aux hauts-de-chausse en désordre. Ces poètes
courtisans se plaignent aussi de leurs chevaux ridicules,^ qualifiés
du titre de „vecchie rozze".
Les poètes burlesques de la France n'oublient pas non plus
de chanter les manteaux troués et toutes les misères de leur vie,
mais c'est plutôt la misère des courtisans, cachée sous Tapparence
de la splendeur, qu'ils livrent au ridicule. On n'a qu'à ouvrir le
Cabine/ satiriqiu. On y voit la „Satire sur le manteau d'un cour-
tisan'*, manteau qui a changé de forme et de couleur, qui vit la
prison et la faim et qui peut conter les aventures héroïques de
son maître et surtout „les coups de bastón" qu'il
„A reçus et non pas donnez/'
Ce pauvre manteau est dans un état pitoyable, mais:
„Une chose le reconforte,
C'est qne jamais on ne le porte
Aux batailles ny aux dangers.**
I^ même Sigognes nous fait la description du „pourpoint^* d'un
autre courtisan, pourpoint rongé par toute sorte d'insectes:
> Éditon citée p. XIII.
' cfr. édition des œuvres du Cammelli par Cappelli et Ferrari, Livorno,
1884 p. lOS sqq.
• cfr. art. de V. Rossi: Giom. Stor. della Ictt. ital. XXVI p. 35.
* éd. du Cammelli citée p. xiS sqq.
zzo F. TOLDO,
„Pièces sor pieces on y boulte
Tant de fois qu'on peut estre en doulte
S'il reste rien da vieux pourpoint.
Ainsi la nef Pésasicnoc,
Bien que chnngèe à l'ancienne,
A la forme, qai ne meurt pas."
Et ici eocore le pourpoint donne occasion à l'auteur de s
de la lâcheté „la couarde froidure" du courtisan:
„Si tu aïois outre ta bave.
Pourpoint quelque chose de biave
Pour t'appeler au lieu d'honneur,
On lairroit arrière les larmes,
Mais ton caquet ce sont les armes,
Ne plus ne moins qu'a ton seigneur."
Des
vers, on le
qui pour la forme de i
; que pour le
sens sont encore plus mesquins, que les pièces d'habilleraent, dont
il est question. Et la satire burlesque des habits continue.
lit ensuite et toujours dans le même recueil, une ode
par le sieur de Bouteroue „sur le haut de chausse d'un couriisan",
où il fait menlion du „manteau vieil" célòbró par son confrère.
Ce haut de chausse appartenant à un petit hobereau de Beausse,
élait jadis une couverture destinée à couvrir les ânes et les mulets,
et il faut reconnaître, ajoute le poète, qu'en passant sur le corps
du couriisan, il n'a pas changé de deslinée. Au travers de
toutes les transformations possibles, tantôt jupe, tantôt manteau, le
drap est arrivé á n'en pouvoir plus et il attend désormais un repos
honorable :
„Haut de chausse, vieil et nuUadc
Alangé de gr¡iisse el de pelade.
Donner un conseil je (e veui.
Tu es pelé comme Ion maistre,
Comme luy pour ne point paroi site
Porle une coifle de cheveu».-
; pourrait être plus fade. Après les manteaux,
es hauts de chausse, on a la „Satire sur le
d'un anonyme, celle „sur
par le sieur de la Ronce,
e sur l'espée d'un courtisan"
3ur „l'inventaire d'un cour-
Et la conclusioi
les pourpoints ■
chapeau d'un courtisan" duc à la pli
les bas de soye d'un autre courtisan"
qui est aussi l'auteur d'une autre „satyi
et le sieur Berthelot compose A son I
tisan" arrêté pour des dettes criardes.
Que l'on ajoute ce que le cadet d' An gou lèvent dans ses
Safins baslartlfs (Paris, 1615) chante de „la metamorphose d'une
robbe et Juppé de satin blanc", devenue „toute barbue à longs
eiels".
On se moquait aussi des défauts personnels. On chanta eu
Italie et en France des pauvres sires, tnuisformés «n sqnHet
I
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 221
des bossus, des estropiés et pis encore. < Mais la partie du
corpsy qui l'emporte dans ce genre de plaisanteries, c'est le nez,
que les poètes d'Italie célébrèrent depuis les débuts de leur litté-
rature jusqu'au Guadagnoli, en plein XIX^ siècle. Le Dolce chante,
par exemple, les mérites de cet ornement de notre fìgure et le
Bwchiello (éd. citée, p. 122) en décrit un
„di buona razza, e ben oompiato
Spugnoso e rosso assai più eh' un rubino,
E '1 mosto, che va giù nel' pellidno
A tutte r altre vene dà tributo."
£n France, que je sache, le premier qui s'en occupe c'est Godard,
suvi au siècle suivant par le sieur Âuvray (Rouen, 1623). Ce nez,
dont parle Auvray, peut servh: à toute chose, savoir en hiver
d'écran, en été de parasol et à d'autres usages plus intimes.
Naturellement les louanges du nez permettent des équivoques
licencieuses et la description des narines et d'autres détails est
on ne pourrait plus dégoûtante.
L'occasion de cette plaisanterie est due à l'amour d'une jeune
^le pour un homme doué d'un nez formidable et recèle peut-
être une vengeance:
„n n'est pas toujours veritable
Que chacun ayme son semblable.
Puis qu'on void d'un contraire sort
La plus camarde de la rue
Estre amoureuse devenue
D'un grand nez à double ressort.^'
Parmi les compositions poétiques sur le nez, je rappelle celle due
^ la plume de Jacques Gorlier „escuyer de la Grand Court" et
auteur du Juvénal François (Paris, 1624). Dans cet ouvrage mêlé
^^ prose et de vers, Gorlier nous conte comment il avait un ami
intime „dont l'humeur me revenoit fort", s'amusant à tenir bonne
^ble et à y convier un „bouffon" âgé de soixante ans, très ridi-
cuJe, grand buveur et par conséquent doué d'un nez gros, bossu
^* rouge. Cet excellent ami du poète à la fin du dîner, après
avoir enivré le bonhonmie, s'amusait à lui jouer le tour le plus
P'^'sant du monde (au dire de Gorlier), c'est-à-dire il „se jettoit
^^'^ caste trongue enluminée et la pinçoit avec tant de violence,
^^'^ le sang en découloit dans un verre copieux qu'il tenoit à la
^aitxci çg q^j faisait „pâmer de rire" toute la société. Le sieur
^^^lier, inspiré par cette aventure, composa une „fantaisie" sur ce
^^ extraordinaire et cette fantasie n'est qu'une sorte de capitolo ^
^^* lui permet d'enfiler un grand nombre de vers de ce genre:
I ^ * Pour ces horreurs physiques je renvoie au Berni, au Franco, au Bel-
^^^^^nî et pour la France aux recueils cités et surtout aux œuvres des con-
^Î^rains de Régnier.
222 P. TOLDO,
„O nez plus ronge qn'éc&rUte,
Nez qui plus qu'on Soleil édate,
Nez de pourpre getnlien,
Nez fait d'un rayon de planète,
Plus monstrueux qu'une comete,
Et qu'un fallot aérien • . ."
et ce nez est rapproché des rubis, des marbres à couleurs variées,
de l'écorce des arbres, de la croûte du pain et honoré des titres
les plus illustres. Autour de ce nez le poète crée une légende.
Comme la vendange de la dernière année a été fort peu satis-
faisante, les buveurs se rendent dans l'Inde y visiter Bacdius, et le
supplier de venir à leur secours. Bacchus console ses fidèles en
leur assurant qu'ils trouveront à Paris un nez merveilleux, re-
celant une source intarissable de vin. De même que Pantagruel,
Panurge, frère Jean et les autres personnages de la légende de
Rabelais, nos buveurs se rendent, en pèlerinage, à la recherdie
de ce nez transformé en dive bcu/eille. Ils trouvent son malheu-
reux possesseur à Paris, devant Tîle du Palais; s'approchent de
lui, remplis de révérence, en chantent les louanges et en tirent,
après beaucoup de cérémonies, une source merveilleuse d'un vin,
on ne pourrait plus exquis. Rien de plus fade que cette plaisan-
terie, malgré toul le fatras mythologique et une certaine élégance
de forme.
Aventures fâcheuses.
Relativement aux moyens de transport, nos ancêtres ne voya-
geaient pas moins que nous; l'Italien de la Renaissance était sur-
tout infatigable, mais lorsque, après les ennuis et les craintes d'une
route malaisée et dangereuse, ils arrivaient au lieu de leur desti-
nation, crottés jusqu'à la ceinture, harassés de fatigue et de faim,
ils ne voyaient pas paraître l'entrée confortable et splendide de
nos hôtels modernes. Il fallait se contenter, le plus souvent, d'une
„osteria", où Ton soupait mal, où l'on dormait pis encore, si Ton
ne préférait avoir recours à l'hospitalité de quelque curé, chiche,
malpropre, dont la maison et les lits recelaient déjà des hôtes
constants et fort peu agréables.
Bien avant le Berni, dans les sonnets, par exemple, de Cene
de la Chitarra d'Arezzo (éd. citée), on entend déjà de ces plaintes
et l'on en trouve des traces chez Antoine Pulci, ^ auquel on sert
pour souper, une vieille poule, dépassant en résistance le cuir.
Ces plaintes se renouvellent chez le Burchiello,^ chantant le mau-
vais gite et la mauvaise table et chez Bernard Bellincioni,^ qui adresse
là-dessus une épi tre en vers à son maître Laurent de Médicis:
^ cfr. Raccolla di rime antiche toscane, vol. m p. 301.
' Sonetti del Burchiello, del Bellindoni etc., éd. de Londres, 1757 p. 91.
115. 116.
3 éd. Romagnoli son. 138. 141. 90.
POéSIB BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 223
»iQnesto, Signor, ti fo in nna osteria,
Anâ mi par più presto ano spedale;
£11' è la penitentia al naturale
£ 1' ostiero è fratel de la pazia."
Mais c'est là un fou, qui connaît fort bien ses intérêts et qui ex-
ploite, on ne pourrait mieux, les malheureux, qui tombent sous
ses griffes. Notre poète est obligé d'avaler im certain vin „che a
Bon ne ber non po' far maie''; il essaye la resistance de ses dents
contre un pain, que la moisissure a orné d'une barbe vénérable
et pour surcroit de malheurs, il doit se coucher dans une chambre
ouverte à tous les vents
„Che '1 tetto mi par Argo da cent' occhi/'
11 arrive, une autre fois, à notre Bellincioni de loger chez un
prêtre, dont il peint la générosité, dans un vers très expressif:
„La sua casa è un mar! qnando vi piove.*'
Un camarade du Bellincioni, messer Matteo Franco,^ s'adressant
au même Laurent le Magnifique, lui expose des aventures, qui
rappellent de près celles qui vont inspirer sous peu la muse en-
jouée du Bemi. Notre Franco, après un malheureux voyage, de-
vient l'hôte d'un „Piovano", qui le loge dans sa „pieve strana, e
maledetta'' le faisant coucher au milieu de:
„Palei, pidocchi, cimici e forfecchie"
et excusez du peu. Décidément les curés en veulent à messer
Franco, car un autre „piovano", après un dîner capable d'ôter
l'appétit aux plus a&imés, lui offre un lit où:
„v* eran dentro schiere
Di certi cimicion come monete,
£ tutta notte attesi a far comete.'*
Ces troupes de punaises, seront transformées par le Berm', dans
les armées que Xerxès envoie contre la Grèce. Il n'y a qu'une
suDple amplification.
Dans un troisième sonnet, toujours adressé à Laurent de
«ïédicis, et toujours sur le même sujet, Matteo Franco renchérit
^'' les détails d'un mauvais souper:
„Timido aceto avemmo, et olio ardito,
Insalata, anzi sciocca, passa, e dura:
Pan che iacea salnitro per le mura.
Vin vecchio, tondo, quadro e rimbambito.'^
^ camarade Louis Pulci a des descriptions pareilles, celle, par
^^ïïiple, d'un dîner, où un paysan transformé, pour l'occasion, en
^*^^stique, trébuche et renverse les plats ^ sur les conviés et les
8^ ^Sonetti di Matteo Franco e di Luigi Pulci, éd. Rossi, 1759 p. 83.
2
éd. citée p. 142.
2Z4 ^- TOLDO,
descriptions de nuits malheureuses et de dîners ridicules se multi-
plient sous la piume de tous ces joyeux confrères. Voici le Pistoia,'
chantant, de même que le Franco:
„De 1' insalata mal «ondiu bai U^so
E pan piloso più dor che un sasso:
Filava el vin per la paura fotte."
et qui est abh'gé de passer à son toar, une fort mauvaise nuit:
In certi lÎDioletd di saccone"
aussi propres que la uappe:
„Una tovaglia lavata col grasso
Che moslrava la mensa pei le porte."
L'Arétin, tout en vivant dans un milieu plus splendide et ne par-
tageant pas les misìires de ses confrères en Apollon, dut cepen-
dant connaître les mauvaises tables, comme il connaissait, sans
doute, les mauvaises compagnies. Au moins ou est porté à le
croire, en lisant la description qu'il fait dans sa Cortigiana (V. 15)
d'une certaine salle à manger, oii „si mangia sopra una tovaglia
di pin colori che non ¿ il grembiale dei dipintori". Dans les
vers du Strazïola, nous entendons répéter la description d'une nuit
passée au milieu de toute sorte d'insectes.^ Ce sujet est toujours
le même avec plus ou moins de détails. Tout le monde connaît
le capitolo célèbre du Berni sur l'aventure, qui lui était arrivée à
Povigliano, où le curé du \'illage avait voulu le loger, coûte que
coûte, chez lui. Ce curé est une sorte de pédant, qui introduit
le poète, dans sa maison, à travers les orties et les épines, qui
l'entourenL Le dîner se compose d'un potage fort noir et d'an
goût douteux, d'un vin aigre et la vaisselle est en harmonie avec
le contenu. Le verre, par e.iemple, sue de honte el ne peut se
tenir debout, et le Ut n'est pas certainement meilleur. Ses draps
sont blancs, comme le fond d'une marmite:
„Paieran cotti in broda di fagiaolì"
et peuplés des hôtes bien connus, livrant une bataille formidable
au malheureux, qui ose se coucher. De même que les matelots,
qui s'échauffent, en agitant leurs bras, notre Bemi passe la nuit,
dans un mouvement continuel, se souffletant pour chasser et luer
ses terribles ennemis, caressé de temps en temps des ailes des
cha uves- souris, volant librement dans cette chambre^
Mattio Francesi dédie, à son tour, un (apitelo à la Maia netti,
où il coucha dans une misérable auberge après avoir soupe d'une
couple d'œufs sans sel. Le Mauro, en faisant ta description de
son voyage à Rome, n'oublie pas non plus les ennuis que son mU
> éd. Renier pttC XX son.iti: éd. Cappelli -Femri p. So. 93.
* cfr. l'aiticle de Mr V. Rossi dan; le GÍotu. Stör, della lell. il. XXVT
POéSŒ BDIU.ESQDE FRANÇAISE DE LA RBKAISSANCB.
225
mid cause et pins tard l'Abati, dans son Fíaggió, répétera les denx
■ntees motifs, le souper composé „di sposo gallo" et d'une poule
l^e l'âge a rendue vénérable et le lit, oit ¡I attendi avec impa-
ïtieDce, la pointe du jour
In nero letlo a ritrovar l' iiiirora."
Il n'y a, A cette époque, qac messer Francesco Coppetta, qui
chante les louanges de „1' Osteria", mais il ^il bien qu'il soutient
par là un paradoxe, non moins évident que les /oJi de la fièvre,
de la pestilence etc. formant les délices des autres poètes de son
temps. Il arrive en outre que, dans ces cabarets, on rencontre des
pédants et des fâcheux, lorsque le fâcheux ne vous rend pas visite
diez vous, ou ¿ l'Eglise. Cesi là une inspiration tirée d'Horace,
mais le fâcheux italien se confond, le plus souvent, avec ce pédant,
auquel les poètes et les prosateurs de la Péninsule avaient dédié
une littérature tout entière.
Dans la poésie française, on rencontre, à tout moment, les
sujets inspirateurs des poètes burlesques de l'Italie et Régiùer est le
premier, que je sache, à s'y essayer. Dans sa dixième satire, il
itons expose comment sa mauvaise étoile le ni tomber sous les griffes
d'an fâcheux et ce fâcheux s'empare de lui, comme une araignée
de sa proie, le mène à sa maison, l'oblige de partager son dîner
et Ini fait si bonne chère, que le malheureux poète est forcé de
prendre la poudre d'escampette. L'inspiration tirée du Bemi est
ici évidente. Mais sa fuite le fait tomber de fièvre en chaud mal,
car, dans la satire suivante, on le voit dans une chambre sale,
sombre et remplie de toute sorte d'ordures.
Dans le Cabinel safyrique. que nous connaissons déjà, les con-
temporains de Régnier, savoir Sigognes, Motin, Berthelot, Maynard,
s'amusent (ort souvent à des descriptions pareilles, mais sans
ancone originalité. Voici, par exemple, ce que chante, à ce pro-
pos, le sieur de Sigognes, réunissant la mauvaise table et le
gîte, selon le type commun à tous ces rédts:
„Entre la pace n b panaise
^^^ Sans chaire ny uns tabouret
^^^1 Je sais ici mal ì mon aiie
^^^^L Desïus le lict d'un cabaret
^^^^^^^^H Riduil sans besoin de dielte
^^^^^^^^^h A faire un malbeureux repas
^^^^^^^^H De deux <Eufs en une omeiclle
^^^^^^^^^ Et Dianmoins e
^^p}D Loreu
^ppédauta, c
it joai gras .
I Lorens, d'après Régnier, répète la descriptioi
i repas de
Que dispale
le couper o
et dont la malpropreté est telle que les mets les plus exquis ne
p«nn-ent exciter l'appétit de notre auteur. Ailleurs (voyez Tricolet,
tuia. FhiL XXV. ¡.
J
220 P. TOLDO»
Variétés bibliographiques p. 290) il a le malheur de rencontrer un
fâcheux, dont il ne sait comment se débarasser et il se trouve par
là dans une autre situation identique à celle de Régnier. Un
autre fâcheux se présentera ensuite à Angoulevent, qui aura beau-
coup de peine à se tirer d'affaire. Cet inconnu s'approche de notre
cadet, tandis que celui-ci contemplait le spectacle de Paris, à la
tombée de la nuit: il l'oblige de se rendre dans un fort vilain
logis et d'admirer, coûte que coûte, une collection vraiment extra-
ordinaire, mais dont Rabelais avait déjà donné le modèle:
„Pour le premier article une aulne d'arc en ciel, . . .
Une dragme des fleurs de Jeanne la pucelle,
Le busque de Lays, quatre plumes de Taîsle
Du petit Cupidon"
et avec cela „les pleurs" de Marc Antoine „enchâssées en de l'oi^,
Torteli de Grandgousier, de Teau du déluge „pétrifiée", des che-
veux de Morgante,
„Un peu de la sueur d'Alexandre le Grand"
et un commentaire de PArétin, composé par un napolitain.
Dans le Parnasse des poèUs soiyrtques par le sieur Théophile
(1625), on lit une autre composition dans le même goût, les
Regrets faits sur un fascheux logis et qui commencent par une
sorte de prière, répétée dans le cours de la pièce et assez com-
mune, à ce genre de compositions:
„Délivre moy seigneiu: de ce triste séjour
De ce fascheux logis ou j'oi crier sans cesse,
Les maistres, les valets, les hostes et l'hostesse ..."
Théophile se plaît, en outre, à la description de toutes les hor-
reurs de cet hôtel; il nous représente l'escalier, où l'on trébucht^
à chaque pas, le grenier qui lui sert de chambre à coucher, et ci^
il trouve „la troupe affamée" des souris. Dans ce grenier on e^ '
exposé au vent, à la pluie et à la fumée et le lit est en rappo^
direct avec la propreté de la chambre:
„Délivre moy seigneur de tous les mendians
Qui sont dedans le lict, comme poux et punaises
Puces et autres gens taut galoux que galoises."
Courval- Sonnet dans ses Exercices de ce temps imite directeme^^
Régnier, en exposant ses aventures avec un fâcheux:
„Attentif à la messe un jour à saint Eustache
Un jeune cavalier relevé de pannache,
La botte blanche en jambe, et la gaulle en la main.
D'un curedent de roze entretenant sa fain.
Me vit devotieux, à genoux en prières."
L'aventure de Régnier se répète, dans ses moindres détails,
fâcheux tire de sa poche un sonnet, dont il menace le malheut^^
Courval et ce qu'il y a d'assez original, c'est Tétrange confu^^
POiSIB BURUSQUB FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 227
des œuvres et des mots de cet importun, confondant „camaleón''
avec „pantaleons" et chantant:
„qu'Ovide en sa meteropsicose
DesmeDt, Pitagoras en sa Metamorphose/'
Avec Sarazin nous nous retrouvons de nouveau dans un fort
mauvais gîte. Le poète est logé „à une hôtellerie" qui rappelle
de près celle de Théophile:
„Saisi d'un déplaisir extrême,
En rêvant j'attens le matin,
Dans un lit ou le sommeil même
Pourroit bien perdre son latin.
Toute la nature sommeille;
Mais non, j'ai tort, je m'apperçois
Que dans ce beau lit où je veille
Les puces veillent avec moi . , ."
Saint- Amant, à son tour, dans son Mauvais logement^ nous décrit,
avec beaucoup de verve, comment il passa une nuit blanche:
„Giste dans un chien de grabat.
Sur un infame lict de plume,
Entre deux draps teints d'apostume
Où la vermine me combat . . .'*
Quelques efforts qu'il fasse, il ne peut fermer un oeil de toute la
nuit; il voit sur sa tête voler les chauves-souris, il se croit entouré
de lutins et entend autour de lui des bruits étranges. Les souris
courent librement dans sa chambre, les cousins le piquent „d'une
fureur extresme" et il doit soutenir un véritable combat:
„L'un sur ma main donne en sang -sue;
L'autre sur ma trogne se rue.
Me rendant presque tout meseau
Je les poursuy, je les attrape.
Et sans m'épargner le museau
Pour les y tuer je me frape."
-^si que le Bemi, dont l'imitation est évidente, il compte les
*^cures de son martyr, en entendant tous les coups de la cloche,
^chant, d'éviter la vilaine couverture, qui s*oñre à ses baisers et
^ tournant de tous les côtés „comme un oyson à la broche".
Vers la même époque ce Billault, mieux connu sous le nom
^ maître Adam menuisier de Nevers, dont nous avons fait la
^^Hixaissance tout à l'heure, décrit, dans un sonnet, les horreurs de
crhambre, où les draps „sont blancs comme ébène" et où la
^^té le ronge de tous les côtés. La comparaison de Tébène
*^^^« comme on voit des dents aux draps de lit
Sarrasin lui aussi avait eu le malheur de rencontrer un fâcheux
. ^'est étrange qu'il le rencontre, tout justement comme Courval,
^*^On dans une église au moins tout près d'elle:
15»
J=
u assez Urd et si
G chez nioy pour
Celui qui l'airéte est un marquis, qui le force, nouvelle
avec ses devanciers, d'écouter une composition en vers,
dare d'avance, ainsi qu'Oronte du Misanthrope, on ne
plus channante:
„Je l'u déja monslrée & plndeurs beiui eaprits
Et Dul, sans me dater, n'en parle avec mespns."
Sairasin, de même que ses prédécesseurs, ne dit mot et profite de
la première occasion, pour se sauver.
Mais le maître à tous, avant Molière dans la peinture des
fâcheux, est sans doute Scarron, qui dans sa satire adressée au
maréchal d'AIbrel, nous offi^ une foule de variétés de cette nom-
breuse famille, en embrassant les deux sexes. Il y a ¡es fâcheux,
qui jouissent de l'estime publique et qu'on est forcé d'écouter avec
déférence; il y a le fächeus dont:
„Tout ce qu'il dit eil pointe d'épigrimmes",
d'autres, qui vous accablent de cérémonies:
„Je ïis un jour deui hommeä de la sorte
h'eslocader en s'offraol une porte.
Sans qu'aucun d'cui eût jamais le dernier,
El leur conflit fut d'an quart d'heure entier",
d'autres encore, qui courtisent toutes les dames et qui se croient
irrésistibles, Íes „diseurs de rien", cens qui font de longues visites,
ceux qui chantt-nt, ceux qui récitent leurs vers, ceux qui vous con-
tent, à tout propos, de vieilles historietles á faire dormir debout
et enfin les parasites, les mauvais plaisants, les admirateurs impor-
tuns et les amis de tout le monde. C'est à cetle dernière classe
qu'apparu en t:
„Le franc bourgeois, qui fait l'homme de cour.
Et quand il est chez les jrens de la ville
Qui dit tout sec, Turenoe, Longueville
1
(Se gardant bien de dor
Le fâcheux et le repas eimuyeux
chose, car on rencontre aussi:
r du monsieur) . . ."
: forment souvent qu'u
s les jours vous prie
n michant repis,
n'y retourne pM."
i pécheresses, devenues béguines, ont un
rang à part et le poète burlesque précède, par là, le plus célèbre
des auteurs comiques de ta France. Et ce n'est pas seulement
dans cette composition que Scarron s'en prend à l'engeance des
importuns. Dans une épitrc à monsieur d'Elbène, il lui conte
t dâ endurer les discours ennuyeux d'un membre de
,.... (L')imporlui;
D'aller chez lui pieni!
El le fait tel qu'oi
Les précieuses.
comment il ;
POÉSn BURLESQUE FR4NÇAISB DB LA RENAISSANCE. 229
k nómbrense &mflle des fâcheux. Celui, qui vient de lui rendre
visite, se déclare poète burlesque et lié d'amitié avec tous les
écrívaíns en renom de son époque:
„Colletet m'a iidt boire avecque Furetière.
J'ai fumé quelquefois avecqne SaiDt-Amant."
On comprend qu'au moment où Boileau prenait la plume pour
traiter ces différents sujets, ce genre était déjà vieux et n'aurait su
présenter aucune originalité, si ce n'est dans la forme.
A suivre.
P. TOLDO.
n Fiooimno.
(Fortsetzung; s. Ztschr. XXIV, 329.)
V.»
I.
Veni colomba speciosa mea
Che, al eterno, madre fusti eletta;
Refugium est qui confident in ea;
Del tuo Alessandro, madre, i preghi
accepta.
Regine et concubine, laudante ea,
A te ricorro regina perfetta:
Aperiens os meum qui nuntiare.
2.
Prego che scaldi il debole inteletto
O dolce madre, non mi abbandonare
Ch* io possa dir dell' imperio perfetto
Che Sigismondo re fassi chiamare:
Re di Buemmia imperadore è detto
Del populo Roman sanza fallare
£ come a Lucha fece arannamento
Quel sacro impero e giusto reggi-
mento.
3-
In questo canto ancor vo' che si
spande*
De' Venetiani 1' armata lucente.
De' Genovesi la sconfìtta grande
£ del guasto che a Lucha die il pos-
sente'
E della giente dello imperadore
Come contra di lor mostrar valore.
I Venetiani si fenno un' armata
La qual mandomo in nel porto Pisano
A* Genovesi si fu poi dirizzata
Ardendo là rìndrca monte e piano
E i Genovesi si fen radunata
Per volerli cacciar se de" potranno
£ un' armata fenno in pochi die
Di dieci navi e quindici galee,
5.
I Venetian, siccome mio dir snona,
Venti galee e molto bene in punto;
Nessuna nave* né trista né buona.
Ma una galeazza^ lor raggiunto
Da i Fiorentini fa con gente buona,
Experta in mare e poi '1 valor con-
giunto,
Con senno e con destrezza, a me m
pare
Che 'n tutto là mal non può capitare
6.
I Grenovesi d' animo gentile
I Venetiani andarono a trovare
^ Nel Ms. 1661 manca questo canto come pure parte del seguente 61
air Ott. 85.
* Spande. Reminiscenza Dantesca (Inf.; 26; 3).
3 // possente: il popolo Fiorentino.
* A, cioè, contro.
'^ De: forse sta per dessi.
* Sott.: era.
^ Galeazza: nave maggiore della galea, di forma lunga e piatta.
n. PICCININO.
Id nel porto Pisan, toiíiulo a vile
TuUa I' armali loro, e capitale
Non ne facea tjurìi» genie virile.
I VeDelian col senno, che più vale
Che U ïUpccbia, sltelli sì serraron
Addosso a Genoveii si cacciare.
Genovesi erano in naove sette,
calce e cola n' eran diece'
Cbt de' oimici lot mai si credette
Che a trovar 1' «ndasscr, come fece.
Quelle de' Veoelìani strette strette
Il vento in nelle vele Teria bresce,*
Sicché co' remi era lor forza andare
Cht '1 vesto dava all' uno M' altro
S.
Parbino (?) era silocco, e poco stante
E Marïnaccio e poi un po' Provenza
Un po' di ponentin tanto che avante
Co' Venetian s' abbocca, poco slantc
Levante fa con tutta sua poasenza;
Be' Vcnetiali le vele gonliaro
Quelle de' Genovesi allor giù cascato.
9-
Nove galee de-' Genovesi prima
Co' Venetian si futo rìlrovaie;
Or qai di morti furo la rovina:
Pali di ferro e le lance giltaCe
E colle vele piene ne venia
La i;aleazïa e suo armali campioni :
All'ammiraglio' questa si feria
De' Gcnnvcsi, e non valse difesa
Chi presa I' ebbe seni' altra contesa.
De' Genovesi sei galee venían
Driëto a queste nove, fermamente;
Vedendo il capitan menarne via,
Ver' Genova si vollan prestamente;
Le Dove luroD prese, in fede mia.
Salvo che una che v' era il possente
Marian da Piombin che via s' andoe
E per forza de' remi elli scampo«.
DeU'i
Oh quanti
Sani e feriti per
mar trabuccare.'
Alle braccia li pigliai
Ognun sua parte assa
Come se liixKno orsi
beo diiendea
iwer lioni,
e furo
E iiivi preso il magno capitano
Di Spinola Francesco, di valore;
Chi fuggite non fusser per certano
Quelle galee e che se di buon cuore
Ognim ferito avesse, com' io spiano,
Per certo i Venetian! presi eran tutti
Là dove ¡ Genovesi fur distrutli.»
'ì-
A Vinegia lomar con gran vittoria.
Del pre^o capitano e d' altra giente
E della rotta grande fer memoria
Davanti al duce* ci a tuli' altra gienle,
E imprigionalo fu, come la Moria
Dice, Francesco Spinola valente.
Di Lucha e dell' imperio vo' contare.
Picciola Lucha, ben ti puoi gloriare
Chi '1 mondo tolto ismosso hai per
11 duca di Milan per te aiuiate,
Senesi e Geooveu, e poi il lovruio
'. Se il poeta intende dir brtseia {piccolo spiro di vento fresco),
vento brescia feria nelle vele quelle de" Veneiiaoi etc
' Trabuccare = traboccare, cioè, precipitare dalle barche nel mare.
■ AlV ammiraglio: contro la nave ammiraglia.
' Costruisci: Se quelle galee per certo non fossero ftiggitc, e se ognuno
avesse ferito di cuore, i Veneziani sarebbero stati presi dove i Genovesi
fiuon distiutli.
* Dtâce, per doge. Era doge Francesco FoicatL
»3»
A. PELLEGROn,
Impendoi le tì«k ■ govcnurc
UrnOc c mansiiclo dolce e piano
Con principi e baroa di littii degni.
sana aliti Mgai.
Fa ncevnto con gtaa r
In Lacha bella, nobile cìUad«:
L' onoi eti' egli «bbe, dir io noi polra
Poichi invino non li
Di Umesio fu ippanto > Irentna gìoino
Nel mille quattrocento trmUdae
Che in Lad» entiò t' impcndoi
■domo.'
Uh qiunU festa tn i Laccheü tnt
Vedendo qaell' imperio sì eìoconiJo
E prìncipi dirìeio a due a due
E poi baron marchen e cavabeii,
Donzelle, comi, tagua e scndierì.*
l6.
D' ogni belli idomo è sua persona.
Excellente, gentil viene e contante.
Prude Ole, fotte, siccome il dii snocia.
Giusto, cnapûâcente e temperante
Quanto mai fuise imperio di cotona,
Consiglio, onote avea con riilii taaI<^
Altiero, ornile, «obrìo et astinente
E forte, in bello spirto e intelligente;
Fede, speranza aves con carìtade.
Liberale eia, il giaio in mia œdenu,
E ben pareva degna maèslade.
TroTOSsi allor Gonfalonier maggiotc
Nicolao bttcgbi nobii cittadino,
E con molli Lacchesì, sanu enore,
Fuor della porta entrarono in camino
Andar' in contra dello imperadorci
Con riverenza ginocchioni e inchino
E drente la cittì 1' accompagnato.
E feKa e allegtessa e i grand' onori
Che fcT Lacche»* all' Imperador cara
Tulli vestiti di vari colori.
Di lana e seta quando in Lucha entrato!
Cherìci e preti dcDa porta faori
E molte ailiquie sante si portare
E cantando tolta voce: „ Clemen tissime
„Veni regìe Buëmie potentissime."
10.
E riposati furono al palagio,
A tutti suo baron fu dato stanza
Chi ríposare si potemo ad ^o,
E per la terra chi canta e chi dana
Pct amor dell' imperio a tale agio.
Pochi di ste, vi giuro in mia leinza,'
' Sigismondo re de' Romani.
* Tolgo dal Morelli {Ricordi cil. I pg. lOJ): „Lo imperadore venne ■
„Lucca a di ... di ... con Soo cavagli Uogheri. (Numero di cavagli et ba-
„roni che venneno in Italia etc.) Iji penona dello 'mpera dore con limila ca-
„vagli — . Il Re di Polonia con iz m. cavagli e looo arcierL II Sìg. Pippo
„da Fioreuza (Filippo Spano degli Scolari) fatto Capitano Generale et dandogli
„il detto iropeiadore io m. cavagli — . Lamoretlo Torco in persona con
„Il miglia cavagli — . Mess. Marsilio da Ferrara, fallo per delto impendorc
„Duca di Padova, et di Trcvigi, et dagli ti m. cavagli — . Mess. Brun
„dalla Scala, fitto pet lo 'mperadore Conte di Verona, con X m, cavagli — .
„£1 Doge de li Veneziani al suo setvigio con J m. cavagli — . El Conte
„Orano della Magna, con 5 mila cavagli — . Andrea de Patma, btlo pet
„lo 'mperadore Capitano Generale, con XX m. fanti — . Fagino Cane, EitM
„pei lo 'mperadore Vicario, et Doge della gente, con 5 m. cavagli — . Cale-
„lani siano armati a posta di detto Imperatore, corpi di quaranta di G«lie ~
„Sommano in tutto cavagli 94 m. et fanti 20 m. e corpi 40 galee. — Zaib-
te¿U' piar, di doiuello. Ragaiti: iatendì, servi gioianìssimi.
» Sotl.: per.
• Sott.: 1' articolo i.
' L' imperatore venne in Lucca I' ultimo di Mag^o e vi rimase t6 {forili
(Vedi op. ÓL di A. FeUegrini}.
IL PICCININO.
233
Cbè 1 franco Niccolò da Tolentino
Mandato fa dal comun Fiorentino
21.
A dare il guasto ai poveri Lucchesi;^
Ma poco goadagnaro, in fede mia:
Per la pianura si fdron distesi
Siccome giente piena di resia'
Ardendo ed abbruciando que' paesi,
Segando il grano la lor fantaria.
Egli era un grosso campo senza fallo:
UoDuni d' arme sei miglia a cavallo,
22.
De' fanti a pie ben mille cinquecento.
Qnando la gente dello imperadore
^ntì tal cosa, con grande ardimento
Si armaron tutti con allegro cuore:
Ben cinquecento faron, comMo sento;
Malico* conte è *1 lor conducitore.
E in neir arme costui forte e fiero ;
Armato tucto poi montò a destriero.
23.
Í-0 imperador chiamò '1 guerrier va-
lente:
»»Io ti comando che niun prigione*
^^nì di quella dispietata giente,
»Tagliati sian sanza remissione
^hì alla corona mia non è ubbidiente/'
^ispnose il conte Matico .... :
»»oanta corona, tale aflfar mi piace
j»E di tal cosa non sarò fallace.'*
F **•
^ot della porta usci 1 baron sicuro,
^^ imperador a cavai fu montato
^ alquanti baron 1' accompagnaro;
^^ Veder la battaglia, fuor fu andato,
ti
»»
E i cittadin assai su per lo muro"
Con balestra ognuno e bene armato
Se bisognasse, i cittadin sovrani;
Or ecco il conte Matico alle mani.
Matico conte gentile e gagliardo
Alla battaglia entrò sansa dimoro.
Né mica fé' come vile e muzardo*
Che colla lancia abbattè du' di loro;
Poscia la spada trasse sanza tardo,
£ la sua giente per cotal tenore
Ben seguiva, ciascun prode e valente.
Ferendo sempre sanza dir mai niente.
26.
Il capitan veggendo tal sembianti
Di que' Todeschi^ il feroce assalire,
Con ben mille cavalli si fue avanti
Ferendo con ismisurato ardire:
Tollentin, sempre gridar tutti quanti,
E que' Tedeschi ferian sanza mire
Sopra de' Florentin, con ardimento
Ferendo e dando lor mortai tormento.
Sanza fidare 1' un 1' altro di niente
Cominciò tal battaglia, com' io intendo,
À destra et a sinistra fortemente,
E V una parte e 1' altra vien ferendo.
A i Fiorentini non valeva niente,
S' eran feriti, dire : „A te m' arrendo",
Che que' Tedeschi niente intendeano
Sicché a mercè niun non ne prendeano.
28.
Que' Buemi ferìano di buona voglia
Con masse, dardi, lance e chi con
spade
* Niccolò da Tolentino arrivò 1* 8 Giugno del 1431 — . Di questo assalto,
r op. cit. di A. Pellegrini.
* Rtsia, per eresia.
* L' autore chiama sempre questo personaggio, di cui si ha anche me-
^^*^a in Pietro Rossi (R. I. S.; XX; 42) e nel Cavalcanti (op. cit.; I; 489), il
?^^te Matico o Maticho. Forse era quel conte Matillo de Tollomitz (dice
• ^ongi: in una sua pubblicaz. per nozze A. D* Ancona) che apparisce con
^.^ signori del seguito di Sigismondo nel diploma rilasciato al Marchese
^ Ì^dantova, il 6 Maggio 1432. Lunig, C, D, voi. i. 1376.
* Sott: disse.
^ Sott.: andarono.
* Mutardo = musardo: sta per ozioso.
' Sott.: e.
234
A. PELLEGRINI,
Facendo a i Fiorentín portar f^nn
doglia ;
Di segar lasciar le gente brade*
Il gran perchè tremavan come foglia.
Di loro scampo non vedeano strade,
K que' Tedeschi al ferir avizzati
Parean sopra di lor cani arrabbiati.
29.
La battaglia era grande e perigliosa
Que' dell' imperio e '1 campo Fioren-
tino,
Niccolò Tollentin non trova posa
Veggcndo la sua giente venir meno,
Giente Tedesca vede valorosa
Che della morte niente temeno;
Poi prestamente la lancia abbassava.
Sopra i Tedeschi a ferir se n' andava.
30.
Vedendo ognun siccome il capitano
Era entrato di fresco alla battaglia.
Ognun feria come guerrier sovrano
Sopra i Tedeschi eh' eran di gran
vaglia;
A que' Tedeschi il populo Lucano^
Fu grand' ajuto, se Cristo mi vaglia;
Con le balestre da van gran tormento
A quel da Tolentin, siccome io sento.
31.
Or chi vedesse quel gentil barone
Malico conte alla battaglia experto!
£ nel star parea proprio un dragone
Ardito, forte e di grandezza certo,
Veracemente pareva un lione.
Col brando, e sempre lo teneva erto,
Un valoroso paladin feria
De* Fiorentini: il capo si partia,
32.
E morto cadde del cavai di botto;
E poi a quel feria un altro appresso:
Ferillo in sulla spalla, il baron dotto,
D' un grieve colpo senz* altro interesso
Che morto il giita a terra tutto;
Un altro ferì poi e tanto in grosso
'Quante arme avea indosso li divise
E del destrieri in terra morto il mise.
33.
Ahi ! quanto d'arme ni 1 baron robusto
Non è 'n nel mondo lingua che 1 con-
tasse.
Render fa 1' alma allo Padre celate
Che con la spada un suo colpo toc-
casse.
Volgendosi aspro, valoroso e destro,
Certo pareva che vampo menasse.
E la sua giente il^ segue con ardire
E i buon Lucan ne fanno assai morire.
34.
E quel da Tolletin veggendo tale
Fortezza in que' Tedeschi e ne' Lu-
chani.
Diceva: ,Jo giuro al re celestiale
„Che questa giente son peggio che cani
„E mai tal giente vidi io si bestiale
Non curar lo morir, e chi alle mani
Viene, nissun di lor può far ragione
„D* esser li morto, e non d' esser pri-
gione,
3S.
„Onde torniamo addietro." Si dicea
Alla sua giente, e poi si abbandona
In ver' Firenze quanto più potea,
£ la sua giente drieto lui si sprona.
E cosi bella giente si partea
E giurava alla madre corona:
„In quel di Lucha mai non veroe,
„Questa è la prima e mai ritorncroe.* •
36.
Drieto ai Fiorentini sperona forte,
Matico, nobil valoroso conte:
Ben lo seguia sua giente per tal sort, e
E i buon Lucchesi per vendicar V ont^
Molti di lor mettendo a crudel mort^
Il sole andava già sotto del monte
Onde i fuggenti via lassono gire
E 'n verso la città volsen redire.
tt
If
* Brade: viene dal provenzale Braidis e vale, impetuoso, focoso,
2 Si sott, il verbo. ^ Leggi: che quante etc,
^ // = Io. Si riferisce a Matico.
IL PICCININO.
ajS
37-
li Todeschi e coi popui Luchano,
DiTinli all' ìmpcTlec fu ginocchiato
El egli il benedisse con sua mano.
Veilule avea le prove del campione,
In salla spaila a quel baron sovrano
Dji della roano, disse: Io di proinello
Per San di vos che sa ud ben vallelto.
j«.
Riposali jHÌl giorni, a parlar prese
L' imperad ore e disse: „Io vorrei
„Che voi mandaste san za più conlese
„Per <)iic)ti i qoali voi chiamate giudei,
„Fate che T^¡Dan qní a me palese
,Jsti qui sani nisi giura Dei."
Mandato fu per lor leai' altro dire
E Tur davanti a lor fatti venire.
39.
Eisendo avanli a lui que' j^udei liisli,
Lo imperador cniriiaciava a parlare:
„Vm ii dicetli in passione Crhriili.
„Che »olo Cesar ha sopra voi a Tare,
„Da che' voi tiele «otto i rniei conquisli
„Mille ducali fate dì portare."
I Malico conte chiamò sania lena'
KB dice: Tanas ibi bastalena.'
r 40.
Ud gitel londo fe'¡ poi comandoe
A que' Giudei che qui entro entrasse.
Mille dncali apportali vi Tue
Prima che di quel giro uom si giollasse.
Contetìone' auai vi si Te' sue,
E iiu convìnti, e mostra che pagasse
Hille ducati oltre più di cento
De' quali «1 conte Teron donatnentn.
41.
„Voi li diceste, dicea Io impetìeio,
passione del buon signor Yhesù
' Saiua Una; subito.
' Bailalena: a tatto pc
* C«ntesiÒne, forse SI« ]
• D^ per devi.
' SotL: era.
' Intendi: conquiatando
„Nisi Ceiarem habemus Rej^e Altiero
„Cezare sum, saper ben lo de'' tu,
„Torlo niaìuu vi faccio a dir lo vero."
Ciascun di que' Giudei umile fu,
Lo im peri er del servizio ringraziar o
E poscia a lot magioi
Poscia ]' imperador lettore scrisse
A Siena a tutte le lancìe speciale
El al prefetto che per lui venisse,
Che ai trovava a Siena in vciiladc
Detto prefeilo, perchè '1 papa misse
n campo alle sue terre onde levale
Le furoD tutte, e Vclralla la prima,
Sutri e Civitavecchia che è di stima.
«-
Onde quel genliluom detto prefetto,
A Siena con sua giente hi riJuttu
E bene in punto, signor vi prometto.
Con dugenlo coisier a suo condntlu
E dugento uomini d' arme di lui sotio
Che ciasceduQ un paladin parea;
Argento, robbe e denar assai avea.
DelU
i persona
sua gè
ntile e magno
Ben
somigliavi
1 schiatta reale
E di forteiia
non av
«a compilo,
Del sangue di
David
1 generale;
Coir
imperio .
;iedell<
: ìxt guadagno
Tutu
: sue lem
jperl
ui conquistare ,•
E da
. Sieni si
mosse
quel barone
E insieme gir
con lui
i il conte Anton
45-
Dalla Petgala, dico, il baron forte;
Da Napoli quel Carletto garzone
Con venti lance segui per tal aorte;
Questo gentile e pregialo baione
Avea sua gìenle bene gagtiärda;
as*
Axirhr v* tu im áhro campióne
Chr âaDr .... Aatcmdlo è rhiamito,
>nìaair òr* Senes sempre sUto.
40.
r>. ve:' Firenze, pd pssso srmre,
XjMäifs: Xirrxklc' da Tolentino,
Arr^iUkhriTX- fcTJ smra cercare,
vTlhf cTk ir nel!' arme cpme nn paladino,
V riuir&pe: t: Tenne, z ncm dancàare,
Konjijonifr òl Gnaldn. ¿iiemcr fino.
XirSJear mwcrosà a tal conTcgno
C :C r.-nnni: ài Finrenza avea isde^no.'
\¡;*ura»:' er* ianr s neî nnvn Pisano,
Or inmijrlia caTalb e pâù r' area
t^url M)rbeienr x rakv sovrano.
.V. r.-tft'.e .Vains ¿a Pi&a si scrirea:
Cbe coasc^ccr pmss andv salvo e
A Mì'uud:" o dc'Tinq-De £ piacea,
C¿c pies ^UL ireste e im aascnn
Cito
to.
Nà!^\^ e »cu san:' essere
Cs<sìe::e i c:>=:e tal cosa per vera
CVc *bbi* ^zi^iìs-^s cv>. comtm Fioren-
üno:
>5*\>.è ¿Î trini le::ert scriTeva
AÎ Co! est«» ac^bil paladino.
Che LoJotìcc» chi&aiAi si ijcera.
E un idiTo cbiâsiaio Arisimico^.
Ch* è da Trivisi. il » signor Ardiccione,
vCb> *n quel di Lacha era ciascun ba-
rone^
49.
Che armati sian ciascun con sua bri-
gata,
£ quince fu dalla Perula il conte.
Fmri il pnifetlD w...^ ^^ j. , . ^^^
Carìetto con le forze tanto praote.
Della lance ipnratr la mwnin,
£ come i Fiorbiîb, sobo a lor
Da Tolentin Niccolò fapitawo,
Accattalmga e Carapd sovrano.
SO-
£raTÌ ancor dal canto Fiorentino
Nicolò da San Pietro, qnel barane;
(Del Dnca di láilano fa campion fino)
Ad una rotta rimase prigione;
Dì qnaresima fn, siccome io stimo,
E d' esta rotta non ne fo mensioae;
Picdola fo, ma pur sansa conteso,
Niccolò da San Piero ri fa proo.
SI-
I Florentin di prìgion lo caTaroo
A petition d'nn Pisano Gambacorta;
Con cento lance qnel guerrier sol-
daron;
Fiero* battagliator, et honor portL
Di contra, armati, costor s'accanqMroa.
La dncal giente di dò si conforti:
„Se voi venite noi li rinceremo
„E senxa fallo noi li rompiremo
„Che Michektto è in gran diviàoiie
„Col coman di Fiorenza, certamente
„Contra di noi el non farà difenskne,
„E questo mi ha promesso lealmente.**
A Lodorico quel gentil barone
E signor Ardiodon fu di presente;
Con tutta la brigada entrò 'n camioo,
Dirieto poi lo segui Arismiuo.
53.
Chi di ver' Lucha e chi di Yetwo Siena
Tutti trovarsi armati la brigata,
E '1 conte Antonio colla &ocia strena,'
* Nome proprio. Vedi, Finzi (op. cit.).
* Leon» perchè col comun etc.
^ Di Lodovico Colonna, vedi il Cavale, (op. cit.; I; 208).
* Intend.: E a un altro etc. — Di Arismiuo, vedi il Cavale, (op. dt.;
voi. cit.; pg. cit.) e il Finzi (op. cit.).
' Litend.: E al signor etc.
* Sott.: fu.
* Sirena: forse strenua. Nel Cavale, (op. cit.; vol. cit.; pg. 106): strema
e bellicosi viri.
IL PICCININO.
237
2)î «joel di Pisa, intendi mia pensata,
Cagli altri capitani essendo a cena
Coti sua loqnentia sempre isbardel-
laU:^
^imm tatti armati, dicea, 'n sol mattino,
„£ assalteremo il campo Fiorentino.**
54.
(^xann consiglia quivi il suo parere;
n prefetto dicea: M^gli ^ buon detto.**
£ '1 Colonnese per farli piacere,
Cli^ quel consiglio avea buon effetto,
IHcsea: „Ordinon con senno e con
sapere.**
E simflmente diceva Carletto:
Da. IrÌTis, Arsimin: non furia, dice,
„Se sopra lor volete eser felice.**
55.
£ stretti a cerchio e tenendosi a mano
Finxiaron sopradetto parlamento.
U conte Antonio da Pisa, quel sovrano,
In Hartì rientrò la sera drento.
Mettere in punto fé' ciascun villano
^Ua balestra e con lor fornimento;
^ ^orì, i capitani &n comandato
^lie inuanti giorno sia ciascun armato.
56.
^i¿ non dormia quel franco capitano
^ Tolenlin Niccolò, con ardire;
^^^ ne pensa il bue, una il villano.'
-^Qtta la giente sanza sofferire'
'aceva armare perchè sapea certano
'^oie i nimici il vengano assalire
. *P*® secrete ha dal contrario canto,
'cchè di loro affar sa tutto quanto.
Po- . "•
^^ il cancellieri di subito appellava;
_ ^ìchcletto dicea che scrivesse
^ tutto r affar ú V avvisava
Che 'n punto con su giente si mettesse,
E la mattina, quando s* appicciava
La gran battaglia, per ala fendesse:
„Se in tal maniera fai, âremo honore
,,£ agli avversari darem pena e dolore,
s«.
„So che va, la volpe vecchia, piana.**
Di tutto il fatto Micheletto avisa,
Onde il comanda a sua giente sovrana
Che siano io punto sanz' altra divisa,
Armati e schierati in sulla piana
Di qua dall'Amo del terren di Pisa.
In sul mattino l' un' e 1' altra gente
Erano armati tutti virilmente.
59.
Ben gloriava Marte Dio sovrano
Veggendo tanti armati a tale armare
E tutti eran del populo Cristiano
Non per Gerusalemme conquistare
A trarla fuor delle mani del Soldano,
Ma per la fede santa disertare.*
L' Inferno ne faceva gran letitia
Che vi aspettavano anime a divitia.
60.
Tutti li Dei con Marte furon tosto
Accompagnarlo per udir tal arte,
Mercurio, Giove e Vener senza sosto,
Minerva con Nettuno e Fiuto parte
Vedendo il Ciel al suo voler disposto.
Tra tutti gli altri Dei godeva Marte
Vedendo tal battaglia con disire.
E tanti siri si presso allo martire.
61.
Lodovico Colonna, quel saputo,*
Dicea cosi: „O cavalier sovrani,
„Per esser ciaschedun di noi temuto
„Schiere quattro con du' capitani
„Ognun sia* e fia più ritenuto'
* IsbaréUllata, per grandissima.
^ ' Altro antico e simile proverbio è: Una ne pensa il ghiotto e un* altra
^<^ernaio,
* Sofferire, Nel senso di aspettare.
* Disertare: dal lat. éUserere,
* Saputo: dicesi di colui che presume di sapere. Ma è mal usato nel
'^^^^ di persona che sa il conto suo.
* Sott: guida.
' £ sarà più forte.
A. PELLEGSm,
.JI ompo DOHTO e natene tern ni."
Colale »Bat ■ (siti ri piuca,
Cbe û bccacr le sdiicrc ogmm úíms.
61.
Il conte Anton da Pì%t lo fi prímaío.'
La prima »cbìera e 1 cotopigua Cu-
letto;'
Qnel Della Pergola p'aiioro e gajo
La sMODda gviàb Ini e '1 Ptefctto
(De' Btmici non curano un dcDÜo);
La lena tchicn di virtù ricetto
Lodovico CoioDna e ino bríganlc'
La nia campagnix, le laace speuate.
63.
La quitta Kbera il SÌg Ardiccione.
Con t(» lui da Tieviti Aiinoino.
In ogni schicia v' avea mille barimi
Cbe djichedun pareva un paUdioo
E io ogni ichiera dngeato pedoni
Col conte Anton da Piia baron fino.
Harligiani, Palateli, con Ini andoe;
Di qoe«ti mai verno V abbandonoe.
64.
Da Tolentin Niccolò cspitaDO
1^ Mliiere falte avrà che* dubitava.
Niccolò da San Piero, quel lovtano,
La piima,* e Accalabriga il lecondava*
Con I' altra ichiera fu in quel verde
E Carapello la letH guidava;
La quatta condncea, «" el dir non
Da Tolentin quel Niccolò ponente.
Avea con aeco nna gran pedonaglia
Della qual non mi curo raccontare.
Sopra li alcioni schierali in biltaglia
Li lor niinici stavano' aspellare
Che sapeano tutta la lor assembraglia
Gridando, Duca Daca,
67.
E sopra Niccolò con ■•
Ch' Í da San Pietro, qui
Feline forte i! baron d"
Maniaconioso e
(Che d' ira nun ti rodeva d
„SI provveduto liom Bon |
Dice in tra ti; e poi giidai
„Ferite %a; alla morte. alU
68.
(
Ben lo scgnia tutta la ma WcaU,
Ognun più ñero che lion e yafiatle,
E la &ua lancia il buon conte abbai-
Primo che scontra abbaile di pi
La lancia in cento peni la fiaccata.
Trasse la spada poi arditamente
E lopra a Carapello un colpo dava
Che in piana terra per foru il mandava.
69.
Di tal viitii laMÒ quel capo gir«
Chi lall I poco a togli eili la vita.
La gente sua vendendol ti (eiirr.
Il seguìlavan come gente ardita.
I Mastigiini 1 pii, con buon volere,
A chi cadeva toglievano la viu
I
' Prinime: primo. Dmle (Inf.; V; 1): Cosi disci
* Int.: a guidare la prima schiera furono etc,
* Brigante: Soldato a piedi. Soli,: goidò.
' C/u: delle quali.
* Sott: guidava.
■ Int.: e Accatabnga che lo secondava etc.
* So«.: ad.
L del cerchio p
I
IL PICCININO.
239
£ de' pedoni faœvan tal macello
Ch* en una scurità pur a vedello.
70.
E Carapello allor rímase preso
Con moltrì altri baron per tal tinore.
£ vedendosi allor cotanto offeso
Da Tolenlin, il gentil feritore,
£ per avere la sua gente difeso,
Nella battaglia entrò con gran romore
Con Cattabriga e con le sne masnate
In sulla veste le lance abbassate.^
7'.
Addosso al conte si mise a ferire.
Sicché molti di lor ne scavalcaro.
Allotta cominciarono a fuggire
£ 1 conte li sgridava a tal riparo:
„Voltate, non v' incresca il sofferire.** *
Allotta entrava in nello stormo' amaro
Dalla Pergola il conte grazioso
E *1 prefetto da Vico grazioso.
72.
-Ahi quante prove fé' quel giovinetto
Ch' è d* Agnolo dalla Pergola figliolo!
Primo che scontra, fé* dell* erba letto ;
^upp^ la lancia e poi nel folto stuolo
^Itre si caccia; e quel gentil pre-
fetto,
^ome sparvier in sulla quaglia, duolo * ;
"rinaji che landa rompa sua persona
^1 abbatte quattro, come mio dir suona.
73.
niente valeva lo ferire,
Ma
**^ da San Pietro Nicolò valente
I>i
I>a
In
<)iiei del Duca assai facea morire ;
^ era via a quel baron possente
^^ni luoco pel suo grand* ardire,
^arletto il seguía, s* el dir non
mente.
f^*^otta alla battaglia entrò su poi
*-^<lovico Colonna; e tutti i suoi
74.
Entrar con lui, quelle lance spezzate,
Arismin dietro a lor con Ardiccione
Sopra ì nimici colle lance restate;
Lodovico Colonna prò barone
La sua possanza mostrò *n veritade.
La lancia abbassa il valente campione
Ad un; con tal virtù lo feri forte
Che M cacciò del destrieri e dielli morte.
75.
Quelle lance spezzate ogntm seconda
Ferendo tutte con grand* arroganza.
n Colonnese, cui gran forza abonda,
Trasse la sua spada (rotta la sua lanza);^
La prima schiera passa e la seconda.
Dinanzi ognun li fugge per dottanza,
£ quel da Tolentin vede sua giente
Fuggir: meravigliosi fortemente
76.
£ dimandava a suoi: „Chi è costui
„Che si soletto la mia gente caccia?**
£ tosto li rispondeva un de' sui :
„Li huomini come rape fende e
schiaccia ;
„Credo che il diavol sia e non altrui^**
£ chi pur può, a suo scampo procaccia
Di fuggir quanto può per que' sentieri.
E i nostri li segui van volentieri
77-
Or chi vedesse Jacopo valente
Che è di Siena e Boldruin da Soragno,
Polo, Alibrando, cavalier possente,
£ Pierin Turco di possanza magno,
Da Cimasola, se*l mio dir non mente;
Bartolomeo e Piero suo conpagno
Che de* Visconti si faceva dire.
Tutti ferian con valoroso ardire.
78.
Delle lance spezzate eran costoro
Abbattendo i nimici e scavalcando
* Sott.: avendo.
* Sofferire: sopportare. Cavale, (op. cit.; I; 129).
* Stormo: adunanza di uomini per combattere, dice il Diz.
* Sott: portava.
^ Lansa, per lancia. Sott.: Essendo stata.
' E non altrui = e non altri.
242
A. PBixBORnn,
E morto 1' abbatti sopra la via
E sopra lor ferìa con gran dispetto:
A ogni luoco ^li era dato via.
Assai sostenne di vfto ' Ì1 prefetto:
E '1 conte Anton e 'l Eenlil Colonnese
Contra i nimici ster setnpre a difese,
96.
Ma niente valeva, la loi contesa
Che la lor gente tulla in fuga andava.
E que' de' Fioreatin aüa distesa
La da cai gente se m pi e seguitava,
AI conte Anton di ciò forte li prese,
E 'l Colonnese a lui si rivoltava:
Verso di Marti spronar fortemente
Veggendo fuggir vìa tutta la lor gente.
97-
E Micbeletto siegue li sconñlti
Ducbeschi: uecì'.le con grande iniqui-
tade;
E que' pedon di Marti ú perfetti
Tutti eran tnisi al tagtio delie spade
Si cbè le dure voci degli afflitti
Faceano un tuono accesso di pictade.
Combattendo incakiando e scavalcando,
E di molti prigion g i van pi g I Un ilo.
98.
Di Marti fino alle poilc cacciaro
La ducal gente con grievi martiri'.
Più di trecento pHgion si pigliaro.
A sella vote V i molti destrieri.
Quanto vendesti lor tuo saper caro,
O Micbeletto, a' Dncheschi guerrieri:
Gran quantità dì morti e dì feriti
E di gagliatiii gentili e ardili,
99.
E riposarsi in Marti quella sera
Con grande sìÌsddo la ducbescbn genie.
Ai Fiotentin fu nolo siccome era
Il campo rotto del duca po^senle:
Le campane suonaro alla primiera.
cioè, inver
' Martiri.
Reminisc
. Dantesca.
» Sott.: acc
endono.
• A luce: ¡1
• Fie, forse
per, fia e
quindi, sia.
' SU, forse
per, COMC
(come dice
Su *o ogni torre il fiioco* di presente
Perchi Io vcggan tutte lor castella
Che mai non ebben la miglior novella.
100.
Tu si vedevi '1 fuoco a San JinHano
Perchi da Lucba bene si scorgi*,
E simil, Monte Chiaro e Mon Sommano,
Pistnja, Prato colla Scarpirìa,
Simil Pescia col Borgo a Buggiano
E Volteira, per la fede mia.
Tu vedevi fuoco al monte Saminiata.
Barga, Valdriana e in ogni lato.
Di tal cosa ben puoi far baldoria,
Firenze, e a Micbeletto render gratia
Cbe t' ba scampaio, come dice mia
Di lingraEÍarlo non ti veder »alia
Chi mai di te non era più memoTÌa
Per la vìrtii che in lui tanto si spalla;
A luce' t' ha rendala un tal affare
Ni con laudo di tuie operare.
Tempo non era di tutta penitenlia
O mal adetto Giugno primo die:
O Diavol com' bai tu tanta potenlia
Che ab eterno ricordo ne fie'?
O maladetta stella e tua influenti«
Che il Duca di Milano percoso ha sic*,
E molte profetic tu hai mancate
Cbe 9) do vea disfar quella cittade.
103-
Anco ne viro in bella e gloriosa
Speratila ancor di vederti punita
De' tradimenti e della brutta e
Che voi usasle, o falsi sodomita.
Le nove piaghe alla croce famosa
Di cotal atto a cbi piii puö sì Tnnta,
Orribil visio tua natura prende
O quauto per quest'alto Dio l'offende!
a il basso popolo) e quindi, ctaL.
I
I
I
r
IL PICCININO.
243
104.
La spada di lassù non taglia in fretta,
II tuo buon Dante tcstimon si rende.
Quél Gesù Cristo, gìostitia perfetta,
(Jnicuiqne vera trìbnendo,
Secondo 1' opre tue, malvagia setta,
Non si ritardi che per tempo essendo
A te non paja, e tu o dolce Iddio
Provede, etemo padre giusto e pio.
105.
In sono stanco e tutto pien d' affanno,
Però mi voglio alquanto riposare.
£ voi vi poserete col buon anno.
£ poi dirò nell' altro mio cantare
Come l' imperio a Siena con affanno
Andò, e anco vi vorrò narrare
Del Piccinin la rotta ismisurata
Che in Voltolina a Venetiani ha data.
Finito quinto canto.
(Continua.)
A. Pellegrini.
16*
Frani caillou] lat cocfaca (vgl. Rom.xxix, 43881). —
Laut- and BeaeDtnogswandel (vgl Rom. xxix, 583 L).
verdeo :
; nicht 1
t aoter Donner und Blitz
kündigt; iDÖgen sie uns bei dem AafsQchen von Woitgieichungen
noch 90 gebieterisdi tor Augen stdien, wir selbst babeo sie erst
ans Woft^eicbfmgen abgexogen, za denen wir auf primitive Weise
gelaugt sÊod. Diese allgemein befabrene Bahn habe ich nicht ver*
lassen ab ich Rom. Etjio. U, 13 ff. der Ait nod Meoge lautlicbef
tUKi begrifllicfaer Überein.s ümmmi gen eine unmittelbare Beweiskraft
bennals; imd w» mir „soit par pusillanimilé, soit par principe"
hier nicht su folgen vermag, den bitte ich wenigstens zu sagen
«eldie wesentlich andere Beurteilung des von mir dem lat. cochUa
nnlergeordoeteo romanischen Stoffes überhaupt möglich wäre.
Welche „wesentlich** andere; denn dafs im Einzelnen genug sa
ergânien, za tilgen, ni bericfactgeo ist, das habe ich teils \aa
<.-omherein ingestandeo, teils ergibt es sieb ohne Weiteres aus der
skizzt^nhaflen Form die ich gewählt habe. Ich will nun eine gani
kleine Partie meiner Darlegung — nämlich die auf welche A- Thomas
mit dem Finger hingewiesen bat, in die Masterform umgiefsen,
mufs mich aber dabei auf die mir äugen blick lieb zur Verfügung
stehenden Thatsachcn beschränken , obwohl mir keineswegs entgetÄ
daTs Manches noch gröfserer Aufklämng bedürftig ist.
Wenn wir die dunkle oder siriltige Herkunft eines Wortes iu
Licht seuen wollen, so werden wir uns zunächst nach Wôrtetn
umschauen die mit ihm in einem handgreiflichen Zusam
stehen; an das Axiomaliscbe reichen wir hier freilich bei Weitem
nicht berat). Niemand bezweifelt dafs in caillou derselbe Stamm
enthalten ist wie in caü, chail, 'lie, ohne dafs sich die UnmÔglÎdi-
keit des Gegenteils erweisen liefse. Ebenso sicher erscheint mir
dafs das norm. pik. caytux, eaHleu „Miesmuschel" kein ander»
Wort ist als das franz. caillou, alt und md!. auch cailleu; nur sage
ich nicht daTs ich diese Meinung „pour ríen au monde" aufgeben
würde — fììr gute Gründe ist sie zu haben. Solange solche nicht
vorgebracht worden sind, halle ich daran fest dafs für cai/ eine
Herleitung nicht angenommen werden darf die nicht auch fur
•raillm und für cayeux pafsL Endlich ist die dritte Entsprechung
im Auge zu behalten, nämlich die zwischen franz. caillou, prov.
ealhau und port ntlAae (von Raynouard, Dies, Littré, Körting med:-
1
FRANZ. CAILLOU | LAT. COCLACA. 245
wnrdigerweise calhäo geschrieben). Von dem zweiten Wort ver-
matet Diez, ohne triftigen Grund, dafs es entlehnt sei, von dem
dntteD behauptet er es, ohne Angabe eines Grundes.
Ich bespreche zuerst Meyer -Lübkes Gleichung chaüt caillou \
gall. *kUjoy ^kalljov- j kymr. caill „Hode", Plur. ceilliau (Ztschr. XIX,
96 f.). Über das Besondere dafs die Singular- und die Plural-
form ohne Unterschied des Sinnes im Romanischen fortleben, geht
Mejer-Lübke hinweg. Auch das was er über „Stein" | „Hode"
bemerkt, hatte meine Bedenken nach dieser Seite hin nidit zer-
streut; jetzt allerdings könnte ich ihm zu Hälfe kommen, nachdem
ich gefunden habe dafs deutsches Stein^ dän. stem (vgl. schwed.
pMgsim), engl, s/one, kymr. careg, ir. doch, gael. dach neben der
Bed. „Stein" auch die: „Hode" besitzen. Dieses doch gehört, nach
Stokes -Bezzenberger, zusammen mit kymr. caül zu *kal „hart sein",
auf das Andere caillou ohne Weiteres zurückgeführt haben. £s fragt
sich wohin kymr. cell/ und callcs/r, cyllestr (bret. kaillastr) „Feuerstein"
za stellen sind, welche man ebenfalls als keltische Verwandte von
uaüou angesprochen hat. Es bleibt aber bei der von Meyer - Lûbke
gefundenen Deutung der französischen Wörter eine Schwierigkeit
ober die ich durchaus nicht hinwegzukommen vermag. Darf man
in kymr. ceilliau ein gall. *kalljoV' sehen? Allerdings entspricht
kymr. -«« (alt -0«, später -«/) einem gall. *-av'es, -oif-es (vgl. Lu-
i9Ms), aber das ist die Pluralendung von »-Stänmien. Sie hat sich
vie andere Pluralendungen im Kymrischen und im Brittischen über-
haupt weit über die Grenzen ihres ursprünglichen Gebietes aus-
gegossen. Vielfach hat sich daneben noch die oder eine ältere
Endung erhalten, z. B. (llygad) llygaid und llygadau\ [Ilo) lloi und
^> [fforch \ lat /urca) ffyrch und fforchau, oder es haben sich
beide Endungen miteinander verschmolzen, z. B. [doch \ mlat. ciocca)
cfych und clychau; [sani \ lat sanctus) saint und seintiau; am Deut-
Msten ist das ersichtlich in dem dreifachen [ty) tai, teiau, tyau.
Innerhalb des sekundären -0«- Gebietes hat wiederum ein unter
bestinunten Bedingungen entstandenes -i-a« um sich gegriffen.
Wenn nun auch diese brittischen Analogiebildungen nicht nur, zu-
folge den Schwankungen und Abweichungen, in die jüngste Zeit
Iwiab, sondern teilweise, zufolge den Übereinstimmungen, in frühe
Zeit hinaufreichen, so dürfte es doch sehr kühn sein sie schon
¡Jem Gallischen zuzusprechen. Ob alte Zeugnisse für ceilliau bei-
cubringen sind, bezweifle ich; der Plural war und ist wohl von
diesem Worte nicht gar zu gebräuchlich, man sagt häufiger: y ddwy
^däi (bret. ann daou gell). Sodann aber möchte ich die Frage
anfwerifen ob nicht ceilliau ein ebensolcher Plural ist wie seintiau,
niit andern Worten auf einen Sing. *call zurückgeht. S. Evans führt
'later „testicle" an: caill und ceillen. Das letztere ist eine Singu-
htivform, welche einen Plural caill voraussetzt; vgl. z.B. í/íf/ „Blatt",
Rw.áai/ „Laub", davon wieder deilen „Blatt" (daneben dalen, Plur.
^*iw«). Gleichbedeutend mit ceillen ist eirinen, das aus eirin
»Hoden" („Pflaumen") abgeleitet ist. Das pluralische caill mag
X46 B. SCHCCBARDT,
duich àas daneben aufliommende ceiltiau in die Siagnlarbedeiitiu _
gedrängt worden sein. Ganz ebenso bl dtigr „Thrâne" eigeatJicfaM
Plorai zu dem gleichbed. dagr (daJber singularisiert ; deigryn),
dieser Funktion aber durch dagrau {drigrau) iiiseUt; so sagt der
Nordlc)-nue taint („Heilige") für den Sing, tant, u. s. w. Kjmr. *(aU,
faul, sa erklärt, stimmt so brei. kall, ktH, nur dafs dieses männlich,
jenes weiblich bt {vgl. dtr, du Hod<), und demnach müssen wir J
wohl für das Gallbche *kaU-o i^kall-ä), nicht *kaU'jo ansetzen. Ditfl
zweite Form hat in dem ^\. caUiomaTots „Huflattii;h" keine festa V
Stütze; in dem ersten Teil dieser Zusammcnselzuag kann nur ein '
Wort stecken das „Huf"- oder „Fufs" bedeutet {vgl. tqui ungula,
Roíshíf, pas-d'âne oder saioS de eheval, colt's foot. kymr. (am yr
fbol, brel, pao-marc'h, troad-march). Das Bretonische kennt noch
kalc'k .,Hode" ¡ *kal-ko. Das alür. taullatk webt auf einen «-Stamm
zurâck. Schliefslich wird durdi die getrennte Verbreitung von
iailiou, talhao die Wabrscbeinlichkeit keltischen Ursprungs noch
gemindert, die nach der Zahl der sichern Ergebnisse sowie nad)
gewissen allgemeinen Eiwägongen für ein romanisches Wort über-
haupt keine allzngrofse bu Wie anders als diese Gleichung
Kwbchen taillou und ceiltiau wirkt auf uns die ein welche Mcyer-
I.übke selbst unmittelbar nach dem hier erörterten Artikel biingl,
zwischen lad. {obwald.) carmun „Wiesel" und einem aus dem
Deutschen und Litauischen nur erschlossenen gall. *karmdn-.
Kellizität dieses Wortes scheint mir, wenn ich das bei dieser Ge-
legenheit ervi'ähnen darf, durch das ínschríftliche Carmo Aditami Hb,
erwiesen, das ich bei Holder angeführt Ende (auch die Römer
kennen Mustela als Männenaamen), und überdies vermute ich 'kar-
mon- sowohl in kyrar. carhum m. „Henneiin" {^Ihvni „nackt"?)
als in breL kaerd w. „Wiese!", das durch die Analogie des frani.
belette nor beeinflufst sein würde; denn die Ähnlichkeit beider
Wörter ist zu grofs um als eine ganz zufällige zu gelten, ander-
seits entspricht dem breL katr „schön" nicht kymr. ear*, sondera j
cadr „stark".
Gegen calculus \ chail, woran Thomas festhält, habe ich an sich '
Nichts einzuwenden. Ein vulgärlaL eauculus ist allerdings seit vi
haltnismäfsig früher Zeit und häufig belegt; darf man aber mit
Meyer-Lübke annehmen dafs dadurch auf dem ganzen Gebiete
ein 'cactus ausgeschlossen wäre? Ober das Verhältnis von caitlim.
zu chail schweigt jedoch Thomas. Das schon von Littré bean- -J
standete Suffix -avus wird im DicL gen. wieder aufgewärmt 1
von Meyer-Lübke neuerdings abgelhan. Indessen hätte er nicht \
sagen sollen „dafs prov. -au, afr. -ou, -0, -eu sich nur unter -com,
-au vereinigen lassen"; er \iaX, fau, fou, fo, feu \ fagas vergessen.
V. Henry Les. étym. du breton moderne S. 50 ist geneigt die
lateinische und die keltische Herleilung von caillou miteinander in
verknüpfen, wobei sich im Romanischen Urverwandtes (kelL *kal-tto-
„hart", lat. caltum; kelL 'kat-ko- „Hode", lat calculus) wieder En-
^ngefunden hätte. Dafür dafs die Grundbedeutung von eaillam
\
I
t
FRANZ. CAILtXJD LAT. COCLACA.
247
die des HarLen sei, wird angefiihrt „que sur loute la cate eaíllou
signifie .rocher'". Es kann sich ja mit caiUou ebenso verhalten
wie mit pierre \pttra; aber die Sprache Itann auch umgekehrt vom
Kieiaereo zum Gröfseren vorgeschritten sein, wie ja die lat Dichter
silex im Sinne von „Felsen" gebrauchen. Von der Endung in
eaiüou redet Henr>' nicht
Wenn diese etymologischen Versuche der Forra caillou nicht
Herr werden, so berücksichtigen sie cailleu „Miesmuschel" nicht
einmal. Man könnte nun sagen: indem ich von vornherein Beides
zusammenstelle, gelte mir die Ähnlichkeit zwischen den beiden
Dingen als eine ganz augenßllige, und ich dürfe demnach einen
besondern Beweis für die Entwickelung „Kiesel" ¡ „Muschel" nicht
verlaogen. Ich bin kurzlich auf dem Gerolle eines Flusses hin
Vond her gewandert, und habe mich davon überzeugt dafs die
zwar die mannichfaliigsten Gestalten zwischen Kugel und
Jicibe aufweisen, zum gröfseren Teile aber doch solche welche
1 dtr verbreitetsten Muscheln mehr oder weniger ähneln. Da-
i suchte ich mich in den Vorstellungskreis einfacherer Menschen
1 versetzen , und V^h begriff es dafs man die Steine nach den
Uuscbeln mît denen sie die Wiege teilen, benannte, das Unorga-
nische nach dem Organischen, das doch zunächst Aufmerksamkeit
und Teilnahme enegte. Kurz, die AufTassung der Kiesel als
falscher oder todter Muscheln, oder geradezu als versteinerter,
dünkt mich natürlich. Hingegen vermag ich mir die der Muscheln
als KJesel nicht zu vergegenwärtigen, und man wird sich dafür
auch nicht auf die Bezeichnung einer gewissen Schnecke als Buc-
cinum lapillus „Sleinchen" berufen. Eher auf die eines platten
Kuchens als gaiette im Franz., das man aligemein (so auch im
Diel, gén.) von gaUl „{platter) Kiesel" ableitet; doch wenn auch
dieses wieder auf das gleichbedeutende altfranz. gal zurückgeht,
so bt damit die Forlpilaniung von gatel zu gaUlte noch nicht
Liiwii ii II — auch bleibt za ermitteln woher gal kommt.< Wenn
■ ' Ich will nur darauf aufmerksam machCD dab ICaliín anís« galltUa
p^liiffiiwicback" luch du gallttlo mit einer verwandten Bedeutung kennt.
Toslt. gaüelli «nd nach Fanfani „certi sgonfiolii di pasta alquanta dolce . . .
frílli i» padella" (úe heifsen aDch coccoli; vgl, Rom. Etym. II, 24). Piem.
golii eiklílt Zaili al» „specie di schiacciata, che li fa in forma d' un gallo,
o d'un fantoccio, quando si cuoce il pane, per dalla ai fandulli, gaietta,
focacdo, libum. popannm, gaiette". Di« erinnert wiederum an sädfranz. ^ iiu
Je fasle „coq en pite qnc l'on lait coire an toui pour donner ì un enfant"
(Muliat). HÎDgegen lafst sich ein Zusammenhang von beare, gaihrl ,,firod"
[von Weilen, Roggen. Mais), galhou „Stück Brod" mit galk, galkou „Hahn"
schwer annehmen. Anilere Wörter der Ge&talt galletto, -a weisen mit eröfacrcr
oder geringerer Bestimmtheit auf galla „Gallapfel" hin. Insbesondere das von
den franc. Wbb. verieichnete galei „Nelitjoje", welche Bedeutung das Diet.
e*n. als «weiterle technologische von „Kiesel" fa&t. Der Ausdruck ¡st iñd-
fraaiôsisch; an der Koste von Celte bedeutet gallet die .JCoikbojc" fur das
kleine Gangai (Zugniti) — in Oilspaníen bcifsl die „Kotkboje" iüt den
Palangre ¡Angelschnur) gall (vgl, kat. gall „Wasserblase", »i»g. lunir à galloi.
iUl gamre, galUggiart, start a galla). Ich halle e* nicht eininal für ^i-
248 H. SCHOCHARDT,
CS sich darum handelte Zeugnisse fär das Umgekehrte, die Be-
nennung des Kiesels nach einem organischen Gebilde, vorzu-
bringen, so würde die Herkunft des span, gui/a „Kiesel" voa gtttja
„Kichererbse" (Ztschr. XXUI, 195) ein nichi anzufechtendes sein.
Noch näher läge lat. siüx „Kiesel", siliqua „Fruchlhülse", kirchensl.
sioilia „Muschel", ska/a „Fels" (Briigmann Vergi, Gramm.' 1, 855).
Doch bedürfen solche vorgeschichtlichen Bedeutungsübergänge selbst
des fremden Licbles mehr als dafs sie Licht zu spenden geeignet
wären. Ich kann mich wohl mit der Anführung eines einzigen Be-
leges für „Muschel" ¡ „Kiesel" begnügen; denn er ist nicht nur an
sich einwandsfrei , er deckt sich auch lautlich mit den in Unter-
suchung stehenden Wortformen, und schliefst somit schon die
Lösung der ganzen Aufgabe in sich. Ich darf mir nicht das \''er-
dienst beimessen diesen Zusammenhang entdeckt zu haben; aber
ich bin auch nicht im Stande zu sagen wem es gebührt — ich
weifs nur so viel dafs Mistral zu südfranz. caiau das lat cocklax,
gr. xáyiXrjS, stellt, von denen aber die lat. Wortfonn nicht belegbar
isL Wie sich xafX^i, xoyx^i^iov im Lat. ganz eingebürgert
haben, so zwar nicht x6xXo<; (für *xoyx-^°'i'¡ "Ri- xofï-v-Xij),
das nur als Fremdwort bei Plinius vorkommt {eochloe PI.), aber doch
die uns hier insbesondere angehenden:
xoxXla<i \cochlia „Schnecke".
xà^i-rj^ „Schnecke"; Suidas
sagt: iiSoq £o»D(pioi) Tíi'óc,
wie er xo^Xlàiov deutet
als: ilSoq K,(OV^Iqv \ *eaclacu
I südfrz. eacarna „Schnecke",
radl.-frz, cai/ku „Muschel".
cockliai „lapides marini vel ilu-
mínales" (Cael.Aur,); vgl. auch
De-Vit zu einer Stelle des
Martyr, Rom.
(>tXa%, x¿xX>ig (xáxXi^).
xax^'-'^e (^° '"^ ^*^- 4 '^^
Schol. Theokr. VI, 1 2), daneben
neugr. auch xoxXáói „Flufa-
oder Meereskiesel" j coeiaeae
„lapides ex ilumine rottmdi
ad cocblearum simili tudinem"
(Paul. Diac.) \ prov. ea/hau, franz.
caillou „Kiesel".
Das Verhältnis dieser Formen zueinander ist ganz klar und schlieJst
die Annahme einer Verwandtschaft von xójjiijg sei es mit dem
lieh ausgeschlosscD dafs irgend ein Zusammenhang iwiscben galla und alüranz.
gai bistcbt; man erwäge südiranz. galo „Gallapfel" und „Spielkugelchen" (wanu
sich vielleicbt die Verben gaUja „im Siebe hin und hec schüttela", „Kiesel tön
und her bewegen", mdl.-frani. gaUr, gaeller „Steine u. A. toUeo") anichliesscn.
Auch im Slawischen haben wii diese BedenlQBEsentwickelnng: scib. gaäca,
siovi.galka „Gallapfel", Ischech. hdlka,. Gallapfel", „Kugel", „SpUlkügelcben"
[haluika „Knödel"), polo, gaita „Kugel", „ Spie Ikögel eben", nilhea. sfatta
., Kugel", russ. gaita „bunte Glaskugel" (vielleicht iit von dieser Seile her im
Anlaut bcdnBu&t russ. galjka „Kiesel", das ich filr grìech. Jfnilie, neu jföJltxae
„Feuerstein". /aUxt „Kiesel" halte). Man vergleiche noch sard, (log.) Idd-
darà, láddira „Gallapfel", ¡addia, laudier a „Kiesel" (doch will ich nicht
verhehlen dafs F. Rolla im See. saggio di un voc. etim. sardo S. 78 Utâdija
am *kipiiicH¡a eiklErt), und {¡ewisie Fortselzongen von cocÀlaa.
I
I
I
r
FRANZ. CAIEXOU LAT. COCLACA.
249
gleichbedeutenden ;[ái<§, sei es mît Hagel aus. Das Griechische
kennt in der Ableitung nicht blofs -ñx-, sondern auch -äx,-\ so
haben wir t. B. mit a friivvag „Thunfischchen", xìXaaS, „Leiter",
mit « ¿ß/Jpiil „Meerwolf" (von Xä^Qoq ..gie"'g")' öto/iff«^ .-pf^h-
lerisch" (von <ix¿^<foc, „Prahlerei"). Dem Xl&a§, -äxoc „Steinchen"
steht gegenüber das gleichbedeutende dor. ipôç^ag, -âxoç. Bei
manchen Wörtern sind wir über die Messung nicht unterrichtet
oder durch die Wörterbücher in unzuverlässiger Weise. An xoxiüx-,
xaji^Xüx- jedoch ist nicht zu zweifeln, da das a dem Jon. atu tj
von xójfíjjx- entspricht; vgl. Ïçti§,-7jxo<; ^ ^poê. '¿Ço§, -âxoç.
Wie der Wechsel von a und o im Stamme zu erklären ist, bleibt
für die Hauptfrage ohne Belang. Vielleicht wirkte xÓÀXV -.Purpur-
schnecke" ein {xôxXoç, xoyxvlr/ bedeuten dasselbe); vielleicht
xa^Xá^íiv „plätschern". Jedesfalls brachte mau dies Verb mit
xaxif¡s in Zusammenhang: rò xi/ía xaxXá^ti sei so viel wie
iptQÓfiívov èm Torç xaxXjjxaç tpo^st xai ^x^I. Es findet sich
such mit o, und I^grand verzeichnet gerade xo^iaÇw als die
l-cigentliche volkstümliche Form im Neugriechischen. Im Itoma-
■ BÌschcQ setzt sich coMca mit beiden Uedeutungcn fort; aus den
KKom. Etym. wiederhole ich hier andeutungsweise:
„Kiesel", „Stein":
„Schnecke", „Moschel":
3. (TOS, erosa, croi.
burg, crntge de rivetre
„Flufsmuschel" (liolland
Faune pop. Ill, 219),
4. (ocie, cocida, cogolo.
7. eeqiu, euco, eoeh, cuce.
9. chioccola, eliiocquclo.
14. ciecchtU, eionghelt.
Uai. croyo, cqyo „Kiesel", dessen wechselnder Anlaut Verdacht er-
regt, läfsl sich doch mit der cocklea-Gmp^e vorderhand nicht ver-
tinigen. Und ist es nun zu kühn wenn ich dieser Doppelkette
das Glied:
■ I. ceghia, caj, call, ckail, -Ue
pañfíige? Bas a für o kann ja zunächst aus xá.fXr¡^ auf cochUa
' 'flbertragen sein; es karm aber auch aus andern Wrätem stammen
die begrifflich mit co<hUa aäsozüert worden sind. Der thataäcblidic
Wechsel zwischen a und <i liegt in so viel andern aynonymcn Won-
fbimen gleichen Ursprungs vor:
t. coghia, caj.
. {cochlea ,^hildkröte" StaL
Silv.) coda, cócora,
5. eroga,
7. coca,
crasa.
II. SCHÜCUABDT,
Bcaoiiders allurdings in uj)Lii^lonter Silbe:
7. cocognt, cacagnò.
coquelit,
17. ccioille,
1. 5. cuclun.
cagoulho (àspidi Ír^nz.cíigoui/U). ■
Man vergleiche noch cogit/a — tagoult, coucùuliuho — cacaìucho, coi-
(olha — cascolila, cascabel — rascabel, cosco — rasco, eseottgassa —
cscagassa, escorcoiiía — esfarcaia ü. s. w. „Ofi en croita ce qu'on
voudra". Aber wird denn in andern Fällen, mag auch über das
eintliefseiidc Wort noch gröfserc Unsicherheit bestehen, die Ver-
tretung des o durch a in Zweifel gezogen? litwa in locusta \ pla-
nista, tortuga ¡ tariugal Ich habe schon gesagt dafs auch der
welcher die Phonetik als alleinige Herrin anerkennt, nicht sicher
davor ist „qu'il ne sòme les ruines sur sa roule". Das Diet, gún,
haut mit einem kräftigen Hieb die eine Torte in drei ganz ver-
schiedene Torten auseinander; tourte könne nicht von lat. tsrius
d. h. tortus zu lorquere herkommen, und der Ursprung \on tarte sei
unbekannt. Aber torta lebl ja fort in südfranz. torto (^ toreo) — kjinr.
tort, bret. torz beweisen weder fñr 0, noch für 0, für letzteres
neap, tarlano, kal. íórlanu „Bretzel" | tortula; die Verschiedenheit
zwischen ofFenera und geschlossenem Vokal pflegt bei gleicher Be-
deutung nicht als Anzeichen verschiedenen Ursprungs aufgefafsl zn
werden , selbst wenn noch keine passende Erklärung dafür vorliegt.
Für tprta \ Ifrta weifs ich keine; man entschliefst sich schwer daxu
an *lçrrere zu denken, das verschiedenen romanischen Formen in
Grunde eu liegen scheint, aber noch schwerer einen £infliifs von
turlitr anzunehmen, das ja nicht in dem Sinne von „Taubtf"
schlechtweg vorkommt (vgl. südfranz. couloumb, couloumbo „tauben-
formiger oder mit einem Taubenbild versehener Kuchen", itaL
colombina „tau ben förmiges Osterbackwetk") ; auch die „pâtés d«
lourtres" helfen hier nicht weiter. Mit einiger Sicherheit läfst sich
hingegen behaupten dafs tarte aus einer Verschmelzung von ¡orla
mil tarlaruin „Weinstein" hervorgegangen ist. Die Herleitung dieses
Wortes vom arab. durdi „Bodensatz von Milch, Ol, Wein" ist in
jeder Beziehung unwahrscheinlich; wohl aber haben die Araber es
ihrerseits von den Südeuropäcm entlehnt: larlir. Wie immer es
zu deuten ist, es dürfte nicht aus a Ichemistischen Kreisen staimnen,
solidem ein alles volkstümliches sein, das sich in die Gelehrten-
stuben genächtet hat. ICs wird gleich àcm/aecuìa (tpéxltj, C^êxXfj),
das von ihm abgelöst worden ist, in einem weiteren Sinne gegolten
haben, wie ja auch das span. -arab. farfar ijarlaq) bei Simonet mit
den Bedd. „Ölhefe" und „Weinhefe" verzeichnet ist, Das südfranz.
rmtso vereinigt mit den Bedd. „Weìnhefe", „Weinslein" auch die:
„Scharre" (franz. gralin), und diese letzte, vermute ich
I
1
A
FRANZ. CAILLOU { LAT. COCLACA. 25 I
dem iartarum geeignet. Die Scharre, d. h. der innere Belag des
Kocbgefafses, die angebackene Kruste der Speise ist nicht immer
etwas Verächtliches oder Verachtetes; sie bildet öfters das Deli-
kateste der Speise, die daher in der metallenen oder thönemen
Form aufgetragen wird. Der Teil gibt dann leicht den Namen
iars Ganze ab; vgl. altit crosta far crostata, franz. gratin (un ex-
cellent gratin, un gratin de pommes de terre). Und so hat sich
denn zunächst aus tortuia -\' tartaro ein tartara entwickelt, welches
so viel war wie „Scharrtorte", d. h. Torte mit guter Kruste (in ge-
wissen Gegenden Thüringens bezeichnet Scharrplatz allerdings den
letzten, aus zusammengescharrten Teigresten gebackenen Kuchen).
\\3\. tartara ist nach Tommaseo -Bellini eine „torta, fatta di pappa,
mandorle e zucchero"; nach Fanfani kommt das Wort in den
Luxusgesetzen des 13. und 14. Jhrhs. oft vor und lebt heute noch
im Gebiete von Arezzo. Cherubini erklärt mail, tartera, tártara,
tariarm als „torta cotta in tegame con tegghia sopra, e composta
di latte, zucchero ed uova insieme dibattuti" (ähnlich Monti); Zalli
piem. tartra als „vivanda fatta con latte, ova dibattute, ed aromi,
il tutto rappreso col fuoco a modo di pasta tenera"; Malaspina
parm. tarira als „torta fatta con latte, uova dibattute, mandorle e
zucchero". Man setzt die tartara dem lattar olo der Marken, der
mada Venedigs gleich. Das ältere Französisch kennt noch die
Form tartre (Littré gibt Beispiele aus dem 14. und 16. Jhrh.); indem
sich dies wiederum mit tourte mischte, entstand entweder tarte
oder (lina.) tourtro. Torta ist demnach die Stammform an die sich
die übrigen anlehnten und begriflflich anglichen; dafs mit diesen
Abarten oder Unterarten der torta bezeichnet wurden, ergiebt sich
aus dem Nebeneinandergebrauch: ,,turtas quas appellant tartas^^
PC.; Piacenza 1402), ,,tor telline a modo di tar tar e^^ — „la torta,
ia tartara, la tarlar etta^^ (Tommaseo -Bellini), „tarirons, tourteau^*
(Godefroy). Die Form mit 0 hat sich gelegentlich auch die ur-
sprüngliche Bedeutung der Form mit a beigelegt: bask, lortika
».Bodensatz", „innerer Belag von Koch- und andern Gefafsen"
(span, tortica „Törtchen").
, *Caclacu für *caclaca bedarf keiner ausführlichen Begründung;
^^^^ê ist männlich wie auch xoxXlaq, und es mochten lapis, silex,
iftxujn einwirken. Thatsächlich sind die auf cochlea zurückgehenden
romanischen Wörter für „Stein" fast alle männlich, doch steht z. B.
neben chail noch chaille.
^Caclagu für *caclacu habe ich angesetzt um nicht in Widcr-
^^eit rnit franz. -ai \ -ac \ ^acu zu geraten. Es ist aber dieser Über-
y^Z mitten zwischen -(ijeu \ -neu \ -ogu \ 'ocu (lieu) und -icu \ ^çgu
\'(^u (Grieu) sehr auffallend, und man hat ihn in der That, aber
^t 2^ gewaltsamen Mitteln, aus der Welt zu schaffen gesucht.
Y^ ^ in *caclagu liefse sich aus Dissimilation erklären; aber auch
'^lideres ist möglich, es kann sich damit verhalten wie mit dem g
von ital. lago, für das freilich selbst noch keine befriedigende Deu-
^% vorliegt Doch stimmt dazu das südfranz. lau, und zu diesem
252 H. SCHUCHÀRDT,
wieder cacaran, calhau\ mit altfranz. lai vertragt sich hingegen
caillou nicht.
Thomas gibt die Möglichkeit von *caciacu, *caclagu za; nur
durfte er jenes nicht auf Rechnung einer ,,confusion entre les mots
grecs xox^ct^ et xáx^j^** setzen — das sind ja mundartliche
Formen eines und desselben Wortes, es handelt sich blofs um
dorischen oder jonisch-attischen Vokal. Wenn er dann meint dafs
*caclagu ein — ihm zufolge unmögliches — „déplacement d'accent"
erfahren haben mûfste um zu caillou zu werden, so nimmt er offen-
bar das cocläcae von Porcellini und De -Vit in gutem Glauben hin,
und so könnte ich denn mit besserer Begründung ihn dessen be-
schuldigen wessen er mich beschuldigt, nämlich: „de faire trop
bon marché de la phonétique".
Ich jedoch halte mich weit entfernt von solchen Verallge-
meinerungen, nicht sowohl weil man den Personen, sondern weil
man der Wissenschaft selbst damit zu nahe tritt Und bei dieser
Gelegenheit möchte ich einem Mifsverstandis vorbeugen. Wenn^
man in meiner gegenwärtigen und in meiner früheren Auslassung^
über den Artikel von Thomas etwas von Unmut spüren sollte, so
verwechsele man doch einen Oberton nicht mit dem Gmndton.^
£in Urteil das sich in einer bestimmten Frage einem andern aus —
fûhrlich begründeten gegenüberstellt, sollte, falls es einem fluchtigeik_
Eindruck entsprungen ist, überhaupt nicht aufs Papier gebracht
werden; falls es auf durchdachten Gründen beruht, nicht ohne
deren Angabe oder doch Andeutung. Wird anders verfahren,
so besteht im Allgemeinen die Gefahr dafs Behauptetes sich ah
Bewiesenes verbreitet, und für den Urheber des ersten Urteils die
Verlegenheit dafs er in Unkenntnis dessen was gegen ihn vorliegt^»^
sich weder zu verteidigen vermag, noch sich zurückzuziehen Anlaf^^-
hat. Statt dafs die Verhandlung sich bis zu irgend einem Aus^
gleich stetig fortsetzt, wird sie plötzlich gesperrt. Ich hatte micl^ —
auf G. Paris' ablehnende Äufserung über sage \ sapidus (Rom^i—
XXVIII, 165) bezogen und sehe nun dafs sie in einer etwas^
andern Form erfolgt ist als mir vorschwebte. Er würde die Frage
gern erörtern, nur fehle es ihm gerade an Zeit dazu. In der
Sache wird dadurch Nichts geändert; ich befand mich über seine
Meinung um so mehr im Unklaren als die Bemerkung dafs man
seit Diez sage auf *sapius zurückführe, nicht richtig ist. Jetzt hat
er in seiner Besprechung von H. Bergers „Die Lehnwörter . . . ."
(Journ. des Sav. Mai -Juni igcx)) S. 26 diese Frage wiederum be-
rührt, allerdings nur mit leisem Fingerdruck. Er ist zu keiner
festen Ansicht gelangt; aber das Diezsche aus nesapius abgezogene
*sapius hat er aufgegeben und setzt eine Form sapius „du latin
des clercs" an, deren Erklärung ungewifs und die „dans la pro-
nonciation des clercs" zu sabius geworden sei. Den Anteil der
Geistlichen an der Bildung und Weiterbildung des Wortes vermag
ich mir nicht recht vorzustellen; die Hauptsache aber bleibt doch
dafs "^sabius nur aus einem dreisilbigen *sapius hätte hervorgehen
^BZR LACT- cm 1
bai isL
Freund oder soost J
SDtg<igen Prüfung wäitSgc, md ¡A k
SD vanea ehe ae i "
jener £
dafs sie riastnàsoil et t^^iremf and das x«ale Wart h Dracte
heïvodiebt. &o «-emiwie k^ da& nv die AbakitI tkx SmggeMàoo
dnichans fem gele^eo bat. vnd idi giari»e asdi ttaWifMirt ktiae
f Handhabe för t ' - - . ~
Die Beleaditiing io der A. Thonaa ■
logieen" gezeigt bat, starnati xas eñiei i
ei selbst ona im Dankdn láü« (l Ztscte. XXIT, 592 lE). liuwitdwii
hat G. Patis, mit dem, wie idi renante, TVinas Uer ñhrtrífwti—M,
doen InirzcQ Bendit ober E.W«deden SAfift: .Gtefat cs Lant-
gesetze?" ver&Senllidil (Rom. XXDÎ, 583 f), nd dardi diewn OlOe
ich mich dazu aogei^ tat laienaae laeiiies Falles joies Feld der
Prinzipien dod mit einem Blii± aas der Mflhärpenyetlwe m om-
spanoen da:^ ich oft genug daidhffl^ iahe an midi vor der
EmeaeniDg solcher Arbeit xa xbaiai. In Bezog asf das Vint**n^
in We<i)sslers Arbdt weicht meine *"'»*' *aa der I^iimdiien
kanm ab; der Gnmd- ood Aafhoii aber fordert airiiDWi Wìder-
^rncb heraus. Das Verfaältius swisdien der Praxis and áa ítia-
lich verkñndigten Lehre, vddies Wedaslcr an die Spilxe stcit, bat
er nicht richtig tsbÍA: jene ist dieser Toian^gegangen — «iederaai
geuöge das Beispid *on Asoolis «Saggi ladini" — , diese ist nor
ein Versuch jene za kodifizieten; dnrdi die Aninahme wrt so
vielem Abgeüunea ood Seit«ätlsli^eDdeii bâlst die Erôrtenn>g der
nodi l^^endigen oder wieder bdebten Streit&age sehr an Scfaäife
ein; diese ist zodem aas áei dedoktiven ^ihäre in die indnktire
VNpflanzt und auf ein enges Gebiet etngcscbrâakt, and damit laut
scfa scbliefslich die Absoimbeîl des lltds nidit verdnigeiL Aber
anch an sich geacnnmen macht nns derselbe za sdiaflen. „Gflit
CS Lautgesetze? " gehört zu den T.x istJ-nciaHragwi. ood diese haben
den allgemeinen Sinn: „ist etwas in der VorstdloDg VotitandMies
auch in Wirklichkeit vorhanden l"*. Die beiden Arten des Vor-
handentetos scheiden sich deulltch z. B. iu äei Frage: »gibt es
Centaaren?", in der Dosrigen flieisen sie ineinand«: ober. Idi
vermute, dct Ver^sser hat mit dei Tltet&age besageo wollen: «ver-
flieot das was als Lautgesetze gilt [ihm selbst gdten durchaus nicht
alle Lant^-eränderungeD ab solche], diese Bezeichcncg?"; dann
wenigstens wäide das letzte Woit dei Schrifl dazu stimmen: „In
diesen Sinn kòacen «»ir nach wie vor von .Lauigeseucn' sprechen."
Der betrefende Sinn ergibt sieb aus einer bestimmten Definition
des Wortes „Gesetz". Aber dei Aasdruck „Laulgesetze" bl^t
254
H. SCHUCHARDT,
mehrdeutig: Wechssicr selbst gibt zu dafs die zunächst danintet
zu verstehenden empirischen GesoUe durch kausale ïu ersetzen
seien; es sind andere Lautgesetze denkbar als die der Laat-
geschichte, und die Entstehung des Ausdrucks — nach VVechssler
ist es eine Abkürzung aus „ Wohl lau tsgesetz" — macht uns ihn
nicht annehmbarer, tio viel also stellen wir (est dafs hier ein
Strtit um Worte vorliegt, und die steten Mifsverstaudnisse über
die man sich beklagt, sind die fast notwendige Folge der Freiheit
die sich Jeder nimmt ein Wort so oder so zu deuten, einen Be-
griff so oder so zu bezeichnen. Auch in den Aufserungen voa
G. Paris über die Wechssl ersehe Schrift ist das terminologische
Element nicht reinlich ausgeschieden, obwohl er selbst alle Ein-
Wendungen von der eioen Seite auf ein Mifsverständnis zurück-
führt. Die I^sung: „i! y a des lois phonétiques, et ces lois, comme
telles, ne souffrent pas d'exception" betrachtet er „corame tellement
évidente qu'il suffit de l'énoncer pour qu'elle s'impose". Der Um-
stand dafs sie sich eben nicht Allen aufgedrängt hat, spricht schon
genügend für ihre Nicht-evidenz, diese ergibt sich aber direkt aus
der Möglichkeit ihrer verschiedenen Interpretierung. G. Paris sagt;
„il faut prendre ici le mot de lois dans un sens particulier et
restreint"; und wem will man es verbieten die „dérogations que
l'on constate dans toute langue aux lois qui régissent les
mutations phonétiques" mit dem Namen „exceptions" zu belegen?
W. Wundt Völkerpsychologie (1900) I, i, 350 sagt dafs bei den
empirischen Gesetzen, zu denen die „Lautgesetze" zu zählen seien,
„von einer ausnahmslosen Geltung unter keinen Umständen die
Rede sein könne". Wenn G. Paris meint dafs die „dérogations"
deshalb nicht als „exceptions" zu gelten hätten weil — er bebt
dies in der Schrift hervor — „elles n'ont jamais un caractère pho-
nétique", so liegt hier ein Zirkelschlufs zu Grunde; er betrachtet
die phonetischen Derogationen nicht als solche, sondern als Laut-
gesetze die sich mit den andern Lautgesetzen kreuzen. Noch unsicherer
ist der Standpunkt Wechsslers; indem er die „Lautgesetzlichkeit",
die „Ausnahmslosigkeit" nur gewissen Lautveränderungen zugeslebt,
andern nicht, werden ohne Weiteres diese Prädikate auch für die
ersteren aufgehoben oder doch in Frage gestellt. Die Erwägung
dessen was „characlère phonétique" ist, führt uns übrigens aus den
Worten in die Dinge; es handelt sich hier um den Ursprung der
Lautwandlungen. Insofern ich mir sie innerhalb des Gesprochenen,
wie innerhalb der Sprechenden allmählich sich ausbreitend vor-
stelle, solile ich auf die Zustimmung von G. Paris rechnen dürfen.
Denn er denkt über Mundartenbegrenzung im Wesentlichen wie
ich; und mit Recht hat Wechssler den innigen Zusammenhang
dieses Problems mit dem andern anerkannt, daher auch dessen
freilich schon dem Ausmafs nach unzureichende Behandlung in die
des letzteren eingcschallet. Femer räumt G. Paris ein dafs die
Lautgesetze niemals unter zwei gleichen Bedingungen wirken; und
wenn er endlich sie nur als das Ergebnis von Konstatierungea
J
ÜBER LAUT- UND BEDEDTDNOSWANDEL. Î55
innerhalb der Vergangenheit bezeichnet und sie zu Anwendungen
auf Zakünfliges für ungeeignet erklärt, so denkt er vielleicht auch
an den GegensaU ïwischen den voUendelen Thatsachoii und den
voran fgegangenen En twickel ungen. Wie sich zu alledem das Fest-
halten an Jener starren Formel schickt, vermag ich nicht zu be-
greifen. Schliefslich uieint G. Paris: „nier quii en existe [Laut-
gesetze] ce serait admettre dans une évolution naturelle des faits
fortuits, c'est-à-dire des effets sans cause, ce qui est absurde".
Damit sind wir wieder mitten im Wertstreit drin. Läugne ich die
ExisteiiE von Lautgesetzen oder dtr Lautgesetze (was auch nicht
ganz dasselbe ¡st — Wcchssler spricht etwas allzukurz von „Geg-
nern der Latitgeselze")? Gewifs nicht die jener kausalen Gesetze
tun die es sich im Zusammenhang der angeführten Worte streng
genommen nur handeln könnte. Offenbar aber bezieht sich G. Paris
auf ihre bunten Wirkungen und die erkenne ich als That-
sadien an, spreche il)nen aber den Charakter von Gesetzen ab.
Gerade weil mir alle Lautgeschichte von unbedingter Gesetzmäfsig-
kdt durchwaltct erscheint, wehre ich mich gegen eine Ausdrucks-
weise welche die Gesclzmáfsigkeit auf gewisse an die ObErdäche
tretenden Erscheinungen beschränkt oder doch in ihnen gesteigert
sein läfst. Von jener Gesetzmäfsigkeit darf man sagen dafs sie
evident ist; denn sie bildet einen Teil derjenigen Geselzmäfsigkeit
der alles Geschehen unterworfen ist. Auch anderswo gibt es für
die wissenschaftliche Erkenntnis kein Gesetzloses, keinen Zufall,
keine Ausnahme; wollte man, mit irgend welchen Ausdeutungen,
dergleichen anderswo finden, so würde man es sicher auch in der
Lautgeschichte finden können. Die Betonung der absoluten Gesetz-
mäTsigkeit des Lautwandels mochte — freilich nicht in der be-
liebten Formulierung — gewissen Aufstellungen und Verfahrungs-
weisen früherer Zeilen gegenüber berechtigt sein, heute kann sie
keinen andern Sinn und Zweck mehr haben als die Geseizmäfslg-
keit auf andern Gebieten zweifelhaft erscheinen zu lassen, beson-
ders auf dem des Bedeutungswandels. W. Wundt Völkerpsycho-
logie 1, II, 4JZ nennt es auffallend dafs manche Sprachforscher
liier von einer ähnlichen Geselzmäfsigkeit wie auf dem Gebiete
des Lautwandels Nichts wissen wollen, und ebend. S. 437 stellt er
die Forderung auf „dafs der Bedeutungswandel, ebenso wie der
I^Qtwandel, überall einer strengen Geselzmäfsigkeit unterworfen
Hi, deren Erkenntnis nur in vielen Fällen durch die Konkurrenz
"•annigfacher Ursachen verschiedenen Ursprungs erschwert ist".
^i jeder etymologischen Untersuchung sind I-autwandel und Be-
•fe a längs Wandel miteinander in Einklang zu bringen; unkritisch ver-
'äfart wer den einen über den andern vernachlässigt. Wird den
■•f-anigesetzen" das alleinige Bestimmungsrecht zuerkannt, dann ver-
^Ofacht sich allerdings unsere Arbeit in handwerksmäfsiger Weise.
"ir brauchen uns z. B. über die Herkunft von aUer nicht mehr
'**^*ï Kopf zu zerbrechen; wie trouver auf "tropart zurückgehen
256
NACHTRAG ZU ZRITSCHR. XZV 94 — IOC.
mufSy so aller auf * alar e (zu ah fus) oder *allare (zu allaius, wie
span. port, legislar zu legislado).
(Zu Rom. XXX, 154.)
Ich hatte gemeint dafs die Gründe mit denen ich meine
romanischen £t3m:iologieen stütze, berücksichtigt zu werden ver-
dienen. Á. Thomas ist nicht dieser Ansicht Der Beschuldigung
des Dogmatismus widerspricht er nicht, er bestätigt sie: „la science
a parlé par la bouche de M. Gaston Paris ... je ne crois pas
qu'il y ait lieu à revision''. Von nun an sollen also die wissen-
schaftlichen Fragen ex cathedra entschieden werden.
H. SCHUCHARDT.
Nachtrag bu Zeitsehr. XXV 94—100.
Zu der Aufzählung der Handschriften der Prosaaaflösang auf S. loi
fuge ich hinzu, dafs die ehemals Pannier gehörige Handschrift sich jetzt am
der National bibliothek in Paris befindet als Nouv. acq. fr. 4083, 15. Jahr-
hundert, und wirklich unsern Text enthält ; desgleichen gehört auch die Hand-
schrift aus Besançon (Nr. 588, 1 6. Jahrhundert) hierher, sodafs sich die Zahl
der Handschriften auf 23 beläuft.
Die ebenfalls S. lOi nach Stengel erwähnte Handschrift Oxford Douce 337
enthält dagegen nicht unsre Prosa, wenn auch einen Text verwandten Inhalts.
Ebensowenig hat die ebenda zitierte Handschrift Oxford Laud 622 (662 ist
Druckfehler bei Stengel) zu unserem Text unmittelbare Beziehung; über
die darin enthaltene (und mir noch aus 6 andern Handschriften bekannte)
Battle of Jerusalem des Adam Davy vgl. Ward, Catalogue of romances I 187
bis 188.
Ob ein in der Handschrift 2426 aus Cheltenham enthaltenes Libro della
destrucción de Jerusalem in diesen Zusammenhang gehört, vermag ich leider
nicht anzugeben.
Weiter möchte ich noch auf die Berner Handschrift 537 hinweisen, die
aus dem 14. Jahrhundert stammend einen deutschen Text von der Zerstörung
Jerusalems enthält. Zwar ist der Anfang nicht erhalten, doch stimmen die
ersten vorhandenen Worte (sie sind gedruckt in Herm. Hagen, Catalogus
codicum Bernensium (bibliotheca Bongarsiana), Bernae 1875, S. 448) so genau
zu dem entsprechenden Stück des provenzalischen Textes (Revue des langues
romanes XXXII 582), dafs ich glaube, dann eine deutsche Uebersetzung der
altfranzösischen Prosa vermuten zu dürfen.
An Drucken des Prosaromans sind zu den S. JOI — 102 zitierten noch die
in Brunet, Manuel du libraire, 5. Aufl. t. V Sp. 1185 — 1188 aufgeführten
II Ausgaben zuzufügen, die die Destruction als Fortsetzung zu einer Vie de
Jésus-Christ enthalten. Ebenda Sp. 1188 findet sich auch ein provenzalischer
Druck erwähnt.
Waltusr Suchixr.
Max Niemeyer, Verlagsbnchliaiidlaiig in Halle a. 8.
la eluigcD Woclien etscbeint:
Francesco Petrarcas Triinniibe. in kritischem Texte bersBI
gegel»en von Karl Apiifl. gi. 8". I£t01. cr. Mk. 12, — .
Letzte ÜVenigfUeiten;
Romanische Bibliothek herausgegeben von Wendelin F»rslei|
XVII. CaucbouB nud Parturee des altfraozösisebeD Trouve
Adnii de le Hale le llochn d'Aras beraUBgegeben von Bildoll
Berger. ki. 8». litOU. Mk. 12— .
BibliOtheca Normannica. Denkmüler nommoDÍscber Litteratq
mill Sprat-he, herausgegeben vnn 11, Sachier. Teil 111:
Lais der Marie de Franee, herausgegebeu von Karl WnmkJ
S". 2. vermehrte Anflage. It'OU. Mk. 12.—.
Christian von Troyes sämtliehe Werke nach aileu iiekaoate
Handaehriften herausgegeben von Weiidcüu Filrete^
Bd. IV: Der Karrenritter (Lancelot) uud das Wilbelnisleti«
(Guillaume dAiiglelerre). 8". 189Í». Mk. 20,—.
auf Btltteniiapier Mk. ■in,—.
VoretZSCh, C. Epische Htadien. Beiträge znr Gescbiehte doj
franziisisehen Heldensagen uiid Heldendiebtnngen.
Kom|iii9ition des Huon de Bordeaux nebet kritischen 1
merkuDgen ttber Begriffe nud Bedeutnng der Sagen. 84
um. Mk. 10,—.
!Koinmis9ìon^vei*lagr:
Förster, Wendetin. Cnnserie philologique fait« k la Sûeié^
Ramond avec un appendice. L'Etjmologie dn francs
Gatstre. Extrait du Hnlletin de la Socidti lianinnd. IBM
8« Mk. 1,— .
Ausgegebefn den 8. Mai 1901.
ZEITSCHRIFT
FÜR
ÄOMLÄIilSCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. eVSTAY ORÖBEB,
PUOFBSSOR AN DRR UNIVERSITÄT STRASSBURO I.E.
1901.
XXV. BAND. 3. HEFT.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 GR. STEINSTRASSE.
I9OI.
Die Z^ttschrHt erscheint in Banden (von 6 Heften) zu 25 Mark.
INHALT.
Seite
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance.
Forts. (19. 2. 00) 257
Carolina Michaelis de Vasconcellos, Randglossen zum altportugie-
sischen Liederbuch. Forts. (18.4. 00) 278
Theodor Kalepky, Zur franzosischen Syntax (31. 5. 00) . . • . . 322
VERMISCHTES.
A. Horning, Die betonten Hiatusvokale im Vulgärlatein (28. 10. 00) . 5|l
H. Schuchardt, EccUsia (30.11. 00) 344
— Franz. bouée } mhd. beuchen (20. i. 01) 34S
— Yxzxiz, glaive (20. I. Ol) 345
— Franz. breUUe, bretellüre (20. i. Ol) 346
— Franz. //«> „Scholle" (20. 1. Ol) 346
— Franz. /t/r^/}(d. Z><»rii^//) (20. 1. Ol) 349
— Ischl\ Insula? {20,\, Oi\ 349
— Fnnz, permaine (20. I. Ol) 3S3
W. Meyer -LÜBKE, luì, saia, saio, frz. jai> (28. 11. 00) 3S^
— líAÍ. usdo, frz, huis {i^, l. Ol) 35$
BESPRECHUNGEN.
G. Weigand, Teutsch u. Popea, Lehrbuch der rumänischen Sprache
zum Schul- und Selbstgebrauch (16. 6. 00) 3^^
Ph. Aug. Becker, Paul Runge, Die Lieder und Melodien der Geilsler
des Jahres 1 349 nach der Aufzeichnung Hugos von Reutlingen,
nebst einer Abhandlung über die italienischen Geifslerlieder
von H. Schneegans und einem Beitrage zur Geschichte der
deutschen und niederländischen Geilsler von H. Pfannen -
Schmid (20.7. 00) J^^
— Carl Voretzsch, Epische Studien (16.8. 00) ^^^^
Berthold Wiese, Giornale Storico della Letteratura italiana. Anno XVm,
Voi. XXXVI, 3; Anno XIX, Voi. XXX VH, i; Supplemento 3.
1900 (2. 3.; 6. 3.; 12. 3. 01) ^^^
W. Mever-Lübke, E. Freymond, G. G., Romania No. 115 (28. 11. 00;
16. 4. 01; 25. II. 00) ^
Berichtigung ^T>^
Manuskripte für die Zeitsohrift sind an deo Heranageb^'^'
Strafsburg i. Eis.,
UniversitätsplatB 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Max Niemeyer in TSaO^
sind alle Honorar und SonderabBÜge angehenden Anfragen uB^
Wünsche zu richten.
Études sor la poésie burlesque française de la Benaissance.
(Suite.)
Les paradoxes.
Les pièces, que nous allons examiner, ne sont pas toutes, à
vrai dire, des paradoxes, selon l'acception commune de ce mot,
mais elles renferment toutes une exagération évidente, qu'on ne
saurait definir autrement On sait que le paradoxe n'était pas in-
connu à l'antiquité classique; nous verrons souvent les poètes bur-
lesques citer, avec complaisance, leurs ancêtres grecs ou latins et
parfois en exagérer le nombre et le caractère. Toutefois c'est sur-
tout en Italie que ce genre littéraire crût d'une vigoureuse poussée
et Ton aurait beaucoup de peine je ne dis pas à analyser, mais
seulement à citer toutes les compositions, dans ce goût Louer
tout ce qui paraissait le moins digne de louange, ou blâmer ce
qne tout le monde croyait digne de respect et même de révérence,
révéler l'esprit souple du sophiste dans la démonstration de l'absurde,
rompre en visière à la vérité et au bon sens, se moquer de toute
chose, des misères de la vie aussi bien que des malheurs les plus
^reux, et les plus dignes de compassion voilà les éléments con-
stitutifs de ce genre. 11 y a sans doute beaucoup de légèreté
forale dans ces plaisanteries, mais il ne faut pas oublier que le
"re, ce remède prôné par Rabelais, aide à supporter les douleurs,
qoi nous accablent et il ne faut oublier non plus, que sous le voile
^^ la facétie et de l'extravagance, on rencontre parfois, je ne dis
P^ fort souvent, quelques vérités assez profondes.
Le paradoxe neurit en Italie surtout au XVI*^ siècle et le Bemi
^ toujours là au premier rang. Nous l'entendons chanter la pesti-
lence, cette épidémie, qui ravageait de son temps le midi de
'"Europe et à laquelle il dédie deux capitoli, ce qui constitue un
Véritable tour de force. La première argumentation, en faveur de
J^ thèse, c'est à peu près la même que le Manzoni met dans la
^<^^che de Dom Abbondio:
yyPrìma che porta via tutti i furfanti
Gli strugge, e vi fa buche, e squarci drento,
Come si fa dell' oche 1' Ognissanti."
7'^ le Berni contìnue, en énumérant tous les bienfaits de cette
"^nédiction du ciel. Les églises, par exemple, se vident et l'on
P^Ut s'y promener à son aise, ce qui devait constituer un bon-
^eitichr. L rom. PhiL XXV. ^^
258 p. TOLDO,
heur, fort énìgniatique pour nn écrivain, dont le sentiment religieux
était plus que douteux, les lois perdent leur force (étrange bien,
pour l'ennemi de tout „(nrfante"!), on f>eut se passer de tout tra-
vail et vivre à son aise, sans compier que c'est là le temps pro-
pice, pour attraper une bonne charge, ou un héritage. Ces deux
Capìtoli pourraient s'appeler l'bymaii de lY-goïsme, si l'on n'avait
tort de prendre au sérieux, ce qui a élé composé, dans un but
tout à fait plaisant.
Il y a moins de paradoxe, ou pour mieux dire le paradoxe se
transforme simplement en exagération, dans les louanges onlréei
que le poète italien adresse aux pèches, aux chardons, au jeu de
la „primiera" etc., mais le paradoxe réapparaît dans ce qu'il chante
d'un certain pot intime et dans son apologie de la dette, de
l'aiguille et de la pive. Là où le sujet manque, en lui-même, d'in-
spiration comique, ou en retrouve très facilement dans l'obscénité.
On voit les choses les plus innocentes se prêter, sous la plume
de ces écrivains, à des allusions et à des transformations piia-
pesques, et ici de même que dans les „canti carnascialeschi" il
faut toujours demoler l'équivoque, ce qui ne présente d'ailleurs
pas trop de difficulté. L'équivoque et l'obscénité constituent donc
les éiémenls les plus communs des capitoli. Les contemporains et
les disciples du Öemi enchérissent sur ses défauts. Voici, parmi
les plus connus, Giovanni della Casa, qui exalte, entre autres,
les mérites de la itissa et qui déclare qu'il n'y a rien de mieux
que d'être toujours fâché. Il chante aussi les louanges du Four,
sujet qui se prête aux équivoques les plus effrontées. Varchi
loue les pêches, les œufs durs, le fenouil etc., le Mauro exalte la
fève, le deshonneur, le lit et le mensonge, chanté aussi par Vincent
Martelli, Molza fait l'apologie de l'excomunication, le Dolce du
crachat, des cloches et de la soif, Louis Tansillo trouve qu'il n'y
a rien de mieux que la teinture des cheveux et de la barbe,
l'Arétin dédie des vera à la fièvre quarte, Messer Bino au verre,
l'Allori (Bronzino) à la galère et au tapage, et plus tard Sansovino
chantera les bottes et Mathieu Franzcsi reviendra sur le sujet de
la goutte traité par Ferrari et exaltera aussi la pauvreté, les cure-
dents, la toux et les marrons. On peut rappeler aussi ce que l'on
écrivit du fuseau, de la balance, des oignons etc. mais ce n'est
pas dans mes intentions de pousser trop loin une telle recherche.
Je n'ai qu'à renvoyer le lecteur aux recueils les plus connus, savoir
à celui de Broedelet (1726 Usecht al Reno), de Van-der Bet
(Leida, 1824) et à un autre* qui démontre la grande popularité
de ce genre en langue vulgaire et en latin, en prose et en poésie
dans l'Europe tout entière. Il faut toutefois faire une place distincte
 Anton Francesco Grazzini, plus connu sous le nom de Lasca.*
I
4
' Voycx le récacil „disscrtationum ludricnram
Lngduni Balav. 165S, apud Frana Hcgerum
' Rime burlesche c diz. Ve none, Florence iSE
POÉSIE BURLESQUE PKANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 2^9
On voit qu'il composait ses Càpi/o/i, quelquefois» au moins, sur
commande et qu'il choisissait tout exprès des sujets arides, pour
noir plus de mérite à en fiEÛre ressortir le côté plaisant. En louant
les sabots, il écrit, par exemple, à M. Lorenzo Scala:
„Voi m' aTete pregato eh' io componga
Sopra un soggetto secco e senza rìsa,
Lorenzo mìo ; Dio voglia eh* io m' apponga."
Cette composition du Lasca nous présente une autre source du
burlesque. Pour démontrer la versatilité de leur esprit, ces poètes
combattent eux-mêmes bien souvent ce qu'ils viennent de louer et
ils jouent, par là, en même temps le rôle d'accusateurs et celui de
défensears d'un certain sujet C'est le triomphe du sophisme. Le
Varchi, par exemple, qui a chanté, conmie nous venons de voir,
les mérites innombrables des œufs durs, écrit aussi un capìtolo
contre son sujet „contro all' uova sode'*, Tansiilo loue les aulx et
les blâme ensuite; et le Lasca fait suivre à la louange des sabots,
le blâme de ces sabots mêmes. £n outre, après avoir célébré les
plaisirs de la chasse, toujours avec la même force de conviction,
il écrit „In disonor della Caccia'* et „la Iode del pensiero" est
suivie par le sujet contraire „contro il pensiero". 11 combat aussi,
toujours pour démontrer cette facilité d'avocat, pouvant démontrer
le pour et le contre d'un même sujet, ce que d'autres poètes bur-
lesques avaient célébré avant lui.
Messer Giovanni della Casa s'en était pris à ce nom de Jean,
qui formait son désespoir et notre Lasca chante le même nom,
ïnais pour le louer:
„Giovanni è proprio un nome da signore,
Da re, da papa: e buon per 1' universo,
Quand' un Giovanni sarà ìmperadore."
Mattio Francesi avait célébré les gants et le Lasca écrit à M. Pan-
dolfo Martelli „in dispregio de' Guanti"
„Voi mi fareste far quistion con Ciano,
Messer Pandolfo mio caro e gentile,
S' a biasimare i guanti metto mano.
Paiono a molti un portar signorile,
Ma io son della vostra opinione.
Che sieno una cosacela brutta e vile/'
et ainsi il continue pour plus de cent vers. Plusieurs poètes
»étaient inspirés à la fidélité du chien et le Lasca compose un
^ütre capitolo „In dispregio de' Cani" et il loue les barbes, proba-
blement pour la seule raison de démontrer le contraire de ce que
*^ autres, le Ferrari par exemple, avaient soutenu. Parfois, malgré
^ désir de la nouveauté, ces poètes burlesques se rencontrent
daiis les mêmes sujets. Lasca chante à peu près ce que M. Bino
avait déjà célébré dans son „Bicchiere", lorsqu'il envoie „certi vetri"
Une dame inconnue. Il exalte les châtaignes qu'Andréa Lori
17*
26o p. TOLDO,
VBuait de célébrer et le Mauro avait déjà parlé avant lui des plaisirs
de la chasse. Les sujets des capitoli du Lasca appartiennent
d'ailleurs presque toujours au même type et ils gardent, pour
cela, la même physionomie. Outre les sujets indiqués, il chante
la Saucisse aussi bien que Mattio Francesi, les bains de l'Arne et
ici il y a même du sérieux, le jeu de la „Palla al calcio" et celui
du „Maglio", les melons, les petits pois, les épinards, le „Taffe-
ruglio", les tourtes, les „Pesceduovi", le plaisir de s'asseoir, les
cornes, la soupe, qui avait inspiré aussi Domenichi et le dépit où jl
rappelle la Stizza du Della Casa, etc. Il n'oublie pas non plus
ce sujet rendu si célèbre par Erasme de Rotterdam, dans sou
capitolo „in Iode della Pazzia", et il en dédie un aulre ù „Nannina
Zinzera corligiana", où le burlesque est remplacé, par ce culte à
la beauté physique et à l'amour des courtisanes, auquel notre auteur
sacrifiait aussi bien que les autres poètes de son temps. Matteo
Francesi avait composé un capitolo „contro lo sberettare" et le
Lasca dans ses „ottave", revient sur le même sujet „contro aile
sberrettate-'. Les sujets du burlesque ne sont donc rien moins
que nombreux et lorsqu'un sujet a été mis à la mode par un écri-
vain célèbre, les autres sont poussés ä s'y essayer à leur tour.
Au milieu des tous ces poètes, Ortensio Lando, prosateur de
beaucoup de mérite, ne saurait Ctre oublié non plus; ses paradoxes
devinrent une source inépuisables pour tous les bateleurs parisiens,
débitant de même que Bruscambille des prologues facétieux, sui
les théâtres populaires, ou tâchant par là d'exciter la curiosité de
ceux qui achetaient leurs remèdes étonnants. Je n'ai qu'à ren-
voyer aux „paradossi cioè sententie fuori del común parere" de
l'écrivain italien. On y trouvera plusiers sujets qu'on lit aussi chez
Bruscambille et chez ses confrères aussi bien que dans les prologues
du théâtre de Larivey. Rappelons, au milieu de ces biztarrie du
Lando, les éloges de la pauvreté, de la laideur des hommes et des
femmes, de l'ignorance, du manque de domestiques, de l'exil, de
la prison, de la guerre, de „!' ignobiliià", de la femme deshonnête,
de la famine, de la lâcheté, des pleurs, de la mort, des blessures,
de l'ivrognerie, de la cécité, de la folie etc., tout cela mêlé á des
critiques burlesques contre des écrivains célèbres, savoir: Boccace
Cicerón, Aristote. Giovanfrancesco Ferrari, ce poète du burlesque,
que nous avons eu déjà l'occasion de citer, paraît s'inspirer fort
souvent à son compatriote. Il se moque de même que lui de
Cicerón et d'Aristote, en employant, à peu près, les mêmes argu-
mentations et il chante à son tour et de la même manière la laideur
des femmes, la folie, le bonheur de vivre sans domestiques, les
pleurs, la cécité, la prison, l'ignorance et les „Fuorusciti"',
Voilà le fonds constitutif de ce genre de plaisanteries italiermea,
que je vais examiner, dans la littérature franvaise, en les divisan^
I
POéSIB RÜRLFSQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 201
selon leurs caractères différents, en chapitres bien distincts. Une di-
vision rigoureuse n'est pas d'ailleurs possible, car les sujets les plus
étranges et les plus disparates vont se présenter à nos yeux«
Contre l'Honneur.
Âmadis Jamyn, le rival de Ronsard, le poète courtisan de
Catherine de Médias, de Charles IX et d'Henri III, est bien connu
poor cette sorte de capitolo qu'il composa contre l'honneur et qui
n'est, comme on le sait depuis longtemps, qu'une imitation de
ceux du Mauro. Il faut pour bien saisir le sens et le caractère
de cette imitation rappeler à notre souvenir la pièce de l'écrivain
italien, laquelle en certains endroits cesse d'être seulement plai-
sante, pour acquérir une véritable importance satirique.
Mauro en s'adressant „al prior di Jesi" lui dit que la nature
a fait toute chose avec beaucoup d'à-propos et que ce sont les
hommes, qui l'ont corrompue, faute de la bien comprendre et à
cause de leurs vices. L'auteur sait d'ailleurs qu'on va l'accuser de folie
et d'extravagance parce qu'il blâme ce que tout le monde honore,
mais loin de se laisser imposer par l'avis d'autrui, il déclare
que s'il était pape ou empereur, la première chose qu'il ferait, ce
serait de chasser ou d'excommunier cette sorte de maladie de
l'honneur, qui empoisonne tous les plaisirs de l'humanité. Selon
1er partisans de cette divinité rien n'est aussi beau que le travail
et aucune mort n'est plus glorieuse que celle qu'on reçoit sur les
champs de bataille. Il en est de même de l'honneur en matière
d'amour; c'est lui qui nous défend tout plaisir, de sorte que le
poète est réduit au point qu'il porte envie aux chiens et aux chats,
qui ne se soucient guère de ce fantôme invisible et impalpable.
Les chevaliers n'ont que ce mot à la bouche et à cause de lui,
ils sont toujours prêts à se passer Tépée au travers du corps, c'est
pour cela qu'on n'entend parler que de duels et de meurtres.
Enfin l'honneur est pis que la jalousie et que l'esclavage même
et il s'apprête de le servir sur la table de son ami cuisiné, dit-il,
comme il faut. Dans un autre capitolo^ Mauro * revient à la charge.
L'honneur, ajoute-t-il cause presque tous les maux du mariage,
Dous empêche de nous habiller et de nous déshabiller à notre
^ et ce qui pis est c'est là la source des guerres, des divisions
des peuples, de la famine et de toute sorte de misères.
Le début de Jamyn peut indiquer le caractère de cette imi-
tation, car il s'agit bien entendu d'une imitation et non pas d'une
traduction plus ou moins fidèle.
U y a même une certaine petite originalité de détails, surtout
^s la conclusion, mais tous les points principaux, que nous
venons d'indiquer, se retrouvent aussi chez le poète français:
* Voyez Œuvres poétiques de Amadis Jamyn avec sa vie par Colletet
^ ane introduction par Brunet, Paris, 1879, 2 vol. et l'édition de Paris, 1575.
202 P. TOLDO,
„Je ne me plains d'Amoar, de ma Foy, ny de vous
Je tne plains de l'honncuT <]ui Dotii aveagle tous,
De l'Honneut vieil Tyran qui commande le monde,
Faisanl que dessus luy toute chose se fonde;
Et si c'est un nom vain sans pioñt ny plaîsii
Qui mei empescbement en l'amoureux dciir,
Nom qui cause aojouril'liuy les querelles doutEuses
Qui seul pipe au besoin les pucclles honteuses."
Il faut en convenir: la forme n'indique aucun progrès stir l'original,
qui n'a pas, à son tour beaucoup de valour. L'jd<^e de l'Honnenr
faisant obstacle à l'amour est répétée sous toutes les formes [los-
aibles, Jamyn resume toutefois d'une manière heureuse le long
discours de son prédécesseur, pai une maxïiae philosophique, hicu
connue aux anciens:
„Et suivant la Nature on ne peut s'igarer"
et les sentiments de l'instinct naturel sont mis en contraste avec I
ceux de la loi humaine. Quelquefois il traduit presque á la lettre j
et, dans ce cas, le texte italien n'y gagne pas trop:
„Ce fantosme importun nous presse les talons,
Il BOUS empoigne au flanc par tout oii nous allons.
Il couche dans nos licts, et, sorcier redoutable,
A disner, ä souper, s'assied Îi nostre table;
n marche sur nos plis, sani jamais estre lai.
Et semble qu'à toute heure il devance nos pas."
„Ovunque per lo mondo il piS tì mena.
Questo importuno honor li è sempre al fianco,
Teco sen viene al letto, al pranzo, e a cena,
E mai di seguitarti non è stanco.
Anzi par che '1 tuo passo ognor avanzi,
Sfarla 1' arbitrio di n^ituta ir.tnco."
Aussi dans la comparaison entre la goutte et la fièvre la j'alousia 1
et l'honneur, la traduction est littérale, mais elle ne vaut point l'oiH 1
Jamyn a surtout lo tort de n'envisager la plaisanterie ilalienne
que sous un point de vue plus borné et il laisse de cóle ce que
le Mauro avait dit à propos de l'honneur, qui nous pousse à
nioiuir même pour une sottise ce qui constitue la partie seh<k et
sérieuse de sa plaisanterie:
„E dicon. che '1 morir di landa í bello,
O di colpo di stocco, o d' archibugio.
Come Fabrìcio, Cesare, e Marcello.
E e' havei ne la schiena un gran pertugio,
O nella pancia d' una colobrìno,
Tì Ta gir a le stelle senta indugio.
O quanto più mi par cosa divina.
Star riposatamente in quel mio letto,
E giacer da U »nt a la matlioal"
r
POÉSIE BUKLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 263
Est-Cf que Jamyn craignait blesser les sentiments guerriers de la
France de soit temps, en s'inspirant, ¡ci encore au poêle itatien?
J'ai fait procéder la plaisanterie de Jamyn, parce qu'elle est la
seule avec celle de Régnier qui soit connue et c'est la seule aussi
on le sujet italien paraU développé le plus. Mais avant Jamyn
le capilolo du Mauro avait été connu et imité en France et plus
á la lettre encore que Jamyn ne le fit ensoite. Un opuscule publié
à Lyon (De Tournes, 1547) renferme les éloges ou blasons de la
Goutte et de la Quarte, dont le sujet, comme nous venons de le
démontrer est puisé à l'Italie et une troisième pièce en vers, qui
porte le titre: Blason dedamataire au déshonneur de l'honneur, qui
est bien celui du Mauro: Jn dishoner dtlC honore.
Rien ne pourrait faire supposer que Jamyn eût connu cette
composition: les deux auteurs français ont dit puiser directement
k-ur inspiration au capitolo italien et ils ont procédé aussi d'une
manière assez différente. Il faut toutefois convenir que l'imitation
de Jamyn l'emporte de beaucoup sur celle de son confrère de
Lyon, Celui-ci n'écrit que pour démontrer qu'on peut se moquer
de toute chose et il a le tort de le dire:
„Poétisant d'Honneur c
N'ayant corps, n'entre,
grand Chimere,
mondains moleste:
oua je proleste,
Et le bUsmant,
Que je le fais pour r
Tont mettre on pieult, focs divine science."
L'auteur craint évidemment qu'on ne l'accuse d'immoralité et l'on
voit qu'il SB donne l'air, ¡tvec beaucoup de sans-géne de créateur
de ce beau sujet. Après avoir déclaré avoc Mauro que l'Honneur
n'est que vanité:
„Ne coBsistanl en rien fors qu'en paiole"
et qu'on ne sait quelle est sa couleur, l'anonyme invite Pégase à
sortir de l'Olympe pour le combattre, et ce souvenir mythologique
ajoute encore à la froideur de sa plaisanterie. D'ailleurs celle
invocation est tout ce qu'il y a d'original, avec le souvenir d'Eve
et d'Adam, jouissant librement de leurs amours, dans le Paradis
terrestre, pensée qui lui est suggérée évidemment par ce que le
Mauro avuit dit de l'âge de l'innocence. Mais ce que Jamyn laissera
en partie de côté, c'est-à-dire les maui que l'Honneur cause à l'hu-
manité, abstraction faite de l'Amour, nous le retrouvons entièrement
dans le blason, oii l'on se moque de ceux qui mettent leur gloire
à mourir „de Hacquebuse ou lance". La plaisanterie tourne à l'ob-
scénité lorsque l'anonyme français, en s'éloignant du texte italien,
recherche oA les femmes ont placé cette divinité, mais dans la
conclusion il revient à Mauro en imitant de près quelqueti ver»
que le poète italien avait insérés dans son deuxième capilolo.
L'auteur italien déclare que s'il médit de l'Honneur ce n'est pan
qu'il ne le craigne:
«64 p. TOttx),
„Vi giuro a Dio, eh' io noD ho pelo addotso
Che non s' imccì quand' esso mi tocca . . ."
et le poète français:
„Qnoy que ci? soie tant la ñaesae el rase
De cesi Honneur me (ait craindre et m'amuse
Que louteafoii qu'il vient au devint moy,
Tremble de peur et sois en tel esmoy
Que tous plaisirs je laisse pour le suyvre
Ayinanl plus lost mourir, que sans lay vivr«."
Cest là une déclaration bien plus complète que celle de son de-
vancier italien, qui est loin de duclarer si franchement d'en suivre
toujours les lois.
Théophile Viaud, à son tour, revîeni, après les deas écrivains
français, sut ce sujet (cfr. éd. Jan net 1856). Dans une satire d'un
caractère général, où il peint toutes les folies de l'humanité, il
n'oublie pas celle de s'exposer aux dangers, pour le vain plaisir
de la gloire:
„Cesluy-cy veut poursuivre un vain liltre de vent,
Qui pour BOUS maintenir nous perd le plus souvent,
Il s'allache ï l'honneur, suit ie destin severe
Qu'une sotte costume ignorammeol revere.
De sa condition je prise le bonheur,
Et trouve qu'il fait bien de mourir pour l'hontieur."
Rappelons aussi la VI" satire de Régnier, successeur immédiat du
Mauro et de Jamjn et ce qu'Antoine de Baif chante là-dessus, en
»'adressant A une dame:
„Maudit EQLt l'honneur qui vous cousle
La perte de tant de plaisir!
Le vain biuit d'un vent vous digonste
Du bien que vous pourriez choisir."
Théodore Agrippa d'Aubigné, dans ses Tragiques,
Misirei de la l'rance (éd. elz. p. 67) s'en prend, a
à ce faux honneur, mais sous un autre point de v
qu'il combat est celi
tant de meurtres et il rappelle par \k
1 parlant des
z longuement
car l'honneur
tant de duels et de
des argu mentati 01
plus sérieuses du Mauro. Le sieur de la Vallctrye (Paris, Vallel,
1602) dédia à son tour dix-huit sonnets „au faux honneur des
dames". C'était envisager le capiloio du Mauro, d'une manière
encore plus bornée.
Le sieur de la Valletrie débute en considérant lui aussi l'hon-
neur, comme un vain fantôme, auquel sa belle a tort d'ajouter foi;
„Madame que l'Hooneur cnipesche de bien faire
El de cueillir le fruict du monde le plus doul.
Apprenez en cea vers ik rabbalie les coups
Dont il assault l'amour et te pense défaire.
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE I.A RGNAISSANCE. 265
Vous y verrez comment aymer n'esl point foifaiic,
Comment l'Honneui c'est rien qu'an faux bruit parmy vous,
En tjoi vostre Esprit croit pour n'esttc pas resous
Non plus qu'un cœui de femme en quelque bon affaire . . ."
Il continue en expliquant que l'honneur ne prétend que le secret
et qu'il est sauf lorsque personne
^la leçon de Tartuffe:
; sait ce qui
„Le reproche d'Hontieur pour les sottes fut faict
Qui ne peuvent cacher un amoureux ctTecI,
On qui ne peuvent pas s'empechet de le dite:
Et non pour celle-là qui ù cachettes rit
Et qui cueille ä propos les fruicls qu'elle desire,
Cat l'Honneur ne se perd que per faule d'esprit."
AìlletiTs il s'en prend encore à ce „demon" qui remplit l'esprit de
sa maîtresse et dont elle devra se repentir, lorsque la jeunesse
l'aura quittée pour toujours. C'est le vieil argument des poètes
latins: Jouissons tant que la jeunesse nous sourit:
„Car l'Honneur vous tepaist d'une raison cornue,
Aña que la vieillesse à votre front venue,
Od vous baysse autant qu'on vous pntle d'amour."
S'approchant du texte italien, le sieiu' de la Valletrye, considère
tous les maux, dont cet Honneur est la cause:
LS il s'en éloigne bientôt pour rechercher celui qui a ét¿ l'in-
teur de ce nom fatal. Ce dut être quelque mari avocat, vivant
au tribunal et craignant que son absence ne lui fût fatale; ce
furent les femmes laidc.i, voulant se venger des joies, qui leur
sont défendues. Enfin après avoir épuisé tous les arguments pos-
sibles, il conclue que si sa belle l'aimait vraiment, elle ne se .sou-
derait guère de ce vain spectre „cet Idole d'Erreur" (c'est le mot
du Mauro) parce que:
^,.Un amour mediucre est subject à la peut,
Mais un amour ardent n'eu fut jamais en peine"
c'est là la seule argumentation qui ait quelque valeur.
Un autre poète, d'un mérite bien plus distingué et qui n'est
guère connu, bien qu'il soit digne d'intéresser les savants. Du Lorens
dans ses Premières satires (i'^"' du 2""= livre, Paris, 1876, Librairie
„Que ta naissance fut aux hommes malhi
Toy qui du nom d'Honneur iodignemeal
Car tout ce qu'il advient de bon-heut lu
Fat le pouvoit acquis i. ta loy rigoureuse;
Pat (oy le jour fut fail une nuict toiclireuse.
Par toy la liberté fut mise dans les fers.
Les Paradis d'amour d e vin d rent des enfers
El l'eau fui refusée à la soif amoureuse."
206 p. TOLDO,
des Bibliophiles) en s'adressant à la Reine et dans un bat, qa*on
verra bientôt assez intéressé, revient à la charge. Mais chez lai
le paradoxe se tient dans des bornes relativement raisonnablei
Il est d'accord, par exemple, avec le Mauro en ce qu'il Tappdle
„un fantastic idole" et qu'il plaint tant de sang répandu, pour ce
fantôme insaisissable, mais il en comprend aussi la valeur morale
et cette aspiration à la gloire, qui fait rêver Dom Quichotte, et
qui chante dans le cœur du soldat:
„C'est un subject qui est, et jamais ne se voit,
La chymere pour qui Dom Guichote resvoit . . .
C'est ce que chacun croit, et peut estre qui n'est,
Qui en comparaison passe tout interest
De bouree et de plabir: un fantastic idole,
Qui en leur pauvreté les pauvres gens console
D'un doux imaginer: au milieu du malheur
Vous les oyez crier: „Nous sommes gens d'honneur!"
C'est la splendeur qui fait reluire les familles.
C'est cette belle fleur que l'on recherche aux ñlles.'*
Mais avec cela il cause aussi bien des troubles et ici toujours avec
une certaine originalité, il passe à envisager les différents aspects
de cet honneur, selon les passions des honmies. Pour les maris
on comprend facilement en quoi il consiste; pour les femmes ce
n'est en général que le culte de leur beauté, pour l'avare il ^^^
renfermé dans son coffre, pour Pamoureux ce n'est que la cot^"
qucte de celle qu'il aime. Quant au „chevalier français'* il
„le pose en certain point:
Qui des moins insolens la conscience point:
Si de la moindre injure ils ont quelque scrupule,
Ny les edicts du Roy, ny du Pape la bule
Les pourront empcscber d'en demander raison/*
Enfin:
„Chacun court à Thonneur, mais par chemins divers'*
et rhy¡)Ocrite s'en pique plus que les autres, car son affectation d*«^'
vertu, qui lui fait défaut, n'est, à tout prendre, qu'un culte Q*^
rend à cette divinité invisible. Pour le poète l'honneur doit ^^
rendu tout d*abord à Dieu, ensuite au Roi et il le lui rend^
avec plus d'élan, s'il ne devait lutter contre la misère, qai
serre de près:
„Si j'avois seulement la benediction
De vostre Majesté, Princesse liberale.
Ou qu'on vescut de chant, comme fait la cigale.
Ma foy, je chanterois à la belle saison;
Mais j'ày l'esprit brouillé du soing de ma maison,
De payer une rente au terme qu'elle expire.
Ce qui fait qu'à toute heure, il n'y a pas faim de rire.**
i
I
POÉSIE BOKLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCB, Zby
On voit que pour notre poète l'hoiineui ne consiste pas seulement
ft ¿crire de beaux vers, mais aussi à en tirer quelque profit.'
Eslemod dans son Espadon satyrique (cfr. l'éd. de Cologne,
1680) s'écrie à son tour que
„L'baaneur ce n'est que vent, ce n'est que fumée
Que ne gÍ5t qu'aui cffels d'un peu de reEûmmÎe"
et le chevalier de l'Hermite (cfr. Meslanges de Poësies héroïques
et burlesques, Paris, Loyson, 1Ó50) ne manque pas d'en vouloir
lui aussi à cette fausse divinité, qui empêche à sa belle de lui
démontrer ses tendres sentiments à son égard;
„Le charme de l'honneur csl im cbaime imparfait
Qui doit lier la langue et non pas ton euviel . . ."
Enfin il fallait bien qu'il y eât au milieu de tant de blasons in-
jurieus contre ce pauvTe honneur, quelqu'un qui en prît la défense
et en elTct après tant de critiques, nous voyons un conlcmporain de
Ronsard, Jacques Pelletier qui en chante „la louange" en 1581.
Cet éloge est pris au sérieux et n'a rien à voir avec le burlesque,
qui nous occupe, dans ce moment Mais, disons-le, en passant, la
défense ne vaut guère l'accusation.
Apologie de quelques défauts d'ordre moral
et des misères de la vie.
Du Bellay exalte la médisance;
„Parce qu'en mesdisant on dit le vËriM"
et il suit partant jusqu'à un certain point le procédé contraire de
celui du Mauro, le défenseur du mensonge. £l le mensonge trouva
lui aussi, quelque temps après et en prose son apologiste français,
qui sut donner à une inspiration générale empruntée évidemment
à son confrère d'Italie, un aspect plus varié et un développement
plus considérable. Si, selon l'opinion des philosophes dit l'ano-
nyme, les choses les plus estimables, sor.t celles, qui apportent le
plus d'utilité à l'homme, rien ne devrait être mis au dessus du men-
songe. „Tous les Chaldecns. Egyptiens, Grecs et Romains, re-
cognoissans que la vérité estoit par trop foible pour retenir la
populace en bride, ont forgé des religions d'une infinité de men-
songes, ont faict un Jupin avec un foudre A trois poincles, Neptune
avec un trident, Cupidon avec des sagetles . . Numa Pompilius
donna un plus ferme establissemenC à ces lois et à sa grandeur . . .
avec Egèrie . . Autant en fit Minos en Crete, Solon à Athènes,
Xicnrgne, Zoioastre, Mahomet . . Les chefs de guerre et les
1 ■ DaoB les saUres de Du Lorens (La Vn< de l'éd. du Bibliophile. 1S76)
I Uacelte s'ícríe, en s'adressant Ì tine jeune fìlle, qu'elle veut corrompie:
„Quittez ce point d'honneur, qui les esprits empiche"
. I ici il n'est pas question d'aa païadoxe on d'une plaisanterie, bien que
I nnipitstioo »oit toujours U tntme.
268 p. TOI DO,
financiers en leurs fonctions en ont grand besoin, les jnges en l'ad-
rainistralion de leurs charges efre." Il en est de môme des avocats,
qui sans voiler la vérité ne sauraient plus comment s'y prendre
pour la défense de leurs clients, des marchands qui doivent y
avoir recours pour débiter leurs marchandises et des amoureux,
í¡ui vivent dans un mensonge continuel. Pour ce qui est des
courtisans ils „seroienl tenus pour vrais marjoles et pescheurs d'es-
crevices, s'ils ne pratiquoient ce beau role, auquel par manière de
commentaire, ils joignent la dissimulation, sa cousine germaine en
ligne directe et colaterale". Et quoi dire des médecins, des maris,
et des femmes? Et il conclue non sans une poinle de malice „si
la vérité n'a point besoin de l'éloquence, il faut bien par nécessité
que l'éloquence serve au mensonge, autrement elle seroit inutile".
L'inspiration italienne paraît évidente lorsqu'on lit l'éloge de
la vérilé qui suit immédiatement c'est á dire cetle demonstration
du contraire, à laquelle ont recours si souvent les auleurs bur-
lesques de la Péninsule.
La Pauvreté trouva à son tour en France deux avocats p!u3
ou moins convaincus, comme elle en avait trouvé un en Italie,
en Messer Mathieu Francesi . . Reray Belleau et Jean Godard en
entreprirent la défense, en employant, à peu près, les mi^mcs argu-
mentations, mais sans se montrer trop enthousiastes de la loger
chez eux. Godard, par exemple, soudent, de même que Francesi,
qu'elle
„est honncstc et vcrtusuie
Cai elle Aiil lousjoDre les fc?stitis el banquets . . ."
et que nous avons là par conséquent i'ennemie naturelle de tous
les vices et surtout de l'orgueil:
,JI n'y a tien qui soil sous la cape des deux
Qui se monître plus doux, plus humble et gracieui."
Elle se moque des rêves ambitieux, aime le travail, se contente
de fort peu de chose, mais malgré tout cela, le poète, en véritable
ingrat, ose ajouter:
„Quant D mont respect. Vierge, je te supplie
De lascher un petit ta chaîne qui mt lie
El me strre trop fort."
Je ne sais jusqu'à quel point l'Allori, et G. F. Ferrari qui chan-
it^rent les délices de la Galea étaient convaincus des mérites réels
de leur sujet. Toujours est-il qu'ils trouvèrent á leur lour un imi-
tateur au delà des Alpes, en Jean de la Jessée (Premières œuvres
françaises, Anvers, 1583), l'arai de Ronsard, de Belleau et de Du
Bellay. Jean de la Jessée suivit de près la mode d'Ilalie en
chantant ensuite le contraire de ce qu'il venait de louer, mais il y
eut en cela, outre que l'esprit d'imitation, des raisons tout à fait
personnelles. Peut-5lrc était-il plus convaincu du blâme que des
louanges et fort repenti même de ces dernières.
POÉSIE BURLESQUE FttAXÇAlSE ÜK LA REíNAlSSANCE.
269
1 i'm-
Le Ferrari, dans son eapitalo ,4n lode della prigione", 1
spiratìon du Lando me paraît évidente, déclare qu'il n'y a nen de
plus beau, à son avis, que de vivre dans un lieu, ofi l'on n'a pas
de voleurs à redouter, oii l'on est à l'abri des guerres, des ¡inputs,
des domestiques et des vices. N'est-ce pas une marque de dé-
férence l'escorte de soldats qui vous suit partout et l'histoire n'est
pas là avec Régolus, pour vous assurer que les héros peuvent bien
y vivre et y mourir? L'Allori, á son tour, dédia à la Gaha un
véritable pelit poème, mais entre l'acception de prison cl de Gaita,
il y a des différences assez sensibles. Lequel de ces deux modèles
a été suivi par De la Jessée?
Je ne suis à même de pouvoir le déterminer. Rien de pins
évident que cet air de famille qui unit ces quatre pièces: le poète
fiançais loue par exemple, de même que ses devanciers, la prison
parce qu'on y vit en parfaite sûreté et parce qu'on y acquiert
maintes vertus, savoir l'humilité et la sobriété. Tous les trois
tombent aussi d'accord dans le tableau qu'ils nous offrent des
ennuis de la vie libre, en faisant par là ressortir la paix et la
douceur du contraire et ils n'oublient pas non plus l'honneur du
cortège des gardes. Le capitolo de La Jessée hl' manque pas d'un
certain mérite littéraire et renferme aussi des idées assez originales.
Il commence par poser une question:
„Si les biciia et joyeaus, es maisons reccllci,
SoDt beaucoup moins commans et de plus chère garde
Que CGUS que le vulgaire es bouliques regarde . . .
Qu'il vaut miens eslre en asseoiance
Dans une close demeurante,
Que vivre au large cl n'eatie pris?"
La terre elle-niêrae n'est après tout qu'une prison; l'âme, qui nous
rapproche de la divinité, est renfermée dans le corps et quoi qu'on
dtee contre la prison, elle ne cesse d'avoir:
„... csli dans ce monde
Le séjour des herautz de Dieu:
Et q
3 fill. Diet
les plus célèbres,
i le souvenir du
E^al â son Pere supresme
N'ait eu patience en ce lieu.'
I^ Grèce et Rome virent souvent leurs héros,
renfermés entre les murs ¿traits d'un cachot (et ii
Lando et du Ferrari me paraît plus que probable); le dieu Mars
ltii>môme y demeura quelque temps et d'ailleurs:
„L'advcraili n'esbraole un homme gcncreus;
Le serrage, les cepz, les chuisnes, les menottes,
Font seulement frayeur ä ces personnes sollcs,
Pleines de lâcheté, voire d'un cieur peureus."
Voilà une pensée sérieuse une pensée d'Horace, qui vient se mCIer
t ä propos, à la plaisanterie du sujet.
270 p. TOLDO,
Dans la Conlreprison il y a un souvenir direct de Tltalie
lorsque la poète rappelle:
,,Les sdngties (stinche) de Florence et les cachots de Monee**
et le burlesque ici nous présente un aspect assez curieux en ce qae
La Jessée, après avoir chanté la prison, dut en éprouver la rigueur.
C'était un tour de la destinée. Ce n'est pas, s'écrie La Jessée un
lieu fait pour les hommes, aimant, de leur nature même, la liberté
et en laissant de côté toute plaisanterie, il ajoute:
„Voyla pourquoy, si j*en sors désormais,
Je ne veas point y retoamer jamais,
Fuyant, hlamant, sa loge et ses retraittes;
Et franchissant le Guichet je criray
Adieu paniers, les vendanges sont faîttes."
Les injustices des gens de robe et les misères des plaideurs a\'aient
inspiré à leur tour et fort souvent la muse satirique, comique et
burlesque des poètes des deux nations, mais personne, avant Jean
Passerat, n'avait songé de rechercher la diviniU des procès. C'est là
ce que l'écrivain français fait avec beaucoup d'adresse. De même
que les mystères sacrés, remarque-t-il, on traite les procès:
„En toute reverence et grande cérémonie
Pour rendre leur venue aux mortels incertaine
Les Dieux les viennent voir ayant des pieds de laine,
Les procès au venir marchent si doucement
Qu'ils ne sont entendus pour le conmiencement,
Puis d'un son esclatant leur presence est connue,
Les Dieux et les Procès sont voilez d'une nue."
On sait comment les divinités se querellaient entre elles du temps
du siège de Troie. 11 en est de même des avocats, qui s'injurient
au barreau, paraissant même devoir venir aux mains:
„Et au sortir de là, ils s'en vont boire ensemble.**
Les Dieux vendent leur aide aux mortels à un prix parfois très
élevé ; il faut les supplier longtemps, les adorer dans leurs temples
et songer toujours à eux:
„Avant que par procès soit riche une partie
Il se faut coucher tard, et se lever matin . . .
Remarquer un logis, assiéger une porte,
Garder que par derrière un conseiller ne sorte,
S'accoster de son clerc, caresser un valet . . ."
Enfin les procès font, de même que la divinité, des miracles écla-
tants. On voit, par exemple, les boiteux marcher, poussés par
le besoin de ne pas manquer une audience et
„comme les luts d'Orphée ou d'Amphion
Leur occulte cabale attire métairies
Villages et chasteaux, rentes et seigneuries."
Ils partagent aussi de la nature divine dans l'incomprensibilité de
leur langage, souvent plus obscur que celui des oracles et si l'on
POÉSIE BURLESQUE FSANÇMSK DR LA RENAISSANCE.
27 •
I
I
fait aux Dieuï dea sacrifices coûteux, il va sans dire que dans les
procès cette sotte de sacríñces sont à l'ordre du jour:
„Japitcr couiTocf d'un don va s'appaisanl:
Un ngoareax procès s'adoucit d'uD ptèscnl."
Enfin les procès peuplent, aussi bien que la divinité, le monde
tout entier et dominent entièrement ceux qui les suivent. Dans
nn sonnet notre Passerat revient sur le même sujet, en rapprochant
les femmes des procès, parce que, entre autres clioses,
„Tous lieux par beaux prcseni se rendent favorables,
Toas dem sans rien donner prennent à toutes mains."
La plaisanterie est donc doublée de satire et, le poêle, qui avait
dû se plaindre de la justice de i^on temps, visait ici évidemment
à une sorte de vengeance.
Un autre poète, que nous connaissons déjà, Annilial de
rOrligue {Paris, 1617) entreprit les louanges d'un sujet, qui avait
intéressé le Bemi. dont le capihh „in Iode del debito" était au
nombre de ses pièces burlesques les plus connues. Ici encore pas
d'imitation littérale, mais plutOt cet air de famille que nous venons
de constater pour d'autres compositions pareilles. La FeikiU du
dthttur débute par déterminer la supériorité que celui-ci garde
vis-à-vis de ses créanciers, forcés de le traiter avec beaucoup d'égaid
et d'en ménager l'amitié. Le débiteur démontre en outre une
intelligence vivç, un esprit doué de ressources:
„C'est avoir le courage brave
L'esprit et l'iloquence grave,
Avoir mÉlhode et entrcgenl
De trouver lo uj ours de TRcgent
Poor entretenir la marmite"
et il n'y a rien en cela de honteux car même les plus grands rois
sont souvent forcés d'emprunter à lout le monde. Il arrive quel-
quefois que le débiteur est poui^uivi par la police, mais s'il connaît
bien son métier, il saura l'éviter, quitte la nuit à se moquer „du
sergent", soit qu'il se tienne à la fenêtre, soit qu'il sorte pour
„visiter la taverne". D'autres argumentations sont communes au
sujet de la prison. Si la garde veille à la porte du débiteur, c'est
qu'on le traite en prince, si on le mène en prison, il y trouve
beaucoup d'amis, qui le revoivent, les bras ouverte; si on l'habille
en vert, c'est là la couleur des conquérants. Enfin quoi qu'il
arrive, il est toujours plus à son aise que ses créanciers, de sorte
qu'il conclue que:
„C'est une choie tris boune
Debvoir et ne payer personne,"
Vers la même époque, en l6iq, Vital Bedéne avait révélé à ses
lecteurs „le secret de ne payer jamais", mais ¡ci sous l'apparence
de la plaisanterie se cache un but satirique. Le poète en veut aux
nobles bouifis d'orgueil, qui ne remplissent point leurs engagements
2J1 P. TOLDO,
et il y a de petites scènes, rappelant de près celle entre Don Juan
et monsieur Dimanche, dans la comédie célèbre de Molière.
En 1616 parurent à Paris les Opitsatüt /ranfoùts des Holmans,
contenant l'éloge de l'avarice et le blâme de l'amitié composés en
prose par Antoine Holman sous le titre de Paradoxes. Plus tard,
en 1634, le aieur de la Giraudière, dans ses joyettx épigrammes,
chanta „l'apologie du pendu", sujet, qui appartient bien á lui et
qui malgré son apparence d'enjouement est, on ne pourrait plus,
lugubre. Le burlesque se fonde ici sur l'observ-ation que comme
il n'y a rien de beau dans l'univers, qui ne soit pendu, l'homme
qui finit de la sorte est supérieur, de beaucoup, à tous les autres.
Voici le discours du personnage en question, qui chante lui-même
sa prosopopèe:
„Passant je te supplie araste,
Et Ú lu trouves deshonesle
D'estie ainsi pendu par le col,
Au gibet av«c un licol
Je t'nppiendrois que la potence
N'est que pour les gens d'importance . . ."
Et en effet il n'a pas de peine à démontrer que tous les corps
célestes sont pendus dans l'espace, que les fruits pendent des
arbres et que bien des personnages illustres ont dû endurer ce
genre de supplice, y compris le Sauveur, allusion cette dernière
fort irrévérencieuse, dans la bouche d'un croyant
Ce genre de plaisanteries continua pendant tout le dix-sep-
tième siècle et nous en retrouvons aussi quelques exemples au
siècle suivant. Je rappelle, entre autres, l'éloge de la Paresse, dédié
à un moine et attribué à Voltaire (1728) qui commence: „La
paresse est une volonté constante et déterminée de ne rien faire;
c'est le quiétisme de la raison humaine; c'est le silence du désir;
c'est le sommeil du malheureux découragé; c'est le grand préser-
vatif de tous les maux au moral, comme au physique". Enlin la
paresse est une sorte de niratJna. La conclusion n'est pas moins
paradoxale et a l'air d'une démonstration géométrique „l'homme
est né dans un cercle dont la Paresse habite le centre et dont l'in-
quiétude cherche à briser la circonférence". Ce sont là les derniers
échos de ce genre d'inspiration burlesque née en vers finissant en
prose et renfermant parfois des prétentions satiriques.
L'apologie des maladies.
„Je at luis pas de ceux, qui d'un vers triomplunt
Déguisent une mouche en forme d'Elephanl;
Et qui de leurs cerveaux coucbent i toute reste
Pour louer la folie, ou pour louer la pesie,"
Malgré celte déclaration, où Du Bellay a l'air d'en vouloir au
Uerni, au Lasca, ii Scribane de Vérone, et ù la grande famille
des burlesques d'Italie, il »'entreprend pas moins l'éloge de
d
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 273
sordité» ¿loge qu'il adresse à son maître Ronsard frappé de cette
maladie.^ Cest même par les vers cités que cette apologie com-
mence, car le poète a bien l'apparence de prendre fort au sérieux
son sujet, peut-être pour une pensée délicate à l'égard de l'illustre
malade. Au fonds cependant le paradoxe domine et avec lui le
burlesque. Dans cette longue enumeration des avantages que la
surdité apporte, il suit d'ailleurs le même procédé de ses dévan-
ders d'Italie. Il s'agit de prendre le contre-pied de l'opinion
générale et de ne regarder qu'un côté de la médaille. Pour tout
le monde la surdité est la source d'une foule de désagréments;
elle nous ravit le plaisir de la causerie intime, elle nous défend
les douces harmonies, elle nous expose à bien des dangers, enfin
elle nous rend parfois même ridicules. Du Bellay regarde de
l'autre côté et découvre le paradis terrestre. Le sourd, dit-il, est:
Il . . . privé de sentir roaintefoîs
L'ennay d'an faulx accord, une mauvaise voix,
Un fascheux instmmenti un bruit, une tempeste.
Une cloche, une forge, un rompement de teste,
Le bruit d'une charette et la doulce chanson
D'un asne, qui se plaint en effroyable son."
Tout cela n'est pas moins vrai et l'on pourrait appliquer le même
''aisonnement à tous les sens, qui nous mettent eu rapport avec
'^ choses extérieures. Le sourd continue-t-il est libre des discours
ennuyeux, des amours, qui causent notre perdition, du rôle de
^nseiller des princes; enfin Ronsard pourra tirer son profit de
^® que les ignorants appellent un malheur, pour se dédier, dans
cette solitude de l'esprit, aux vers, qui le rendront immortel. Tout
^^*^ est dit avec beaucoup de verve et de délicatesse: malheu-
resement dans la conclusion le mauvais goût du temps l'emporte,
le poète nous offre un grand tableau allégorique, où la surdité
présente toute fière devant le lecteur, entourée d'autres per-
^^Unifications, la Mélancolie, l'Etude et l'Ame imaginative. Cest
'^ Vain que j'ai cherché parmi les compositions burlesques des
f^^etes de la Péninsule, ce sujet inspirateur de Du Bellay; il se
*^^^t que mes recherches n'aient pas été heureuses, mais il se
E^^t: aussi et c'est là ce qui me paraît le plus probable, que Du
*^H^y n'ait tiré de ses devanciers italiens que l'inspiration du
^r^ï'e. Nous avons affaire à un écrivain, qui n'a pas besoin de
^^viilles, pour marcher.
Il n'en est pas de même de l'auteur du „blason en l'honneur
^r la Goutte" ^ cité tout à l'heure et qui paraît redevable à messer
«la^lteo Francesi de quelque chose de plus qu'une simple inspi-
^^lon. Au moins est-on porté à le croire en voyant que les
^evu pièces ont des rapports intimes, même dans les détails. Ce
^ cfr. Uhymne de la surdité.
' Blason etc. Lyon, Tournes, 1547.
Zdtichr. £ rom. Phfl. XXV. 18
i
POÉSIE BUKLEâQUE FRAiÎÇAISE DS LA KENAlS^jANCB.
Z75
La Goutte inspira encore d'autres poètes. Sarasin entre autres
(Œuvres, Rouen, 1658} a une „Balade de la misère des Goûteux",
où il chante le contraire de ses devanciers. C'est l'inspiration bur-
lesque du ecnlrt, que nous venons de constater chez ses pré-
décesseurs d'Italie. Et cette idée d'opposition paraît évidente, dans
ces vers où il rappelle ceax qui en ont chanté les lonanges:
„Miint authcur antique et recent,
Bien instruit en toute doctrine,
SouslicDt que la Goule descend
De copulation divine."
Plus tard dans une composition anonyme en prose (Paris, 1654),
on cclébta „les graces, droits, privilèges et faculté de ceux qui
sont enclins d'avoir les gouttes, tirez des Fermes et Archives des
protomisérahles". Le début suffit pour faire comprendre le caractère
de cette pièce; „11 est ordonné et permis de grace speciale par les
maîtres de 1' Arch icon frerie des Goutteux; premièrement, malgré tous
les envieux, que celuy qui a les gouttes peut en tout temps, âge
et saison porter un bâton et le peut choisir tel et de tel bois que
bon luy semblera . . . secondemL'nt il a permission irrevocable d'aller
tout bellement et à son aise sans jamais se hâter, ny courir . . .
Tiercèment . . . luy est permis s'appuyer sur les bras et épaules de
sa femme, serviteur ou servante" et ainsi de suite. L'auteur con-
tinue en nous représentant „les sept stations des gouttes et indul-
gences à gagner sans aller à Rome" savoir la station à l'orteil,
l'autre aux chevilles, !a troisième aux genoux etc. et le tout est fini
par la „Recepte très-utile pour les gouttes" composée de „patîenlis
lachrymarum gutlas viginti, specierum clamoris et juvamenti anna
zij. electuaril stientiae ziropus cum siropo patientiae probatae".
Dans le recueil cité, on trouve aussi le „blason de la Quarte",
qui pour le titre rappelle l'éloge de la „Quartana" dû à la plume
de Pierre Aretin; mais l'auteur anonyme cite, lui-même, ses sources,
en remontant à l'antiquité, sans exclure, pour cela, les modernes:
„Je veui aussi ä l'exemple notable
Des plus Sfavane modernes et antiques,
CaDDDÛer par raieoQS autentiques
L» Quarte, icy l'engin net ci tant.
Car Fhavorin jadis en feit autant:
Puis Menapie, Encomiaste eiquis,
En dit maints loi; et duquel ty enquis
Maints BTgumens pour fomiei sa louange."
Ce n'est pas la peine de s'arrâter longtemps sur ce blason dépourvu
de tout mérite littéraire. La Quarte nous donne une „douce
langueur", nous permet le repos, tandis que tout le monde tra-
vaille, nous rend intéressants et ne nous ennuie que pendant peu
d'instants.
1 Œuvres, Paiis, 1617.
, (t l\ TOLDO»
\
\\\ \ ^^\\\\\\^^^\\^'\\w\\X vlw XVll* «Me, rOrtigue provençal essaya,
\ *N»vv ^\*\^v su\ ^M.ioU v»«i A^îùi Visììi inspiré ritalien Ferrari. C'est
\ y^'Sv ^v\0\ ^v,u Uvi luòuw^ .j^tuncccaùocis que les deux écrivains
^V>V\VH\S viVv^ihv^ c 4-^ .Ti.': ¿y ^iii'ùitLX ec il T& sons dire que c'est
l-\ M\^^ vSsV^ >;ui Ä* v^V *>Mîio:ap xa paradoxe et aux plaisan-
wa«na ^kvvsN^cîi^ li ^'e :ic«s ^r:tè^ de beaccocp de maux,
vi-v vs*>i.v s'^SKK" 4ttc ,x^^4^wac^ a*p¡ai:ie. i'èciìi e\-TÌé le Ferrari
.C*î»< «a swmailcssat. icsics.
• ,«** .- .lau** cnii«atti -B* .Î4U2A 'MT
*'
Af
vta» •««ai4 «1»^ %ciwun> aautrait qu'à défendre le plaisir
,i "^ ^ ^,v*. >> ><4a4i '^!x nu moyen bien sûr pour les ramener
i H**— ' 444îcu*i^ jxíutí mabuilit* a des vertus thérapeutiques;
*«ii ,w» u •*<» ^fcWâiii peut marcher, la lete haute et sûr de sa
>>^iK^« 1«* im.ä:v .IUI» :ouie d'autres maux; c'est là une sorte de
'■«A^quíís. ^uA »c»u^ ;.'iv>it'|^e et qui nous rend presque invulnérables.
^ivv i ««k^^ -« uui^ur Ü y a aussi des rapports intimes et cela
. V*«; ^^.uv ijii H^c le:^ eîiprits délicats ne se détournent pas d'elle:
..Cai Uà i^^olle et les amours,
v: out «.v^otstre toujours,
1'v.M:^ l<» d«us ont des délices
l\'« j:et:uies et des supplices
^ui D« se peuvent cacher.'*
H^'^v <.'iiuu»k>^ic de gii//€ que l'auteur tire du mot galant en
..Vu ptÎDce en ce siècle icy
IVite le tiltre des Galles"
^-; wNii ta^>pv4is intimes avec les plaisirs de Vénus sont aussi une
Jiu;io utuiquc de $i>n importance. La déesse de la beauté n'a su
\Va4 (saxnv'i. b-utiu les {Uàuvres qui en sont atteints exploitent la
v\^iu^Kivüi<^i ^Iv« ^ciis riches, pour qui bien d'autres misères n'ex-
».l.A ^Ue est là calamite,
V}ui lAÎct IvuilUr leur marmite . . .
i>» eattopici et boiteux,
iVtt )vr\>^nes marmiteux,
iV« chaïUians pleins de vice,
tsMii souv«At par artifice,
POÍSIB BURLESQUE FRANÇAISE DB LA RENAISSANCE. 277
Voir leurs membres escorches,
Comme de lepre touchez."
Les rapports entre cette maladie et les plaisirs de Vénus, nous
permettent d'aborder un autre sujet, qui joue, dans la littérature
italienne, une rôle assez important, sous le nom de mal francese.
Dans le Recueil de poésies françaises des XV* et XVP siècles, * on
lit le Triumphe de très haulie dame Verolle et le sieur d'Estemod
dans son Espadon saiyrique^ s'en occupe â son tour, mais pour
s'en plaindre vivement II se plaint surtout de ce que la nature
épargne aux chiens ce cruel malheur. Les bêtes ont toute sorte
de privilèges, y compris celui de ne payer jamais leurs amours:
„Ils n'y payent pas un douzain:
Nous autres donnons la pistole
Et n'en avons que la vérole,
Souventesfois pour nostre gain."
^e qu'il y a, dans cette composition, d'assez plaisant, c'est le
langage pédantesque du médecin, un véritable Diafoyrus, dictant
^^te ordonnance:
„Ad refrigendum sa poictrine,
Carpet de la therehantine
Pour toller l'inflamation:
Et si intus est quelque ulcere,
D'une seringue on pourra faire
Per saepius l'iniection.
Ergo vale, cher filióle
Je vais chez pharmocopole."
^^Ppelons encore une composition due à la plume de Jean Dant
AlbigçQig (Paris, 162 1) „en l'honneur de la calvitie". Dans son
^Pitre au lecteur, notre écrivain rappelle l'oraison grecque, que
^ynesias avait composé sur ce sujet, mais les argumentations en
^^Ur de sa thèse, se bornent à bien peu de chose et peuvent se
^^UtQer dans cette considération que les cheveux sont „la plus con-
J^Hiptible des choses" parce que le poil distingue les animaux des
Pénames. Et c'était là un sujet, qui sous le nom de „pelatina" avait
'aspiré aussi les auteurs burlesques d'Italie et surtout le Ferrari.
On voit que l'apologie des maladies trouva en France un sol
^oins propice que dans la Péninsule. Le nombre des com-
positions sur ce sujet est quelque peu borné: la peste n'eut pas
P^T exemple son poète français et exception faite pour l'hymne
^^ l'ami de Ronsard, elles méritent à peine qu'on les cite.
^ cfr. éd. Montaiglon, i vol.
A suivre.
P. Toldo.
i
WBL slIpyrtufftBMtfcffiì Liederbach.
*nU'ix\.
V. Eia Seemann utdcàt*' tek werden,
eia SLaotoiaxiJi ntàcâLt' tek sein!
ITiiâESQMa >«ât tuai mkk amas wnr Abeckrabem and Heraus-
nt^ ^ob^rv^tectidi MuHisieâksii Gg<&htes* unseres könig-
r?tHiibMQitf:^ üiUKkBMSi^ mir am ^ testkntisch herzustellen,
:$tHi^ Olli' >»Ufee Smoäck ta G8 mììgikk kt^ uid um kurz anzu-
j^^jigM» ^«4;^ ìcài 3tìr >iÑtt Lvi^Qft víesseiben denke. Was die £în-
>d»»¿%u<$: >^atdl» s^ ^tK:kt «$ imttir den ctatí¡^as de escamh* e mal-
in^*' >:*ci«^ <i^ vmm Ailbtfc^X spricht rm in der ersten Person,
sÌQ<s» jfekA^;;!^t^^MÌtitìdi itti Namen und aas der Seele eines andern,
4^03$«:^ >K>t«i«CÒt 4111^% vnmcmiiieiie Selbstbekenntnisse ihn ergötzt
^S^ ïtt^4H«ii% Awch was Gedankengehalt, Wortreichtum und
vMMmuuhkM^ t^i^«v«}^4kktHt des Rkjthmas betrifit, gehört es zu den
tNi^t^ ^^^ÒHK r^istiscben Scherzgedichte
Wi<^ UMti $t9h^ besteht es ans 4X13 Zeilen, Septenarios, unter-
tnìMH mit 2^ve¿»übiiem, an 2. und 4. Stelle. Jedes der beiden
$Uvi>h<?iH**^*"^*^ unterscheidet sich durch den Reim. Dieser aber
kKl utimittt^lbar gebunden, was dem Liede einen frischen volks-
iieiUSi^ü Tou verleiht. Zwei weibliche Reimworte wechseln mit
^ÒH^m männlichen: ^-aräo "On ^inha in Str. i und 2; -ado ^ar -eiro
in ^i und 4. Am Schlüsse aller Strophen kehren die damit als
AvM^au^ï^unkt oder Thema des Gedichts gekennzeichneten giftigen
$kv^(>i<.>n<> wieder; nicht als Kehrreim, doch kehrreimartig.^ — Wei-
liMV linier nach gleichem Schema
7177 7tT77777
« * * * • • *
aabbaabboobbo
«tud mir nicht bekannt.
^ Man w«rfe einen Blick in Braga*s metrisch wie sprachlich völlig mifs-
gUkkUn Abdruck. — Gut sind daran nur einige aus Monad's Note herüber-
l^nomiuvn» l'refter.
* Waruiu C. de Lollii nicht CV mit GB collationiert hat, ehe er seine
Studio? vcroftentllchte, ist mir unklar.
* l>Mk wiirvi nach der im OA von mir befolgten Charakterisierung: Can'
(i^n U4 m^^iirim 4X13 — Setenarios e Binarios nos versos 2 e (> de cada
0iUi^^ — Cf//<ii doàras: AAbbaabboobbo — Rimas breves e Itm^as:
• ««i/t* •*>»# ^%nha nas estro/kes l e 2; »ado ^ar -eiro nas estrofkes ^ e ^^
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIBDBRBUCH. Zjg
(25.)
Non me posso pagar tanto
do canto
das aves, nen de seu son,
nen damor, nen d' am[b]içon,
5 nen d'armas — ca ei espanto
por quanto
mui [mui] pengosas son —
come d' un bon galeón
qne m-alongu' e muit' aginha
IO d' este demo da Campinha
u OS alacrSes son.
Ca dentro no coraçon
senti d' eles a espinha!
£ juro, par Deus lo santo,
15 que manto
non tragerei nen granhon,
nen terrei d' amor razon,
nen d' armas — porque quebranto
e chanto
20 ven d' elas ced' a sazón —
mais tragerei un dormon,
e irei pela marinha,
vendend' azeit' e farinha;
e fugìrei do ponçon
25 do alacrán, ca eu non
mi sei outra meezinha.
Nem de lançar a tav(o)lado
pagado
non s8o, se Deus ro' ampar,
30 oimais, nen de bafordar.
O andar de nout(e) armado,
sen grado
o faço et o roldar!
Ca mais me pago do mar
35 que de seer cavaleiro,
ca eu foi ja marinheiro,
e quero • m' oimais guardar
do alacrán encontrar
que me foi [picar] primeiro.
40 £ direi -vus un recado:
pecado
ja mais me pod' engañar
que me faca ja falar
en armas, ca non m' é dado.
45 DOado
28o CAKOUNA MICHAELIS DE VASCONCBLLOS,
m' é de ar én razOar,
pois las non ei de provar.
Ante quer' andar sinlheiro
e ir come mercadeiro
50 algtia terra buscar
a me non possan culpar
alacrán negro nen vciro. (Ind. 467 = CV 63.)
2 tanto — 3 dues — ^ da miçô — 8 b^o ; statt böo, das vor dem Sub-
stantiv zu hon werden mufs. Sowohl bei Monaci als auch bei Bra^a figuriert
im Namenverzeichnis D. Beno Gaìeon\ — il hues ala traes son. Daraus
wurde bei meinen Vorgängern: hu é mala traesson (tratcon) — 18 ^ ötäco —
20 ne — 22 marinha — 23 uedenda zeue effarma. Braga druckt a ceV,
als handelte es sich um Talg. Ob er aceb* schreiben wollte und an aterre
= acibar dachte? Die Form ohne r existiert jedoch nicht. Dafs übrigens
Talg und Aloe an Bedeutung dem Mehl gleichstehende Handelsartikel sein
könnten» wird Niemand behaupten. — 24 effuguey da pacò — 25 alarram.
Passo do alazäo pafst weder in den Zusammenhang, noch in den Reim. —
26 phy — ouq(ü)a — 27 Entweder ist nem zu streichen, oder tavlado zu
setzen (wie auch in CV 955). — 29 sfco — 30 adeo» woraus ich nichts zu
machen weifs. Ersatz zu schaffen, wie ich versucht habe, ist leicht. A dia
fur de dia, im Gegensatz zu de noute der 31. Zeile, pafst nicht ins Versmaß
und ist unportugiesisch. Doch welche Lesart bietet CB? — 33 grad offaço
z a rolda — SS f/^'" caualro — 36 i.Sg., wie unzählige andre Male. —
38 — 39 do alacra e có'nar, woraus Braga coronar macht. Es scheint in Z. 39
ein zweisilbiges Zeitwort zu fehlen: picar, ferir, chagar, oder sinnverwandtes.
Culpar wie in Z. 5 1 wäre auch zu brauchen. Ich wähle picar, im Gedanken
an die weiter unten angeführten Sprichwörter. Paläographisch läge jedoch
tornar näher als encontrar. Dann mufste man Konstruktion und Sinn ganz
verschieden fassen und in Z. 39 anders ergänzen. Etwa:
e quero m* oimais guardar
do alacrán, e tornar
[o] que [eu"] me foi primeiro
im Hinblick auf die vorausgegangene Zeile ca eu foi ja marinheiro — 42 ia
ia mei. Hier steckt offenbar noch ein Irrtum. Die erste Hälfte der Schlufs-
strophe befriedigt nicht, doch ziehe ich vor, an den überlieferten Buchstaben
festzuhalten. — 44 dad — 46 do ad me deas en rrazonar — 48 qanday —
49 com — culpa a lacra negro ne ueys.
Unkriegerisch gesinnt, hat einer der Unterthanen des Königs
von Leon und Kastilien — das Lied selbst bezeichnet ihn als
einen Ritter — widerwillig Felddienste gethan, wozu Rang und
Gesetz ihn vermutlich zwangen. Nach dem Meere sehnt er sich,
nach einer frischen Seebrise, einer guten Galeone, oder einer hurtig
segelnden Dromoney auf der er seine Waaren von Hafen zu Hafen
fahren kann. Weder Vogelsang noch Liebeslust, weder Ehrgeiz (?)
noch Kampf, weder die Tracht des hoffähigen Kriegers (Mantel
und wallendes Haar, bzw. Vollbart?) 1 noch Ritterspiele verlocken
ihn. Uns unbekannte Ereignisse haben den in ihm schlummernden
Hanseatengeist geweckt — ca eu ja fui marinheiro! Vor allem
aber haben körperliche und seelische Schmerzen den Wunsch nach
^ ^^Q^^^^^^* grenhon, grinhon bezeichnen aport. meist üppigen Bart-
wuchs (CV02. 74, CM 86. 293); doch auch das Haupthaar (CV 305:
granhdes). — Nach CV 02 vi un coteiffe de muy gran granhon scheint es
sich mehr um Kriegs- als um Hoftracht zu handeln.
RANDGtOSüEN ZÖM iLTPORT. LIEHEKBUCH. 281
Freibeit und Einsamkeit gezeitigt — ante gutr andar tinlheiro. Näm-
lich der Bifs giftiger Scorpione und girtigcr Stachelzungen, denn
alacrán ist doppelsinnig, wie die Klage zeigt, sie hätten ihn Uli ia
the core 0/ his heart verwundet.'
Wann und wo? Während einer der andalusischen Unter-
nehmungen und vermutlich in den sechziger Jahren, wie die
übrigen Kriegsgesänge, iu denen König Alfons die Schwächen
seiner Vasallen lachend geirselt.i wenn anders die Campinha die
helfse Niederung des Guadalquivir ist, weicher dieser Name eignet.^
Und wer ¡st der so unheldenhafte Held, den er an den Pranger
stellt? Einer jener sentiraeulalen Gallizier, denen man so oft nach-
sagt, dafs sie, als Schweizer der Halbinsel, vons Heimweh nach
Meer und Gebirge (soidade, saudade) oder der morrinha gathga,
einfachem Landleben, der gaita de /olles, der mumheira und dem
melancholischen alatala gepackt werden, nicht blofs in den kasti-
lischen Einöden, sondern überall wohin das Schicksal sie führt?'
Wie gefürchtet alle Arten Scorpione auf der Halbinsel waren
und sind, zeigen zur Genüge die Sprichwörter: Si te pica et alacrán,
llama al cura y sacristan — Si te pica el alacrán, fres dias comerás
pan — Quien de alacrán está picado, la sombra te espanta. Für be-
sonders giftig gilt der schwarze, o lacran da unha negra (span, de
uña rtegrd)fi Gewifs ist es derselbe, den König Alfons negro nennt.
Veiro (variui) hingegen mag eine scheckige, vielleicht auch die
blafs rötliche Species sein, die, soviel ich weifs, heute die aller-
verbreitetste ist." Von beiden besitze ich Exemplare (4 — 5 cm),
die bei Moncorvo für mich gefangen wurden — in derselben
Gegend also, wo der böhmische Freiherr Leo von Rozmital seiner
Zeil, mit den Augen der Frucht, Scorpione grofs wie Jagdhunde
entdeckt hat' Dafs ihr Stich tötet oder wahnsinnig macht, ist
' Niichwci&en kann ich Alacrán a\% aleunha von beslìminten Pcisonen
Treilich nicht.
» H. Randglosse VI.
* La Campiña biers beli»nnt]Ích die den Minren entrissene Provini,
welche Cordova, Basna, Edja und Lucena umfnfste. — Ediisi, Ed. Leyden,
p. 174, — Sie wird im 13, Jh. ofi erwihol. Von Alfons X, mit Beiug auf
seine andalusischen Feldzüge in den CU z. B. SIB, 9. U.
* Im I4' Jh. war dieser Rnf schon traditionell, — Aus det Chronik
Alfons' XI. stammt der Satz: Las de Galicia eran ornes di mnnfaiìns que
avian muy grave de los sacar de ta fierra. Freilich folgt der Zusali a menos
de Us dar alga {Cran. Alf. XI CXII!). Für gewinnsüchtig gill der Galliiier
noch heute.
* Id Portugal steht neben alacrSa noch alacral, alacrau, alacrae, alacrd
lacran, ¡aerai und iacrau (Minho) nebst lacraia {Tras-os-Montes. wegen ìacaìo,
lacaittì). — Braga scheint da« volkstümliche Wort nicht zu kennen. — In
seUem Glossar steht alacrd = ttcido antigo; daiu kann nur die Fatben-
bezeichnnng negro ou veiro ihn veranUrst haben. — Uebei die Etymologe
«.Doxy (oder auch Körting 344).
' Ich glaube, dafs die röliiche die gewölmÜche mitleUändische Ari ist
(scorfio eurofaeus); die schwane aber eioe afrikanische {scorbio lunelanus
oder maurus).
1 Bibl. Litt. Ver. Shirt. Vn p. 77 u. 179 (oder Libros de An/aaa VIIT 83)
/n circumjaeenlibut monlibus magna est copia serfenium. scorpion ' '
ZSZ CAROLINA ÏUCHAELIS DE VASCONCEtXOS,
eia Dogma. Und wo nach mindestens achttägigen peínígendeti
Schmerzen Heilung eintritt, glaubt das Volk an ein Wunder; ein
klein weiüg auch an die Kraß des angewandten ûui'U d' alacrat^
(port, anidra lie a/acräfs) oder der scoronerà htpania.^
Das von Aifons für eine Art Segel las Ischi ff angewendete grie-
chische Wort dormon ist auf der Halbinsel, wie überall, nur im
Mittelalter übtich gewesen. Aus galüzisch-port Quellen kann ich
sogar kein andres Beispiel anzuführen. Doch hat Lissabon gewifs
mehr als das einzige Mal, von dem ich weifs, einen dromon (oder
eine dromunäa ^ mhd. dragmund, tragmuni) in seinen herrlichen
Hafen einlaufen sehen,*
Nachtrag. Während die im Herbst i8gg niedergeschriebenen
obigen Selten in Strafsburg ruhten, erschien in Italien ein Aufsatz,
in dem C de Lollis sich mit dem hübschen Seemannsliede befafsL*
Den Inhalt beurteilt er ganz anders als ich. Er glaubt Aifons X.
in seinem eigenen Namen ernst und gramerfüllt reden zu hören.
Und zwar gegen Ende seines reichen ruhelosen Lebens, als der
kastiliscbe König den bekannten schmerzlichen Prosabrief nach
Afrika sandte, bei seinem allen Feind Abu-Jusuf Milgefühl und
Hülfe suchte und ihm die Krone als Pfand anbot. Ja, der das
Grundraotiv unsres Gedichtes bildende Wunsch, das Heer zu be-
fahren, giebt in des Italieners Augen sogar der sich an den editen
Prosabrief anlehnenden melancholischen Ich-Romanze
lo sali de U mi licrra
p»ra ¡r a DìoB »er vit
gröfsere Authentizität, weil in ihren letzten Worten aus des Mon-
archen Munde die gleiche Absicht tönt, wie weiland Apollonins
auf hohem Meer zn enden
I »c morir ea las ondas
I
. Scorfionei sunt eanû ftaalírii midiccris magmltidint, terg»
varialo et pido, guales nulius unguam nostrum consfexit.
' Similia ¡imilibuí und nomrtt omen. — Ich denke an die Lanze Achilb
und an die pottugiejischen Sprichwörter; d mordedura de c3o. fello Je cüo —
a fetida de c3a com pello a
■ Siconanera
éiconanera von scorpione abzuleiten soil leider nicht angehen? Man
toll bei cortice stehen bleiben (Körtiog Z924)? Jedenfslls aber hat dai Volk
die beiden Worte und Dinge im obigen Sinne in Beziehung zu einander ge-
bracht nnd sieht in der scarsonera hispánica cinc Anli-Scorpion-Wureel. —
KaM. eiconott, nebst pathologisch daraus gebildetem escuena, kaL estorse
etcurfó {•nä.T'ittm, cap. 85 p.lSî), çatuescorfOo, ilal.iiTDrdjn/ giftige Kröte.
* im J. 1184. bei cinca vergeblichen AngrifT der Almobaden. — S. Here
n 463 nach R. de Diceto {Imagines Hiiloriarum, apnd Twisten, Hist. AngL
Script, p. 614). — Uebcr o(fòn<ar, mlat. dromon [lai. Elym. XIX l, 14),
all&i. dromon, span, durmon dromon [Gran Cong. IV e. Jî), port, dormo»
vgl. Do Gange s.v. dromones; den allipan. Alet. 1861; Diei El.t^t^; Kör.
ting 37OJ. — Gaud, de Figueiredo betont drimon, als wäre der gtrech, '
mabgebend, i\t Unrecht, wie uosre cantiga tcigl-
' Siud. Ftl. Rom. vol. Vni 380—386, Ich erhielt da» betögliche
' n Joli 1900.
1. Accent ^^
: Hell 2X H
I
RANÜGt-OSREV 7V%Í Al TrORT. IIEOERRUCH. 283
Darauf erwidre ich einerseits, dafs wir von Alfons X. kein die
Romanzenform des XV. und XVI. Jhs. treu vorbildendes Gedicht
kennen und überhaupt nur ein kurzes span. Vess&agraent;' dafs aus
dem XIII. and XIV. Jh. keine Romanze vorhanden ist; dafs nichts
die geschickt den Ton der Klageromanzen nachahmende Schöpfung i
als allertúmlich ausweist, weder die Sprache noch Glossen, noch
Nachahmungen, noch Citate; dafs Alonso de Fuentes, der erste,
der sie 1550 mitteilte, wahrscheinlich ihr Verfasser ist, sich der
Romanzenform bemächtigend, um in archaischer Sprache diese wie
andre poetische Geschichtsepisoden frei umzugestalten.*
Andrerseits vermag ich an den abenteuerlichen Wunsch nach
einsamem Seefahren von seilen des 60 jährigen kummervollen
Monarchen nicht recht zu glauben. Jedenfalls nicht daran, dafs
der von Kindern, Freunden und Vasallen verlassene, dessen Ausrut
□Dnca assi foi vendudo
rey don Sancho en Portugal
wir bereits kennen, in einem so frischen Gedicht in kunstvollen
nnd leichtfürsigen Strophen seine geheimsten Gedanken preis-
gegeben hätte. Und wenn schon — niramerraehr konnten sie
dahin zielen, in einem Lastschiff an der Küste als Oel- und Mehl-
händler entlang zu segeln: vendend' aseii' e /arinha! Nimmermehr
konnte damals der Verfasser von Marienliedern der Liebe, dem
Ehrgeiz, Waifenspiel und Kriegsdienst (langweiliges Postenstehen
bei Nacht miteinbegriffen) entsagen.*
Ich bleibe dabei, das Gedicht als ein im Namen eines Andern
voller Ironie gesprochenes Scherzgedicht aufzufassen — eines Qi-
valeiro, dem thatsächlich die giftigen Scorpione der andalusischen
Campinka und, infolge seines wenig mannhaften Benehmens dabei,
auch die giftigen Zungen der Genossen^ wehe gethan und den
Kriegsdienst verleitet hatten.
Was den Test betrifft, so freue ich mich der Ueberein Stimmung
in unserer kritischen Bearbeitung, bemerke aber, dafs leider in
diesem Falle die Einsicht in CB zur Textverbesserung nicht eben
viel beigetragen hat" In folgenden Einzelnheiten scheint mir
Lollis das richtige getroffen zu haben.
Er setzt alacrá, wie Z, 38 und 52, und PI, alacräes, wie Z. 11
» Cfr. Grundri/s nt> 181
' Sie hebt wie alle Klageroin«nien dci XV.
DBiuen an, gebt dann aber za d über.
' In der betreffenden Romanie sind die Ere
den spätecea vom Jahre llSi gemischt.
' Eh ja fui [foi) marinheiro halle Alfoni lut Not
SeviUi, an seine Kuute von Alicmte nach Tunis (1257)
von Valencia nach Tarragona (1274) denkend.
* Darauf weist das culpar = „anklagend schädige
Strophe bin.
* Z.yi a de 9 bleibt nngelöst,
G. Baiit {§ 41 und 53} erwähnt die Ro-
id XVI. Jhs. mit /-Asso-
isse des Jahres 1174 ndl
Not sagen Itünnen, an
und an die Flucht
der letzten
Ib Z.7 «ntctBfal es LoMi, dfe Mlcnde SObe xa oginzen,
a wâ dardi Wiedofaol^ig vom m^ odv <hnk Seixang von muflo.
Z. lOL Aas ai^^âiia den SigeBBaaMB henosEiüesm ist ihm
- Gegen ttk àóm A a^^Ñ*« ht absolot nichts
" " - - - £jjj ^¿jg](tjy
Z, 19. 22. 24 und oft Won der Accent anf / and dì Er
eottpódit dei AuBpndte dnidons nicbL
Z.Z4. fímtam hat mit fmrnf*» < pmmaeiit nichts zu than und
bedeuet kemenregs «Stich oder Gdff mit den stachligen Fang-
Es ist nejmcfar p&ii^mt, mit dngeiogtem Nasal wie im
Wfon. potila, imd bedientet Gift von Nattem, Sdilangen, Drachen,
Scorpionen, Spinnen nnd andera iKten. im Gegensatz eu htrha
htrhula «Fflanzengifi".' Man vergleiche im geistlichen Liederbach
dea Königs Gedicht No. t8i^ Dann lautet der Refrain:
Ben pode Sancii María
guarir de loda pofon
poti madr' i do que tríUoa
o basilis-^a' e o dragon.
Und in der vierten Strophe hcifst es i-o o pcf^n tallou d' da d. i.
1 verwnrnJcten Ungetüm {p<scha), dem Drachen, von dem
die üelierHcbfift erzählt: Ftia é dun omt cut ya a Sania Maria dt
Salat ti ackou un dragon na carrríra cl mali' o et il ficou gafo do
puf on ti poü taca- o San/a María. In einem andern Liede (CM
" S, EUgiada Cinto XVI Sir, il (ed. 1785 bici« alacriu).
• Cf. Cane, de Saena No. 203, 7 Peer muerde que alacrán und Celestina,
•d. Vnleht-Delbosc p. 29.
• S, Mende* Piato, PertgrinafSes e. 161.
• Die Gruodforni mil auslauten de m i bielel das Morisko-Gedichl A. 173;
ütatrobri r gusanos ..Grabirirnier".
• Ci Rev. Lui. I Ï98.
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 2S5
226, 8) ist von Spinnen die Rede {agiul poçon tan lixoso). Wie man
sieht, war das Wort doppelgeschlechtig, männlich vielleicht weil
das Volk darin ein Augmentativ eines vermeintlichen po{o erblickte.
Heate ist pocäo weiblich und benennt den Arzneitrank. Piçonha
aber — ursprünglich „Vergiftungsmittel" — ¡st Verbalsubstantiv
von ptçonhar, s^s.tí. posoüar pomoñar <i poüonare.^ Vgl. altportug.
pofoetiio für pdf Strilo im Josalat 42 und tnpcçdado CH 169, 3.
Z.2b. Es ist ¡hi «= „ihm" und nicht l/i' y zu lesen, da kein
Rückweis auf poçon [nella puntura, wie Lollis annimmt) darin
stecken kann.
Z. 27. Die alte, eigentlich kastiliscbe, doch auch in Gallizien
und Portugal übliche Form für „Gerüst", die spater mit der Sache
nicht verloren ging, wohl aber auf „Theaterger üsi" und „Schaffot"
übertragen ward, ist dreisilbiges lavlado, bzw. labiado tauhdo. Die
üblichen Wendungen sind laucar (seil, ptdras) a ¡aviado {span, ¡ansar
à tablado), ferir lab¡ado {Aleï. ijqç), brüar o lavlado (vg!. CV 966)
(span, ¡ansar el tablado). Heute sagt man in Portugal mit Bezog
auf Spieihäuser lavolagem, tavoleiro, ¡avalado.
Z. 31. Warum mite statt noute, da dei Diphthong ou sich in
beiden Liederbüchern fíndeL?
Z. 31 und 33. O andar . . . e o roldar scheint mir nach wie
vor sinnen Isprechend er.
Z, ¡b. In der allen Sprache ist die Scheidung von Jui i. Sg.
und /oi 3. Sg. noch nicht durchgeführt. In Z. 39 liefs auch Lollis
ruhig /oi für i.Sg. bestehen.
Z. 41^43. S. oben. Ich verstehe: Der Teufel (pecado, ohne
Artikel wie dimo) wird mich nimmer wieder verleiten {Ja mais me
pod' engañar), von Waífen zu reden (cue me faca ja fa¡ar en armas),
denn mir ist das nicht gegeben (in non m' ¿ dado). Ueberflüssig
ist es (ür mich darüber zu disputieren [DSado m' i de ar ¿n rasBar),
da ich mich ihrer nicht länger zu bedienen haben werde [pois ¡as
non ei a provar). Siaít fatar läse man gern pegar.
Z. 45. DSado, neben enddado von don, ursprünglich immer mit
nasaler Resonanz. Vgl. z. B. CV 131, 16. 237, 14. 570. 16. 1165, 21.
US?, S - — wenn das Til auch bisweilen über dem a stehl.
Z. 48. Sinlkeiro seniheiro <, singu¡arius kommt in der Bedeu-
tung singelo „einfach" im Allport nicht vor. Der Sinn ist hier,
wie stets, „einsam und allein"; später in abgeleitetem Sinne: „ab-
gesondert, sonderbar". CV 454, 2. 771,1. 772,7, 897,2. 900,8.
992, 11 {soa sinÜiiyra). 1002, 8. 1099, 8. UeO, 18.
VI. Kriegslieder.
Geneles. — Non ven al mayo!
Unter Einbeziehung einiger andrer, mehr oder weniger groU-
getiänkter Spöttereien auf Ereignisse der andalusìschen Grenzkriege
' Ct. gmll. vitonha neben visSo<^vi
aSü CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
aus der Zeit Alfons' X. hat mein VorgäDger ■ sowohl das ktiege-
rische Mailied, welches an den miti el alterlichen Brauch anknüpft,
am 1. Mai Heerschau über die für den SommerfcldEUg gegen den
Erbfeind verfügbaren Truppen ahzuhalten,^ als auch die mciser-
hafie Schlachtschildi'rung förderlichst untersucht, in welcher der
auf seinem Berbcrrofs anstürmende Gentle und der furch [gel ahmte
Coleife einander gegenüber gestellt sind. Und an seinem End-
ergebnis ist nicht zu rütteln. Die Cantiga, welche mit dem Prä-
ludium anhebt:
0 gene le,
1 alraiai corredor
o coteife eoe pavor —
sie betrifft einen Sieg der Mauren über die Christen zur Sommer-
zeit im Flnlsgebiet des Guadal(¡uivir.3 Und das temperamentvolle
Sirvent<;s, dessen hübscher Kehrreim dieser Mitteilung zum Neben-
litel dient, ist keineswegs auf einen einzigen Verräter gemünzt,
sondern der Zomausbruch eines kastilisch-leonesischen Fürsten
gt^gen eine ganze Reihe lässiger, abtrünniger und selbstsüchtiger
Vasallen oder Verbündeter, die ihn im Kriege verlassen haben.'
Der besiegte Monarch des ersten Gedichtes wie der schmählich
im Stich gelassene des andern, der in wildgewordenem Humor
sein eignes Mifsgeschick verlacht, ist kein andrer als Alfons X.
— d. h, der Verfasser des Salve Rainha, womit die als Werk eines
Rey de Castella e de Leon bezeichnete Gedicbtgruppe anhebt,
in welcher die beiden Lieder enthalten sind.
Wenn ich trotzdem darauf zurückkomme, so mag zur Ejit-
schuldißung dienen, dafs es Cesare de Lollis weder geglückt ist,
die Ereignisse und die Zeit noch den Ort genauer herauszuschälen,
auf welche die Gedichte sich beziehen, noch auch sämtliche Einzel-
Anspielungen darin ausreichend zu erklären. Dunkelheiten über-
genug sind übrig geblieben, um immer von neuem zur Forschung,
teils im Liederbuch selbst, teils in den historischen Quellenschriften
' SiMd. Fil. Rom. IV 41—56.
* Die EtnberuTuag (0 chamamenio, et llamamiento') geschali viel frSber,
oft im Febmar. Die Mosate März und April dienten ziu Vorbeteitung.
" Stud. m. Som. IV 51: ... cai Mori eembatti ripetutamente Ai/aiue X.
e ad una deUe fante battaglie che accaddero puh riportarsi la descrivane
della tant: 74 . . . il teatro delle guerre Ira Alfonso X ed i Mori Ju quasi
sempre il suolo d" Andalusia che il Guadalquivir attraversa per lungo tratto
del suo corso. — Nfihtrc» iibfr den Kampfplali folgt weiter unten. — Die
Möglichkeit, dils es sich um Alfons VIIL und die Schlacht von AUicos
handeln kennte, war vorher (46 — 47) erörtert und mit stichhaltigen Gründen
zurückgewiesen worden. Aach die andre, Alfom IX. und der Sieg von Las
Navas sei im Spiel. — Von Alfons XI. ist nicht die Rede.
' Sfogo d" un principe contro la defetione dei suoi vaísalli o dei suoi
alleali (49) . , , petrebòe alludere ai tradimenti e alle disenioni di motti tuoi
sudditi (SI).
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 287
inboieizeD. Beim Vergleich der Lieder unter einander und durch
Stadien der Prosawerke des 13. und 14. Jhs. fällt dann bald hier-
bÌD| bald dorthin ein Lichtstrahl und verhilft zu sachlicher Aus-
deatang von Formeln, Begriffen, Anspielungen. Als solchen Licht-
blick betrachte ich die Einsicht, dafs eine in mehreren der ein-
schlägigen Gedichte enthaltene Vocabel ein unauffälliger, von dem
ital. Gelehrten nicht beachteter Wegweiser zur Bestimmung der
Entstehungs-Gelegenheit und -Zeit ist Ich meine das Wort GeneU.
Auch ziehe ich noch andre Kriegslieder von Vasallen in Be-
tracht, natürlich nicht ohne zu versuchen, sie textkntisch herzu-
stellen, so arg verderbt auch einige darunter sind.
De Lollis hatte ausführlicher die vier Gedichte des Königs
bebandelt (CV 69. 74. 77. 79 = I — IV); nebenbei zwei von Pero
Gomes Barroso (CV 1065. 1056 == VII— Vili); eines von Gil
Perez Conde (CB 1520 = Xll); ganz flüchtig noch ein Stück
von Affonso Mendes de Bèsteiros (CB 1558 = IX). Ich füge
ein weiteres Liederpaar von Barroso hinzu (CV 1063 und 1054
= VI— VII), sowie etliche von Gil Perez (1616—18. 1522—24).
Ms Anhang betrachte ich dann ein paar nur indirekt damit zu-
sammenhängende Kriegsgesänge von diesem sogenannten „Grafen''
wie auch von Bèsteiros (1625. 1526. 1530 — 32 und 1550). —
Bas aller Wahrscheinlichkeit nach in dieselbe Zeit gehörige Lied
vom Seemann ward in der vorausgehenden Randglosse schon be-
sprochen.
A. Die Gedichte
26 — 29 von Alfons X., Rey de Castella e de Leon.
I.
(26.)
Don foan, quand' ogan(o) aqui chegon,
primelrament' e viu volta a guerra,
tan gran sabor ouve d' ir a sa terra
que logtt' enton por adail filhou
5 seu coraçon; e el fex-lhi leixar
— po'- lo mais toste da guerra longar —
prez e esforco, e passou a serra.
£n esto fez com' [om]e de bon sen
en fìlhar adail que conhocia
IO que estes passos maos ben aabia,
e el guardo[u] - o logu' enton muy ben
d' eles e fez -H de destro leixar
lealdad' e de seestro lidar
[e levou-o a Portugal (?) sa via!]
15 O adail é muy gran sabedor
que o guîou por aquela carreira,
porque [o] fez desviftr da fronteira
e en tal guerra leixar seu senhor.
CAROLINA UICHAEUS DE VASCDÜCSLLOS,
E dîrti-*iu al que Ihi fez leixat;
lo ben que podia (acer, por lieu,
íí'-lo pocT alen a Talaveiti. —
&Iuiio Toy ledo, se Deas m« pcidon,
qaando se viu d' aqueles pasïos fora
que vus ja dix', e diss' ai essa ota:
15 „Pac Deus, adiil, moil' ei gran mon
de sempre vus mia fazeoda leixai;
e ja mais nunca cuìdei passar Lora!
E ao demo von acomendar
30 prez d' este iniiDd(D) e armas e Ii<kr,
ca ben é jogo de que oroeo chora."
(CV 69.)
CV: \ ffeSo. Diese dreisilbige Form Vax fulano, die häuSg vorkomml,
isl an dieser Stelle unannehmbar, doch liegt kein Grund vor, sie statt iti
zweisilbiges foon, in yoan oder gar in yo3a umzuwandeln. Weiteres im CA.
Man mocble Jian belotien. — 3 uelta t guerra — 4 logúete — 7 es/orcc —
S /et — bÍB. Vor dem Subst. ist die apokopierte Form die gebräuchliche,
was uns zwingt, eine Silbe einzuschieben. Stati om (wegen der Wiederholung
ausgefallen) könnte et auch o sein: fei a come de hon seit ^ <¡ eu —
13 íeesira leîxar lidar — 16 pem qla — 17 dtsguiar; ein mir UDbekanotea
Wort, wogegen desviar oft vorkommt, z. B. CV1B08. — 18 seno' — 19 ues
— 10 peda — II Í feie 0 — calaueyra — 27 mùua desft legasftta —
30 lidax — 31 ca nò, was mir widersinnig vorkommt. Wer dem Kriegs-
handwerk Lebewohl sagt, kann nichl iulsem, dasselbe sei ein Spiel, das der
Mctisch nicht beweine.
Heuer in Z. i zeigt, daTs unser Gedicht, wie alles Gal lizisch-
Portugiesische, bald nach dem Ereignis gedichtet worden ist.
Wenn nicht im Feldlager selbst, so im Winterquartier nach Be-
endigung der Campagne. — Zu voUa a guerra^ „den Krieg er-
öffnet" vgl. man Espejo III 5, 17: ìa halaHa es vuelta und siendo ¡a
batalla vuelta: „sobald der Kampf sich entsponnen hat"; „sobald
man handgemein geworden war". — Adail (altspan. adalil, neuspan.
adalid) (4) war der offizielle, aus dem Arabischen übernommene
Name des Wegführers bei Einfällen in Feindesland, Et rangierte
gleich nach dem eigentlichen Heerführer oder cabditllo, wie man
aus den Gesetzen des Espejo ersieht (111 8, 3 — 6 u. g), und war
natürlich ein Leichlberil tener.' — Die Serra (7) ¡st aller Wahr-
scheinlichkeit nach dieselbe, welche der Held des folgenden Stücks
überschritt Möglich dais es sich sogar um die gleiche Persön-
lichkeit handelt, die auch in No. VIII Zielscheibe des Spottes ist
und zufälligerweise den Namen Joan führte.
In der fehlenden Zeile 14 vermute ich eine Ortsangabe, wie
am Schlüsse der übrigen drei Stanzen, 1st der verhöhnte Feigling
wirklich der, welchen Affonso Mendes deBèsleiros auslacht, so
darf man Portugal einfügen. Das Reimwort mufste in -ia enden.
' Vgl. Uetcnlano IV 146,
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 289
Ir sa via ist eine im Liederbuch an die hundert Mal gebrauchte
Formel für ,^ich auf den Weg máchenos ,^uf- und davongehen'S
nausreifsen".
Habe ich recht mit obiger Annahme, so dürfen wir an
Talaveira la Real bei Badajoz denken. — Mit calaveira (Hispanis-
mus für port cavara „Totenkopf"?) weifs ich hier nichts anzufangen.^
Und der Ort Calavera (Murcia) würde uns in ein von Granada,
dem Guadalquivir und der Campiña allzu weit entferntes Gebiet
führen. — Carreira (16) ist im Liederbuch wie in den zeitgenössischen
Prosatexten das for „Landstrafse, Heerstrafse" gebrauchte Wort.
Lora del Rio (28) liegt nordwärts von Sevilla.
(27.) n.
o genete
pois remete
seu alfaraz corredor
estremece
5 e esmorece
o coteife con pavor.
Vi coteifes orpelados
estar may mal espantados,
e genetes trosqniados
10 corrían -nos arredor,
e . . . . mal aneados
perdían a [sa] color.
Vi coteifes de gran brío
eno meio do estío
15 estar tremendo sen frió
ant' os mouros d' Azamor.
£nchia-se d' eles río
qu'Auguadalqoivir mayor.
Vi en de coteifes azes
20 con azes
mais ca rapazes,
e ouveron tal pavor
que os sens panos d' arrazes (?)
tomaron d' outra color.
25 Vi coteifes con arminhos,
conhocedores de vinhos
e rapazes dos martinhos,
qne non tragian .... or
sairon aos mesquinhos
30 .... todo o peor.
^ Ais Hispanismus wäre es im Gallizischen nicht unerhört. Wir fìnden
^^ amena arena u. a. m.
Zeitochr. £ rom. PhiL XXV.
19
ago CAROLINA mCHAELIS DE VASC0NCELL08,
Vi coleifes e cochöes
con may [maïs] longos granliSes
que as barvas dos cabrScs,
BO son do aUmbor
35 os deitavan dos arçOes
ant' os pees do sea senhor. (CV 74.)
Das bemerken iwerte Gedicht íil leider veistñmmelt , besonders in den
Millelstrophea ; rettungslos, wenn nichl das Studium von CB Aufklütuag bringt.
— Braga bit im Raten das Mögliche gcthan ; doch wei möchte dafür einslehen,
dafs ibm all and jede Lösung geglückt ist? — Atii den Buchstaben Monad's
weila ich für Z. i3 — 20 und 26 — iS nichts Befriedigendes berausziileseiL —
4 estri nule — 6 conpanar — 7 coteyses — Ili gnhänos — 13 Vcotàffos
degranhS — 15 fiÄ l6 ditamor — 17 — 18 ehias/e dilles rrô § augua
dilq^uir — 20 — 12 cois ¡guates auù proret ea rrafates eou cd rafa turò —
aj da naiis — 2$ coieiffos — 36 coHho(edois de vyös — 17 rrafaios —
î8 rragiä ¡etiü taira — 2g z /erto ledo o peor — 3t cochees
Die ersten sechs Zeilen, so gewandt und hurtig sie auch,
volkstflmlicheD Ganges, ei nh erschreiten und so klar ihr Sinn ist,
erregen dennoch verschiedene Bedenken. Sie weichen in ungewöhn-
licher Weise von den nachfolgenden ab, nicht was den Rhythmus,
wohl aber was Zahl und Anordnung der ZeÜL^n und Reimbildung
betriffl.' Haben wir sie als selbständiges, fragmentarisch erhaltenes
Lied zu betrachten? Î Als Anfangsstrophe? Dann wurden ihr in-
folge schlechter Ueberlieferung zweimal sieben Silben am Ende
fehlen? Als blofses Präludium (Thema oder Motto) zu der nach-
folgenden Schilderung, mit deren Strophen sie sowohl den Gegen-
stand wie den Reim -or gemein hat? Oder, wie ich annehme,
als Kehrreim, der vorangestellt ward, wie immer in den Cantigas
de Mariai Dann fehlt, wenigstens in der einen ital. Abschrift,
jede Andeutung der Wiederholung am Ende der Strophen.^
Diese in sechs Reihen aaboob aufzulösen (und nicht in vier,
wie Braga me^kwürdiger^^'eise gethan hat), ist Pñicht,^ da auf jene
' Rbylbmisch haben wir sie als eine Nachahmung proveni. Voibllder zu
betrachten, wie ich anderwärts zeige (vgl. Sandgl.Wl S. 15S Anm. 3 und
Caticianeira da A/uJa), Doch auch im portug. Liederbuch ist sie kein llDicom.
ParalleUtäcke, wenn auch mit Abweich ungen , sind: CB 244: Leonorela ßn
rosela — Bela sobre loda fror oder Senhor genia mi fórmenla — Vosi" amor
dt guisa lai und CB 1655 : Lop' Anaya non se vaya — Ca senhor se i" ora
Tay. Vgl. auch CM 800, wo Verse wie E onrada — Et amada — A fet
tanto que sen far — É precada — E loada — El será quatta el durar
nur ein Teilsiuck der Strophen bilden. Aehnlich ist auch CB 470.
* Monaci beíeichnet sie als No. 74, legi aber Vi csteifes die gleiche
Nummer bei.
> Das Schema ware in diesem Falle: aaababCCBDDB (Septenarios).
' CB 244 und 1556 sind wie lauter Siebensilhner geschrieben. Vgl,
Bartsch, Chreslom. Prov. 73. In CV 74 sind die Zeilen wie Prosa (oder
Musikttxtc) gedruckt. — Auch Lollis (45 Anm. 1) stellt die in Kurizeilen ler-
leg;te L«sart natürlich als die allein annehmbare bin und verficht sie gegen
BngB, dessen Text sonst übrigens nur im Worte estremenle Tehterhait ist. —
Wie LoUis den gatmen Rest der Cinione liest und deutet, teilt er sieht mit.
[ ZUM AUVOKt. UBUaCBDCB.
açi
I
Wdae zwar BinneiireíiDe < geronnen werden, aber kein Endreün
(sbcb).
Zn verstehen hat man: „Wenn der Genete sein fean'ges Rofs
com Angriff spornt, so ordttert und erbleicht der h&senhenige
Coteiie".
Ueber GentU siehe weiter unten. — Ueber CoUi/t, in dem ich
vergebens neben vielem andern einen Stamm- oder Völkemamen
gesucht habe, ist Randgleist I und IV za vergleichen.
Ob oTptlados (7), als Hispanismos, im Sinne von hurripüados
(mod. port ampiadoi) aufzufassen ist? Oder ob der Autor, ivie
ans den Worten arminkos und pannos d' arrazet durchzublicken
scheint, die moralisch als villBti gezeichneten und mit dem herab-
würdigenden Schmâbtilel cochSes bedachten Cottiftt als iuxuös aas-
gestattete ^^'eich- oder Lüstlinge {auripiüalos) charakterisieren wül?
Bei panos d' arrasts an flandrische Wirkereien aus Arras im mo-
dernen Sinne zn denken, geht freilich kaum an. Dais der König
ihnen gelegentlich seinen Pelzmantel bestimmte, wissen wir bereits.
Jedenfalls sind sie hier Berittene, und nicht FuCssoldaten, wie in
andern alfonsinischt^n Gedichten.^
LolUs liest mit Braga {statt com'am): t genel/s irosquiados co-
briam-itos a redor und denkt an Schaaren niedergemetzelter und
altem Brauch gemäfa im Tode gesdiorener Christen.* Damit wird,
meiner Ansicht nach, das ganze Schlachtbild gefälscht Abgesehen
davon dafs es durch nichts erwiesen und an und für sich höchst
unwahrscheinlich bt, dafs man am Leichnam massenweise im
Kampfe Gefallener die meinethalben abergläubische, aber fromme
ProsedoT vornahm, die aur Einsa^ung der ruhig in ihrem Bette
Verschiedenen gehörte,* sind die gcneles Irosquiados nicht tote und
besiegte Christen, sondern lebendige und siegreich das Feld be-
hauptende Berber, die den Feind umzingelten. Kutzgeschoren im
Gegensatz zu den langhaarigen und langbärtigen colrìfis, deren
granhSa uns schon bekannt sind.^
■ Binnenreim hibeo wir z. B. in CB 468^.
* Um dem Mangel an KriegspfeTdcii, Über den er m klagen hatte, ab-
luheUen, ipricb Alfons X. alle Gutsbesitzer der Piovìdi Esiremailura sowie
die von ihnen abhängigen UÜller, Gaitcer und Bnuetn von der Abgabe der
martinùga und fonmdera frei, falls sie Pfeid und Waffen hielten: <■ por
tilo gtte fuest lenudo d' ir strvir a la frontera cada qui il Rty !e llamase
sin U dar el Riy otra cosa ninguna por los tres mises del servicio (Croa.
Alf. e. la nnd Fuera Real IV 19, 3). — Wie diese Gattung Berittener aiu
der Weslprovini benannt wurde, habe ¡eh nicht ausUndig machen können,
noch auch, welcher Art ihre Bewaffnung war.
' Oder denkt er an Maurtn? Darüber bin ich mir nicht klar. VgL
Studj ^6, Anm. I. Sie lautet: morti. — Si usava Irosquiar (losar) i morii.
< Dem Sterbenden, ehe er die letzte Wegzehrung erhält (oder, wenn das
nicht angeht, dem schon Gestorbenen) Hanpthaat und Bart lu stoUen, ist
noch beute frommer Brauch. — Und die Texistelle, welche im Elucidario
angefahrt wird, bedeotet kaum etwas Anderes. — Eme entehrende Strafe für
Verrat tcheint das Scheeren Lebender zeitweise gewesen m sein, doch wohl
DDc in Begleitung dor Ahndung an Leib und Leben (Herculano IV J38)>
' Alfons X. zeichnet ficüich nicht nur die andaluslschen Mnuien als
19*
¿92 CAROLINA MICHAEUS DE VASCONCBLLOSi
Sind es diese, die, unsicher im Sattel sitzend {mal afcadoi
die Farbe wechseln, so darf man in Z. 9 ein Schmahwort vermute]
(Nicht granhäos oder granhdes, denn wir brauchen ein zweisilbigi
Wort) Aber das ist eben die Frage. Weiter unten sind es flu
Kleider oder Satteldecken {panos), die von Blut, Schweifs od
Schmutz einen neuen unschönen Farbenûberzug erhalten.
Der Zeile 19 fehlt der Reim, wenn man da granhon steht
läfstJ — £in Flufs, der durch Blut und Leichen angewadisen
ist als der Guadalquivir, kann nicht dieser selbst sein. — L
volksetymologische Umformung von Guad- zu ''Augua{d^ ist so b
kannt, dafs ich keine Belegstellen anführe, um die Echtheit d
Lesart zu begründen.
(28.) in.
O que foi passar a serra
e non qnis servir a terra
e ora entra na gaerra
¿que faroneja?
5 Pois el agora tan multo erra
¡maldito seja!
O que levou os dinheiros
e non troux'os cavaleiros,
¿è por non ir nos primeìros
IO que faroneja?
Pois (que) veo con os postnmeiros
¡maldito seja!
O que filhou gran soldada
e nunca fez cavalgada
15 ¿é por non ir a GrSada
que faroneja?
Se 6 ricome(n) ou á mesnada
¡maldito seja!
O que meteu na taleiga
20 pouc' aver e muita meiga
¿é por non entrar na Veiga
que faroneja?
Pois chus mol é que manteiga,
¡maldito seja! (CV77.)
2 Jfut'r — 3 í« franta — 9 0 — lO fareneia — 1 1 pois q ueo
nos — 12 mal dico — 15 groada — 16 faraneia — 17 amesuada — 19 1
ta leiga — 20 muy to — 2^ ghus mo le g mantey qa
Unter dem Gebirge, das der Ausreifscr überschreitet, werde
wir in einem Gedichte, das die Veiga nennt, die Montañas de Gr
mouros barvudos. Er benutzt dieselbe Bezeichnung mit Bezug auf die 12
irisch aus Afrika herübergekommenen Heerschaaren des Abu-Yuçuf.
^ Aus der Abbreviatur b'*o konnte leicht ho entstehen.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LlEDERBL'Cl
293
nada zn verstehen haben. — Servir a Ierra bedeutet: für vom
König gewährten Länderbesitz Kriegsdienste leisten. S. u. VI 6. —
1 und Lollis schreiben entrauta. Ein Zeitwort entrautar ist mir
unbekannt Für euirant' a guerra, wie ich früher schrieb, habe ich
keine Belege finden können. — lieber faronejar {von faron farol')
im Sinne vob „fackeln" und „wittern" vgl. Fragmentos Elymohgicos
No. XL. Es liegt kein Grund vor, die viermal wiederholte Form
mit r durch das unbekannte _/ín'oní/Í7r (von yacen w?) zu ersetzen. —
Dem säumigen und feigen Vasallen, der mit seinen Rittern zu spät
eintrifft und es auch dann so einzurichten versteht, dafs er an
keinem Ritt in Feindesland teilnimmt, wirft der König Fiickelei
und Flunkerei vor.
Cùvalgada (14) als ein Teil der hueste bedeutet corredura en
tierra de los enemigas, robando-la e ¡alando-la. Vgl. Espejo UI 71.
Atier (oder t¿r) mesnada (17) oder ser mesnadero bedeutet „zur
königl. Haus- oder Leibgarde gehören". Vgl. Espejo de lodos lös
derechos III 13, 6: mtsrtaderos ton dichos por estas razones: la una
por^e son satallos del rey e reciben su bienfecho señaladamienit e viven
con ti en su casa mas que otros cavalleros del regno; la otra porgue
deven guardar su cuerpo del rey de dia y de noche,
Ueber laleiga {19) im alten Sinne von „Proviant, Mundvonat"
vgl. las casas qtu ¡raten para governarsi a ellos e a sut besliat
(Espejo III 8, 5 u. S). — Meiga (=: magica) hier wohl im Sinne von
„Flunkerei, Listelei"?
Von der Textgestaltung,
Lus. in 164 versucht habe, entfernt sich diese in Einzelheiten. Ich
babe versucht, der Lebendigkeit des Dichtenden gerecht zu werden.
(Ï90 IV.
da guerra levón cavaleiios
rra Toy giüirdar dmhciros
mal d ade
CAROLINA laCHAELIS DB VASCONCELLOS,
O que tragia o pendón sen tele
30 e cinta ancha e muy gran topete
DOD vea al mayo!
O que Uagia o pendón sen tenda,
per quant' agora sci de sa fazenda,
non ven al mayo!
15 O qne se Toy comendo {Aoí) marlinhoa
e a sa tena foy bevcr dos vinhos
non ven al majo I
O qne con meda fugiu da fronlcii»,
peía tragia pendón sen caldcira,
30 non ven al mayo i
O que roubou (?) os mouros maldiloi
e a sa teira foy loubar cabritos
non ven al mayo !
O que da guerra se foy coa Cípanlo
non ven al mayo!
O que da gnerra se Toy con gran meda
contra sa terra espargimdo vedo,
non ven al mayo!
40 O que tragia pendón de cadarzo,
macar non veo en mes de marco,
O qne da goerra foy por recaudo,
macar en Burgos fez pintar escudo,
45 non ven al mayo!
(CVTO.}
Siehe CB p. fi7, wo das Gedicht von Strophe 7 an zu lesen ist. Ver-
gleicht man beide Teite, so scheint es, als ob die in Monaci'« Betitt über-
gegangene Handscbrin nicht eben viel lar Klärung bcilrageu würde. Fast alle
Fehisch [cibuDccn ñnden sich auch dort. Vielleicht lälst ¡ich wenigstens Str. 5
herstellen? — Was ich, von der Orthographie abgesehen, geändert habe, ist
folgende»: Z.I de — J neu al meyo — 4 rfi — 5 cotttpar — 7 <*? — tarnt
ga — S tuo — 1 1 uelo — 1 3 aus ang" e ue dtde sen pedra ouifo wage kh
nichts la machen — i¡ desja — 24 cS mtdo — 36 ¡ùs uyùs — 16 moldeas —
35 mäeo — 40 çadarco — 41 tuaear — uea — marea
In Z, I. 4. 7 empñehlt sich da guerra statt de guerra, um so
mehr da wir es in Str. 12. 13. 15 wiedcrnoden. Im dritten Dt-
Gticfaon ersetzt Braga jumiga „Unfriede, Zwist" durch ntmigo, tmd
é preilesia durch á pretto sigo, wohl weil er an dem unvolikommnen
Reim AnstoFs nahm. Und Lollis schliefst sich ¡hm an.' Ebenso
Menendez y Pela3'0.2 Preiksia, kasL ¡¡leilesia ^ „Vereinbarung, an-
beraumter Zeilpunkl" ist jedoch ein gutes altes vielgebrauchtes Wort,'
I
, die naiüilich hiniällig in.
' Er knüpft in nemiffa eine Interpreta'
Vgl. Studj 4g and Ji.
' Vgl. CV 468, 7; P. M. H. Scriff. 164. — CreH. Alf. X: p. 34«
jitse pUätna ; 44 *•. 6 1 firmò in pliiteiia ; 5g >> camensó-le eon muehas pUi-
'"' — "''^ PI S, 17 tira ple/leiia itou pttede aver ¡en«H venctr.
RANOOLOSSBN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 295
^enau wie nemiga\^ und Assonanz gerade in Gedichten mit volks-
mâ/s^ieQ Zweizeilern ist durchaus nichts Unerhörtes.^
Str. 5. Vielleicht m quiçoi Ich kenne das Wort nur im Sinne
von Thûrangel {dobradiça) aus CB 427. Doch Heise es sich denken,
daTs es auch einen Stutzpunkt (im Gürtel? oder am Sattel?) d. h.
einexi engonzo fur den pendón bezeichnet habe, in dem ein Wenden
and Drehen der Fahne möglich war. Für die zweite Zeile würde
aasg^ezeichnet da sua taleiga o vico passen. Doch erlaubt der Buch-
sta.l>^ solche Konjektur nicht San Pedroi für Juni oder Sommerernte?
Str. 6. Pendon sen otto und in der folgenden Strophe pendón sen
sei^ lieifst, denke ich; ohne jene acht oder sieben Ritter, die der
R£r€>mt je nach der Höhe des algo^ das er empfing, zu stellen
verpflichtet war. Wenigstens wird häufig berichtet, wie im Kriege
dieser oder jener mit einem pendón con sute caballeros ausge-
schickt ward.*
Str. 7. Auch in CV 76 spottet König Alfons über die breiten
tel -Schärpen der Mode-Grecken: cintas sirgadas muy anchas.
Str. 9. Bei den in allen Cantigas häufigen Wiederholungen
glemchartiger Formeln wäre con medo nicht zu verwundem. Dann
bleibt man im Unklaren über die Martinhos, Im Hinblick
CV 74, wo der Reim vinhos : martinhos wiederkehrt, und ohne
^'^^^ifel an Martinsgänse (bzw. Enten) und Most zu denken ist,
^^^^^int mir comendo und martinhos vorzuziehen.*
Str. 12. Besonders lange und weite spanische Rad -Mäntel
sctà^nen eine Neuerung gewesen zu sein; und zwar schlug man
>n damals, wie heute, den einen Zipfel über die Schulter, eine
^-%^egang, die den König realistisch an den Ochsen gemahnt, der
dem Schwanz vornüber nach Fliegen schlägt (CV 75 com as
^(u dos mantos transtomados — en que semeìhan hois das aferradas
quando as moscas os vien coitarl),
Str. 13. Vedot worin man ein Verbalsubst. von vedar „verbieten"
V^^^o „Verbot**) wittern könnte, pafst nicht recht in den Text
:hlich wäre „Verrat** besser zu brauchen , doch ist tredo (= /ra-
in aktivem Sinne) bis jetzt nicht nachgewiesen. Fine allzu
^^^x^^chneidende Veränderung aber wäre es, con gran cedo = „in
^^ofeer Frühe** und als Reim dazu espargendo medo anzusetzen.
Str. 15. Recaudo erklärt der gelehrte Italiener durch per paura
\'^'^Midj^g n. 3). — Mit Rücksicht auf die Verwendung von recaòdo,
^^^^¡òdar, recahdador in den Chroniken und ¡n den Gesetzbüchern
^^uke ich an Fintreiben von Proviant und Geldern.^ Freilich ist
» CV 1046, 7; Espejo TL 3, i.
> CV 876. 878. 879. 884. 885. 886. 887. 889 etc.
* Cron, Alf, c. 56.
^ * Gänse und Enten bilden heute nicht mehr den Martinsbralen. Anch das
^JPïichwort weiíis nur vom frisch geschlachteten Schwein: Cada porco tern seu
^- Martinho und vom jungen Moste: Dia dé S, Martinho prova o teu vt'nho,
""^Ti Was denken sich die Verteidiger von murtinhos unter diesem Worte? —
'^*^crtadeUa ist eine Wurstsorte.
* Cron, p. 9. 52; Espejo U 14, 3; 13, i; 16, 5; III 2, i.
296
r "1 --" iirtiiiiMii. poce
AmÍ da m Na m mw^JcLte» Xkf-tme, dei gcEackeli hat
med tat dann «oO KñegriHt ^k1 bíi grobem Pomp und kom*
ptelCT AimiaüMg nn Lagn- —'p"^ ab die Friedenssdahnei ertönt,
ômI drei GediAtc des Pero Gomes Barroso gemSnzL Da ich
die BJognfUe dies^ Trodiadoan sdkoit gtaáaáxa habe.^ sei
■BT knz TPraeichae*, Afa der partag. Eddhnaon noch in den
TagsD SancteTa IL nacfa *■»***■' ibcssiedelle^ bd der Einnahme
von SeiSa nidit bh ■■lliai|J>i. sondan aicfa ansaeichnete, sich
ftt Toledo mmihltr md m den Vcrtianeii^ienmieii des Kúoigs
■chñte.' Es ist «fafc^T »ilii uif ■■■*«'■*«_ dab er ■««» Kampf g^eu
die GwÊtia, wie mbedmqst an aUes Fcldxägen AlCons' X., teil-
Hl iiiMaat) II haL No<A vor 1284 «ar eincx seiner Enkel Gebieter
von Xodar and Bnrghen von AkaU de Bcnvaide, por d r^
üoj V.
Sd (e«) an tÌM»e. — m Dca* db pcrdoo! —
qae irq**lfcRi c tn«e pwJoa.
non pod'd nry nbcr per aaDu m
El t>^e tindi e tnge mutju-
e (* raänlM n tu sea juitu,
e con tod' esto, — ic mi *e&]iB ben ! —
non pod" el rey wbei per Dolha ren
quando se Tay, neu s>be quando ven.
Tr«E* teposl' e Inge es<>ui£Mi
e It;^ faquíteito qne Ihi dá put.
e con lod' cilo — se mí »enha ben ! —
non pod' el rei saber peí nulba sen
qaando se vay, neo ube quando ven. (CV1053.)
' Weita nalen finden «ir i. B. Campos nnd Badalhact gereiml.
• Cane, da Ajuda Bd. II, Teil III, Bíosr. XXI.
* P. M. H,: S<Hpt. 113 and 305.
RANDGLOSSEN ZUM AT.TPORT. LIEDERBUCH. 297
(31) VI.
Un ricome que og* eu sei
qae na guerra non foy aquí,
ven muy sanhud(o) e diz assi
como vus agora direi:
5 diz que ten terra quai pediu
mais porque a nunca serviu,
á muy gran querela del rey.
£1 veo, se Deus mi perdón,
des que [el] viu que era paz
10 ¡ben Ihi venha se ben [o] faz!
pero mostra el tal razón:
diz que ten terra quai pediu,
mais porque a nunca serviu,
contr' el rey anda muy felón. —
15 Pero na guerra non fez ben
nen mal — que non quis i vlir,
con coita d* el rey non servir
pero mostra el Oa ren:
diz que ten terra quai pediu,
20 mais porque a nunca serviu,
al rey quer muy gran mal por én.
Sanhudo ven contra el rey ja,
ca u foy mester non chegou;
e mais de mil vezes jurou
25 que da terra non sairá.
Diz que ten terra quai pediu,
mais porque nunca a serviu,
al rey quer muy gran mal por én. (CV 1054.)
5 pedin — 6 feruyu — 8 ued — 12 ptdin — 155 fez ben — 16 wjr
— IT co — 18 hua — 24 iuron — 25 trra — 26 tira
Zu servir a terra vgl. oben III, 2 und CM 234:
D. Rodrigo,
que tiinn' aquela terra
ca ricome era del Roy,
et que con sens cavaleiros
ir a auia de seruir.
Im übrigen bedarf das ironische Liedchen keiner Erklärung. Der
Vasall heuchelt Zorn gegen den König — weil er selber pflicht-
vergessen gegen den Treueid gefrevelt hat und eigentlich den
Strafen verfallen wäre, mit denen der Espejo und das Fuero Real
den Verräter bedrohen, der sich nicht zur hueste oder cavalgada
pünktlich einfindet.
298 CAROUNA MICHAELIS DE VASCONCKLLOSy
(32.) vn.
Chegoa aquí don fo3o
e veo muy ben guisado,
pero non veo no mayo.
Por non chegar endOado,
5 demos -Ihi nos Qa maya
das que fezemos no mayo!
Per bOa fé, ben guisado
chegou aqui don foSo,
pero non veo no mayo.
10 Mais por non chegar en vSo,
demos -Ihi nos Qa maya
das que fezemos no mayo!
Porque veo ben guisado
con tenda e con reposte,
15 pero non veo no mayo,
nen veo á pindecoste,
demos -Ibi nos Qa maya
das que fezemos no mayo!
Pois traz reposte e tenda
20 en que se tenha [a] vico,
pero non vêo no mayo
[nen vêo fazer serviço,
demos Ihi nos Qa maya]
das que fezemos no mayo. (CV 1056.)
I foam — hier aber brauchen wir die dreisilbige Form — 2 eueo —
3 ueö ao — 4 endoado — 5 uos — 6 tnalyo — 7 hoä — 8 foä — 9 ueo —
10 uao — 13 ueo — grisado — 15 ueo erto — 16 ueo — 17 hüä — 19 tras
r. o tenda — 20 tenhauiço — 21 ueo — 22 — 23 fehlen in der Vorlage.
Dafs Barroso dem König sekundiert and sich unmittelbar an
Lied No. I anlehnt, kann Niemand verkennen. Doch wählte er
eine neue Liedform. Mit einer Tanzweise wTirde der Spätling im
Feldlager bewillkommnet Ob sie sich im Takte der traditionellen,
um den Maibaum gesungenen Verse bewegt? Und worin sonst
mag die Maya der alfonsinischen Fechter bestanden haben? ^
Wenn es sich übrigens nicht um einen nur einmal realisierten,
sondern um einen alljährlich wiederholten Akt handelt, sollte man
im Refrain fazemos statt fezemos en^-arten. — Das übliche Wort
für Pfingsten \i*ar damals cinquesma {Opuse. Leg, U 41) und ist
heute Esf>t'rito Santo,
^ Mit Maibiäuchen und Mailiedem beschiftige ich midi in RamJgí^se
XXVIIL
RANDOLOSSBN ZOK ALTPORT. UEDERBDCH. 299
(33.) vm.
Mea senhor, direi -vus ora
pela carrara de Mora
— a vos ja poasastes fora
e con TOSCO os de Touro —
5 [em]pero que algaen chora,
traga' ea o oar' e o moaro!
Pero non vus custou nada
mia ida nen mia tomada,
grad' a Deus, con mia espada
IO e con meu cavalo louro
ben da vila de GrSada
tragu' eu o our* e o mouro !
Meu senhor ¿que vus semelha
do que xe vose' aparelha
15 e vus anda na orelha,
rogindo come abesouro?
[De] Roy Gomes de Telha
tragu' eu o our' e o mouro ! (CV 1066.)
5 ea pò — 9 gradades — Il groada — 13 Aùn — 14 do ^xeuo /cara
fflha, — il trato oure 0 mouro.
Ob König Alfons der Angeredete ist, ob der auf eigne Faust
^ternommene Ritt nach Granada, von dem der Sprecher Gold
^d Gefangene heimbrachte, in dieselbe Zeit fällt, wie die übrigen
Stücke, und was es mit Mòra und Touro auf sich hat,^ vermag
^^ nicht mit Sicherheit anzugeben. Ebenso wenig, an welche den
König maikäferartig um die Ohren surrenden Gerüchte zu denken
*^^^ • — Roy Gomes de Telha ist ein Portugiese, dessen Tochter
"^m Enkel Alfonso's, König Denis von Portugal, seinen Lieblings-
sohn D. Affonso Sanches geschenkt hat. Doch das kann erst zwischen
1280 und 1290 geschehen sein.*
"Wie Gomes Barroso in die Spöttereien des Königs über den
^^ Idoger Berechnung zu spät eingetroffenen Rico-homem und
^^nadero einstimmte, so ein andrer portugiesischer Edelmann —
^^} gleichfalls an den Feldzûgen Ferdinands und seines Sohnes
^luahm — in die Lachsalven über den Hasenfufs, der, Reifsaus
J^ehuiend, über die Gebirgspässe hinfort und weiter, in nordöst-
**^er Richtung bis nach Portugal galoppierte. — Nach den Mit-
^Ituigen des Affonso Mendes de Bèsteiros* überwältigte ihn
i^s^be jähe Panik , in welche der Anblick der Genetes die Schlacht-
en i
^ Es giebt ein Mora zwischen Toledo und Orgaz.
• Os besouros säo agoureiros, — Leite de Vasconcellos § 274.
" P. M. H. Script. Tit 31, lO; 36 und 57. BrandSo in Mon, Lus, XVII
Verficht eine andre Meinung.
^ S. über ihn Cane, da Ajuda Biogr. LV.
$^fO ChWJUMh MCaACUS DE VASCOHCILLOS»
r^bfm (Urr OHeifes versetzte. Sem realistisches Spotdied, in dem
fíf in áfíu glüTÍchen Kerb baut wie König Alfons, zeichnet sich wie
No« 11 durch grof^c Lebendigkeit ans, gerade als hätte der mige-
nüiftM Anprall der Wustensöhne auch sein Blut in Wallung ge-
bracht.
(34.) IX-
Don foSo que en sei
que á preço de livSo,
vedei que fez ena guerra
— U' aquesto sOo certSo:
5 sol que [el] vin os genetes,
corne bol que fer tavSo
sacudiu - s' e revoWeu - se,
aiçott rab' e foi sa via
a Portugal.
10 Don foSo que eu sei
que á preço de ligeiro,
vede» que fei ena guerra,
-- d* Aquesto son verdadeiro:
sol que viu os genet»»
15 come beterro tenreìro
sacudiu «s* e levobren^se,
a)\»n tab* e ibi sa vìa
a PMtncaL
Don soSk» qne en «s
Xk q«e i pm «ie Hti^^Uòè.
Tt>k$ ^^K Sbi (»a ipKfTa
— sft!S«%iie«C' jv« T^esviikBe:
$«l «^ XÎn CkS> ^¡QMtfS».
OMM vJkC» «;fne »I ¿a ¿niâe
i% $scn£m«$^e mcivrt-«*
¿ii^vxa ra^^ e 9ki¿ sa xia
a r.Y7i^!ts^ es
— 2* 3l
IXsr TjtàsT, àes: £&àc^a: Eàtshuixai Todtc lor me ârâ As-
¿ — Cvà& 3EL¿b imi Htmi — •, ^tmiàifn: iux: :»fisc 'wàe
^m scheid a
^F etwas u
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDEEBUCH.
301
I
scheid an gszeichen führte er einen Tiernamen, der überall auf
etwas ungeschlachten Uebermnt gedeutet wird. In der Heimat —
vor 1245 — hatte er sich eines un ritterlichen, ihn infamicrendeo
Aktes schuldig gemacht, um dessentwillen er aufser Landes ging.
Ueberdies war er mit einem Dichter von Kriegsliedem verwandt.
Es ist der in den Adelsbüchem verzeichnete' D. Joâo Pires de
Vasconcellos.ï Sein Zuname Ttnreiro ^ ViltUias dürfte sogar
in die Mittelstrophe unauffällig hineingeheimnist sein. — Dafs er
der Vater des Troubadours Rodrigu' Eannes de Vasconcellos
ist, verdient erwähnt zu werden.
Auch Git Ferez G^nde, der dritte Troubadour, der sich an
des Königs Feldzug, als Ritter wie als Dichter, beteiligte, war ein
Portugiese: Schwager des Troubadours JoSo Soares Coelho, auf
dessen litterarische Beziehungen zu Alfons X. ich schon mehrfach
Bezug genommen habe, und Schwager des übel beleumundeten
Jo3o Pires de Vasconcellos, von dem soeben die Rede war; ver-
wandt auch mit Rodrigo Gomes de Telha, dem von Pero Gomes
Barroso im Granada-Liede erwähnten Landsmanne.^
In einer seiner Spöttereien — denn er war ein überaus lustiger
und dabei saubrer Spötter — fällt der Ausspruch;
' Cane, da Ajuda Biogr. LV Anm. 12.
' P. M. H.: ScryM. 317, — Zur Blutrache geiwungen, wegen des an
einem Verwandten veröbten TolschlaE*, forderte er den Feind zum Zweikonipr,
nod zwar iu seinem eignen Nameo und angeblieh im Namen eines Vetters (seu
stgundo eoirmSo Ayras Eannes dt Freilas), der ihn tbalsäcblicb begleitete.
Als sich hemacb herausstellte, dafs die Forderung nur in seiaem Namen er-
gangen war, verklagten die Brader des an seiner Ehre Gefährdeten ihn beim
König. Bei konem der Termine, welche Sancho I[. anberaamle, erschien JoBo
Pires und ward deshalb in conlutnaciam verutteitt, so ungern der Herrscher
sich auch daza ect^cblols.
* Heber das VerwandtschaftsverbiiUnis klärt die folgende Ucbersieht aur:
Soeir Veegas Coelho
JoJo Soares Coelho
I
Marlim GrI 1 Muría Gil
I R., P.,
jdc Valla-
are.
Per' Eannes,
de Vasco n- 1
cellos I
I Per' Bonnes
l de Vascon-
I cellos
I Teresa Gii
Rodrigu' Eannes
de Viscon-
Trovador
iPay Rodrigues
AUlonça Rodrigues de Telba.
VoQ Teresa Git heist es, sie sci molhrr de maa preç» gewesen. Das Ver-
hältnis za ihrem kiblicheo Vetter konnte natürlich kirchlich nicht gesegnet
werden. — Pay Rodrigues lieging irgend eine Missethat: e fsy morto J>ar
/usiiça. — Der Name Marlin Gil kommt unter Uikunden Alfoos' X. und
Sancbo's IV. oftmals vor — ohne dais e» bei seiner Häufigkeit möglich wSre,
Niheres festzustellen.
302 CâSCLOuL mrwAwri^ i^ TàSCOBXMLLÛSf
ponine sua esc Poctn^al
In einer andern,^ die ihn deatüdist als wasmadtrQ id rey charakte-
Tßaat? beseht er ssch auf Zrtten 2iirâ<± — tot 1252, d. h. vor
der Kiôoimg des Kasdfianecs — wo er nodi nicht dessen Vasall
war. Im Jahre 12Ó9 wählte Alfbos X. ihn unter die 33 Ritters-
leote, denen er den Alcaxar von Baesa anvertzante und lur Be-
siedfamg ^iit Tserrtxs Je XiSrx/e nebst der Tarre de Gä de Olite
anwies» unter der ôbiidien Yerpaxhcim^ mît Pferd and Wafíen
stets zur Verteidigmx^ des Gebietes bereit zn setn.^ Ebendort, in
der ansehnlichen S&eLim^ eines Jmr^ado pur ei Rey finden wir ihn
dann noch 1273.^ Die Küagen ñbo^ Undank mid VergeCsüdikeit
des Suônigs fiiden daher TcnggtSch tot 1269: in die dem anda-
hsischen Anstand und dem Ycrtiag Ton Alcalá de Ben-Zaide
(1265) folgende Waffrnmhr
Dies alles miter der Vocanssetzmig, dais der einzige Gil Perez,
den ich in den Tagen Âlfons* X. aosfindig gemadit habe,* and der
einzige, der in den alten Adel^widicm Tockommt,* anter einander
und mit dem einzigen identisch sind» dem wir im Liederbach be-
gegnen, hier aber mit Anhâogang des Xrrknamens CûmdeJ
Von den nachto«genden Knegsgedichten sdieint das erste and
zweite während des Krieges» das dritte zwischen zwei Fddzagen,
die übrigen aber nach dem Kri^e verfiiilst za sein. Sabjektive
Aeniserongen sind XI and XV; XIX and XXI sind anf Andre ge-
münzt and im Namen Andrer gespcochoi» wie das SeemannsUed.
< GB158Ì.
* \üt Besix^ Vit die VetnÄdscke Zahl portog. Adliger, die sich im
DifguLiIe^ Tcs 1 145 — 4$ lis AnMager des encdxxcacest Sandio luch Kasti-
ficA be^^eben Lutesu giebc es sxe&rere pôpscficbe Bollen, in denen Innoctnx HL
die Hnm.-itî<Ken d«m WohlwIIen and der Finorge Alfbns^ X. «mpächlt.
Mm^ Lms. XV c. 17 ^j. 1-54^* — Wie Gil Pere* dôrâen d^iber lach D.Vasco
Gil nnd Pero Goaxes Barroso nr Leilr^arùe des Königs ge&öct haben.
* Ar^occ. .VwH^*, Ami. II c. Q«
» Ib. c. 14.
* Ib. c g. 10. II. 14. — Die AntoZines de Baesa seilen Ton ihm ab-
stammen. Die Unterschrift «rises Dca Domingos Perei, el Cnende tragen
Urknndien aas ¿er Lot A*Â:cs* X. n2;d seines echoes v'^^'oni J. i ICQ and 1 295 ;
O/tue. Lt^. n 20t and ici'.
* P. M. H.: iL-r^. ict and 51«) wîzd er ¿ùchogst genannt, am seiner
ATÎîani and Nachkommen willen and, wie gewöhnlich» ntcht ohne allerhand
Schreiber - Malenden an seinem Namen.
' Sc nachgestellt kann «.V«i> nor ein Uebenuune seto. — Ein wizküiJier
Graf jenes Namens aiâ£>te bekannci-r sein. — Die lleraldiker bezeichnen ihren
Gû Pcrea mit der Alcnnh.i Ftyiutj v^ ßaajtnfCsta^ med. port, /à^nt/', die sehr
wohl ErbgTxc Ton seinem Vater her sein kennte. Ich Tcrmote nämlich in ihm
den Sohn «nés Pen? Gi der mit dem ¿a:$au ä^o/ aotlrìtt tin einxeinen Ab-
schziibsi des Livrj ì'ìIàj Terierbt srx Finnt^ ^Vçv* Fay'o*/ and Frtixu^^ —
Yidleicht steckt er im Kòoìgsliede CBMO^ wo der Name /Vri/ Gt¿ oad
^e^oQ in ein and derselben Zeile TOf^oameB» ob aach ut sii «***n^»''fm Zn*
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. UEOBRBUCH. 303
(35.) X.
Pois conta el rey en todas sas fronteiras
que nen en vilas ncn en carrciros
que non còmian ^inhas na guerra,
— ca diz que dizen as veedeiras
5 que será perdimento da terra,
Aoonsel[har] ▼us-[ei] eu, cavaleiros:
mandan comer[vus] vacas e carneiros,
mais non còmian galinhas na guerra;
ca diz que dizen os aguireiros
10 que será perdimento da terra.
Còmian porcos frescos e toucinhos,
cabritos, cachaç' e ansarinhos,
mais non còmian galinhas na guerra,
ca diz que dizen os [a]devinhos
15 que será perdimento da terra. (CB 1518.)
2 caireyas — 3 chôma (fur comha) — 3. 8 u. 13 gueira — 5 tetra —
6 AcDçelho — 7 Äfaää — IO tira — li roncinho — 12 Cabrico — auS'
sarto — 14 deuynhos — 15 tira
Die Anspielungen auf etwaige Verordnungen über das jantar
der verschiedenen Stande in Kriegszeiten, sowie auf den Aber-
glauben, die Henne übertrage Feigheit auf den £sscr,i und mög-
licherweise noch auf andre astrologische Usancen, gehören zu dem
umfangreichen Fonds von Einzelnheiten, die ich nicht zu erläutern
vermag.
(35.) XI.
Quite -mi- a mi meu senhor
e d6-m* un bon fiador
por mia soldada;
e irei cu, se el for;
5 na cavalgada;
De -mi -o, que por el perdi!
e un bon penhor aqui
por mia sol(lada;
e irei eu, se el for,
20 na cavalgada!
Sospeita-m' el, e el eu;
mais entregue -m' un judeu
^ Um gallinha ist ein Hasenherz; desgleichen um gaUinha- choca,
Uebcr einige auf die Henne bezügliche volkstümliche Sitten s. Leite de
Vasconcellos, Tradiçdes § 286. — Ueber die Foros, welche zur Zahlung von
Hennen verpflichteten, s. Elue. II 7.
304 CAROLINA MICHASUS DB VASCONCILLOSy
por mia soldada;
e se el for, irei eu
15 na cayalgada!
£ se non . . . ficar-m' ei ea
na mia pousada. (CB 1688,)
3 promha
£in Gegenstück zu den Klagen des Königs gegen die Ricoi-
omtSy wie wir solches in der Chronik in den Repliken der aos^
ständischen Grofsen auf die Vorwürfe des Königs besitzen. —
Unzulängliche und säumige Zahlung der dineros bildete naturlidb
einen Hauptpunkt ihrer Unzufriedenheit — Ueber Mangel an Geld
klagt Alfonsa — den man beschuldigte, gegen Fremde allzu ver-
schwenderisch zu sein 3 — in einem seiner Marienlieder, mit direkter
Beziehung auf die andalusischen Unternehmungen:
onde foi hOa vegada
que sacara mai grand' oste,
et os que o sen guardaban
non li' acorreron tan toste,
nen er achana dynneiros
muitos en a sa reposte
per que mantSer podesse
muito a guerra aos mouros . . .
mais depois ben a un ano
fez oste sobre GrSada. (CM 348.)
Von jüdischen Finanzbeamten — recahdadores de las rer^
rey — wird in der Chronik oft gesprochen.'
(36.) xn.
Quen nunca sal da pousada
pera ir en cavalgada
e quitan come mesnada
del rey ou de don Fernando,
5 ay Deus ¿aquesta soldada
se Ih' a dan por aguìlhando?
Quen non ten aqui cavalo,
nen albur, nen quer compra'- lo,
e quitan come vassallo
IO del rey ou de don Fernando,
ay Deus, pois mandan quita'- lo
¿se Ih' a dan por aguilhando?
Quen nunca troux' escudeiro
nen comprou armas d' armeiro.
* Cr on, cap. 72.
^ Ib. cap. 24.
" Z. B. cap. 71 von D. Zag de la Malea.
KANOOLOSSBM ZUM ALTPORT. USDEKBUCH. 305
15 quitan come cavaleíro
del rey on de don Fernando,
ay deus, ¿tanto bon dinheiro,
se Ih' o dan por agoilhando? (GB 1620.)
-uytam — IO e dd — Il ma da — 18 aguylando
er vor 1275, dem Todesjahr des Thronfolgers D. Fer-
sLa-Cerda, gedichtet; doch kaum vor 1268, seinem Hoch-
da der 1256 Geborene damals das 14. Lebensjahr noch
eicht hatte. Vielleicht auf einen der 33 Herdados de
1er seiner Verpflichtung nicht nachkam.
(37.) xm.
Non troox' estes cavaleiros aqui
este ricome nimca na guerra
qae ora trage. Son d* outra terra,
ca ja [en des] eu mentes met!.
5 Nen sens nomes, non os conhoico,
ca Ihis dissera: „bon dia vosco'%
mais nenhun [d' eles] en non conhoci.
Nen estas armas, eu nunca Ih' as vi
trager na guerra, [nen] estes sinaes
10 que ora trage; nen troiixe taes
nosco na guerra quand' el rey foy i,
nen outras. Porqué as ar faría?
e non quae'- las ante tragia?
£ ja sobr* esto con muitos departi.
15 Nen el enton non pareda assi
na guerra cordo como parece,
ca nen cavalgada nen sandece
nunca fezeron en que el non foss' i.
£ as lazeiras por que passava,
20 andand[o] aló, tan pouco dava
por elas come se nunca foss' i.
Nen custa, nunca a receava,
nen perda, nen med' ala u andava.
Nunca de tal ome falar oi! (CB 1K16.)
I gueira — 3 te ir a — 5 uumes — 9 deste s — IO caes — Il uosco
io qua elal — II und 16 gueira — como — 17 caualcada tie en
- iZ fosse — 21 fosse
lie auf einen, dessen Wappenschild man im Kriege nirgends
sah, während er es im Frieden zur Schau trägt, mutig
1 Geld verschwendet, nachdem er zuvor über Not und
gejammert hat — Bon dia vosco war eine der Grufsformeln
it; s. CM 286.
r. £ rom. PlûL XXV. 20
306 CAROLINA laCHASUS DB YASCONCBLLOS»
(38.) XIV.
Tantas minguas «chan a don foan
que ja Ih' as nunca cobrar poderan,
pero que Ibi de todas, cartas dan!
Ca Ibi virón ena guerra perder
5 armas, cávalos. Verdad' é, de pran,
que ja esto nunca el pod' aver.
Mais com(o) ou quen e o que poderi
cobra'- las minguas que lb' acban que á,
preguntad', e quenquer vo'-lo dirá
IO como perdeu na guerra que passou,
corp' e amigos. Verdad' è que já
non pod* aver el; assi se parou.
As sas minguas maas son de pagar;
mais quen Ib' as poderia ja cobrar?
15 non to'- las quero mais longi contar
se non da guerra como perdeu i
senbor, parentes. Verdad' é que dar
non Ibi poden estes, nen ssi nen ssi. (CB 1517.)
4 gneira — 6 ia el esto — 10 nagueira — l^ de mays — 16 giuira
— 18 esta — 1st diese Lesart rícbtig, so muís man in der vorangehenden
Zeile senhor patenta lesen.
Auf Einen, der unmäfsigen Schadenersatz für im Kriege er-
littene Verluste beanspruchte. — Ob es cartas de mingua gegeben
hat? — Die Gesetze über die ertchas fìnden sich im Espejo III
7, II und 12.
(39.) XV.
Os vossos meus maravedís, senbor,
que eu non òuvi — que servi melbor
ou tan bon come outr* a que os dan —
¿ei os d' aver enquant' eu vivo for?
5 ou á mia mort? ou quando mi -os daran?
A vessa mia soldada, senbor rei,
que cu servi e sérvi(o) e servirei
com' oulro quenquer a que a dan ben,
¿ei a d' aver enquant' a viver ei
IO ou á mia mort'? ou que mi faran en?
Os vossos meus dinbeiros, senbor, non
pud* eu aver, pero servidos son,
come outres que os an de servir,
¿ei os d' aver mentr' eu viver*? ou pon
15 mi-os á mia mort*? ou a qiie os vou pedir?
Ca passou temp' e trastempados son;
ouve azedia(?), e quero -m' en partir. (GB 16S4.)
RAMDOLOSSSN ZUM ALTPORT. LIKDBRBUCH. 307
i O OS — mil. Die Varianten in Str. 2 und 3 zeigen, dafs wir meus
zo lesen haben. — 7 strué, doch lautet die archaische Form durchgängig
servio {servko) — 15 cue = guen, wie in Z. 3 und 8. — 16 Ouue auedia —
▼îelleic^t arrelia}
Im Geiste von No. XL — Trastempado für „verjährt" ver-
zeichnet S. Rosa de Viterbo.
(40.) XVI.
Mentr' esta guerra foy, assi
m' avSo que sempre guari
per pé de cavalo; mais oy-
mais non sei que seja de mi
5 se non guarir' per pé de boy!
Quantos perigo(o)s i passei,
per pé de cavai' escapei
que non prix i cajón; mais oy-
mais non sei eu que mi farei
IO se non guarir' per pé de boyl
Por valer mais e por aver
conselh' ouvi de guarecer
per pé de cavalo; mab oy-
mais non sei que mi [ei] a fazer
15 se non guarir* per pé de boyl
Lavrar, laz(e)rar, viver, e oy-
mais guarir [ei] per pé de boy! (GB 16SI8.)
I gueira — 3 — 4 fer perde canaio Mays oy —^ 16 e uyuer oy mays
Scherz des nach geleistetem Kriegsdienst mit Ackerland —
statt mit Gold — belohnten Ritters, der nun Fortune machen
wird» nicht hoch zu Rofs, sondern dank dem ochsenbespannten
Pfluge.
Anhang.
Affonso Mendes de Bèsteiros.
(41.) xvn.
Ja Ihi nunca pedirán
o Castel' a don foan,
ca non tiinha el de pan ...
se non quanto queria!
5 E foy o vender, de pran, . . .
con minguas que avia.
Por que Ih' ides culpa pOer
[por el fiuza] non tSer?
ca non tiinha que comer . . .
20*
3o8
CAROLINA MICHAELIS DE TASCONCELLOS,
ïS
se non quanto qneríal
E Toy o enton vender . . .
con mii^uu que svi«
TravíD-lhi muy sen ra«
a orne de lai coraçon.
En rroBtcira de Lroo
dii con que a letiia?
E foy 0 vender cnwn . . .
con minguas que avb
10
Diien q<ie Ih* a el mais
En cabo de Portugal
lili (on que o leiria?
E vendeo-[o] enlon mal ..
con miDguas qiiE avia
nha —
9 Dir
7-
? —
foiríulpa »ôttir - 14
Es ist zweifelhaft, ob es in unsem Liederkreis gehört UDd
überhaupt an den Hof Alfons' X., der bekanntlich um Algarve's
willen vor 1253 mit Portugal in einem Streit lag, bei welchem
auch die erst später gercgellen p ort ugie sich -leonesischen Grenz-
fragen aufgerollt wurden?' Oder handelt es sich um eines der im
Bruderkampf Alfons' III. gegen Sancho II. von Verrätern verkauften
Schlösser? Oder etwa um die Grenzfestung Alva, die im J. 1236
vora porlug. Gouverneur einem kastilischen Infanten D. Alfonso über-
antwortet wurde, in welchem Herculano* den Herrn von Molina,
d.h. den Bruder, und nicht den Sohn Ferdinand's, vermutet?
Ueber die gran mengua que ovüra de viandas, señaladamünte
de pan heklagten sich alle Ausliefcrer; so z. B. Vasco Perez de
Meyra, als er 1333 Gibraltar nicht zu halten vermochte.^ — Om
minguai que havia auch CV lOOS.
Gil Pei
E Conde.
I pousadas das privados;
r — e non- 00 achei!
' Min. Lut. XV 14.
> Here. U 347. — Cf. Aíon. Lut. XIV e. 16.
' CroH. AíJ. JT e 107 und 113.
KANDGL06SBN ZUM ALlTCHtT. LUEOERBCCB« 3O9
Tees q«e o bob sab* d ra
que amor aqm bob dM^oii«
IO qœ tant' ogaao dd Ictob
e Bon vêo; Ben o b«aqnei
ñas tendas dos infiaçOes
e cnas das cnaçO«s
e dixen todos: non[-no] sài
1 5 Perdnd* è (o) amor œn d rei
porque nnnca en oste ven,
pero [que] xe d' d algo ten.
Dird-viis eu u o busqod:
antr* estes freires tempreiros,
20 ca ja OS espitalciros
por amor non preguntareL (CB 16S6.)
I iU Rey — 3 cea — 8 Teen — il ueno — 13 ^ ñas äo de criaçdes
— 19 Antes tes
Vgl. CV 455. — Unter ¡os de criazón versteht man gemein-
hin die niederen Bediensteten des Königshauses. S. Espejo I 13» 9
und 15, 12.
(43.) XIX,
Quen me podia defender
se non Deas d' un pelejador ?
porque me faz departidor
e diz -mi ao que d dizer:
5 ,»dizedes neicidade".
Tod* esto Ih' ei cu a sofrer.
Ay Deus! del me guardade
aqui ena pousada!
Ë tan louco que tal med' ei
IO que me sacará de meu sen
e que verremos a mais én.
Ante [eu] me Ibi calarei,
ca se mal contecesse
— de que me Ih* eu ben guardarci —
15 que Ih* (cu) esto non sofressc
dar-ra-ia gran punhada.
Quand' ora diz que me ferra
porque fald em Portugal
onde mi s0o naturai,
20 se me por esto ferirà,
ogc foss' cu ferido
porque perdesse medo ja
e fosse d' ci partido
toda esta andada!
CAROLINA
DE VASCONCELLOS,
Mocto seiá quen m' aju<Iar',
ca c1 de tal coraçon i,
quer de cavalo, quer de pé,
CS se qaeiTÍ migo matar.
E eu Ihi fogiiia,
mais ci medo de m' acalfir.
E ca];ada sería;
bag' a beata caossada!
Se melhor qniser emparar
mia ^cDila, tenia
per i peyor parada.
Se o mat' eu, se me matar',
de quai [ic] quer seria
de ventura mingnada!
5 mcüdadí — 7 Eay — 9 mi dey — 1
19 Oudemison nai'al — liQ— 17Q — S —
30 macalcar — 31 Eaealcari/ein ia — 34 teina -
38 gira — ig E ia eu —
36 mittoH — 38 faenada
Ob im Ernst oder im Scherz, aus der im Gedicht kund-
gegebenen wahren oder erheuchelten Furcht vor einem Raufbold,
der durch seine groben Reden und Drohungen, den Dichter zu
ThätUchketlen hinzureifsen und Unruhen ¡m Lager zu stiften
trachtet, scheint mir Rücksicht auf gewisse Kriegsgesetze des Espejo
zu sprechen. In diesem Falle hätte pausada die Bedeutung „Feld-
lager" [Espeja 1 102; III 6, 6. 7). Und unter dem deparlidor könnte
man sich den mit der Teiinng von Beute beauftragten Caudillo
denken. Sonst dürfte es auch „Schwätzer" bedeuten. Mau denke
an den von Alfons X. mit einem Hieb bedachten Friedensstörer:
o que da guerra foy con nemiga.^
(44.1 XX.
Un ame sei eu de muy bon i^ar
que ñlba semprfe) a anda e aquí
alg* a quen quet e non peide per í;
ont' anda muy mais vico so por én
pero Ih' o nos non téemos por beo
\pt que a sabimas de ban logar'].
Eu vus direi d' el de que logar ¿:
de muy melhor logai que infançou
" -e muy poacos non;
j !<,>■•>.-<»! pot algo que ftlhou
is amigos. A todos pesou
le aabemos de que logar é.
10 [maii] travan-lbi p
IS de que logar é.
r çui desenrase 0
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 3 1 1
De melhor logar non pode seer
orne do mundo se non for [el] rei
15 de todo'- los logares que Ih'ea sei.
Por en dizen que nunca mais yalrrá
ome que filha sempr' e que non dà
[dâ meiAor logar non pode sâer].
Ante cuido que sempre decerá
20 d' onra e de bondade [e] d' aver. (CB 1581.)
2 acni — 3 pode — li ea — 16 ualtra — 20 Doutra
Wer mag der uDgrofsmutige Fürst sein, der zwar Dimmt, aber
nicht giebt? Offenbar ein Königssohn. Vielleicht Fernando De-
La-Cerda vor 1275? Sancho IV.? oder einer der Brüder Alfons' X.?
(45.) XXI.
Ben sabedeSy senhor rei,
des que fuy vosso vassalo
que sempre vus aguardei,
quer a pec, quer de cavalo,
5 sen Voss' aver e sen dSa.
Mais atanto vus errei:
Non foy vosc(o) en ora bSa!
£ en terra de Campou'
vus servi e en Olmedo.
IO Assi fìz en Badalhou'
e outrossi en Toledo
quand' i ñlhastes corSa.
Mais atanto me mengou:
Non fuy vosc(o) en ora bSa!
15 Fostcs muy ben aguardado
de min sempre u (vos) andastes
e nunca foy escusado,
nen vos nunca me escusastes
de servir per mia pessSa.
20 Mais atanto foy errado:
Non fuy vusco en ora bSa! (CB 16S2.)
3 uos agaiardey — 4 Q — ^ — 5 nossau* — dona — 6 erey — 7 boa
— 8 clpou — 9 Vos — oliuedo — IO "¿badalhou — 12 coroà — 13 mègou
— 14 und 21 boa — 19 pesoa — 20 May ecanto foy eirado
Das vus der sechsten Zeile ist natürlich ethischer Dativ. —
Welcher besondern Verdienste sich dieser Mesnadero der guarda del
rey rühmen konnte, die er in den genannten Städten geleistet hat,
das wissen die Götter. — Olmedo statt Olivedo (m statt tu) verlangt
das Versmafs. Kurios ist der unreine, die Worte willkürlich ver-
drehende Reim Campou und Badalhou (das übrigens in den alten
Texten immer Badalloce geschrieben wird).
«
312
CAROLINA UICRAELIS DE VASCXIKCKLLOS,
Ist die blofse Lektüre dieser Gedichte schon lehrreich, so
trägt zur Klärung des eraten Sirventt>s
Non Ten al Miyo
die Zasamin en Stellung einiger Prosastellen ans den Königscbronilien
noch wesentliches bei. Ihr Gegenstand sind Hicosomes, die sich von
ihrem Herrscher aus mehr oder weniger schwer wiegenden Granden
oder Vorwänden abwandten, ihre dineroi — maravtdis — solJadm
entgegennahmen, aber statt damit pflichlgemärs für Pferde, Waffen
und Proviant {pendón y caldera) zu sorgen und mit der gebührenden
Zahl von Ritlern und Mannen pünktlich am vereinbarten Tag ins
Feld zu rucken, es sei zur Verteigigung oder zuot Angriff, entweder
fein ruhig zu Hause blieljen, ihre Güter verwaltend und neue dazu
kaufend, oder schlecht gerüstet, mit wenig Reisigen am verein-
barten Orte eintrafen; oder aber vor Beendigung des Feldzugea, es
sei nach Ablauf dur drei Pflichlmonate, oder noch früher, unter er-
fundenen Beschwerden in ihre Herdade zurückkehrten, wenn sie nicht
auf eigne Fau&t selbstherrlich einen Ritt in Feindes Land unter-
nahmen. Ländereien und Beute zu erwerben. Natürlich gehört
Säumigkeit und momenUtner Abfall treuloser, eigensüchtiger oder
wirklich geschädigter und klageberechtigter Vasallen und Verbün-
deter nicht zu den Ereignissen, die nur Alfons X. zustiefsen. Die
ganze hispanische Geschichte, so lange die Staatcnbildung nnab-
geschlossen war und der Kampf gegen den Moslem dauerte, ¡st
reich an Bürgerkrieg, Empörung, Vaterland s Wechsel [detnaluraçtks),
Pakt bald der Könige, bald seiner Vasallen, mit den Mauren. Von
diesem Standpunkt aus konnten nicht allein Vorfahren des Ge-
lehrten, wie Alfons VIIL (auf den C. de Lollis Bezug nimmt) und
Alfons IX., sondern ganz besonders seine Nachfolger wie Sancho IV.,
Ferdinand IV. und Alfons XI. Klage führen, gleich der, welche
Jener in Versen zu Üufsern für gut befand, gemischt mit Hohn
und Spott über Feiglinge. Geldgierige, Pflichtvergessene, oder an
friedlichem Wohlleben mehr Gefallen als am Kriegsdienst fíndende
Höflinge. — Besonders aus der Regierungszeit Alfons' XI. sind
vom Chronisten Fälle gebucht worden, welche indirekt unsere Ge-
dieh tgruppe beleuchten.
1. Bei der Unternehmung gegen Gibraltar äufsert dieser König
einmal:
. . . qn« El los olroa tico» otncs del repio quisieren it con el que ploguícra
a e1 mucho dende, ct que assaz fedeta el mucho poi dio, dando les sus
dlneroi con que pedieran venir ... et qae pues non vcnieron.i
2. El el Rey estando en este lugar de la Fucate Ovejuna veníetan
mandaderos de D. Contalo de Affiliar sobre libramiento de algunos dineros
que menguaban á D. Gonzalo de la tierra que tenia del Rey; et Fetnan
Gonialez, hermano deste D. Gómalo vivía en casa del Rey, ca se críata en
la in metced. Et elle Fernán Gonzalez dixo al Rey que tovíese poi bien
I
' Cron.Alf.XI, e.CXm p.n;!-.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. UXDKRBKTCB. 313
de sesegar á D. Gonzalo en d so servicio, ca d sabía por doto qae
D. Gonzalo traia íablas con el Rey de Granada para lo servir, et dexrvk
al Rey de Castíella.^
3. Vom Alcalden der Veste Gibraltar, Vasco Perez de Mejra
heilst es:
. . . avia tomado los dineros que el Rey le posiera para retenenda et baste-
cimiento del logar* et compró éUUos heredades \ et tenia d castidlo des*
basteado.
4. Oder mit Bezag anf D. Joan Alfonso de Haro, den da-
maligen Herrn von Cameros:
... le avia fecho tan grand yerro en tomar los sns dineros e non gelos ir a
servir, et robarle la tierra . . . Qaando el Rey fríe a tomar a Olvera el
otrosi quando á Teba et quando fue a Gibraltsu-, aqnel D. Jnan AUbmo
tomó los libramientos et los dineros dd Rey para le ir servir et non ine
allá.»
5. Ein gewissenhafterer Vasall , D. Pero Fernandez de Castro,
kommt, statt mit loo, mit nur 20 Berittenen (pmes de bestiai) ans
Gallizien und erklärt, er könne aus so weiter Feme nicht pünkt-
lich all seine Mannen stellen, um so weniger als er auch die ent-
sprechenden Gelder nicht erhalten (bzw. nicht angenommen) habe:
. . . quanto mas que el non avia tomado dineros ningunos del libramiento
que el Rey le feciera ... et que si el esperara a los traer (= los de Gdicia)
consigo desde que elles ovieran rescebidos k>s dineros quel Rey le daba de
libramiento, que fuera tan tardiosa la su venida que non compilera al su
servicio del Rey.*
So könnte man Dutzende von Aufzeichnungen zusammentragen,
in denen tomar dineros — poner dineros — comprar heredades
robar la tierra — dar libramiento — quitar — quitar debdas
dar quito wieder und immer wieder kehren, dazu auch fazer saha
por non ir á la frontera,^ sowie Berufung auf die gran minguaj^ an
der Fulano und Sicrano litt, wenn es sich um Auslieferung oder
Verkauf von seiner Obhut anvertrauten Burgen und Städten an den
Feind handelt — Stellen, deren typische Redewendungen unwill-
kürlich an die spöttischen Ausrufe Alfons' X. erinnern:
Quen da guerra levou cavaleiros
e a sa terra foi guardar dinheiros
non ven al mayo!
Quen da guerra foi con maldade
e a sa terra foi comprar erdade
non ven al mayo.
1 Cron, Alf, XL e CXIII.
« Ib. e. V p. 239 hogar \ cf. p. 248.
8 Ib. p. 263 a.
♦ Ib. p. 246.
* Z. B. p. 260.
• Ib. p. 239.
314 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
Andrerseits aber machen sie auch Varnhagens Gedankea wenig-
stens begreiflich, die Kriegslicder ira vatikanischen Liederbuch be-
zögen sich auf die Campagnen Alfons' XI.; und der als Verfasser
genannte Rey de Caslella e de Leon sei kein andrer als eben der
Sieger von Tarifa.'
Gehen wir zu Alfons X. zurück, so mufs mit Bedauern zu-
nächst festgestellt werden, dafs die Berichterstattung über die von
ihm unternommenen Kriege eine wenig eingehende ist.* Es gab
darin eben kein Las Navas und kein Tarifa. Nur ein kleines Alarcos.
Alle vier Expeditionen gegen die Mauren — eine in jedem De-
zennium — verliefen ohne bedeutende Gebietsenveiterung:* die
Erwerbung von Niebla und Xerez, die Eroberung von Algarve, der
Zug nach Tunis in den 50er Jahren war von Werl; weniger in
den 6oem der Einfall in die Ebene von Granada und Unterdrückung
des andalusischen Aufstandes; in den 70em die Verteidigung gegen
Abu-Juçuf während seiner Abwesenheit; in den 60 em noch einmal
ein Zug in die Veiga und Pakt mit dem Mauren gegen seinen
Sohn und seine Vasallen.
Gerade über den Abfall der Granden, welche durch die an
allen Vorrechten rüttelnde neue Gesetzgebung und durch des
Königs Beziehungen zum Ausland erbittert waren, finden sich hin-
gegen in der späten und ganz unzulänglichen Chronik Aussagen
die Menge. Die Sucht der Rkosomes, für möglichst geringe
Leistungen mit möglichst viel dintros* und herdades belohnt zu
werden, ist einer der Grundtöne der Fehden, die der König von
1270 bis 127^, während der Vorbereitung zu seiner Fahrt um die
Kaiserkrone mit seinem Bruder Philipp und den rebellischen, dem
König von Granada anhängenden Granden diplomatisch auszu-
fechten hatte.'
E pues que el lofanie e los ricos ornes ovicion cobrado estos dineros
qael Rey les mundú d.-ir, partieron les a jus vasallos è ayunUcon las mas
gentes que pudieron aver de caballeros; e con aquellos dineros guisaionee
de armas c de caballos e andaban por la tierra maclios dellos e tomaron
viandas en muchos lugares que las non devian tomar, muy desmesuiads-
niicnte e facían muy grand dafio en la üerra. E Inego enviaron sus miD>
' Noval Paginas p, 378. — Canchneirirtha 159 — 161, — Provaris I?.
* Die Cronica de Alfonso X ward, wie die der Nachfolger, dem Anschein
nach, erst zwischen 1327 und 1350 vom Gehcimkanzler Alfons' XI., Feman
Sanchez de Tovar, ausgeführt.
' In den Annnlen und Chronilcen heifst ea von ihm nur: i despvts qtte
fue rey gano el reyno de Nubla e Xerea e otras casliellos muchos en la
frontera {Esf. Sagr. XTCnT 37g).
* Dineros nnnnie man die Summen, welche der Monarch von den fur
diesen Zweck von den Untertbanen erhobenen servicios an seine Vasallen ab-
luliefcrn halte. — Vgl. CroH. Alf. c 21: Cron. Fernando IV c. îO; CV 508
dinheiroi Que Ih' a demo leva nos eavaleiros,
' Das allportug. Adelsbach berichtet, es hätten sich damals 17 Ricos-
homes dem mächligen D. Nuno Gonçalves de Lara angeschlossen. — P. M. H.;
Script, 263,
ElANDGLOSSEN ZDM ALTPORT, UKDER BUCH. 315
dadenw al rey de Granada e at rey Abu Yuaf de Marruecos e otrosí en-
viaTon cartai al rey de Portugal para le mover que ficiese gaerra a CaitilU.>
In alien Botschaften, die an den Infanten, an die Laras,
Haros, Castros, Cameros u.a.m. gesendet werden, um sie zum
Gehorsam zu bewegen und von ihrem Unrecht zu überzeugen,
klingt es als Kehrreim wieder;
E bien sabedcs que sus vasallos erade* e sa« dineta« aviedes tomado
para le ir servir, do el mandase ... e non !o fedstes.
E ademas, faciendo vos el Rey estas mercedes e estas honras, e dan-
dovos los dineros de las SUS rentas e seyendo su vasallo é tomando vos
del otra cuantía grande de dineros de 1a^ snas realas para le ir servir do
el manitase, e envtandovoä decir que avia menester vuestra servicio en 1«
guerra de los moros, e que fuesedes estar con el íofante don Fernando su
fijo, non lo quesistes facer.'
Seyendo vasallo del Rey e teniendo del dineros posistes pleito e
postura con el rey de Granada.*
E ademas vos sabedcs que el Rey, estando en Murcia vos envió
decir de commo los moros faciao guerra e que pues aviades lomado sui
dineros, ijue vos mandaba e rogaba que üicsedes estar en aquella guerra
con el infante don Femando su Hjo c vos non lo quesistes facer . . . mas
vos os desafotades que levades los caballos e las armas que comprasies de
los sus dineros qne vos el díó con que le sirviesedes e vos ides deservir
Das Motiv wiederholte sich, als das Zerwürfnis mit seinem
Sohne ihm mehr als die Hälfte seiner Grofsen entTremdele. Aber
es hat sich ohne Zweifel schon viel früher geltend gemacht.' Schon
1254 sagte sich z. E. der Herr von Biscaya, der Sohn des Cabeça-
Biava, von Alfons los und schlofs sich an den Aragonesen an.^
Und um 1255 — es sei nach der Eroberung von Xerez, oder
in dem wenig bekannten Zwist mit Alfons III. von Portugal betreffs
der ajgarvischen Eroberungen — fand eim^r der Hofdichter An-
lafs, tadelnde Worte über die faulen und feigen Nichtsthuer, die
Schmeichler und Bittsteller zu äufsern, die gute Bissen am eignen
Herd der Heldenaufgabe vorziehen, Burgen, Städte und Reiche
zu erobern:
Reis N'Anfos, ja 'Is crois martitz
ni 'Is Teign^nz alegoralí
' Cren. Alf. X cap.XXI (\-¡>>).
■ Cap. 29. An D. Felipe.
* Cap. 30. An D. Nano.
' Cap. 31. An D. Lope Diai — Und so fort, besonders noch io cap. 36
3l6 CAROLINA MICHAELIS DB VASOONCBLL06|
mais bos vis e bos morseus
qa' ab aian penre castens
ciatatz ni reings, ni faire faiU prexans
tan lor es cars legors e pretz soans.^
Und sie sollten nicht besonders berechtigt gewesen sein, ab
es, nach den Gesetzesreformen der 50 Jahre, unter den Vasallca
dumpf grollte und gährte? als die mehrjährige Unterdrückung des
andalusischen Aufstandes ihre Treue und Anhänglichkeit auf die
Probe stellte?
*
Wie die Ammenlieder, die Balteira- und Krenzzugs-L'eda
(Randglosse VII), die Joan -Fernandes- Spöttereien, fallen, meines
Erachtens, sämtliche Kriegslieder in ein und denselben gedrängten
Zeitraum, der die Dauer eines Krieges umfafst, ob auch nachÁb-
schlufs desselben bei Hofe das Vorgefallene natnrgemäfs noch ein-
mal rekapituliert, von Neuem belacht, bespöttelt und an den Pranger
gestellt wurde.
In mehreren der mitgeteilten Reimereien ist von Granada
die Rede. Verschiedne Male hören wir von einem Feigling, der
sich aus der Veiga hinter die Berge gerettet hat Auch wird des
öftem an die fronteira eriimert Eines der Gedichte mufs, wie
wir sahen, unbedingt vor 1274 abgefafst worden sein. Wir werden
also auf die Ereignisse von 1261 — 65 hingewiesen. Dazu pafst
die Verlegung der Scblachtschilderung in das Stromgebiet des
Guadalquivir. Desgleichen die früher behandelte einschlägige La-
mentation des in der Campiña durch Skorpione gepeinigten nn-
kriegerischen Seefahrers und Handelsmannes. Vor allem aber die
Erwähnung der Gemtes, sowohl in der Schlachtschilderung des
zweiten Liedes als in der von Bèsteiros mit so viel Humor skiz-
zierten Fluchtscene. Am Feldzug von 1275 — 76 nahm Alfons per-
sönlich nicht teil. Ebenso wenig am nächsten der Sommer 1277
und 78. 1280 standen nur des Emirs Söhne den Christen gegen-
über. Als Abu-Yuçuf aber zum vierten und fünften Mal über
Meer kam (1282 — 83 und 1285), trat er nicht als Feind auf»
sondern als Bundesgenosse des Königs selber, der ihn herbei-
gerufen hatte, gegen Sohn und Reich. ^
Bei derartig positiven Beweisen kann ich die psychologische
Motivierung, nach 1275 habe der enttäuschte Monarch ^ keinen
* Bonifacio Calvo : En loe de verjans floritt. — Mila 200. — Äfario
Pelaez No. XV.
^ Ueber den ersten Einfall s. Schirrmacher I 577; über den zweiten
597 — 99; über den dritten 604; über den vierten und fünften 623 — 29.
• Der ihm abgedrungene Verzicht auf die Kaiserkrone und den Titel
Rey dos Romäos; die Niederlage des tapfren D. Nuno Gonçalves de L^
bei Ecija; die des aragonesischen Infanten und Erzbischofs D. Sandio bei
Torre del Campo; die Siege des Abu-Yuçuf unter Vernichtung von 180OÖ
Christen ; der Tod des Thronfolgers Ferdinand ; die Strafe, die er mediante justitif
an seinem leiblichen ehrgeizigen Bruder D. Fadrique und an D. Ximen Rodn*
guez de los Cameros verhängen muíste, wir wissen nicht wlurum; die Partei*
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIED ERHU CM. 317
Drang mehr verspürt, Weltliches zu dichten, als übürilüssige Wisdi-r-
holung unterdrücken. <
Ich komme zu den Geneiet.
Die gesamteo Grenzlande von Cadix und Xerci bis Murcia,
insonderheit die Städte Arcos, Medina -Sidoni a, Lebrija, Niebla,
Lorca, Algeciras, Sanlucar, Rola, Mutcia, ctDpötten sich gegun die
Vorherrschaft der Christen, den 1245 auf 20 Jahre beschworenen
Frieden brechend. Der König von Granada Ibn-Iil-Ahmar. der
bedeutendste der tributpñichtjgen maurischen Bundesfreunde AU
fons' X., auf dessen Hülfe gerechnet wurde, schürte im Geheíninn
den Aufruhr, lieber den Verlauf desselben gehen die Historiker
rasch hinfort^ Nach verheerenden Einlallen in die Vega mit Schar-
mützeln und einem Haupttreffen, endete er, dank der UntcrslillEung
dreier Wahs, mit der Rückeroberung" aller abtrünnigen Gebiete
und einem neuen Friedensvertrag zwischen Kastilien und Granada,
Immerhin verzeichnen die christlichen wie arabischen Quellen die
Thatsache, welche der Plauptaklion ein eigenartiges Gepräge ver-
leiht, ihr und dem Vertrag den Namen gab und für unsre Be-
urteilung der Kriegsgedichte von besonderer Wichtigkeit ist. Der
Emir von Marocco Abu-Vuçuf schickte dem als Haupt der hiRpa-
niscben Mauren anerkannten Beherrscher von Granada afrikanische
Hülfstruppen von solcher Güte, dafs sich die Schreckensnachricht
verbreitete, er selber nahe, und es drohe eine neue Ucberflutung
Spaniens mit Berberstammen.^ Kern der Truppen bildeten, unter
dem schieläugigen (luerlo) Emir Ibn-ldriai, 300 oder lOOO, nach
arabischen Quellen sogar 3000 Zmtiti, ein Nomadensiamm, zu dem
die Beni-Mertnea gehörten.* Seit der grofsen Sdilacbt gegen den
Bahmc tuA KliuJit sciofr GentablÍD D. Violante mil den jungto I.ac«r(lu,
•eWCD Eakclkindcrn, weil Sancho dei Zweilgeboine lieb, im BewabUrin icinca
RedUs, die gelàhiilcte Kione voi der Zeit gewalliam aomafRe; infolKC (bvoa
AueiDandencUnD^ea und Krieg mit Fianktrich und Arigon: und »cbUetilkli
die Enpönuig des IhcoDibtdeieii und seinei Anhänger ^ du Und die
"Mliiitiii^lilit,! . die ilcD boffoDDgsreich nach Beloiie AmgciogcDcn wSluend
winer Abwesenheit und uch der Hcimkdu' (HjS) trz/en.
' Eise Bemeikung Alfooi' X. io dm ItaHeolicdem (CH SU) üb« d&*
ip<iwili£i Kommen des Emir toh Uutoco glaabe ich dahin dealn lu
■iaai, dab ñc nach 1178, aber vor 1381 yrtirifhea «nrde:
qnaado paaMU Aboynfaf
■OB da [11MI1I1 pñatif«
Baa ds oWia, et fa daao
Snade d*»q«eIU pawada ...
I 597-606.
" ' Sdbimnacher I 490—96. — Gcnde dk
nprïagt L0IIÚ, wo er da« Ucfa«níiÉ« aber
i-X. fi«bt (p.S»-S'i.
ihOH U grwmdt maiitm trtttn
3l8 CAROLINA BnCHAELTS DB VASCONCBLLOS,
Miramamolin waren solche Wûstensôhne nicht wieder in Spanien
gesehen worden. ^ Daher boten sie den im ganzen wenig kriegs-
lustigen Unterthanen Alfons' X« einen völlig ungewohnten Anblick.'
Die Sinnesänderung des Königs von Granada ericennend, rückt
Alfons vor Alcalá de Ben^Zaide^ findet die nmliegenden Gefilde
aber bereits von den Mauren verwüstet Dort entspinnt sich eine
blutige Schlacht ,3 in der Ibn-£1-Ahmar mit den GeneUs Sieger
bleibt oder wenigstens dem Feind schwere Verluste beibringt und
das Feld behauptet^
Con esta nueva salió Aben Alahmar de Granada y corno y taló los
campos de Alcalá de Aben-Zaide. £1 rey Alfonso salió con su hneite y le
encontraron a la vista de aquella ciudad. La pelea fue sangrienta y los
caballeros zenetes que acompañaban al rey Aben Alahmar le dieron este
dia la honra del campo. Fue esta batalla de Alcalá de Aben Zaide en el
año de 66o.*
Nicht der Guadalquivir, sondern der Zuflufs Guadajoz ist also
der Flufs, dessen Wasser von Leichen gestaut und blutigrot ge-
färbt wurden.®
Dafs der Genete des Gedichtes auf seinem blitzschnellen Voll-
blutrenner, leicht mit Lanze und Schild bewaffnet, bartlos nnd
kurzgeschorenen Haupthaars, als Vertreter des fremden afrikani-
schen Maurenstammes und nicht als beliebiger Leichtberittner auf-
tritt, scheint mir fraglos. Ebenso dafs nur der erste lähmende
Eindruck verdiente, festgehalten zu werden. Wir alle werden dabei
^ Ueber die Mitwirkung der Zenetes in der Schlacht bei Alarcos siehe
Conde III e. 14 und 17; über las Navas ebenda c. 18 und 19. — Dozy drückt
sich nicht so genau wie gewöhnlich aus, wo er behauptet, der arabische
Chronist gebe das Jahr 1263 als das ihres allerersten Kommens an.
* Cr ort, Alf. c. 13: E se^^uttd lo que se falló en escripto dicen cu¿ estos
fueron los primeros caballeros jinetes que pasaron aquén la mar díspues
que el Miramamolin fue vencido, — Vgl. Schirrmacher I 493. — In <len
Anal, Januens. p. 248 zum J. 1264 heilst es (bei Schirrmacher) auxilianiibus
Sarracenos ßarbaris et aliis Sarracenis de Garbo et Barbaria,
8 Eine Schlacht, nach der Defìnition Alfons' X. — d. h. eine bûtaWit
keine blotse facienda oder lui — , da er selber, ein König, auf dem Kampf*
platz zugegen war. — Vgl. Espejo III 5, 19.
* Schirrmacher I 499 schildert den Ausgang wie folgt: „Die Christen
erlitten die schwersten Einbufsen, erwehrten sich aber der Ungläubigen v&
das kräftigste, erschlugen 3000 Ritter und noch mehr Fufstruppen und rühmten
sich sogar des Siegs ..."
* So berichtet der nicht immer durchaus unzuverlässige Conde IV c. /• "
Das Datum der Schlacht giebt er freilich ungenau an. Nicht 1262, wie er
behauptet, auch nicht 1263, ^l^ der spanische Chronist angiebt, sondern
1264, wie der von Dozy und Schirrmacher benutzte arabische Anoo)inus vssr
einandersetzt (und schon Argote de Molina II c. 50 festgestellt hatte), kam es
zu jenem HaupttrefFen. Vor Februar 1263 war Niebla eingenommen (Memorial
I 202); Cadix im September; der Vertrag wurde 1265 abgeschlossen; iß"
Frühjahr fand der Abfall der Walis statt, der eine Folge der Machtsteigcnmg
der Zenetes ist.
« Schirrmacher verlegt die Schlacht ziemlich unbestimmt in die Rcgio*^
zwischen Cordova und Sevilla.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LI EDBRDDCH. 3IQ
an den ergreifenden Schrecken der tapfren Buren vor den Lanzen
der sie bei Elandslagte überwältigenden englischen Ulanen schmerz-
lich erinnert. Die Permanenz der Geneies in Andalusien datiert
von jenem Sommer 1264. Dank ihren Triumphen wurden sie von
Ibn-el-Ahmar derart bevorzugt, dafs andre tapfre Stamme, die seit
Jahrzehnten eine hervorragende Rolle in Andalusien gespielt hatten
(wie die Beni-Isclikalyula, von denen wir später hören werden, 1
zunächst aber nnr zu wissen brauchen, dafs sie als Walis die
Städte Malaga, Guadix und Gomares regierten), sich zurückgesetzt
glaubten und abtrünnig zu Alfons übergingen — so, ohne es zu
wollen, den Frieden sabschlufs beschleunigend. Bei dem grofsen
Feldzug des Abu-Yuçuf vom J. 1275 gehörten Zenetes zu den
Heerführern. Ï Ais später Alfons X. mit dem Thronfolger von
neuem in die Vega einfiel, brach bei einem kecken Angriff Sancho's
eine starke Kolonne Mauren aus der Stadt — die Chronik spricht
von 50000! — también gmtles como andaluces^^ Nach abermals
vier Jahren zieht der neue Emir Iba-Yakub mit 12000 Genetes
über Meer.' Weitere Angaben wären überflüssig. Was ¡ch be-
weisen wollte, dafs der Chronist den urspünglichen Wert des
Wortes kannte, und ebenso der ältere Dichter der Marienlieder
und unsrer Kriegsgesänge, ist bewiesen.* Die Uebertragung von
Zeiule Genete GineU auf jeden nach Art dieser Nomaden mit kurzem
Steigbügel, also gebeugten Knies, auf einem kleinen, aber guten
Renner reitenden Mauren und Hispanier, sowie jogar la gineta^
die adjektivische Verwendung in lança gtneia, espada gtnela, sella
gettila, adarga geneta, cavallo ginele vollzog sich im Laufe des
14, Jlis. und verdrängte allmälich, als ihre Zeit um war, die Er-
innerung an die echten Träger des Namens.
Die Herleitung des weiteren Begriffs aus dem engeren'' — wie
Engelmann und Dozy sie vor mir befürwortet haben — liefse sich,
so weit ich sehe, nur durch Nachweis des Wortes genete in latei-
nischen Schriften vor 1 195, d. h. vor dem ersten Bekanntwerden der
Zenetes, gefährden.» Die Form mit e, wie unsre Lieder sie
' In Randglosse VH und VUI.
■ Cron.Al/. c. 61 und (¡2.
' Cron. Alf. p. 59. — Schirrmacher Û04.
* Cran. Sancho e. II. — Scliiirmacher Û33.
* Ein arabisch« Geschichtsschreiber sagt mit Beiug aof die damalige
RegcneralioD des DordafnkaniscbeD Islam: „Nach dem Sturz der Almohaden
wäre Andalusien bald unlcTli^cn oboe das Eingieifen der göttlichen Vor-
sehung, die den ginetischen Voliisstiimmeo Begeislcnuig (ur den heiligen
Krieg einflöfitc."
■ So schon im Poema de Alfonso XI Str. 400; lomauan escudo e lança
— ¡a gineta yttan jegando, — In Katalonien, Aragon, bedirate man sich
des abgeleiteten genefia. Mustaner spricht wiedciholt von homens a cauall
ttl/errats o la genetta del regne de Valencia, i. B. c. 156 und 158.
' LoUis denkt sich den Vorgang umgekehrt, wenn er versichert, genete
habe zuerst eine specie di cavallo leggiero imd spater den cavallegere benannt,
* Keine der bei Du Gange angcHihiten Belegstellen geht über du
14. Jh. zurück.
CAROUNA MICHA RJ .15 DE VASCONCELLOS,
bieten,' ¡st die altre. Gmttes für Zenites, mit j für s
gira/a aus sera/a, ist ein echt gallizischer ^ug.'
n girafa
Haben wir aber das Geaete-Lied ins Jahr der Schlacht bei
Alcalá de Ben Zaide zu verlegen, so fällt auch das Maí-Sirventés
wahrscheinlich in die Zeit des andalusischen Aufstandes (1263,
bzw. 1261 — 65). gleichviel ob es im ersten, zweiten oder dritten
Jahr des vielfach gefährdeten, im ganzen aber glorreichen Feld-
zuges und wirklich bei Gelegenheit einer der Frühsommer-Paraden
gedichtet ward, unter Rückerinnerung an die Ausreifser des Vor-
jahres. Die Momente, in denen Alfons die glänzendsten Waffen-
eriolge seiner Regieningszeit errang, sind die denkbar passendsten
für all seine kriegsdichterischen Inspirationen. Selbst dafa eine
Niederlage, die er zum grofsen Teil der Säumigkeit, Untücbtigkeit
und Uneinigkeit seiner Vasallen zuschreiben mufste, seine Muse
anregte, gallig -lustige Satiren zeitigend, ist vom psychologischen
Standpunkt aus sehr wahrscheinlich — um so mehr als die Ver-
luste auf beiden Seiten erbeblich waren und Mauren wie Christen
sich als Sieger betrachteten.
Der Ansicht des italienischen Gelehrten, der König beschäftige
sich nicht nur mit einer langen Reihe von Verrätern, sondern auch
mit zeitlich und sachlich weit auseinander liegenden Ereignissen,
die z. T. dem schlimmen letzten Dezennium seiner Regierung an-
gehören, kann ich, was die zweite Hälfte betrifft, nicht beipflichten.
In einem der Zweizeiler soll der eigne Sohn und Nachfolger ge-
zeichnet sein, der als Bravo doch erst seit 1275, d. h. als Erb-
infant, dem man sein Recht bestritt, und nach 1281 als offner
Rebell gegen den alternden Vater auftrat, den die Partei der
Jugend für schwachsinnig ausgab.^ Ein andres Zeilenpaar soll auf
den Infanten D. Juan gemünzt sein, der sich zu jenen schlug, oder
auf D. Felipe, den Rebell en führet. Wieder ein andrer auf D. En-
rique, dessen Widersetzlichkeit von 125g datiert und der seither
aufser Landes blieb, O que da guerra se foi con nemigo (wie
Lollis ßlschlich statt nemiga „Feindseligkeit" liest) soll einer der
mit dem Emir von Granada verbündeten Barone sein, u. s. w. Ich
denke, vom bitterernsten Abfall der Söhne und Brüder hätte der
tiefgebeugte Sechziger in anderm Tone gesprochen,
Ueberhaupt scheint mir das Bestreben unausführbar, die ein-
zelnen getroffenen Persönlichkeiten festzustellen. Ich begnüge mich
mit der allgemeinen Erkenntnis, dafs es sich um Momentaufnahmen
' AlfoDs bedient sich ihrer noch in einem Spott^dicbt, das von d«r
Raufetei einer saldadeira mit einem GentU berichtel (CV 76).
* Neuerdings hat L. E^uÜhz y Yanguas die fiüliet von Diez voigc-
■cblagene Ableitung roni griech. ■yvflv^ttji wieder aurgefrisclit (Honwnajt a
AUnenJa y Ftlayo II 132), doch ohne Anführung von Griindea.
' Dais die für Landankauf vielgebrauchte Wendung comprar trdaJí
(9. oben) sich auf Sancho's Thionanspiuch bezieht, wird Niemand cin-
Icuchtea.
RANDOLOSSSN ZOM ALTPORT. LIEDERBUCH. 32 1
Ut und dais das erste and zweite Distichon selbstsüchtige
babsûchtige Barone, das dritte einen fehdelustigen Raufbold, ^
ierte und siebente prunkliebende Stutzer,^ das fünfte, sechste,
, zehnte nur auf ihren eignen Vorteil bedachte Knicker, das
:e einen zu üppigem Wohlleben hinneigendem Friedensfreund,
nnrölfte und fünfzehnte eitle Fanten treffen.
^ \¿, die Lieder des Gil Perez Conde.
* Vgl. die Lieder des Lope Diaz und besonders den cUscordo auf einen
oldnem Bettgestell in den Krieg ziehenden Edeln (CV 698).
Carolina Michakus de Vasconcellos.
*»«ltt. 1 rom. PhD. XXY. 21
Zur franzöeiaclien Syntai.
(Vgl. Zlbclir. XXllI,4gi ff.)
IX.
Stellung des attributiven Adjektivs.'
Seit der Herr Herausgeber dieser Zeitschiift mit einer Treff-
sicherlicit, die nach Gebühr zu würdigen der Umstand mir ver-
bietet, dafs diese Zeilen ¡n einer von ihm geleiletcn Zeitschrift er-
scheinen, für das französische Verfahren in Voran- und Nachstellung'
des attributiven Adjektivs die psychologische Radix dabin formuliert
hat, dafs das vorangestellte Adjektiv affektisch attribuicrt, das
nachgestellte logisch distinguiert, erschien mir dieses schwierige,
ja, nach der Zahl und Unzulänglichkeit der gemachten Lösunga-
versuche zu urteilen, wohl schwierigste Problem der französischen
Syntax in so befriedigender Weise gelöst, dafs ich trotz wiederholter
Wahrnehmung mifsverständlicher Auffassung des Wortes „affektisch",
die dazu hätte anreizen können, eine Neu be Sprech un g dieses Gegen-
standes als das letzte ansah, wozu ich mich bei meinen infolge allzu-
beschränkter Zeit und Kraft leider nur bescheidenen Bemühungen
um Klärung syntaktischer Fragen entschliefsen würde — um so
mehr, als es mir begreiflicherweise ebensosehr widerstrebte, für
eine von mir als unbedingt zutreffend angesehene, von manchen
aber befehdete Auffassung in der von ihrem Urheber selbst ge-
leiteten Zeitschrift als Vorkämpfer oder wenigstens als Verfecliter
aufzutreten, wie, aus eini;m so äufserlicheo Grunde die mir lieb ge-
wordene Publikationsställe für meine Hervorbringungen beschaulich-
nachdenklicher Mufsestunden mit einer anderen zu vertauschen.
Von diesem lange Jahre hindurch festgehaltenen Standpunkte
einer vorsätzlichen Passivität abzugehen, dazu ward mir eine im
Archiv für das Studium d. n. Spr. und Lit. CIU, p. 442 ff. veröffent-
lichte Besprechung von Th. Schöningh's „Stellung des attributiven
Adjektivs im Französischen" Anlafs, die den aus Literaiurblatt f.
germ. u. rom, Philol. 1893 No. 4 u. 5 bezüglich der beregten Frage
schon bekannten Herrn Dr. Carl Buck zum Verfasser hat und in
der es heifst: „Das Werkchen" (das von Th. Schöningh) „keim-
■ Abkununeen: Cron. Di^s. i^ Joseph Croa, Die Stellung des .
bntiven Adjektivs im Alliramäsischen , Slrafaburger Disseitslion IS91. -
(ÌT, E3 G. Gröber, Gmadriis der lomaniichen Phlloloeie I, SlrafibarE tSSS.
I
ZUR FRANZÖSISCHES SYNTAX.
323
zeichnet deutlich die rückläufige Bewegung, in die die Forschung
im Gegensatz zu dem einige Zeit mafsgebendeii Resultat von Cron's
Diáscrlalion „Die Stellung des altrib. Adj. im Altfranz." (Strafsburg
1891) heute glücklicherweise getreten ist." Herr Buck versäumt es,
sich über die Art der venneintlichen „rückläufigen Bewegung", ins-
besondere über die Quellen seiner vorgeblichen Kenntnis von ihrem
Vorhandensein eingehender zu aufsero. Aber selbst wenn die Zahl
der neuerdiags auf den Plan getretenen Anfechter des Gröber-
Ctonschen Stell un gsprin zips grôfser sein sollte, als ich auf Grund
(vielleicht unzulänglicher) Verfolgung der Publikationen darüber an-
zunehmen geneigt bin, so erscheint es mir mehr als zweifelhaft, ob
er darum schon berechtigt ist, von einer „rückläufigen Bewegung"
in der Beurteilung dieser Frage zu sprechen, wozu doch nicht
blofs ein quantitatives, sondern auch ein qualitatives Ueberwjegen
der zu der Behandlungs- und BeurteilungsMeise der „guten allen
Zeit" (der Ausdruck ist nicht von Herrn B. gebraucht) znrück-
ienkcnden gegnerischen Stimmen nötig wäre, kurz, über deren
Vorhandensein oder nicht Vorhatidensein doch nur auf Grund eines
reichlichen statistischen Materials entschieden werden könnte. Bis
zu dessen Vorlegung kann ich für meine Person nur erklären, dafs
icli weder etwas wahrgenommen habe, was sich berech tiglermafsen
als „rückläufige Bewegung", die doch einen Gegensalz zu einem
früheren Verhalten der Fachgenossen gegenüber dem Gröber-Cron-
schen Prinzip darstellen muíste, bezeichnen liefse, noch auch selbst
jemals das Bedürfnis oder den Wunsch nach Ersatz jenes Prinzips
durch ein neu aufzustellendes empfunden habe.
Doch angenommen auch, es wäre Grund oder Berechtigung
vorhanden, von rückläunger Bewegung in der Frage der Stellung
des adnominalen Adjektivs im Französischen zu sprechen, so kann
ich doch nicht umiiin, über das „glücklicherweise" niit dem H. B.
es für gut befunden hat die Constatiening jener rückläufigen Be-
wegung zu begleiten, ein gewisses Befremden zu äufsem. Und
zwar stützt sieb dasselbe nicht darauf, dafs ich persönlich, wovon
ich lieber gar nicht reden will, eine solche Wandlung, wenn sie
wirklich nachweisbar wäre, durchaus nicht als ein „Glück" ansehen
würde — da H. B, nun einmal die Sache unter diesen neuen
Gesichtspunkt des Glücks und Unglücks statt des für wissenscbafl-
licbe Fragen doch wohl empfehlenswerteren alten der Richtigkeit
und Unrichtigkeit zu bringen beliebt hat — sondern vielmehr
darauf, dafs, wenn ich die Frage aufwerfe, inwieweit die bessere
Einsicht in den Sachverhalt, über die H. B., wenigstens nach seinen
Darlegungen zu urleilen, etwa verfügt, ein solches Werturteil über
eine unter alten Umständen auf umsichtiger Prüfung und gründ-
lichster Ueberîegung beruhende (wenn auch von seiner eignen ab-
weichende) Meinung rechtfertigt, die Antwort mir dabin lauten
zu müssen scheint, dafs die geradezu spielende An, mit der H. B.
den Nachweis für die Unzulänglichkeit des allen, auf die psycho-
logischen Grundlagen der GedankenäuTserung jsurückgteifenden
324 '^^- KALBFKY,
Prinzips erbringen und die von ihm vorgeblich wahrgenommene
Tendenz nach Voransteliung des Adjeklivs ¡m modernen Französisch
einfach auf eine „in der Entwickelung begriíTene Umwälzung der
französischen Betonungs Verhältnisse" (!) zurückfuhreo zu können, ja
— angesichts des „glück! icherweise" — zu dürfen meint, auch
durch den einschränkenden Zusatz (S. 446) keine hinreichende Knt-
schuldigung findet, dafs er aus Raummangel darauf verzichten müsse,
die Lösung seiner Aufgabe („Verhältnis von Worlstellung und Be-
tonung") an jener Stelle ausführlich zu geben. Denn wenn H. B.
sich dort „mit einigen grundlegenden Gesichtspunkten' uod weg-
leitenden Bemerkungen begnügen" wollte, so durfte er sich m. E.
auch des wertenden „glücklicherweise" vor der Hand nicht be-
dienen — wenigstens dann nicht, wenn er sich nicht dem Ver-
dacht aussetzen wollte, dafs er an die so schwierige Frage der
Adjektivstellung selbst mehr „affektisch altri buierend" als „logisch
distinguierend" herangetreten sei.
1st mir nun eine Auseinandersetzung mit den neuen Auf-
stellungen H. B.'s, zu der ich um so mehr Lust hätte, als es schon
jetzt meine Ueberzeugung ist, dafs wenn thatsächlidi eine „Um-
wälzung der französischen Betonungsverhältnisse in der £ntwiokelung
begriffen ist", die zahlreichen Fälle der Voranstellung des Adjektivs
dabei kaum, wie H. B. meint, als Wirkung sondern eher als Ur-
sache mitbeteiligt sind — durch seine Verweisung auf eine erst
später von ihm zu gebende vollständige Veröffentlichung seines
Beweismaterials für jetzt abgeschnitten, so will ich doch den durch
seine Aeufserungen gegebenen Anlafa zu einigen Bemerkungen teils
er!äuteruden teils ergänzende a.]nhalts über die beregte Frage nicht
unbenutzt lasseiL
Die überaus kurzen und knappen Formeln, die der Herr
Herausgeber in seinem Grundrifs 8.214(7. zur Veranschaulichung
seines Salzes von der Bedeutung der psychologischen Radix syn-
taktischer Erscheinungen darbietet, verhalten sich — das scheint
mir ein nahe liegender Vergleich — zu dem komplizierten, schwer-
ßUigen, das Gedächtnis belastenden Regelwerk der landläufigen
Grammatiken wie Hauptschlüssel, deren einer sämtliche Schlösser
eines Gebäudes zu öffnen vermag, zu umfangreichen, gewichtigen,
für jedes Schlofa einen besonderen Schlüssel bietenden Schlüssel-
bunden, die ihrem Besitzer nicht nur durch Umfang und Gewicht,
sondern vor allem dadurch lästig werden, dafs sie ihn zu mühe-
vollem Heraussuchen des jedes Mal passenden Schlüssels nötigen.
Wie nun aber ein guter Hauptschlüssel nicht nur zu seiner Her-
stellung viel Kunst und Sorgsamkeit erfordert, da eine geringfügige
Ungenauigkeit, ein kleiner Vorsprung, eine unrichtige Biegung sich
1
>) Kann ein Gesichlspunkt einen Gtuod legtD ? Findet übechau]
Gcsicblipoiikt bei einer Giundlcgung irgend wflcbc Vetwendung, hat 1
GrundlegutiE etwas lu thun? — Was bdfat also „grundlegender Geaichts-
pniikl:--?^
ZTR FRAKZÖSISCHItN SYNTAX.
325
sofort störend bemerkbar machen würde, sondern zugleich wegen
dea Felilens der sogenannten Führung, eine vorsichtige, geschickte
Handhabung verlangt, so wird man auch von dem Benutzer jener
kunstvollst und sorgsamst aufgestellten Formeln erwarten dfirfen,
dafa er es seinerseits an dem rechten Bemühen, ihren Sinn in allen
Teilen richtig und genau zu erfassen, und bei ihrer Anwendung
nach diesem Sinne behutsam zu verfahren, nicht fehlen lasse!
Dieser Erwartung nun scheinen mir diejenigen, die, wie z, B, Herr
Buck meinen, dafs die von dem Herrn Herausgeber und nach ihm
von Herrn Cron aufgestellte Behauptung, Voranstellung des Adjektivs
bekunde affektische Attribuierung, nicht überall zuträfe, insofern
nicht gerecht zu werden, als sie in der Deutung und Verwendung
des Wortes „affektisch" nicht die erforderliche Vorsicht und Be-
dachtsamkeit beweisen. Wenn ich ihre gelegentlich erhobenen Ein-
wände recht verstehe, gehen sie von der Meinung aus, dafs jemand
der im Affekt oder mit Empfindung spricht, wenn anders das
Gröber-Cronsche Prinzip richtig sei, Adjektiva nur in Voranstellung
gebrauchen dürfe. Wenigstens erkläre ich mir so die Mühe, die
sie auf Bossuet's bekanntes O nuit désastreuti! ô nuil effroyable!
venvenden — als ob eine auf Hervorbringung möglichst grofser
affektischer Wirkung abzielende Kanzel- oder Leichenrede, was
einem so gewiegten Redner wie Bossuet am wenigsten verborgen
sein konnte, jene Wirkung nicht um so sicherer erreichte, je mehr
dabei seitens des Sprechenden der Schein der Ruhe, der Selbst-
beherrschung inmitten des allgemeinen Schmerzes gewahrt wird,
als ob nicht gerade öftere Exkiamationen von der Art eines O d¿-
sasirtìist nuit, 8 effroyable nuit in einer Leichenrede das sicherste
Mittel wären, einmal durch ihre ermüdende, abstumpfende Ein-
förmigkeit, sodann besonders durch Fjzeugung des Gefühls bei
den Zubörcm, der Redner lege es darauf an, sie zu rühren, zu
erschüttern, die Wirkung der Rede gleich Null werden zu lassen.
Wer wüfstc nicht, dafs das erste Erfordernis für die durch-
schlagende Wirkung eines guten „Witzes" darin besteht, dafs der
ihn zum besten Gebende auch nicht durch eine Miene verrät, dafs
er selber von der Treftlichkeit und Wirksamkeit desselben durch-
drungen ist; und so läfst sich auch für eine Rede, die auf Er-
schütterung der Hörer abzielt, das entsprechende Gesetz aufstellen,
dafs dieser Zweck um so vollkommener erreicht wird, je ruhiger,
un erregter der Redner seinen Hörern gegenüberzu treten weifs,
oder je mehr er wenigstens den Schein einer aolchen Haltung zu
wahren versteht. '.^ Andrerseits sehe ich eine ungerechtfertigte oder
mifaverst an d liehe Deutung des Wortes „affektisch" in unserer Formel
auch darin, wenn man bei Voranstellnng eines Adjektivs das Vor-
liegen affektischer Attribuierung darum nicht anerkennen will, weil
' Ein weiteres für die Erklänu^ der Nachslellung der Adjektii
tasttfuse und effroyable in Bedacht zu ziehendes Moment wird an
späteren Stelle dieter Abhandlung zur Sprache gebracht werden.
3jfr TB. KALEPKY,
sich weder in der Situation noch in dem Gegenstande der Rede
etwas nachweisen lasse, was die Annahme affektischen Seelen-
zustandes beim Sprechenden techlfcrlige. 'Denn, um es noch ein-
mal zu sagen, nicht darauf kommt es an, in welchem Scelen-
zustande an und für sich der Redende während der Zeit seiner
Rede sich befindet, sondern vielmehr nur darauf, wie er der be-
stimmten Vorstellungsvetbindung, die er im einzelnen Falle mittels
Adjektivs und Substantivs ausdrückt, in dem Moment ihrer Apper-
ception gegenfib ersteht, ob er, etwa wie der Botaniker bei der Be-
stimmung einer Pflanze, nach feststehendem Schema erst die Frage
stellt, welcher Galtung das Seiende angehöre, sodann >tf<;loher Art
innerhalb dieser Galtung es zuzuweisen sei — nach Gröber-Cron-
scher Bezeichnung „logisch -di stinguierend" — oder ob ihm da
plötzlich, fast a tempo, zweierlei Bestandteile in dem vor seinem
Geiste aufgetauchten Vorstellungsganzen entgegentreten, ein ad-
jektivischer und ein substantivischer, von denen nun gerade der
adjektivische es ist, der den gröfstcn Eindruck auf ihn macht, sein
Interesse, seine Teilnahme fesselt, vielleicht allerhand Empfíndtmgen,
wie Wohlgefallen, Billigung, Anerkennung, Bewunderung oder Mifs-
fallen, Mifsbilligung, Geringschätzung, Verachtung u. s. w erregt, der
überhaupt innerhalb des von seinem leiblichen oder geistigen Auge
angeschauten Zusammengesetzten das für ihn im Vordergrunde
stehende, das für ihn hervorstechunde, oder wesentliche, hauptsäch-
liche, kardinale, das die Vorstellung beherrschende Element, sagen
wir also „die Vorstellungsdominante"' bildct'Wenn man „affektisch
attribuierend" in diesem etwas enveiterten Sinne fafst, woiu der
Gegensatz zu „logisch distinguierend" nicht weniger als die ge-
samten Gr. 2 14 f. gemachten Ausfühningen über den Unterschied
affeklischer und versta ndesmäfsiger Bede berechtigen, dann wird
man schwerlich in irgend einem Falle auf ernstliche Schwierigkeit
bei dem Versuche stofsen, die Voranstellung eines Adjektivs aus
dem GrÖber-Cronschen Prinzip zu erklären; ja es wird auch ge-
wisser spezialisierender SonderaufstcUungen , die immerhin eine
Durchbrechung jenes Prinzips bedeuten, nicht mehr bedürfen, wie
z. B. derjenigen (s. Cron Diss. i8f. u. This, Ztschr. f. frz. Spr. u. Lit.
XVI, 112 t!'.), dafs „bei aus dem Satzzusammenhang erheilendem
besonderen Nebensinn des Substantivs das seinen Sinn behaltende
• Mit dieser „Vorslel longs-" oder, wie man ebcnsognt sagen könnte,
„ Apperception id onüBan te" i^l keinenfalU íu verwechseln die „Miiteilungs-
od« rhetorische Dominante", wcnu darunter der unlerscheldende, gegcnsalzliche
Teil der Rede verstanden wird, derjenige, den der Sprechende der Auf-
merksamkeit des HärcTS besonders eindringlich empfiehlt. Dieser Tei! der
Rede erhält einmal den logischen (Cton, Oi&scrt. 86) oder eiplratorischen
(Gr. 59r) Accent (Tonstärke), während die Vorstellaogedominanle durch den
chromatischen Accent (Tonhöhe) gekennicichnel wird, üodann ist !Sr ihn die
Fiage der Voran- oder Nachstellung des Adjektivs belanglos, da man i. B,
laitgtu françaiit ebensowohl in GegcnübersleUung zu langut anglaite wie
la ¡ittiratuTt française oder grande maison gegenüber fetitt maison
wie gtgennber ^itnif /srifi'n sagt.
ZUR PRAHZflSISCHBN SYNTAX. 337
Adjektiv seine Stelle wechseln mnfs", z. B, âge moyen mittleres
Lebensaller, mqyen{-) Jge Mittelalter u. s. w. Doch darüber später.
Vor der Hand scheint eine auf Wissen seh a ftliciikeit Anspruch
erhebende Erörterung der Stellung von Adjektiv und Substantiv zu
einander der Beantwortung einer anderen Frage nicht länger aus
dem Wege gehen zu dütfen, nämlich der Frage nach dem Unter-
schiede zwischen diesen beiden nominalen Wortgnippen. '' Es sei
dabei zunächst an den, Bd. XX, 282 T. dieser Zeitschr. erbrachten
Nachweis erinnert, dafs die weitverbreitete Meinung, Adjektiva
bezeichneten Eigenschaften, Substantiva dagegen Dinge, irrig ist;
dafs vielmehr Eigenschaften immer nur durch Substantiva benannt
werden können , dafs die sogenannten Adjektiva hingegen , im
Französischen, stets Träger von Eigenschaften bezeichnen, z. B.
avidit/: Gierigkeit (Gier) avide: mit Gier Behafleler, Träger dieser
Eigenschaft Damit sind wir jedoch der Beantwortung der Frage
nach dem Unterschiede zwischen Adjektiven und Substantiven noch
um keinen Schritt näher gerückt, und nicht gerade ermutigend für
die Lösung dieser Aufgabe klingt das, was Herr A, Tobler darüber
an der Spitze seiner tiekannten Abhandlung „Adjektiv in Substantiv-
funktion-' (Verm. Beitr. II, 160 f.) sagt, nämlich: „Es stellt sich als
völlig unausführbar dar, eine Scheidung zwischen Substantiven imd
Adjektiven als zwischen zwei Wortarten zu vollziehen, einzig noch
möglich von zweierlei Funktion innerhalb der Rede zu sprechen:
giebt es Wörter, die wir uns schwer anders als in substantivischer
Funktion vorkommend denken können und deragemäfs als wirkliche,
eigentliche Substantiva zu bezeichnen geneigt sein werden — obschon
auch bei diesen eine Verwendung in der sogenannten Apposition
eine gewisse Schwierigkeit bereitet — so finden sich unter den zu-
nächst zu adjektivischer Funklion bestimmt scheinenden Wörtern
kaum welche, die nicht auch in der einen oder der anderen Weise
substanü^TScher Verwendung' fähig werden könnten," Schon bei
anderer Gelegenheil (XX, î82, Anm. 3 dieser Ztschr.) habe ich mir
erlaubt darauf hinzuweisen, dafs das Endergebots dieser Darlegung
lediglich negativ ist; Ein Unterschied zwischen beiden als zwischen
zwei Wortarten wird von vornherein in Abrede gestellt, die sodann
als einzig bezeichnete Möglichkeit von einem Funktionsunterschiede
zu sprechen wird — mit Recht — durch den Zwischensatz „ob-
schon u. s. w." aufgehoben. Woraus dann nur die eine Schlufs-
folgerung zu ziehen möglich: Ein Unterschied zwischen Adjektiv
und Substantiv existiert nicht, oder ist wenigstens nicht feststellbar."
— Dieser Meinung vermag ich mich nicht völlig anzuschliefsen.
Wenn Adjektiva und Substantiva auch übereinstimmende Funktion
haben und nur eine Wortart bilden, so läfst sich doch innerhalb der-
selben eine Scheidung vornehmen nämlich auf Grund der Frage nach
der Vollständigkeit oder Unvollständigkeit der Kennzeichnung, die
328 TH. KALEPKT,
milteU dieser Wörter von den durch sie bezeichneten Seienden ge-
geben wird. Und iwar kann man sagen; Das Adjektiv bernck-
aichligt immer nur eine Seite des zu beietchnenden Seienden, es
beruht auf parlielter Sabsumption desselben, das Substantiv be-
rücksichtigt das Seiende in seiner Ganzheit, die ihm zu Grande
liegende Subsumption ist eine totale — vuenigstens subjektiv. Das
heilst: Der sich eines Adjektivs Bedienende ist sich dessen bewufst,
daTs er nur einen Teil dessen, was ihm zur Kennzeichnung vor-
liegt, ausdrückt, dafs er andere, ja keinesw^s unwichtige Teile
desselben aus dem Spiele läfst, er vceiCs, dafs seine Bezeichnung
eine anvollstándige, niuulàngliche unselbständige, und darum
nur in engstem Anschlnfs an eine andere („substantivische"), sei es
schon vertier genannte imd dem Geiste noch vorschwebende, oder
unmittelbar darauf zu nennende, zulässig ist. Der sich eines sogen.
Substantivs Bedienende hingegen charakterisiert das Seiende in seiner
Ganzheit, giebl von ihm ein in sich abgerundetes Bild, eine selb-
ständige, geschlossene Vorstellung, reiht es einer der wohl-
bekannten Gruppen von Seienden ein, die man mit dem Worte
Gattungen (Stoffe) zu beieichnen pflegt.' Seinen greifbarsten Aus-
drack findet dieser Unterschied darin, dafs jedes echte ursprüng-
liche Substantiv nur ein Geschlecht, wenigstens in einer Be-
deutung nur eines hat, das Adjektiv deren zwei — oder, um
andere Sprachen als das Französische mit einzu begreifen — deren
so \ieie hat, als es bei den Substantiven „Geschlechler" giebt.
Das bat eben seinen Grund dariu, dafs die Merkmale einer Sub-
stanti worstel lung für die Geschiechtsbestimmung immer ausreichen,
die Unzulänglichkeit, Un Vollständigkeit der adjektivischen jedoch
zur Bereitstellung zweier oder — in manchen Sprachen — dreier,
die verschiedenen Geschlechler der möglichen Träger der betr.
Eigenschaft berücksichtigenden VorsteÜungs- undWortfonnen zwingt
Als leicht anwendbares Mittel zur Unterscheidung von Adjektiven
und Substantiven läTst sich nach dem Vorstehenden dieses an die
' In der „BekanoLhcii" dieser GaltuDgcn (Stoffe) ist auch der Gruod
dalûr in cuchen, dafj der sageiiBiuit« Tciliriikel vor äubitAOtivcn immtr den
bfitimmicQ Artikel (vgl. Gr. 3i6: „der Redende wdst niil dem bcstitumlea
Artikel lediglich auf Gckinnles hin.") enlhält: ce sont dei seldafs [t^eíl du fain)
= von den (dem) — ja jedem bcknnuien — Soldaten (Brote). Auch vor einem
dem Substaniiv voran geslelllcn Adjrktiv Tind sich (schon frähci) de mit dem
bdlimmten Artikel dann, wenn beide zusammen einen einheitlichen, und darum
■neh allgemein bekannten, schon vonitigen Begriff bezeichneten: dts jeunet
getti, du ban sens. Seit dem 31. Juli 1900 ist bekauDlüch dorch Vetlügung
de* franzotiichen Uoletrichts- Ministers die Vcrwendang des bestimmten Anikda
beim „Teilartikel" auf alle Verbindungen von Adjektiven und Substantiven
aaigedchnt, was als Zeichen dafür gelKn kann, dafs im Laufe der Zeiten eine
BcreicheTung des apiachlidien Begriffïinventars itattgcTiindeti hat in dem Sinne,
dab alle durch Adj. und Subst. ausgedinckten Spielarten der Gattungsbegriffe,
von denen die meisten fiühcr erst im Augenblick der Kennung denkend her-
gestellt, vollzogen werden mufsten, nunmehr all sSmllichen Sprach an gehörigen
bekannt, geläulig gelten; des beaux soldais; früher ñor, oder doch meistens
nun de beaux solda¡Si
ZUR FRANZÖSISCHEN SYNTAX. 329
Hand geben, dafs ein Adjektiv immer da ala vorliegend anzusehen
ist, wo der Sprechende zur Geschlechtsbeslimmung eines ausdrück-
lich beigefügtea oder aus dem Zusammenhange der Rede zu
entnehmenden Substantivs bedarf, ein Substantiv hingegen, wo das
betr. Wort durch sich allein schon die geschlechtlich bestimmte
Vorstellung eines Seienden erweckt
Nun hat die Sprache aus einem praktischen Bedürfnisse heraus
die überaus zweckmafsigc Einrichtung geschaffen, dafs — einmal —
jedes sogenannte Adjektiv seinen Begriffsinhalt durch Hinzunahme
der Merkmale dea Begriffs eines ihm nahestehenden oder sagen wir:
mit ihm oft verbunden auftretenden Substantivs so weit bereichern
kann (unter entsprechender Verengung seines Begriffsum fangs), dafs
die durch es {das Adjektiv) nunmehr er\vecklc Vorstellung nicht
blofs die eines männlichen oder weiblichen Trägers dei betr. Eigen-
scha/l ist, sondern vielmehr diejenige jener Substantivvorstellung
als des Trägers dieser Eigenschaft (vgl. droilí in /a ligne liroiit, und
in la droite allein). Und andrerseits, dafs auch jeder Substantiv-
begriff durch Ausscheidung aller nicht unbedingt wesentlichen Merk-
male seinen Begriffsinhalt so weit verringern (und damit seinen
Begiiffsumfang erweitern) kann, dafs er seine geschlechtliche Be-
stimmtheit zugleich mit der Zugehörigkeit zu einer Gattung, ver-
möge deren er vorher eine selbständige Vorstellung war, verliert
und sich nunmehr als unselbständige, als Teil Vorstellung einer
anderen (substantivischen) anschliefst, (vgl, z. B, auteur allein und
in der Verbindung femme auteur) — kurz die Einrichtung, deren
einen Teil man längst als Substantivierung des Adjektivs zu bezeichnen
gewohnt ist, und deren anderen man ohne weiteres mit dem Aus-
druck „Adjektivierung von Substantiven" wird bezeichnen dürfen.
Was ist nun nach dem im Vorstehenden festgestellten Ver-
hältnis zwischen Adjektiv- und Substantivbegriffen für die Frage
der Stellung von Adjektiven und Substantiven zu einander zu er-
warten? Mir scheint einmal dieses, dafs überall, wo sich dem Geiste
des Sprechenden in einem Vorslfellungskoroplese ein Substantiv-
und ein Adjektivbegriff vereinigt darbieten, der Substantivbegriff ver-
möge seines reicheren Inhalts und seiner geschlechüichen Bestimmt-
heit sich als der dominierende und darum — wenigstens in einer
Sprache, die solche Voransteüung des Substantivs kennt - — bei
der Benennung die erste Stelle einnehmende immer dann erweisen
wird, wenn die Betrachtungs- und Darstel lungs weise des Sprechenden
eine rein sachliche, objektive, nüchterne, überlegende, verstandes-
mäfsige, oder, wie der Herr Herausgeber dies. Ztachr. in seiner kurzen
Formel es ausdrückt, eine „logisch dístinguíerende" ist. Andrerseits
dieses, dafs die Adjektivi'orstcllung beim Zusammenschi ufs mit einer
substantivischen, also einer ihr an Inhalt und Bestimmtheit üt>er-
legenen, sich aus ihrem natürlichen Rangverhältnis der Unter-
ordnung, der Gefolgschaft, der Plörigkeit zu der Stellung einer
Dominante nicht anders wird emporheben können als dadurch,
dafs sie die dem Bewufatsein sich in erster Lime aufdrängende, das-
33Ö TH. KALSPKT»
selbe vor andern erfüllende wird, also nur unter der Einwirkimg
irgend eines Impulses, eines aufserhalb des rein begrifflichen Denkeos
liegenden Antriebes, d. h. bei einem psychischen Akte, wie ihn
der Herr Herausgeber meines Erachtens in aller Kürze sehr hübsch
und anschaulich mit dem Worte „affektische Attribuierung^ kenn-
zeichnet, worin man „affektisch", entsprechend der oben (S. 326)
vorgenommenen Erweiterung seines Sinnes, bei ausführlichere: Er-
örterung etwa mit „gcfûhl- oder teilnahmvoll, innerlich interessiert,
lebhaft, auf subjektiver Erfassung des betr. Vorstellungselemrats
beruhend** wird erläutern und umschreiben dürfeiL Dafs, wie
statistisch längst festgestellt, am allermeisten die Adjekti\'a ^
mauvatSf méchant, grand, vasie, haut, long, gros, petit, court, beau,
joli, vilain, soi, jeune, vieux und ähnliche von dieser subjektiv im-
pulsiven oder affektischen Attribuierung betroffen werden, das ist,
abgesehen von der Indiskutabilität der durch sie bezeichneten
Werte (vgl. Gr. 124) z. T. auch darauf zurückzufahren, dafs die
all diesen Adjektiven zu Grunde liegenden Eigenschaften, die alier-
clementarsten, primitivsten, die eigentlich „kindlichen" EigenscbafteD
sind, ich meine solche, welche der Mensch auf der frühesten Stufe
seiner geistigen Entwicklung kennen und gebrauchen lernt, also
zu einer Zeit, in der er, rein sachlicher, objektiver, Verstandes-
mäfsiger Betrachtung der Dinge noch unfähig, die ihn umgebende
Welt nur nach ihrer Einwirkung auf sein Empfinden, nach dem
Anteil, den sein Gefühlsleben an ihr nimmt, berücksichtigt und
beurteilt, in der ¡hm — um von „schön" und „häfslich fpxa «n
schweigen — „grofs" noch gleichbedeutend mit „imposant**, „re-
spektabel**, „respekteinflöfsend**; „klein** mit „niedlidi", „freundliche
Teilnahme, Wohlwollen erregend** (vgl. das engl, little im Gegen-
satz zu sviali) ist, was sich in deutlichster Weise in der chroma-
tischen Tonverschiedenheit bekundet, mit der er diese Worter
ausspricht, nämlich „grofs** mit einer um eine, manchmal wohl gar
um zwei Oktaven tieferen Stimme als „klein** u. s. w. Wenn man
nun berücksichtigt, dafs im Verkehr mit Kindern auch die Er-
wachsenen wieder zu Kindern werden, dafs also kindliche Auf-
fassungsweise den Erwachsenen nicht nur aus der eigenen Kinderzeit
anhaftet, sondern bei ihnen auch später durch die Kinder immer
wieder Nahrung empfängt, so wird man die Voranstellung der ge-
nannten Adjektiva ein für alle Mal auf „affektische AttribuieroDg"
auch dann zurückzuführen berechtigt sein, wenn nachweislich oft
genug, z. B. in Sätzen wie: // habite une grande maison — Il y ^
un grand jardin derrière la maison u. s. w. der Sprechende ebenso-
wenig wie der Hörer auch nur die leiseste Spur eines Affekts m
sich wahrzunehmen vermag. Sic folgen dann eben einer sprach-
lichen Gewohnheit, deren letzte Wurzeln in der Einwirkung affek-
tischer Auffassung auf die Ausdrucksweise liegen, deren psycho-
logische Radix „affeklische Attribuierung** ist und bleibt. .
Aber noch ein zweites scheint sich mir aus der vorangeschickten
Darlegung des Unterschiedes zwischen Substantiv und Adjektiv ^
ZOR PRANZflSISCHEN SYNTAX.
331
I
I
ergeben. Die Frage nämlich, ob es denn anch gerechtfertigt ist,
— da doch beide Wortgruppen sich nicht in ihrem Wesen, sondern
nur quantitativ oder graduell von einander unterscheiden, — bei
der Erörterung ihrer Stellung zu einander ausschliefslich vom Adjektiv
auszugehen. Wird denn das Substantiv von der Stellungsverschiedcn-
heit innerlich gar nicht berührt, raacht es für seine Geltung gar
nichts aus, ob es vor oder hinter dem Adjektiv steht? Lälst sich
vom Substantiv aus nicht vielleicht auch eine, vielleicht gar eine
noch bessere Lösung des Problems der Stellung von Adjektiv und
Substantiv zu einander geben? Oder, eine dritte Möglichkeit,
könnten nicht beide gleichzeitig und gleichmäfsig an der Sache
beteiligt sein, so nämlich, dafs ein bestimmtes Verhältnis des einen
Begriffs zum anderen durch die eine, und ein bestimmtes anderes
Verhältnis beider, durch die andere Stellung ausgedrückt würde?
Man wird schon jetzt diesen Fragen eine gewisse Berechtigung
nicht absprechen wollen. Und man wird noch weniger dazu ge-
neigt sein, wenn man erfahrt, dafs, und von wem bereits eine In-
angriffnahme des Problems von dieser Seite her vorliegt Kein
Geringerer nämlich als Herr A. Tobler hat schon vor mehr als
30 Jahren in der Zeitschrift für Vöikerpsj'ch. ti. Sprachwissenschai^
VI, 167 ff. folgende in Bezug auf Klarheit und Anschaulichkeit
geradezu meisterhafte Darstellung des Einflusses gegeben, den die
Stellung von Substantiv und Adjektiv zu einander auf ihre begriff-
liche Geltung ausübt: „Zwei Vorstellungen, sagt er, die eines Gegen-
standes und die einer Eigenschaft treten im Falle der Voranstellung
wie in dem der Nachstellung in Verbindung unter sich. Tritt die
Vorstellung der Eigenschaft zuerst ins Bewufstsein, so wird ihr mehr
Freiheit, eine geringere Bestimmtheit ihrer Elemente zukommen als
im umgekehrten Falle, kein Element ist ausgeschlossen, keines tritt
in den Vordergrund; mit ihrem Eintreten erwacht aber zugleich
der Drang nach der Vorstellung des Gegenstandes, mit der sie
sich verbinde, da sie an sich einen befriedigenden Inhalt nicht
bietet; diese zweite Vorstellung nun nimmt unter ihre Bestandteile
jene bereits ins Bewuftsein getretenen mit auf und zwar in innigster
Einverleibung und erlahrt dadurch vielfach wesentliche Modifikationen,
indem ihre Elemente den bereits ins Bewufstsein getretenen sich
anbequemen müssen. Unverträgliches, das sich darunter befinden
sollte, ausgeschlossen, alles gleichsam in dem Lichte angeschaut
wird, das von der ersten Vorstellung ausstrahlt. Wenn gesagt wird
un mhhani vaisseau, so tritt zuerst die sehr wenig bestimmte Vor-
stellung des Untauglichen, Nichtsnutzigen, Mangel baftigen ins Be-
wufstsein, und die nachfolgende Vorstellung des Schiffs wird nun
jedenfalls von den Elementen, die sie sonst umfafst, einige auf-
geben, das Schiff wird nun das rasch und sicher tragende, das
saubere, das schlanke, leichte nicht mehr sein." Es folgt die Er-
wähnung der Fälle mit priUndu und soi-disani. Dann heifst es
weiter (S. t68): „1st die Vorstellung vom Gegenstande zuerst im
fiewufstsein, so fällt einmal jenes Drängen nach der zweiten meistens
33a TH. KALKPKY,
weg, da die erste eher ein befriedigender Inhalt ist; diese ent-
fallet die ganze Fülle ihrer Elemente ungehemmt, und tritt nun
die zweite hinzu, so gesellt sich zu dem bereits Voihandcoea
etwas Neues, doch nichts, wa^ nicht in mehr äufscrlicher Weise
die erste Vorstellung bestimmte, nichts, was das eigentliche Weien
derselben umgestaltend ergriffe; des vers mkhanis sind etwas, dem
niemand den Namen vers streitig machen kann, während dt ml-
ihmiis Vers etwas sind, was man vers gar nicht nennen sollte. Um-
gekehrt werden im Falle dir Nachstellung des Adjektivs von dei
Kiementen der Elgenschaftsvorsiellung einige in den Hinlergnicd
treten und nur diejenigen übrig bleiben, welche sich mit denen
der Gegenslandsvorslellung vertragen. Der méchant
möglicherweise ein guter Mensch aber ein schlechter, d. h. kaam
ein Musikant; des musieün méchant Recht auf den Namen <
Musikanten kann ich nicht anfechten, wenn ich seilist ihn oboe
Einschränkung so nenne; ich werde also méchant jetzt anden
nehmen, es ist nicht mehr „das, was billigen Anfcprdeningen nicht
entspricht", sondern enger „das, was gewissen besonderen An*
forderungen nicht entspricht, die noch übrig bleiben, nachdem
den an den Musikanten gestellten genügt ist", z. B. denen nicht,
welchen der Valer oder Mensch im Verkehr oder der Christ nach-
kommen soll, also vielleicht „hart" oder „boshaft" oder „böse"."
Ich habe diese Darlegung unverkürzt hierhersetzen zu sollen ge*
glaubt, einmal weil sie wenigen bekannt und auch nicht vielen
leicht zugänglich sein dürñe, sodann, weil sie eine durch An*
schaulichkeit ausgezeichnete Erläuterung des für unseren Gegenstand
wichtigen Satzes ist, dafs wenn ein Setendes durch ein Substantiv
und ein Adjektiv, ganz gleich in welcher Reihenfolge, bezeichnet
wird, die Bedeutung des zweiten Wortes immer unter dem Einflofso
derjenigen des ersten steht, ein Umstand, der sich natürlich fut
den bestimmungs- und merkmalsreicheren SubstantivbegrilT empfind*
licher fühlbar machen mufs, als für den merkmalsärmeren und
darum anpassungsfähigeren Adjektivbegrifi. Zwar kann Herr Cron
(vgl. Diss. S. g) bei aller Berechtigung, die er der citierten Dai^
legung für die ihr beigegebenen Beispiele zugesteht, das Bedenkea'
nicht unterdrücken, dafs diese Beispiele „einartig und spezifisch**
seien, worauf er seinen Zweifeln in der Frage Ausdruck giebl: „Wie
könnten Verbindungen wie: un jtune homme, une vaste prairie,
hault maison u. s. w. auch nur teilweise Aufhebung oder sonstig*
Veränderung am Substantivbegiiff zum Zwecke haben, so dafs ein
anderer Name dafür das eigentlich Gedachte erst richtig darstellea
würde?" Darauf ist zu erwidern, dafs die Angebrach iheit einer
Namensänderung von Herrn A. Tobler auch nur für das Adjektiv
méchant (bei dessen Voranstellung) in Erwägung gezogen worden
ist, und dafs, was die „teilweise Aufhebung oder sonstige Ver-
änderung am SubstantivbegrifP' anlangt, eine solche zweifellos ia
den von Herrn Cron objicierten Verbindungen erweisbar isL MsiL
vergleiche z. B. jeune homme mit homme jeune. Ist die duicfa t
Z(JR FRANZÖSISCHEN SYNTAX. 333
entere erweckte Vorstellang nicht erheblich verschieden von der
des letzteren? Entbehrt der Begriff homme in jeune homme nicht
durchaus der Merkmale der (körperlichen und geistigen) Aus-
gewachsenheit, Reife, einer gewissen Massigkeit, Breite, Knochen-
festigkeit (um vom Barte zu schweigen) einerseits, und des ruhigen
Ernstes, der Gesetztheit, Ausgeprägtheit der Gesichtszüge andrer-
seits, die wir unter dem Begriffe homme mitzudenken gewohnt sind?
Ist es wohl ein Zufall, dafs die deutsche und englische Sprache
neben njonger Mann (Mensch)" ^young man^^ noch die besonderen
Wörter „Jüngling" ^youth^^ fur das im Französischen ausschliefslich
durch ^ jeune homme^* Bezeichnete geschaffen haben? Ist diese
Zwiefachheit der Benennung im Deutschen und Englischen nicht
vielmehr ein gewisses Anzeichen für die Empfindung, dafs in der
That „ein anderer Name dafür das eigentlich Gedachte erst richtig
darstellen würde"? Und nun homme jeuneì — ^Une nuii, cependant,
dims un rêve prospère. Un homme jeune, avec un sourire d*ami. Se
pencha tendrement sur mon front endormi, M* embrassa, prit ma main,
et dit: Je suis ton père% so heifst es zu Beginn der dritten Strophe
in einem von K Legouvé seinem allzufrüh verstorbenen Vater ge-
widmeten (in den Soixante ans de souvenirs abgedruckten) Gedichte.
Nicht die mit Uiurecht so beliebte „dichterische Licenz" oder „un-
gewöhnliche poetische Wortstellung*' ist hier im Spiele, sondern
un homme jeune ist die einzig angemessene, ja die einzig mögliche
Wiedergabe dessen, was hier dem Dichter vorschwebt Als „Mann"
zeigt das Traumbild ihm seinen Vater, mit allen in diesem Begriffe
liegenden Merkmalen, und, weit davon entfernt, ihm eines derselben
zu rauben, fügt hier vielmehr á^s jeune nur noch ein in dem Schema-
tismus des Begriff homme nicht vorgesehenes, hinzu, nämlich dies,
dafs der Geschaute unterhalb der als Mitte des Menschenlebens
bezeichneten Altersgrenze steht.
Ich sehe daher in der vorhin ausfuhrlich vorgeführten Aus-
einandersetzung Herrn A. Toblers eine vollkommen zutreffende
Kennzeichnung des Sachverhalts — freilich eine zu ausschliefslich
auf den Hörer Bedacht nehmende. ^ Denn für den Hörer „treten"
in der That „im Falle der Voranstellung wie in dem der Nach-
stellung zwei Vorstellungen in Verbindung unter sich u. s. w."
Anders jedoch für den Sprechenden. Der fügt nicht zu einer
Substantiworstellung eine adjektivische u. s. w., vielmehr sieht er
vor seinem geistigen Auge ein mit einer ganzen Reihe von Merk-
malen behaftetes Ding, Sache, Person, sagen wir mit dem abstrak-
testen Ausdruck: ein „Seiendes", von dem er seinem Hörer eine
Vorstellung übermitteln möchte. Da ist nun, wenigstens innerhalb
der französischen Sprachgemeinschaft, zweierlei möglich. Entweder:
^ Uebrigens behauptet (vgl S. 169) Herr A. T. selbst nicht, in seinen
Ansf&hnmgen, die er gelegentlich einer Besprechung der franzosischen Gram-
matiken vom Schmitz und Holder macht, alles für die Stellung von Substantiv
und Adjektiv zu einander in Betracht Kommende gesagt, den Gegenstand er-
Khopft zu haben.
334 T^' KALKPKY,
er geht mit der bewufsten Absicht, jenem ein môglidist genaues,
adäquates, geordnetes Begriffsbild zu geben, ans Werk, prüft und
sichtet und gruppiert die vorgefundenen Merkmale in der Weise,
dafs er erstens eine Anzahl derselben zu einem Gattungsbegriff
zusammenfafst, unter den er das Seiende subsumiert, sodann von
den übrigbleibenden das oder die markantesten, ihm für seinen
Mitteilungszweck am wichtigsten erscheinenden auswählt und auf
es (oder sie) sei es einen oder mehrere Artbegriffe, die sich jenem
Gattungsbegriff (unter sich koordiniert) unterordnen, gründet, sd
es (vorausgesetzt wieder, dafs es mehrere sind) sie (subordinierend)
unter einen Artbegriff, dann Unterartbegriff, Unterunterartbegriff
u. s. w. fafst. Diese Begriffe zählt er in der gefundenen Reihen-
folge seinem Hörer her, in der auf stillschweigende Uebereinkanft
gegründeten, die Voraussetzung, gleichsam die metaphysische Grand-
lage aller sprachlichen Mitteilung bildenden Annahme, dafs dieser
die ihm genannten Begriffe als einem Seienden inhänerend auf-
fassen und aus ihnen — jener Reihenfolge entsprechend — sid
eine Gesamtvorstellung konstruieren werde, die ein zwar abstraktes,
schemenhaftes, aber doch begrifflich genaues Abbild seiner (des
Sprechenden) konkreten, anschaulichen sei. £in solches Verfahren
seitens des Sprechenden, bei dem dieser sich seinem Gegen-
stande gegenüber gleichsam souverän, aktiv, willens- und walilfrei
verhält, ist dasjenige, welches der Herr Herausgeber dieser Ztschr.
in seiner Formel „logisch distinguierend" nennt Doch nicht immer
darf der Sprechende sich^^fees solchen rühmen. Der Mensch
ist nicht von hause at^^Kü in erster Linie ein begrifflich,
logisch geschulter Denkex^'orscher, Erkenner, Sachdarsteller; er
¡st impressionabcl , Eindrücken nachgebend, er beherrscht nicht
immer seine Vorstellungen, wird vielmehr oft genug von diesen
beherrscht. Da sinkt er denn gegenüber dem, was seinem Geiste
vorschwebt, oft zu einer mehr oder weniger passiven Rolle, zum
mehr oder weniger willenlosen Werkzeug seiner Eindrücke, zum
Spielball seiner eigenen Vorstellungen und der durch sie erregten
Knipfindimgcn hinab, statt zu treiben, wird er getrieben, etwa wie
der Dichter im Augenblick der Inspiration, der, sich selbst ein
Wunder, nicht zu sagen vermag, woher ihm kommt, ihm zuströmt,
was sein Mund verkündet, seine Feder niederschreibt; oder wie der
sonst so staatsmännisch kluge, seiner selbst so sichere Alphons in
Goethes „Torquato Tasso'*, der am Schlüsse seiner Lobpreisung
Ariüstscher Dichtkunst vor seinen fürstlichen Zuhörern ausrufen
mufs (I, 4): „Vergebt, wemi ich mich selbst begeistert fühle. Wie
ein Verzückter weder Zeit noch Ort, Noch was ich sage, wohl
bedenken kann." Wer seinem Mitteilungsstoffe oder auch nur
einer einzelnen Vorstellung, die vor ihm auftaucht, so gegenübersteht,
der vergifst leicht, was er der Logik, dem begrifflichen Erkennen
schuldig, der sprudelt, dem Augenblicksimpulse folgend, nicht-
reflektierend heraus, was ihm gerade den Geist erfüllt, nennt die
Begriffe, die sich ihm als einziges Hülfsmittel, Werkzeug sprach-
ZUR FRANZÖSISCHEN SYNTAX. 335
ficher Ueberliefening fur seine Vorstellungen darbieten, nicht nach
ihrer logischen Rangordnung, sondern wi^ájps, in der Reihenfolge,
wie sie sich ihm aufdrängen. Von einenrachiffe, das nichts taugt,
von einem Musiker, der nichts kann, will er sprechen und flugs
ist ein michani vaüseäu, méchant musicien heraus, weil das Unwertige
es ist, was für ihn an seinem Vorstellungsbilde im Vordergrunde
steht Von einem Jüngling gedenkt er zu erzählen und unwillkür-
lich schiebt sich ihm vor den Begriff „Mensch", „Mann", der doch
for die sachliche Kennzeichnung des geistig Geschauten der wich-
tigste wäre, der Begriff des Jugendlichen, des noch Unfertigen,
.Ungereiften aber doch zugleich Anmutigen, Einnehmenden und darum
sein seelisches Interesse Erregenden — und jeunc homme kommt's aus
seinem Munde. „Der blaue Himmel ruhet über uns" sagt Leonore
im Torquato Tasso I, i, des Frühlings Herrlichkeit schildernd, ¡e
Heu ciel wäre es im Französischen geworden, da nicht der über ihnen
ruhende Himmel, sondern dessen Bläue es ist, was „ihr Herz cr-
fiillt" und sie zu solcher Aeusserung drängt. „Affektisch attribuierend"
hat der Herr Herausg. ein solches Verfahren genannt, und wer
so spricht, der ist fürwahr, „afficiert", seelisch beeinflufst, durch-
drungen, manchmal gar fortgerissen von der Lebhaftigkeit, mit der
etwas, was doch in rein begrifflicher Hinsicht nur einen unter-
geordneten Teil seiner Vorstellung bildet, von ihm erschaut, erfafst
wird, so dafs es ihm zum beherrschenden Mittelpunkt seiner Vor-
stdlung wird. So ist's denn auch wohl begreiflich, dafs wer in der
Alpengegend, am Rheine woimiill^lesAlpeSt Basses Alpes, Haut
Rßiuh Bas Rhin sagt, denn was do^^^pfË im Vordergrunde seiner
Vorstellung steht, ist das „hoch" und das „niedrig", wogegen „Alpen"
und „Rhein" gleichsam nur abrundender, vervollständigender Zusatz
sind. Der Geograph von Fach dagegen, der als wissenschaftlicher
Forscher an die Sache heranträte, der würde sicher erst, logisch
disting^ierend, das Ding mit Namen nennen: le Rhin und dann
was diesen bestimmten Wasserlauf, diese ihm vorliegende Flufs-
strecke von anderen, für die der Name le Rhin, gleichfalls gilt
(sebstverständlich, denn sie sind alle Teile eines und desselben,
wenn auch nicht unmittelbar als solches zu erkennenden Ganzen)
Uiterscheidet, die Eigentümlichkeit der höheren Lage, nicht zwar
mit dem inexakten, unwissenschaftlichen haut, sondern mit dem
sachlich angemesseneren und auch gelehrter klingenden supérieur,'^
Oder, um noch einen der Fälle zu nehmen, in denen Herr Cron,
mid z. T. in Ueberinstimmung mit ihm Herr This (Ztschr. f. frz. Spr.
u. Lit XVI, 1 1 2 ff.) nicht mehr affektische Attribuierung als Ursache
der Adjektiv -Voranstellung anzusetzen wagen, sondern diese auf
„ans dem Satzzusammenhang erhellenden besonderen Nebensinn
* Es bedarf hoffentlich der aasdrücklichen Bemerkung nicht, dafs das zu
aUen diesen Beispielen erläuternd Gesagte nicht etwaige psychische Vorgänge
aller derer, die heutzutage solche längst erstarrten, geprägten Verbindungen
gebrauchen, sondern vielmehr nur den Seelenzustand dessen (oder derer)
schOdem soll, der (oder die) jene Ausdrücke zuerst brauchte(n), sie prägte(n).
33,6 TH. KALEPKT,
des Snbstantivs'' (Cron Diss. S. ig) znräckfobFen : das MittelalterJ
Mank
e wôrtlidier Uebei>-«
n konnte s
'orgefundenen tateinîsdien
begnügen wollen. Aber was zwang zu einer solchen wòrtUcben
Uebertragoiig, odtr was hinderle, medium aevum durch dge meytn
wiederzugeben? Auch Herr Cron fährt moytn âge in dieser Wort-
stellung nicht auf miiHum aevum, sondern darauf zurüclc, daTs „4f<
m<^en schon das mittlere Lebensalter (des Menschen) als brmt
propre bezeichnet" und „daTs die adjektti-ischen und substanti%-i sehen
SachbezeichnangeD nicht in gleicher Stellung verschiedenen Wort-
sinn reflektieren können." Und sdtUefsItch macht er ffir die Vor-
anstellucg noch geltend, dars hier „bd der Unlerscheidong dreier
ZdiaJier (alle, mittlere, neuere Zeit) m^'ot die Stelle einnehme, die
die Rangzahl teeovJ beanspruchen würde." Dabei ist nnr mdbt
recht eisi<:htlicli, wie sich aus den S. 17 unler i. und 2. aufgestellten
Gnindsàtzen ergeben soll, dafs der Rangzahl jeí/md nur Vot~
anstellnng zukomme — sagt man ja doch ganz gut ¡e chapitre
second, a<U seeond a. dergl. — sowie, dafs ,^didctivisdie und sub-
stantivische Sachbezeichungen nicht in gleicher Stellung verschiedenen
Wortsinn reflektieren können" sollen, da doch z. B. tin petit hommt
ebensowohl „ein Mann von kleiner Gestalt", als auch „ein tin-
bedeniender Mann" heifst.'
Ich glaube nun, dafs in wteyat âge wiederum nur ein Fall tm-
reflektierîer, impulsiver Vorstellungswiedergabe vorliegt. Weder fur
das Altertum noch for die Neuzeit bat die wissenschaftliche Termino-
logie die Substanlivbezeichnong âge acceptiert. Fui das cratere
findet sich vieux âges wenigstens bei Dichtem (z. B. bei 5íoliir¿),
fax die letztere wohl überhaupt nicht, eine Ab!ehnung, die lücht
gerade zu Ganslai der Angemessenheit dieses Wortes fur die Be-
eeichnnng von Geschichtsepochen spricht. Und man mufe der
Sprxcbe vollkommen recht geben. Keine Vergleichung kann wohl
' Diu die ui^fährleii BegraBdnngiTersnche nicht mehr recht
Lebre von dem «ffckiiichea Chinkter de* ratugcMeliKn Adjektin
ist HcriD Cron dciui ladb nicht ealgaiicca. Das et£iebt neh klar
Schlo&woit dt» nreilen „die Sielhuç d« Adjekitvt " " '
betitehca Kapitels »ioer DùsaUiìoo, wo <
iiiil der Fonnalienuie des Herrn Htnucebera auf deren 1
Kbiiabl, dab „da« D«ifraiu5iÍ5T¿e nicheñlillte Adj^tñ «1
logiKfc dÍMuifttktt. unicnclitidci, kouimduMt, begrifllkh besümmt und n
Im AdjekUT ss^ er, dab es
die* n iliGD bexweckL'
«jede andere Bcsiinusug , io der das Adjdotv
oder >oU, ofiUt : entweder eine Eieenachaft affckKneccBd
B^MSBonc attribracit. Mbjektiv odn objekli« (d. h. da alteemcÍBCB
enup« tutead) mokcani, oder aber — ein fie Lduc von dei WannHiHai^
Ktnat tieeBÜkk aneebendtr Fall — nkbe Btttnaaneen ncit<>l. & andn
t«aleBi befiiffEck naTafeindliaT oder widerànûe wina (altfraambcfe muât»
■*ñ% maA nai *anNee«i<Ilt dea ibennfcneB Sinn eiaet Swtafadw jamytm
êfé\ oder eiaei Adjekinj (>»»- nnw) tifcei«™ lasaea.' Die Fnc«, ob Mia
neh fut die VotanaieUBBg nil d« koauadìktorìtch*« jñafí ki^di &IÍB>
foierend'' statt de* kantiiKa .alUlbch aRi9Nñtcnd" jtai^M hMea aol^
idiBi uw in der Th« (fwicenswcrt («bL da Ufcadca AREhel Z).
ZUR FRANZÖSISCHEN SYNTAX. 337
hinkender sein als die der Stufen des Menschenlebens mit Abschnitten
da Weltgeschichte. Wie hat denn aber dieses Wort trotzdem in den
kmims technicus zur Bezeichnung des Mittelalters eindringen können?
— ÂQgenscheinlich weil hier der adjektivische Begriff des Mittleren
das „ein und alles" war, weil er in der Vorstellung des Gegen-
standes derartig prävalierte, präponderierte, dominierte, dafs jeder
halbwegs dem lateinischen aevum entsprechende Substantivbcgrüf
mm Abschlufsy zur Vervollständigung gut genug war, „passieren*'
konnte. Mit moyen war alles gesagt, um die Frage der Berechtigung
des ^^ fiel es niemand ein sich zu kümmern, dem den Ausdruck
Scbaffisnden, den doch wohl medium aevum leitete, anscheinend
nidit, und allen ihn Nachsprechenden sicherlich erst recht nicht.
Hätte âge an erster Stelle gestanden, hätte die dadurch erweckte
Vorstellung „die ganze Fülle ihrer Elemente ungehemmt entfalten"
können (vgL S. 332), dann wäre man sicher bald des Unangemessenen
der Bezeichnung, der Verkehrtheit der Metapher, auf der sie be-
ruht, ihrer Ungeeignetheit zu einem wissenschaftlichen Terminus
gewahr geworden und hätte sie durch eine bessere ersetzt. Als
»«weite Vorstellung" jedoch, die alle „bei der ersten bereits ins
Bewnistsein getretenen Bestandteile und zwar in innigster Ein-
verleibung mit auûiimmt, und dadurch wesentliche Modifikationen
^f^àhrt, indem ihre Elemente den bereits ins Bewufstsein getretenen
^ch anbequemen müssen. Unverträgliches, das sich darunter be-
iden sollte, ausgeschlossen, alles gleichsam in dem Lichte
angeschaut wird, das von der ersten Vorstellung aus-
strahlt" (vgL S. 331, man mufs in der That sagen, wenn diese
Stelle von Herrn A. T. mit spezieller Rücksicht auf die uns be-
schäftigende Wortverbindung niedergeschrieben wäre, hätte sie den
^ ihr vorliegenden Sachverhalt gar nicht treflfender formulieren
können) — als Bezeichnung der zweiten Vorstellung jedoch hat
^n bisher, und mag man fernerhin aus den angeführten Gründen
"^ ^e ruhig hingehen lassen.
Nachdem vorstehend an einer Reihe typischer Beispiele ein-
sehend dargelegt worden, wie sowohl Herrn A. Toblers, die Wirkung
auf den Hörer berücksichtigende, Feststellung des BegrifFsverhält-
'^^sses, als auch die von dem Herrn Herausgeber im Hinblick auf die
psychologische Radix vorgenommene Scheidung der Fälle — jede in
^er Art — sich wohl bewähren, mag zum Schlüsse — zur Be-
friedigung eines mehr ästhetischen Bedürfnisses, einer Art wissen-
*^^lichen Schönheitssinnes — der Versuch gestattet sein, beide Er-
*^âningsweisen in einer Formel zu vereinigen, sie gleichsam in einer
höheren Einheit zusanmienzufassen und zu sagen: „Von zweien (oder
'ûehreren) an einem Seienden sich darbietenden Begriffen erhält
^* ihrer Nennung die erste (oder jeweilig frühere) Stelle der
^minantbegriflf". Eine solche Formel liefse zwar an Einfach-
*>eit nichts zu wünschen übrig — „verblüffend einfach" könnte
'^^aie scherzhaft nennen — aber sie wäre andrerseits auch so
^^kt, schemenhaft, ja, für jeden, der nicht schon instinktive
. L rom. PbB. 3ULV. 22
a
33^ TH. KALSPKTy
Beherrschung der Materie mitbringt, so nichtssagend, dafs ihr als
Erläuterung entweder jene S. 331 citierten Darlegungen Herrn
A. Toblers oder eine sich auf des Herrn Herausgebers Scheidung
stützende Spezifizierung beigegeben werden mûfste, etwa in der
Fassung, dafs bei logisch -distinguierendem Verfahren begreiflidier-
weise sich der merkmal- oder inhaltrcichere, zugleich die Gattung
des Seienden kennzeichnende Substantivbegrifi als Dominante er-
weise, bei afft^ktischer, impulsiver Wiedergabe des Vorgestellten
jedoch der Adjektivbegriff, es sei denn dafs, wie z. B. bei ces
gueux chinois (neben ces gueux de Chinois) im Munde eines erregt
sprechenden Chinakämpfers, das Substantiv fühlbarer Ausdruck der
Wertung, das Adjektiv dagegen nur sachlich determinierend ist,
wie denn der Herr Herausgeber auch nicht affektischen Seelcn-
zustand schlechthin, sondern ausdrücklich dies als Bedingung für
Voranstellung des Adjektivs angicbt, dafs das letztere selbst affektisch
attribuicre, d. h. eine affektisch erfafste Eigenheit des Dinges
wiedergebe. Dafs andrerseits auch ein an und für sich affektisches
Adjektiv bei (wirklicher oder fingierter) logisch distinguierender
Rede dem Substantiv (als Benennung des Dominantbegrifl^) dea
Vorrang la^^sen kann, haben wir schon oben an dem mit Vorliebe
gegen des Herrn Herausgebers Lehre ins Feld geführten Citat aus
Bossuet: O nuit désastreuse! ô nuit effroyable! gesehen und vor der
Hand (vgl. S. 325) damit gerechtfertigt, dafs Exklamationen von der
Art wie: O désastreuse nuit! 6 effroyable nuit! in einer Leichenrede
auf eine halbwegs gebildete, feinfühlige Zuhörerschaft durch das
ihnen anhaftende Rührselig -Marktschreierische abstofsend wirken
müfsten und eines so ausgezeichneten Redners wie Bossuet durch-
aus unwürdig wären.^ Hier bleibt noch nachzutragen, dafs aufser-
dem das Citat in der angegebenen Form unvollständig und sinn-
widrig ist, sofern nämlich der Redner gar nicht seinem Gefühle
über das Unheilvolle und Schreckliche einer bestimmten Nacht
Luft machen, sondern an die Nacht erinnern, die Nacht seinen
Zuhörern ins Gedächtnis rufen will — unheilvoll und schrecklich
nennt er sie nebenher — in welcher plötzlich die erschütternde
[* Der Herr Verf. gestattet mir, an dieser Stelle darauf aufmerksam zu
machen, dafs mit -fux (Begriff: Fülle) und -ahle (Begiiff: Disposition zu) ge-
bildete Adjectiva, als Elativa, naturgemäfs die Stellung der Superlative von
Saizglicdlorm {U plus . .) erhalten, deren nächste BegritTsvcrwandte sie sind,
also hinter dt-m Substantiv. Durch Wortbildungsmittel (/^ plus, -eux,
•ttò/t:) wird hier die affektischo (subjektive) Attribuierung zu erkennen gegeben,
die sonst durch die Stellung des Adjektivs zum Bcwufstsein gebracht werden
mufs. Werden daher Adjektive auf -trux, -ab/e vor das Substantiv gesetzt, so
wirken sie, ähnlich wie der mit li plus gebildete Superlativ vor dem Sub-
stantiv, zwiefach, abundativ, und sind im gegebenen Falle geschmacklos; —
im gewissen Falle nicht. Wo dieser und jeuer Fall eintritt, ist nur aus dcnr^
Satz- odc-r Gedankenganzen zu ersehen, die die empirische Grammatik gänzlicl —
in der Syntax aufser Acht zu lassen pflegt, weil sie die lateinische Syntax /ü
Fragen der Wortstellung bis auf den heutigen Tag in dem Mafse ignorie^c-
hat, dafs kein Gymnasiallehrer dem Lateinschüler über WortslelluDgen eii
Auskunft zu geben vermag. Hrg.]
ZUR FRANZÖSISCHEN SYNTAX. 339
Ktmde von dem Tode der Prinzessin erscholl. Die Stelle heilst
vollständig: O nuit désastreusel 6 nuit tffroyàblel où reteniit tout à
un^ comme un ¿dai de tonnerre cette ¿tonnante nouvelle: Madame se
nmrt, Madame est morte. Die Nacht, jene Nacht — das ist die
Dominante seiner Vorstellung und darum steht nuü „zu Recht*'
und durchaus gemäfs unserer Formel an erster Stelle.
X.
Konträre oder kontradiktorische Gegensätze?
Im Laufe der den Inhalt des vorhergehenden Artikels bildenden
Untersuchungen hat sich uns gelegentlich (vgl. S. 336 Ânm.) die
Frage aufgedrängt, ob es statt der vom Herrn Herausgeber vor-
genommenen konträren Gegenûbersetzung: „aífektisch attribuierend"
und „logisch distinguierend'S nicht räUicher, vielleicht pädagogisch
xweckmäfsiger iväre, der meines Wissens heute allgemein anerkannten
Cbarakterisierung der einen Seite als „logisch distinguierend" ein
kontradiktorisches „nicht logisch distinguierend" für die andere
Seite gegenüberzustellen. Damit wären die von einzelnen gegen die
Kennzeichnung aller Fälle der Voranstellung des Adjektivs als
,^£fektísch attribuierender*' erhobenen Einwendungen erledigt, und
auch völlige Uebereinstimmung zwischen der allgemeinen Formel
des Henn Herausgebers und den Ergebnissen der Spezialunter-
suchung Herrn Crons hergestellt
nDas ist aber doch eine allzubequeme Art, sachlichen Schwierig-
keiten aus dem Wege zu gehen, statt sie durch unermüdliches
Forschen aus dem Wege zu räumen" dürfte gegenüber diesem
Vorschlage eingewandt werden. Ich erwidere darauf, dafs sich
doch mancherlei, sowohl praktische Ergebnisse, thatsächliche Fest-
stellungen als auch theoretische Erwägungen, zu Gunsten eines
solchen Verfahrens geltend machen lassen.
Bezüglich zweier sehr wichtigen dilemmatischen Ausdrucksfalle
^cgen ganz selbständig — unabhängig sowohl von einander als
^on der hier angeregten Theorie — gefundene Formulierungen
*ondradiktorischer Art statt der früher üblichen konträren vor. So
Weidet der Herr Herausgeber Gr. I, 214 seine Auffassung von dem
•^csen des Subjonctifs in die Form „Er ist immer nur eines Sinnes:
Gegensatz des Indikativs. Wird in diesem Sein und Ge-
*^ehen als mit dem äufseren oder inneren Sinne wahrgenommenes
P^^ichnet, so im Subjonctif das nicht wahrgenommene, das nur
*^ Geiste des Redenden vorhandene, das nur vorgestellte Sein
^d Geschehen." Und ebenso ergab sich mir seiner Zeit (vgl.
^cse Zeitschr. XVIU, 498 flf.) bei einer eingehenden Untersuchung
^**^ Unterschiedes zwischen Imparfait und Passe défini als einzig
Jaôgliche, haltbare Formulierung für das Wesen des erstgenannten
Tempus die, dafs ihm das abgehe, was für das Passé défini charak-
^^^tisch ist, nämlich „das Moment des Vollzuges", (d. h. die Vor-
stellung eines Seins oder Geschehens als eines sich zu einem Ganzen,
22*
34»
TH. KAUTET, ZUR FRANZÖSISCHSN STITTAX.
AbgesdikMSenen, Fertigen vollñefaenden, dues sicii vod dsem An-
bi^ aber eine Mitte bis m âatm Ende bin ersHeckenden) ao
dais, veim man for dieses Moment die graphisdie Kñrxtnig m,
für Inipsfùit /. und for Puse déñoi ^ setzt, das Ergebnis sícfa
auf die Fonnel bringen läfct: J ^ /* — «i,
Selbstrenlindlicfa ist meine Meinimg nidit die, ans der bloben
Tbatadte, dais der Untosdüed des Siibjooctib vom Indicatif und
der des InqNubits *om Pasié défmí nor kontradiktoriscfa xa lassen
■ei. d&rfe obne weiterea gefolgert werden, dafa diese Alt der
Formsberang Don (fit »He dOemmatiscfaen Redeweisen am PUlae
oder g» einiig betecbtigt sei. Die beiden hier enñbnlai FìBe
soDten «ielniidir nnr als Aidiahs-, als Ansgai^siianbe fur die Ec^
äctttimg der Fi^e dienen, ob nidit kontradtktorisdie Gcgen-
sitclicUeit in Fällen, «o sicli zar Bezeidinnng gewisser Voratdlnngs-
mliällnine eine Zwie£M±beit der Aosdrocksweise daibietel, im
Weaen der Sache b^randet seL Und daßr, daís dûses der FaU,
adheätt mir aacfa die Eiwägimg m sprecben, dais àcli bei der
KlÑer naerfaWichMi FoDe und UaDD^alti|^t der Vorstellnngs-
«nd Denkkomploie, mit deoen mensdifidie Rede es ra ibon bat, fBr
jeden FaB dilanmatischer AnadnMAsmögUdikeit, sei es in Syntax
oder in StBistik, neben riden lacht zu bestimmendoi, BwetTellos
der einen oder der anderen Kategorie mgeböngen, audi immes-
eiae AmaU solcba F^te — man konnte sie iodifefente^ neatrale
oder mediale nennen — finden wñd, in denen es selbst dem
sdiâiteen und godmltesten Denken sdiwm bllen möchte, eine
mchtieh ansradtend bq;iündefe F-iHscfafidimg besâghcb ihrer Za-
giMri^cit ra treflen, in denen dabei ein sdiUc^teres Denkmmôgen,
ja selbst der doch sonst so smìkt fahrende spiadilidie Instrakt,
das SpradigefnU, ädt in ihnltdMi Ratlosigkeil wie der Esd dea
Baridan befinden mfifste — wenn ihm for den q»radiUdien An»-
drad nur die WabI nriscben kontiâr Enig^engesettlem gegeben
wäre. Ist indes die Bedeutmig, der Sinn der einen Redeweise
klar, sdiaif, leidtt erkennbar ansgeprigt. der anderen aber «^
game FñBe der Nuancen, Schattierangen, Abstofimgen mit an-
gewiesen, die den Uebergang ta einem kontiâren Gegenteil bfldcn,
dann ist dem E^wedienden seine Aafgabe «esentUdi tilüiAtBl,
dann ist deren Läsirag auch dem einfältigeren Verstände aiôgilM^
denn was dann nidit ofieiAnndig die fir die Anwendimg der cimen
S^KacUorm eriorderfidien Mertmale tiigt, die dieser beig^efaencn
Bedingaagen handgreinidi csfñllt, das &Ut obne weiteres derandenn
anbwm, abo — mit Anwendung aaf die F^age der Steflaif von
Adj^ttv und SabstaidÎT >a einander: .Nur au^cficägt k^jtiA
dlitÌDgmerend gebfandit, folgt das Adjdtir seinem Sobstanliv, fat
joden anderen FaDe geht es ¡hm «oían* oder nach S. ¿37 _Du
Agliai» gefal den Sabstaati* «otan, aidser wo d« Begriff des
tolatewn deodidi als Dammantix^iiff ^apfonden wiid."
J
VERMISCHTES.
I. Znr Lantlehre.
Die betonten Hiatusvokale im Vulgärlatein.
Wie so vieles andere, so verdanken wir Meyer-Lûbke auch
die erste eingehende Untersuchung über die betonten Hiatusvokale:
^^man sagt das Vulgärlateinische mea, aber mçus, grúa, dies?
Mit der Frage hat sich Meyer-Lübke mehrfach, zuletzt Rom. Gram.
^232% beschäftigt. Seine Ausführungen, die ich im Einzelnen
als bekannt voraussetzen mufs, lassen sich in folgende Sätze zu-
sammenfassen: Die Volkssprache behandelt diese Vokale nicht nach
^T Quantität, sondern lediglich nach ihrem Klang, resp. nach
dem Klange des zweiten tonlosen Vokals (Dissimilation). Die
^egel ist: altes 1, u bleiben; altes ? wird zu f vor folgendem 1,
^ f vor folgendem a (nach S. 233 auch vor folgendem«); altes
^ ^ord zu q vor folgendem u, zu ç bezw. {/ vor folgendem a, 1,
^lûît: dies, fai, mçi, mea, sçus, soa, coi. Schon früh traten
Störungen ein: dem Plur. m ci folgte der Sing, mçus, dem Sing,
sças der Plur. sci. — Hierzu einige Bemerkungen: Reicht das
^etz in die Zeit zurück, wo ì und ?, ü und ö noch nicht in f, 0
zusammengefallen waren, so begreift man nicht, warum, während
altes I als ; sich erhielt (dïes = df),^ nicht auch altes ä als (/
blieb (sua = sua, nicht soa). Fällt das Gesetz dagegen in eine
»patere Zeit, so erwartet man dees (; = ^) wie soa. Ist dçus durch
den Piar, dçi bedingt, wie mçus durch m ci? E o (-= ego) mit ç
erklärt sich nur unter der Voraussetzung, dafs 0 anders wirkte als u
(^gU me um). Endlich scheint der Wandel von tuum zu tçum
öderer Art zu sein als der von meum zu meum: warum nicht
tçum? Mögen indessen diese Ausstellungen berechtigt sein oder
weht, so sei es mir gestattet, auf eine andere Erklärung hin-
«nweisen. Dieselbe fufst auf einer wohlbekannten Thatsache, der
J^och Meyer-Lübke für die Erkenntnis der in Frage stehenden
'^ntvorgänge keine Bedeutung beilegt
- Im Vulgärlatein verschmolz der Tonvokal mit unmittelbar
^^^dem I oder u zum Diphthong, meus, mei, de'us; dagegen
^^, ^ Hätte nach Meyer - Läbke's Auffassung nicht auch trTa zu tria
^«lì müssen?
342 TIXMBCHTKS^ I. ZUR LAUTLZBKIL
wToáea Yofaiìiolgen vie betonter Vokal + a oder ^. Béa,
meae, diem in der Vulgârspncbe nidit zn einer Sube, da âe
lODianiscii noch beote denoi zvei ansmacbcn (rg-L die Az&iainc^eB
Grci!crs» Ardùr t. ¡ai. Leoc I 22i\ Dîe Regel über das Vi
der betonten Hiaîroiale in der Vdgáispncbe ZDÒcksS£ seh
folsesdeonaiseii Scncnlieiesì: In den dîplidxxifîscbesi Gnçfxn
¿L IL s^ V. beeich der Tociiv^ial ex rnsprânÂix Qcazûâi dëvs,
mèc$« mèi ^daber ahrz. apcov. wdfms. mir BrecbrT.g des /*;. Im
¿ledefaciL izèa, diem, ¿rea. D6e Qsi'^t des -A-?>Tnr.igeE Voàak
S|Meìi aiìio zxx issaksz, uáz, ajs dieselbe das V
I%k)ckì3c$ec beaçtxaeîct oder wthTTwVn, Li der Hzzpcsaciie sai
das Veibalicc der beopcgegi Vckaje aacb hier <5e jxl QmatââÊ,
mea, diem der T«
TirZfT fem TjrrftnPf T»at r
V ^^ icsic '»^w^«»»*--^ mos itsn F-TTifaiì? its Fsnxxn2xuzix& — .Ei» «k-s». ^.a^
ittr r^isr V*rl sz^amtfksx ns^ctosi:.. TTrlenrii: nsm anc omisr; g-sgran. Ott
äff VirsriitMî2ii:«i: it» irr ìl'ì \:in m^^tisn "i srtÀìxsxs rts xvmvta Viis=i& 3l
t . I . í: îsua 'w:ïL rx V ncii tr'-'mrgtt . •. ti3«r;p5tAa S&i^ 2«i neiti xîk
lamn; 2K ^îiiiisra. ^i' srsx^g^srin^si ztsé^ Vntirkrmaa^ snxs- itsn rtivmun hssil
:nu¿?5 "^t n ita ¡síl Tuhst • — *>. - — «• * — e m — >ì: ÀaBftççtai -:rài^ aar asa
Idea caxn ?uu=a£^ asî 5cr-».zi«Tc«i rar át; Xü^hrJüt-i *;t«cv ai'^r^íc
fife asa "^nisusiUTsa «sarixi« >>:*:iîçgàiat..-i ¿— ixjtr « — * 9»xl
ncxc iti — t — r ntr . — -, »1. 111.' ^^ '''Äatriirrnse ^uru. "tiri
-Ile scü :s¿ »ir xa?* '' g-:*nit¿Tn:¿ tit *t.«n ui.^*í'.,ví v1»¿a jí;
A. HORNING, DIE BETONT. HIATÜSVOKALE Ol VDLGÄRLAT.
343
sua, rät. dua, it. due, port, tiuat erhalten haben. Doch hat aich
das u möglicherweise erst im Hiat aus p entwickelt (so D' Ovidio,
Grundrifs I S i /)> so wie in iL prov. sp, port, mia i aus älterem i
hetvorgegangeu ist.' Afrz, loe wäre durch das Mascul. toum be-
einnufst; indessen ist zu beachten, dafs das Altfranzösischc auch sue
kennt, z. B. Mûnchener Brut 2851, und dafs im Nord-Lothringisch-
Wallonischeu ü + a im Hiat zu swf wird; ist dieser Wandel alt,
so kann souut in der Eulalia auf ¡üa beruhen.^ — Da fui, cui
immer diphthongische Gebilde waren, so fallen sie nicht unter die
oben aufgestellte I^autregel über die Dehnung des Tonvokals; es
mag deshalb hier dahingestellt bleiben, ob das u etymologisch lang
ist und auch im Vulgärlatein lang gesprochen wurde {rätisches kúi
verlangt dann eine besondere Eiklöruiig, mit dei sich die rälische
Specialgrammatik zu befassen hat), oder ob der Wandel von S zu
U sich erst etnzel sprachlich unter dem Einllurs des / vollzog (ähnlich
etwa wie totti zu tüü wurde), eine Laut Veränderung, die das Räusche
nicht mitgemacht haben würde. Eine Sondererklärung verlangt
gleichfalls das diphthongische toum, sd es dafs das o durch
Dissimilation entstand, sei es daís altes sovos, tovos (s. F. Solmsen,
Studien zur lateinischen Lautgeschichie, Sirafsburg 1894, S. 141)
in demselben weiter lebt.
Aus dem was über it. tua, sua gesagt wurde, erhellt, dafs sich
für die aufgestellte Lautregel ein strenger Beweis nach jeder Richtung
hin nicht erbringen läfst Die gegebene Erklärung mufs für sich
selbst sprechen, indem sie Licht in eine dunkle Frage bringt Doch
sollen noch einige Einzelheiten kurz erörtert werden, Nach Meyer-
Lübke hat das vulgärlateinische grSa (frz. griie) das lange u vom
Nominativ grüs bezogen, eine Ansicht, welche der neben grus
altbezeugte Nomin. gruis und rumän. neuprov. ita!, grue (auch
Boerio giebt gme neben grua) als unwahrscheinlich erscheinen
lassen. Der Hiatus, den das Volkslatein einst durch Dehnung des
Tonvokals zu mildem suchte, wurde in späterer Zeit in vielen
romanischen Rlundarten als störend empfunden und auf die ver-
schiedenste Weise beseitigt: das Italienische kennt nach Tommaseo
gruga ond gruva, das Neu proven cai ische nach Mistral gruio, agrió,
agruoue; nach Romania 29, 354 gehört auch sp. grulla hierhin.
Ebenso wird port, grou za verstehen sein: angesichts der andern
romanischen Formen des Wortes ist es wenig glaubhaft, dafs das-
selbe altes grüem wiedergibt: es wird vielmehr aus gruve, mit
hiattilgendem v, entstanden sein, das zu gruui und mit Dissimilation
zu grou(e) wurde {vgl. besonders nprov. agruoue). — Frz. pücellt
eik^rt Gröber, Arch. f. 1. Lexic. 4, 450 mit Recht aus pQel'celluB,
' VitUeichl enlwiekthc sich 1 ruent in allbezeugtem Ist. mius, da der
DiphlhoDg ÌU «ich bequemer aussprechen Ufst >ls eu.
' Giofse Voi&icht ist bei der Beurteilung der rätisclicn Formen lüa,
tues geboten (s. Gsrlnet, Rät. Giam, S. gq), da in Enneberg ü auch aus Í
entïleht, iüa sich demnach aus fouf entwickelt baljcn kann. Dasselbe gilt
von den Vertretern von dnas in dei Dauphiní, djiüe, dyüi (&. A. DevAUi, La
lugne vnlgute da DaupUoi Septenirionu, S. 369}.
^ ■ 1 11
.¿Ila £inûi±2sw IL ft"n*?Tr rwsmnoçsL ?x-^r
n ¿ xMeàm: ▼urie- .n. i'i±_i
3Xir ;bis 5'iT*rr ¿qriniippBcr nsçnmasEs »
|ficsi3iiiJs Sriim^gi, ^115. — .ijt îLk: si±. äst 2'3çs
-TTiTTir -nan. rf-.tiT scrTi.ir x L r
IjfriBf *'"■""""' iL iw fin: ^nx i .l'^ar sbc i<^
■w'^-V '*^^w f =BB j'**'*****""^" 7 fiC^ ^
l^K ¿K '^TÙLÎifSiÎdL TllTàt
7 T3t Jl
1a
^1
as £ ffiggimnfïT
HTTfTBlîlC.-
äaL-
s-*nt.> XL
s. «
iiUfritgnfrg >£
r-ç^x jar Seit^ T«? xar Tjc
= 7. JaIs tCx ans ^-Zî, xl
t^
dt vaks
ITn — T*
IL Xbt V IL Uf jniyùtteif ^
- m-
>.'•: .fc>*¿ ■Á.f
j's^^ mi'^ài i „' m
5»r»-'^»i»,
— .A
Il r II I *^i
«1^.
j^y '** ■ ^
H. SCHOCHARDT, FRANZ. GLAIVT. FRANZ. BODÉE ¡ MHD. BOOCHEN. 345
künden des 7. Jhrhs., sowie auch in alteren Handschriften und in
einer Inschrift von Vienne aus der Mitte des 6. Jhrhs. anders zu
deuten als ¡n den Ravennaer Urkunden des 6, Jhrhs., und anders
als das i von cüeri, dibet, fieil, rigt u. s. w. in denselben merowin-
gischen Urkunden? Wie lassen sich friaul. gUsie neben giesie, all-
span, iglisia neben iglesia, beam, glisie, glisf, gligi neben gitisi,
bask, elisa (cispjr.) neben ileiia, eUch'a {transpjT.), bret, iliz neben
kymr. eglwys erklären? Blofs fiber zwei Punkte traue ich mich
schon jetzt mich bestimmter zu äursern. G. Paris in seinem Aufsalz
Les plus anciens mots d'emprunt du fiançais S, 24 nimmt an dass
eectlsia wirklich gesprochen worden sei; aber wenn die Dichter in
Zeiten da schon längst der Unterschied zwischen Länge und Kürze
der offenen Tonvokale ins Schwanken gekommen war, hie und da
so mafsen, so haben sie eben aus der Vokalqualität die Vokal-
quantität an alogisch erschlossen. Es wurde schwer sein einen
Gnmd für die Verkürzung des betonten e in etclesia ausfindig zu
machen, und warum hätte denn dieses ? für f zu ? werden müssen,
statt sich dem _ von menus, perum. vecem zuzugesellen? Zweitens
kann kymr, eglwys nur auf eclfsia bezogen werden, ebenso wie
bwytt nur xai bfstia. Meyer-Lübke Zeilschr. für celL Phii. 1,474 if.
legt ihnen tclfsia, hfstia zu Grunde, aber daraus würden sich iglait";
haisi* ergeben haben, wie aus convpilio, tfrtia : ey/ainl, tairlh.
Zwischen maciria und magwyr besieht allerdings eine Kluft; ich
möchte sie aber eher von jener Seite als von dieser aus über-
brücken, das heifst, ich möchte ein *macfria ansetzen.
Die romanischen Formen von tccUsia harren noch einer ab-
schlief senden Untersuchung,
H. Schuck A RDT.
Franz. glaive.
Ascoli Arch, glolt. it, X 27z hat darin mit Recht eine Ver-
mischung von lat. g/adio und gall. *cládibo {liefse sich nicht auch
an ein *dadlbo denken?) erblickt Auch in der lateinischen Über-
lieferung scheinen sich Spuren davon erhallen zu haben; Th. Birt
Der Hiatus bei Plautus und die lateinische Aspiration bis ziun
X. Jhd. n. Chr. (Marburg 1901) S. 279 verzeichnet aus Hand-
Bchriften und Glossaren: Claudius, glavdius, glavus, gaudio, gau "¡^
gladius, gladio und bezieht hierauf, freilich mit anderer Deutung,
die romanischen Formen glaive, giovi.
H, SCHUCHARDT.
Franz. houée \ mhd. bouchen.
Die diei hoU. Wörter boei „Fessel", boei „Boje", baak „Boje"
pflegt man nicht der Bedeutung, sondern dem Laut nach elymo-
¡ogiscb zu ordnen, nämlich fñr die beiden ersten einen gemeinsamen
34(1 VERMISCHTES. II. ZtTR WORTGESCBICHTE.
Ursprung anKunehmen, für das drille einen andern. Indessen geht
das eine der beiden burí auf altfrz. beie, buie \ laL boja zurück, das
andere auf franz. bou¿e. Nun hat man zwar auch das letzte Wort
an boja angeknüpft (so noch bei Körting^); aber das Diet,
weist mit Recht diese Herleitung zurück. Es beruft sich auf die
Phonetik; doch auch die Bedeutung spricht dagegen. Denn wenn
selbst norm, boie (so bei Lítiré) und altfVanz. bote (so bei Diez, Scheler,
Bos u. s. w. — nicht bei Godefroy) wirklich im Sinne von botUt
vorkommen sollten, so würden sie ebensowenig auf ia/'a zu beziehen
sein. Der Name der ßoje kann ja leicht auf das Bojeseil
tragen werden, wie das bei franz. gavilrau {(sûdfranz. gitviVu, ital.
gavileUo) wirklich geschehen ist (s. die zweite Bed. bei Sachs), wohl
auch bei franz. orín (die erste Bed. aus älterer Zeit belegt, s. Diet
gen. — span. porL orinque hat die zweite), möglicherweise endlich
bei ftanz. dromt {„origine inconnue" sagt das Diet, gen.; es ist j
deutsch /JröAm, Trum, Trumta [engl. lhrnm(b/\, welches sich z.T.
mit deutschem Drahm, Tram, Dramm vermischt hat), obwohl hier
die erste Bed. selbst nicht nachweisbar ist; unwahrscheinlich ist
die Benennung der Boje nach dem Tau, das sich ja nicht wesent-
lich von andern Tauen unterscheiden kann. Das was bei dieser
Einrichtung hervorsticht, ist nicht dafs ein Ding an ein anderes
gefesselt ist, sondern dafs es dessen Ort anzeigt Das hol!, baak
bedeutet in der Tbat eigentlich „Zeichen"; man hat es längst ztt
altfries. bdcen, alts. bScan, ags. bi'aeen, engl, beacon, altn. bâkn, ahd.
boiihhan, mhd. bauchen gestellt. Auf dieses bauchen, auch wenn es
nur in der allgemeinen Bedeutung „Zeichen" vorkäme, müsste man
das franz. bouie, von der romanischen Endung abgesehen, zurück-
fuhren. Aber das Alemannische kennt das Wort noch heutzutage
in der Bed. von boufe. Ich setze die betreñenden Stellen aus dem
Sciiweizerischeii Idiotikon IV, 964 und 972 her:
Fauche" m.: Boje, Zeichenholz, Ankerzeichen Bodensee.
Boch^ (auch P-) n. TaSteckb., Bschei m. TnErm.: i. Boje,
schwimmendes Holz am Ende eines in den See gesenkten Netzes
oder einer „Setzschnur" mit eingekerbtem oder eingebranntem
Eigentumszeichen THUntersee (Fischerspr.). — 2. Merkzeichen
übh. Th.
bâche*: die Fischreusen im See durch Angel aufsuchen, wobei
der Fischer nur an gewissen Merkzeichen am Ufer sich orientieren
kann, wo er vorher die zsgebundenen Reusen ins Wasser gesenkt
hat TnSteckb.
Dafs das Wort nicht blofs auf der Thurgauer oder überhaupt auf
der Schweizer Seite vorkommt, und noch in anderer Form, ersehe
ich aus C. B. Klunzingcr Bodenseefische, deren Pflege und Fang
(Stuttgart iSgz], wo z. B. S. 143 von Haupt- oder Tragbauchen und
Schviebebttuchen oder BäucMe {Lan genargen), S. 1 63 von Bauchen
oder Bäuchle, Bochel die Rede ist. Bei Schmeller treffe ich dies
Bauchen nicht an; indessen halte ich es doch nicht für unmöglich
dafs es auch an den bayerischen Seeen bekannt ist Der Chiems^er
I
J
H. 8CHDCBARDT, FRANZ. BRETELLE, BRSTBLLIÈRB. 347
Fisdienneister Gg. Rauch gebraucht in der Allg. Fischerei-Zeitung
XXI (1896)9 100 den Ausdrack Beuchen allerdings in Bezug auf
die Netie des Bodensees, aber ohne dessen örtliche Geltung hervor-
nheben; nur setzt er zuerst in Klammem dazu: „auch Schwimmer
geoannt^. Und ebend. XXII, 428 in einer Beschreibung von
Netxen am Comer See sagt er ebenfalls Beuchen, zuerst Schwimmer
[Beuchen),
Span, òqya, port boia, ita!, baia, baa, eng!, buoy, deutsch Boje
stammen aus dem Holländischen. Holl bcuik (w.) oder niederd.
Bài erscheint im Südfranz, als bago, mit Anlehnung an das gleich-
lautende Wort für ,3ing*'.
H. SCHUCHARDT.
Franz. bretelUj bretelliere.
Das Diet gen. hat unter breieile: 2. „filet pour prendre les
dìiens de mer*' und fuhrt gleich darauf breiellière als Synonym an.
Das ist unrichtig. Breielle bedeutet den „chien de mer*' selbst,
ond zwar nicht etwa den Seehund (Sachs erklärt breieile als „Netz
xmn Seehundfang''), sondern den Hunds- oder ELatzenhaL Nach
Dnbamel I, u, 1 1 5 ist dieser Name neben breiie in der Normandie
gebräuchlich; ich vermute dafs damit die beiden Fische, der kleine
ond der grofse Hundshai (scyllium stellare und canicula = squalus
catulus und canicula L.) unterschieden werden, welche sonst peiiie
ond grandi rousseOe heifsen.^ Als gaskognisch finde ich hierfür
ireto^ Es versteht sich von selbst dafs an einen Zusanunenhang
nut bretelle „Tragriemen" nicht zu denken ist, von dem ich übrigens
meine dafs es { ahd. brüiil „Zügel" ist, also die Angabe: „origine
inconnue" nicht verdient Breiie bedeutet eigentlich „Bretonin", und
vielleicht ist das Tier so genannt worden weil es an den Küsten
der Bretagne besonders häufig vorkam. £s kann aber der Name
selbst keltisch sein, wie ja auch die Engländer dem Katzenhai u. A.
den Namen morgay, morgray \ kymr. morgi geben. Der Kymre
®^ aber auch d brych = engl, spoiled dogfish, holl. gesptkkelde haai,
deutsch gefleckter Hai; synonym diesem brych (w. brech) ist brüh
K bratihj, bret. briz, und das könnte, vermittelst eines Mifsverstehens
^^ Mifshörens, sich in breiie erhalten haben.
H. SCHÜCHARDT.
^ '^ Dieser gleichsam offizielle Name des betreffenden Tieres ist im Diet.
jl • lïicht gebucht; aach nicht der nächst häufige chat de mer {chat marin),
^ ^^tirn marin finde ich auch mit diesem Sinne angegeben: y,phoque, requin
Dj^/î'ïaJc; roussette". Wer nicht weifs was roussette ist, und sich aus dem
js^ ^ ^én. darüber unterrichtet, vrird erfahren dafs roussette ein Fledermausart
(JiV- A^ufserdem ist roussette hier als Birnenart angegeben. Es sind gerade
[e, v^^i^ Bedeutungen berücksichtigt worden die weggelassen werden durften
jl^ rändelt sich ja um eine tropische Fledermaus!), und diejenige weggelassen
Q|^ T^^cksichtigt werden mu¿te. Die im Diet gen. getroffene Auswahl ist
^^ so maochen Fallen unverständlich.
34«
VERMISCHTES. O. ZUR WOETGESCHICHTE.
Franz. plie „Scholle".
Das Diet gen. erklärt p/i'e'. „poisson plat, dit aussi camlet".
Ganz abgesehen davon dars carrelet strenggenommen die junge
p!ie bezeichnet, genügt diese Erldäning nicht. Es ist vahr dafs
in den Benennungen der Fische grorse Verwirrung herrscht, aber
eben deshalb war ein solches Wörterbuch verpflichtet so viel wie
möglich Ordnung ku machen. Plie ist zuvörderst ein Gattungs-
name, entsprechend unserem „Scholle" (so gibt das DicL gén. den
ßet und die limande als zum „genre plie" gehörig an); der französische
wie der deutsche Name gilt dann insbesondere für einen Fisch
dieser Gattung und pflegt da wo es auf Genauigkeit ankommt, mit
einem Zusatz versehen zu werden: plie franche „gemeine Scholle"
{auch „Maischolle"). So ganz richtig bei Sachs, der auch den
wissenschaftlichen Ausdruck „pleuronecles platessa" hinzufügt. Das
Diet. gén. durfte auf die lateinische Terminologie hier und über-
haupt nicht verzichten. Der ftet „Flunder" {pleuronectes ilesus L.)
heifst zuweilen plie vaseuse. Scholle und Flunder sind sich so
ähnlich dafs man sich nicht wundem kann wenn der Name jener,
die im Mittelländischen Meer kaum vorkommt, hier auf diesen
übertragen wrrd. Das Diet. gén. sagt bezüglich der Et)-mologie
von püe: „pour pus, plus anciennement pleïs, pla'is (cf. l'angl. plaice),
d'origine inconnue." Stillschweigend wird hier die allgemein an-
genommene Herleitung vom lat, platessa abgelehnt; warum? Dieses
Wort das sich in dem píñ'sse, püsse, plaise französischer Mundarten,
sowie im holl, pladijs, deutschen IHatleis(e) oder -eisse unverkennbar
erhalten hat, begegnet uns auch im Süden wieder als gask. piatusso
(daher das in den Wörterbüchern der Schriftsprache verzeichnete
piatute, phleuseT), port, palruça ', gal. pralucfia, platiicha, span, platija,
platuja, Val. platutsa; vgl, serb. (nach Krisch) platusa , Seezunge"
(solea vulgaris ^ pleuronectes solea L.), platuhea „Lammszunge"
(eucilharus linguatula ^ pleuronectes linguatula L.). Abgesehen
von dem Wechsel der Endung, die im späten und spätesten
Laloin als 'issa, -isa, -esia, -usa erscheint (man vergleiche siz. pianussa,
dessen Stamm sich im langued. plano'^ wiederfindet), springt die
doppelte Form des Stammes: pkt- und platt- in die Augen. Da
für jene ein so altes Zeugnis vorliegt, wird man geneigt sein diese
für die daraus entstandene zu hallen, und somit auch das un-
zweifelhaft damit in Verbindung stehende romanische Adjektiv *platlo
auf ein 'platits zurückzuführen, welches dem gr. jrJlitTi'ç entspräche
I
' A, A. Balduque da Silva Estado actual das pescas em Portogli
S. Xn.44. 45 bietet palenfa ira Sinne von „Flunder"; sollte das nicht eia
dteimaÜECC Druckfehler für fatruca sein? S. 507 sagt er: .^trucia, peiie da
I
fúnna do redovaltio [liei
e meaos saboroso".
• Nach Rolland
„pleuronecte* aesus". u
nïrhco, wählend La I
erwähnt
rodovalho"; es ist der Steinbutt], 1
t dies „platessa lìminda", aber nach Csnu ist
1 bei ihm fehlt die Limande unter den Mitlelme«r-
nnchère allerdings ihr Vorkommen im Milteli
FRANZ. TÜRBOT ¡ (d, DORNUUIT). ISCHL [ INS0LA? 349
(das von demselben Stamm gebildete xXù&avov, -áv^ lebt meiner
Meinung nach in fiiaul. plätiine u. s. w. fort). Indessen liefse sich
für die Verdoppelung des / schwer eine Ursache ausfindig machen
(etwa der Einflufs eines nordischen fiat-i), und so möge denn
eine andere Vermutung hier geänfserl werden. Nicht *plaius,
sondern 'plaluos ist die Grundform, und daraus entweder in früher
Zeil (wie in lat. villa, wenn es zu gr. ixvq, Iría gehört) oder in
späterer (wie in qitallor, ^hallert, ^füllen) 'plaltus entstanden. In
*f!i3iuessa hingegen ^väre das u als vortoniges spurlos geschwunden,
wie in Span, badajo, hoder. Ob der xXá.xa% der Alexandriner
den Flunder bezeichnet hat, wissen wir nicht. Wohl aber gilt
dieser den Kellen als „Plattfisch" schlechtweg: ir. Uatìiag, kymr,
ìltdati, Uedm, Plur. lled-au zu ir. Icalhan, kj-mr. ¡lydon, Utdan, bret
liian „breit"; wenn wir auch liier neben Formen mit -/■■ andere
mit -//- haben, so handelt es sich um einen ganz verschiedenen
Stamm: kymr. Uylhi-tn zum Plur. üyth-i, breL lis-mn, Plur. Ih'td
zu kymr, Uyth „platt".
H. SCHUCHAKDT.
Franz. Hrhoi \ (d. Hornhuii).
Das Diet. gen. bemerkt, zu turbai: „origine incertaine", doch
sei die Herkunft von lat, ttirbe nicht unmöglich, wenngleich die
Endung unerklärt bleibe. Das norm, turbillon neben ¡urbolin, .junger
Steinbutt" konnte dieser Vermutung eine kleine Stutze geben, wenn
hier nicht eine Verwechselung mit torpHU, iurpüle „Roclien" im
Spiele wäre- Das etymologische Räthsel ist leicht zu lösen. Der
rhombus maximus (pleuronectes ro, L.) wird nach den Knochen-
höckem benannt mit denen er besetzt ist, so in Südilalien rombo
pflroso, so in Südfrankreich romb (lavila, so in Deutschland Sleinbull,
Dombull; vgl. Dornhai, Dornrocht (ilal. razia ptlrosa oder spinosa,
sûdfranz. elavelado). Turbal ist nichts Anderes als Dornbult, engl.
thombul, nur dafs eine skandinavische Fonn vorausgesetzt werden
mufs, mit iörn- (schwed.), torn- (dän.). Ob eine solche in älterer
Zeit vorkommt, weifa ich nicht, jedenfalls heilst die Steinbutte heute
P'ge^^''/i pighvar, worin aber ebenfalls ein Wort für „Dorn"
„Stachel" steckt: schwed. pi^g, däiL pig.
\\. SCHLCUARDT.
b.
Ischi j Inrnthk}
Vor Jahren kam es einmal in Ischi wie eine plötzliche Er-
leuchtung über mich dafs Ischi nichts Anderes sei als Ischia nach
Ascolis Deutung. Den Vorsalz wenigstens dieser romanischen
Etymologie mich ganz im Stillen zu erfreuen gab ich auf als ich
G. Grassos von Kiiitchen begleitete „Ad uno articolo glottologico
<lel sen. prof. Ascoli illustrazione geografica" (Kendicouti del R. 1st
350
VERMISCHTES. II. ZUR WORTGESCHICHTE.
Lombardo ser. Il, vo!. XXXll [1899], 640 ff.) gelesen hatte. Zunächst
berührte sie sich allerdings in mir mit einem ganz allgemeioen
Interesse. Die Orts n amen forscbung, die ja schon viele und schone
Früchte gezeitigt hat, fufst immer noch nicht genug auf dem Sach-
lichen. Wenn auch dieses oft dnrch jene erschlossen wird, wenn uns
z. B. Atmay einen ehemaligen Erlenbain oder AuriUac einen ehe-
maligen Besitzer Aurelius bezeugt, so benöligen wir doch ebenso
oft zum richtigen Verständnis des Namens die Kenntnis der ört-
lichen Umstände. Manchmal steht das Grundwort selbst nicht fest,
manchmal wenigstens seine Bedeutung nicht. Besonders unter den
Bezeichnungen für den nach Lage, Art, Bewachsung verschiedenen
Boden ñndea sich viele welche einen unbestimmten, schwankenden,
vcrblafsten Sinn haben; man halle nur einmal wegen solcher
deutschen Ausdrücke wie Au, Angtr, Brühl, Gelände, Halde, Heide
u. s. w. Umfrage, und nicht blofa unter den Schulkind eni, und man
wird sehr voneinander abweichende und sehr unsichere Antworten
erhalten, ja, mancher wird nur dem Bewohner einer gewissen
Gegend, manciier nur dem Dichter, mancher nur dem Fachmann
bekannt sein. Damit hat nun die Ortsnamen forscbung zu rechnen.
Vor einiger Zeit beschäftigte ich mich mit dem span, nava (Ztschr.
XXIII, 182 ff.); die mît dem Gattungsnamen, der Herkunft nach,
zu verbindende Vorstellung schien mir in neuerer Zeil verdunkelt,
aber auch durch die talilrdchen Ortsnamen nicht in gleicher Weise
vertrulen iu sein. Ich konnte mich nur auf dürftige, oberflächliche
geographische Angaben stützen: Pläne und Proñle wären nötig
gewesen um mich erkennen zu lassen, innerhalb welcher begriff-
lichen Grenzen überhaupt dicxiT Name ve^^vendet worden ist
und ob sich dabei die Verschiedenheit der Gegenden geltend
gemacht hat Auch die Frage wäre dann eher zu beantworten
gc\k'esen oh nicht !n manchen Fällen der Ortsname, stall unmittel-
bar auf dem (tiiltungsnameti zu beruhen, einem älteren Ortsnamen
nachgebildet wurde. Zu jenen als Ortsnamen sich festigenden
Gattungsnamen welche sowohl der etymologischen Mitbewerber-
schuft »1s des eigenen schillernden Sinnes wegen besondere Be-
achtung verdienen, gehört insula im ßomanischen. Ich habe es
hier nicht mit der Übertragung auf Ähnliches doch Getrenntes
(wie „Häuserinsel") zu thun, sondern mit einem die aümüblicbe
Veränderung der Sache selbst begleitenden Vorschreilen des Wort-
gebrauches. Ein Flufs der sich anfanglich in Krümmungen dahin-
windet, durchschneidet bei starkem Anwuchs eine Landzunge; es
entsteht eine Insel oder Sandhank; das Altwasser versandet, trocknet
dann allmählich aus; die Insel wächst schliefslich an der andern
Seile fest, verrät aber audi noch später ihren alluvialen Ursprung,
kennzeichnet sich durch die Bcwachsung. Dieser Katurvorgang
spiegelt sich ab in der Geschichte der beiden Wörter welche im
Deutschen erst spät durch das Lehnwort Insti verdrängt worden
sind, nämlich Au und Werder (vgl. auch niedeid. Holm). Ich be-
Bchränke mich darauf die Bedeutungen anzuführen welcbe das
I
I
A
ISCHL I INSULA? 351
Schweizerische Idiotikon fur das jetzt nicht mehr appellative Au
leneichnet: „i. Insel, Halbinsel ... 2. Gelände an einem
Gewässer, wasserreiche Ebene an einem See, auch überhaupt
nmpfige Wiese ... 3. Landstrich längs einem Bache oder Flusse,
»geschwemmtes Grienland, meist mit Gebüsch und Gras be-
wadisen, etwa zu Weide dienend ... 4. das Gesträuch selber"
[es geht vorher: ,J>omstauden oder Erlenstauden aus der Au'*].
Dabei wird auf alias Agnas aa in der Au „sumpfige Gegend am
Lm" verwiesen. Schweiz. Ei^ Eie (wohl eine Nebenform zu Au)
hat fiut den gleichen Begriffsumfang (s. ebend. I, 1 8). Aber auch
idiweix. Isel kommt in solch allgemeinerem Sinne vor (s. ebend.
1,346): yjselgouw hiefs vormals das Berner Seeland, als von Ge-
wässern überall umgeben" — ,Waide und isel^ die gelegen sind
iwñsdieiit dem Gelengen [Fluís Glenncr] und der stat ze Inlanz^
1344 iLAMZ." Man übersehe nicht den romanischen Charakter von
OaDx. In entsprechender Weise verhält es sich mit insula und
seiner Sonderform iscla; nur wird uns leider, bei der Erwähnung
der letzteren, gern die nähere Auskunft über ihre Verwendung vor-
enthalten. So begnügt sich V. de Bartholomaeis in seinem „Spoglio
del Codex diplomaticus cavensis" (Arch, glott. it XV) S. 345 damit
das sdur häufige Vorkommen von iscla (auch iscliidla\ ist dies
das hchiiella in der Capitanata?) festzustellen. Ital. isola dient
sndi zur Bezeichnung der niedem und zeitweiligen, d. h. neu
entstehenden und leicht vom Wasser bedeckten Inseln, was ich
nnr deshalb bemerke weil dafür an verschiedenen Orten besondere
Ausdrucke bestehen, wie honello^ in der Lombardei und Venezien
maan^ zu Cremona haloutteen^ zu Mantua halotin. C. Avolio
SoppL air Arch, glott it VI, 86 gibt die Bed.: „isola tra duc
fimni o nel greto dello stesso fiume" für das mir sonst nicht be-
kannte siz. isca an. G. di Giovanni (bei Traina) bemerkt: ^^isoie
chiamano in alcune parti i terreni alluvionali presso al fiume Pla-
*^> aventi per lo più la forma di promontorio." Aus Repettis
Wörterbuch fuhrt S. Pieri Suppl. air Arch, glott it V, 150 an:
»»Molte piagge o greti anticamente investiti e circondati dalla bifor-
^^^**one d'un fiume o dalla confluenza di due corsi d'acqua diversi,
*!^ro il nome d'isola.** Im Südfranzösischen bedeutet — um
^cbt die Stelle aus DC. zu wiederholen — Mistral zufolge isclo,
^ in der Rhônemundart auch noch den ursprünglichen Sinn hat :
»»^'lovion, grève, terrain plat couvert de buissons et d'arbrisseaux
2?' ^ trouve le long des rivieres." Engad. isla wird im Pallioppi-
^^ Wörterbuch auch mit der Bed. „Gebüsch am Ufer, am
^^set" angegeben, und dazu als Eigenname gestellt: Islas „Gegend
!^ Xrui bei Celerina" ; Truoch cC Islas „Feldweg unter Cresta (bei
^^Hna), gegen den Inn zu". Auch das südsard. isca scheint sich
<ien Pflanzenwuchs selbst beziehen zu können ; V. Porru hat
»5*^8stens: „isca, cannèdu, isca de canna, cannéto**. Grasso, dessen
^termichung sic^ auf die Namen im Gebiete des samnitischen
^^^^^nins beschränkt, kommt zu dieser allgemeineren Bestimmung
352 VERMISCHTES. II. ZUK WORTGESCHICHTK,
von ischia, üca: „un terreno sabbioso ed umido, dovuto special-
mente air azione delle correnti fluviali" (S. 645). Für das /scia
Veneziens, das von C. Battista in einem auf der dritten italienischen
Geographen Versammlung gehaltenen Vortrag „Intorno ad una rac-
colta di termini locali attinenti a (enomerñ fisici od antro pogeogra-
Gei" (ich kenne ihn nur aus Grassos Anführung) behandelt worden
ist, wird die Bedeutung angegeben: „terreno sabbioso fluviale messo
a coltura di recente" (ebend. S. 64Ó). Wenn nun aber ischia, l'sca
sich sehr häufig auf eia ¡¡wischen ïwei zusammenstorsenden Flüssen
gelegenes Gebiet bezieht (ebend. S. 644), so läfst sich doch die
Frage nicht unterdrücken ob hier nicht sowohl das geologische als
das rein geographische Moment mafsgebend war, ob man nicht
die Halbinsel als Insel ansah, was sich mit gr. t'^Oo^, axah. ¿al rah
(vgl. Âlgiciras) U.S.W, belegen liefse; wird doch umgekehrt mit
inUramnus, Interamna nicht blofs das zwischen zwei zusammen*
EtoFsenden Flüssen, sondern auch das zwischen zwei Flursannen,
also innerhalb eines Flusses gelegene Gebiet bezeichneL Was
Iscla als rom. Ortsnamenform anlangt, so ist es sowohl in öat-
licher wie in nördlicher Richtung auf das vorarlbergische Ischgl
bis an die Grenze a der jetzigen Romania vorgeschoben. Im
Pallioppischen Wörterbuch wird aus Campell (1Ó. Jhrh.) entoommen:
„Von Sclamischot (¡m Kreis Remüs) den Ion weiter hinab, aber
auf dessen linkem Ufer, folgen las helas." Uod in Südtirol gibt
es aufser dem schon von Ascoü erwähnten Jsckia (am Ostufer des
Sees von Caldonazzo) noch andere Orte dieses Namens, wie aus
Chr. Schneller Tirol. Namenforschung (i8go) S. 84 zu ersehen:
„Ischia, urk. Iscla, Hi'scla, I'scla, hcUlla, oft vorkommender Name
für Lagen an Flüssen (Inseln, Auen) mit allerlei Beifügungen, von
lat. intuía."
Wegen der Orte Ischgl und Ischi, die auf einst romanischem
Gebiete liegen, bin ich meine Kollegen F.. Richter und A. Meli
und durch Th. Gartner u. A. den Altmeister Schneller um geo-
graphische und urkundliche Auskunft angegangen. Nun sehe ich
zwar im letzten Augenblick dafs schon A. Kühler Die snfñx-h altigen
romanischen Flurnamen Graubündens I (18Q4), 27 diese beiden
Namen zu Ischia und zu bündu. Isla (Ruaun, Levg,, Tritis u. s. w.),
welches „seltener Insel als Au d. h. Land am Wasser" bedeute,
sowie Islas (Silvapl., Scanfs u. s. w.), Eigslas (Bergün), Eislas
(Filis.), Igslts (Zutz) gestellt hat (vgl. Isella^ S. 53); denke aber
doch dafs das was ich gesagt habe und noch sagen werde, da-
durch nicht ganz überflüfaig gemacht wird. Ischgl das schon im
14. Jahrh. als Isda sett Augia {= Ai¿\ vorkommt, liegt staffelformig
auf einem vorspringenden Hügel zwischen den im spitzen Winkel
sich ireffend<^n Trisanna und Fimberbach (Paznau neri hai). Wenn
üetzu aus dem Wolterbuch der Pallioppi: „Isella Fcld|^gcnd ob
an dei Ausmììiiduiig dec Scblalainicbluclit. Istllas Maieaiöu and
Q Ina, öillicb der Au."
ISCHL ( INSULA. FRANZ. PBRMAINB. 353
die Sage meldet dais dort einst ein See gewesen sei, so wird das
vohl nur die geologische Thatsache ausdrucken dafs der Boden
auf dem Ischgl gegründet worden ist, eine Schotterterrasse bildet.
Mgi heifsen auch zwei von einander entlegene Bauernhöfe in
l4JeD (xwisdien der Eisack und dem Grednerbach). Bei dem
oberöstreichischen IsM ist die Herleitung von t'nsu/a nicht ohne
alles Bedenken, wenn auch wahrscheinlich. Die Lage zwischen
der Traun und dem einmündenden Ischlbach entspricht. Aber
wenn wir nun annehmen wollten dafs der letztere nach dem An-
aedlongsort benannt worden sei, wie sich ja das von vielen Ge-
wässern nachweisen läfst, so stellt sich dem die Thatsache ent-
gegen dafs die IsM, als Iscala u. ä., Jahrhunderte früher als der
Ort erwähnt wird, dieser erst im 1 2., jene schon im 8. Allein der
Name JnseP' den so manche Orte tragen, haftete wohl meistens
sdu>n vor ihrer Entstehung an dem Boden, und am Wahrschein-
lichsten ist das bei Ischi ; denn die beiden Wasser treffen sich nicht
in einem spitzen Winkel, sondern in einem Kreisbogen, sie schliefsen
eine mehr als halbkreisfomuge Halbinsel ein — oberhalb fìndet
sidi in der That eine gewisse Einschnürung. Kleinere Flüsse
werden gewifs an der Mündung in den gröfseren benannt und
viel&ch nach irgend welchen Umstanden der Mündung selbst; so
konnte die Ischi den Namen der von ihr bespülten Au erhalten,
^'âhrend sie höher hinauf, wie noch heutzutage, den allgemeinen
^ fahren mochte. Es käme darauf an bestätigende Analogieen
n sammeln, vor Allem von insula als Bachnamen — einen Flufs
^¡ciiTo fährt schon Ascoli an, da haben wir es allerdings mit einer
Ableitung zu thun. Ein zweiter Punkt bereitet weniger Schwierigkeit
^ wird der Name Ischi den Römern von den Kelten streitig ge-
n»dit; Holder Altcelt Sprachsch. II, 77 zählt unter *IsC'ära die
Hisscar in Belgien, die Ischer im Elsafs und unsere Ischi auf. Aber
'^ÌKfaen Isca/a und Iscara ist doch ein Unterschied; und selbst
dinglich der ersten beiden Flüsse ist mir die Herkunft von einer
*^eiterbfldung des keltischen Isca, welches ja unzweifelhaft z. B. im
^^gau als Isch fortlebt, nicht sicher.
H. SCHUCHARDT.
Franz. germaine.
G.Paris sagt Rom. XXIX, 615 dafs ich seine Einwendungen
^^Gn permain \permagnam Rom. XXVIII, 635 als „non avenues"
^^chtet habe. Das ist nicht der Fall; sie sind mir nur ent-
^'^gen. Aber wenn sich auch die Förstersche Herleitung nicht
ÎJ^^en lassen sollte, so sehe ich doch auch keine Gründe die zu
^^^östen von permagnam sprächen. Ich messe in dieser kleinen
T^^itfrage der Erklärung von parmain (Baustein) einiges Gewicht
^î doch mein Wunsch — .... petimusque vidssim — nach
^^«ïer Auskunft ist nicht befriedigt worden. Ich bemerke jetzt
r.t nn.Fhil.XXV. 23
354
VERMISCHTEE. II. ZUR WORTGESCHICHTE.
noch dafs auch fiir die alte Zeit ein 'Parmanus neben Parmmrit
nicht duichaus unwahrscheinlich ist; ñndet sich doch der Wechsel
zwischen beiden Endungen sogar nach -n: Initramnanus : Inleram-
nensis. Senanut : Sinensis. Ja es könnte vielleicht in parmigiano
Parmtnsis + 'Parmanus stecken, wie in mmligiano monlettsis + mon-
''"^- H. SCHDCHARDT.
Ital. saia, saio, frz. saie.
Sdion Diez hatte Wb. I 280 fragend die Vermutung ausge-
sprochen, dafs ital. sata aus saga ein Lehnwort wie er meinte aus
dem Proven zalischen sei, sich über die anderen Formen aber nicht
näher geäursert, Gröber dann mit Entschiedenheit betont, dafs ein
Wandel von sag- zu sai- in Spanien und Italien nicht möglich sei,
vielmehr die ihn scheinbar aufweisenden Formen als Lehnwörter
aus dem Französischen aufzufassen seien, s. Arch. laL Lex. V 45Ó,
Das ist gewifs richtig und wichtig, dagegen bedürfen die zwei
Formen ital. saia und saio und auch frz. laie noch einer sorgfalti-
geren Untersuchung mit Bezug auf die Bedentung, wodurch die
Angaben von Diez, Gröber und dem Diet, gen, eine kleine Be-
richtigung erfahren.
Das französische Wort, um mit diesem zu beginnen, hat zwei
Bedeutungen: 'manteau d'étoSc grossière' nnd 'étoffà croisée très
légère, toute de laine, servant surtout á faire des doublures'. Dazu
saj'on 'sorte de casacjue ouverte que portaient les paysans, les sol-
dats*, also deutlich eine Ableitung von sait I, und saytiU 'petite
serge de soie ou de laine', ebenso deutlich zu saie II gehörig. —
Die beiden Bedeutungen ñnden sich im Italienischen wieder, aber
zugleich mit verschiedener Form des Wortes: saio ist ein 'weites
grobes Wams', saia 'dünnes und leichtes, nicht gerade feines
Wollenzeug', dann auch hier saiella 'dünner Sarsch' (Rigutlni-
Bulle). Span, sayo, saya, portug. saio, saia dagegen entsprechen
beide saie I.
Ich glaube nun nicht, dafs sait I, II identisch sind, halle
vielmehr saie II lür eine Parallelform von soie, lat, seta. Der Ge-
danke ist, was ¡tal. saia betriÉfl, nicht neu, vielmehr hat schon
U. A. Canello ganz richtig erklärt saia 'seta, una specie di stoRa,
novell. 88 gli calzft brune calze di saia ovvero di seta' (Arch. glotL
III 386}. Allerdings kann man einwenden, dafs an dieser letzteren
Stelle saia einen anderen Stoff bezeichnen kann als das heutige
saia oder frz. saie. Allein auch dieser Einwand ist nicht stich-
haltig. Dafs serge, sarge von lat. serica stammt, ursprünglich also
ebenfalls einen Seidenstoff bezeichnet, ist unbeslreilbar, und der
als Futter verwendete SloíT, den man hier zu Lande 'Sarsch' nennt,
ist zwar ein wollener oder baumwollener, zeichnet sich aber
seinen seidenartigen Glanz vor dem eigentlichen wollenen
baumwollenen aus, so d&fa es sofort verständlich ist, dafs
iber durch ^H
^nen oder ^H
ala er mit ^H
W. IfXTSR-LÜBKB, ITAL. SAIA, SAIO, FRZ. SAIE. 355
enern Namen belegt wird, der ursprünglich seidenem eignete.
Dm kommt femer, dafs die Ableitung sayeiie auch wieder auf
'Seide' weist Der umgekehrte Weg der Bedeutungsentwickelung
sdieint mir sadilich unmöglich, denn Mantelstofife sind keine Futter-
äofie. Dazu kommt ein Weiteres. Das Wesentliche, Eigenartige
der Mtf ist im Mittelalter die schwarze Farbe gewesen, und zwar
in soldiem Grade, dais Adenet geradezu den Vergleich wagen
konnte un drap noir com saie (Berte 37), ein Vergleich, der Scheler
(Ânm. zu der Stelle) und gewifs vielen andern nicht ganz verständ-
lidi war, da man daraus allein doch nicht wohl schliefsen durfte,
daiis die saii überhaupt 'schwarz' gewesen sei, der aber sofort das
Befremdliche verliert, wenn man damit Barb. u. M. I 345, 2298
nsammeDhält , wo ein Geistlicher sagt mais por ce, se vest noires
*róx Et il vtsteni Us rohes vaires. Ne ïor desplaise mes affaires, welche
Stelle mir A. Tobler auf meine Frage nach der genauen Bedeutung
jcoes Vergleiches freundlichst nachwies. Der Stofif saie aber kann
zwar schwarz sein, ist es aber nur ausnahmsweise, so dafs also
äocb nicht Gleichheit der Farbe die Bedeutungsverschiebung cr-
afen konnte.
Man würde also in einem französischen Homonymenverzeichnis
taie I «Mantel' von lat saga, saie II 'Art Stoflf' von lat. seta an-
^teen haben. ^^ Meybr-Lübke.
Ital. uscio, frz. huis.
In den 'Forschungen zur romanischen Philologie, Festgabe
^ H. Suchier' S. 596 schreibt C. Voretzsch *çstium > ueis, uis, us*
wid iDemerkt in der Fufsnote 2 dazu *so und nicht ostium, wie
schon W. Foerster mit speziellem Hinweis auf die provenzalischen
Fono en in Rom. Stud. Ill 181 gethan hat'. Allerdings hat Foerster
^ ^ O. das gethan und er hat sich auch Zs. lU 500 ähnlich ge-
aofsGirt: 'Schwierig ist die Entwicklung des lateinischen ostium in
"^^ einzelnen Sprachen zu erklären. Wenn wegen lat. ds, oris ein
^iii€99M. sich annehmen läfst, so sind ital. uscio, altiomb. usso, altspan.
**'» lirol. uè, churw. üe, ïè, wal. u^ä nach unserer Regel (5 + 1 =
*+ i") zu erklären . . . Damit möchte man ohne weiteres frz. uis,
*^*" US (im Reime mit sus Perciv. UI S. 34), prov. uis (reimt mit
P^^*j), US (: plus, desus) erklären. Allein daneben findet man
prov^ die Nebenform ueis, also ostium, was für frz. uis ebenso aus-
Xs braucht nicht besonders bemerkt zu werden, dafs dieses
ÇiA«*»a fur alle anderen Sprachen nicht pafst und dafs frz. uis nichts
^tsclieiden kann, wie Foerster selber andeutet. Schwer ins Ge-
wicht würden die östlichen Formen fallen, die Horning Zs. XIV 377
fär öjtium anfährt: 'lothr. öh', metz. çh', lütt, üx, während ustium
"^ ifà' ergeben hätte'. Aber ich kann mich nicht überzeugen,
<^ Homings Auffassung zwingend seL
23»
356 VERUISCBTBS. n. ZüR WORTGKSCHICHTE.
tdi beginne mit àei Lütticher Fonn. Hier haben wir (Zb
IX 485) HU aus ctxt«, Qy ans hc/lû, üy ans oiu/u. /çjr ans Jjiüw,
ioA' ans tAxa, sodann _/>£ ans Jruelu. Man sieht also, dafs ff' ^nd
H onter M xnsaminenfaUen anfscr vor / (A) nnd j; wo scVìbìim
die Dipbtbongienmg des ç ganx unterbleibt (iuh', foy) oder ««
das i^Etement des i sicli mit dem y verbindet Die Verathied^t-
bdt KwisdKD y*^ und »r, die nmäcbsl anflallt, mufa in der -^a-
sdiiedeseD Stellmig des / Qtren Gmnd haben. Während won-
sdiUefeendes präoäres i [f^ ans hodi¿) nnd aus ( entstandeDes de»
VTandd von ii xa ^t bewirktes, batte intervokaliscbes y ans t «ñe
i' lonädist die AbaorbieiiiDg des j, dann Körznng und Wandd
v<m M m ^ sur Folge. Wenn nnn «^ ans urV nicht mit k«K aas
nuRi g^t, 90 entspfidU du zwar TÔllig dem Unler^hiede ¿■ükImj
uy mid f^, wenn aber dies 9- erst am üi entstanden ist. 90 kaan
ancfa ttA' auf wü zarûcigeben, und wir könnet) also so «en^ ab
im CcntralIranzÔsiscben eine Eolsdieidnng zwischen den xwei
Gmndfagen *fßttmm oder ifjiâim tteiku.
Aocfa mil den Metzer Fcnmcai rcihält es sich ahnliA- Bei
C Thb> Mundart von Falkeobetg S. 9z findet man IcSk' au €mjcm
neben At* ans «/ü, ty ans oeahi neben /^y aus folia, en^di ««ai
XU heáit, tf^ Ton Ireia. Hier scheint mir nun ^ vollends 11H.1
Klilossen sn sein. Die Reihe tteñ > tué "> ös > Sk dürfte die eän-
dge lor iah mögliche sein, dann kaim aber oh' nnr anf £â > i^
^ (ij bemhen.
Was endlich ÖA' statt üh' in den von Horning bdiaaddtett
GreDtdialckten betrifii, so muTs ich trotz Homings Einspmdi *m
meiner allen Erklärong festhalten: da pulida daselbst ñbñ fSit a
für, JSt/is zu dzv/, 'huiia zu hai. tuctial lu jä£ wird [Hrrnriliilrklr
§ ti;), d. b. also gedecktes ä sieb in S wandelt, so U^ nichts
im Wege, auch *üh ans uttia zu OK werden zu lassen. Gcwfls
sind die Gnindtagcn verschieden, wie H. bemerkt, aber im Lanfa
der Entwickelung können die Wörter eine gleidie GestaU asg»-
nonuBon haben.
Die Sache liegt also «u, dafs sich in Ermangelang eines
■weiten ähnlich gebauten Wortes nicht mit Sicherheit sagen übt
wie Sttñmt sich hier entwickelt habe, dafs aber die Versdûedesfaeit
des Vokals in seinen Vertrelern und in denen von coxa ein pfüWM
auasschlierst oder doch sehr wenig wahrscheinlich macht.
Andere zweifelhafte odrr gar p verlangende nord&anzôasc^
Fünuen sind mir nicht bekannt, denn wenn z. B. Niederländer
namur. 6è unter ji einreiht (Za. XXIV 27), so zeigt ein Blick auf
§ S3 (& 252} seiner Arbeit, dafs ea ebenso gut unter ñ Flalx
Rinde.
Was nun prov. ueU betrifft, so khrt Mistrals Trésor, den zwar
Foerster noch nicht heranziehen konnte, den Voretzsch abet, wo
er sich schon zu den vielen andern (auch zu Suchier, A&z. Gr.
§ J4. 3), die seither das Wort stein alM üttium ansetzten, in Gegeo-
saU stellte, häUe einsehen mOasen, da& die bentige Sprache n»
1
W. MBYBR-LÜBKE, ITAL. USOO, FRZ. HUIS. 357
einer solchen Form nichts weifs; so bleibt nur die alte und wiederum
ist in ihr, wie schon Foerster andeutete, durch Reime nur uis, us
gesichert, fur ueis giebt Raynourd einen einzigen Beleg, der gegen
80 viele andere sicherere, von Rumänien bis Spanien reichende
nidit ins Gewidit fallen kann, auch von Gröber Arch, lat lex.
VI 149 schon beanstandet worden ist
Führen also die romanischen Sprachen auf üsiium, so bedarf
das u statt d nun noch der Rechtfertigung von Seiten des Latei-
nischen, wenn anders man ihm einige Sicherheit geben will. Dafs
man nicht einen Umlaut in der Zeit, wo ç und ^ qualitativ zu-
sammengefallen sind, zu sehen hat, lehren ohne weiteres die Ver-
treter von angustia', ital. angoscia^ frz. angoisse, prov. anguftssa, span.
cMgojüt und damit erledigt sich die Erklärung, die man aus Foer-
sters Bemerkungen Zs. UI 500 herauslesen könnte. Aber auch
Parodis Versuch, für das Lateinische einen Umlaut d — />« — /
nachzuweisen (Studi di filologia classica I 438) ist wenig wahr-
scheinlich und von dem Verf. selber nur als 'molto probabile' be-
zeichnet: Warum wird /avdntus nicht zu favüniusi ^
Die Rechtfertigung ist vielmehr in ganz anderer Richtung zu
suchen. Neben ostium steht, wie schon oft betont wurde, belegtes
<»tf/M (vgl. in neuerer Zeit Havet, Mém. soc. lingu. IV 234, Thur-
Deysen, Zs. vergi. Sprachf. XXVIII 157, J. Schmidt, Pluralbildungen
^ indog. Neutra 407, i, F. Stolz, Lat Gramm. 164, Lindsay, Die
^^ Sprache 300). So sonderbar es nun auf den ersten Blick
deinen mag, dem Paare ostium ausiium noch ein drittes Glied
^tium beizufügen, so hat doch diese Dreiheit ihre vollständige
ijitsprechung in rodus raudus rudus und in nogae nügae nauga^
^^iae. Damit könnte man sich nun wohl vom romanistischen
Standpunkte aus beruhigen, doch mag noch ein Wort über das
gegenseitige Verhältnis der drei Vokale erlaubt sein.
Dafs in ostium ausiium ein indogermanischer Ablaut vorliegt,
^^ J. Schmidt a. a. O. durch Hinweis auf skr. öshtha-s 'Lippe',
P^'eufs. austin 'Mund', die das alte au enthalten, gesichert. Neben
^ steht als Ablautstufe von au auch ü (vgl. fraus frustrai), und so
"^^ Kretschmer Zs. vergi. Sprachf. XXXI 453 nugae zu erklären vor-
^^chlagen. Das ist auch bei üstium und bei rudus möglich. Da-
^eben ist noch eine andere Erklärung zu erwägen, die die ange-
J*^Utete nicht ausschliefst Neben /röttf findet sich sed f rüde (CLL.
. 'Q8, 64, wo also die Präposition betont und nachtoniges au wie
^^'ï^^r zu ü geschwächt ist {claudere: includere u. s. w.). So mochte
•^ * Foersten AnmerkuDg zum Karrenritter v. 12 ist mir wohl bekannt
j^ ^*iii aber alle sicheren Formen auf 0 weisen, so darf man um einer ein-
^^^5*^ , verderbten Stelle willen (um faün zu lesen, muíste man ein anderes
^f^?*ibiges Wort streichen) keine Grnmdform konstruieren, sondern wird logischer-
^ ^'^^ sagen müssen , da ein afrz. faün nicht überliefert ist, da der Vertreter
^"^ ^avanium nach Maisgabe der anderen überlieferten Formen im Altfranzö-
^l*^^en fa(v)oin lauten muíste, so muís hier irgend ein anderes Wort vor-
^^«a. [Vgl. jetzt Mussafia Wiener Siteber. 143, 11, S.çf. Korrektumote.]
35^ VBRMISCHTES. IL ZUR WORTQISCHICBTI.
ZU einer gewissen Zeit neben ausiotm da m Ssiw^ dt Mttío, ex Stíit,
per üsfium vl s. w. stehen, und da das Wort natnigemâis oft ini
Präpositionen verbunden wird, mochte die prSpositíonale S-Foim
audi an Stelle der au' bezw. ^Form treten, besonders wenn tato
bestimmten noch zu ermittelnden Bedingungen eine solche ihfcm
auch sonst bestand.
Sei dem wie ihm wolle, nebmi raudus rodus ruduSf nougat
nogae nugae kann ein *ustmm zu austíum ostium nicht ûb^iasden
und die aus dem Romanischen ersdilossene Gestalt pafst vollständj^
in den Rahmen des überlieferten Lateinischen hinein. Die ältesten
Belege von ustiartus scheinen allerdings kaum vor das Jahr 500
zu fallen, s. Schuchardt VoL I 126.
W. Mbter-Lûbks.
BESPRECHUNGEN.
TeatBOh a. Popea, Lehrbuch der ramänischen Sprache znmSchul-
nnd Selbstunterricht. Kronstadt 1897.
An einem guten Lehrbache der mm. Sprache fehlte es uns seither, die
Grammatiken von Cionca, Wechsler, Leist sind nur Notbehelfe. Umsomehr
freuen wir uns, dafs ein deutscher und ein rumänischer Gymnasiallehrer sich
xusammengethan und uns ein Lehrbuch beschert haben, das ohne Zweifel das
b«ste der existierenden, für Deutsche bestimmten Lehrbücher ist. Die Verfasser
Kcigen sich vertraut mit den Grundsätzen der neueren Methode, und in der Hand
eines einigermaisen geschickten Lehrers wird das Buch sicher zum mündlichen
tmd schriftlichen Crebrauch des Rumänischen fuhren. Dagegen zum Selbstunterricht
ist das Buch seiner ganzen Veranlagung nach ungeeignet. Da die Verfasser zu
Verbesserungsverschlägen auffordern, möchte ich mir folgende Bemerkungen
gestatten: Warum soll man deutsche Schüler mit etymologischer Orthographie
quälen, da doch in Rumänien selbst die gemäfsigt phonetische bereits die Ober-
band gewonnen hat? â, ê, t im denselben Laut, if neben z, 3 neben ? etc. sind
doch unnötiger Ballast Die Regeln über die Betonung sind bei weitem nicht
ausreichend, wie soll aus ihnen der Schüler erkennen, wo z.B. bei artete,
^pure, herbece, purece der Accent liegt? Wäre es da nicht besser als allge-
meine Regel aufzustellen, dafs der Accent auf der vorletzten Silbe liegt, und
<iaÍ8 alle Abweichungen durch den Gravis oder fetteren Druck, wie das bei
den Vorübungen geschehen ist, bezeichnet werden. Mindestens müfste doch
im Glossare hierfür etwas gethan werden; ^denn ich weifs aus Erfahrung, dafs
gerade der Accent dem Deutschen viel Schwierigkeit macht. Da eine gute
Volkssprache geboten werden soll, hätten Fremdwörter wie gigante, periculos.
Melos etc. wegbleiben sollen. S. 10 wird gesagt, dafs e im Anlaut wie ie ge-
sprochen wird, dann müssen aber Wörter wie vezurä viezurä geschrieben
werden, sunt, suntem zu schreiben, halte ich für falsch, es heilst allgemein
stnt, sintern, S. 27 topor heifst doch Beil, nicht Hammer. S. 54 nicht ^ése,
\épte, sondern ^a^e, japte sind die grofswalachischen Formen. S. 55 una (0)
copila, dafür nur o copila, S. 82 sie^ ist nicht gut, es mufs f<>^ heiísen.
S. 102 Die Bezeichnungen adunând als Gerundium, S. 105 lucrútor als Mittel-
wort der Gegenwart, lucrat als Mittelwort der Vergangenheit und gleich
darauf dieselbe Form als Supinum sind für den Schüler verwirrend. Diese
schematische Nachahmung des Lateinischen sollte in einem praktischen Lehr-
bache vermieden werden. S. 123 neben dedeam hätte als Impf, doch auch
das sehr häufige dam angeführt werden sollen, auch sehe ich nicht ein, warum
'jan aaBHScaciB&r. ts. .^ir^
lie T.XKaáx^ irwr. nt íl md
r'
iBUÁ. jr lie 3«siii T^mmiL -i^TTkirrnrä
cree ,«ca. jaoe jsaáni^'
«nie xJiwg^gy* "Ä-f-xtß* ,,V5r
1er igañier «ysceaaiiusí ^x Mg'.ii rrniua axii
lea sr su 2^suu:aer isr 2l xaax. "vm
jpa^ ^fñsiíra. xulca. tali, »ivani trsc-Mxm, -wjt am. snr imir ^tfímiury
jS^iCtt fiiir:i lie ^rtlnn^. kuitiisn. nurj iea. moûaiiscaca. *-■'■—*• -une üe
?Ta^ a^ssrs^ jca. rspfsiie -nrirr, cuii us jmr ">iriui 'l
aiflflqjRi almátriim jel smsai -vntzcsfüoeL
riiiiiiiili sie -vetEAB Ttr'iiwüimg,
lit i.-í!i-írr-ii t_niîa ^^--li.tr »II
flK üST . iflmiigH.iimt IB SEcBuátass
tBáaúti «a ter tìnnink Piyut -vol ^^nHuyi ¿k âaele miK as
3||urr -vuL 'v*^!- eme ua. snca. iiiriir ■aL!Îifi"'niii.îifri JÉmimas
2>ni2r zi {?^«i un mdt ai hm-r sene Tusnrc íc«r os _iiuumjig L
fer tuuisiâins-'iiraisi Idnutidia. zi Trìibi. T.rr Trisi öarnns: sese mr -m-rtr
2u A.ii'Ji ixu' r'iimiisiadimiiri l»sm;r mii^ izl mr vsssi|>sl snsaipsaisz^ nï-
•wvu !r Ji reiisi P'imcisL zim. '^Jitzr^iru::! rsz:.. xonxisniíizL *i ■«»""■ szc
fie Ajmuixne taxer ^mnt^im^ zacn.'tsL I^itr-ffimmg^ hhl iLanmûkineL It^»-
iiKariiiii ter Jií'P'eí'üiuc ■i^>v*e de T i iiim iih¿ fnrwr '«raí ^.iniinjr bl iinrosisL
iq>'T^ri«-tit.*t*»n Zrak'Jtas. ócr Jii«p&IiaiisL imwì.fii mu. Izx. isáts iiii:^ sl ¿k
?fua*juvç&*J3e.
X*!» sa üsvih'áxa. Snfe^^ípyrrrr hie ms nsdnimsx ic ^""^»rt- ^
3C¿n.*:|^jrei. Ijieaedft Eiiii » rsmne T-ifñrr liljprfinmng An., mâc
L'ji VI ue svfs:ed fíe òe 'jrrkVr x^dizms: im¿
ri fcv -tien isir' Mr zur 'SsJirtinmr gngrsmmn: wiràt *^ j^jft^Ai. im
— ;7V ra vnrcmiiiiisx szxif » sadi smsr riT-gT T^mViTnng ¿rt i Leis«
.ffor o^m* SIT 2XIIS1L rt^^»^ AiJsEC^:. TiarT -«psùàist weîtf at ir-rrWAiT saoi.
Uiiât lUit KtL *« , • T : t r Laiî yesu: vcrê pi Icjc «cr yoSünc xJi|;estizii|i>CL 'vnràfi. —
'!>« j»..*ruzni'jiea. ^Êareaûmî. . âsx Hq^ «'nr Resúm^cE m. ¿vñiinfe «ans
^>«*i'jxr.n «Xiçvtri;^^ idT- itsrsdciì^ m» niîis û eiE Lsfc Des Fia{>eDBBCE
att.'Titiy,'i;ui<« "^^^ }.. t^. : — . 9 erpsb: fhrr cazzieFVT^ ses ôcil ¿iBaanmeD-
um^i iiiit v«3iL Ifiaru. cuíf^arásr: inri ibrcK Saht sc \\xtm , «r OÊmer^m
RUNGEy DIB LIEDER U. MELODIBN DER GEISSLER ETC 36 1
id ústergat prortus labem criminum, so âelt das nicht auf die Pest (lobes),
Nndem hei&t: Christas möge uns von der Befleckung (¡abes) der Sunde
Dem rituellen Geifselgesang entspricht das wallonische Lied der Pariser
Hl. BibL nat. fr. 2598, das Leroux de Lincy froher mitgeteilt und Pf. p. 179 ss.
sen coUationiert und abgeteilt abdruckt. Ich spreche von einem Liede,
idl nur die Zusammengehörigkeit der beiden, als zwei Gedichte behandelten
Stücke imTerkennbar dünkt. Es sind im Ganzen 17 achtzeilige Achtsilber-
ttrophen der Reimform abababab (d. h. mit zwei Reimen verschiedenen G«-
icUcchts in kreuzweiser Abfolge). An drei Stellen kehrt die gleiche Einlage,
due patrweis gereimte VierzeUe (aaßß) wieder, welche nichts anderes ist
als die Uebersetzung der letzten vier Verse des deutschen Refrain -Leises
Jtius ward gelapt mit gaüen. Die Wallonen haben also diese sakramen-
tdkn Worte, welche die Stelle der Genuflexionen bezeichnen, wenigstens zum
Tdl übernommen; und hier finden wir die durch die Einheitlichkeit der
Reimform angedeutete Einheit des Liedes auis klarste bestätigt; denn nach
der dritten Wiederholung heilst es deutlich : Relevons nous la tierce fie. Das
viUonische Geifslerlied ersetzt denmach die zur Geifselprocedur vorgetragenen
1^, und, von jener wortìich entlehnten VierzeUe abgesehen, stellt sie sich
' dir als eine selbständige Neudichtung in achtzeiliger Strophe, d. h. nach eigener
^^die. Es springt in die Augen, dafs dem Uebersetzer vor allem daran
% den einmal in Uebung gekommenen Ritus der Geifselprocedur zu wahren;
vas Inhalt und Form betrifift, verfuhr er nach freier Eingebung.
Seiner geschichtlichen Bedeutung wegen möge das Gedicht hier folgen
out den Verbesserungen, die Sinn und Versmafs gebieten. Ich nehme dabei
^'^ grölsere Umstellung vor, indem ich die 6. Strophe zur 10. mache, weil
^ mir als Aufforderung zum zweiten Kniefall vor die zweite Aufforderung
'^ Anadien (Str. 11) zu gehören scheint; zur irrigen Verlegung der Strophe
^'i'fte der inhaltliche Anklang an Str. 5 (aisil et fiel) den Anlafs gegeben
^"^ö. Auf diese Weise erhalten wir folgenden Aufbau des Liedes: Str. i
/^^^^Uimg. 2 — 5 (vier Strophen) erste Geifselung und erster Kniefall; 6 erstes
"T*^*^«!» Refrain, 7 — 10 (rier Strophen) zweite Geifselung und zweiter Knie-
» II zweites Erheben, Refrain. 12 — 16 (fünf Strophen) dritte Geifselung
^ ^iritter Kniefall; Refrain; drittes Erheben mit Gebet.
I.
commençant no penitance,
»it la vierge et la trinitez
tout en parfaicte puissance
deulx li hauz divins secrez.
'^xe dieu, croissiez vo venjance,
fruiz des ventres respitez;
esté a en grant balance
-^^ -^mgtemps toute crestientez.
2.
Or avant, entre nous tuit frère.
Batons nos charoingnes bien fort,
En remembrant la grant misere
De dieu et sa piteuse mort.
Qui fut prints de la gent amere
Et vendus et trahis à tort,
Et batu sa char vierge et clere.
Ou nom de ce, batons plus fort.
"^aria lectio : 1,1 commencent. 2 trinità. 4 le haut divin secret 6 fruis.
«z, 8 eresiente.
302
BESPRECHUNGEN. PH. AUG. BECKER«
O Maria, vierge royne,
O temple de virginité,
O glorieuse char divine,
Depriez pour crestienté.
Vo filz nous a monstre le signe
De croix par la mortalité:
Rapaisiez-lo, dame engeline.
Et prenez no penance en gré
4.
O roy des roys, char précieuse,
Dieux peres, fìlz, sains esperis,
Vo sainctisme char glorieuse
Fut pendue en croix par Juifz,
Et là fut grief et douloureuse;
Car de vo saint sane beneis
Fut la croix vermeille et hideuse.
Loons Dieu et batons nos pis.
5.
Et en la douce remembrance
De ce que tu feus abeuvrez
Avec le crueux cop de lance
D'aisil, o fiel fiit destrampez,
Alons à genoulx par penance,
Loons dieu, voz bras estandez,
Et, en Tamour de sa souffrance,
Cheons jus en croix à tous lez.
6(7).
Or relevons de bon couraige
Et devers le ciel regardons.
Que de mort soudaine et de rage
Dieu nous estint (?), coulpes batons;
Et pour trestout humain lignaige,
Biaux sires dieux, vous deprions
Qu'il ait part au pelerinaige,
S'il vous plaist qu'aumosne facîons.
yhesus, par tes trois dignes nms,
Fay nous de no* fechia pardont,'
yiuisus, par tes cinq rouges plajfa
De mort soudaine nous délayes,
7(8).
Or rebatons no char vilabe,
Que dieulx saulve crestienté
Et dcffende de mort soudaine.
Et si pensons à la griefté
De la grief mort dieu souTenine,
Que, piez croisiez, chief enclin¿
Et bras tenduz, ot en croix peine
Avec la playe du costé.
8(9).
O royaulx vierge corps Marie,
Dame, tu fus à son trespas.
Tu fus dolente et esmarne,
Quant ses nerfs de piez et de bt^
Veïs rompre, sa char transie
Et sa face encliner en bas.
Terre croia et fut brisie,
Souleil faillit, mort suscitas.
9 (10).
Par ceste mort, vray dieu de gl(7^
Nous meïs à salvación.
Or nous garnissiez de victoire
Contre toute temptacion.
Le sathan est de grant memoire,
Et nous de foible opinion,
Se nous pourroît retraire encoire
Dieux, se nous n'avions pardon.
10 (6).
Helas, qui n'a en remembrance
Les seingnies dieu en cscript
Auxquelles n'ot vin ne pitance.
3, 5 Vostre. 5. 6 Christus hat uns das Zeichen des Kreuzes gezei,
(d. h. ein Warnungszeichen gegeben) durch die herrschende Sterblichkci
8 nostre. — 4, 3 Vostre. 3 — 6 Subjekt ist vo char. 7 C. du s. s. b. -
5, 3 de la 1. — 6, 7 ait fohlt. Und für die ganze Menschheit, o Gott, bitti
wir Dicli, dafs sie teil habe an den Verdiensten imsercr Wallfahrt; das so
unser Almosen sein. — 7» 7 et cn croix penez. — S, 3 Je suis dolente . .
Diese Lesart wäre nur annehmbar, wenn man annähme, unser Lied sei fî
Frauen bestimmt, was nach 11,7. 8 nicht denkbar ist. 6 E. s. f. e sur sc
bras. 7 T. e. pierre f. b. Vermutlich nach Matth. 27, 51 trotz des Versmalse
Vgl. im deutschen : DÎ erd erbidemt, zercliebent die staine, Runge p. 40. -
10, 3 A. note v. n. p.
r
RUNGE, DIE LIEÜER U. MELOUISN DER GEISSLER. ETC.
Mu9 nel avec ueíI confit?
Qui n'y pence, il fait igaoruice;
Or Ions ä genoaix sans respJt,
RechcoDS en croii sans bobancc
Pour dieu qu'en croix expiravit
Or nous relevons. Qu'i Dien place
qae DO penance puist valoir.
Batons no« piz, batons no face,
Tendons nos bras de grant vouloir.
Dieu qui nous î. fait, nous parface
El nou« doint des cleulx le manoir.
Et gart tous ceulx qu'en ceste place
En pitii a
ykitus, par let Irais dignts noms,
Fay nous de net peckia pardons,
yhesus. par tes cinq rougis playes.
De meri soudaine nous délayes.
e regina pure et gente,
O peuple, Inísslez l'euvre obscure
De pechii, si vous amend".
14.
^B Ua
L
^ prions, vierge lonée,
En ceste penance faisant,
Four toute creature nee;
Et requiers ton pere cl en rant
Que ceste mort soit dcsloumee,
Et sain et esperì t voist regnant
En noz cuers par humble pensée;
Car d'nyde avons mesticr grant.
Se ne fu»i la vierge Marie,
Le siècle fast picca perdus.
Batons nos chars plaines d'envie,
Batons pour orgueil plus et plus,
Pour paresse et pour gloutonnie.
Et pour ire qui het vertus;
Pour avarice et lechcrie
Et pour tous péchiez dcceus.
Eu demoustrant signiliance
Que tous nous convendrá morir
Et en terre en 1res wilance
No pécheresse char pourrir.
En lin de nostre peni lance
Nous fault Ì genouU revenir;
Tous mourrons, c'est la remembrance
Qui nous fait tierce fols cheïr.
ykesus, par les trois dignes noms.
Fay nous de no> pechte» pardons;
yhesus, far tes cinq rouges playes.
De mort soudaine nous délayes.
II, 1 plaise. 3 nos, 5 preface. 7 encore. — Die Reb'tiin-VierzeUe iit
nur durch die ersten Worte angedeutet, worauf drei leere Zeilen folgen. Viel-
leicht hat der Schreiber in seiner Vorlage den ium Nachtragen der übrigen
Zeilen freigelassenen Raum vorgefunden, und ihn als Anfang dncs iweiten
GecUchts versUnden. — 12,4 Lune 0. d. s'e. — 13. t. î O creeresse de crea-
ture Qui oncques ne tiisle» cree. Diese Lesart ist weder metrisch noch dog-
matisch annehmbar; die Silbeniahl des ersten, der Reim dea zweiten Verses
der Zusammenhang, der Gott als Subjekt verlangt, gestalten nicht an
Uaria lU denken, der nie etwas wie VorwelÜichkeit zugeschrieben worden
ist. 7 Ao peuple. ~ 14, S Que est mortaíre. 7 ms. Et. — 15, 4 B. d'orgueil
p, — . 16,5 Vielleicht; En ¡afin d» no f.
e glorieus
uplen
13-
O créateur et creature
Qui oncques ne fustes créez,
Deffendez nous de grief morsure,
liée, d oui ce royauli vierge pure.
Priez que pour nous soit pilez.
BESPRECHUNGEN. PU. AUG. BECCER,
Relevons nous la tierce ne,
Et looDS JÎeu ¡¡ nuz genoulx.
Joiales mains lenona l'eäcourgie,
Crcmons dieu, aions les cuen don
17, I R. n. 1. 1. fait, Ì escourgice.
Et chantons à la dtpartie
„Grace dieu", car elle est en nt
Prions poui l'unifline Ugnie.
Baisoni la Ierre; IcfOQí nous.
Von Italien nahm die Gci&lerbewegnng ihren Ausgang. Schon il6l
drang sie über die Alpen, tauchte dann 1196 sporadisch aufj doch ersi 1349
rief die nahende Pest jeDea äberwälligenden Ausbruch der Bufsslimniung her-
vor, der Deutschluid mit Schwärmea von GeiJselbrüdern überschwemmte. Ute
spälercn Züge richteten sich dabei nach dem Vorbilde des erstea. Wie dieser
dauerten sie J3*/i Tage zum Andenken an das Erdenwallen des Heilands;
vermutlich stammte der vom Himmel gefallene Brier, den die GciTsler allent-
halben vorlasen, und vielleicht auch ein Teil ihrer Lieder von der enien
BuisTahrl her.' Es entsteht nun die Frage, ob sich daräber binaos ein Zn-
sammenhang iwischen den deutschen Geifslerliedern und den ilalienischco
Landen erweisen läfst; denn die Blüte der Laudenpoesie sieht mit den Bräder-
schaflcn der dUcipUnali in enger Beziehung.
In Italien ist der religiöse Lai engcsan g , die Lauda, nicht erst mit den
GeifslerumzägeD aufgekommen, und er bewies in lyrischer wie dramatischer
Form eine überreiche Frachtbarkeil und Gestaltung s krafl. Während die Be-
wegung in Deutschiand den Charakter einer plötzlich ausgebiochenen Epidemie
annahm, bildeten eben die ilaÜenischen Laien verbind ungen geordnete, subtle
Genossenschaften. Insofern nun Italien den Anslofs zd der t^ien Bewegung
gab, mag man lugesleben, dafs dem Laiengesang von dort ein neuer Impuls
ÎU teil ward; die direkte Abhängigkeit der deutschen Geilslerlieder von den
italienischen Lauden wird man aber mit Schneegans verneinen müssen. Denn
ich glaube nicht, dais man für Deutschland nach 1150 eine religiöse Lj^rik
(im Anschluls an die lateinische) in Abrede stellen wollte; wir werden daher
kein Bedenken Ir^en, die erste Kategorie der Geifslerlieder (ein Walirahrls-,
ein Marien- und ein Weih nachtsi led) als einbeimische Ericugnisse aniusprecbcn,
da ihre metrische Form nicht auf ein welsches Vorbild deutet imd der Inhalt
in seiner Allgemeinheit keinen Anhaltspunkt für den Entlehnungsnachweis
bietet. Beim spezifischen Geifslergesing kommt in Betracht, dafs die îlalie-
aischen Lauden durch'w^ rein religiöser Natur sind; sie kennen die tiluellen
Momente (Auffordenmg jetit kräftiger zu schlagen, jetzt niederzufallen, jetzt
atifiustehen u. s. w.) nicht. Ueberhaupl scheint sich der strenge Rilns der
Geilselprocedur erst im Norden der Alpen ausgebildet zu haben (vgl. tur
Zahl der Tage Mon. Germ. hist. SS. XVm, 241. XIX, 196).
Soll ich ED Sch. anaehender Skiue einige Einzelheiten anmerken, so
würde ich p. 67 Str. 4 La carni stimula tucto hora verstellen l Der Stachel
des Fleisches (cf. 1 Cor. lì, 7) teilt uns beständig mt Sünde. — P. 69 Die
zwei enten Verse sind in drei zu zerlegen. Setzen wir als Reimschema aaab
■ Vgl. H. Haupt in Realencykl. f. ptol. Theol.» VI, 436, 35. Wie ich
nehme, beabsichtigt H. jenen Zusammenliane in der Zscbr. L Klrchengetchidite
de* nÚem dArziile£eii.
I
VORETZSCfT, BPISCHS STCDtEM. 365
(b ^ -íHtia) an, so sind nicht nur p. 69b, sondern auch 70a — b die aoT -ore
endenden VierzeiUn ais Interpolation lu verweifen, was rait dem Sfarne wohl
vertraglich ist. — P. 78 In sollemnitate Christi t, 5 lies; Dice che in un me-
^ni hito, d.h. der natürliche Vers land sagt mir, dafs Goll jeder-
it allgegenwärtig ist; seine Gegenwart im Siikramenl {qtiiitB) ist also wider-
Ph, Aug. Bkckkr.
Carl VorotBBoh, Epische Siadicn. Beiträge zur Geschichte der franiö-
alscben Helilens-ige und I leidend ich timg. 1. Ilert. Die Composition des Huon
de Bordeaux nebst kritischen Bemerkung«! über BegiìlT und Bedeutung der
alle, Max Niemeyer, 1900. — XV + ^10 Öeiteu. 10 Mark.
I.
Die Tage der Karolingerherrschalt, glorreidi oder Irübe, bilden im
wesentliehen das Heldenzcitalter der iltfrAoiöglscheD Epik : Heldenlieder
kennen wir aber eist mit dem letzten Vierlei des elften, und in reicherer
Falle aus dem t2. and 13, Jahrhundert. Für die Zwischenzeit Tehlen nicht
nur die Denkmäler, sondern auch unzweideutige Zeugnisse. Bei diesem That-
histand ist es keine einlnchc historische Aufgabe, die Kluft ïwiscUen Helilen-
leit und llcldensang zu übetbiücken, sondern in erster Linie Sache der
Theorie und mithin der Methode. Der Forscher, der sich diesen Pro-
blemen zuwendet, wird daher allen Anlafs lu principieller Anseinanderselzang
haben und darf sich von vornherein auf principi eilen Widerspruch, d.h. auf
gnindsüizlich verschiedene Deutung und Schätzung der Thatsachen unter An-
rufung allgemeiner Erwägiin|;en gefaTst machen. Nicht minder khir ist es,
dafs sich die einschlägigen Theorien nicht auf apr io ri s lisch en Vcmanrigränden
aufbauen liissen, sondern an der Hand gewissenhafter Einzeluntersuchungen
zu gewinnen sind. Am Eiazellall Soll die Theorie sieh ausbilden, berichtigen
nod «Weilern, und ihre conséquente Ausdehnung auf weitere Fälle soll ihre
Stichhaltigkeit erweisen. So bedeutet jeder methodisch geführte Vorstofs in
das vielgestaltige Forschungsgebiet einen Schritt nach dem Ziel der Erkenntnis.
Und auch dem Andersdenkenden ist er ein Gewina; denn nichts hindert ihn,
die gehobenen Schatze in seinem Sinne zu verwerten. Ueberhaupt giebt es
aber — nach der folgerichtigen Durchrührung eines Princips — keine lehr-
reichere Geistesübung noch eine reinere ästhetische Freude, als wenn man
fremde Denkmolive verstehen und würdigen lernt und sie in ihrer Trucht-
bringenden Ausgestaltung verfolgt. Von diesem Gesichtspunkte aus will ich
versuchen Voretzschens Theorie in ihrer Entwicklung zu begreifen.
Gleich bei seinem ersten Versuch auf dem Gebiet des alt französisch en
Epos hat sich Voretzsch von der verlockenden Aufgabe einer histoire poétique
Ogiers das schwierigste, aber auch lohnendste Stück ausgesucht, der Herkunft
und ältesten Entwicklung der Sage nachzuforschen. Dabei wurde er sich klar,
dafs von der Geschichte auätugehen sei, dafs man aber nicht mehr auf deren
Rechnung schreiben dürfe, als sich in ihr findet; was darüber hinausgeht, sei
Zusatz der Sage, resp. der Dichtung. Das Besiteben die verbindenden Mittel-
glieder zwischen Geschichte und Epos aufzudecken führte ihn dann dazu, eine
^^ibe 10 verschiedenen Zeiten entstandener Lieder a
366 BBSPRSCHUMGSN. PH. AÜO. BRCKXR,
ältesten bereits im 9. Jahrhundert vorhanden sein mochten; diese hätten úá
bei aller sagenhaften und dichterischen Ausschmückung noch enger an die
Creschichte angeschlossen, neue Erfindungen hätten sich daran gereiht, und die
ersten Lieder durch successive Metamorphosen unter den Händen jfingaa
Ueberarbeiter eine immer unursprunglichere Verkleidung erhalten. — So er-
scheinen die Hauptphasen der Entwicklungsgeschichte des Stoffes dmdi
Dichtungen markiert; doch mag die Vorbereitung des Heldenepos in den
ersten Jahrhunderten unter wechselndem Wirken von Sage und Dichtong
und unter gegenseitiger Beeiniiuisung beider vor sich gegangen sein, indem
bald unter dem frischen Eindruck des Ereignisses ein Lied entstand, nicht
selten aber die Sage erst geraume Zeit im Stillen schuf, bevor ein Dkbter
kam , den schon nicht mehr rein geschichtlichen Stoff aufzugreifen und nee
zu gestalten ; nur lasse sich der AnteU der Dichtung und Sage nicht mehr
im einzelnen feststellen.^
Einen Schritt weiter fuhrt uns die Tübinger Antrittsrede vom Jahre 1894.
Auch hier wird noch der enge Zusammenhang mit Personen und Ereignissen
der Geschichte als für den Ursprung der französischen Heldensage charakte-
ristisch festgehalten, auch wo die Beziehungen zur Geschichte weniger klir
durchscheinen und Elemente anderen Ursprungs das historische überwachem
und verdunkeln. „Der Gegenstand unserer Heldensage ist derchaus histonscb,
so historisch, dafs man mit Recht ihren Inhalt als Geschichte der fränkischea
Herrscher und Helden im Lichte der Sage und Poesie bezeichnen darf." Aber
das Interesse des Festredners wendet sich vom Heldenepos als Litteratur-
gattung ab und kehrt sich entschieden der Heldensage zu, jener dem Helden-
epos zu Grunde liegenden Ueberlieferung, die wir im wahren Siime des Wortes
als Sage, als mündliche Erzählung von Mund zu Mund bezeicboen
dürfen. Diese Sage ist nicht identisch mit dem Inhalt der Heldenepen; dena
nur die ältesten Lieder halten sich streng an den Inhalt der mündlichen
Ueberlieferung, die jüngeren lassen an Stelle der legendarischen Treue die
frei schaltende Phantasie, die subjektive Willkür des Dichters treten; auch
hat nicht jedes Heldenepos auch wirklich eine Sage zur Vorauzsetzung. Di^
Sage nun entsteht und entwickelt sich überall unter den gleichen Bedingungen ;
sie bildet sich unbewufst. Zu einer Zeit, wo die Erzählung von Mund t^
Mund fast die alleinige Foim der Ueberlieferung ist, mufs die Geschichte
ganz von sell)^t zur Sage werden. Die Weiterbildung der Sage geschieh^
dann mit allgemeinen ethischen und poetischen Motiven ; so gelangt sie stufe**'
weise zu den uns überlieferten Gestaltungen. Aufgabe des Forschenden, d^^
eine Gesamtdarstellung der französischen Heldensage anstrebt, ist es demn»^
die jjeschichlliche Grundlage der Sagen blofszulegen, aus der Vergleichui* ^
der verschiedenen Ueberlieferungcn ihre älteste erreichbare Gestalt herai*-"
schälen und ihre weiteren Wandlungen und Schicksale in der mündlich^
und schriftlichen Ueberlieferung zu begleiten.'
^ Ueber die Sage von Ogier dem Dänen und die Entstehung d ^
Chevalerie Ogier. Ein Beitrag zur Entwicklung des altfranzösischen Heide ^
epos von Carl Voretzsch. Halle 1891. P. i. IG. II9 — 122. 26. — Man b ^
achte, dafs auch die Ogieranekdote des Mönchs von Sankt-Gallen als Wicd^^
gäbe eines Liedes verfochten wird.
* Die französische Heldensage Akademische Antrittsvorlesung, gehali^^
am 25. Januar 1894 von Dr. Carl Voretzsch, ao. Prof. d. rom. PhiL a. d. Ui
YORSTZSCH, EPISCHB STUDIEN. 367
Von nim an steht der * Begriff der Heldensage' im Brennpunkt des
bterenes. Wir sind vollberechtigt neben nnd statt Liedern mundliche Ueber-
lefenmg in ungebundener Rede anzunehmen : diese These vertritt der Aufsatz
iber das Merowingerepos , dessen Schlufsergebnis ist, dafs die Grrunde für
epsche Provenienz der chronistischen Berichte über die Merowinger nicht so
llkUialtig sind als gemeinhin angenommen wird. Nur in einem Falle, beim
Ftfoliede, dürfe mit Sicherheit ein Epos als Grundlage vorausgesetzt werden;
MUt er^be sich meist die Wahrscheinlichkeit, dais wir es mit bloisen Sagen
B prosaischer Form zn thun haben. Auch theoretisch verficht der Verfasser
& Existenzfähigkeit der Sage, und, angesichts des Widerspruchs, der laut
warde, wird ihre Begriffsbestimmung schärfer dahin gefafst: die Sage sei nicht
eiB&ch identisch mit mündlicher Ueberlieferung historischer Begebnisse, sondern
es sei die besondere Gestaltung, welche die Erinnerung an die Ereignisse im
Gediditnis und in der Phantasie des Volks anninunt. Diese heftet sich
nimlich mit Vorliebe an Fakta von stark persönlichem Interesse oder schmückt
neh einfache Fakta spontan mit dem Reiz des Persönlichen aus, indem sie
die Beweggründe der Handlungen sowie die Einzelheiten selbständig erfindet,
oder ans verwandten Erzählungen und Begebnissen hinzufügt. Auf diese
Weise entfernt sich die Sage je länger je mehr von der geschichtlichen Wahr-
beit, und wird den populären Dichtungsgattungen des Märchens, der Novelle
oder des Schwankes immer ähnlicher und gewinnt deren zähe Lebenskraft,
da sie hinfort an das gleiche Interesse appelliert wie diese, nicht mehr an
das historische allein. Warum sollte nun die an besondere Namen geknüpfte
Sage nicht so gut wie das Märchen in ungebundener Rede umgehen und sich
erhalten können, zumal als Lokalsage, Familiensage, u. s. w. ? ^
Diese Auffassung der Sage bildet auch den leitenden Gedanken der
Oiwn Schrift, mit der uns der Tübinger Gelehrte eine weitere Vorarbeit zur
Suplanten Geschichte der französischen Heldensage darbietet. Die Sage bleibt
'die in der mündlichen Ueberlieferung sich vollziehende Umgestaltung der
historischen Ereignisse und Personen'; die Bewertung des historischen Elements
*Is Aasgangspunkt der epischen Sagenbildung erfährt indessen eine bedeut-
**"»*! doch nicht unerwartete Modifikation. Wir haben zwar Sagen, heifst es,
die in allen wesentlichen Teilen schon im geschichtlichen Ereignis vorgebildet
""•d; anderwärts aber sehen wir fertige Erzählungen auf historische Persönlich-
^^en übertragen, und dieses sozusagen prähistorische Element kann zwar von
"*^ ans wieder historisch sein, erweist sich aber in vielen Fällen als
"^'chenhaft, auch mythisch, d. h. im wesentlichen der Phantasie entsprungen.
^^^ auch bei historisch fundierten Sagen darf man den historischen Gehalt
ni L
^^ Überschätzen. Was ist denn, genau genommen, an der Pfandlung des
'^Qdliedes noch viel historisch aufser dem Namen Karl und Roland und
'eckten Faktum, dafs dieser mit einem Teil von Karls Heer vernichtet
SjQ ^'^ß^n. Heidelberg 1894. P. 9. 11. 5. 7. 8. 14. 15. 16. 28. — Epische
(ij^ '**i p. 2 wird die Aufgabe der Geschichte der Heldensage zutreffender
\nf ?. formuliert: die sekundären Elemente von den primären scheiden und
^^5e die Vorgeschichte der überlieferten Epik aufbauen.
*lm Das Merowingerepos und die französische Heldensage von Carl Voretzsch.
Ç ^*ogische Studien. Festgabe für Eduard Sievers.) Halle 1896, P. 56.
58. S9. 60.
¿68 BESPRECHUNGEN. PH. AUG, HECKER,
wurde? Kein einzigei Zug aus dem ganzen Kampfgemälile entspnchl dem
wirküclien Hergang. Es haDdell sich eben nicht um das Feslhallen der
historischeD Einzelheiten, sondern des simplen Faktums oder des Ilaupthelden
oder beider xuíummcti. E>i fiiidet nJso lunächBl eine Verein facbung der histo-
rischen Vorgänge statt, dann aber eine Ausschmückung des verbliebenen
Restes mit Elementen anderer Herkunrt, ällrren Sagen oder NeuschüpruDgen
der Phantasie. — Nichtsdestoweniger bleil)en die historischen Personen and
Ereignisse, an welche sich die anderen Elemente nnkryslalliüert haben, die
feiten Pankle in der Entwicklung, weil die andern Elemente ihrer Herkunft
nach nnsicher, in ihrer weiteren Entwicklung nicht recht greifbu sind.
Das notwendige Bindeglied zwischeD dem histoiischen Ereignis und der
dasselbe behandelnden Chanson de geste ist die Sage; äa anderes bietet üch
nicht dar. Wesentlich für die S^e ist, àats sie sich an bestimmte Personen,
Ereignisse oder Oerllichkeitcn knSpft. Es handelt sich aber nicht mehr um
reine historische Ue berli efe rung sondern ura gegenseitige Durchdringung von
historischen und phantastischen Elementen ; das Charakteristische der Sage
liegt eben darin, dafs Wahres und Erdiehleles, Historisches und Märchen-
hartes auch Mytbisclies neben einander liegt und aufs innigste mil einander
verwachsen Ist. Wie weit aber die Sage in loserer, wie weit sie in feslerer
Form übermitlelt wird, wie weit wir ihr ansgefìihrte Darstellung oder nur
skiiienhüfte Uebeiliefeiung »uschieibcn dürfen , das sind rein technische Fragen,
in denen sich etwa folgendes sagen läfsl: Handelt es sich um ein jüngst ge'
«cbehenes Faktum , so wird die von Mund zu Mund gehende Ueberlieferung
stbr mannigfillig sein, nach Zeil und Ort wechseln. Aber allmählich wrd
eine gewisse Consol id icrung eintreten, wie immer wenn man den gleichen Vor-
gang öfter criählt, gewisse Einielheiten setzen sich fest, die Sage bekommt
eine festere Form, die natürlich immer noch der Variation fähig ist, weil sie
beständig der Einwirkung der popularen Phantasie unterliegt, aber die Grund-
züge doch immer bewahrt.
Wir können solchen Prosasagen ohne Bedenken eine grSfsere Ansrahr^
lichkeil lugestehen; allein auch so unterscheiden sie sich wesentlich i
epischen Dichtung. In der Snge sehen wir nHmlìch die allgemeini
der Allgemeinheit kontrolierlc Auflassung und Phantasie
sam, die epische Dichtung hingegen können wir uns kaum anders als
IlEnden von Berufsdichtem denken, welche littcrarisch hoher gebildet siad
als die Träger der blolsen VolksüberlieferungcD, und welche der iodividuellea,
selbständigen, bewufsten, ja willkürlichen Gestaltungskraft zum Ausdruck ver-
belfen. Um die Entwicklung der alten Originalepen zu begreifen, wird du
Stadium postuliert, wo die Einwirkung populärer Anschanntigen
ungehemmt stattfinden konnte, und das ist weder im individuell g«-
»lalteten Epos, noch im Volkslied, sondern in aller Breite und Freiheit nur
In der formell ungebundenen Prosssage möglich.'
Die Heldensage erscheint demgemafs als die primitivste Art der Fort«
Überlieferung heldenhafter Ereignisse; für sie sind bei allen Völkern nnd m allen
Zeiten die Bedingungen gegeben, sofern die erforderlichen Helden und
tbaten nicht fehlen. Die Heldensage bildet die Grundlage, den Boden,
I
I
A
VORETZSCH, EPISCHE STÍTOIEN,
dem die epiache DichiUDg sprlerat. Sie bereitet dea döiren faisloriicbtn SloET
für die Dichtung, und ist die Ifürtere, konstlosete Form, aus welcher der
Dichter mit individueUer KqdsI das Epos gestallet, und erscheint somit als
Voisture für das Epos als GalliiDg. Aber auch im cinzelDen Fall verbindet
sie die epische Dichtung mit dem historiichcn Ereignis überall da, wo eine
andere Entstehung sich nicht wahrscheinlich machen läTtl; denn, als die ein-
ftchere und natürlichere Kunstform, ist sie die gegebene Erklärung, so lange
tane anders geartete Entwicklung keine besondere Begründung findet.'
Soweit die theoretischen Auslassungen des Verfassers.
Ich habe versucht, sie mäglicbst sinngemafs und, soweit es anging, auch
wortgetreu lusam men zu fassen. Auf eine Diskussion gehe ich oichl ein, kann
■ber nicht umhin den springenden Punkt zu bezei:hoen, nii dem sich meines
Erachtena die entgegenstehenden Ansichten slotscn müssen, und wo es schwer-
lich einen Ausgleich oder eine Verständigung geben durfte. Nicht darum
banddt es sich, ob es Sagen gibt, sondern wie die Sage waltet, und in
dieser Hinsicht fallen diejenigen Bemerkungen ins Gewicht, die von einer on-
bewulälen und notwendigen Entstehung und ËJitwicklung der Sage imter stets
gleichen Bedingungen, von einem ungehemmten Einwirken allgemeiner Auf-
fassungen und Anschauungen sprechen. Voielzschens Absicht lauft, kurz ge-
sagt, darauf hinaus, der 'Thätigkeit dea Individuum^', wie sie beim Dichten
zu Tage Irin, die "geroeiosarae Arbeit der Menge' enigegcninaetien. Der
Theorie zu liebe wird ein Stadium konstruiert, in welchem nicht die psycho-
logischen Ge*et2e imseres individuellen geistigen Erzeugens wirksam ^nd,
sondern die gcselimSfsig, tiat um ot wendig verlaufende Psychologie der un-
bewuftten Masse, force mystérìeust et aiialue. Für diese Auffassung der
Sage verlangen wir die Rechtfertigung ¡ der einfache Nachweis von Sagen ge-
nSgl uns nicht.
Und noch ein Einspruch läfsi sich nicht unterdrücken. In der theo-
retischen AnseinanderBetrungen wie in den gewählten Beispielen scheint mir
Voretzsch zwei Dinge zusammenzubringen, die aas einander zu hallen sind,
historische Anekdoten und Windereageo einerseits, und epische, zu Epen
verwendbare Sagen andererseits. Pipins Löwenkampf ist keine epische Sage,
nie wird und nie kann ein Heldenlied daraus erwachsen. Wohl lassen sich
Anekdoten der Art in Epen cioflechten, doch nur unter der Voraus»etzung,
doTs bereits eine Epik besteht. Von einem wahren Epos hingegen, sagen wir
vom Rolandsliede. läfst sich keine Heldensage abstrahieren, die jene Eigen-
schaften besäfse, welche dem Märchen seine Festigkeit und zähe Lebensdauer
sichert. Wollen wir den Beitrag der Uebcrlieferung nicht auf die nakte Tbat-
sache beschränken, dafs Karls Nachhut unter Roland beim Pyrenäenübergang
vernichtet wurde, — und in diesem Falle stünden wir vor einer geschicht-
lichen Erinnerung, und nicht vor einer Soge; — so ist eine ErzShIung von
der Roncevauischlacht nur als ausgeliihrte Eriähloog zu denken,* mit all ihren
' Epische Studien p. î8. 4. 44. 2j. î8. 30. 47. VI 30. 47.
[' Der Verf. des Hnonbuchs hat meiner Auffassimg von Entstehung and
Entwicklung der aWri. nationalen Heldendichtung und vom Verhältnis von
Sage, Zeilgedicht und Epos zu einander in meinem Aufsatz über das Haager
Fragment in Herrig's Archiv 1890 und im Grundr. d. Rom. Phil. II 1, 446
ein eignes Kapitel, S. IÏ — 30, mit „eingehenderen Bet räch lungen" gewidmet,
die eine Widerlegung zu bezwecken scheinen, ohne dsf-i die Punkte, in denen
Ziluclu. l rem. Ftiil. XXV. 24
370
BESPRECHÜNGEH. PH. ADO. BECKER.
historiscb KID sollenden Eímellidten vorgetragen, was unbedingt «ine Hilera-
tisch gcfetdglc Form voransscttt , sei es nna Heldendiclitiilig oder (ine auf
gleicher Hohe steheade, nod mithin »on hervorragend begabten Individooi
gepflegte Erühlangsltunst.
Doch TerweilcD wir uns zu lange bei den allgemeineren Fragen; ei ist
Zeit dem eigentlichen Gegenstand des Buchen, der Unlersnchang über Hnon
von Bordeaux, nahezhtreten.
n.
Das Epoi Huen de Bordtaux gilt ziemlich allgemein als eine mil mythisch
laubcrhaflen Elementen durcbselule Umdichlung eines von Haus aas hÌstorÌKhen
Liedes, deisen Urgchalt die lolliche Verwnndurg eines Sohnes Kails des
Kuhlen durch einen gewissen Albuin bildete, aber auf den Sohn des hislo-
rischen Seguin »on Bordeaux übertragen. Eine allere Gcsult dieser Dich-
tung ohne das phanlasliiche Element erkannte man im Turirei Prolog des
I.olhriiigerepOB,
Vorelzsch gelangt lu beträchtlich abnncbeoden Ergebnissen.
Zueist geht er mit der h is lori« hen Grundlage linteres Heldenliedes
energisch zn Gericht. Die Ucbetein Stimmung zwischen dem nnglñckseligcn
Vorfall von S64 und der er&ten Episode dea Huen de Bordeaux (Autlauem
im Walde, Hieb über Kopf und Brusi, Wegnehmen des Pferdes) sind so all-
gemeiner Natur, so sehr in den Sitten der Zeit gegeben, dafs sich mit ihnen
kein genetischer ZnsammenhaDg erweisen läM. Da nun der Albuin der epischen
Ueberlieferung ebenso unbekannt ist als der IIuod der Geschichte, vertagen alle
Fäden, mit denen man Geschichte und Dichtung unter einander verknöpfen
wollte. Den Ausschlag pebt aber der Umstand, dafs die Carlot- episode des
Huon dne offenbare Entlehnung aus Ogier ist rnit Zügen aus dem Couronne-
tuent. Kein unbefangener Beurteiler wird leugnen, dafs dies die Wahr-
(cheinlichkeit, dafs wir es mit einer „selb wachse ncn" Sage zu ihun haben, stark
herabmindert.
Welches sind nun die Quellen der >luonsage?
Voretiscb erkennt deren zwei. Von der einen, dem Urhnon oder
Huons Verbannung, gewinnt er das Bild, indem er aus unserer Chanson
alle jüngeren Elemente, wie Carlo t- Episode und die sthlreichen Entlehnungen
aus der hoüschen Poesie und Volksepik, entfernt. Dadurch erhält er nämlich
eine VerscbiedenhEÌt der Meinung bestünde, genau beieichnet oder discali«--
bare Gegengründe beigebracht würden. Denn „Sage" steht auch für mich
zwischen dem geschichtlichen Ereignis und seiner dichterischen, epischen Be-
arbeitung. Nur dünkt dem Verf., im Gegensatz zu mir, epische Bearbeitung
der Sage viel später, Jahrhunderte nach dem historischen Votgang, noch
möglich, z. B. beim Kolandalied, ohne dafs aber der einheitliche Grundgedanke
nnd die Stimmung desselben, Archaismen der Auffassung der Dinge darin
u. a. zu erküren versucht würden. Denn Erklärung können Einwendungen anf
S. I4f. nicht heifsen wie: „Wiime der Anteilnahme . . . weist „doch" nicht
notwendig auf Seiba terleb tes rnrück; das rein Thal sächliche, mitsamt der topo-
graphischen Schilderung und den übrigen Archaismen „kann" sich eine Zeit-
lang auf „andere" Weise erhalten und überliefert haben" u. dergl. Die An-
sicht von der späteren Entslehang des altfrz. Epos hängt bei dem Verf. mit
der bestrittenen AutTassung von dem „Farolied" als einem Epos des 9. Jhs.
zusammen, in dem ich ein historisches Lied erkenne. Ich habe diese Ansicht
aufs neue in dem Gedenkbuch für Prof. A. D'Ancona begründet, das in diesem
Jahre erscheiuen soll und worauf ich den Leser verweise. Hrsg.]
VORETZSCH, EPISCHE STUDIEN.
371
aiecn Rahmen, der sich mit dem Auszug des Tuitoet Prologs in Einklang
btineen läFst; Dei Sohn eines Heriogs wird wegen einïs Todschlags verbnnot,
lindel in dei Fremde dis Liebe einer Frau und kehrt vemnuttlch mit ihr zurüclc
und versöhnt sich mit dem Kaiser. Das wäre in der Hüuptsache eine 'Braut-
fahrlsage' nach dem Childerich — oder Floovanllypus, ohne jedes mylhisch-
phsntaslische Element und mit einem einzigen historischen Zug, dem Namen
ScguinïTOii Botdeaui. — Die andere Quelle, Hoons Braalfahrt, iit gleich-
falls eine 'Brautsagc', aber frönltiseh -heidnischen UrspruDg», Ihre Grundlage
ist die Alberichsage mit Zügen aus Chlodowechs, Theuderichs I., Theudeberts I.,
Thcudeticbs n. Leben; sie eisehcint in eiuea deutschen und einen französischen
Ast gespalten , vozu âa dtitter, nenstrisch-auslrasischer kommt ; nu* ihr ist die
Orlnltsage, die Hugosage und die Sage vom Meraning Alherich bei Hugo von
Tool bcrvorgewacbsen ; zahlreiche Fäden verbinden sie aufs innigste mit der
Ilug- und Wolfdietrichsage, der Hugosagc der Karlsrii;e, u. %. w. u. t. w. Mit
bewnndetnswerler Sicherheit bewegt sich der Verfasser durch die Wirrnisse
dieses Labyrinths und weifs überall den leitenden Faden vorzuweisen. Ob er
aber nidit etwa statt des AriadnefadeBs eia Arachnegespinnst aufgegriffen hat?
Ohne mich vom Boden der greifbaren Thals-icben so weit hinweg zu
wagen, möchte ich die Resaltale der bisherìgen Forschung in Hinsicht der
Ueberliefernng und Vorgeschichte unseres Liettea zusammenfassen und mît
einigen kritischen Bemerkungen begleiten.
I. Die Uebeilieferung des //non dt Bordeaux.
Für sich allein, ohne Fortsetzungen, liegt ans das Huonepns nur in der
einen Hs. von Tours vor, die Guessaid und Grandmaison fiir ihre Ausgabe
(Anciens poêles de la France V.) benulzlen. Sie ist eine Spiclmannsabschrift
des 13. Jahrhunderts, wie die Bettelstropfae p. 14S mil ihren, die Interpolation
verratenden ZwölCsilhem bekundet.
Die übrigen Abschriften unseres Liedes sind von Fortsetzungen begleitet,
nnd zwar haben wir deren zwei zu unterscheiden, beide aas dem ij. Jabr-
h and eri.
Die kürzere, nur durch die Pariser Hs. B. N. 22555 saec. XV. über-
UeTert, wird man am besten Huon, roi de féerie, nennen. (Ansgabe von
H. Schäfer, Ausg. n. Abb. XC, 81—92). Nach Ablanf der dreijährigen Frist
lieht Huon ins Fecnland, um Aubcrons Erbe zu übernehmen; er befolgt genau
die frühere Strafse, erlebt in Dnnostre das Nachspiel des Riesen ab en teuets nnd
cQt schließlich nach Bordeaux, um Gereaumc von seinem Bedränger, einem
Bruder Giboarts von Vicsmcs, zu befreien. Es springt in die Augen, dufa
der Naehdichier ebfach das Schema des Stammgediehls nachahmt, und hierin
erblicke ich einen zwingenden Grund, diese 960 Verse (im ganzen!) als ein
einbeilliches Produkt aniuschen.
Die auiführlichere Fortsetzung, Huon et ses descendants, meist
nach den einzelnen Teilen: Esc/armondr, Clarintle tt Florent, Yde et Olive,
Croisiant, benannt, berichtet von vier Generalionen: von einer neuen Fehde
mit dem Kaiser wegen seines Neffen Raoul von Vienne, der in sündhafter
Liebe EU Esciaimonde entbrennl, und von Huons wunderbarer Meerfahrt bis
zum Magnetberg und zum Baum der ewigen Jugend, — von Clarisetlens In-
bhiteo, bis sie an Florent von Aragon einen treuen Liebhaher lindet wie
Nicolette an Aucassin, — von Ydain, die vor ihrem eigenen Vater fliehen
mufs, als Knappe in den Dienst König Ottos von Rom Liiti uud dessen
37«
tlBSPKECaOHGeK.
[. AUG. BECKKR.
TMht« Olive beiiatrt, — van Croissant e
Kbenkt, abet cineo ceucn Schnli ünilet.
Das also erweiterte Hooalicd liegt u
kilber faasung in d<^ Tnrlncr lis. L U 14 vom
Auig. u. Abh. LXXXIU. 93—1663); frrn.
Aleiiindrinerversion (Hs. Paris B. N. 1451,
r arsprüglichen Zehn-
lor (hg. V. M Schweigel,
I dem Vcrfjsser der
rgl. Ausg. u. Abh. XC) und dem
der Prosaauriosung von 1454, (Drucke 1513 u. ö. vgl. Vor«lz&cb p. 37S— 402).
Dei Kompilalar der 'l'uriner Hs. hat dem erweiteitcn Gedicht aafterdem
eine Vorgeschichle (Aubeion cd, A. Graf, Halle 1S78) und neue Anhingsel
(Auïg. u. Abh. I.XXXI1I, iböa — I73und Fricke, Marb. Diss. 1S91] aDgcíügt.
Unter diesen Ztithaicn fällt eine freie Nacheriäblun); des Riesenkimprs vor
DuDOsCre auf, die beweist, dafi dem Konipilatar aucb die eralerwShnte,
käriere Fortsetzung bekannt geworden ist, doch bleibt es fraglich, ob sie ihm
aach ichrifLlicb vorlag.'
EadUcb versuchte noch Jean des Prez im 14. Jahrhundert eine Weiter-
dichtung (s. Romania XXIX, 209 u. 3), und der Pros.iroman (Ausg. v. 1545)
erwähnt ein Uvie des chronicques, in dem Croissanli weitere Eroberungen
eriahll wurden (Ausg. u. Abh, LXXXUI § Z17).
Von unserem Heldenliede sind demnach drei Absclirifien in Zehnsilbem
(Has. Tours, Paiis 31555, Turin), eine in Zwöirsilbem (Hs. Paris I451) und
Prosiroman erhallen; aiifscrdem steht der Verlust von drei Hss. des 13. Jahr-
hunderts fest, neiolicb der Originalfassung, der Vorlage von Paris 22555 oo^
der Bcraeinsamen Vorlage der drei jüngeren F.issungen (Turin, Paris 1
Prosa). Ueber das Verhältnis dieser lias, unter sich sioi wir nicht ui
richtet! doch läfst sich vermuten , dais die Teitgestaltung , abgesehen selbst-
redend von den Fteihciien, die »ich der Alc»aQdiiner- und Ptosaü berat better
gesta l lete D, keine giofsen Divergenzen aufweiaL
An nnsländiscben Bearbeitangen besitzen wir Fragmente einer nieder-
inndiscbeD Heimübertragung vom Ende des 14. Jahrhundert, die mit dem
Stoff 10 frei umgeht, daCs man sie genealogisch nicht einreihen kann; ferner
haben wir ein niedeilSodisches Volksbuch in Prosa , das sieb enger an sein
irBDKÖalsches Vorbild hält, und eine englische Uebetsetzung des frant. Prosa-
roroani, die 1540 erschien.
Hin inleresianies Problem kaüpfl sieb an das niedeilândische Volksbuch,
Hier bdfit nämlich Huons treuer Bogleiler nicht Gercaume, sondern Aleaume,
und dieser Umstand gewinnt dadurch an Bedeutung, dufs aucb Albericb
von Troisfontaines zwei Brüder Seguins von Bordeaux kennt, Altlmus und
Ancherua. Unser lítton erwähnt gleichfalls iwci Brüder des versloibenen
Iteizoga, beide sind ins heilige Land gekommen, der eine, Ocdon, hat ab-
geschworen, der andere, Guincmer, ist mit seiner Tochter in Dunostre cin-
grachlossen. Bevor er vtmi Glauben abliel, biefs der erstere nach unserem
Uede Guillaume:
Guillaumes fu dedeni France apeles, (p. 116.)
Der Dichter bat offenbar die Vorstellung, dafs Abtrünnige ihren Taufnamen
> Itln^icgen möchte ich fur die Alexandrinerversion die Kenntnis der
ernten Fuilsetzung nicht als erwiesen anetkrnnen, da der Wunsch der Riesen
ihren Bruder Agrapart noch vor Huons Abfahrt aus Babylon zu rächen, für
jeden bei rrzübleuden Dichter aicb fast von selbst bot. 5. Aoig. n. Abh,
XC93Í.
l^RBTZSCH, EPISCHE STUDIEN. 373
aUegeo, nur ISÍst er seinen Renegaten einen andern christlichen Namen
wählen, wie überhaupt seine sarazenischen Personennamen, Gandisse, Esciar-
monde, n. s. w. nicht sehr tfirkisch klingen. — Dieser Vers ist aufTälligerweise
bisher nnbeachtet geblieben. Non fragt es sich doch : Ist Guillaume nur eine
oobereditigte Lesung der Hs. von Tours? bietet etwa die Turiner oder
Pariser 22555 Aleaume? oder sollen wir für die Vorstufe der Hs. von Tours
oder meinetwegen anch für eine verlorene Handschriftengruppe die Lesung
Aieanme ansetzen, ohne im übrigen eine abweichende Gestaltung des Gedichts
anzunehmen? Diese Auffassung wird durch die grofse Uebereinstimmung
zwischen dem niederländischen Volksbuch und unserer Huon-Dichtung und
insbesondere durch die Beobachtung begünstigt, dafs der Niederländer die
Verwandtschaft mit Seguin eben von unserem Oedon- Guillaume auf seinen
Aleanme-Gereaume übertragen hat Leider verschweigt das Volksbuch den
Namen des anderen Bruders, so dais Alberich mit seinem Ancherus allein
dasteht; ich mufs es dem Urteil anderer Forscher überlassen, ob sie auf diesen
Namen weitere Schlüsse aufbauen mögen.^
U. Die Vorgeschichte des Huon de Bordeaux,
Drei Momente kommen in Betracht: die durch den Turiner Prolog der
I^thringergeste bezeugte Vorstufe des Huon, die historische Grundlage unseres
iJedes und die Sagengestalt Auberons.
Die Turiner Lothringerhs. enthält bekanntlich in ihrem Prolog An-
spielungen, die auf eine verschollene Vorstufe der Huondichtung bezogen
Verden. Es ist die gleiche Hs. L II 14, die auch den erweiterten Huon ent-
l>ält. Die erste Frage dürfte die nach dem mutmafslichen Verfasser des Prologs
^iQ. Meines Erachtens spricht vieles dafür, dafs ihn derselbe Kompilator
^^(aist hat, dem wir auch die letzten Erweiterungen des Huon verdanken.
*^er wie dort finden wir die charakteristische Vorliebe für lyrische Caesuren
(lieben Elisionscaesuren) und jene ausschweifende Phantasie, die im Auberon
Judas Makkabäus, Julius Caesar, die Fee Morgue, den h. Georg und Auberon,
^^ Prolog Vespasian, den hg. Severin, die zwölftausend Jungfrauen, den h.
öertin, den Herzog Seguin von Bordeaux und die ganze Lothringergeste zu-
**namenwürit.
Fragen wir nun nach dem Inhalt des Prologs , so hören wir, dafs Pierre,
^^i* Sohn des h. Severin, durch seine Prunkliebe und Freigebigkeit in solche
Geldverlegenheit geriet, dafs er Lothringen, sein Erbteil, einem Kaufmann
«amens Henri verpfänden muíste. Damals — etwa zu Vespasians Zeit —
S^h es nämlich in Bordeaux einen Herzog Seguin; dessen Sohn Huon hatte
^ Unglück im königlichen Palast zu Paris einen Grafen zu erschlagen und
nnfste nach der Lombardei fliehen, wo er in den Dienst Guinemers, des
^l^nes des h. Bertin, trat. Hier lernte er ein Mädchen kennen, das ihm
Mine Liebe schenkte und einen Sohn gebar. Als er später durch Gift umkam,
floh Henri, sein unehelicher Sohn, nach Metz und begann dort in den Spiel-
hohlen ein so einträgliches Wuchergeschäft, dafs er scbliefslich das ganze
Herzogtum in Pfand nehmen konnte und den Herzog von Dijon um die Hand
'^er Tochter angehen durfte, u. s. f. — Man beachte wohl, dafs der Prolog-
P . ' Voretzsch möchte p. 117 auch den vassael Alsamus der niederländischen
. ''^Übersetzung mit Aleaume gleichsetzen. Der Zusammenhang macht es
°^ nicht wahrscheinUch.
374
BESFKECUDNGEN. Pi!. AUG. BECKER,
. woher dec Prologsch reiber dieie
r kennt ja unser Huonlieâ
dicbKt nicbl erzählt, zu Karls dea GtoCsen Zeit sei Huou, der Sohn Scguini
von Bordeaux, wegen eines Todschlags flüchllE geworden, sondern er lingiert'
viele Jabrhunderle Triilier einen andern Herzog' von Bocdeaui, Nameas Seguin
wie der spätere, und gibt auch diesem eioen Sobn Namens Huod.
Welche Giiintie haben wir nun dafür, dafs der Prologschreiber den
Zug des Todach lags und der Flucht einem verloreiien Huanliede cnltiahiiií
Etwa die Person des Veifötssets? Oder der Zusammenhang, in liem er bds
diese Nachricht aufiisehi? OJer dürfen wie etwa ihm, der so lustig fabelt,
soviel Ernodungsgabe nicht zuschicibenî OJer pa[st etwa das fragliche Hnon-
lied in die gemeinhin angeoomnienc Entwicklungsgeschichte der Sageí Impo-
nierte aber unserem Epenkompilalor das seither vericholleae Lied m> sehr,
wer erklärt uns da, warum er es von seiner Sammelhan dschrirt ausschloli?
Oder wird man man die Namen Seguin, Huon, Guinemer als Beweis an-
führen? Ciil es nämlich ni;r anzugeben
Namen entlehnte, so ist die Verlegenheit g
und hält CS sich tat Abschrift berdt.
Für mich besieht kein Zweifel, dafs der ganie Prolog fröhliche Faselei
des unbekannttD Kompiialorä der Turioet Hs. ist, und dafs er sieb seine Arbeit
rechi bequem machte, indem er den Huon de Bordenux plagicrte. Wer den
Prolog im Zusammenbang liest und sieb Rechenschaft duriiber giebt, dafs sein
Verfasser nicht Ereignisse aus der epischen Heldcnzeit beneblet, sondern —
wie das 14. Jahrhundert es lieble — die graue Vorzeit mit Namen und
Anekdoten jusslafuert: der wird meines Erachtcns nicht anders urteilen können.
Denn man bedenke, dafs Dichter oder Chronisten, die solche prShiatorischen
Annalen ausbcckcn, mil nichtssagenden Namen wie Henri, Pierre, Tie cri allein
nicht auskommen; sie müssen auch Namen mit histotischen Klang unterlaufen
lassen, und da läfst sich nicht leugnen, dafs ein Seuwin de Bourdeloit oder
s. Seuiin nnd gar ein a. Berlin qui établi les foira de Traits, de Bar et de
Lagni den Leser recht vertrauenerweckend ansprechen.
Und solche Faseleien eines späten Kompilators mutet man uns zu, als
die einzig echte epische Ueberlieferung azuschen!
Uebec die historische Grundlage der Muonsage habe ich nach Voretzschens
zutreffender Kritik wenig mehr zu bemerken. Bekanntlich überñel Kail, der
Sohn Karls des Kahlen, in jugendlichem Uebermut seinen Genossen Albuin,
um seinen Mut auf die Probe zu stellen, als dieser spat Abends von der
Jagd heimrilt; Albuin wehrte sich und beachte seinem Gegner eine lebens-
gefährliche Verletzung bei; aU er seinen Mifsgrifi merkte, entzog et sich durch
rasche Flucht der Sühne. Ich kann mir nicht vorstellen, dafs ein derartiger
Vorlall, dem absolut nichts episches innewohnt, Gegenstand einer Sage oder
eines Liedes geworden sein sollte, das Jahrhunderte überdauerte. MaCsgebcnd
ist mir indessen die unleugbare Abhängigkeit unseres Liedes von der zweiten
Ogier- Branche; alte wesentlichen Elemente verdankt der Huondichter seinem
Vorgänger.
Als historischer Rest bleibt somit der Name Seguios von Bordeaux.
Dais dieser Name sich in der Erinnerung erhielt, köimte mim damit erklären,
dafs Bordeaux seine einstmalige Bedeutung diu'ch die Normannen gänzlicb
verlor und erst sich wieder anfing zu heben, seit das Land an England ge-
kommen war. Forschic mau nun nach der früheren Glanzzeit — und man
gedenke hier der Worte unseres Dichters; En vottre lere vi jou ja reiaaU
YORSTZSCH, EPISCHE STUDIEN. 375
(p. 93): — so ûmd man zur Sjurdii^erzeît selbständige Grafen, darunter eben
die S^ne. Ihrer wird man in Bordeaux gar häufig gedacht haben.^
Auberons Zwerggesult endlich, deren germanische Herkunft Niemand
Dehr bezweifelt, ist offenbar mit der Huondichtung in den karolingischen
Sagenkreis eingedrungen. Da ich keinen Anlais finde, ein älteres Huonlied
auosetzen, erkenne ich das Verdienst, die epische Ueberlieferung der Fran-
losen mit dieser Gestalt bereichert zu haben , dem Dichter unseres Huon de
Strdeaux zu. Der älteren französischen VolksaufTassung und dem echten
Nationalepos war solcher Märchenzauber von Haus aus firemd, erst die höfische
Dichtoog weckte den Sinn dafür; auf französischem Boden werden wir dem-
entsprechend in Auberon kein altüberliefertes Sagengut erblicken dürfen, son-
dera jungen, wohl nicht litterarisch, sondern durch den Volksmund ver-
mittelten Import. Die Vertrautheit mit den deutschen Elfengestalten wird
man am ehesten in den nordostfiranzösischen Grenzgebieten, aus denen unser
Dichter stanunt, voraussetzen dürfen. Zum Beweis möchte ich allerdings
veder die Fabeleien Hugos von Toul über Qodios Sohn Alberich heran-
aehen, denn trotz der ihm nachgesagten Zauberkunst erblicke ich in diesem
Alberich nur einen von Hugo erfundenen Eponymos; noch möchte ich mich
anf die von Hugo angefahrten und auch später bezeugten Ortsbezeichnungen
l>^nifen, weil es sich wahrscheinlich um jüngere Umdeutungen ursprünglich
anders gemeinter Benennungen handelt.
Auch will es mir scheinen , dafs unserem Dichter keine fertige Alberich-
^^ zukam, sondern nur die Figur des Zwergen, während er die Fabel aus
^%^en Stücken erfand und die Handlung selber zurechtlegte. Ich schlieise
^ nicht allein aus dem, was er über Auberons Ursprung vorträgt, sondern
AUS der Verlegenheit, in der er sich dem zaubergewaltigen Schutzgeist gegen-
über befindet; er weils nichts Rechtes mit ihm anzufangen, die Handlung
^erliefe ganz glatt auch ohne ihn, erst zum Schlufs wird er als deus ex
'^Achina benötigt. Daraus ergiebt sich, dafs ich unseren Huon auch für das
Vorbild des Ortnit halte; und es wäre das nicht der einzige Fall, dafs ein
deutscher Spielmann einen französischen Stoff nicht nach dem Wortlaut, son-
<ieni nach ungefährer Kunde aufgriff und nach Mafsgabe seiner Befähigung
^bearbeitete.
Eine Vorgeschichte als Epos erkenne ich demnach der Huondichtung
'^cht zu, sondern sehe auch hier die souveräne Schöpfung des Dichters, der
^t unscheinbaren Elementen, aber in intimer Anlehnung an die hochent-
^i^^elte Erzählungskunst seiner Zeit die französische, und mit ihr die Welt-
Utterator um neue Sagenstoffe und bleibende Gestalten bereicherte. Und diese
Auffassung glaube ich deshalb verfechten zu müssen, weil sonst die Wand-
lungen der firanzösischen Heldendichtung, die wir im 12. und 1 3. Jahrhundert
^erfolgen, sich schon zwischen dem 7. und 11. vollzogen haben müfsten.
^ Im J. 10 10 ward auch ein Siguln Bischof von Bordeaux, wie 1085 ein
Ürsio Bischof von Beauvais.
Ph. Aug. Becker.
376 BESfKtCHUNüKN. U. WIESE,
Olornftla Storico della Letteratura Italiana. Anno XVm. VoL XXXVI,
faic,3; Anno XIX, Voi. XXXVII, fase. 1. Supplemento No. J. 1900,
Voi. XXXVI. ftiEc 3.
B. ColToni, /' „contrailo di Tcnin 1 Bighignol" e dut ícleghe maeche-
raniche di Ttofila Folengo, Cotronei bringt hier den in der letiten Zeit o(l
erwähnleD, aus zwei Teilen beitehendeo Konirast, von dem iwei alle Auigabec
voflianden sind, die eine uodatlerl, die andere von r54g. Dach ersterer mm
Abdruck. Da der erste Teil sich auch in zwei Handscbriften erhaltEn hai,
von welcbcn die cinc sicher îller ¡st als die benuute Ausgabe, so hätten auch
diese herangezogen werden sollen. Warum es nicht gesehen ist, verschweigt
der Herausgebet. Die Einleitung, welche viel Beiwerk in Amnetbiingeo ent-
hält, das für ihre Zwecke lästiger Ballast ist, will nachweisen, dafs der Kon-
trast TeoBlo Folengo bei der Abfassung seiner 6. und 7. Ekloge als Vorlage
gedient hat. Die Möglichkeit einer solchen Benutzung ist nicht ausgeschloMen,
doch kann ¡eh die verbillnismSisig geringen und wenig charakleriacben Ueber-
einstimmungen iwischen Konirast und Eklogen nicbl [iir so deutliche Beweise
erachten, wie Verf. es ihut, der seine Argumenta lion noch durch die weiter
ausgeführte Thatsache zu stützen sucht, dais Folengo auch sonst eifrig aoa
der Volksdichtung scböpfle. Wenn er aber in Anm, t S. 313 unter Zimgne
Toncllam diese Ekloge verstehen zu können glaubt, so kann ich ihm daño
nicht folgen. 92 zählt ¡e lu nur eine Silbe, wie Cotronej selbst 211 gesehen
hat. 96 kann acalti bleiben. 119 lies ort vieiU. III hat Novali mit seiner
Korrektur das Richtige gettolTen ; der Vers wird dadurch aber auch völlig klar:
„a mi non atulera' tu questo ancinello"
bedentet: „Mir wirst du diesen Haken {ancinello ¡at uncinello) nicht anheilen",
d.h., mir wirst du das nicht aufbinden. Zu acolar vgl. Mussana, Bei-
trag S. 31.
A. Luzio-R. Renier, ¿a collura e ¡e relaiiom letltrarie di Isabttia
D'Elle GoHiaga. 3. - — Gruppo lombarde. Vi ¡i discorre di: Corle htleraria
del Moro: B. Seltineioni; Gaspare Visconti (Apollinare Palmetigo). - — Ga-
leolta del Carretto. — Paolo Giovia. — H. Girolamo Vida. — Benedetto
Lampridio [Teofilo da Caravaggio). — Giason del Maino. — Veronica Gam-
bara. Unter den hier zusammen gestellten Nachrichten, worunter sieh manchei
bisher Unbekannte liefindct, sind wohl die wichtigsten die über Giovio und
Vida. Ersterer wurde von Federigo GoDiiaga 1573 zum Bürger von Mantua
gemacht, und der Bürgerbiief wird hier abgediuckt.
G. Marpillcro, Werther, Orili e il Leopardi. In dem lesenswerten
Aursaize werden eine ganze Reihe Stellen aus Otti« und Werther mit solchen
Leopardis in seinen Gedicbten und Prosaschriften zusammengestellt, um ihre
grolse Uebeieinstimmung zu zeigen. Besonders klar tritt die Einwirkung des
Werther auf die Ginestra hervor.
VARIETÀ:
L. Fabiis, Di un copione della „Ricciarda" di Ugo Pascolo con note
t corrttioni autografe. Auf der siadiischen Bibliothek io Bassano hat sich
die Abschrilt der Ricciaida mil eigenhändigen Bemerkungen Foseólos ge-
funden, nach welcher das Stück in liologca 1S13 zum ersten Mal aufgelohit
wurde. Nach eingehender Beschreibung des Maauscriples, aus dem auch die
jedenfalls von Foscolo selbst veifafslen Anweisungen zur Inscenierung abge-
druckt werden, giebt Fabiis in Gegenüberstellung die Varianten zwischen
GIORNALE STORICO VOL. XXXVL 377
diesel Abschrift und der eiitcD, von Foscolo selbst besorgten Ausgabe «Ice
Stückes LoDdoD iSiO.
RAäSEGNA BIBLIOGRAFICA:
Mandonnet, Siger dt Brabant ti l'Avtrroisme latin au XIII* siècle
(Cipolla, in terissanlci Artikel). — Spingarn, A history ef literary criticism
in the rtnaissance (Gentile, im allgemeinen anerkennend), — Belloní, Il
Seicento (Cosmo, »netkennenil roil berechtigten Ausslellungen).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO:
Turti, Diiionaria storico manuale dilla letteratura italiana campil-il«
ad uso delU persone colle e delle scuole. Bonaizi, Il Condashe di S. Pietro
di Siila, testo Ivgudoresi inedito dei ¡ecoli XI—XIII. Marchesi. Bartolo-
mei della Fonie. Forena, La poetica alfieriana della tragedia. Bindoni,
La topografia del romatito „I promessi sposi". Parte secondai L' esìlio.
Manzoni, / promessi sposi. Edit, illustrata da Gaetano Previati, curala
nel lesto da Alfonso Cerquetii, preceduta da cenni biografici di Luca ßellrami.
ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZLA.H
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
G. Bertoni, Appendice all' articolo „Stud/ e ricerche sur trovatori
minori di Genova". Vgl. Ztschr. XXV S. 121 — 113. Hier folgen einige Zu-
salze und Besserungen. L. G. Pf IÍsiÍct, La mort d'Alfieri et M. d'Ansse
de Villoison druckt den Brief ab, den der Hellenist d'Ansse de Villoisoa nach
AJficrii Tode an die GrÜñn von Albany schrieb.
CRONACA:
Periodici, kurze Mitteilungen, neuerschienene Bücher, kurze Todeinach-
richten Über Federico Gilbert De WinckeU, L. Hervieux, Alexander Budiaiky
und GioTtuiDi N ¡collusi.
Vol. XXXVU, fase. i.
G. Boffito, L'eresia di Malleo Palmieri „ciltadin fiorentino". In
einem einleitenden Kapitel giebt Boflilo eine kurie Aufiäblung und Beschrei-
bung der sechs Handschiiften, wclclie Palmieris Città dì Vita ganz oder teil-
weise enthalten, und spricht dann ober den der platonischen Philosophie enl-
lehntea Titel unif den Inhalt des Werkes, den er durch den Abdruck von
Bruchstücken von sechs Briefen Giulio Libiìs an Baccio Valori aus dem Jahre
1601 erläutert. Hieraufgeht er zu seinem eigentlichen Thema über und weist
durch reichliche Citate aus dem Werke nach, dafs Palmieri weder dem Atia-
nismus noch der Lehre des Pythagoras von der Seelen Wanderung huldigte,
dais er aber die Irrlehre des Orígenes von dei Praexislenz der Seele veifochL
Ueber dat Schicksal Palmieri; nach seinem Tode läfst sich nichts toit Sicher-
hett ermitteln. Wahrscheinlich ist es jedoch, dafs die Leiche wieder aus-
gegraben und entweder verbrannt oder in ungeweihler Erde beigwetzl wurde,
5. 3 Anm. 5 hätten Morputgos Manoscritti della R. Biblioteca Kiccudian«
S. 196 — 197 angezogeo werden sollen.
VARIETÀ:
J. Camus, La premiire version française dt l'Enfer dt Dante. Notes
et observations. Dieter vorzügliche Aulsatz bringt endgittige Klarheit über die
Entsteh ongtzeit und die Nationalität des Verfassers der francösischeo Ueber-
setzung von Dante's Halle in der Turioer HandschtlH L, IH, 17. Zunächst
wild mit onumstölslicher Sicherheil feitgestellt, dais der italienische Text der
„TcBpci" (S. 11^ di I
«e idi ia der IttlJwkcbf UamàmrftiUAU S. i^
bòna, bum ia Ammi^mj«« g^mdu ntdea wHcb, z. B. die S. Ss E- B'm'
LobHedamf Fmn oder S.136K aber die BeubeitMC do Fibd voa AMOt
aad Ptfcht, wo dcidi fberdies eiabcb Inf De Hxiias Aibdl (Solaci ■•99)
ZD Tenrciseo «ar u. ■. w. Im Anhaoge werden 1
uDciliertc Gedichte abgedmclít, daiuatet die Ttiuuen übet die Zeit, iBe «old
r iSltgotitàiai VonteUmig bildeten, und eine Bibllopififaìe da
Gedichte Coppetta* in Drackcn nnd Haadschriñen. S. 6 Aun. t Ke« Btrúr-
dùu lUU BaldUu, S. I] Anm. 4 Uet n, C.
BesTBOLD WlESB,
BonuuiA. No. nj, JaiUet 1900.
O. DeBlotiano, Sur l'altfralwn du e latin devant e, i dam Ut
tanguri rematiti, Nicbdem Vcif. gezeigt hat, dars was Mobl. Intiodaction
Ï ia dronotogie du latin vulgaire 1S9 — 307 übet die in Frage stehende Er-
athñnuns KeSoriert bat, gaaz haltlos ist, bcmft er sieb cur Siaiie der Ab-
nahme, dab bla Ini VI. Jh. uhsctct Zeitrechnung e vor e, i noch rñn eiplonv
Ijewettn ««1, auf rum. cbingí aus elinga {eingula), auf *sliitii!la di lantiila,
«nf Cüare bei Pelronius ilatt ciara and auf *cucuta. Ich kann allerdings
nnr den) ersten und letctea Worte Wert beilegen. Eine Umstellung von
leintüla su ttinciUa int bei jeder Auisprache des c möglich, namentlich da
ea lieh bei ihr doch offenbar um Einflub der Diminativa anT -ttllut -cilla
bandelt, Eher hSIte bej AoUIi dieses Wortes untersucht werden können,
oll aus dem Manjttl des e- in span. cenltUa etwas ta schltersen sei. Dais
der Nam« Cicaro mit ilal. ceeint 'Schwan', siz. äicire4i" 'kleiner .Schwan',
êièiH '«In Miclien' und cicir lusammenbânge, ist auf keine Weise ali sicher
auiEugeben und mir wenigstens gani nnverstSndlicb , wie cecine 'enlerme l'idée
de petilesie'.
ROMANIA NO. I IO. 38t
Ramona M«n¿Qdcs Pìdal, Elimeliigias españolas, i. asp. abdega,
pg, adega von apoihíca, freilich nicht, wie der Veif. meint, jönger, sondern
aller als die n-losen Formen: 3- accujirar 'das Land bebauen' za culler;
3. airdaño 'angrenzend' ans *adliilaneus-, 4. aifoiano, froher anlezaito be-
denlel ursprünglich 'Voihof, ist also aus artle uiano in dem nur im Cid be-
legten uto enlslanden; J. amelga 'Ackerboct itt'ischen iwei Furchen' von
*gemei/üui, schwierig wegen e siati i'c und wegen der Nebeufonn embelga,
die sich weder mit dem durch die Nachbarschaft des r oder durch fianiö-
sischen Einflub erklärlichen 6 in eambariella bei Beiceo noch mit balumba
neben baluma vergleichen läfsl, da in letzlerem die na-Form die jüngere ist,
S. I^chicksde des laL. Neutr. S, 77; 6. armalosle 'Gestell': arma taste; 7. aia-
mar 'hetzen' von ad-summore; S. oiugar 'heizen' von suso; 9. basura
'Kehrichl': *versura; 10. bodigo ' Hoch ieítb rod': varfvut; II. breva 'Ari
Feige'; bi/era; lì. camella 'Joch', auch gamella, wieder von gemeUus, aber
wieder auflallìg im Tonvokal, und nicht minder im Anlaut, für den ein Präfix
ca- angenommen wird; 13. cerrojo 'Riegel' von veruclu. So schon Rom.
Gramm, n S. 4(jS; 14. asl. cebielUt von fibella, aus welchem Anlasse weitere
Beispiele von c siati y gegeben werden, Beispiele, deren jedes mir einer be-
sonderen Erklärung bediirHig scheint, daher ich für nnser Wort die Zs. Xlt 559
geg^ene Andeutung festhalten möchte; 15. taint, tolondra 'Stütze der Dach-
traufe' von *co!umttila, span, corondel, ein Ausdruck der Buchdrockerei, von
'eelumnilella, das Du Gange aU calumfdeltum bringt, morphologisch aufiällig,
jedenfnllä nicht lu trennen von opr. courounda couraundeu und vielleicht
auch nicht von dem coronda, das untermischt mit mancherlei jedenfalls ganz
anders gearteten, Zs. XXI 5^0 aus italienischen Mundarten belegt ist; 16. coU
citlumbrar 'von weitem sehen' nu colamen;
schon Lai, Neutr. S, 77; 19. en cuclillas
o, s.w.; IO. chichon 'Beule', cicion 'Fieber',
a abscessione ; II. chisme ' Wanze ' ; 22. chiste
'Scherz* von iciscilum {?); 2J, eicabtehar 'marinieren' escam vedare; 14. en-
ridar 'hetzen' von irritare mit cpenlhetiscbem n; 15, escamocho 'Ueber-
bleibsel vom Essen', escamondar 'die Bäume puUen', escamujar 'den Oel-
baum stutzen' zeigen lat. tsca im ersten Teile; 2ti. escaramujo und majuela
'Hagebutte', scoria muUeus (weshalb nicht esquiramuj'aì), bezw. mulleola;
27. escorrote 'Brgeiliche Sache' zu frz. couroux; 28. escosa 'Frau, die nicht
mehr stillen kann': excursa; ti). escripia 'Seitenslangen des Wagens': scirpea;
30. escudir 'einheimsen'; exculcre; 31. anav, estrago, aslur. estragal 'pieza
de entrada á la casa donde se rect^^ I09 aperos de la labranza' wie afr.
estrés von externe, ein extraticum voraussetzend, mir morphologisch bedenk-
lich, daher mindestens eine Einmischuog von ostracum (lastrigo u. s. w. nach
Miklosichs und G. Meyers Deutung, s. Analecta Graecensia S.3]; 32. estro-
pajo ' Wiscblappen ' zu stuppa; 33. an. /orgaxa 'Hobelspan' im /abricai
34. gachas 'Brei' coactus (?); 3;, golfin 'Spitzbube', ispìB. /olguin, dazu
gol/e in derselben Bedeutung; 36. grieve aspan, belegt; 37. grulla und
pulla aus grúa, pua über gruya, puya und zwar als Andulusiamen ; jS. ho-
jaldre 'Blilterteig'/uA'a/i/û; 39, noi. jalear 'hetzen' von der Interjektion hala,
andai. /ii/u; 40. and. jamelgo 'hungrig' famelicus; ^i. jilguero, pintacilgo
■Stieglitz': pinctus sëricus. beiw. sericarius, nicht ohne lautliche Schwierig-
lato 'Knecht'
8. corambre '
colla/io;
. accBccolars
keilen; 42. aiag. lecijt
; 4J. loro, portg. louro 'gelblich';
382 BESPRECHUNGEN. E. PREYIIOND, W. MEYSR-LÜBKB, O. 0.,
¿aurus; 44. manteca zu manto, was begrifflich anginge, aber wu iit du
Suffix?; 45. mielga «Furche', bieldo 'Worfcl', beide von gemeüioh ente«
zweifellos, letzteres bedenklich; 46. mostrengo 'herrenloses Gut' mit Nebiija
zu tnesta * jährliche Versammlang der Heerdebesitzer', begrifflich nicht ndA
verständlich ; 47. asp. nenUgaja * nichts ' ans necmicacula, wohl baier né^
calia; 48. orondo < schwülstig', ¿>r0ff4f<a</0 'wellenförmig gdodct' zu aura 'Luft*;
49. par dioz, Euphemismus für par Dios; 50. pejiguera 'Flòhkraat', 'peni-
caria'; 51. peldaño aus pedalaneus, lantlich nnd morphologisch nicht leckt
einleuchtend , vielleicht eher peditaneus wie meldar ans meditar; 53. utn
pulgar 'Kartoffeln schälen' von purgare; 53. aspan, recadia 'RfiddUl'tis
recadi(v)a, vgl. dazu A. Tobler, Sitzber. d. Beri. Akad« 1896, 858; S4- >?>*•
recel 'Art Leinwand', radiarius {?); 55. aspan, recorro, Postverbale n fv*
correr; 56. remate, ursprünglich 'remo muy grande de flores de mino qie
sirve para colocarse en las puntas de los altares', also von ramus; 57. ispia«
remedir aus redimere; 58. roano 'rotschimmelig', aspan., aportg. raudoê
von raifidus; 59. arrag. rogo, aruego 'rot' von raucos, begrifflich und hot*
lieh bedenklich, da c nach au sonst bleibt; 60. rucio von rosdius]
61. sanguijuela, sanguja 'Blutegel', dieses aus sanguisuga über *satUMi^
jenes aus sanguisugila (?); 62. astur, señerdd 'Heimweh' von seüero aiü
singularius; 63. seroja 'dürres Laub', seruenda 'Spatherbst' ans *senich»
bezw. serotinus; 64. aspan, seija 'Sitz' von sedilia; 65. tañado 'gegerbt' i^
afr. fan; 66. aspan, fienlla 'Strick' *tenula{i); 67. tolondro 'Beule' ▼©»
torus mit Suffix 'Ondo; 68. trajinare von *transaginare, aber wohl mcbt
tra[ns']f sondern trasainar mit s zn /; 67. trechar 'Fische einsalzen' ▼<>«
tractare; 69. vedegambre 'Niefswurz' ans meéUcamen; 70. velicomen '
grüfsungstrank ', deutsch. Ursprungs; 71. verija von verilia; 72. astur. cM
'Fee, Qucllengöttin' diana; 71. aspan, enguedat nicht aeguitate (Zs. XIX 27 7)
sondern von yengo aus genticus, W. Meyer -LÜBKX.
F. L o t , /> röi Zr<7¿7 íf^ Kerahès, Ohès le vieil barbé, les „chemf'^^
d*Ahès" et la ville de Carhaix, Hocl, Herr von Kerahès = Carhaix,
bekanntlich in Tristantexten der Vater der Isolde mit den weifsen Hasdi
Ohès, Herr von Carahès, erzählt im Roman d'Aiquin von seiner 100 Jai* *^
zuvor verstorbenen, übrigens nicht mit Namen genannten Gattin, sie habe ci ^*
grofse Strafse von Carahès nach Paris erbaut,* was zu der noch heute lebend ^3"
bretonischen Ueberlieferung pafst, nach welcher einer steinalten Frau, Ah^-^'
greise Bauten und Strafscnanlagen zugeschrieben werden; von ihrem Glaube**!
nicht sterben zu müssen, wird sie durch den Anblick eines auf der Strale
liegenden toten Voj^els abgebracht. Lot versucht den Zusammenhang zwisch«**
den Namen Jlot'l, Ohès, Ahès und Carhaix, bretonisch Ker^Ahès, ausfindig
zu machen. Aelteres Ohès oder Uoès (beide im Aiquin) wurde zu Hoel ana-
geformt, sei es dafs jene Formen als Nominative angesehen wurden oder durch
Angleichung an den Namen Hoel, den im X. Jahrb. ein bekannter Graf ^^**
Nantes trug. Ohès, Herr von Carhaix, sei von her (Stadt, Schlofs)« +^*^^
(der älteren Form für Carhaix) herzuleiten; später wurde Kerohès^KcfO'^^^
und als Stadt der Ahès aufgefafst. Diese Umdeutung müsse relativ früh ^'
folgt sein, da die Ahèssage nicht bretonischer, sondern orientalischer Hcrl^"***^
^ s. dazu Romania XXIX S. 610.
* s. dagegen J. Loth ibid. 604 und F. Lot's Entgegnung ibid. 605 f^
I
I
I
■
NO. I 15. 383
lei, and Aebaliches sicb im Leben des Buddha, dsgl. in Bailuini and Joasiph
voT&ade.' Carhaix biefs urspiünglicii Vargium (a. Peu it d gerì afe!) und wurde
lanee mit VoTganitmi* JdEntiücicrt, daü nach Ptolemaeus die Hauptstadt der
OiiiHBÏ war. Lot verteidigt diese Idenlilicierutig Longoon gegenüber, der
dai Gebiet der Osisniij nur aitr einen schmalen Landstreiren im Norden an
der Meeresküste hescbränlit wissen wollte, Vor^um von Vorganium trennte
und Vorganium einem klönen Ort Coi-Caslell-Ac' h gleichstellte. Wie andere
Slädtenamen Aieniorícas verloren gingen und durch die entEprecbenden Völker-
nanien ersetzt wurden, so mufsle nach Lot der Name Vorginm dem Namen
Osismii Platz machen; den Stadtcnamcn Oiismii halten die einwandernden
Brctonen vorgefunden, und Caer-Ohii (das spàlete Carhaix) sä nichts Anderes
als die bretonÌBche Umschreibung von eivitas Osiimiorum.' Als die Oüsmii
nicht mehr eiistietten, habe der Name Carohis den Anlafs dam gegeben,
einen Herrn Oh¿s m erfinden, nach dem Carohès benannt worden sei. Un-
klar bleibe die Verbindung mit der Ahèssoge, die im Aiquin unvolkslümlich
sei. Lot iti eher dalär, dais diese Verbindung Slter sei, als daís der Verf.
des Aiquin sie wegen der Nomen ähnlich keit vorgenommen habe;' der Dichter
werde iwei von einander nnabbängige Motive (1. Oh¿s, Herr von Carhaii,
3. Ahès, Giñnderín von Carhaii (?)) zusammengebracht haben. Jedenfalls
haben Obis und Carhaix urtprünglicb mit der Arlur- und Ttislansage nichts
an Ihun; Hoël sei allerdings unter bretonischem Einflufs in die Tristansage
gelangt, alier lugleich mit einer iiage, die von der Artutsnge unabhängig sei.
Das »ei ein neues ArgnmenL für die Helerogenesis der Tristansagenelcmenle.
tot» oieht gerade durchsichtig geschriebene Abhandlung betoht auf gelehrten
Stadien and enihilt n. A. Auseinandersetzungen über das Alter und die
Grenzen der Bistämer in der BreUgne. E, Fkïïuond.
P.Toynbee, Benveniilo da Imola and Iht Iliad and Odyssey, zeigt,
dafs Benevenuio in der Lage war fiir »einen Kommentar zur Divina commedia
die durch Petrarca und Boccaccio geforderte 1a t. Homerubersetzung des
Le on tins in einzelnen Teilen oder durch den Verkehr mit jenen seinen
Fteundett an den ï8 Stellen zu benutzen, wo er aus Homer citieri, während
er selbst nicht griechisch verstand. G. G.
MÉLANGES. G. P„ La Ugendt de la vicüle Ähls. Im Anschlufs
an Loti Abhandlung (s. oben S. 382 f.) geht G. Paris auf diese Sage ein, die
nicht ohne weiteres orientalischen Urspmngs sei. Als Ahis die Notwendig-
keit des Todes erfahrt, vcnichtct sie darauf, eine von ihr begonnene Stnilscn-
anlage und andere Arbeiten zn vollenden; die Sage dient also zur Erklärung
des unfertigen Zustandi einet Strnísc und setzt sich aus drei heterogenen Ele-
menten zusammen: i. Riesige Anlagen, namentlich Strafsenbaulen werden
einer Frau zugeschrieben. Dies nur in Gallien nachweisbare Motiv wird
aufser Ahti auch Brunehaut, Houdiotte und Anderen beigelegt, und diese
verschiedenen Namen vertreten kaum, wie der Verf. früher meinte, Rom als
Person aufgefafst, sondern entweder den Namen einer gallischen Göttin oder
I* B. dazu G, Paris ibid. 416 IT.
■ Diese Form ist inkorrekt; s. ibid
' Korretter wäre Catr + Osismii a
£04 nnd 608. Diese Umschreibung wi
Gtondeo lurück.
* Etwa» anders spricht sich darube
6a<j Anm. 3.
1er vielmehr Ciur ■\-dismosi s. ibid.
ist J. Loth ibid. 605 aus lautlichen
3S4 BESPRECHUNGEN. E. FREYMOND, G. G^ W. METER-LÜBK8,
vielleicht die durch oiimLitisctie Erzählungen bekannte Semiramis. AMs oder
äkeces OhiS Jsl decomponiert aus Kerahis bcüw. Kirehis {Stadi der Ahis
oder der Ohèa), zumal in Kerahis mehrece RömersITjfMn insammenttaTen,
3. Ein an fserge wohnlich alter Mensch, der pIötElich über die Kürze des
menschlichen Lebens aufgeklärl wird, verzichtet auf die Fertígslellutig einet
Baues. Dieser Zug Rndet sich, und zwar auf Methusalem übertragen, in ver-
ichiedencD Bhlianzösischen Texten, nicht aber in den jüdischen oder atabischen
Erzählungen, die an biblische Figuren anknüpfen; trotzdem ist er jüdischer
oder atiibischer Herkunft. Das dritte Motiv vom Auflinden des lot^n Vogels
ist nur in der Bretagne anzutreffen, und zwar in Verbbdung mit Ahèa oder
einer anderen Frau. Die drei Sagenelemenle erscheinen schön im XII. Jahrb.
vereinigt (vgl. Aiqnin). E. Freymond.
Eug. Ritter, Une prétendue meniìon de l'ArchanI arlesien. Suchier
(Narbonnaia II Einl. 5. Sj) verlegte das Arehant in einem Testamente vom
Jahr HÎÎ, das er mit ària Arutnt der Chanson de geste von Aliscans idenii-
liderte, in die Nahe von Atles. R. zeigt, dafs jenes Arehant = Arckamp
im Dép. Hante Savoie liegt, also mit dem epischen Arcani nidils zu thun hat.
Ch. Bonnier, ¡7n nsuveau timoignage lur la chanson de Basin.
Nachweis einer neuen Anspielung auf die nur aus fremden Bearbeitungen
und Erwähnungen von Basins Streichen bekannte Chanson in Brisebatres
ungedrucklem Restar du f>a*n.
G. P., Labauslre. So Uest G. P. im Roman d'Eicoulle V. 1718, ent-
sprechend dem von P. Meyer vermuteten aiehailres, welche Form sich jedoch
nicht in den Reim fügt. Da man aus Alabaster auch Kamine und Tisch-
platten herstellt, ist gegen seine Verwendung liir den Fufsboden eines Damen-
limmers, wie an jener Stelle, kaum etwas einzuwenden, und die Verwechselung
von Alabaster und Marmor ist gewöhnlich, auch naheliegend genug (das
Académie -Wörterbuch in der 1. AuH. definierte AH/tilre sogar noch durch
espice de marbre), um den Ausdruck 1, c. an Stelle von marbre erklatlich m
finden. Ein besonders harter Alabaster wurde früher am MonmarWe ge-
brochen. G. G.
G. Paris, osterie! als Stoffbezdcbnaog wird zutreffend anf ahd. aitar
zurückgeführt. W. Mster - LÜBKB.
COMPTES RENDUS. Mohl, Les eriginís romanes. Eludas sur U
Uxique du latin vulgaire (A. Thonjaa); Schuchardl, Romantiche Etymo-
logien II (A. Thomas; s. Ztscbr. 25, 144); Leni, Les substantif s pastiierbaux
dans la langue franf. (G. P.); R. Tobler, Die altprov. Version dtr „Distteha
Ca/öHij" (P. M.)! Vidal et Jeanroy, Comptes consuiairts rfMiïi (P. M.)¡
Bartoli, Udier eine Studienreise tur Erforschung des AI/romanischen Dal-
matiens (M. Roques); Henry, Lexique iiymoìog. des termes Us plus usuels
du breton moderne (A.Thomas). — Correspondance: Brief von G. Mohl
in Betreff der Besprechung seines Buches durch M. Roques in Romania XXIX,
Avril und Antwort von M. Roques.
CHRONIQUE. Personalnachrichten. — Litterarische Nachrichten, —
Kurze Besprechungen neuer Schriften und Bücher, G. G,
Beriohtlcnng.
S. 34S Z. 10 T. n, lies galeter.
I
Max Niemeyer, VerlagsbuctahandluDg in Halle a. S.
Soeben erschien:
Die Triumphe
Francesco Petrarcas
in kritischem Texte
herausgegeben
von
Cavi A.ppel.
gr. 8. 1901. Mk. 14,—.
I>riu.k von Kiirhanlt Karras Halle a. S.
«*
Ausgegeben den 10. Juli 1001.
V. ^
FÜR
ROMMISCIE PHILOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. GUSTAY GROBER,
PROFESSOR AN D«R ÜTIIVRRSITÄT STRASSBl^RG i. £.
1901.
XXV. BAND. 4. HEFT.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 OR. STEINSTRASSE.
IÇOI.
Die Zeltschrift ersclieint in Bänden (von 6 Heften) zu 25 Marl«.
<*/.
ZEITSCHRIFT V^
1^
INHALT.
Seite
P. Toldo, Éti.des sur la poésie burlesque française de la Renaissance.
Forts. (19. 2. 00) 385
Hugo Albert Rennert, Ueber Lope de Vcga*s El Castigo sin Ven-
ganza (8. II. 00) 41 1
Elise Richter, Zur Syntax des rumänischen Possessiv • Pronomens
III. Person (9. 11. 00) .' 424
Eduard Wechssler, Bemerkungen zu einer Geschichte der französischen
Heldensage (20. 10. 00) 449
J. Zeidler, Der Prosaroman YsaJ^e le Triste (Forts.) (23. 12. 00) . . 472
VERMISCHTES.
H. Schuchardt, Lat. torta» tartarum (zu Ztschr. XXIV, 250 f.) (4. 3. 01) 490
— xá).vfAfÁaf xo?.vfA¡9cci\ (?) xfi).(og im Rumänischen (4. 3. 01) . . 490
— Franz. guideau (4. 3. 01) 498
— Franz. bœuf, vache (Fischerspr.) (4. 3. 01) 498
— Ostital. togna; ital. volantino (Fischerspr.) (4. 3. 01) 502
— Span, cazareie, port, caçarete (Fischerspr.) (4. 3. Ol) 503
A. Horning, Frz. Glaise, voges. brossey (3. 12. 00) 503
J. Ulrich, Amiare, aller (6. 12. 00) 506
— A. engad. cupitz (14. II. 00) 507
— Engad. padimêr (14. II. OO) 507
BESPRECHUNGEN.
G. G., W. Meyer-Lübke, E. Freymond, Romania No. 116 (1.3.; 1.3 ;
16. 4. Ol) 508
Berthold Wiese, Giornale Storico della Letteratura italiana. Anno XIX,
Voi. XXXVH, fase. 2 — 3 (18. 6. 01) 510
Manuskripte für die Zeitschrift sind an den Heransgeber»
Strafsburg i. Els.,
Universitätsplatz 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Max Niemeyer in Halle
sind alle Honorar und Sonder abzüge angehenden Anfiragen und
Wünsche zu richten.
Etudes sur la poésie burlesque &ançaiae de la Beuaissance.
(Suite.)
Apologie des animaux.'
On pourrait se croire à la présence d'une société prolcclrice
des animaux à la lecture de tous ces poètes burlesques animés,
au moins en apparence, d'une añeciion si vive pour toute sorte de
bélea et pleurant, à chaudes larmes, leur trépas. Mais ne nous
laissons pas imposer par ces louanges et par ces sanglots. Bien
soQvent il s'agit d'animaux, dont le mérite principal, consiste, pour
nos écrivains, à former des mets exquis et n'oublions pas non
plus que nous venons de voir les tendres apologistes des bêtes se
moquer des tombeaux des hommes.
Parmi les modèles les plus anciens de ce genre, rappelons le
moineau célèbre de Catulle, auquel s'inspira Maiot chantant le
passereau de la jeune Maupas. Rappelons aussi la petite com-
position de Lucien sur une mouche, qui devint la source des
plaisanteries de Scribane de Vérone et de la muscat ¿aus de
L. B. Alberti. A l'époque de la Renaissance, ce genre est à la
mode dans toute la Péninsule: le Iterni, le I-asca, le Ferrari en
raffolent et y dédient les meilleures inspirations de leur muse bur-
lesque.
Voici l'éloge des Ghiozzi, des Anguille du Berni Je même que
le desespoir de Nardino pour la perte d'un épervier; rappelons
aussi un livre de poésies latines de Scaliger sur la mort du petit
chien Adamas, l'apologie du sanglier el de la puce du Dolce,
celle des Ptducci du Varchi, l'autre du cousin de l'Allori ainsi que
l'hymne à l'âne de messer Busini. Lo Dolce célébra en outre le
trépas d'une chouette et il suffit de citer cette pièce pour faire
comprendre comment le burlesque n'est, dans ce cas, que le ré-
sultat d'une parodie. Imiter les plaintes du Pétrarque pour la mort
de madonna Laura, lorsqu'il est question de celle d'un chat, d'un
chien ou d'une chouette, voilà ce qui paraissait le plus beau tour
joué aux poètes amoureux et mélancoliques:
L
' cft. Francisci ScrìÒami i'tronensìs iíusíae principalus. dans le recueil
¿\\i: DúaertatioDURi ludicrarum el amoenitatum scriptorcE varij Lugduui Bot-
lav. 163S. apud Fiojic. Hegerum el Hackium. Pour Ix muicae laus de L. B.
Albeili voyei op.vatgari, Firtnie (1847. V. p. 374). En 1519 Celio Caka-
gnioi calibra la puce. Philippe Melanctou la faurmi, G. Ciui Scaliger l'oie et
■ : (recueil cité),
rom.FhiL XXV. »
386 p. TOLDO,
„Gentile augello, che dal mondo ctranle
Partendo nella tiut piii verde etade.
Hai 'I viver mio d' ogni ben privo, e casso
Dalle sempre beate alme contrade,
LA (love 1' alme semplicette, e sante,
Driiian, deposto il ierren peso, il pnsso.
Ascolta quel ch'assai vicino al sasso,
Che tien rinchiusa la tua bella spoglia,
Del partir tuo la notte « '1 dì ai lagna."
La mort d'une chouette est chantée aussi par le Firenzuola, mais
Ics animaux, qui font répandre le plus de larmes, ce sont surtout
tes domestiques, savoir les chiens, les chats et les moineaux.
Ce que Coppella chanta pour la perte de sa chatte peut
servir de modèle à ce genre. Ici encore le burlesque naît du
contraste avec le genre sérieux. Le poète appelle la chatte „Dolce
del mio cor chiave" et interrompt son récit pour pousser des hélas
pitoyables et pour s'écrier „Oh! troppa aspra ventura", „Ahi dura
rimembranza". La parodie des pétrarquìstes est évidente, surtout,
dans ce passage:
„Miser, mentre per casa gli occhi giro,
La veggio, e dico, qui prima s' assise,
Ecco ov' ella sorrise,
Ecco ov' ella scherzando il pie mi morse.
Qui sempre tenne in me le luci ñse.
Qui sii pensosa, e dopo un gran sospiro.
Rivoltatasi in giro.
Tutta lieta ver me subilo corse,
E la sua mati mi porse.
Quivi saltando poi dal braccio al seno
D' honesti baci pieno,
Le dicea infin, tu sei la mia speranza . . ."
Et te poète conclue pour s'en prendre de même que les poètes
lyriques de l'amour, à Jupiter et aux étoiles de ce coup cruel
dont il a été frappé.
Rappelons, pour cette sorte de zoologie badine, ce que le
Lasca chante :
en célébrant:
la mort d'un chien de „M. Pandolfo de' Pucci"
„Le cortesi mauicre,
Gli atti degni e sovrani
D' un caac, imperador degli altri cani,
E la crudele, aspra sua motte ancora.
La qual pensando, tutto to' addolora."
Dans une „cannone a ballo", il exalte de même un cheval „l'Am-
braino", qui eut, de son vivant, l'esprit, qui manquait à son maitre,
et il dédie plusieurs madrigaux á un hibou, son compagnon in-
séparable, que la mort venait de lui ravir. Il chante aussi
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCB. 3S7
„del grillo ínsteme
La lieta vita e la felice morte"
la dgale, une mule et dans une sorte de parodie póttaquesque, il
loue la beauté de sa chatte:
„Chi dì veJcT desia
Quanto gaita esser può mai deslía e bella.
Vede
Cette 1
L
che co i vaghi occhi suoi
Fa via sparire e dileguar la noia, etc"
; burlesque coDlinua dans les siècles suivants et Joseph
Barettj composait à la fin du XVIII' siècle ses „lagrime in morte
d'un gatto".
En France, Ronsaid, au début du XVI' siècle, essaya presqtie
le premier ce geme, dans son apologie du frcslon, qui commence
par celle intonation à l'apparence héroïque devenue obligatoire
en Italie, lorsqu'on célébrait les choses les plus ridicules:
„Qui ne le chanteroit, Freslon
De qui le piquant aiguillon,
Releva l'asne de Silène . . ."
Antoine de ßaif compose, à la même époque, Xipitûphe d'un pttit
chien, un leulou pas trop joli à la vérité, mais qui avait le bonheur
incomparable de dormir entre les bras d'une belle femme. Remy
Belleau se présente, à son tour, avec une véritable exposition de
toute sorte de bêtes et de même que les anciens poètes des btsliaires,
il décrit les mérites plus ou moins imaginaires de VHuisIre, de
\'Escargo¡, du Coral et du Ver luisant. Pour se former une idée
de ces compositions, il sufíit de lire ce qu'il dit de la Tortue:
„.,. Sus donc, Muse, qu'on s'évertue
A bien chanter ime tortue,
L'csmail et le compartiment
De son mobile b a stime ni."
La tortue a des qualités thérapeutiques vraiment merveilleuses:
„Ne guariïl-il pas la morture
D'aspics Doiraux, de sa chamure,
Et le pipeur aveuglement
De tont magique enchantement?
Son sang esclaircist le nuage
D«s yeux et polist te visage,
Son sang verme ill onne le leint
De fièvre on de langueur esteint . , ."
n ne laut pas en vouloir á notre poète de ces théories scienti-
fiques, qui sont bien celles de son époque. Si l'on ouvre, au
hasard, le poème de la création de Dubartas, on trouvera des re-
mèdes bien plus extraordinaires, les herbes qui font tomber les
fers des chevaux, arrêtent le sang et font rentrer les entrailles même
dans le corps des blessés. Avec tous ces remèdes ce qu'il y a
venons de l'indiqut
PtUgie SUT /il mort d'u,
388 P. TOLDO,
de plus étonnant c'est qn'on pût, à cette époque son&ir et mourir.
Mais l'escargot a aussi une autre vertu, d'un genre fort moral.
En portant modestement sa maisonnette sur ses ¿paules, elle veut
apprendre aux mortels qu'il Tant surtout ici-bas borner nos désirs.
C'est ce que le Giusti chantera ensuite de sa Chiocciola.
Dans l'édition lies ceuvres de Claude de Pontoux gentilhomme
Chalonnais, docteur en médecine (Lyon, 1579), assez bon con-
l'italien. car il composa dans celte langu«: comme nous
1 somiel contre une vieille fardée, on trouve
r eochon nommé Grongnet, un cochon per-
niñant la beauté, la grâce et rinlelligence. Ici le burlesque
ressort du contraste entre la bassesse du sujet et la qualité des
louanges; c'est toujours le mt^me procédé des auteurs des CapiioÎi,
invoquant les Muses et Apollon lui-même, pour chanter un chardon
ou une paire de bottes.
Tout le monde connaît l'épigramme de Du Bellay, tirée pro-
bablement de l'italien, sur la mort d'un chien:
„Latni a' ladri, ed aglj amanti tacqui,
Cosi a Messele ed a Madonna piacqui"
et qu'il traduisit aussi en latin:
„LaliatD fiires eicepi; malos amantes.
Si>.- placui Domino; sic ptacui Dontînac." ■
Ce fut li la source d'une foule de plaisanterie, roulant sur la
même dounée.
Vauquelin, entre autres, imita ce joli épigramme:
„D'abois les larrons je cliassoy.
Aux amants je faisof carrcsse:
A mon miUtie ainsi je plaisoj
Ainsi pluioy-je i¡ ma mai stresse."
Olivier de Magny cxalla, à son tour, dans ses GiiyiUt, en s'adrcs-
■ant „aus nymphes de tleuze", le petit chien mignard de sa dame,
^ poésie, on ressent l'inspiration de Catulle et son
t Veneres Cupidinesque":
„Son petil Mii^aid qu'elle aime
Cent roti plus que son ciear ni<
Ce mignonncl qoi la mil,
Ce mienonnet qni s'enfuit
Sonbi la cotte de la belle
Quand doucement }e l'apelle^
Otrs mes doigts ralastaat,
Ores en le mignotant
» efr. Mmogiana H. 1715. Ill vol. p. ï68. Voj-c» aussi Sdpiooe Arnim-
nto. aptccli It voL p. 171, qui en patle comiae d'une chose loiit-4-bii îta>
llfnñi- et en cite plusieun ii ' '
POÉSIE PUKLESQUE FRANÇAISE DE LA 1
389
D'une ñ átense caresse.
Ou d'une voii piperete,
Or aiSant estioitement
Comme une huystre en se fermant."
Do ñellaj- se plaignit aussi de le mort d'un chat et ici encore
l'inspiration italienne me paraît plus que probable.
Ce n'est pas, s'écrie le poète, qui je sois fâché pour avoir
perdu de l'argenl: c'est que je viens de perdre ce qui formait la
consolation de ma vie „mon bien, mon plaisir, t
ce que j'ai perdu:
„C'est Beland mon petit cbat gris,
Belaud, qui (ut paiavaature
Le pins bel cenvre que nature
Feil one en matière de chats;
C'estoit Belaud la mon aui rais,
Beiaud, dont la beauté fut telle
Qu'elle est digne d'estrc immortelle.'
Son chat n'était pas de ce gris vulgaire, qui t
de France,
„Maiî lei qu'i Rome ou le void estre.
Couvert d'un poil gris argentin,
Ras el poly comme no salio,
Couché par onde sur l'eïïliine
Et bl.inc dessous comme une ermine."
Api¿8 avoir loué la prunelle et la „barbelette argentée" de son
mignon, le poète s'écrie que si sa Muse était capable d'exprimer,
il faut, les sentiments de son âme, Belaud vivrait:
t propre
[ chats
L
Les cbals ani ta« feront la guerre."
Jean Passerat (éd. Lemerre, 1880) chanta, à son tour, /a meri d'une
linoUe, la mori d'un mointau, et celle d'un peut chien', Pierre de
Brach [Les poèmes, Bordeaux. 1576) dédia une longue composition
à un canario; Guillaume des Autelz (Lyon, 1556) nous fait part
du malheur arrivé à Flora, petite chienne qui s'est rompu une
patte et dont il pleure ensuite la mort prématurée. Antoine de
Cotel célèbre les cigales (éd. Paris, 1587) „accortes secretaires de
(son) fidèle amour" et Gabriel Bounin dans sou Aleclriomachie ou
jouile dis Coqs (Paris, 1586) esalle la gloire du roi du poulailler.
Le coq représente, dit-il, à la fois la force et la générosité. Il est
splendide „en son plumeux capot" et son cri redoutable fait fuir le
roi des forêts. Il salue l'aurore, prédit le mauvais temps, „augure
le cas advenir", combat les arùmaux nuisibles et veille sur les
faibles, enfin c'est im modèle achevé des qualités les meilleures
qu'on puisse souhaiter à un valeureux soldat C'est, à peu près, à
la même époque, c'est-à-dire en 1579, que l'aventure bien connue
de ta puce qui avait osé mordre le sein de Madame Des Roches,
donna lieu à une sorte de dèli entre les esprits les plus illustres
390 p. lOLDO,
convenus à Poitiers pour „les grands jours". On clianta celle pnce
en franq.-aia, en italien, en espagnol, en latin et en grec; et on
la c¿l¿bra aussi en prose dans un éloge de la puce, qui rappelle
de près la composition des capiioli. Rappelons les noms glorieux
de ces champions de la puce, Pasquicr, Brisson, Cisse, Claude Bind
etc. et les vers ¡laliens, oii l'on ne respecte pas trop les lois de la
prosodie :
„Donna gEDlil, del CDÎ candido pel to
Cupido Fsscndo preso, fu costretto
Pigliar la sembianza di pulce audace (sic)."
Rapin, ennuyii de toutes ces louanges d'un aniraal, qui pour Sire
petit n'est pas certainement un bijou, composa La conlre-puce, oii
il fait remarquer que cet insecte a pris, sous la plume de tant de
portes, les proportions d'un éléphant, et il ajoute:
„J'aymeroU mieux cil an 1er le poux
Qui s'engendre el se pabt de oooï,
Plus amy de nostre nature. i
Je dirois la punaise aussi.
Et le morpion racoursi.
Qui s'altache à nostre substance."
Parmi les autres compositions de ce temps, je rappelle, en passant,
\'¿pi¡aphe du thieti de madame Vazel, suivi du ravissement du chîtn
metmt par amour, pièces poétiques du sieur de la Vallettrye
(œuvroB, Paris, 1602), et l'épitaphe d'un chien, ainsi que les louanges
d'une puce, contenues dans les Muses gaillardes.
L'âne a été célébré si souvent en vers el en prose depuis
Apulée, qu'on perdrait sa peine à vouloir rechercher l'origine di-
recto des Estrenes de l'atne dues à la plume de Fonleny (Paris,
159(1). L'auteur se vante toutefois de „façonner un discours nou-
veau" A l'occasion de la nouvelle année:
„afin qu'on voye
Que je n'ayme i suivre une voie
On un sentier qui soit tract
De ce qu'on y auroit passé,"
Au lieu d'un sentier il s'agissait d'une route large et parcourue
par une foule d'écrivains, mais le bon Fonteny n'a pas l'air de
s'en douter. 1! célèbre donc „le los de l'asne":
„Pour ses vertus et merveilles
Ce mien asne i. longues oreilles",
nu saurait i^lrc assez loué. Il est humble, gaillard, dispos, prudent,
propre. Il personnifie la patience et la sobriété et il n'y a pas
d'époque oii la patience mérite le plus d'être célébrée que celle-ci
de guerres et de misères où l'on voit:
„les gouffres de canon:
Vomii un enfer de ruines
^ur nous et les villes Toisinea,"
[ BITRLSSQUB FRANÇAISE DE I
D'ailleurs le roi des rois n'hooora-t-il pas cet animal et ne le
mit-il pas, par cons¿quent, au dessus de tous les autres, en entrant
sur son dos à Jérusalem? Et l'histoire ancienne n'cst-eile pas rem-
plie de sa gloire?
„Smuoh âvecqoe la maiclioire
D'oD tane mort eut U victoire
Sur les FhilislÎDs, qu'il occit
Et qnaolili d'eau en sortît
Pour désaltérer son année."
Et si l'on (étudie la mythologie, on voit Sylène chevauchant cette
bëlc et
„Mydïs ((jui) pour lu^ esire molate
Sentii la vengeance celeste."
Ce fut à cause d'un âne que Saul devint roi, un âne indiqua la
victoire à Auguste et Philippe de Macédoine assure que cet animal
chargé d'or peut emporter toute forteresse. Enfin:
t fait c
r Plan
Le corps de l'a:
de Rome lavale
ses oreilles guérit la fièvre:
„Auï «fffig.
Sinon l'asne, qui Alistóte }
Apnlee, Palladien,
Catón. Columellc, Aellan?
Et entre nous Henry Corneille?
e a aussi des vertus thérapeutiques. Les dames
it leur visage de son lait; le sang qui jaillît de
de la vessie
donnent allégement,
Pour le mal caduc mesmemcnt
Son foye cuit est nn remede . . .
Son suif remedie aui lepieui."
L'âne est le roi des astrologues, car en baissant les oreilles, il
indique que la pluie va tomber et lorsqu'il est mort sa peau sert
à faire des tambours, qui mènent les soldats à la victoire. En
1620, on composa Vasne mani, sorte d'apologie en prose due à la
plume du „disciple de Philostrate" et appartenant au genre de
ces nombreux prologues, qu'on débitait sur les théâtres de la foire.
Ici toutefois il s'agit de quelque chose de plus étendu et la
mention qu'on fait d'Apulée en indique l'inspiration directe.
Dans V Espadon saiyrigut du sieur D'Esterod, on lit ¡a mort
d'un perroquil, que le chat mangea. On peut se former une idée
de la très froide exagération de ce genre en lisant le début de
celte pièce:
„Laisse ï-moy je suis en colere
Si l'on avoit tut mon pere.
Je n'en serois pas plus facile."
Ce perroquet avait le mérite par „son baragouin et sa souplesse"
de charmer la dame qui l'aimait et le chat, qui en causa la mort,
est damné aux furies des Enfers:
392 P. TOLDO,
„Chat Gannelon, que in ne mange
Taupe, Bellette, ny souris,
Qai ne t'estrangie, fayant pris;
Que le Choucas, l'hibou, la Chonë
Tire tes ven^ hors de la joae, etc"
Le sîeor Annibal de UOrtigne, dans ^es poèmes dwtrs (Paris, i6i 7^
n'oablia pas la mort de Floreräin petit chien peli, et l'épitaphe ^^
Matou le plus illustre des chats. Maynard (éd. 1613) noos presen t.C
à son tour, peu de temps avant le sîeor de l'Ortigue, la Proiopof^^
d*un chien et la Plainte sur la mort d*une chatte. Plus tard le ch^
valier de THennite (éd. 1 650) à ses poésies composées à la lonan^^
de Richelieu, de Mazarin et de tons les princes de France, mêi^
sa plainte sur la mort de Vasne du boulanger d* Essane^ già se nop '^
le soir in dimanche gras, 1646, date mémorable, à ce qn'il para'^^
et bien dig^e, ponr ce grand sujet, de parvenir jusqu'à nous. SairB>^
Ëvrémond chanta, lui aussi, la perte d'un passereau, celui de M^-*
dame Mazarin, toujours sur la trace bien connue de Catulle et J^l
répéta aussi l'épitaphe du chien qui savait distinguer les voleoK^s
des amants. Ce Colin que Boileau et Molière devaient flétrir dars.s
leurs satires trouva, à son tour, assez de larmes ]x>ur pleurer Tit3i^,
le chien mignon de mademoiselle d'Orléans, enfin au milieu de I ^
foule de toutes ces compositions, rappelons l'éloge du chat Grise '^
enlevé à l'amour du père Commire jésuite. Nous avons hâté 1.2
course, sans nous arrêter en route, car tous ces miaulements ^^t
tous ces aboiements n'offrent rien d'intéressant Cest un gendre
dont on peut faire mention en passant, seulement parce qu'il a
représenté à une certaine époque une forme littéraire quelconqa.^
mais ce serait de la peine inutile d'y rechercher la beauté et la
valeur artistique. Tout ce qu'il y a de mieux c'est l'imitation cz3ü
passer de Catulle.
Il faut toutefois que nous fassions mention à part de d& "«ix
compositions du XVII* siècle, touchant ce sujet d'une mani^^re
quelque peu différente des précédentes.
L'une est un recueil de poésies, portant pour titre divers ^^'
sectes (Paris, Duval, 1645), l'autre se compose des „Regrets fa«-^*^'
tieux et plaisantes harangues funèbres du sieur Thomassin suf ^
mort de divers animaux". Dans Tcpître au lecteur qui précède ^
premiere de ces compositions, l'auteur anonyme veut démori*-^
l'antiquité du sujet, qu'il a entrepris de développer. „Cette s^^^
de pieces fulastres, qui traittent, ou l'éloge, ou l'histoire de quelcj.
animaux bien que jusqu'à present inconnue à nos poètes, est toit ^
fois assez commune parray les latins, comme nous en font fo
Perroquet de State, le Passerau de Catulle, la Puce de Calca
le Pou de Pucius, le chat de Flore, le Grillet de Certalde,
Mouche de Lucian, la Formy de Melancton, la Sauterelle de
lichius, l'Aigle d'Ulinus". Il va sans dire que l'auteur ajoute cf^
n'a suivi de pics ni les anciens, ni les modernes: son seul in
ratcur, est le poète des Géorgiques. La Puce, dont il est questi
394 ^- TOLDO,
Erifìri pfour òter tout soopçon, il déclare qae ses grilléis briOeot
dans les l^aax yecx d'Amarante. Dans le Ver à tcie et dm
\'AhtuU^ l'aut'L'cr se j<!aU à Îa description de Tindostrie de ces ani-
maux '¿i ici le burlesque est laissé entièrement de côté, pour faire
place à ia poésie didascaliqae.
Voyons maintenant les ^l^egrets Êicetietiz et plaisantes haian-
gucs funèbres du sieur Thoroassin, sur la mort de divers animan,
ou\Tage très utile pour passer le temps et resvetller les esprits
meIancoIique.s, avei: plusieurs chansons joviales et comiques le toot
dé«:ii'} au sieur Gautier Garguille."*
Dans ce travail de longue haleine, le sîeiir Thomassin s^est
bon-é, en bonne panie, à traduire l'œuvre d'Ortensio Lando „Ser-
moni funebri di vari autori nella morte di diversi animali'' (ed
de Venise, Giolito de Ferrari, 1548). Il suffit de lire le titre des
harangues:
„Haraogae de M. Passean sur la mort d'an pou de hante gresse.
Sermone di frate Puccio nella morte di un suo pidocchio«
Harangue de ^L Ciboulle sur la mort de ion asne nommé TraTaiUia.
Sermone di frate Cipolla nella morte del suo Asino detto Travaglino.
Harangue de Ber tolas, sur la mort de son cheval nommé Passement
Sermone di Bertolaccio nella morte del suo cavallo detto Passamente.
Harangue de Beurchel sur la mort ^<t lon chien nommé Lionce.
Sermone del Burchiello nella morte d' un cane detto Lionzo.
Harangue de Cimaroste sur la mort d'un singe.
Sermone del Cimarosto nella morte d' un simione.
Harangue du curé Arlot, sur la mort de sa chouette.
Sermone del piovano Arlotto nella morte della sua dvetta.
Harangue du sire Bertacol, sur la mort de son Agasse, ou Pie.
Sermone di ser Bertaccolone nella morte d' una Gaza.
Harangue de madame Fleur, sur la mort de son chat Mirouart.
Sermone di monna Fiore nella morte d* un gatto.
Harangue de Catos Bergamasque sur la mort d'un plongeon.
Sermone di Catosso nella morte d'un Mergone.
Harangue de dame Tesse sur la mort d'un coq.
Sermone di monna Tessa nella morte d' un gallo.
Harangue de dame Pauline borgnesse, sur la mort d'un grillon.
Sermone di monna Checca nella morte d' un grillo."
Il y a quelques différences dans Tordre des harangues et parfit
aussi dans les noms, en outre le sieur Thomassin fait prccé<^
chaque discours par un Avant-jeu^ que je n'ai su retrouver da^
les éditions des Sermoni funebri. Est-ce que ces avant-jeux app^^
tiendraient en propre à Técrivain français? Je n'oserais l'assuré
il se peut que tout cela se trouve si ce n'est dans l'ouvrage italien
dont nous parlons, au moins dans d'autres livres parus, à ceU
époque, dans la Péninsule. La production burlesque italienne
^ Je ne connais d'autre édition que celle de Rouen, Ferrand, 1632.
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE t
395
dans ce genre du plaisanterie?, 1res féconde et l'œuvre du
lAudo, elle-même, doit être considérée, comme un strapte rccuE-il.
faut que j'ajoute que les harangues du sieur Thomassin sont
précédées par deux sonnets, le premier de l'auleur et l'autre d'un
imis; dans tous les dem on veut démontrer que ces facii-
renlerment un sens de haute moralilé et que le burlesque
sache la satire. Evidemment il y a par ci et par là quelques
pllusions aux travers et aux vices de l'humanité, mais dans son en-
le burlesque a toujours le dessus et l'œuvre du sieur Tho-
lassin peut se déñnir, ainsi que le Lando définissait la sienne: un
¿piacevole et faceto librettino".
Je transcrirai l'avanl-jeu du Pou, pour que le lecteur puisse se
fermer une idée de la partie de cette œuvre, dont je ne connais
loint la source directe.
„Ces petites vermines que nature a créez comme par despit,
[eu ne sçachant ce qu'elle faisoît, ne sont pas pourtant si viles et
nuserables que l'on pourroit bien penser, la viande dont elles se
nourrissent est delicate et roj-ale, le lieu où elles naissent et vivent
" est bon et chaut et si elles font vie courte, elles la font d'autant
meilleure et sont les bienvenues par tout, comme celles que l'on
tient cher, que l'on frotte, que l'on caresse, que l'on met entre
la chair et la chemise; elles ont congé de se jouer comme petits
oysillons, dans les beaux rets d'or que leur tendent les Damoiselles
de la Cour." Id l'écrivain suit ce joli animal, dont il chante les
louanges, dans les pérégrinations qu'il fait sur le corps de ces de-
moiselles de la Cour, dont la toilette intime n'était pas, si l'on en
juge d'après ce qae le sïeur Thomassin en dit, trop soignée. Cest
là une pérégrination non moins indécente que l'insecte, dont il est
question. Rappelons plutôt un souvenir de Ronsard chea notre
auteur. Si j'étais puce, dit-il:
„Toute la Duicl, un beau scia je mordroy,
Maù pais aptit le mioier vaudrojr,
Que Tc changer eu homme je me pusse."
Et le sieur Thomassin continue, toujours dans le même goAt, en
exposant une énigme que certains pêcheurs auraient proposée à
Homère, louchant ce beau sujet. Le discours qui suit sur le pou
n'est qu'une traduction littérale de celui du Laudo. II suffit d'un
comparer les débuts:
„Je vous ay ici assemblei me» „Io vi lio qua tagunati Padri mìei
peres el bons amjí, pour voas faire Revetendi pei (airi udire le singolari
ouyr les singulières vertus, d'un míen vittii d' un mio pidocchio; ma come
pon; mais comment le pounay'je faire posso io perù farlo da sí profondo
estant saisi d'un ai profand crcve- cordoglio ingombrato et di niuna forte
cnor et n'estant doni det oroemeiis cloquent
d'iloquence? ' . .
M'en estant alH ä vespres la veille
de SiÜDCt Silvestre, comme te oom-
Essendo ito al vespro la vigilia
lan Gerbone, come a'inconiiiidú U
396 P. TOLDO,
mença le Magnificat, je me leray tout Magnificat p ritto mi leni, et cas che
droit, et voicy sur mon bras, je vois in sul braccio manco veggo coiai
cheminer ceste petite creature, d'un questa Creaturina con un pmo küi
pas lent et grave, tellement qu'il sem- et grave, che pareva a vederlo F ib<
bloit à le voir que ce ñist le revé- bate di Clngni.**
rend de Cristangrogne."
Ce second morœan pent donner anssi une idée de tons lei
changements que Tecrivain français a era se permettre et ce qoB
je dis pour la première de ces harangues doit se répéter pon
toutes les autres. Outre les avant-jeux, le sieur Thomassin a ¿pA
aussi quelques pièces poétiques, un sonnet sur l'âne portant Je
simulacre de la déesse Isis" et une epigramme sur les mérites sur
guliers du coq, avec des souvenirs de Juvénal:
„Plus elles goustent ce plaisir,
Plus s'embrase leur chaut désir,
Et sont plustost lasses que saoules,
Un seul coq fournit bien dix poules:
Dix hommes ne pourroient pas
Servir la femme en un repas."
II y a aussi la note suivante „(dans cette harangue) tu noterui
lecteur, ce que le mot de Gallo^ qui signifie Coq en Toscan, i
meilleure grace en cet endroit que le mot François, à canse des
rencontres des vieux mots grecs, comme le docte Guillannoe Po^
afferme que cette diction coq est des restes de l'ancienne et prinû-
tive langue que parloient les vieux Gaulois, du temps de Jules
César^*.
Les Regrets sont suivis par „L'Apologie ou defense de Hor-
tense Lande surnommé le Tranquille, pour Tautheur de ces facé-
tieuses harangues en laquelle il discourt de plusieurs doctes et
excellons personnages, qui n'ont desdaigné d'escrire d'un sujet bas,
et non moins doux qu'utile". Cette apologie où l'inspiration tirée
de l'auteur italien n'est avouée qu'en partie, commence par con-
stater que ce n'est pas seulement Hortense Lande qui s'est dédié
à ce genre littéraire, à l'apparence si frivole. Sinèse de Cirene
avait jadis loué la calvitie, Dion les perruques, Homère les rats et
les grenouilles, Virgile les abeilles, Glaucus l'injustice, Favorin la
fièvre Lucien les mouches et les „escornifleurs", Apulée Tane et
Efren^ sirien avait combattu le rire. Que l'on ajoute ce que Marcion
et Di ocle avaient écrit sur la rave, les louanges de l'orge mondée par
Hippocrate, les deux volumes sur les lettres de l'alphabet p*^
Messale, l'éloge des oignons de Pithagore, celui des choux cabus
par Caton, l'autre sur les choux pommez de Crisippe, et d'antres
compositions grecques et latines plus ou moins imaginaires sur àcs
sujets de la même portée. C'était donc naturel que Lando sui^"^^
un chemin tracé par des écrivains si illustres, d'autant plus q^*
les autres genres littéraires sont désormais épuisés et qu'en écriv^^
des choses, touchant la religion, il aurait été accusé d'hérésie.
^P de
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 397
Dans les prologues facétieux en prose on trouve aussi au milieu
des paradoxes les plus étranges des éloges des animaux. Je rap-
pelle, entre autres, celui du Pourceau, du Rieueil des piiees du temps
ou divertissement curieux (La Haye, 1685) dû à la plume, comme
nous venons de le dire de Guillet Gorgeu {Bertrand Hardouln de
Saint Jacques). Le pourceau dit l'auteur „est la noblesse mesme,
puisqu'il est habillé de soye depuis la tête jusqu'aux pieds". Il lire
son origine du roi Porseiine ou de la famille Porlia do Rome et
c'est lui qui a donné naissance á l'agticulture, en montrant de
quelle manière on peut labouri-'r le sol. Le raisonnement de
Guillet Gorgeu et de ses confrères est, dans cette matière, tou-
jours dans le goût de ceux d'Ortensio Lando et de son école.
Le sujet que l'on exalte doit être plat, ou bizarre; ainsi le public
pourra admirer la manière, dont le plaideur se tirera d'affaire. C'est
pour cela, que les animaux les plus ignobles ont été chantés le plus.
APOLOGIES BURLESQUES.
L'ortie, le cabas, le bonnet et le tabac
Le sieur Annibal de l'Ortigue provençal {Paris, 1617), poussé
à cela évidemment par son nom, entreprit l'apologie de cette
plante si détestée. Il faut reconnaître que c'est la un sujet offrant
plusieurs difllculléd, mais notre poète se tire d'affaire, sans trop de
peine, lui domiant des origines mythiques et des qualités théra-
peutiques. C'est là une méthode bien commune aux auteurs bur-
lesques. Il parait que quelqu'un avait médit de celte plante, de sorte
que cet hymne n'est, á son tour, qu'une de ces défenses, dont
laissons déjà maint exemple. L'Orljc fut jadis une ber-
gère „aussi chaste que belle", à qui la chasteté réussit cependant
fatale, car elle dut se Iransformer en plante, pour se soustraire
aux poursuites des amoureux. Aujourd'hui encore elle repousse
les indiscrets qui osent s'en approclier, mais en bergère bien-
^isante elle répand aussi ses grâces sur l'humanité souffrante:
„QdÍ pouiioil raconter la veclu, la bonté
Qae l'oiiie a puUé de la divinili
Soit pout esue antidote au fatal lusquïamE,
An s«rpeD(, au dragon, k tout crapauC inrame,
A guérir les poulmons, et la ratte et te flanc
L'asttne, la pleuiesie, ou retenir le sang.
La morsure des chiens que lï lage possede:
A la nèvre, ì la goutte, eslíe le vray remede.
Elle guérit ausïî la rougeure des yeux,
La tumeur, la cangicoe, et mal coDla)peui
Et retire le fer hors de plaies mortelles.
Sa tacine guérit les froides cscrouelles . . ."
L'ortie préoccupe tellement notre poète qu'il lui dédie aussi
un sonnet, toujours dans le goût de cette pièce.
398 p. TOLDOy
Le sieur Âuvray, dans ses louanges de Vescuefíe^ nons oÉe vn
sujet, qui n'est pas sans avoir quelque rapport avec le verre, dont
nous venons d'entendre les louanges.^ Son début est fort solennel:
,»Qui loge l'amour dans ion ame
Soaspire l'amonrense flame,
Qui voudra d'un ton spandéen
Le cothurne Sophodéen
Faire haut retentir et bruire
Roidisse les nerfs de sa lire
Et que par ses nombreuses loix
Il trace les gestes des roix,
Qui est guerrier, guerrier entonne
Le sang, le mort. Mars et Bellonne.
Pour moy d'un autre air agité
Je chanteray la dignité
De l'escuelle large et profonde . . .'*
Il se propose partant d'en célébrer l'origine illustre, les splendeurs,
les vertus et prérogatives et de même que Ronsard, dans son
éloge du verre, il trouve que son escuelle ressemble au del poor
sa forme:
„Escuelle convexe et concave
Faite sur le patron des cieux",
mais la plaisanterie ici est poussée plus loin, car la comparaison
continue, de la manière la plus bizarre:
„Car tous ces orbes radieux
Où reluisent tant de chandelles
Ne sont qu'une pile d'escuelles
L'une dans l'autre s'enchassant . . ."
Du ciel le poòte revient sur la terre, pour nous conter comment
Adam, chassé du Paradis terrestre, dut avoir recours à la première
écuclle. Les patriarches la portaient à leur ceiiiture. Diogene la
considérait comme son bien unique et dans les royaumes d'Apollon
c'est le seul souvenir de la terre que les poètes puissent y re-
trouver. D'ailleurs c'est là le seul bien de Thomme vertueux. ^^
trésors du monde ne sont pas pour lui; ils doivent servir de r¿'
compense aux flatteurs, aux maquereaux et à ces petits „chatû-
pignons d'un jour, qui font tant de bruit à la cour", la main sût
le pommeau de leur épée et l'air bravache.
1 Voy. un article de Mr Gian dans le Giorn, Sior, della leti, ital Ç^^\
p. 342 Gioviana) où il die un capitolo sur la Campana contenant ces v^^'
qui renferment une allusion évidente à un autre capitolo sur la Scodella» ^V^
je n'ai su retrouver nulle part:
(Les poètes burlesques) „Parlan de T orinal, del ravanello,
Delle ricotte, delia gelatina,
Insin della scudella e del pestello."
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DB LA RBNAISSANCS.
399
O vous tous, s'écrie-t-il , qui vivez aujourd'bai an milieu des
splendeurs, pensez, que rien ne saurait étie plus variable que
la fortune ; venez donc adorer l'écuelle, qui représente la con-
solation des affligés! Accourez de toute paît ô vous plaideurs
sans le sou, ó vous courtisans qu'on vient de mettre à la porte,
vous pointes, banqueroutiers, courtisanes que l'âge a fanées, em-
pressez-vous de rendre hommage à t'
„Escuelte l'un ¡que esperance
De Ions leî gneni qni sont en France,"
On voit que le plan de cette composition est assez large, et que
la plaisanterie s'élève parfois à une sorte de satire mêlée à la
philosophie mélancolique de la vie. Cette écuelle représente bien
le douloureux retour de la grandeur, la vieillesse qui avance et
la fortune nous tournant le dos. Au fonds du tableau parait la
ñgure sombre du l}'ian Denis, tombé du haut de sa grandeur et
ne possédant, après le royaume perdu, qu'une misérable écuelle,
où une compassion mêlée de mépris jette parfois un morceau
de pain.
Guillot Gorgeu, c'est-à-dite Bertand Harduin de Saint Jacques,
dans ses prologues facétieux, essaya lui aussi ce sujet. Son apo-
logie est en prose et répète à peu près les argumentations de son
prédécesseur.
„Jupiter, dit-il entre autres choses, dedans quoy goflteroit-il
le nectar et l'ambroisie s'il n'y avoit point d'écuelle? Junon s'en
sert de parasol, Mercure de nacelle lorsqu'il va pêcher des huîtres
sur les rochers de Cancale. L'or et l'argent sont sujets au larcin,
notre écuelle de bois passe en assurance à travers les monts Py-
rénées, ne craignans les fripons ny les bandouliers. Les sergena
n'ont aucun pouvoir sur elle, et quelque saisie qu'ils fassent dans
ta maison de son maître, elle en est toujours dispensée."
Le sieur d'Auvray ne se borna pas á célébrer l'écuelle. Il
chanta aussi le bonnet, nous transportant dans le domaine de la
fantaisie la plus bouffonne, où l'inspiration rabelaisienne paraît
évidente,
11 suffit de citer ce jeu de mots, dans le goiîl de ceux du
curé de Mendon:
„Beat! bonnet le plas honorable
Que bonnetier qui bonnet a
JamaU bonne ta at bon neta."
Ce bonnet a la qualité de pouvoir prendre les formes les plus
variées et de servir à maints emplois:
..Tantosl il estoit i, plein Tond,
Tanlost en cercle, en demy rond
Puis en cani, puis en ovale,
Puis eu forme piramidale,
Ses bords retrousseï Je Irais doigta
Faisoient une eicueUe de bois.
p. TOLDO,
Puis quand on rclcvoit son Teste
Cestai t UK pMl£ de te quelle,
Oo le (aisoit en cetvelals,
On en chaperon d'avocat,
Eu calotte, en bonnet ä prcstrc,
r Ì pikr salpestre,
En r
n de a
Eo btayelle; ea vis de pressoir
En capuchon, en coquelucbe . . .'
et airêlons-nous id car autrement nous le verrions servir à des '
usages bien plus intimes et subir des métamorphoses bien j
étranges. Mais ce bonnet avait des qualités encore plus mer- ;
veilleuses. Lorsque son maître revenait á la maison entre deux
vins, ce qui lui arrivait assez souvent, à ce qu'il paraît, il n'avait I
qu'à se couvrir de ce bonnet fidèle pour voir disparaître aussitôt ]
son malaise:
„Puis au glou glou d'une bouteille,
A l'ombre d'une épaisse treille.
Entre les lasses et tes pots,
Les cerises, les abricots,
Lci cetveUU et le* salade*,
Ta cliarmois ses esprits malades."
Ce tionnet avait aussi des qualités thérapeutiques. Il faisait, par
exemple, cesser les douleius de l'accouchement et cette vertu lut
venait directement d'Esculape, auquel il avait appartenu, dans le
temps jadis. Il avait donc vu les époques les plus éloignées de
nous, il avait assblé à l'cnlance de l'humanité, au siège de Troie,
A l'expédition des Argonautes et l'imagination débordante du poète
entoure ce petit sujet de souvenirs légendaires et le fait servir de
préteste ù toute sorte de digressions.
En 162Ô (éd. de Paris) un anonyme célébra la StAûinoJoxù
ou la ¡«minge du ca&as, sujet qui a quelques lappoits avec ceux
que nous venons de voir. 11 s'agit du cabas d'un moine, nommé
frrrc Jean, ainsi que le héros de Rabelais, mais c'est un moine
pacifique, aimant la bonne table et les cadeaox des fidèles:
„La dedans il met mille drogues, '
Ici du baïao, U des drogues,
Li du benie, icy des boudins.
Du noir Ì. aoirdr, des espïns.
De* ctuunpîfBODS, des escrerisses"
et ce n'est là que la moindre partie des choses que ce cahas ti
veilleox recèle dans son sein et que l'on ne s'étonne pas trop d» 1
• ce ({n'un simple cabas i one capadle si e
aD est i la mei comparable
Qac la moltilade iaaombnble
Des eau tjai Tieiuent de dchois,
Qu« b desccDic des riiicrct.
lordin&ÌTe:
s padoM le ni— al ñd^ B ^cn ot pas boïds Mile, ar, en
en de pine, 3 abdto h Ite dn Moñe et i^ bit dnad, a n'y
■ pat d'onfaiele Bteütese oootK ks OTons da aoleS, cafin M
fait da vent bfae Jean ^oi asoqa^ \mOIì^ por ce bomMt »•
prorâé et s^ doit A'i^nager. le caima hà aat, poar tmupaiter
toa> ae% c&tt. £i ce n^eat pas milrronl aa maiDe qw le cabas
rend de s grands m vices:
JS «ft *ai iltcaks de racbe,
n mt de (Htc à b guoiutiie.
L'apologie da tabac da near de la Gaienne (Grenoble, 1657)
BOUS innipnte dans bd aäUea phn ntoderne. 11 y a bien estenda
des somreniis de la mélbode aohrie pac les anciens poètes du bar-
leaqne; on loue, par exnstple, les mtiB taédicales de cette kxah
précieuse, faisant dÉtpaïaHie fa goBUe et le cJanœ ^ il r ansai
des bisarreñes d'anUe gems, Colooib qui déconvre le Noavesn
HcMtde fatnant sa p^>e, le grand Henri ren^Mxtant ses victoñes à
Taide de ce narcotiqae, mais die renCenne toutefois qodqoe chose
de noaveaa et de vrai, là o& le poète peint le ftmient plongé
dans one soste de r£«eñe el oubliant les misères de U ñe réelle:
^jtat b pipe en main, Ii s^TiaLe imatèt
Q«j «on lie U dedans,
h^ife oat dcsscim et d'Emi et d'nmèe ... .
M'ta-^ jmaû resrf le coode sa b ubie, |
Et U ptpe i la mun? |
Teat «e tjat doo ptmam mai sanUe iadnlHtable
Cet appBi ddeclable
Hou empetcbe d'iioir soocf do kndonun."
La gourmandise des poètes burlesques.
Rabelais, dont l*in0aence a été si sensible en France pendant
tout le XVIl" siècle, avait recommandé à ses disciples de faire
bonne chère et de boïie frais et il va sans dire que ceux-ci lout
poètes et pauiTes qu'ils étaient, firent de leur miens pour lui obéir.
En général nous les voyons à table, la Irogne ronge, te verre haut,
chantant et riant aus éclats; le verre est chanté, sur tous les
Ions, et c'est bien entendu pour en célébrer le contenu, pIutAt que
l'éclat cristallin. On connaît le Discourt du verre de Ronsard.
Le verre, par sa forme et par sa splendeur, lui rappelle
„Le rond, le creux et la couleur du ciel."
Zaodir. l nu. Phil XXV. j6
402 p. TOLDO,
Il n'oublie pas non plus qu'on lui attribue la vertu de se briser,
si Ton y met du poison:
„Qui aimes mieux en pièces t'en aller
Qu'à ton seigneur la poison receler*',
maïs, dans sa pensée, le contenant finit par se confondre vite le
contenu et le verre reçoit les louanges qui sont dues plutôt an vin:
„Toy compagnon de Venus la joyeuse,
Toy qui guâris la tristesse espineuse,
. . . toy qui nous changes, toy
Qui fais au soir d'un crocheteur un roy."
C'était là un sujet qui avait intéressé en Italie maint poète, le Tan-
sillo par exemple et messer Bino, qui dans son òicMere, célèbre
lui aussi le verre sur toutes les autres tasses. 11 n'y a à mon
avis d'autre point de contact direct
Jean Godard, vers la même époque, fit l'apologie du Flûscoih
parent très proche du verre, et dont la moindre vertu n'est pas
celle de réchauffer la muse.
„Le vin qui coule au col d'un flascon qui gargouille" excite
la fantaisie bien plus que l'eau jaillissant sous le pied de Pégase.
Un autre poète de la Pléiade, Remy Belleau, devait revenir
sur ce sujet. 1 Dans son hymne à la Coupe de crystal^ Failure est
solennelle, et peut se rapprocher de plusieurs débuts de poésies
burlesques d'Italie:
„Chante qui voudra les faveurs,
Les mignardises, les douceurs.
Les souspirs, les plaintes cruelles
Quant à moy je ne chanteray
Que ceste coupe crystalline,
Qui pleine de la douce humeur
Du Dieu qui nous met en fureur.
Me va réchauffant la poitrine."
Lui aussi oublie, comme on le voit, le cristal pour le vin et
aussi exalte le verre sur toutes les autres coupes:
„Les vases d'or ne me sont rien,
Ny le bronze corinthien,
Ny tous les émaux de Fayence;
J'aime trop mieux dedans la main
Voir jusqu'aux bords ce verre plein,
Que tous les sceptres de France . . ."
Un troisième poète le sieur Auvray chante à son tour, et à "t-^
certaine distance de temps, ce verre précieux, qui renferme la /^
et la jeunesse. Sa poésie s'approche, pour la forme, d'une ccy
position du Lasca, car le poète italien, aussi bien que le franco
1 cfr. éditíon Paris, 1867.
* cfr. éditon de Rouen, 1623.
POÉSI£ BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 403
Doos présente ce sujet, sous la forme d'un chant de carnaval. Mais
le Lasca dans son chant „degli specchiai" laisse de côté les verres
pour nous entretenir des miroirs, de sorte que la ressemblance est
tout à fait flottante et incertaine. On ne saurait en effet con-
sidérer comme un point de ressemblance, Téquivoque obscène, qui
anime également les deux pièces. C'est là un des caractères
généraux de toute poésie burlesque. Les verriers du sieur Auvray,
se présentent aux buveurs, par un début, qui tout en rappelant
kt verriers de la noble Italie se rapproche bien plus de l'œuvre
de Rabelais que de celle du poète italien:
„Vous ennemis mortels de la melancholie
Venerables beuveurs aux fronts enluminez,
Embrassez les verriers de la noble Italie,
Car ils font des pinceaux à vous peindre le nez."
Ici encore le verre et le vin se confondent. Cest le verre qui
inspire les poètes car
„... beaucoup trouvent plus de fureurs prophétiques,
f Au verre de Bacchus, qu'au trepié d'Apollon**
^ il inspire aussi „les mariages, les pleiges, les marchez, et les
transactions" et les hommes sans lui ne seraient que des sauvages.
^ vin en adoucit les mœurs, noie les soucis, acquitte les dettes,
00 au moins les fait oublier, révèle les pensées secrètes, pousse à
^ cordialité. Id l'auteur a bien l'air de s'apercevoir qu'il fait
^osse route et qu'on pourra l'accuser de chanter le vin au lieu du
^^n-e, mais il s'en tire sans façon, en déclarant que le verre re-
Pr^nte le vin, aussi bien que le lierre représente Bacchus. Les
^ers acquièrent un certain brillant de forme:
„O gentil joly verre, ô joly gentil verre,
Joly verre gentil, gentil verre joly"
^^ l'auteur s'élance de comparaison en comparaison; on a beau
l^tier la musique de quel que ce soit instrument, le guerrier a
^^au vanter les exploits de ses armes, le berger son chalumeau,
^ chicaneur sa plume et l'enfant sa poupée, le verre qu'il lève
^^*^l>asse toute chose. Le paradoxe, on le voit, consiste dans l'exa-
^^ration. Ici les verriers entrent dans certains détails de leur
^^Uer, ce qui leur permet d'exposer une aventure galante, dont
^ ont de bonnes raisons, pour se repentir ensuite.
Saint Amant, quatrième en date, chanta lui aussi le verre, ou
pour mieux dire la verrerie et s'il ne parle pas ici tout exprès de
^ liqueur que la coupe chérie est destinée à renfermer, c'est qu'il
^vait déjà dédié les inspirations les plus ardentes de sa muse
altérée, à toute sorte de boissons. D'ailleurs même ici il parle de
»l'ardeur** que ,
^ „mon ame advoue
Pour ce vase ou rit ce nectar.*'
^3înt Amant dédia un hymne à la Débauché) c'était pousser son
^thousiasme un peu trop loin et sa passion bien coimue pour la
26»
404
p. TOLDO,
liqueur de Bacchus, ne lui fît pas oublier celle de la déesse Po-
mone. En s'adressant au comte de Bríonne, il célèbre le cidre
ayant l'air pour le moment de dédaigner toute autre boisson:
„Que le jus dilicnt des pomm»
; puis lasser d'ej
5 y noyant;
Je
Et mon oeil est comblé de gloire
De la voir ainsi Üamboyint."
Nous avons entendu les poètes d'Italie chanter plusieurs sortes de
fruits. ,J^ poesia de la frutta" pendant quelque temps appartint
en propre à la poésie descriptive;' c'est ensuite que le burlesque
s'en m61a et le burlesque ici consiste précisément, dans l'esagé-
ration des louanges.
Le Burchiello^ envoie des fruits et en chante les louanges;
le Berni exalte les piches, comme il avait chanté les ghiozzi, les
anguilU et les cardi, c'est à dire en véritable gounneL Le Molza
se fit l'apologiste des figues; Andrea Lori des pommes et des
marrons et Matteo Franco avait déjà célébré la salade et la ma-
nière dont il l'assaisonnait. Le Molza revint plus tard sur le
m'orne sujet; le Ferrari chante la saucisse, la tourte et d'autres
gloutonneries et il n'oublie pas les artichauts; enfin tout po^te
burlesque de la Péninsule avait son plat chéri et son fruit préféré.
£n France le fruit le plus célèbre est sans doute le Melon.
Jacques Bereau^ en exalte l'origine divine et les mérites excep-
tionnels:
„Td passes tout autte fruit
Que la tette nous produit
Ed grande bonl¿; lu passes
En beauté l'oi, lu surpasses
En Trlandite et douceur
Sucre el miel, et cd odeur
Le bausme. le musc et l'ambre."
Bereau, de mime que ses confrères du burlesque, recherche dans
le fruit dont il prâue les qualités, une action thérapeutique plus
ou moins merveilleuse. Le melon, si on veut lui en croire, rend
la vue aux aveugles et en outre:
Le visage lu palis;
Tu detreuipes et nioUs
De propice médecine
» Voyei dan! le Giorn. ¡tor. della !etl. ilal. XIX p. 55 un article de
Mr Novali „Le poesie sulla natura delle Frulla e í canterini del e
Firoue". Voyez aussi Giorn. cité XVIII p. 336 sqq. et XXI p, 47
■ id. citée de Londres p. 1 10.
■ cfr. éd. du Cabinet du bibliophile, 1885,
POESIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 405
Sot poor le vomissement;
Ta fenüfe est allégement
De la cuisante blessenre;
Tn es contre la morsure
Des chiens plein d'utilité."
Enfin même dans les signes extérieurs, le melon parle une sorte
de langage figuré.
L'Ortigue revint sur ce sujet, sans lui donner aucune forme
nouvelle; Brébeuf (Poésies etc., Paris, 1658) le prit plus au sérieux,
se mettant directement en scène:
,,Quelle odeur sens*je en cette chambre?
Quel doux parfum de musc et d'ambre
Me vient le cerveau resjouir?"
Et le poète est aux anges lorsqu'il retrouve „dans un panier rempli
de vert*' ce fhiit délicieux. D'ailleurs lui aussi, de même que
Berean et FOrtigue, s'extasie devant les dessins mystérieux de
sa peau:
„La nature
Par une admirable structure,
A voulu graver à l'entour
Mille pbdsans chiffires d'amour^
et il en recherche aussi les vertus cachées et les origines divines.
Un anonyme, au début du XVn* siècle,^ célébra la salade de
même que ses prédécesseurs italiens, seulement il a Tair de prendre
plus an sérieux son sujet J'appartiens, s'écrie-t-il, à l'école de
Pjlhagore; je hais ceux qui se nourrissent de victimes sanglantes:
„Le cœur sans mentir me fait mal
A toutes les fois que je pense
Que la panse d'un animal
Entre dedans une autre panse"
®' ici il nous décrit tous les mets que le règne végétal nous ofire.
^ invite partant son lecteur à se promener avec lui, à la cam-
P^ßöe, pour y rechercher ce qu'il faut pour la composition de sa
^<le modèle:
„Sans aller plus loing que chez toy,
Donnons-nous une promenade,
Nous trouverons assez de quoy
Pour composer une salade.
Desia desia rit à mes yeux
Cette plantureuse laictûe
Qui d'un pourpre au sang précieux
Est à la Romaine vestue . . ."
^ ^ laitue est suivie par une foule d'autres herbes, dont j'épargne
^^ lecteur Ténumération. Il suffit de rappeler que dans sa salade
_^^t, de même qu'en Piémont et en certaines parties du midi
^ La salade bibl. Mazarine, Paris.
406 p. TOLDO,
de la France „le pourpier, le persil, l'oieille ronde, la violette"
et qu'il se moque des Italiens qui mangent le cresson, tandis qne
de nos jours ou n'en mange presque pas en Italie, et que tont
le monde sait l'usage qu'on en fait en France. Il rit aussi de ce
que les Italiens emploient d'autres herbes, inconnues au delà des
Alpes, pour la composition de la salade:
„Les Italiens sont jolis,
Qui mangent el mEsme à Florence,
Lu feuille de ces pissc-en-lis
Dont nous oc tenons conte en France"
ce qui démontre, entre autres choses, que l'auteur anonyme avait
une certaine connaissance de la cuisine italienne et qu'il avait
probablement voyagé dans la Péninsule, ce qui, outre au goût
pour la salade, lui avait donné celui du burlesque.
Après les fruits de la terre voyons ceux de l'industrie humaine.
£t voici tout d'abord le fromage que les végétariens, eux-mêmes,
ne dédaignent point. Le fromage dit L'Ortigue (1617) dans une
pièce, qui porte ¡itécisément ce titre, vaut beaucoup mieux que le
nectar de rOI}'mpe. Le lait est la nourriture la plus saine et la
plus simple, qu'on puisse désirer; Jupiter lui doit la conservation
de sa vie. aussi bien que les plus simples mortels. Quant au fro-
mage, s'il n'avait d'autre vertu que celle d'i^tre agréable ¿ la
déesse des amours, il mériterait bien l'estime de tout le monde.
Mais ses mérites sont bien plus nombreux, sa saveur délicieuse
l'emporte sur toute sorte de mets et ici le poète passe á l'éuumé-
ration des fromages les plus connus de l'Italie et de la France.
Saint Amant revint sur ce sujet. C'est dans une sorte d'hymne
bacchique, au milieu de ses compagnons de débauche, que la
muse l'iuspire ici comme à l'ordinaire:
„Assis sur le bord d'un chantier
Avec des gens de mon mestier,
C'est-à-dire avec une trouppe
Qui ne jure que pir U couppe
Je m'escrie, en laschanl un tot!
Beoy soit l'excellent Buoi!
Il nous a doui d'un fromafje
A <]ui l'on doit bien rendre hommage,
O Dieu! quel manger ptecieoi!
Quel goust rare et delideux . , .
A genoui cnTans debauchei,
Cliers confidents de mes pechei
Suz! qu'Î plein gosier on s'i^cric
Beny soit le terroir de Brie! . . ."■
Après s'être écrié qu'il n'y a aucun fromage qui puisse se rap-
procher de celui de Brie, il reprend le vieux sujet de l'origine
divine de ce qu'il loue, qui doit être formé:
„De la quintessence du lait
Qu'on lira d'Io transformé^"
I
I
FOÉSB BCXLBQCB FKASÇAISE IM LAfl
et de sa valesr en BtéaeÒBEB, cu m h m . pg^MÌ^nt [a paRÌIma\,
ñen ne saurait ['égaler comne trt^rtwaifi SiDvIgre cnue làpàtilioir
do Bâne motif bsrleaqne^ 3 j dus ocOe ompuoüiijn biiKonp
(Peutnia et de verve. Ses coMpttgooaa s'en (kjanott à OBiit joia
et le poète legiette de «os dJ^wñllTe devant lu. es qHÏ impiftt
sa Base et charme sou poiaiL
Le fromage dev-ist pont Sûtt Amsnt nt s^et hMÛ Agolft
celui de Biie, ü cbaata le frange eie Canal:
Ob tea ecu troia i^aaaa, bin« tonpawao tt *w*
Lb pointe ds cDo«^ aaOl* vdae* «mue
Qb*«! poids de ccUcs 4'o( Oft denott MCtlte cb nuu«!*'
Sod admiiatioD pour le ^mage ne loa ecDfitebe pas dTaiOaiKB d»
teconnaitre les Eoérites tum atoms édatuis du jaaboa ^tt"!! bxt»
daos one loogne épîDe adressée an baron de Meta^^ teqwl waaát
de Im ea envoyer on aas Tonnes gigaaUsqBas:
„Ce mont de chiii, ce pnM)Í|e ile htiL**
Mata avec le jambon il n'oublie pas on ItoûUaa» frriMji W
Roquefort et le vin dont il l'arrose aboodaiBBeoL L» juábOM
loi est apporté par un valet Suisse, doitt Q rvgtodiA Mtnagv
français eC le poète se plaît ensuite à nous dècïâ« i iHliMllt tat
cuit ce mets d^lidens, qui distingue tes chrétiens des jotK wmwrt
oa le servit et l'enthotisiasme de ses compagnons d« d^baïKfa«:
,1^' l'ectui DcsDc, an giaod mol át junbon.
De looi ccMtu ridUoil: bun, bon, bon."
Varchi avait dianté en Italie le pimr et le mUti dn (wA, M
El avait bit allusion aussi à l'teuf de Pâques. Jacques de FonWey
célébra. Ì sm tonr, ce snjet (t6i6) mais d'une ukanii^re Indépen-
dante da modèle itafien. 11 commeuc« par une invM»t)ou mytbo-
logiqae en pteine rdgle:
„Je Toni invoque 6 DioKiir«i"
B¿i d^ iKti, de Boéme qne les divinités les plu* t>l«liffci«fc»lca il««
refigioM de ^antiquité et il continue en parlant de la ikímic«
ifiocoÊpiqa^, au
„jufii In masti
De VœaS tìtaieat Uon pnttga^"
De aa valev contte les soniliyes et le« esprits d«a (¿nèbna M d»
doiwhtc de« légendes passant i celui de ta téalM. U e« suit«
mort mUI» la valeur médicale et surtout son tanpoinanoa dans h
totkse:
1,^" médecine U «t rî]o1s
Comme notrillr et nquU,
. qn'il tlImMI«
^er que sa démonstration s'appuie entièrement sur les
; la science, il ajoute que:
L«s Selemtei font des ceors
Soni plus foru ayant cinq aiiDiet .
Que DOES aux viiilles jouinéls."
Sur la terre il ajoute que l'œuf représente le prindpe de toute
chose et de la lune revenant que les Romains commem^aient tou-
jours ,^b ovo" leurs banquets; l'œuf justifie l'expression de „porter
le poullet" car il sert à écrire en cachette, enfin il n'y a presque
rien où il ne soit, on ne pourrait plus utile.
L'anonyme enthousiaste de la salade se serait, sans doute, scan-
dalisé en entendant les hommages qu'un autre anonyme rendait
vers la même époque à Va¿/oyau.> Cet apologiste de la %'iande
commence par rappeler certaines pièces badines, qui ont précédé
la sienne:
„Si Roüillard s'est esbïtlu
Sui 1« renom d'un Testa
Qn'on miserable asne mange:
Si Pasqukr en la louaog«
De la puce de FoicticTS
A du bmit en nos quartiers;
I-ooant i'flUoyan j'cjpere
La faveur autant prospere,
Voire plus: car le subiect
Est plus noble, moins abiect."
Il est prouvé par des documents que le poète connaît fort t
qu'Hercule ne mangeait que du bœuf et précisément celte pa
du bœuf dont il chante les mérites:
„Aui gcanU membitis et font
Aui BtUeies grands de coipi.
Les cbùrs groues et chamuei
Plaisent mieux que les menues:
Les poussins, le» pigeonneaux,
hcs bisets, les cslounieaux.
Les moineaux, les allouetles.
Sont pour les maiionnelles
Pou les petits marjolets
Pour les petits bommelets
Qui n'osent paroislre en rue.
Tant ils ont peur de la grue."
Enfin l'auteur se déclare partisan de cette cuisine t_
rait de nos jours anglaise, composée surtout de viande bien nutri-
tive et il combat, non sans une pointe de sérieux, l'abus des sauces
et de tout ce qui cause „les erudite: indigestes". L'alloyau est
' Bibl. citée.
i appelle-
FOäSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE.
409
exquis quelle que soit la manière qu'on l'apprête. Même sa fumée
a cette vertu nutritive si ¡mpoitante pour notre poète, qui rappielle
:e propos le débat si connu et dont avaient parlé Rabelais et
Bonaventure des Periers, entre un pauvre homme mangeant son
pain assaisonné au parfum de la fumée du râti et le rôtisseur qui
voulait se (aire payer. On sait que la question fut décidée de la
sorte: on ordonna au pauvre homme de payer la fumée par le
son de son argent.
Les divinités supérieures ne pouvaient s'apaiser que par des
sacriñces d'immenses rôtis et ici l'auteur passe á la description de
la manière dont on doit cuire l'alloyau, tourné par une main in-
telligente. La conclusion est très appropriée au sujet:
„L'amy que j'aime d'amoui
Aïoit diet qu'à mon ttlour
J'en tiouvcrois un en bioche.
L'heure du souper approche,
Adieu, bon soir, bonne nuit."
Ce chevalier de l'Hermite, dont nous avons fait déjà la connais-
sance, au milieu de ses flatteries adressées à tous les puissants de
la cour, paya lui aussi son tribut à la mode du temps, en célébrant
¡a Cassole dt monsieur de Quitaul présentée à la reine. C'est une bien
pauvre chose que cette louange d'un mets, délayée dans une longue
composition fade et ennuyeuse. Cette Cassole a maintes vertus;
son parfum délicieux éveille l'appétit, mais son mérite principal est
celui d'exciter la soif. Et la soif fait boire du vin, le vin donne
de la vigueur et du courage, de sorte:
„(qu') Elle est cause de U vicloirc
Que Dous eusmeB devant Rocroy
Et de tant d'autres que je ctoy
Qu'oD n'eût paa emporte sans boire."
On ne saurait être plus fade et c'est ainsi que l'hymne à la Cassole
finit dans celui du vin. Et le vin n'est pas seulement célébré en
poésie. Une foule d'imitateurs de Rabelais, d'autres s'inspirant aux
modèles classiques, en exaltent les mérites, sous toutes les formes
possibles. Je rappelle ici une pièce presque inconnue „le bragar-
dissime et joyeux testament de la bière" imprimé en i6li et
dédié „aux magnatu'mes biberons pour les festes de Caresme-
prenanl".' Le titre révèle assez clairement le but de l'auteur ano-
nyme. Cette composition en prose appartient au groupe littéraire
. se rapportant au Careimt-pretianI; la bière vaincue par le vin dé-
clare de baisser les armes devant luí.
„Cest trop, dit la bière, c'est trop rogner en ce monde, faisant
^_ languir les humains, il est temps, il est temps que je meure, sans
^L regretter mon trespas, la nécessité le requiert, que je cedde ma
^^ > BM.
> BM. MmarÏM,
p.TOisio, rotsa bukusqoz vbamçusk.
place à Bacdios. Je sots mondaÎDe, et ctmiBe "■'»"^■'™' faaï
momir." Des pensées de révolte contre la paìaBuice dn Dien de
la ngoCi se présealent à l'esf^n de la boissoD moiiiBDte^ toaû
die finit par recoDoaltre ses lorts et que sa mort est trien méiilie;
^das! je ncopuois biea qœ j'ajr oBsé beaaoottp de tnraUea
dans ta Fmnc^ ven qae tel eMoit viguueux et magnaniiiw, qni
n'ert píos rkn qn^nt pokion". Le tgüamciil dicté avec one s»-
knoité comiqae est conçu en ces tennes: «I^ùbbib notifico omnìbiu
stogoUsqne lenombm et posteritatì, qne i canse de appnqñnqna-
tione moctis je laisse an temps ses poinoin et aes amboiitez, an
Soleil la cotme de roneol à l'ocddënt, et dn midi an septentrion,
aux afcnif» et i oeox qui ont le ventre coosn comme la mar-
mite des oocdelien, mes biens et facaltex pont dompter patiem-
ment lean appétits: aux Allemand Flamans, An^ots et Htrilandoîs*
les mmfiis, les pleors, et les lamewlatiops à mes valets; i oea
pannes gaileUeds de ta tristesse abondamment, nne (orme de
': quant et quant d'estre à jamais très-capables macqne-
: attx diandeUien et regiaUiers de la nlle no morcean de
r le amr, broyé dans nn barjr de monstatde: i ceux
qm m'ont trop caresses des chandepisses i foisiHi et des flnz de
ventie 1 grand nombre. Je laisse et resine anssi par ces présentes
i Baochns b dommation de mon Empire ..." A la mort de
■™^"^ la Bières lovs les bnveiiis snoés 1 Bacdms font reteatir
leur joie et ils applaudissent le coïkqnéreiir de linde qni bât retoor
en Fiance^ Vive, s'écne le poète .ton bon ñsage, risage bean,
visage mbicon, ñs^ qne jlionore conme les entraUles d'nn pot
de ni^ nsage phs vermeil que b tos^ pins pcecieax qne le dia-
rnenl, pins majesmenx qne tonte la biivK dn mande".
On était bien pins dans le rrai, dans ces losanges pcodigoées
i la bonne laMe qne dans tons les paradooces piécédents et les
écrnaîns barksqnes, cbantant la bqnenr de Bag^ns, les sanrîsaes,
les jambons et les Emits exquis démontrent on entbonaÎBSne, qii
n'est p*s tovjoors d'emprant, et bien sonoenl jb poossent des héia,
poor tons ces biens dont ils sont, en paorres poètes,
privés.
I
lieber Lope de Tega'a £/ Castigo sin Venganza.
Von der grofsen Zahl Schauspiele Lope de Vega's die auf
uns gekommen sind, glânït, unter vielen ganz vorzüglichen, die
Tragödie £7 Castigo lin Vttigama als ein wahres Meisterstück. Da-
neben knüpfe sich ein Interesse eigener Art an den Umstand, dafs
sie nach nur einmaliger Aufführung in Madrid, von der Bühne
verschwand. Lope teilt uns selbst dieses mit in dem Prologo zu
der Ausgabe von Barcelona, 1634.'
Ueber die Gründe, welche veranlafsten diese Tragödie von
der Bühne zurück zu zieh en, wirft Schack die Frage auf: „Sollte die
Vorstellung des Stücks vielleicht inhibiert worden sein, weil man
darin Beïiehungen auf das Ende des Don Carlos fand?"' Gayangos
behauptet, mit Lista und Hartzenbusch, dieses wäre wirklich der
Grund der Unterdrückung des Stücks gewesen, wozu Ticknor be-
merkt: „I do not know on what grounds he says it, and it does
not seem probable".^
Auch Schaelfer verhält sich entschieden ablehnend und er-
neuert dabei eine Vermutung Ticknor's: „Das Verbot ist deshalb
wahrscheinlich in dem Umstände zu suchen, dafs man es — im
Interesse des Decorums fürstlicher Personen — für unstatthaft hielt,
die bekanntermafsen wahre, zwischen 1277 und 1280 in Ferrara
vorgefallene Begebenheit dem Volke auf dem Theater vorau führen".'
Ihm scheint sich auch Toldo anzuschliefsen {Ztschr. XXU S. 350 ff.).
' Der Piolog iil wie fo^t: Señor lector, ts\A Tragedia se hizo en la
corte solo so dia, por cansas que a V. m. te importao poco. Dcjá entonces
tanlos deseosos de verta, que les he quendo sallsfaier con imprimirla. Su
hÌEloiia estuvo escrita en lingua Latina. Francesa, Atemana, Toscana y Castel-
lana: esto fuE prosa, agora sale cn verso; V. m. la le& por mìa, potqa« no
es impresa en Sevilla, cuyos libreros, atendiendo a la ganancia, barajan los
nombres de los Poêlas, y a unos dan sietes y a otros solos, que hay hombres,
que por dinero no reparan en el honor ageno, qoe a vuellas de sus mal ¡m-
pressos libros, venden y compran: advirtiendo, que esla eicrita at estyto
EspaDoI, no por la antigüedad Griega y severidad Latina, huyendo de las
sombras, nuncios y coros, poique el gusto puede mudar los preceptos, como
el uso los trajes y el tiempo las costumbres. Obras Sueltas, Bd. VIU S. 3B4.
' Gtichicklt der dram/Uischen Littratur und Kumt in Spanitn, Bd. II
S. 33t, Anmerkung.
* History of Spanish tileraturi, Bd. II S. lâç, Acmerkong.
' Schaeffer, GeschichU des spanischen Naíionaldramas . Bd. I S. 89.
Tlckoor, History of Spanüh LiUralure, Bd. U, S. a6S.
412 H. A. RENNBRTy
Man witd indessen auch diese Erklärung kaum gelten Uu
Stück Lope's wie es uns vorliegt, ist von der dem Span
verständlichen monarchischen Gesinnung durchtränkt; <
nichts, das die in dieser Richtung bekanntlich durchaus ni
liehe spanische Censur beanstandet haben würde, auch
Fabel in den Häusern von Castilien oder Aragon ges{
statt in dem fem liegenden Ferrara.
So lange aber das „Verbot" unerklärt bleibt, wird s
wieder die Neigung geltend machen, in ihm das Anzeic
Gerüchtes zu erkennen, das zwischen der Andeutung e
laubten Liebe des Don Carlos zur Königin bei Brantc
dem ausgebildeten Roman Saint Reals in der Mitte stû
so mehr als ja Lope die ursprüngliche Fassung in d(
(Barcelona, 1634, dann Madrid, 1635 ^™ ^^- ^^' ^^^
geläutert haben könnte. Schon deshalb erschien eine Ve
der erhaltenen Originalhandschrift erwünscht
Auch hat dieses Schauspiel ein erhöhtes Interesse
durch den weitem Umstand, dafs es den Gegenstand
Byron's Gedicht Parisina bildet^ Lope's Quelle war
die bekannte Novelle Bandello's,* wie aber Schaeffer zutr
merkt: „Wie roh sind diese Materialien, aus welchen
ebenso tiefsinnig gedachtes, als von göttlichem Dichterfec
glühtes Meisterwerk geschaffen hat,"^
Vortreflniche Analysen dieses Stücks findet man be
und Schaeffer. Auch Ticknor widmet einige Seiten zur 1
dieses Schauspiels, und was er darüber berichtet, ist
von nicht geringem Interesse, da er die Origin alhandsch
besafs. Ich will beiläufig bemerken, dafs diese Handsc
mit den übrigen Handschriften und Büchern des Tickn
Gewahrsam der öffentlichen Bibliothek zu Boston überg
den wiederholten Nachfragen meinerseits wurde immer
* Vies des Grands Capitaines, ed. Buchón, Paris, 1848, S. i:
' Ticknor, Bd. II S. 267 sagt ferner, der tragische Vorfall en
in 1405; wohl ein Irrtum, da er wirklich am 21. Mai 1425 stattf
Solerti, 6^0 e Partsina, in der Nuova Antologia für den 15. Juni
1893; "°^ Toldo, 1. c. Ein Artikel von Würzbach, Lord Byron^
und ihre Vorgängerinnen, in den Englischen Studien, Bd. XXV
schäftißt sich auch mit dem Lope*schen Stück, wovon die Hs., wie \
bach uns mitteilt, „in dem Besitz Lord Ticknor's zu Boston ist"
auch, dafs Barrera, Nueva Biogr, S. 458 sagen sollte: „el autógi
Castigo sin Venganza"] en Boston guarda el distinguido hispan
Josic Ticknor",
? La Prima Parte de le Novelle del Bandello. In Lucca, pe
Busdrago, 1554. e di nuovo in Londra, per S. Harding. MDCC!^
„Il Marchese Nicolò Terzo da Este trouato il figluolo con la 1
adulterio, à tutti dui in un medesimo giorno fa tagliar il capo il
Novella XLIV, S. 289.
* Geschichte des Spanischen Nationaldramas, Bd. I S. 88.
* 1. e. Bd. II S. 321 ÍF. Vgl, Barrera, Nueva Biografia, in
de Lope de Vega, Madrid, 1890, Bd. I SS. 434, 458 flP.
UBBIR LOPS DK TBGA'S SL CASTIGO SIN VENGANZA. 413
wort, dais das Manuscript nicht in der Bibliothek sei. £s befindet
úá aber jetzt dort» wo es das Zeichen D. 174. 19 führt, und ein
Brief der Tochter Ticknor's, welcher vorne angeklebt, giebt an,
weshalb die Uebergabe sich so lang verzögerte. Es war nan mit
der Absicht aoszufinden, welche Veränderungen Lope in dem ur-
sprünglichen Schauspiel gemacht, dafs ich die Handschrift unlängst
untersuchte. Mit dem Ausdruck „ursprüngliches Schauspiel" will
ich nnr das Stück bezeichnen in der Gestalt, wie es zum erstenmal
aufgeführt wurde. Laut des Ticknor'schen Berichts erwartete ich
ganz erhebliche Abweichungen von den gedruckten Ausgaben zu
finden, welche Abweichungen, wie ich hoffte, vielleicht ein neues
Licht über die Ursache des Zurûckziehens unserer Tragödie von
der Madrider Bühne verbreiten möchte. Allein hier gewährte eine
^fgialtige Prüfung des Autographs eine völlige Enttäuschung,
wenigstens was das Verbot das Schauspiel aufführen zu lassen be-
^i^ denn Lope liefs das Stück drucken fast wie er es ursprüng-
lich geschrieben. Dies allein scheint genügend die Hypothesen
von Scback und Schaeffer hinfallig zu machen, und wir werden
endlidi zu einer sehr einfachen Lösung der Frage gedrängt.
^^ Verbot, das man zuerst nur vermutet, dann als feststehende
^^tsache angenommen hat, hat nie existiert; die erteilte Er-
laubnis zur Aufführung ist nie aufgehoben worden. Warum das
Stuck nur einmal gespielt ward, ob der Autor verkrachte, oder
^pe sich mit ihm verzankte, oder das Publikum, das so viele
schlechte Stücke seines Lieblings bejubelt hatte, ihm einmal ein
Ä^tes durchfallen liefs; kurz es war irgend eine jener im Theater-
ieben so häufigen Ursachen, aus welchen ein Schauspiel liegen
bleibt, gleichgültig für die Nachwelt, causas cue a K m. ¡e importan
P^o^ wie Lope selbst dem Leser und Litterarhistoriker zu sagen
^« Freundlichkeit hat Uebrigens ist es klar, dafs ein AufRihrungs-
^crbot auch ein Druckverbot gewesen wäre.
El Castigo sin Venganza wurde vollendet in Madrid am
'• August 1631, „when Lope was nearly sixty-nine years old, and
y^t there are few of his dramas, in the class to which it belongs,
«iat are more marked with poetical vigor, and in none is the
^^Tsification more light and various. It was not licensed for re-
presentation ^ till the Qth of May, 1632, — apparently from the
*^ï^ovrn unwillingness of the court to have persons of rank, like
^e Duke of Ferrara, brought upon the stage in a light so odious
• • - • . In 1634 Lope printed it with more than common care,
^t Barcelona, dedicating it to his great patron, the Duke of Sessa,
^^c. .... and the next year, immediately after his death, it ap-
peared again, without the Dedication, in the twenty-first volume of
- * Diese Erlaubnis, welche sich unten auf der letzten Seite der Hs. be-
nndct, ist wie folgt: Este tragico suceso del Duque de Ferrara, está escrito
^Q Verdad i con el deuido decoro a su persona i las introducidas, es exem-
^^ ^ raro caso. Puede representarse. Madrid 9 de Mayo 1632. Pedro de
^•'Ws Machuca.
414 B. A. KKKNKRT,
bÍ9 pla)^ prepared anew by himself for tbe press, bat
by hi» dangbter Feliciana".'
Die Rollenbesetzang, wie sie in der Handsdirift ai
ist wie folgt:
El DuquE de Fenjra Astor.
El Conde Federíco Añas.
Albano.
Rntnío.
Floro.
Lti;tindo.
El Marqacs Goaxaga Sdac
Cata&clta Anion.
AwoM Bct^
Lucrezia Geronima.
Baiin Saunas.
dnUa M* de Cebaltos.
Febo y Ri cardo.
Tícknor berichtet „E/ Catino tia Vengama was brought oat
by the company of Figueroa, the most snccessfal of the period".
Dieses ist, sehr wahrscheinlich, ein Irrtum, da ich keinen von den
oben angegebenen Namen von Schauspielern oder Schaaspielcrinnen
in der Trui)pii dus Figueroa finde, so wie sie von Colarelo' ver-
zeichnet ist. Das Stück wurde zweifellos aufgerüiiTt von der Truppe
des Manuel Vallejo,' „eintr der fünf Begründer der Cofradía de la
Novena, und einer der beruhmlestcn seiner Zunft, obgleich seine
Gestalt nicht die geeignetste für die Bühne sein mochte". Dieser
war gewils der Autor, welcher ¡n unserem Verzeichnis angegeben
ist, und die Auiora war seine Gemahlin, die berühmte Maria de
Riquelme, „ein Muster der Schönheit, der Tugend uud des künst-
lerischen Talents". Sie starb in 1656; Vallcjo war ihr in 1644
vorausgegangen. Colarelo teilt ein Vergei chn is der Compagnie
Vallejo's mit, wie sie sieb am 26. April 1631 zusammenstellte.' Ea
enthält alle die Namen der oben angegebenen RoUenbesctxung:
Darm'an Arias de Peñalver," „einer der gefeiertsten Schauspieler
seinerzeit"; Pedro Garcia Salinas, „sehr berühmter Gradoso", und
seine Gemahlin Jeronima de Valcázar (Graciosa); Maria de Ceballos,'
■ 1. c. Bd. II S. 368.
■ Tino de Molina, jHvesiigaiients bio-bibliograßcas,
relo y Mori. Madrid, 1S9J. S. 203.
' Cotarelo. 1, e. S. si8.
* Ibid. S. lio.
> Ein Damián Arias de PcDaliel wird auch angeßbrl als ein Mitglied
der Truppe des Figueroa, im Juli 1631. Es isl wahrscbeinlicb dieselbe Person.
Cotarelo, 1. e. S, !o6.
* Ueber diese Schauspielerin biefae Lope de Vega, Lai Gutmanes dt
Tarai, ed. Keslon, Halle, 1S99, S. X. In der RollcobescUung dieses Stücks
kommt auch eine Bernarda vor, welche Restorl mit Recht mit Bernarda Ra.
mir» de Roble« idenllücieit. Colarelo, 1. c. S. 106.
r
UEBER LOPB DB VEGA'S BL CASTIGO SIN VENGANZA. 415
Francesco de Salas, und eine gewisse Bernarda Teloy und deren
Tochter Bernarda Gamarra.
Von den verschiedenen Ausgaben von JS¿ Castigo sin Venganza
sind mir nur diejenigen von Madrid 1635^ und die in den Obras
Suelías, Bd. VIII gedruckte, zu Gesicht gekommen. Die erste Aus-
gabe, wie oben erwähnt, erschien 1 634 in Barcelona als eine Suelia,
Dieses erhellt aus der Angabe des Herausgebers der Obras Sueltas^
welcher berichtet: „De esta Tragedia no conocemos otra edición
que la de Barcelona hecha en MDCXXXIV por Pedro de Cabal-
lería, ni otro exemplar, que uno que se conserva en la escogida
Libreria San Phelipe el Real de esta Corte en I tom. en 4. de
escritos miscellaneos." S. xi. Professor Restori^ erwähnt auch eine
suelia von unserer comedia in der Bibl. Palatina zu Parma : „Suel/a
di 27 fogli numerati, s. 1. n. a. Manca la copertina e perciò non
posso dire se è la suelüi barcellonese del 1634; ad ogni modo è
una edizione molto antica." £ine sorgfaltige Vergleichung des
Autographs (A,) mit dem Madrider Druck von 1 635 (AÍ.) und der
Version in den Obras Sueltas (S) zeigt, dafs die letztere Ausgabe,
ini grofsen und ganzen, eine ziemlich gute ist: sie fufst, wie wir
gesehen, auf dem Barceloneser Druck von 1634, doch ist die
Orthographie durchaus modernisiert.
Auf den folgenden Seiten teile ich die Varianten des Áuto-
Srapbs mit Der Vergleich ist mit dem Text der Obras Sueltas
¿gemacht Wo eine Lesart verzeichnet ist ohne irgendwelche Be-
n^rkûng, so bedeutet das, dais sie von Lope ursprünglich ge-
*<^hrieben, aber wieder gestrichen worden bt Zum Teil sind die
5^&tillierten Verse so vollkommen ausgemerzt, dafs sie ganz un-
sind.
58. estorba, so M,
92. viene su excelencia ansi.
98. ha passado. M, ha gastado.
103. uniendo por caso.
^ 09 qae persuadido.
< 18. mal ... de . . andar ansi.
^ 33 und 136 in M. solite stehen Febo, nicht Fed., und 133 gehört dem
Herzog.
S 40. A, M. dexe.
V48. A. M, aanqae los dores,
s 5^' echa en el vnlgo.
' Il folgt 171 und ist dann tiusgestrichen,
3^. A, S. mas oyera; M. óyela.
^09. iWc. tan presto.
^ In der Veinte y una Parte Verdadera de las Comedias del Fénix de
^peMña Frei Lope Felix de Vega Carpio. Madrid, 1635.
' Una Collezione di Commedie di Lope de Vega Carpio. Livorno,
4t6 H. A. RBNNERT,
aj7. A, M, (crAtidf.
340. A, AL fnti^ndo.
i4J. i4. iÄ/. ilcBlc. AiVi Vers fehlt twischen 243 »m/ 244 in M, und S,
A, giebt ihm puro cristal sonoro y frío.
^5.1* (le penarcfi lleno.
277. A, Ai, y fehlt vor apcnaf.
2R2. hableniloRC de 1.
2q2. nn ay r.
iqf). i4. àV. «1 mai a*; AÍ, el m. a.
joi. ^. Xi fehlt vúr muda.
ii8. 7Vr ^Vrx ist unvolistàmdiff im S, A, ^ M, A. hot einfach die
Amweiittng: Kstos Salen.
3^6. A. fall«; M ..^. falda.
407. dadme mit vetes los K. mil Tezes ist durchstrichm.
40Ä. scftor Conde Fcdcrioô.
41'H). A* dexaldes; M, dexadics; .S. dcjark«;.
416» A. M ere« I«, v«c?iam«TW»d.
4^1. yl. entre ctiadas. «^adas durckstrickm.
443. l>e mi miif^r V> pr<tJWita&.
445. >f. ^. trKa; 1^. tienta.
4^ 501. Sctkora dadme bakir
dadme bida
qae no iKrierto a responderos
me Iwrhar en tanto labor.
501. A. M. turbarme.
508. A. Mí. de*toíi.
;;40. (^nv- Oilp« í«^ de mi pena.
-vM. --í- •*'• •^*
,.: .,-.' Jlf/'^ ^" ^iiàfun-Direklion: Entren can eU.
^^^'"- " ■ S.yo
^ffjtit^ Ferm nicht,
^ y, B mordelJe; Al. y morderle.
^- .JWiíA ¿/¿fj^-/» F<rrj haben A. Af,:
dame jjana de rcyr
»i voy en al^un cntíerro.
«149. -<í. <rl can del tro; Af, s= .v.
Acto ««'{¿undo,
fooo. que de un dtïprczio scJior.
1027. A. mira y lava; J/. :^ .v.
109H. que el C. m esposo fuera.
II Ji. descuidado.
1134- A, bi no; J/, = ¿'^
"3*' -4. ni lexos; Ai, aa S»
UBBBR LOP£ DB VBGa'S BL CASTIGO SIN VENGANZA. 417
1184. assi lo dama que aL
118s. A. Uenpla; I£ = S.
1139. A. M, Yoj a hablar.
1266. A, Ài. en qué jardin.
1277. A, nn alma.
1286— 1288. Vür Verse sind hier durchstrichen und die, welche jeht in
dem Text stehen, befinden sich rechter Hand eingeschaltet,
UM— 13 17. Dieselbe Bemerkung gilt für diese Verse,
U33— 1336. Folg, Verse sind durchstrichen und die im Texte eingeschrieben:
naze Conde de porque tu padre
conmigo se aya caasado
con que juzgas la acción
perdida al primero parto.
I3S4' Der Vers, welcher vertilgt, ist unleserlich,
>3^- Ursprünglich folgte hier 1635, <^ö'"« «»« Verse, welche unleserlich
sind, dann: roto el freno
1412. que amor a ninguno ha dado.
1442. A, M, desas.
'465. A, Belerofonte.
'467. M. del mundo.
472. Hier folgt ein Vers, welcher vertilgt ist,
'482. Ursprünglich folgten hier 1489— 1492.
493- ^ach diesem Vers sind fünf Zeilen durchstrichen und fast un-
leserlich:
piensa que 1 . . . . matando
bate las alas
con cuya sopla engallado
enciende se le queman
con que cayendo en el canpo.
^3^, que los sentidos ynforma.
^*^'- estos turbados y atentos; die zwei letzten Wörter vertilgt,
^^5. No suelen roouer los vientos.
-»31. por una parte yraagino.
^52. j/, quç soi lo que; A, = S,
^53- por otra el cielo responde.
^^7 1580. Die Verse waren ursprünglich:
Si se ha de llamar errores
el ymaginar la offensa.
590. -Bu finen- Anweisung: Aurora entra.
**- -^« tu eres poderoso. Amor; ursprünglich waren die Verse:
porque te llaman Amor
poderoso si ni honor
^ ni vida en ti se repara.
^On la tristeza ist durchstrichen, und que me solla querer sub-
jg ^Viiero dar zelos, und zelos durchstrichen,
-^^ach diesem Vers sind die folgenden siebzehn durchstrichen und
2ei|^ ^/^<^hwer leserlich:
^ ^^ l rom. Phü. XXV. 27
4l8 H. A. RRMNBRTt
en que mis ojos te vieron
y la libertad te dieron [dieron ist durekstrichen
qae hasta que al punto taiian(?) [dieroa ein^i
a tu clara luz pareze
la noche de mis agrabios
que en la rosa de tos labios
pues que (?) no saben mirar
y si miran nunca ven
cosa que parezca bien
ni que los pueden lograr
a tu clara luz pareze
la noche de mis agrabios
que en las rosas de tus labios
entre perlas amaneze.
desde que de Mantua vine
hize con poca ventura
eiecdon de tu hermosura, etc.
1639. pues nunca s. s. s.
1643 — 50. Diese Verse waren ursprünglich:
que mala fortuna ha sido
fue
sino que mi amor te de
causa para tanto oluido.
Mas si mi pena te cansa
sera remedio el partirme
que contra desden tan firme
sola en ausencia descansa.
1666. A, S. señora, a tan gran f.
1684. Ninguna cosa dize 7.
1685. Conde, sera p. al p.
1706. Bühnen- Anweisung : Vayase el Duque.
1757« Si un gallo desea ganar.
1759. ronpe las.
1766. basta que tanta.
1774. A, dése Aranzel.
1787. pues a entender (?) te probocas.
1832. Ursprünglich standen diese Verse:
pero el callar es hablar,
pues que mas atreuimiento
que callando?
pues de aquella turbación
tanta maldad (?) me ha dado
tanta ynquietud y afición
que traygo (?) determinado
dar lugar a su traycion
maldad tan fiera
me consuela ay desdichada!
que no sere quando el quiera
la postrera enamorada, etc.
ÜBBBR LOPE DE VEGA'S EL CASTIGO SIN VENGANZA. 419
1836. M. satisface, DruckfehUr,
1846.. muchas y otras.
1847. ^^ • *•• menos (?) culpa ha sido; M, algunos; A, ^ S.
1850. pero como en cosa y guai.
1856. resuelta.
1866. Nach diesem Vers hat A,: ... esta la mano ... en las mias, dann:
Fed.] oonozes.
1873. Fed.] no tengo.
1883. tanto ..•(?) amor presumió
fundado.
1888. que Io que por la causa tenia.
1891. que Hipocrates y.
1966. M, mil malas; A, = S,
1985. A, muchas exenplo me dieron; Âf, = S, Folgende zwei Verse sind
durchstrichen:
si remedio puede haber
es huir de ver y hablar.
1997. A. o me dare muerte aqui; M. = S,
201 1, ay de entranbos.
2016. M, matarme; A. = S,
2019. A, M, tente honor. Die Bühnen 'Anweisung von M,: Entrándose
cada uno por su parte ist nicht in A, Auf der nächsten Seite der
Hs., aber gänzlich durchstrichen, steht {nach V, 2024):
Cas.] Conde, tu seras mi muerte.
Fed.] Y aunque muerto estoy tal
que me alegro con perderte
que sea el alma ynmortal
por no dexar de quererte.
Laus deo et M. V.
Fin de la 2. Jornada.
Acto Tercero.
2035. tan mi vida.
2062. dos iguales (?) camarines.
2063. el tocador de Cassandra.
2077. en el desprecio . . . desden.
2084. M. que a los b. r. ; A, = S,
2092. victorioso y ynbencible
que del Romano Pastor
los enemigos reprime.
2106. es sin remedio y dizen
que es la fama que ....
permite (?) que resuciten
las vidas de los que mueren
en el tumulo Fenizes
Dile, que etc. (F. 2lll).
2108. Áí. felices; S. phenices.
21 15. Hierauf folgt: quando los hijos le quitan
al Tigre los cazadores.
27*
420 H. A. RBNNERT,
2120. A, M, Aqtiiles.
2137. Apenas de Mantua vio; dieser Vers ist durchstrichen und El Dnqne
vio eingesetzt — welche Worte wieder durchstrichen sind und in
verschiedener Hand steht: de Mantaa vyo.
2168. A, ÁfehU; M. = S,
2195 — 96. A, ya no me acuerdo de ti
inuenciones? Dios me guarde, etc, so M»
2214. A, M, oxinegra.
2220. A, clines; J/. S, crines.
2223. Vino mirandole con el freno.
2227 — 29. no hauia un grano
dixo al Albeytar
.... y macho desde agora.
2251. A. Aparte.
2261. A, M, p. en perdiéndote yo.
2265. A. a fehlt.
2280. Fe.] miran.
2294. •^* qtiien viene ver a sus q. p.; A, ^ S,
2310. principe perfeto.
2315. y me miro triunfante; J/. ^ S.
2328. A. S, tan bien; Ai. también.
2339. que tiene quien le deffienda.
2370. A, Ai. destas.
2372. Diesem Vers folgte:
una gata Romanesca
muger con sacrificio y ofrendas.
2403. A. A£ que es gran coronista délias.
2443. A, Camaldula; 5. M, Camandula.
2458. quien al bien publico mira.
2463. yo soy un onbre.
2466. desseo que les des.
2475. A. M. que yo le dé m.
2480 — 86 sind in der Hs. unterstrichen.
2509. quando verdades me digas.
2512. Niuh diesem Vers stand in A: para que en efeto.
2515. A. Ai, Bersabe.
2521. Hier folgt, fast unleserlich:
q aunque cosa rara
que despues que te matara
en tu (?) balor pud ... a
engendrarte
para boluer a matarte
quantas vezes te engendrara.
2523. A, 5. te; Ai. me.
2534. A. S. la; Ai, lo.
2565. A. 5. le; Ai. lo.
2573. Nach diesem Verse hatte A. ursprünglich:
como ... tu primo cases.
UEBER LOPE DB VEOA'S EL CASTIGO SIN VENGANZA. 421
2577. A, No siendo su sangre Aurora; M, = S,
2580. ^. i£ su sangre.
2583. A, muchos afios ha difunta; S, ss Ai,
2587. A. estubistes.
2619. A, llame; Ai, llaman.
2642. A, diesem Vers folgt:
No he tenido memorial, dann durchstrichen»
2673. A, que espero mas, que porfió.
2675. A, M, entendimiento.
2690. Folgt in A, die Bühnen- Anweisung: Vase el Duque. Die wmei foU
genden Verse gehören Cassandra <Mn, nicht Aurora, wie in M,
2703. In A, folgt:
hombre en el mundo
que tan mal pago me diera
casar
despues de haber obligado.
2774. A. y que a Mantua os vays, Sefiora. S, = M, Zuerst stand: y que
os vays a Mantua.
2776. A, Uebeys.
2831. A, S, no mas que; M. no mas de.
2834. A. yo; S, M. ya.
2837. ^^^^ ^^ ^^ '^^ ^^ castigo (solo vertilgt)
sin venganza y sin que aya
publicidad en mi afrenta
que se doble la infSunia
quien es publico castiga, etc, (Fl 2849).
2842. A, S, dando la j. santa; A£ donde la j. s.
2877. Drei Verse folgen, die mir unleserlich sind,
2908. A, S, acobardas; Ai. acobarda.
2914. A, se parte; S, M, se parta.
2920. In A, stehen diese Verse, alle durchstrichen:
Ferrara
se conjuran contra mi
dos personas que se ... .
obligaciones
arrogancia
que estaua
ymaginar
dixo la fama.
2935. A. facilmente; 5. = M,
2936. Folgende Verse sind durchstrichen:
atarle
cubri el cuerpo que no quise
que tu has venido y es mas justo
hazer de ti comienza
para que nadie lo sepa, etc.
Alle Verse sind durchstrichen his 2945.
-A M. »/«i
:«:'.. ^ Ji. TTarii'iV
rae:. J**-rf
de b
^tf!"
* ¿?
-^í
¿e 3ÍES
[íbL i6«]
B<=
Aafrjca*. «der
SE ¿X
M*>ñ=o:- Y*
açQ X
*4|[ï ci JUKV^UCSk
«;;xcdft a3«r:^ ¿ Cosde. . I>a'q«e3 bsst»
per tbcnedin». Bki^CB^ «¡qoi
« « «
Ea Mi -ir. i r::^' ií A^.-^:? i« it 31.
Frïv L*:r< FíI:x it V*:! Carrie.
- • - •
.-ii" i>*t •". /.•--.-■: ■»J .^-r.---^ ^..i," Jrr ¿is. iUktn Jit "uñieren
Ei e. :r.r:::ii. vii î>.-rr5
TrAvirr :í ¿ítü U cji:i>a
r- A-rc:a cc- e*:e eienpîo
Au'rcri". Es: CT scñcr ííz rir'rai^ tu. bts ,23m f
Ya
q;icda n:::erto el Cozic. Du'que]- En unta
desdicha ion queren los cjos
Teile muerte con Cassandra. f Descúbrales.
^lar^qces]. buelbe a mirar el casti^
UEBER LOPB DE VEGA'S EL CASTIGO SIN VENGANZA. 423
sin Venganza. Du[qne]. No es tomarla *
el castígar la josticia
balor sobra y llanto falta
pago la maldad.
Hier hört die Hand Lopes plötzlich auf,
Man kann wohl sagen, dafs wenige der Schauspiele Lope de
Vega's so gewaltig und ergreifend sind; auch in der Charakteristik
und in der Durchführung der Handlung ist Ei Castigo sin Veftganza
ganz vortrefflich. Das Stück verdient besser bekannt zu werden,
und da Herr Menéndez y Pelayo, der gelehrte Herausgeber der
prachtvollen Edition der Madrider Académie, sagt „die Stadt Boston
ist fem von hier*', so ist zu hoffen, er möge sidi dieser Ver-
gleichung mit dem Autograph bedienen für seine neue Ausgabe
von Ei Castigo sin Venganza,
^ Rechter Hand steht hier, auch von Lope geschrien: tente aguarda;
und neben dem nächsten Vers: marques porque para berle. Im folgenden
Vers ist balor durchstrichen und llanto davor gesetzt, und dann das Wort
llanto, welches folgt, durchstrichen, und balor darüber geschrieben,
Hugo Albert Rennbrt.
Zar Syntax dea nunanÌBcheQ Possessiv-FroDomene 3. Fenon.
1. Die Frage ob san und /ut im Rumänischen promíscne ge-
braucht werden oder nicht, bescliäftigt die Grammaliker, seit-
dem man überhaupt angefangen hat, die rumänische Sprache
wissenschaftlich zu untersuchen. Das nationale Moment hat ein
wenig mitgespielt; iu ihrem Wunsch, die Zugehörigkeit zum Latei-
nischen möglichst klar hervortreten za lassen, sahen die rumänischen
Grammatiker manchmal verwandtschaftliche Beziehungen, wo Ihat-
sächlich von historischer Kontinuität niclit die Rede ist. Hierzu
gehört nun auch die These, dafs der Gebrauch von säu (sa u. s, w.)
und /«i (ti U.S.W,') nach dem Muster von suus und eias erfolge,
womit aber eine grofse Anzahl der neurumänischen und der grörsere
Teil der altrumänischen Beispiele im Widerspruch stehen. Hierauf
machte schon Diez (III S.73] aufmerksam und ausführlicher Meyer-
Lübke (111 §73). Es läfst sich vielmehr nachweisen, daTs der Ge-
brauch der beiden Possessiva nach latein. Muster erst in neuerer
Zeit aufkam, und dafs er deshalb nicht durchgreifen konnte, weil
er dem Geist der Sprache zuwider war.
2. Im Rumänischen richtet sich nämlich der Gebrauch der
beiden Possessiva nicht danach, ob sie sich auf ein Subjekt
innerhalb oder aufserhalb des Satzes beziehen, sondern
nach dem Begriffsinhalt ihres Beziehungswortes, Zum Aus-
druck des engsten Besitzverhällnisses dient sSu, das posses-
sive Adjektiv; A({' hingegen (ursprünglich reiner pronominaler
Dativ, /a/ä/ Iu¿ =^ ¡a ni jÜW^) druckt alle weiteren Beziehungen
des Be griffs Wortes zura regierenden Worte aus; es hat eine viel
gröfserc Begriffssphäre und kann in allen Punkten tur tau
eintreten, aber nicht beliebig von ¡hm ersetzt werden. Dieser
Unterschied, der in keiner der Schweslersprachen zu so prägnantem
Ausdruck kommt, ist schon in den lateinischen Verhältnissen be-
gründet
3. Denn während dem meus hiut nur in afTeklischer Rede
tgo und tu gegenüber stehen, haben ülius und eius ein gleicb-
toniges iile, ü neben sich, suus aber gar nichts. Also:
'■443-
ZOE SYNTAX t
:. POSSESSIV-rRONOMENS 3. FERS, 425
I
affektisch.
I
^f Als die spätere Latioität einerseits die Differenzierung von
Ule and is vernachlässigte, dalier die beiden Genetive ziemlich
gleichwertig verwendete, andrerseits Ule als Personalpronomen der
3. Person verallgemeinerte , gab es für dieses zunächst immer
inoch deraonsfrative Pronomen zwei possessive A usdrucks weisen :
eine starke, demonstrative: fiÜus illius {ríuí) = dieses, und
eine schwache, allgemein possessive: suus. Für dieses Zu-
sammenfallen der Pronomina der 3. Person spricht auch die Tliat-
sache, dafs st'òi als possessiver Dativ nicht nur reflexiv für suui,
sondern auch für tins, und als Dircklivobjckl statt iZ/i*, also über-
haupt als stehende Form für die 3, Person gebraucht wird. Belege
Isind bei Venantius Forlunalus und in anderen spät- und mittel-
lateinischen Texten häufig; z. B. Ven. Fort. IV 15, 10 Arne sibi
palma pincel sid tibi poena mattet. V v 144 plaudere voce sibt'. IX IO
coniiiratiu sum sibi poüidtus, vgl. Fr, Leo's Sammlung AuL AnL IV
S. 413. Wi du kind Corv. 30 liberaliler eum eeepit habere ne poslrtmo
despottsala sibi fiUa nomitte Gerberga affinitate pariler cum atttidtia
iunxil eum sibi. Doc. priv, I 31. 41 ¡iwm sibi seripium. Es ist
I
Ulitis {eil
Untei
zwischen ille und sutts ist
gröfser als der zwischen ille und iliius. Dieses Verhältnis kehrt
sich aber um, sobald ille seinen demonstrativen Charakter einbüfst
und mit ego tu gleichwertig neben meus tuus siius steht. Nun ist
illius überzählig und bewahrt seinen stärkereu Ton; es verdrängt
eius, und sein Begriff geht bei dem allgemeinen Verluste des Gene-
tivs au( den Dativ über, so dafs in illui das Respektivobjekt und
das Direklivobjekt formell zusaromenfailoii.' Im Plural geht infolge
dessen die analogische Fjitwickung vor sich, wenn auch nicht
formell, so doch begrifflich: Respektiv- und Direklivobjekt werden
in eine Form vereinigt, hier aber nicht auf den Dativ, sondern
auf den Genetiv, weil Ulis auf dem westlichen /(íí-Gebiete mit
ilios, auf dem östlichen mit Uli (Nom. PI.) lautlich zusammen trifft,
daher diese Form für das Pronomen, welches den stärksten Ton
tragen soll, weniger geeignet ist als das für sich stehende Hlorum,
Die Uebertragung erfolgt in umgekehrter Richtung als im Singular:
liÜniui — siitis iithrum — sui
futili >,7i
Ullis
Uli.
ELISB RICUTEK,
Da das pluraliEche Direktivobjekt (íl/ü) nur eine Form ßr F
lind Mase, kennt, so begreift es sich, dafs es dieses Verhältnis
auch in dea neuen Casus überträgt, und so ist es vielleicht mit
diesem Vorgang in Verbindung zu bringen, dafs Ukriim auch als
Respektivobjekt aufsei Gebrauch kam. Singular Genetiv uad Dativ
sind schou früher lautlich e usaiomen gerückt; im Plural blieben sie
getrennt. So verschwand iUuiut ganz vor illut, während iilii als
unbetonter Dativ vertreten bleibt,
4. Hiermit ¡st das Gebiet von iHui weit über das von nus
hinausgewachsen, und dem entspricht die Verteilung der Rollen
im Rumänischen, das bei seiner Vorliebe für den Dativ ihn auch
beim Pronomen unversehrt erhalten hat,' Die Verwendung von siiu
und lux ist diese:
Sau drückt nur das reine Besilzvcrhältnis aus und steht in
erster Linie bei Verwandtschaftsbezeichnungen und bei Aus-
drücken für die Körperteile;^ es vertritt stets den subjek-
tiven Genetiv und findet sich nur bei Wörlem, deren begriff-
licher Inhalt als ein wirklicher konkreter oder abstrakter
Besitz aufgefafst werden kann. Es steht daher bei Begriffen wie:
hogälaU Reichtum, impärafie, scnunul Thron, casa Hatis, ali sah die
Seinen, sfántul der Heilige, Hristosul der Gesaibte (Seh. 19. 7),
prepodobtticii die Heiligen, alesii die Erwählten, sämtlich Gottes;
desgleichen dracii in der Bedeutung Teufel, Dämon, während es
in der Bedeutung Feind, sowie sfântul = der Schutzheilige auch
mit lui vorkommt — tovara^ Gefahrte, osta^ Feind, priittitü Freund,
wie die Ver wand tschafisnamen ; — in vrimiS sa (Ps. i. 5 bei Seh.,
Psalter 1586, Gaster I *5, Dosofi.) zu seiner Zeit, seinerzeit, Itmpul
Zeil; mutare und apuiul, nämlich soardui Sonneulauf, -Untergang
(Seh. 18. 6, 103.19); — sfänfia Heiligkeit, didcvarttl Wahrheit,
slavñ Höhe, mania Wut, jelaniä Unglück, necurä^fnie Unreinheit,
mantle Herrlichkeit; auch als Höflichkeitsform: nm 0 am vindul dumi-
salt (Gaster 1 75. 20) mr haben es seiner Gnaden verkauft; am
onore dt a vorbire at Marita sa (Alexi 280) habe ich die Ehre mit
Ew, Herrlichkeit zu reden. — Uge Gesetx, giuralul Eid, frumséft
Schönheit, sile Durst (Seh, 103. 11), cSrarilt salt (Seh, 17. 46) ihre
(Mase PI.) Wege, sice cuvinttit sah (într.Crejt. G B. II 100. ii)8eine
10 Gebote; — bolovani {Seh. 77. 58) Götzen, idolihr sai (Dosoft.
Via[a siänjilor 21. j8) ihrer (Mase. PI.) Gölzenbilder; — fapttlt
Thaten, pacatele Sünden, gn^alele Fehler; — sufletul Seele, elah
Alter, toarte Loos. — Von der Vorliebe fur säu bei Verwandl-
schaflsnaraen zeugen die Kurzformen laliä mäsä Vater Mutter.
5. Ltn' dagegen sieht, gemäfs seinen alten Funktionen:
a) als Dativ des Zieles (Zweckes) bei den Nomina agentis,
in denen der Verbalbegriff noch lebhaft gefühlt wird: urmof Nach-
folger, agiulorlu Hilfe (Helfer), izbäviioriu Erlöser, ucenid Schäler,
speziell die Jünger (aber d¿de ucenicilor sai moldauisch, C. B, II
' Vgl. ML. in §§41. 36B.
* Vgl. Pbilipìde, Gramática elementare SS. 70, 139.
I
I
I
ZUR SYNTAX DES RUM. POSSESSIV-PRONOMENS 3. PERS. 427
106. 18, 107. 3) etc Hier ist genau genommen h^ Direktiv- be-
lidimigsweise Passivobjekt zum Sobstantiv, bei dem es steht^ im
' Axifimg gewifs stark gefühlt Vgl hierzu die lateinischen Rede-
' wendongen kuc ventio (Terenz), quid tibi hanc curatio (Plautus), iter
lialim (livius), rediius Romam, domum iiio (Cicero), tutor liheris^
imferator Romanis, in denen allen der VerbalbegriiF noch voll em-
pfonden wird, wie eben das Vorhandensein eines Passiv- (Direktiv-)
Objekts beweist Aehnliches in den romanischen Sprachen: die
sabstantivierten Infinitive mit ihren Passivobjekten im Italienischen,
Spanischen, Altfranzösischen, im Neufranzösischen Ausdrucke wie
k tortü du théâtre u. s. w.
b) zur Bezeichnung des Respektivobjekts zur Anzeige
der Verwendung für, der Beziehung auf. Nepartea lux •=z zmxsü
Unglück fur ihn, zu seinem Unglück; in privinfa d (Marianû, Nunta
505.13) mit Rücksicht auf sie (die Hochzeitstafel), rûcksichlich
ihrer, diesbezüglich; tréha lui zur Arbeit (Mühsal) fur ihn, zu seiner
Plage; în pregiurul a in ihrem Umkreis, im Kreise um sie, und
10 bei adverbialen Ausdrucken aus Substantiven, wonach die Ad-
verbien anlalogisch konstruiert werden. Vgl. ML. III § 39. Femer
bd Wörtern wie începutul Anfang, moartea Tod, viafa Leben (gegen
mfl sa bei moldauischen Autoren, z. B. C. B. II 468. 29, und bei
modernen Schriftstellern, bei denen auch mar tea sa zu finden ist),
und in gleicher Bedeutung: annii jähre, <filele Tage (Seh. 77. 33),
fràngere (Seh. 59. 4), perirea Untergang, uciderea Tod (Vor. 42. 12),
vgl hierzu : fiindu lui iM(i (Vor. X 9, ebenso die Belgrader und die
Bokarester Bibel mit prileatini) da sie seine Freunde (wörtlich seine
Geliebten) waren; — mormfnt Grab, locuinfa Behausung und ähn-
liche Wörter, sofern nicht der veräufserliche Besitz zum Ausdruck
kommen soll, sondern der Aufenthaltsort: locuinfa ei (Basme
9« 16), îl (ine sub cor tul lui ^^ P^^ ^^' memhru aV familiei sale
(Alaandri, Cal. 66 — 67) er hielt ihn in seinem Zelte wie ein Mit-
glied seiner Familie; pre podoaha ñ (Moxa 346. 28) nach ihrer Art.
c) als objektiver Genetiv: z.B. laúdele luì {pos. S. io. 164)
das Lob Gottes, d. i. das Lob, das Gott gezollt wird (im Seh.
passim), lauda el (nämlich Diieanil, Belgrader Bibel 1648), dorulü ei
(Doine S. 31, LXV 8, 10) Sehnsucht nach ihr, /éce acasta ìntru pò-
f«Aw ei (Matth. 26. 13) sie that es zu ihrem Gedächtnis (zur Er-
iïïBeruDg an sie) u.s.w.
d) als partitiver Genetiv: z,B. partea lux = pars sui (gegen
Portea sa = sein Anteil, sein ihm gebührendes Teil), fn lipsa lui
== in Ermanglung seiner = in seiner Abwesenheit, despre omul |/
P^ße lui (Alexi 227) über den Menschen und seine Körperteile,
^ casa fi parfili ñ (230) über das Haus und seine Teile, mulfi
^'Ä viele von ihnen, adunarea und gloata Versammlung, sfatul lorü
«^tsversanmilung.
e) es ist das betonte Possessiv im Gegensatz zu säu^
^ Vgl. oben S.425.
428 EUSS RICHTER,
und steht in emphatischer Rede statt sau (so auch Tiktln,
Gram, n 4g. i): au efi'i din cUmdrä a/drä, fi au mtri h cSmára ¡iß
(Gaster II 68. 34) er ging aus der Kammer und trat in seine eigene,
Can nu votsct cü ^i alfil sä äibä parte dt vtse/ia luì (Mariano) wer
nicht will , dafs auch andere an seiner eigenen Freude teil haben,
DragS mi-1 fata läracä \\ Ea cu mänä ei se 'mbraeìl (bei Mariant!
N., 253) mein Liebchen ist ein armes Mädchen, sie kleidet (figür-
lich für ernährt) sich selbst ^ mit eigener Hand. In dem Hoch-
zeitsliede S. 581.6 bei Mariano heifst es:
— sä mirgä ficcare
Carni acuma este 'n stare
La a lui casa
Ce-I de Dumnfijeä aii^ä.
Sä mérgií care-fi ¡a casa sa etc.
Dafs Jeder, wenn er nun in der Lage ¡st, in sein eigenes Haus
trele, welches von Gott ausgewälilt ist, dafs jeder in sein Haus
gehe, Basme XIX wird geschildert, wie den armen Négoie das
Unglück verfogt; au ssch li efslich e Verwendung von lui: de venta afia
mare, aräturUe luì le ¡ñeca (206. 9) kam ein Hochnasser, so über-
schwemmte es gerade seine .\ecker; de bstea piaira holdele, apol pe
alt luì ¡e amesteca cu pdmlnlulü (11) fiel ein Hagel auf die Saaten,
dann machte er gerade seine dem Erdboden gleich; ha läcusle,
ta poíopu, ba tole relele numaì pe capulí! lui cadeä {15) ob Heuschrecken,
ob Sindflut, alles Ungemach fiel nur gerade auf sein Haupt u. s. w.
Basme 120. 8; p fintinde ochii in ochii ei (seine) Augen in die ihren
heftend, vgl. dazu Basme v. Creanga (Gasler II 349. 12 — 15),
Megl.: Mqiniita ag trirnfsi éi lujl ffia (VI. Megl. 6z. 14} morgens
hat er auch seine Tochter geschickt; la lui fpf . . . ara tsf lolla
(59. 5) seine eigene Tochter . . . aber die andere. Voia lui = Sein
Wille, nämlich Golti^s, in den biblischen Schriften sehr häufig;
mit feinem Sprachgefühle hat der Verfasser des Scheyanu dies zu
einer Reihe stilistischer Schönheilen verwertet, die anderen Ueber-
setzer der Psalmen folgen ihm: „Sein" im Gegensatz zu den
Menschen; kiemaji nuntele lui (Seh. 104, i) ruft Seinen Namen; ^1
spuserä eerlurelt dereptalê luì (49. 6) die Himmel verkündeten Seine
Gerechtigkeit; vrälalea lui Seine Macht (passim, speziell 45. 4, gegen
7: déde glasul säu Susul der Höchste liefs seine Stimme ertönen,
wo natürlich der ganze Accent auf Susul liegt). Inlrilmu f« /sálele
lui, inkinämu-niS ¡n hat io statura picoarele lui (131. 7) wir wollen
in Seine Wohnung treten, wir wollen uns vor dem Orte verneigen,
wo Seine Füfse standen; vgl. noch 150.1 — 2, 131. 15 — 18, 117.
I — 4 u. s. w., wo gröfsere Reihen von Beispielen. Caraile lui Sein
Weg, U'ge lui (Dosofl.), nece se aflä mitncfuri in rostulä lui (Vor. 1 50. 1}
in Seinem Angesichte findet sich keine Luge, cume nu alle fallt fi
allt lui sunlu (Cantemir 126. 16) da sie ja nicht dein sind, sondern
Sein. Hingegen säu von Gott zum Ausdrucke des von ihm Ge-
schaffenen, in seiner Macht Stehenden: die schon erwähnten s/ântul,
HristQSìtU (miníele etc, dann noch arcui säu Sein (Regen-) Bogen
I
I
I
J
ZUR SYNTAX DES RUM. POSSESSIV-PRONOMENS 3. PERS. 429
mid stets oameniì sai Seine Menschen (ausgenommen bei Coresi,
Deuteron., Gaster I i6. 43, vgl. unten S. 441), die dadurch so recht
ab Sein Eigentum, Seine Geschöpfe gekennzeichnet werden.
6. Für einzelne Wörter ergiebt sich ein verschiedener
Gebranch von lui und säu^ je nach der verschiedenen,
wenigstens nuancierten Bedeutung, die ihnen gegeben werden
kann: sfaiul säu = sein Rat (vgl tnniru înnfàUpciune sfaiurilor
jffii' (Prosa -Odyssee, Gaster II 82. 26) durch die Weisheit seiner
Ratschläge; sfatul lor = ihre Versammlung {¿yoga), ^erbiì
(rehX shigií) sai ^= seine Sklaven, feròtl luí seine Diener;
na^tirea luì =» seine Geburt, dagegen nasière sai au epiä dintru
ná^llre-sa (Begräbnisformel, Gaster I 184. 7) er ist aus seiner Werde-
zeit, ans seinem Leben gegangen ;i kä easte din ostravul Samos de
na^terea sa (^=^ Herkunft, Gaster I 143. 8) denn er ist aus der
Stadt S. gebürtig;^ în locul luì «= an seiner Stelle = anstatt
seÍDer (übertragener Sinn), aber: fn ceasul acela, nime dintre not
nttp ar fi dat locul siü nid mäcar pe un iron (Alecsandri, Primbl. 4)
in dieser Stunde hatte keiner unter uns seinen Platz hergegeben,
nidit einmal für einen Thron «= seinen wirklichen Platz. Oder:
Caracteristica: . . . care va fi aci la locul shi (Haçdeu, C. B. II 185. i)
die Charakteristik, welche hier an ihrem Platze sein wird; în urma
/«? auf jemandes Spur, nachfolgend: pronumele conjunctiv are
betti siû fixai parte înainiea verbulUï parte în urma lui (Tiktin,
Gram. II 115. 28) das unbetonte Pronomen hat seinen Platz teils
vor teils nach dem Verb; aber urma sa die eigene Spur: obi"
tñid veckiû a läsai urmele sale în únele construcfiunì (Tiktin
n 116. 7) der alte Gebrauch hat in einigen Konstruktionen seine
Sporen hinterlassen. Rodul säu s=3 seine Frucht wird in Bezug
auf den Baum gesagt, rodul lui hi Bezug auf den Menschen, dem
die Frucht als Ertrag des Baumes, oder figürlich als Ertrag seiner
Arbeit zufallt; apele lorü ihre Gewässer (Seh. 104. 29), nämlich der
Menschen, und so die ganze in den Versen 29 — 38 aufgezählte
Reihe; hoiarele Grenzen, (ara Erde, cetafile Städte, vinile Weinberge,
*fmkmele Feigen etc., wo kein persönlicher veräufserlicher Besitz
semeint ist, sondern das im allgemeinen den Menschen zufallende
irdische Gut, das ihm mifsraten oder Vorteil bringen kann.
7. Zu all diesen ererbten Funktionen tritt nun in leicht be-
^i^cher Weiterentwicklung sekundär die Verwendung von luì
5^ rein possessivem Sinne, so dafs es statt säu gewissermafsen
*ii beschränkter, abgeblafster Bedeutung gesetzt wird, auch
^^ gar keine Begriffsnûancierung beabsichtigt ist. Diese Wandlung
■** vor der Zeit der ältesten erhaltenen Schriftdenkmäler vollzogen,
^^her Beispiele aus allen Perioden zahllos. Ein bezeichnender
^^reibfehler findet sich bei Moxa 369. 17: Zinonü, iaiälü säu Leontü
**^t: Zinonü, Vater des Leontü. Haçdeu verweist darauf: siu in
^ Gaster übersetzt: lieu de naissance (H 480).
' In Gaster's Glossar nicht berücksichtigt.
430
ELISE RICHTER,
¡OC de lui (C B, I 425). Es liegt also ein dojipelter Irrtum vor,
indem statt des prokiitischen lui (Artikel!) das enklitische sSit gesetzt
wurde; di« konnte leicht geschehen, wenn säu und /u/nach laiätä
gleichwertig waren.'
8. Aber s3u verschmilz! viel enger mit seinem Beziehuiigs-
worte als lui; es verdrängt häufig den Artikel, bei Verwandtschafts-
namen im Singular ersetzt es ihn geradezu.^ Denn iatä-saa, tna-sä
U.S.W, sind nichts anderes als „der Vater" u. s.w.; soll das Pos-
sessiv Verhältnis im geringsten betont werden, so tritt lui ein, s. B.:
fScfndu-l-se mila de nenorodrile luì, ti fiigädui cä va vorbi fiuluì ti
de dlttsulñ. Cum veni fiulä tñu u.s. w. (Basme 123. îS) Da sie mit
seinem Unglück Mitleid hatte, versprach sie ihm, mit ihrem Sotin
von ihm zu reden. Als der Sohn kam. — Im Märchen wird der
Mensch gewöhnlich nur nach einer Seite hin charakterisiert, der
eine ist nur Vater, der andere schlechtweg Sohn. So im deutschen
Märchen, wo „ein Vater" „einen Sohn" hat, die im Verlaufe der
Geschichte nur noch der Vater, der Sohn heifsen; nicht anders
im Rumänischen. TalO-täu ist eine Worteinheic, wird auch oft gtofs
geschrieben, wie ein Eigenname (Basme 18. 12, Q. 27 u, s. w.). In
der Pildä von Golescü „PritUnul cd adevärai" der wahre Freund
(Gaster II 255 — 56) sind die handelnden Personen laläsilu, príeltna-
säu und fiiolü'Silu: .^i inlorkindü-sä in apoio spust tatme säu. Taiä-
säu äi i/ice u.s. w. (256. 5) Zurückkehrend sagte er es dem Vater.
Der Vater sagte. Alunci parintele däscoperi príeleaului säu iucar<ia
ce a facut ca sä inctrcc pä prítieni fiiolui säu; j; i/ice cä/re ßigi sHu
{12) U.S.W, da entdeckte der Vater dem Freunde den Scherz, den
er gemacht hat, um die Freunde des Sohnes zu erproben, und er
sagte dem Sohne, Se mal impotrivi latä-slä, se mai codi; darà
fiiä-sa ìlu birui cu rugäciunile (Basme 15. 7) der Vater widersetzte
sich sehr, zögerte lange; aber die Tochter überwand ihn durch
Bitten. Also sSu bezieht sich innerhalb desselben Satzes auf ver-
schiedene Personen und zwar auf ilir gegenseitiges Ver-
hältnis. Ebenso arom.: frale i'u (Arom. S. 258. 3, 4) und die
nicht pleonastisch zu fassenden Formen m' sa lux (^- 242. 7)
Muller; m' sa a ii'sO'iilui (242. 21, 248. 21) die Mutter des Kôm'gs,
es handelt sich blofs um diese Mutter, also ist an eine gegensätz-
liche Betonung nicht zu denken; domnu su a agrului (224. 17) der
Herr des Ackers; domnu su a eapd'ei (226. 23) der Herr der Stute,
oder megl.: kqn sltlf a mgar' iéç tfmpìru din kos iundi si v$ skuns
fi ao nfinkó p mum" sa (VI. Megl. 64. 5) als sie (die Mutler des
jungen Mädchens, das der Werwolf gefressen hat) bei der Mühle
stand, kam der Werwolf aus dem Korbe, wo er sich versteckt hatt^
und frafs auch die Mutter; vgl. auch daselbst 70. 22.* Hier be-
' Vgl. Philipide, Gram. El. 339.
* Vgl. ilal. /a mia casa gegen mìa madre und i mìei geru'tori, lowie dal
ObwBld,
' Weigimd \a,b\ in der Ucbersetiung Artikel und Posieisiv i
□ender Weise wechseln.
I
ZUR SYNTAX DES RUM. POSSESSIV-PRONOMENS 3. PERS. 43 1
steht natürlich gar keine Absicht, das possessive Verhältnis fort-
während zum Ausdruck zu bringen. Prietenü säu, domnu su u. s. w.
md ^chw^tig mit prüiemi/, domnu/. Auch im Volksliede steht
wmä'^a fur die Matter:
ft tnamä'^a ei <fîce
ft mamä'sa ti Mu <fict
fi mamä'Sa ti if ice
Le! înceiû, înceiû fiica meal
(bei Mariana, N., 487) Und die Mutter sagt ihr, und die
Motter sagt ihr alles u. s. w. sachte, sachte, meine Tochter. Oder:
Pentru-acea va lasa
fiulû pre iatàlû-siéû
fi pre fraie^siû
fi pre mumä-sa
fi pre sorä'sa
fi se va tipi de muerea^sa
(Jtriaciime bei Marianû, R, 576*. 21) darum wird er Vater und
Hotter verlassen u. s. w. und dem Weibe anhangen.^ In den Doine
ist Verwendung der Verwandtschaftsnamen ohne Possessiv häu-
figer, ebenso in den Cintece moldovene^ti und im J. R.: zi tu
Äi gotpodqr ke i porc (R. Jb. I 134. 13) sage deinem Herrn, dafs er
ein Schwein ist; iiqtèe Va dqt pines (140. 2 — 3) der Vater gab ihm
Geld; dt rühre n a potút araiç se lu ómiri, se nu mes aw içsf k^ire
iUf/Vr (152. 5) vor Scham konnten sie sich vor den Männern nicht
Kigen, sie gingen nach Hause zu ihren Frauen. Arom. seltener:
^ m aveä, m^ sa aveä (Arom. S. 240. i) einen Vater hatte er
nicht, eine Mutter hatte er.
9. Hatte nun aber die Sprache neben der Reihe mi/ii liai
«^' in ererbt gleicher Funktion die Reihe mihi tibi illui mit so
anfserordentlich erweiterter Begrififssphäre des letzteren, so wäre
es erstaunlich, wenn die i. und 2. Person diese Funktions-
erweiterung nicht nachgeahmt hätten, um so mehr als sie
ober die gleichen grammatischen Mittel von vornherein verfügten,
und thatsächlich finden wir im Altrumänischen eine kleine Reihe
von Beispeilen, die den Beweis geben, dafs sie sie nachgeahmt
haben. Die meisten von ihnen stehen im Scheyanu, der ja auch
Qie reichlichste Gelgenheit dazu bot: giudefu mie fi par ä mie (9. 5)
Joanna meum et causam meam; DomntU vrätuie mie fi scapare
•'^ f izhàvitorìu mie, . • • agìuiorìu mie . . ., scut mie fi cornu späseniei
iäT ^'^* ^ Herr meine Kraft und meine Zuñucht und mein Er-
^^» •.. meine Hilfe ..., mein Schild und Füllhorn meiner Erlösung;
Stell '^° diese mmänischen Verhältnisse erinnert manche mittellateinische
^^ mit ihrer Häufung von Possessiven, z. B. Hecuba ergo narrava . . . .
^ S'osta fuer ant .... pro disponsionem filie suae Priamo viro suo et
p'j/?'**^ri^iV? suo, Alexander vero dixit patri suo u. s. w. (Historia Daretis
it^i '98); Jordanes: mortuoque Athalarico mater sua Theodahodum con-
"'epM suum regni sui participem faciens 48. 13 u. s. w.
sel zu mi bei i
tHerdings ¡angele lui 1
ZUaX RICHTER,
beachte das hohe Pathos, mit dem der Psalm einsetzt nod dea I
spOsenia, das auch lieber mit sa auftritt VgL '
prt spastnü noao {C. B. II 123. 17); aglit-
¡erlu mie (21. iz, 29. 1 1, 34. 2); inväfäiurä mie (l 18. 97. 99 u. 143)
meditado mea. fu Domnul rädicätoriu mie (17. ig) der mich anf-
gerichtet hat, in ne-färä-menle mie (21. 3) in meiner Gedanken-
losigkeit (^ ad insipienliam mihi), tu e^ti fugire mie de uärht
(31. 7) du bist meine Zuflucht vor Kümmernissen, mvarla^are mie
fi /"gire mie efíi lu (70. 3) meine Stärke und meine Zofludit;
mesereri mie fi scäfiare mie, agiutorïu mie fi izàaviiorlu mie (143. 2)
mein Erbanuen und meine Zuflucht, meine Hilfe und meine Er-
lösung; agiuloriu!ü mieu tfli p scapaire mie {90. 2, bei Coresi agUí-
¡oTiälü mie a. s.w.); Jesuiä pus ai upuväinfa fie (90.9) altissimum
posuisLJ lefugium tuum; agiulorlu ^i seul Moao iaste (32. 20); agiu-
toriu mie (34.2, 58.18, 2t. tz, mit noao 45.12, 61.9), saii mie
(30, 5), ftriloriu mit {58. 18) susceptor mens, /«// noao sedpari fi
stia (45. 2) refuginm et virtua. Hieran kann man auch setsen nu
lua sufietul mie (140. S), das Bianü zu mieu ergänzt. In anderen
Schriften: Siliöanu voao eredinnciosulu fratele (Vor. 164. 1 1) S., euer
gläubiger Bruder; in der Bukarester Bibel eelu eredînciosû voao /nie,
eelora ce vorä face poména mie (C B, II 155.10) die mein Gedächtnis
feiern werden; singelc mieu de lige noao (107. 4); doarä mi j" arä
defkide okii mie {150. 8) vielleicht werden sich mir meiue Augen
öOnen; sa fit domnä mie (153. 14); eu sâmiu . . . Òolesa/a in mímele
mie Sj'änia Vinerï (147. 11) ich bin auf meinen Namen S. V. getauft
(Ha^deu teilt mi-e). Hingegen ist domimi mie agiulorìu (Scb. 1 17. 7),
wie an der Stellung des mie ersichtlich, ein elliptischer Satz, ¡nü
also betonter Dativ des Zieles in possessivem Sinn (vgl. unten
§ '3- ^' ebenso Domnul ¡aste mie agiutotlu (Gaster I 229. 9), tire
noao Domnu laste (Seh. 1 1. 5), etwa wie curali lui stncSeiuni (Matth.
8. 3} er heilte ihm den Aussatz. Die Stelle piima^ii miei diserà
reale mie {Dos., Prosaversion d. Ps. 40. 5, Gaster I 248} läfst nicht
erkennen, ob hier reines Direktívobjekt vorliegt oder objektiver
Genetiv (§ 5 c), da es rein sprachlich ebenso gut bedeuten könnte:
„sie sagten mir Böses" als auch „Böses wider (lur) mich". Seh.
und Coresi: dram miei </iserä reu mie, wie eei te eeru reu mie (70. 20)
die mein Unheil suchen.
Es sind nicht viele Beispiele, alle für Possessiv als Respekliv-
objektiv oder für emphatisches Possessiv (§ 5 e], fast alle aus der
ersten Periode der Schriftsprache, dann schwinden sie ganz. Eine
letzte Spul einer Differenzierung nach dem Muster von säu tmd
/m' sind die Formen lalä-mieu, sorS-la wie mit shi, während miete,
tau sonst artikuliertes Substantiv haben wie lui.
IO. Ueberblickt man theoretisch das Rüstzeug des Rnmä-
uischen an possessiven Ausdrücken, so wäre die naheUegendste
Erklärung lör den Schwund von mie fie als Possessiva die, dafs
die ausdrucksvolle Redeweise des betonten Possessivs verdrängt
worden wäre durch diu noch ausdiudtsvoUcre mit pleonastìscheio
I
A
ZOR STMTAX DBS RUM. POSSBSSIY-PRONOMENS 3. PSKS. 433
nnbetontem Dativ die, xwar pragnant, aber dodi etwas schwer-
fi% ihrerseits dem einfachen unbetonten Dativ Platz machte.
Der Gedanke liegt am so näher, als der Gebraudi der Possessiva
der 3. Person dardi Eindringen des unbetonten Dativs vom Beginn
des 17. Jahrhunderts bis zum 19. in der Volkssprache um mehr
als dk Hälfte herabgedrûckt worden ist £s wäre leicht begreif-
lich, dafs die i. und 2. Person gerade in einer emphatischen Aus-
dnicksweise vorangehen, so dafs wir für sie zu Beginn der Schrift-
sprade einen fast abgelaufenen Prozefs vor uns hätten, während
bd der 3. Person die Wandlang sich vor unseren Augen vollzieht,^
doidi Einflufs der Schriftsprache aber und deren gröfsere Kon-
senrativität nicht zum Abschlofs gelangt, vielmehr auf halbem Wege
entarrt Hiergegen sprechen nun aber die im 16. Jahrhundert vor-
handenen Verhältnisse, wenn man eine auch niu: beiläufige Statistik
anüstellt, die allerdings mühselig und dadurdi schwierig ist, dafs
die inhaltliche Verschiedenheit der Dokumente die Bevorzugung
bald der einen, bald der anderen Person mit sich bringt. Um das
tdion so vereinzelte Auftreten von mte u. s. w. als Possessiv zu
reditfertigen, mûfste der pleonastische resp. der einfache un-
betonte Dativ in der i. und 2. Person sdion unendlich häu-
figer sein, als thatsächlich der Fall ist In Wahrheit ist der un-
betonte Dativ in der i. und 2. Person gar nicht erheblich häufiger
als in der 3., und was noch wichtiger ist, er tritt überhaupt erst
IQ Ende des i6. Jahrhunderts etwas häufiger auf.
II. Auch der Ableitung- des einfachen unbetonten
Dativs aus dem pleonastischen stellt sich nicht nur die
&^wierigkeit entgegen, dafs beide fast gleich häufig auftreten, der
^ache eher öfter als der pleonastische. Dies könnte ein Ueber-
^gsstadium andeuten und bei der Unbeholfenheit der ersten
Autoren keinen bindenden Schlufs auf die gesprochene Sprache
^'^^tten. Thatsächlich ist der pleonastische Dativ beim Pos-
^ Die ältesten, nicht zahlreichen Beispiele, in denen unbetonter Dativ
^^ Possessiv zugleich aufbretcn, sind: Beim Objekt: Mat th.: ¿ua-f-vor plata
. (^. 2) sie werden sich ihren Lohn nehmen ; a-fi lua vefmtnUle lui {2^ 1 8)
5^^^ sein Kleid zu nehmen; Uce fête ce^^i luarä lumänarüe lor (25. i) zehn
j^^^fnaen, welche sich ihre Lampen nahmen; s3'{hea crucé lui (16. 24) dafs
^ch sein Kreuz nehme; nu ve grijirep. sufletele voastre (6. 25) bekümmert
1^**^ Seelen nicht; va incêpe a fi bate sofii'lui (24. 49) er wird anfangen, seine
ij^^klaven za schlagen. Vor.: tnvräto^afi'Vä tnremiie voastre {l^^, l, ähn-
jf* 132.6) stärkt eure Seelen; ^t (i spala pacatele tale (^l, io) wasche dir
J^^« Sonden ab; fi-f/ lega picioarele sale (27. 4) und sie binden ihm seine
V*"^«. Moza: U puse lege lor (346. 36) er gab ihnen ihre Gesetze. Le-
•^■^ dï Dumnicci: cela ce nu-f va fíísa lucrul sau (C. B. II 47. 15) der nicht
!g*^^« Arbeit lassen wird. — Beim Subjekt: era /? lor ochii tngreoeafi (^zXiii,
• ^ ^3) die Augen waren ihnen schwer; sä le fU lor direpta ocinä {t mofie
fi" fiepcfilor lor (Doc V, C. B. I 28. 5) dais es ihr rechtmäfsiges Erbteil
r*-^ Gut sei und das ihrer Nachkommen (ähnlich Doc XXIV, ebd. 136. 9); sä
^ lor satul ... lui ci felonlor lui (Dor. XXV 145. 7) dafs es ihr Dorf
.. seines und das seiner Kinder; iorü le era viafa (Moxa 355. 20).
PhiL XXV. 28
434 BUSS RICHTER,
se S si V jetzt ziemlich aufser Gebrauch; wenn er vorkommt, so findet
er sich beim Direktivobjekt {ml^a datü me).
Ein gewichtigerer Einwand ist der, dafs beide Typen des an-
betonten Dativs schon im Lateinischen zu finden sind. Aas-
gangspunkt ist mihi est im Sinne von haheo. Diese Wendoog be-
zeichnet im klassischen Latein nicht den dauernden, sondern den
zufälligen Besitz, esse kann also durch ein Verb des Zukommcns,
Zufallens ersetzt werden. £s giebt dementsprechend viele Fälle,
in denen nicht klar geschieden werden kann, ob der Dativ noch
beim Verb oder schon beim Substantiv steht, d. i.: ob er der Casus
der Person ist, auf die die Handlung zielt (Direktivobjekt),
oder der Casus der Person, auf die die Handlung wirkt, ohne
auf sie zu zielen (Dati vus ethicus oder energicus oder sonstwie
benannt): A en. 8. i6o: tum mihi prima genas vestibat flore\ Lucre z
I 924: simul incussi t suavem mi in pectus amore m; ProperzIl5. 21''
nee tibi periuro scindam de corpore vestem (nicht ganz rein, da
tibi eine Apposition hat); Liv. 44. 3. 8: quae res accenda iis animas*
Bei späteren Autoren: Venantius Fortun. I 7. 9: ut ¡oca mtli*^
negentf quo tibi festa sonent; V 5. 132: qui Christo adquirit quod
sibi munus erit? Friedr. Leo (Monum. Germ. A. A. IV S. 41 j)
zählt dies unter die Fälle, wo sibi statt Uli steht; durch die pos-
sessive Bedeutung ist der Wechsel noch leichter erklärt VI 2: hos
sibi participes per pia vota facit. Gesta Theoderici reg^i*
203. 15: aliquantos sibi satellites assumit. Fredegar: 106. 33*
copulan s Waldetradam sibi uxorem = sich zum Weibe oder ^**
seinem Weibe verbindend; 95. 18: si tibi potuero Francos ff^'
fare = deine oder für dich; 150: ufiiversas sibi subditas genf^-^-
Daneben sind schon im klassischen Latein Fälle, in denen ui^'
zweifelhaft vuhi den Possessiv ausdrückt. Den Uebergang machen
vielleicht die Sätze, in denen zum Begriflfswort ein Prädikat iri "^ ^
so dafs est die Copula zwischen Subjekt und Prädikat wird ur»^^
mihi allein steht: Bucolic. 7. 9: caper tibi salvos et haedi\ Tibul ^-
2. 5. 121: tibi sint intonsi^ Phoebe y capilli\ 2. 7. 4: mollis sii nú
somnus\ Ca tu 11. 64. 330: quae tibi ... mcntem perfundat, Oder d^
Begriffswort ist in prädikative Stellung gedrängt: haec mihi jíc-^^^
divitiae (Gesta Theod. reg. 208). Mit anderen Verben: olii àu^^*^
quies acules et fe r reus urget somnus Verg. X 745; 0 mihi i^-
quam molliter ossa quiescant Bue. X 33; flct sibi dementes tarn
luisse inanus Tib. 1 10. 56; non tibi barba nitíty non tibi
cornasi 1 4. 4 U.S.W. Aus späteren Autoren: Eugippius (V.Sev — ^ '
cuius habt tat ores unicum sibi re medium fore crediderunt^ ut 8.
redd i sibi unicum f ilium p ree aba tur incolumem 10. 32; ad .*
augmentum salvatoris mihi dona proficiant 9. 37. Caesar v(
Arélate: unus quisque sibi vitam ae ternani siait in corpore suo
sacarlo isto egit vel meruit, ita recepturus erit in illa die iudicii^ h<^
bona et mali mala 211. Martin v. Bracar a: Domno beatùsir^^^
ac mihi desiderantissimo in Christo fr atri l. i. Vulgata: cogi^
bant mala mihi (Ps. 40. 5). Ausonius: tertius herum mihi
ZUR SYNTAX DES RUM. POSSESSIV-PRONOMENS ¡. PEKS.
435
múgiíUr (Cotnmemor. professor, q). Jordanes hist. Rom.: ywa
ftlkitali tibi Totila comptrla 51. 16 ; quod tenuis mihi est Spi-
ritus 53. 8; Hist. Get.: me ... cognoscent tx vicina loca sibi vinum
ntgotiantes 127.9. Venant. Fortun. Ill 17 dum tarnen alta peto
resontt mihi in aure Ga/lus gtsta beata viri; IV [43 patuit quam
sit tibi celta polettas\ IX lO coniuratus sum sibi pellicitut; V. Mart.
IV 677 hinc tibi Brinid fiuens Her est; 1 34 non prattexta mihi
rutilât toga; li 410 lectio nunc resonans sibi, nunc oratio current
(bald ertönt sein Lesen, bald flicrst sein Gebet dahin). Leges:
Formulae Andecavc-nses 5. 26 domno mihi ilio ntcnon et coniux sua
illa; Form. Visigothîcae 57g. 6 Dominis Sanctis ... ei posi äeum nobis
fortissimis patronis. Marculf 73. 35 Dto sibi teste. Fredegar 79. i
ut ipsum sibi adoptarent in ßlium; 131. 19 satva Uli fuit contra per-
sonas iniquitas; 250 testatus fui libi; 96. 18 ut melius Constaníinopale
mihi argentum mercarel; 96. 43 Theudorus eredetarius sibi puer (auch
96. iq); 85. 22 ff. si imperatur effeciut fuero, lu mihi eris agiata . . .
si sóror mea libi agusla . . , scias inter me el Aulunia placuisse, si ego
ejficior impcralur, ipsa sit mihi agusta. Gesta Theoderìci (ex
Aimonio bausta) 211. 3 naiumt/ue puerum sibi adoptant in filium;
210. 34 videi ab umblUco sibi procedere urbarem, Widukînd aus
Corvey: penes meliores vero nobis unclio el diadema sit (26); quid
si de isto pulvere sinum tibi impleo (v, 1,; libi sinum) (5); Thiadricum
ungunt sibt in regem (9); se libi non dominum sed amicum demandai (9),
Schreiben Innocenz' JII. 1202; çutm fh. Chr. dominus noster vicarium
sibi subsliluil (Doc, priv. I 6). Abtretungsakt des Grafen Celü 1265:
servala et retenta sibi profirittale (Doc priv. I 2. 80}.
12. Nun zeigt aber auch das Lateinische mitunter eine pleo-
nastische Verwendung des Dativs: mea mihi ancillas (Rodens
712); tuos tibi servos tuo arbilralu serviat (Bacch. 992}; suas sibi
segeles (Cic. Verres lU 69); panem autopyron de suo sili (Petron. 66);
cum sua sibi milione (Minntius Felix), Nach Landgraf kommt diese
Form seit dem Ende des 2. Jh. häuBger vor; es ist mir nicht ge-
glückt mehr als einen einzigen Beleg in mil tel lateinischen Autoren
zu finden: domno mihi locali meo ilio (Form. Andecavenses 4. 2^).
Bei dem Mangel an älteren rumänischen oder lateinischen
Denkmälern aus Rumänien können wir nicht beurteilen, inwieweit
das Rumänische selbständig vorgeht oder ererbtes Gut bewahrt
Der übereinstimmende, wenn auch quantitativ verschiedene Ge-
branch des unbetonten Dativs in allen Sprachen läfst auf Erbgut
schliefsen. In diesem Falle lagen alle bisher erwähnten Formen
nebeneinander, und jeder Autor traf nach eigenem Belieben seine
Auswahl.
13. Mit dem Reichtum des unkuldvierten Idioms, das noch
keine einheitliche Prägung zu litterariachem Gebrauch erfahren hat,
verfügt nämlich das Rumänische um das Jahr 1600' über nicht
weniger als XI verschiedene Typen, im ganzen 18 Möglich-
■ Die cp£ier auftrcteiiJeD Formeo sind in [|] gcictit.
436 BUSE RICHTER,
k ei ten, das Possessiwerhâltnis fur die 3. Person auszudrucken; fur
die I. und 2. Person sind einige Einschränkungen zu machen^ vgl.
§ 9. Sie sind:
Einfache Formen.
I. säu.
i) a) mit unartikuliertem Substantiv:
domnU'Säu, iaiä-säu, fratesu (Megl.), istr. seP kql* ihre Pierde-
2) b) mit artikuliertem Subsantiv:
s/ântul säu (Seh. 104. 42), glasul säu (Vor. 43. 5), pämaniid «^
da hasna sa (Levit. 4, C. B. I 6) die Erde wird ihre Frucht geb^^
fiul säu (Moxa 350. 31), muierea sä, urekile sale (Seh. 57. 5), gref^^^'
Uh sah (Seh. 67. 22), sufletulû säu (Vor. 162. l).
[In den Basme passim; arom. el frate s^u (Arom. 8.258.1 3'1
[3) c) mit a:
Da feminine Beispiele grundsätzlich ausgeschlossen bleit
müssen, nur ein einziges Mal: Oamini a sai (Seh. 149.4), wo
aber ein Sehreibfehler sein könnte. Coresi hat an derselben Ste^B-^
Oamini sai, vgl. hierzu das S. 429 Gesagte. Bacmeisters Aiisic=^-^^
(R. Jb. IV 71. 22), dafs die zu a lui analogisch gebildete For "^
a SÌU allgemein rumänisch gewesen sein könnte, ist audi
ihm nur auf dies eine Beispiel aus der Litteratur gestutzt
[Gewöhnlich ist a bei slèu hingegen im IR.: a i fie dou
(R. Jb. I 130. Il) deine beiden Schwestern; voi ^ste améC (128. i
ihr seid die meinigen; und so auch: he vqr mpre saki din asi
(150. i) dafs jeder seinen Esel mitbringen wird; asé fili (Ros
XXI 253. U).]]
4) d) mit al\
scaunul sfântu al säu (Sch. 46. 9); hogataie a sa (48. 7); w -^/«^
a sa (105. 45); cu al säu prefu (Vor. 105. 10) mit seinem Werte— ^
\cu al säu närav (Cond. uvae 64) durch seine (schlechte)
wohnheit.]
U. lui.
5) a) einfach:
perir ea lui, luna nu va da lumina él (Matth. 24. 29) der M^^ ^
wird sein Licht nicht geben.
[IR.: la luì wç/a (R. Jb. I 128. 17) zu seiner Mutter.] ^ ^
In der alten Sprache mufs das Substantiv vor lux nicht art*- ^\.
liert sein: rane loru (Sch. 63. 8) ihre Wunden; nedereptaie lor {^Z " '''
dereptaie lui (104. 45); agìuiorlu lor (77. 35).
6) b) mit a: _ ^^
locul sfântu a lui (Sch. 23. 3); numele sfântu a lui (104. 3) V,-^er
heiliger Name; unu boiarinü a lui (Moxa 366. 8) einer se?^ ^
Grofsen, vgl. Haçdeu (C. B. I 424), wo viele Fälle von a ^
Mase, verzeichnet sind, a aber als fem. Artikel und die g:
Wendung als unregelmäfsig bezeichnet wird.
[Im Arom. die weitaus geläufigste Form: suturile a Pei (A-^"^ '
S. 242. 7. 6); fratele a n'ou (258. 3. 4) mein Bruder; di fraif^ ^
ZUR SYNTAX DBS RUM. POSSESS IV-PRONOMBNS ¡. PERS. 4J7
ft (Z20. 2. 5) von deiaem Gelde; tra sHaptiUt a lui (Rumun. Unter-
suchungen XVIII 4) wegen seiner Sünden.]
7)
lit ah
: al ¡or aivânia {Doc. XV, C B. I 88. io) mit iiirem Wort;
unû fecorä ala mim (Moia 368. 34); alü ei satu (C. B. I 127. 3) sein
Dorf; cu ai ¡or ocki (Mattb, 20. 34) mit ihren Augen; ilupre al lui
lucni (Gasler I 44. 14) nach seiner Arbeit; a ti plinire {fkithea, Ps.
49, II bei Bianü) ihre Fülle.
III. Unbetonter Dativ als Vertreter des Possessiv-Pro-
nomens.
8. a) Enklitisch (eventuell proklilisch) am gramma-
tischen Wort oder am Verb.
Meistens reflexiv:
ifl-f fie Moldovénul mafia (C. R. I 59. z) dafs der Moldauer
sein Gut behalte; se-'(i luniji capultt (Vor. 30. 14) dafs du dir das
Ilanpt scherst; iiinre esci ci fi osändesci sq(u¡í¡ (13O. 3) wer bist du,
dafs du deinen Bruder tadelst; <lB fä ucisi un frale (Mosa 352. 19)
er tötete einen seiner Brüder; Ci fì-au blesUmal paria fil (C. B. Il
324. 29) die ihre Eltern verflucht haben; alunce fi ífi dimonulií
{Dosoft, Viaja Sf. 29. h, 21) da verliers sie ihr Dämon, vgl. Lacea
in R. Jb. V 92, der ;/ in diesen und ähnlichen Fällen für bedeu-
tungslos hält.
[IR.: tu mi ai gpinlsüe Iqt {R. Jb. I 142. 5) du hast mir die
Opanken genommen; Ol Wal.: ni intrarS oih tu agru (OlWal. I 7)
meine Schafe brachen in den Acker; ni am dsonUe tu xtane (XUI 4)
mein Schatz ist in der Fremde,]
Nicht reflexiv:
u'au aimt pulirt tä-i plai/scS capul {C. B. I 52. 8) sie halten
nicht die Macht, sein Leben loszukaufen; dtaca-i väzura Rumleanil
via\ä poretascä (Moxa 35g. 9) als die Römer sein schweinisches
Leben sahen; cä-i cuno^lea in sitale (Moxa 366. 16) Leontie erkannte
in den Sternen seiner Toch 1er; taia(i-i caput (C. B. II 155. 3) schnei-
det ihm den Kopf ab.
[/(■-a venitü iuhitulii la pòrta {Volkslied bei Marianü N. 491. 3)
dein Geliebter ist an deine Thüre gekommen; Mgl.: iou-ls ¡"m têt"
(VI. Mgl. 72. 12) ich bin deine Tante; i' Is-o ar<f dt'iaua (75. 9)
dafs es dir den Stiel verbrenne; Arom.: ku trandäfila Is lu nCn"
(Arom. S. 74. 47. 8) mit der Rose in deiner Hand.]
9) b) Enklitisch am Substantiv.
Das Substantiv bleibt meistens unartikuliert.
lucrarä-mi (Seh. 17. 45) mein Wirken; muiare-fl (Moxa 394. 17);
UcS-fi (404. 18); ¡a moarte'fi (373. 15); Swa grijea bärbatuiui-^i
{347. 19) E. diente ihrem Manne; beim Plural: gonitorü-mi (ßrii.
30. 16} meine Verfolger; so(ii-fi (Moxa 361. 5), vgl. Harden 3,425,
[inemü-fi (Dos. 9. 107); aqvetluti {== aeestü-li) va fire inj'etia-
lorlu (AIeJti 189) dieser wird dein Lehrer sein; pentru /a(a-fi albi-
foarä (Cînlece Mold, 126. 3) für dein weifses Gesicht; maica-ji la
ghtrghif cotta (13. 17} deine Mutter stickte am Rahmen;
438 BUSE RICUTEK,
frurnfä verde de pi OiiU
Din anuìu optíÍ'<feí!í''P''OpHí
Mulfí voinici sángele-fí varsä
(Soldatenlied bei Maiianu, înmorm. 31. 29) Grünes Lanb am O^^
im Jahre (18)88 vergossen viele Helden ihr Blut;
Sini^orU'i suspina
ochi^orii'i lacrima
(Doine S. 488. 14) ihr junger Busen seufzt, ihre Aeuglein wein^*»
mätu^ä-mi Sfcclüy groapa sä k sapu (Cond, uvae 150) dafs ich mei».^
Base, der Roten Rübe, das Grab graben werde; /tícele nü BiáiC'^
(146) meine Töchter, die Rettiche. Im DR. nach Tiktin (Gram. ^
S. 49) jetzt nur noch in bestimmten Lokutionen: parie^mi meim
seits, imprejuru^i im Kreise um ihn; nach den oben gegeben
Beispielen aber ist diese Bemerkung wohl auf die Schriftsprache ei
zuschränken. Arom.: s^ b^neadz^ fumeaVa is (Arom. S. 281, 129.1 '^^
deine Familie soll leben; la guif P (S. 250, 123.1) nach sein.
Höhle; tru falsa «' me ò^s*^ (S. 16, 13. io), also Dativ und A
sativ: er kufste mich mir auf die Wange; moarlea ku okl't nUvid^^ ^
(S. 28, 2^, 5) ich sah den Tod mit meinen Augen; gura u la^^mtt
ar^ndurik* (S. 30, 27. 8) dein Mund ist ein Schwälbchen. Im 01W.:^b1.
die häufigste Form (vgl. Weigand, OlWal. S. 78).]
10) c) Unabhängig:
tn vitata f« (Seh. 131. 13); Ca lacov ale^e fi> domnul fi Jsra^^^i
în doslotmae pe (134. 4) quoniam lacob elegit sibi Dominus, Isr^^-el
in possessionem sibi; pasare afta pe casa (83. 4) der Vogel fiiM^^et
sein Nest.
11) IV. Unbetonter Dativ als Dativ des Zieles mit d^ ^
Verbum existentiae, also der echte Vertreter von mihi est:
mi e foame ich habe Hunger; fi e dorul du hast Sehnsuc-^* »
agluiorlu hn fii (Dos., Prosaversion der Ps. 26.9, Gaster I 24 .''^
sä (i fie mila dumnitale (C.B. I 173. 4) dafs deine Herrlichkeit *^gv
barmen habe; sä fie lui sänäiaie fi* erläciune päcatelor (C. B. II 155- ^ [
ihm werde Gesundheit und Erlassung der Sünden; päcaiu lui î*^
(Vor. 131. 3).
\de la cine î(i esie viéafa (1777, Gaster II m. 19) von W
hast du dein Leben; IR.: mie i milç (R. Jb. I S. 146. 9); lui ^
fome (144. 6).^
12) V. Betonter Dativ des Zieles (Zweckes) als V
treter des Possessivs:
domnul mie easie agluioriu (Seh. passim); iäe luì urêchia (Ma^
26. 51) schneidet ihm das Ohr ab; legafi lui mânile ^i picoa
(Matth. 22, 13) bindet ihm Hände und Füfse.
[Viski János 1697: jeu szemt czie Dumnedzeu ptäernik (49.
bei Bianü XLIIl) ich bin dein mächtiger Herrgott.]
13) VI. Ersatz des Possessivs durch ¿/^ + Accusa
des Personale:
In der ganzen altrumänischen Zeit ist de statt Genetiv selt:-^
auch mit einem Substantiv: De Çeu laudu gräire (Seh. 55. 11) ^-^^
ZDR SYNTAX DES RUM. POSSESSIV-PROSOMENS J. PERS.
439
lobe das Wort Gottes; pre mißocü de sUrbäloart ta (73. 4) in medio
solemnilatis tuae; pri mijloeü dt pUmiinlu (75. li); valí di piàngere
{83. 7} Tha! der Thräiien, das schon nicht mehr ganz hergehört;
casa de Dgmnul (i3Z, 9, bei Coresi domnului) das Haus Gottes; in
loca de pare (Seh. 19. 4) sicut escam panis; cri ce era de Pavelu
(Vor. z6. 7) die Anliänger des P.¡ ce e de Pavelu (68. 10, Belgrader
Bibel t= lurrulä ¡ui Pavelil) die Angelegenheit P.'s. Mit dem Pro-
nomen kommt es fast gar nicht vor; wenn es steht, so isl es
prädikativ: ee t de voi (Vor. 62. 14, Belgr- Bibel: iucru! vosiru.
Bukarester Bibel: cele ce sìnda de vot) eure Angelegenheit; moartä
îasie de ¡i'mre (120. 6, Belgr. Bibel: moartä' 1 iniru leof, Bukar.
iihcfi) dabei (von ihm her) ist der Tod.
wo f/i + Acc den objektiven Genetiv
- (Seh. 30. 20, bei Coresi: /rico(i/oru de
■r dir fürchten; /n'cofii Je /ine vä^tc-me {Seh. 118, 74);
nele /Hu (60. 6); pre mißocü de Une, Eghypte (134. 9)
Bibel: moar/ea iasle ,
Hierzu kommen Fäll
ausdrückt: /emu\ilor de I
lire) die sich \
lemu¡iÍor de t
1 medio tui; /eriee de bärbatu ee-i este de tire aglulorìulu (83. 6,
Coresi: aglulorìulu dt tine) glücklicher Mann, der deine Hilfe hat
= dem von dir aus Hilfe kommt [OlWal.: de line n'eas/e dor (0\V.
IV 10)], wo überall die Enlstfhung der Wendung noch klar zu
Tage liegt: von dir her, von dir.
14) VII. Substantiv + Possessiv im Nominativ vertreten
den possessiven Genetiv:
f« /rupul maicä-sa (Mosa 357, 20) im Leibe seiner Muller,
vgl. Haçdeu, C. B. I S.425.
[sä iau eapä fratre mni (Doine 4g5, 106) dafs ich das Haupt
meines Bruders nehme; auch mä-^i findet sich als Genetiv; in den
Maroc -Dialekten ist diese Form die gewöhnliche, vgl. Weigand,
R. Jb. IV 292.]
Gelegentlich steht das Substantiv im Genetiv: ^i-li puse Tulie
mäscärie coconüoril-fl (Moxa 356. 34) TuUiua machte ihn zum Possen-
reifser seiner Kinder.
[Corbea, Ps. II 4. 5 rugei-mi glasS (Bianü LUI) die Stimme
meiner Bitte.]
dea 2
Fleonastiscbe Formen.
15) Vm. Betonter und unbetoi
r Dativ (doppelter Dativ
sä le fie lor direplä ocinä (C. B. I 28. 5) dafs es ihr recht-
mäfsiges Erbe sei; lui i fu moar/ta ca unii somnli (Moxa 362. 14)
sein Tod war (ihm wurde ein Tod zu teil) wie ein Schlaf; hierzu
vergleicht sich: sä-l fie prii/ina fttorului (Moxa 366. 8) dafs er ein
Freund des Kindes sei; sä nu pofte^ti vecinului-läu nice muiare-i
nece faia-i (C B. II lot. 8) dafs du nicht begehrst deines Nächsten
Weib noch seine Magd; hingegen scheint mir: ^i-i fu mila lui
Dumnezeu (Moxa 375. 5) ihm wurde Gottes Gnade au teil, gegen
Ha^deu's Deutung (S. 422, § 54) kein doppeltes Daliv-Pronomen,
da lui zu Dumneaeu gehört (statt Dumneuului).
440 EU5B BICETER,
[Arom,: dumntdzcu !ii¿ ^ P Va bona (Arom. S. 84, 55. 2) Go«
nehme ihm sein Leben.]
16) IX. Possessiv und betonter Dativ:
furili (ûi/ura mie ¡a ¡irulul mieu (Scb. 15. 6) die Diebe fielen
mir in mein Gebiet
17) X. Possessiv und unbetonter Dativ.
a) enklitisch am Verb:
laiä-fi-u pacatele lall (Maltb. 8, 2) deine Sunden werden dir
erlassen: a-f' las« muiearí lui {Mallh. 19. 3) sein Weib «u vier-
lassen; iloarû itprasi-^i vre giunü caraire ta {Seh. 118. q. eines der
sehr seltenen Beispiele (ur unbetonten Dativ der 3. Fers, im Seh.)
wird etwa der Jüngling seinen Weg bessern?; pasdrí aSä-^ä ti eatS
(Coresi %'i. 4) der Vogel findet sein Nest; elu ni-i kapul noslnt
(C. B. II 122. 14) er ist unser Haapt; acfSla-0 Heise pre mumä-sa
(Moxa 359. 7) dieser lötete seine Mutter; pust-'p mäinrule sale
(Vor. 98. 4) er legte seine Hände.
b) enklitisch am Possessiv:
pre Irupul ¡iu-^i (C B. II 228, 12) über ihren Körper; in viafií
liliali {Coresi 131. 13); f;i dostoimcie lui^ä (134. 4).
[/j hoalii naa-ml (Dos. 6. 24) in meiner Krankheit.]
18) XL Betonter Dativ -J- ¿/r der näheren Bestimmung,
des Zweckes:
cace c'au fast lui de mojie (Doc XIX, C. B. 1 II 3. 3) welche
ihm gehört haben als sein Gut; ca sa 'i hie lui taie de mope (113. ^)
dafs ihm das Dorf als sein Gut gehöre, also betonter und unbe-
tonter Dativ und de. Dies sind m. W, die einzigen Belege.
19) XIL Possessiver Genetiv -\- säu in der Bedeutung des
Artikels: ■
nur bei Moxa: /¿fjd impera(ia fraiiivsSu lui Altxúndru ^ifiu-säu
lui Koslanlinü {391. 22) er liefs die Herrschaft dem Bruder des A.
und Sohn des K. (^ des Konstantins seinem Sohn).
Hierzu kommt noch bei Dosofteiu:
[20) XIIL Doppelter unbetonter Dativ:
earile { aä lanulu-(i ponineile toaie (7. 20) die, welche alle deine
Befehle gehalten haben; cS rni'di etrcalu-mi intma 'n rindul {16. 9)
du hast meine Seele umgarnt, also einer proklitisch, einer enklitisch.]
Als einselne Fälle seien erwähnt: ea4ura ipre cerüiea lu Pa-
velu (Vor. 2¿. 14, ebenso in der Belgr. Bibel, in der Bukar.: ca4mdä
pre grumätu lui pavelu) also: sie ñelen um den Hals des P.; ca
pre 0 maieä a lui (Moxa 373. 12) wie seine Mutter, das sich dem
ital. una sua moglie vergleicht.! [Aehnlich: ca un lata ee-(i sunt
(Creanga, Gaster II 349. 29) als dein Vater.] Endlich: mie :
mila (Gasíer I 52. 24); {i se cara de la Dumne</eu mSueare fie (i
103, 2ì) und sie verlangen von Gott ihre Speise.
ZCR SYNTAX DES BUM. POSSESStV-rROSOMENS 3. PERS. 44 1
14. Von diesen Formen sind noch 15 lebend, nämlich i), 2),
4) — g), ii) — 17). Zieht man die andern romanischen Sprachen
zum Vergleiche heran, so steht selbst das formenreiche Altfranzö-
sische hinter dem Rumänischen zurück, denn es verfügt nur über
sieben possessive A us drucks weisen. Italienisch und Spanisch- Portu-
giesisch nur über je fünf.' Es darf aber nicht übersehen werden,
dafs diese mannigfachen Formen nicht etwa wie jetzt im Rumä-
nischen oder wie in den anderen allen und neuen Sprachen eine
stilistische Abwechslung ermöglichten, indem sie in einem und dem-
selben Schriftstücke neben einander gebraucht wurden. Vielmehr
finden sie sich in den verschiedensten Mischungsverhältnissen zwar
zu der gleichen Zeit, aber nicht bei den gleichen Autoren, der
eine verwendet blofs die einen, der andere wieder andere.
Coresi (in dmi Evangelien) setzt fast ausschliefslich /ui,
im Matthäus findet sich nur 3 mal unbetonter Dativ, und 5 mal säii,
und zwar nur bei iaiâ und miimä,^ in den bei Gaster 1 enthal-
tenen Proben kein einziges Mal. Ebenso verwendet Greceanu in
der Bukarester Bibel 1688 (in den bei Sbiera (Cod. Vor.) und bei
Gaster I enthaltenen Stücken!) ausschliefslich /u;'. In den Psalmen
hingegen gehen Coresi und Scheyanu im engsten Einklang.
Scheyanu; in der grofsen Mehrzahl der Fälle einfaches /»/
und sau, selten mit a oder ai, etwa dreimal unbetonter Dativ, ein-
mal pleon astisch.
Voroneteanu: die verschiedenen Typen von /«/ und läu,
unbetonter Dativ, der sichtlich bei der 2. Pers, bevorzugt ist: 54mal
Possessiv gegen 12 mal unbetonter Dativ, während bei der 3. Pers,
das Verhällnis ^ 84 : 13 ist. Einige Male kommt unbetonter
Dativ -J- Possessiv vor.
Michael Moxa bedient sich fast aller aufgezählten Formen;
jedoch wendet er ääu nur bei Personalbezeichnungen an, ausge-
nommen einmal : Jacu Dummstu omul at mJnä ¡u¿ . . . pre kìpul
obrasului säu, p'-í puse u. s. w. (346. 1 8) Gott schuf den Menschen
mit seiner Hand nach der Form seines Angesichtes und stellte
ihn . . ., wo vielleicht der Schreiber -fl (fb) wegen des nachfol-
genden ;iV ausgelassen hatte, und tSu späterer Zusatz ¡st. Ein
' Altlri.: I) betontes Possesriv, 1) unbetontes Poisessiv, 3) pOBicssiver
Dativ (mit a). 4) Obliquas, J) unbetonlet Dativ (tn viel geringerer Ausdeli-
Bang), Ú) pleoDastiscbea Possessiv 4- Dativ, 7) Genetiv (mit di), wovon fünf
Typen erhalten sind; i) i) (seilen), S) 6) 7}. Italien, Spanien, Portugal:
1) Possessiv, 2} unbetODter Daliv, in Portag. in weit ausgedehnterem Mafse
dIi in den übrigen wcsUicIien Sprachen; vgl. übrigens Calderón, Alcalde de
Zalamea: aun no le vean la caino (I $[1): _^0 te hallar/ la disculpa (III Ö94);
3) plconastisches Possessiv, ¡talienisth mil a (Dativ} oder mit Genetiv (ge-
schwunden), spanisch und porlag. mit de (Genetiv); 4) Genetiv: ital. la casa
di Ita, span, la dt el, portug. a de elle; 5) pleonuljlcbe» Foneuiv +Aaierí
(geschwunden), vgl. ML. HI §371, Tobler II 79.
* iaiänr-i3u (U 21), mumSnieí ¡ale (XIV IO), latS-sSu lau mumS-ta
[XV 4], tatam lui au mums-la (XV 5).
442
ELISB RICHTBR,
Freund pleonastischer Aasdrucksweise^ hat er sämtliche pleonastísche
Verbindungen angewendet; auch der einfache unbetonte Dativ findet
sich bei ihm zum ersten Male häufiger.
Dosofteiu setzt in seiner gereimten Version der Psalmen fast
ausschliefslich den unbetonten Dativ statt des Possessivs; seine
Sprache hat dadurch etwas Verkûnsteltes, Einförmiges^ wovon die
Prosaversion vorteilhaft absticht. Er gestattet sich noch eine wei-
tere Freiheit, indem er den unbetonten Dativ nach Belieben
auch beim eingeleiteten Objekt verwendet: dt'n òrafe^ft (S. 4)
in deinen Armen; cu sfìnia^fi fafä (15. 38); l^i(í ^tse cä/rä slugä
(Viafa Sf. 118. 25) und er sagte seinem Diener; ^i^mi ausi ^i de sus'
pinuri (Gaster I 242. i) und er hörte mein Seufzen. So auch noch
Corbea: înnainté /éfet-fì (Bianû LI 2) vor dein Angesicht; ca sä-fi
ttmblu in cale (LIl 18) dafs ich auf deinem Wege wandle; în spur^
caia' fi faptä (L 40) durch deine schmutzige That. Und auch beim
Objekt, das dem Satze vorausgestellt ist: mila^ sä^p arate (46. 21)
dafs er sein Mitleid zeige; pizma^ii sä-tni càute (53. 33) dafs ich
meine Feinde sehe.
Ueberall wird noch das Herumtappen und -tasten der Autoren
bemerkbar, die keine fertige Sprache vorfinden und bald mehr
bald weniger auf Stelzen gehen. Was speziell das Verhältnis von
lui und säu anbelangt, so ist es:
¿uiisüu im: bei PersonalbezcichnuDgen ;
100 : 47 Scheyanu
100 : 60 VoroD.
Moxa
Von den Dokumenten in C. B.
kommen nur in Betracht:
No. IX
XI
lui : süu
3: 7
18 : 70
I
4
4
I
I
I
2
75
100
I
«3
13
20
6
4
S
20
o
o
o
o
I
I
o
50
81
I»
I»
»>
II
XV
XXV
XXIX
> Bd. I, aus der Walachei
M XXX
I, vili
e. B.
Texte des II. Bds.
von diesen speziell:
8 Predigt (1600)
22 Cugetarï în óra mor^iï
0 Cal. Maicei D. la Jad.
4 Sfta Vinere
8 Costin (1670)
2 Dascalul (1650) etc.
1 Creanga
25 Cantemir
aus der Moldau
worunter P.: 25 : 31
Moldauische Texte
bei Gaster
3
0
4
»7
I
I
3
o
5
10
3
3
7
9
8:33
1 Vgl. Hafdeu, C. B. I 413 flf.
74 : ■- r.i-
100 : î^:.
50 : 50 A.-31: -•
5 : 18 Ne ""-2;.
Ein bestimiLiv: :.-. .-..
VergleidiLMi nicht z.fi'i::.
der cinztílnt.-n Texic ú'j . -..
d au í seh en Texten Líi .: -■ -
in Anbetracht der führeii'jr^; .
geistigen Leben der KuiiíüI:-:
erklären, dafs der Geîrc.:._':
^¡. räche so sehr zugenüir:::*^': . _.
í'.ür.cig abnahm. Hier is: :.-::.... :: .
lis. et*, en, suus beir.ah'.- ré.*.: i..
'•rTeii'Miungen beschri.!.i:: v--,-
s.:: ivMich nach die^-'. •:'!.«. *■
i-a - ::i:.j in dem Mc.'v.- c.---:r-'. ^
vtrcie. In dieser Bvi>. :.:-:.£•:- r *:. l, .-. .-
ca.s der Gebrauch ".'.:. r^-: Jii ' '. - .-.
genommen habe, v.äj.r-.-r'i -.• * : -
(rher zugenommer- :.á:.
16. Die \'*:f:Á.::.,:z;í:.
mod'-rr.en 'I>x:f:r. :::-:.: 1. ' .- • - -.
(l«rr r.ura. b*:; -.ir.-r -, - - '.^ .
bli-iheri lij:.'-'.-:, c<i ■';: -•:.■.. * -
rend iin .M.rurr.c-.. , :. - - -
denselbeii firi::.':";*./^ . • -. .-
>tatit»rt word'L -;r.'.. .^' -- -.- .- •• --
Erscheinung Cur::*: '::."..-. li ^. .>.--. -
stände zu erfr.ir-:. r;::. .' % --..
seltner ah -.:r.¿'-;.¿.--:-. ..-.-. -. .-. -. ^.^
^U I. A ••■•■.*:<.■ '..ila. ^ ».4.4.1 .*. . ... ■ .
bra-. h b.eibt ur.': Iâ'-. • :. -. -- -^
Plura! weit -i^-ltr.*:! '.^.rK''.\T:.>. \
Plural b^tor.t v.»r'::r-. •'. :.-...*•-. \ . ' ,
er überhaupt r.ur z'.: r. ar-::.'. .-. . .r..
nicht g'ínüg*^:.. ; ür *'..-. '* .- '.'. j,'-. - .
ginn dieses Jahrh-:r.^i':r' . ■.-; .' - : <. ^.
und Itali';ni=:ch^.'. *\'<.7... • < . "- ■ - •/-
(Negruzzi; ihr r':; .:.«:r B','>- í- -* - -,
ihrem alten IIe>i'r.v:rr.'- . z. .• • »: ^-
» Gram. Istor. S. '.'/',.
444
EÎ.ISE RICHTER,
die Tbatsache, dafs der possessive Ausdruck fSr den Plural nicht
parallel geht mit dem für den Singular, auch im Afra.-Prov. nach-
weisbar, wo possessiver Obllqiius im Singular gewöhnlich, im Plural
selten oder nie siebt.'
Aus all' den oben gemachten Vergi ci chu nge a ergiebt sich,
dafs die Variationen im Gebrauch der beiden Pronomina zuletzt
unter die stilistischen Eigentümlichkeiten der einzelnen
Autoren zu zählen sind. Wenn Coresi im Evangelium blors lui
anwendet, so wollte er damit vielleicht einen besonders volkstüm-
lichen Ton treffen, im Gegensatz zum Psalter, in dem die pathe-
tische Differenzierung sehr wohl angebracht war, und in dem er
mit dem Scheyanu so vollkommen übereinstimmt, dafs es scheint,
er habe diesen mit geringfügigen Aenderungen* in seine Bibel-
übersetzung eingefügt; dafs er aber seiner Sprache eine gewisse
Gewalt angethan hat, beweist das Unterdrücken von s3u auch bei
Perso na Ibezoichn ungen, worin eine ganz individuelle Eigenheit
von ihm zu sehen ist. Der Bearbeiter der Bukarester Bibei hielt
sich dann, wie es scheint, strenger an ihn als der der Belgrader.^
Eine gewisse Freiheit zeigt sich auch in den Dokumenten und
in allen oben er^vahnten Schriften, indem der eine Autor ganz nach
Belieben eine andere Verhältm'sziffer erzielt als der andere. Durch-
aus individuell ist auch die Abwechslung aus ästhetischen
Gründen, die bald mehr bald weniger regelmäTsig angewendet
wird, K. B, bei Alecsandri; ûchù lui mari fi ìn/iligenfi, nariU-sale
largì fi Irandaßlii, picioareU lui stih^in fi ntrvoast, toada lui pleioasä,
tuaflimpírul slu selbaiec fi lot odala blandtfa lui sub mäna omuiui
¡ìnt probt ved(rale de tángele arabesc ce eurge hi vinelc lui (Calat. 105)
seine grofsen und intelligenten Aogen, seine weiten rosenroten
Nasenlöcher, seine dünnen nervigen Füfse, sein zottiger Schwan«,
seine wilde Unruhe und zugleich seine Sanftmut unter der Hand
des Mannes sind wahrhafte Beweise des arabischen Blutes, das in
seinen Adern läuft. Cdnd se gândea ia rufinea ce rlmäsese asuprä
numelu'i siu in casa pärinjilor ei (Basmo 124. 6} iveim sie sich der
Schmach erinnerlo, die in ihrem Vaterhause an ihrem Namen
haftete. Andere Autoren verwenden so lange dasselbe Pronomen,
bis sie der Sinn zu einer Aenderung zwingt, z, B. GolescG, Pilde,
Alexius, oder Omir, Prosaübersetzung der Odyssee (Gaster II),
17. Innerhalb der einzelnen Dialekte lassen sich prinzi-
pielle Unterschiede nicht ßnden, wohl aber quantitative,
I
I Vgl. ML. m § 42.
* Di« würde erkiárcn, dab einerseiCs Coresi's Psalter Spuren von Rbota-
dsmus aufweist, im Gegenaacz zu seiiieD acdercn Stacken, anitrerseits dais
diese mehrere stilislische Ëi);enheiten haben, die sich im Psalter Cores-
Scheyana nicht finden, 2.. B. Veiwendung des Fut. exact., oder asyndetitdier
Perfekta für PartÌEÌpialkansiriiktioD-|-Fetreki, ferner die moderne Stellm^ de*
tonlosen Objeklspronomen vor dem Veib (.'3 le vesel¿se3 dafs er sich erfreue) I
g^eo die alten um lichete im Seh.: ¡5 veseleascS-ie etc.
■ Ueber .dts AbhöDgigkeitsverhiltais der BitMln vgl. Gast« I 5, xxn.
ZUR SYMTAX DES RUM. P0SSESS1V-PR0N0M£NS 3. P£KS. 445
im Gebrauch der beliebtesten Formen. Im ganzen rumänischen
Sprachgebiete haben lui (resp. a lui) und der unbetonte Dativ
¿8 Ueberge wicht, und zwar so, dafs beide in ziemlich gleich-
mäfsiger Verteilung im DR. auftreteD, von den Dialekten aber ent-
weder a lui (Arom., Megl., IR.) oder der unbetonte Dativ
(Ol Wal., Maroàdialekte) bevorzugt wird.
Dies einmütige Vorgehen der Mundarten einerseits,
andrerseits die individuelle Verschiedenheit bei den ein-
zelnen Autoren lassen slavischen Einflufs als ausgeschlossen
erscheinen. Das Âltbulgarische ist reich an Pronominalformen, ver-
wendet (wie es bei flüchtiger Beobachtung scheint) svoi und ego
\ ziemlich entsprechend den lat suus und eius^ es könnte also keine
I Verarmung des Vokabulars herbeiführen; wenn slavischer Einflufs
. Oberhaupt zu konstatieren ist, so könnte allenfalls die Bildung ai
m^^ (Vor. 26. 2) erwähnt werden, die dem altbulgarischen svot
iemu (bei Leskien) nachgebildet scheint
«
18. In der ersten Hälfte des 1 7. Jahrhunderts festigt sich all-
geinadi der Sprachgebrauch und seit dem 18. Jahrhundert finden
^fir ihn in der Anwendung der verschiedenen pronominalen Aus-
drucke so, wie er ziemlich unverändert bis in die neue Zeit dauert
• — bis zum Auftauchen der ^y«x -Theorie.
Proklamiert wurde sie, wie es scheint, zum ersten Male 1826 >
voTi Joannis Alexi in seiner Granmiatica dacoromana sive vala-
diica. Ganz auf der lateinischen Grammatik fufsend, bezeichnet
er 4äu als Reflexivpronomen {intorquéiôre) und erledigt es mit fb
zusammen (S. l88 — 89) durch die Erklärung: pronomen reciprocum
àtihibiiur quando requiiur ut actio ex parte agentis seu actionem ponentis
^felligaiur. Während Diez diesen Satz kennt und ungläubig citiert,^
Scheint er im Rumänischen selbst zunächst weder praktisch noch
ätich irgendwie theoretisch nachweisbaren Einflufs ausgeübt zu haben.
^ den Grammatiken von Clemens, Eliade, Pumnul, in Cipariu's
Elemente, bei Popo vi ci Barcianu findet sich keine Anspielung
*^^^iif; nicht einmal der lateintolle Lauri an sagt etwas darüber,
**^^ er, der sogar ein rumänisches Fem. pl. larum < illarum auf-
***^fellen wagte — „ä ut 0, m reticetur" u. s. w., ihm löst sich die
gari2e historische Grammatik in eine orthographische Frage auf — ,
^\ hatte sich diese Aehnlichkeit gewifs nicht entgehen lassen. Auch
^'^«istisch ist kein Unterschied zu bemerken bis zu den Arbeiten
^^ letzten Zeit, und auch in diesen finden sich bekanntlich in
^^faer Zahl „Verstöfse gegen die Regel", resp. Rücksichtnahme
Ij.**^ cien Sprachgebrauch. Erst Cipariu wirft 1877 neuerdings die
'^^^ auf, ob sau anders als auf das Subjekt des Satzes bezogen
^**ct^n köime, und verneint sie mit der Begründung, dafs für
3.^ ^ Im Lexicon de la Buda 1825 findet sich keine Erwähnung; frühere
^^^^xnatiken waren nur nicht zugänglich.
^ m S. 73, I. Auflage unverändert gleich den späteren.
446 ELISE RICHTE»,
säu dieselben Regeln gelten mürsten als fur sf, „von dem d
stammt".' Wie widerwillig aber dio Sprache diesem Verdikte gegen-
über steht, beweist nichts deutlicher als der Lehrsatz, der einen
Verstofs gegen sich selbst enthält: „Di act urmesa, ca stu it con-
corda cu sustanlivulu proprìu ori in ce easu it fie, dar reftrenli'a luì
e làlu dcun'a la suhicctulu propuseliunti tale" {daraus folgt, dafs teu
mit dem Beziehungsworte in was immer für einem Falle überein-
stimmt, jedocli bezieht es sich immer auf das Subjekt seines Satzes),
Da nun rtfcrtnti'a Subjekt des Satzes ist, propusetiunei sich aber
auf das aufserhalb des Satzes stehende sen bezieht, hätte er nach
seiner eigenen Lehre ¡ui statt sale setzen müssen. Da aber der
Salz und das Wort, das in ihm steht, das sein Subjekt ausmacht,
im innersten Zusammenhang und Abb an gigkeil s verhält ni s zu ein-
ander stehen, ist säu in diesem Falle der passendere, sprach-
gerechtere Ausdruck gewesen und deswegen hat ihn Ciparia —
vielleicht unwillkürlich — gesetzt,
Tiktin, in seiner Grammatik (1895), hält zwar auch an der
Rücksicht auf das Subjekt fest, durchbricht aber diese Regel selbst
durch zwei Konstatierungen: 1) alitlurea cu sää se in¡rtbuinl¿za fi
proti, pers. lui, eì, pria care adtstaorì sì fi' pôle precisa mai bitte per-
sóna proprielariuluì (I. Etymologia g 177) neben iiïu wird auch das
Personalpronomen ha ti gebraucht, durch das man häufig die
Person des Uesitzers deutlicher ausdrücken kann. 2) In dtasebi st
aplica incontra rtguìei a) säü sa in unire directa eu cuvinie nearüeu-
laie, ¿) lui, el cátid tsle a si accentua possessivul (II. Sintasa § 390).
Insbesondere werden gegen die Regel angewendet: a) säü ta in
direkter Verbindung mit unattikulierlen Worten; b) lui ei, wenn
das Possessiv beloni werden soll.
Philipide endlich (Gram. El. 1897) gehl wieder davon ab
und erklärt beide Pronomina für völlig gleichwertig.
I
I
I
: Werke
I AbkürxuBgei
le AIcciBbdri, O primbUre U inun|i ^ Boisec.
— CftletQrie In Africa,
lele B. o m Hu i lo r (Iipiretcu).
S, Psallhca Schciani =
er, Malthäiu-Eviingeliuni (Arch, gtott. SU) =
Chicstomiilhie Roumaine =
Condemnalîo uvac (Z. HI).
>fteU, Pwltiret (ÜiaDll) =
— für Corbea, Viski Jmo« ^
leu, CuvÍDie aa BltrSDl =
»nü J. F., NuDla la Romínli =
— Inmotmlatarca la Rom&oii.
* Grammttica Itmbei Rom. 11, tinlellea, S. iSo — iSi,
ZOR STMfAX DBS RUH. POSSESSIV-PRONOMCNS 3. PSRS. 447
Sline ano, Istoria filologici RomftnS.
Sblera, Codicele Voroneteann ss Vor.
Settstos £. D. O., Clntece MoldoTcnefti.
'Weigand, Die Aromunen = Arom.
— VUcho-Meglen =r VI. Me gl.
— Nouvelles recherches tur le Roaman dlstrìe
(Romania XXI).
— Die Olympo-Walachen = Ol Wal.
— Jahresbericht des Instituts for Rumän. Sprache
I— VI= R.Jb.
Miklosich, Rumänische Untersuchungen (Denkschriften der
A. d. W. Wien XXXII).
Sion, Opérele princepului Cantemir.
1825. Lexiconul de la Buda.
1826. Joannis Alexi, Grammatica dacoromana sive valachica.
1836. Andreas Clemens, Die Walachische Sprache.
1840. A. Trebon. Laurian, Tentamen criiicum in originem, derivationem
et ibrmam linguae Romanae.
i^i* J.Eliade, Paralelismu tntre dialectele Romanu ci italianu.
'^54* Cipa ri u, Elemente de limba R.
1^5^. S ab bas Popovici Barcianu, Theoret.-praktische Grammatik der
Rum. Sprache.
'^4< Aron Pumnul, Grammatik der Rum. Sprache.
'^70. Cipariu, Gramatec'a limbei Romanae I.
»«77. - — - - n.
'«94. Manli u, Gramática istorica.
'«95. Tiktin, Gramática romàna
— Studien zur Rom. Philologie.
— Stellung der tonlosen Pronomina (Z. IX).
^7* Philipide, Gramática elementara.
^chsler Th., Rumänisch • Deutsche Elementar -Grammatik.
f skien, Handbuch des Altbnlgarischen.
*^2, Grammatik der Rom. Sprachen III, 1842.
^yer-Lûbke, Grammatik der Romanischen Sprachen II. III = ML.
^ — Litteraturblatt (1886, Cod. Vor.).
J7**ssafia, Deutsche Litteraturzeitung 1882 (Coresi).
^ ^ ^I er, Vermischte Beiträge II.
^^ **Uchardt, Slavo - Deutsches und Slavo • Italienisches.
^ ^^Ice, Rumänien, Land und Leute.
^^^er, Rumänische Litteraturgeschichte (Gr. Gr.).
*spari, Kirchenhistorische Anecdota:
Pirmin-^
Caesar von Arélate.
^ Enthält keine Beispiele für tibi.
448 KLISI RICHTXR9 ZUR SYNTAX DES RUM. POS&-PSON. 3.
Martin t. Bracara's Schrift de correctíone msticorom
Anonymi Ravenatis Cosmographia.^
Monnmenta Germaniae histórica.
Nene Folge.
Auetores antiqnissimi L
Landolfns.^ Paolos, historia Rom.^
Ei^ppios, Vita SeverinL
Scriptores rerom Merovingicarom:
I. Gregor v. Toors.*
n. Freddar. Historia Daretis Fr^ de orìgine Franc' Gesta
Theodorìd regis.
Aoctores antiqoissimi IV.
Venantios Fortonatos.
Aoctores antiqoissimi V.
Jordanes. Aosonios.
Leges:
n. I. 2. Capitolaiia regom irancomm.
5. Additamenta ad capitolaiia regom franoonnn.
V. Formolae AndecaTenses. Formolae Visgotfaicae. Marcolf.'
Alte Folge.
HL Widokind Conreiens. Annales S. Germani Paris.' Erdieni*
pert. Historia Langobé'
Docomente privitóre la istoria Rom&nilor I I. 2. Il l. 2.
Landgraf H., Der Dativos ethicos (Arch, t Lat. Lei. Vm).
DR. = Dacorumânisch. IR. =s Istrommänisrh. OW. sss Olympowalachisch.
Arom. = Aromonisch. MegL = Meglen.
^ Enthält keine Beispiele für sibL
Elise Richter.
BemeTlnmgen zu einer Gesoliicbte der franzäsiscben
I
Von Carl Vorelzsch, der sich an der Erforschung des fran-
zösischen Heldenepos schon melirfach in hervorragender Weise be-
teiligt hat, liegt seit kurzem ein stattlicher Band vor, der über
Komposition und Quellen des „Huon von Bordeaux" handelt. Der
Veifasser eröffnet damit eine Sammlung, die er „Epische Studien:
Beiträge zur Geschichte der fri. Meldensage und Heldendichtung"
betitelt hat. Sein letztes Ziel ist eine „Geschichte der frz. Helden-
sage", oder, da nach seiner Anschauung die Ependichter ihren
Stoff vornehmlich ans der Sage geschöpft haben, eine „Stoff-
geschichle des frz. Heldenepos". Das Programm dieses Werkes
hat er schon in der Tübinger .\jitrittsvorIesung vom Jahr 1894
entworfen. Nun gedenkt er durch ausführliche Untersuchungen
lehrreicher Einzel problème die geplante Gesamtdarstellung vorzu-
bereiten. Diesem Zwfeck sollen die „Epischen Studien" dienen.
Angesichts der hohen und schönen Aufgabe, die sich der Verfasser
gestellt hat, dürfte jetït die Gelegenheit sein, eine Reihe Fragen
zur Sprache zu bringen, die im Rahmen einer „Geschichte der
frz. Heldensage" berücksichtigt zu werden verdienen. Vorelzsch
hat, wie er ausdrücklich bemerkt, eine „Sloffgeschichte" im Auge;
darauf will er seine Aufgabe beschränken- Will man aber fest-
stellen, was jeder Dichter aus seinem Stoffe gemacht, wanim er
eben diesen und keinen andern gewählt und warum er denselben
so oder so abgeändert hat, dann läfst sich die Frage nach dem
Thema des Dichters nicht umgehen. Bet der Bestimmung seines
Themas pßegt sich jeder Künstler gemeiniglich nach seinem Publi-
kum zu richten. Manche Gelehrte haben auf diese und andere
Dinge, die von entscheidender Wichligkeil sind, bisher weniger
geachtet Deshalb sollen diese Fragen hier im Zusammenhang
besprochen werden. Teilweise habe ich darüber schon gehandelt
in VoIhnöUers Jahresbericht, wo ich in dem Abschnitt „Germa-
nisches in der altfraniösischen Dichtung 1891 — q6" über die
älteren Arbeiten des Verfassers referiert habe. Auf diesen Aufsatz
(Vollmöller IV. Bd., 2. Teil, S. 416 — 26) sei hier von vornherein
verwiesen.
I. Am lebhaftesten erörtert wurde in den letzten Jahren die
Frage nach den Quellen der Ependichter. Haben wir als
ZckadB. £ »K PUL XXV. 29
450
WECHSSLER,
Zwischenglied ïwisdien don gestbichüichon Ereignissen und den
Epen lyrisch-epische Lieder anzusetzen, oder Sagen d. h. Volts-
ûberlieferuDgen , oder die Berichte der Histoiiographen? Dazu sind
neuerdings zwei weitere Anschauungen vermitlelnder Nalur ge-
kommen. Voretzsch widmet vorzugsweise diesen letzteren einen
einleitenden Teil seines Buches, betitelt „Kritische Bemerkungen
über Begriff und Bedeutung der Sage".
a) Einige der grolsen Heldenepen hei Indem, Griechen, Ger-
manen , Franzosen , Finnen und Karakirgisen , erwiesen sich , als
man ihre Komposition genauer prüfte, zum Teil aus kleineren
ursprünglich selbständigen Dichtungen zusammengestellt. Hier steht
am Anfang Friedrich August Wolfs berühmte Hometkritik. Zuerst
Lachmann machte daraus ein System, als er die Methode Wolfs
an Nibelungen und llias durchführte und die ursprünglichen Einzel-
lieder im Wortlaut wiederherzustellen versuchte. Von Lachmann
stammt die sogenannte „Liedertheorie". Sie wurde von G. Paris
auf die altfrz. Epen angewendet und bis heute mit Entschieden-
heit vertreten: canlilenae, chants lyrico-lpiquts, chants contemporains,
als eine Art Romanzen gedacht, bildeten nach ihm die notwendige
Vorstufe der Epen. Ich habe schon in Vollmötlers Jahresbericht
(S. 421) darauf hingewiesen, dafs der Gedanke, Epen aus lyrischen
Liedern hervorgehen zu lassen, in einer bestimmten ästhetischen
Doktrin wurzelt. Es war im letzten Grunde Herders Lehre von
der Priorität der Lyrik.'
b) Zuerst bei den Germanisten regte sich der Widerspruch
gegen die Lieder theo rie. Zwar erkannte man die Fälle au, wo
sich einzelne Komposition steile in der Thal als ursprünglich selb-
ständige Dichtungen erweisen liefsen. Aber man sträubte sich
gegen die dogmatische Durchführung dieses Gedankens. Zwisclien
den ältesten Gedichten überhaupt und dem geschichtlichen Er-
eignis setzte man als Mittelglied mündliche Volksüberlieferungen
ein, die „Sage" im engeren Sinn des Wortes.' Unter anderen
vertrat auch Uhland diesen Standpunkt. Schon früher gab A. W.
Schlegel seine klassische Begriffsbestimmung der Sage, in sdn«r
berühmten Recension der altdeutschen Wälder der Brüder Grimm,
vom Jahre 1815. Er sagte hier:^* „Die ältesten Heldenlieder
haben fast immer eine geschichtliche Grundlage oder wenigstens
Veranlassung, und diese war aus der Sage geschöpft Unter der
Sage verstehen wir das Andenken merkwürdiger Begebenheiten,
wie es sich von einem Geschlecht und zuweilen von einem Volk
zum andern fortpflanzt ... Vorliebe oder Abneigung, dann der
dem menschlichen Geist besonders in der ersten Frische der Ejn-
' Vgl. Herders „Lyra" (Terpsichore î.TeiJ) in Suphan-Redlicli XXVU \
(Poel.Werke III), Berlin l8gl, S. [7g. Bezeicbneoderweise eioffnet L. Gautiei
■eine Épopées fr. mit dieser These (I>, ä. 4 — 5).
' üebei den verschiedenen Wortiïno der „Sage" vgl. mcia Refeial im
Jlbreibcricbt S.417.
* ed. Böckiag XII, S. 3S7.
I
I
BEMBRKUNGEV ZC ËIN&R GESCUICOTe DER FRZ. HELDENSAGE. 45 I
bíldungskraft inwohnende Hang zum Wunderbaren, brachten Ueber-
treibungen hervor, und die Rubmbegietde rafste sie willig auf.
Wer hätte nicht gern vernommen , wer hätte bezweifeln mögen,
dafs das kriegerische Volk, zu dem er gehörte, von einem über-
naliitlichen Hei den geschlecht abstamme? . . . Aus obigen Umständen
erhellet, wie die Sage, noch ehe sie dichterisch behandelt wurde,
schon in gewissem Grade den Fotderungen der Poesie entsprach,
so dafs der Dichter nur kühnlioh in derselben Richtung fortzugehn
brauchte," Bei den Romanisten wies nach Uhland P. Meyer nach-
drücklich auf die Bedeutung der Sage für die Entstehung des
Heldenepos hin. Doch blieb bis heute die Liedertheorie hier in
un geschwächtem Ansehen, obwohl H. Suchier und mit besonderem
Nachdruck auch Voretzsch die Berechtigung dieser Lehre angc-
Kweifeit halten. Da ist l-s denn von Interesse, dafs Voretzsch
im vorliegenden Bande zeigt, wie G. Paris sowohl als L. Gautier
frülier neben den Liedern auch die tradition orale = ¡igtnde als
Quelle der Epcndichter angenommen haben (S. 3 — 11).
c) Diesen beitlen Theorieen hat es, wenigstens in ihrer älteren
Formulierung, nicht zum Vorteil gereicht, dafs sie mehr auf dem
Boden kunst philosophischer Lehren als aus der Praxis des Litterar-
hlstorikers erwachsen waren, Wolfs und seiner Nachfolger Lieder-
tbeorie stütste sich, wie bemerkt, auf die Ueberzeugung vom
höheren Alter der Lyrik. Die Brüder Grimm und die meisten
Romantiker, so auch Ludwig Uhland, standen der Lehre Schellings
nahe, dafs die Poesie in ihrer Entwicklung vom unbewufsten
Schaffen ausgehe und erst später bewufst erzeugt werde. Auch
Hegels Konzeption des objektiven Volksgeistes wirkte mafsgebend
ein. Die Hegeische Schule, so Fr. Th. Vischer, trug den Satz vor,
dafs die älteste Poesie, Sage, Märchen und Mythus, nicht von In-
dividualitäten, sondern vom Volksgeist selber unbewufst geschaffen
sei. Schliefslich machte sich eine Zeitlang der Einliufs von Stein-
thals Völkerpsychologie gellend. Man schrieb der Sage sogar eine
Art Selbst thätigkeit zu. indem man vom „Walten der Sage" und
ähnlichem sprach. Auch Voretzsch hat sich, wohl unter der Ein-
wirkung Uhlandf^, wenigstens im Ausdruck von solchen Vorstellungen
nicht ganz frei gehalten; in meinem Referat (S. 417 — 418) habe
ich meine Einwendungen dagegen geltend gemacht. Y& wäre ein
wichtiger Beitrag zur tleschichte der neueren Philologie, wenn man
diesen Einflüssen metaphysischer Spekulation auf die Litteratur-
geschichle im einzelnen nachgehen wollte. Gemeinsam war allen
diesen Anschauungen, gleichviel ob sie sich an Schelling, Hegel
oder Steintha! anlehnten, und ob sie sich in der Liedertheorie
oder in der Sagenlheorie bemerklich machten, der eine grund-
sätzliche Irrtum, dafs man der künstlerischen Individualität, durch
die allein ein ästhetisch Wertvolles erzeugt wird, ihren Platz be-
stritt Zuerst hat kein geringerer als A. W. Schlegel seine Stimme
dagegen erhoben. Er schrieb:' „Die Sage und votksmafsige Dich-
ed. Bocking XU, 8,385.
39«
452
E. WBCEISSLER,
tung war allerdings das Gesamte igen tum der Zeiten und Völker,
aber nicht eben so ihre gemeinsame Hervorbringung. Was man
an Zeilallem und Völkern rühmt, löset sich immer bei näherer Be-
trachtung in die Eigenschaften und Handlungen einzelner Menseben
auf; utid soll man hiebei der Anhäufung und Wiederholung dea
Gemeinen, oder dem seltenen Auftreten des A ufserord entlichen
den gröfsten Einnufs zuschreiben? . . . Die Steine sind nicht der
Thurm: diesen schuf der Entwurf des Baumeisters." Trotz diesen
klaren und deutlichen Ausführungen Schlegels drang die Vorstellung
von einem „unbewufst schaffenden Volksdichter" in viele litteiar-
histoiische Darstellungen auch der neueren Zeil ein. Ich habe
meinerseits zu zeigen versucht {Vollmöller IV, 2, S. 41S), dafs die
Sage £war Eigentum des Volks, aber das Werk dichterisch be-
gabter Persönlichkeiten innerhalb desselben ist
Aus dem begrei Hieben Widerstreben gegen Voraussetzungen
wie die geschilderten glaube ich es verstehen zu können, dafs
Ph. Aug. Becker die Lieder sowohl als die Sagen rundweg ab-
lehnte und geschriebene Geschichtswerke als einzige Quellen der
Dichter annahm. Er gelangte zu diesem Schlufs in seiner RecenUon
des Ogier von Voretzsch (LgrPh 18Q5, Sp. 409), wo er folgeiider-
mafsen schrieb: „Für mich besteht kein Zweifel — aber ich hege
nur geringe Hoffnung, mit meiner Ansicht ohne schweren Kampf
durchzudringen — dafs der epische Ogier . . . eine verba Itnismäfsig
junge Schöpfung ist. . . . Der Dichter, der dieses £pos verfafste,
entnahm seinen Stoff weder einem älteren Liede oder einer Reihe
von Liedern, noch einer fertigen Sage, sondern er schuf seinen
Heldentypus und dessen abenteuerliche Geschichte mit schöpfe-
rischer Dichterkrafï. Des Dichters Quellen waren einerseits irgend
welche karo tingi seh en Annalen . . ., anderseits das Sagenmaterial,
das sich um den heiligen Othgerius von Meaux angesammelt hatte."
Ge seh ich ts werke und Legenden waren nach Becker auch die Quellen
für die Willielmsepen : eine vorepische „Sage" von Wilhelm dem
Heiligen läugnet er geradezu (Wilhelm der Heilige S. 66 ff.}. —
Freilich ist es kaum möglich, mit dieser Erklärung die 'Iliatsache
KU vereinigen, dafs in den Epen das Historische ebenso spärlich
wie entstellt enthalten ist. So hat denn Becker in seinen neuesten
Arbeiten diese These wesentlich eingeschränkt. Sie wird aber für
die Geschichte unseres Problems stets von Interesse bleiben als
eine Reaktion gegen die Form, in der die Lieder- und die Sagen-
theorio bisher wiederholt aufgetreten sind.
d) Eine vermittelnde und nicht dogmatisch verallgemeinernde
Ansicht stammt von Gustav Gröber. Voretzsch bespricht sie
S. 12 — 30. Auch nach Grober sind vor den Epen kürzere Dich-
tungen entstanden, die „Zeilgedichte". Diese wurden aber nicht
etwa von den Epikern als Quellen benützt, sondern die beiden
Gattungen blieben von einander unabhängig. Das älteste Zeit-
gedicht, von dem wh wissen, ist das sog. Farolied, das älteste
Denkmal der Epik das Haager Fragment Als ein Drittes koaunt
I
I
I
I
I
I
BZUEREDNGEN ZD BINER GESCHICHTE DER FRZ. HELDENSAGE. 453
mündliche Uebetliefetung in Betracht, die sowohl von den Epikern
als von den Chronisten als Quelle benutzt worden ist. Voretisch
erklärt sich mit dieser Anschauung in der Hriuptsache einverstanden,
nur dafs er die für das Zeitgedicht vorgebrachten Belege answeifelt
und der Sage eine gröfsere Bedeutung zuerkennen tniichte, als dies
Gröber thut.
e) Als eine Weiterbildung der Gröberschen Gedanken stellt
sich die Ansicht dar, die Fr. Ed. Schneegans neuerdings vorge-
schlagen hat Auch er erkennt die Volkssage nicht als hauptsäch-
liche Quelle der Epen an. Um dies zu beweisen, nimmt er an,
die ältesten Epen seien immer kurz nach den geschichtlichen Vor-
gängen entstanden, als eine annähernd treue Geschichtserzählung.
Dagegen waren die Volkssagen von Anfang an reich an mythischen,
märchenhaften und novel lisi i sehen Elementen. Dieser Unterschied
beruhte darauf, dafs die Epen aristokratische Sundespoesie, die
Sagen der Besitz der untern sozialen Schichten gewesen seien.
Erst als die Epen von oben nach unten ausgebreitet wurden,
wurden auch sie mit den phantastischen Stoffen der Volkssage
durchsetzt. — Was hier über den exklusiv aristokratischen Charakter
der Epik gesagt wird, ist gewifs richtig, das übrige aber zeigt
sich als Hypothese, die den Thatsachen nicht entspricht. Voretzsch
weist (S. 31 — 47) nach, dafs schon die ältesten Epen, von denen
wir wissen , von der geschichtlichen Wahrheit weit entfernt sind
und der phantastischen Elemente so wenig wie die Sagen ent-
behren. —
So sehr die Meinungen über die Quellen der Ependichter
heute auseinandergehen, scheint doch eine baldige Verständigung
nicht ausgeschlossen. Voretzsch seinerseits ist bereit, auch andere
Möglichkeiten im einzelnen Falle anzuerkennen. Eine einzige Aus-
nahme werfe eine sonst noch so einleuchtende Theorie Über den
Haufen. Wogegen er ankämpft, das sind die „ aprì orìstì sehen"
Lehren. Und man wird ihm hier kaum widersprechen können.
Die Dichter pflegen ihre Stoffe zu nehmen, wo und wie sie die-
selben finden. Theorieen von allgemeiner Be webkrall für die
Quellen irgend einer weitverzweigten Gattung lassen sich meines
Erachtens überhaupt nicht aufstellen.
Ich habe hier die allgemeinen Richtlinien der Entwicklang
der frz. Heldensage darzustellen versucht, so wie sie der Verfasser,
wofern ich ihn recht verstanden habe, im Sinne hat Zur Erläu-
terung sei nur bemerkt, dafs die fetten Striche den häufigsten Weg
der Entwicklung anzeigen, die unterbrochenen Striche andere als
möglich nachgewiesene Beziehungen. Allgemein angenommen wird
heute eine Scheidung der Epen nach sogenannten Stamm- oder
Originalepen und abgeleiteten oder litterarischen Epen, Jene setzen
keine ältere epische Bearbeitung ihres Stoffes voraus, diese aber
sind erst nach dem Muster fertiger VVerke desselben oder ähnlichen
Inhalts geschaffen. Die Quellenfrage in unserem Sinne gilt daher
überhaupt nur für die Dichtungen der ersten Art, Ich möchte
454
E. WECBSSLBR,
die Namen „primäre" und „sekundäre" Epen vorschlagen, da diese
Bezeichnungen durchaus unzweideutig sind, „Origina lepen", d, h.
Werke in der ursprünglichen Fassung, sind uns aas älterer Zeit
überhaupt keine überiierert, „Slammepen" drückt nicht den Gegen-
satz gegen die sekundären Epen aus, sondern nur den zu den
später hinzugefiigti'n Teilen eines Zyklus,
In die Sage werden erfahrungsgemäfs allerlei phantastische
lilemente aufgc-nomraen, Il'ÌIs AltüberüerLTtes, teils Zeitgeschicht-
liches. Manches stammt aus heidtiischen Mythen; diese Motive
wurden aber schwerlich ihres religiösen Charakters wegen einver-
leibt, sondern um ihres ästhetischen Wertes willen.' Die mythischen,
märchenhaften, novellistischen, schwaukhaflen oder zeilgeschicht-
lichen Bestandteile machen manchmal das Ganze einer Sage aus,
so dafs nur der Name des geschichtlichen Helden bleibL Oft
wurden auch allere Sagen fertig auf jüngere historische Personen
übertragen. Diese mannigfachen Quellen bleiben audi dem Ge-
schichtschreiber nicht durchaus fremd; doch benätzt er vorzugs-
weise schriftliche Quellen, ältere Gesch ich Is werke, kanonische
Schriften, H eil ige niegen den und klassische oder míUclaiterliche
Profani i ttera tur. Und allerlei Zeitgeschichtliches wird auch vom i
Historiogtaphen verwendet. ■
Die primären Epen scheiden sich in zwei Gruppen: solchsl
mit einfacher und solche mit mehrfacher Handlung (die sich 1
technisch zu einander verhalten wie Novelle und Roman). Von
der ersten Art sind z. B. einige von Voretzsch losgelöste „Branchen"
des Ogierepos, von der zweiten ist das Rolandslied. G. Paris hat
die Arlusroraane, wo derselbe Unterschied vorliegt, in episodische
und biographische eingeteilt. Dieselben Kamen empfehlen sich
vielleicht auch hier. Und ich möchte vermuten, dafs die epi-
sodischen Epen den mit der Sage vertrauten Hörern in Einem
Stück vorgetragen , die gröfseren dagegen in Vortragsabschnitte J
zerlegt worden sind (darüber siehe unten). Das wechselnde B^V
dürfnis scheint zu den beiden Gattungen geführt zu haben, die^
sich nur in der poetischen Technik unterschieden, jedenfalls von
Beginn an neben einander existierten. Diese episodischen Epen
sind übrigens, wie ich oben andeutete, die realen Ausgangspunkte
der Liedertheorie gewesen.
Bei den sekundären Epen haben wir selbständige Neubearbei-
tungen zu trennen von blofsen Kompilationen, worin die über-
nommenen Werke nur äufserlich einander angepafst werden. Huon
einerseits und Ogier andererseits sind von Voretzsch als Muster i
dieser beiden Arten aufgezeigt worden. ■
Zuletzt sind auf der Tabelle die Nachbildungen in jüngeren J
Zeilaltern eingezeichnet. Bojardo und Ariosi, auch Victor Hugo |
^vä^en hier als Beispiele anzuführen. Es sind die manchmal sog&-
I
BSMERKÜN6EII ZV EINER GESCHICHTE DER FRZ. HELDENSAGE. 455
nannten „Kunstepen" im engeren Sinne des Worts, d. h. Erneue-
rungen innerhalb jüngerer Kultur%-erhältnisse, aus denen der Dichter
seine Hörer mit Absiebt ¡n die früheren zurûckverselzt.
2. Aufmerlisamer als man es bisher that, hat Voretzsch die
Komposition des Huon betrachteL Er kommt, im Anscblufs an
Sarans Ergebnisse in seiner Abhandlung über den Wigaloís, zu
dem bemerkenswerten Resultat (S. 151), dafs der Dichter des Huon
die fünfteilige Kompositionstechnik der Artusromane sorgfältig nach-
geahmt bal. Im alten Heldenepos herrschte das Nacheinander:
eine Episode löste die andere ab, ob auch die Teile lose auseìn-
anderlìelen. Im ältesten Arlusroman wird noch dieselbe Kom-
position geübt: so in den früheren Tristan romanen und im Lan-
zelel des Ulrich von Zatzikoven. Nach Saran (Paul und Biaunes
Beiträge XXI, S, agoff.) hat besonders Crestien die Technik des
Nebeneinander ausgebildet: durch Einschachtelung wurden die ein-
zelnen Handlungen zu einer unlösbaren Einheit zusammengefügt.
3. Nach Voretzscb hat der Huondichter in der Hauptsache
zwei ältere Werke in einander verarbeitet, den „Urhuon" und
den „Urhugo". Im ersteren, von dem uns ein Auszug in der
Turiner Lothringerha. erhalten ist, wurde die Mordlhal eines Grofsen
am Pariser Hof, seine Verbannung und Heirat mit einer ausländi-
schen Königstochter erzählt. Das letztere Werk war eine ursprüng-
lich fränkische Braut fahrtsage, deren Held mit Hülfe seines elbischen
Vaters Alberich ein Ungeheuer erschlägt und eine Prinzessin zur
Frau gewinnt. Diese fränkische Sage liegt andererseits auch dem
deutschen Ortnil zu Grunde. Der Huondichter benutzte sie in
Form eines Epos. Es überrascht, dafs G. Paris, in einem gleich-
zeitig erschienenen Aufsatz,' hier eine Sage annimmt. Voretzsch
bemerkt darüber in einem Nachtrag: „Wir scheinen die Rollen ge-
tauscht zu haben".
Anfser diesen beiden Hauptquellen macht Vorelzsch wahr-
scheinlich, dafs der Huondichter eine lange Reihe beliebter Helden-
epen und ebenso die wichtigsten Artusromane gekannt und stofflich
benützt habe.ï Hier wird der Leser wohl im Ganzen, nicht aber
in allen Einzelfällen zustimmen. Wertvoll erscheint mir unter
anderem der Nachweis, dafs die tiestalt Aubetons manche Züge
aus den bretonischen Feensagen empfangen habe. In der That
war zur Zeit des Huondichters in Frankreich die germanische
Mythologie nicht mehr lebendig. Da war es nur natürlich, dafs
man sich Alberich nach Art keltischer Mythen figuren vorstellte.
Ich hatte kürzlich die Vermutung geäufsert, dafs an .\uberon viel-
leicht nur noch der Name germanisch sei.' Uebrigens zeigt der
französische Auberon merkwürdige Uebereinstimmungen mit Merlin.
Ueber den engl» am Thor von Daonostre, die beiden Kupfer-
' Romania 1900, S. ¡09— Il 8.
* 5.410 ist eine Filialionstabclle der benützten Werke beigegeben.
' VoIlmSUets Jahresbericht IV, l, S. 384.
45fi E. WECM5SLER,
manner, die beständig mit ihren Keulen losschlagen, giebt Voretzscb
einen längeren Exkurs {S. 132 — 138). 7x nimmt Benützung dea
Lancelot, Ivain und ursptü 11 glichen Wigalois an. Dort ñndet sich
aber nirgends das Moiiv dieser Kupfermänncr. Dagegen im Prosa-
lancelot wird die Burg Dolereuse Guarde von drei Kupft-rriesen
bewacht. Der erste steht auf dem inneren Thor und fallt herab,
sobald Lancelot die Muhrzahl der ¡hm unten entgegenstehenden
zwanzig Ritler besiegt hat; doch trifft das Ungeheuer nicht Lancelot.
sondern einen dieser Riller. Hurnach, als Lancelot, um die Be-
wohner der Burg zu erlösen, das letzte uud schwerste Abentener
besteht und in die drei Gelasse eines tiefen Kellers eindringt, wird
ihm vor der Thüre dw ïweiien Gelasses der Eintritt durch zwei
beständig losschlagende KupCermänner gewehrt; doch tritt er un-
verletzt ein. Im letzten Gclafs überreicht ihm eine kupferne Jung-
trau einen Schlüssel.' Ich will nicht behaupten, dafs diese Branche
des Prosalancelot vom Huondichler benützt worden sei. Jedenfalls
aber hat er die zwei schlagenden Kupfennanner aus keinem der
von Voretzsch angezogenen Romane entnommen, sondern in irgend
einem andern Artusroman vorgefunden. Ich erinnere mich, diesem
Motiv noch öfter begegnet au sein.
Vorelzs<;h betont mit Grund, dafs das erhaltene Huonepos
trotz der vielen stofflichen Entlehnungen nicht eine Kompilation,
sondern eine gut komponierte Neuschöpfung sei (S. 53 ff.). Doch
sind der inneren Widersprüche mehr als er anüunehmen geneigt
ist. Als die lüsterne Esclarmonde zu Huon in den Kerker tritt
und ihre Wünsche sofort befriedigen möchte, weigert er sich aufs
schrofTste und wird erst durch mehrtägigen Hunger dahin gebracht,
der Heidin die Ehe zu versprechen. Auf der Meerfahrt dagegen
vollzieht Huon die Ehe mit der noch ungetauften Heidin, trotz
Auberons strengem Verbot; Esclarmonde erinnert ihn umsonst
daran, ringt flehend die Hände und rauft sich das Haar. Hernach
in der Abtei unweit Bordeaux schläft Huon in einem andern
Zimmer, um an diesem heiligen Ort nichts Unerlaubtes zu begehen
(Guessard S. 175, 20a, 270). — Ferner am Ende des Gedichts,
nachdem er unter vielen Gefahren sein angestammtes Herzogtum
Gascogne wieder erlangt hat, wird er von Auberon zum Nachfolger
in seinem Feenreich ernannt und mufs versprechen, in drei Jahren
dahin aufzubrechen. An diesen und andern Widersprüchen er-
kennen wir, dafs der Huondichter das Thema des alten Huon-
gedichtes verschoben hat. Der gläubige Heidenbek ehrer des Helden-
epos wird ihm zum Minnediener und abenteuerlustigen Ritter. Und
dem Herzogtum, um dessen Besitz sich die Handlung des alten
Epos gedreht hat, zieht Huon hier das fabelhafte Zauberreich im
Orient vor. Voretzsch meint daher, eine „leitende Idee fehle ganz"
und der Dichter habe nur die Absicht zu unterhalten {S, 73 ff.).
Ich kann dieser Ansicht nicht beistimmen. Der Huondichter behält
I
1 Ich utiere nach meinen Euerpten au« ff. 344: rol.ais^ff. and fol. aajcff.
I
I
I
BEUEREUNGBN ZU EINER GESCHICRTE DER FBZ. HELDENSAGE. 457
wenigstens sein eigenes Thema fest im Auge und führt es sorglaltìg
durch. Nur dafs im Urhuon ein Thema verschiedener Art gegeben
war. Beide haben sich dann gekreii/t, ohne dafs der Dichter und
seine Hörer daran Anstofs genommen hätten. Diese Themata will
ich versuchen näher festzustellen. Vorher aber bleibt zu erwägen,
an welches Publikum die Ependichler der älteren Zeit sich ge-
wendet haben.
4. In Frankreich entwickelte sich eine Laienbildung zuerst
an den Höfen des feudalen Adels, am Hof des Königs als höchsten
Lehiisherm wie an denen der untn it tel baren und mittelbaren Kron-
vassallen, der Herzöge, Grafen und Freiherm. Die Feudalität,'
getragen von den ursprünglich fränkischen Adelsgeschlechtern, hatte
sich im 10. Jh. zu solcher Macht erhoben, dafs die Kirche wirt-
schaftlich schwer geschädigt und auch als Kulturfaklor in ihrer
beherrschenden Stellung eingeschränkt wurde. Neben den Bischof-
slädten und Abteien als den älteren Kulturzentren gedieh an den
feudalen Höfen eine eigentümliche Bildung, die sich von der
geistlichen mehr und mehr unabhängig machte. Courtoisie nannte
man später diese älteste Laienbildung der neueren Zeit Fs war
eine Welt an seh au img und Lebensauffassung von ganz unkirchlicher
und im Grunde auch un christ li eher Art. Laien rech tspflege und
Kriegswesen bildeten die feste Grundlage. Auf dem Lehenrecht
beruhte alle staatliche und gesellschaftliche Ordnung. Seine Kennt-
nis und Wahrung war die vornehmste Aufgabe der feudalen Ge-
sellschaft, Durch beständige Kriege sicherte und erweiterte man
seinen Besitz. Tapferkeit und Gewandtheit in der Führung der
Waffen waren darum der zweite unveräufaerliche Bestandteil feu-
daler Bildung. Das Lehenrecht war von Natur privatrechtlich, es
betraf Beziehungen von Person zu Person. Auf persönliche Tüchtig-
keit war demnach alles begründet, nur sie versprach Schutz und
Sicherheit
In den Kreisen dieses Feudaiadels wurden die französischen
Heldenepen zuerst gedichtet und vorgetragen. Es war eine aus-
schliefslich aristokratische, eine Feudalpoesie. Der Kirche war
sie wenig genehm: umsonst versuchte man die Epen durch Le-
genden wie den Leodegar und Alexius zu verdrängen. Auch
waren viele Bistümer und Abteien von Laien, Angehörigen der
Feudalilüt, besetzt. Diese Kreise mögen an der Entstehung
der Galtung wesentlich beteiligt gewesen sein.^ Erst später ge-
langte feudale Bildung und feudale Poesie auch in die Städte,
auch hier zunächst nur zu den borgeois, den Patriziern. Klein-
bürger und Bauern hatten im Zeitalter der Feudalität dringendere
Sorgen, als ästhetische Genüsse zu pSegen. Die Vilains werden
vom Kpendichter überhaupt nicht erwähnt oder aber mit Schimpf
I' Man pBeel
damit aber aiir die
» Vgl. d'
att von Feudalität vom Rittertum zu sprechen
lie mililätiscbe Gtiindlage du feudalen Gesellschaft.
kri^eriidieQ Erzbischof Turpin im Holaadslied.
458 & WECUSSLBRy
und Spott bedacht^ Der Hochadel und teilweise die hohe Geist-
lichkeit, hernach die Patrizier, dies war das Pablikam, far das
der Ependichter wirkte. Erst in der Zeit des Niedergangs, als
andere poetische Gattungen an den Höfen in Mode kamen, trugen
die Spielleute die „zersungenen'' Epen auch ins niedere Volk.
5. Weltanschauung und Lebensauffassung des Feudal-
adels bildeten demgemäfs das Thema des französischen Epos.
Nach Lchenrecht werden alle menschlichen Verhältnisse beurteilt
und geschildert Die lehen rech tl ¡die Terminologie wird der Grond-
stock der neuen Dichtersprache. Nicht sittliche, sondern rechtlicbe
Konflikte sind es, die von den Epikern geschildert werden; ähn-
lich wie in der Ilias und im Nibelungenlied. Oftmals mifsverstehen
wir eines dieser Epen, wenn wir von der Rechtsfrage absehen.
Ist das Recht verletzt, so können nur Krieg und Zweikampf
die Ehre des Verletzten wiederherstellen. So sind Mord und Tot-
schlag das häufigste Motiv der Ependichter geworden.
Und wie alle Rechtsordnung sich in persönliche Verpflich-
tungen auflöste, so finden wir in den Epen alles Geschehen aas
Liebe und Hais, Neigung und Widerwillen Einzelner erklärt. Dardi
diese seine Natur war das Lehenrecht weit entfernt, den Diditer
vor undankbare Aufgaben zu stellen, im Gegenteil bot es ihm die
reichste Fülle poetischer Konflikte.
In Wirklichkeit brachte, wie man weifs, das Zeitalter der Feu-
dalität oflmals heillose Anarchie. Alles Recht war auf ein persön-
liches Treu Verhältnis zwischen Senior und Vassall begründet Darum
war Treue die Kardinal tugend der feudalen Gesellschaft, Verrat
= Felonie das Kardinal verbrechen .2 Dichterische Gestaltungskraft
konnte sich keine lohnenderen Motive wünschen. Und die feu-
dalen Herren konnten und wollten nichts anderes lieber gepriesen
hören als die Vassal lentreue, und nichts so gebrandmarkt wie den
Verrat am Herrn. Nicht blofs zur Unterhaltung hielten und be-
lohnten sie den Dichter an ihrem Hofe. Der lehrhafte Zweck
mochte raancrhem Fürsten das allein wesentliche sein, und dies
umsomehr da die Bande persönlicher Treue im Leben so oft g^^
l »rochen wurden. Fine unverkennbare didaktische Tendenz wohnt
der ganzen feudalen Epik inne. So materiell die Wirklichkeit, ^^
ideell war die Dichtung.
Aus diesen Voraussetzungen begreift sich jede Zeile üná']ed^
Wort des Rolandslieds. Auf der einen Seite verrät Canelón ay*^
Hafs gegen seinen Stiefsohn Roland und um Geld seine M*^'
vassallen und mittelbar den kaiserlichen Herrn an den Feind; a-*^
der andern weigert sich Roland als Führer der Nachhut, als ^
schwer bedrängt ist, in sein Horn zu stofsen und dadurch d^'
Hauptheer herbeizurufen, für dessen ungehinderten Abzug er Sor^
zu tragen hat. /V/r sun seígnur deit hum suffrir desireiz e eniìif^
^ Vgl. die lesenswerte Studie von Josef Falk in den Mélanges de phil
logie romane dédiés à Carl Wahlund. M&con 1896, S. 109 — 122.
• Vgl. L. Gantier, Épopées I', S. 27.
BDORKUNOSN ZU UNIR OESCHICBTE DER FRZ. HELD8NSAOE. 459
t graust caìn e grami frei»; sin deit hum perdre e del quir e del peilA
Diese Worte Rolands sind das Motto des ganzen Gedichts. Und
die Vernrteilang und Hinrichtung des Verräters, deren ausfûhr-
lidie Sdiildemng uns heute befremdet, wurde von den damaligen
Hörern mit besonderer Befriedigung vernommen.
Anders ist die rechtliche Lage des Kaisers in der Mehrzahl
der Vassallenepen. Im Girart von Roussillon und Girart von Vienne
— beide Dichtungen behandeln dasselbe Thema — gerät der
Kaiser gegen seinen Vassallen dadurch ins Unrecht, dafs er sich
mit einer Frau vermählt, die jenen hebt Daraus folgt in beiden
WeriLen grofses Unheil für Herrn und Vassall. Girart verliert da-
durch ein ihm zugesichertes Land. Im Girart von Vienne wird der
Konflikt noch verschärft Als nämlich der Held zum Symbol der
Haldignng des Kaisers Fufs küssen will, veranlafst ihn die Kaiserin
dordi eine Täuschung, den ihrigen zu küssen, und rühmt sich
benach dieser Beschimpfung.
Im Raol von Cambrai beginnt der Konflikt damit, dafs Ludwig
dem nachgebomen Raol, Sohn des Grafen von Cambrai, seine
angestammte Grafschaft entzieht, also die Erblichkeit des Lehens
antastet Später entzieht er, um Raol zu entschädigen, den vier
Söbnen des Grafen Herbert von Vermandois ihr Lehen. YAn jahre-
langer erbitterter Kampf um dieses Lehen ist die Folge. In dessen
Verbraf verliert Raol das Leben.
£in Rechtsstreit bildete auch das Thema des von Voretzsch
erschlossenen Urhuon. Die zwei jungen Söhne des vor sieben
Jahren verstorbenen Herzogs Sewin von Gascogne haben es durch
Unkenntnis die ganze Zeit über versäumt, bei einem der Hof-
feste Kaiser Karls zu huldigen, gleich ihrem Vater bei Tisch
Vassallendienst zu leisten und sich im Besitz des kaiserlichen Lehens
Gascogne bestätigen zu lassen. So hat Amauri, der selbst nach
dem Königtum trachtet, leichtes Spiel, die pflichtvergessenen Vas-
sallen bei Karl und dem soeben zum l'hronfolger bestimmten
^lot der beabsichtigten Untreue zu beschuldigen. Die beiden
hatten ihr Lehen sofort verwirkt, wenn nicht Nales den Kaiser
S^beten hätte, die beiden erst gütlich durch Gesandte an ihre
^assallenpflicht erinnern zu lassen. £s geschieht, und die Brüder
^lilaren sich sofort bereit, dem Lehensherrn durch den schuldigen
Fofskufs zu huldigen. Auf dem Wege überfallt Carlot die Unge-
fustelen, verwundet Gerart den jüngeren und fallt durch Huon,
"^ ihn nicht erkennt Die Bruder gelangen nach Paris. Huon
^*^t den Ueberfall und wird vom Kaiser seines Schutzes vcr-
^cbert Amauri bringt Carlots Leiche und behauptet, Huon habe
r*®8en wissentlich getötet. Huon bestreitet es. Der gerichtliche
^^eikampf entscheidet zu seinen Gunsten. Aber niemand hat das
^^tandnis des sterbenden Amauri gehört Daher zweifelt Karl
*** <ier Richtigkeit des Gottesurteils und verbannt Huon für immer
^ ed. Gautier v. loio und 1117.
46o E. WECHSSLER,
aus Frankreich. Doch mildert er, auf das Einschreiten der Pen,
dieses Urleil dahin ab, dafa Huon eine unmögliche Aufgabe er-
füllen soll: komme er ohne die Beweise der vollbrachten That
wieder, solle er ohne Prozefs gehängt werden. Der jüngere Rruder
Gerart erhält das väterliche Lehen und verheiratet sich standes-
gemäfs. Er glaubt den Bruder tot und sich im festen Besitz der
Herrschaft, als dieser nach der glücklichen Lösung der Aufgabe
wiederkehrt Fest entschlossen, auf das Herzogtum nicht freiwillig
EU verzichten, weifs er dem arglosen Huon die Beweise der That
KU rauben, setzt ihn gefangen, lötet seine Begleiter und erhebt
beim Kaiser Klage, der Verbannte sei entgegen dem Verbot heim-
gekehrt. Huons Leben ist verwirkt. Er erbietet sich zum gericht-
lichen Kampf gegen Gerart und dessen Schwiegervater Gibouait
gemeinsam. Mit seinem Sieg über diese und deren Tod und Ge-
ständnis schlofs das alte Huon epos. Ira erhaltenen Gedicht ist
vom Dichter statt des Gottesurteils das zeitgeschichtliche Motiv
der Perskammer eingesetzt. Huon hatte sich bereit erklärt, seinem
Bruder die Hälfte des Herzogtums zu überlassen; dies scheint ein
alter, charakteristischer Zug. Neu angefügt ist schliefslich Auberons
Dazwisch enku n ft.
Dies war das Tliema des alten feudalen Gedichts. Die Hand-
lung bewegte sich darin um den Besitz des Herzogtums Gascogne,
erst zwischen Karl und den Herzogssöhnen, dann ttnter diesen
selbst. Um sein Erbe antreten zu können, vollbringt Huon das
grofse Wagnis im Ausland; um es zu behalten, wagt Gerart Ehre
und Leben. Einen Umschlag im Charakter des letzteren vermag
ich nicht zu finden, wie Voretzsch (S. 75) annimmt. Dafs um ein
Herzogtum auch dein Brader die Treue gebrochen wird, konnte
den damaligen Hörern nicht auffallen. Karl femer tritt nicht, wie
Voretzsch meint, „alles Recht mit Föfscn", sondern ist formell in
seinem Rechi, wie auch die Pers anerkennen.
Dieses juristische Thema hat auch der Dichter des erhaltenen
Huon beibehalten, ja sogar die Perskammer und ihre Sitzung noch
hinzugefügt. Andererseits aber wollte er seinen Helden nach Art
der modischen Hinne- und Abenteuerromane schildern und prägte
damit dem Ganzen ein neues Thema auf. Sein Werk gehört im
Grunde nicht mehr zur Gattung der feudalen Epen, sondern eu
den modernen Minn crom anen. Den Höhepunkt der Handlung
innerhalb des neuen Themas bildet die Verletzung des Keusch-
hoilsgebots und der Seesturm. Die Liebenden werden getrennt
und wahren einander auch in schwerer Gefahr die Treue. Esclar-
monde schätzt gegen einen aufgedrungenen Gatten ein Gelübde
vor, und Huon verzichtet gern auf den Besitz der schönen Prinzessin,
die sich im Schachspiel freiwillig von ihm hat schlagen lassen.
Das Mifsverhältnis des alten und des neuen Themas wird von
den Hörern so wenig wie vom Dichter gefühlt worden sein. Dieses
Erzeugnis der Spätzeit sollte weniger durch anregenden Gedanken-
gehalt als durch bunte Fülle des Stof^ fesseln. Und dieses Zid
I
I
I
BEUBRKUSGEN ZU EINER GESCHICHTE DER FRZ. HELDENSAGE. 46 1
wurde am leichtesten erreicht, indem man zugleich den alten und
den neuen Geschmack befriedigte.
6. Aelter als der Lehenverband war der Familienverband,
die parenléA Er reicht noch in die germanisclie Zeit Burück. Ihm
und seiner Macht ist es zuzuschreiben, dafs die Lehen, die ur-
sprünglich mit dem Tode des Belehnten erloschen, Irflh erblich
wurden. Die Familieninteressen konnten sich seitdem innerhalb
der Feudalität mehr und mehr geltend machen. Diese Entwick-
lung zeigt sich besonders in den Vassal le ne pen, wie dem Lothringer-
epos, wo die Bordelois und Loherenc sich in Blutfehde gegen-
überstehen. Ja die Ependichter versuchten, später fast sämtliche
Personen einer Dichtung zu zwei feindlichen G escbl echtem zu-
sammenzufassen. So läfst insbesondere der H non dich ter seinen
Helden überall mit Verwandten aller Art, Oheimen und Cousinen,
unerwartet zusammentreffen: ein wesentliches Merkmal der jüngeren
EpL-n, wie Voretzsch richtig bemerkt. Schliefslicb versuchten die
Urheber der grofsen Zyklen auch die Personen mehrerer Epen
unter einander in Verwandtschaft zu bringen. Drei grofse Familien
waren schliefslich das Ergebnis: die bönigliche, die der treuen
und die der verräterischen Vassallcn. Sogar in Artusromanen, im
Prosairistan und Prosalancelot machte sich dieses Bestreben geltend.
Es hatte seinen realen Grund in der überragenden politischen Be-
deutung, welche einige grofse Fürstengeschl echter in Frankreich
erlangt hatten.
7. Die älteren Epen zeigen meist eine eifrige Parteinahme
für dieses oder jenes Fürstenhaus. Es lag in der Natur der Dinge,
dafs der Ependichter, der an einem feudalen Hofe dichtete, dessen
politisch -dynastische Interessen offen oder verhüllt vertrat.
Vorliebe und Mifsgunst der einzelnen Hofdichter erscheinen stets
so deutlich, dafs wir an der bestimmten Absicht nicht zweifeln
können. Im Rolandsliede und andern Werken der sogenannten
Königsgeste werden die Angeiiörigen des Karolin gerhause s auf
Kosten seiner Feinde verherrlichL Hier werden die Pflichten des
Vasallen gegen den liôchslen Lehensherrn betont. Umgekehrt
werden in den Vassallenepen die Mitglieder der herzoglichen und
gräflichen Familien als musterhafte Helden gepriesen und die
Könige, der grofse Karl nicht ausgenommen, als schwach und
haltlos, oft sogar als ungerecht und böswillig geschildert. Wir
hören hier beständig von den Pflichten des Herrn gegen seine
Vassalien und von Kränkungen der letzteren. So erkläre ich mir
z, B. das Charakterbild Ludwigs im Krónungsejios. Wenn Kaiser
Karl, und mehr noch sein Sohn Carlot, im Ogier und ähnlich im
Huon so schlechtes Licht erhalten, möchte ich nicht mit Voretzsch
(S. 75 — 76) irgend welche ästhetische Kritik üben. Es ist beidemal
eine Invektive des Vassallendichters gegen das Königshaus. Mancher
lufdie^himi/if luiückführen wollen.
462
schroffe Widerspruch mit der Geschichte, den man bisher dem
„Walten der Sage" zuzuschreiben geneigt war, dürfte sich auf
diesem Wege aulhellen lasscD. Die alte Einteilung in die drei
Gesten findet hier eine innere Begründung, Wenigstens bei den
älteren Epen wird uns die Frage cui 6ono? immer wesentlich fördern.
Uebrigens schrieb A.W.Schlegel' vor langen Jahren: „Wir sind
so weit entfernt, alle Abweichungen der Sage blofs den Umwand-
lungen der blindlings wirkenden Zeit beizumessen, dafs wir viel-
mehr in nicht wenigen die absichtlichen Erñndungen einzelner
Dichter sehen, welcbe dem Ahnenstolze dieses oder jenes Fürsten,
oder seinen Ansprüchen auf erweiterte Herrschaft schmeicheln
wollten. Wir glauben sogar die politischen Zwecke zu erraten, zu
deren Behuf manche Heldendichtungen, wo nicht zuerst ersonnen,
so doch erneuert und in Umlauf gebracht worden sind."
8. Wir erhalten damit ein wertvolles Kriterium für Ort tind
Zeit der Abfassung eines F.pos. Die ursprünglichen Redaktionen
der älteren Kpen sind meines Wissens in keinem einzigen Fall
sprachlich unverändert überliefert So läfst sich hier aus sprach-
lichen und metrischen Kriterien nichts Sicheres gewinnen. Der
Fürstenhof aber, nach dem die politisch -dynastischen Interessen
einer Dichtung weisen, wird in jedem Falle als der Ort ernstlich
in Frage zu ziehen sein, wo dieselbe gedichtet und zuerst vorge-
tragen wurde (unbeschadet ihrer späteren Verbreitung). Und da
ergiebt sich uns, wenn wir die erhaltenen Werke überblicken, eine
gewisse Anzahl feudaler Höfe, die wiederholt in Betracht kommen.
Nächst Paris sind es vorzugsweise süd französische Fürstenhöfe (Nar-
bonne. Orange, Bordeaux, Blaia (Blaivies), Vienne und andere.
Was ferner die Abfassungszcit betrifft, so dürften sich Öfter Ueber-
e ins ti mm ungen zeitgenössischer politischer Konstellationen mit den
Situationen der Epen ergeben.
G. Gröber ist geneigt, manche Werke der Königsgeste, wie
das Rolandslied, zeitlich möglichst nahe an die gescliicht lieben
Personen und Ereignisse zu rücken:^ nur zur Zeit der staatlichen
Blûte,^ nicht während des Niedergangs des Karolingerreichs können
nach ihm die älteren Epen entstanden sein. Ich möchte die
Richtigkeit dieser Begründung bezweifeln.^ Die Geschichte aller
Völker lehrt uns, dafs die beschaulieben Künste,' so auch die
Poesie, selten gleichzeitig mit grofsen staatlichen und kriegerischen
Tbaten gedeihen, vielmehr im besondem politische Dichtungen
> ed. Böcking XII, 3S7.
' Fri. LiLcrilurgeichichtc S. 453.
PBei mir steht von stiatlicher Blüte nichti. Hrsg.]
Die folgenüen AusführuDgen sLimmea ta meiner Kenntnis der I.age
Frankreichs in der Zeit «om 9. — 11. Jh. so wenig, itafi ich dem Verfasser
in seiner Konstrukliun nicht folgen kann. Hriig ]
[' Ich spreche auch nicht von bcsc bauli chea Küotten unit von Gleich-
teitigkdt, »ondem von gewisseD SlimmuDgeu des Volkes, die mir Voraui-
leUuog fax eine aaiionalpatriotiiche Ucldendicbtung zu sein scheinen. Htq^J
r
BEUBRE[;írGE^r zu BINER GSSCHICHTS DSK FKZ. HELDENSAGE. 463
diesen als ihr Nachklang folgen oder aber neuen Aufschwung vorbe-
reiten. Gerade die Regierungszeit der französischen Karolinger and
ällesten Kapetinger kann, wie mir scheint, Veranlassung gegeben
haiien, nach rüctiwärts zu blicken auf die ruhmreiche Vergangen-
heit und aus den Leistungen der Vorfahren Mut und Trost für
die Gegenwart zu schöpfen. Frankreich seit Karl dem Kahlen
bis vor Philipp Augusts zielbewufster und erfolgreicher Regierung
war von der Machtfülle eines Pipin, Karl und Ludwig so weit
entfernt, und stand gegen das kaiserliche Deutschland so sehr
zurück, dafs die dichterische Verherrlichung des weit beherrschenden
Kaiser Karl der Ausdruck politischer Wünsche und Hoffnungen
genannt werden kann. In der Schlacht bei Bouvines mafsen sich
ïuni ersten Male die Franzosen siegreich mit den baiserlichen
Deutschen. Der Traum begann Wirklichkeit zu werden. Kurz
zuvor war die alte Karlssage für die mafsgebenden Kreise zur
blofseu Unterhai tu ngs li tteratur geworden,
9. Die Frage nach der ursprünglichen Heimat der einzelnen
Epen ¡st unlösbar verknüpft mit der alten Streitfrage, ob es aufser
den wenigen überlieferten Epen in provenzali scher Sprache eine
umfangreichere provenzalische Epik gegeben habe, ob z, B. die
WÜhelmsepen zuerst provenzalisch abgefafst gewesen seien. Eine
grofse Anzahl gerade d^r wertvollsten Dichtungen würden dann
dem Süden angehören. Für die Beantwortung dieses Problems
hat uns Franz Saran kürxücb einen beachtenswerten Fingerieig
gegeben.' Er schlägt vor, in das Mittelalter den Begriff der
„Gattungssprache" einzuführen. So seien in Griechenland für die
einzelnen poetischen Gattungen bestimmte Mundarten üblich ge-
worden, nachdem hervorragende Dichter diese Mundarten zu
Kunstsprachen für bestimmte Gattungen ausgebildet halten. Es
¡st eine bekannte Thatsache, dafs der attische Tragiker dorische
Cborlieder dichtete und in seine Tragödien einlegte. Die Misch-
sprache Homers war noch im alexandrin ¡sehen Zeitalter die Sprache
des Epos schlechthin. Eine solche poetische Gatlungssprache gab
es im Mittelalter auf der P}'renaenhalb¡nsel. Alfonso X. von Spanien
beteiligte sich eifrig an der kasti lian ¡sehen Lilteratur; nur für seine
Lyrik, die weltliche wie die geistliche, bediente er sich des Galizisch-
Portugiesischen , das von einer zahlreichen Dichterscbule für diese
Gattung ausgebildet worden war.
Sollte Aehnliches auch in Frankreich der Fall gewesen sein?
Die bekannte Bemerkung des Ramon Vidal, das Französische sei
für Romane und Pastourellen, das Provenzalische für Minnelieder
und Sirventese besser geeignet, scheint solche Verhältnisse voraus-
zusetzen. Vom Provcnzalischen jedenfalls steht es fest, dafs es
für Minnesinger aus italischem, katalanischem und auch notdfran-
zösischem Sprachgebiet die anfangs allein mögliche Gattungssprache
gewesen ist Schon Wilhelm IX. von Poitou, der älteste l'rouba-
* Gomaoiicbcc Jahrcsbciicht 1S99, S. ^q.
464 E> WECHSSLER,
dour, dessen Werke uns zu einem Teil überliefert sind, bedieate
sich nicht des Poitevinischen oder einer andern nördlichen Mund*
alt, sondern der bereits damals ausgebildeten provenía lischen
Dichtersprache auf limousinischer Grundlage. Andererseits war
das Französische die Gattungssprache des Epos. Wir sehen dies
besonders an den fraoKösischen Epen in Oberi tauen. Ob auch
Süd französisch e Dichter sich im £pos des Französischen bedient
haben, bliebe noch za untersuchen. Die EJcistenz so vieler fran-
zösischer Heldenepen, worin südliche Helden und südliche Herrscher-
familien gefeiert werden, wäre damit kein Problem mehr.
Heldenepos und Minnesang waren höfische' Gallungen. Das
gebildete Publikum, für welches dieselben bestimmt waren, mochte
ohnedies beide Kultursprachen Frankreichs beherrschen. So boten
sich dem sprachlichen Verständnis keinerlei Schwierigkeiten, Die
französischen Epen, gleichviel wo entstanden, waren im Norden
und Süden gleich wilJIcomraen. Von der Beliebtheit der Epik im
Süden zeugen uns die zahlreichen Anspielungen der Troubadours,
auf die man längst aufmerksam geworden ist. Umgekehrt wurden
provenzalische Minnesinger an nord französischen und dem eng-
iiächen Hofe aufgenommen, und besangen dort die Fürstinnen in
proven za! i seh er .Sprache. Erst im leUten Drittel des 12. jhs. be-
gann man den Minnesang in französischer Sprache zu pflegen.
Und im 13. Jh., als sich infolge der AI bigensei kriege das Ueber-
gewicht des Nordens über den Süden mehr und mehr geltend
machte, wurde die provenzalische Kulmrsprache allmähtig zurück-
gedrängt.
Damit wird uns ein merkwürdiger Zusammenhang zwischen
Heldenepos und Minnesang klar. Es mufs auffalk-n, dafs dieselben
Kulturzentren die Heimal wertvoller Epen und hen orragender
Minnelieder gewesen sind. In Narbonne, dem Brennpunkt der
Aimeri-Epen, wurde die Vizgräfin Ermengard von Peter Rogier
und andern Troubadours besungen. In Blaia, von dessen Grafen-
haus die Geste de Bloivies handelt,^ lebte Jaufré Rudel, der Held
der schönsten Troubadournovelle. Graf Raîmbaut von Orange
stammte aus derselben Grafschaft, deren Namen Wilhelm der Hei-
lige trug. Auch Toulouse, Bordeaux, Vienne und andere Höfe
wären liier zu nennen, nach denen sowohl frz, Epen wie proven-
zalische Lieder weisen.
Aber auch ein innerer Zusammenhang zwischen Heldenepos
und Minnesang wird sich uns ergeben, wenn wir erwägen, dafs
diesen beiden Galtungen feudaler Hofpoësie dieselbe Tendena ge-
meinsam ist Wie immer man sonst über das Wesen des Minne-
' Mod Lat sich gtwohut, Minnesang und Minneroman als „höfische Dlcb-
tune" dem sogeoannlen „Volkaepos" eeBenüberzusl eilen. Dieses aber ist fen-
dale Ilofpoëae nicht niioder aU jene beiden Gattungen. Beucr wötde man
tliun, dieselben als Minnepoesie zn bezeicbnen, da der Fnuendiensl ihr ^meiD-
sames Meikmal aosroacht. Vgl. meine Gralïage S. jlfT.
• Vgl. G. Parii, Kcvue hisloiiquc LIII, 1893, S. 216 Anm,
JCUNOBN za KIMEK 6BS
E DER FRZ. HKLDSNSÂQÏ 40<
sangs denken mag, eine panegyrische und politisch-dynastische
Spitze läTst sich dieser Verehrung fürstlicher Damen kaum ab-
sprechen. Vertrat der Sirventcsdichter in politischen Liedern die
Sache seines Herrn, so feierte der Minnesinger die Vorzüge der
Herrin. Weist vereinigte der Troubadour in sich diese doppelte
Aufgabe. Ja, einige der bedeutendsten wagten es sogar, beide
Themen in demselben Liede zu verbinden,
Heldenepos und Minnesang unterschieden sich, wie mir scheint,
vor allem darin, dafs das Epos mit seinem kriegerisch -politischen
Inhalt vorzugsweise für Männer, das Minnelied mit seiner Liebes-
psychologie zunächst für fu in gebildete Frauen bestimmt war. In
Südfrankreich, wo das römische Erbrecht nicht durch das germa-
nische verdräng! worden war, konnten Frauen das ererbte Lehen
antreten und selbständig regieren. So war hier die rechtliche
Stellung der weiblichen Angehörigen des Hochadels wesentlich
anders als im Norden. Damit stimmt merkwürdig überein die ver-
schiedene Auffassung und Würdigung der Frau im Epos einerseits
und im Minnelied andererseits. Doch darf nicht unerwähnt bleiben,
dafs die aus dem Süden stammenden Epen hierin dem Minnesang
näher stehen. Im alten Rolandslied, das sicher im Norden verfafst
ist, tritt überhaupt keine Frau innerhalb der Handlung hervor;
Rolands Braut Alda ist erst später aus einem andern Epos ein-
geschoben worden. Dagegen sind Eussent und Bertha im Girart
von Roussillon, und ähnlich Guibourc in Aliscans mit sichtlicher
Vorliebe geschildert. Insbesondere in Girarts Verhältnis zu seiner
Herrin und früheren Braut, der Kaiserin Eussent, glaube ich eine
Art Vorahnung des späteren Frauendienstes zu ßnden.
Sollte sich diese Annahme einer epischen und einer lyrischen
Gattungssprache Frankreichs bei näherer Prüfung bewähren, so
stünden al [französisch e und al ipro venza lische Liiteratur nicht mehr
in scharfer Trennung neben einander. Wie Frankreichs mittel-
alterliche Kultur überhaupt, würde sich uns auch seine Poesie als
geschichtliche Einheit erweisen.' Und die Gelehrten hätten Recht,
welche sich gewöhnt haben, die Geschichte der franziisischen und
der Provenza lisch en Litteralur im Zusammenhang zu behandeln.
IO. Wer aber waren die Verfasser der älteren Heldenepen,
von Roland, Isembart und Gormund, Krönungsepos, Aliscans?
Oder, um die Frage genauer zu formulieren, was war ihr Bil-
dungsstand und wie ihre gesellschaftliche Stellung?
Haben wir uns, mit Gröber,^ Krieger als die Verfasser zu
■ Die drei hiuptsächlicbcD poèii^chen Gattungen im mitlcUlterlichen
Fraobrcidi, die rings in die Nachbailäoder bia^iuadrangen, lind ïlcldenepos,
MinneaiLiig und Mianeroman. Noidrronkreícb isl die Ilcimiil der ersten Gltlung,
d«r Süden die der zweiten; und wieder im Norden entstand sos einer Uebci-
ttaguDg der Minne auf ilie Teudalen Kitler die dritte. leb habe diese Ent-
Wicklung darzolegen verBuchl in meiner Gralsage S. 49 — 53.
* Fri. Liigrädi. S. 456. [Bei mir steht von „eiiifacheD Soldates" nichts.
Hrsg.]
B. Phil. )
30
466 B. WBCHKLKR,
denkeD, einfache Soldaten, die als Augenzeugen dai Miteití^''
schilderten, gleich Weiimbert, dem Gewährsmann des Mâuchs vci<i
St. Galten? So wären es also Dilettanten, nicht Benifsdichlti f^
Wesen. Aber vermochten solche die hochentwickelte Techiiik, li^
uns schon in den ältesten Werken begegnet, ohne weiter« b<*
handhaben oder gai zu schaffen? Die künstlerischen KenDlQÌu£<
die zur Abfassung auch eines mittelmäfsigen £p>os nötig waren«
können nur durch berufsmäfsige Tradition und schulmäfsigc Mit-
teilung ausgebildet und bewahrt worden sein. Diesen Kriegsieuien,
welche Gröber' im Sinne hat, möchte ich, mit VorelKSch, nidit
die SchafTung von Epen, wohl aber die Pflege der Sage vonugv
weise zuschreiben.
Oder haben wir uns unter den Verfassern die vìelbesprocheoen
Spielleute t'a denken, hislnones — joglion, Leute, die vom Vortrage
von Dichtung und Musik und allerlei SchnurTpfeifereien lebten ilod
wandernd die Höfe, Städte und das piatte Land durchicgen?
Dem widerspricht die durchaus ernsthafte, auf Recht und Sitte
gerichtete Lebensauffassung, mit der die Dichter in älterer Zeil
ihrem Tliema gegenüberstehen. Dem widerspricht die feierliche
Würde dfs Vortrags, das freimütige, oft kühne Urteil über bocb-
siehende Personen, die sichere Deherrschung der stand esgemafsett
Lebensformen, und nicht zuletzt der feine künstlerische Geschmack..
Die Ependichter haben wir unter den GebildeLsten ihrer Zeit, unter
den geisligcn Wortführern zu suchen, nicht aber unter iahrendea
Leuten und armen „Tellerleckern". Der Büdungsstand und dk
gesellschaftliche Stellung, die sich in den Epen der besseren DichtM
offenbaren, weisen nicht auf die Strafse, sondern auf die kultarellen
Brennpunkte.
Sollen wir daher mit L. Gautier' kurzweg clercs als die Ur-
heber der Heldenepen vermuten. Dichter wie die des Leodegar
und des Alexius? Gerade diese Beispiele Gauliers zeigen una
deutlich den unüberbrückbaren Gegensatz zwischen kirchlichen
Legenden und feudalen Epen. Dort wird die kirchliche Welt-
anschaunng, und als ihr Hauptleil die Askese gepredigt- Hier
dagegen schäumt der Wille zum Leben, weltliche Thatkraft oik^í
Thatendrang. Und, wenn ich nicht irre, wollte die Kirche gerade
die Welllust, die hier gedeiht, durch ihre Lcgendenlitteratui bft-.
kämpfen. Von kirchlichem Leben und aufrichtiger WeltentSBgniv
[' Bei mir hcifíi es I. c. : „Also in den Reiben von Krt(g«m . . . v^'-
das fii. Heldengedicht seinen Ursprung geh»bi haben und gioii gewori
sein". Und Hcnigs Aich. L c. S. 33t; „Und da für das gcrinette litlmii*^
Erzeugnis, auch fur dai sog. Volkslied, ein wenn auch noch so i^rinj;« Gi
sprachlidiea Bewurslseins und litleiaríschea VcisUndes eifordcrlkh iil, mtt'
diese Eigenschaflen auch den eislin dichtendco Bewund«rcni KjuU d. Gr- —
(unter den Franzosen) . . . nicht abgespiochen weiden kònnen". Dab <• d'^
leriscb faefahigle Krieger unter den Kämpfern der Karolinceneit g«h, *^
an« das ihythmische lit. Zeilgedicbl im Volkston des Krìegeri AngilbciS J*
die Schlacht von Fontenoy vom Jahie S41 {%. Grundrib II 1, l&S). Hr^- J
' Epopiei 11', S. 40 — 45.
I
I
BBUBRKUNGBN ZV BINER GESCHICHTE DER FRZ. HELDEMSAGE. 4Ó7
vermag ich in der französischen Epik wenig za finden. In den
verschiedenen Moniages sehe ich im Gegenteil einen Prolest gegen
die mönchische Zumutung, sich einen Helden wie Wilhelm in der
Klause eingesperrt zu denken.
Wohl aber besafsen die Ependichlet ohne Zweifel geistliche
Bildung; in diesem Sinn also waren sie í/í«.' Sie hatten sich
die höchste mögliche BilduTigsstufe erworben, die eben nur von
der Kirche bezogen werden konnte; oder, in die heutige Sprache
übersetzt, sie besafsen „akademische Bildung".^ So erkläre ich
den ausgesprochen christlichen Charakter der in. Epik und
die z. B. im Rolandslied unläugbare Benutzung heiliger Schriften,
" : der Bibel insbesondere. Ein cierc war überdies jener Turoldus,
r am Rolandslied als Redaktor oder Verfasser beteiligt ist.^ Cierc
nennt sich ausdrücklich Bertrant von Bar sur Aube. Suchier be-
merkt dazu : „Dafs er ein Kleriker gewesen ist, würde ohne seine
bestimmte Angabe niemand vermuten".* Auch der Verfasser des
Loth ringere pos befafs nach F. Lot ,.uiie certaine instruction".^
Aber die frz. Epiker waren weit entfernt, ihre geistliche Bil-
dung in den Dienst der Kirche zu stellen und etwa Legenden
wie den Alexius zu verfassen. Vielmehr wurzelten sie mtt all ihren
Anschauungen in dem Leben der feudalen Höfe, wo Rechtspflege,
Krieg und Jagd das Ziel und die Aufgaben des Maimes dar-
stellten, und christlicher Glaubenseifer sich ausschliefslich in den
Fehden mit den Mohamedanem Spaniens und den germanischen
Wikingern bethütigte. In diesem Kreise, als Mitglieder der maisniée,
müssen sie gelebt und gedichtet haben. Grofsenteils auch mögen
sie, wie Bertrant, dem Adel von Geburt angehört haben, wenigstem
dem niedern Adel, als Sohne eines Kastellans oder Vavassors,
Oder aber errangen sie sich ähnlich einem Bernhard von Venta-
dom trotz unfreier Abkunft durch Begabung und Leistungen die
Hoffähigkeit. Sie safsen mit zu Gericht im Rate der Vassallcn,
und logen mit dem Fürsten zur Fehde und auf die Jagd. So
nennt sich Raimbert von Paris, Redaktor des Ogierepos, einen
Edelmann.^ So wird auch Taillefer, der bei Hastinga dem Nor-
mannenheer voranritt und aus dem Rolandsliede sang, noble vassal
genannt^
Jetzt erinnern wir uns ähnlicher Gestalten aus dem deutschen
Heldenepos, Volkers im Nibelungenlied und Hotands in der Gudrun.
Damit werden wir unmittelbar auf das gemein germani sehe Amt
des tkcfi zurückgeführt, des bochan gesehenen Hofdichters, den
' Hertz, Spielmaaasbucb* 5. 4.
* Aach Fr. Kaufftnann erichlicrit für das Hildebraadslied ciocc vor-
nehmen und geistlich gebildeten Verfasiei. Sieveriband S. I7S.
' Suchier, Frz. Lilgesch. S. 15.
* Frz. Litgesch, S. 2S. 55.
» Rom. XXVIII. 1899, S. 279. Vergi, auch Aimcn ed. Demaison
S. LXXVIU.
* Gautier, Epopíeí 11^, S. 46.
* Freymoad, Jongleurs et MénealreU S. 13 — 14.
30»
468 E. WECHSSLER,
schon Hertz > als Vorläufer dei mittelalterlichen Dichter bezeichnet
hat. Das frz. Epos wird heute allgemein als christliche Fortsetzung
verlorener fränkischer Epen aufgefafst. So trat auch der fiz. Epiker
an die Stelle des fränkischen sl:ofi. Nur dafü er sich von diesem
durch seine christliche Schulbildung unterschied. Seine soziale
Stellung war dieselbe. Ein besonderer Namu scheint für ihn nicht
üblich geworden zu sein. Vermutlich nannte man ihn kurzweg
eiere, oder aber begriff man ihn unter die übrigen Vassailen am
Hofe mit ein? (Vielleicht auch liiefs er chanltor}) So konnte es
geschehen, dafs ihn die Kirche mit dem Namen der luterà ri sehen
Zwischenhändler, der histriones, bezeichnete. Erst in Südfraakreich
und zunächst nur für den Minnesänger kam eine Bezeichnung auf,
durch die auch äufserlich der Dichter vom Spielmann geschiedea
wurde; es war der Name irobaJor, der früh nach dein Norden
kam und dort weitere Ausdehnung erhallen zu haben scheint
Nach Bildung, Lebensstellung und Leistungen weitab von d^i
Epikern der feudalen Hofgesellschaft standen die Spielleute,
lebten vom Vortrag und der Verbreitung dieser Epen und anderer
Dichtungen. Als Zwischenhändler übernahmen sie die Aufgabe,
die heute* dem Buchdrucker und Buchhändler zukommt Zwei
Gruppen lassen sich unter ihnen erkennen, die aber nicht scharf
geschieden waren. Manche waren an einem Fürslenhofe dauernd
angestellt; sie hiefsen meneslrel, Bedienstete. Diese belhätiglen
sich teilweise auch als Dichter, suchten es also den andern nach-
zuthun. Sie bedienten sich dabei der überlieferten Technik und
der zahlreich vorhandenen Muster. Bekannte poetische Vertreter
dieses Standes sind Eätrumcn, der mausirel corlcis des Admirals
Gaudisse, und Pinchonnet im Cléomades, auch Daurel in Daort;]
und Beton. Die berühmtesten ménestrel, von denen wir wissen,
sind Jean Bodel aus Arras und Baudouin und Jean aus Conde,
ferner Adenet der Spielmannskönig. Auch der Huondichter gehört
zu ihnen; er hat im Estrumen ein Bild seines Standes gezeichnet,
wobei er freilich weniger der Wirklichkeit als seinen Wünscheu
gefolgt sein wird. Aus dem Nibelungenlied sind Werbel und
Swemmel, die Hofspielleute König Etzels;**k¡er_^zu nennen. Diese
meneilrel pflegten die Poesie, soweit sie sich "dîwau beteiligten,
mehr nur des Gelderwerbs wegen und als Unterhaltungstitteratur,
Um hohe didaktische Ziele oder die kluge Vertretung politisch-
dynastischer Zwecke war e,=i ihnen kaum mehr zu thun. Sie ver-
hielten sich zu den Nachfolgern des skop wie heute der Journalist
zum Dichter.
Gesellschaftlich tiefer als der Hofspielmann stand der Fahrende,
joglior schlechthin. Er mufste seinen Unterhalt suchen, wie er iha
&nd, und wenn nötig auch das Gewerbe des Possanreifsera aus-
üben. Selten trat er als Dichter auf; wenn es geschah, travestie-
rend oder parodierend. Derbe Komik war sein liebstes Thema.
I
' äpieianumibucb' .
Dort weitere Littetatui.
BSMEREUNGBN ZU EINER GESCHICHTE DER FRZ. HELDENSAGE. 469
Auch der mmetirtl mufste, wenn sein Herr starb oder ihn
entliera, sein Brot anderwärts suchen. Der Estrumen im Huon
gerät in diese Lage. Eine feste Grenze zwischen dem ansässigen
und dem fahrenden Spielmann bestand nicht. So wurden denn
auch die Namen bald promiscue gebraucht. Auch diesen wechseln-
den Sprachgebrauch beobachten wir im Huon.
Sobald ein Epos in die Hände der Spielleute geraten war,
konnten Entstellungen im mündlichen Vortrag nicht ausbleiben.
Und als an den Feudalhöfeo Minnesang und Minneroman in Mode
kamen und die alte Epik allmählig aus den mafsgebenden Adels-
kreisen verdrängt wurde, war der Verderbnis Thür und Thor ge-
öffnet. Erst wurden die stolzen Werke den Patriziern der Städte,
dann den Kleinbörgern und schliefslich den vilains jeder Art aus-
geliefert. Wir können an manchem Epos verfolgen, wie es „zer-
sungen", d. h. erweitert oder verstümmelt wurde. Für den gedank-
lichen Gehalt war in den unleren Schichten keinerlei Verständnis
mehr, ebenso wenig für die künstlerischen Ausdrucksmittel. Das
rein stoflliche Interesse blieb übrig. Je mehr das Adelsepos „Volks-
epos" wurde, Gemeingut der niederen Volkskreise, desto mehr
wurde es entstellt. Am Anfang hatten grofse dichterische Persön-
lichkeiten gestanden, am Ende nahm die Menge das wertvolle Gut
in Besitz. Von oben nach unten, von engen Zentren ins Weite
ging der Weg, den die Heldenepen nahmen. Es ist der erfahrungs-
mäfsige Gang aller Kulturentwicklung.
11. Wann aber traten französische Hofdichter an Stelle der
fränkischen skopasi Mit andern Worten, in welche Zeit ist der
Anfang des französischen Heldenepos ku setzen? Wie wir sahen,
war dieses nach Wesen und Entstehung höfische Dichtung. So
können wir um den Zeitpunkt nicht verlegen sein. Erst als das
Galloromaoische anstatt des Fränkischen Hofsprache geworden war,
kann ein romanisches Heldenepos gedichtet worden sein. Wann
die fränkischen Eroberer ihre germanische Sprache aufgegeben
haben, darüber fehlen meines Wissens eingehende Untersuchungen.
Karl der Grofse und sein Hof sprachen als Auslrasier Fränkisch ;
und wohl noch Ludwig der Fromme. Die Strafsburger Eide 842
zeigen die neustrischen Franken bereits romanisiert Nach allge-
meiner Ansicht vollzog sich dieser durch Zweisprachigkeit der
Franken vorbereileie Sprachenlau seh unter Karl dem Kahlen. Mit
der Trennung von den ausschliefslich germanischen Landesleilen
wurde das Gal loromanisch e allgemeine Landes-, auch Hofsprache;
ähnlich wie seit den Ereignissen des Jahres 1866 das Deutschtum
in Oesterreich-Ungam in seinem Besitzstand bedroht wird. Ich
treffe also mit Hermann Suchier zusammen, der den Beginn des
frz. Heldenepos erst ins neunte Jh. verlegt, nicht aber ins achte
oder gar ins sechste, wie andere Gelehrte wollen.
12, Warum hat sich auf deutschem Boden kein Epos von
den Karolingern entwickelt? Diese Frage, obzwar sie nur akade-
470
E. VBCaSSLCR,
r Alt Ht, fi»deft muer wieder sur Prâfmg besaos.' Einige
Kaibcq¡én md vìeUeìclu aodi Gedichte waren vochandea. Der
bekannte Mönch von St. Gallen and einige aDdere Zeagnine be-
lecbtigen ans za dieser Annahme.' Es bestand jedenfalls einmal
ein Gedicht in altbochdeotscber Sprache aber Karls AnrñcLen gegen
das von Desdeños and Olker t-erteidigle Patia. Aach Voretxsch
râomt das ein.* Aber eine eigentliche Epik von Karl oder äber-
banpt ans diesem Zeitrauoi, etwa über Widukind, von dem üaneo-
iöscbe Dichter so viel erzählten, kam in DeotsdlilaQd nicht eut
Reife. Hier bescluänkle deh das epische Cot andi noch später
anf eine Heldensage und Heldendichtnng ans dem Zeitalter der
Vôlkervandening. Walther und HUdegund, Hagen und Siegfried.
Dietrich von Bern und der Hunnenkönig Etzel blieben die Helden
auch der deutschen Epik des ■ 2. Jahrhunderts.
Wenn die Kämpfe im Zeitalter der Karolinger za einem
deotechen Heldenepos nicht geführt hat>en, so môdite i^ dea
Grund nicht etwa in der politischen Gegnerschaft der Alemannen,
Baiem and Sachsen gegen Kart den Grofsen etbltcken- Wie Elzel
hätte der Kaiser Karl auch als Feind ins deutsche Epos gelangen
können. Wir scheint die Ursache t-iclmehr in den allgemeinen
Btldungsverbältnissen Deutschlands zu liegen. In der ahd. Sprach-
penode — das ïeigt uns besonders deutlich Keiles Literatur-
geschichte — gab es in Deutschland thatsächlicb nur eine latei-
nisch-kirchliche Bildung und Litterator. Noch fehlte eine von der
Kirche unabhängige Laienbildung, es fehlte eine deutsche Kunst-
und Kult Ursprache. Ja die Kirche beherrschte das geistige Leben
so unumschränkt, dafs sogar die vorhandenen alten Epen, die
Werke der alten skopas aus dem Zeitalter der Völkerwanderung
von den mafsgebenden Bildungsstätten ausgeschlossen und einigen
abseits liegenden Höfen überlassen blieben. Dort, in der Hand
ungebildeter Dichter, wurden jene Epen viel&ch entstellt und ver-
wirrt Nur vereinEelt taucht diese poetische Gattung in der latei-
nischen Lilteratur auf: es ist der WaUharius mattu/ûrttt und das
ans bezeugte lateinische Nibelungengedicht
Eist im Laufe des 1 2. Jh. gelangte die Laienbildung der fran-
zösischen Feudalität auch nach Deutschland herüber. Jetit erst
machten sich die Hofkreise von der kirchlichen Bevormundung
frei. Aber a!s ein deutscher Fürst das Kolandslied übertragen liefs,
da arbeitete der Uebersetzer das feudale Epos sorgfältig im kirch-
lichen Sinne um. Und nur langsam wich die ivirche aus ihrer
beherrschenden Stellung. Erst unter Friedrídi Barbarossa brach
franiösische Bildung und Gesittung unaulbaltsam herein. Jetit erst
war auch fur die einheimischen Epen die Zeit der Wiederbei-
Stellung gekommeiL Aber an den hofìsch verjüngten Werken blieben
i
* Grober, Fti. Litgesch. S. 456.
» Bemheim, Preub. Jahrböcbei LXXXI (1895, J. I
• Ogitt S. 19.
S. 345-358- ^1
BI1ISRKUN6BN ZO EINSR OBSCHICHTB DER FRZ. HELDENSAGE. 47 I
die Spuren langer Vernachlässigung antilgbar haften. In den weit-
ms meisten Fällen zogen es statt dessen die deutschen Hof-
teeise vor, sich fertige £pen nnd Romane aus Frankreich über-
tragen zn lassen.
13. Die £pen wurden, wenn sie gröfseren Umfang hatten, in
Vortragsabschnitte geteilt und abschnittweise vorgetragen.^ In
mdireren Werken, so im Huon (Guessard S. 33, 148 und 164)
werden die Pausen ausdrücklich angemerkt. Mit der Disposition
des Ganzen brauchten sich diese Rhapsodieen nicht zu decken.
Im Hnon wem'gstens scheinen die Einschnitte absichtlich mitten in
die Erzählung verlegt worden zu sein. So wurde die Spaimung
der Hörer besser wach erhalten.
Aas der Gewohnheit dieser Einteilung für den Vortrag erklärt
vdi, wie mir scheint, ein eigentümlicher Stilgebrauch des Helden-
epoi Voretzsch (S. 77) madit darauf aufmerksam, dafs im Huon
oft eine Erzählung mit denselben oder ähnlichen Worten wieder-
holt werde, so der Ueberfall und Tod des Carlot Aber diese
Wiederholung, die nidit weniger als drei Textseiten einnimmt, be-
findet sich unmittelbar nach dem ersten Vortragsabschnitt (Guessard
&33). Der Dichter fand es geraten, zu Beginn der zweiten
Rhapsodie, nachdem er die Hörer um Ruhe gebeten hatte, das
entscheidende Ereignis, mit dessen Erzählung er Tags zuvor ab-
gesdilossen hatte, nochmals und zwar durch Huon selt>er vortragen
XQ lassen. Aehnliche Fälle finden sich öfter. Dieser Brauch der
Wiederholungen ergab sich aus der Art und Weise des Vortrags.
Auf diese knappen Bemerkungen will ich mich an dieser Stelle
heschränken. Sie wurden, wie ich oben vorausschickte, veranlafst
ond angeregt durch die von Carl Voretzsch begonnenen „Epischen
Studien**, als eine Sammlung von Vorarbeiten zu einer Geschichte
der französischen Heldensage. Meine Absicht war, das was ich
hier darzulegen versucht habe, zur Diskussion zu stellen. Später
^nke ich einen oder den andern Punkt ausführlicher zu begründen.
^ lieber Vortragsabschnitte bei Crestien vgl. meine Gralsage S. 159 — 161.
Eduard Wechsslbr.
Der Frosaroiiian Ysaye le Triste.
(Forlseuuog; t. S, 175 ff.)
311. Eines Tages erscheint Ardanl d'Acre vor Ysayes Schlofs
und fordert Yreult heraus, um den Kampf, der damals durch Ysaye
geschlichtet wurde, zur Entscheidung zu bringen.
312. Der Kampf beginnt und bleibt lange Zeit unentschieden.
Da erscheint Ysayes Pferd und beifst Ardant in die Hüfte. Um
vom Pferde nicht wieder belästigt zu werden, setzen sie den Kampf
auf dem Schlofshofe (ort. Hier siegt Yreult und schlägt Ardant
das Haupt ab. Diesen Erfolg läfst Vreull auf dem Schlosse Ardants
melden. Unter Klagen holen die Knappen Ardants den Leichnam.
313. Es ist Himmelfahrt. Eine grofse Anzahl Ritter und
Damen sind in Blamir versammelt.
314. Es findet ein grofsartiges Turnier statt. Marc tötet
seinen Vetter, den König von Agimal, er spaltet Condely d'Arbise,
dem Gouverneur von Louvresep, den Schädel und wirft Estrahier
aus dem Sattel.
315. Da ruft Estrahier: Tues le faiûx chamliir. Sofort ist
Marc von allen Seiten umringt.
316. Marc verteidigt sich tapfer. Nach langem Kampfe giebt
Estrahier sich Marc gegenüber zu erkennen.
317. Estrahier verzichtet jetzt, weiter mit Marc zu kämpfen.
318. Auf einem anderen Teile des Kampfplatzes befinden sich
Hergault, Menet und andere,
319. Hierhin wendet sich nun Marc und stöfsl auf Berangier
de haulte forest, den er nach kurzem Kampfe tötet.
320. Marc ficht wie wahnsinnig. Alles weicht vor der Wucht
seiner Hiebe zurück.
321. Da erscheint Estrahier wieder und versetzt Marc einen
wuchtigen Hieb. Marc kann diesen nicht erwidern, er fällt schwer
verletzt vom Pferde. Estrahier glaubt, dafs Marc dieses absicht-
lich ihut, und erklärt sich als besiegt, indem er Marc sein Pferd
überreicht.
322. Alle Damen sind darin einig, dafs Estrahier ein tapferer
Ritter ist, dafs aber Marc die Ehre des Tages gebührt.
323. Am folgenden Morgen, als alle Ritter wieder auf dem
Kampfplatze sind, meldet eine Dame einen Ritter an, der mit
mehreren Rittern fechten wolle. Der Ritter erscheint und Icämpit
zuerst gegen Marc, dem er den Schild spaltet
DER PR05AKOUAN YSAYE LH TRISTE. 473
324. Dann besiegt er nach einander Menet, Alexander de
Gales, Desraes de l'ombre. Da der Ritter nun keinen Gegner
mehr findet, reitet er schnell mr Stadt ïurûck.
325. Die Königin von Logres und der König von Irland ver-
teilen Preise an Eslrahier und Hergault. Hierauf bittet Marc
Estrahier, er möge ihn zum Ritter schlagen.
326. Estrahier will Hergault diese Ehre übertragen.
327. Auf die Bitte Yrions hin schlägt nun Kstrahier Marc
zum Ritter. Dann kommt das Gespräch auf den fremden Ritter.
Niemand bat ihn erkannt Da sagt Hergault, der fremde Ritter
werde nach dem Essen wieder erscheinen.
328. Nach dem i^sen erscheint die Dame mit dem Ritter
wieder. Marc kämpft gegen ihn und wirft ihn aus dem Sattel.
Der fremde Ritter wird nun entwaffnet und man erkennt zum
gröfsten Erstaunen in ihm Hergault. Am folgenden Tage rüsten
sich die Ritter zur Heimkehr.
329. Tronc wird von Elias streng gefangen gehalten. Er
sinnt über seine Flucht nach und kommt nach 15 Tagen auf die
Idee, sich tot zu stellen.
330. Ein anderer Gefangener, der bei ¡hm war, ruft den
Kerkermeister und meldet ihm, daf:. Tronc tot sei. Elias läfst nun
Tronc herausholen und auf den Hof legen. Sobald nun Tronc
sich unbeobachtet fühll, begiebt er sich nach dem Kerker zurück,
befreit den anderen Gefangenen und flieht.
331. Saine Flucht wird von Elias bemerkt. Tronc wird ver-
folgt, aber niemand kann ihn einholen. Eine halbe Stunde vor
dem Schlosse Ysayes begegnet Tronc einem Ritter, den Tsayea
Pferd übel zugerichtet hat. Diesen Ritter verhöhnt er. Vor dem
Schlosse findet er das Pferd. Er geht zu Yreull, erzählt diesem
seine Abenteuer und erkundigt sich dann nach Vsaye.
332. Yreult erzählt nun, dafs Ysaye aufgebrochen sei, um
Tronc zti suchen, aber noch nicht zurückgekehrt sei. Da sagt ihm
Tronc, er wisse, dafs Ysaye sich in Sorlion befinde. Yseult solle
sich nach Sorlion aufmachen. Wenn er dann Vsaye gefunden
habe, solle er ihm einen mit Kraut eingeriebenen Ring an den
Eweilen Finger der rechten Hand stecken. Dann werde Ysaye
gesunden. Yreult will dies thun.
333. Marc wird vom Volke sehr geliebt, von den Grofsen
des Reiches aber gehafst. Diese, namentlich Bertrand de Vignes,
Ferraud d'Orme, Florent de Lyon und Bernard d'Yvoire, stiften
eine Verschwörung gegen Marc an.
334. Bernard d'Yvoire macht den Vorschlag, Marcs Ehrgeiz
itacheln und ihn zu Ysaac le lombari au senden. Dieser be-
sitze ein Zimmer, worin niemand zu schlafen wage und aus welchem
noch niemand heil herausgekommen sei.
335. Marc, der nichts Böses ahnt, führt ihren Vorschlag aus.
Er bcgiebt sich in das erwähnte Zimmer, schliefst sich ein, zündet
Kenen an und fängt an 2U essen und zu trinken. Da auf einmal
474
ZEIDLEK,
wird der Tisch omgeworfen, ein grofses Geräusch ^ht darch das
Zimmer, der Tisch richtet sich wieder auf, ßllt wieder um und
die Kerzen erlöschen.
336. Am folgenden Morgen geht Marc wieder in das Zimmer.
Ks passiert ihm dasselbe, er wejfs nicht, wie ihm geschieht, und
wird wahnsinnig.
337. Marc wird fortgeführt, Yrion ist sehr erstaunt, dafs ein
solch starker Mann wie Marc nicht allen Gefahren Widersland
leisten kann.
338. Vier Monate dauert es, ehe Marc sich von seinem
Schrecken erholL Er will nun wieder in das Zimmer gehen, aber
Yrion rät ihm ab und läfst einen religieux Annas holen.
33g. Der Geistliche und Marc begeben sich in ein besonderes
Zimmer.
340. Marc beichtet ihm seine Sunden und erhält Absolution.
341. Am Abend desselben Tages begiebl sich nun Marc voll-
ständig gerüstet wieder in das Haus Isaacs. Der Teufel erscheint
und beñehit Marc, sich zu entfernen. Da stürzt Marc auf ihn los.
£r entflieht, steckt aber zuvor noch das Haus in Brand.
342. Als Marc am Hofe Yrions alles erzählt, was ihm passiert
ist, sind alle Zuhörer höchst erstaunt.
343. Es ist JohanniszeiL Da trifft am Hofe Yrions die Nach-
richt ein, 28 Könige seien gelandet, um Yrion und sein Volk ta
bekämpfen. Unter diesen befanden sich Esprohan, admiral de Perse,
Pharaon (son ßls), le rouge lyon {son nepvcu, roi de nubye), le
roí d'Ascalle, le rol de Seville, die Könige von Honguerie, Espaigne,
Arragon, Bougie, Cartage.
344. Yrion und vier Ritter verkleiden sich als Boten, um sich
lum Admiral zu begeben. In der Nähe des Hafens treffen sie
zwölf Männer und Frauen, die ihnen sagen, dafs 1000 Sarazenen
in der Nähe sind. Bald darauf stofsen sie auch auf Sarazenen,
die ihnen mit dem Ruf: Hola, chelifs, rauiez-voui entgegeneilen.
345. Yrion teilt diesen nun mit, dafs sie Boten des Königs
Yrion von Blamir seien und den Admiral zu sprechen wünschten.
Sie werden zu diesem geführt und fragen ihn, aus welchem Grande
er das Land verwüste. Da erklärt ihnen der Admiral, er sei ge-
kommen, alle diejenigen auszurotten, die nicht zu Mahomet, Jupiter,
Tervagant und Apollon schwören wollten. Seine Gölter seien aus
Gold, die der Christen nur gemalte Bilder. Die Christen könnten
lange warten, ehe ihre Götter einmal zu ihnen sprächen. Da sagt
Yrion, das habe Gott durch seine Apostel gethan, die alles auf-
geschrieben hätten, wie sich die Christen zu verhalten haben.
346. Da sagt der Admiral, man könne alles Mögliche auf-
schreiben, und erwidert Yrion, er glaube an das Geschriebene nicht
und wolle deshalb diejenigen, die daran glauben, ausrotten.
347. Yrion schlägt nun einen viermonatlichen Waffenstillstand
vor. In dieser Zeit solle eine Kommission von je zwölf Geistlichen
beider Religionen entscheiden, welche Religion die bessere sei.
I
DBR PROSAROlfAN TSAT£ LE TRISTB. 475
Die besseie Religkm solle danû von beiden Parteien angenommen
vexden. Mit diesem Vorschlag ist der Admiral einverstanden.
348. Hergo, der von dem Einfalle der Sarazenen gehört hat»
ist inzwischen mit 15000 Mann in Blamir eingetroffen. — Der
Admiral erfahrt, dafs Marc der tapferste Mann von ganz Blamir
ist £r ist deshalb neugierig, ihn kennen zu lernen.
349. Von Marc erfahrt auch Orimonde, die Tochter des Ad-
mirals. Sie sagt, sie werde nicht eher froh werden, bevor sie Marc
nicht gesehen habe. Sie schickt deshalb einen Boten mit einem
Bnef za Marc.
35a Der Bote trifit Marc bei Tisch an und überreicht ihm
den Brief, den sich Marc von Hergault vorlesen läfst.
351. Orimonde bittet Marc, ihren ires cher e amy, er möge zu
ihr konmien, sie liebe ihn unsterblich.
352. Marc antwortet dem Boten, er werde sofort kommen.
Er schenkt dem Boten vier marcs und ein Pferd. Marc ist er-
staunt, dafs Orimonde die Sprache von Blamir (Englisch) kenne.
Yrion erklärt ihm darauf, sie sei im Alter von 12 — 18 Jahren an
seinem Hofe durch Marthe unterrichtet worden. Der Bote meldet
nun seinen Erfolg der schönen Orimonde und sagt ihr, Marc sehe
ans, ab ob er eher Menschen fressen, als ein Weib lieben könne.
Dadurch wird aber Orimondes Liet)e nicht beeinträchtigt. Kurz
darauf lassen sich zwei Ritter beim Admiral anmelden , die in der
Absicht gekommen sind, einen Zweikampf mit den Sarazenen zu
bestehen. Von ihrem Vater erfährt nun Orimonde, dafs Marc und
Hergault die beiden Recken sind. Sofort eilt sie hinaus, dem
Kampfe beizuwohnen.
353. Auf dem Kampfplatz wird sie von Marc begrûfst Sie
dankt ihm und reicht ihm ihren Aermel mit den Worten: Portez
pour ¡amour de moy ma manche au bout de votre lance.
354. Darauf beginnt der Kampf. Marc tötet Mador, roi de
b haulte marche, und wirft Jonatas, roi d'Yvorie, vom Pferde.
355. Dann bohrt Marc dem Bruder des Königs von Spanien,
Ysoré, das Herz aus dem Leibe und führt das Pferd desselben der
amende zu, die es dankbar annimmt Hergault tötet Lucan, roi
d'Aigremoire, und Tules, roi de la Marche.
356. Als nun Marc noch den „roten Löwen'S den König von
^obien, tötet, verbietet der Admiral den Kampf. Nun überreicht
^'^c seinen Schild und seine Lanze der Orimonde. Als ihr Vater
^ese Wafienstûcke später bei ihr bemerkt und sie nach der Her-
fenft derselben fragt, antwortet sie: pere, le hon chevalier le m'a
357. Nach dem Turnier treffen Marc und Orimonde zusammen,
l^cl Orimonde fragt Marc, ob er ihr amy werden wolle. Da sagt
*^ Marc, wenn sie Christin werden würde, wolle er gern ihren
Wunsch erfüllen. Er liebe sie sehr, aber die Liebe zu seinem Gott
^i doch gröfser als diejenige, die er zu ihr gefafst habe.
476
ZEIDLBB,
358. Als Orimonde dieses hört, ist aie so wütend, dafs sie
kein Wort hervorbringen kann. Marc und Hergault reiseo ab.
359. Yreult begiebl sich räch Sorlion und findet Ysaye auf
dem Schlofshofe, Er sieht gerade, wie Ysaye einen Hund füttert,
geht auf ihn zu und (ragt ihn nach seinem Namen. „Maistre Jehan"
sagt Ysaye und legt sich neben seinen Hund auf die Erde, ohne
sich weiter um Yreult zu kümmern.
360. Yreult richtet nun noch einige Fragen an Ysaye und
ist über dessen verwirrte Antworten sehr erstaunt.
361. Yreult weint über Ysaye. Dieser aber stöfst ihn von
sich mit dem Bemerken, er solle nicht so zärtlich sein. Da zeigt
ihm Yreult den erwähnten Ring, und da Ysaye diesen gern haben
möchte, setzt er ihm denselben auf den zweiten Finger der rechten
Hand. Dann reibt er den Ring mit einem Kraut ein. Ysaye ¡st
geheilt Als er nun erkennt, in welchem Zustande er früher ge-
wesen ist, fcingt er an zu weinen. Yreult aber tröstet ihn, und
beide brechen auf. Marthe hat aber den Namen Ysayes von Yreult
gehört, und ihre Vermutung wird noch von einem Knappen be-
Iträfligt, der gehört hat, wie Yreult den Blödsinnigen mit Ysaye le
triste angeredet hat.
362. Marthe schreibt nun sofort einen Brief an Ysaye und
schickt einen Boten damit ab. Der Knappe trifft Ysaye und Yreult
in einem hoslel und überreicht den Brief Marthes. Da meldet die
Wirtin, dafs ein Zwerg angekommen sei, der ein teuflisches Aus-
sehen habe, und ist aufs höchste erstaunt, als Ysaye ihr sagt, dafs
dieser Zwerg sein Page sei.
363. Da tritt Tronc ein. Ysaye küfst ihn und redet ihn mit
loyal amy an, worüber der Wirt lacht. Darauf bittet Ysaye Tronc,
den Brief Marthes ihm vorzulesen. Tronc ihut dies und liest:
Marthe bittet Gott, der Adam und Eva schuf, er möge sie, die
Unglückliche, schützen. Sie klagt über ihren Freund, den sie
immer geliebt habe und um den sie jetzt in Trauer lebe, Sie bat
einen grofscn Traum gehabt. Jeunesse sei zu ihr gekommen, mit
ihr Doulx regard, der ihr Herz mit cordes d'alyer (ËIsbeerbaum)
fesselte. Zu ihrer Linken stellte sich Loyauté und schiefst einen
Pfeil auf sie ab, der ihr ins Herz dringt, ohne die Haut lu ver-
letzen. Loyauté sagt ¡hr, ihr Freund habe sie geschickt, um ihr
zu zeigen, dafs durchaus nicht diejenigen im Paradiese sind, die
da lieben und geliebt haben. Dann tröstet sie Marthe:
s parfa
¡orps.
I
I
I
I
Darauf erscheint Beau Maintieng, ein schöner Mann mit hellen Augen,
weifsen Zähnen u. s. w. Er kniet vor Marthe nieder und sagt kein
Wort. Sie will ihn erheben, er sträubt sich und sie setit sich neben
ihn zur Erde. Zu ihm redet sie nun von Frauen, die k
gelernt haben, und sagt:
miadii sait qui tels ùxats prite.
: sein sien nenen ^k
die kein Unglâck ^H
DER PROSAROUAN YSAYE LE TRISTE.
477
Der Liebesgott und ihr Freund haben Beau Maintieng gescbickL
Jetzt thut letzterer seinen Mund auf und redet ihr viel von der
Liebe vor. Da denkt Marthe an ihren Freund und erzählt Beau
Maiotieng, dafs sie ihres Freundes wegen Gedichte vcrfafst, das
Meer überächritten und vid Unglück erduldet habe. Da erscheint
der Freund selbst und Marthe macht ihm heftige Vorwürle. Auf
ihren Wanderungen seien ihr Vre, Tristesse und Dampiiage begegnet
und faulten ihr Unglück zugefügt. Ein escuyer, Despoir, habe sich
za den dreien gesellt, und mit diesen habe sie sich aufgemacht,
um ihn zu suchen. Vre habe ihr vorgeworfen, dafs sie einen
Mann liebe, der sie hasse, Tristesse habe ihr geäagt, sie solle
weinen, denn sie habe ihr Unglück selbst verschuldeL Als das
Tristesse gesagt habe, sei es ihr schwarz vor den Augen geworden.
Da sei zu ihrer Pein Merencoly mit ihren loo Armen erschienen.
Sie habe sich nun an Desesperance gewandL Diese aber habe
ihr gesagt, sie sei zum Martyrium geboren, und ¡hr den Rat ge-
geben, sich zu ertranken. Sie habe diesen Rat befolgen wollen,
da sei ein Ritter Compaignie erschienen und habe sie getröstet.
Sie sei nun mit Compaignie gegangen. Als sie an einer vertrock-
neten Wiese vorbeigekommen seien, sei ein altes hageres Weib
Malheurete gekommen und habe ihnen ihre Not geklagt und von
ihrer Schwester Paouvrete und ihrer Mutter Diserte gesprochen.
Da sei aber auch Reconfort erschienen und habe sie getröstet:
Oa doit pocItT ducs maoli et Tois
Pour mettre peine a tjvoir
Son amy, car mjeuli vault qu'avoir.
Auf einem anderen Wege sei ihr eine reiche Frau begegnet, die
das Vermögen von too Königen hesafs. Diese habe sie um Al-
mosen angesprochen, habe aber keine Antwort bekommen. Von
einer zweiten Dame, die in Gold und Silber gekleidet war, sei sie
auch zurückgewiesen worden, ebenso von einem ihr folgenden
Ritter, der ihr erklärt, die erste Dame sei Richesse, die zweite
Avarice gewesen. Er sei der Sohn der letzteren und heifse Orgeul.
Anne bekämen von ihnen nichts, nur Bischöfe und Grafen.
Va len a un hospital rendre.
a Hospital geführt und zwar zum König
Am Schlufs des Gedichtes bittet sie nun
Ysaye, er möge nach Sorlion kommen und sie holen.
364. Ysaye und Yreult sind über das Gedicht sehr erstaunt
und können sich nicht erklären, wie ein Weib solche Worte schreiben
kaim. Da sagt ihnen Tronc, das habe die Liebe fertig gebracht,
die gröfser sei als der engten eines Mannes. Dann bittet er Ysaye,
Marthe holen zu dürfen, bittet aber auch Ysaye, Marthe nicht bei
sich zu behalten, da er sonst ihn verlassen müsse.
365. Tronc geht zu Es trahi er, der über Troncs häfsliches
Aussehen sich sehr wundert und ihn ihn nach seinem Stande fragt.
Da sagt Tronc, er sei miuülrel und sänge so scliön, da£i alle
Pauvreté habe sie i
Estrahier von Sorlion.
478 ZBIDLBR,
Damen, die ihn hörten, ihn kûfsten. Der König lacht darüber
und führt Tronc zu den Damen. Als Marthe Tronc sieht, ist sie
sehr erfreunt Nun fragt Tronc den König, ob er Yvoire küssen
dürfe. Der König gestattet es ihm. Da sagt Yvoire, sie werde
wahnsinnig, wenn der Zwerg dies thun werde.
366. Da sagt Tronc, er werde nun die schönste unter den
Damen aussuchen. £r wählt Marthe, und indem er zu ihr
sagt: votre paix est faite, kûlst er sie 100 Mal. Dann fragt er
Marthe, ob sie mit ihm gbhen wolle, worauf sie bereitwilligst ein-
geht Tronc holt nun Ysaye und Yreult, eilt ihnen voraus und
meldet dem König, dafs zwei Ritter kommen werden, um Marthe
zu holen.
367. Die beiden Ritter erscheinen gerüstet Ysaye setzt Marthe
aufs Pferd und bricht auf. Estrahier ist wütend auf Tronc, und
Yvoire weint, ihre Freundin verlieren zu müssen.
368. Estrahier verfolgt nun mit 60 Rittern Ysaye, Yreult und
Tronc. £s kommt zu einem erbitterten Kampf. Ysaye tötet Rancm
d'Inde und Durant du noir bal.
369. Am Abend flieht Estrahier mit seinen Leuten. Ysaye
tötet auf der Flucht noch den Neffen des Köm'gs von Schottland,
Setas d'isle noire.
370. Nach dem Kampfe fragt Ysaye den König, wie ihm zu
Mute sei, worauf dieser ihm entgegnet, es sei ihm sdion manches
Mal besser gewesen. Da drückt ihm Ysaye sein Mitgefühl aas.
371. Ysaye und Yreult bieten nun dem König ihre Begleitung
bis zur Stadt an, die der König gern annimmt.
372. An der Stadtgrenze angekommen, bedankt sich Estrahier
und sagt, er habe noch nie solche courtoisie angetroffen wie die-
jenige, die ihm Ysaye habe zu teil werden lassen. Nur einmal
habe ihn ein Ritter Marc, der nepveu (?) des Königs Yrion, so
ehrenvoll behandelt und ihm den ersten Preis im Turnier von
Blamir und Miradir durch seine courtoisie verschafft. Ysaye und
Yreult entfernen sich. Estrahier kehrt in seinen Palast zurück, wo
er auf die Frage nach seinem Befinden erwidert: Jay este en leur
volunte de estre occis ou non.
373. Estrahier erzählt nun den Hergang des Kampfes und
übermittelt auch den Gruís á^^.fol (Ysaye). Im Laufe der Unter-
redung klärt es sich auf, dafs man es mit Ysaye le triste und
Marthe zu thun gehabt hat
374. Ysaye, Yreult, Tronc und Marthe reiten nun die ganie
Nacht hindurch, betreten die forest lande und kommen vor das
Schlofs Baruts le breton, woselbst sie Unterkunft finden.
375. Barut bewirtet sie und erfahrt von ihnen, dafs sie vom
Hofe Estrahiers kommen. Er fragt sie nun, ob dort noch der
Narr sei, der ihm sehr viel Spafs gemacht habe, worauf Yreult
ihm erwidert, der Narr sei fort. Die vier Reisebegleiter schlafen
nun eine Zeitlang, dann reiten sie weiter.
376. Kaum haben sie das Schlofs verlassen, als ein Knappe
W DER PKOSAROMAN VSAYE LE TKISTE. 47g
I Hscheint, der von einem Ritter des Königreichs Blamir abgesandt
ist, um aus dem Schlosse Lebensmittel zu holen. Kurze Zeit
hierauf erscheint der Ritter selbst. Er ist wütend darüber, dafs
Barut am Anfang des Waldes ein Kreuz hat errichten lassen mit
der Warnung, dafs jeder Ritter, der den Wald betrete, sein Pferd
verliere.
377. Er fordert deshalb Barut zum Kampfe heraus. Nach
[ kurzem Kampfe wird Barut besiegt.
378. Der Ritter erblickt nun Tronc und erkundigt sich nach
Ysaye. Zu Ysaye geführt, küfst er dessen Fufs und giebt sich als
Hergault zu erkennen. Auch grüfst er Marthe. Dann erklärt er
Ysaye, er befinde sich auf dem Wege nach Sorlion, um Estiahier
zur Hilfe gegen die Sarazenen herbeizuholen, die bei Lardmois in
I Blamir eingefallen seien.
379. Bestürzt über dies»! Nachricht, bescbliefst Vsaye, dem
König Yrion sofort zu Hilfe zu eilen,
380. Tronc aber rät Ysaye, zunächst noch einige befreundete
Ritter herbeizuholen. Er selbst will die Mission übernehmen und
folgende Ritter angehen; le desoreilliì de la Joyeuse Garde, Menet
le mecogneu, Paumatt Ic vermeil, Garlus de la forest aux lyons,
die vier Söhne der dame de belle garde, le sot sage, Brandor de
Gaunes, Festion le blond, Dryamont du hault hurt und Oriant le
grieu d' Orean ie.
381. Ysaye, Yreult, Marthe und Tronc verabschieden sich
I von Hergault und reiten nach Ysayes Schlofs, woselbst sie von
' den riòaulis freudig empfangen werden.
382. Orimonde bittet Marc wiederum zu sich und fragt ihn
abermals, ob er ihr amy werden wolle. Da Mate ihr aber wieder
erklärt, er werde dies nur unter der Bedingung ihun. dafs sie
Christin werde, veiläfst sie das Zimmer und bittet Marc, einst-
weilen noch zu bleiben.
383. Sie begiebl sich nun zu sechs Rittern: Cansdor, Mour-
driant, Granault d'Inde, Nabigor de Betanie, Satur de Berlieu, le
Toy d'Inde, und bittet diese, Marc in einem Thale aufzulauern und
I zu tüten, wozu sich diese gern bereit erklären. Darauf begiebt sie
\ sich wieder zu Marc und erklärt ihm, sie werde ihre Religion nicht
L ändern. Marc, der sofort ahnt, dafs Orimonde etwas gegen ihn
I im Schilde führt, bedroht sie mit dem Tode, falls ihm von ihrer
f Seite etwas zu Leide geschehe.
384. Marc entfernt sich und erreicht in der Nacht ein Thal.
Hier stürzen sich sechs Riller auf ihn. Auf seine Frage, von wem
sie abgesandt seien, antworten sie ihm, sie kämen im Auftrage
Orimondes. Der Kampf ¡st ein sehr erbitterter. Marc tötet zu-
nächst Granault.
t(85. Hierauf fallen noch drei Sarazenen unter den Hieben
I. Mourdriact und Cansdor leben noch. Cansdor macht nun
Iriant den Vorschlag, sich zu ergeben, worauf aber Mourdriant
irlet: Myeuix tun// mourir a honrtcur que vivre a hoitU,
I
1
I
I
li
I
480 ZSIDLBR»
386. Marc hört sie sprechen und ist über die ¡oyauüe Moor-
driants sehr erfreut
387. Als Mourdriant sich nun ihm gegenüber zum Kampfe
aufstellt, weigert sich Marc, mit ihm zu kämpfen, und bittet die
beiden Brüder, vom Kampfe abzulassen, der Orimonde aber die
Häupter der Gefallenen zu überreichen. Dieses Anerbieten weist
Mourdriant zurück und es kommt wieder zum Kampf.
388. Marc spaltet Cansdor, der entfliehen will, den Sdiädd,
Mourdriant aber bittet er nochmals, den Kampf aufzugeben, da es
ihm schmerzlich sein würde, einen Ritter von der ¡qyaulie Moor-
driants getötet zu haben.
389. Da erklärt Mourdriant, er sei der gefahrlichste Gegner
des Christengottes und nehme von keinem Christen Gnade an.
Da reifst ihm Marc den Helm herunter und schlagt ihm den Kopf
ab. Dann reitet er nach Blamir. Hier schwört er Orimonde
Rache.
390. Am folgenden Tage tritt der Admiral in Orimondes
Zimmer und berichtet ihr, was in der Nacht sich zugetragen bat
Da erscheint Marc und erklärt dem Admiral, dafs Orímonde ihn
habe ermorden lassen wollen. Sie möge sich in acht nehmen, er
würde ihr den Kopf abschlagen. Dann entfernt er sich wieder.
Auf ihres Vaters Frage, was sich zugetragen habe, erklärt sie ihm
alles, was sie zu dem Schritte, Marc zu ermorden, geführt hat
Um nun der Rache Marcs zu entgehen, macht sie ihrem Vater
den Vorschlag, sie auf einem Schlosse zu verbergen und sie an
der Tafel durch ein anderes Mädchen zu ersetzen, die aber die-
selbe Kleidung wie Orimonde tragen solle. Mit diesem Vorschlage
ist der Admiral einverstanden.
391. Als Ysaye und Marthe wieder glücklich vereint sind,
fordert Yreult Ysaye eines Tages auf, sich ein wenig aufserbalb
des Schlosses zu belustigen. Sie verlassen das Schlofs. Marthe,
die die beiden von einem Fenster aus beobachtet, sieht, ^^ie
200 Ritter sich Ysaye und Yreult nähern. Da sie für Ysayes
Leben fürchtet, läfst sie sich von den ribaulis rüsten und eilt
Ysaye zu Hülfe.
392. Ysaye glaubt Feinde vor sich zu haben, wird aber bald
eines besseren belehrt, denn Paumart, Menet und ie desoreilU treten
auf ihn zu und erklären ihm, dafs sie sich auf dem Wege nach
Blamir befinden, um Yrion Hilfe zu bringen. Da erscheint Marthe
und kämpft mit Paumart. Ysaye beruhigt Marthe. Nun reiten
Ysaye, Yreult, Marthe und die 200 Ritter nach dem Schlosse.
Am folgenden Tage erscheinen noch ICXX) Ritter.
393. Tronc hatte seinen Auftrag gut ausgeführt Er konnte
leider noch nicht zu Ysaye zurückkehren, da er sich noch des
Auftrags an Oriant von Orcanie entledigen mufste.
394. Hergaul t kommt zu Estrahier und teilt ihm sein An-
liegen mit. Estrahier hat wenig Lust, Yrion zu helfen, da Ysaye
zwei seiner besten Ritter getötet habe. Er ist schliefslich abei
I
DER PKOSAROMAN YSAYE LE TKI5TE. 4S1
bereit, an dem Kampfe gingen die Sarazenen leilsunehinen, da ihm
Marc, (1er Sohn Ysaj-es, einstmals grofse courtoisie bewiesen habe.
Hierauf kehrt Hergault nach Blamir zurück, wo er Vrion und Marc
sehr pemi/t antrifft.
395. Hergault erzählt nun den Erfolg seiner Reise, dafs er
Ysaye und Marthe getroffen liabe und dafs Estrahier mit vielen
Truppen eintreffen werde. Darüber ist Vrion sehr erfreut. Marc
aber bleibt pensif. Da nimmt Hergault Marc zur Seite und fragt
ihn nach dem Grunde seiner Traurigkeit. Unter dem Siegel der
Verschwiegenheit erzählt ihm nun Marc, dafs er die Absicht habe,
Orimonde zu ermorden. Er wolle noch am selbigen Tage nach
dem Lager des Admirals aufbrechen. Hergault bietet ¡hm hierzu
seine Hilfe an.
396. Sie reiten drei Tage und drei Nachte. Von einem Sara-
üenen erfahren sie, dafs Orimonde sich nicht mehr bei ihrem Vater,
sondern in einem einsamen Turm in der Nahe des sarazenischen
Lagers befinde. Hergault schlägt nun vor umzukehren, aber Marc
will zuvor noch dem Admiral einen Streich spielen. Sie reiten
also beide nach dem Pal aste des Admirals und finden diesen
gerade an dt:r Tafel. Zur Seite des Admirals erblickt Marc ein
Mädchen, das genau so gekleidet ist wie Ortmonde. £r hält sie
fur Orimonde, geht auf sie los und spaltet ihr den Schädel. Da
-springen alle Sarazenen auf Marc los, der sich wie ein Rasender
verteidigt.
397. Marc kämpft bis in dfe Dunkelheit hinein. Da erst ge-
lingt es ihm und Hergauit zu entfliehen. Der Admiral, der in
Todesangst geschwebt hat, befiehlt nun sofort 3000 Mann aufzu-
brechen, alle Klöster zu verbrennen, alle Christen zu töten und
Marc tot oder lebendig einzuliefern. Die jooo Sarazenen machen
sich sofort zur Verfolgung Marcs auf und nehmen 500 brennende
Kerzen mit.
398. Marc und Hergault erblicken bald die Lichter und er-
kennen ihre Feinde. Marc ist entschlossen, den Sarazenen Wider-
sland zu leisten, aber Hergault rät ihm, weiter zu reiten. Da treffen
sie zwei Ritter, welche sie in der Dunkelheit für Sarazenen halten.
Der eine wird verwundet und stirbt, ohne den Stich gespürt zu
haben. Der andere wird vom Pferd geworfen und giebt sich als
ein chrisllicber Ritter zu erkennen, der ausgezogen sei, pour scavoir
l'fttal de Marc.
399. Der tote Ritter heifst Guillaume de belle isle, der lebende
Henry de Lyon. Henry klärt nun den Irrtum betreffs der Er-
mordung Orimondes auf, worauf Marc erklärt, er wolle niemand
mehr töten. Wenn er dies verspreche, fahrt Henry fort, so werde
er Marc und Hergault zu Orimonde führen, die in der Nähe sich
in einem Turm befinde. Marc verspricht, Orimonde nicht löten zu
wollen, und wird nun samt Hergault von Henry nach dem Turm
geführt. Hier angekommen, ruft Henry der Orimonde auf sara-
zenisch eim'ge Worte zu.
482 ZSIDLER,
400. £r erzählt ihr, die sich an einem Fenster befindet, dafs
Marc die falsche Orimonde getötet» 32 Sarazenen erschlagen und
den Admiral selbst verwundet habe. £r (Henry) sei nmi gekommen,
um mit zwei Rittern sie gegen etwaige Angriñe Marcs zu sdiützen.
Sie möge schnell önnen, denn Marc sei schon in der Nähe. Orí-
monde läfst öffnen, die drei Ritter treten ein und geben sich nno
als Hergault, Henry und Marc, der den Sarazenen vielen Sdiaden
zugefügt habe, zu erkennen. Als die in dem Turm beñndlicben
Sarazenen den Namen Marcs hören, springen sie aus den Fenstern.
Diejenigen, die nicht zu entkommen vermögen, werden vonHeniy
und Hergault getötet Marc tritt nun vor Orimonde und sagt ihr,
ihr Ende sei gekommen. Orimonde antwortet ihm, sie habe den
Tod verdient. Da fühlt Marc Mitleid und schenkt ihr das Leben.
Orimonde erzählt ihm nun, weshalb sie ihn habe löten wollen. Sie
habe jedes Zeichen der Erinnerung an ihn verwischen wollen, so
sehr habe sie ihn geliebt. Nachher habe sie aber ihren Plan be-
reut und den Wunsch gehabt, Christin zu werden. Als Marc dieses
hört, ist er sehr erfreut und verspricht ihr, sie zu heiraten. Am
folgenden Morgen erscheinen die Sarazenen. Sie erblicken die
Leichen und erfahren von einem an der Erde liegenden halbtoten
Glaubensgenossen, dafs Marc und zwei andere Christen sich im Tnrm
befinden. Dies melden sie dem Admiral, der sofort 20000 Mann
zur Belagerung des Turmes abschickt.
401. König Yrion erfahrt bald von dem Herannahen des sara-
zenischen Heeres und von der Belagerung des Turmes. Er reitet
mit 4000 Reitern den Feinden entgegen. Da melden ihm vier
Ritter, dafs der König Estrahier mit 4000 Mann erschienen und
bereits in den Kampf mit den Sarazenen verwickelt sei.
402. Nach kurzer Zeit stöfst Yrion auf 500 Sarazenen. Die
Feinde werden zurückgeschlagen, Yrion selbst tötet den Anführer
derselben, Guille d'Ofage.
403. Yrion eilt Estrahier zu Hilfe. Es entbrennt ein furcht-
barer Karuj)f. Yrion und Estrahier werden schlicfslich besiegt uno
sie nebst 2500 ihrer Leute gefangen ins Land der Sarazenen
(Spanien) geführt.
404. Während die Sarazenen um den Turm, jetzt nur nod*
4000 Mann stark, die gr(>fsten Anstrengungen machen, sich dc^
Turmes zu bemächtigen, verleben die Insassen desselben fröhliche?
Tage. Jn der Gesellschaft Orimondes befinden sich Englentine,
eine Nichte des Admirals, Sardine, die Tochter des Königs von
Spanien, und drei Dienerinnen. Während nun Marc sich in Ori-
monde verliebte, fafsten Hergo zu Englentine und Henry zu Sar-
dine grofse Zuneigung.
405. Im Kriegsrat erklärt der Admiral, er wolle die Ge
fangenen ins Exil schicken, Marc und seine Genossen zu Tod
martern und seine Tochter verbrennen lassen. Sein Heer woll
er in drei Teile zerlegen. Der erste Teil solle die Stadt Blami
DER PROSAROMAN YSAYK LE TRISTE. 483
der zweite die Umgebung von Blamir und der dritte Teil solle
den Tann angreifen.
406. Hierauf erklärt Castor de Castille, dafs man unmöglich
das Heer in drei Teile zerlegen könne. Das Heer sei zu sehr
geschwächt und von den 18 Königen» die ins Feld gezogen seien,
lebten nur noch sieben. Die übrigen seien von Marc getötet. Es
werde so leicht niemand das Kommando gegen Marc übernehmen,
denn dieser sei allein 1000 Mann wert. Er mache den Vorschlag,
zosammen zu halten und das Land Stück für Stück dem Feinde
abzunehmen.
407. Dieser Vorschlag wird angenommen und zunächst der
Kampf gegen den Turm beschlossen. Wer als Erster in den Turm
eindringe, solle ein Königreich bekommen.
408. Als der König von Schottland von dem Tode seines
Neffen Setas erfahrt, beruft er Fagon, den König von Irland,
Darigas, Grafen von Holland, und Hosegant, den Grafen von Ze-
lande, zu sich und berät mit ihnen, wie sie den Tod des Setas
lachen könnten.
409. Hvsegant übernimmt es, den Tod seines Bruders zu
radien. Mit 40 Rittern, unter ihnen der König von Schottland,
Fagon und Dangas, bricht er zunächst nach Sorlion auf, um den
Namen des Mörders zu erfahren. Yvoire nennt ihm den Namen:
Ysaye le triste und bittet ihn, ihre Freundin Chrestienne (Marthe)
zurückzubringen. Die Ritter verlassen Sorlion und kommen in die
londe /ores/, wo sie einen verwundeten Ritter ohne Pferd antreffen.
Von diesem erfahren sie, dafs Barut ihn besiegt und des Pferdes
beraubt habe. Sofort begiebt sich der conte de Zelande in den
Wald, um gegen Barut zu kämpfen. Er fordert Barut heraus, wird
aber besiegt. Barut will ihm das Haupt abschlagen, wenn er ihm
Dicht den Grund angebe, der ihn veranlafst habe, in den Wald
einzudringen. Da erzählt ihm Hosegant, er befinde sich auf dem
Wege zu Ysaye le triste, um gegen diesen zu kämpfen. Sofort
giebt sich Barut, der Freund Ysayes, als dessen Feind aus und
eriahrt nun von Hosegant, dafs dieser mit 40 Rittern aus Schott-
land herbeigeeilt sei, um den Tod seines Bruders Setas an Ysaye
'tt rächen. Barut erklärt sich bereit, an dem Kampfe gegen Ysaye
teilzunehmen und lädt die 40 Ritter ein, auf seinem Schlosse zu
venireilen.
410. Die 40 Ritter, welche am Rande des Waldes gewartet
^ben, reiten nun in den Wald, um event. Hosegant Hilfe zu
brnigen. Als der König von Schottland seinen Neffen ohne
Helm erblickt, stürzt er auf Barut. Hosegant jedoch beruhigt ihn,
iodem er ihm erklärt, Barut sei auch ein Feind Ysayes. Nun reiten
die 40 Ritter weiter und erreichen nach zwei Tagen das Schlofs
Ysayes.
411. Sobald die Schotten den Wald verlassen haben, reitet
Barut zu Yreult und Marthe, da er weifs, dafs Ysaye nach Blamir
aofg^rochen ist Yreult erblickt ihn vom Fenster aus, hält ihn
31*
484 ZEIDLER,
aber für einen Feind und eilt itim gewappnet entgegen. Es kommt ]
2um Kampf. Bürut wird aus dem Saltel geworfen. Erst nach dem
Kampfe erkennt Vroult Barut und drückt ihm sein Bedauern aus.
Nun erzählt Barut, dafs er eine wichtige Nachricht bringe. Sie I
begeben sich aufs Schlofs, wo Marthe Barut mit einem Kufs
begrüfst.
412. Barut erzählt nun von dem Plane der Schotten und
erklärt sich bereit, Yreull im Kampfe gegen dieselben lu unter-
stützen. Auch die beiden rtbauUs , die den Tag über nur mit
Würfeln spielen, erklären sich freudig zum Kampfe bereit.
413. Marthe bittet nun Yreult, die Rüstung Ysayes anzulegen. '
dann würden die Feinde eingeschüchtert, die rilmii/ls aber ermutigt '
werden. Vreult aber weigert sich, indem er sagt, wenn er falle, |
sei Ysayc blamiert
414. Nun billet ihn auch Barut, die Rüstung Ysayes anza- 1
legen. Scbliefslich erklärt sich Yreult dazu bereit, heftet aber drei
Eberiühne an den Schild Ysajes, so dafs Ysayes Ruhm iiivmals
gesclimälert werden könne, wenn er (Yreult) unterliege.
415. Auf Ysayes Schlofs er.scheineu nun auch ein Riller Edor
und eine Dame Gaudine. Edor ist derjenige Riller, den Barut
kurz vorher besiegt haL Sie sind gekommen, um Ysaye zu bitten,
den Mann der Gaudine, der ein Sohn der Dame de belle gante
sei, aus der Gewalt von vier Riesen zn befreien. Marilie bedauert,
dafs Ysaye nicht helfen kann, da er nach Blamir in den Krieg
gezogen ist, billel aber Edor und Caudine, auf dem Schlosse 2U
bleiben,
416. Plötzlich erblickt Desraes, der eine ribauil, die Feinde.
Yreult und die ribaulls rüsten sich. Nun bietet sich auch Edor
zum Kampfe an.
417. Hosegant ersclieint vor dem Schlosse und ruft den Portier.
Banit fragt ihn, was er begehre, worauf Hosegant erwidert, er er-
bitle die Hilfe des Schlofsherrn gegen den König von Viesroche,
der ihn nebst 40 Rittern aus dem Lande vertrieben habe.
418. Nun erklärt Barut, dafs Hosegaut alles gelogen babe,
und ruft ihm zu, er solle sich mil seinen 40 Geßhrlen zum Kampfe
gegen fünf im Schlosse befindliche Ritter rüsten. Yreult bittet nun
Marthe und Gaudine, während des Kampfes einen Korb aus dem
Fenster h era bjiu lassen , um die Rüstungen der besiegten Kilter
darin in Empfang nehmen zu können.
419. Der Kampf beginnt. Die Feinde werden bis auf acht
Mann veruicbtel, die Rüstungen derselben in den Korb gelegt,
den die beiden Frauen hochziehen, leeren und wieder herablassen.
Während des Kampfes wird Yreult vom König von Schottland ver-
wundet. Der König aber büfst dafür ein Auge ein.
420. Schliefslich werden noch die letzten acht Schotten be-
siegt und nach dem Korbe geschickt.
421. Die gefangenen Feinde werden ins Schlofs gebracht.
Die fünf Insassen dee Schlosses hatten nur wenige Verluste zu be-
DER PBOSAROMAN YSAYE LE TRISTE. 485
klagen. Der rtbault Oultrageux halle einen Arm gebrochen and
Edor
a Fufse *
indet worden. Desraea aber
r gefall
422. Drei Tage nach der Einnahme des Turms seitens t
sieht letzlerer, wie ein Pfeil durch ein Fensler in ava Saal des
Turmes fliegt, Marc nimmt den Pfeil und erblickt einen daran
hängenden Brief, den er der Orimonde überreicht.
423. In diesem Briefe teilt Clarus de Trigan der Orimonde
mit, dafs Yrion und Estraliier geschlagen und gefangen nach Spanien
geschJckt seien und dafs am nächsten Tage der Turm angegrifl'en
werde. Wenn sie aus der Gewalt Marcs fliehen wolle, sei er be-
reil, sie zu reiten. Sie solle ihm nur Antwort durch den Pfeil zu
teil werden lassen, den sie in der Richtung nach den Sümpfen
hin abschiefsen müsse.
424. Orimonde erklärt nun Marc, sie werde nicht von ihm
weichen, lieber die Nachricht von der Cîefangennahme Yrions und
Estrahiers und von dem künftigen Angrïflê auf den Turm sind alle
Insassen des Turmes aufgebracht. Man rät bin und her, was zu
ihun sei. Da erfafsl eine der Dienerinnen, Alyor, die Situation.
Sie erscheint mit einer gerösteten Rohrdommel {6a/or) auf silberner
Platte! m Saal und hebt an ku reden.
Zur Zeit Alexanders legte man Pfauongelübde ab. Alexander
war der berühmteste Held seiner Zeit, jetzt ist Marc der bedeu-
tendste. l'T mufs dem Beispiele Alexanders gemäfs ebenfalls ein
solches Gelübde ablegen, jedoch mufs ein iriiar hier den Pfau ver-
treten. Marc antwortet Ijierauf, die Ehre, den ersten Schwur zn
leisten, gebühre Hergault, dem Sieger in dem Turnier zwischen
Blamir und Miradir. Er tiabe gesehen, wie Hergault sechs Schwerter
zerbrochen und vier Grafen getötet habe. Auch er sei beinahe
durch einen Schwertstreich Hergaults ums Leben gekommen. Her-
gault enlgegnet nun Marc, zwischen Marc und ihm gebe es keinen
Vergleich. Marc sei souverain in allen Schlachten und Turnieren.
Wenn aber Marc nicht zuerst sein Gelübde ablegen wolle, so müsse
es Henr)' ihun. Sein Ruhm werde gepriesen:
En puille et en Calabre, en prussc, en fommenie
Et en ticälouä pays de sy en ctmenye.
Henry aber weigert sich. Da sich die drei Helden streiten, bittet
Alyor Orimonde, Marc zu veranlassen, als erster das Gelübde ab-
zulegen. Orimonde bittet nun Marc, worauf dieser sagt:
Vouer convieni
quiknt me souvient
que amy e ay.
Darm gelobt er bei der Rohrdommel, er werde nach der Mahlzeit
m das Zelt des Admirais sich begeben, um dessen Pferd zu holen.
Den Admiral selbst will er töten. In einem Buche lesend, wiU er
den Weg nach dem Zelte antreten. Den Bruder Orimondes will
er gefangen vor Oriroonde führen. Zum Schlufs singt er folgendes
Rondeau;
488 ZEIDLER»
tígten, dasselbe zu thun, das er im Schilde führe. Die Saiazeiven
möchten sich rüsten, um ihn zu empfangen.
427. Der Admiral lacht über die Kühnheit Marcs, beñeblt
aber, das Thor des Lagers mit 20cxx> Mann zu besetzen und
Marc bei seinem Eintritt gefangen zu nehmen. ' Marc siebt die
Vorbereitungen der Feinde und singt vor Freude.
428. Die drei Helden hüllen sich in Seide. Marc und Her-
gault nehmen Axt und Schwert, Henry einen Baumzweig. Den
Damen befehlen sie, ihnen zu folgen. Die Dienerinnen sollten den
Turm bewachen und ihnen helfen, es sei ja artillerie de ionie mmn
vorhanden.
429. Nun verlassen sie den Turm. Marc stürzt sich auf das
Gros der Feinde, Hergault nach dem Zelte des Admirals hin and
Henry gegen die ouvriers.
430. Marc stöfst zunächst auf 200 Mann unter Führung des
Maradus du blanc port Diese fliehen beim Anblick Marcs. Der
Führer wird gefangen zu Orimonde geschickt Nun wird Marc
von den Marschällen Saphur und Atir und deren Truppen ange-
griffen. Marc kämpft tapfer mit der Axt, und als er diese verliert,
mit dem Schwerte. Schliefslich gelingt es ihm, sich durch die
Feinde hindurchzuschlagen und den Marstall des Admirals zu
erreichen.
431. Als der Admiral die Gefahr, die ihm durch Marc droht,
erkennt, ermuntert er seinen Sohn Pharaon, den schönsten Mann
aus 40 Königreichen, zur Rettung der sarazenischen Ehre den
Kampf gegen Marc aufzunehmen. Sofort reitet Pharaon in Be-
gleitung der Könige von Seville und Bougie Marc entgegen.
432. Marc und Pharaon begegnen sich im Stalle, Sie geben
sich zu erkennen und verabreden einen regelrechten Zweikampff
der zwischen den Zelten und dem Turm stattfinden soll. Dem
Sieger solle das Pferd des Admirals als Preis zufallen. Der Zwei-
kampf findet statt. Orimonde sieht, was vor sich geht, sieht ihren
Bruder im Kampfe mit Marc. Sie hält aber ihr Gelübde, Marc
die Lanze zu bringen.
433. Der Zweikampf entscheidet sich zu Ungunsten Pharaon»«
Schwer verwundet wird Pharaon vom Kampfplatze getragen. D^
erscheint Orimonde und überreicht Marc die versprochene Lan2^-
Dem Marquis von Hudoye, der den Versuch macht, Orimonde 2^
rauben, spaltet Marc den Schädel. Da kehrt Orimonde unbehelli^
nach dem Turm zurück, wo die drei Dienerinnen Alyor, Parianx^^
und Esclade gerade damit beschäftigt sind, die Rohrdommel cai^
köstlichen Steinen zu schmücken.
434. Hergault gelangt zum Zelte des Admirals, das der Köai^
von Seville mit 1000 Mann besetzt hält. Da der König Hergati^^
den Eintritt verweigert, versetzt ihm dieser einen so waGhtig"^^
Hieb, dafs das Pferd scheut und in die Sümpfe rennt. Die 3*^
deckung eilt sofort nach, um den König vor einem Unfall ^^
schützen. So gelangt Hergault unbehelligt zum Admiral, der gerani
DER PROSAROMAN YSAYE LE TKISTS. 489
rmit dem König von Morianne spielt Hergault verhöhnt nun den
Admiral, indem er ihm sagt, er halle den Chrislen eine grofse
Freude durch sein Ersclieinen bereitet, denn er habe ihnen schöne
Frauen mitgebracht. Der Admiral solle sich schümen zu spielen,
während sein Sohn kämpfe. Wenn er nicht unbewaffnet wäre,
würde er (Hergault) ihn erschlagen. Da ruft der Admiral um
Hilfe, und Hergault ist in kurzer Zeit von allen Seiten umringt.
Hergault wäic sicher gelötet worden, wenn nicht die Saracene»
bei der Ankunft des verwundeten Pharaon vom Kampfe abge-
I lassen hatten.
435. Hergault begiebt sich mm nach dem Stalle, um das
Pferd des Admirals zu holen. F.r nimmt aber das Pferd Pharaons,
da er Henry die Ehre lassen will, das Pferd des Admirals in Besitz
zu nehmen. Darauf reitet er nach dem Turm zurück, wo ihn
En gl en li ne erwarteL
436. Da Hergault hört, dafs Marc noch nicht zurückgekehrt
ist, eilt er ihm zu Hilfe. Hierbei stöfst er zunächst auf die Truppen
des Königs von Carlhago. Er besiegt den König selbst, worauf
dessen Truppen den Kampfplatz verlassen, car caloil la couslume.
Dann reitet er zu Marc, de.ssen Mut durch die Anwesenheil Her-
gaults noch bedeutend vermehrt wird.
437. Englentine bemerkt, wie Hergault im Kampfe seine Lanze
verliert Sie eilt zu ihm, hebt die Lanze auf, geht dann zu ihrem
Oheim, dem Admiral, und macht ihm Vorwürfe darüber, dafs er
seine Tochter nicht gut habe bewachen lassen. Diese, sowie Sar-
dine und sie, seien von Christen beschützt worden. Sie seien
»infolge dcssfii ebenfalls Christen geworden und hätten den Knl-
Echlufs gefafst, ihre Beschützer zu heiraten.
438. Sie erzählt ihm ferner, dafs Hergault den König von
Carlhago getötet habe. Bei dieser Nachricht wird der Admiral
wütend, denn dieser König halte die meisten Truppen herbei-
geführt, und er erklärt der Englentine, dafs in drei Tagen der
Tod des Königs gerächt sein werde. Englenline sieht nun dem
Kampfe zu, und Hergault ist sehr erfreut, dafs seine Geliebte ihr
Gelübde gehalten hat
(Schlufs folj;t.)
J. Zeiplek.
VERMISCHTES.
Zur Wortgeschichte.
Lat torta, tarlarum
¡ÍU Zlwhr. XXIV, 250 f.).
Im Süd französischen sind aufser lorco noch ¡ourtihado, ¡ourtihoun
mit torto synonym, und sie gehen doch auch zweifellos auf torqutrt
zurück. Wir müssen eine frühe Scheidung von tortus „gewunden",
[tortiim „Unrcchl") und Içrla annehmen. E. Seelmann Die Aus-
sprache des Lateins S, gs zahlt unter die durch das Romanische
bestätigten oder neu ersch loasen en Wortformen mit langem 0 vor r
-\- Kons, auch tòrta; aber das Romanische beweist nur für ein
lat. torta, der Römer braucht nicht durchaus t^rta, er kann audi
(prta gesprochen haben, und, handelte es sich nur um Einwirkung
der folgenden Konsonanten Verbindung, so würde diese sich auch
in lorliis gellend gemacht haben. Wir kommen also über die An-
nahme einer Worleinmischung nicht hinweg. Von turren wäre
nun wohl neben tostm ein *lprtus denkbar; nur läfst sich ein
solches nicht mit Sicherheil aus den romanischen Formen port.
(¡turrar, span, aturar, turrar, südital. alturrart, -i [alturrtre bei
Meyer-Lübke Gr. I § zzo ist ein Druckfehler) erschliefscn , da die
Möglichkeit besteht dafs sich u in unbetonter Silbe entwickelt hat
und dann in die betonte {allurru) eingedrungen ist.
Ich brauchte nicht blofs zu vermuthen dafs tarlarum ein altes
Wort im Lateinischen ist; es ist belegt, wenigstens in einer Ab-
leitung. Pelagonius sagt in seiner Ars veterinaria g zbo: „lino di-
ligenter tartaraii constringes" ; vgl. dazu die Anmerkung von ^L Ihm
(Ausgabe von 1892). Obwohl dies Wort längst in den lateinischen
Wörterbüchern sieht, ist es wie es scheint allen Romanisten die
des romanischen Wortes gedenken, bis auf das Diet. gén. herab,
^ * ■ H. SCHUCHARDT.
KâXvfifia, xoXvfißäv, (?) xaXa)ç im Romanischen.
Im Altgriecliiscben bedeutet xáXv/i/ia „Hüllu", „Bedeckung",
und auch schon insbesondere eine solche des Kopfes, wenigstens
I
I
U. SCHUCiiAKDr, xáív/ifia, xolvfttiâ !•,(?) xáíw¡: IM ROM. 491
ibei Frauen; fur das Neugriechische gibt Legiand neben „voile"
an: „bonnef, „calotte". Es stimmt demnach im Sinn zu dem
Slammgleichen xaXvxtça, das schon im Altgriechischen so viel ist
wie „Haube", „Kapuze", in lateinischen Glossan als „eaUsIra, genus
mitrae" erscheint und vielleicht im franz. calcile (mundartl. und alt
auch Cullile; das spät belegte íaU dütfie daraus abgezogen sein)
ilal. cal(i)otla, ven. rom. galota fortlebt.' In der lateinischen Litteratur
taucht das Wort nur einmal auf, nämlich bei Martianus Capeila:
ijpsa vero tecto capite lácteo quodam caìymmate praeiiitcbat." Wenn
von Oppian xàXvftfta für eine bestimmte Netzart gesagt wird, über
die wir nicht weiter unterrichtet sind, so liegt wohl schon hier die
engere Bedeutung von „Haube" oder „Kapuze" zu Grunde. Diese
Vermutung stützt sich gegenseitig mit der andern dafs xáZvfifta im
span, cahaia und dem daher entlehnten port, calimba erhallen ist.
Hierunter scheint nämlich ursprünglich der Sack eines mit Flügeln
versehenen Zugnetzes, und zwar der (span.) Jábega, (port.) Chávega
verstanden worden zu sein. Eine derartige Bezeichnung hat durch-
aus nichts Tefremdendes; ich erinnere vor Allem an das cogolo im
Nordwesten der Adria, welches (eig. „Kapuze") den Sack eines
Zugnetzes, zum Teil auch dieses in seiner Gänze bezeichnet. Im
Portugiesischen nun bezieht sich cnlimia wenigstens heutzutage nur
auf den hintersten, engstmaschigen Teil des Sackes der Cbävega;
der zunächst davor liegende heifst conlra-calimba. Eine ent-
sprechende Benennung für den hintersten Teil der in Andalusien
und Murcien gebräuchlichen Jábega ist capir ole (eig. „Kappe",
„Kapuze"). Für meine Annahme dafs der Name calimba von dem
ganzen Sack auf dessen hintersten Teil übertragen worden ist,
darf ich mich auf andere Fälle berufen wo ein und derselbe Name
bald diese bald jene Verwendung hat; so ¡st port cerûa der Sack
der Chávega, span, corona der Sack des Boliche von Alicante, der
zweithinlerste Sacktuil des gewöhnlichen Boliche sowie der anda-
tusischen Jábega, der hinterste Sackleil der Jábega von Valencia,
sowie des katalanischen Bon, ital. corona der hinterste Sackleil der
Sciabica von Portoferrajo , so port, copo der Sack der Chávega,
Span, copo der des Sedal, franz. coup (nach Duhamel 1, 11, 148''. 154'')
der des gtofsen Boulier wie des Gangui, span, copo der hinterste
Sackteil des katalanischen Bou, und Labernia erklärt das kaL cpp:
,1a part mes espessa del ßlat y també tot lo filai". Mit port.
taiime „Belauf des Schiffes" (vielleicht = caübre) hat port, calimba
ilíichts zu thun; woher sein b stammt, ist nicht mit Sicherheit fest-
> Die »US bullkhcn GründcD scboD von Litici beanstandete Hcilcilimg
■OS calaulica wird von Körung in der iweiteo Ausgabe bevorzugt; man kSoate
de alletdingR durch Hinweis tai spanisch- oder afrikaniich-arabUche Wärter
wie kallaulah, ialût^ mit der Bed. „Kapuze", „Barelt" o. ä. (Simoncl S. -Je]
llBtMQ (bei Rigulini-Bulle lese ich: „callotta, eigendich Tüthea Käppchen [der
Morgenlinder]"). Die am cri.icicn Orle S. 77 erwähutcn demselben Spiachkreis
ongdiörigeii Wolter galmûn. qalmíinah, galmûnah „Kapuie" gehen möglichet-
vdK auf xòXvfifLa. tuiûck.
492 VERMISCHTES. ZUR WORTGBSCHICHTB.
zustellen, vielleicht aus dem später zu erwähnenden span. V^rfy
ca/umbar, vielleicht aus irgend einem der port Wörter afrikanischen
Ursprungs wie calimbé ^ cachimbo, cacimba. Ohne b finde ich ge-
schrieben port calimeira, worunter das kleine Fahrzeug zu ver-
stehen ist welches die Calimba oder, allgemeiner gesagt, den Sack
der Chávega begleitet Ganz im gleichen Sinne braucht der Spanier
calima ; ich halte es aber für angezeigt die Worte von Saftei II, 23
selbst wiederzugeben: „se dice Calima, b ponerse <f rj/Zma [in dieser
Verbindung scheint calima noch die ursprungliche Geltung zu haben]
el barco de la Enviada, quando se coloca detras de la Xavega
que está calada, y por medio de una cuerda sostiene el copo
lleno ó muy cargado de peces ayudando á sacar la red". Die
Enviada ist ein kleines Fahrzeug welches die gefangenen Fisdie
von den Fischerbooten ans Land bringt; III, 136 sagt Sañez von
der Enviada der Jábega: „algunas ocasiones sirve de Calima^ y aber
der Unterschied zwischen Enviada und Calima ist mir nicht klar,
auch die portugiesische Enviadeira ist, der Beschreibung zufolge,
nichts Anderes als die Calimeira. Das span, calima hat eine zweite
Bedeutung; es bezeichnet das oder die Korkstûcke die an der
Oberleine über der Sacköffnung des Boliche oder der Jábega an-
gebracht sind; wo drei derselben vorhanden sind, heifst das
mittlere, gröfste calimete (auch kat calimot bei Labemia). Der Über-
gang „Sack" ¡ „Korkkrone der Sacköffhung** entbehrt ebenfalls der
Analogieen nicht. Der Sack wird im Französischen u. A. mauh
genannt, südfrz. mancho, margo („la Margue, Manche ou Poche*'
Duh. I, li, 152*); aber das Wort gilt in Südfrankreich auch fur die
Öffnung des Sackes: „la Margue ou Gorge de la manche" (Dnh.
1» ii> 153*; vgl. I, II, I46^ 151*. 156*), und anderseits bezeichnet
wieder gorge die betreffende Korkkrone beim grofsen Gangui
(l\ Gourret Les pêcheries et les poissons de la Méditerranée S. 132)-
Von einer dritten Bedeutung des span, calima spreche ich deshalb
zuletzt weil sie den Ausgangspunkt für Entwickelungen in den
verwandten Sprachen bildet. Calima ist nämlich auch die rosen-
kranzartige Schnur von Korkstücken (einem Dutzend, mehr oder
weniger) welche dem Boliche oder der Jábega als Boje dient und
die auch sospesa heifst; s. Sañez I, 204 (dazu Taf. XXIII, i, Hund
3, K), 401 (dazu Taf. LIV, i). Diese Boje kann kaum nach den
Schwimmern über der Sacköffnung benannt worden sein; denn
sie besitzt zwar eine allgemeine Ähnlichkeit mit ihnen, übt aber
eine ganz andere Funktion aus. Da sie an einer Leine die voo
dem Ring hinter dem Sack ausgeht, befestigt ist, so steht sie
gerade über der Calimba, deutet an w^o diese ist und hat offenbar
daher ihren Namen.
Ich habe oben (S. 346) dargethan wie die Benennung ^^
Boje auf die Bojenleine übergeht Siz. caloma bedeutet „Boj^^.
leine"; da Mortillaro hinzusetzt „per la pesca di varie sorti
pesci, e principalmente delle sarde", so wird vor Allem an ^
Menaida (siz. ??iinaiia) zu denken sein, und in der That wird ^^
H. SCHUCHARDT» xálv/£/ia, XOXvflßav, (?) xáXcOC IM ROM. 493
Targioni Tozzetü I, i, 394 die calomma ausdrücklich für die Menaida
von Neapel erwähnt Die Menaida oder wie sie anderswo heifsen
magi ist ein von der Jábega durchaus abweichendes Netz, eine
stehende Wand, die nicht eine Boje, sondern mehrere in gröfseren
Zwischenräumen über ihr angebrachte (die nicht mit den Schwimmern
der Oberleine zu verwechseln sind) erfordert. Wenn bei Traina
BL caiunuddi erklärt wird als „piccole corde attaccate ai lati della
tratta^ so kann ich, da, dem Namen zum Trotz, die sizilische
Tratta kein Zug-, sondern ein Stell netz ist, nur an zwei Endbojen-
Icinen denken. Das bedarf aber, da Tratta und Menaida das-
selbe sind (wie bei Targioni Tozzetti I, i, 6 1 2 ausdrücklich für Catania
angegeben ist), noch weiterer Aufklärung. An dieser Stelle, weil
ich keine bessere weifs, erwähne ich den Ausdruck calo ma ^ mit
welchem nach Saûez II, 201 bei der eigenthümlichen Angelfìscherei
NCafietas*' in den Salzseen wie dem von Valencia die Leine vom
Rohr bis zum Kork bezeichnet wird (mit caia vom Kork bis zum
Angelhaken); er mufs aus Sûditalien stammen, als katalanischen
finde ich ihn nirgends angegeben. Aus Sûditalien ist jedenfalls
der Ausdruck für Netzbojenleine (franz. enarJ) in Südfrankreich
eingeführt worden: couloumot oder wie Gourret schreibt, colomé oder
tindomé, der sie nicht nur beim Sardinal (S. 198), sondern auch
bei der Thonnaire Flottante (S. 209) erwähnt. Dies Wort ist
ñbrígens auch nach seinem Heimatland zurückgekehrt; die Bojen-
leine (für Netze und Palangers) heifst, wie ich aus Mitteilungen
ersehe die ich Herrn P. Wilski verdanke, neugr. xaXovfia. Ebenso
dalni.-serb. koluma oder kaluma (Zore S. 352). In dieser Bedeutung
fehlt das Wort dem Akademischen Wörterbuch; doch ist es hier
in einer andern verzeichnet welche derselben Quelle (S. 368) ent-
nommen ist: „drei zusammengebundene und mit Gras aufgeputzte
Rensen". Wahrscheinlich vermittelt hier der Name der Reusen-
hojenleine. Dieser findet sich nämlich im Ital. als caluma , „funi-
cella fatta d*erba, a cui s'attacca la nassa per gettarla in mare**
(Tommaseo-Bellini). Nicht die Bojenleine des Palangers, sondern
die Angelgrundleine selbst ist die bei Targioni Tozzetti I, i, 178 für
Livorno genannte caluma: „ogni coffa contiene circa metri 500 di
diurna f ogni Caluma porta 150 a 200 ami^\ Und weiter be-
deutet siz. caloma „fune annessa alla freccia da pescare, forse:
^fl»ft2*« (Traina). Was das sein soll, dessen bin ich nicht ganz
Sicher; ich vermute es ist damit der Strick der Traffinera gemeint
^eidie auf Thun- und Schwertfische geworfen wird. (Erzherzog
Ludwig Salvator) Die Liparischen Inseln Vili, 128 sagt davon:
•»Die Stange bleibt in der Hand, und man läfst nun den starken
^^ck laufen, der an der Schlinge des Eisens befestigt war, bis
^er Fisch ermüdet ist und man ihn dann langsam zum Boote
^eranzieht" (s. Fig. 13 auf der Tafel nach S. 124). Der Name
^^ffintra ist mir sonst nur, bei Traina begegnet, der ihn auch aus
•lûer besondern Quelle schöpfte, und zwar mit der Erklärung
^truniento da pigliar delfini: delfiniera". Das Geräte, welches, in
494 VERMISCHTES. ZOR WORT6BSCHICBTB.
ähnlicher Form auch anderswo, so im Norden der Adria bekannt
ist (A. Ive entsinnt sich aus Rovigno der Bezeichnung calom fôr
den Strick, nicht an der Harpune, sondern an der Fischgabel),
scheint was die südlichen Striche anlangt hauptsächlich in der Meer-
enge von Messina gebraucht zu werden, und zwar gegen Schvert-
fìsche; Duhamel I, iii, 14 bemerkt dazu: „Ce dard est attacbé
une corde, longue de 120 brasses, que le Maitre Pêcheur file,
jusqu* à ce que le poisson soit afifoibli par la perte de son sang*
(vgl. auch M. Lindeman in Brehms Thierleben ^ VIII, 84). Wie die
^lenaida an den Bojenleinen ins Wasser gelassen (siz. muddarih
caiomi „cominciar a tuffar le reti nell'acqua"), und durch deren
Verkürzung oder Verlängerung höher oder tiefer gestellt wird, so
wird der Fisch an der Harpunenleine fortgelassen, und auch
durch zeitweiliges Anziehen ermüdet, was man beim Angeln „drillen*
nennt. So heifst es im Kalabrischen von Reggio (also an der
Meerenge von Messina): dari caloma^ „parlando di pesca, è la
corda che si lascia a mare al pesce già preso, onde stancarlo",
und dann übertragen: „parlando d'afñiri, menar le cose perle
lunghe, dare speranze, o belle promesse" (Morisani). Ebenso sii
dari caloma^ „frapporre ostacoli con ciarle e perditempi: menar a
lungo, badare" (Traina); aber im Anhang führt Traina eine ganx
andere Geltung an: „dar retta", und als die eigentliche: „mollare
le funi delle reti". Neap, dart calomma ist nach Rocco so viel
wie „dar la briglia sul collo" und der erste Beleg den er ans
Cuorvo (Anfang des 18. Jhrs.) dafür gibt, läfst die Harpunen-
fischerei noch deutlich durchblicken; es wird ein Füllen ermüdet:
„Lo pollitro .... I A lo quale se dace la calomma | Azzò che
sfuria quanto pote e bole | Pe nzi che la stracquczza lo sdellomraa|
E ghiie corrianno chiù non pole". In den übrigen Stellen die er
anführt, hat die Wendung durchaus übertragenen Sinn, aber einen
(;lwas andern in der ältesten, aus dem Pentamcrone entDommenen:
„Te dà pasto e calomma, | Te dà viento a la vela" (es wird das
Benehmen eines Schmeichlers geschildert) als in der Paganos:
„Dammo tiempo a lo tiempo; | Dammo a chisse calomma", und
Nvicderura weicht davon die Färbung in der Palonibas ab: „te piace
darelc calomma | Ed ajute li cane a la sagliuta". Hier ist das
„die Zügel schiefsen lassen" kaum verschieden von „antreiben**!
„hetzen". Und so erklärt es sich dafs d' Ambra als Bedeutung
von cahwima — allerdings nur mit der Anführung aus Cuorvo —
— angibt: „incitamento", „sprone", „invito**; dafs er ate als
eigentliche Bedeutung voransetzt: „caldo", „caldezza", das beruht
auf seiner falschen Gleichsetzung von calomma mit calimma. Ro<:co
leitet das dare caìoffima nicht sowohl aus der Fischersprache, a^*
aus der Schifl'ersprache ab; aber weder bei ihm noch in dei^
andern neapelschen Wörterbüchern ist calomma aufserhalb jent?^
Redensart belegt. In der That aber mufs das Wort in Sûditalie*^
auch ein herabzulassendes SchifFslau bezeichnet haben oder noc*^
bezeichnen, und zwar zunächst wohl bei Schiffern die zugleic^*^
¡áiv/ífta, xoiv/ißav, (?) xáXmc im rom. 495
^B Fischer waren. Wie es mit kat. (Reggio) „calotna, fane, canape,
^F corda" steht weifs ich nicht zu sagen. Bei S. Mete L' ellenismo
nei dialetti della Calabria Media {Monteleone 1891) S. iz finde
ich: „aver la calóma vuol dire avere il budello grosso quanto una
gomena". Entlehnt ist gen. eú/ümma „fune per discendere" als
I Seemannsausdruck (bei Olivieri, nicht hei Casaccia). Ebenso süd-
frani. ca/a(u)mo „câbleau, câble servant a remorquer", wofür Mistral
auf neap, eahma, verweist Sehr auffällig ist dafs das sie. talûma
auch in den Kreis ländlicher Beschäftigung eingedrungen ist; es
bezeichnet das Zugsei! des Ochsenwagens, und catunuri heifst der
welcher das erste Ochsen paar führt.
Von diesem caluma oder calema der italienischen Mundarten
ist ein Verb calumare (veraltet calomare) abgeleitet, welches schon
seit älterer Zeit der Litteratursprache und nicht blofs als streng
seemännischer Kuniitausdruclc angehört. Pantera L' armata navale
(1614) erklärt es: „lasciar lunga la gomena o quai si voglia altra
I fune in mare". Etwas genauer Pique in seinem Di u on ario di
marina (1878); „mollare, allentare ed anche (are sconere la gomena
o qualunque altra fune in mare, filandola poco a poco." Schon
Ariosto aber halte das Wort gebraucht: „e caluma la gomotia"
(Cf. XIX, 53). Zur Zeit Oudins {1660) wenigstens kannte auch
das Spanische calomar „lascher la gumène ou autre cordage, filer".
Ans dem calumare eines Taues hat sich dann das calumare von
Etwas an einem Tau entwickelt; gen. calümma bt nach Olivieri
„calare, il far calare checchessia" mit der notwendigen Ergänzung
bei Casaccia: „abbassare per mezio d' una fune un qualche oggetto".
Nicht vergessen ist die ursprüngliche Ueziehimg auf das Netz bei
Traina: eúlumari „mollare, allentare ed anche far correre, tirare
da un luogo all' altro un cavo, una rete, una barca a poco a poco"
und bei BoerioT calumar le cardi 0 le gomene „allentarle, ed anche
tirare da un luogo all' altro un cavo, una rete, una barca". Vom
Netz ist bei Petrocchi nicht die Rede, nur von Tau und Barke.
Zami^aldi gibt {äx calumare auch an: „dello d¡ bandiera, abbassarla"
(Sp. 223 A). Schliefslich wird das Verb, reflexiv, auch auf den
Menschen angewendet : calumarli „lasciarsi correre dall' allo in
basso lungo una fune tenendovisi aggrappati colle mani o coi
piedi a fine di moderare la velocità della caduta" (Piqué). Daran
schliefst sich eng das in Venezien übliche calumarle drio a uno
„Einem (oder vielleicht häufiger: Einer) nachschleichen". Hingegen
fallt in die Sphäre der Fischerei, freilich calomma in dem hier
nicht belegten Sinne von „Angelschnur" voraussehend, neap, acca-
^btmmare „lasciare andare l'amo e l'esca per prendere il pesce",
tbei Rocco mit einer Stelle aus Lorenzi belegt.' Dann im ùber-
I bagenen Sinn: „mit Köder fangen", „ködern" {aecalommarese „sich
' Am EnJe meiner Unlrrsuchuiii; mlime ich wahr — wie mir Ähnlictits
■t-ldion öflers geschehen ist — Ail^ auf das von mir aurgespüitc Grundwort
tttxtixfi^a „Nell" ichon von Rocco vetvriMUi wird.
496 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE.
ködern lassen'*). In den beiden hierfür beigebrachten Stelleo
nimmt d' Ambra irrigerweise — und zwar anscheinend indem er
de Ritis, der mir nicht zur Hand ist, folgt — die Bed. ^•
citare", „porre in brio" an und zwar als Grundbedeutung: „dar
calore", „rinfocolare". Bei Andreoli liest man dann: t/tccalimmûn^
riscaldare, incalorire" und weiter Nichts. Auch siz. calumari))^
deutet „ködern" im u. S.; calumarisi oder accaiumarist erklärt Traina
mit „sotto mettersi", das scheint auf den an der Harpuneuleine er-
müdeten Fisch zurückzugehen. Bedeutungen die von den ur*
sprünglichen sehr entfernt liegen, verzeichnet Kosovitz for die
Tricster Mundart: „accoccolare [wohl wie im Folgenden fur „accoc-
care"], calumare; met appiccare; calumar pugni — e simili —
applicare, appoggiare, assestare, inzeppare, lasciar andare pugni,
ecc." (dazu calumada „accoccolamento, accoccolata, accoccolatura").
Dem Triester spricht ofifenbar der dalmatische Serbe nach wenn
er sagt: kalumaj mu dvije pesti (Akad. Wtb.) „versetz ihm zud
Fäuste"; ka ¡umaii hdii sonst, zu Ragusa wenigstens, den eigentlicben
Sinn „nach und nach (ein Seil, eine Kette u. dgL) ins Meer lassen^
auf der Insel Giuppana (nicht sehr weit von Ragusa) braucht man
es in Bezug auf das nasse Netz das seiner ganzen Lange nach
von Hand zu Hand gereicht wird um zum Trocknen aufgehängt
zu werden (Zore S. 335). Auch in Südfrankreich hat sich das
Verb begrifflich auf eigentümliche Weise entwickelt: coulouma „pré-
cipiter, jeter de haut en bas, jeter pêle-mêle, verser**; u coulimi
„se précipiter"; „«'«i* couloumai un pouet (G. Zerbin), j'en ai vidé un
pot". — Von diesem Verb sind wieder, ohne Suffìx, Substantive
abgeleitet Boerio bucht als Ausdruck der Schiffersprache: caku
„rallentamento, e dicesi del corso della barca, specialmente per
discesa". In allgemeinerer Verwendung steht calumo „la quantità
o lunghezza di una gomena o d'altra fune uscita da bordo; quindi
il calumo di una catena o di una gomena e il tratto di questa
gomena compreso tra T áncora e 1* occhio di prua" (Piqué). Daher
tûrk. kahma „Haufen zusammengerollter Ankertaue".
Ich denke, die Verzweigung dieser Formen und Bedeutungen
ist eine so klare und sichere dafs sie, auch wenn man kleine Laut«
Ungesetzlichkeiten entdecken sollte, keinem Widerspruch begegnen
wird. Wenn ich hier nun doch nicht abschliefse, so veranlafsl
mich dazu der Umstand dafs die Erkenntnis woher ein Wort kommt,
erst durch die Erkenntnis wie es daher kommt, wirklichen Wert
erhält, und dafs wiederum die Wanderung selbst interessanter ist
als die Rastpunkte. Kein Wort aber legt seinen Weg zurück ohne
von andern Wörtern beeinflufst zu sein; jedes hat seine Heliei
oder Hemmer. Mistral setzt zu coulouma das griech. xoXvfißav in
Kl .mniern; und in der That, wenn es auch nicht selbst ein direkter
Abkömmling von ihm ist, so ist es doch in der Bedeutung durch
einen Abkömmling von ihm beeinflufst worden, der bis heute in
Asturien lebt: calumbar oder da das Verb nur reflexiv vorzukommen
scheint, calumbase „untertauchen" (Tolhausen hat calumbarse in sein
H. SCHUCHARDT, xálvfi/ia, xoXv/ißäVt (?) xàXœq im rom. 497
SfNinìsches Wörterbuch aufgenommen). Anderseits verrät coulouma
auch eine gewisse begriffliche Einwirkung seitens des Verbs coula.
Eine solche liegt aber noch deutlicher vor bei calumare seitens
co/sr^. Jenes ist seinem eigentlichen Sinne nach fast ganz mit
diesem synonjrm; zum Teil auch im übertragenen Sinn, so kann
man ven. calarse und calumane drio a uno ohne Unterschied sagen.
Im Sprachgefühl, zum Mindesten in dem der Lexikographen ist calu"
man eine Ableitung von calare \ Zambaldi setzt zwischen beide ein
Sabstantiv *calume. Nun, wir haben zwar nicht caluma, aber doch
ein caluma und wenn dieses auch nicht von calare stammt, so ist
es doch, indem es vor Allem ein herabgelassenes Seil oder Leine
bezeichnet, nicht unabhängig von ihm geblieben. Und wenn end-
lich bei caluma = calima im weiten Umfang die ursprüngliche
Bedeutung verloren gegangen und durch die von „Seil" verdrängt
worden ist, so mag das mit auf Rechnung von andern Wörtern
fnr „Seil" kommen welche gleichen Anlaut zeigen ; span. port, cala
«Zagseil bei verschiedenen Zugnetzen" (daher calón, calao „Spreiz-
knûppel"), (span.) „Saumleine bei gewissen andern", „der Teil der
Angelschnur bei der Cañetasfischerei der zwischen dem Kork und
dem Angelhaken liegt" (s. oben S. 493), port Calabre „Kabeltau",
calahre/e „Zugleine eines gewissen Zugnetzes", calabrote „dünnes
Ankertau", span, calabrote dass., „Wurfankertau", „Greling", „Fang-
leine zum Fischen" (Tolh.) tarent, calári „funicelle di pelo di capra
e becco attaccate alle reti della sciabica". Ich halte es nicht
für unmöglich dafs hierbei irgendwie das griechische xaXœç „Seil"
im Spiele ist, bemerke aber dafs cala wie es im Romanischen mit
andern Bedeutungen (z. B. „Netzlegung**, „Netzzug") sicherlich ein
Postverbale von calare ist, so es auch mit den angegebenen sein
*ird. Port (span.) catabre kann nichts Andres sein als prov.
colaòre j xaxaßoXrj] es muís also diesem Worte die Bedeutung
»Kabel" eig. „zum Niederreissen bestimmtes Tau" sich angeheftet
haben auch ohne dafs wie bei altfranz. caable eine formale Ver-
tuschung mit ^capulum eintrat
In Italien und zwar im nördlichen gibt es ein Verb calumare
(= Span, columbrar") „beschauen" u. s. w., welches mit dem eben
^rochenen Nichts gemein hat als die Lautform und auch räum-
lich sich wohl nur in Venedig mit ihm berührt Wohl aber besitzt
^ Spanische aufser dem schon erwähnten calomar = ital. calumare
noch ein Verb andern Ursprungs das ihm lautlich angeglichen
forden ist Port celeuma \ xiXevfia bedeutet „Geschrei oder Ge-
sang der Matrosen bei der Arbeit", davon das Verb celeumar; da-
für (salorta), salomear, span, {saloma), salomar „gritar el contramaestre
ó guardian diciendo varias retahilas, para que al responder á ellas,
tiren todos á un tiempo del cabo que tienen en la mano". Indem
das langsam angezogene Tau die Vorstellung des langsam nach-
l^elassenem erweckte, entstand die span. Nebenform calomar, viel-
eicht eigentlich eine katalanische (Labern ia verzeichnet sie).
Nachtr. Eine Reise in Süditalien hat mir über Manches hier
ZmtMcbi. l rom. Phfl. XXV. 32
498 VERMlSCttTES. ZOR WORTGESCHICHTE.
Berührte weitere Aufklärung verschaffl. Für jetzt bemerke ich nnr
dafs das siz. calumeddi kaum die Stricke der grofsen Endbojen bei
der Tratta bedeuten kann; wahrscheinlidi haben wir an ein Synonym
von nalurali, nalurairddi zu denken, das heirst an die horizontal
verlaufenden Enden der Netzstücke, die zu deren Verbindung dienen.
In Trapani beuaonte mir ein Fischer die Einfassungsleinen der
Netze mit calomi, wofür zu Palerwo und anderswo bremi gesagt
wird, ein Wort, das aber seinerseiis an gewissen Orten den Sinn
von calami und auch von Zugseilen hat. „ scuuchardt.
Franz. gttideatt.
Richtig stellt Thomas Essais de philologie franvaise S. 314
CTig\. iíddíe zu (tíhz, griideau; zweifelhaft ist es oti jenes von
herkommt; abzulehnen ist die Herleitung dieses vom deutschen
Kii/ei. Mn noch flejfsigeres Herumblättern in deutsch -fremdsprach-
lichen Wörterbüchern, wie denen von Mozin- Peschier, Sachs,
Valentini, Tolhausen u. s. w. oder dem Deutschen Wörterbuch,
nämlich dem Grimmschen würde Thomas auf das Wort Keutel
(dessen sich z. B. Luther bedient hat) mit den Nebenformen KeidrI,
Kitdel geführt haben, welches den Sack in der Mitte eines Zug-
nelzes (Wate) bezeichnet Im Kuiischen and im Frischen Haff
aber ist der Ktultl, Ktiteì, Kiidel (von den drei für dort angegebenen
Formen wird wohl nur die letzte volkstümlich sein) ein Zugnelz
ohne Flügel, das sich also als Sack und zwar als sehr langen, im
Hinterteil, wie die Reusen, mit einer Einkehle versehenen darstellt;
das Litauische hat das Wort in der Fonn kiitdtlis entlehnt. Das
D. Wtb. bringt an einer andern Stelle, auf die an der ersteren kean
Bezug genommen wird, mhd. (westmitteld.) iuA/, im Sinne von
„Reuse" „Bunge" oder „Fischliehäller"; die Form ist eine nieder-
deutsche, die sich als mnd. bei Schiller-Lübbcn in einem ent-
sprechenden Sinne und bei GralT aus einem nicht weiter bezeichneten
alten nd. Glossar ^ „gurgustium" (man denke an dessen mittd-
latcinische Bedeutung) findet. Dieses kudtl würde freilich im Nhd.
Kullef zu lauten haben, wie das in demselben Glossar vorkommende
(udth „sepia" Kutltlfisch ¡st (vgl. engl, ctillle (ûr altes und mund-
artliches cudeU, (udlc, coodU u. a.). Aber bei der Dunkelheit dia
noch über der Herkunft von Keutel schwebt, habe ich doch ge-
glaubt auf dies sinn- und laulähnliche Wort hinweisen zu dürfen.
Wegen der Bedeutung die ich bei M oïïn- Peschier u. A. für Keulel
angegebrn finde: „Recht oder l'lalz zum Fischen" verweise ich auf
Mus gleich unten. j¡ schuCHARDT.
Franz. hinif, räche (Fischerspr.).
Im Griechischen bedeutet ¡iiikoi^ das Auswerfen des Netzes,
den Zug mit dem Nctic, die Menge der bei einem Zuge gefangenen
I
A
H. SCHUCHARDT, FRANZ. GUIlïEAti; FRANZ. BœUP, VACHE. 499
r Fische und endlich das NetK selbst. Das Ist holus durile alle diese
Bedeutungen gehallt haben , wenn audi nur eine davon in der
Littcratur belegt ist. Wenigstens sind sie dem Mittellatein und
dem Romanischen nicht fremd. In den teils lateinischen teils
italienischen zu verschiedenen Zeiten von 1356 bis 1529 abgefafsten
Statuten von Gaeta, lesen wir, zufolge den Auszügen die Targioni
Tozzelti I, 1,379fr. gegeben hat: nullus patronus retiarum possit
auferre bolum alteri patrono retiaram qui esset ante eum — pjsces
quos ceperit in ¿0/0 ptedicio — ¡Ui patrono seu sciabeche cuius
est bolum predictum — si aliquis patronus haberet primum bolum
— liceat tunc ipsi secundo poneré mlum suum — poneret bolum
nsqae ad qualuor saulas [fault heifsen die Stücke aus denen die
I Zugleinen bestehen, heute je gegen 80 Meter lang] — dimictere
bolum et redire et cedere locum ìDi qui esset ante eum u. s, w.; quelli
die hanno il volo primo — sia suo il volo — se ... . dice: io
voglio questo volo; s'intenda suo questo colo — il volo sia alle
Bignè, alia Tesa — perda lutte le vola a dietro, ciò è la Tesa,
il Molo e le Piaggie a dietro, ma non la Piaggia et le Bignè u. s. w.
Aìso das Wort bezeichnet den Nelzwurf oder auch das Recht da-
»lauf, den Platz dafür. Ebenso ist kat. bol: i) Netzwurf {span.
„echar un bol"), und zwar handelt es sich dabei um die Jábega,
ein Zugnetz mit Sack und Flügeln; 2) Ort des Netzwurfes „el pa-
rage á propòsito en que se reda y sobre que echan suertes los
patrones, para saber quai debe empezar primero en el bol ó bola,
que tienen sus nombres propios con que se distingue la variación
que localmente hay entre unos y otros" Sañez I, 260 f.). Zu Ali-
Í cante aber heifst, wie a. a. O. bemerkt wird, die Jábega selbst bol,
und so zu Valencia der Boliche oder Arte Real, ein der JAbega
nahe verwandtes Netz. Im Südfranzösischen lautet das Wort je
nach den Mundarten bol, bou, von, auch bau (ebenso bau neben
¿OK, bol \ bolus „Siegelerde") 'und 'bedeutet 1) Netzwurf, 2) Ort des
rletzwurfes, 3) Fischbeule eines Fahrzeugs. Es wird aber 4) früher
auch für ein bestimmtes Netz und zwar für das (grofse) Gangui
gegolten haben; Azais bemerkt dafs man hauptsächlich bei der
Fischerei mit ihm den Ausdruck bol brauche: a loa bol, a fach un
btl bol, a mes lou bol en UrroS) Dieses Nelz und sein Name bou
fanden etwa am Ende des 17. Jahrhunderts in Katalonien Eingang.
SaRez I, 30Ó f. bezeichnet das als eine unbeglaubigte Überlieferung
die man von irgend einem alten Fischer zu Barcelona vernommen
habe; ebenso wenig Vertrauen flöfst ihm eine ha Tid schriftliche Notiz
ein derzufolge der Bou 1719 von der französischen Küste ge-
kommen sei; und wenn er selbst in Katalonien gehört balle dafs
r 40 oder 50 Jahren (der erste Band von Sañez erschien 1791)
' ein gewisser Conil den Bou dort eingefiihrt habe, so widerlegt er
I das mit Urkunden von 1726 und 1736, in denen schon des Netzes
159= vom
500
VERMISCHTES. ZL'R WORTGESCHICHTB.
Erwälinutig geschieht. Er zeigt im Folgenden die Mögliebkeil dafs
der Boa aus dem Gunguil sieb an Ort und Stelle entwickelt habe,
will aber schliefülich die Frage des Ursprungs nicht enl^cbeiden.
(ianguil und Bou sind nämlich nahe verwandt; in KatalonieD
werden, oder wurden zur Zeit von Sailez, die beiden Namen aus-
einandergehalten, in SiidTrankreich wird das zweite Netz als eine
Unterart des ersten {grand gangui) benannt, und auch in einer
Entscheidung des ObLTgerichtshors von Valencia von 1736 ist die
Rede von der „pesquera del Gánguil, ó por otro nombre cl Bou",
Für mich gibt der Nanae bou den Ausschlag. Derselbe bàtte in
Katalonien liol lauten sollen; aber bou befestigte sich indem es sich
an bou „Ochs" anklammerte. So wurde dann bau auch als Neli<
name im Spanischen mit buey wiedergegeben (insbesondere in
Andalusien). Den Namen des Netzes pflegt auch das zugehörige
Fahrzeug zu tragen; da aber hier zwei Fahrzeuge und zwar ganz
gleichbeschaffene das Netz bedienten, so heifst es baus, bueyti oder
parelio dt bous, pareja de huyes oder kurzweg partila, purtja (die
butyts oder parejas kommen schon in einer königlichen Verordnung
von 1726 für Barcelona vor).' Dieser Sprachgebrauch ging dann
ins Südfranzösische über: daTs in dem bctreßenden Sinn aller-
dings nicht belegbare bou wurde durch biou oder buou (zu Nizza
übrigens bou) verdr¿ng[. Vor Allem als Bezeichnung des Fahr-
zeugs, aber wohl nicht ausschüerslicb, wie man aus Mistral enl-
uehmen könnte: „bateau de pêche .... sert à trainer dans la
mer le filet nommé gàngui".'^ Gourret überschreibt den bezñglicfaen
Abschnitt: „Bœuf ou Grand Gaiigui"; er sagt: „les boeufs ne peuvent
Être traînés" (S. 140) und spricht vom „Slet bœuf^' und den „bateaux
bieufs". Duhamel I, 11, 154^' betitelt den § 5: „De la pêche au
Gangui, dile du Bœuf; des Bam/s; ou aux Bœufs". Wenn nun
Gourret auch sagt: „bette" oder „mouré de pouar [es sind dies
Arten von Falirzeugen] servant à la pêche des bœufs" (S. 138. 140),
so kann man bei bteufs nicht gut an die Fahrzeuge denken, aber
noch weniger ans Netz {es müfsle heifaen au bttuf), — die Be-
lîedeutung des Wortes ist ganz verwaschen. Duhamel gibt an
der angeführten Stelle, wohl als Erster, die Erklärung: „on a
comparé les deux bateaux qui traînent de concert un même filet,
à une paire de Buufs qui sont attelés à une voiture". Er legt
weiter kein Gewicht auf diese Vermutung, die von Andern, wie
Sañez, Mistral, Gourret mit gtörserer Bestimmtheit wiederholt worden
ist; und sie dürfte in der That unhaltbar sein. Ob wohl irgend
einem Islrianer oder Dalmatiner bei dem alltäglichen Anblick der
paarweise die Coccia ziehenden Bragozzi der Chioggiolen der Ge-
danke an ein Ochsenpaar gekommen ist? Nicht die Vorstellung
* Targioni Toiictii I, 11, 1)65 Atim. eiwäbot die „Alle de poicju dd
Bou", alt „portata in Ispagna e in Portogallo"; aus letzterem L«nil veiiDag
ich die cmspTcchende BEnennung nicbt nachiu weisen.
* Nach TnltiauMQ wüide »uch diS SpauiKhe betonen gánguil -
ei betont gangmU.
I
H. SCHUCHARDT, OSTITAL. TOGNA; ITAL. VOLANTINO ETC. 5OI
bat das Wort hervorgerufen, sondern das Wort die Vorstellung,
imd der „Ochs** hat schh'efslich eine „Kuh" nach sich gezogen.
Die vache sagt Gourret S. 150 „est un fìlet de même espèce que
le hœuf, mais plus petit; au lieu d'être remorqué par deux bateaux,
il ne l'est que par un seul'*. Bei Mistral fìndet sich unter d. W.
vaco: y^aire la vaco, se dit d'une tartane qui traîne un filet de
pèche, par opposition à /cure ¡ou òuou, qui se dit de deux tartanes
qui traînent un filet de conserve". Hie und da ist der „Ochs" zu
einem „Büffel" geworden : „la pesca chiamata di conserva a coppia,
0 a Buffa/a** (Genua 1776), „di pescare ... di conserva, a coppia
0 a bufala**' (Livorno, 1767) bei Targioni Tozzetti 1, i, 63. 195. In
Katalonien heifst ein kleinerer Bou houét und holivét (Safiez I, 390) ;
im letzteren Namen hat sich wohl bolichi eingemischt Auch der
Name eines in Sizilien gewöhnlichen Fahrzeugs, einer Art schwer-
filiiger Tartane, bovo (s. F. Lafitte et J. Servonnet Le Golfe de
Gabès en 1888 S. 877 ff. PI. IX), das allerdings nicht unmittelbar
dem Fischfang dient, ist offenbar nur ein italianisiertes bou.
Ich bemerke noch dafs der Name fisca, wie jedes der drei
spiudrcieckigen Netzteile heifst welche oben und unten von der Öff-
nung des Sackes vom Bou mit der Spitze nach hinten gehen (Sañez
1,209. 326 f.), nicht katalanisch ist, sondern aus dem Südfranzö-
sisdien stammt. Allerdings heifst beim Boeuf jener Teil guiroun,
aber bei der Thonnaire bedeutet ^xr^, flisco {=flisco, fisch „Fetzen")
das nnten angesetzte Stück alten Netzes.
Wenn im Französischen der nur auf einer Seite bezeichnete
Würfel boeuf heifst oder hiefs (gewöhnlicher farmei), so könnte man
aöch an bolus „Wurf des Würfels" (ßoXlc bedeutet dieses und, spät,
auch den Würfel) denken; aber es fehlt an nachweisbaren Zwischen-
^^^^^' H. SCHÜCHARDT.
OstitaL togna; itaL volantino (Fischerspr.).
In Dalmazien, zu Fiume, zu Triest, zu Venedig und zu Tarent
Wahrscheinlich auch in den zwischen liegenden Seestädten) bedeutet
^^gna die einfache aus Hanf oder Pferdehaar angefertigte Angel-
*^ne mit einem oder mehreren Angelhaken; die Verschiedenheiten
^ie sie sei es an den einzelnen Orten, sei es — und diese nur
^Dd wesentliche — mit Hinsicht auf die zu fangenden Fische
dofweist kommen hier nicht in Betracht. Die Hauptsache ist dafs
eigentlich die aus der Hand geworfene Leine darunter verstanden
wird; zu Venedig und Triest allerdings, den Wörterbüchern von
Boerio und Kosovitz zufolge, nicht nur diese, sondern auch die
Legangel (filaccione). Das Wort stammt aus dem Griechischen,
wo cbtSTOVià, JttTOVià {Uxaçkaroç A. 6 BvC,. setzt zu letzterem:
ix TOV nerœ rò (dnrœ) die Angelleine bedeutet Und zwar
nicht die an der Rute befestigte, welche oQfilöi, açfiiôi {oçfita)
beiist Wenn N, Apostolidès La pêche en Grèce S. 56 sagt, die
502 VERMISCHTES. ZUR WORTQBSCHICHTB.
bei dem Fang des Wrackfisches saerst geworfene und dann xg¿^
Stein und Boje im Wasser gelassene Angelleine föbre den Nam^
áxBTOVíá, so soll dies ofifenbar nidit bedeuten dais dieser Naotf
hierauf beschränkt sei. So wird, nadi Mitteilung des Herrn P.Wikl^
auch die Hauptleine des Palangers (xaçoYciài) genannt DenAa"
fang des griechischen Wortes liefsen die Italiener ablallen; ú^
dachten an Togna \ Antonia. Die Entlehnung ist alt Sdion ioi
lateinischen Teil des Libro rosso von Tarrent (15. Jhrh.?) findet
sich togna Targioni Tozzetti I, n, 75. 78. Boerio dtiert togna aas
einer der Satiren Varotaris, die 1671 im Druck erschienen.
Für das abgegebene Wort hat Griechenland von Italien ein
entsprechendes eingetauscht und es eben&lls recht unkenntlich ^
macht Als synonym mit faJxBTOVià verzeichnen namlidi die
Wörterbücher ßoXra; den feineren Unterschied, welcher sicherlidi
besteht, kann ich vorderhand nicht angeben. Apostolidès erwähnt
das Wort nicht; aufser oQfilâi und áxetoviá nur noch xa^iz^
G. Meyer Neugriech. Stud. IV, 19 stellt ßoXxa „Angelschnur** ohne
Weiteres mit ßoXra „Umhergehen**, „Geschätzsalve** (aus Legrand;
dieser übersetzt allerdings ßokra mit „bordée**; aber unter „bordée**
sagt er: „route d'un vaisseau qui louvoie** .... ßoXxa, also =
„Schlag**, „Gang*') zusammen; aber ich glaube, es würde ihm nidit
möglich gewesen sein, die erste Bedeutung des griechischen Wortes
mit seinen andern oder irgend einer des itaL voliOt sei es sdbst
mit Heranziehung aller Mundarten, zu vermitteln, und audi meine
Phantasie reicht dazu nicht aus. Es liegt hier einer der nicht
ganz seltenen Fälle vor in denen wir, um den Ursprung eines Wortes
zu entdecken, zuerst nicht den Laut, sondern die Bedeutung ins
Auge fassen müssen. BoXra ist ungriediisch und kann kaum aas
einer andern Sprache entlehnt sein als einer romanischen. Nun
gibt es aber nur ein Wort gleicher oder ähnlicher Bedeutung im
Romanischen: ital. volantino^ siz. bulanttnu, sûdsard. bolentinu, siz. iipar.
vulintinuy Span, holantin^ val. volanti „Angelschnur**, d. h. gewisse
Arten derselben (ausführlichste Beschreibung der spanischen bei
Sañez I, 2Ò1 — 275). Ich vermute dafs dieses Wort ein Deminutiv
von ital. span, volante (jetzt ital. volano) „Federball" ist Bei Targioni
Tozzetti 1, II, II, unter der Fischerei von Calabria citeriore, heifst es:
„nel Volantino h una penna bianca o una branca (osso?) di Seppia^
und es wird hinzugefügt dafs traina gleichbedeutend mit volantino
ist. In dem Werke des P>zherzogs Ludwig Salvator Die Lipanschen
Inseln Vili, 12Ò finde ich: „Die Trajna ist eine mit einer weifsen
Feder versehene Angel. . . . Ähnlich derselben, nur stärker, ist die
Lei I za der Tunnacchi ... als Köder hängt man neben die Feder
eine gesalzene Branca di Polpo" (s. dazu Fig. 6 und 4 auf der
Taf. nach S. 124; auch die Neufundländer Thunfisch doppelangel
bei Duhamel I, i Taf. II, Fig. 2 ist gefiedert) ; die beiden daselbst
beschriebenen und abgebildeten Vulintinu sind ohne Federn. Wenn
jenes griechische Wort durch Anlehnung an ein italienisches eine
Silbe verlor, so konnte auch für volantino mifsverständlich * voltino
H. SCHUCHARTDy SPAN. CAZARETB, PORT. CAÇARBTE. 503
gesagt und daraus ein voiia abgezogen werden. Damit gebe ich
aber die Herleitung keineswegs als sichere; ich meine nur dafs man
iwischen zwei Unwahrscheinlichkeiten die geringere zu wählen habe.
H. SCHÜCHARDT.
Span, cojsarete, port caçarete (Fischerspr.).
Dieses Wort welches einen bestimmten Teil bald des Flügels
bald des Sackes bei verschiedenen Zugnetzen mit Sack bedeutet,
habe ich RonL £tym. 11, 175 mit span, cazar in Zusammenhang ge-
bracht; ich halte das jetzt für unrichtig. Zu Neapel heifst nämlich
ein Teil des Flügels der Sciabica castelleUOt und zwar der zwischen
dem realtello (vom) und mappiUllo (hinten) (Targioni Tozzetti I,
I» 392) und entspricht dem span, cazante zwischen reclaro und
sardinal beim Boliche, zwischen cazarete claro und sardinal beim
Bon, zwischen raigal und arcanela beim Sedal und der andalu-
aschen Jábega, zwischen regal und colls bei der Jábega von Va-
lencia (Saflez I, 203. 278. 311. 11,213. V, 286. 365. 368), dem
port caçarete zwischen regalo und encáñela bei den Artes de arra-
star (Baldaque da Silva S. 243). Offenbar übersetzt castelletto das
túMttreie des Ostens, welches auf arab. qa^r^ ital. cassero, span, al'
(aar, port alcàçar, ^er, ^ere zurückgeht
Nachtr. Inzwischen habe ich in Sizih'en und Kalabrien cazd'
fütu u. ä. für entsprechende Netzteile erfragt Die romanische
Terminologie der Zugnetze soll später im Zusammenhang erläutert
werden.
H. SCHUCUARDT.
Frz. Glaise, voges. iyrossçy.
Oie Besprechung dieser beiden Wörter bildet eine Ergänzung
^ meinen Untersuchungen über die Schicksale von lat ty im Fran-
^^chen; ein paar andere nachträgliche Bemerkungen finden sich
Literaturblatt 21, 336.
Qlaise.
Ueber das Wort habe ich mich bisher nicht geäufsert, weil
ich der Ansicht bin, dafs dasselbe nicht lateinischen, sondern kel-
tischen Ursprungs ist, und weil es sogar zweifelhaft ist, ob das te
von gliteus et3rmologischem keltischen ti entspricht. Da indessen
ffl dem dem Dictionnaire Général beigegebenen Traité de la for-
mation de la langue, § 406, glaise als Beleg für den Lautwandel
von lat ty> i aufgeführt ist, so scheint es geboten, auf die Frage
näher einzugehen.
Schuchardt hat Ztschr. 23, 196 gezeigt, dafs frz. lie, südfrz. ligo
mit Thurneysen, Keltoromanisches S. 66, auf ein galloromanisches
504 VERMISCHTBS. ZUR WORTGBSCHICHTB.
liga zurückzuführen sei und dafs dasselbe , mit Suffix »id (i/)'
weitergebildet, in Oberitalien als *ligida oder *lidiga fortlebt f
als Grundbedeutung wird , schlammiger Niederschlag ans del^
Wassers auch , feiner FlufssandS , Hefe S , Bodensatz* im Allgemeinen^
nachgewiesen. Ich bin der Ansicht, dafs sowohl frz. /üe {mluef)
als auch g/ise, glaise auf dasselbe keltische Substrat zuruckgäieii«
Die Gleichung /tsi = lü stützt sich auf Folgendes:
a) Jaubert (Supplément) giebt, User pour l'inusité Ktr, près
Usés , couverts de limon', lu aber mit der Bedeutung , dépôt limo-
neux'. Man vergleiche damit bei Mistral prov. liso f. «dépôt de
terre fìne ou de sable fìn laissé par l'eau d'une rivière', lituo , limon,
vase' und anderseits enligar , couvrir de vase, de limon', zu Ugi
,vase'.
b) lise ,lie de vin' in Lûttich (s. Grandgagnage und Bulletin
de la Société liégeoise de Littérat. Wallonne, 2. Ser. Bd. 16), in Ñamar
lige »levure, ferment' ist augenscheinUch dasselbe Wort wie frz. lie,
e) Das Dictionnaire Béarnais von Lespy und Raymond ver-
zeichnet lisi m. sorte de substance blanchâtre sur les viandes éven-
tées, écume blanche sur le vin qui commence à tourner. Durch
die Vergleichung mit //b, s. f. espèce d'écume blanche qui se re-
marque sur le vin qui est sur le point de tourner (bei Vayssier,
Dictionnaire de PAveyron, Rodez 1879), wird die Identität beider
Wörter evident. Zur Ableitung mit dem mäimlichen Suffìx -el Ins
in lis'l vergleiche man Haches (= Hages) mase plur. ,lie de vin',
bei Labourasse, Glossaire de la Meuse.
Der j-Laut läfst sich auf folgende Weise erklären : Ansprechend
ist Thurneysens Annahme (1. c. 11*^ v. lai), lleis ,Lied' hänge mit
ir. laid zusammen, in dem das d als interdentale Spirans gesprochen
worden wäre; in dem romanischen lais wäre keltisches d (oder M)
durch s wiedergegeben worden. Ich nehme an, dafs in ähnlicher
Weise in ligida, ligda das als Ô gesprochene d zu s wurde.
Auch IMeyer-Lübke erklärt Rom. Gram. 11 28 das z von binz, gucz
aus germanischem J.
Folgende Gründe sprechen für die Gleichung glaise, glise =
lise (letzteres wird im Dictionnaire General als ,même mot que
glaise^ bezeichnet).
i) in glaise und g lise liegt derselbe Wechsel von e und / vor
wie in He und verwandten Bildungen wie nordital. Icdga, leda, Ua
(s. Schuchardt 1. c).
2) lise kommt mit derselben Bedeutung wie glise vor, so in
Lalanne's Dictionnaire du Poitou als Adjektiv: terre lize , argile,
terre grasse*. Im Dictionn. Gónér. wird zu einer Stelle des Roman
de Thebes lise als Variante für glise bezeichnet.
3) In Erto (vgl. Ztschr. 16, 329) bedeutet leda Kreide, was zu
gliteus ,de creda*, g lit eu s ,cretaceus' bei Du Gange pafst. Auch
die Kreide ist ein Niederschlag aus dem Wasser, Lehm, feuchter
Thon mit Sand vermengt.
4) In nprov. greso, greo , tartre, sédiment' erblicke ich das"^
A. HORNING, FRZ. GLAISE, VOGES. BROSSEY. 505
%\be Wort wie giaise. Wandel von I zìi r kommt z. B. in Mentone
vor. Jaubert hat neben glene f. «collection d'épis ramassés en gla-
nant* auch grenée s« f. , poignée d'épis ramassés à la suite des
moissonneurs*. Boucoiran, Dictionnaire des Idiomes Méridionaux,
giebt gresù ,lie, dépôt, crasse, tartre*. Es sind dieselben Bedeu-
tnngen, die fur liga festgestellt sind.
5) Du Gange v. glis verzeichnet nach Johan de Janna gl i s,
glidis ,mufia pañis vel vini*. Dieses glis lâfst sich von den oben
unter c) erwähten lùè^ lio , espèce d'écume blanche sur la viande,
le vin' nicht trennen.
Etwas Sicheres über das Verhältnis der Formen mit g (glise)
m denen ohne g {lise) vermag ich freilich nicht mitzuteilen. Ich
mnis midi damit begnügen, die Frage aufzuwerfen, ob nicht litiga
durch Metathese zu glitj[a werden koimte. Man wird mir aber
zageben müssen, dafs das etwa auf die angegebene Weise ent-
standene // des keltischen Wortes etwas ganz anderes ist als z. B.
die Laute /i in einem lateinischen Worte wie capi ti um. Möglich
ist aber auch, dafs in gl it eus te die interdentale Spirans wieder-
giebt. Mit einem Worte, glaise kann nicht als Beleg für die ße-
bandlnng von lat // verwendet werden. Läge (y > i zu Grunde,
so muíste übrigens wallonisches lise in Lûttich lix lauten, nicht lise,
l^glaesum ,Bemstein*, das gleichfalls hierher zu gehören scheint,
«cigtx, nicht //.
Neben verwandten Formen mit -/-, liia\ nita, nií6, die
Scbachardt von *lig(i)ta herleitet, giebt es solche mit anlau-
tendem gif die m. £. auf dieselbe Grundform zurückgehen: in
puejras gletier ,lieu où il y a de l'argile*, in den Alpen das Ad-
jektiv gletf gleiiOf bei Laianne das Adjektiv gliet^ g Heile ,(pain) sans
levain«, bei Du Gange s. v. glotonus gleie ,sordes, spurcitia* (vgl.
Dodi bei Godefroy g laie ,boue*).
Brossçy f.
Dies Wort, das , charretée de fumiée* bedeutet, wurde von mir
"^^^ Herbst 1900 in Waldersbach und Saales gehört, zwei Ortschaften
der Vogesen, welche in meinen Ostfranzösischen Grenzdialekten
Diit ein und d^2 bezeichnet sind. Dasselbe ist eine Weiterbildung
oes in denselben Orten gebräuchlichen òrp birotium, einem zwei-
raderigen Wagen um Mist zu fahren; der òro hat eine Deichsel in
^er Mitte, während die ¿aräl , charrette* ein zweiräd eriger Wagen
°"^ Sielen (brancards) ist Der Infin. orassi ,Mist fahren*, den ich
Ztschr. 18, 234 nach Adam und Thiriat citierte, ist dagegen in
waldersbach und Saales unbekannt Unser Wort, dessen Etymon
gesichert ist (es ist auch rätisch und beamesisch, vgl. l c; über
södostfranz. òfrosse birotia^ s. Ztschr. 24, 552) setzt altlothring.
. ^ Dafs auch das deutsche Leiten hierher gehört, dafür giebt Island, l^pj'a
^^' (s. Kluge's Wörterbuch) einen deutlichen Fingerzeig.
p ^ * Herr H. Urtel machte mich darauf aufmerksam, dafs in dem lexique
*^<>Ì5-Francais von J. Thévenin (Patois de Vaudioux, Jura) sich weitere
506 YBRMISCHTES. ZUR WORTGESCUICBTX.
*6eraz mit sdiarfem s, resp. x voraus; eme Ableitang von *oeraâ
hätte za brohçy (= frz. heroùiée)^ nicfat zu brossfy gefôbrt. Die
EndiiDg -ey entspricht aírz. -/VV und beg^net nor in Partidp. von
Verben auf 'ür, während -ata sich zu -ay entwickelte.
A. Horning.
Andare, aUer.
1. Laut und Bedeutung dieses Verbums sind nun, wie mir
scheint, so genügend erörtert worden, dafs es wohl gestattet ist,
ohne weitere Begründung eine neue Konjektur zur Diskussion zu
stellen.
2. Neben vecio kann eine Neubildung T€ki/o so gut vermutet
werden, wie neben ach agiio existiert am{pi)reki'iar€ ergäbe andare.
3. Fr. T. Cooper citiert in seinem Werke „Word Formation
in the Roman Sermo Plebeius" P- 242 u. f. eine grofse Anzahl von
Verbalableitungen auf -mare', es seien erwähnt: wtugtnare, aginare,
ludnare. Ein niciit belegtes amrektnare ergäbe awtnare,
4. ambi- (nach beiden, dann: nach allen Seiten) findet sidi
z. B. noch in ambages, amplecior, amptäo, anqut'ro. In amputo >•
frz. enter hat es im Spradibewufstsein seine Bedeutung als Prä-
position verloren wie in frz. coudre das am.
5. vlho heifst nach Freund: mit dem Körper, zu Wagen, Pferde,
Schifie u. dgl. tragen, fahren, fuhren. Im Passiv wird das Verbum
fur alle Arten des sich Bewegens gebraucht advehulo ergäbe aller.
Was den Bedeutungswandel anbetrifft ver^'eise ich auf das rumän.
Si duct, sc aduce »gehen* und das deutsche »fahr wohl*, ,eiu fah-
render Schuler*.
6. Das Ergebnis dieser Auffassung wäre also:
vehi
ad- am-
advthulare amvehinare amrehùare
I
a¡/er amnar, anar andare.
J. Ulrich.
Altengad. cnj^it-r.
In dem von mir edierten altoberengadinischen Drama Susanna
(Frauenfeld 188S) heifst es w. 1401 — 02:
B«îe{:e für da.« Wert hndcn: S. 12 barrasse s. f. ridelle: S. 24 Jfbarousst ,ôter
les ridelles de la roiiiire*; S. 24 embariiu^si , meure les ridelles à la voiture*;
S. 95 • sixpplémcni^« : barrcucha s. f. ,1e contena des ridelles*.
J. ULRICH, ANDARB, ALLRR; A. E3IGADL CCPIIZ KIC 507
Âlg aù cupiiz *lg vaia davatpUz,
CK els d* chiaiwürgias et wuatzoegmtas stm piaams,
vv. 1431 — 32:
Aini in *g muond ais cupiiz *ig caars^
chia nun £ sœgm'a oter co *ls signuors.
In einem Briefe, den Georg Jenatsch an die Gemeinde Sent nn
Unterengadin schreibt (£. Hafiter, Urknndenbncfa, Qiar 1892, P- 1-^)
heifst es:
Dalg temps nus crajajvons da essar ümqualchi»sa scM as tschan^
tschavüa per otra vycL, mu haviand cupetz pruvo chia da nus i^s
vessa nun pudains Onguotta et chia stuvains dopender da oter s prim-'
dps schi stuvains müder la Chiantun,
£s geht aus den Stdl^i hervor, dais cupiiz ein Wort der Be-
kräftigung ist; ich glanbe nicht fehl zo greifen, wenn ich darin
cum pectore = veramente sehe, ohne indessen mich entsdieiden za
wollen, ob es sich am cum pectus oder cum pectu + adv. s handelt;
das letztere ist wahrscheinlicher.
J. Ulrich.
Engad. padimer
(in reflexiver Bedeutung) vergleidit Pallioppi mit frz. badiner (!).
Das Wort bedeutet ,sich gedulden'. Wem das rumänische Wort
páiima, allerdings in der Bedeutung , Leidenschaft, Wut', bekannt
ist, wird nicht daran zweifeln, dafs das von Cihac vorgeschlagene
Etymon Jiàd^rjfia auch für das engad. Wort paisL Was die Be-
deutungsentwicklung anbetrifft, mag an iL sofferenza = pazienza,
Schweizerdeutsch ,sich leiden* = , Geduld haben' erinnert werden.
J. Ulrich.
BESPRECHUNGEN.
Romania. No. ii6, Octobre 1900.
A. Longnon, Un vestige de P épopée mérovingienne, La chatuon it
Vabbé Dagobert nennt der Verfasser eine dem Floovant an die Seile gcstdlle
chans)n de geste aus der Merovingerzeit, die er in dem Liber de composiUom
castri Ambaziae, vor II 54 (gedruckt in Chroniques des contes d^ Anjou ^^
Marchegay und Salmon), bezeugt erkennt. Ihr sei eine Cantilena voraos*
gegangen y der zufolge, abweichend von den geschichtlichen Nachrichten,
Dagobert II. der Heilige, den der Hausmeier Grimoald in ein Kloster bracbte.
um seinen Sohn Cbildebert an seiner Stelle zum König zu machen, im Kloster
verblieben, als Abt desselben gestorben wäre und seinen Oheim Chlodwig H.
in einem Kampfe gegen Kaiser Justinian mit 50000 Mann unterstützt hatte.
Das sieht aber auch einer Klosterlegende nicht unähnlich. L. verwendet bd
seiner Demonstration das von mir Grundrifs II l, 449 fur epische Ueber*
liefcTung geltend gemachte, von der erbwörtlichen Form historischer Personen*
namen hergenommene Argument. Doch zeigt nur die Schreibang Giimodos
für Grimoaldus in dem Liber de composilione solche erbwörlliche Fonn (vgl«
dazu übrigens Grimol im Polyptychon Irminonis). Dagegen erscheint der
Name Dagoberlus, der Daubert, Dobert erbwörtlich lauten konnte, aber, durch
Vermittelung von Dagibcrt, französisch Daibert (Name eines Bischofs ^'^
Bourges bei Richer im Ausgang des lO. Jhs.) lautete, in jenem Text in d«î
Chronistenschreibung, und den Namen ChiMebert mit der Schreibung des Iil>*'
Eduardus zu vermitteln, ist L. nicht gelungen. Der Beweis für das nc***
Merowingerepos scheint mir daher nicht erbracht zu sein.
E. Galtier, Byzantina. Gelehrter Nachweis von orientalischen P*^'
allclen zu all fr. Er¿ahIungsstoffen, besonders zu Marieuwundern und zu Heilige **'
legenden, die aus dem Orient eingeführt zu sein scheinen.
P. Meyer, Le psautier de Lambert le Bègue. Lambert, der Slii*^*-"^
der Beguinen (f 1177), wird als Uebersetzer der Apostelgeschichte und *^^^
paulinischen Briefe in seiner, der lütticher Mundart, in einer neuen, zu v»^
anonymen hinzutretenden Hs. seiner frz. Psalmenübersetzung, Brit. Mus. K^^'
21 114, die M. eingehend beschreibt, in Umschriften zu einem Bild von il^***
bezeichnet, auf dem L. sich als Verfasser der Psalmenübersetzung nicht n»^*'
sondern auch als Erfinder einer ingeniösen Kalendertafel (imraerwährcncJ^'*^
Kalender) nennt, die auch andere Hss. seiner Psalraenbcarbeitung cnthalt^^'
In ihre 28 I-ängs- und 19 Querfelder (für den 28 jährigen Sonnen- und d^^
19jährigen Mond-Cyclus) sind 35 einzelne Buchstaben oder Konsonant "****
ROMANIA NO. 1 1 6. 509
Vokal in mehrfacher Wiederholung eingeschrieben, deren Sinn nnd Zweck
^ ans einem in den Hss. ebenfalls überlieferten Osterkalender ermittelt, in
dem die 35 Tage, auf die Oitem fallen kann, mit eben denselben 35 Bach-
staben oder Buchstabengmppen bezeichnet sind. Sie setzen zwei Hexameter
und doige Fûfse eines dritten zusammen, in denen sich Lambert wiederum als
Erfinder seines Kalenders nennt. Der Kalender beginnt in der ersten der
28 Laogsfelder mit dem Jahre 11 40, in der zweiten mit dem Jahre 1168 n.s.f.;
er wird daher zwischen 1140 und 1168 entworfen sein. M. teilt noch zwei
Gebote an Christus in Versen aus der Hs. mit und fügt noch eine Bemerkung
betr. eine Lambert beigelegte Schrift Anti£^aphum bei. G. G.
C. Salvioni, A Proposito di amie zeigt, dais der Konsonantenwechsel
-co, -éi im Italienischen in viel weiterem Umfange besteht, als man bisher
wuisle, und giebt zahlreiche Beispiele von der Umgestaltung der Singularform
nach der Pluralform bei diesen Typen sowohl wie bei manchen andern. Die
Frage, in wie weit die heutigen ¿r'- Formen erst analogisch seien, wird nur
gestreift, sie scheint mir wichtiger zu sein, als der Verfasser wohl annimmt.
Die Vermutung, dafs span, lombriz ebenfalls ein Plural sei, möchte ich mit
greiserer Bestimmtheit aussprechen. Ich glaube, dafs wie naricoé -f x ein narit
liervorgerufcn hat (Rom. Gr. H. S. 457), so ¡ombrici 4- J zu lombrizes geworden
eiiicn Sing, lofnbris bekommen habe, halte übrigens dafür, dafs auch die s-
Formen von formicae (Rom. Gr. II. S. 23) s?ch ähnlich erklaren. Den Vokativ
bmbricâ, den Salv. heranzieht, wurde ich als ungebräuchlich freilich aus-
schilten. Alb. Pevris ist weder mit -ici noch -ice vereinbar, auch in v aus
90 mehr als aufiallig. Ein Anhang behandelt luportièu * Hopfen ' aus ¡upo-
Urtica. ^ W. Meykr-Lübkk.
MELANGES. P. Toynbee, Tartar cloths (Inferno 17, 14—17). T.
weist die tartarischen Gewebe, von denen Dante an jener Stelle einen Ver-
gleich hernimmt, im 13. — 14. Jh. als allgemein bekannt und geschätzt nach.
A.Longnon, Les deux Coquülart, stellt an der Hand von Dokumenten
^ dafs der ältere der beiden von G. Paris erkannten Guillaume Coquillart,
<lcr Uebersetzer von Josephus' Antiquitates judaicae, des übermütigen Rheimser
I^chters und Kanonikus* der Notrcdame-Kirche zu Rheims Vater war, und
^ der Name Guillaume Coquillart unter den Beamten von Rheims bis Ende
^ 16. Jhs. wiederholt anzutreffen ist. G. G.
Oliver M. Johnston, Development of latin e into ç in Tuscan mente
'"^ mento forms nimmt an, dafs -mento von mente beeinflusst sei, dieses
^ § von den Endungen betonter Formen von dimenticare, rammentare,
^'^ovare u. s. w. bekommen habe.
R. J. Cuerva, Acudia, angeblich die Bezeichnung des Leuchtkäfers wird
*** einfaches Mifsvcrständnis der 3. Sing. Imperi von acudir erwiesen.
Ch. Joret, Norm, écaré * ausser sich bringen' zu anord. skyarr *furcbt-
^^^\ engl, to scare, W. Meyer -Lübke.
COMPTES RENDUS. Forschungen tur romanischen Philologie-, Fest-
8*he fur Suchier (G. P.; A. Thomas); Bruckner, Characteristik der ger-
^fischen Elemente im Italienischen (Cipriani); Le Bestiaire de Philippe de
^^n p. p. Walberg (G. P.); Le chevalier à Vépée éd. by Armstrong
(G« P.); Juan Manuel, El libro de los enxiemplos del conde Lucanor, Text
>U dem Nachlasse von H. Knust, hcrausg. von Birch-Hirschfeld (Maria
512 BESPRECHUNGEN. B.WIESE,
zeit, Don a doni, Di uno sconosciuto poema eretico della seconda metà
del Cinquecento. Provenzal, / riformatori della bella letteratura tfcUiana:
Eustachio Manfredi, Giampietro Zanotti, Fernando Antonio Ghedini, Fran'
Cesco Maria Zanotti, Studio di storia letteraria bolognese mi sec. XVI II.
Marchesi, / romanzi de IV abate Chiari. Anzoletti, Maria Gaetana
Agnesi, D'Ancona e Bacci, Manuale della letteratura italiana. Voi. IV,
Nuova edizione interamente rifatta. Ostermann, La poesia dialettale in
Friuli, Renard, La méthode scientifique de l* histoire littéraire. Croce,
l^es i fondamentali di un* Estetica come scienza dell* espressione e linguistica
generale.
ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZIALI
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
V. Clan, Un codice del „De Principatu** di Mario Salomoni, In Er-
gänzung zu seinem Aufsatze „Un trattatista del „Principe" a tempo di
N. Machiavelli" (vgl. Lbl. für germ. u. rom. Phil. XXII Sp. 17) beschreibt Cian
hier eine ihm inzwischen bekannt gewordene prachtvoll ausgeführte Hand-
schrift des „De Principatu", jedenfalls das Widmungsexemplar an Leo X.
Unter anderem stellt er dabei fest, daCs die Abweichungen des pariser Druckes
von der Handschrift nur formaler Natur sind, dafs also seine Vermutung
einer redaktionellen Aenderung an einigen Stellen nicht zutrifft. G. Agnelli,
// cuore di Vincenzo Monti, Das Herz Montis wird jetzt auf der städtischen
Bibliothek in Ferrara aufbewahrt. Agnelli gicbt eine kurze Darstellung, wie
es dorthin gelangt ist.
CRONACA:
Periodici, kurze Mitteilungen, neuerschienene Bücher, Nachruf für Gio-
vanni Andrea Scartazzini.
Berthold Wiese.
■
1
1. Hess. .\ntii|uai'iat, EllwangCn (niirllcmbcrg)
senilel auf V^rUnircE gratis und traoXo K*ì*\-^k:
Rhaetoromanische Büchersammlung
1
mit den ältesten rhaetoromanischen Drucken.
■V Kntnhtgo von allen IVissenücbnfteD gratis nnd franhu. 'VM
^H
1
Soeben ist oracliioDen: ^^H
Lais et Deseorts Francai» ■
du XIII" siMo. H
^^ Texto ot MusiqiH» ^Ê
^^^^t pnr ^^^^^^1
^^" Pnifi-sseiir ii l"nniversitó de Tnnloiisc ^^^^H
IjOuitB I}i-tin<lin et I*iei*re A-xtlyi'y ^H
A fL-hi vistali - ralf'O^rapiiPS. ^^H
(M ('-laueres <lr ^iilsirohi^ii' C'ritiijUO.) ^H
XXIV lind 171 Seiten in 4" und 3 UclitdnicktaMn. ^|
Preis Fr. 30,-, Uk. 24,— ^|
H. Welter, Buchhandlung, Paris, 4 Rue Bernard -PalissyH
Juni ^H
m
■
n„,ri. .n.. F.hrh.rril Kdrr» lbll> >. K.
1
Ausgegeben den 16. Septemlaßr f§01.
11
■i=v'
<e^
ZEITSCHRIFT
FÜR
ROMMISCHE PHLOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VOM
Dr. GUSTÁY GROBER,
PUOFRSSOK AN DRR UNIVERSITÄT STRASSHrk<> i. E.
1901.
XXV. BAND. 5. HEFT.
HALLE
M AX N I E M K Y K K.
77/78 GR. STEINSTRASSE.
igoi.
Die Zeitschrift erscheint in Bänden (von 6 Heften) zu 25 Mark.
INHALT.
Sdtc
P. Toldo, Études sur' la poésie burlesque française de la Renaissance.
Schlufs (19. 2. 00) 513
Carolina Michaí^lis de Vasconcellos, Randglossen zum altportugie-
siscben Liederbuch. Forts. (18.4. 00) 533
B. Jabekg, Péjorative Bedeutungsentwicklung im Französischen. Mit
BerûcksicbtiguDg allgemeiner Fragen der Semasiologie (18. 5. 01} 561
W. Meyer -LÜBKE, Oskiscb dat, ital. da, sard, dot (r.3. 01) . . . . 602
VERMISCHTES.
W. Meyer -LÜBKE, Frz. scieur de long (1.3. 01) 611
A. Horning, Voges. lur, burgund. Idvre (17. 2. 01) 612
— Afrz. heuce» nfrz. esse (17. 2. Ol) 614
W.^ciivcnMiDT, FicUtum, fecatum)ßcütum-\-hepäteP (1^,^, Ol) . . 615
BESPRECHUNGEN.
Theodor Gartner, Genelin, Dr. P., Germanische Bcstandtheile des
rätoromanischen (surselvischen) Wortschatzes (19. 12.' 00) . . 617
— JTuonder, Josef, Der Vokalismus der Mundart von Disentis
(1.4. Ol) 622
— Candrian, J. J., Der Dialekt von Bivio-Stalla (1.4. Ol) . . . 627
E. KoscHwiTZ, Eiligen Herzog, Materialien zu einer neuprovençalischen
Syntax {4. I. Ol) 630
Km. Wai.hkk(ì, André G. Ott (de Zurich), Étude sur les couleurs tn
vieux français (19. 2. 01 ) 033
ilHiNKicii ScHNKF.GANS, Siudi glottologici italiani diretti da Giacomo
de Gregorio. I. (4.9. 00) 636
Manuskripte für die Zeitschrift sind an den Heransgeber,
Strafsbiirg i. Eis.,
Universitätsplatz 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Max Niemeyer in Halle
sind alle Honorar und Sonderabzüge angehenden Anfragen und
Wünsche zu richten.
Etudes sur la poécde bmlesqne française de la Benaissance.
(Fin.)
Description burlesque des villes.
Cest là un genre d'un caractère assez plaisant et qui donna
à la littérature des deux pays, lltalie et la France, des pièces de
quelque valeur littéraire. Rappelons, dans la foule, Antoine Pucci,^
qui en plein XIV* siècle, dédia à la description du Mercato Vecchio
de Florence un petit tableau de genre. Il y a là la dame des halles,
vendant à la cri^ sa marchandise et se prenant de paroles, avec ses
compagnes. On y voit aussi le mendiant étalant ses plaies et ses
misères, les joueurs venant aux mains, les badauds, chantant au
soleil et les filous faisant leur pèche dans les poches des sots:
„Donne di mal affare, uomini vani
Malandrin vi son, zanajuoli e goffi
E tignosi e scabbiosi accattapani."
Et le marché devient de plus en plus animé; on y vend de la
viande, des pigeons, des lapins, on se presse, on se bouscule, on
críe, on fait du tapage:
„Qui v' ba cbi vende taglieri e scodelle,
Chi vende liscio, ed ewi il calzaiuolo,
Cbl vende calze e cappelline belle.«
Le Pistoia 2 décrit, à son tour, les lieux qu'il visite, et surtout les
femmes, sans épargner celles de Florence:
„Chi vede loro il petto, il viso e '1 mento
Paion vesciche secche senza vento."
Louis Pulci nous a laissé ses souvenirs personnels de Milan, de
Naples et de Venise ^ et le Burchiello* s'en prend à cette der-
nière ville:
„Non son tanti babbion nel Mantovano,
Ne salci, né ranocchi in Ferrarese,
Né tante barbe in Ungheria paese,
Né tanta poveraglia è in Milano . . .
Quant' è in Vinegia zazzere, e cammini."
* cfr. Raccolta di rime antiche toscane. Voi. Ili p. 305.
' éd. Renier p. 16 sqq. 174. 193.
> éd. Rossi 1758 Sonetti di Matteo Franco e di Luigi Pulci p. 85, 93,
8. 6. 87. 94.
^ éd. citée p. 90 sqq.
i. COBB. PhO. XX Y^ 33
s 14 P- TOLi
Essayant tous les genres du burlesque, le Bcmi sot peindre
aussi avec beaucoup de verve les lieux où il vivait. Il chanta
partant les „fanghi immortali" de Vérone, ce dont il eut l'air de
se repentir ensuite. Il n'oublia non plus de dédier plusieurs vers
à une certaine „badia" dont:
„ogni stanîa è a
Camera, sain, tinello, e spedali
Ma sopra tutto stalla naturale.'
Le Mauro dans son voyage de Rome et le Dolce dans sa lei
à „messer Daniello Buonriccio" dócrivent les Ueuí qu'ils visiti
toujours de manière á en faire ressortir le côté burlesqi
le capiloh de l'Orsilago „sopra il buon esser di Livorno"
„Letto di Tebbrì e Dido di moria"
on ne fait certainement pas l'apologie de cette ville, qu'on gratili«
des litres de „cloaca o puzzolente avello". Les habitants ont,
si l'on veut lui en croire, toute sorte de vices:
„Qui la bravura stü, qui 1' odio aperto.
Qui con la fraude l'avarila regna,
Qui le fatiche altrui stan senza merlo.
Qui porta Bacco, e Venere I' inBegna,
Qui la bilancia sotto sopra è volta,
Qui non è cosa di notiiia degna."
Ferrare n'échappa non plus à la médisance des poètes sat
et au XV= siècle, on s'amusait ¡\ la tourner en ridicule.'
Toujours à la mSme époque, on a une description
di Corfu d'un auteur incertain, oit cette î!e est, on ne pourrait plus
maltraitée surtout á cause de l'ignorance de ses habitants. La
description est assez soignée, dans l'énumération des choses notables
et il n'y a rien de burlesque dans ce que le pof^te chante de ta
misère des paysans de cette region jadis si florissante. Dans no
autre capitolo, un poète anonyme se rejouit, de „la partenza da
Roma", à cause de l'air vicié et Rome avec ses ruines inspire
nombre d'auteurs burlesques, satiriques et sérieux; au nombre dtf
ces derniers on ne saurait oublier le Castiglione.
Giulio Strozzi compose à son tour un capiloh sur la ville
Varsavie, qui est représentée comme une sorte de purgatoire
mieux d'enfer. Les Polonais sont peints en brigands, qui dévaliseidl
les voyageurs et pour ce qui est de la propreté des
„Il naso non su piii dove ucearlo,
E íon le strade cosi scbue, e lorde,
Che ne sento il fetore a ritce Ontario."
En France ce genre crut bientôt d'une vigourtîuse poussée et sutÉ
garder, dans son ensemble, une physionomie assez originale.
Ion«
un gidtilic
itants ont,
satmqtieli^H
de la dttff^
' cfr. ce qu'en dit M. Ludovic Frati dam le Giom. Stor, della leti, ¡i
POéSIB BURLESQUE FRANÇAISE DB LA RENAISSANCE, 515
à Joachim du Bellay l'honneur de l'avoir initié. ^ Dans son séjour
forcé en Italie, loin de cette France, qu'il chérissait si fort et du
cercle joyaux et bruyant d'amis, où il trônait jadis à côté de
Ronsard, notre poète se crut dans une condition semblable à celle
d'Ovide au milieu des barbares. Ces décombres d'une grandeur
passée peut-être pour toujours, cette désolation des rues, où la
victoire passait jadis sur son char triomphal, cette cour luxueuse
da Pontife si peu en harmonie, avec le caractère primitif du
christianisme, tout cela assombri par l'éloignement de sa patrie, in-
spirait à Du Bellay les regrets les plus cuisants.
Dans le sonnet du Castiglione, que nous venons de citer, le
poète s'écrie, entre autres choses:
„Colossi, archi, teatri, opre divine,
Trionfai pompe, gloriose e liete,
In poco cener por converse siete,
£ fatte al volgo vii favola alfine."
C'est là le motif dominant de Du Bellay, mais il ne faut pas
onblier la différence des sentiments des deux auteurs, l'un regar-
dant avec douleur sa patrie ravagée par les étrangers, l'autre,
étranger lui-même, et indifférent au sort d'une nation qu'il mé-
prisait du fonds de son âme. Les Regrets ont donc un caractère
sartout mélancolique: ce sont les Trisiia de Du Bellay, mais on
7 trouve aussi des pages inspirées à la muse satirique et burlesque.
La corruption du clergé le frappe d'étonnement. „L'ambition, la
^ne, la feintise" dominent les prélats, dit-il, et il connaît assez
bien les vices même les plus secrets des cardinaux devant qui il
doit se courber, s'il parle, avec malignité de „cet Ascagne" que le
cardinal Caraffe „aymoit plus que ses yeux".
Mais le poète français se fait bientôt à cette vie libertine et
alors la satire cesse et cède sa place à une sorte de lyrisme bur-
lesque. C'est au milieu des fêtes et des amours faciles que les
heures de cet exil, pas trop malheureux après tout, s'écoulent assez
rapidement pour notre poète. Il ne craint que la transformation de
53- «barbe françoise en barbe italienne", allusion évidente au „mal
<1^ &it peler" et auquel il regrette que les français aient donné
leur nom. Et ici le burlesque commence. Ces cardinaux paraissent
les maîtres du monde, mais il suffit que le pape soit indisposé,
pour que leur visage s'altère et il les voit:
„pallir lors qae sa Saincteté
Crache dans un hassin, et d'un visage blanc
Cautement espier s'il y a point de sang,
Puis d'un petit soubriz feindre une scureté."
^ Conclave auquel il assiste, lui oflöre un autre spectacle étrange:
j* * Sur l'influence italienne dans l'œuvre de Joachim du Bellay cfr.
jj* ^Hamard dans les mémoires de Vuniversité de Lille (VIII. 24) et ce qu'en
J> Vianey dans la Revue de Vhist, de la France VIII pp. 151 sq.
33*
5l6 p. TOLDO,
„H tail bon voir (Paschal) nn conclave serré.
Et l'ime chambre ì l'antr« également Toiòne
D'aDticbambre servir, de salle et de cuiäne
Ed on petit recoing de dix pied« en caire:
D fait bon voir autour le palais cmmDri,
El briguer la dedans ceste tionpe dirine,
L'uD par ambition, l'aatie par bonne mine.
Et par despit de l'nn. eitre l'autre adoii;
□ lait bon voir dehon toute la ville en ames,
Ciier le Pape est Tait, donner de fsuli alarmes,
Saccager tm palais: mais plus que tont cela
Fait boD voir, qoi de l'un, qoi de l'autre se vante
Qui met pour œitui-cy, qui met pour ceslni-lä
Et pour moins d'un escn dix cardinaux en vente."
Et celle succession d'un pontife à l'autre et cette rivalité des car-
dinaux sont souvent souillées des crimes:
„ïleurem qui peult long temps sans danger de poison
Jouir d'un chapeau rouge ou des clefs de Saincl Pitrre!"
Le spectacle de la ville n'est pas seulement douloureux pour les
andennes ruines. Rome se présente aas yeus de notie poète
aptes les horreurs du sac célèbre. Partout de la misere, parfont
des cris de détresse:
„On ne void que soldats, et morrions en teste . . .
Et Rome tous les jours n'attend qu'an autre sac"
Malgré tout cela, le peuple s'intéresse encore à la politique, conuae
du temps, où il dominait l'univers:
,Jci le vil faquin discourt des faicts du monde"
et il a vite oublié ses misères lorsque l'occasion se présente de
s'amuser, dans l'inconscience tranquille de l'avenir. Du Bellay lui-
même c^t cntratoé par le carnaval, qui frémit dans les nies et
passe sous les arcs de triomphe destinés désormais à contempler
celui de la folie humaine:
„Allons baller en masque, allons DOUs ponrmener, H
Allons voir Marc Antoine, on Zany boufTonner, ^H
Avec son magniftqae i la venltiemic . ■ . ^H
Voyons d'ocuTc parfumez nn orage grcsler S
Et la fusée ardente silver menu par l'air,"
Le poète assiste aussi à la chasse aux taureaux, courtine les pré-
lats les plus en crédit, fait „l'habile homme", visite „d'huis en bus
la Marthe ou la Victoire" et lorsqu'il loge le diable dans sa bourse,
il sait retrouver le quartier des juifs. D'ailleurs dans deux sonnets,
qui ont cette forme caractéristique empruntée au Bemî, de ne
former qu'une longue période, dont le ^ens reste suspendu jusqu'au
dernier vers, le poite peint de main de maiUe la vie de Rome
et celle qu'il méne. Dans le premier, adressé à Morel, ¡1 dit que
„tout le bien qu'en trois ans à Rome j'ay appris" consiste à sa-
POÉSDS BT7RLBSQUE FRANÇAISB DE LA RSNAISSANCB. 517
voir courtiser les créanciers, à cacher sa pensée comme sa pire
ennemie et à vivre avec tout le monde. Dans l'autre encore plus
consn et qui commence:
„Marcher d'un grave pas, et d'un grave lourci'*
il décrit la prudence et la gravité des gentilshommes de la cour
de Rome, aussi bien que leurs cérémonies et leur pauvreté cachée
avec fierté. Du Bellay s'amuse encore à contempler la toilette
des courtisanes de la ville étemelle; il les voit ,^iier de nuict en
masque'* et on peut dire qu'elles l'intéressent autant et plus encore
que les „superbes ruines''. Pour lui „de Vénus la grand' bande
lascive" dresse „de tous costez mil appas amoureux'* et ce qu'il
dit de la Curta ne l'empêche point de ' s'adresser aux cardinaux
avec cette humilité quelque peu rampante, dont il avait appris le
secreti dit-il, à l'ombre du Colisée. Les noms glorieux des anciens
romains appliqués à leurs descendants lui suggèrent des considé-
rations d'ordre varié:
, Jl me fache d'ouïr
Nommer une Thaïs da nom d'une Lucrèce"
et ce qui le fâche encore davantage c'est de voir les cardi-
naax et les pontifes issus des familles les plus vulgaires. On voit,
«•éoie-t-il:
„ . . . trainer après lay on long orgueil romain
Celui, de qui le pere a l'ampouUe en la main
Et l'aiguillon au poing se courbe à la charrue."
Id, de même qu'en d'autres considérations de cette nature, on
est obligé d'avouer que notre poète n'a pas le sentiment de la
modernité: au milieu des villes étrangères et d'une civilisation, qui
brille encore d'une vive splendeur, il reste toujours le bon Angevin
änx idées simples, parlant le langage de sa patrie et dédaignant
tonte comparaison entre la vie et les mœurs de l'Italie et celles
de la France:
„Ce n'est le fleuve Thusque au superbe rivage,
Ce n'est l'air des Latins, ny le mont Palatin,
Qui ores (mon Ronsard) me fait parler latin,
Changeant à l'estranger mon naturel langage.*'
^e Rome il passe aux autres villes et aux autres peuples de la
Péninsnle. Il a une page affectueuse dédiée à Urbin, mais c'est
^ seulement qu'il ne se plaint pas de l'Italie. Partout ailleurs il
^ trouve que des sujets ridicules ou dignes de mépris. Dans les
vers qu'il adresse à Magny, Du Bellay se moque des personnages
"® la république vénitienne, qu'il gratifìe du titre de „coïons
"^^goifiques" et il regarde d-un air goguenard:
„Leur saint Marc, leur Palais, leur Realte, leur port.
Leurs changes, leurs profits, leur banque et leurs trafiques.**
"^s ce qui excite surtout sa veine moqueuse:
„C'est quand ces vieux coquz vont espouser la mer,
Dont ilz sont les maris et le Turc l'adultere."
JlS p. TOLDO,
Dans un autre sonnet où, (de meme que l'Alamanni dans une <
ses satures), il peint le caractère des regions italiennes, aussi bien q^
celui des dilférentes nations, „l'usurière avarice" du Florentin, la
folie du Sienois, ,Ja rare vérité" du Génois, „la trop cante malice"
du Vénitien, „la vanité" du Napolitain, et la „poitronnerie" do Ro-
main ne sont pas épargnées. Mais il n'épaïque pas non plus, Q
faut en convenir, „l'Anglois mutin, le traistre Bourguignon, t'iadiscret
François, !e superbe Espagnol et l'yvrongne Thodesqne". Dans ta
nouvelle mam'èrt de faire son profit des ¡ellres, il s'en prend â ses
compatriotes, qui n'ont de l'admiration que pour ce qai vient \
ritaUe. Le poète rran<,-ais qui veut parcourir une brillante c
doit tout d'abord vbiter la Péninsule:
„Car c'est àt lì i^nc vient la noe marchandUe,
Qu'en béant on admire, et que si baolt on prise,"
Il pariera, avec connaissance de cause, de Rome, de Pavîe^ i
Venise, il louera à tont propos les étrangers et mépriserB sa patii
revenant:
„Italie □ ansù
De geste«, et d'habiU, de port el de langage."
Enfin chez Du Bellay la satire l'emporte souvent sur le burlesque
mais le burlesque y a aussi sa part.
Le cadet Angoulevent dans ses satyres bastardes et autres unterà
[alastres {Paris, 1615) dédie deus sonnets à Venise, qu'on peut
rapprocher de celui de Du Bellay. Dans le premier il raille les
„magnifiques", mal „troussez et vestus" et il peint, sous un
vais jour, les mœurs des patriciennes de la République. D
l'autre la méthode de la suspension du sens jusqu'au dernier v
révèle la source directe italienne:
„S'ectremesler en rond dedans udc Moresque,
Ouïr quelque Zani, faire mille discours,
Voir messer Julio trompé de se« amours,
Et pour nne Signore ainer oae fantesqae.
Aller voir l'Angela ou In belle Tudesqne,
El pour se bien monter chevaucber le velours.
Pratiquer les caqucz et dans les carrefours
Chanter quelque sonnet ou quelque Romanesque,
Follasirer toute nulci dedans une gondole,
Et pour donner martel manquer de sa parole.
Apprendre les sîlflets et les slices cognus,
Remarquer l'Arélin et le mettre en pratique
Et brer enlretenir l'une et l'autre Venus,
Voili les passetemps que prend le Magnilique."
On est bien loin, on le voit, soit pour la forme, soit pour la
pensée des satires de Du Bellay et malgré l'allusion à la gondole
et aux Zanni, Venise ne paraît pas aus yeux du lecteur.
r
I
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 519
y/ Vers la même époque (Fans, 1617), le sieur Annibal de
L'Ortigne, provençal, peignait les différentes cours, qu'il venait
de visiter. Il chante parlant la coût de France et celles d'Espagne,
d'Angleterre, de Flandre, de Savoie, de Toscane et de Rome en
de petits tableaux quelque peu monotones. A Rome il soupire
la France, d'autant plus qu'il n'a su se frayer un chemin à la
»fortune:
„Je mis saoul de voir Rome, il eit temps que j'en sorte
Dys quatorze mois que je cionppU dedans.
Oq chérit plus icy le$ humeurs des Pidins,
Des Piestrea et des Clers, que de ceux de ma sorte."
Il ne manque pas de faire la comparaison, devenue désormais
obügatoire, entre la grandeur passée de la république romaine et
sa misère présente. Il voit au milieu des ruines la jeunesse se
promener „les yeux fichez contre une jalousie" transformés en
„Adonis", mais c'est avec les sentiments d'un bon catholique qu'il
prend part aux fêtes religieuses, dont la magnificence paraît l'éblouir.
' Rome est surtout présente à l'esprit de tous ces poètes
voyageurs. Dans les vanités bibliographiques publié<?s par Edouard
Tricotel {Paris, 1863), on trouve vingt-quatre sonnets de Grevin
sur Rome, dont l'inspiration est toujours la même:
„C'est Rome qui fut grande eu pompe et majesté,
Et ores n'est plus rien qu'une ville destruite."
Sur les ruines de l'empire des Césars, on a élevé le trône des
pontifes „changeant le temporel en spiritualité"; mais le nouvel
état, dit-il, a lui aussi sa base ébranlée et menace de s'écrouler
d'un moment à l'autre.
On trouve chez d'autres poètes des allusions aux pays qti'ils
visitent, mais c'est seulement au XVIP siècle que l'on voit ce genre
de satire se transformer en véritable poésie burlesque. Le maître
dans ce genre est t^e Saint Amant, qui dans ses compositions
s'inspira toujours plus on moins directement à l'Italie, et cheï lui
il ne s'agit plus de quelques sonnets ou d'autres petites pièces
poétiques de courte haleine. Sa Rome ridicule est un véritable petit
poème, de même que ce qu'il écrivit sur Albion. A la fin du sa
Romt ridicule. Saint Amant cite le distique d'Erasme:
„Roma, vale, vidi: saus est vidisse: revertas
Cum Icno, merctrii, seurt», eiaaedus ero."
et la pièce latine in Romam du Scaliger, qui commence:
„Spure um cadaver prìstiuae venustatis."
Malgré ces exemples, il n'y a rien toutefois de sérieux dans ce
que le poète français écrit sur l'ancienne maîtresse de l'Univers.
Il se moque de ses légendes, de son Tibre où
„le moindre p
L
A peine ■ If
libre"
¡IO p. TOLDO,
et qu'il pourrait malgré sa „bedaine" sauter „à cloche-pied",
rit aussi da Cotisée
„Execrable reste des Golhs
Nid de leiaids et d'escaigols"
et le seul monument, qui lui paraisse digne de quelque louange^
c'est celui de Pasquin. Ailleurs, dans un sonnet, il se plaint de ce
qu'il fait lourd à Rome, en été, ce qui n'est pas convenable à son
naturel de buveur.
Son po6me sur Albion', il le composa à Londres en 1644, á
l'époque où Cliarles I luttait déjà contre son peuple. Le poète,
en bon royaliste, critique „ces malignes Testes- ron des" et „Messieurs
les parlementaires", mais sa critique est fade de même que tout
le reste de la composition, qui paraît faite sur commande et cer-
tainement sans aucun enthousiasme. C'est seulement en évoquant
le souvenir de Jeanne d'Arc que Saint Amant paraît s'animer,
mais c'est pour retomber ensuite dans ses plaisanteries monotones
ou de mauvais goût. 11 critique te théâtre anglais et les femmes
anglaises. Celles-ci passent leur temps, d'après sa description, en
sacrtñant à Bacchus dans les temples de la déesse de l'Amour,
Pour ce qui est de leur toilette et de leur propreté, il assure que
„leur charbon de terre, Put bien moins qu'elles ne font". Qnant
au climat:
D'objets tristes et funèbres:
Je n'y mange qu'en tenibra
Et n'y bois que des frimas."
Ce qui le choque surtout c'est la rudesse anglaise:
„On n'y marche dans les villes
Que SUT dd cailloux pointus;
On n'y voit qoe pas tortus
£1 que morgues inciviles.
U, pour le baut du pav£,
P«r le cboc d'an coude rogue
El l'autre avec un french-dogut
Est entrepris et bravé."
Rien n'est, à son avis, aussi grossier que l'abord des anglaise
n'y a rien de plus detestable que leur cuisine. L'auteur coi
par tes louanges de la royauté, se déclarant prêt à la servir:
„Ou de la plume, ou du glaive"
pourvu de n'en Ctre pas oublié, ce qui fait comprendre dans quel
but désintéressé, il composait ces vers. Ensuite, dans deux sonnets,
il nous conte comment on l'a volé à Londres
„Pour avoir pris trop de liqueur"
ce qui ne l'empëchc pas de critiquer, de nouveau, le beau !
de ce pays „entaché. Du vice de l'yvrognerie". Enfin même le^^l
r
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. Jìl
barbiers de l'Angleterre augmentent sa mauvaise humear. Dans
son Barhtrot, il nous décrit un de ces personnages, qui emploie
pour serviette „un vieux haillon de mouchoir" et qui
,.A iait pour laver ma ttoogoe,
D'un pot de chambre un bassin."
La description de „la puante savonnette" et du „musc de son
haleine" aussi bien que la perle de ses moustaches complotent ce
tableau assez vif et d'un réalisme outré.
Un autre tableau, de ville, mais cette fois il ne s'agit plus
d'un pays étranger, nous est présenté par Scarron, dans son sonnet
sur Paris, oili il parle de l'amas confus de maisons, des rues
crottées, des filles perdues, des voleurs de nuit et de l'embarras
et du bruit des voilures et des chevaux. Saraiin, s'adressant
au comte de Fiesque, éloigné de la cour, entreprend de même la
description de son „Paris sans pair, mesme en dépit de Rome".
La France a tâché fort souvent, mais toujours en vain, de corriger
cet enfant très beau mais aussi fort gâté, qui joue gros jeu, passe
la nuit en
„lofnmes lieux, tavernes et brelans"
et ne se soucie que de s'amuser: mais le poète, de même que la
mère France, lui pardonne ses équipées et le regarde d'un oeil
attendri
C'est vers cette époque que la description burlesque des
villes, atteignit le période le plus élevé de sa vogue. Berthaud
publie eu 1653 „la ville de Paris en vers burlesques, contenant
les Galantcriiîs du Palais, la chicane des plaideurs, les Hlouteries
du Pont-neuf, l'éloquence des harangcres de la Halle, l'adresse
des servantes qui (errent la mulle, l'inventaire de la Friperie, le
haut stile des secretaires de St. Innocent et plusieurs choses de
cette nature". Celle première partie est suivie d'une autre due à
Colletet et non moins burlesque, où il s'agit des tracas de Paris
et plus exactement de la Foire Saint Laurent (Scarron avait déjà
composé sa Foire de St. Germain). Il y décrit; „Les marionnettes.
Les subtilitez du Pont-neuf. Le départ des coches. L'intrigue
des servantes. Le pain de Gouesse. L'affetterie des bourgeoises
de Paris. Le vin d'Espagne. Les mauvais lieux qu'on fait sauter.
I,es crieurs d'eau-de-vie. Les Aveugles. Les Gobelins. Les
Etrennes". Il y avait là de quoi allécher la curiosité du public
d'autant plus que l'auteur avait l'air de servir de cicérone à un
étranger et de l'exposer à plusieurs aventures. II y a certaine-
ment aujourd'hui un certain plaisir à parcourir ces pages, qui
nous font vivre à Paris en plein dix-septième siècle et la variété
des types et des spectacles qui se présentent à nos yeux est très
intéressante et en même temps instructive. Ce Pont-neuf, de nos
jours si tranquille, était alors le rendez-vous de la filouitrit pari-
sienne et de toute l'engeance de Tabarin, On y voyait toute sorte
522 P- TOLDOS
de charlatans, de filons, de mardiaiids M^PongiBents et cTemplátTe"
d'arracheurs de dents:
„Des fripiers, libraires, pedans.
Des clunteurs de chansons noa^dOes,
D'entremetteurs de damoiselles.
De coupe-bourse, d'argoders.
De maîtres de sales metiers,
D'operatears et de chxmiqaes,
Ec de médecins spagiriqnes.
De ñns joueurs de gobelets.
De ceui qui rendent des poulets**
et cette foule si étrange et si variée entoure le paavre étranger
lui offrant à grands cris ses marchandises et ses services. Le dâ-
logue de tous ces gens est rempli d'une verre endiablée. Il j
a. un gascon qui parle son patois, un suisse à Faccent ridiciik;
des filous qui ont l'oeii an guet et de là on passe an palais oà,
entre autres choses, Ton entend la plaidoirie de la femme d'an
armurier qui veut être démariée. La raison fort vulgaire de ce
divorce ou la retrouve dans tous les recneiis de contes plaisants
de l'époque et dans les farces du moyen âge. Arrêtons-nous avec
notre étranger à la buvette du Palais, où Ton éconte les chi-
caneurs et où Ton assiste à leur repas. En sortant de là, noas
nous trouvons au milieu des embarras de Paris „nn sabat dia-
bolique'' dans la fange, à l'heure caractéristique da mîdL Un tel
est renversé par terre et se trouve:
„Couche tout plat dans un ruisseau.
Sa perruque estoit barbouillée
Toute sale et toute mouillée:
Knfm jamais enfarinc
Ne s'tstoit veu plus estonné,
Ouand il consideroit ses bottes
Il les voy oit pleines de crottes:
Il a voit perdu son chapeau,
Il avoit traîne son manteau
Par un des bouts dedans la fange.**
On rf,t/f,M \t''. í:oí Ijers se prendre de paroles et venir aux mains,
tari'li; /jii'iin /' riv;iíri public compose, pour un de ses clients, one
i' ttr< ;iifi'/iir< 11^,'- 'ri haut style, où il dit à la belle que le feu de
:.'; ; y HZ, il ;illiirfi''v rintcrieur de son microcosme et lui donne une
iitifi ..,i ;i ::i / Í /iriiplííjué'r, rappelant celle de Figaro, dans le Barbier
ilr Srvillr. i.;i •-.'•rvanti: „qui ferre la mule", c'est à dire qui fait
(lan-,<:r l'ari.«: du |)arii<:r rst d'un comique achevé et est snivie par
h; vrndiMir iTirnagiîs, ijui possède si on veut lui ajouter foi, bien
plus d<! trésors (ju(; la pinacothèque la plus riche d'Italie. Il dé-
clare (ju'il peut vendn; à peu d'argent les tableaux:
„de Carivage
De Titian et du Garage
r
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 523
J'ai des pieces de Tintoret,
Du Fannaiian, d'Albert Duret
J'ai la Danae de Farnese
Dem grands desseins de Vercnesse"
et ainsi de suite de Michel-Ange, du Raphaël et les chefs-d'ceuvre
de toute nation. On entend aux halles les cris désordonRés des
marchanda des deux sexes et la rue de la Huchette, que le poète
nous lait parcourir, n'est qu'un réduit de voleurs et de prostituées.
C'est là un coin caractéristique du vieux Paris, maintenaut disparu.
Dans la seconde partie de ce Paris burlesque, publiée par
Colletet en 1658, il y a évidemment l'intention de continuer l'œuvre
de Berthaud, mais comme le nouvel écrivain croit que le champ
de la description de la ville en elle-même avait été suffisamment
exploité par son prédécesseur, il se borne à la représentation de
certains épisodes, qui doivent à son avis compléter le tableau de
Bertbaud. Nous assistons, avec Colletet, au théâtre des marionettes
et l'on voit que la passion pour Guignol et sa lignée n'était pas
moins vive alors que de nos jours. La fuite d'un prisonnier, une
querelle dans un cabaret, un ivrogne qui nous coridoic et d'autres
scènes pareilles sont peintes avec vivacité et naturel. Le départ
d'un omnibus de cette époque n'est pas moins intéressant. Cette
effroyable machine:
„Où grands fusils sont attachez.
Estuiti des chapeaui accocheï,
FaBniers et oiides qui brandilleot,
Chables et cordes qui pendillent"
menace, à tout motnent, l'incolumité des voyageurs, dont les types
différents égayent notre poète. Bref, tous les incidents, qui peuvent
avoir lieu dans une grande ville, sont ici reproduits, comme dans
les /ails dêoirs d'un de nos journaux, vols, meurtres, aventures
galantes tout passe sous les yeux de la foule, qui s'arrête un
moment, regarde, demande et continue sa marche poussée par le
travail ou par le plaisir. Ça et là on trouve quelques traits sati-
riques contre le luxe ridicule de la bourgeoisie, contre l'exagé-
ration de la mode et la vue des désordres d'une maison de dé-
bauche suggère aussi à notre écrivain des considérations morales.
Enfm, comme dans le tond de tableau, entouré de ses gardes,
révéré de tout le monde, on voit passer le roi, pour qui le poète
dépense largement tous les adjectifs les plus choisis de son voca-
bulaire.
Une troisième composition sur Paris est celle qui porte pour
titre ¡a chronique seandaliuse au Paris ridicult de C. Le Petit (Co-
logne, 1668). Ici l'auteur menace d'écraser la grande ville, sous
le faix du ridicule. Je veux, dit-il, „par une bonne satire, Estriller
Paris á plaisir", et sa „muse berueuse" commence par se moquer
du Louvre, ce qui lui permet de parler de la cour et des courti-
sans „ces allrapeurs de pensions", pour qui le poète ne demontre
L
5^4 p. TOUX),
évidenmient ancone sîmpathie. UHòtd de Boorgogxifl^ Gfr tfwa»w» s.
célèbre se transfonne^ sons la plnme de Le Petit en. JoacdbA pafaiic
rojaliaé^: tons les monnznents, palais^ mes^ pfanri anblasBiit os
procès de degradatkmY qoi finit par Îatigmer le i^t^mtr Wn parf^wt
dn palais Mazarin, il dit, par exemple:
„La madsaa est asKx jofie
Et la cage vaut bien Vdatan^
Qoe le Totsiiiage ea tA beau
n me semble cstre ea Icafîe:
n me cbagríne sealement
Qoe derrière cefle vT Amami
Elle soit de cette manière:
Mais je ne m'estomaqrie de cobl
SU est logé sur le derrsere
N'est ce pas im Tralïm?**
Le Valer j on gibet loi soggère dea redeûana fiar tBaSmwmttmtf^ ^
cdles qa^an philanthrope poonait fiure de nos jams sor mi tei
snjet. On voit, dit-il, en regardant oetse w«aâ-^wm> xvec con^iafr-
sanee, qcf on rendait jadis jnstîce et ü » ptamt d& ce qoTde z»
fi»ictionne pins comme auparavant. Ceat AntneHn^m. ^^R irait pa
admirer la Gmlhtime, qoi comme chance Le Gmatir
„Fa la teita a dreci m2a
3fe9B ia âla.**
Devant le dmecière de Saint Innocent il s^ecxâe qoe
„Toutes les ceates jaos corveile
y« sont pas iefians ce jeu cr.**
I-Ä Pont-r*i*nî reçoit rie ncuTçaa le ::rrí ie ,^»i* ie iicuar* -t m
viç^-^e ^ixut antre ^pigrarnTr.e. ncn oicizá inule i rea'jiiv^*r
•» - •
u s-iâse le Zins .russes joœs
"»■
Par ieasos — rae par ;e*H%mfe.^
N'i !e Cheval di* broche, :û La Seine ne rrravesac y^-nn»» sises-
cr>ri^ che« nctr^ 'ècrivair.. ditü ienii;re
^ pcnr yt V" "^^ "^ ^ 'isîice I se berne k a pemiit»? ts
'V>nv**r'-i -l' in ^anrieaa, L"^: c¿i-Z leu ie Forrs ::e ieN*3it 3^ -h
i v^ti^í -^zc'VUi :r::ç :.:cLri:nne aas. ±2^r;axiCîs ie l'brzrcoiï. à e
,.^»ie :»; -rfnuUesr ä íc -.tisi îlr
Moia m li 7 put. icr*inr= t'*cT
iCm ^rniiii 3er xe iear -1^ na raiìle^
JCaiìpi >iGe iia^i^aiLé accar-aie. max 70^ rcu ie ^«san; a
"j'jMvmc uie Le P-tct ijne s. TÙle im^ ìicìi rae :imr
?4rjsien. 2i lanr ie S:ir^ lame srii r*riri anrnksif. ir«c -«wi^
ì«r«» ie TCíOCOí. . 'jnmtsLsxe ie ?ic2> cm f losic sl^i
poésie BDRLESQtJE FRANÇAISE DE LA RBKAISSANCE. 525
„Rome, Loodics, Naples, Madrid
Cologne, Gaad, Vailladolid,
Le grand Caire, et Constantinople,
FiH de liry moindtes que des bourgs
Danseroienl en champ de sinopie
Dans le moindre de ses Fauibonrgs."
Pour lui, comme pour ses prédt-cesseurs, comme plus tard pour
Boileau, Us embarras de Paris, offrent un champ très riche à l'ob-
servation. Que „d'attirail et de mcsléel" A tout moment oa est
heurté et l'on est exposé au danger d'être écrasé:
„Be toni e oste z on me dit garre
Et je ne sçay duquel tourner
Dans cet horrible tinlamarre
On n'eotcndroit pas Dieu tonner.
Qae d'embacas el que de erolleal
Je suii pris comme en un clapied,
O que de cavitiers ï pied
Faute de ctevaui el de bottes! ..."
Un cocher lui dÉchire son habit, la boue l'éclaboussé et dans un
moment de dépit il rappelle l'étimologiiï de Lulòce, mais c'est
pour s'écrier ensuite que:
„Le plus fameux hiros n'ont eu
Qu^ des Daissances tres obscures."
Notre poète en avait évidemment aus professeurs de son époque,
car c'est avec une aigreur qui n'est pas déguisée, qu'il parle de
l'Université, une sorte „d'arche de Noé":
„Quelle estrange enciclopedie
De gucui Ì ceintucons pendans,
: de c
i de F
Que de rossignols d'Arcadie,
Que de grimaui espoussellez,
Que de pliilosophea crotlei!
Que de discours i. teste verle.
Je crois qu'en despit du destin
La Sorbonne à couché ouverte;
Tous les unes parlent latin."
L'an leur conclue son long discours s'excusant de ce qu'il n'a
dit que la moindre partie des maux de sa ville „sans parler du
mal françois", mais on n'a pas de peine à s'apercevoir qu'avant
de quitter son sujet il donne encore, avec complaisante, un coup
d'oeil à la splendeur du Louvre et au mouvement fiévreux de sa
chère ville.
Cette description de Paris est suivie par celle d'autres pays,
qui ne diffèrent guère entr'elles. En 1666, on imprima la ViHe
d'AmsUrdam ett vtri burksquts selon ¡a visite de six jours d'une
semaine, c'est-à-dire tous tes jonrs à l'exception du dimanche par
526 p. TOLDO,
Pierre le Jolle (éd. d'Amsterdam). Ce petit poème est précédé
d'une épìtre adressée „à tres-vilains, tres sales, tres lonrds, tres
mal-propres et tres-ignorants messieurs les boûenrs et careáis des
canaux d'Amsterdam'*, où Ton dit, entre autres choses que „ronvrage
estant sans politesse, à qui Teussé-je pu mieux aproprier qa'à
vous venerables Salopes?". Une autre préface en vers expose au
lecteurs, comment s'étant endormi la Muse l'éveilla brusquement
par un „beau soufñet" en lui disant:
„Fagotte moy une semaine
Qui ne contienne qae six jours.*'
Aidé alors par cette muse la „muse du bon Pantagruel'* — et
Tœuvre de Rabelais se présente à tout moment à Tesprit de notre
poète — il nous promène au travers de la ville, et nous visitons
avec lui les instituts de bienfaisance, la maison des fous, les prisons,
les différents quartiers y compris celui des juifs, le port, où l'on
voit les navires venant de Tlnde ou sur le point de partir etc.
La description est fort minutieuse et ne manque point d'une cer-
taine importance historique. La course en traineau, les patins, les
bonnes qui lavent la maison tous les samedis, enfin les détails
caractéristiques de la vie hollandaise ne sont point négligés, mais
le côté burlesque du poème ne vaut pas grand* chose et on peut
croire que le brouillard du pays a refroidi Tesprit français de
notre poète.
Pour en finir avec ce genre littéraire, rappelons en passant
La ville de Lyon en vers burlesques par monsieur P. B. (Lyon, 1693)
et ce monsieur P. B, n'est que l'éditeur même Pierre Bouchard,
qui s'intéresse surtout de nous citer les livres qui ont cours à
son époque.
Si le burlesque italien a pu avoir quelque influence en France
dans les débuts de ce genre, il faut reconnaître qu'ensuite cette
influence à diminué. Ces petits poèmes descriptifs des villes
appartiennent en propre aux auteurs plaisants de cette époque et
ont un caractère tout à fait populaire.
Les Enigmes. Péle-méle.
L(*s énigmes forment une sorte de plaisanterie, très à la mo^^
dans l'Italie de la Renaissance. Leur apparence est assez souve*^
obscène et le fonds de la plaisanterie consiste précisément, d3^
cette apparence contrastant avec le sens innocent, qu'on explicj^^
ensuite. Je rappelle, au nombre de ces poètes d'énigmes Madoni^'
Dafne, le Dini, le Grazzini, le Bembo, le Doni, le Parabosco ^
le Straparola,^ mais celui, qui l'emporte sur tous les autres, surto ^
^ La littérature populaire itiliennc, française, espagnole, allemande raiT^
lait de ces recueils. Voyez ce qu'en disent M»" Pitre dans ses „Indovinel^
dubbi, scioglilingua del popolo siciliano" Torino, 1897 *^ Baldassar CastiglioC^
de même que le Bargagli cn parlant des conversations de Tépoque, cfr. aus -
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE.
^M lorsqu'il s'agit de forger une devinelte ayant un aspect lîbeitin
^P c'est le Risoluto. Dans sa „Dichiaraiione" il oous veut bien per-
suader qu'il ne s'agit que des choses les plus simples et les plus
honnêtes, mais la lecture de ces sonnets, qui formait jadis le
charme de sociétés assez choisies, ne saurait se répéter de nos
jours devant personne. En France les énigmes ne sont pas moins
nombreux qu'en Italie. On en trouve en vers et en prose dans
une foule de recueils et je rappelle, en passant, à deus époques
différentes, celles du cadet Angoulevent et de Desmarets, Le
premier se plaît à cacher „Sotto il velame delli versi strani" le
sein d'une dame, „les grains d'une grenade, la mcschc d'une bougie
de cire blanche. le verre, une cheminée, une chaire, le feu et le
chapeau" sans s'amuser aux quiprçquo obscònes. 11 n'en est pas
de même du cadet Angoulevent, digne élève du Resoluto et des
devinettes renfermées par exemple dans le cabiitti tatin'^ue (une
cloche, uue femme qui pile, le cordonnier, le luth).
Le reste des sujets dont nous allons nous occuper ne saurait
être classine que d'une manière indéterminée. Remy Belleau, par
exemple, après avoir combattu les cloches de même que l'Allori,
chante un hymne au st/ßel et ici, au moins pour le thème, il mo
paraît assez original.
Ïjs sifflet a, tout d'abord, pour lui le grand mérite d'indiquer
oil l'on vend la liquetit de Bacchus, dont il fait, à ce qu'il paraît
beaucoup de compte:
„Quand par Ion bruit sans bouchon l'on enlcDiI
Aussi soudain oii le bon via se vend."
Mais ce siÎHet a encore une foule d'autres vertus précieuses. Le coq,
comme un sifflet, reveille tout le monde et annonce que le moment
est arrivé pour le travail:
„Les chiens coutans s'animent au sifTlei"
il indique l'attention, l'ordre, la vie et avec un peu de fautaisie
on comprend, sans trop de peine, combien de mérites on peut
découvrir en lui. Ce qu'il y a de bien méritoire dans notre poêle,
outre une certaine spontanéité de forme et un sens de modération
qui lui empêche de tomber dans les exagérations ridicules des
autres poètes, c'est la décence du langage et de la pensée. Lors-
qu'on sort dégoûté de la lecture de certains capitoli d'Italie, ou
des recueils obscènes du temps tel que les Mui<s gaiUardei, on
peut respirer à son aise, en lisant ces bluette» légères de notre
auteur, qui sait se passer de cette plaisanterie ordurièrc si facile
à inventer et que seulement une certaine vulgarité d'esprit peut
retrouver agréable.
^b Ginseppc Rua: Le piacevoli nulli dello Siraparola, Roma, 189S, p. IZSsqq.
^B M. Ciao dans les Molli ined. e ¡eoHoieiuli ai F. Bembo. Venezia, [SS8, passim.
^K et Gueliini duis son ¿lude sur Croce, Bologna, 1S79, p. 40S.
^H ' cfr. recueil dt£ : SonettÎ del Burchiello, dcIBclÚncioiii etc., Londres, 1715.
528 p. TOLDO,
Un autre poète, Pierre l'Eguillard esalte les Barbet roustes
(Paris, 1576) et il chante bien entendu les barbes rousses à pré-
férence des barbes noires ou des blondes, parce qu'il sait de se
mettre par là en contradiction évidente avec l'avis de tout le.
monde. Son procédé est d'ailleurs, on ne pourrait plus simple.
Il suffit pour lui de démontrer l'importance du rouge, comme
couleur, pour en tirer la conséquence que cette couleur doit
donner aus barbes une supériorité absolue et incontestable. Si
au lieu du rouge, il avait choisi le bleu du ciel et de la mer, il
aurait pu tirer la conclusion que le célèbre Barbe-Bleu était joli,
comme un ange.
Adam fut fait de terre rouge, David fut „rousseau", d'autres
personnages illustres eurent cette couleur et le savant aide le
poi'te pour ajouter une foule de postules en latin à l'appui de
ce qu'il avance. D'ailleurs il a des argumentations de cette force:
„Je m'esbahi poutquoy l'on injuiie _
Celoy qui a barbe rouge au menton . . . ^Ê
C'ett ä grand ton qu'il esl ainsi gabé; ^|
Car pour poitcT poil de rouge teintUTe, ^|
U ne l'a pas surprins ni dcsrobi."
Enfin quoi de plus utile et de plus célèbre que le vin rouge
pétillant dans les verres et auquel les poètes de tout le monde
ont dédié leurs vers les plus vifs? Et la lumière du soleil,
vivifiant la nature n'est-elle pas rouge aussi bien que la rose la
reine des fleurs et le lion le roi des aiiimausî L'aigle même a
son plumage quelque peu rougeätre et parmi les fruits ceus qui
sont le plus appétissants, savoir la cerise, la framboise, la pêche ont
à peu près cette couleur. Bref, c'est là la couleur de la barbe du
divin Sauveur, c'est là la couleur qui anime la joue de la vierge.
Jean Godard célèbre un sujet, qui avait déjà intéressé Mathieu
Francesi et chante l'utilité des gants. Son développement l'em-
porte de beaucoup sur celui de son prédécesseur, mais l'énumé-
ration des types différents de gants et les souvenirs de ceux par-
fumés de Rome peut bien faire supposer que la pièce italieni
lui était bien connue.
Vénus s'étant piquée fît coudre aux Graces
„un cuir ä la façon
De ICI mains . . .
DepaU 1m putnins roys s'en servÎTEnt almi,
Et puii toute leur court, puis toul te peuple
I^ sujet penuet à l'auleur de chanter la beauté de la n
faire l'énumération des gants à la mode de son temps. Outre 1
gants de Vondûme et ceus parfumés, dont nous venons de parlera
„U'autret il y en a, bien richemenl brodés
Uc ioye ou de fit d'or. ï l'egnille et au dés
En ¡iclil cntteUï rt mjgnud« peinture."
POllsiE HUKLESQtJE FRANÇAISE DE Ul RENAISSANCE. 529
^B Saosovino avait chanté les bottes. Isaac da Ryer célèbre, dans
^f son Temps ptrdu (1624}, Us bouts à Vausmonùr, qui ont le mérite
de garder noire santé, de nous protéger contre la boue et de
donner une belle taille aux personnes même !es plus petites. Tou-
jours au début du XV1I° siècle, ces sujets fades et dépourvus de
tout intérêt occupent nombre de recueils burlesques. Un anonyme
chante it Rien, un autre Quelque those, s'opposant au premier, par
de justes raisons:
Toucher, flairer, goasler, Dy entendre, ny voir:
Quelque chose se Toit, se conçoit, s'oit, se toache
Se flailc par le nei, se gousle par la bouche
Quelque chose se trouve en ce monde en tous lieui
Son essence se voit en l'eau, l'aii, terre et deux"
et en effet celui qui aliait à la recherche du rien finit par re-
trouver quelque chose.
Un troisième écrivain, qui se cache sous le pseudonyme de
Franciloque entreprit bien plus tard l'apologie d'un sujet de la
mfime famille. Son Möge de Car en prose est „dédié à la langue
francise" et composé „à l'usage des personnes qui se servent de
car et qui s'intéressent aux beauté de la langue" (Paris, 1731).
Le sujet est bien vite expliqué. „Cherchez, dit l'auteur, tant qu'il
vous plaira, vous ne trouverez jamais de mot qui ait été reçu avec
ime approbation si générale et aussi constante que Car l'a été".
Glissons rapidement sur ces extravagances. Le chevalier de
l'Hermite, ce courtisan bien connu de Richelieu, dédia plusieurs
vers aux pendans d'oreilles des femmes
„Et la Dature ce pend ans
Ne leur a donni des oreilles
Que pour y mettre des pendans
Comme du vin dans des bouteilles,"
Un anonyme, on voit que les anonymes abondent parce que ces
pièces ne valaient pas la peine qu'on en déclarât la paternité, entre-
prit l'éloge de la barre, qu'on peut lire dans un très rare recueil
conservé à la Mazarine. Dans le début on dit que pour louer ce
sujet il faudrait „la trompette de Ferrare" et l'on voit que l'Italie
est presque toujours présente à l'esprit de ces écrivains. Quoi de
plus beau, lorsqu'on a bien barré sa porte, que de pouvoir dormir
tranquillement? Une bane ou cadenas assure nos coffres, notre
argent aussi bien que nos secrets. Les chevaliers se glorifient de
rompre „leur bois en la barrière"
„Les barricades de renom
Contre l'au thorite royale
Maigri ta barre humble et loyale
Ont d'elle encore pris leur nom."
Et ici le poète, en suivant maint modèle, commence à rechercher
les origines de sa barre qu'il trouve, bien entendu, dans la mytho-
Zciuchr. C ism. PliiL XXV. 34
I
I
53o p. TOLDO,
logie. La barre fut de m^e qne t'ortie et tant d'antres choses
qne nons venons de voir, une nymphe à la beauté incomparable.
Mais cette sìmpbe était dédaigneuse et avec un aulre sonveDÎT'f
de l'Arioste, le poète nous parle de l'amour qui
„ a dïQi Inicls au ciiquois,
L'un est d'or ì poincte acerbe,
L'antre J« plomb d'iaegnl chou,
Celuy d'or les cceuis sçait attnire,
Celnj de plomb fait le (ontraire,
L'un aymer l'autre fuît hayr."
Mais les dieux de l'Olympe n'auraient su endurer tant de rigaei
dans une divinité si modeste et ils s'empressent partant de la puni
Ainsi la Banre:
„Qui oc tiiil conte dts amatiî,
Vit transronner en (otteresse
Tous ses humains Uneameas."
Cest pour cela que mCme aujourd'hui elle repousse les voltura
de tout genre. Dans la conclusion, notrt: auteur paraît s'inspirer
encore de ce que l'Arioste disant dans sa dédicace;
„Ni che poco io vi dia da imputar sono.
Se quanto posso dar, tutti vi dono."
Mon cher Mortier, dit l'Anonyme, en s'adressant ¿ l'ami auqaal;
il a dédié sa pièce
„Regarde í la volonti bonne,
Et non pu i et que je donne,
Je donne tout ce que je puis."
Les amourî du compas et de la regle et ceux du soleil et de t'omhrc
par Deamarets (voy. éd. Paris, 1640) n'appartiennent pas entière-
ment au genre que nous a\'ODS examiné jusqu'ici, mais s'il n'y a
[las le paradoxe, il y a certainement ce qui plus est l'absurde et
l'extravagance poussé jusqu'au délite.
La scie et le compas sont issus du cerveau de Perdrix, neven
de Dédale:
„La Sde en forme d'arc, d'un cry conlinael,
D'nn naturel entrant et mordant et cruel,
Mon^troit un rang it dents, long suplice dei aibro.
Et capable d'ouvrir le c<rur mesme des maibrei.
Son frète le Compas fiil pourveu seulement
De jambes et de leste et marcha jasicment,
Tournant de tous costei pat ordre et par mesure,
El toujours de ses pas traçant quelque ñgnte-"
Quant à la règle, elle marche droit, le port grave et représente
l'équité. Comme le compas et la régie visent au même but, rien
de plus naturel qu'ils se prennent d'amour l'un pour l'autre;. H j
a toutefois une diRiculté, car la règle née, comme elle dit des
baisers du soleil et de l'ombre, déclare ne savoir quoi faire:
„D'un amant qui n'antoit que les pied:
I
X, neven
À
POÉSIE BURLESQUE FKANÇMSE DE LA RENAISSANCE. 53 I
rMais ce sont des caprices de jeune fille qu'on rangera bientôt à
la raison. Le compas lui assure, avec toute la modestie possible,
que malgré son apparence, il est à même de la rendre mère de
beaucoup d'enfants. Elle enfantera surtout une fille illustre „la
belle architecture", qui rendra son nom célèbre dans tout l'univers.
La règle a toujours l'air de s'en douter mais:
„Le compas aussi tost sut un pied se diessa,
E( de l'iulre en tournant un grand cercle Imça,
La Regle en tut ravie, et soudain se vint mettre
Dans le milieu du cercle et <ît le diamètre.
Son amant l'embrassa, l'ayant & sa mctcy,
Tanlost l'élargissant et tautost raccourcy:
El l'on vid naístre alors de leurs doctes postures
TniDgles et quarrel el mille autres figures."
En plein XVIII' siècle un anonyme se fait l'apologiste de la
livrée, dans un volume „Imprimé en Europe, aus dépens des la-
quais" ( 1 745)- „Le petit ouvrage, dit l'auteur, qu'on donne au
public doit sa naissance moins i l'envie de relever le domestique
à ses yeux qu'à la dispute de quelques personnes qui soutenoient
qu'il n'y avoit plus de matière sur laquelle on n'eflt écrit." Et en
effet ces personnes n'avaient pas tous les torts car les mérites
des valets avaient été déjà célébrés en Italie par Muzio, poète du
XVP siècle, dans sa satire, portant pour titre „il poco conto che
si fa dei servi".
Cette pièce n'est pas tout à fait paradoxale; on y passe en
revue les mérites des classes sociales inférieures, les héroïsmes de
Spartacus et de ses camarades, l'affection sincère envers leurs
maîtres d'autres valets d'une époque plus récente et l'esprit philo-
sophique du siècle des Encyclopédistes se fait jour au travers de
la plaisanterie.
On voit que la poésie burlesque eut en France, une vie assez
résistante mais le période le plus élevé de sa gloire ne dépasse
pas la première moitié du XVII' siècle. Lorsqu'on arrive à chanter
le Rien, quelque (hose ou d'autres sottises pareilles il faut avouer
que l'épuisement de la verve plaisante a déjà commencé. M^me le
rire le plus fou, s'il prétend au titre d'œuvre artistique, doit avoir
pour point de départ une cause rationelle, fondée sur l'observation
des faits réels et du côté plaisant de la vie humaine. C'est seule-
ment, à celte condition, que le burlesque peut avoir une place
honorable à côté de la satire.
Cette revue, toule rapide qu'elle est, doit suffire pour nous
faire comprendre que la poésie burlesque en France ne se re-
commande pas ¿ la critique par des œuvres d'un mérite fort dis-
tingué. Il y a assez de variété dans les genres mais il y a aussi
beaucoup de monotonie et d'uniformité de méthode et le style
de ces pièces est en général d'une faiblesse extrême. En d'autres
^^ formes, la littérature burlesque de la France a donne des chefs-
L ^
I
53^ ^* TOLDO, POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISB.
d'œuvre et Rabelais suffit pour la gloire du genre. Mais son
école a été malheureuse; elle a pris trop à la lettre le conseil
de rire joyeusement et bruyamment de toute chose, sans songer
que le maître avait recommandé aussi de tirer du rire la sua'
stantique moelle.
Cependant pour la critique il n'y a pas d*œavre littéraire qui
n'ait son prix et celle dont nous venons de nous occuper nous
aide, pour sa part, à l'étude des mœurs et nous apprend à quoi
s'amusaient nos pères de la Renaissance. Et il ne faut oublier non
plus que pour la plupart de ces écrivains le burlesque était une
sorte de passe-temps, auquel ils n'attribuaient fort souvent aucune
importance artistique. Ces sonnets, ces hymnes, écrits à la hâte»
pour le plaisir d'un moment, ne portent quelquefois pas même le
nom de leurs auteurs, bluettes légères et vite oublié^ faisant le
charme de la fin d'un repas ou d'une heure de loisir.
P. Toldo.
SandgloBsen zum altportugiesìschen Lìedeibuch.
VII. Eine Jerusalempilgerin und andre Kreuzfahrer.
Auch mit dem Hauptgegenstand dieser Untersuchung hat Lollis
sich beschäftigen müssen,' weil der widerspruchsvolle Monarch in
einer seiner realistischen Reimereien den Frauennamen Balleira
angebracht hat. Desgleichen hat er einen Bück auf gegen zwanzig
Ultramar-Lieder verschiedner Zeitgenossen geworfen, weil Bat-
tei ra in einem derselben als Kreuzfahrenn {crueaiii] bezeichnet
ist; lauter schnöde Spott- und Schmäh ge dichte, in denen Magnaten,
Troubadours und Spie Heute sich um die Wette daran ergötzen,
Anklagen und Verleumdungen bald gegen jene Söldnerin der Liebe
Hl schleudern, in unverhülltester oder in umschriebner Weise —
pahdinamnile ou per palavras aihirlas que ajan dous enlatdimentat^ — ;
bald gegen ihren Kumpan Pero d'Ambroa; bald gegen andre
wirklieb oder angeblich ins heilige Land gezogene Hispanier beider-
lei Geschlechts.
Dabei ist der Forscher zu der Ueberzeugung gekommen, dafs
Maria Baiteira's Blütezeit — ihr mominlo di gloria, der Zeitpunkt
also auch für das um sie aufgeführte viclscenige Schmähtoumier —
dicht vor und dicht nach 126g fällt. Der Kreuzzug, von dem sie
heimgekehrt sein soll — noch kein hochbejahrtes, doch ein bereits
verblühendes und darum zu Spott und Hohn herausforderndes
Weib — mufs daher der letzte Ludwigs des Heiligen oder die
mifsgliickte, ihm als Vorspiel vorangegangene peninsulare Espedition
des Aragonesen D. Jaime gewesen sein, weil es die einzigen ans
den Tagen Alfons' X. sind, an dessen Hofe alle Beteiligten nach
weisbar gelebt haben. Das wäre nach Abschlufs seiner gesetz-
geberischen Thätigkeit. Um die harten Strafandrohungen, mit
welchen in den Sielt Partidas die Verfasser von Pamphleten in
Prosa oder Vers bedroht sind (VU, 9, 3 — 4 und 20 — 21), und um
die Bestimmungen im Espejo und Futro Real (IV, 3, 2) über catamat
und palabras villanas, feas, desaguisadas halte sich also Alfons X,
und die ganze sich um ihn schaarende Dichtergemeinde keinen
Pfifferling gekümmert. Eine Möglichkeit, die ¡ch nicht bestreite.
I» Stud. Fil. Rom. IV 31—36 und 56—58.
' Auch »llponugiesisch bis ins IS^ J''- •''■win "•' ^'^ entspreeheode
Fonnel paadinho ou per paiiairas caberlas im Gcbianch, wie am den Orde-
naçSts JU/oniinas zu ersehen ist.
I
S34
CASOUKA ine H ASUS DB VASCOKCKIXOS,
Etne tMtaerdings za Ta^ gekom
Orígüíalitrininde ;
0 dm i^
iommene
L Zuname □.
völtQtich Maria Balleìra genannte- Söldaeria
Ereni bereits im Jahre 1257 genommen hatte.
A. Maitinei Salaiar, ein gclehner Gallizier, der es sieb
Aufgi^ gemacht hat, in den reichen Archivea seines
Vaterlandes des Spuren der galliiisch- portugiesischen Tronbadoor^
sowie útx vûn ihnen besungenen Personen nachzugehen, ond der
nns benita einige Fruchte dieser Thätigkeil bieten konnte,* Ëuid
unter den Papieren des allen nnd ansehnlichen Cislerzienserldosten
Sobrado einen die Balteiia betreffenden Vertrag. Der onbestnil-
bare Wert desselben bestimmle ibn, den Text wortgetreu sbzn-
dracken und denselben zu interpretieren.'
Dafs Balteira nur ein Deck-, Neck- oder Kampfname ist,
die Trägerin desselben aber eigentlich Maria Perei biefs, balte
sich aus dem Vei^eich einiger Lieder* (ur jeden sorgsamen Lesa
bereits ergeben. Jetzt erfahrt man, dafs diese Maria Perez ein
Anrecht auf den Adelslitel Jona hatte, der ihr übrigens einmal
von Pero d'Ambroa beigelegt wird.» Nicht ohne Staunen, so
belesen man auch in hispanischen Adels- und Liederbüchern, Ur-
kunden und Gesellen des 13. Jhs. nnd so vertraut man dadurcb
mit dem Bas-fonds mittelalterlich barbarischer Sitten geworden
sein mag.
D. Maria Perez, aus einer der gallitischeu Ortschaften Gui-
marañes — falls ich den Namen des Vaters D. Pedro Joham
de Guimaranes richtig verstehe — . Tochter einer D. Azenda
Pelaez' — wiederum wenn ich die Abbreviatur da vor dem Namen
richtig löse — veräufserte im J. 1257 (biw. 1295) ein Latifundium
(Jurdade), das ihr mütterliches Erbti^ ausgemacht zu haben scheint,
an das Kloster Sobrado, dessen damaliger .\bt übrigens gleichfalls
ein Pérez war.
Als Zahlung erhält sie ans den ^UlteIn des Klosters und des
dazu gehörigen Landgutes Granja de Carvaiho Torlo (im Thale
Aianga bei Betanzos) 2jo sofort zu zahleude Solidos. Aurserdeni
' CV 64, U29; CB 1606. 1509,
• CV 982. 1070. Ue?, 1203.
• yograet Gallegos in Ar. Crit. I ij:— 334. — ^' Monjes de GaUem \
en la Édad-ileâia ib. 345. J
• La Eäad-Mtdta en Galida: Una GaUfffj iyMtv en el «yfc X///J
in Jî/f, Crii. II 198^304. ■
' OV 1187 und U7e nebst CB 1504 und IMe.
• CV 1181, — In CV 1196 babeo wir die Bcieictmung tenhor verninl-
licb «nf ille FrniDdiD D'Ambtoa's íu beliehen. Stehe unten S. 549 Anm. 1.
' Üb der Name wirklich, wie idsii uminiint, eine Modifikaiion ron
/éoldt itlí Die AdttsliQcber bielcn AstnJa. .-benda, OstnJa, OusenJa,
Autinda. — Eine D, Outenda Paes hatte im Eiorerslândiùs mit ihrer Tochter
I). Xiollbe Hetei, ein M enseben aller luvot, in Porinyil das Kloster Macieir».
Diu mit SchenkuOKCD bedacht. Ideniiläi mit der Matter der Balieira lilsl
•ich OUI vnmaten, da der Name des Mannen in der ron S. Ros« ite Vilertio
Im Elue. », V. familial auigeichriebeneti Urkunde nichl enrâbiit wird.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPOKT. UBDBRBUCH. 535
haben die Mönche in ihr Hans zu Annea oder Armeá,^ dem ab-
getretenen Gute, auf dem sie zu leben fortfuhr, stets vor Ablauf
des Jahres, bedeutende Leistungen an Kleidern, Pelzwerk, Schuh-
zeug und an Mundvorrat zu liefern: Getreide (Weizen, Gerste,
Hirse); Fleisch- und Milch tiere (zwei Mastschweine, zwei Hammel,
fönf Ziegen); Gemüse, Obst, Butter, Käse und Wein. In den
Sonmiermonaten wöchentlich ein grofses Mafs saurer Milch ; in der
Fastenzeit Fisch und Sardinen, Vegetabilien und Honig, und zwar
in gleichen Mengen, wie sie den Klosterbrüdern zukamen. Zu
Ostern, Weihnachten und im Elarneval noch einen besonders guten
Trunk. Ferner verpflichteten sich die Mönche, sie im Kloster zu
beerdigen und ihr das Totenamt wie jedem der externen Zu-
gehörigen zu bestellen.
Als Entgelt für den ihr gewährten Ordensschutz hat D. Maria
Ferez Linnen für das Refektorium zu spinnen: jährlich ein Tisch-
tnd) (manie/), acht Ellen lang und fünf Ellen breit, natürlich aus
dem ihr gelieferten Flachs. Sie schuldet überdies noch andre weib-
lidie Dienstleistungen : devedes fazer serviço ao mosUiro fielmente assim
com» fanùliaria et amiga. Welcher Art diese Dienste waren, weifs
der Herausgeber nicht. Wohl aber dafs ein Jahrhundert später
(1347) der Merino Mayor de Galicia diese traditionelle Klausel,
zn deren Erfüllung Frauen mehrere Tage hinter einander in der
Granja de Cárvalho Torto zurückgehalten zu werden pflegten, als
futro malo e deshonesto verbot
Es folgt dann eine Formel, welche für uns besonders wichtig
ist, weil durch sie die Identität gerade dieser D. Maria Perez mit
der Sôldnerin des Liederbuches aufser Frage gestellt wird, trotz-
dem der Beiname Balteira^ nicht darin steht. Sie lautet: et eia ¿
cnaada. Genau wie im 1176. Liede des vatikanischen Buches.
IWi bedeutet diese Wendung keineswegs, sie sei bereits als
^ozfahrerin in Palästina gewesen, sondern nur: sie habe ein
Gelübde abgelegt, dorthin zu gehen; zur öflentlichen Feststellung
dieses Entschlusses aber habe sie auf der Schulter das rote Kreuz ^
setragen und füge deshalb in amtlichen Schriftstücken ihrem Namen
<& betreffende Aussage hinzu. Verwirklicht sie ihren Entschlufs,
^^JDMnt sie am Kreuzzug teil — se for na cruzada — , so haben ihr
^ Mönche 200 Solidos auszuzahlen. Geht sie aber nicht, und
* Beide Formen kommen in Gallizten vor. In dem alten Schriftstück
***^ fehlen natürlich die Accente. — Im Liederbuch haben wir den alfon-
»WKhen Spiclmann Pero d'Armea: CV 669 -681. 809—812. 1134.
' Balte ira kann l) die Frau eines nach seinem Gürtlerhandwerk be-
Jf"öiten Balteiro bezeichnen. (Von einem Sohn der Balteira ist C V 1197
^ Kede; von einem Manne niemals.) Im 14. Jh. gab es Familien dieses
^^ll^^cns, der noch heute in Gallizien gebräuchlich ist. Doch ist das bei
r^^l^uia Perez nicht eben wahrscheinlich. Oder 2) eine aus Balteira gc-
^^'^ge. Im Distrikt Coruna allein giebt es deren drei. Aber auch 3) eine
li'tdträgerin. Im Westen, wo individuelle Uebernamcn eine alte nationale
'^'^Hclktang sind, dürfte diese Deutung die wahrscheinlichere sein.
» Vgl. Here. U 239.
536 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
hat aus diesem Grunde Gelder zu zahlen — Reu- oder Bafsgeld?
vielleicht Reisegeld für eine Stellvertreterin? — so erhält sie di?-
selbea aus der Granja nebst zehn Soldos als Zuschois zar Aus-
rüstung.!
Aus den Gedichten ergiebt sich, daís es sich um das Heilige
Land handelt Dafs sonst auch an die südspanische iloraria
oder an Algarve allen de la mar gedacht werden könnte, liegt
auf der Hand. Jeder Feldzug gegen den Islam wurde als Kreaz-
zag betrachtet, gepredigt und in päpstlichen Ballen mit Indul-
genzen belohnt^
Der gallizische Herausgeber nimmt an (offenbar unter dem
Eindruck der treiflichen italienischen Studie), unsre im J. 1257 als
Crusada bezeichnete D. Maria Perez habe schon vorher beabsichtigt,
am ersten Kreuzïuge Ludwigs des Heiligen teiliunehmen — das
vfäre vor 1248!^ — , sei jedoch erst zwanzig Jahre späier dazu ge-
kommen, ihr Gelöbnis zu erfüllen, und zwar indem sie sich dem
schon oben erwähnten Zuge anschlofs, den der Aragonese D. Jaime
mit peninsularen Mannen und kastÜischer Unterstützung unteroabm.
In Begleitung ihres damaligen Genossen, des Spielmanns Pero de
Ambroa, sei sie 1269 thetsächlich aufgebrochen.* Während dies«?
Hasenfufs sich aber, aus Furcht vor Meer- und Kriegsgefahr, ÌD
Montpellier versteckt hielt, * sei die kühne Söldnerin and Ordens-
schwester mit einem Teil der Flotte wirklich in die Levante ge-
kommen.
Nach ihrer und Pero d'Ambroa's Rückkehr wäre die Kreuz-
Fahrerin von neuem ein Spielzeug für die Leidenschaften und
Schmähsucbl der Höflinge geworden — so mufs man folgern, da
auch in den Augen von Matlinez Salazai sämtliche Balteíra- mid
Ultramar -Lieder aus dem Jahre 1269, oder aas den unmittelbar
folgenden stammen.
Er nimmt femer an, aufser dem Namen Balteira habe die
berühmteste unter den Hetären vom Hofe Alfons' X. auch noch
den Namen Marinha, mit dem mir undurchsichtigen — mög-
licherweise in seiner zweiten Hälfte verderbten, wahrscheinlich aber
unsaubren — Zusatz JMíJouíhi gefuhrL'' Eine dieses Zeichens wird
nf^re
cmaJa tt ficar
na ttestidtera. et
dt „von den Ib
> Die Stelle ist niclit ganz klu; el se eia
et euHiT aa dar dineyrei darenlct da Granat, .
daj'uda da granna X toldos. Vidleicht bedeutet en pre.
Ulte Kleidung au^rsetilen SummcD"?
* Vgl. Schumacher i83 und 196, Esp. Sagt. XXm 400 and Heic n
J]9 und J93, Dm einige Beispiele von hundeilen aniulahren.
* Seil 1144 wurde geworben and gerüilet. Schon I1J9 halte Thibsnt
von Navatia einen Kreuuug geplant; 1251 Tálate auch Ferdinand der Heilige
den Gedanken ios Auge, den GlaobenUcind stall auf tpiai^cheni Boden im
Orient IQ brkimpfcn.
* Dafi jegliche direkte Anspieinng »nf dnc gemeinsanie Rctsc beider
rehll, Kl gWicii hier bemeikt.
> CV 10O4 und UeS.
* Eher könnte man aur den Gedanken kommen, Balleiri sei aiich die
Maria Leve der Lieder CB 1504. 1546 und 1648. Dodi dôiftea sich ^eidie
RANDGLOSSEN ZDM ALTFORT. LIEDERRUCII.
537
nämlich von dem neidisch-eifersüchtigen Pedro Amigo bei Pero
d'Ambroa verklagt, sie habe des letzteren fatales Reise -Geheimnis
ausposaunt' Um dasselbe aber kann, wie Salazar bemerkt, nur
dessen eigenste amiga e companheìra gewofst haben.
Ueberdies glaubt er, mehrere von ihm entdeckte Urkunden
über Verkäufe und Schenkungen an das Klostej S. Maria de Mon-
fero, die in den Jahren 1261 (err. 1361), 1263, 1280, 1281 und
1285 von einer Maria Perez ausgingen {einmal in Gemeinschaft
mit ihrem Bruder Martim Perez), auf Balteira beziehen und ihr
daher bedeutenden Grundbesitz auch in Puente-de-Ume und Be-
tanzos zusprechen au müssen.
Diese Identiñzierung der Beschenkerin oder Beschenkerinnen
dea Klosters Wonfero mit der /amiliar i amiga des Klosti-r-i So-
brado sowie die dadurch bedingte Verlängerung ihr&i l.rbeiis bis
1285 darf ich füglich als unwahrscheinlich bei Seite lasm-n, weil
der Name aufserordenllich trivial ist,' die Dokumente von 1261 —
1 285 aber ihre Maria Perez niemals als Tochter des D. Pedro Joham
de Guimaranes und der D, Azenda Pelaez, noch als Balteira, noch
als cruzada kennzeichnen. Quoii gratis asserilur, gratis ntgalur.
Die Möglichkeit, eine Kreuzfahrerin, die mit „Verzeihung" {per-
don oder indulgencias) beladen vom heiligen Lande heimgekehrt sei,
und als Ordensschwester mit geregeltem Hauswesen Im gallizischen
Armea wohnte, habe trotzdem ihr Liebealeben am kasUlischen Hofe
fortgesetzt,^ möchte ich bestreiten, wenn auch nicht allzu ent-
schieden. Den Grund, welcher zur Beseitigung einer selbständigen
Marinha Mejouchi geführt hat, halte ich nicht für stichfest, die
Sache aber für zu unwesentlich, um sie zu erörtern. Gegen
zweierlei erhebe ich Einwendungen: gegen die Verlegung der
Balleira-Lieder und aller übrigen Ultramar- Gedichte in das Jahr
1269. Und ebenso gegen ihre Verhenlichung als rühmenswerte
Patriotin. Von dieser sei hier zuerst die Rede,
l) Die Freude über seinen Fund hat den Entdecker nämlich
verleitet, aus dem Opfer mittelalterlicher Schmähsucht und Fleisch-
lichkeit eine Heldin zu machen; dieselbe freigebig mit schmückenden
Beiworten wie fermosissima, animosa, valiente auszustatten und zu
den Höhen emporzuschnellen, zu denen Sage und Poesie die durch
ihr tragisches Geschick und echte Mannesliebe verklärte Gestalt
Beeeboisse und CharakleriÛËe bei mehreren desaelben Berufes wiederholt
' CV U9T
■ JÜDgslhia hat Ayrei de S.! (in seiner liefflichen hislorUthen Mono-
graphie über den Entdecker der Acoren, Frey GoD(alo Velho, Lisb. iSqS)
in Balteira eine andre Maria Perei erkennen wollen — Tochter des Gonzalo
Martins dicto trabador de Santarim, von dem in Randgttisse III die Rede war.
Eine Dame also, die mit ^cm adligen Troubadour Jolo Vclho de Pcdragaes
€a¡ LiebesvethäUnU hatte, welcbeni der im J. 1310 Icgiümierte Joio Eatines
Velho entstammt (p. 51 und I2j; Doe. XXXJ).
■ CV 1070 «igt sie OB/' a porta del rey. In CV 1185 wird Burgos
gctunnl.
I FakBx IB 1200 aacfc i
r Fna g^
■ (fUiseli md dta Móndi «on UonUa.
tloB^ «ckSdnt duob «eriacbL ZwötoB aa dai —""H- SfÑd-
«obb nk den da abaalcMiliAe Gwd FenaBdes de Jerena vor
1385 Mia Gockick wrtnipftp.* DBros dib die Balleini, wie jene
beiden, selber SpietvobikäaMe genbt hätfc, «iaen wir freScb
BicbU, «ie am ibediMpC jeder Beweb daftr feUi, dafo fwM^'j'j ■ .
ia PocMgieaiKfaM gkAAwit ña Proïenafiicben, den am% den
bäd^ca "mwanliiii beider Bera&aiten ediäiikiieo Nebeasñn
nm J^iaraa aad amtUrâ gebabt faaL^
jtc^alrix md wtfa/««» beaitb aacfa anf der Balbinad
So X. BL in dea tatrrr innren Palast -Vcrordnangen des Eroboas
«oa Valcoda (Tarr^oaa 1239), die indivi der königtidi porto-
gictiicfam Hantordairag von Jabre 1 258 la Gnmde liegen mögen,
b dcD eniereD beiât es: JÜite tiatmwmt ^md »m a«r aHqmk
almt heme nte domma dnnu aìiftàd «¿km J»€aial»ri MÍ jiailaíria
lige tolidataria tòt tnliti iahalje; u4 «wr n/ «ä» ««Mb ^mritf
tligtre ti habere ae Jiuere títmn wam jtaUatarem tt dart t&i ^mi
voltttrií. , . . llcm tlotuiínut quod Hulltu /«eulaím- me€ J^cmlairix mee
túláalaria pretmiet vtl futuri ntc ala qua «¿im /wtríi tMaíarim
tedtanl ad mmam militii tut domina aHevjut tue ad gmtùfe ttnat-
dem, ntc jaceanl cum aliena deminanait ñ «w teto vii m mma d«ma
tue OKuUntur aliquem tonmdtm.*
> Bei Malia, in Biogr. Vn und LXXVI heilst es: t prêt frr mailer
una soudadiira que menet ab a lenOtmßi fer corti! jne raiùt
¡htlma mania: ftrt fo bella et ensenhada et eidetiene ¡i genita e gratta
earn era ti. — Oagcgen «ìtd im Caiw. H. berichtet {Siud. FU. Rem. XIV
^41): Gauettm JaidUl ti artet outramar e à menel domp»a guilUbma
^era toa maiUtr et era ettada louJadeira. — Fiidiu le&e I190 — 1140^
Der KjeuuDg. id dem et luiiog, wild der vieite gcwam *da. — IMe Heint
ver 1 199 beteitt Tallzagen.
* Slud. m. Rom. I. e. No. 158.
» Ib. No. 160. — Cf. Philippiohn X 6,
* Cane. BatHa No. 555 — 566,
* Nur von eioct eállizÍKhen Sineetio {ointalrà) ÍILajaí P«ru tUS het
■ich bla jei/l di« Spur gcrundcn. S, At. Crii. 374 — 5. — Die Braóchneag
' "it foculalrix ccbeinl iblicb gewesen eh sein. S. Hïli, Tram. 26a m.\.
* Ib. p.i6j.
I
A
RANDGLOSSBN ZUU ALTPORT. LIEDERBUCH.
539
In der spateren hingegen sind die Paragraphen über die
SpielleuCe und Troubadours — die ich schon mehrfach benutst
habe — von denen über die weiblichen Freu den bringer getrennt.
Soldadtiras nom andtm em casa dtl Rey ... e se vûrem soìdadtiras
a casa del Rry, nom tslem hi lenom per Ira dias i se Ihes il Rty
quiser dar algo di-iko; senom vaäo-se.^
Dazu kommt ein andres Dekret vom Jahre 1261, aus dem or-
hellt, dafs manche Söldnerin reizvoil und gebildet genug war, um
zur Hoftafel zu Gaste befohlen zu werden, während ihre jüngere
Gehülñn {manceba) einen untergeordneten sozialen Kang einnahm:
e se íoldadeira for ronuydada nom lette comtigo manceba, mm oiiiro
hörnern hu for el Rey^ Die vermutlich zwischen beiden hegende
Bestimmung Ferdinand's 111. oder Alfons' X. ist mir unbekannt.
Auch aus den Adeisbüchern ergiebt sich, dafs einzelne ihres
Standes aus der Masse hervorragten.' Was in den Liederbüchern
in Dutzenden von .Schmähliedern von ihnen berichtet wird, giebt
von ihrer Bildung und Siile keinen vorteilhaften Begriff. Dem Worte
selbst begegnet man nicht häufig.* Ob wir es mit soldado oder
mit soldada zu verknüpfen haben , ist nicht ganz leicht zu sagen. ^
Soldatenliebchen bedeutet es Jedenfalls in den gereimten Ein-
lagen der Historia Troyana, wo Briseis bei der Trennung von
Troilus ausruft:
1 yo
1 tal D
cuydé tr a la altiergada,
ca nna vil sotdadera
tcrtii Uias dcioiira<la
de yr asy beuir en bui?9le
como yié yo, mesquina!*
Und auch die Balteira finden wir zeitweise im Feldlager an der
Maurengrenze (die sie mehrfach überschritten zu haben scheint),
gleichwie eine andere Soldadeira, die sich mit den Armbrust-
schützen des Königs zu messen und den feindlichen Genetes zu
raufen liebte.^
2) Der Plan zur Orientfabrt, falls man dieselbe nicht als Ver-
gnügungs-, sondern aR Kreuz- und Bufsfahrt auffassen will, steht
' P. M. H.: Uges p. 199 (5 II).
Mb.,
,307.
r Soldadeira Ciara
P. AL H.: Script. 311, wo von der Hi
Vicente mit einem Adligen die Rede ist.
' CVlOeS. UO8. 1203. 67 (wo ¡olâideyra. du I-ollii stehen läfst,
ein ofTeobarer Fehler ¡st). CV 1103 zeigt nns die soldadeira Marinha Crespo
im Königssclilals; CV 1166 eine andere Maiinha Lopei im Palast des tlertn
von Biscaia, D. Lopa Diaz.
• Im Cune, sind saldo nnd soldada Vài Sold sehr hiufig. Soldado kommt
nicht vor. Doch ist soldadeira keine selbständige Ableitung, weder von dem
einen ooch von dem andern, sondern, wie die ip»n., kat., pro*. Formen zeigen,
als Terliges Wort aus dem Mitlcllat. übemoiiunen worden. — Vgl Hetculano
IV 431.
• Rrsae Hisp. V p. Jî.
• OV78.
540
CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
ZU dem Pakt mit dem Kloster, für den man bei einer büfsendea
Magdalena die Motive doch nicht weitab zu suchen braucht, wahr^
Bcheinlich in enger Beziehung, Die Klostergemeinschaft dürfte nur
auf Grund des Kreuz -Gelöbnisses und Preisgabe ihres Vermögens
gewährt worden sein. Beide fallen aber aller Wahrscheinlichkeit
nach in eine Zeit, wo die Soldadeira ihre Rolle in den ver-
schiedenen Hof- und Feldlagern für ausgespielt zu halten und
sich nach Ruhe auf dem mütterlichen Erbgute unter dem Schutze
frommer Mönche zu sehnen Grund hatte. Wozu sonst der Ge-
danke an Tod und Begräbnis? Wozu die Leistung an Naturalien
und an Kleidern, sowie an Flachs für ihren Haushalt zu Armea,
(alls sie dort nicht zu wohnen und zu spinnen gedachte? Woxa
die Ausbedingung der anderweitigen personlichen Dienste ihrer-
seits? Diese Erwägung aber maclit auch den Aufschub des Ver-
sprechens bis 126g ebenso unwahrscheinlich wie relative Jugend
bei und nach der Erfüllung desselben, oder gar Fortführung des
alten Lebenswandels. Nach Aussage von Freund und Feind war
ja die Gallizierin, als man sie in Versen zu verspotten begann,
schon recht lange Zeit und an recht vielen Orten in Andalusien,
Kastilien, Leon, Aragonien und Navarra ihrem Erwerbe nachge-
gangen, all überall Unehre (duonrat) einheimsend. Selbst im
Maurenlande, wie ich schon andeutete, wo auch ihr Glaube schad-
haft geworden zu sein scheint.*
3) Die Behauptung, Balleira habe sich 126g auf der Flotte
des Königs von Aragonien eingeschifft, stützt sich erstens auf das
schon besprochene Wort cmzada, zweitens auf die Nennung des
Hafenplalzes Acre {für Acca Accon, nach der franz. Form Saint- Jean
d'Acre) in einem Ambroa-Liede.s drittens auf die des südfranz.
Monipdiier in zwei anderen.' Auch die Erwähnung von MarseiUt
in einem der Ultramar-Lieder* (das freilich weder zur Balteira
noch zu Pero d'Ambroa in Beziehung steht) wird als Bestätigung
angesehen.
Mancherlei spricht thatsächlich zu Gunsten dieser Auffassung,
das leugne ich nicht. Unter allen im 13. Jh. geplanten oder ver-
wirklichten Kreuzzugen war der von D, Jaime unternommene auf der
Halbinsel der po[>ulârste. War er doch von Jaime's eigenem Sohn
— dem Erzbischof von Toledo {D. Sancho) — gepredigt worden)
Hatten doch proven zaliche und katalanische Troubadours dea
Helden Eifer gespornt!^ Und waren es doch nur peuinsalare
' Dftbd sei nn die slercolypen Roman zendroh unge q eiianert: mora
(bxw. morù\ me quitra tornar allende la morería, die, im Munde sowohl der
D. Urracft und D. Lnmbra, als auch des Coode Claros oder des ver-
liebt» Cofflpifieto, ungefähr dasselbe bedeuten wie das norddculsche : „s*ist
jtnm katholisch werden".
• OV 10B7. ' CV 1068 und 1195. ' OB 148.
• Guillcm de Ccrveira in dem Sirvenlís: Si tot letra no say {Mila 368)! '
Oulltem de Mur: D' un sirventes far me sia Dieus guitt (ib. 374); Olivier j
el Tcmplaiio: Mstal aurai lonctemps en pessamen (ib. 3S1).
I
I
I
r
KANOGLOSSEN Zl/M A I. TPORT, LIEDERBUCH. 54 1
Krieger, die sich diesmal, »ach verschiedenen mifsglucklen Ver-
suchen (1239, 1244, 1251). wirklich auf den Weg ins Gelobte Land
machten: daninter 300 Magnaten, wie z. B. D. Juan Nunez de Lara
mit 800 Mannen.' Selbst Alfons X. hatie loo Tempelriitet abge-
sandt, und zwar unter dem Grofsmeisler Pay Peres Correa, so dafs
auch Portugal indirekt mitbeteiligt war. In 30 LangschilTen und
einigen Galeeren brach man am 4. September 1269 von Barcelona
aur. Mit dem König gingen zwei seiner Bastarde; Fernán Sanchez
und Pedro Fernandez. Der Sturm aber packte die Flotte unweit
von Mallorca und zwang einen Teil der Fahrzeuge zur Umkehr
und Landung an der französischen Küste, bei Aiguës- Mortes. Von
da aus machte En Jaime den Ritt nach dem nahen Montpellier,
seiner Geburtsstadt — eine Einzelheit, die Lollis nicht anrührL
Bei einem neuen A u sfa h rts versuch stürmte es abermals 17 Tage
lang. Auf Bitten des Volke.1 stand nun der König von seinem
Vorhaben ab. Der Rest der Flotte unter Feman Sanchez hatte
jedoch die Fahrt fortgesetzt und war in Acca eingelaufen. Laut
W il ken kam Pedro Fernandez nach Ptolemais.' Freilich ohne
etwas auszurichten. Nach vergeblichem Harren auf den obersten
Kriegsherrn wurde die Rückfahrt angetreten, wobei in Sizilien an-
gelaufen ward. Karl von Anjou schlug bei dieser Gelegenheit
Feman Sanchez zum Ritter, was den schon heftigen Hafs des
Bruders aufs höchste steigerte.
Wohl möglich, dafs ein so gründlich mifsglückteT Kreuzzug
Stoff zu Spöttereien hergab, wie auch dafs mancher, der sich's in
Südfrankreich lange wohl sein liefs, nachher prahlte, er sei in Acca
gewesen, dann aber über die Ereignisse nicht Rede zu stehen
wufste und in seiner Not Lügenmärchen erfand. Besonders CB 148
und CT 11S6 passen ausgezeichnet hierher.
Sogar der von Lollis nicht verwertete Hinweis auf die Tar-
taren und den Grofs-Khan im Ambroa-Liede CV 1108 liefse sich
mit Montpellier und Acre als Indicium anführen, da D. Jaime ge-
rade durch Botschaften des angeblich zum Christentum bekehrten
Tartarenfursten (1266) und des Michael Paleólogos (1268} zu seiner
Unternehmung gereizt worden war.
Hinzugefügt sei, dafs, als Ludwig der Heilige und Thibaut V.
von Navarra im nächsten Jahre ihren Zug unternahmen, viele Kata-
lanen sich ihnen anschlössen, und zwar in Aiguës- Mortes. Nach-
weislich z.T. dieselben, die 1269 un verrichteter Sache umgekehrt
waren und somit ihr Gelübde nicht erfüllt hatten, wie z. B. D. Juan
_ NuQez de Lara. Sie teilten dann naturgemäfs alle Schicksale der
^L letzten, nach Tunis gerichteten Kreuzfahrerllotte.
H 4] In den Balteira- Liedern selbst fehlt jedoch jeder Hinweis
^M auf die Ereignisse der Jahre 1269 und 1270. Ueberhaupt fällt
H darin kein Wort, das auf Krieg deutete. Sonst läge es aufser-
L
542
CAROLINA MICHAELIS 1
Ï VASCONCSLIOS,
ordentlich viel näher, uns die Alfons X. persönlich bekannte Gallì-
iderìn im J, 1257 als seine Fahrtgenossin auf jenem Zu^e nach Tonis
gegen EI-Muslansir-billäh' vorzustellen, den der König selbst als
cruzada bezeichnet haLï
Wie die Sache liegt, ist es jeduch wahrscheiaÜcher, es bandle
sich, statt um einen der sieben Kreuzzäge oder eine Expedition
nach Afrika, um eine der siebenzig mal sieben Fahrten fronuner
Pilger aus dem Abendland, die sich im Mittelalter vor, wäh-
rend und nach den Kreuzzügen , unabhängig davon , nach dem
heiligen Grabe ergossen.^ Dem widerspriclit iieineswegs das im
Liedc angewandte Wort cruzada, noch die im Kloslerpakt fal-
lenden Formeln tl tía i cruzada — cl se for na crttaada. Ver-
schiedene Einzeizûge sprechen sogar für diese Auslegung, Joam
Baveca nennt z. B. des Genossen Pero d'Ambroa Orientfahrt aus-
drucklich eine Wallfahrt (ri}»iiina)' nach dem Jordanäufs und stellt
sie auf eine Stufe mit der ïweiten, von eben demselben Spielmann
gleich kühn geplanten und gleich feige unterbrochenen Pilgerreise
nach S. Maria de Rocamador.'' Als palmiiro charakterisiert ihn
auch Pedro Araigo/' Desgleichen bezieht sich alles, was Martim
Soares dem Soeir' Eannes als Quintessenz des von ihm ver-
breiteten lügnerischen Reiseberichtes vorhält, auf eine derartige nur
fromme Unlemehmung,' Auch dieser fingierte jerusalemfabrer wird
als Pilgrim bezeichnet Blofs dafür fehlt mir zunächst der sichere
Beleg, dafs cruzada, wie ich voraussetze, auch auf blofse Pilgerreisen
angewendet worden ist (und cruzado oder cruce signalut) auf blofse
Wallfahrer). Die Anwendung des Wortes im Balteira- Dokument
Von 1257 und im Testament des Kñoigs D, Denis vom J. 1299
kann nicht dafür gelten, obschon in beiden Fällen ein bestimmter
ICreuzzug, so viel ich weifs, nicht in Sicht war.
Wie man es mit der ursprünglichen Unterscheidung zwischen
Romfahrer (romtu) und Palmenbringer (paímíiro) längst nicht mehr
genau nahm, sondern beide Bezeichnungen, )>esonders aber remeu,
auf jeglichen Wallfahrer anwandte, gleichviel ob er nach der Tiber-
stadt, nach Jerusalem^ oder nach Santiago,^ nach Rocamador"
■ Uebcr diesen weaig bezeugten Kreuuug s. Schirrmacher I 483 — 484
und dazu 441 uud 477. Er warde seit 125J {¡eplant.
• In der Urkunde, in welcher Alfans bei einem tl6a geplanten aenen
Zug nach Arríba den Galliiicr D. Juan Garcia de Villamayor zu Minem Ad-
miral und „Adelantado mayor de la mar" ernennt, benulit er die Redewendung:
for gran sabor gut avernos de Inar adelante el fecho dl la cruzada dalindt
el mar a servicio de Dios e exallalion de la chrüiianäad {Memorial Hist.
I p. 16).
» Im 8. Jh. lahUman ihrer 6; im 9.: Il; im IO.: 16; im II.: 117. Und
auch im u. und IJ. waren sie aur<; erordentlich uhlreicb.
' CV 1066.
' Des in allpoitu;;. Urkunden oftmals erwähnten Wallfahrtsortes gedenken
die VerfasKT von CV 889 und CB 115. '
• CV UeS. ' CB 143. » CM 33. 46. 383.
• cuse. ITC 316. 266. 278; CV4fi6.
» CM 8. 22. 147. 168. 267. 331. 343. 873.
I
I
RANUGtOSSEN i
543
roder Montserrat' einen frommen ßufsgang antrat, so bediente man
sich der beiden Ausdrücke, und sogar des noch unbestimmteren
ptltgrin (CV 1013)1 a^ch dann ohne Bedenken, wenn man vom
wirklichen Kreuzfahrer sprach, der an den heiligen Statten nicht
nur l:)eten und büfsen, sondern hauptsächlich an Schlachten gegen
die Ungläubigen teilzunehmen gewillt war.^ Umgekehrt aber ver-
wertete man crusar-st, filhar a cruz* in Fallen, wo es sich aus-
schliefslich um Bufsubungen und Samari lerdienste ia Hospitälern
in Kriegs- oder Friedenszeit handelte.^ — Die in Portugal meist
gebrauchten Redewendungen ir aalem mar (CT 1067), passar alem-
mar (ib.). aniiar sobrt mar (CV 1004), ir a Ultramar (1057, 1296)
lassen beide Deutungen zu, und noch eine dritte: „nach Afrika
liehen", in den Kampf gegen die Ungläubigen dort.^ Manchmal
freilich auch als ihr Freund und Bundesgenosse, wie 1200 Sancho
von Navarra, 1259 die Infanten D. Enrique (Arrigo) und D. Fadrique,
Als bufsende Teilnehmerin an einer Pilgerfahrt, als dienst-
eifrige barmherzige Schwester etwa im internationalen Hospital zu
Acca, wo D. Sancha, eine Tochtt;r Don Jaime's, bis an ihr Ende
fromme Werke verrichtete.' würde man sich die reuige Soldadtira
and familiar t ûmiga do convenía de Sobrado gem vorstellen, und
wäre es auch nut für eng begrenzte Jahresfrist.
Dafs auch die Pilgerschiffe, seit iigi Acca in die Hände der
Christen gekommen, besonders aber sobald es zum Sitze des Jo-
hann! ter-Ordens geworden war, meisthin an diesem uralten Ver-
bin dun gspnnkte zwischen Europa und Asien landeten, ist aus der
mittelalterlichen Reise! i Itera tur hinlänglich bekannt, Romeros (bzw.
I Romeas) de Acre war sogar eine übliche Bezeichnung für die Pilger
geworden.» Dafür dafs die hispanischen Troubadours um so ele-
mentare Thatsachen wufsten, könnte ich als Beweis einige Marieo-
ieder des Königs anführen." Sollte, wie in CB 143, ganz im All-
1 0JIB8.
• CT 1018. — PtUgrÌH, Peregrin. Peìtngrin w»rd ¡n Kaslilien za-
aSchst Uebcmame, dann Fami tien name. — Desgleichen in Portugal und Aragon
Jtomeu. — VeI. ScriJ-t. 163. 178; ib. 28. 187.
• CV 1118. ' CV 1199.
' Ib. und IIQB. Naiürlich war crucesigHalut auch jeder, der für das
ehnslliche Spanien ins Feld 10g, Das Kieui gegen die Sarraienen licfs ¡n
1 beschäfiigenden Frist Gregor IX. (lijfi), Klemcns IV. (1163) und
Innocenz V. (1176) predigen. Vgl. Heicnlino II 339, Scbirrmacher 494, 579.
' Boapiele weiter unten. Ein Unlerscbicd zwischen AUm-mar nad
Ultramar ist nicht vorhanden. Beide haben zaerst Afrika nnd Asien,
ipiter auch Amerika bezeichnet. Mit Bezug auf die Mauren in Afrika ist
jedoch biufiger aUm-mar (il/emif la mar) angewendet worden, besonders
seit nach der Eiobcrung von Ceuta die betreffende Formel in den Tile] der
porlugicsisebeo Könige überjting. ^ Alfons X. sprichl noch des oflem von
mmras de Ultramar (CU 401).
I' S. Don Juan Mannal. Tratado ¡obre las Armas in Bibl. Aul. Elf.
m p, 3S9 sq.
• Esf. Sagr. XXIII 406. — Der König von Acca hatte ührigens 1134
KJnen Weg nach Santiago über Toledo genommen {ib. 400).
' CM 33. 4e. 3BS etc.
544 CAROLINA U1CBAÌU.1S DE VASCO NCBLLOS,
gemeinen irgend ein östlicher Mittel meerhaf en (rat aUm'Hutr] ■
Gegensatz zu einem weslUclieii (aquim) angeführt werden, so terfii
man unwillkürlich auf jenen als den bekannlesten Namen. UonSt
wäre es auch, daran zu erinnern, dafs von den eigentlichen Kreu
fahrerflotte II nicht biofs die hispanische i ìóg dort Anker geworfM
hat, sondern z.B. auch 1228 diejenige Kaiser Friedrichs.
Es bliebe somit nut Montpellier als Stütxe für die Anfliusimf
des italienischen Gelehrten übrig. Doch höchsiens fur die Ambroi-
Fahrt , da , wie ich schon sagte, auch nicht eine Phrase falli,
welche auf eine gemeinschaftliche Expedition Balteira's mil den
Spielmann schliefsen liefse. — Dieser selbst scheint zweimal Had)
Südfrankreich gekommen zu sein, zn Wasser und in Lande. Dock
auch hier ist zu bemerken, dafs Mompiihr MompttUr Mamfnli ia
portugiesisch- gal lizischeo Liedern und Urkunden an und far ndi
die meistgenannte südfranzösiscbe Stadt war, da Kauflente, Aenli
und Theologen in regem Verkehr mit ihr standen.' Es beweist
darum nicht viel mehr als die Erwähnung Acca's, Etwas Andaei
wäre es, stände Aiguës- Alarles im Gedichte.
5) Selbst dafür dafs Maria üalteira ihr Gelübde gebaltui \ai,
fehlt der Beweis. Nur als crwe sígnala kennen wir sie. Und nO
von ihrer Absicht oder von der Dringlichkeil, eine weite Fahrt [/«
longa carrcira) anzutreten, spricht Pedr' Amigo in dem, »uch
nach der Ansicht von Loi lis und Salazar, vor der Fahrt enlstandenai
Lied CV 1197. Auf Schwanken ihrerseits läfst es schliefsen, àìSk
sie vorher als echte Galliztenn ein Orakel befragte. Die AmwMl
des Dichters: „zum Fortgehen seien die Vogelzeichen gut, doA
rale er nicht, wiederzukehren", konnte kaum derber ausfallen. DitB-
Bleibens war eben nicht mehr im kasiilischen Mofjager. Da) n
der Fahrt entstandene Spottlied CV U76 aber läfsl mindeBe«
zwiefache Auslegung zu. Dafs Feto da Ponte sich mit » ' ~
Erörterungen an einen Dritten wendet, ohne denselben zu t
(was gegen allen Brauch wäre), leuchtet mir nicht ein, Elwa I
den Abt des Klosters, dem Maria Perez sich verpQichtct halU
oder an Pero d'Ambroa? Ich fasse daher in Z. i :
Maria Perez a vossi criuadi
den Frauennamen als übliche Anrede, setze danach ein
und verstehe: „Maria Perez, Eure Kreuzfahrerin, d. h. die »
Euch an Eurer Statt ausgesandte und von Euch besoldete, ist
beladen mit Ablafs heimgekehrt, dafs . . ■" Die Möglichkeit, d
eine Stellvertreterin gesendet werden würde, hatten ja schon i
Mönche von Sobrado ins Auge gefafst: El se tia non fgr . ,
fiear . . . t ouuer a dar Jinharos . . .*
■ P. M. H.: Zí¿-«I 193; CV 1073. 1116: CBIBT?; CM83.iaS.a
271. 318.
■ NachtrSglicb Sehe ich, áah ich micb diesmal aa Braga'i TeilgeUilRBiM
geballen habe. Bei Monaci steht nassa. In diesem Falle sprSche abo Fet^M
da Ponte zu den Kumpanea und eriählte Îbneo von der Heiiokthr der m^^
Ablafs-Bullen betadeneo Pílgerin. — Dali die datierbarcB C "
RANDGLOSSEN ZCM ALffuRT. LIEDlîKBtXU. 545
KÍD historisches Beispiel für die Zulässigkeit solcher (im Süden
auf allen Gebieten beliebten) Stellung einer Ersatzpersou aach bei
Kreuzfahrer- and Pilger -Gel üb dtn ¡st bekannt. Ich erinnere an
König Denis, der 1299 bestimmle, nach seinem Tode solle ein
ehrenwerter Bitter nach Palästina gehen und dort an seiner Statt
iwei Jahre lang dem Heiland dienen:'
„Ilcm maodo que um cavaleíio, que seja homem de boa vida e de ver-
gonfa, que vi poi mi i Ierra sama d' Uluamai e que Cítee hi da\a anuos
coroptidos, servindo a Drus por minha alma, se a cruiada for' ... E
mando que eaias trei mil libras dem-nas meus leslameDteiros a JoSo Simhom,
mea mei rinda- mor, se quiscr e poder sii ir por mi; senSo, dé-uas a outro que
D fafa ben e leulmente. Item mando a quem eslee era Roma duas quaien-
tenos e ande lodalas estasses por minha alma, mil libras".*
Hier bin auch ich der Ansicbl, dafs der König, des guten
Glaubens, man würde das heih'ge Grab zurückerobern, an Kriegs-
dienste in einem wirklichen Kreuzzug gedacht bat.
Die Vermutung, die weiter oben genannte Marinha könne
Balteira's Stellvertreterin gewesen sein, spreche ich zögernd aus.
Ihr Name kommt jedenfalls ausschliefslich mit Rücksicht auf Am-
broa's angebliche Orieotfahrt in der schon erwähnten Schmäherei
CV 1189 vor. Sonst niemals.
6) Wann aber? Pilgerschiffe begleiteten sicherlich die kleine
Kreuz fabrerllotte von 1269 und die gröfsere von 1270, wie meist-
hin die abendländischen Geschwader [2. B. 1248). In diesem Falle
wäre Balteira wirklich von spätestens 1257 bis 12Ó9 eine cruzada
geblieben, d. h. eine durch freiwiUiges Gelübde zur Pilger- Kreuz-
fahrt verpflichtete.
Für die auf sie gemünzten Lieder unabhängig von der Kreuz-
fahrt ein Datum zu finden, ist schwer.
Ein einziger historischer Name kommt vor, schliefst aber leider
keine genaue Zeitangabe in sich: Fi-d-escalkola, in dem schon von
Cesare de Lollis als di/ficolltssimo gekennzeichneten Liede CB 1608.
Was es mit dem Verhältnis der Balteira zu den maurischen
Recken dieses Namens — den Beni-EscaÜola (Escaliula — hchka-
lyula — Aschkafyoh) — für eine Bewandtnis hat,* welcher dieses
Spielmauns die Zeil von IZ3Ú bis ¡2 umfassen, sei auch hier in Erinnenmg
gebracht.
> JJist. Gen., Provas I 101; Mon. Lus. XVII e. 51 und 53 nebst App.,
doch mit Abweichungen im Text und einigen (unmafsge blichen) Etöitetungen.
* Diese Wendung ist nicht mil der im BaJleira- Dokument gebtauchten
Formel identisch.
* Ob sein WUle eriùUt ward oder nicht, ist far unsem Zweck gleich-
gältig. Ich weifs nur, dafs ein gewisset Aytes Marlins — escri-uän da puri-
dadi del Rey D. Denis e leu vice-chunçarel — auf dem Wege nach Jeru-
salem begraben liegt — Aíon. Íhí. XVI CSI.
* Auch im Adelsbuch witd det hybride, im andalusischen Feldlaget
FeidinanJ's und seines Nachfolger» übliche Name benolii {Script. iJo\, Die
arabischen Geschichlsschrcibei bedienen sich naturlicb der Fonn Sem {Bani)-
Eica.'iula. V. Cunde IV c. 7 und ij. — Dak Atgote irtiamlieh einmal Eita-
Ztiuehr. 1 rom. PliîL XXV. le
r^dMofenhai^pi?), ds Itei Psuñrck i
■irtiwhii <^Jw I f II r Dm VcnccL «» ic^ «ci^ wir
BMdE^U« HiAawd Abdib, Abri H»n. Ata fakv: («cki^
SShM <ks Altea oda^ Patriaichca!% ^lhrm^fcalll ^b Wifit c^T
Ak TanlkB des ni i24¿ ait da T^m^ii v
Till' ' '- '-^ '-->-" -j-*--^^"--^ — ic -"• r .
•OB Msroook n ^ ^rfainilirhf acxtoat, Md >k vKh dne
Sece bd Aïoli de Be» Zaâda Oêb mhm Znde^ die Bev-EKafeb
Kaa^de, W dem «fie II «A m dn Tasca F*
k¿K ick n ite '■^'*-— 1
In «Beadbea T^e wâA ifc BrMpalr «rf Jm«^ and Xeres*
ia MBBM BaheJn-Cedkbtty d. h. al» m <fie Jalve 1x45 — 46 (fanr.
izmV — Cad dedttb vcmMe kb, dsb Ae ■
GalBMfiB bi J. 1257 <>«"» »f ii«wb^<r« elf J^r. 1
lU ab« aaf eiae viel tangere FnC hal^eM Ticäais is Hol- od
Fe^Jbg^ fT^rfcMîrtlr "wl <<>— >ti»M «oU ande won komi^
Ich lane obd eñie w— arwdM Oebcnicbt faleen xneot Sber
£e ffaäarM-tieda, datia aber die Catf^pn ¿ rZfr:^Mr, nebot
átigea Nadoi^ten ober ahe pmintalwe }esanlem-Fabnx. Hör
mfU («irilcklK fir Ete»»»it?}. ám mmitt Ibi &£i«M!la tf. So) a^Ma«. iri
■Acaba ImmAi. — StknaK^s boMttA Ai .iiAMUiai (ilgk S^àOÊM
Ö97V OrffW« (696).
< Coade IV c 7. — Spam (1194 ***<b DarM^dl 181« Oaca aM
■ C¿ Here, n sia. — AxUMck iti. — Vri. OVSOT. «SS. 1MB aal
CB 1600. 16SS.
• Es blabt friiScb imaldkan, ob «a dek «m Ae beñlMU Sud« «Sas
Nmcas huddi, die ii^i {«»Ict 1254) ia <fic ^lade da OiiMlea M, awh-
lur jcdocà IB »daluacbca A^uad xwiAmflben «crdes MaEnc (<>m, Jv,
C4: CMMBaadMCl. I>ca> aaek ^m ^ada baifeaU« Ork Xetc«
de Sadoraia, Xeres de Badalhaacc laifiii » anbot vcfdca. — Dad
weh bei da Eìaathae t. IL «iw Sadoraia tpidtc AHoas X. aocb ab labal
«tec bovena^cad« KoDc, m dab «etIlUb diesa Sice »eai aod lif u la
mama Ben^aanc ftùt. VeL &ri^. 166: [jlJntr /i^n A' Cattra] /« cv«
ff jfaiKf db« Jgêiua fw d^^ /n r<7 dt CasUUa em Umf dti rrty Jtm
Fèrmamd« tm Bixmrt* it SuJtrmim ¡ai UÌmì cam tt rr^ ApmtAfmi t
MifrM FM. — DA« BUatea de Bsdalboace tjL ib. S. ISS- ^ '
s. 1S5. »«yg^^^
KAN
ZL'M ALIPOKT, LIEDEkÜUCH.
wenige Probeslücke drucke i
Leser nicht den Geschmack ¡
547
1 dem freundlichen
icli diesm¿il ab,
1 verderben.
L ßalteira-Licder: CV 84 von Alfons X.; 8B2 von Pero
Garcia Burgales; 1070 von Johan Baveca; U2e und U3l von
Pero d'Ambroa; von eben demselben CB 1674; CV 1176 von
Pero da Ponte; U98. 1197, 1203 von Pedr' Amigo; CB 1604
von Fernán Velho: 1509 von Pedr' Amigo und Vaasco Perea
Pardal; 1606 nur von lelzlctem. Zu diesen (sämtlich von de
Lollis verwerteten) käme noch €3 1546 von Johan Vaasques
und 1613 von Pero Mafaldo. Und vielleicht noch 471t>U von
Alfons X.
CV 64. König Alfons hat Balteira eine Holzb'eferung als Ge-
schenk anweisen lassen. Anscheinend zum Häuserbau, da von
Treppen {ttcaleirat) und Balken {gaía'í) die Rede ist. — Schen-
kungen von gutem Bauholz wurden auch im 13. Jh.. dem Anschein
nach, hoch veranschlagt. Im ersten Testament des Sancho Capello
vermacht der König den Dominikanern zu Santarem; de mea madeira
de VÜxbona ei de aliis meis lods quanta inde eis fuerÜ necessaria.
Vgl. CV 1081 und 1159, die sich gegenseitig vervollständigen.
CV 982. Balteira ist eine ungläubige, got tesi äslerliche und
abergläubische Wörfelspielerin. — Damit ist sie als zur tafuraria
gehörig gekennzeichnet. Man vergleiche in CV 1129 die Hin-
weise auf das Ansehen, das sie im Maurenlande geniefst; in
CB 1509 die Spöttereien über die vom Patriarchen von Mecca an
sie übertragene Ermächtigung zu „ächten" und „entächten'"
oder zu „verdammen" und „entdammen". Dazu CB 1604
nebst CV 1131 und 1197 über ihre frommen Anwandlungen und
deren unlautre Veranlassung und Folge. Ich erinnere an Part.
VII z8: De los que denuesian a Dios {vgl. CM 238, dessen Ueber-
schrift irrtümlich über 291 steht), sowie an das Ordmamienlo dt
las Tafurerias, das Magister Roldan im Auftrag Alfons' X. aus-
arbeitete.^ Darin heifst es: ßz este libro .... por que se viide tl
descreer e se escusen las muertes e lai peleas e las tafurerias. E
tubo por bien el rey, tomo sabidor e entendiendo todos los bienes, gue
wiesen cada uno pena e escarmiento de descreer. Kap. I handelt: De
los que deserten en Dios.
CV 1070. Vor des Königs Thür {ant' a porta del rey) bat
Balteira den Joham Baveca geschmäht, weil er selber eine Alle
schmähte. Doch wohl eben unsre Balteira? — Andere Altemnde,
gleicher Gattung, kommen freilich auch vor: z. B. Urraca Lopes
> D«r in eseomungar and sottar «teckende Doppckinn verlangt eine
treffendere Ueberseuung.
■ S. Ofuseules Legales l8j6, Bd. II 2l6— 3JI. — Vgl. Ord. Äf. V. I.
wo es heifil: gualquer que arrenegor, díscrer, *(■ pesar de Deot ou de lua
sania /¿ .. . pague lo cruzadas. Noch im 16. Jb. wür deserir (Qr „lästern"
und .¿uchcn" der volksübliche Ausdruck. Sehr beliebt war descrer Jas Caste-
Ihatiot und detcreio de meu avS lerla — da minka aii6 ¡orla — de meu pat
548 CAROUNA MICHAELIS DE VA SCO NC ELLOS,
1122; Marínha Sabugal 1128. Vgl. CB 1606. — Die Erwähnung
der Grenzmark (fronleira), hier wie in CV 1203, versetzt uns in
die Zeit der aodalusischen Eroberungen.
CV 1129. Wer Ealleira rächen will an allen denen, welche
ihr auf Erden — in Leon, Kastilien, Aragon, Navarra und im
Maurenlatide — Unehre angethan haben, der soll nicht bei ibin
(Pudr' Amigo) beginnen, sintemal er gerade in sie vernarrt sei (/«<
ando por eh sandeu).
CV 118L Die „Dame", die er (Pero d'Ambroa)' besingt, iet
in einen Scholaren verliebt Was sie tn cas del rey gewonnen hat
und was er selber ihr gegeben, das zerrinnt jetzt unter den Händen
ihres Klerikers, Darob freut sich Ambroa. — Denn ist sie erst
arm, so ist die gewitzte Alte nur noch zur ¡Kupplerin taaglich.
{para alcayotaT"). .
CV 1176. Die aus Ultramar mit „Ablafsbriefen" {^m/obi)î be-J
laden heimgekehrte cruzada wird bestohkn. Ihr Koffer {mae/a) hat'
kein Schlofs (vgl. CV 1100). — Die Wortspiele bedürfen keiner
Erklärung.
CV 1198. Pero d'Ambroa und Pedr' Amigo teilen sich
kameradschaftlich in Balteira's GunsL — Ihr Name wird nicht ge-
nannt, doch bezi^ugen andre Schmähgedichte ihre Beziehungen za
den beiden Spiel leu ten.
CV 11Ô7. Pedr' Amigo, der Augur, sagt aus Vogelflug and
Niesen wahr, dafs Balteira zwar gehen, doch nicht wiederkehren
solle. Ihres ezcolar wird abermals gedacht. Dazu auch ihres Sohnes.
CV 1203. Spott auf einen von der andalusischen Grenzmark
[da fronleira) gekommenen Pedro Ordoüez, weil er eindrin^cb
nach Balteira gefragt hat.
CB 1S04. Balteira hat gebeichtet und sich der Kirche, d. h.
einem Kleriker, in die Arme geworfen, um den Dätaon los sn
sein, der sie bislang geplagt hat. Nur ihrem Kleriker wird
nunmehr dienen; nur ihrem Kleriker Almosen geben.
CB 1606. Balteira soll beim König verklagt werden, weil dñ|
Waare, die sie verkauft, nicht vollwertig ist.
CB 1S09. Woher hat Balteira die Macht, zu exkommuniziuien,;]
d. h. die Leute zu goltverlafsnen Sündern zu machen? Schon vor:
der Zeit König Ferdinands besafs sie dieselbe, vermochte jedocb"'
nicht zu absolvieren (doppelsinniges soilar ^ lösen and los-
lassen). Der Patriarch Fidescalhola hat ihr diese Macht übertragen:
darum ist es ihm in Jaen und Xeres schlecht ergangen. Nan und
Dimmer will der Dichter glauben, die von Gott seinem Stellvertreter
in Rom verliehene Macht könne Balteira aus Mecca zugekommen
sein.^ Uebrigens kümmere sie selber sich weder um Mecca noch
1 behandle ich im CA Kap. VI,
I
a d'Am
' Pero, oder Pci
Biogr, 38.
' Perdät war das nationale und populäre Wotl für indulgrntia ^ Ab-
Iflfs und Ablafsbrief. — H. Herculano II 339 a. 393; Cron. Alf. XI p. 309.
■ Hier iCcht Mecca, ala die bekumteie Stille, für Bagdad. Wenig-
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 549
mn Rom. — In der Formel esie poder ernie tempo del rey \ don Fer^
nandò ja IM virón aver steckt gewifslich, wie De LoUis vermutete,
eine beabsichtigte Uebertreibung. — Vor Ferdinand regierte in
Kastilien Enrique L 1214 — 12 17. In Leon seit 11 88 und bis 1230
Alfons IX. — Jedenfalls fehlt uns jede weitere Aussage über ihren
Wandel und Handel vor 1230, oder gar vor 1214I
CB 1618. Klagen über die üblen Folgen, die der Umgang
mit Maria Perez fur den Dichter gehabt hat.
CB 1546. Spott auf Habgier und Käuflichkeit der alten Vor-
gängerin der Celestina.
CB 1674. Zweideutiges Spiel mit dem Worte tirar. Balteira
hat ihre Künste mit denen der königl. ballistarios an der andalu-
sischen Grenze gemessen.
CB 471^. Bericht des Königs Alfons über einen Streit zwischen
Ambroa und einer ihm Zürnenden, die sich rühmt, niemals be-
leidigt worden zu sein, ohne sich gerächt zu haben. Ihr Name
wurde wahrscheinlich in der fehlenden Anfangszeile genannt. Der
Köm'g tritt für Ambroa ein. Als dessen Partnerinnen kennen wir
nur Balteira und Marinha.
IL Ultramar-Lieder: CV 1004* von D. GonçaT Eannes
do Vinhal; 1067* Pero Gomes Barroso; 1066* Joham Ba-
"veca; 1118 Affons' Eannes do Cotom (vgl. 1116); 1180* Pero
d' Ambroa; 1196*. 1198 1199 ^ Pedr' Amigo; 1018 Joham Soa-
res Coelho; CB 148 Martim Soares. Dazu noch CV 67 von
Alfons X. und die zeitlich und sachlich aus dem bisher erwähnten
Dichterkreis heraustretenden Lieder CV 906 und 907 von Este-
vam da Guarda. Die meisten sind Scherzlieder {Joguetes), Die
mit einem Sternchen bezeichneten beziehen sich auf Ambroa. Im
Folgeoden andre ich die Ordnung aus sachlichen Gründen.
CV 1118. Cotom verspottet drei Jerusalemfahrer, von denen
einer den Namen Paay Rengel führt, weil sie durch Gottes Milde
wd eigne Klugheit einem grofsen Blutbade im heiligen Lande
entronnen sind. Immer und überall sind sie angekonmien, nach-
dem die Gefahr vorüber war: einen Posttag zu spät. Wo? das ist
die Frage. In den angeführten Ortschaften mufs der Witz stecken,
der sonst nirgends zu spüren ist Sie heifsen Alcor, Bland i z,
tamariz, Mormoion, vier Landungsstellen; Josaffas, Ultra-
>Qar, Belleem, ab Sdilachtorte. lieber die letzten drei ist nicht
^ streiten. Sie sind gemeinverständlich. Wohl aber über die
erstgenannten.
Im Glauben, Blandís stehe für Blandís Brandis (afrz. Brandis)
^ sei Brinditi (Brundisium) ^ d. b. der italienische Ilafenplatz,
^ welchem die Jemsalempüger zum gröfsten Teile ihre Fahrt
*te war CS sonst Sitte za behaupten, der Kalif ron Bai^dad ^aldac; sei
Otter den Manren was noter den Christen der Papst. Cf. Cr on. Alf. XI p. 214.
* Da& der VerÛMcr dieser Lieder andenraru, im CV ^^SÍn und lâ03,
^Balteira verfaôlint hat, ward in Ueberûcht I gtvágL Möglich, dais a:;ch
^ Q96 Pero da Ponte asf ôe ab ani die Herrin D'Ambroa^s mspyth.
5 so CAROLINA MICHABUS DB VASCONCBIXOSy
gemeinsam anzutreten pflegten, inde vertus Terram Sanciam comwm»
nittr navigaturt vermutete und suchte ich, etwas verwundert über
die Kenntnisse des gallizischen Spielmanns, ^ auch in den übrigen
Namen weitere Hafenplätze des Mittelmeers, welche von Orient-
flotten nachweislich berührt worden sind, und befragte zu diesem
Zwecke alte Chronisten und Geographen, freundlichst unterstützt
von einer Berliner Gelehrten^ und dem gründlichsten europäischen
Kenner der Krenzzüge.
In dem durch den Reim (auf senhâr matar) gesicherten Mor
läfst sich das von Herrn Prof. Dr. R. Röhricht vorgeschlagene Alghôr
oder Gor, wie die Chronisten und Araber das ganze tiefe Jordan-
thal benennen, unter keinen Umständen erkennen, da es kein
Hafenplatz ist. Eher noch das afrikanische Alcol oder Alcolh
zwischen Bugia und Bona, woselbst z. B. Peter III. von Aragon
im J. 1282 landete, bevor er zum Angriff auf Sizilien schritt Doch
hatte es für die eigentlichen Kreuzfahrer geringe Bedeutung.
Tamariz (in der Vorlage Tamaris) erinnert zwar an Tamyras,
den Dahr^d'Damur, der durch Volksetymologie zum flumen amrts
in den Pilgerberichten des 12. und 13. Jhs. geworden war. Aber
doch sehr obenhin, da der Accent ein andrer ist. Auch war
Tafivçaç gleichfalls kein Hafenplatz, wo Schiffe hätten anlegten
können.
Für Mormoion sind nicht einmal solche phantasievolle Identi-
fizierungen auf den blofsen Gleichklang hin möglich.
Als Prof. Röhricht dann meine negativen Resultate bestätigte,
hinzufügend, dafs in Josaphat (Jotapatd) und zu Bethlehem über-
haupt keine Schlachten stattgefunden haben, gab ich meinen Ge-
danken eine ganz andre Richtung. Den Notbehelf verschmähend,
die Namen seien arg verschrieben oder gar erfunden, unternahm
ich es zu ergründen, ob Spott und Scherz gerade darin zu finden
sei, dafs die Stationen der angeblichen Orientfahrt auf heimatlichem
Boden, in nächster Nähe, situiert und jedem Hörer wohlbekannt
waren. Dafs die angeblichen Siege in lächerlich vaguer Weise nach
Clini mar y an so weltbekannte Stätten wie Josaphat und Bät^^
verlegt wurden, würde damit im Einklang stehen. Die Pilg^'
* In einer Tenzone, in der Co torn sich seines Wertes als KriegsmaaH
rühmt, ruft ihm der friedlich jjesinnte Pero da Ponte etwas zu, das vMicor»^
Uon (CV 550) endet. Dafs wir dabei an Richard Löwenherz und den dritte^*
Kreuzzug (1190) zu denken haben, ist höchst unwahrscheinlich. Wenig»i«o*
nur in dem Sinne, dafs der Name des Helden sprichwöitlich geworden war un«
von Da Ponte spöttisch auf Cotoni angewendet wurde. Vgl. CA Biogr. XXXV-
* Fräulein Bertha von der I-age, Verfasserin musterhafter Studien «¿^^
die Genesius' Legende (Berlin 1898 und 1899). Vgl. Romania XXVIII, i5°
und 646.
' Noch viel weniger Cairo, wie Braga angegeben hatte {Cane. Vat, Rf^t.
p. XLIII), oder gar das jedem Hispanier vertraute Algharb Algarve.
* Es steht im Reime zu diz und Blandiz. Diz ist unabänderHch. I"^
Hinblick auf die absolute Reinheit der Reime im Cane, und auch weil span.
Ortschaften häufiger auf -iz als auf -Is ausgehen, muiis man Tamaris setzen.
r
RANDGLOSSEN ZUU ALTPORT. LIROERBDCH.
55»
batten eben geflunkert, und schwächlich geflunkert, gleichwie
Soeir' Eannes, auf den einer der Zeitgenossen des Cotom ein
Lied gemünzt bat (s. u. GB 143); und der Partner der Balteira,
Pero d'Ambroa, von dessen Lügenmärchen verschiedene Trouba-
dours ÏU eTEählen wufslen (CV 1066. 1057. U80. 1195. 1199). Sie
alle waren ruhig im Lande geblieben, in irgend einem Winkel
versleckt (woraus nicht mit Notwendigkeit folgt, dafs sie sich auch
redlich genährt hätten); oder sie hatten eine kleine Landreise
unternommen.'
Und da (inde icb denn auch wirklieb Alcor, Mormojon sowie
Tamariz. — Blanda allein babe icb bis jetzt nicht entdeckt.* Alcor,
früher Vill-Alba dt Alear, heute 5. Cecilia de Alear, liegt unweit von
Falencia, und Mormojon {Torre de M.) ebenda: beide in alten
Zeiten bedeutender als heute.^ Auch ein Tamariz giebt es in nur
mäfsiger Entfernung, in den berühmten Tierras dt Campos*
Warum diese Wahl? Cotom war ein Gallizicr und residierte
am Hofe des kastüischen Monarchen, dem er übrigens auch als
lidador ins F<?ldlager folgte.* Falencia war daher oftmals sein
AufcnthaltsorL Er selber sagt ausdrücklich:
As misa joreada« vedes quaes son,
e meus amigos, me I ed' i femeaça:
de CastH a Burgos, e end' a Palença,
e de Pa!eD;a sair-mi a Carrion,
e end' a Casijo etc'
Aufserdem klingen die gewählten Namen an Orientaliachea an.
Dafs sie alle durchaus binnenländische Ortschaften sind, sollte
vielleicht zur Erböbung des Humors beitragen?
Die Zeit, wo Cotom eu Falencia auf der Bank der Spoiler
gesessen haben kann, ist, wie gesagt, die Ferdinands des Heiligen.
Kaum noch die allererste Regierungsziiit dt-s Nachfolgers: sein
dichterischer Nacblafs ging, ais der unweise Gelehrte noch profane
i»?
Enig Abiandit. — Nut Brandarii — laL Branderilium (Es/>.
Sagr. XX, 6l) — (Pontevedra und CoruSa). Das gäbe emen präcbligen Reim
lu Tamarii. Es wäre bei der Abscbcift für Caiacci die Abbreviatur (Sr ar
ausgernllen; Branit-à. Auch würde es ins Versmab passen, TalU wir die nielli
unbedingt notwendige Piäp. a streichen und lesen: De como non miraren
Srandarit (statt ablandií). — Mit dem Gedanken, Ilice bandle es sich um
den Hafenplati Brunditium. und die hispanischen Pilger seien bii dorthin
f^elangt. kann ich mich nicht befreunden. Er pafst weder zu meiner Auf-
fasBunc, noch (mit seinem RaA-s] in den Reim.
' AlcÔT wurde z. B. 1117 im Kampfe des Grafen Alvaro gegen Hein-
rich I. von Alfonsa Telles verleidigt. Rod. Toi. IX e. 3. — Mormajon spielt
in den Romanzen vom Grafen Feman Gonzalez eine Rolle. S. Wolf-Pelayo
No. 17: Btun Cende Feman Gomalei.
* Andre gleichnamige Stidtchen bei Valladolid und in Galliiien (CoruBa).
» CTMÖ.
• Ib.6G0.
k
552 CAROtlNA SnCHAEOS DE VASC0NCELL05,
Lieder verfarsle, in die Hand des Pero da Ponte über, der schon
vorher die Höhe seiner litterarischen Laufbahn erreicht hatte
(1236 — 1252).' Noch anter Ferdinand können aber sowohl die
Sevillastreiter Vinhal und Barroso, als auch die vom Tartaren-
einfall redenden und Joäo Femaodes verlachenden Troubadours
Coelho und Martim Scares, sowie Pedr' Amigo, Baveca,
d'Ambroa, Soeir' Eannes sich wohl zu Palencia. oiit Colom
und Da Ponte getroffen haben.
CV 1013. Der ebengenannte Joflo Femandes ist eine viel ver-
lachte Persönlichkeit, wegen schlechten Wuchses (als corettnda) and
mauren ähnlichen Aussehens, vielleicht wirklich als Sprosse eino
Mischehe. Unter andera auch von Cotoni (CV U49) und Mart
Scares (CV B75. 978) und dem viel gewanderten portugiesischen
Joäo Soares Coelho. Die Tartareo haben Europa in Schrecken,
gesetzt; selbst der Maure greift zum Kreuz: Johan Ftmanda a
mouro cruzado^ Wahrscheinlich in dem, gleich nach dem Falle
Jerusalems, geplanten und vorbereiteten Zuge Ludwigs voti Frank-
reich, der audi im Südwesten einigen Wiederhall fand. Benutite
doch der portugiesische Thronforderer Alfons IlL diese Gelegen-
heit, um sich von Boulogne über Paris unauffällig nach Lissabon
einzuschiffen — nachdem er sich durch päpsdiche Bulle zur Teil-
nahme am KreuKZuge und dann zur Bekämpfung des Islam in
Spanien, unter gleichen Indulgenzen wie die Orienlfahrer, hatte
auffordern lassen — um schliefslich Bürgerkrieg im eignen Lande
zu entfachen und dem Bruder Krone und Land abzunehmen.'
CVUG8. Pedr' Amigo spottet des Pero d'Ambroa, weil der-
selbe mit Joham Baveca eine Tenzone gedichtet hat, dabei aber
nicht regelrecht hei der Stange {raion) geblieben ist. Der Streit
drehte sich um das heilige Land, mit dem beide gut Bescheid xa
wissen behauptet haben, und ferner um den Grofs-Khan. Ans
dem Wonlaut gi-ht nicht deutlich hervor, ob es sich um zwei oder
drei verschiedene Streilgedichle handelt, oder, wie der Haupt-
gedanke wahrscheinlich macht, nur um eines. Das Lied CB 1B74
kann nicht gemeint sein. Auih CV 1066, von dem nur eine
Strophe Baveca's übrig ist , sieht nicht wie ein Tenzonen fragment
aus. Mit Baveca hatte Pedr' Amigo übrigens ein stilgerechtes
Partimen verfafst (CV 836). Fr dichtete noch 1274 (CB 15Ö0).
Der Hinweis auf den Grofs-Khan kann die Ereignisse von
aber auch die von 1266 — 6g betreffen,
CV 1066, In der soeben erwähnten Strophe wird Ambroa voa^
Baveca beschuldigt, auf seiner angebUchen Wallfahrt nach
Jordanflusse in Montpellier sitzen geblieben zu sein. Auf einer'
' Vel. Here, in, 391.
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. tlEOERBCCH.
553
andern Romaria soll der offenbar zu weiten SpielroannsreUen wenig
angelegle Genosse blofs bis zum Puy de Roland gekommen sein.'
CV IIBS. Hier verlacht der Verfasser der 1198. Cantiga de
tscarnho, und zwar zu Burgos, die von Baveca gerügten Auf-
schneidereien des falschen Palmtiro. Es heifst abermals, Ambroa
habe ruhig in Montpellier Standquartier gehalten, so viele Zeit,
als ein Pilger zur Jera sal emfahrt zu brauchen pñegt. Die Anfangs-
zeile lautet bei Monaci und Braga: Qutn mi-ora quistsst crtiidr.
Ich schlage vor, qutn durch se zu ersetzen und in quistsse i. Sg.
zu suchen: „Wenn ich das Kreuzzeichen anlegen wollte".
CV 1199. Vorgebend, er glaube an Ambroa's Behauptungen,
höhnt Pedr' Amigo, indem er noch einmal dasselbe Thema an-
schlägt, und zwar einer Soldadeira gegenüber: Ambroa beschuldige
dieselbe, d, h. die uns bekannte Marinha, die Märe verbreitet zu
haben, er sei gar nicht in Ultramar gewesen, Sie solle sich vor
ihm hüten. Zweierlei sei bezeugt: dafs er in foca dt uta das
- Kreuz genommen habe — filhou a cruz pera Jerusalem; und
zweitens dafs er müde und matt wie ein echter Pilgrim heim-
gekehrt sei — come romeu que ven cansado. — Aus dem ange-
gebenen Ortsnamen weifs ich leider nichts zu machen. Für das
portug. Sacavcm kenne ich die archaische Vorform nicht. Auch
lieg! es viel zu abseits von dem Wege, auf den die Liedergnippe
uns weist. An Zocodover ist nicht zu denken, da der Reim in
-én gesichert ist Ob etwa (oea de geen der Marktplatz von jaén
ist? Die Zeile würde Zweisilbigkeit des Namens vertragen:
Peto d'Anibtii(a) en coca de Gecb.
CV 1130. Es ist Ambroa's Antwort auf Pedr' Amigo's Necke-
reien, Offenbar erst nach einer .Spanne Zeil. F.r gedenkt des
Spottes des andern auf ihn quando vin d' Cllramar, hall also
seine Aussagen über die Jerusalemfahrt aufrecht. Dann erinnert
er an eigne ältere Spottverse über den Kameraden, als dieser sich
einmal in frommer Anwandlung in eine Einsiedelei zurückgezogen
hatte (CV Ua8). Nachdem er zuerst gedroht hat, lenkl er be-
gütigend ein. Auf diese Weise schlug er vielleicht noch zwei
andre Angreifer aus dem Felde, die zu hoch standen, als dafs er
ihnen direkt entgegen treten konnte. Ich meine die Sevillastreiter
und Günstlinge Alfons' X,: D. Gonial' Eannes do Vinhal und
Pero Gomes Barroso,
CV1004. Der erste der beiden, über dessen datierbare Ge-
dichte aus dem Jahre 1259 ich anderwürts Rechenschaft abgelegt
hal>e,^ scherzt, unter Bezugnahme auf CV 1066. 1189. 1198. 1195
und ähnliche verlorene Stücke, indem er sagt:
Pero d'Ambroa, lempr(e) oï cantir
qae DUDca vos indaates sobre mar.
554 CAROUNA MICHAEUS DE VASCONCELLOS,
Auch seine Furchtlosigkeit auf dem Meere sei eine vielbesaDgene
Sache. Gröblich schmähend fügt er dann hinzu: ein MeemngeCùm
(cafan ^ Hausen, oder Scheeren- und Stachel-Hummer =
lobagunlo) müsse soin Vater gewesen sein.'
CV 1057. Der zweite sagt kurzweg: „Ich meioerseits habe
Euch nichts von Uebennt-er noch von Acre vorgesungen, aus dem
höchst einfachen Grunde, weil Ihr niemals dort gewesen seid:
que nunca vos passastes alèni-mBr.
CB 143 (= CA 886). Gleiche, berechtigte oder verleumde*
rische Vorwürfe, wie man sie am kastilischen Hofe gegen Pero d'Am-
broa erhob, wurden auch gegen den Ritler Sueir' Eannes geschleu-
dert, anscheinend in Portugal, jedenfalls von Portugiesen. Und
ZiTar von Martim Scares, der um 1241 als Bekrittler des Mauren
Joäo Fernandes (s. oben) und ungefähr um dieselbe Zeil oder
früher als Ankläger des Ruy Gomes de Briteiros (CB 144 =
CA S98),î so\ne im Verkehr mit Cotom (CV 966) auftrilt. Um
seiner Beïichungen zu den Brüdern Pero Velho und Paay Soaie=
de Taveiroos willen haben wir ihn zur den ältesten vor-alfonsi-
nischen Troubadours zu schlagen, von denen Lieder überliefert sind
Eingedenk des Sprichworts: Wenn einer eine Reise thnt,
BO kann er was erzählen, auf portugiesisch: De longos vías.
longos mentiras, das ein andrer zum Ausgangspunkt einiger Spoit-
verse gemacht hat (CV 979), schilt er den Soeir' Eannes einen
Aufschneider, 3 Eine Reihe geographischer Namen, diesmal aus Por-
tugal, Spanien, Südfrankreich und von jensi.-its des Meeres, werden
in buntem Gemisch so durcheinander gerüttelt, dafs ein völlig
sinnloses Itinerario entsieht. Zu Santarem am Tejo, Loulé im Al-
garve, Coirà (^ Coria) und Galisteu im span, Estremadura, Mar-
seille, Rocamador, Acre kommen noch drei schwer zu bestimmende
Ortschaften.* Die nach Spanien versetzten Türken des Kaisers
und der vom Sultan dem christlichen Pilger erteilte AblaTs {pírdon)
vervollständigen das Quiproquo. Wer unter dem Kaiser Atfons X.
suchen und das Gedicht daraufhin zwischen 1257 und 75 selten
wollte, könnte sich daher irren. Sicher scheint die Identität des
CavülUiro-chtifador Soeir' Eannes mil dem gleichnamigen CavalUira-
' Das Erste Wort ist, nach Ausweis der Wörterbücher, ooch beute ein
rohes Schimpfwort — Als aUunha kommt n trolidem, oder gerade damm,
auch vor, und zwar fur den h och udì i gun Valet der D. María Ayres de For- '
nelk». P. M. M.: Script. 17Ú.
• Vgl. Randglesst XVII.
> Zu chu/adar chufa chufar vgl. CV 108S. 1195. 1106. 1154.
' Ein BelTurado liegt bei Leiría; ein berühmteres (such Bilfurado j^-
schiiebcQ, I. B. Cren. Ar«. /T Kap. XIV) bei Burgos ; heute BcloratJo, früher
Torre de Belfotado, lat. Turris biUi feraminis. — Rod. Toi. IX Kap. 8. —
Nogueirol kann das portug, Nogueiró (Minho) oder das gallicische Nogueí-
roa »ein. — Aus den Buchstaben fam ror Its weifs ich nichts heraoiicbtcn.
Momperler nnd Momorjon fallen mir wieder ein, doch ohne Nullen,
Einee ösiücben Miltelmeerbafen darin zu lochen — uro Sinn in den Unsiim
ED bringen — wfire ein überBassiges Beginnen.
I
r
I
I
I
RAKDOLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 555
troDador, der von Verschiedenen aus dem Kreise der BaUeira-
Schmäher ah untauglicher Poet verlacht worden war. Da Pero da
Ponte, Colom und Martim Soares darunter sind, d. h. lauter alte
Poeten, ist es, auch von diesem Punkte aus betrachtet, wahr-
scheinlich, dafs die Beziehungen Alfons' X. zu Maria Perez ganz
in den Anfang seiner Regierung, oder in seme Infantenzeit fallen.'
Das sind die durchweg seichten Reimereien, die sich millel-
bar oder unmittelbar auf Kreuzzüge und fromme Orientfahrten
beziehen. Andre giebt es nicht Auch nicht auf den Kampf
gegen die Andersgläubigen in der Halbinsel, wenn wir die Lob-
lieder Da Ponte's auf den Eroberer von Sevilla, den von Valencia,
sowie Teil' AfTonso und Lopo Diaz, abziehen. Kein frommes Dank-
gebel. Kein Aufgebot. Kein enthusiastischer Schlachtgesang. Keine
Siegerhymne. Kein Lobspruch. Keine Itraftvolle Rüge. Keine Spur
überhaupt von jenem kriegerischen Riltersinn, der den schönsten
Abschnitt des Mittelalters bezeichnet; kein Anklang an die lange
Reihe markiger und gefälliger provenzalischer KreuxÜeder, die ein
Jahrhundert hindurch (von I187 bis 1270) nicht ohne Einilufs auf
jene Weltbewegung erschallten.
Nur lockre und anrüchige Schmählieder oder unschuldige
Scherzchen, Dabei aber stets eine Fülle von Anspielungen auf
Thatsächliches — jenes Streben nach Wahrem, Wirklichem, Natür-
lichem, nach photographisch treuer Nachbildung, das der ganzen
portugiesischen Litteratur bis in ihr Meisterwerk hinein das Gepräge
giebt Wären nicht die Wald- und Wiesenduft atmenden, in ihter
Schlichtheit so ansprechenden Tanz- und SangesM'eiscn der gallizisch-
portugiesischen Mädchen lieder — es fände sich kaum Jemand, der
die Beschädigung mit dieser Troubadour-Dichtung nicht auf halbem
Wege ermüdet liegen liefse.
Als vervollständigende Illustration füge ich der Liederauslese
die wenigen auf Palästina bezüglichen Stellen aus den Adelsbüchem
hinzu, die ich mir angemerkt habe. Sie betreffen Büfser, was
nicht sagen will, dafs diese nicht auch das Schwert geschwungen
hätten. Der erste in der portugiesischen Geschichte, der zur Sühne
schwerer Schuld das Kri:uz ergritf, ist Fernán Peres, der Graf von
■ In CT 983 wird im Ocicnt ein Meister gesucht, der Tiir einen Feraun
Diaz ein kansüicbes Auge heiiustellen verslünde. No. 806. 807 anil 1087
beziehen sieb, dem Anschein nach, auf einen Handelsmann, wozu ich bemerke,
dab mit der LEvante (oder mit Flundern) 11aadei&|>eschäite betreibende portu.
gicbische Kautherren ipso facta Rillerrechle hallen. Vgl. Here. IV 31S. —
¡r alim-mar wird in den belreffrnden Schríltstücken mit transmarinare
«riedergegebeo. In No. 1116 ist von einem Aiit in der Tracht von Mont-
pellier die Rede, dessen Duklothut als capello d" Ultramar bezeichnet wird.
Wo sonst noch aUn und a^uén vorkommt (wie z. B. CV 334. 318. 807.
868. 1141}, bezieht sich letzteres auf den AurenlhaluoTt des Kedendea und
aof die Fremde im Allgemeineit,
L
55» CASOUMA WCHAEUS DC
Trava und Trattátnar — 0 mílhor hörnern ^ Etfnim fmt rT*f '
feiu — was man mit allermächtigst in obóaeta ~
Vcrbindong mit D. Theresa, der Wittwe Hemii^i
Ut bckanitU Im Kampfe g^gcn Afioiuo Hennqnea 1128 bei Val
Vm uiiltrlcgen, mufsl»? er Porloga! für '
in furniltniia peccalorum, tenie conlrictu et kumäiaU ttfirü»
JcTUiialcin.' Was aber seine Thaten dort, bei eïiraigef Ti
aro zweiten Krcuzmg, vt-rlautel, ist mir unbekannt.
Das KloKtcr, dessen Schutiempfohtene die Krenctrâgeriii BaK
teira war, dankt übrigens seine Kntslehung mittelbar dieseni ^alli-
xÍHclien Magnaten. Romanhaft wird berichtet, er habe die Kön^ia
noincm Bruder D. Bermudo Pires Podestade abspenstig gemadit,
worauf dieser sich mit der leiblichen Tochter der Königin (Tberesa
Menriciiies) vermählte — eine als blutschänderisch betracjitete Ver-
bindung, die er durch iiründung des Klosters Sobrado sôbnte.-
Den Don üoni,alo Mendos de Sousa, einen entarteten Enkel
düs guten (¡rafen D. Mendo, trieb eine schlimmere Cewalttbat an
d(T eigenen Schwester — auf die ich in Rundgiosse XVI Bezog in
iinlimi'U habe — noch in den wirren und wilden Tagen des Sancho
Capello zur Bufsfahrt.* In seiner Begleitung befanden sich ein
gcwinNcr Fcmam Lopes, der Brudetsohn der in CA 142 nnd 143*
gefeierton Guiomar Aflbnso Gata, und D, Concaio Gomes de Bii-
toiros, drr Unider des ehrgeizigen Ruy, der seinerseits für Frauen-
ruub (ienugtlmung zu geben halte. Kr ward äbdgens w.ährend
der Knhrl im Schiffe erschlagen,^
D. Aflbnso de Portugal, der Grofsmeister der Hospitaliier, von
dem in Randglotu 11 die Rede war, und der Grofsprior desselben
Ordens I), Frei Alvaro Gonçalves de Pereira, der Vater des Nunal-
vares (ijlî).' der von Rhodos aus Türken und Syrer bekämpfte,
geliiVren itiditfkt auch hierher. Bei allen übrigen hat aUm-mar
dio Bedcutund Nunl-Afrika.^
\s bleibt wahr, tlafs in den Zeiten der Rteonquista, selbst von
den miftwrgnügten Ricv>shom(^ sidi nur der eine und der andre
luicti Jerusalem hin verirrte.'*
' P. M. II.: Setifl. VA ■>«<> 3**'
fiflM t*n» Vmr*m*r. Ct H«c. _
• Ib. 3»; Ä/»' '** A—*/^/^
kuwtBifl ibrt d«. Ktaw. !■ ■!•• B-«»*^ _ „_. .
ud Gm» BsrrM h. -ein« //..'*"* W- ,*Ä«-«ir-i*
I ''' ;''■ ■ t '■..<■.,»», lon dun es ip. ;<>;) Ueitst: aaltnt-tnar foy
^fl). 1 , ,</,ri)i>r(f' ■•••7 *M ''<>''': beim lofuiten D. Jdsd,
ftlfl^i' .. ri'ii>lcr (p. 111): «<"■ bei dcasCD Bumetträgei
r
RANDGLOSSEN ZUM ALTPÙKT. UEDBRBUCH. 557
Noch eiomal das Ergebnis meiner Untersuchung: die gallizisch-
portugiesischeu Ultramar- Lieder lassen sich keineswegs insgesamt
auf die Ereignisse von 1269 (bzw. 1266 — 1270) beziehen. Mehrere
entstanden wenn nicht vor 1236 (wie CV 1U8), doch bald nach
1241; vielleicht bei der nach dem Falle von Jerusalem entstandüuen
Kreuzzugsbewegung (CV 1018). Für Ballcira sieht das Datum 1257
als Abschlufs ihrer Laufbahn im Hof- und Feldlager der kaslilischen
Monarchen fest; 1246 (Jacii) als Zeit ihrer Erfolge ebenda. —
Dadurch werden auch für ihren Kumpan Pero d'Ambroa die gleichen
Zeilbestimm ungen die wahrsch ein lieberen.' Eher als um einen der
sieben oder acht Hauptkreuzzüge handelt es sicli bei ihrer vielleìclit
nur geplanten Fahrt um eine der kleineren Unternehmungen Al-
fons' X.; wahrscheinlich jedoch um einen der ungezählten Pilger-
züge des 13. Jh., die ja, da Jerusalem das vermutliche Ziel ist,
auch nicht ohne Kriegsnot und -gefahr zu denken sind.
Ist das richtig, so dichtete Alfons der Weise sein Balteira-
Lied als Infant, und nicht als König — eine nicht unwichtige
Kntschcidung, die ich jedoch hier noch keineswegs als gesichert
anzusehen bitte.'
Anhang.
(46.) Pedr' Amigo.
CVU97.
Maria Bai U ira qac se quería
ir ja d' aqui vco-me prejuntar
se salila ja-ijue d' agayraria,
Ca non podia mais aqai andar
5 E disi -Ih' cu logu'entoD; „Quant' eu «ey:
Maria Perei, eu vo'-ìo ditey."
£ diss' eia logu* i que mi-o gracia.
E dix' eu: ,.poÌs vus ides vossa via
¿a quEB IcUades o Voss' escolar?
IO ou vosso nìWì e vüssa companbiaP"
„Di^b' eia por éa vus maud' eu calar
qne vejadas nos aguiros que eì
IJ E diii Ih' cu: „¿Cada que vus deilades
que esturmftdoï soedcs d'aver?"
E diss' eia: „Duus ci; beu-o sabiides
e un ei quando [me] guero mover;
' Der von I..0IIÌS aufgeslcllte Sati; tu/li i componimenti che volgvna
in/orno ad una di guelfe villime della maledìcintit poetica dMona reitrin-
geni in/arno ai/a sleisa dala, aßrossimalivamenle ñndet bier, doch natöilidi
nichl auf alle Uluamar-Lieder, ihre Anwendung.
' VbI. CA Kap. VI Biogr. XXXV.
558 CAROLINA mCSAlUS DB
maif eite noe mÌ ea bti dqwrtli;*
20 E dix' ea: „Com doot bea poded— fr;
mais im manda lol qoa [n«]
E cUzi-lh' ea: ^.Pob agvbo oitodw^
das aves tos ar conven a nber
TOS que tan longa caneira fflhadfu.*
2$ Diss" eia: »»Eaao tos qoci* ea diaer
Ei feiynellia sempr* ao lair*''
E dixi*Ui' en: ^fiem podedes vos ir
con fèrìvelha; meis nanea tonadea.**
2 ueoitu — i da guytariu — 9 afa? kùmâes «m m/stsdMrn — io <9
pankSa — 13 corner — 17 li^ — 20^ilf»tf /arfffräaifar Mr — 26/^17^
neika — 28 ftri uelka.
Es bleibt nnentschieden, wie der valuiaferiaclie Vo^ liei6t oad sa
welche Gattung wir su denkea babea. CÊrmMm würde beide Male doi Vos
um eine Silbe su Irarx madiea mid kiie Aeaderaagea enchdachcn: la Z.26
etwa semßr\f]; in Z.2S: «mix nwtem [vm] i9rmmdts,
(47.) Fernem Velho.
GB160A.
Marim /Vr«i te mamfrrtna
[e]n ootTO dia, ca por pesa dor
se sentin e \o¿ a Nostro Seahor
prometea polo asal ea qee aadoa
S que tevesa* aa derig* a aea poder
polos pecados qne Ud bi &Kr
o demo con que x* eia sempc* aadoa.
Mienfestou-se, ca dit que s* acboa
pecador muìt\ e por én rogador
IO toi log' a deus; ea teve por melhor
de guardar a el ca o que agaardoa;
a mentre vìva dìi que quer teer
un clerico con que se defender
{vossjt do demo que sempre gaaidoa.
In H pois quo qne ben seus pecados catoa
de sa moii>j our' da gran pSTor
e d' c&molnar cut* eia ^an sabor;
e loguVuion un clérigo ñlboa
e deu • Ih' a c^ma en que sol jater
^o e di: «^ae o terrà mentre TÌTer\
ce csia e que o por I>eus ñlboa.
K pois qse ** cïîe pràio cMueçoa
asir elf* a:r.Sot5 os'** grand* aawr:
'«.vm* osvY* 5-es:pr'aV òeoM» auior
■>%
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 559
mais pois que viu o clérigo caer
antr' eles ambos, ouv' i a perder
o demo desque s' eia confessou.
2 Neutro dia — 4 pormeteu — endou — 12 teer — 16 Dessa mor
touuela grä pauor — 18 ctigo — 20 tetra — 21 E esta farà todo p di
fi/hou — 22 começon — 23 Antrela senpro d, m. — 25 derigo
(48.) Vasco Perez Pardal und Pedr* Amigo.
CB1509.
Pedr* Amigo, quero de vos saber
üa cousa que vus ora direi.
E[u] venho vus preguntar, porque sei
que saberedes recado dizer,
5 de Balteira que vej' aqui andar
e vejo -Ibi muitos escomungar
^izede: ¿quen Ihi deu end' o poder?
Vaasco Perez, quant' eu aprender
pudi d' esto, ben vo'-lo contarei.
10 Este poder ante tempo del rd
Don Femando ja Ibi virón aver.
Mais non avia poder de soltar,
mais foi pois o patriarca buscar
Fi - d'- Escalbola que Ihi fez fazer.
15 Pedr' Amigo, sei m' eu esto mui ben
que Balteira nunca ome soltou
e vi -Ih' eu muitos que escomungou
que Ihi peitaron grand' algo por én
que os soltass'; e direi -vus eu al:
20 Fi-d'-Escalhola non á poder tal
per que soit' ergo os que por seus ten.
Vaasco Perez, ben de Meca ven
este poder, e poi'- lo outorgou
o patriarca, des i mal levou
25 sobre si quanto se fez en Jaén
e en Eixures u se fez multo mal,
e porén met en escomunhon quai
xi quer meter, e quai quer saca én.
Pedr* Amigo, esto vus creo eu
30 que o poder que Deu en Roma deu
que o Balteira tal de Meca ten.
Vaasco Perez, ach' eu Meca sen
poder e o que Deus en Roma deu
diz Balteira que todo non é ren.
2 Hunha — 5 ueiàq — 12 Wiederholt — 13 Ä« — 18 fey caro —
12 Per ^ sol tergo seo /»* so ^ te — 32 V. P, aceu
56o CAROLINA MICHAELIS DE VASCOMCSLLOS, RANDGLOSSEN.
(49.) Joan Baveca.
cvioee.
Però d'AmbrOa prometea de pran
que fosse romeu de Santa Maria
e acabou assi sa romaria
com' acabou a do fnime Jordan:
5 ca entonce ata Mompylher chegon
e ora per Ronçavales passon
e tomou-se do polo de Roldan.
I promeseu — 2 scä — 5 te monpylier
(50.) Affonso do Cotom.
CV1118.
Paay Rengel e outros dous romeas
de gran ventura, non vistes mayor
guareçeram ora loado a Deus
que non morreron por Nostro Senhor
5 en Uà lide que foy en Josaías:
a lide foy com' oj' e como eras
prenderán eles terra no Alcor.
£ ben -nos quais Deus de morte guardar
Paay Rengel e outros dous enton
IO d' tla lide que foy en Ultramar,
que non chegaran aquela sazon.
E vedes ora por quanto ñcou:
que o dia que s' a lide juntou
prenderán eles port' a Morraoion.
15 De como non entraron a Blandiz
(per que pederán na lide seer)
ca os quis Deus de morte guarecer
per com' agora Paay Rengel diz.
E guareceron de morte por en
20 que quand* a lide foy en Bclcen
aportaron eles en Tamariz.
3 guareçara — 8 jE* ben uos — 9 ptny — 10 Decorno — \'¡ '^^
18 pae rre¿'^l — 20 em reìlem — 21 tamaris.
Carolina Michaelis de Vasconcellos.
FejoratÌTe BedeutmigBentwìckluiig im Französisclien.
Mit Berücksichligung allgemeiner Fragen der
Semasiologie.
ERSTER TEIL.
Einleitung.
I. Bibliographie.
I. Wörterbücher. Aufser den bekannten grôfsern Wörler-
büchern (Du Gange, Diez, La Curne de Sainte-Palaye,
Godefroy, Körting, Littré, Sachs- VÜlatte, Halzfeld Dar-
mesteter & Thomas (dtiert als Diet. gén. = Dictionnaire général)
benutzte ich bei der Abfassung der vorliegenden Arbeit besonders:
Christian Wilhelm Kritïinger, Neues französisch- deutsches
Sprich Wörterbuch. Leipzig und liudissin 1743. (Sehr reich-
haltig für die derbe Volkssprache und ObscÖnes.)
Ch,-L. Livet, Lexique de la langue de Molière, comparée à
celle des écrivains de son temps, 3 Bände. Paris 1895 — 1897.
Villatte, Parisismen. 5. Auflage. Berlin 1899.
Weitere gelegentlich herbeigezogene Wörterbücher und andere
philologische Hülfsmittel werden an ihrer Stelle genannt werden.
Meine Bdspielsammlung entstammt zum gröfsten Teile dem
ausgezeichneten Wörterbuche von Ilatzfeld Darmesteler & Thomas.
Dasselbe eignet sich durch seine Bedeulungsklassifikationen gana
besonders als Ausgangspunkt semasiologischer Untersuchungen. Ich
habe es systematisch durchgesehen und alle mir auffallenden Bei-
spiele pejorativer Bedeutungsuntwieklung notiert. Manche ent-
stammen der Lektüre, andere mündlicher Quelle und eine nicht
unbedeutende Anzahl (vor allem die meisten Paral lei beispie le aus
andern Sprachen) der Verarbeitung si?masio logisch er Lilteratur. In
letzterem Falle ¡st die Quelle angegeben, sobald es sich um aus-
führlicher besprochene Beispiele oder um ganze Gruppen solcher
handelt. Nur im Allfranzösischen vorkommende Wörter habe ich
nicht prinzipiell ausgeschlossen; es ergab sich aber bei der Zu-
grundelegung des Dictionnaire général von selbst eine mehr nur
gelegentliche Berücksichtigung derselben.
Prinzipiell habe ich dagegen alle diejenigen Beispiele unter-
drückt, die nicht etymologisch gesichert dastehen. Wer in der
Semasiologie auf etymologisch unsicherer Basis baut, fälscht seine
Ztiuctu. C IDD. PiúL XXV. 16
564 K. JABSRGy
1885. Wegener, Ph., Untersuchungen über die Grundfragen des
Sprachiebens. Halle 1885.
(1886. Paul, Prinzipien. 2. Auflage. Halle 1886.)
1886. Darmesteter, Arsène, La vie des mots. Paris 1886. (Ich
benutzte die 5. unverändert abgedruckte Auflage von 1892.)
1887. G. Paris, Ausführliche Besprechung des Werkes von Danne*
steter im Journal des Savants 1887 S. 65 — 77, 149—158,
241 — 249.
1887. M. Bréal, Besprechung desselben Werkes in der Revae
des deux mondes 1887, Bd. 82, S. 187 fí. unter dem Titti
„L^histoire des mots". (In etwas gekürzter Form wieder ab-
gedruckt in Sémantique S. 305 — 339.)
1888. Hecht, Max, Griechische Bedeutungslehre, eine Aufgabe
der klassischen Philologie. Leipzig 1888.
Vgl. dazu Jahrb. f. Phil. u. Päd. 1888 2. AbUg. Anhang
1 — 13 als Erwiderung auf eine Kritik von Zacher.
Vgl. Heys Kritik, Semas. Studien S. 98 — 193 (1892).
1890. Heer de gen, F., Lateinische Semasiologie. Berlin, (ÍNry
1 890. IL Bd. der Neuausgabe von Reisigs Vorlesungen durch
Hagen, Heerdegen, Schmalz und Landgraf. S. 39— 154 ist
ganz neu und trägt den Titel: Grundzûge der lateinischen
Bedeutungslehre. (Von mir citiert als Heerd. Grdz.)
1890. Franz, Gerh., Ueber den Bedeutungswandel lateinischer
Wörter im Französischen. Progr. d. Wettiner Gymn. Dres-
den 1890.
1891. v. d. Gabelentz, Georg, Die Sprachwissenschaft, ihre Auf-
gaben, Methoden und bisherigen Ergebnisse. Leipzig 1891«
Vgl. besonders S. 40 ff., 189 ff., 221 ff., 319 ff.
1892. Hey, Oskar, Semasio logische Studien. (Fleckeisens Jahrb.
f. klass. Philo!., Supplementband XVUI S. S3— 212. Vgl. be-
sonders S. 83 — 121: Allgemeiner Teil.)
1893. Schröder, Fr., Zur griechischen Bedeutungslehre. Prog^-
Gebweiler 1893.
1893. Morgenroth, K., Zum Bedeutungswandel im Französisch^^
L (Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt. XV S. 1 — 23.)
1894. Thomas, R., Ueber die Möglichkeiten des Bedeulun¿5=;
wechseis L (Blätter für das Gymnasialschul weson Bd. XS^
S. 705 — 732. Fortsetzg. s. 1896.)
1894. Schmidt, Karl, Die Gründe des Bedeutungswandels. Proj^^
des königl. Realgymnasiums. Berlin 1894.
Vgl. die ausführlichen Besprechungen von Hey, Arcb*^
f. lat. Lexikogr. u. Gramm. IX, 200 — 230, Morgenrot^
Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt XVII, 17 — 27.
1894. Hey, O., Die Semasiologie, Rückblick und Ausblick. Arcl>*
f. lat. Lexikogr. u. Gramm. IX, 193 — 230.
1895. Stöcklein, Johann, Untersuchungen zur Bedeutungsieh i"*
Progr. des Gymnas. Dillingen 1895. (1897 in München ^
Dissertation erschienen.)
PEJORATIVE BEDEUTÜNGSENTWICKLÜNG IM FRANZÖS. 565
1896. Thomas, R., Ueber die Möglichkeiten des Bedeutungs-
wechsels II. (Bl. f d. Gymn.-Sch. XXXII, 1—27).
1897. Bréal, M^ Essai de Sémantique. Paris 1897. (Die bereits
genannten Artikel desselben Verfassers sind in wenig ver-
änderter Form in dieses Buch übergegangen.)
(1898. Paul, H., Prinzipien der Sprachgeschichte. 3. Auflage.
Halle 1898.)
1898. Stöcklein, Joh., Bedeutungswandel der Wörter, seine Ent-
stehung und Entwicklung. Ein Versuch. München, Lin-
dauer 1898.
1900. Morgen roth, K., Zum Bedeutungswandel im Französischen
IL (Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt. XXII, 39 — 55.)
1900. Wundt, W., Völkerpsychologie. Bd. I. Die Sprache. Leip-
zig 1900. 2. Teil S. 420 — 583 (Bedeutungswandel).
1900. Er d mann, Karl Otto, Die Bedeutung des Wortes. Leip-
zig 1900.
3. Spezielle Abhandlungen.
1859 ^* i860. Wackernagel, Deutsche Apellativnamen. (Ger-
mania rv u. V.)
1861. Lazarus, M., Verdichten des Denkens in der Geschichte.
(Ztschr. f. Völkerpsych. u. Spr. II, 54 — 62.)
1866. Tob 1er, L., Aesthetisches und Ethisches im Sprachgebrauch.
(Ztschr. f. Völkerpsych. u. Spr. VI, 385 — 428.)
1872. Sachse, Ueber Wechsel und Wandel der Wortbedeutungen
im Deutschen. (Herrigs Archiv f. d. Studium d. neuem Spr.
u. Litt I, 431 — 462.)
1876. Darm es teter, A., Sur quelques bizarres transformations de
sens dans certains mots. (Revue philosophique II, 1876,
S. 519 — 522. Abgedruckt in Darmesteter, Reliques scienti-
fiques. Paris 1890, II, 88 — 91.)
1889. Müller, Carl, Ueber den Bedeutungswandel der Worte.
(Ztschr. f. d. deutschen Unterricht III, 307 — 332.)
1890. Thomsen, E., Ueber die Bedeutungsentwicklung der Scheide-
wörter des Französischen. Diss. Kiel 1890.
i8q2. Schneider, Engelbert, Semasiologische Beiträge. I. Progr.
des Gymn. Mainz 1892. (Ausdruck der Gefühle.)
1894. Tobi er, A., Verblümter Ausdruck und Wortspiel in alt-
französiscfaer Rede. (Vermischte Beiträge zur französischen
Grammatik II, 192 — 240. Leipzig 1894.)
'894. Stöcklein, J., Zusammenhang zwischen Sprache und Volks-
charakter. (Blätter f. d. Gymn.-Schulwesen XXX, 335 — 356.)
1896. Erdmann, Karl, Vorstellungswert und Gefühlswert der
Worte. (Beilage zur Allg. Zeitung 1896 N'* 222 und 223.
Etwas verändert abgedruckt in dem oben genannten Buche.)
'°99' Bökemann, Walter, Französischer Euphemismus- Diss.
Berlin 1899.
566 K. JABSRO»
1899. Cu er S, H., Bildung und Bedentmigswandel iranzösischer
Infinitive. Progr. Frankfurt 1899, bes. S.XXX— XXXXIL
1900. Munch, Wilhelm, Sprache und Ethik. (Ztschr. f. d deut-
schen Unterricht XIV, 53 — 76.)
Speziell die pejorative Bedeutungsentwicklung behandeln:
1865. Müller, Eduard, Ein pessimistischer Zug in der Entwick-
lung der Wortbedeutungen. (Zur englischen Etymologie.
Coethen 1865 S. 23 — 35.)
1893. Bechstein, Reinhold, Ein pessimistischer Zug in der £nt-
Wickelung der Wortbedeutungen. (Pfeiffers Germania VII,
330—354.)
1898. Nitzsche, Max, Ueber Qualitätsverschlechtenmg französi-
scher Wörter und Redensarten. Diss. Leipzig 1898.
Vgl. die Besprechung von Dittrich, Ztschr. f. frz. Spr. 0.
Litt. XXI, 153—160.
Von den auf der vorigen und auf dieser Seite angeführten
Autoren handeln ausführlicher von der Bedeutungsverschlimmenmg:
L.Tobler, Sachse, C Müller und W. Munch. Man vergleiche
femer Trench S. 73fF., Manno und Littré (Pathologie verbale)
passim, Lehmann S. 40 — 59, Darmesteter (Vie des mots) S. loi
— 103, 105 — 108, Franz S. 17 — 19, Schmidt besonders S. lot
S. 39 flf., Bréal (Sémantique) S. i io flf., Wundt S. 445 — 449 (Wert-
beurteilung) S. 528 — 536 (Gefühlswirkungen beim Bedeutungswandel).
Auch sonst ist die Bedeutungsverschlimmerung häufig bemerkt
worden, und es werden beiläufig da und dort ein paar Beispiele
gegeben. Thukydides III, 82 klagt über die Verkehrung der
sittlichen Begriffe infolge der Schrecken des peloponnesischeQ
Krieges. An ihn anschliefsend wettert J. G. Radi of (Teutschkund-
liehe Forschungen und Erheiterungen für Gebildete. IL Berlin 182Ò
S. 177 — 181 Umkehrung der Begriffe infolge staatischer Umwäl-
zungen) über Verblassung und Verschlimmerung ethischer Begriffe
in dem Deutschen seiner Zeit. Er citiert auch Plato und Saliust
Die aus letzterem angeführte Stelle entstammt Catilina LU (Rede
Gate's). Von älteren Erwähnungen der Bedeutungsverschi immerung
nenne ich noch:
Cicero, De off. I, 37 (hostis) und Epistolae ad fam. IX, 22 (Ob-
scoena).
Aulus Gellius, Noctes Atticae XII, 9.
E. Pasquier, Recherches 1. VIII c. 19.
Leonhard Meister, Bey träge zur Geschichte der teutschcn
Spr. u. Nationallitt. L Tl. London 1777 (auch Heidelberg ijS^^
druckt S. 270 — 272 die Bemerkungen von v. Gemmiiig^^^^
(Briefe nebst andern poetischen und prosaischen Stücken.
Frankfurt u. Leipzig 1753) ab. Ebendort wird auf Schubarts
Teutsche Chronik 3. Jahrg., S. 567 (1776) verwiesen.
Sto seh, Besondere Veränderung der ehemaligen Bedeutung
einiger deutscher Wörter (Berlinische Monatsschrift, hgg- ^'•
Gedike und Biester. Jahrg. 1783, Bd. II S. 85— 92, 184— 19^)'
PEJORATIVE BBDSÜTUNGSENTWICKLÜN6 IM FRANZÖS. 567
Nach obigen Angaben sind die Litteratumachweise von
C Müller, Ztschr. f. d. deutschen Unterricht III, 313 ff. und Dittrich,
Ztschr. f. fr. Spr. n. Xitt XXI, 153 zu präcisieren. Den Namen
Nemeitz (C. Müller S. 313) finde ich weder in dem angegebenen
noch in dem folgenden Jahrg. der Beri. Monatsschrift, v. Gem-
mingen, Schubart, Hillmer (Bemerkungen und Vorschläge zur
Beriditignng der deutschen Sprache 1793), O. Kares (Poesie und
Moral im Sprachschatz. Essen 1882) und der Artikel der Kölner
Zeitung No. 1046 (6. Nov. 1898), die alle von Dittrich a. a. O. S. 153
genannt werden, waren mir nicht zugänglich.
n. Besprechung der neuem semasiologiBchen Litteratur.
Vor drei Jahren erschien Max Ni tz seh es Dissertation über
Qualitätsverschlechterung französischer Wörter und Redensarten.
Es bedarf einer Rechtfertigung, wenn ich nach so kurzem Zwischen-
raum eine Neubearbeitung desselben Themas veröffentliche. Zwei
Gründe bewegen mich dazu : Erstens hatte ich die Sammlung meines
Beispielmaterials zum gröfsten Teil beendet, als Nitzsche^s Disser-
tation erschien. Mein Material ist in manchen Dingen von dem-
jenigen Nitzsche's verschieden. Zweitens weicht meine Betrachtungs-
weise bedeutend von derjenigen meines Vorgängers ab.
Dittrich wirft Nitzsche in seiner Kritik (Ztschr. f. frz. Spr. u.
Litt. XXI, 159) ungenügende Kenntnis der semasiologischen
Litteratur vor. In der That hat sich Nitzsche darauf beschränkt,
die bei Morgenroth, Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt. XV, i ff. angeführten
Werke zu Rate zu ziehen. So sind ihm die tüchtigen Arbeiten
der klassischen Philologie entgangen. Lehmann kennt er nur
durch seine Dissertation. Die im darauffolgenden Jahre erschienene
vollständige Arbeit herbeizuziehen, die er bei Morgenroth citiert
fand, hielt er nicht für notwendig. Infolgedessen blieb ihm der
Abschnitt über die Bedeutungsverschlechterung, einer der besten
in Lehmanns Buch, unbekannt Daher die von Dittrich a. a. O.
S. 154 konstatierten Lücken, daher die Behauptung, eine grupi)en-
weise Anordnung der Beispiele pejorativer Bedeutungsentwicklung
existiere noch nicht
Nitzsche's Nachlässigkeit ist um so mehr zu tadeln, als die
semasiologische Litteratur bis jetzt eine verbal tnismäfsig geringe
Ausdehnung erreicht hat Mit jeder neuen Arbeit ist aber ein
kleiner Fortschritt zu verzeichnen. Deshalb haben für die roma-
nische Philologie auch diejenigen Werke Bedeutung, die nicht
speziell auf ihrem Boden entstanden sind.
Mit der nachfolgenden Besprechung der neuem semasiologi-
schen Litteratur verfolge ich einerseits den Zweck, den Romanisten
auch mit dem auf andern Gebieten Erschienenen bekannt zu machen.^
Andrerseits ist es mir darum zu thun, meinen Vorgängern gegen-
^ Gemäis der Ton Dittrich a. a. O. S. 159 aufgestellten Forderung einer
Centralisation der semasiologischen Forschung.
568 K. JABERO,
Über Stellung zu nehmen. Ich beschränke mich dabei im Wesent-
lichen auf die von Morgenroth a. a. O. nicht erwähnten Arbeiten. —
Man hat sich bei der Betrachtang eines einzelnen Bedeatungs-
wandels folgende Fragen gestellt:
i) Welches ist das logische Verhältnis zwischen der
neuen und der alten Bedeutung?
2) Wie hat sich der Bedeutungswandel vollzogen?
3) Warum ist er eingetreten?
Zur Erläuterung wähle ich ein Wort, dessen neue Bedentang
nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch gedrungen, dessen Ent-
wicklung aber gerade deshalb durchsichtiger ist.
remède „Heilmittel" wird nach Darmesteter, Vie des mots S. 166
(vgl. auch den Diet, gén.) hie und da in der Bedeutung „KljstiV
verwendet. Die Beantwortung der obigen Fragen ergiebt Fol-
gendes :
i) „Heilmittel" ist ein allgemeinerer Begriff als „Klystier".
„Klystier" besitzt einen reichem Vorstellungsinhalt als „Heilmittel".
Die Bedeutungsveränderung besteht also in einer Verengung des
Umfangs mit gleichzeitiger Bereicherung des Inhalts der
Bedeutung.
2) Die Vorstellung „Klystier" tritt ins Bewufstsein und ver-
langt eine Benennung. Da lavement als unpassend erscheint, gilt
es, ein neues Wort zu finden. Mit der Vorstellung „Klystier"
associiert sich wegen der Gemeinsamkeit des Vorstellungselementes
„Heilung" die Vorstellung „Heilmittel". Infolgedessen wird das
mit letzterer associierte Wort {remède) auf erstere übertragen. So-
weit, was den Sprechenden betrifft. In dem Hörenden tritt
zunächst die Vorstellung „Heilmittel" ins Bewufstsein. Die Situation
aber veranlafst ihn, die von dem Sprechenden vollzogene Association
in umgekehrter Richtung zu wiederholen. So gelangt auch er dazu,
das Wort remède mit der Vorstellung „Klystier" zu verbinden.'
Die Bedeutungsveränderung ist die Folge einer bewufsten Ueber-
tragung auf Grund eines Associationsprocesses.
3) „Klystier" hat die ihm zukommende Benennung iovmtnl
nicht erhalten, weil dieses Wort die mit ihm associierte, ästhetisch
unangenehme Vorstellung zu unmittelbar ins Bewufstsein rief. Grund
der Wahl eines neuen W^ortes ist somit das Schamgefühl.
Warum die Association gerade auf remède führte und nicht irgend
einen andern unter den möglichen Wegen einschlug, ist bei dem
vorliegenden Beispiele kaum zu sagen. In andern Fällen mag die
historische Interpretation Auskunft geben.
Je nachdem nun die erste oder die beiden andern der oben
angeführten Fragen im Vordergrunde des Interesses stehen, er-
kennen wir in der semasiologischen Litteratur zwei Betrachtungs-
weisen:
^ Wie die individuell vollzogene Bcdeutimgsveränderung in den a"iî^'
meinen Sprachgebrauch dringt, soll später gezeigt werden.
PEJORATIVE BEDEUTÜNGS ENTWICKLUNG IM FRAN7ÖS. 56g
. Logische Betrachtungsweise.
!. Psychologisch-historische Betrachtungsweise.
Da die Frage nach den dem Bedeutungswandel zu Grunde
liegenden psychologischen (und sprachlichen) Vorgängen eng mit
der Frage nach seinen Gründen zusammenhängt, sind meist beide
gemeinsam behandelt worden. Eine Trennung ist deshalb auch
I fur die nachfolgende Besprechung nicht ratsam.
I. Logische Betrachtungsweise.
Der Hauptvertretet der logischen Betrachtungsweise ist Fer-
dinand Heerdegen, der in seinen „Untersuchungen zur talei-
nischen Semasiologie" mit allem Nachdruck die Semasiologie als
philologisch-historische Disciplin gefordert und ihr im
, Hefte ihre Stelle innerhalb der Grammatik angewiesen hat. S. 47
fafst er seine Resultate folgend e rmafsen zusammen:
Der gesamte grammatische Stoff zerfällt in:
I. Lehre vom Wort für sich oder Wortlehre.
1. Formenlehre des Wortes für sich. d.i. F,tymologie
(worunter auch Laut- und Wortbildungsichre mit inbe-
griffen).
2. Funktionslehre des Wortes für sich — Semasio-
logie.
ü. Lehre vom Wort als Glied des Satzes oder kurzweg
Satzlehre.
1. Formenlehre des Wortes im Salze — Flexionslehre.
2. Funktionslehre des Wortes im Satze — Syntax.
Die Existenz von Uebergängen oder Verbindungen bestreitet
Heerdegen nicht. Man darf der Behauptung zustimmen, dafs dies
an der Wissenschaft! i chk ei t seiner Einteilung nichts ändere.'
Das 2. Heft der Untersuchungen bespricht die allgemeineu
Prinzipien des Bedeutungswandels, das 3. giebt ein lexikalisches
Beispiel.
Die Resultate d« Untersuchungen werden in den „Grund-
zügen der lateinischen Bedeutung lehre" zusammengefafst.
Heerdegeo anerkennt drei Prinzipien des Bedeutungs Wechsels:
I. Determination. (Spezialisienmg, Bedeutungsverengerung.)
II, Translation.^ (Bedeuiungsuhertragnng.)
IIL Substitution. (Bedeutungsvetallgemeiiierung.)
Musterbeispiele:
L Äot/t's Fremder — Feind, 3 Vgl. poisan Trank — Gifttranlt.*
U. fingere bilden (kneten) — dichten.* Vgl. brouiller mischen,
trüben — entzweien.
■ Vgl. dazu auch Grundiüge S.41 ff. (18^).
* Den im 3. Hefte der UotcTEUch ungen (S. 30) eingeführten Aufdruck
AssocialioD verläf^t Heerdegen aus praktischen Gründen.
' Heerdegen, Gnmdïûgc S. 56.
• Wobei ichdie spätere VeralfeemeinerurigGifttr.'iDk^-Giftaurser acht lasse
' HecrdegCD a. a. O. S. 45 und 58.
S70 K. JABBRG»
III. dkere. Die absterbende allgemeine Bedeutung von orare (das
sich von „sprechen" zu „bitten*^ spezialisierte) wird von Hun
aufgenommen, das ursprünglich ein geistiges Zeigen oder
Weisen bedeutete (vgl. griech. ôuxvivaC).^ Vgl nager^ das,
ursprünglich = naviguer, die Bedeutung des verschwindenden
noiur (= natare) übernimmt.^
Die Substitution „darf nicht prinzipiell mit den beiden andern
auf eine Linie gestellt werden; die Geltung, die ihr zukommt, läist
sich nicht als eine regelmäfsige, sondern nur als eine subsidiäre
bezeichnen" (Grdz. S. 93). Sie ist nicht unabhängig, sondern
bedingt durch den Bedeutungswechsel eines andern Wortes. Nor
äufserlich ist sie der Determination entgegengesetzt, indnn sie
vom Speziellen zum Allgemeinen führt; von der Translation unter-
scheidet sie sich dadurch, dafs ein Uebergang in eine andere
Sphäre nicht stattfindet.^ So gelangt Heerdegen dazu, die beiden
ersten Prinzipien als unabhängigen oder freien Bedeutungs-
wandel dem abhängigen oder bedingten Bedeutungswandel
(Substitution) gegenüberzustellen. „Noch ein weiteres, sei es
unabhängiges und selbständiges, sei es subsidiäres Prinzip aufser
den drei genannten glauben wir nicht annehmen zu dürfen" be-
merkt er ausdrücklich S. 95 der Grundzüge.
Die bisher besprochenen Erscheinungen fafst Heerdegen als
realen Bedeutungswandel zusammen und stellt diesen dem
formalen oder modalen Bedeutungswandel* gegenüber, der
nicht die Wurzelbedeutung als solche trifft, „sondern nur die Mo-
dalität, in welcher diese Wurzelbedeutung auftritt", also die Suffixe.
Den formalen Bedeutungswandel weist er der Wortbildungslehre
zu. Ich habe mich in der vorliegenden Arbeit auf den realen
Bedeutungswandel beschrankt, trotzdem mir auch der modale dem
(lebiete der Semasiologie anzugehören scheint.^
IL Paul ^ bedient sich, abgesehen von einigen Andeutungen,
S. 92 ff. wie Heerdegen ausschliefslich der logischen Beürachtungs-
weise. Er unterscheidet:
I. Spezialisierung der Bedeutung durch Verengung des
Umfangs und Bereicherung des Inhalts. LisO Klug-
heit — ruse. Vgl. poison Trank — Gifttrank.
II. Beschränkung auf einen Teil des Vorstellungs-
haltes, die also eine Erweiterung des Umfanges be-
dingt, fertige zur Fahrt bereit — bereit. Vgl. dame Frau
von edler Abkunft — Frau.
» Heerdegen a. a. O. S. 90 ff. Vgl. auch das 3. Heft der UntcrsuchangcD,
Erlangen i88r (Lexikalisches Beispiel).
'^ Darmesteter, Vie des mois S. 137.
3 Zu dieser merkwürdig einseitigen AufTassimg der BedeutungsveraUil^'
meinerung s. unten S. 572.
* Untersuchungen II S. 38 ff. Grundzüge S. 1 1 7 ff.
* Vgl. unten S. 594 ff.
® Prinzipien der Sprachgeschichte* IV. Kap. S. 67 ff.
7 Paul a. a. O. S. 80. » a. a. O. S. 83.
PEJORATIVE BEDSÜTUNGSEMTWICKLÜNG IM FRANZÖS. 57 I
nL Uebertragung anf das räumlich, zeitlich oder kausal
mit dem Grundbegriff Verknüpfte, erschrecken^^ eigent-
lich „aufspringen'^ Vgl. craindre von tremeré.
Heerdegen hatte sich S. 60 fil der Grundzûge gegen Pauls un-
bestimmte Definition der IL Hauptart des Bedeutungswandels ge-
wendet, die in der 2. Auflage der Prinzipien lautete: „Beschränkung
auf einen Teil des ursprünglichen Inhaltes, womit sich aber zu-
gleich in der Regel Bereicherung nach einer andern Seite hin
verbindef^, wozu Beispiele bildlichen Ausdrucks (Metaphern) ge-
geben wurden. In der 3. Auflage nahm Paul die von Heerdegen
geforderte präcisere Fassung auf. Man hat den Eindruck, er sei
dadurch in Verlegenheit geraten, wo er nun die Metapher unter-
bringen solle. In der That erhält sie eine künstlich konstruierte
Zwischenstellung zwischen I imd II, die in folgender Weise be-
gründet wird: In Fuchs^ = fuchsrotes Pferd hat wie bei II eine
Beschränkung auf einen Teil des Vorstellungsinhaltes von Fiuhs =■
vulpes stattgefunden (vulpes — Tier von fuchsroter Farbe), zugleich
aber eine Verengung des Umfangs wie bei I (nicht Tier von fuchs-
roter Farbe überhaupt, sondern Pferd von fuchsroter Farbe).
Die Darstellung ist deshalb eine künstliche, weil in Wirklichkeit die
Bedeutung „Tier von fuchsroter Farbe'' gar nicht existiert hat
Von Verengung und Erweiterung, scheint mir, kann man nur
sprechen, wenn die beiden verglichenen Begrifie der gleichen Be-
grifissphäre angehören. Dies ist bei den Bedeutungen von Fuchs
nicht der Fall. Dieselben stehen nicht im Verhältnis der Ueber-
oder Unterordnung wie Trank — Gifttrank und Frau von
edler Abkunft — Frau, sondern im Verhältnis der Nebenord-
nirng wie tremeré — craindre.^
Ich möchte mich daher, wenn es auf eine rein logische Ein-
teilung ankommt, derjenigen von Thomas (Bl. f. d. Gymn.-Sch.
XXX S. 720 zusammengefafst) anschliefsen :
I. Bedeutungswandel innerhalb derselben Begriffs-
sphäre.
a) Vom genus zur species — Spezialisierung (Determi-
nation, Verengerung). Vgl. poison,
b) Von der spedes zum genus — Generalisierung (Ver-
allgemeinerung). Vgl. dame,
IL Bedeutungswandel durch Uebergang in eine andere
Begriffssphäre.
a) Durch rein gedankliche Vermittlung der Begriffe — Me-
tapher. Vgl. brouiller.
b) Durch Vermittlung auf Grund sachlichen Zusammenhangs
— Metonymie. Vgl. craindre,
* Paul, Prinzipien S. 90.
> a. a. O. S. 86.
' Vgl. Thomas, Bl. C d. Gymn.-Sch. XXX S. 721. Davon abweichend
^cy, Rückblick und Ausblick S. 195.
572 K. JABSRO,
,, Metapher'' und „Meton3rmie'' sind um der Bequemlichkeit
und Kürze willen aus der traditionellen Rhetorik herûbergenonmiene
Ausdrucke, die, wie man sieht, bei Thomas eine neue Bedeutung
erhalten.
Lehmanns Einteilung beruht im Wesentlichen auf den obeo
genannten Grundformen des Bedeutungswandels. Die Inkonse-
quenzen, die er sich bei der Einordnung seiner Beispiele za
Schulden kommen iäfst, beweisen, wie schwierig die Anwendung
eines rein logischen Systems ist.
In dem „Conditions logiques" betitelten Kapitel seines Boches
gelangt Darmesteter, lange vor Thomas, zu denselben Resultaten
wie dieser:
1. Synecdoque: Restrictions de sens. S. 54 flf.
2. Synecdoque: Extensions de sens. S. 60 ff.
3. Métaphore. S. 63 ff.
4. Métonymie. S. 62 f.
Eine praktische Zusammenstellung von Beispielen, die sich
auf eine logische Klassifikation stützen wurde, mûfste wohl neben
Verengerung und Erweiterung eine dritte Kategorie aufstellen, die
beide vereinigt, um diejenigen Beispiele unterzubringen, bei denen
successive Verengerung und Erweiterung stattgefunden hat Bei-
spiel: maréchal, nach dem Diet gén.
i^ Anciennt. Domestique chargé du soin des chevaux.
2^ Officier qui a soin des chevaux.
30 Officier de cavalerie.
40 P. ext. Nom donné à divers officiers généraux.
Wir konstatieren hier zunächst eine Verengerung, dann eine E^'
Weiterung und hierauf mehrere parallele Verengerungen. (Die Be-
zeichnung Par extension wendet der Diet gén. in wenig präcis^^
Weise an.) Das Resultat ist eine Verschiebung der Bedeutung-
Ich mt)chte dafür die Bezeichnung „Transformation" vorschlag^^'
um eine Verwechslung mit dem bei der psychologischen Betra^»^*
tungsweise verwendeten Terminus „Verschiebung" zu vermeidcr^-
Das System von Heerdegen bedarf in einem Punkte, den J*^
bisluîr übergangen habe, noch der Erörterung. Alle Nachfol^
Heerdegens stimmen darin überein, dafs sie neben die beding
Bedeutungserweiterung (s. oben S. 570) eine unabhängige stellest
Besonders Hey (Semasiologische Studien S. 92) thut überzeugeJt^
dar, dafs es nicht nur neben der bedingten auch eine una
hängige Bedeutungserweiterung, sondern auch neben d^
freien eine bedingte Determination gebe. Beispiele für
letztere bietet die häufig besprochene Erscheinung der Bedeutun|
differenzierung. Für die erstere (die unabhängige Bedeutung^T"^
erweiterung) nennt Hey viriiis Mannhaftigkeit — Vortrefl'lichke=¿^
* Vgl. V. d. Gabelentz, Die Sprachwissenschaft S. 230: „Die Verschi
bung wird in der Regel nach Raupenart durch abwechselnde Streckung ui
Zusammenziehung vor sich gehen."
r
PEJORATIVE BEUBUTDSGSBNTWICKLUNG IM FRANZÖS. 573
in jeder Beziehung. Weitere Beispiele bei Schröder, Zur griech.
Bedeutungslehre S. 4 und Darmester, Vie des mots 5. úi. Charak-
teristische Beispiele für das Französische; panitr, Brotkorb — Korb,
boucher, maichand de viande de bouc — marchand de n'importe
quelle viande.
Die Bemerkung Heys ist zweifellos richtig; allein er hätte bei-
fügen können, dais der Unterschied zwischen freiem und bedingtem
Bedeutungswandel bei einer logischen Klassifikation gar nicht in
Betracht kommt Heerdegen macht sich einer Inkonsequenz schul-
dig, indem er in einem Falle die Kausalität als Fiuteilungsgrund
verwendet, während sich seine Einteilung im übrigen nur auf das
logische Verhältnis zwischen alt<;r und neuer Bedeutung stützt —
Der logischen Betrachtungsweise haftet ein Gruudfehler au:
Sie zwingt der Sprache einen ihrem Wesen fremden Mafsslab auf.
Von ihrem Standpunkte aus können wir wohl eine Veränderung
nachträglich beurteilen, nicht sie erklären. Daher kommt es, dafs
ihre Vertreter instinktiv andere, dem Wesen des Bedeutungswandels
angemessenere Gesichtspunkte herbeiziehen (vgl. das eben zu Heer-
degen und oben S. 572 zu Lehmatm Ocmerkte) oder dafs sie künst'
licli konstruieren (vgl, oticn S. 571}.'
2. Psychologisch-historische Betrachtungsweise.
Heerdegen definiert S. 44 der Grundzüge die Aufgabe der
Semasiologie in folgender Weise: „Aufgabe dieser Disciplin ist es,
die in der Entwickelung der einzelnen Wortbedeutungen herrschen-
den Analogiecu^ festzustellen", und genauer S, 71 f.:
„I. Bestimmung des gesamten, konzentrischen, bez. successiven
Verhältnisses der Wortbedeut ungen. ^
2. Bestimmung des Zeitpunktes, wann, und der Umstände, unter
denen die neue Wortbedeutung aufkam.
3. Bestimmung des Zeilpunktes und der Umstünde des even-
tuellen Absterbens einer altem Bedeutung,"
Sollte aber damit die Aufgabe der Semasiologie erschöpft sein?
Sollte sie beschränkt bleiben auf die blofse Feststellung von Daten
und äufserlicben Analogieen? Dann wäre sie eine recht enge Dis-
ciplin und halte vor der wissenschaftlichen Lexitographie,
welche die Bedeutungen eines Wortes in historisch -genetischer
Reihenfolge giebt, nur wenig voraus,
Heerdegens Prinzipien liefern uns wohl praktische Schachteln
mit Fächern und Unterabteilungen, deren Nutzen für eine über-
sichtliche Einordnung ^er Beispiele nicht zu verkennen ist; allein
' Man lese übi:r die Nachteile einer logiscbea Klissinkution die trefl-
licheD Bemeikungen von Wandt, Völkerpsychologie I, l, 444 Í.
■ Unter ADalogieen versieht er dabei, wie am dem Voihergehcodcn lu
eiielletl ist, die Sufierlichen Fonnea des Bedeatungswandeli,
' Vgl. Darmesteler, Vie des mois S. 7j ÍT.: Modiñcatioos complexes:
Riyonnement, Enchaînement,
574 ^ JABKRG,
von den psychischen Vorgängen, die zum Bedeutungswandel
führen, und von ihren Gründen erfahren wir nichts. Das innerste
Wesen des Bedeutungswandels, der Zusammenhang mit der geistigen
Entwicklung des Menschen, bleibt unberührt In diesen einzu-
dringen gestattet uns nur die historisch-psychologische Be-
trachtungsweise, die an Stelle der formalen Analogien des
psychischen Geschehens und Analogien des Kausal-
zusammenhanges setzt.
In scharfem Gegensatz zu Heerdegen stehen die in der
„Griechischen Bedeutungslehre'^ (1888) niedergelegten Ansichten
von Hecht. Ich nenne ihn hier an erster Stelle, indem ich die
von Morgenroth ^ besprochenen Arbeiten seiner Vorgänger über-
gehe. Er scheint übrigens Darmesteter imd Rosenstein ebenso-
wenig wie Paul und Heerdegen gekannt zu haben. Seine Arbeit
ist deshalb durchaus selbständig, aber in manchen Punkten etwas
einseitig. Als Verdienst mufs ihm angerechnet werden, dais er
die psychologisch -historische Betrachtungsweise in den Vorder-
grund des Interesses gerückt hat Nachfolger und Kritiker ^ hätten
dies ausdrücklicher hervorheben dürfen, um so mehr als der Ein-
ñufs Hechts sich in ihren Schriften deutlich geltend macht Heer-
degen nennt das Buch „eine trotz mancher Mängel verdienstlidie
und zeitgemäfse Schrift".
Den Kritikern Hechts ist meistenteils beizustinmien. Er láist
sich da und dort unbegreifliche Widersprüche und Einseitigkeiten
zu Schulden kommen. Hier zwei Beispiele: S. 41 sagt er, die Ent-
wicklung der Dialekte lasse die Bedeutungen unberührt (I). Daza
eine Fufsnote, die erklärt, wie dialektisch verschiedene Bedeutungen
entstehen können, und zum Schlüsse die Bemerkung, das Ende
werde lehren, ob und wie weit mundartliche Verschiedenheiten der
Bedeutung vorhanden seien. S. 18 wird die paradoxale Behauptung
aufgestellt, die modernen Sprachen seien zu semasiologischer Unter-
suchung ungeeignet.
Trotzdem bleibt der Grundgedanke des Buches richtig (gan^
abgesehen von manchen anregenden Ideen im lunzelnen), und dies
ist doch wohl das Wesentlichste. „Gesetzliches seelisches G e*
schehn in der Bedeutungsentwicklung wirksam zu zeigen*»
sagt Hecht S. 63, „ist die letzte Aufgabe der Bedeutung^'
ehre." Und genauer S. 72:
I. Nachweis des Zusammenhangs zwischen
a) Kulturfortschritt,
b) Fortschritt der Naturbeobachtung
einerseits und der Bedeutungsentwicklung andre
seits
1 Vgl. Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt. XV S. I ff.
* Hey, Semasiologische Studien (1892) S. 100 ff., Schröder, Griech.
deutungsichre (1893) passim, Stöcklein, Untersuchungen zur lat. Bcdeutui^ P'
lehte (1897) ^- 12 ff.
PIJORATIVB BEDEUTUNGSBNTWICKLUN6 IM FRANZÖS. 573
2. Darlegung des psychischen Geschehens bei
a) dem momentanen Schöpfungsakt,
b) der allmählichen Begriffsumbildnng andrerseits.
Beispiele, a) Für den Zusammenhang zwischen Kul-
tnrfortschritt und Bedeutungsentwicklung (S. 52). Aus dem
Gebiete der Baukunst:
xà^^è Kalk (alte Bedeutung: Kies, kleine Bruchsteine).
xovla Kalk, Mörtel (alte Bedeutg.: Staub).
féçavoç Hebemaschine (alte Bedeutg.: Kranich).
Vgl. agrafe andennt crochet — archit. „morceau de fer ou de
bronce qui sert à relier ensemble deux pierres'* (Klammer,
Elrampe).^
aiguäle Nadel — Dachstuhlsäule. ^
ancre Anker — archit „pièce de fer placée à l'extrémité d'un
chaînage pour maintenir Técartement des murs".^
£s genügt, einen Blick in ein technologisches Wörterbuch zu
werfen, um sich zu überzeugen, welche Unmasse von Bedeutungs-
änderungen (besonders Determinationen und Metaphern) durch die
Rulturentwicklung veranlafst wird.
b) Für den Zusammenhang zwischen Fortschritt in
der Natarbeobachtung und Bedeutungsentwicklung. Hecht
S.59f.:
lóijpoq Nacken — Hügel.
^wç Rückgrat — Bergrücken.
xoiif¡ Haar — Laub.
Vgl. mamelon Brustwarze — sommet arrondi d'une colline, d'une
montagne.
crête Kamm eines Hahnes — Kamm eines Berges.
quenouille Spindel — tige de certaines plantes.
Sehr instruktiv für die volkstümliche Naturbcobachtung sind
die dialektischen Pflanzennamen. Für lierre finden wir z. H. im
nordwestlichen Frankreich den Typus broui (Verbalsubstantiv von
brouter, eigentlich = pousse verte, vgl. Godefroy, Suppl. unter brosi.
Diet gén. unter òrou/), in der Schweiz und den angrenzenden
Teilen Frankreichs den Typus terrestrem, in den nördlichen Vogesen
und dem südlichen Belgien Verbalsubstantiva von ramper,'^
Die „fortschreitende Kultur und die immer neue Erscheinungen
offenbarende Natur** geben nur den Anstofs zum Bedeutungs-
wandel: Indem sie dem Geiste neue Vorstellungen zuführen, rufen
sie das Bedürfnis nach ihrer Benennung hervor. Die schaffende
Kraft aber ist die Seele. Somit ist die Psychologie die
wahre Grundlage der Bedeutungslehre (a. a. O S. 63).
. * 8. Diet, gén., VioUct-lc-Duc, Dictionnaire de TArchitecture française
,'? ^« au XVI« siècle t. I und Röhrig, Dictionnaire technologique français-
»"«mand-anglais. Wiesbaden 1887.
Y .. ' Gilliéron, Material zum Atlas linguistique de la France, dcssi-n
J^ffcntlichung in nächster Zeit beginnen wird (Vorlesungsnotizcn). Man
^'Sleiche auch Rolland, Eng., Flore populaire, Paris 1896 ff.
576 K. JABSR6,
Nachdem Hecht (a. a. O. S. 64) dargethan, dais auch beim Be-
deutungswechsel infolge rein äufseriicher, willkürlicher Umgestaltung
der Dinge {xwérj Hundsfellmûtze — Helm) psjdiisches Geschehen
mitwirkt, unterscheidet er zwei Arten der seelischen Bethätigung
(a.a.O. S. 65 — 71):
1. Entstehung einer neuen Bedeutung durch den psy-
chischen Akt der Vorstellungsverbindung:
xéXîjç Renner — Schnellschiif (Yacht). Vgl. hrouüUr mischen,
trüben — entzweien.
II. Entstehung einer neuen Bedeutung durch all-
mähliche Umbildung der Vorstellungen:
¿Q^xi] bei Homer Vorzüglichkeit und Tüchtigkeit im allg^neinen
— bei Hesiod Tugend in entschieden moralischem Sinne.
TQayœôla Bocksopfergesang — Tragödie (mit einer Reihe von
Zwischenstufen).
Vgl. outrage afrz. was über das gewöhnliche Mafs hinausgeht,
sowohl nach der guten als auch nach der schlechten Set
— nfrz. Schimpf.
roman Werk in romanischer Sprache — Roman. ^
Eine weitere Einteilung giebt Hecht nicht Er beschränkt sich
auf den Hinweis, dafs bei der Feststellung der Gesetze für L das
logisch verschieden geartete Verhältnis zwischen der Vorstellung der
alten und der Vorstellung der neuen Bedeutung mafsgebend sei
Hiezu zwei Bemerkungen: i. Jeder Bedeutungswandel beruht
doch wohl auf einer Vorstellungsverbindung. Als Merkmal von L
ist diese Erscheinung daher ungeeignet. Besser spricht Hedil in
den darauffolgenden Erläuterungen (S. 66) von einer Repro-
duktion der alten Vorstellung durch die neue. „Wenn xilt^
neben Renner auch Yacht bedeutet, so konnte z. B. die Bedeutung
Yacht nur dadurch zu stände kommen, dafs ein über das Meer
hineilendes Schnellschiif die Vorstellung des Renners in Erinnerung
brachte." Charakteristika von I. und II. bleiben somit: Psychischer
Akt — allmähliche Umbildung.
2. Es ist nicht einzusehen, warum bei einer streng psycho-
logischen Behandlung des Bedeutungswandels logische Ge-
sichtspunkte für die Feststellung der Gesetze für 1. mafsgebend
sein sollen.
Auf einem Mifsverständnis beruht es, wenn Hey (Semasio^*
Studien S. 100) seinem Vorgänger eine Vermengung der beide^^
oben S. 574 f. genannten Gesichtspunkte (Aeufsere Anlässe des B^'
deutungswandels — Psychisches Geschehen beim Bedeutungswand^M
vorwirft und die Herbeiziehung stofflicher Quellen eine glückli«^*^^
Inkonsequenz nennt. Das Mifsverständnis kommt daher, dafs H-^^
den eben unter 2. kritisierten Hinweis Hechts auch auf II. bezií^*^ '
worüber der Verfasser gar nichts Näheres bemerkt
^ Zwischenstufen s. G. Paris, Journal des Savants 1887, S. 246 f., Voci**
Ztschr. f. rom. Phil. X, 485 ff., dazu G. Paris, Romania XVI, 157.
PEJORATIVE BEDEUTUNGSENTWICKLUNG IM FRANZÖS. 577
Die 1892 in Fleckeisens Jahrbüchern f. klass. Phil. (S. 84 — 212)
reröfifentlichten „Semasiologischen Studien" von O. Hey schliefsen
ach unmittelbar an Hechts Buch an. Den Hauptteil bildet eine
angehende Besprechung der Bedeutungsdifferenzierung im Latei-
lischen. Uns interessiert hier vor allem die Einleitung. Von einer
ECritik der Heerdegen*schen Prinzipien ausgehend gelangt Hey zu
lem Schlüsse: Die Kategorien der möglichen Formen sind
Bu ersetzen durch die Kategorien der möglichen Gründe
des Bedeutungswandels (a.a.O. S. 95). Für die Aufstellung
solcher Kategorien ergeben sich folgende drei Hauptgesichtspunkte
[a.a.O. S. loi f.):
I. Bedeutungswandel infolge einer allmählichen, in seinen ein-
Eelnen Stadien nicht ins Bcwufstsein tretenden Umbildung eines
Objekts, resp. Um- oder Ausbildung eines Begriffes (Ob-
jektes der innem geistigen Welt), wobei die Seele aktiv gar nicht
beteiligt ist. Beispiele: rçaycoâla Bocksopfergesang — Tragödie.
OQsri^ Tüchtigkeit — Tugend. Vgl. roman Werk in romanischer
Spradie — Roman, outrage was über das gewöhnliche Mafs hinaus-
geht — Schimpf.
II. Bedeutungswandel ohne alle Beziehung auf Veränderungen
der objektiven Welt, in einem (bewufsten oder unbewufsten) Akt
der Seele bestehend, welcher ein Wort auf einen ihm bisher
fremden, neuen Begriff bezieht. Beispiel: vahiudo Befinden —
Krankheit Vgl. poison Trank — Gifttrank ^ (vgl. remède oben
S. 568).
III. Zusammenwirken des subjektiven und des objek-
tiven Elements, indem Natur und Kultur dem menschlichen
Bcwufstsein die Objekte (der äufsem sowie der innem Welt) auf-
drängen, die Onomatothesie derselben aber unter Benutzung des
vorhandenen Sprachmaterials durch einen kombinatorischen Akt der
Seele erfolgt. Beispiele: Xoç>oç Nacken — Hügel, fingere bilden
(kneten) — erdichten. Vgl. mamelon Brustwarze — sommet arrondi
d'une colline, d'une montagne, brouiller trüben, mischen — ent-
zweien.
Bei I. wird die Sichtung des Materials nach stofflichen,
bei 11. nach rein psychologischen, bei III. nach empirisch-
psychologischen (individuellen, philologischen) Ana-
logien zu geschehen haben. Die Beobachtung des objektiven
Einflusses auf die Bedeutungsänderung liefert (kultur) historische,
die Beobachtung des subjektiven Einflusses psychologische That-
sachen. Die Mifslichkeit seiner Prinzipien für den praktischen Ge-
brauch sieht Hey wohl ein (die Feststellung der Gründe ist oft
ODinöglich); er hält sie aber gleichwohl für bestimmend für die
^ Ich gebe ein dem lateinischen Hey's analoges französisches Beispiel,
ohne damit weder fur das eine noch für das andere eine Entstehung durch
«neu ^tt der Seele (im Sinne Hey's) verbürgen zu wollen. Vgl. Heerdegen,
^*^- S. 106 und Stöcklein, Untersuchungen zur Bedeutungslehre S. 6.
. 1 ram. Phfl. XXV. 3^
578 K. JABERO,
Gesichtspunkte, unter denen das empirische Detail zu behandeln
ist. Vor der Bekanntschaft mit diesem ist eine weitere Dispositii»
des Gebietes verfrüht. Dieselbe wird eine durch den Charakter
des empirischen Materials bedingte Modifikation der
Idealform sein, die uns in den oben angeführten Prinzipien
vorliegt
Hey's Gesichtspunkte sind dieselben, von denen, wenn aadi
in etwas veränderter Form, die Erörterungen von Schröder,
Griechische Bedeutungslehre (1893) und von Thomas, Ueber die
Möglichkeiten des Bedeutungswandels II. (Bl. f. d. Gymn.-Sch. XXXII,
193 — 219) ausgehen. Im Archiv f. lat. Lexikogr. u. Gramm. IX, 196
fafst Hey selbst seine Kategorien I und 111 zusammen als den aaf
objektiven Thatsachen^ beruhenden Bedeutungswechsel und
stellt ihn dem auf subjektiven Thatsachen beruhenden gegen-
über. So gelangt er zu den beiden Hauptarten, die schon Daime-
steter, Vie des mots^ unterschieden hatte:
I. Changements historiques, dus à des causes objectives, ex-
térieures à Tesprit.
II. Modifications psychologiques, dues à des causes subjectives,
intimes (s. a. a. O. S. 90).
Dabei fafst allerdings Darmesteter die zweite Hauptart in einem
weiteren Sinne als Hey, soviel aus den angeführten Beispielen ZQ
ersehen ¡st. —
Giebt es überhaupt einen Bedeutungswandel infolge spontaner
Geistesthätigkeit, ohne alle Beziehung zu den Veränderungen der
objektiven Welt? Hey antwortet mit ja, wie aus den obigen Aus-
führungen zu ersehen ¡st, und er rechnet dazu unter anderem den
Euphemismus. Zu den beiden von Hecht (s. oben S. 574) unter-
sch¡edcnen Momenten der Kultur und der Natur kommt nach
¡hm ein drittes, das psychische Moment. Dasselbe ¡st, sagt er,
n¡cht qualitat¡v, sondern nur quant¡tat¡v von ph¡lolog¡scher Be-
deutung (d. h. charakteristisch für eine einzelne Sprache), da die
Vorbedingungen für alle Sprachen dieselben sind.
Hecht dagegen leugnet (a. a. O. S. 63 Anmerkung) ausdrück-
lich die Existenz eines rein psychischen Bedeutungswandels.^ „Dena
auch in rein geistiger Sphäre bei Wörtern von religiöser, sittlicher,
psychologischer Bedeutung bewegt der Geist den Begriff in seiueni
Jùitwicklungsgange nicht mit unabhängiger Selbstbestimmung, soli-
dem unter dem Kinflufs von Anregungen und Anlässen der ver-
sch¡edensten Art weiter." Ich stimme Hecht und Morgenroth bei»
* Dabei wird etwas ungeschickt, wie mir scheint, dem auf rein obje-
tiven Verhältnissen beiuhenden Bedeutungswandel gegenüber, III. als liurcb
„Milthätigkeit des Sprachvermögens zu stände gebracht" defìniert. DasSpracb-
vermögen ist bei jedem Bedeutungswandel thätig.
' Chapitre III (S. 88 — 113): Actions psychologiques.
^ Der gleichen Ansicht ist Morgenroth, Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt XV.
S. 2 ff., besonders S. 4 ff. Zu derselben Frage vgl. Wundt, Völkerpsychologie
I, 2, 441 in Hey's Sinn.
r
PEJORATIVE bEDEUTUNGSBNT WICKLUNG IM FRANZÖS.
579
insofern sie behaupten, dafe der psydiiscbe Zustand eines Volkes
nicht unabhängig sei von der Natur, von den speziellen Lebens-
bedingungen, kurz von den mannigfaltigsten äuFsem Verhältnissen,
dafs infolge dessen auch der scheinbar rein psychische Be-
deutungswandes historisch heeinflufst sei.
Indem Hey zugi:stebt, dafs das psychologische Moment quan-
titativ von philologischer Bedeutung sei, giebt er indirekt seine
Abhängigkeit von äufsem Bedingungen zu. So wird man den
Euphemismus in höheren Ständen ausgebildeter finden als in nie-
drigeren. Tugendhafte Handlungen, sagt Morgenroth,' müssen
erst erscheinen, bevor Wort und Begriff Tugend entstehen können.
Die Entwicklung des Begriffes Kunsl (um das von VVundt. Völker-
psychologie I, z, S. 441 genannte Beispiel zu nehmen) begleitet eine
lange, historische Evolution.
Allein wenn wir, wie in der vorliegenden Arbeit, eine praktische
Klassifikation der Beispiele des Bedeutungswandels anstreben , dann
dürfen wir nicht mit dem unbestimmten Begriffe der Bedingungen
arbeilen, der uns immer weiter und weiter ins Allgemeine führt;
sondern wir müssen nach dem Grunde der ersten Verwendung
eines Wortes in einem von dem ursprünglichen abweichenden Stime
fragen. Als solcher werden sich in dem einen Falle bestimmte,
historische Verhältnisse [romiin) ergeben, in dem andern psycho-
logische Vorgäoge {poison, vgl. remide oben S. 568), nicht unab-
hängig von historischen Verhältnissen, aber nur indirekt durch
sie bedingt. —
Die Programm arbeit von Schröder, Zur griechischen Be-
deutungslehre (1853) enthält, wenn auch die konsequente Durch-
führung eines Systems fehlt, manchen sehr anregenden Gedanken.
Besonders nachahmenswert ist das Bestreben, bei der Erklärung
der semasiologischen Vorgänge auf die natürlichen Bedingungen,
das Leben der Wärter im Sprachzusammenbange, zurücküugehen
und die Spuren der ersten occasionellen Bedeutungsänderung auf-
zusuchen. Dadurcii wird Schröder vcraniafst, vor allem den Stand-
punkt des Hörers von dem Standpunkte des Sprechers zu
trennen. Dieser Unterschied ist gewifs für die Erklärung des Be-
deutungswandels von grofser Wichtigkeit. Als Haupteinteilungs-
grund aber scheint er mir ungeeignet Was Schröder den un-
merklichen, auf veränderter Auffassung beruhenden Be-
deutungswechsel (I.)'^ nennt, geht keineswegs immer vom Hören-
den aus. Schroder deutet dies gelegentlich (a. a. O. S. 8) selbst
an, wenn er zu rcafcpäia {vgl. roman) und ähnlichen Beispielen
bemerkt, dieselben gehören genau genommen eigentlich nicht hie-
her, da sie nicht auf einem Mi fs Verständnis des Hörenden, sondern
auf einer allerdings uabewufsten Neuerung dea Redenden be-
■ .. n. O. S. 5.
' Gegeosali: Bede u tun gsverändeiun gen, die vom Sprechen -
dea aaxgehcD (II.}.
580 K. JABERG»
ruhlcD. Ich erinnere an die Entwicklung ethischer Begriffe (vom
Verfasser ebenfalls hieher gezählt), deren BedeutungsäudeiuLg in
der vertiefenden Reflexion des Sprechenden ebensosehr ihren Grund
hat, als in der veränderten Auffassung des Hörenden. Beispiel:
¿ctTTj. Vgl. oulrage\ humbU^ humilis im Lateinischen tadelud ge-
braucht, wird unter dem Einflufs der christlichen Anschauungeo
zu einer lobenswerten Eigenschaft Unmerkiichkeit und ver-
änderte Auffassung durch den Hörenden sind somit zwei
Eigenschaften, die sich nicht decken. Die eine oder die andere
ist bei einer konsequenten Einteilung zu streichen.
Die erste eingehende Klassifikation der Ursachen des Be-
deutungswandels auf Grund eines ausgedehnten Beispielmateriais
aus verschiedenen Sprachen lieferte 1894 Karl Schmidt in der
Programmarbeit „Die Gründe des Bedeutungswandels". Daza
schrieben eingehende Besprechungen O.Hey, Archiv f. latLex. u.
Gramm. IX, 200 — 230 und Morgenroth, Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt.
XVH2, 17 — 27. Während der erstere die Klassifikation von Schmidt
fast ohne Widerspruch annimmt und sich auf eine Kritik der latei-
nischen Beispiele beschränkt, wendet sich der letztere hauptsäch-
lich gegen die Einteilung. Gewifs sind die meisten von Morgen-
roth erhobenen Einwände begründet. Er hätte aber doch Schmidts
Verdienst hervorheben dürfen, das unbestreitbar darin besteht, dafs
er zum ersten Male eine gröfsere Anzahl von Bedeutungsänderungen
nach ihren Gründen zu ordnen gesucht hat Vor ihm war dies
nur andeutungsweise geschehen. Morgen roth s eigene Unter-
suchung, * wichtiger als alle vorhergehenden, setzt sich nicht eine
Klassifikation zum Ziele, sondern eine möglichst vollständige Zu-
sammenstellung. Daher die allgemeineren Titel: A. Die psycho-
physiologischen, B. Die Kulturbedingen des Bedeutungswandels.
Schmidt hat mit der Masse der Beispiele mehr erreicht, als mit
theoretischen Erörterungen möglich gewesen wäre. Es ist aber
nicht aufser Acht zu lassen, dafs bei eingehender Untcrsucliur.g
manche Beispiele gestrichen , viele anders eingeordnet werden
müssen. In derselben Weise, wie dies Hey für die lateinischen
Beispiele gethan, wären auch die Beispiele aus andern Sprachen
kritisch nachzuprüfen. Schmidt ist da und dort in der Benutzung
der semasiologischen Litteratur, der sein Material zum gruisti;!^
Teile entstammt, etwas zu wenig vorsichtig gewesen. Wünsch*
bar wären häufigere Quellenangaben zur Erleichterung des Nach-
prüfens.
Thomas, lieber die Möglichkeiten des Bedeutungswandels 1Í-
(vgl. oben S. 578) 1896 führt den Bedeutungswandel im Wesent-
lichen auf dieselben Gründe zurück wie Schmidt, vertieft aber ihre
Betrachtung und fafst sie nach allgemeineren Gesichtspunkten zu-
sammen. Eine eingehende Erörterung des Verhältnisses, in dem
die vorliegende Arbeit zu den Untersuchungen von Schmidt und
Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt. XV, 8 £f.
PEJORATIVE BBDEÜTIJHGSENTWICBXUNG IM FRANZÖS. 58 1
Dmas steht, würde zu weit fähren. Wie viel ich ihnen zu danken
>e, wird sich aus dem zweiten speziellen Teile von selbst er-
en. Um eine Vergleichung mit Thomas zu erleichtem, gebe
die Zusammenstellung der Resultate seiner Untersuchung^
der:
I. Die Bedeutung ändert sich, indem der mit dem
Worte bezeichnete Begriff in sich eine Veränderung
erleidet. Vgl. outrage , roman (vgl. oben S. 576).
L Die Bedeutung ändert sich durch das Bedürfnis
einer neuen Bezeichnung
i) für einen neuen Begriff. Vgl. mamelon (s. oben S. 575),
2) für einen bereits bekannten und benannten Begriff, dessen
Bezeichnung abkommt (Substitution). Grund des Wechsels
der Bezeichnung:
a) Streben nach Kürze und Vereinfachung. Vgl. palais für
palais de justice,
b) Streben nach Deutlichkeit und Kraft. Vgl. assommer
totschlagen — langweilen.
c) Streben nach Vermeidung des einem Gefühle Anstöfsigen.
Vgl. poison (vgl. remède oben S. 568).
IL Die Bedeutung ändert sich durch veränderte Auf-
fassung der Wörter (Umdeutung) infolge ihres Zu-
sammenlebens in der Sprache.
i) Beeinflussung durch irgendwie nahestehende Wortindivi-
duen, vermittelt
a) rein lautlich — volksetymologisch. Vgl. miniature (im
17. Jahrh. auch hie und da mignature geschrieben),
wird aus peinture au minium — peinture très fine unter
Einflufs von mignard (Darmesteter, Vie des mots S. 131).
b) lautlich begrifflich — etymologisch. Vgl. orient^ erhält
seine Bedeutung „Glanz einer Perle" von dem Adjektiv
oriental (perles orientales). Vgl. Darmesteter, a.a.O. S. 129.
c) rein begrifflich — synonymisch, adversativ. Vgl. con-
venir, das im Altfranzösischen absolute und moralische
Notwendigkeit bezeichnet, beschränkt sich auf letztere,
während erstere von falloir übernommen wird (vgl.
Darmesteter, a. a. O. S. 1 34).
2) Beeinflussung durch den syntaktischen Zusammenhang, be-
sonders durch die Phrase. Vgl. rien etwas — nichts,
unter dem Einflufs der häufigen Verbindung mit der Ne-
gation (Darmesteter, a. a. O. S. 124).
Etwas abseits von den bisher Genannten steht Stöcklein,
-I'suchungen zur lateinischen Bedeutungslehre 1895 und Be-
^xigswandel der Wörter 1898, letzteres Werkchen populärer ge-
* Die Gesichtspunkte von Schmidt findet man in Morgenroths Kritik
**iïiengefafst
582 K. JABERO,
fafst. Beide enthalten über Aufgabe und Methode der Semasio-
logie sehr viel Beherzigenswertes. Stöcklein weist besonders auf
die Wichtigkeit des Satzzusammenhangs und der veränderten Aof-
fassung des Hörenden hin. Nach ihm hat der Semasiologe vor
allem nach Uebergangsbedeutungen zu forschen. Seine Beispiele
sind sehr instruktiv.
Charakteristisch ist besonders folgende Stelle (Untersuchungen
S. 28): „Unser Grundsatz muís sein: ein einziger Fall, genau unter-
sucht, so dafs man bei demselben wirklich erkennt, auf welchem
Wege und auf welche Weise das Wort seine Bedeutung wechselte^
ist ein gröfserer Gewinn als ein ganzes Buch voll schöner Theorien,
womit jedoch kein einziger Bedeutungswechsel befriedigend erklärt
ist, oder umgekehrt: als eine Unmasse von Beispielen des Be-
deutungswandels, die man aber fast ebenso gut auch im Lexikon
findet. Dieses wie jenes Verfahren ist unrichtig." Der Verfasser
vergifst dabei, dafs man ebensowenig von einem Beispiel auf eine
Regel, als von einem Experiment auf ein physikalisches Gesetz
schliefsen kann, und dafs eine Thatsache, die bei der Vergleicbong
mehrerer Beispiele in die Augen springt, im einzelnen Fall oh
unerklärt bleibt, auch wenn man ihn noch so genau ontersocbt
Damit soll die Warnung, die in Obigem enthalten ist, nicht aas
dem Winde geschlagen sein: Man verlasse sich in der Semasio-
logie nicht auf leichtsinniges Konstruieren und gerate nicht ins
Allgemeine.
Von Stocklein entlehne ich den Ausdruck Adäquation. &
versteht darunter die Angleichung der Bedeutung eines Wortes an
die Vorstellungen, die bei der Anwendung auf bestimmte Gegen-
stände, Handlungen u. s. f. geweckt werden. Durch Adäquation
erklärt sich z. B. nach Stöcklein das Verblassen der Vorstellung
des Ziehens in Stiefel anziehen, Hosen anziehen und das Henor-
treten der ursprünglichen Nebenvorstellung des Bekleidens, so dafs
man nun auch sagen kann eine Weste anziehen, einen Kragen an-
ziehen u. s. f. Sehr deulich ist die Adäquation auch bei den in die
Sprache aufgenommenen Metaphern. Sie ist vollendet, sobald das
Wort die ursprüngliche Vorstellung nicht mehr wachruft (vgl. r^*
va ¡et). Aehnlich in den Klassen- resp. Berufssprachen (vgl. corroy^^
afrz. bereiten, heute besonders gerben). Es ist bequem, für diese
Erscheinung, auf die Darmesteter* schon 1876 hingewiesen batí
einen technischen Ausdruck zu besitzen.
Morgenroth, Zum Bedeutungswandel im Französischen U-*
* Reliques scientifiques II, 88 — 91, s. oben S. 565.
* Man vergleiche auch Morgenroths ersten, wertvollen Artikel, Ztschr. i.
frz. Spr. u. Litt. X V S i — 23. Ich verzichte auf eine Besprechung desselbiO'
da er leicht zugänglich ist und ich nur in Einzelheiten Einwände zu erheben
hätte. Nebenbei bemerkt sei, dafs die Beispiele für den Trieb zur Gnipp^°'
bildung (2) mit Ausnahme einiger weniger, die ich dem Differenzierunp^tn'^'^
zuschreiben würde, doch wohl identisch sind mit den Beispielen für die £0^'
faltung des Bewufstscins nach einer bestimmten Ordnung (4). — Inhalt "<s
!
PBJORATIVB BBDBUTUNQSKNTWICKLUNG DI FRANZÖS. 583
(Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt XXn, 39—55) teilt, ahnlich wie R. Thomas,
die Gründe des Bedeutungswandels in drei Kategorien (a. a. O.
S. 39 f.).
I. Einwirkung der Aufsenwelt und der historischen
Vorgänge.
IL Intellektuelle, ethische und ästhetische Bedürfnisse.
III. Die durch die Vorstellungen selbst bedingten Vor-
gänge.
1. Verschmelzung von Vorstellungsgruppen, rien etwas —
nichts.
2. Beeinflussung einer Vorstellungsgruppe durch eine andere.
orient, beeinflufst durch oriental,
3. Vergessen von Vorstellungen, die im Bewufstsein Hem-
mungen erleiden. Wichtigster Fall: Vergessen der ur-
sprünglichen Bedeutung infolge häufiger Verbindung eines
Wortes mit andern Vorstellungen, tête aus testa.
Nachdem Morgenroth die III. Klasse etwas näher besprochen
hat,^ stellt er sich die Aufgabe, „die Arten des Bedeutungswandels,
nämlich die Erweiterung und Verengerung der einzelnen Vor-
stellungsgruppen sowie die Begriffs- und Wortverschiebungen im
Zosammenhalte mit ihren Ursachen einer eingehenden Prüfung zu
unterziehen" (a.a.O. S. 42). Er unterscheidet:
A. Erweiterung und Verengerung der einzelnen Vor-
stellungsgruppen, panier Brotkorb — Korb, poison Trank
— Gifttrank.
B. Verschiebung der Wörter, der Begriffszeichen, auf
andere Begriffe und der Begriffe auf andere Wörter.
I. Verschiebung eines Begriffes auf ein anderes Wort (Sub-
stitution), filie, ersetzt durch jeune fille, caput durch testa
u. s. f.
IL Verschiebung eines Wortes auf einen andern Begriff, liber-
tin Freigeist — celui qui a des mœurs déréglées, grisette
grauer Stoflf — Grisette, grue Kranich — Krahn u. s. f.
Eine ausführliche Untereinteilung erfährt nur B IL In der-
selben liegt der Schwerpunkt der Abhandlung. Ich mufs mich auf
eine Kritik der Haupteinteilung beschränken.
A. wird folgendermafsen erläutert: „Erweiterungen und Ver-
engungen der einzelnen Vorstellungsgruppen, aus denen die Be-
griffe entstehen, vollziehen sich im allgemeinen mit unmerkbarer
Langsamkeit und folgen der geschichtlichen Entwicklung, aus der
ArtikeU: l. Besprechung der bis 1892 erschienenen wichtigeren semasio-
logischcn Arbeiten (Heerdegen und Hecht ausgenommen), 2. Stellungnahme zu
gewissen prinzipiellen Fragen (vgl. oben S. 579), 3. möglichst vollständige Dar-
stellung der psycho • physiologischen und kulturellen Bedingungen des Bedeu-
tungswandels.
* Warum die beiden ersten Klassen „keiner weiteren Erklärung be-
dfirfcn«, sehe ich nicht ein.
584 K. JABEROy
sie ZU erklären sind" (a. a. O. S. 42). Nach Morgenroths eigener
These ^ ist jeder Bedeutungswandel durch geschichtliche Entwick-
lung zu erklären. Wir sehen also darin nichts für A. besonders
Charakteristisches. £s bleiben als Hauptmerkmale: i. Verschiebungen
innerhalb der Vorstellungsgruppen, 2. Unmerkbare Langsamkeit
dieser Vorgänge. Dieser allgemeineren Definition (die A. mit L
bei Thomas, s. oben S. 581, identifizieren würde) legt Morgenroth
eine, wie mir scheint, für das Wesen des Bedeutungswandels neben-
sächliche Beschränkung auf, indem er die Verschiebungen inner-
halb der Vorstellungsgruppen auf Erweiterung und Verengung re-
duziert Infolgedessen gerät S. 4.) die Erscheinung, dafs oft eine
Bezeichnung für einen Begriñ auf eine damit verknüpfte Neben-
vorstellung übergeht und sie so zum selbständigen Begriff erhebt
(vgl. libertin)^ in die Gesellschaft von ganz disparaten Beispielen
(Stoffe, nach dem Herkunftsort bezeichnet; Personen nach dem
Stoffe, mit dem sie bekleidet sind u. s. f.).
B I. charakterisiert sich dadurch, dafs alte Begriffe neu
benannt werden.^ Man erw^artet also, dafs B II. diejenigen Falle
umfasse, in denen neue Begriffe benannt werden. Dies trifit
im allgemeinen auch zu, wie aus den Beispielen zu ersehen ist,
wird aber nicht ausdrücklich gesagt. Die Ueberschriften „Ver-
schiebung eines Begriffes auf ein anderes Wort" (B I.) und „Ver-
schiebung eines Wortes auf einen andern Begriff" (B II.) scheinen
mir unglücklich gewählt; denn bei B I. haben wir es ebenso got
wie bei B II. mit Verschiebung eines Wortes auf einen andern Be-
griff zu thun, wenn wir die Bedeutungsänderung konsequent vom
Gesichtspunkte des Wortes aus beurteilen. Man vergleiche die
beiden Beispiele houie Kugel — populär Kopf (B I. S. 44); mmà^
Brustwarze — Hügelkuppe. Sie unterscheiden sich nur dadurch,
dafs der zweite Begriff bei B I. alt, bei B II. neu ist. Allein richtig
scheint mir somit:
B I. Verschiebung eines Wortes auf einen andern, be-
reits benannten Begriff [boule).
B 11. Verschiebung eines Wortes auf einen andern, noch
nicht benannten Begriff [mamelon).
Wollte Morgenroth mit seiner Ausdrucksweise der Schwierig-
keit aus dem Wege gehen, im einzelnen Falle zu entscheiden, ob
^ „So scheint es demnach besonders wichtig i die Entwickclun}: ^^^
fjrofsen Kreise menschlichen Interesses: „Religion, Sitte, Recht, Staat, Kän>tc.
Wissenschaften, Gewerbe, Handel, Ackerbau, Spiel und Krieg" zu vorfoli:^"'
um durch dieselben die Wandlungen der Wortbedcutimgen /u erklären. Di^*
mufs als eigentliche Aufgabe der Bedeutungslehre erfafst werden, welch^*^
gegenüber alle übrigen in den Hintergrund treten" (Ztschr. f. frz. Spr. u. L\^^-
XV, 22).
2 Die Beispiele Vandale, crésus, céladon nehme ich aus, da sie auf_t>^'
wufster Uebertragung beruhen. Dagegen sind libertin analog die Beispi«'^
für Alter — Herrschaft, Vorrang; Jugend — Unterwürfigkeit, Dienstbarkeit.
^ stimmt also, wie auch die Vergleichung der von Morgenroih auig*^'
zählten Gründe ergiebt, mit II, 2 bei Thomas übercin (s. oben S. 581).
I
PEJORATIVE BEDEDTCNGSENTmCKLrNG IM FRANZÖS. 585
der Begriff, um den es sich handelt, bereits einen Namen besafs
oder nicht? —
Man ist etwas überrasr;ht, in dem zweiten Artikel von Morgen-
roth eine psychologische Klassifikalion zu finden, nachdem er im
ersten (S. 2 f.) festgestellt hati Eine sogenannte psychologische
Klassifiziening der Bedeutungsentwiclceiungen nach äurseren und
inneren Associationen könnte nur einen sehr geringen Wert haben,
„weil der psychische Mechanismus allein nichts erklärt und die
sprachlichen Associationen im Dienste des Willens stehen, welcher
im einzelnen Falle immer diejenige erfafst , welche den grörsten
Gefühlswert für das Bewurslsein besitzt". Löst sich der Wider-
spruch darin, dafs Morgenroth in einem drillen Artikel systematisch
an die Ztschr. f. frz. Spr. u. Litt. XXII ', 55 formulierten und in seini'n
Arbeiten oft beröhrten Fragen heranzutreten gedenkt, in deren Be-
antwortung ihm die eigentliche Aufgabe der Bedeutungslehre (vgl.
oben S. 584 Anm. 1} zu bestehen scheint?
Im Einzelnen wäre da und dort mehr philologische Kritik
wünschenswert. (Ich greife aufs Geratewohl heraus S. 46: das Suffix
-a<e, -asse ist von -acea, nicht •aca4s abzuleiten; crevasse, culasse,
rosaci sind nicht pejorativ afficiert; S. 47: die Etymologie von sortir
steht keineswegs fest; potle {poiie) hiefs zunächt heizbares Zimmer,
dann Ofen, nicht umgekehrt etc.) Besonders die von Lehmann
übernommenen Beispiele sollten nachgeprüft werden.
Die letzte und eingehendste Besprechung der psychologischen
Bedingungen des Bedeutungswandels finden wir bei \Vundt, Völker-
psychologie I, 2, 420— 583 (VIII. Kap.: Bedeutungswandel). S. 487
— 567 giebt der Verfasser eine Klassifikation auf rein psycho-
logischer Grundlage. Er unterscheidet zunächst:
A. den correlaliven Bedeutungswandel,
B. den selbständigen Bedeutungswandel."
Der erstere charakterisiert sich dadurch, dafs mit den Be-
deutungsveränderungen Lautveränderungen in Wechsel-
beziehung stehen. Dazu giebt Wundt S. 422 — 425 ausschliefs-
lich Beispiele von Bedeutungsdifferemtierung, Es geht aber aus
Späterem (besonders S. 485 f.) hervor, dafs er auch die Bedeutungs-
veränderungen hieherzählt, die mit der Wortbildung verbunden sind.
Der selbständige Bedeutungswandel wird S. 426 definiert:
„Unter selbständigem oder eigentlichem Bedeutungswandel ver-
stehen wir alle diejenigen Bedeutungsänderungen , die unabhängig
von etwaigen Lautänderungen vermöge einer in den ur-
sprünglichen Eigenschaften der Begriffe begründeten
Entwicklung erfolgen."
Wundt geht nur auf den selbständigen Bedeutungswandel
näher ein, schliefst aber die correlativcn Bedeutungsänderungen
nicht konsequent aus.^ Der erstere zerfällt in:
' Aehnlich HeCTdegen; formaler and realer Bedeulongswandel (ve),
oben S. 570).
* Vgl. a. B. O. S. 54], S, 546 ff., S. 56z f., Kach sonst eelcgenlljcli.
586 K. JABBROy
I. den regulären Bedeutungswandel»
II. den singulären Bedeutungswandel.
Typische Beispiele:
I. pecunia Viehherde — Geld. Mit dem Uebergang des Tausdi-
verkehrs in den Geldverkehr ging der Name des wichtigsten
Tauschobjektes auf das an seine Stelle tretende gemünzte
Geld über. Der alte und der neue Begriff sind in dem
Merkmal, auf das es ankommt (Verwendung als Tauschmittel),
identisch (a. a. O. S. 431).
Vgl. plume Vogelfeder — Stahlfeder, infolge der Ver-
wendung zum Schreiben (a. a. O. S. 498).
IL Mercurius Gölterbote — schnellster Planet
moneta Münzstätte nach dem in der Nähe befindlichen Tempel
der Juno Moneta in Rom (a. a. O. S. 430).
Vgl. coqueluche Art capuchon — P!pidemischer Husten,
wegen dessen man sich den Kopf mit einer coqueluche
bedeckte (Diet. gen.).
grh)e Streik, nach der Place de la Grève in Paris, wo sich
die Arbeitslosen zu versammeln pflegten.
Folgendes sind nach S. 426 — 432 die Merkmale der beiden
Hauptarten des Bedeutungswandels:
L geht auf allgemeingültige Gesetze der Begriffsentwicklong
zurück, II. beruht auf ganz individuellen oder mindestens nach
dem Umfang ihrer Verbreitung sehr beschränkten Motiven.* (Vgl.
S. 486: Die Veränderungen des regulären Bedeutungswandels
sind die hauptsächlichsten Hûlfsmittel der allgemeinen Begrifis-
en t Wicklung, während der singulare mehr in einzelnen Fallen
und für besondere Begriffsgebiete ergänzend eingreift.)
I. ist ein Bedeutungs Wechsel. Die neue Bedeutug erscheint
als eine aus der alten hervorgewachsene. II. ist eine Bedeutungs-
Übertragung. Die neue Bedeutung erscheint als eine der allen
äufserlich aufgepflanzte.
Bei 1. ist der Vorgang allmählich und stetig, bei II. i^^
er plötzlich. Der Augenblick der Entstehung läfst sich zuweilen
direkt nachweisen.
I. weist auf mehrmalige, 11. auf einmalige Entstehung be-
stiminttT Motive (womit nicht notwendigerweise ein Einzelner der
Urheber der Begriffsübertragung ist. Vgl. moneta). Der Vorgai^S
hat bei 1. den Charakter einer Triebhandlung, bei 11. denjenigen,
einer willkürlichen Handlung.
I. ist die Geschichte eines Begriffs, II. in erster Linie G^*
schichte eines Wortes.
Ergänzen wir dazu noch aus S. 58if.: Bei I. sind die Asso-
ciationen in der Regel simultane, bei II. successive, oft erst
^ Was a.a.O. S. 428 beigefügt wird: eine in den ursprünglichen Eii:«^*
Schäften der Begriffe bc^^ründete Entwicklung lasse sich beim singulären H«-
deulung-.wandel nicht nachweisen, steht mit der oben S. 585 cilierien l-'^*
linition des selbständigen Bedeutungswandels im Widerspruch.
PEJORATIVE BKDEÜTUNGSENTWICKLDNG lU FRANZÖS.
587
durch „Reflexion" eDlstandene; und zum Schlüsse aus der speziellen
Besprechung von
I. : Wesentliches Kriterium des legulären Bedeutungswandels
ist, „dafs er alle jenen Veränderungen der Worlbedeul ungen in
sich schlierst, welche durch die innerhalb einer Sprachgemeinschaft
allgemein gültig auftretenden allmählichen Veränderungen der Apper-
ception erfolgen" (a.a.O. S. 487). Von
II.: Der singulare Bedeutungswandei ist in der Regel ebenso
gut motiviert wie irgend eine Erscheinung des regulären Hedeu-
tungswandels: „und als der einzige Unterschied bleibt der zurück,
dafs die Ursachen, die ihn bestimmen, einem in dieser Combination
nur einmal vorhanden gewesenen Zusammenflufs von Bedingungen
ihren Ursprung verdanken". Die dabei wirkenden Associationen
gehen nicht aus den innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft all-
gemein gültigen Bedingungen der Apperception , sondern aus indi-
viduell beschränkten hervor (a. a. O. S. 542).
Man wird ohne weiteres zugeben, dafs die Unterscheidung
eine im Wesen des Bedeutungswandels tief begründete ist: Der
reguläre Bedeutungswandel stellt uns die Aktion der Gesamtheit,
der singulare die Wirkung des Einzelnen auf die Gesamtheit dar.
Zugleich treten aber auch die Schwierigkeiten zu Tage: Zwischen
Collectiv- und Individua! Wirkung giebt es eine Menge Zwischen-
glieder; wo ist die Grenze zu ziehen? Die Schwierigkeit der Ein-
ordnung erscheint bei der geringen Anzahl und der sorgfältigen
Auswahl der Beispiele von Wnndt natürlich kleiner als sie in Wirk-
lichkeit ist; gleichwohl läfst sie sich schon nach diesen beurteilen.'
Unte rein teil ung:
I. Regulärer Bedeutungswandel (S. 487— 541).
1. Assimilativer Bedeutungswandel. Durch Assimilation,
d, h. eine zwischen Kindrucks- und Erinnerung.icl ementen
des gleichen Sinnesgebietes sich abspielende Association.
picds d'un fauteuil, pieds d'une chaise, pUds d'une table
u. s. f. ¡lit aus testa, Topf, Scherbe. (Von früher ange-
führten Beispielen vgl. múrkhal, roman, ùulrage, huinbie,)
2. Complícativer Bedeutungswandel, Durch Compli-
cation, die in einer Association von Empfindungselementen
verschiedener Sinnesgebiete bestehl. aeulum und grave in
der Anwendung auf Töne, craindre aus tremeré {vgl.
Irouiller).
3. Gefühlswirkungen. pHlre zu Fufs — armselig, merci
Lohn — Gnade.
' Wiiadt iclbst weist übrigens mehrmala ^ur Ucbergänge hin. S. 499
Aamerkg.: Die ve rwic keltere und d»um mehr dem Singulären tich näheiade
Beschaffenheit ... S.511 und .^.537!., S. 55S, S.562: Mangel einer achurren
Grenze zwischen CompHcBlionen und willküdich erfuntienen bildlichen Be-
zeichnupgcD. S. 544: Die Namengebuag dutch singulüre Asaociatianen spielt
in dos Gebiet des canclaiivcn BedentungiwandeU fiber.
588 K. JABERO,
4. Associative Verdichtungen, rien etwas — nichts (syn-
taktische Association), poison Trank — Giittrank (Ver-
wendungsassociation).
Gefühlswirkung und associative Verdichtungen treten als mit-
wirkende Faktoren auch hei andern Arten des Bedeutungswan-
dels auf.
II. Singularer Bedeutungswandel (S. 541 — 567).
1. Namengehung nach singulären Associationen, k
luneiies Brille, eigentlich „die Möndchen".
2. Singulare Namenübertragungen. momias, oben S.^%^,
Chauvin (Verallgemeinerung eines Eigennamens).
3. Aufgenommene und einverleibte Metaphern, che^
valet eigentlich Pferdchen.*
Hier einige Beispiele zu der oben S. 587 3. Alinea aufge-
stellten Behauptung:
S. 502 wird als Beispiel des assimilativen Bedeutungswandels
mit wechselnder dominierender Vorstellung iêie genannt: Gefafs —
Schädel — Kopf (analog dem deutschen Kopf, das ursprünglich
ein Trinkgefafs bezeichnete). Im „Volksdialekt" habe sich eine
Art Ersatz für die verloren gegangene Beziehung des Schädels wr
Schale in boule (eigentlich Blase) gebildet.^ Man bemerke zunächst,
dafs sich Wundt durch die Etymologie von botüe (lat bulk =
Blase) zu der irrtümlichen Annahme verleiten läfst, der Bedeutungs-
übergang sei hier wie bei /esla durch die dominierende Vorstellung
des Hohlen vermittelt worden. Frz. boule hat aber nie etwas anderes
bedeutet als Kugel. Leitend ist also die Vorstellung der Form.'
Der komische Effekt besteht, wenn ich mich nicht irre, darin, dafs
man sich den Kopf losgetrennt vom Körper vorstellt.* Sicher ist,
dafs ein komischer Effekt mit dem Worte erzielt wird. Man ersetzt
wissentlich /eVe durch boidle. Deutet dies aber nicht auf singulären
Ursprung hin und läfst für die Verdrängung von chie/ durch tcsli
Aehnliches vermuten ?í* — Ist der Umstand, dafs die Vogelfeder
zum Schreiben benutzt wurde, nicht ebenso zufallig wie derjenige,
dafs der I^eryll zur Correklion der Fehler weitsichtiger Augen
* Leider mufs ich von einer Würdignnfj der psychologisclien Grundlage
obiger Einttiluni^, in Wiindts Darstellung des Wesentlichsten, hier absehen,
da ich mit den Resultaten der Psychologie nicht genügend vertraut bin. Pcm
Ikginne der vorliegenden Arbeit ging ich von rein philologischen Gesicbtí'
punkten aus; erst im weitern Verlaufe drängte sich mir die Ueberzeugun{: au!,
dafs die Betrachtung psychologisch vertieft werden müsse. Es hing von âuf>f"'
Umständen ab, dafs ich das Versäumte nur unvollständig nachholen konnte.
* Darmesteter, Vie des mots S. 164: „La langue populaire aujourd'hui
remplace de nouveau t^fe, devenu trop abstrait, par bouU.^*
3 Als Schulknaben verwendeten wir ähnlich Kürbis. Vgl. auch die fran-
zösischen Argotausdrücke calebasse, coloquinte, poire, couatche, citronnade
{citron), cibo t4 lot und ciboulotte (ciboule), pomme, balle (Schwob u. Guicvsse,
Etude sur l'argot français in Mémoires de la soc. de linguistique de Pai^^
VII, 50).
* Vgl. il a perdu la boule.
^ Vgl. auch das deutsche Schädel grob = Kopf.
PUJOKATIVE lìEUEUTUNtiSENT WICKLUNG IM FKANZÖS.
589
I
I
I
diente?' Und ist es deshalb gerechtfertigt, den Bed eut un gsü ber-
ga.ug Vogelfeder — Schreibfeder regulär, den Bedeutuiigsübergaiig
Beryll — Brille (noch im 14. Jahrb. (/er bri!) singular 2U nennen?*
Oft sind wir verwundert, eine Bedeutungsänderung von ganz
Eingulârcm Charakter in verschiedenen Sprachen wiederzufinden.
Zu der Namengebung nach singulärtn Assodatloneti zählt Wundt
(a, a. O. S. 545) „zalilreiche Ausdrucke wie der Kelch, die Krone,
die Kätzchen der Blülhen u. s. f, die aus der wissenschaftlichen
Kunstsprache zum Theil in den allgemeiuen Sprachgebrauch über-
gegangen sind". Für Kättchen Irißi letztere Bemerkung sicher
nicht zu; denn wir finden nicht nur im Englischen calkin (neben
cal-liii!) und im Französischen chalón, sondern auch entsprechende
Ausdrücke in französischen [mimi, mitón u. s. f.) und in deutsclien
Dialekten.^ Wird man also nicht zu dtr Annahme gezwungen,
dafs die Association zwischen Kätzchen und Blutenkätzchen min-
destens ebenso nahe lag, wie z. B, diejenige zwischen Hui und
Fingerhut (Wundt a. a. O. S 492 zum regulären Bedeutungswandel)?
Dem Franzosen, der Fingerhut zum ersten Male hört, macht das
Wort gewifs einen höchst pittoresken Eindruck. Für den Deutschen
erscheinen in diesem Falle ursprüngliche und übertragene Bedeu-
tung als unmittelbar kennzeichnende; wer versichert uns aber, dafs
bei der Namengebung nicht Reflexion im Spiele war?
m. Besprechimg der Dissertation von IC ZTitzsohe.
In den folgenden Ercirleriingen lasse ich wie im Vorhergehen-
den bei Seile, was sich bei der Besprechung meines Materials von
selbst ergeben wird.
I. Ungenügende Quellenangabe.
Nicht nur der schwächste, sondern auch der unselbständigste
Teil von Nilzsches Arbeit ist seine Einleitung. Wo dieselbe nicht
zum Widerspruch herausfordert,^ enlslamnien ihre Gedanken fremder
Quelle. Zu S. 4 s. Darmesleler, Vie des mots S. 6g ff., Whitney
S. 20 ff., zu S. 5 9. Wegener, Grundfragen des Sprachleben S. 47 ff.,
Morgenroih I, S. 2 und S. 20. —
Man vermifst besonders die Angabe, woljer die einzelnen Bei-
spiele stammen. Meistens beruhen sie wohl auf dem Sachs'schen
Wörterbuche und dem dazugehörigen Supplemente. Den Diction-
naire général hat der Verfasser nicht benutzt. Wie nützlich er
' VoiansKcselzt, dufs diese Vermulung riclilig ist.
• Wundl. a. a. O. S. 498 and 544.
' Vgl. Grimm, Wörlerbuch unter Kättchtn. In meiner heicaatlichen
Mundart (Bem) sagl man Bütti {=: Kätzchen). Der Bedeulung^ubergang ist
SD ToUsluidig, äaU 3üsn = Käticben und Bussi =^ Blülenkitictien als zwei
verscbicdene Wörter emprunden weiden. Chalxli, das meine Mundan ebfo.
falls kennt, ist in der Bedeutung Blülenkätzdien nithl gebräuchlich uod würde
als hubichcs homotiatischea Bild erse b etnea.
* Ich werde im zweiten Teile der voiliegenden Aibeit hierauf zurück-
k.
590 K. JABERGy
ihm hätte sein können, ist aus der Kritik von Dittrich zu ersehen,
der seine Richtigstellungen im Einzelnen fast ausschliefslidi ani
diesen gründet. Zu S. 44 wären Darmesteter, Vie des mots S. 166
und Littré, £tudes et Glanures S. 22 zu nennen.
2. Mangelhafte Umgrenzung des Stoffes.
a. Vollständigkeit der Beispiele. Dittrich nennt in der
oben erwähnten Kritik (Ztschr. f. frz. Spr. XXP, 154) die Beispiel-
sammlung reichhaltig und die Lücken verhältnismäfsig wenig be-
deutend. Bezüglich der unter den historischen Faktoren aufge-
zählten Beispiele mag man diesem Urteile zustimmen, obgleich auch
hier manches beizufügen sein wird.^ Auffallend ist dagegen, dais
eine ganze Anzahl von abstrakten Begriffen fehlen, deren Ent-
wicklung doch ganz besonders interessant ist, z. B. outrage (outra-
geux), cautèle (cauteleux)^ apprêt (apprêté)^ artifice {artificiel, artifiàeux),
apparent {apparence), mignard, élégant, pathos, pose, précieux, afecUr,
affectation, altérer, hautain, suffisant [suffisance), prétention (friien'
tieux) u. s. w. Man wird unten im zweiten Teile dieser Arbeit
weitere gleichartige Beispiele finden. Hängt dieser Mangel mit
der eigentümlichen Unterscheidung zwischen (historischer) Be-
deutungshebung und -Senkung einerseits, (psychologischer)
Qualitätshebung und -Senkung (resp. Verschlechterung) andrer-
seits zusammen? 2
b. Sichtung der Beispiele nach ihrer Herkunft. Es ist
eine bekannte Thatsache, dafs uns ein encyclopädisches Wörter-
buch wie das Sächsische genau genommen nicht den Wortschatz
einer einzigen Sprachgenossenschaft giebt, sondern denjenigen einer
Anzahl von geographisch oder kulturell gesonderten Sprachcentren,
die einen gemeinsamen Sprachfonds besitzen, sich aber in manchen
Dingen unterscheiden. Neben den Unterschieden im Wortschatz
sind Unterschiede in den Bedeutungen, ganz besonders in der
eigentümlichen Gefühlsfärbung der Wörter bemerkenswert Letztere
ist aber in einer Arbeit über Qua li täts Veränderungen von grofser
Wichtigkeit. Es mufs also, wenn man sich nicht auf ein Wörterbuch
stützt, das selbst schon eine Auswahl getroffen hat, der Anwen-
dungskreis eines W^ortes möglichst genau umschrieben werden.
Dies thut Nitzsche nicht immer mit der nötigen Gewissenhaftigkeit.
Er begnügt sich meist damit, die Abkürzungen von Sachs wieder-
zugeben, die für eine semasiologische Untersuchung häufig nicht
genügend sind. Man findet bei Nitzsche Seiten »^ wo Provinzialis-
men, Argotismen und allgemein französische Wörter ebenso bunt
durcheinander stehen wie bei Sachs. Ueber Argotismen ist schwer
zu urteilen, wenn man sie nicht in ihren Anwendungen gehOrt
* Ich halle für unnötig, hier zu wiederholen, was Dittrich a.a.O. S.I54
über die ungenügende Ausnutzung der Quellen gesagt hat. Die von ihm *°'
geführten Beispiele könnten vermehrt werden. Vgl. oben S. 567.
* Nitzsche S. 10, wozu ausführlicher unten, zweiter Teil.
3 Vgl. S. 14, 29, 44.
PEJORATIVE BEDEUTUNGSENTWiCKLUNG IM FRANZÖS. SQI
hat.' Auf Argotwörterbücher (solche liegen den Parisismen von
Villatte und z. T. auch dem Supplement von Sachs zu Grunde)
kann man sich nicht verlassen. Dieselben mischen fast alle kritik-
los Argot, Volkssprache und Neologismus.
Zu ganz fal.ichen Auffassungen wird man durch summarische
Aufzählungen verleitet. So mufs luan nach dem, was Nitzsche
S. 15 sagt, annehmen, diu Wörter nase, frichti, cktibes, ckoufíiijuíur,
choumaque, schloffer, schnapps, sehpiìer seien in der niedern Sprache
allgemein verbreitet. Man sieht, dafs es sich um Worlet handelt,
wie man sie überall an der deutsch- französischen Sprachgrenze
findet, 2 deren fremder Ursprung aber deutlich empfunden wird.
Der Gebildete, dem es um Reinljallung der Sprache zu thun ist,
bedient sich ihri^r nicht. Es ist begreiflich, dafs sie für ihn infolge
dessen einen verächtlichen Beigeschmack haben. — Eine genaue
Wiedergabe dessen, was Sachs sagt, halle uns bereits besser unter-
richtet, nast, Jrickti, chtibts werden als selten, ehoumaque als Pro-
vinzialismus (Bourgogne) bezeichnet, ehoumaque kenne ich aus der
franiösisdien Schweiz, frichti findet man in der Revue des patois
galloromans 1, 205 in der Bedeutung „festin" in einem Text aus
Essarts-lez-Sezanne (Canton d'Eslemay, Marne), mit der Anmerkung,
in Athis (Ome) bedeute das Wort „toute viande en ragoflt". Die-
selbe Bedeutung findet man im Wallonischen (mündliche Quelle).'
Das Wort dürfte, wie schnapps, lu familiärer Sprache ziemlich all-
gemein verbreitet sein. Zu nase B. Godefroy, In der Gegend von
Liège = „gros nez" (mündliche Quelle), aller schloff in den Ar-
dennen ^ schlafen gehen. Larchey, Nouveau supplément du dic-
tionnaire d'argot, Paris i88g citierl aus Zola (ohne genaue Angabe):
J'ai filé, je suis allé schlofftr un brin, Aehnlichen Ursprungs sind
sicher auch die übrigen Beispiele, die ich nur in Argotwörter-
büchem gefunden habe.
c Scheidung zwischen Bedeutung und Verwendung
(usueller und occasioneller Bedeutung)." Ist auch der Unter-
schied zwischen usueller und occasioneller Bedeutung oft fliefsend
{Nitzsche S. 4 und S. 54) und bleibt die Feststellung der Grenze
häufig mehr oder weniger dem subjektiven Ermessen anheimgestelll,
so müssen wir doch in einer Uoteriuchung von der Art der vor-
liegenden eine Erwägung immer im Auge behalten: Occasionelle
Bedeutungen sind wohl charakteristisch für ein gewisses eng be-
grenztes Sprachstadium, nicht aber für die Sprachetilwîckiung. Sie
sind nur Versuche, die Sprache umzugestalten; ob diese Vcr-
' Allgemein lific sich nur sagcD, dafs ein Argotisiaus gewòhnlich co ipso
einen UDgünstigea Geluhlbweil bcsilit.
* Vgl. f . B. ZJmmerti, Die deuIsch-rranzSsiftche Sprachgrenze in der
Schweiz, 1. Teil, Sprachgrin« im Jura S. 6 f., S. 13 f.. S, 34 r.
■ Vgl. auch A. Darmesleler. De la ciéation actuelle de mots nouveaux
dans la langue française. Paris 1877 S. 159.
' Dheu veigleiche man: Paul S. 68 lî., Heerdegen, Gnmdiiige S. 96 fT.,
beiondeis S. loB if., Hey, aemaaiologìsche Smdiec S. C05 ff. Am kUtsten und
■chii&ten bat Faul den Unlctichied deSnicn.
592 K. JABBRG»
suche gelingen oder nicht, ist aber von grofser Bedeutung. Nach
der Lektüre von Bökemann ^ ist man z. B. geneigt, dem Euphemis-
mus einen viel gröfsern Einñufs auf die Sprache beizumessen, als
ihm in Wirklichkeit zukommt. Bei näherem Stadium wird man er-
staunt sein, zu konstatieren, dafs verhältnismäfsig wenig zu dauern*
dem Sprachgut wird. Um die Bedeutung gewisser Erscheinungen
für die Umgestaltung des Sprachganzen beurteilen zu können,
müssen wir somit Occasionelles so viel als möglich ausscheiden.
Damit soll keineswegs gesagt sein, occasionelle Bedeutongs-
änderungen dürften nicht angeführt werden; ich möchte im Gegen-
teil an einem Beispiele zeigen, dafs sie von grofsem Nutzen sein
können. Allein dann müssen sie ausdrücklich als occasione!! be-
zeichnet werden. Sie dienen nicht zur Feststellung des Ein-
flusses einer Erscheinung auf die Umgestaltung der Sprache,
sondern zu ihrer Erklärung. Dazu sind sie in vielen Fällen sogar
geeigneter als usuell gewordene Aenderungen, denn hier ertappen
wir die Sprache auf frischer That, wir sehen in ihren Mechanismos
hinein.
controuver heifst nach dem Diet gen. „inventer mensongère-
menl" (vgl. dort und bei Littré Beispiele aus Klassikern. Heute
ist das Wort selten). Im Altfranzösischen finden wir es mit der
Bedeutung ersinnen, erfinden. Aeltestes Beispiel:
Co controve rent baron franc,
Por co que fut de buone feit,
de Chelperin feissent rei.
St. Léger 52, Romania I S. 306 Ed. G.Paris.
Dazu die Anmerkung: controuver signifie „imaginer, avoir ridée".
Ucbersetzung obiger Stelle: „Les barons francs eurent l'idée de
faire roi Cliilpéric, parce qu'il était de bonne foi." Weitere Bei-
spiele s. Godefroy II, 2%}^. Die heutige Bedeutung finden wir im
13. Jahrhundert (s. Godef. II, 284 Roman de la Rose und IX, 18^^
Rutcbeuf. Andere Beispiele bei Littré). Wir haben somit den B«--
deutungsübergang erfinden — erlügen zu erklären. Derselbe er-
scheint uns ganz natürlich, wenn wir an gewisse Verwendungen
des heutigen inventer'^ denken. Vgl. Diet. gén. unter der De-
finition 3^ „imaginer une chose qu'on donne comme réelle" (gegen-
über i'^ ciécr qqch. de nouveau; 2^ imaginer (quelque idée)): Qoell^
histoire />/^'í///í^-vous là? Une pareille chose ne s'invente pas. LiWe
umschreibt mit supposer, controuver die Beispiele: Elle me ¡a
dit; c'est un fait constant; je n'invente rien, moi (Lcsage). Tu dis
qu'en un complot j'ai voulu t'engagerî Fourbe! invente uowctsà^^^
si tu veux te venger (Legouvé). — Cela ne s'invente pas als Bei-
spiel zu être coiitrouvé. Ganz analog hatte das altfranzösiscbe
controver in gewissem Zusammenhange eine schlimme Bedeutung.
^ Französischer Euphemismus, s. oben S. 565.
* Vgl. die occasionellen Bedeutungen der entsprechenden deutschen
Wörter erfinden, ersinnen.
r
PEJORATIVE BEDECT0NGSENTWICKLUNG IM FRANZÖS.
593
Í
Dieselbe trat nach und nach ¡d den Vordergrund des BewufstseiDs,
während die alte, allgemeine Bedeutung erlosch. — Es bleibt zu
erklären, warum die schlimme Seite von erfinden besonders hervor-
trat. Auch hier mag uns invertier den Weg weisen. Man sagt lieber
rücksichtsvoll il a invaile cela als il a menti, oder vous inventen
cette histoire statt cette histoire est fausse, trotzdem man im Cîrunde
findet, die Ausdrücke mentir, faux etc. wären die richtigeren. Ent-
sprechend, müssen wir annehmen, wurde conlrever gebraucht. Der
Eindruck, den die Verwendungen ohne euphemistische Absiebt im
Bewufstsein hinterlicfsen , wurde durch Verwendungen mil euphe-
mistischer Absicht verstärkt und trug den Sieg davon. In ähn-
licher Weise liefse sich die occasionelle Bedeutung von invention
der all französisch usuell gewordenen von engin (vgl. auch engignier)
gegenüberstellen.
Im Sprach bewufstsein des Franzosen existiert aber die Sonder-
bedeutung inventer ^ erlügen nicht, mag sie auch das zerlegende
Denken des Sprachforschers feststellen. Es wäre also falsch, inventer
in Beispiel pejorativer Bedeu tun gsentwick lung zu nennen.
In der Zulassung occasioneller Beispiele geht Nilzsche ent-
schieden zu weit; besonders ist zu tadeln, dafs sie nur ausnahmsweise
als solche gekennzeichnet werden. S. 42 heifst es: „Für das harte
und mifstönende voler gibt es gar manche beschönigende Synonyma:
dftourner, dérober, soulever p. [= populaire] ^ entwenden.
t'aeeomoder de ce. ^ sich etwas zu Gemute führen.
i approprier ge. ^ sich etwas aneignen,
íubtiliser ge. ^ i. etwas verfeinern, verdünnen;
2. etwas stiebitzen.
escamoter ge. = etwas bei Seite schaffen."
Zunächst sehe ich nicht ein, warum dlrober in diese Gesellschaft
kommt. Fine Qualitätsverschlechterung hat das Wort meines Wissens
nicht erlitten. Das älteste von Godefroy und Diet gén. genannte
Beispiel lautet; Por qu'avés vos ces moines si desreubis, Aiol 1445.
diroltr besitzt hier die heute veraltete Bedeutung dépouiller. Die
übrigen Beispiele prüfen wir nach dem von Paul (den ja auch
Nitzsche S. 4 in dieser Frage citierl) 8,70 angegebenen Kriterium:
„Dafür [dafs eine abgeleitete Bedeutung wirklich usuell geworden
ist] giebt es ein sicheres Kriterium, nämlich dafs ein Wort occa-
sionell gebrauclit in dem betreffenden abgeleiteten Sinne verstanden
werden kann ohne Zuhülfenahme der Grundbedeutung; d. h. ohne
dafs dem Sprechenden oder Hörenden dabei die Grundbedeutung
zum Bewufstsein kommt." Es ergiebt sich: Mit t'accumoder de ggck.
will man einen komischen Effekt erzii'len, ebenso mit s'approprier
ggch. Während aber s'accomoder ohne Zuhülfenahme der Grund-
bedeutung nicht verstanden werden kann, mag dies bei s'approprier
zweifelhaft sein, soulever gehört dem Argot an, ist also höchstens
als sekundär -usuell zu bezeichnen.' Ohne weitere Angaben dürfen
' Dais übrigens die uisprün gliche Bcdeulung ooch deulUch empfunden
wird, zeigt das Wortspiel im Ijed von dei 15a Kilo sïhweten Fran:
n. PbiL XXV. 18
594 ^ JABBRGy
also nur détourner,^ subtiliser ^ escamoter angeführt werden, íapprapritr
mit Reserve.
Speziell für den Euphemismus steht uns ein weiteres Kriterium
zur Verfügung: So lange wir das Bewufstsein haben, mit dem
neuen Worte einen Anstofs erregenden Ausdruck zu venneiden, ist
erstcres nicht usuell geworden. £s soll nicht verschwiegen werden,
dafs trotz der Anwendung der genannten Kriterien manches zweifel-
haft bleibt
Nitzschc gerät besonders im zweiten Teile seiner Arbeit immer
mehr auf das Gebiet der occasionellen Bedeutungen. S. 32 inter-
essieren uns direkt nur diejenigen Wörter, die „dauernd einen
komischen Anstrich erhalten'' haben, anders ausgedrückt: die nicht
ausgesprochen werden können, ohne eine komische Wirkung lu
erzielen: congratuler^ s* imbiber, s* ingurgiter, progéniture, ¿lucubraiwn,
adolescent, mirifique, idoine, pudibond, Castel, véhicule.'^ Unter den
übrig bleibenden {moribond, similitude, clémence, turpitude, taciturne)
wird moribond sicher nie, similitude, clémence, taciturne sehr selten
mit komischer Nuance gebraucht. Turpitude wendet man über-
treibend hie und da im Spasse an.
In dem Kapitel Ironie heifst es S. 49 zum Schlüsse: „Endlid
ist die Ironie im Stande, ein Wort für sich, losgelöst aus dem Zu-
sammenhange, pejorativ zu qualifizieren; dann wird indessen die
Ironie vom Sprachbewufstsein nicht mehr empfunden." Das sind
eben gerade die Beispiele, die wir suchen.
d. Wortbildung und Bedeutungswandel.* Man mag
sich darüber streiten, ob die Bedeutungsänderungen, die mit der
Bildung eines Wortes zusammenhängen, in der Wortbildungslehre
oder in der Semasiologie zu behandeln seien. Jedenfalls aber mufs
man auf den Unterschied aufmerksam machen, der zwischen zwei
Beispielen wie subtiliser qqch. (= etwas geschickt entwenden) und
antipaiher qqn. (== jemanden verabscheuen)"* besteht. Das erstere
biefs ursprünglich „réduire en particules déliées, par l'action du
feu"; letzteres hat nie eine andere Bedeutung noch andere Nuance
„Quand j' pens*, nom d'un chieD,
Qu' tout ça m'appartient,
J' m' dis: Achill', -chill', -chille,
T' fais pas d' bil', bil', bile,
Ceti' femm' pas d' danger
Qu'on va t' la souV ver.**
* Besser mit „unterschlagen" als mit „entwenden" zu übersetzen. EigcD^*
lieh „bei Seile schaffen" (von ungetreuen Beamten), also in sehr beschränk-
tem Sinne.
2 Wozu noch zu bemerken ist, dafs in sUmbtier (= trinken) die komiscbc
Wirkimg eher von dem Bilde herrührt als von der Wortform und dafs castef
zu den Archaismen der folgenden Seite gehört, s'ingurgiter wirkt als meoi*
nischer Ausdruck komisch. In pudibond ist der Begriff dem Spotte ausjjesftzt.
8 Ich lehne mich hier wieder an die Kritik von Diitrich a. a. 0. S. I5)
an (vgl. oben S. 590), kürze daher ab.
* Nitzsche S. 29. Ob antipather, algébriser und adjectiver wirklich
existieren oder ob es vereinzelt gebliebene Neubildungen seien, lasse ich d**
hingestellt. Nachweisen kann ich sie nicht.
PEJORATIVa BEDKÜTUNGSBNTWICKLUNQ IM ?RANZOJ
gehabt als die gegenwärtige. Der komische Effekt beruht auf der
Art der Wortbildung, Eine Quaiitätsverschlecbterung können wir
nnr im Vergleiche mit antipaihie konstatieren. Häufig ist die Er-
scheinung, dafs die Bedeutung eines abgeleiteten Wortes einer
pejorativen Verwendung des Grundwortes entspricht So finden
wir bei Nitzsche S. 29 algihriser (selten, = sich zu gelehrt aus-
drücken), dessen Bedeutung durch die metaphorische Verwendung
von algèbre (c'est de Valgfbre pour nous ^ das ist uns unver-
ständlich) erklärlich wird. Die von Nitzsche angeführten Wort-
bildungen sind nicht sehr zahlreich: yKíj^ír (S. 14), Jtan-h(ie, Jean-
fesse, Jean- Jean (S. 17, dazu Dittrich a. a.0. S. 155), meurt-dt-faim,
va-nu-pitds, sans-le-sou (es wäre wirklich merkwürdig, wenn die
letztgenannten eine andere als eine verächtliche Bedeutung hätten),
paillarl (S. 26, zu leleterem Dittrich a. a. O. S. 155),' adjecliver ggn.
(S. 29 = jemanden beleidigen, pop.), momentanée, horhonlaU (Be-
deutungswechsel mit der substantivischen Verwendung eingetreten,
vgl. Dittrich a. a, O. 8,44), bon vivant, viveur, noceur (S. 44), die
Flüche (S, 45 f.), Heu commun, homme nouveau {S. 52), poi-au-Jeu (in
adjektivischer Verwendung). Nimmt man aber prinzipiell derartige
Beispiele auf, dann mufs dies in viel ausgedehnterem Rlafse ge-
schehen. Zti S. 29 wären ungezählte komische Wortbildungen eu
ergänzen, vgl. barbifier, eorußer, seigneurifier, ¡artufier, abracadabrant,
dìnatoire, engendrer (= mit einem Schwiegersohn versehen), majoresse
(Frau Major), moyenâgeux, plumitif, prina'picule, Adjektiva auf -tssime
etc., die man im DicL gén. nachschlagen möge. Es müfsten auch
die Bildungen mit pejorativen oder oft pejorativ gebrauchten Suf-
fixen und Präfixen genannt werden:*
-ard {balará, penard, pleurard, Utard etc.),
-ailli, -ailler [fùquitiaille, froeaille, prílraille — dispuiailler, icri-
vailler, rfpilaüler etc.).
^L -asse, -asser {blondasse, fadasse; bommasse, paperasse; rapetasser,
^H Irainasíer etc),
H -dire {bellâtre, douceâtre, genlillâire etc.).
^H -aud {rustaud, salaud, sourdautl eta).
^1 -erte {juiverie, moinerie; poltronnerie, singerie, crierie, mangerie,
^H tuerie etc.).
H^ tur, -tuse (raisonneur, rimeur; marcheuse, raetrotheusi etc.).
mi- {micontent, mUréant, médire, méfaire etc.).
Nicht KQ vergessen wären die Ableitungen von Eigennamen {¡«r-
quinade, capucinade, escobarder, jérémiade etc.), Zusammensetzungen
in der Art von meurl-de-faim {palle-peu, pince-maille, lire-ligne etc.)
U. 8. f. U. B, f. •
Obige Beispiele sind eine kleine Auswahl derjenigen, die ich
aus dem Diet gén. notiert habe. Zieht man erst volkstümliche
I dessen Urspning der Diet. gén. als aniicbcr be-
iber gewjfs nie ciac andere gewestii ist als Iieate,
ch auf die Andeutung der gewöhnlichsten.
38*
' S. 20 auch cabot
■ leiehnet, dessen Nüanc
' Ich beschränke
_ ■ Ich b<
596 K. JABERG,
Sprache und Argot herbei, so wächst der StoíT am das Doppelte
und Dreifache, wie ein Blick in die Parisismen von Villattc zeigt
Ich werde mich im Folgenden auf den selbständigen (s. oben
S. 585) Bedeutungswandel beschränken, da ich glaube, dafs die
pejorative Wortbildung ein^r eigenen, eingehenden Untersndiong
bedarf.
e. Redensarten und Bedeutungswandel Nur wenige
der von Nitzsche angeführten Redensarten haben wirklich einen
Bedeutngswandel erlitten. Ich rechne dazu besonders die Höflich-
keitsformeln S. 50 f., die sich infolge der Uebertreibung abgeschwächt
haben. In den meisten übrigen Fällen ist die schlimme Bedentong
mit der ersten Bildung der Redensart gegeben. // a uní poinit^
hat nie etwas anderes bedeutet als „er hat ein Spitzgen" (wie
Krilzingcr übersetzt), // est entre deux vt'ns^ nie etwas anderes als
„er ist nicht mehr ganz nüchtern" u. s. f. Es ist völkerpsychologisch
sehr interessant, zu beobachten, wie ein gegebener Gedanke um-
schrieben wird und wie sich diese Umschreibung in der Sprache
verfestigt. Für die Qualitätsverschlimmerung aber, scheint mir,
haben solche Redensarten nur insofern Bedeutung, als bei ihrer
Bildung oft dieselben Motive thätig sind wie beim Bedeutungs-
wandel in pejorativer Richtung, als also letzterer durch sie er-
klärt werden kann. Dann mûfsten aber auch Sprichwörter, Volks-
lieder, überhaupt alle Aeufserungen volkstümlicher Denkweise be-
rücksichtigt werden. — Es ist bei Redensarten noch schwieriger
als bei einzelnen Wörtern, zwischen dem, was occasionell geblieben,
und dem, was usuell geworden, zu unterscheiden. Zieht man et
Grenzen so weit wie Nitzsche, dann müssen die Beispiele ungleich
zahlreicher sein als bei ihm. Welche Ausdehnung die vorliegende
Arbeit nehmen müfste, möge ein Beispiel zeigen. Ich stelle, aus-
schliefslich nach dem Wörterbuche von ICritzinger (s. oben S. 561),
die halb euphemistischen, halb ironischen Redensarten zusammen,
welche auf das Prügeln Bezug haben:
avoir son compte.
passer sous ¡a main de qqn,
passer sous la patte de qqn,
mettre ¡a patte sur qqn,
frotter qqn. en diable et demi.
il en a eu d^une venue,
accomoder de tout point.
accomoder tout de rôti.
en donner tout du long de Vaune à qqn,
mesurer les côtes à qqn.^ (Diet. gén. unter côte: mesurer^ chaiouil^^^'
rempre les côtes à qqn),
donner de r huile de cotret à qqn, (Diet. gén. : huile de cotrd, coup
de bâton).
1 Vgl. Dittrich a. a. S. S. 155.
* Nitzsche S. 40.
pbjokauvb bedbutungsentwicklung im französ. 597
rafraîchir íes épaules avec un ¿veniaä à quinze pointes à qqn,
rabcUire Us coutures à qqn, (Diet, gen.: auch battre qqn, à plate
couture),
trousser la jaquette à qqn. (vgl. Diet gén. unter jaquette),
bien secouer la jaquette à qqn, (auch secouer qqn) (vgl. Diet, gén.:
secouer les puces à qqn),
donner à qqn, sa provision de bois (vgl. Diet, gén.: donner à qqn,
une volée de bois vert, charger qqn. de bois) {it a eu une bonne
provision de bois pour son hiver),
ajuster qqn, à double carillon (Diet. gén. veraltet: ajuster qqn, de
toutes pièces),
donner des chausses à qqn,
frotter les oreilles à qqn, (Diet gén. unter frotter),
graisser la peau à qqn,
nettoyer les habits de qqn, sans vergettes,
se jeter sur la friperie de qqn, (Diet gén. unter friperie),
ü a vu des anges violets,
il n*y va pas de morte main (vgl. mehrere ähnliche Beispiele Diet.
gén. unter main I, 4^: La main servant à frapper),
donner Palter et le venir à qqn,, einem auf beide Backen Maul-
schellen geben (vgl. Diet gén.: donner Palier et le retour),
charger qqn, d' appointement,
pocher au beurre noir (Diet. gén. unter pocher und beurre, vgl. auch
tremper une soupe à qqn).
Man vergleiche die Metaphern:
báuchonner qqn,
Ipousseter qqn,
Hriller qqn.
gourmer qqn.
gouspiller qqn, (s. H.-D.-Th. unter houspiller),
torcher qqn.
Das Material ist damit gewifs noch nicht erschöpft Vgl. z. B. Ler-
mina et Leveque, Dictionnaire thématique français-argot, Paris 1897
nnter battre). — Nitzsche nennt S. 48 : accomoder, ajuster qqn, de
toutes pièces,
3. Einseitigkeit der Behandlungsweise.
fiei Nitzsche heifst es S. 13 unter dem Titel „Der nationale
nod Stanmiesgegensatz'': „Sehr bezeichnend tritt dieser bereits in
der Benennung der Ausländer hervor; étrange (extraneus) früher =
Ausländer, Fremder, wird zu: sonderbar, seltsam, entsprechend dem
ííalienischen strano.**^ Die Frage, welcher Art der Vorgang der
* Die Entwicklang von strano ist weitergeschritten zu der Bedeutung
»nivicic>, di maniere scortesi, che usa stranezze" (Rigutini e Fanfani, Vocabo-
^^^ <l^la lingua parlata), was gesagt werden sollte, sobald man das Italienische
"*°* "V-^rgleiche herbeizieht. (S. über das Wort auch Ztschr. f. Völkerpsychol.
598 K. JÂBERO,
Bedeutugsveränderung war, läist Nitzsche unberührt Zwei Er-
klärungen sind möglich. Entweder haben wir es mit einer Be-
deutungsverschiebung zu thun:* An das Wort ¿(range (■= fremd)
knüpfte sich in gewissem Zusammenhange (ohne Absicht des
Sprechenden) die Nebenvorstellung des Sonderbaren, die nach und
nach zur Hauptvorstellung wurde.' Oder: Man brauchte ¿trange
euphemistisch für sonderbar (vgl. occasionell un homme singulier,
ein merkwürdiger Mensch, in schlechter Bedeutung (Betonung!).
Beispiele für das Englische s. E. Müller, Zur englischen Etymologie
S. 33)1 worauf Adäquation erfolgte. —
Im ersten Falle bleibt der Grund zu suchen, vrarom gerade
die Nebenvorstellung „sonderbar'' zur Hauptvorstellung wurde. Man
mag ihn mit Nitzsche im nationalen Gegensatze sehen, wenn man
nicht vorzieht, das Beispiel einer allgemeineren Erscheinung unter-
zuordnen: der Abneigung gegen alles, was vom Gewöhnh'chen ab-
weicht. — Im zweiten Falle bewog Rücksicht gegenüber den
Schwächen des Nächsten, für den Begriff „sonderbar^' einen mil-
deren Ausdruck zu wählen, wobei man auf étrange geriet Es
können aber auch beide Vorgänge mit einander gewirkt haben;
denn eine usuelle Bedeutung ist das Produkt einer Anzahl von
occasionellen : Trotz der Verschiedenheit der Motive kann der
Effekt derselbe sein.^ Für die Einordnung wird mafsgebend sein,
welches Motiv man für das wichtigere hält Unter Umständen
wird dasselbe Beispiel doppelt und mehrmals genannt werden
müssen.
Der Verlust der alten Bedeutung von étrange ist wohl dem
Einflufs der abgeleiteten Form étranger zuzuschreiben, die der
Diet. gén. im 14. Jahrhundert belegt, während étrange in ursprüng-
licher Bedeutung noch lange nachher vorkommt (s. Godef.).
Unter den Beispielen, die Nitzsche S. 13 f. auf étrange folgen
läfst, fallen in den Kreis unserer Betrachtung: Anglais famil. =
hartherziger Gläubiger 4; Américain (Néologisme) = Bauernfänger;
iudesque = urdeutsch, plump; teutonique „hat aufserhalb der histo-
rischen Verbindungen wie ordre teutonique, hanse teutonique den An-
VI, 424). — Die französische Bedeutunj^ „sonderbar" 1st nicht vom Substantiv
„Ausländer, Fremder**, sondern vom Adjektiv „ausländisch, fremd" abzuleiten,
das bei Godefroy unter estraigne in zahlreichen Beispielen vertreten ist.
* So nenne ich kurz die Erscheinungen, die Thomas unter I zusammen-
fafst (s. oben S. 581). Nach Wundts Einteilung gehört das Beispiel dem assi-
milativen Bedeutungswandel an (s. oben S. 587) und zwar der Unterart mit
wechselnder dominierender Vorstellung (Wundt, Völkcrpsych. I, 2 S. 493 ff)«
* Vgl. oben S. 592 f. inventer und controuver,
' Ob die eine oder andere Erklärung vorgezogen werde, eines diirf^^
wir wohl mit Sicherheit behaupten: Es besteht nir das Volksbewufstscin à'e^^
Verwandtschaft zwischen den Begriffen „fremd" und „sonderbar".
* Pasquier (s. nächste Seite Anm. 3) erklärt Anglais durch „créancier
fâcheux", „auquel il [le peuple] ne tombe soudain en l'entendement", âlmU^J
spätere Wörterbücher. Cotgrave: „a creditor that pretends he hath mucD
money owing, which is never like to be paid him".
PIJORATIVS BXDEUTUNGSBNTWICKLUNO IM FRANZÖS. 599
Strich des Geringschätagen oder Komischen"; „bei germanique lâfst
sich dieselbe Neigung konstatieren, nur weniger stark als bei ieu-
iatuçu^; tJfblanaù = domestique de maison publique" u. s. f.i
Warum ändert Anglais seine Bedeutung? — Der Begriff „hart-
herziger Glâubiger*^ verlangt eine Benennung; man sucht einen
neuen und anschaulichen AusdrucL Als solcher bietet sich infolge
irgend einer Association das Wort Anglais. Die Veranlassung zum
Bedeutungswechsel bot also das Streben nach Anschaulich-
keit und Neuheit des Ausdruckes und nicht der nationale
Gegensatz. Wir fragen aber mit Nitzsche weiter: Warum hat
man zu der Bezeichnung des Begriffes „hartherziger Gläubiger^* ge-
rade Anglais und nicht ein beliebiges anderes Wort gewählt, anders
ausgedruckt: Warum schlug die Association gerade diese und nicht
irgend eine andere Richtung ein? Offenbar weil sich gewisse Neben-
vorstellungen, im vorliegenden Falle diejenige der Hartherzigkeit
in Geldsachen, an den Begriff Engländer knüpften und im gegebe-
nen Augenblicke im Vordergrunde des Interesses standen. Der-
artige Nebenvorstellungen beruhen entweder auf thatsächiichcn Ver-
hältnissen, vielleicht ganz zufalliger Art,^ oder auf einem nationalen
Gegensatz, der dazu führt, dem fremden Volke böswillig schlimme
Eigenschaften unterzuschieben oder die vorhandenen her\'orzuheben.
Ob das eine oder das andere bei Anglais zutrifft, kann nur eine
kulturhistorische Untersuchung entscheiden.^
Bei andern Beispielen, die Nitzsche in dem besprochenen
Kapitel nennt, scheint mir aber sicher, dafs von einem nationalen
Gegensatze nicht die Rede sein kann. Wie sollte ein solcher
z. B. zwischen Chinesen und Franzosen entstanden sein? Als
„wunderlicher Kauz*^ {Chinois) erscheint der Chinese auch dem
ihm günstig Gesinnten. Mag sich auch bei gascon (= wind-
beutelig, prahlerisch) in der Hervorhebung der schlimmen Eigen-
schaft ein gewisser Stammesgegensatz geltend machen, so ist doch
nicht zu vergessen, dafs objektive Thatsachcn zu Grunde liegen.
Nach denselben Gesichtspunkten sind die übrigen Beispiele und
diejenigen der drei folgenden Kapitel zu beurteilen. Es ergiebt
sich also zunächst:
^ Die oben S. 590 f. aaigestdlte Forderung gilt natädich auch hier. Amé-
ricain und Polonais sollten als Argotworter sehr beschränkten Gebrauches ge-
^kennzeichnet werden.
' So gewils bei Américain (vgl. vol ä l'américaine) und Polonais in den
obigen Bedeutungen, überhaupt bei vielen verallgemeinerten Eigennamen des
Argots.
' Geschichtliche Erklärung durch die langen Kriege mit England und
die durch die Verträge herbeigeführten Geldstreitigkeiten. Vgl. Estienne Pas*
<]ia.ier, Recherches de la France, VIII chap. 7 und 27. Die von ihm dtierten
Heispiele ans Guillaume Crétin und Clement Marot reproduzieren die meisten
grö&em Wörterbücher (ich habe Cotgrave, Furetière, Richclet, Ménage und
Tr^Toux nachgesehen. Nur letzterer hat das Wort nicht) bis auf Littrc, Gode-
froy und Diet. gén. Das Wort scheint aus der Volkssprache geschwunden
so. sein.
6oo
:, JAIIERG,
J Wort seine Bedeulonj
in pejorativer Riditn
i) Nitische fragt nicht: Warum hat e
geändert? sondern nur: Warum hat es sie
geändert?
z) Das Motiv des Gegensatzes ist zur ErklämDg des p^om
[iven Bedeutungswandels zu eng.
Es bleiben oben die drei Adjektiva tudesçue, lettionique, gen
ntque.^ Hier fallen die Antworten auf die unter i) foimuliertc
Fragen in eine zusammen: Es verbmden sich mit den Begi
„germanisch", „teutonisch" etc. gewisse Nebenvorstellungen, die vi
den Anschauungen des Franzosen über seine Nachbarn abhár_
sind. Diese Anschauungen (darin stimme ich mit Nitzsche ütw
ein) sind im vorliegenden Falle ungünstige; daher die pejor
Bedeutungsentwicklung.
Mir kommt es in diesem Augenblicke darauf an, dafs c
Vorgang der Bedeutungsändening nicht derselbe ist wie bei Angla
Dort fand eine Uebertragung des Wortes auf einen andern Begr'
hier eine Verschiebung innerhalb der Vorstellungsgnippei
Es folgt:
3) Nitzsche vermischt in ihrem Wesen verschiedene Arten i
Bedeutungswandels.
Ein weiteres Beispiel bietet hiefür der dritte Abschnitt sein«
ersten Kapitels, in dem die Degradierung der Fremdworter be-
sprochen wird. Das Charakteristische ist dabei, dafs sich ungünstige
Nebenvorstellnngen, resp. Gefühle nicht mit dem bezeichneten Be-
griffe (wie bei gcrmaniqui etc.), sondern nur mit dem Worte
associieren. Dies kann dann zur Folge haben , dafs das Won
auf niedrigere Qualitäten desselben Begriffs herabsinkt [häbUr nicil
mehr sprechen, sondern prahlerisch sprechen). Die betreffenden
Beispiele sind also, was den Vorgang der Versohl immening be-
ttifTt, den im V. Kapitel (Aesthetische Anschauungen) ^ von Nitzsche
aufgezählten analog.
Schlufsfolgerungen.
Die vorUegende Arbeit soll zum Verständnis nicht nur
Bedeutungsverschlimmerung, sondern desBedeutu ngsvvandels i
haupt einen Beitrag liefern. Ich frage deshalb:
1. Warum hat sich die Bedeutung eines Wortes übel
haupt verändert? {Anders ausgedrückt: Welches
der erste Anlafs zum Bedeutungswandel?)
Z. Warum hat sie sich in pejorativer und nicht
anderer Richtung verändert? {oder: Welche Umständi
haben die Richtung des Bedeutungswandels
stimmt?)
1 Warum nsDiit NilzscHe Teuton dÍcIii? Deutschfeindliche Zeïtoi
vcrweaden dasselbe mil Vorliebe. In der fmlizo tischen Schweif wird et
Schimpfwort für Deutschschweiier gebraucht, nngcfalir wie in der dcnudMB 1
Schwell Schwob (Scbwabe) gegenäber dem Reichsdeutschen.
* Einige Beispiele daraus s. oben S. 594.
PBJORATIVB BXDSUTÜNGSBNTWICKLUNG IM FRZ. 6oi
Die VoranstelluDg der zweiten Frage würde dazu führen,
psychologisch vollständig verschiedene Beispiele in derselben Kate-
gorie nnterzubringen (vgl. oben S. 598 flf.).
Als methodische Gmndsâtze ergeben sich aus der Besprechung
der Dissertation von Nitzsche:
1. Die Beispiele sind nach ihrer Herkunft und nach
ihrer Verbreitung zu kennzeichnen (vgl. oben S. 590 f.).
2. Occasionelle Bedeutungen dürfen nur unter aus-
drücklichem Hinweis auf ihren Charakter zur Er-
klärung herbeigezogen werden (vgl. oben S. 591 ff.).
3. Wortbildung und Redensarten sind von der Be-
trachtung auszuschliefsen (vgl. oben S. 594 ff.).
4. Der Complexität der Erscheinungen ist durch mehr-
fache Anführung desselben Beispieles Rechnung zu
tragen (vgl. oben S. 598).
Dazu wiederhole ich, was oben S. 561 f. begründet wurde:
5. Etymologisch Unsicheres mufs von der Betrachtung
ausgeschlossen werden.
(Fortsetzung folgt)
K Jabbrg.
Oskisch dai, itaL da, sardi dae.
Einer der wenigen von F. Mohl unter dem Titel *Les origines
romanes, études sur le lexique du latin vulgaire' zusammengestellten
etymologischen Aufsätze, die wenigstens beim ersten Lesen den
Eindruck machen, dafs sie einen richtigen Kern enthalten könnten,
ist der über de und da^ S. 38 — 47. Die Ansicht des Ver£ ist nach
seinen eigenen Worten S. 42 die folgende: *ll existe dans le latin
vulgaire d'Italie une préposition da ou dà qui fait concurrence à
dé, qui n'est pas encore répandue dans toute la péninsule lors de
la colonisation de la Dacie, c'est-à-dire au 11^ s., mais dont l'exis-
tence locale doit être très ancienne, puisqu'un de ses dérivés ad-
verbiaux, également très ancien selon toute apparence, se retrouve
dans le latin de Sardaigne et que da ou dâ lui même a pénétré
dans la plus ancienne province après la Sardaigne, c'est-à-dire en
Espagne.'
Bei näherem Zusehen erweist sich dieses schöne Gebäude aber
als Trugbild.
Die Form da findet sich im Oskischen als Präfix und mit -/
versehen als Präposition. Die Messung des a ist unbekannt, Mohl
s]jncht sich im Gegensatz zu allen Früheren für Kürze aus; da
aber etymologisch sich beides rechtfertigen läfst, so muís der Streit
als müfsig betrachtet werden, wenn nicht neue Funde eine Mög-
lichkeit der Entscheidung geben. Für die Frage nach dem Ver-
hältnis zu ital. da bleibt es sich ohnehin gleich. Was den Auslaut
von dai und die romanischen Formen der Präposition da betrifc
so schreibt Mohl S. 46 *la dentale survit encore aujourd'hui dans
le rhétique dai, dad Gartner Rätorom. Gramm. § 100, ce qui d'apre^
nous est aussi régulier que possible, puisque, en règle générale,
-/ final se maintient en rhétique dans les monosyllabes, cf. dût *il
donne', èiat ou èiei *il se tient' en regard de conia ou venda etc«
Nous nous croyons donc en droit de fixer dai pour le latin d'ItaUe
comme pour Tosque, en admettant que / final subsiste en mono-
syllabe au moins jusqu'au IIP siècle en Italie, puisque la generali"
sation de dai a côté de de dans l'Italie centrale et septentrionale»
puis de là dans la Rhétie méridional et central, est postérieure,
comme nous l'avons dit, à la colonisation de la Dacie.'
OSKISCH DAT, ITAL. DA, SARD. DAE. 603
Ich sehe davon ab, dais man die Präp. dal nicht sowohl mit
den Verben da¡, ílal als vielmehi mit den Konjonktionen et, atti
rgleichen muíste, in welchem Falle man zu anderen Resultaten
le; wichtiger ist, dafs Gaitner eine Form dai weder an der
rangezogenen Stelle noch sonstwo anführt, dafs eine solche Form
erhaupt nicht besteht, sondern nur da, vor Vokalen dad. Aller-
igB weist ilal. da auf konsonantischen Auslaut, da es überall
ihnung des folgenden Wortes verlangt: da-m-me aber di me, ob
•/ oder -d abgefallen sei, läfst sich nicht sagen.
Formell ist also ein Zusammenhang von osk. da¡ und ital. da
löglich. Was die Verwendung betrilft, so zeigen uns die vier Be-
ige auf der Tabula Banlina vollkommenste Uebcreinslimmung mit
tt. de, nicht aber die eigenartige Färbung von ital. da. Sie lauten
dal sena\leis] tangintid ma
camas ptrtumum
hafietl meddis dai casírid
dal eÌMase idic tangineis di.
pis dal eìsac egmad m
dtivaid
<w
de stnalus lenlentia ma.ximas pi
/es perimere
habtbit magislralus de fundó
de eis id senlmtiae dicere
quis de ea re minus jurel.
Liso die Bedeutung pafst ganz und gar nicht. Freilich sagt Moiil
».47: 'quant à la différence sémantique introduite ... entre de et
iat, il n'y a tien de plus naturel ni de plus commun dans nos
œgucs. Il suflit de rappeler le français chaise à côté de chaire,
" ' à cûté de pfû)-er. On remarquera d'ailleurs que la conser-
Stion et la différenciation sémantique des doublets de et dai s'im-
sait particulièrement dans l'Italie du Sud où précisément l'ablatif
ait resté beaucoup plus longtemps que dans le centre et le nord
1 cas nettement distinct et caractérisé. 11 n'est du reste nulle-
ment exclu que la conscience populaire ait par la suite analysé
/, ¡fa en de ad, d'ad.' Von diesen drei Sätzen ist der erste nicht
widerlegen: er zeigt, dafs der Verf. in seinen Sprachstudien
hr an der Oberüäche geblieben ¡st, und kann keinen, der den
Hngen auf den Grund geht, befriedigen. Der zweite widerspricht
1 Thatsachen, der drille ist ein verdecktes Zugeständnis an die
Ite Erklärung, halte jedenfalls eine Berechtigung nur dann, wenn
a allmählich in das Gebiet von da eingreifen sehen würden,
j nicht der Fall ist.
Wenn ich nun zum Romanischen selber übergehe, so mufs
leb üunäcbat gesteben, dafs mich das über aspan, (/a Gesagte höch-
lich überrascht hat. Weder Diez noch Cuervo kennen eine solche
Präposition; im Cid kommt sie nicht vor, das kann ich mit ab-
soluter Sicherheit sagen; in Berceos Heiligenlegenden, im Alexander,
im AppoUonio, bei Juan Ruiz ebenfalls nicht; für die Prosa kann
ich nicht so sicher einstehen, jedenfalls wäre die Form sehr ver-
einzelt. Auch Gorra giebt sie nicht in seinem Buche 'Lingua e
k
6o4
. mevek-lCbkb,
L dem GlcM
I findet I
soutj
lundaH
letteratura Spagnuola delle orìgini', und wenn sie ii
von Kellera AI Ispani scliem Lesebuche verzeichnet ist,
sich doch nur einmal in der ganzen Sammlung und
Mistero de los tres magos. Ich vermute daher, dafs Mohl, der
auch anderswo eine oberflächliche Kenntnis dieses Textes zeigt,
sie daher hat. Also in der ganzen grofsen altspanischen Ljtteraiar
trifft man da nur ein einziges Mal in einem Texte, der auch
direkt fehlerhafte Ueberliefening zeigL Mufs da nicht gesui
Kritik dieses da als Schreibfehler für dt bezeichnen?!
Ich komme nun zum wichtigsten Punkt, um dessenlwiJlen icb
äberhaupt auf die ganze Sache eingehe, auf asard. dave, dam,
nsard. dae. Mohl sieht darin ein osk. *Ja/ei, das sich ïu dal ver-
halte wie lai. postibi zu post, inUribi zu inltr. Die lautliche Frage
hätte nun freilich eine etwas sorgfaltigere Behandlung verlangt,
denn da irifoUum zu Irovota wird, so ist es nicht ohne weilerei
verständlich, dafs due auf *äafei zurückgehe. Allerdings sagt Mohl,
nachdem er lat. *d?bi, osk, *da/ei konstruiert hat, im Latein des
oskischen Landes habe daM oàer dûè? bestanden, scheint also eine
Kreuzung von *difti und *dëhi anzunehmen. Wenn er sodann
*deb'i neben *dehi aus -hci ansetzt, so ¡st das, trotz der scheinbaren
Erklärungsandeulungcn S. 45 Anm. 9, eine der übliciien VVillkQr-
lichkeiten, mit der der Leser über die Schwierigkeiten hinweg- 1
getäuscht wird. Ueber die Form daha heifst es S. 47: 'Delius Sard. '
Dial. 4 n, 2 prítend avoir relevé la forme daba dans une charle do
XUl* s. qu'il ne cite pas d'ailleurs. En réalité cette forme dal^.
mÊme si son existence et sa primordial ité étaient d ¿montrées,
ne ferait que compliquer les choses.' Die Verdächtigung, die g^en
Delius in diesem Satze ausgesprochen wird, ist durchaus ungerecht-
fertigt, wie wir gleich sehen werden; sie ist aber zugleich ein neuei
Beweis für die Leichtfertigkeit, mit der der Verf. zu Werke geht.
Mit Bezug auf die Verwendung von asard. dove ist nur noch difl
Bemerkung S. 41 hervorzuheben: 'Le vieux sarde dove conserve donc '
un caractère quelque peu adverbial, beaucoup plus effacé déjà,
semble-t-il, en italien . . . C'est là nn point qui méritait d'être
mis en lumière, car il nous conduira, je pense, à la véritable ét)-mo- '
logie de cette forme bizarre.' 1
Die Zahl der altsardischen Texte ist glücklicherweise grofa |
genug, dafs man, um die Verwendung des Wortes restzustellen,
nicht auf Kombinationen oder auf Schlüsse ex silentio angewiesen
ist. Ich gebe das Material, so weit es nötig ¡st, vollständig.
Was zu allererst auffällt, ist, dafs neben dabe und daha auch
abe, aba vorkommt, und es wird sich vor allem auch darum handeln,
das Verhältnis von abe zu dabe festzustellen. Um darüber Klarheit
zu bekommen, soll abe nicht für sich betrachtet, sondera die
Reihenfolge der Urkunden zu Grunde gelegt werden.
Der älleslc, in griechischen Lettern geschriebene, von Wesc^i
und ülancard in der Bibliothèque de l'école des chartes Bd. 3;
OSKISCH DAT, TTAL. DA, SARD. DAB. 605
S.2^6f. veroffentlichte Text, nach O. Schultz -Gora Zs. XVIII 149
zwischen 1089 und 1103 verfaíst, enthält folgende Belege:
i) aba:
6 açua et fera aratoria ki apo aV apa mia 'die ich von meiner
Grofsmutter habe'.
97 apaia anathema aha pâtre e fiiiu e spiritu saniu e de santa
Maria e de dodeki apostolus *er habe den Fluch vom Vater' u. s. w.
2) daha\
17 es se kastiku sa semita daba Pradi e daba Boduri e daba
Siti (mir nicht ganz verständlich).
93 ki l'ati kastikari ista deleganzia e fagere kantu narat ista
¡tarta, siat beneditiu daba deus e dabas sania Maria 'wer sie beob-
achten wird, diese Verordnung, und thun, was in ihr gesagt wird,
sei gesegnet von Gott' u. s. w.
Die folgende von Levy Riv. fil. rom. 1 148 abgedruckte giebt
leider weder das eine noch das andere Wort, um so viel aus-
giebiger ist der Condaghe von S. Pietro di Silki (hg. von G. Bo-
nazzi 1900), dessen ungewöhnliche sprachliche Bedeutung ich bald
anderswo eingehend werde darthun können. Die Urkunden sind
nicht im einzelnen datiert, doch stammt er zum gröfsten Teile aus
dem Jahre 1150; erst bei Nr. 347 beginnt eine neue ausdrücklich
vom Jahre 11 80 datierte Sammlung, die bis über die Mitte des
XIII. Jh. reicht, vgl. die diesbezüglichen Ausführungen des Heraus-
gebers S. XLIV. Die weitaus häufigere Form ist
ave\ venu ter men . .. ave sa peira d^essu kasiru io; benii ter men
íessu saltu ave valliclu de Vonora 1 1 ; fur ait Petru Tecas a Nnasiasia de
Funtana ave domo dessu thiu 25; judicarunili a jura ave latus de fiios
de Maria de Kerki 31; ego armailu toiiu su munisteru ave novu 40;
avendemindela levata ave Cotronianu 43; posit a scu. Petru de Silki
donna Porosa de Thori a Justa Papis cun parihone sua ave Mu rusos
50; es termen dessu saltu: ave sa foke de Jonnanu assu hruncu dessu
ferru clesu; avinde iotiuve s'atha assa terra rubia , . . avinde toituve
mare isca sa foke 61 ('von da längs des Meeres bis zu der Mün-
dung); ave sa foke a derettu ad ivi 63; ave candu te vinkeran 82;
judicarunimi a destimonios ca los aviamus parthitos in co li kertava ave
sa vinkitura dessu paire 82; ave sca. Julia lis deron ad toiias III ki
venderán I boe e II vcucasy ed ave scu. Petru I cavallu domaiu e
I far gala e II sollos de pannu 87; latus de fuste de Gogonave sa
domo d*Enene 91; ave termen d'agiiu de Seuni 96; sa terre de For"
kiilos ave lia de scu, Petru 137; ave conke venni ad esser inke donna
139» «^ latus pari ave via alva 140; es termen dessu saltu: ave su
monticlu dessu ferulariu affundu dess* elike 145; ave cande terrai assu
monticlu dessu ferulariu 145; ego desindelis IUI vaccas ave scu* Petru
e II ave sca. Julia 172; ave termen dessa terra de Gosanline Regi-
ianu 173; termen dessa terra, ave s una parte sa de donnu Cornila
donnikellu e dave smalterà muru iotiuve, pari ave sa de donnu Gomita
de Lacean 180; essa mea ki vi avea av^innanii 186; ter menés dessu
6o6 W. UEYER-LÛBKB,
sallu: ave m cuculhu dess'iscala d'Orthoia, avunde parlhimui d* pan
cun SOS de Thori 187; su rtvu hi falat me Ttcìata IQO; andanJoli
ave termen in termen 202, 203; Urmen; assú Je sea. Afar/a de Tiergu
ave s'una parle e dove s'aílera essa de sca. Maria de Gennar 221;
ave su Murate isca badu de fiumcn 2go; eun su ki vi aveat ave inaiai
teu. Imhiricu 29g; omnia casa kanla naral ave tutu 352; ave h
viderun iene ke la sanait deus 356; Unende ossa de Gennaro Gam-
bella ave tosso ti ave tutu leiiende assa de filios de Gibüttu et dav
amias sas alleras parles ave monte in monlt 358; iti ko est dettrifía
cuke ave susu 35g, 367, 376; ave murake de corvos /alai rtvu moria
ad su keríu arealu di fiumen minore 430; inco essit sa Untha áeretla
iscìi su lernten ave manca puris 434.
Damit sind nicht alle Beispiele, aber alle Typen erwähnt; art
lermen in lirniai oder ave bei Grenzangaben kommt noch einig«
Male vor. Auch avinde und avtinde begegnen mehrmals, fetner
aveslara 205, 347 "von jetzt an', endlich ist noch (Tue secta lu
nennen :
posil a scu. Pelru Pelru Tartasu Ierras lenende assa domo ¿"Itlf
fane Leile, ave stcus 52; s'orlu ü esl ave ¡ecus defsa tosta de Gosaif
line de Carbone 181; ego deili ave sccus dcssa domo sua 2¿g; ve ta
corte de Parente ki est ave secus de murislere 306; et collai taluet
muru ad ave secus dessa domu de Maria Piraslru 385.
Wenn die Bedeutung von dem Herausgeber ganz richtig als
accanto angegeben ¡st, so macht die Deutung doch etwelche Schwierig-
keit. Heule ist nur noch a instgiis 'in dietto' gebräuchlich, aus
den Statuten von Sassari notiert P.E. Guamerio Arch. GlotU XHII tl¡
in secus, a insegus, ad secus, ad a s secus 'inseguito'. Aus dem Latei-
nischen ist seats im Sinne von 'neben' bekannt: aedifida quae siatí
juncia ex utrague parte secus viam Fabrelti Inscr. 21 1, 533, vgL
Georges; also im Sinne von semndum oder auch, wenn man will,
im Sinne des asard. ave secus; wenn nun nicht das einfache tems
genügt, sondern ave hinzutritt, so scheint das Verhältnis dasselbe
zu sein wie das zwischen ilal. accanto und d'accanto, d. h. es Uegt
die doppelte Ausdrucksweise des Ruhepunktes und des Anfangs-
punktes vor.
Neben diesem so hauRgen ave ist dare wesentlich selleni
Drei Beispiele, in denen ave und dave neben einander stehen,
schon angeführt worden, Nr. 180, 221, 358. Sonst findet sich noch'
venil termen dove badu de prevUeru 5; sunt ternunes dessu saltu:
dave SU gulbare assu casiru bl; Elias Follie dav'Ärdar 69; e davi
susu 290; parthirunilu dave sa funlana de monte de kerketu 309;
issos levarun dave serra nioke 209; termen ... dove sa matta dt
Gureiu 31 1; dave sa ßku 312; lenende assa de Niscoli de Cat via, tlaei
omnia parle 359; lermen ... dave flumen collai lotluve pus muru 378;
dave badu de previleru 379; issa vinia ki fuit sucia sa villa de 7̻f
thevi dave sa de Ganline Murmuri in tosso et dave sa de Petni di'
Serra in stisu 42 t und so noch einige weitere Beispiele, auch davt
r
r, ITAL. DA, SAKD. DAB. 607
iermen m íermen 402, 4 IO a. s. w. Dann äavt tanào innanli 408;
davt innanti: tentnde ossa tí vi aveal dove innanli scu. Petru 353;
dave nanli de iudikt 397; dove co: ti davi co baricait su annale, hennit
Pílru de kerku 358; davinde: davinde girai toelue ta via 422 u.s.w.
Es sind dies die einzigen mir bekannten Texte, die ave neben
dave zeigen. In den Statuten von Sassari ist mir nur dii(v)e be-
gegnet und auch Guamerio hat keine andere Form hervorgehoben.
Aus einer bei Spano Ortogralta Sarda II 89 ff. gedruckten Urkunde
hebe ich hervor: lebandu assollura daba su denn miu, apal analkema
daba paler ci fiÜo et scu. ispu., daba XII apolos., IUI evanglistas,
XVIpropikas, XXII II seniores el daba CœXVIIII seos, patres; ähn-
lich findet sich daba in den nämlichen Formeln S. QO und 91 und
bei Tola S. 154, Nr. 8. Für die Verwendung mögen endh'ch noch
einige Beispiele aus den eben genannten Statuten (nach Guarnerios
Ausgabe Arch. Glott. XIV i, citiert nach Nummern der Urkunde)
Platz finden:
vois Messer IV. e/ectu palesiate asm regimenlu dessa terra de Sas-
sari dave SU altu Cumone de Jenna i ; pactos fados inter issu Cumone
de Jenna davt suna fiarte el issu cumone de Sassari dope satlera i ;
loltu custas cotas nárralas dave supra 4 ; et dove inde innanti in su
ofßtiu non se ¡asset 4; dove como innanli sos capitulas dessu cumone se
iscrivan in duos libros 5; açes levare dave dinaris XII fina a sol-
des III 2\ si alcutiu aet over aet aver davt corno innanti cosa ovtr
possessione alcuna ad petione oner Jeu dave su cumone de Sassari z\\
cussos qui vengnanl dove nanli dessa poleslalt 24: infra 1res meses dave
su die dessa apprrsentalione 17; dave parte dessa palesiate t8 u. s. w.
Aus diesen Beispielen geht zunächst klar hervor, dafs das Alt-
sardische je eine Präposition ave ava, bezw. dove dava besafs, und
zwar so, dafs die ii-Form die kalarilanische ist, vgl. dazu O. Schultz-
Gora Zs. XVUI 151, wogegen die c-Form Logoduro angehört. Da
es nun nicht den Lautneigungen des Südsardischen entspricht, be-
stehende Vokale in solcher Stellung dem Tonvokal anzugleichen,
paragogisches a bei a im Stamme dagegen durchaus üblich ist, so
ist eine Herleitung von einem erst konstruierten 'dabei ebenso un-
wahrscheinlich, wie sich die von ab durch Form und Verwendung
geradeün aufdrängt, so aufdrängt, dafs ich bei den ersten Beispielen
an einen Latinismus gedacht hahe. Man braucht aber nur die
Menge der Belege, die verhältnismäfsige Mannigfaltigkeit der For-
meln und den ganzen Stil der Urkunden anzusehen, um von einer
solchen Annahme sofort abzukommen. Femer sieht man, dafs
dieses (d}ave durchaus prä positi onell ist, nicht die Spur einer ad-
veibiellen Verwendung trägt, aber allerdings wie andere Prä-
positionen zu Adverbien treten kann. Es ist eine völlige Ver-
kennung des Sprachgebrauches, wenn Alohl S. 41 meint, in dove
allerunde, dave lupra, dave inde in susu, dave inde in iosso sei dave
adverbieil . wo ja doch atlerunde, supra u. s. w. Adverbien sind.
Uebrigens würde es sich auch nicht um eine Eigentümlichkeit des
6o8 w. mèyer-lCbke,
Sardischen handeln, da das Italietiìsche in den meisten Falles
ebenfalls da anwenden würde. Damit lallt auch diese Stütze de:
Gebäudes.
Was das Verhältnis von avi und doüe betrifft, so geben ons
die Texte einen bemerkenswerten Fingerzeig: daiH ist jönger all
ave, dieses also ist ab, jenes kaum, wie man allerdings gerade aas
einigen der ältesten Belege schliersen könnte, nach et u. dgl. als
Produkt Talscher Trennung entstanden, vielmehr in seinem Anlaat
an das sinnverwandte de angeglichen, wie ja auch altsardisches
sm€ 'ohne' durcli das gegensätzliche ken 2u kene umgestaltet wordeo
ist. Im ganzen sind dave und de übrigens scharf geschieden.
Somit ist für ab ein sicherer^ Vertreter auch im Romanischen
nachgewiesen, als es prov. ab, afr. avtuc ist, die Körting gewifs
mit Unrecht in der zweiten Auflage seines Wörterbuches von ai
statt apud herleitet. Das zu widerlegen würde ebenso sehr vom
Wege abführen wie der Nachweis, dafs ein Nachschlagvoka! auch
im Altsardischen ganz in der Ordnung ist (Mohl bezweifelt das)
und mufs anderer Gelegenheit aufgespart werden. Dagegen erhcbl
sich noch die weitere Frage, ob sard, dave mit ital. da ebenso-
wenig einen Zusammenhang habe wie rum. dtla, das sich mit ihm
Ja auch nur bis zu einem gewissen Grade begrifflich, aber nicht
formell deckt, oder ob die Elemente dieselben, da also aus ai
entstanden sei, mit dem d von di. Dafs an eine zusammengesetzte
Präposition de ab viie aò ante u. s. w, aus begrifflichen Gründen
nicht zu denken ist, habe ich Rom, Gr. Ill S. 164 schon bemerkt
Zur Stütze der Hcrleìtung von da aus ab könnte eine auï
Pistoja stammende vom 20. September 71Ù datierte Urkunde dienen,
die Troya Storia d' halia IV 3, 253 ff. abdruckt. Ich gebe die I
Betracht kommenden Sielten
2 [Scripsi ego\ Taaiald notar, rogalus el pelitus ad Füiberi diri
filio quondam F\i¡imari qui premium auepit ad Galduald ,
IO iuam poTiionem de mulino el Ierra supra gora stetti av ihte
ad i^ton\d\atn\ genilore ejus Filimari fuel.
JJ ab omni homine difensare.
24 ego Falco relrgioso rogalus ad FiNpertu vendilun's manti \m
testis suseripsi.
und ebenso bei den andern Zeugenaussagen.
Kann man in dem bis in die spateste Zeit hinein üblichn'
ab der Urkundensprache Latinismus sehen, so ist das gegenüber
dem av des vorliegenden Textes schwer möglich und die ver-
schiedenen ad F. u. s. w. stellen ein lautliches äff- dar, das ebenso-
wohl aus ad/- wie aus ab/- entstanden sein kann. Ungefähr um
dieselbe Zeit tritt übrigens auch da auf, vgl. 8,343 A. 724 duoden
/orma olive que novi ex comparalionem da Gualislolo advine/; S. 386
A. 724 el nunquam ego Romuald vtl quolivtl homo ipso conquisito ,
meo da ipso Sánelo ¡oeo sublragi aut moleslari presuma!. Beispiele fSc^
da aus dem Codex Cavensis stellt jetzt de Bartolomeis Arcb. GlotLv
I
DAT, ITAL. DA, SAUD, DAE, 609
XV Î74 zusammen; im Codex DiplomaUcus Paduvanus ed, Gloria
finden sich die frühesten erst reichlich zweihundert Jahre später,
so S. 58 A. 950 non longne da campo, haccipü ego praediclo . , . da
fc 58; da pttsio que dicitur VirignaU 62; da Urminus que est in
capite de arzere Mazagino 63 u. s, w. Wenn ¡ch trotzdem in jenem
a, ab auch nicht einmal insoweit den Vorgänger von da sehen
möchte, dafs man etwa je nach seinen Bedeutungen Ja auf de ad
oder aber auf ff|aí zurückfahren könnte, so veranlafst mich dazu
der Umstand, dafs mit a, ab gleichbedeutend auch de gebraucht
wird, vgl. in ¡o(o qui dicilur Salieto de rivo qui descendit de monte
Benedicli et usque ßuvium Saagrum et de alio latere a rivo Sonólo
qui vergi/ de Gattello Vrsi et usque in nostrum ßuvium Sangrum
Troya S. 106 A. 70g oder 724; putsedmte vero de uno capite ipso
Agretto et de alio eiìpUe lerunle Predicemo 8.428 A, 726. Auch
longe de ist eine schon bei Vegetius vorkommende Form und dafs
dem Sprachbewufstsein des X. Jahrb. da mehr mit de als mit ab
verwandt schien, scheint mir hervorzugehen aus mtssas cantare faceré
de taccrdotei Cod. Pad, 59.
Die bisher übliche Annahme, dafs ab durch de verdrängt
worden ist, scheint mir durch die Urkunden spräche des Festlandes
also nicht etschüllert zu werden und so bleibt für da die bis-
herige Erklärung so lange zu Rechte bestehen, bis nachgewiesen
ist, dafs eine andere die Funktion der Präposition, namentlich also
ihre doch aufser in Nordostitalien fast überall scharf abgegrenzte
Stellung zu di noch besser erklärt.
Schliefslich noch ein Wort zu dem provenza lisch en da, für
welches Levy im Pro ve iiz al ¡sehen Supplement -Wörterbuch einige üe-
lege bringt. Sie zerfallen in zwei Klassen. Die Mehrzahl (4) zeigen
da bei Ortsnamen. Das hat schon C Chabaneau, auf den Levy hin-
weist, ganz richtig beurteilt. Kr macht nämlich darauf aufmerksam,
dafs in der Urkundensammlung von Conques neben de, del bei Orts-
namen da, dal stehe: la mas dal Roig, dal Orador u. s, w., und
schreibt dazu: 'L'adjonction de la préposition a aux noms de lieu,
comme si elle en faisait partie intégrante, est extrêmement fréquente
dès les plus hauts temps. ... .\ la question: Comment se nomme ce
bourg, ce village? on vous répondra volontiers: ¡1 s'appelle à Villars,
à Lussai etc. La combinaison de cette même préposition a avec de,
quant celle ci vient à précéder, a donné naissance a da' (Rev.
lang. rom. XVU 276 Anm.).
Das letzte Beispiel Levys lautet da genelhos. Hier handelt es sich
darum, dafs die adverbiellc Ausdrucks weise a genolhos als Ganzes
gefafst mit dem modalen ile verbunden wird. Man vergleiche dazu
Mistral Trésor 1 a6 d'à pèd, à pied; d'à geinous. à genoux; d'à
paulo, à quatre pattes; rf'd pas, pas à pas; leni d'à meni, guetter;
d'à flour, à fleur; d'à plan, horizontalement; d'aplat, de plat; d'à
front, de front; d'à foun, à fond; d'à nue, celte nuit; d'à pro, du
côté de la proue; d'à poupo, à la poupe; d'àjotcve, dans la jeunesse;
ZoBchr. t nm. Phil XXV. 39
6 IO W. METER -LÜBKBy OSK1SCH DAT, ITAL. DA» SARD« DAB.
•
d^à viei\ étant vieux. Diese Beispiele zeigen zur Gegnfige, wie die
Form entstanden ist, und dafs man auch in diesem Falle noch
nicht wohl von einer Präposition da sprechen kann, sondern dier,
wenn man nicht wie Mistral schreiben will, das a mit dem fol-
genden Worte verbinden muíste. — Für das Neuprovenzaliscfae
giebt Mistral da als delphinatisch und nizzardisch an. Mit Bezug
auf jenes vermag ich nichts zu sagen, den Gebrauch in Nizza ver-
zeichnen Sardou und Calvino in ihrer Grammaire de l'idiome niçois
1 08 — III. Man ersieht daraus, dafs in der Anwendung \ovl da
und de eine grofse Verwirrung herrscht, so dafs man in dem da
wohl einen schlecht verstandenen ItaUanismus zu sehen hat.
W. MSYKR-LÖBKIS.
VERMISCHTES.
I
Zur >Vortge8chichte.
Frz. sdevr de lotuj.
Dars der scüur de long etwas 'Langes' säge, wird zwar auch
vom DictionDaire général gelehrt und ist auf den ersten Bück
sprachlich nnd sachlicli begründet, erweist sich aber bei näherem
Zusehen als sachlich und sprachlich nicht haltbar.
Die Baumstämme werden entweder der Quere nach zu Klötzen
oder der Länge nach zu Brettern zersägt. Das Wesentliche dabei
ist offenbar die Fonn des Zersägten, nicht die Art und Weise, wie
der Baumstamm hingelegt wird; man wird nicht den Auftrag geben,
den Stamm so oder so hinzulegen, sondern Bretter oder Klötze
zu sägen, wie denn auch der deutsche Ausdruck 'Breitschneider,
Brettsäger' ist. Ist also schon darum long kaum identisch mit dem
Adjektivum Icngus, so weisen östliche Formen vollends nach einer
ganz anderen Richtung. GodelVoy verzeichnet hhon, iaon, hon,
iitDon, lovon aus östlichen Texten, und dazu passen nun lothr.
lovon bei Haillant, Dictionnaire phonétique et étym. 'madrier assez
épais servant notamment aux réduits de porcs, aux chevaux d'usine,
etc. etc. Doubz, H" Saône lovon, lavon Dartois, qui donne les
formes lahon, iaon, ¡an d'une ordonnance de Franche-Comté, et les
tire du sanscrit lava 'coupe', lu 'couper'; Jura ¡avfín, loon, Iaon,
lovon; v.-fr. lavon 'planche'. M. Beauquier v" lavon cil. l'ord. de
Besançon 1659 laon et en tire It sneur de long et non de long'.
Auch Contejean verzeichnet für Besançon lavon 'planche', Tissot
fur Fourgs laon 'planche d'une moyenne épaisseur'. Weiter ver-
mag ich das Wort nicht nachzuweisen, weder die lyonesischen
Wörterbücher von Nizier de Puitspelu und Onofrio noch das für
Morvan von De Chamburc kennen es.
An dem schon von Beauquier ausgesprochenen Zusammenhang
mit long ¡st bei der Uebereinslimmung der Bedeutung m zweifeln
nicht möglich. Zwar sollte man nach ßan, laon gespr. tH, paon
gespr. pa eigentlich Is erwarten, aber es handelt sich ja offenbar
um ein östliches Dialektwort Ich halte denn auch diesen Zu-
sammenhang Rom. Gramm. I 300, 497 schon ausgesprochen, dann
aber weitere Vermutugen daran geknüpft, die ich heute, wo ich
6 1 2 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTB.
die älteren Formen kenne, nicht mehr aufrecht erhalten bnn.
Auszugehen ist offenbar von laden und dies weist auf deutsches
laden, das allerdings nur mittelhochdeutsch belegt ist, aber, obwohl
bisher nirgends eine Anknüpfung gefunden zu sein scheint, dodi
eben älter sein mufs und ahd. *lado voraussetzt
Gillieron verzeichnet für Vionnaz lä 'planche*. Da {n. jlan
hier ])d entspricht, so ist dieses lä entweder ein ganz anderes
Wort oder zu einer anderen Zeit übernommen.
W. Mkyek-Lübke.
Voges. lur, burgund. lovre.
In den Beiträgen zur Romanischen Philologie (Festgabe für
G. Gröber), Halle 1899, hat Behrens S. 159 /«r, lovre , Spinnstube'
auf opera zurückgeführt Aus folgenden Gründen halte ich an
lu cu brum fest (vgl. Zeilschrift 18, 221):
i) Behrens hat gezeigt, dafs montbél. ovre, nprov. obro u.a.
den rohen, nicht gehechelten Hanf oder Flachs bezeichnet. Dafs
man indessen das Wort auch als Benennung für den gesponnenen
Hanf gebraucht habe, ist nicht nachgewiesen.
2) Da in den Vogesen ç zu /ia?, resp. ü wird, so ist nadi B.
der Tonvokal von lur durch den Vokal endungsbetonter Fonnen
gleichen Stammes becinflufst worden, z. B. durch den Pflanzen-
namen lovrolie (= veillotte), louriau »colchique d'automne*. Doch
so liegt die Sache nicht. In dem als Materialiensammlung brauch-
baren und zuverlässigen Buche von S. Simon, Grammaire du Patois^
du Canton de la Poutroye (Schnierlach) [in meinen Ostfrz. Grenz-
dialektcn mit c^^ bezeichnet], Paris, Caron 1900 ist S. 255 und oft
der Ausdruck wäre oder wei d'üve verzeichnet, der nach S. buch-
stäblich so viel wie , guère á'auvre^ bedeutet; derselbe ist schon
ähnlich Ostfrz. Grenzdial. § 79 gedeutet, wo neben üv vorkommen-
des ?tí?í' das Etymon opera sicher stellt; operare giebt dagegen
oivvrç (phonet. í7Z¿'7'-), i.s, dfoïvœréf dfowœrrai (ib. S. 54); auf S. 87
wird dfowvœrc, dfvwvœrrai geschrieben, auf S. 199 owvrMjc (ouvrage)
und oivvrìye (ouvrier). Wenn ûv opera und owvrf operare ist,
so kann loiirre (ib. S. 163, Z. 2; Simon bezeichnet den Vokal u mit
ou^ also phonct. = lur'^) unmöglich opera sein, dies mùfste /¿f^"
oder ¡vw{^ii)r€ lauten. Haillant verzeichnet in seinem Wörterbuche
der Mundart von Urimcnil loiir s. f. ,veillée*; opera würde in der
Mundart (Haillant giebt das Wort nicht) lœv lauten (ó = /a?).' ^us
opera + arium wird dort ovréy^ ovrér (ouvrier, ouviicre): in den
endungsbt^tonten Wortformen wird demnach lat. 0 zu Oy nicht zu u,
folglich kann auch hier lour (ph. lur) nicht mit opera zusammen-
* Seltsamerweise ¡st für Simon dieses Patois ein patois »wallon' sUtt
»vosgicn*.
* Es sei daran erinnert, dais freies fi (lucúbrum) in den Vogcscn íb
u wird.
A. HORNINOy VOOES. LUR, BUROÜND. LÔVRE. 6 1 3
hängen. — , Zu demselben Ergebnis führen die Rev. de Pbilol.
franc, et de littératnre XIV, 64 ffg. mitgeteilten Formen aus Doubs
und Jura: neben lÔDr »veillée* konmien lavrâ und iavroiie (Pflanzen-
name), die beiden letzten mit betontem Schiufsvokale vor: dagegen
ouDTÎ »ouvrier*, dje Vouvri ,jour ouvrier*: q wird zu » in ¿? (œuf),
vOi eu va reue (roue), neu^ f. neuve (neuf). — Da der Ausdruck alé
à Pâvre (Berner Jura), naif f lur (Vogesen) sehr häufig ist, so ist
Beeinflussung durch endungsbetonte Formen von vornherein un-
wahrscheinlich; man vergleiche bei H. Urtel, Beiträge zur Kenntnis
des Neuchâteller Patois, Darmstadt, 1897 (im Glossar), lovr {0 =
bet 0) mit lûvrçy {û == tonloses 0),
3) Was den angeblich agglutinierten Artikel betrifft, so ist
auffallig, dafs lur und dessen Ableitungen in den Vogesen und
der Franche-Comté nie ohne / auftreten, während umgekehrt die
sicher auf opera beruhenden Wortformen nie den agglutinierten
Artikel zeigen (man vergleiche z. ß. bei Zimmerli, Die deutsch-
französische Sprachgrenze in der Schweiz III, Tabelle III v. ope-
rarium). Dagegen tritt ein Wort wie über , Euter* sowohl in den
Vogesen und der Franche -Comté wie im Rätoromanischen bald
mit bald ohne / auf. — Das von Behrens aus der Meuse bei-
gebrachte , suffigierte* ouvreutl^ auvro m. »écraignes, veillée* (vgl.
afix. ovreor im Erec) ist m. E. ein ganz anderes, etwa nfrz. ouvroir
entsprechendes Wort
4) Behrens deutet an, dafs das Etymon lu cu bru m auf laut-
liche Bedenken stofse. Da er damit weder den Ausfall des c noch
die Zusammenziehung des dreisilbigen Wortes zu einem zweisilbigen
meinen kann (securus wird in Lothringen zu yfir^ sa tul lus zu
Xfí), so bleibt nur eine Schwierigkeit, und zwar dieselbe, die auch
dem Behrens'schen Etymon anhaftet: statt lur erwartet man nämlich,
gleichviel ob es auf lucubrum oder auf opera zurückgeht, in
den Vogesen luv (vgl. oben uv opera und Ostfranz. Grenzdialekte
§ 183). Die Abweichung erkläre ich folgendermafsen: in luciibrum
diphthongierte ^ (= ç) zu óuy worauf h {^) sehr früh mit dem
labialen Vokal u verschmolz, wie in lothr. /ttr(<f) pauperem; r hielt
sich natürlich, da es nur in dem Nexus z/r, und zwar erst ver-
hältnismäfsig spät, abfiel. Opera wurde dagegen zu {^ôtî)^ ìobv^ ûv
gleichwie colçbra zu colyœv, colüv: auch in endungsbetonten
Formen giebt op'r- ovr'\ nur in la Poutroye kommt neben schwer
auszusprechendem owvr' leichteres owr vor. Behrens erklärt die
Entwiddung von opera zu lur statt luv überhaupt nicht
5) Männliches Genus, das ich zweimal in den Vogesen und
einmal in der Franche-Comté aufgezeichnet habe (s. Ostfrz. Grenz-
dialekte, Gloss.), spricht für das Vorhandensein von lucubrum
neben lucubra. Aus einer andern gedruckten Quelle vermag ich
freilich das männliche Genus nicht nachzuweisen. ^
* In den Vogesen ist von lur ein Vcrbura lurte gebildet worden. Dafs
dasselbe einst lourüUer oder louriier (•Ica re) gelautet habe, bewebt die von
Haillant mitgeteilte 3. s. luri{e).
6 14 VERMISCHTES. ZCK W'ORTGKSCIIICHTH.
Ich schliefse mit der Bemerkung, dafs m. E. uiuer Wort nidi
blols im Osten des französischen Sprachgebietes vorkommt:
das Ztschr, 22, 487 über poitev. huvris Gesagte und die Liteiatm
blatt f. Germ. u. Rom. Plalol. 21, 336 gegebene Erklärung des v
G. Doltin, Glossaire des Parlers du Bas-Maine, verseichneten lügt
.petite lumière*, lügroni .travailler sans voir clair" ^ Incubi
+ onem; vgl. bei Du Gange lucubrum .modicus iguis" vel ,
dicum lumen'; ¡ügrd beweist aufserdem, dafs das erste u in In
1 lang war. was gegenüber laL lucerna nicht selbstverstánAi
lieh ist.
A. Horning.
Afrz. īice, nfrz. esse.
In seinen Essais de Philologie franc. S. 293/95 leitet A. Thomi
afrz. hiuct, eiiise, pik, etieht, nfrz. ejse .cheville de fer destinée |
empêcher la roue de sortir de l'essieu' von ahd. hclza (davo
aftz. heut, it. elsa) , garde de l'épée' ab. Ztschr. 22, 560 ist bereits
darauf hingewiesen worden, dafs das e der ostfranzösischen Fonneo,
dauph. ounço, franc.-comt, 01«, lothr. ossatte nicht ohne Schwierig-
keit auf at {aus e + vokaüsiertem /) zurückgeführt werden können
für das 0 des provenç. ouJlze, olz!, ocho aber eine solche He^unft
ausgeschlossen sei. Dazu kommt, dafs prov. ouoiáe, olie, poitev.
huit (s. Laianne, Diction, du Patois du Poitou) und Ude {ß ^ Í]
mit sanftem i-Laule auf ein Proparoxytonon mit intervokal ischem c
hinweisen, wogegen in helza sich nur ein scharfer j-Laot hätte
entwickeln können (vgl. fauciile und ä.). Endlich wird ein Pro-
paroxytonon mit dem Ausgange -cem auch durch das e des prov.
olae gefordert, welches das ¡i von helza nicht wiedergeben kann;
hätte es aber neben helza ein männliches heiz gegeben (das
prov. Wort wird als masculin, und feminin, bezeichnet), so wñrde
dasselbe prov. olz, nicht olzt lauten. Das richtige Elymon scheii
mir lat. obex (objex) zu sein, dessen Bedeutung .Quemcg
Hemmnis' (nach Forcellini ^ it. sbarro, serrarne, ostacolo) vorC
lieh pafst. Ov'am (aus obicem), dessen 0 gedeckt war, giebt s..
gelreuesten lolhr. oise f. wieder (bei l.abourasse. Patois de la Mem
und Haillant, Dictionnaire Vosgien, v. ossotte) und nam. >
(s, Grandgagnage. Dictionn. Etymol. S. 307). Owe (nach Voka
sierung des v aus ov'ce entstanden) wurde francisch-pikard. .
cfr. auch altwall, oeche. bei Thomas S. 295. A,>>. Das o wird dci
nach in ouci geschlossen gewesen sein. Die Quantität des lat. i
in obex ist zweifelhaft, da die metrische Lange öbiice nichts t
weist. Die übrigen Formen bieten in lautlicher Beziehung manche
Unklare, ohne dafs dadurch m. E. das Etymon selbst in Frage £,
stellt würde: so ouecertç bei Thomas S. 394 (vgl, wall, luisse boi|
Grandgagn.) und vor allem prov. ohe, mtohe, ocho. Wenn thatsäch-
lich / gesprochen wird, so kann ich nur die Frage aufwerfen, oh
dasselbe aus (0)» entstehen konnte ähnlich wie al aus au; oder
r
AFRZ. BEUCE,
;. ESSE.
615
ob man in dem / den agglutinierten Artikel sehen soll (vgl, poitev.
¿euie), der vom Anlaut in den Inlaut gezogen worden wäre? Auch
ocio ist dunkel, wie überhaupt die Entwicklung von nprov. cA.
Oanfo, once, wohl mit sekundärer Nasalierung, erinnert an deutsch.
Lü»se ,esse d'essieu', mit dem es etymologisch Itaum zusammen-
hängen dürfte: Für das Provi-nçalische wird männliches und weib-
liches Geschlecht angegeben, was sich daraus erklärt, dafs obex
lat. communis war. Mit Ausnahme von langued. /ukAo und nam.
iouee (wird A gesprochen?) zeigen die modernen Mundarten keine
Spur des /i, auch die lothringiscben nicht, welche sonst />, insbe-
sondere das deutsche, festzuhalten pflegen: daher kann dem h in
afrz. òaice kein etymologischer Wert zugesprochen werden.
Meyer-Lübke hat bereits Ztschr. f. die Österreich. Gymnasien
i8gi, S. 773 lothr. uè auf obex zurückgeführt; ii)^. uë (letzteres
mir nur aus einem Metzer Kalender bekannt) ist übrigens aus-
schliefslich metzisch und bietet gleichfalls eine lautliche Schwierig-
keit, da X' á a«s i + t zu entstehen pflegt. In den Vogesen ¡st
ossû/ie üblich, eine Form, die ich für Saales und Waldersbach (in
n Ostfranz. Grenzdialekten mit d" d'^ bezeichnet) festgestellt
habe; vgl. auch Baillant s
A. HOKNING.
Ficättim, fec/Stum ( ficStam -{-hepäte?
In das Labyrinth der romanischen Worlformen für „Leber"
hat G. Paris mit hell und ruhig brennender Fackel hineingeleuchtet,
in alle Gänge, in alle Falten, in die Falten der Falten. Der Er-
folg konnte nicht ausbleiben; er hat avxcQióv als Ausgangspunkt
festgestellt Dieselbe Entdeckung war zu gleicher Zeit von Meyer-
Lübke gemacht und kurz vorher, ohne weitere Ausführung, ver-
öffentlicht worden. Der Wert von Paris' Untersuchungen bleibt
bestehen; wir etymologisieren ja nicht mehr in dem Sinne wie wir
die Lösung eines Rätsels, einer Charade suchen, es schwebt uns
als letztes Ziel immer eine kontinuierliche Worlgeschichte vor. Der
richtig erfafste Ariadnefaden ist nun aber in eine etwas andere
Windung zu legen als dies von G. Paris geschehen isL Das erklärt
sich daraus dafs uns Alleo es sich nur um das Problem zu handeln
schien: „wie ist es möglich gewesen dafs in ficatwn der Akzent auf
die drittletzte Silbe verpflanzt wurde?", dafs aber dieser Vorgang
selbst von Niemandem, wenn nicht von Gröber, in Zweifel gezogen
worden ist. Ich selbst habe, ohne mich je gründlich mit dieser
Wortgruppe beschäftigt zu haben, bis in die jüngste Zeit die Ver-
mutung gehegt und mündlich, ja, wenn ich mich nicht tausche,
auch im Drucke geäufsert, dafs ficätam, /ecälum unter dem Einflufs
von hepäle aus ficälum entstanden sei. Dabei fühlte ich mich in-
dessen keineswegs beruhigt; es fehlte mir an irgend einer bestäti-
genden Analogie, ich hätte mich denn auf gewisse örtliche spanische
6l6 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTB.
Betonungen von Latinismen berufen müssen oder auf die bei uns
bis vor Kurzem noch herrschende des fremden Ortsnamens Gra-
nada, die ich einst in Granada selbst aus dem Munde eines deut-
schen Dichters vernahm. Ihr Ursprung ist mir übrigens, mit Hin-
blick auf Granài, Grandie und die zahbreichen romanischen Namen
auf -a/ö, ^ada, selbst überaus rätselhaft; ihre Verbreitung ist ohne
Zweifel auf den Flügeln des Opemtitels: „Das Nachtlager von
Granada" erfolgt. Ein Wort das in Stanmi und Endung so latei-
nisches Gepräge trug wie ficätum, war zu fest verankert um sich
durch irgend einen Magnet aus der Lage bringen zu lassen; nidt
durch hepäie und noch weniger durch sycotunit geschweige denn in
drei verschiedenen Richtungen. Gerade die Entdeckung der höchst
merkwürdigen Form ficotum und die Erkenntnis dais das t von
/ecätum dem y von sycoium entspreche, drängten dazu in ficätm
^das Endglied einer Reihe von Veränderungen zu erblicken. Diese
Auffassung hat L. Havet gegen G. Paris ausgesprochen, und sie ist
von diesem in der letzten Anmerkung zu seiner Abhandlung mit-
geteilt worden, als „peut-être préférable", was, unter den bezüg-
lichen Umständen, eine thatsächliche Beipñichtung bedeutet Havet
hat gewifs auch darin Recht dafs er in dem zweiten Vers des
Vespa eine Interpolation vermutet, nicht darin dafs er far fecolm
Einmischung von /aex annimmt Meyer-Lübke spricht sich in seiner
seither erschienenen „Einführung" S. 141 wesentlich im gleichen
Sinne aus. Sécotum habe sich mit ficus vermischt: „in schwächster
Weise in fécatum, etwas stärker mfkatum, am stärksten mjuátum*^>
Wie aber ist nun -ö/um zu -ä/t/m geworden? Meyer-Lübke gibt
hierüber keine Auskunft. Havet sagt: „Ce ficdtum, qui présentait
une terminaison inusitée, a été accommodé d'une part tn fkätum,
de l'autre en fîclîum'^ Wir brauchen nicht zu erörtern ob -«)/««
eine giiwöhnliche Endung ist; jedenfalls hat in ficüium, /ecätum die
Analogici gewirkt, und es fragt sich nur welche Wörter dabei in
Betracht kommen können. Ich weifs nur eines welches wirklich
nahe liegt: hepar, hepatis. Vielleicht meint man, ich könne mich
von der oben erwähnten Ansicht nicht trennen und wünsche sie
in die sichere Deutung von ficUtum usw. einzuschmuggeln; so möge
man denn mit irgend einer andern Erklärung des -ñium heraus-
rücken. Die Fortsetzungen von sycoium müssen in der allgcracineD
Bed. „Leber" längere Zi^'t neben den alten Wörtern jccur und ^ff^^
gebraucht worden sein, vor Allem neben dem letzteren, von dem
ja im Romanischen noch Spuren vorhanden sind. Warum diese
Wörter dem gastronomischen Eindringling erlegen sind, darüber
wären UntiTsuchungen oder doch Erwägungen anzustellen. ^^
Ende eines Wortes und das Aufkommen eines gleichbedeutenden
bedingen sich einander.
H. SCHUCHARüT.
BESPRECHUNGEN.
Geneliii, Dr. P., Germanische BeEtsn.Uhcile iIes rätoromanischen
(surselviachen) Wotlschalies. Innibruck, Wagner, igoo (.S.-A. ans
d. Ptogr. d. Oberrealschule in I. f. d. Studienjahr 1899—1900). 4t S. Gi.-S.
Diese Arbeit verdient eine cint;ebendere Besprechung. Seitdem ich in
der Rät. Gramm, den Fremd wÖrleibestaDd der räl. Mondaiten durch eine Bd-
spiehammlung beleuchtet halte, ist nur der slawische Anteil am Osteudc des
Gebietes in ausgiebiger Weise weiter erfotscht worden (Schuchardt, atre-
Itelj). Nun baut am Westende Genclin weiter, indem er uns eine mehr als
700 Wörter cfihlende Sammlimg germanischer Beslnndieile de& sursclviscken
Wortschatzes darbietet und bespricht. Er ist telbst aas dem oberen Vorder-
rheiotha] (Disscntis) gebürtig, also sachkundig.
VolUiandig ist die Sammlung nicht; aber ein gewisses, erreichbares
ïlaiÊ von VollstBodigkeil hat dem Vf. doch vorgeschwebt, wie man aus seiner
Bemerkung |S. 15) scbliefsen darf, dafs die deutschen Bestandteile des sunel-
vischen Wortschalies im Vergleich mit den EtbwÖrlcrn gering an Zahl seien.
Wir würden daher gerne erfahren, warum einige Fremdwörter aus der Hdnut
des Vfs. übergangen sind, die doch schon als bestehend nach^ewiesen oder
doch angelührt waten. In Ascoli: Arch, glott. 1 Ündc ich drei solche ver-
ücbtnähle Wörter deutscher Abkunft, in der Rät. Gramm, dieifs^ {§11 unge-
rechnet), in Ase. Arch. VII 563 — 57J vierzehn — doch diese Arbeit Ascoli»
ist dem Vf. entgangen — : agUn (eigen] ist nur in der Wörtcrsammlung aus-
geblieben, S. 8 steht es. Bei Carigiet begegnet uns eine Uoiahl fremder
Wörter, die ohne Zweifel aus dem Deutschen genommen sind, wie acäia,
ancher, bagascha, cassier, ctntrum, concurrtnt, curraschn, Uctiun, luittr.
mam'iTli, marniíí, marsch, republicantr, lalpelcr, siufß, Urmin, darunter nur
selten eines, das, wie loi, abersi, schildcrol, scknappar, ichietUr, nicht schon
im Deutschen ein Fremdwort ist. Der Vf. weist stillschweigend, aber augen-
scheinlich und mit Recht alle blofs papierenen Wörter zurück. Nun gehört
gewifs manches der von ihm übergangenen Fremwoner (wenigstens derer bei
Carigiet) nur der liücher spräche an; dainber würden wir aber gerade von ihm
gern ein bestimmtes, ausdrückliches Urteil hören. Unter den von mir nach
eigener Anhörung aufgezeichneten, aber noch nicht veröffentlichten sursel-
viachen Wörtern vermisse ich bei Genclin nur noch zehn, denen ich deutsche
Herknnii zuspreche; sie sind (nach der Schreibung des Vfs. wie der gegeben);
am^ Lampe, evh Koch, fad fade, geschmacklos, fieUr Unterintter, leurtanff
6l8 BESPRECHUNGEN. TH. GARTNER,
verkürzen, ir a spaz und spaziar spazieren, touel Dutzend, trufel Kartoffel,
trumpf Trumpf {coh, fad und trumpf nicht bei Cangiet).
Der Vf. verfügte nicht über die nötigen Accentbuchstaben , nm eine
Lautschrift anzuwenden , und schrieb daher ungeiahr wie Carigiet, aber oboe,
wie dieser, durch den Gebrauch eines langen s (f ) die UntendieiduDg iwischen
S und z, st und st, $p und sp zu ermöglichen. Die Leseregehi, durdi die er
sich darüber hinweghilft (S. i6), genügen nicht ganz; denn das seh \Vi giavi*
schar, obschon auf ein deutsches seh (wünschen) zurückgeführt, ist doà i,
femer das seh in rischa, wenn auch von deutschem s vor einem Vokal stam*
mend (Reuse), doch s (Car.), auch barschar (¿) stimmt nicht mit des Vis.
Ableitung von dem Stamme brast Ueber die Aussprache von sp, st mufs
man vom alemannischen Standpunkt aus entscheiden: asp (i), rispli {s). Io
ßtchti, lâcher gnar, tar lachar und trachter ist j^ mit ch geschrieben, sonst
mit h (das im Anlaut h gilt). Die Bezeichnung der Tonstelle wäre bei manchen
Wörtern erwünscht, z. B. bei arzuc, happet. Hingegen wcifs ich nicbt, warom
in dem Diphthong uo, der S. i6 richtig als uf beschrieben wird, often das
o mit einem Accent versehen ist, z. B. S. 20 hu6b, bubt. Selten wider*
sprechen meine Aufzeichnungen den Wortformen des Vfs. soweit, dafs ich
das Vorhandensein von Nebenformen annehmen mufs: für gibubs Kopfkohl,
das er von Kabis ableitet, habe ich in Dissentis bagúfs gehört (Car. hagú
ohne 'S durile ein Druckfehler sein), in Oberhalbstein dyibós, in Samaden
dyibúks.
Dafs der Vf. einige Seiten dem Lautwandel seiner Fremdwörter widmet,
nehmen wir dankbar hin; wir entnehmen daraus, dais er sich, bevor er ans
Etymologisieren ging, klar gemacht hat, was für surselv. Laute den deutschen
Lauten entsprechen können. Er hat auch ganz wohl erkannt, dafs es bei
diesen Entsprechungen oft darauf ankommt, in welche Zeit die Eollehiiang
fällt (so in den Punkten 24, 28 und 30, die vom deutschen h, w nod scb
handeln). An einigen Stellen vermifst man diese Rücksicht auf die Entleh-
nungszeit. Seine Scheidung von offenem und geschlossenem deutschem a, 0, e
vtrstebe ich nicht. Das a in Bahre, Rahmen, schaffen nennt er offen, das in
wahr. Rahm, Wappen geschlossen, und daraus erklärt er, dafs das a im Sor-
selvischcn dort a, hier o gegeben hat. Offenes o ñndet er in Hof, Bogco,
ahd. bozo, geschlossenes in grob, schofel, Bock, offenes e in Breche, Wedel,
ei^en u. s. w. Es scheinen hier Rückschlüsse aus den surselv. Lauten auf
die der deutschen Quellwörter vorzuliegen; doch Entlehnungszeil und Uui-
Umgebung müssen auch hier die Erklärung bringen helfen, warum deutsches
a, o, e bald durch a, 0, e, bald durch 0, u, a wiedergegeben werden. Das n
in Draht, Kohle ist nur ein Schrciberschnörkel , darf also bei lautlichen Be-
trachtungen nicht in Rechnung kommen (Punkt 24); oder nimmt der Vf. an,
dafs man das geschriebene Wort Kohle schlecht gelesen und dann ^
cotgel romanisiert habe? Zur Zeit des Lautwandels tg (/^r) = k hat m*"
Kohle nicht mit h geschrieben.
Die Seiten 12 — 15 enthalten lesenswerte Bemerkungen über die Ursachen
der Entlehnung und über die Verteilung der Lehnwörter auf die verschiedenen
Be^riffsgebiete (Einrichtung, Landwirtschaft, Handwerk u. s. w.).
Nun zu den etymologischen Deutungen. Der Vf. hat nicht einfach die
vor ihm schon als Fremdwörter gedeuteten surselv. Wörter gesammelt, sondern
GENSLINy GERMAN. BESTANDTHEILE DES RÂTOR. WÛRTSCHATZES. 619
riele neue Deutungen aufgestellt , alte verworfen und nicht wenige Wörter
linzageiugt, die vorher noch nicht erklärt waren, zum Teil solche, die ohne
lie Kwwifnk des Alemannischen nicht erklärbar sind. Für disscn Beitrag
or Etymologie des Surselvischen , der grofsenteils auch den anderen bund-
erischen Mundarten zu gute kommt, sind wir dem Vf. besonders dankbar.
^en kleinen Teil seiner Deutungen halte ich allerdings für unannehmbar,
ir unwahrscheinlich oder fur nicht richtig ausgeführt:
angasi Unbequemlichkeit, von mhd. angest; dagegen spricht der Auslaut
und die Nebenform malengasi (Car.).
anguòrt gierig = in 4- Crierde; vgl. ital. ingordo (Dz. I gordo), worauf schon
Palliöppi 386 verweist.
biiüucar, "úca, wackeln, (Car.) rappeln = wackeln; eher wäre an einen Zu-
sammenhang mit ballar zu denken, oder mit ital. balocco oder mit o.-eng.
barloe einfältig, barlocea Quaste.
bandièra Kriegsfahne, von Band; doch unmittelbar vom Ital., nicht vom
Deutschen.
bardeigl Vorspann = vor + goth. tilon; viel wahrscheinlicher ist Pallioppis
Ableitung von ahd. brittil.
hargada ausgelassene Leute, von Burg; es ist doch, wie die o.-eng. Form
brajeda lehrt, mit dem ital. brigata identisch, nicht mit frz. bourgade,
wenn auch im Surselv. ein etymologisch gleiches brigada mit anderer
Bedtg. daneben vorkommt.
hargir weinen =3 alem. brieggen; dagegen spricht die dem Vf. bekannte
weite Verbreitung des Wortes.
barsar braten, vom germ, bras; gut, aber das ahd. bratan hat damit nichts
zu thun.
bar schar brennen, vom germ, brast; die stammbetonte Form briia läfst das
nicht zu.
befiar verhöhnen = pfeifen; s. Dz. I beffa.
bissacca Strohsack = Bettsack; der Anfang des Wortes wird weder Bett-,
noch bassus (Car.) sein, sondern bis- (Dz. I bisaccia), und das ganze
Wort bedeutet zunächst Sack (ital. auch bisacca), weshalb man für Stroh-
sack bisäka-itr^m sagt und schreibt.
biiochtls Nocken = weifse Nodcen; z aus sn, das ist schwer zu glauben.
bbUta Glatze = Blöfse, botta Schneeball, vom ahd. bozo; aus s, s wird
nicht tj es müssen also alte Formen mit unverschobenem t zu Grunde
liegen.
buórsa = Börse; warum vom Deutschen?
eher li = Kerl; der Vf. meint gewifs das alem. Dem. Kerli.
eolraba = Kohlrübe; selbstverständlich nur der erste Teil des Wortes.
eomf Hanf, vom ahd. hanaf; ich sehe keinen Grund, das Wort für entlehnt
zu halten.
curdar fallen = mhd. hurten; der Vf. hat offenbar Asc Arch. I 59 (Note)
übersehen.
cutaar, quoua, dauern = goth. wisan; das ist doch zuviel verlangt.
dartgè Trichter, dratg Sieb und trachter Trichter werden auf das deutsche
(mundartliche) Trachter bezogen, das dritte offenbar mit Recht. Hin-
gegen kommt dartgè (wie das deutsche Wort) vom mlat. tractarius, dertgui
ÒZO BESPRECHUNGEN. TH. GARTNER,
(Car.) ,,hö1zerner Trichter (besonders in der Sennerei)" und dartiái ngroíser
hölzerner Trichter", wie ich vor 20 Jahren aufgezeichnet habe, vom lat
traiectorium (o.-eng. trachuoir Fafstrichter Pali.); die Volksetymologie
hat im Oberländischen die Wörter wahrscheinlich , wie Carigiet that, auf
dirigere, directus umgedeutet. Ganz abseits steht dratg Sieb, „weites
Sieb" (Car.); man findet entsprechende Formen anderer rät Mundarten
in der Rät. Gramm, und füge hinzu: o.-eng. dreg (Pall.), Pinzolo (Judi»
carien) dra\t drazdr, Nonsberg idras, idrazdr. Buchenstein drat's, ygi
auch ¿o draco bei W. v. Zingerle hier oben XXIV 391. Ich habe einstens
dreschen fiir das Qucllwort gehalten, möchte aber jetzt fragen, ob nidit
ein -radiare das Sieben (Reitern) der Drescher bedeuten könnte.
ditg lange = dick; s. Asc Arch. VII 522 (Note).
durchiar rülpsen = drucken ; ist nicht wahrscheinlicher als Carigiets Ab*
leitimg von ructare.
dutg Bächlcin, Wasserrinne = alem. Tich; warum nicht ductus?
fazzalèt Taschentuch, von Fetzen; augenscheinlich liegt das ital. fazzoletto
zu Gnmde, aber wohl nicht ohne Vermittlung des alem. Fatzelet
fueila Fcilspäne, vom Deutschen; gut, aber wo das deutsche fU steckt, lehrt
erst die o.-eng., anders suffìzierte Form fugUüm (Pali.).
galeida Milchkübel = ahd. gelte; eher ahd. gellida (Schade).
garantir gewährleisten, vom ahd. wërentô; offenbar vom deutschen garan-
tieren.
honzeli freundlich = holdselig; besser paist alem. handelig (Asc. ArcL
VII 571) und am besten alem. *hanzlich (s. Staub und Tobler: unhaoz-
lieh intractabilis).
läpp = Laffe; man sagt ja auch Lapp im Deutschen.
let seh Webemasche = Litze, lontscha = Lanze; warum sollten das nicbl
Erbwörter sein?
vtaha = Menge; unverständlicher I^utwandel.
malrecli unredlich, von redlich; doch wohl von rechtlich (s. S. 30 recüV
maluns = Mehlpaunzen; soll das so verkürzt sein? Nach Pallioppi s*^^^
in Graubünden auch die Deutschen Maluns.
mede = Bergmähde; scheint kein Fremdwort zu sein (met-arium?).
titil as« neu; novellus, wie Carigiet erkannt hat.
nuv Knopf = Knauf; es ist = nodus, es heifst ja auch Knoten.
palander = Faulenzer; vgl. iial. palante und lomb. halandcr (Schneller 1
plez Lappen = mhd. vctze; s. Dz. I pezza.
raghignar, ragogna = röcheln; nicht wahrscheinlich.
rieven, pl. rovens = Rain; auch grd. r(^nç pafst nicht ganz zu dem Woi^
und das nur zur bair. Form, die doch kaum bis ins Vorderrheinthal
kommen sein wird.
ronsch = ranzig; auch o.-eng. rauntsch und grd. dgrdnts fügen sich ^
ihrem breiten Zischlaute nicht dem deutschen Wort, wohl aber dem 1Í
ranci(d)us.
schirar erlahmen, verdorren, vom Germ.; s. Mussafìa, Beitr. asirá.
schlavidrar = schlürfen; vgl. tirolisch schlawaderer (Schneller 277).
schliusa Schlitten, vom Deutschen; s. Schneller 239.
OENEUH, G&RUAN. BESrANCITHEILE DKS RÄTOR. WORTSCHATZES. 6ï I
(scAuebel:) ■
< SchwcfelhÔlzchen
i Eolfanclln;
tUi surselv, Wort
I
I
kann dem ilal. our nachgebildet sein.
ichufUH. haver seh. in der Arbeit tüchtig sein ^ Schwang; die I^ute ent-
sprechen besser dem Worte Schwang,
stótga = Schotte (bei d. Kästbereilung); doch unmittelbar i= escocia.
sgagia Häher, vom alcm, gaagen; da das Wort weit nacli S. und O. hin
verbreitet ist, kann es nicht wohl ïod einem alem. lautmalenden Zeilwort
kommen (s. Rät. Gramm. S, 13, dazu: Nonsberg dydta. Finiólo ¿■dia).
¡garlar scharren =^ ahd. scerran; die beiden stimmbaltcn s passen nicht
sitiar = schiefsen: vielmehr von sagilta (Car.).
sparuti Sprung, Sprciíe, (Car.) Sporn, sparunar anspornen, sptdxen, vom
ahd. sprunc, spora Sporn (Vorricbtune, den Fackstrick gespannt ra er-
halten), vom mhd. spor. Jene iwei Wörter sind unmittelbar, oder viel-
leicht miiielbar dem deutschen Worte entsprossen, das jelit Sporn heifst;
ond wenn zu der Bedtg. Spreize, spreizen ein anderes deutsches Wort
verholfeo hat. so wird es schwerlich Sprung sein. Spora aber geht aur
Spule zurück; denn die Vonichlung, die es bezeichnet und die der Vf.
Sporn nennt, heifst in Tirol Strickspule (fehlt bei Scbopf). Die sutsci-
viache Form spora und die form ipára, die ich in Pinzolo und in Cagno
(Nonsbergl gehört habe, noch mehr die Form ¡puer, die Schneller als
□onsbergisch anführt (S. 353), könnte freilich auf Sporn hinleiten (zumal
nach Schneller ein Haken in der Vorrichtnng mit einem Sporn Aehn-
Kchkeit hat). Aber schon in Obcrhalbslcin sagt man ipS/f, o.-eng. ip^gla,
u.-eng. ¡pala, in Vigo di F. kp^l^, in Forni-Avullti (Carnien) ipuilq.
¡pia Spiher, vom mhd. spchen; gewifs vom Ital,. und woher es daa IlaL
hat, ist fär das Surselvische gleichgiltig.
itruiiJu verkiüppeU, von schrauben; wohl nur eine Volkielymolugie: Cari-
giet achreibt struppiau, und hierin erkennt man leicht das dcnfche Wort
itnippicrt, itaL stroppialo. Im O.-Eng. steht das Farliclp nicht 50 ver-
einzelt da, wir dürfen daher vielleicht auch im surselv. itruóiau l-pp-)
ein Erbwort sehen.
lartaehar belächeln = icr + lachen; zer- pafsl dem SJnoe nach nicht gut,
tar- dürfte gut lateinisch sein (vgl, larmetler v, ■.).
Ia¡ Grofsvater ^ pron. poss. + golh. atta; dn Kinderwort, das auch hei
Deutschen (Schöpf) und Slawen vorkommt, wo ein blofses t- kein pron.
vorstellen kann.
teia Scheide, von Ziehe; Form und Bedtg. weisen bestimmt auf theca.
{lei:) léala Töielchen hänge mit Zitte zusamnien; d^a glaube ich nicht.
Uglier Teller = mhd. teller; gewifs unmittelbar aus dem ital. tagliere.
tichaiernàc wüstes Gelage = Zaubernacbl; Schabernack liegt doch viel
Ischeiver Fastnacht ^ Zauber; Wenn es schon auf eine Täuschung hinans-
soU, so hätten wir das lai. decipere, aber da auch scheh'er vorkommt
und im Surselvischen -cipere mit cbrium reimt, konnte auch ein eiebrinm
in Betracht gezc^en werden,
MgaM Vormund ^ ahd, fogal; die laL und die ital. Form passen besser.
Vera Ring i^ mhd. *
; t. UuiMÜft Beitr. 1
HDONDEB, DER VOKALISMUS DER MÜNDART VON DISENTÍS. 623
R3l. Gramm, srltle ich schlcchlwcg a, wo ich iwischcD o und g geschwankt
batic, und f, wo die AufzeichauDgen bald f, bald g aurwieseii. DanebcD gab
a eine Menge unzweifelhaftir f. Zweierlei (iücblige Vokale hätte H. tielldcht
doch tinterscheiden können; mit v nnd } angestellt, wurden sie das Leien
erleichlert, und sie würden H. auch verhindert fasben, za behaupten |S. 92),
dafs anfseihalb der Ton«lbe nur 3 Vokale vorkamen. Etwas unbequem íñr
den Leser sind auch die Zeichen d', t', P für die bekaimten Quetsdilaule.
Ich will hier nicht davon sprechen , dafs das nicht einfache Laute sind und
daher beider mit je zwei Zeichen wiedergegeben würde; auch will ich keines-
wegs in Abrede stellen, dafs die zwei Iichechiscben Zeichen d', f' mit ihrem
tadiechischen Laulwert für unsere Mundart vollkommen tutrefTen — ich linde in
mÓDen Aofieicbnongen aus Dis», gtradeia die Bemerkung; ,Jx = tsehech, !'•'.
Aber im Tschechischen isl dac Häkchen an J, t soiusagen angewachsen (eigene
Accentbuchslaben), während die losen Häkchen hier stören, indem sie die
Wörter lerreilscn und für Apostrophe oder fût neumodische GäDsefufscheo
gehalten werden können.
Wieviel Neues über Ani<iprache, Wortscbati und Sprachgebrauch H.
gelegentlich vorbringt, Iñfit sich hier nicht aufiahlen. leb möchte nur bei-
spielsweise bemerken, dab II. mehr als 50 von Genelin nicht verzeichnete
Fremdwörter au< dem Deutschen anführt, die Ableitungen ungerechnet.
Der eigenlUche Gegenstand iler Abhandlnng, der Wandel, den dir Vokale
ia der Mundart durchgemacht haben, ist gründlich und ausiñhriich dargelegt.
Der I..eier wird zuweileu durch Einicibeiten, durch gleichlaufende Enchei-
nnngen, die lur Beleuchtung dienen, ab und zu aucii durch eine knappe, blols
andeutende Sehlnfsfolgerung aufgehalten, gewinnt aber immer wieder den
Faden da Gedankenganges. Der Vf. weifs im aUt;emeinen recht wobl lU
unlericlielden , was er als bei^limmt hinstellen kann, und wo er sich mit Ver-
matungen und blofícn Möglichkeiten bescheiden mufs.
Von den benachbarten Mumlarten licht H. mit gutem Gmnde am öftesten
die des Taveuches (Vordetrheinquclle) heran, dann die von Medels (Mitle)-
rhein) und endlich die einiger Orle, die auf der anderen Seite von Diss, liegen,
also weiter unten im Vorderrheingebiet, am Hinterrhein, auch im Inngebiet,
aber hier, wie es scheint, nicht nach eigener Anhörung- Nach den Merk-
malen der Tavelsdier Muodail, sagt er S. 15, „geht Tavettch (Medels) in
vielen Punkten mit dem Engadin und mit anderen bündnerischen Mundarten,
während das übrig« ObwSldischc meist auf einer alteen Stufe stehen geblieben
ÙL Es ist also im offenen Thale durch den innigen Kontakt der G<?meinden
unter sich die Entwicklung aufgehalten worden, oder es hat hier eine stärkere
BenedcluBg durch fremde Elemente slallge funden". Die erste dieser zwei
Möglichkeiten leuchtet mir nicht ein. Die aligemein rät. Palatal isierung von
ca, ga I. B. ist sogar in der friaulischen Ebene ungestört durchgeführt. Man
mub also lör das Vordcrrheinthal von Ems aufwärts wohl „fremde Elemente"
aDiDfen, nm die aufiollige Erscheinung iii erklären, dafs da so viele ca, ga (in
Ems gegen 80°/,) nicht palatalisierl erscheinen. Ich glaube auch nicht, dafs
da blof» „die Eutwicklaag aufgehalten", sondern dafs sie rückgängig gemacht
worden ist. Man liebl dies, wie ich in der Rät. Gramm. (S. 66) gesagt, aber
vielleichl nicht klar genug ausgeführt habe, an der Ueberenläuberung, die in
der Emser Form 6imllt¡ vorliegt. Timone heilst niüiilich ¡n jener Gegend (von
624 BESPRECHUNGEN. TH. GARTNER,
Diss, abwärts und ein Stück am Hinterrhein hinauf) ungefähr t^amún, tiimún;
da temonem nicht in kimúri umspringen kann, roufs diese Fonn aus /¿offnriy
oder tiimúi] hervorgegangen sein. Das kann, meine ich, nur bei einem
Volke passieren, das sein i)(a, dya (a« lat. ca, ga) gegen das vornehmere
oder verständlichere, kurz fremde ka, ga eintauscht. Wie kimúrit ist luch
ragú (Wurzel) zu beurteilen. Die Wiederherstellung des ca, ga ist gerade
im Rheingebiet nicht so wunderlich. Da ist nämlich die Palatalisiemng vor
unbetontem a nicht ganz durchgeführt {z.^, bei calcaneum, calcina, cateoa,
gallina, bucea, soviel ich weifs, nur im Bergunischen , bei dominica übenll,
bei anderen Wörtern in verschiedenen Teilen des Gebietes), daher hat maa
in Diss, nebeneinander tif^un und kinlçl (Dem.), in Andecr iyat» tiati (PrSs.)
und katdr, kathdr, in Schweiningen dyat und gat^l (Dem.), iix'^ (Pñs.)
und skaldar, iy(ardyf (Last) und kdrdyf (lädt), kardyer, t)(dthç (Jagd) und
kdtsf (jagt), kaiser, im Tavetsch ijavdi (Pferd) und kavd/a (vielleicht impor-
tiert) u. s. w. Am meisten unbetonte ka, ga hat £ms und Trins (auch bei
furca, spica, basilica), schwerlich alle alt.
Weil die Palatalisierung des unbetonten ca, ga im Rheingebiet ein
steckengebliebener Lautwandel ist, scheint mir H. nicht recht zu thun, indem
er t'/^amln und tiamindda wegen des palatalen Anlautes fur importiert halt
Berücksichtigt man die Bedeutung, so könnte man allenfalls annehmen, dais
tjamln von Kaminfegern aus dem Innthal eingeführt wäre; aber tyamindda
und iyiarifl (Made, Geizhals)? Auch über das bekannte tochen, entochen (bis)
fallt II. ohne hinreichenden Grund das Urteil: „Das Wort dürfte importiert
sein", weil das -qua der „alten Schreibung antroqua" lautgesetzwidrig und
das gleichbedeutende fin noch in erstarrten Resten erhalten sei. Zunächst
verweise ich auf Ascolis Erklärung (Arch, glott. VU 526 — 8), die H. anderswo
(S. 77) selbst anzieht; dann möchte ich noch folgendes hinzufügen. Antroqua
ist nicht einfach die alle Schreibung zu nennen: es ist die Woriform oder
Schreibung der beiden Gabriel, und ich wüfste sie nur noch aus Caminada
(1690) zu belegen, der überhaupt einfach die Schriftsprache und Schreibung
von Gabriels Neuem Testament anwendet. Man könnte meinen, das -qw
habe -ka bedeutet; aber „a Trouckua jeu sund vargau vi" (bis ich vorüber-
gegane;en bin) in der Predigt L. Gabriels (Decurtins, Rät. Gramm. I, i, S.66)
schliefst die Auslegung aus. Auch antrocca ist nicht häufig; ich finde es in
späteren Uebersclzungen des N. T., bei De Casutt (1731), der die Sprache
der Bibelübersetzung nachzuahmen sucht, und in La giuvantegna dilg Joh*
Barandun, scrit ilg dialect da Fcldis (Cuera 1864), also in einer ol)erländischen
Gegend, wo man schon 1601 antocka, 1618 antocca schrieb. Wahrscheinlich
sind alle jüngeren antrocca gekünstelt, vielleicht schon 1665 bei dem Kapu-
ziner Da Salò, der einmal entrocchen, sonst eniocchen hat, und 1674 bti Aliil
(auch kath.), der antrocca, antrochen, entrocca, aber auch entocca und entoc'igl
cuolm schreibt. Die gewöhnlichen Formen im rheinischen Schriftium sind
antocca, antoccan, im 18. Jh. (auch schon im Muossament 1654) entocca, eo"
tochen. Wenn eine Form importiert wäre, so könnte es nur die mil intt*^
sein; die mit inlus, oder wie H. (S. 47) meint, die um das r verkürzte Form
ist gänzlich unanfechtbar. Dafs daneben^« bestand, ist nicht auliallij:; *^
Greden hat man als gleichwertig nebeneinander fit¡ und iikii¡ (= m hex; in')-
Ein dritter Fall, wo H. eine Woriform seiner Mundart ohne ausreich^'D^^*^
., DER VOKAUSUUS DBR MUNDART VON DISENTÍS. 625
GTuad lue unecbl halt, ist der, daù er dì^us durch „Wisdcreinrdhrung der
lat. Farm" erklärt. Mir Echcint aber, dafs gerade in der Gegend von Diss.
die Nominativ form ohne künstliche Beihilfe erhallen ist (vgl. Rät. Gramm.
S. 75 f.). Dem Gegensau di^us — m(s (meus) steht der Gegensati frani, dien
— roien inr Seile.
Huonder geht Rätseln nicht gern aus dem Wege; man ftndet deshalb
in seiner Arbeit eine Menge schwieriger Punkte besprochen. Einige Wotl-
dentungen sind sehr beachtenswert, z.B, die von cuizar, zun (S, S3), dctg (S. 47),
besonder! die nach meiner Meinung endgiltige Auslegung von scheiver (S. 65);
dralg (Sieb) hat er mit radiare xusammengebrachi , wie gleichzeitig ich in der
Besprechung der Arbeit Genelins {s, oben S. 499). Die Ableitung des Wortes
ladlar. tallar von altenlalare will ihm nicht gefallen (S. 5$); meinen Vorschlag
(licitukre, Grundrifs I 468) scheint er übersehen xa haben. Zxi peda weifs
Genelin ein wahrscheinlicheres Etymon als H, [S, 37). Eine besondere Vor-
liebe hat H. für ac, atque: er sucht es in nsche (8.94) und qnei (5.34). Ital.
cosi und quello, drittens auch in a, tal. et; hier nur deshalb, weil dieses a
zuweilen nicht ?, soudeni wie ein volles a lautet (S. 37). Das sind Fehlgriffe,
wie er wohl selbst schon einsehen wird. Den breiten Zischlaut in tschcotar
(ven. sentar) schreibt er zweifelnd dem Prgñx ei- zu (5. 36); abet dieses Präfix
palst dem Sinne nach nicht (vgl. scorcarti). Dai v- in vdi ^ aì (babeo) sei
den Formen vein (l. P. PI.), vevel (Impf.) entnommen (S. 15); aber warum sagt
man denn nicht auch i'ni? Es kommt offenbar vom Pron. ieu, dessen -u vor
ai ein hiatustilgendes v abgiebt. Perpeten (S. 9z) hätte H. lieber, wie Ascoli
(Arch. glotL VU S04), zu pnrsepen, pierten (S. 98) stellen solleni hingegen
kann die PluraKorm logeos mit diesem -en wohl keine Beziehung haben. Die
Entwicklung von -ludine -f- a zu -delgna ñndet H. (S. 6¡) „nur dann lautlich
möglich, wenn >nl'in = incugiue"; in der That gehen alle mir bekannten rit
Wortformen für Ambofs aof incugine, incujine zurück, sehr deallich auch das
ven. iTjttììine in Portugruaro.
Die Endung -el der 1. Person der Verba leitet er nach Aicoli von der
legelrcchten l. Person der Verbalslamroe auf Kons. -1-1 ab (S. 10). Dagegen
sprechen aber folgende Umstände, Erstens befindet sich unter diesen Verben
— ich kenne ihrer 40 — kein einiigcs, dessen 1. P. Sing, von besonderer
, Häufigkeit wäre. Dann scheint mir der Vergleich muaglar — maunghel ca
^tsancar — braunchel oder rifilar — ntstel ^ ristar — restel doch zu uneben,
! solche Analogie zu veranlassen. Drillens sitzt das -el gerade im
rtopetfecmm, wo der Summauslaut der Verba gar keine Rolle apielt, beson-
I ders fest, wie H. in der Note lehn und eine Hs. aus dem Anfange des 18. Jhs.
»(Decurtins, Rät. Chrest. I, 1, S. 73) zeigt. Zu der Herleitung des -ei aus
Ikillum hingegen stimmt sehr gut, was uns H. in derselben Note über den Ge-
(brauch der unerweilerlen Form der 1, P. Sing. bericbtclT wir sehen da. wie
I dieses Scheinobjekt (ais allzn laut schreiende Tautologie) in solchen FáUen
I vegbleibt, in denen das wirkliche Objekt unmittelbar darauffolgl. Ich halte
f daher aufrecht, was ich in der Rät. Gramm. S. log f. gesagt habe. Man erlaube
:i störende Vergehen zu berichtigen, die sich dort ünden. Erstens
I fit auf S. Ito immer Obwäldisch und Niedwäldiscb gesezt, während ich Cadi
I und Foppa meinte. Zweitens heifst habet im Tavetsch Ç, nicht a (so auch
1 verbessern); man kann also nicht sagen, dais im Tavetsch schlecht-
Zäucbi. L ram. PI
40
626 BESPRECHUNGEN. TH. GARTNER,
weg die 3. P. Sing, (p^rta, ^) auch als T. P. gilt, sondern vielmehr: man hat
aus der 2. P. (portas, as)^ bei den regelmälsigen Verben zugleich aas der
3. P. {p^rta)f eine i. P. gewonnen, die sich nun besser anschloß. Man
brauchte zu dem Ende nur das für die 2. P. charakteristische -j we^^bssen
{pqrta, a). Im Präsens der regelmäfsigen Verben hat die Ungleichsübij^dt
der 3 Personen (Port, portas, P^rta) zu der Neubildung Anstois gegeben,
im Imperfectum aller Verba die Gleichheit der l. und 3. Person (purtdva,
era). Nicht unmöglich wäre es übrigens, dafs p^rtfl an einem Orte aufge*
kommen wäre, wo man es vorher schon mit p^rta versucht hätte.
Schliefslich noch eine harte Nufs, die H. vornimmt : das bekannte bia
(viel). Zu den Schwierigkeiten, die schon Ascoli selbst in der Ableitoog
aus plerus gesehen hatte (Arch, glott. I loi f.), trägt H. noch eine ans der
Tavetscher Form entspringende herbei und denkt, wenn auch ohne Zuver-
sicht, an ein Etymon bell -art Der erste Teil würde begrifflich darch frz.
beaucoup gestützt, den zweiten entnimmt er einer Redensart, worin art mit
part synonymisch verbunden ist und nach ihm von hereditäre stammt (ich
möchte es lieber = arte setzen). Meinen Erklärungsversuch (Rät Gramm.
S. 80) übergeht er, hält ihn also wohl für noch weniger passend. Aber man
erwäge doch i) vor allem, was für ein betonter Vokal zu Grunde gelegt
werden mufs, damit alle, oder doch die meisten mundartlichen Formen ohne
Zwang erklärlich sind, 2) was für eine Lautgruppe davor gestanden haben
mufs, dafs sie bald zu bdy, by, bi, bald zu bl erleichtert werden konnte, nnd
3) was für ein Redeteil das gewesen sein muCs, dafs es früher, zum Teil jetzt
noch der adjektivischen Flexion widerstrebt und einstens eine Mehrzahl auf
-a bildete (Rät. Gramm. § T02). Diese Erwägungen haben mich anf den be-
kannten ital. Ausdruck un migliajo geführt. Unu milliariu, in der Bedeutung
geschwächt, mufste auch lautlich vereinfacht werden und konnte umbilliario
oder gleich um(b)liariu ergeben, dann auf syntaktischem oder auf lautlichem
Wege bliariu (bljair). Die ^nzc Konsonantengruppe zeigt noch das bergü-
nische blyer und das heinzenbergische bly(, das 1 hat man am Vorderrhein,
im Schamserthal, im Bergoli und im obersten Innthal fallen lassen, das j in
Ems, im Domleschg, am Oberhiilbsteiner Rhein, im Innthal von Zemei ab-
wärts imd im Münstertbal, in einzelnen Orten des Rheingebietes ist l und j
verloren. Der betonte Vokal stimmt in den meisten der von mir aus 37 Orten
Graubündens gesammelten 18 verschiedenen Formen zu -iarium. Zu den
paar Orten, wo der Vokal erst durch Proklise des Wortes oder durch ana*
logische Anlehnung an den Nachbardialekt erklärt werden kann, gehört Dis*
sentis; aber im Tavetsch, wo sich das Obwäldische ungestört entwickelt hat,
sagt man lautgerecht bi^. — Nachträglich verweise ich noch auf ven. mier.
Eine Arbeit, auf die so viel Fleiis und Nachdenken gewendet ist, ver-
diente auch die gröfste Sorgfalt bei der Drucklegung. Von Druckfehlern hat
man darin glücklicherweise nicht viel zu leiden, es handelt sich nur um
Kleinigkeiten. Von § 52 springt es gleich auf § 55 (S. loo), und dann kommt
noch ein § 5$ (S. 104). In den Zusätzen beruft sich H. im Sonderabdruck
auf die Seiten der anderen Ausgabe, so dafs der Leser des Sonderabdruckes
die Zahlen immer um 426 vermindern mufs. Endlich bezieht sich H. (vS. 38, 58)
auf einen „Index", der aber leider nicht beigegeben ist. Ein Index hätte ihm
manche wiederholte Begriffsangabe erspart. Hofifentlich bearbeitet Dr. Huonder
CANDRIAM, der DIALEKT VON BIVIO - STALLA.
i2^
bald den Kon^onantisl
Cirigiets Wörterbuch
US un^ Itägt diDn den Index nach; dadarch würde e
a dankenswerlher Weise ergänzen lud b^chtigen.
Theouoii Gaktner.
C&ndriAH. J. F.. Der Dii
1900, 72 S. S. (Dahinter
Ein Bericht über die
des Obcrhalbsleinet Rheine
1 Bivio-StalU. (Diss., Zürich}. Hallea^.
Vila, BeríchligungeD).
Mnndart van KlalU {an der Quelle
sehr willkommen, und wir danken Ulrich
dafür, dafs er einen jungen Gelehrlen dahin
Bolchen Aufgnbe bflahigt war. Ich habe iwat
ningen mit einem Stallner eine kleine Aarnabrr
¡eut immec das bange Gerdhl, dafs sie nicht '
luigesandt hat, der zu einer
selbst im J". lS8a in Schwel-
■ gemacht, aber ich hatte bis
rlSfsUcb genug sein mochte,
r mit dem
*
:inzigen Manne vorgenommen wurde, und z
Manne, der, wie er Eagle, der einzige ansässige Katholik in Stalla war. Mit
dieser Sonderstellung, so mufste ich farchlen, hängt vielleicht auch eine Be-
ioBderheit in der Abstammung und in der Sprechweise lusammen. Nod
haben wir die erwuDsclite Kontrolle. Candrian mag sich an den hundert
und etlichen Worten) aus Stalla, die meine Rät Gramm, enthält, ein Vorbild
genommen haben, aber er schreibt die Laote seiner mehr als 700 Wörter und
seiner vielen Fleiionsformen ganz selbständig und mit vollkommen ausreichen-
der Genauigkeit. Die eiufachea Laute und die Testerea Verbände wie ¡s,
1X u. s. w. sind in iwei Tafeln lusam mengest eilt (S. 4 f.). Mit &, í bezeichnet
er Zischlaute, die nicht so breit sind wie i. i, mit H, T die palalilisierten n, 1.
Das ist iwar nicht gaui Conséquent gegenüber ti, li, ty, dy u. s. w. ; dass Ì
nicht, wie das polnische (weiche) I, nur ein palatales 1 ist, sondern wie dy
mit einem y endigt, wird C sofort bemerken, wenn er sich etomal von einem
Polen oder Russen ein „weiches" 1 zwischen Vokalen vorsprechen läfsl, und
âberdies bezeichnet das Î dort, wo es gebräuchlich ist (im Poluiicben}, gerade
das harte I. Jedoch ich verstehe seine Zeichen und nehme weiter keinen An-
Hofs an ihnen, sondern entscbliefse mich leicht dazu, sie hier, um den Leser
nicht durch zweierlei Lautzeichen zu verwirren. gleichTalls anzuwenden.
Auch die unbedeutendsten unterschiede zwischen unseren Aufzeich-
nungen sind der Anfuhrung wert. Bald täfst der eine, bald der andere von
uns einen Gleitlaut als selbstverständlich weg. Candrian schreibt fúírtja,
buina, anlltr; ich hielt es für selbstverständlich, dafs man heim Uebergange
von H, 1 zum r durch ein flüchtiges dumpfes e komme, und schrieb är, tr,
C. schreibt pluS, maña (führt), ich seUle in meinen Aufzeichnnugen ein kleines
Í nach a; in der Rät. Gramm, liefs ich es weg {bäi» -S. [6Ú soll bany heifsen).
C, hat tua, mûr, ¡xamlza. vielleicht nur weil er im Augenblick unbewnfct
voraussetzte, dafs vor Vokalen und slimmhnften Konsonanten der betonte
Vokal lang ausgesprochen werde, während ich die Länge anmerkte. Er schreibt
7r (aurum) und or (foris), ich beide lang (was anch zu kör passi). So wird
auch bltr (viel) in blir zu verbessern sein; ich schwankte zwischen blër und
Wfr, wie C. zwischen fêr und r^r schwankt. Vot /, v schreibt C. n {unfdnt,
anvßrn), vielleicht nur weil er da die Aussprache m für BclbstverslSndlich
wenigstens habe ich diese Wörter mit m geschrieben, Uebei die
,0«
BESPRECBUKCBN. TH. GARTNEK,
62S
dumpren nobctonteii Vokale bin ich mir iSBo nicht r«clit IcUr geyrotáeat
unterscheidet twti, S imd Í, und wird nebt haben.
dafa er das lusUatendc -a aU ein niata a daisieUi; mein SuUner hit
mcfküch Terdumpft. Ein objeklivci Unterschied liegt gewifï bei den 1
lauten vor. C. unterscheidet von i, i, wie gesagt, ein minder bteil«
(neben anderen Konsonanten, z. B. it, 16. di), er hatte sogar Mähe, iwi<
di and dy zu unterscheiden, während ich nur i, Î hörte und nie im Z«
war, ob ich dz oder dy schreiben sollte. Es ist daher úíndyír.Undyif
verhüll. Was ich von dem ur in jenem Worte halten soll, weifs ich ni
ich denke, liir ungere ist doch gewifs ándíír die richtige Furm-
tilgende v und y (i) iiabe ich öiier gefunden als C; ¡it'él, ut/ít. ifJia. ■
bei C; süéi, ulî, ipcix, vta. Andere Vetschiedenhñten sdieinen durci
Ka.mp[ hervorgerufen zu sein, den die Mundart dieser kleinoi Gemeinde
den Nachbardialekten lu bestehen hat. Mein Siatlaer hielt es mehr mit in
(kalb.) Oberhalb stein, indem et ianúT. iaìtr. /urinila, h/?/ ngtc, ii2\aai>
Eich dianúT, diaür, furmla, nul bei C ans Bctgeliíscbe anlehnt; lUctduil'
sieht es umgekehrt bei üga, C. üva. Für digitus habe ich dtt (nine
in Schweiningen und im U.-Ber^ell), C. ddint {wie im O.-Eng.), lïr 1 .
ich liif (ohst. llj), C. lilvi («Chams.). Chat die ilaliuusierlen Potmen kuUf^
sígont und ki^a (neben >^i>a) bekommen, mein Stallnet, Lehrer an ^i
nischen Schule za Stalla, wufste diese Italianismen tu meiden und g>b mir
die Formen kunlfil, sagínt und das betgellische galúij (nei>Bn i^io). Au*
die ital.-berg. Ordinalia von seztus aufwäru hat er mir nicht voigcbnc^
(Rät. Gramm. 5. 199). Wenn ich nun noch veimelde, dafs meinen ForaB
ill (es und habes), kañéicr {Part, iuña'sta) und éièt (Sommet} bd C
kuHâUr und aétít gegenübersteht, so habe ich alles aurgeüblt, «otia «ñ
der Wiedergabe der ungefähr 300 Wörter und Verbaliomieu, die wir b«
erfragt haben, von einander abweichen — gewiss ein günstiges Zeuglii
beide Aufnahmen. Die Wörlersnramlung bei C (S. 63 — 71) bat daher tt
grofsen Wert; man möchte sie nur noch reicher sehen, nad teli gebe dnb
unten einen Beitrag dazo.
Candrian hat, wie wir sehen, eine gute Eignung und Schulung in prak-
tischer Lautkunde mitgebracht, und zwei Hilfen sind ihm noch in den S
gefallen: er ist ein Oberländer und hat eine Stallner Handschrift au dal
des 17. Jhs. benutzen können. AU dn Voriug Ist noch die öbersiclii
Einteilung der Arbeit zu nenneu.
Die Lautlehre (S. 7 — 37) hat allerdings einige Schwachen, giol
dadurch hervotgetufen , dass C. fremde Wörter wie abiler, anali, ■
dyenitûrs, dyüdttsi, dyüéC, fruì, galdida, güíl, kaadya, kafir, kéd&i,
natura, naturel, pat, frufiler, sifarír, ls¿dlr, jiUsi oH
mischt und sich von ihnen irreführen lässl, obwohl er andere entlehnte Wort
erkennt und sie demgemäss behandelt. Eine unrichtige Ableitung stellt
auf für falsùl (Taschentuch), dyanler (ienlare), dyüvdya (Jovia), «flli*
(miscit-ura, nicht mixtura), pait^ (Weidegias) nod für obi. tiavré (sepali
nicht eï-). C. verfolgt ganz gut die Einwirkung eines a in der Endsilbe
den \'okBl der Tonsilbe und erklärt sich die „lingua-Resultate" (!) aller 1
Dialekte durch diesen Einfluss; aber für ï'ftva glaubt et ein laL vedui ^
u mSssen (S. 13). Ich wrifi nicht, ob er vdfïva oder vUva
CANDRIAN, DBR DIALEKT VON BIVIO -STALLA. 629
ivartet hätte; aber ailé und 7ê kommen, wenn ich nicht irre, sonst in der
Itfimdart nicht vor, es konnte daher leicht das geläufige ^? dafür eindringen.
IDass tantnm, qnantnm, cantum (wenn das ein Erbwort ist: vgl. kani, nicht
txant, in Schweiningen) ihr -antn in 'aunt nnd dann wieder in ^ant ver-
wandelt hätten, wäre möglich; aber es ist doch kaum glaublich, dafs sie alle
Wörter anf -anta, -ante, -antia, -anca „nach sich gezogen hätten", während
-ande, -ando, -anno, -amno, -anea ç bekommen haben. Für -ent, -end (-mnt,
•end) stellt C. keine solche Theorie anf. So steht in diesem Abschnitte neben
▼ielem Guten auch Zweifelhañes, Unvollkommenes und Irriges. Zweimal
wendet er sich gegen die Rät. Gramm., das eine Mal mit Recht. Ich hatte
Dimlich (S. 34) unter die Beispiele für Ueberentäufserung auch Wörter mit
^ ans au (al) gestellt, wie sie Stalla, Sus und das O.-Bergell darbieten. C
ist nun im stände, auf die Hs. aus dem 17. Jh. und auf die Aussprache eines
benachbarten Dörfchens gestützt, zu zeigen, dafs in Stalla au — ä — f eine
regelmäCsige Entwicklung ist (S. 22) . AuTser den f aus au (al) sind auch die
f aus a vor r und n, als regelrecht, in jener Stelle der Rät. Gramm, wegzu-
lassen. Der zweite Widerstreit ist folgender (S. 9) : „Gartner möchte die Aus-
nahme [dafs in Stalla und im O.-Eng. das a vor einfachem m a ge-
blieben ist] dem ital. Einflüsse zuschreiben; diese Ausnahme kann aber ebenso
gut eine Lantentwicklnng sein, die das Stall., das O.-Eng. und das Berg, mit
der Lombardei gemein haben". Freilich haben die genannten Mundarten, und
eben gerade sie, diese „Lautentwicklung*', d. h. die Erhaltung des lat. a vor
einfachem m, mit der anstofsenden , vom Bergeil nicht einmal durch einen
País getrennten Lombardei gemein, und darum sagte ich (Rät. Gramm. S. 38)
und wiederhole ich: „Es liegt nahe, diese Ausnahme dem ital. Einflüsse zu-
zuschreiben".
Die Flexion ist recht fleiiisig erforscht und, so weit ich es beurteilen
kann, richtig dargestellt (S. 37 — 56). Das /üi^ in tfeza-fütf^ würde ich nicht
einen „alten Genitiv" nennen (S. 37); foci muíste doch fül lauten. Unter
den Grundzahlen ist tsatdnta 70 ausgeblieben (S. 39), unter den Formen von
habere (S. 53) die 3. P. Sing. ^. Alleinstehendes unus, wie in an hh/ir œna
(sc. schoppa), verdient nicht den Namen Artikel (S. 45); C. hätte daher kurz
sagen können: Der Artikel heif^t ün, una. Das Anwachsen des Pron. pers.
an die 2. Pers. Sing, und an die i. Pers. Plur. scheint eine ganz junge Er-
scheinung zu sein« Mir hat man 1880 fur die i. P. Plur. nur Formen ohne
Hba angegeben: purtdñ, dän, puddñ, niñ, aber IslSnts (sumus), ferner für die
die 2. P. Sing, pçriiis. Ideas und péhst, vini st, aber nur ist, de st, fest, post,
vest, sest — wohlgemerkt: immer -st, noch nicht -et, wie C. hat. Dass aus
•st bald 'it werden mufs, ist begreiflich, weil die Verbindung st innerhalb
eines Wortes dort sonst nicht besteht. Gibt die Hs. aus dem 17. Jh. keinen
weiteren Anfschluss? Warum hat uns C. nicht eine Zeile aus ihr mitgeteilt?
Hoffentlich gibt er sie ganz heraus.
Die wenigen Druckfehler stören nicht; aber was »r^tu'* S. 14, Z. 6
lieíísen soll, bringe ich nicht heraus.
Kun mein Beitrag zur Wörtersammlung (in C.s Schreibung):
dlòìfr m. Baum ared'ër Pflug batuda Schlag W// nicht
<in{tviSs zurück aviól Biene het^ Bock brüht m. Brust
^^U^U4Íl nur bap Vater bigudyint ungern butUga Flasche
630
BESPRECHUNQEh
. B. KOSCUWITZ, ^1
Imií/r käsKn
guäyent gern
núTTM Schaf tmanrOir.tmtJ^
dai^l «dv. schnell
fu^i.-Jo.schielend ¿ka Gans wundmi ^H
Ssa jet« tídla Winsdub-
davíi. -M. letzter
itisi oben
pdlma Handfläche gebSude
äiilfr Fingerhut
kalken Ferse
P(l f. H«ut ítamúm Soni
dretx, a, cecht
iatlS¿ña Kalk
f^a Tanne Uram Stroh
dyidyüñ Dächlcrn
klm'é Scheune
t^na Ofen Ux^rdùmm
dyo, dyesU unten
kU m. Klee
dyüdyinir. \
kot flalm
verlieren trvfU, -a. itóch
dyädy..fi. 1^="*"
krafi Stein
fifítn Kamm td,ia Lein»»od
dmia adï, gerade
trfita K-rnm
piìir. pely. nehmen tdiOr. P«t w.Ii,
f»«/a Woche
kúírf f. Hof
titm klein weben
er auch
kuir brfilen
í^á»/a Fufisohle téndEír. fStben
er m. Feld
ÍH//Í/J Hals
//d,ja Hobel /o/,*aj gldchEüi^
rr/Ji m. Egge
kurtvaUñ Nachbar pldia dafütx Herd tr/lia geüochttii'
faUUlo Sichel
kära wann
^«7.Pl./W«,Lau> Packslrick
/ár?r(kalh.}Pfanet *Äi?r, Palt. iniia
^rir(kalh,) Priester î/tï, -da. hiMci
/oreria (k.) Pfarrei
nahen
frümavdira Früh- /ruíy Fursiltig
farfala Schmettet
ling
Ugréia Freude
radânl, -da, mnd bergen
fiiœla Bohne
/1'ji.ri einerlei
rfli-oGr schenken tudéS/x- "¡.Atwa
fil*a f. Felsen
lÜHdaidl Montag
rali Wurzel /;,</^ Hündin
yj« f. Sense
«affr fressen
fíiirfy¿r.r«/;it.sagen l/nräm IMa Í
ßTa Tochter
nnJma Muller
riva Rübe /^ä^^, hateo ■
/í¿fr spinnen
mdndra Herde
ré^ya Säge léartx¿r. l*rft^M
firidfil Spinnrad
Bijfrfi Dienstag
ril^. -a, reich suchen ^H
/<!?/■»> m. Backofti
marénda Vesper-
rHfiV, r3*, biUen ri?rj m. Bär ^|
furtxéta Efaeabel
brod
r»™J»/i. -a. täte- «i/a so ■
fi^ir rauchen
fd/a weibl. Katie
mçrdîr. Pari, »ipri jfl/// Heuschrecke líiiír m, EoM ^|
gfrbradyir.
beissen
sídyíl m. Roggen t-j™. Warm ^1
gfrbret-i gärben
«10/ Hügel
íd/í;- Furche vifis Eltern ^1
góta Nagel
mÚHdar, Part.
ia-«(iro oben tur über ^H
granala Getreide
m«««, melken
i«/Ä. .0, allein iu^äigr. Part. H
ffflj, -sa, felt
na nein
«¿uf/i'/- auhäreu ZHiiJï£>.uqo^^|
grenàétta Gröfse
tilítíl m. Nest
Theodor Gaktku. ^H
Eugen Herzog,
Materialien zu
einer neuprovençalischen Syntl^^
Sc para tab J ruck
aus dem XXV. Ja
hiesbericble der K. K, Staats - Unurml- 1
schule im V. B
lirUe von Wien. Wien 1900. 8". 13 S.
Das Proven cal i sehe, das gegenv
artig in der alten Provincia gesprocheB
oder gesehrieben
wird, ist auch abgesehen von seiner lauüichen Gestalt ver-
schiedener AiL Am reinsten, urvriichslgslen, aber doch Dicht anvcTmisdit mit
namenüich vul^reo franzosischen Elementen erscheint es im Muade der Pro-
vençalen, Jie, abgelegene Ortschaften bewohnend und am zähestcn an all«
^^
r
MATERIAUEN ZU EINBR NPROV. SYNTAX. 63 1
Eigenart feitbaltnid, sich im Hause und Verkchre BQSscbliefslicIl dea eio-
beimiachen Idioms bedimcn, und die das Französische entweder überhaupt nie
gekannt oder doch nach der Schalheit wieder völltg verlernt habcD. Diesen
I lunächsl stehen diejenigen provecçalischen Landbewohner, denen die heimische
I Hundart zwar ebenfalls das natürlichste Ausdrucksmittel ist. die aber, um eine
I höhere, allerdings nicht vorhandene Bildung zu zeiget!, wenigstens im Verkehr
lieber jenes ans französischen und proven fai ¡seh en Elementen zusammengesetzte
I Kauderwelsch sprechen, das in der Felibrelitteratur zu komischen Wirkungen
^r häunger auftiill. Noch mehr wieg! diis Franiöstsche vor bei
i mittleren Volksklassen der S lädtebe wohner, die das Proven-
[ falische als ein zu verachtendes Platt betrachten, und daher durchaus &an-
»echen oder sprechen wallen, in dieses Französische aber in Aas-
■pracbe, Syntax und Wortschalz eine sehr reiche Dosis der alteinhcirotschea
Sprache übernehmen. Unter den höheren , litterarisch gebildeten Volksklassen
der Provence, die im mündlichen und schriitlichen Verkehre sich ansschlieCs-
lich des Französischen lu bedienen pflegen, muís man wieder unter denen
unterscheiden, die in ihrer Kindheit und Jugend das einheimische Idiom
flielsend zn beherrschen gelernt haben, ihm aber durch ihre reu Iranzösische
Erziehung mehr oder minder enlftEmdet sind, und die ¡hm dann entweder
fremd bleiben, oder — and das ist der Kall bei den meisten Felíbres — wied^
ans lokalpatriolischin Gründen näher treten und eine höhere, litterarische Aus-
bildung geben wollen. In dem Französisch dieser Gattung von Provenfalen
bleiben nur noch leichtere laatliche und leiikaliscbe Einwirkungen aus der
Volkssprache übrig, die den nel verspotteten sog. sädlichen aceitt ausmachen.
Es giebl endlich auch recht viele Provençalen, die der alteioheimischen Sprache
völlig fem sieben imd die onler Umstanden ein reineres, von lokalen Ka<
Aussen imahbängigcrcs Frtinzösisch sprechen, als manche hochgelehrte Pariser,
die dem Pariser Platt des Volites allzu viele Cancessionen machen. Dafs
von diesen entwurzelten Proveojalen manche durch ihre Unkenntnis der Sprache
ihrer VSter sich zu einer höheren Menschenklasse erhoben dünken, sei als
Kuriosum nur beiläuäg erwähnt. Natürlich gilt, W3,s eben für die sprach-
lichen Verhältnisse der Provence gesagt wurde, mulatis mutandis auch far
den übrigen Süden Frankreichs.
Herzig hat es in leiner Broschüre nur mit dem Kunst- oder Schrifï-
ptoven^alisch der Felibres zu thim; er benutzt ausschliefslicb einige Werke
Roumanille's (Oubrelo en Proso und en Vers), Mistral's (MirHo, NerlO.
Pouimo J6u Pose. Tatto d'au). Gras' (Renianeero) und duneben merkwür-
digerwcise die von Montel und Lambert hg. Ckanis populaires du Langue-
doc, also Teste eines andern Mundariengebietes. Das ursptöngUchere Pro-
vençaliscb der Illitteraten, das man nur auf mündlichem Wege oder mittelbar
aus den Schriften der Felibres kennen lernen kann, die die Volkssprache un-
verlalscht wiederzugeben suchen, bleibt bei H. aobeachteu Doch finden sich
auch in dem gewöhnlichen Schriflpiovenfalisch der Felibres noch genügend
syntaktische Eigenheiten der Volkssprache bewahrt, und jnit Recht bemerkt H.
(S. 31), daü meine Behauptung „la syntaie des Felibres ne diffòre pas bean-
coup de celle du français littéraire" nicht allzu wörtlich zu verstehen ist Nor
dais Notwendigste und AoflSUigite dieser syntaktischen Abweichungen konnte
ich in meiner Gramm, d. ¡, langut des Filtbres aufnehmen, deren Inhalt von
632 BESPRECHUNGEN. E. KOSCHWTTZ,
H. gewissenhaft verwertet ist. Manches hätte er far seine Beobachtungen de^«,^
Mistral' sehen Tresor entnehmen können, den er, wenigstens systemttisc;^^
nicht ausgenützt hat. In ihm konnte er z^ B. auch die Erklärung fur
ihm § 40 unklar gebliebenen Artikel in : Quau de la sàuvi noun preti,
la vierge noun se souvèn finden; es handelt sich um die Salbei, die n^^^
einer Legende Maria auf der Flucht nach Aegypten verbarg. S. Tres, s: f
sàuvi. Savie de Fourviero's Grammaire et Guide de la Conversation pro.
vengale (Marseille, P. Ruât, 54 rue Paradis) ist ihm offenbar unbekannt gt-
blieben. Er hätte auch diesem Elementarwerk manche Anregung und maodie
Ergänzung entnehmen können. So zu seinen §§9 — 12, wo die bei Xar. de
Fourviëre p. 61 f. zu findenden Angaben fehlen, dafs das unbestimmte man
auch durch die 2. Sgl. ausgedruckt werden kann (Beisp. Es uno cause que
sentes e que la pos pas dire = c'est une chose que l'on ne peut exprimer
u. dgl.), und dafs neben Pon namentlich von Dichtem auch gern on gebraodit
wird. Zu seinem § 43 hätte ihm Xav. de Fourv. p. 44 2°) eine wülkommaie
Ergänzung gegeben. Die Bemerkung Xav. de F.'s p. 39 3®): L'adjeclif üni,
pluriel de un, uno, a parfois le sens de quauque, mit einem auch von H. § 6
citierten Beispiel hätte ihn wahrscheinlich an seiner Gleichsetzung dieses iini
und des wienerischen a {a ßmbve u. s. w.) stutzig gemacht. Das in §41 ver*
mifste dire d*o hätte er bei Xav. de F. p. 136, und auch im Tres. s. t. 0
finden können. U. s. w. In zweifellosen Irrtum ist H. trotz der Nichtbeachtoog
dieser Hilfsmittel nur selten verfallen. So § 18, wo er a passa tèms (= habet
^passatum tempus) einem frz. au temps passé (prov. au tèms passa) gleich*
setzt; oder wenn er § 52 bei veni = sagen, das immer ein Dativpronomen,
ein coume acó u. ä. bei sich verlangt (= deutschem in beschränktem Umfange
gebräuchlichen: er kam mir so und jö), die Ellipse eines Verbums sagen
nahe legt. In einigen andern Fällen ¡st die Deutung H.'s wenigstens anfecht-
bar. Die mousiacho, bouco und bouqiietto (= Unter- und Oberlippe) hätte
er in § 2 unter die zweiteiligen Gegenstände aufnehmen sollen; Conslnictioncn
wie die in § 13 citierten sind auch im Nfrz. keineswegs unerhört; § 45 u. sonst
ist eme = <? zu deuten und zu übersetzen, und dann bedarf es hier keines P~
des Verbums xaxà ovveoiv\ das lis è i (es) § 49 = sie sind es, ist eben doch
verschieden von dem vorausgehenden es . . èli -^ sie sind es; in dem du un
is autre § 54 vermag ich nichts Unlogisches zu sehen, wenn auch die pro-
vençalische Aulfassung nicht der französischen entspricht; auch in dem § t>^
citierten Beispiele läfst sich si = frz. si (rheinländ. doch) auffassen; doch ist
die Verwendung von si überhaupt genauer zu umschreiben. — Für diese
schwächern Stellen entschädigt H. durch scharfsinnige Erörterungen, wie die
einleuchtende Erklärung von n*en (§ 102), und die allerdings noch nicht völlig
überzeugende Ableitimg von is<^in illos in §53. Auch die übrigen Beob-
achtungen H/s bringen wertvolle Ergänzungen für die neuprov. Syntai und
legen von der Veranlagung des Vcrf.s für derartige Untersuchungen ein gutes
Zeugnis ab.
Am Schlufs seiner Arbeit, die sich nur ausnahmsweise in das noch un-
angebaute Feld der altprov. Syntax hineinwagt, bringt der Verf. ein paar all-
gemeine Betrachtungen. Die Punkte aber, die er dort anführt (§ 4, 6, 9, 12),
und die das Provençalische vom Französischen entfernen und mit den sud-
romanischen Sprachen vereinigen sollen, lassen sich als solche nicht ancr*
E. HERZOG, MATERIALl&K ZU EINER NFROV. SYNTAX. 633
J kennni; tie finden sämtlich im Allfrnnzos. ihre SdtctiEtückc: von Erscbcinungcti,
I die apeiiell dem SSdfmniös. angelioreii, ist mir nur die in § 102 geschilderte
■u« andern romaniichen Spracheu nnbekacDl. Die meisten der bei den Fe-
1 libres vorgefundeneD Eigentümlichkeilen haben einmal auch auf nardfranzä-
chem Boden beslnnden und sind entweder schon im Allfraniöa., oder eist
I im Mittel- und Neufranzös. geschwunden , oder gegenwärtig nur noch in den
[ nordfranzös. Volltsmuadarlen erhalten. Es liegea die Dinge auf lyntah lisch em
I Gebiete demnach genau wie auf dem lauitichen: das gegenwiriige Provença-
I Uicbe enthält unverändert oder in der Entwicklung begriifen eine Fälle älterer
I franzüsischer Spracherscbeinungen und kann deshalb auch auf diesem Gebiete,
1 da diese SptacherscheinungcQ von den Provençalen in ihrer Bedeutung klar
I begrifTen und em^funden werden, der historischen Grammatik deb Franiö-
] dKhen tiefTliche Dienste leisten. Dars ein feiner ansgernhiles Studium der
I nenprovenfalischea Syntax auch I3r das der ahpiovençalischcn und der hialo-
I dachen Syntax des Sädeni Frankreichs eine Notwendigkeit ist, and dafs eine
ktugearbeitete historische Syntax des Proven zaiisc hen wieder der des Francö-
Bscben und der äbngen romanischen Sprachen ron wesentlichem Nutzen ist,
bedarf keiner Ausführung. Ea kann darum nur mit Freuden begrüfst werden,
wenn H., wie er andeutet, auf dem eingeschlagenen Wege fortfahren und
seine Untersuchungen auf ältere Zeilen und weitere südliche Mundartgebiete
ausdehnen will.
E. KosCHWiTZ.
Ott, Andri G. (de Zunch), Étude sur les coulera ea vieux frauf:
Paría, Bouillon 1899, fo-S, Xll-f lS6p.
Le snjet de ce travail est Tort intéressant, les matériaux r^nis 1
riches et disposés selon un plan bien conçu, L'auteur examino le sort
tennei de couleurs lutins en vieux français, leur disparition,
avec ou sans changement de signification. Pour chaque couleur M. O. ¿tudie
1) ce qui appartient i, la tradition Ialine, j) ce qui revient ä ki création ro-
mane, qu'elle soit A) basée sur In tradition ou fi) non basée sur la tradition;
ce qiû est dû, ou bien a) à un changement de sens, on b} i. un emprunt ì
one autre langue. De plus, l'auteur distingue, pour chaque vocable, entre
o) son emploi au propre et ß] son emploi au figuré.
11 n'y a rien ì objecter contre cette disposition. Mais il faut dire que
le travail de M, Ott n'est pas d'une lecture tout ï fait agréable ou facile.
L'exécution typographique en est tellement peu pratique qu'on a de la peine
à s'y retrouver; en outre, le livre fourmille de fautes d'impression et de lapsus
de toute sorte; certains exemples sont attribués à des Icites fautifs, pour
d'autres la provenance n'est pas indiquée, etc. Évidemment de telles erreurs
peuvent se glisser dans toute publication, mais ici la correction laisie vrai-
ment trop à désirer.
Comme il a déjà été rendu compte de cette étude dans crois revoea sdenli-
liques, k ma connaissance,' je n'indiquerai id que quelques détails qui n'ont
034 BBSPRSCHUNGBN. Elf. WAHLBXRO,
pas ëté releTés par ces savants critiques ou auxquels j'ai encore quelque cb^^
à ajouter.
P. 3. L'auteur oublie, en parlant des dérivés de albus, a&un, qui
au moins dans un des textes dépouillés: l'albun tU Vœf Lapid. de C^^^
bridge 844. — P. 6. M. Ott croit que dans la locution targe florie, Xoy^
signifie plutôt „blanche** que „peinte à fleurs" ; il a certainement tort, cf. p, et
Vit Us escus qui erent paint a flour Auberi 180, 24, esctts poins a fiers
Elie II 72 CE vait ferir Makaire sor son escu a or Que Us flor s et les pures
contre val en estoit Aiol 904b, Et vaä ferir son oncU par grant vigor, Qw
de Pescu li trenche U maistre flour ibid. 3378). — Ame florie „blanche d'io*
nocence, pure** ; c'est plutôt „couronnée de fleurs'* : En eUs manoä courtoisù
Et humiliten la florie. Est dont florie humilitenP OU; et Us flours de li Ut
Que cil qui en Paradis sont Des fleurs de li lor chapiaus font Cliomadès
2729 — 34 (cf. aussi En paradis coronnee et florie Aym. de Narbonne 135, dté
par M. O.). — P. 7. Dans les deux premiers exemples cités, blatu ne signifie
guère „de couleur blanche brillante'*, mais uniquement „brillant, Inissint"; ni
Durendal ni les osberc n'étaient blancs, dans l'acception moderne du mot
Il en est sans doute de même de l'exemple suivant : La crigne qui fu blan-
chete, cité à la p. 14; les cheveux d'une jeune touse ne sont pounant pas
„gentiment blancs**. — P. 28. Nerçoier ne signifie pas que „apparaître noir",
mais aussi bien „s'assombrir, pâlir** (comme nerir, nercir): D'ire ¿t de ma»'
ta/an t nercie Ren. (Martin) XI, 2515. — P. 30. A propos de mor, morel, re-
marquez destrier morandin Auberi 182, i (manque dans Godefroy), ionn¿
comme ferrandin, — P. 35. Chenu, „gris brillant** („blanc**). Il y a dans le
Rom. d'Alix, un exemple fort curieux de ce mot, Quant voit par le ventalle
Us blons cœi'eus cenus 31 1, 13, avec lequel on peut comparer la crigne hlan*
chete, mentionnée ci-dessus. — P. 40. Bis, „gris sombre, gris brun", semble
quelquefois avoir le sens de „sombre** tout seul: Vait ferir si grant cep en
Vescu d^asur bis R. d'Alix. 114,3. USt H. — P. 46. Si Hart ne si^înitie que
„gris** (clair ou foncé), comment expliquer cet exemple, fourni par M. Oit
lui-même: Le Hart ros en destre enmeine Thèbcs 4478, Gaydon $126: Il
n*est pourtant pas probable que ros ait ici le sens figuré de „laid" (cf. p. lOö
— 107). — P. 58 l'auteur confond escolorir et escolurgier, confusion d'iuunt
I)lus étonnante que le verbe esculurst se rapporte à li piez dUcels. — P. 60,3)-
l\int „ayant perdu ses couleurs, pâle**. Cette traduction est beaucoup trop
lebtreinte, cf. Dou bran qui crt soilliez et tains CK'omadès 909, Dou soleil
fu noircis et tains J. de Condé XXXV, 241 ; dans ce dernier exemple nous
voyons deux mots qui généralement signifient „pâle", employés pour dé>ignei
un teint hâlù. Il fallait indiquer le chemin que teint <^tinctum a parcouru
pour aboutir à la sijjnification „pâle". Pourquoi, du reste, l'auteur ne cite-i-il
que le participe passé du verbe teindrei — P. 62. Dans la Chirurgie Je
Mr H. de Mondeville on trouve quelques exemples de Tadjectif y«iy«<' if^"^'"
bloics ou noires ou f usque s 3005 (de même 1058, 1733, voyez le Glossaire);
cette forme est évidemment un latinisme (le texte en question est traduit do
latin). — P. 76. Ayant consacré ailleurs^ une étude spéciale aux vocables hU^*
blau, bloi, je me bornerai ici à dire qu'il n'est pas possible de séparer bl^^
^ Dans un recueil d'études romanes qui va paraître en Suéde.
OTT, trUDM SUR LBS COULEURS EN VIEUX FRANÇAIS. 635
^ blau, pas plus qae ^u et /a», fou et /au, clou et elau ; les fonnes en (tu
^nt propres à l'extrême Nord^ Il n'est pas permis non plus de nier que
^fci ait pu signi6er „bleu". — P. 78 M. Ott cite un exemple où , selon lui,
^iftit s. m., signifiait „couleur jaune brillant" : Dous culurs a, mais ke un poi
^eint a cristal e teint a bloi Lapid. de Marb. 593 — 4. Le texte latin de
^arbode nous montre cependant qu'il ne s'agit pas de la couleur jaune mais
de la bleue:
Huic bina dantur species, totidemque colores.
Cristallo similem Germania mittere fertur
Caeruleo temen infectum rutiloque colore
{Jfarbodi liber lapidum seu de gewunis, éd. Beckmann, Göttingen 1799, p. 56);
en outre la leçon — restituée — de Pannier n'est pas bien assurée; le ms. A
porte poie : bloe, B, pou : blou (voy. les variantes). — M. O. cite, pp. 85 et 129,
comme termes de couleur citrin et grenat; Uune est granate, altre citrine
Lapid. de Marb. 343; il aurait donc dû admettre aussi, parmi les mots signi-
fiant „bleu", l'adjectif qui suit immédiatement dans le passage allégué: (L'altre)
evage îbid. 344 (et 353). Le texte latin a:
Nam sunt granati, sunt citrini venetique
{^Marbod, éd. Beckmann , p. 36). — P. 86 sofrené \ dessafreni (manque dans
Godefroy) se trouve aussi dans un des textes examinés par M. O., Rom. u.
Past. I, 47, 21 {guimple dessaf renée). — P. 91. L'auteur ne croit pas que
per s puisse jamais signifier „bleu azuré", comme le veut Godefroy; ce doit
pourtant être là sa signification dans l'exemple suivant, — bien que le mot y
soit pris, pour ainsi dire, moitié au figuré, — Le temps n'y est per s ne ver-
meil, Tousjours y fait obscur et noir Romvart 625, 5. — P. 105. Rovel, nom
d'un des fils de Renart (Ren., éd. Martin, I, 1605 etc.), méritait d'être men-
tionné. — P. 121 Mons vers, mons floris, mons rosés Caritè CCXXXUI, 2;
je pense, avec l'éditeur du texte et Godefroy, que rosé a ici le sens de „cou-
vert de roses", plutôt que „couleur de rose, rose", comme le veut M. O.
{fiori naturellement = „couvert de fleurs", non „blanc"). — P. 127. A propos
de affoué „rouge comme le feu" on peut aussi citer fuîn, foin, avec la même
signification, p. ex. Best, de Phil, de Thaun 2985 {Chalcedoines ki est fuin . . .).
— F. 140. Je doute que esmeraude soit, à proprement parler, un terme de
couleur dans l'exemple allégué par l'auteur. Et esmeraude est de color Lapid.
de Berne 1142. Pour ma part j'y vois tout simplement le substantif esme-
raude; le traducteur rend plutôt gauchement le latin:
Crassum quippe virens similis solet esse smaragdo
(Jfarbod, éd. Bedonann, p. 83, v. 684). — P. 154, L 8 l'auteur cite Aiol 9843;
U faut lire 9845.
Quant à l'appendice sur beau et laid, on peut différer d'avis avec
l'auteur sur le droit de figurer ici de certains mots allégués, comme l'on
pourrait désirer y trouver d'autres, qui ont été omis, p. ex. seignori{l) : al
cors signori (voy. Godefroy); mais il est naturellement impossible de tracer
id une limite absolue.
Malgré ces restrictions, je tiens à le dire en terminant, le travail de
M. Ott est très méritoire et rendra de grand services.
Em. Walberq.
636 BESPRECHUNGEN. H. SCHNEEGANS.
Studi glottologici italiani diretti da Giacomo de Gregorio. Voli
primo. Torino. Casa editrice Ermanno Loescher 1899.
Den bei weitem gröfsten Teil des Bandes (p. I — 202) nimmt cine Ar%^
de Gregorios ein „Contributi alla Etimologia e Lessicografia romanza ^
ispeciaU considerazione ai vernacoli siciliani". Der Zweck dieser nach cfe^
Plane von Körtings Lateinisch • romanischem Wörterbuch geordneter léxico.
graphischer Beiträge ist, wie wir aus dem Vorwort sehen, ein doppe/rer.
Erstens uniersucht de Gregorio die Etymologie romanischer Wörter, die ihm
fraglich erscheint, andererseits registriert er speziell sizilianische und nameat*
lieh Wörter aus der sog. lombardischen Kolonie Siziliens San Fratello, deren
entsprechende italienische Formen oder lateinische Etyma angegeben werden.
Dieser doppelte Zweck verleiht der ganzen Arbeit das Aussehen eines un-
fertigen Konglomerats verschiedenartigster Bruchstücke, die nur durch die
alphabetische Anordnung äufserlich zusammengehalten werden. Dem eigent*
liehen Lexikon werden zwei Note preliminari vorausgeschickt, von denen
aber nur die erste im engeren Zusammenhang zu dem Folgenden steht Sie
polemisiert gegen die nach de Gregorios Meinung in den bisherigen etymo*
logischen Arbeiten zu sehr her voi tretende Neigung deutsche Etyma für
romanische Wörter zu suchen, welche, wie er p. 1 1 sagt, »,piü che da altro,
nasce dalla deferenza verso il grande fondatore degli studi comparati neo-
latini" und manchmal so weit gehe, dafs (p. 14) ,»in tali raffronti s^sso
l* italiano, il francese e lo spagnuolo acquistano tutta la sembianta di dia-
letti tedeschi*'. Das ist doch eine recht gewagte Uebertreibung und wir fragen
uns, ob sehr Viele an die „spassionata ricerca" glauben werden, welche de
Gregorio seiner eigenen Forschungsweise im Vergleich zu der der Anderen
nachrühmt. Während diese Vorbemerkung gewissermafsen anzudeuten scheint,
dafs de Gregorio in seinen etymologischen Untersuchungen sich vor diesem
vermeintlichen Fehler das deutsche Element zu sehr zu betonen, nach Krätten
zu hüten vornimmt, steht die andere nur in sehr losem Zusammenhang zoni
Folgenden und behandelt die Frage, wie ital. -gli- sich zu ch verhalt, d.h.
wie das lat. cl sich im Inlaut rcgclmäfsig entwickelt. De Gregorio bekämpft
die Ansicht Meyer-Lübkes, dafs die verschiedene Enlwickclung von cl teils
zu gli» teils zu ch auf die nach- oder vortonige Stellung zurückzuführen sei,
will im allgemeinen von einer Erklärung durch Lehnwörter nichts wissen und
teilt auch Ascolis Meinung nicht, dafs es sich um eine doppelte Entwickelung
nach dem Typus macula ]> macla y> inagla oder macula >• macla (c<^
il gruppo d'I 7neno fuso) ^ macchia handle. Nach ihm müsse man die Ent-
wickelung zu gghjy die ja im Anlaut und im Inlaut vorkäme (z. B. mfhittoso)
als die gewöhnliche ansehen. Das mouillierte /, welches mir im Suttix vor-
käme, sei auf Suffixwechsel zurückzuführen, der nur in einigen der bekannten
Doppelformen veglio -vecchio u. s. w. eine Folge französischen Einflusses sei.
Dieser Suiïîxwfchscl sei relativ neueren Datums und reiche nicht bis in die
vulgärlateinische Zeit zurück. Damit ist unseres Erachtens die Schwierigkeit
noch nicht gehoben. Denn wir müssen immer noch fragen, woher denn dieses
Suffix -glio kommt.
Nach diesen einleitenden Erörterungen, von denen die zweite in Hinsicht
auf das Folgende vielleicht andeuten soll, dafs de Gregorio der Analogie »n
STUDI GLOTTOLOGia ITALIANI DIRBTTI DA DE GHBGOKIO. 637
srinen elymologischen Unteisnchungfo pörseren Spielraum gewähien will,
folgt das cigiDtliche Lcxüton. In der Bcbandlung der mundarUichen WÖitir
lit de Giegorio recht ungleich. Kiaeiseits lülirt er siiilianische Worter au,
deien Etymologie so aelir suf der Hind liegt, dits sie ohae irgend welclien
Schaden hätten ausgelassen werden können: expandere ^ spanniri, fall
■> fau,,: fel>/ri,. frnum > /™». filaoeum > //a^n«, finclum >
. finiu, haberc>aiii>i; mcdiCQS>inírfí™. monachus > mona™, natare
1 > natari. Dosier "^ nostru, palus^^/u, pertusus > /ir/Míií, pila>
I fila, aercnus >■ siriiiu, stabile >■ stabuli, irnnsire >■ Iraiiri. Uanolig
i*t auch lu bemetken, dafs siz. armoj'u ein anderes Etymon vetlnagt als
mnaticum, das dammaiu gicbt (p. 78). Das sieht doch jeder. ^ Umge-
kehrt hatte de Greg, an anderen Stellen die Etymologien, die er anlübrt, mehr
j b^^ründen müssen. Aus lautlichen Gründen haben wir Mühe ihm ohne wei-
teres zu glauben, dafs iSi. bräunt von congrus kommt, sb.ßsg-iu von
focilis, sfincia von fungia, piazz. lustrina von doctrina, sic. cumnUg-
gkiari von convolere {hier wegen des ggkj aus mouilliertem /). Ungeoan
ist es auch linnirt von lens und Ubbru von lepus atigeleitcl anzuführen.
Da hätte wenigstens der Casus obliquas angegeben werden müssen. Aber
auch so ist htMinniri von lindinem das n zu r zu erklären, n >■ r kommt
siz. nur seilen vor (cf. modanu > moJaru ganz vereinzelt).
Sachliche Erklärungen dürften nicht fehlen bei criatu = jirzio < crea-
tura — ein „ErschafTencr" ¡st doch nidil sofort dn „zum Dienen Erschaffener",
d.h. ein Diener — und bei ¡traf alaria =^ eslremaminle brutto von eitra-V-
iallarius; falla, wovon es abgeleitet wird, ist doch = Betrug. Wie reimt
sich das zusammen? Fraglich erscheint mir bei sfacciddaia, Ohrfeige, die
Erklärung des ^da- aas analogi^chero Einflufs von maseidda Wunge. Wäre
nicht eher -idda das Diminulivsurfii : s -\-/ac-\-illa ^ s/acciddai Wir haben
auch sonst gerade bei Körperteilen häufig das Diminutiv; nasiddu, vueidda,
fruntiddu. Bei Joja = joca, orum hätte ich lautliche Bedenken. Es ist
nicht richtig zu sagen, dafs tea' zu ja wird. Hatte de Greg, meine Abhand-
lung über das Sizilianische zu Rate gezogen,' so hätte er sehen können, átSs
zwischen 'c' vor dem Ton ui;d nach dem Ton unterschieden werden mub;
neben curfiari (culpicari), cammiari (comicare), scurtiari (scorticare),
friari (precare) hatten wir lalluca, tarluca, ßcalu ebenso wie vor u: laeu,
pocu, faiu, jocu, dieu, sucu u. s. w. Das einzige puttia (ano9ij;(i;) macht die
Regel nicht hinfällig, da es griechisches Lehnwort ist. gaudia als Etjmon
von joja iflllegretta\ ist nicht ohne weiteres abzuweisen, g ^ a. o, u wird
im Anlaut in den Mundarten von Messina, Milazzo, Aci, Noto, Siracusa,
Caslellermini, Erice >/ (cf. jaddu, jaddinedda, jangá, jaèbari, jaleri, jutlu).
Ferner wird rfy» (cf. sedia^jyj, podium >/iy'u, radium ^rj/« mit
plur. raja). So wagen wir de Greg, auch bezüglich dieser ticula zn wider-
sprechen trotz der Unfehlbarkeit, die er sich selber auf diesem Gebiete nach-
rühmt (cf. p. Z40: „Colla sùureaa ehe ei vieru dall'essere testimenì eom-
peletilisn'mi pei fenetneni sieiliani, dichiariamo ,.,"'}.
' Et übergeht sie aber systematisch. In der bibliographischen Ueber-
slcht findet sie sich nicht einmal erwähnt neben Avolio, Gioení, Traina, Koc-
cella nnd de Greg. 's dgenen Arbeiten,
638
BËSPRECBUNGBN. H. 5CHNEEGAHS,
Aach bezöglUh des allgemeinionianisiben Teils hätten «tr gat 1
Bedenken. Seiner „nota prclímíoaie" getren bat de Greg, einen 1
horror vor Ableitungen ans dem Deutschen. Ob er aba immer du Ricbligt
trifft? Der Versuch bottari von tat. bittere statt vom denlschcn button
abiuUilen kommt mir wegen a ^ s, wegen des AccentwechscU und da
Acnderuag der Kunjugatioa Sendung ebenso gewagt als unnötig vor, da bstiot
den Anforiieruiigen genügt. Ungerechtfertigt kommt mir bezüglich de falc^
de Greg.'s Polemik gegen Diez und Körting vor, die Aas Wort vom denisdia
falgan (berauben) ableiteten, während et es von de 4- falco (vod falz) abldta
möchte. Wie ist die Ideenassoiiation iu erklären? De Greg.'s AbUilnng/iff
alle (hatten), von faceré halilum Alem scbopfen , erscheint mir gesockt
gegenüber der gewöhnlichen Ableitung vom deutschen halt. Am »benlemt-
lichsten erscheint mir aber sein Vereucb die Wortsippe ritiar^, roba, ròbe ils.*. _
atatt von germ, rauba rubôn, von robur ableiten zu wollen. Et
kdncn Zuäimmenbang zwischen diesen Wörtetn und dem Begriff „raul
finden. Freilich, heutcutage nicht auf den enten Blick bei rebe, rota.
wohl aber bei rubart; und auch bei den andern ü^t der Begriff det Z
sammen geraubten = Besitz von Klcitlungistückcn , IlaUEgerät n. s. w, gtvtft
viel näher als „rubar =, vigore, fona, e perciò verosiiniim^nit ciò che iá
Das Bestreben alles NichttatciniscKe mòglicbst auszusoDdem fñíut ét
Greg, meines Erachlens auch bei mina, mine ïu einem recht sonderbaren Eä-
fall. Um diese Wörter nicht von kell, mein {rohes Metall) abzoleitcji, deakl
er an minari (drohen). Und warum? Man ataune: .,// tigni/ieaio du kamt
queste veci non ¿ lanío quello di fono o cava, dove si estraggtmo miUBt
quanto quello di cavo in cui si melle della soslanta etplodentt. ehi
possa da un momento all' altro farsi scoppiare. Sembra fea« A»
que che una certa relatione ideologica con minari passa esstr* eofUtattUl'
Anch das in. mine die Miene „i— etera, alleggiamrnto può ctrto m*er it-
notata in origine sola la etera minacciosa"/
Auch lautliche Bedenken können wir bei einigen von de Grœ.'t Ab-
leitDDgen nicht unterdrücken. Wenn er danger von damoaticiiiD und Dieb
von dominarium resp. damnarium ableitet, so fragen wir nas, wo dtm
das r bleibt. Von malevapiduB läfst de Greg, maivaggio, mauvais komma.
Aber vapidus = guasto (vapidum vinum = vino guasto) haue 1/»
tepidum > lüde, aapidum >■ sode, auch vade geben mSssea. Freflki
macht de Greg, ohne weiteres v a p ¡ d u s ^ zia^iW. nach iapi{djns ^ j^^
Aber Schuchardts sapius ist fraglich. Auch an andare hat sich de Gnf.
gewagt Und er ist so überzeugt, das Richtige gefunden zu haben, dab 11
p. 40 verkündigt: „Sembra che questa etimologia sia tanto sicura da ■<■
richiedere delle prave". Das wäre allerdings bequem! Aber auch dine
Abldtung von antedare scheint gewagt. Selbst wenn man von laullic^t»
Bedenken absähe und sich nicht von Formen wie ante-tennae ^ aateontt,
antetestari > antestari, die de Greg, anfuhrt, überzeugen liebe, mûtn
man fragen, wo denn das Verb antedare in der Bedenlang mettere apatiti.
condursi avanti^: andare sich belegt findet. Ein „Vorangeben, Vo«jebeB"
ist doch von „gehen" sehr weit entfernt So können vrir de Gr^ nldit
Studi glottologici italiani diretti da de gkegouio. 639
a, wenn sr sagt: „Coiì neiiun Jutóìo roggionevoU umira potersi pib
•pin sulla vera origine di aTidare".
Auf de Grcg.'s Contrìbuii, die wohl einet redit pcinlicben Durchsicht
■och bedürfen, folgen zwei kleinere Arbeiten. Sibbadíni's Saggio di tofo-
tea dell' isola d/ll' Elba iShlt nach einander Elba's Ortsnamen vor-
icher. lateinischer und nachtomaniichcr Herlcunft auf und versucht
etymologisch tu deuten. Den Schi ufi bilden Erwägungen über die
Verwendbarkeit der Ortsnamen lur EtklätuDg historischer Vorgànge auf der
Bici. La Via's Vocalismo del dia/elio gallo ilalico di Nicosia in Sicilia
t nichts mehr nis eine mehr oder weniger geordnete Material iensammlung,
'eiche die sprachlichen Erscheinungen nicht einmal zu erklären versucht.
tm nur wenige Beispiele anzuführen, wie erklärt V., dafs SufEx ario -a ein-
»1 diru {'mfiairu), ein andermal -/eru. resp. -j'eri {argtntjtre) und -dru
■audararú) oder ja {bondonj'ä) giebt? Haben wir es mit laulËchco Vorgängen,
ät SuJËivertauschuogen oder Lehnwörtern zu ihun? Wie erklärt er, dais f
doetlcits zaj'e wird, anderseits ( bleibt? Wie erklärt er, dafs ( teils als ;
bleibt, teils ei oder i wird? Das Kapitel über den unbetonten Vokalismus
lOperierl stets mit ,.di regola, spesso, non di rade, per lo più" und ist in-
fclge dessen auch weit entfernt wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen.
t wäre zu wünschen, dafs de Via, der seine Arbeit fortznseizen verspricht,
m Stoff Docb einmal von vorne gründlich durch arbeite le, BODit dürfte sie
lum mehr Wert als den einer mehr oder minder laveillssigen Materialien-
mmlung erhallen.
Den Schlufs des Bandes bildet — von zwei Recensionen, die mit Roma-
Khem nichts tu thuu haben, sehen wir ab — ein Artikel de Greg.'s. welcher
ch mit Ascoli's Deutung der dialektischen Wendungen va chiama, va e
liama, va a chiama (Arch, glott. XIV punt, 3» 1898 pp, 453 — 68) be-
tchEftigt. Ascoli hatte behauptet, dais man es bei denselben nicht mit einem
apakopierten Infinitiv lu thun habe, sondern im toscanischen Gebiet mit einem
Imperativ, im siiilianischen mit emem Indikativ, und dafi die Partikel in der
I tinperativiscben Wendung weder ad noch et, sondern atgue = ac, das sich aus
liichen hier erhalten habe, wiederspiegle. Zunächst bestreitet de Greg.
: Entschiedenheit, dafs im Si zí lian ¡sehen die indikativische IConstruktion
: Partikel allein vorkomme. Und damit hat er recht. Solche Typen wie
'a fatti seri-viri = va a farti scrivere" sind im Sizilianischen sehr häufig.
e Partikel, sagt er, kommt aber in der indikativischen Wendung vor, wenn
uch manchmal nur noch sos der Verdoppelaog des Anlauts des Eweiten
s vernehmbar ist: vaj'u a baciu =r vaju bbacciu. Von dieser Konstruktion
i sich die imperati vis che, indem hier die Partikel — nach de Giq;. — nie-
s nach dem Vetbum des Gehens vorkommt, z. B. va vasa :^ m a baciare
Hinsichtlich des Ursprungs der Partikel hegt de
VCreg. auch einige Zweifel. Mit Recht sagt er, dafs, wenn die Partikel im
l^t^zilianischen stets e ist, im NeusizH. zwischen a und e wechselt, man not-
igedtungen die Partikel a íñr jüngeren Datums halten müsse als e. Wie wäre
[■ber nun zu erklären, dnfs ac gleichsam in der älteren Zeit latent geblieben
1 Vorschein gekommen wäre? So zweifelt denn
. der Ascoli'scben Deutung a = ac und glaubt,
640 BESPRECHUNGEN. H. SCHNEBGAKS.
dais eber a aas Analogie zu litteranschen Formen wie va a chiamare m
Vermischung dieser Konstruktion mit va e chiama entstanden sei. Freilì
▼erhehlt er sich nicht, daCs man zuerst die alten Texte auf das Vorhanden«
von Formen mit a genauer untersuchen und auch die einzelnen sizilianisch
Mundarten, die teils a teils e bevorzugen, auf die lokale Verteilung i
sprachlichen Erscheinungen hin genauer prüfen muíste. So hat denn de Greg
Untersuchung bis jetzt erst den Wert einer interessanten Hypothese, die
aber wohl verdiente weiter verfolgt zu werden.
Heinrich Schneegans.
Yerlag Ton Max Niemeyer in Halle a. 8.
Sammlung kurzer Lehrbücher
der Romanischen Sprachen und Literaturen.
Die im unterzeichneten Verlag erscheinende Sammlung ist
in erster Linie für die wissenschaftlichen Bedürfnisse des
Studenten berechnet Sie bezweckt teils den Anfänger in die
Romanische Philologie und ihre Teilgebiete einzuführen und
für weitere Studien vorzubereiten, teils dem Vorgeschritteneren
zur Ergänzung der Vorlesungen oder zur Repetition geeignete
Hilfsmittel an die Hand zu geben. Je nach der Eigenart des
betreflfenden Specialgebietes und seiner Bedeutung für das
wissenschaftliche Studium werden entweder zusammenfassende,
über Sprache und Literatur zugleich orientierende Handbücher
oder besondere Darstellungen der »Sprache einerseits und der
Literatur andererseits geboten werden. Die literargeschichtlichen
Darstellungen sollen in der Regel auch charakteristische Text-
proben enthalten und so die theoretische Auseinandersetzung
durch das i)raktische Beispiel illustrieren. Bei den grammatischen
Hilfsmitteln treten neben die systematischea Darstellungen je
nach Bedarf auch speciell für den Anfänger berechnete praktische
Einführungen.
Erschienen ist bisher:
Einfiilirunç in das Studium der altfraiizösischen Sprache.
Zum Selbstunterricht für den Anfänger. Von Dr. Carl Voretzsch,
ausserordentlichem Professor an der Universität Tübingen.
1901. 8. M. 5.—.
In Vorbereitung sind und werden in kürzeren Zwischen-
räumen ausgegeben:
I. Uandbflcher
(Sprache und Literatur).
Einleitung in das Studium der Romanischen Philologie.
Handbuch der Rumänischen Sprache nnd Literatur.
„ „ Rhätoromanischen Sprache nnd Literatur,
y, „ Alti)rovenzaIischen „ „ „
„ „ Neuprovenzalischen „ „ ^
„ „ Portugiesischen „ ,, ^
„ ,, Spanischen y, ^ ^
II. Graniniatische Hilfsmittel.
Grammatik des Vulgärlatein.
Kurzgefasste Laut- und Formenlehre des Altfranzösischen.
Syntax des Altfranzösischen.
Italienische Grammatik auf historischer Grundlage.
III. Literarisrhe Hilfsmittel.
Einführung in das Studium der Altfranzösischen Literatur.
Bibliographie der Französischen Literatur.
Einführung in das Studium der älteren Italienischen Literatur
bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts.
Einführung in das Studium der neueren Italienischen Literatur
(seit Lorenzo de'Medici).
diristiau von Vvoyes Häuitlielie ^'erke
nach allen bekannten Handschriften herausgegeben
von
Wcndelln F4^rster.
Bd. IV: Der Karronritter (Laueelot) und das Wilhelnisleben ((Guillaume
d'Au>i;lctcrre). *>''. \b'MJ. M. 2(».— . Ausgabe auf Büttenpapier M. ;ìO.—
Soeben erschienen, Versand gratis imd franco:
Antiquariati« -Katalog ^"^111
Folklore, Jagd, Sagen, Sprichwörter
Volkslieder. Satiren, franz. Dialekte, Theater, Troubadours. Curiosa.
•I. Cjroiiil>ei% 2. Kue d' l'université, Paris.
JI.ill'.', ¡iriicK von Klirhanlt Karras.
AUtgegBban den 21. November 190t
ZEITSCHRIFT
ßOlMISCHE PHILOLO&IE
HERAUSGKGEBEN
Dr. GUSTAV «RÜBEB,
1901.
XXV. BAND. 6. HEFT.
HAl-LE
MAX N I E M K Y E R.
ílin OR. STEtN'STRASSe.
I go I.
Die Zeltsclrirt ericheint in Bàt>t)cF< (von e Heften) zu 3ß Mark.
Issflin Hett« liegt b«i ein Prospekt von Clir. Ilprni. Tuurliullz In Lal|iKl|,'.
INHALT.
J. Zbidlek, Der Prosaroman Ysaye le Triste. Schluss. (23. 12. 00) . .
Carolina MichaSlis de Vasconcsllos, Randglossen ram altportngie-
sischen Liederbuch. Forts. (18.4. 00) ^,
A. Pellegrini, Il Picdnino. Foits. (16. 6. 00) s^
Emmanuel Walberg, Deux détails du Bestiaire de PhiHppe de Thaun
(19-2. Ol) 697
Eugen Herzog, Zusammenfassendes lo im Spanischen (11. 3. 01) . .705
George C. Keidrl, Notes on ^sopic Fable Literature in Spain and
Portugal during the Middle Ages (17. il. 00) 721
VERMISCHTES.
A. Zimmermann, Zum Uebergang von intervokalischem / zu ^ im Volgir«
latein (23. 12. 00) 731
— lieber /-Epenthese im Italischen bezw. im Vulgärlatein (1.4. 01) 735
— Lesefrûchte aus dem Bereiche der römischen Inschriften, den Ro-
manisten zur Beurteilung vorgelegt (1.4. Ol) 735
A. Horning, Zur Behandlung von Ci und Ti (24. 6. 01) 736
A. Horning, Span, lelo (24.6. 01) 738
— Sp. emperador (24. 6. Ol) 739
— Sp. pg. rozar (24. 6. Ol) 740
— Provenz. desco, poitevin, daiche (24. 6. Ol) 740
— Rätorom. magliar {24. 6. Ol) 740
— Faluppa im Romanischen (Nachtrag zu Ztschr. 21, 192 ffg.) (3. 8. 01) 741
— Span, marica (3. 8. Ol) 74^
— It. indugia (3. 8. Ol) 743
Giacomo De Gregorio, It olla (15. 6. 01) 744
— Sic. mattanza (1 5. 6. Oí) 74^
— It. haxuit sp. ¿osa. cat. basa (15. 6. Ol) 747
— Siz. bazzarioíu (15. 6. Ol) 74"
BESPRECHUNGEN.
M. Friedwagnkk , Emile Delignières, Nouvelles Recherches sur le
lieu (l'ori^'ine de Raoul de lloudcnc (26.2. Ol) 74^
EuGKN lÎEKZoc., Dr. Leo Wiese, Die Sprache der Dialoge des Papstes
Gre^'or (17.3. Ol) 757
D. Bkhrkns, Publications of the Modern Language Association of America
Vol. XII— XV edited by James W. Bright (18. I.; 7. 4. 01) 75^
Berichtigun^jen zu SS. 633 — 5 7^-
Rcjíister 7^3
Manuskripte für die Zeitschrift sind an den Herausgeber,
Strafsburg i. Eis.,
Universitätsplatz 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Max Niemeyer in Halle
sind alle Honorar und Sonderabzüge angehenden Anfragen und
Wünsche zu richten.
Der Frosaroman Ysaye le Triste.
(Schlafs; s. S. 472 ff.)
439. Henry stöfst zunächst auf den König von Castilien, der
ihn für so/ hält, weil er es wagt, mit einem Baumzweige sich auf
die Feinde zu stürzen. Aber Henry versetzt ihm einen derartigen
Hieb, dafs er tot zur Erde fallt Der Zweig bricht dabei entzwei,
Henry aber holt von dem hourdts (Lattenwerk) einen neuen Zweig
und eilt damit Marc und Hergault zu Hilfe.
440. Hergault erhält vom Admiral, der sich jetzt auch an
dem Kampfe beteiligt, einen Schufs in die Brust, der Admiral aber
wird von Henry zu Boden geschlagen und seines Pferdes beraubt.
Sardine bringt nun Henry ein Schwert, so dafs dieser sich jetzt
besser am Kampfe beteiligen kann. Dann geht sie zu ihrem Vater,
der sie verñucht und der ihr gegenüber seinem Unwillen Luft
macht, dafs Marc, Hergault und Henry ein Heer von 40000 Mann
geschlagen haben.
441. Den drei Helden stürzen sich nun Pharaon, die Könige
von Ungarn, Spanien, Morianne und belle marine mit ihren Leuten
entgegen. Marc erhält einen gewaltigen Hieb von Pharaon, so
dafs er in Verzweiflung gerät und wie ein Rasender alles nieder-
schlägt. An einem Quell wäscht er sich vom Blute rein und stürzt
sich wieder in den Kampf.
442. Henry hat unterdessen den König von Spanien, Her-
gault den König von Ungarn und Bucaure du Cedre gefangen
genommen. Allmählich wird es dunkel, die Helden wollen sich
nach dem Turm begeben. Da begegnet Marc noch einmal Pha-
raon, besiegt ihn, setzt ihn auf sein Pferd und bringt ihn nach
dem Turm. Orimonde und Sardine empfangen die Helden und
die Gefangenen mit Kerzen. Englentine kehrt mit Hergault aus
der Schlacht zurück. Die drei Dienerinnen heilen nun die Wunden
der drei Helden sowie der Gefangenen, wobei sie auch die Pfeil-
spitze aus Hergaults Brust ziehen. Pharaon und Orimonde, Sar-
dine und der König von Spanien umarmen sich. Dann wird
gegessen und getrunken.
443. Es tritt eine Ruhepause von vier Tagen ein. Da bittet
Pharaon um Freilassung der Gefangenen. Marc schenkt ihnen die
Freiheit, verlangt aber, dafs die Gefangenen alle Tage wieder im
Turm erscheinen. Als nun Pharaon seinem Vater erzählt, wie gut
r. t rom. PUL XXV. 41
643 Z EIDLER,
aie von Marc behandelt worden sind, sagt dieser: Um tont e.
444. Der Admiral hall nun einen Rat, wie er %vàx des 1
beniäcbtigen könne. Da rät ihm Pharaon, Yrion and Estraber
freizugeben, dann würde Marc vielleicht den Turm verlasscD.
445. Der Admiral tìndet diesen Vorscliiag angemeäsen dikI
sendet Pharaon, den König von Sáleme, und den Fürsten Deitwo
zu Marc Die Gesandten treffen Marc beim Mahle an, als Sar-
dine die chanson singt:
Anioors bien doibi servir . . .
446. Pharaon geht mit Marc in ein besonderes Zimmer nod
macht diesem den Vorschlag, den Turm und die Damen gegm
Yrion mid Estrahier oebsl deren Leuten auszutauscben. Marc &I
damit einverstanden und teilt den Vorschlag den Damen mit. Da
fangen diese an liefiig zu weinen, so dafs schliefslich Marc Pharaon
erklärt, er werde sich nie von den Damen trennen, worauf Escli
freudig singt:
Amours soy ei ra no lieu
Ou no queielle est perdue.
447. Dieser Entschlufs wird dem Admiral niitgeteilL Da n
jedoch einstweilen nichts gegen Marc tintern el im en kann, schlieËa
er einen Waffenstillstand anf ein Jahr. Ueber diese Nacliridit er-
freut, fiingl Orimonde:
Vraye esperance nous fuit vivre en sonUas
Si démenons noi vies en bonne joye.
448. Ein Bote erscheint und meldet, dafs Ysaye mit 14000
Mann in acht Tagen eintreffen werde, woratif Englentine ifate^
Freude wieder durch einen Gesang Ausdruck gíebL Dann erscheiti
Rostran mit seinen beiden Söhnen Titus und Rj-on du vieiz boorj
und stellt sich als der Besitzer des Turmes vor. Marc ladt "
und seine Söhne ein, bei ihm zu bleiben. Alyor singt:
Dieu el amours fondereot cesie [our.
44Q. Pharaon, der wieder als Gesandter erschieneo war
den Walfenstillsland abzuschliefsen, verlifst nun den Turm.
rianne singi:
Araouis (¡e vous me doy plaindre
Car amy ne puis recouvrer,
450. Rostran und seine Söhne fühlen sich in der neuen Ge-
sellschaft bald wohl und Rostran fafst Zuneigung %<a Esclade.
Ryon zu Alyor und Titus zu Parianne.
451. Pharaon berichtet über den Erfolg seiner Unterband-
lungen und teilt dann mit, dafs Ysaye mit 14000 Mann bersn-
rflcke. Als der Admiral dies vernimmt, gewährt er Marc nur einen
Waffenstill sand von drei Monaten. Ein Schriftstück hierüber wird
vom Kriegsrat iinterzeichneL Pharaon trägt die Urkunde zu Marc,
der über den Treubruch des Admirals sehr erregt ist und erklirt,
iclad*^
n
efei
et-
J
ÎUTÏ I
\
DER PROSAROMAN TSATK LR TRISTE. 643
er werde Pharaon and die fünf Gefangenen nicht eher freigeben,
bevor nicht Yrion and £strahier freigegeben seien.
452. Der Admiral läfst durch seine Schreiber Briefe abfassen,
um folgende Könige zn Hilfe zu rufen: die 14 géants des ameres
jauves, den geant de Fargur, die Könige von Crete, Sydne, Ragire,
Gripere, Affirique, des estranges desertz, Frontoirre, le tartar de
cartaire, du pont de fer, den König von Mecques u. s. w. Lucanor
de Cedre geht mit den Briefen ab. £in Bote wird auch zu Jonathas
dlvoire geschickt, um diesen aufzufordern, die Gefangenen, vor
allem Yrion und Fstrahier, bis St. Jehan zurückzubringen.
453. Aber auch Marc schickt Titus mit Briefen ab, um die
Grafen des Königreichs Blamir-Miradir aufzufordern, bis zum Mag-
dalenentage a lestour des esquarrez zu erscheinen.
454. Fines Tages erklärt Marc seinen Gefährten, er wolle
seinem Vater, den er noch nie gesehen habe, entgegenreiten. Fr
bittet Rastran, Ryon und Henry, ihn zu begleiten, Hergo dagegen
zu bleiben, um den Turm und die Damen zu bewachen.
455. Tronc geht von belle garde nach Orcanye. Fr findet
Oriant, der ihn sofort erkennt und küfst, auf dessen Schlofs Restenir
in Gegenwart einer grofsen Versammlung von Kriegern. Fr trägt
Oriant den Wunsch Ysayes, Oriant möchte bis zum 20. August in
Blamir sein, vor und erhält von diesem das Versprechen, Ysaye
thatkräftig zu unterstützen. Zum Schlüsse sagt ihm Tronc, wenn
er bald aufbreche, könne er Ysaye noch in Legierfil treffen.
456. Tronc bittet dann noch Oriant, Ysaye mitzuteilen, dafs
er sich zu Marthe nach dem Schlosse Ysayes, das früher dem
Argus gehört habe, begeben wolle. Dann bricht er auf. Oriant
versammelt nun in kurzer Zeit 3000 Mann und eilt damit Ysaye
zu Hilfe.
457. Nach der Schlacht bei Admenal (§§ 401/3) wurden die
gefangenen Christen nach Spanien geführt. Während der Fahrt
erhob sich ein Sturm. Die Schifîsleute, die der Meinung waren,
dafs der Christengott ihnen das Unwetter bereitet habe, beschlossen,
die Gefangenen ins Meer zu werfen. [Bevor sie aber ihre Absicht
ausführen konnten, legte sich der Sturm, und die Flotte landete
in Udaie, eine Meile von Legierfil gelegen. Hier blieben sie fünf
Wochen.
458. Ysaye war mit seinen Truppen (392) von seinem Schlosse
aufgebrochen und nach Dinagu gelangt, wo er bei einem Bürger
Fnglier Quartier nahm. Von diesem erfuhr er von der Gefangen-
nahme Yrions und Fstrahiers, von dem Sturm bei Legierfil und
von den Thaten Marcs. Ferner erzählt ihm Fnglier, dafs der Herr
der Stadt Yreult heifse, der jetzt aber mit einem tapferen Ritter,
Ysaye, auf Abenteuer ausgezogen sei. Der Auszug Yreults sei
for die Stadt verhängnisvoll geworden, denn sieben Brüder, die
ihren Wohnsitz auf dem zwei Meilen entfernt liegenden chastei
fort hätten, sachten nun fortwährend die Stadt mit Plünderungen
heim. Diese Brüder hiefsen Buchier, Drugant, Atirait, Ciamir, Ali-
41*
644 ZEIDLER,
part, Nacidur, Athiamas, Dirigail le borgne, Buchier sei der K.^,
von chastel fort assis und sei mit Yreults Schwester verheirate f^V
Während Englier Ysaye dieses erzählt, erscheint ein Knappe \:ijjL
verlangt im Auftrage Buchiers ein Streitrofs und die Tochter Englîe;x
Aufserdem fragt er den Wirt, woher die fremden Ritter gekomtiieii
seien, worauf Englier ihm erwidert, er möge den maistre derselben,
den er vor sich sehe, selbst fragen. In barschem Tone fragt nun
der Knappe Ysaye: Vassa/f dont estes vous?, worauf Ysaye als Ant-
wort ihm einen Hieb versetzt, der den Knappen getötet hätte, wenn
dieser nicht bepanzert gewesen wäre. Ysaye sagt ihm dann, Buchier
bekäme Engliers Tochter und das Streitrofs nicht, wohl aber sei
er bereit am nächsten Tage Buchier das Streitrofs abzunehmen.
Da verläfst der Knappe Ysaye und Englier und meldet seinem
Herrn, was Ysaye gesagt hat.
459. Englier rät nun Ysaye, er solle zu seiner Bedeckung
einige Ritter mitnehmen, die er (Englier) nach einem in der Nahe
des Kampfplatzes gelegenen Schlofs führen wolle, denn Buchier
werde ihn mitten im Kampfe durch seine Leute überfallen lassen.
Da befiehlt Ysaye, Menet, Paumart, le désoreillé, le sot sage, les
trois de belle garde, Garlus, Brandor, Festion und 50 andere Ritter
sollten unter Führung Engliers sich nach dem benachbarten Schlosse
begeben.
460. Als der valet Sardou seinem Herrn die Antwort Ysayes
überbringt, befiehlt dieser sofort dem maistre des embusquements,
Poraldus, mit 1000 Mann während des Kampfes aus dem Hinter-
halte hervorzubrechen.
461. Bei Anbruch des folgendes Tages begiebt sich Englier
mit den 60 Rittern nach dem genannten Schlosse, während Ysaye
allein zum Kampfplatz reitet. Hier erwarten ihn bereits die sieben
Brüder.
462. Ysaye tötet zuerst Narcidur, darauf Drugant, dann Ali-
part u. s. w. Als er aber im Begriff ist, Buchier anzugreifen, sprengen
die Feinde aus dem Hinterhalte hervor. Zu gleicher Zeit erscheinen
aber auch Ysayes Getreue. Ks kommt zu einem blutigen Kampf,
der mit der Niederlage und Flucht der Feinde endet Buchier
tötet noch, während er flieht, Brandor de Gaunes, wird aber selbst
von Dryamont erschlagen. Vor dem Schlosse trifft Ysaye die
Gattin Buchiers weinend an und bittet sie um Verzeihung wegen
der Niedermetzlung Buchiers. Esclaire, so heifst die Schwester
Yreults, gewährt ihm Verzeihung und ist dann sehr erfreut, von
Ysaye etwas über Yreult zu erfahren. Ysaye tröstet dann noch
Esclaire und giebt ihr einen anderen Gatten in dem Ritter Dis-
pront, der dadurch Herr von Dinagu wird,
463. Ysaye beschliefst nun gegen die bei Legierfil befindliche
sarazenische Flotte unter Jonathas zu kämpfen. Er befiehlt sämt-
liche Schiffe von Dinagu und der isle estrange bis zum Mittwoch
1 [ ] fehlt in G.
I
p
DKR PROSAROMAN YBAYE LE TRISTE. 645
rasten. Aurserdem befiehlt er sämtlichen Rittern und valets,
sich am Mittwoch beim chastel fort assis iura Aufbruch gegen die
Sarazenen einzufinden.
464. Englier, den Ysaye zum Ritter geschlagen hatte, lahrt
Dienstag nach Legierfi) und kündigt dem Jonathas die Ankunft
Vsaycs, des Vaters Marcs, mit einer grofseo Flotte an, worüber
Jonathas in grofse Unruhe gerät und sofort den Befehl zum Rüsten
giebt. Während der ganzen Nacht vom Dienstag zum Mittwoch
n die Sarazenen. Als Englier seine Mission erfüllt hai, fährt
ach Dinagu zurück, wo Ysaye über Engliers Mut sehr er-
freut ist.
4Ò5. Am Mittwoch Morgen sind alle Ritter vor dem chastel
fort assis vcrsamraell. Ysaye nimmt Abschied von Esclaire und
befiehlt Englier das Land zu hüten.
466. Da erscheint Oriant mit 3000 Mann. Ysaye umarmt ihn
id läfsl sich von ihm erzählen, wie es ihm seit seiner Trennung
ergangen i^C Nach der Mahlzeit besteigen die Mannschaften die
SchifTe und segeln ab. Die Pferde bleiben in Dinagu.
467. Auf der Fahrt macht Ysaye den Vorschlag, die Sara-
ienen von zwei Seiten anzugreifen. Er will mit lOOO Mann auf
der einen, Oriant und Dispront sollen mit 8000 Mann auf der
anderen Seite den AngrilF unternehmen.
468. Es kommt zur Seeschlacht Alle Sarazenen werden ge-
tötet, oder sie ertrinken. Ysaye verliert 500 Mann, darunter Garlus
und Driamont. Hierauf landen die Schiffe. Nun machen sich die
Cliriaten daran, die Gefangenen zu suchen. Vergeblich suchen sie
in der Stadt danach, bis Dispront auf den Gedanken kommt, die
Gefangenen kötmten in dem eine halbe Meile entfernten Schlofs
Constant Jollye, das der sire de Caradan gegen den sire du lisle
estrange halte erbauen lassen, untergebracht sein. Auf seinen Rat
hin werden sofort er, Mene!, le dósoreillé, le sot sage nach Con-
stan t Jollye geschickt.
4òg. Bei der Ankunft der Ritter ergeben sich die 100 Wächter.
Yrion und Estrahier werden sofort erkannt und nebsl allen übrigen
Gefangenen befreit. Der ganze Trupp geht nun nach Legierfil,
wo man die Ankunft der Gefangenen freudig begriifsL Nachdem
man gegenseitig die Erlebnisse ausgetauscht hat, begiebt man sich
lu Bett.
470. Als Ysaye in seinem Zimmer liegt, hört er Klagen aus
einem anderen Zimmer. Er begiebt sich in dieses und hört, wie
Dispront und dessen Bruder Gavain den Tod ihres Bruders Fidiger,
der in der Schlacht gefallen ist, beklagen. Ysaye fragt nun Dis-
pront, der ein Sohn der dame du chastel de belle garde ist, was
aus den sieben Söhnen geworden sei. Da sagt ihm Dispront, drei
seien Geistliche, vier Ritter geworden. Von den vier Rittern be-
fanden sich er und Gavain noch in Vsayes Heer, Fidiger sei ge-
tötet und Atrides werde von den vier Riesen du haull mar gefangen
gehalten. Dieser werde alsbald dem Tode preisgegeben sein, wenn
646 ZEIDLKR,
man ihn nicht innei^alb 40 Tagen beireien würde. Als Ysayc dies
hört, verspricht er den Brüdern, den Kampf gegen die Riesen»
unternehmen und Atrides zu befreien.
471. Den gefangenen sarazenischen Wächtern sdienkt Ysayt
die FreiheiL Dann verabschiedet er sich von Disproni, beliehll
ihm aber noch. Tronc sofort nachzusenden, wenn er ankomme,
und macht sich mit seinen Leuten auf den Weg nach Blamii.
472. Tronc war ton Oriant zu Yreult und Marthe gegangen.
Hier erfahrt er von dem Ueberfall durch die Schotten. Als Vreuli.
Darut und die ribaults nicht wissen, was sie mit den 17 Gefangenen
anfangen sollen, schlägt Tronc vor, die Gefangenen ta veieidigcn
und sie ihm zur Unterstützung Ysayes mitzugeben. Mit cli«s>.'iii
Vorschlag sind alle einveretanden. Dann erfahrt Tronc auch noch
den Grund, der Edor und Caudine zu Ysaye geführt hat. D«
Aufbruch Troncs wird auf den folgenden Tag nach dem Mittag-
essen festgesetzt Als Kuñosum wird noch erwähnt, dafs Ttoiic
so viel afs, als vier Manner vertilgen konnlen.
473. Am folgenden Tage, zur festgesetzten Zeit, bricht Troni:
mit den 17 Schotten, die er zuvor bewaffnet hat, auf nach Dinagu.
ßeim Abschied billet ihn Marthe, er möge für ein baldiges Zu-
standekommen der Hochzeit mit Vsaye sorgen.
474. Unterwegs begegnet Tronc zwei Damen, die ihn meni
für einen Teufel halten und fliehen wollen, bd seinem Zamfe:
Dihi vous veuille aber Zutrauen zu ihm fassen und ihm oolet
Thiänen berichten, dafs soeben sechs Ritter vier ihrer Begleilef
gefangen genommen hätten. In diesem Lande sei wiedet die alte
Unordnung eingerissen, seitdem Vsaye sich nicht habe wiedersehen
lassen. Bis de Comonaille, der Sohn Marchants, und BoSsn ie
navarois hätten es sich zum Grundsatze gemacht, jeden zu tñtea
oder gefangen zu nehmen , der den Namen Ysayes ausspreche.
Tronc und die Schotten machen sich nun sofort zur Verfolgung
der sechs Ritter auf. Tronc geht zunächst allein in den Wald
Hier trilli er einen Mann, der Obst auf einem Wagen hat und
dieses nach dem Schlosse des Argus fahren will. Tronc wclcho
etwas Verräterisches wittert, will sich das Obst näher ansehen. D<
schreit der Mann laut auf und es erscheinen sechs Ritter, um dan
Manne zu helfen. Gleichzeitig aber erscheinen auch die Scholufl,
die sofort vier der Ritter töten und zwei entwafftien. Tronc nininí
nun noch dem Obstfahrer einen Brief ab, den dieser zuvor in seine
Haare gesteckt hatte. Dieser Brief ist an Marthe gerichtet.
475. In diesem Briefe schreibt Elias du mont, Vsaye und
dessen Leute seien von Sarazenen gelötet worden. Er sende ili
sechs Ritter, die sie nach Blamir zuràckgeleiten sollten.
476. Tronc fordert nun von dem Manne die Wahrheit 3»
erzählt dieser, er sei von Elias beauftragt worden, die vergifleW
Birnen zu Marthe zu fahren. Die Birnen hätten, genossen, die
Wirkung, dafs ein Mann sterbe, eine Frau aber sich in Elias ver-
liebe. Hätte Marthe also von den Birnen gegessen, so wäre ei
DBR PROSAROMAN TSATE LE TRISTE. 647
for die sechs Ritter ein Leichtes gewesen, sie zu entführen. Das
sollte die Rache des Elias für die Niederlage sein, die er durch
Ysaye erlitten. Tronc läfst nun die beiden noch lebenden Ver-
räter, die Bastardbrûder des Elias sind, töten, ebenso den Obst-
fahrer Grohier, der Tronc während dessen Gefangenschaft bei
Elias viel Böses zugefügt hatte. Die vier befreiten Ritter schickt
Tronc zu Marthe, damit sie ihr die Absicht des Elias mitteilen.
Die Köpfe der Verräter wirft Tronc auf den Karren, fahrt diesen
zu in der Nähe befindlichen Köhlern und wirft den Wagen nebst
Ladung ins Feuer. Die Nacht verbringt Tronc mit den Schotten
in Tempieu.
477. Am folgenden Morgen brechen die Ritter auf und be-
gegnen einem Ritter auf schneeweifsem und einer Dame auf
schwarzem Pferde. Diesen folgt ein Knappe.
478. Von diesem erfährt Tronc, dafs jeder Ritter, der den
Herrn des valet besiege, die Dame zur Frau bekomme. Kaum,
haben Edor, Bruymart de Rapemont, le conte de Saine, le prince
de medes und Athas de toute roche dies erfahren, als sie sich
dem Ritter zum Kampfe anbieten. Der Ritter läfst sich in den
Kampf ein und besiegt sämtliche Gegner. Dann verläfst er mit
seiner Dame die Schotten. Kaum haben sich die beiden entfernt,
so erscheint die Witwe Ardants d*Acre und erkundigt sich nach
dem Ritter auf dem schwarzen Pferde. Ihr folgen vier Ritter, die
sie zur Ermordung des vorigen Ritters gedungen hatte, weil dieser
ihre Liebe verschmäht hatte. Während sie mit den Schotten redet,
erscheint der Ritter auf dem schwarzen Pferde wieder, tötet die
vier Gegner und schlägt auf Troncs Rat der Witwe Ardants das
Haupt ab.
479. Tronc und die Schotten kommen nun nach Dinagu und
kehren bei Englier ein. Nachdem nun Tronc alles erzählt hat,
was sich zugetragen, äufsert er den Wunsch, zu Yreults Schwester
gefuhrt zu werden, da er dieser Nachrichten über ihren Bruder
zukommen lassen wolle. Englier begiebt sich nun auf den Weg
nach chastel fort assis. Kaum sind sie ein Stück Weges gegangen,
als sie von vier Rittern angefallen werden. Nach harten Kämpfen
werden diese von Englier besiegt und ihr F'ührer, Dirigal le borgne,
gesteht, dafs er habe Englier ermorden wollen, weil ihm drei
Knappen desselben mitgeteilt hätten, dafs Englier an dem Tode
seiner sieben cousins germains die Hauptschuld trage. Englier und
Tronc begeben sich nun in Begleitung Dirigals und dessen Dame
Creane zu Yreults Schwester. Hier wird Tronc als Freund Yreults
und Ysayes vorgestellt Er erzählt nun, dafs Yreult selbst habe
kommen wollen, um dem Treiben der sieben Brüder ein Ende zu
bereiten, aber in der Meinung, Ysaye werde dies thun, geblieben
sei. Dirigal wird nun beauftragt, zu Yreult zu gehen und ihm mit-
zuteilen, wie es jetzt in Dinagu und chastel fort assis hergehe.
Orcane wird als Geisel auf dem chastel behalten. Am folgenden
Tage gehen Englier und Tronc nach Dinagu zurück, von wo Tronc
648 ZBtDLER,
und die Schotten, mit Ausnahme von F.dor, Hosegant, Saonir und
dem seigneuT d'Ardic, die zur Erholung bei Englier bleiben, die
Weiterreise nach Legierfil antreten. Hier angekommen, erfahrra
sie von dem Gouverneur Gensir, dafs Ysaye nach der looi des
esquarrez aufgebrochen ¡st.
4S0. Als die 100 sarazenischen Wächter zum Admiral komnen
und ihm von der Niederlage bei Legierfil berichten, wird er wñlend
und sagt, Ysaye habe den Waffenstillstand gebrochen. Aber Fbi-
raon beruhigt seinen Vater, indem er ihm klar legt, dais \st^t
von dem Waffenstillstand nichts hat wissen könneo.
481. Als Ysaye œil seinem Heere in die Nabe von Blamli
gelangt, teilt er seine Truppen. Orianl, Yrion und Estrahict be-
geben sich mit ihren Leuten nach Miradir, Ysaye geht mit seinen
Leuten nach dem Turm. Ysaye reitet seinen Letiten votaos irad
stöfsl auf Marc und dessen Gefährten. Da sich Vater und Sohn
nicht kennen, iordern sie sich zum Kampfe heraus. Sie kämplcn
so lange, bis die MaltigLcil sie zwingt, vom Kampfe abtulassen.
482. Nach Wiederaufnahme des Kampfes schlägt Ysaye Mart
das Schwert aus der Hand und fordert ihn auf, sich lu ctgcbeo.
Marc weigert sich und bedauert, seinem Geschlechte grolse SduDdc
bereitet zu haben. Auch einer seiner Begleiter klagt über du
Unglück Marcs, indem er sagt: peu äenntur aura voire jure it wa
quant vout le trouvertt.
483. Aus diesen Worten erkennt Ysaye in seinem Gegner
seinen Sohn. Er läfst Yrion herbeiholen und umarmt dann Matt,
der vor Erregung in Ohnmacht lallt,
484. Alle anwesenden Ritter weinen vor Freude. AufRoslrsM
Rat ziehen nun Yrion, Ysaye und Marc nebst ihren Leateu in
die Nähe einer Stadt Namens val douce und schlagen bla Dut
Zelte auf.
485. Die Ritler tauschen nun gegenseitig ihre Erlebnisse ans,
wobei Marc seinen Vater über das Zustandekommen des Waffen-
stillstandes und über die Mafsregeln, die er zum Schutze g«g<:n
die Sarazenen getroffen liat, unterrichtet
486. Tronc begegnet auf dem Wege nach dem Turm iwn
Rittern, welche soeben in einem Kampfe gegen zehn Ritter vi«
Begleiter verloren hatten. Sie erklären auf Troncs Befragen, sie
seien Schotten und seien ausgeschickt, um ihren König IQ «uch«n.
der vor neun Wochen sein I-and verlassen habe, um den Tod
seines Neffen Setas de ville noir zu rächen.
487. Der eine der beiden Riiter ist der conte de Barfair, dw
andere der sire de Piadil. Der König von Schottland erkennt W.
er schämt sich, dafs er gefangen genommen worden ist, und falli
in Ohnmacht, worüber die anderen Gefangenen in Thrinen aus-
brechen,
488. Tronc erzählt nun den beiden Kittern, was dem König
und seinem Gefolge zugeatofsen ¡st, und erklärt ihnen, dafs et''''
Schotten zu Ysaye iuhren wolle. Dann macht er den Kitten de"
DER PROSAROMAN TSATE LE TRISTE. 649
Vorschlag, die Ritter, die die vier Schotten getötet haben, zu ver-
folgen.
489. Die Schotten reiten anter Troncs Führung in den Wald
und finden vier Ritter (sechs von den zehn waren im Kampfe ge-
fallen) und zwei Damen an einer Quelle sitzend und einen Leich-
nam waschend. Die vier Ritter rüsten sich sofort zum Kampfe.
Da bittet sie Tronc, den fremden Rittern ihre Namen zu sagen.
Auf Wunsch der Damen erklären sie nun, sie seien unter Führung
Nertigants zum König Yrion aufgebrochen. Unterwegs seien ihnen
sechs Ritter begegnet, die sie für Sarazenen gehalten und bekämpft
hätten. Die Leiche, die sie vor sich sähen, sei die Nertigants,
des Neffen Yrions. Die Damen seien die Nichten Yrions und
zwar sei die eine die Tochter des Herrn von Esclamai, die andere
die des Toran du bruy. Als die Schotten hören, dafs sie einen
Neffen Yrions getötet haben, fangen sie an zu weinen und nehmen
ihren Helm zur Ehrung des Toten ab.
490. Es folgt nun die Versöhnung der Schotten mit den
Damen und deren Rittern. Tronc schlägt vor, die Toten mit
Ausnahme Nertigants zu bestatten, den Leichnam Nertigants aber
auf einem Maultiere nach Blamir zu schaffen, um ihn dort zu be-
graben. Diese Ehrung sollten die vier am Leben gebliebenen
Freunde des Toten: le conte de bel apparant, Segent, Acardes
d'Escamal, Veraine de Toran diesem erweisen. Dem Grafen von
Barfair und dem Herrn von Piadil befiehlt Tronc, nach Schottland
zurückzukehren, um über den Erfolg ihrer Reise Bericht zu er-
statten. Während Tronc über dieses mit den Schotten verhandelt,
erscheinen sechs escuyers, von denen der eine, Namens Bruhur de
Rolich, TroncTmitteilt, dafs Yrion, Ysaye u. s.w. sich in der Nähe
von val doulce befinden.
491. Nachdem die drei Toten bestattet sind, bricht man auf.
Edor, der aus Dinagu kommt, gesellt sich zu den Rittern. Nach
einem eintägigen Marsche gelangt man nach val doulce. Hier er-
fahrt Tronc, dafs Ysaye auf dem Schlosse wohnt. Er geht zu
seinem Herrn, der mit den anderen Rittern gerade zu Abend speist.
492. Ysaye ist über Troncs Auskunft sehr erfreut, aber Marc
springt von seinem Platze auf und stürzt sich auf Tronc. Er will
ihn gegen einen Pfeiler werfen, wird aber von Ysaye daran ge-
hindert. Nur mit Mühe gelingt es den Rittern, Tronc aus den
Händen Marcs zu befreien und in ein Nebenzimmer zu bringen.
Nach der Ursache seines Zornes befragt, erklärt Marc, der Zwerg
sei jener Teufel, der ihm im Hause Ysaacs le lombard so viel
Böses gethan habe. Ysaye klärt nun Marc über den Irrtum auf,
worauf Marc sagt, er habe schon viel von Tronc gehört, habe sich
diesen aber nicht unter der laide creature vorstellen können.
493. Als Tronc in das Schlofs eingetreten war, hatte er den
Pfortner, der ihm nicht öfinen wollte, erschlagen. Als der Herr
des Schlosses, Furiant du glay, davon erfahrt, läfst er Tronc vor
sich kommen. Er ist anfangs sehr erbofst, verzeiht aber Tronc,
650
als dieser ihm erzählt, in welcher Weise äex PfbitD«
schimpft hat.
4Q4. Tronc niufs mm Ysaye berichten, wobei 1
stammen, die er herbeigeführt hat. £r erzählt daraof i
von dem V'errate der Schotten und deren GefaogetœabB
495. Yïaye verzeiht ihnen und läTst sie gut b«wir
erscheint F.dor und überreicht Vsaye den Brief der v
du hault mur, Faradon, Taridan, Garpiscl, Pongan, in
diese Ysaye aulTordem, Atrìdes zu befreieD, da sie diesen
Tode überliefern würden.
4q6. Ysaye erklärt Edor, er werde ihm am nach:
Antwort geben.
497. Die beiden Nichten Yrions werdeQ non den Ri
gestellt, dann zu der Herrin des Schlosses gefährt. f
Abendessen geht man schlafen. Tronc te coutha tur U
litt SOH maitirt.
498. Am folgenden Morgen bittet Tronc seioen Hi
König von Schottland mit 5000 Manu zu entlassen, dai
sein Land gegen den marquis de Harbrai und und ]
Candric schützen könne
499. Ysaye gewährt diese Bitte und giebt dem K<
Paumart, Menet, den marqnis de Barasonne, den priao
pine. Oamaisse (mais wohl Gavain heifsen) de belle g.
Feslion !e blond zur Untersiütiung miL
500. Hierauf erscheint Marc und bittet setnea Vale
gestatten, gegen die vier Riesen du hault mor za fcâfd]
Atrìdes «n befreien.
501. Ysaye rät ihm, znnâdist die Schlacht mit dea !
abcuwaiten. Marc aber besteht auf seiner Bitte, dlie &
schließlich unter der Bedingung gewährt, dafs er Tron
gldter miinähtne. Aber auch da%-on will Marc nichts wis
502. Erst nach langem Zureden entschliefst âcb M
sich des Rates Troncs in bedienen. Tronc verspricht 1
amy /^W zu sein, wogegen Marc ihm verspricht, stets sen
zu folgen.
503. Nodi an demselben Tage nach dem Mittagessen
Marc und Tronc auf. Bald darauf verabschiedet sidi i
Kûiùs von Scbottbod mit seinem Heere, und Yrion veHäj
fella «lit adiMa Lenten val doalce. Das Heer Yrions wa
b«i|MkIli<M ttinCMalL Die erste, bestehend aais 3000 Mann
CW<toc tt (¿lois und Paridus du camp fcnne, die irwei
t'AhlWt IhU]^ *^ Lyon bestand aus 2000 Mann, di
UM«r OrtMl WkI Kstrahier ans 5000. die rierle unter Y
ûooo wnvl 'Ütt fetale unter Yrion aus 6000 Mann. Edor
Hrirfca a» Kn^fìer and Marthe abgeschickt.
504. l>»i l*«T Yrions scWâgi den W^ nadi den
n*-. Hn Bote ^ril ^vwausgeschickt, um Hergaolt die Ank
fMwM mitznieile«. Herganlt eilt nadi Finpfang dieaor l
'/^
DER PROSAROMAN TSATB LB TRISTE. 65 1
dem Heere entgegen und stöCst zanächst auf Paridus, der ihn für
einen Sarazenen hält und ihn angreift Hergault schlägt Paridus
nieder, wird dann von Carduc erkannt und zu Ysaye geführt, der
sidi sehr über ihn freut Es erfc^gt nun der Einzug in Blamir.
505. Nach zwei Tagen verabschieden sich die Bundesgenossen
mit dem Versprechen, am Magdalenentage, an welchem der Waffen-
stillstand sein Ende erreicht, wieder zu erscheinen. Dispront geht
mit seinen Leuten nach dem chastel fort assis. Bei Ysaye, der
seinen Wohnsitz auf dem chastel de la roche ague hat, bleiben
Oríant, Hergault, le désorreillé de la joyeuse garde, le sot sage,
le besgue de la haulte roche, Ferandas de Dinagu, Elundus du
hault hurt und Mardiast de la Forest
50Ò. Als der Admiral von der Ankunft Ysayes hört, sendet
er die Kôm'ge von Seville und Morianne zu Ysaye und läfst fragen,
ob dieser den Waffenstillstand gebrochen habe. Ysaye erklärt den
Gesandten, dafs er von dem Waffenstillstände nichts gewufst habe.
Beim Abschiede erklärt er dann noch dem König von Seville, der
sich ihm gegenüber sehr hochmütig benommen hatte, er werde in
der Schlacht, zuerst an ihm seine Rache ausüben.
507. Henry und Hergault begeben sich in den Turm und
aberreichen Orimonde einen Brief Marcs.
508. In diesem Briefe, der am 10. August aus val doulce
abgeschickt war, teilt Marc seiner Braut mit, dafs er sie auf einige
Zeit verlassen müsse, um gegen die vier Riesen du hault mur zu
kämpfen. Dem Briefe hatte er einen Ring beigefügt mit der Bitte,
Orimonde solle ihm loyalle bleiben.
509. Als Orimonde den Inhalt vernommen hat, fallt sie in
Ohnmacht Als sie die Besinnung wieder erlangt hat, sagt sie,
sie habe aus Liebe zu Marc Eltern und Religion im Stiche ge-
lassen und werde nun so schnöde verraten. Auch regt sich bei
ihr die Eifersucht, denn Marc werde wegen seiner Schönheit von
anderen Mädchen audi geliebt werden. Hergault aber beruhigt
sie und sagt ihr, Marcs Vater sei in Blamir angekommen und
werde am nächsten Tage sie aus dem Turme abholen. Ueber
diese Nachricht ist Orimonde sehr erfreut. Am folgenden Tage
erscheint auch Ysaye mit Gefolge und Spielleuten und wird jubelnd
empfangen. Als der Admiral dies vernimmt, schwört er, er werde
seine Tochter derartig ermorden, dafs man noch 1000 Jahre da-
von reden solle.
510. Ysaye erklärt Orimonde, er sei gekommen, um sie an
Stelle seines Sohnes zu beschützen. Ysaye schenkt ihr ein Hünd-
chen, das Tronc von Esclaire erhalten hatte. Man lebt nun in
Blamir herrlich und in Freuden. Orimonde verläfst ab und zu
den Turm, um Yrions Tochter Dramide und die beiden Nichten,
die sich nebst Dramide auf dem chastel de fort pas befinden, zu
besuchen.
511. Marc überschreitet das Meer bei Blanchoye. In einem
Walde erhält er plötzlich zwei Pfeilschûsse von einem Manne, der
652 ZeiDLER,
vollständig entkleidet auf einem Baume siltL Dieser Mann iteigt
von dem Baume herunter und erklärt Marc, er werde von óebrn
Männern gefangen gehalten, die auf das Geheirs von tí Rittern
des chastel es hiitons jeden Wanderer gefangen nähmen, enikl<t
delen und auf einen Baum schickten, damit er auf die Voinba-
gtlieudeD auFpas?ie, Er sei erst am vorhergehenden Tage gefeigea
genommen worden. Auf näheres Befragen erklärt der Maini, a
heifse Gerani le blond und suche schon seit 20 Jahren xttm
Bruder Festion le blond, der bei Ysaye in Blamir sei. Maie dH
nun, nachdem Tronc den Feinden bereits grofsen Schrecken be-
reitet hat, nach einem Graben, Tiridet die sieben Männer UDd löld
vier derselben. Die drei übrigen entkommen und melden den
zwölf Rittern die That Marcs.
512. Marc löiPt nun die Ritter, wie auch die drei Knappe*,
mit Ausnahme von Parides, dem Sohne des bnin de CoraonailK
den Vsayc auf dem Schlosse de l'engarde tötete. Dieser crldiit
Marc, sie hauen sich unter Führung Torudonts l'ocogne (!}, do.
Sohnes Maçons, zusamniengethan und Ysa>u zum Trotte ihre
coustume eingeführt. Marc tötet nun auch noch Parides und litt.
die Köpfe der Toten an einem Baume aufhängen.
513. Marc übergiebt nun das Schlofs in die Hände GeraSl»
Alle Ritter und sonstige Bewohner der Umgegend müssen Mate
und dem neuen Herrn huldigen. Nach zwei Tagen brechen Mut
und Tronc auf. Beim Abschiede erklärt Marc dem Gerafil, diu
Festion le blond sich jetzt in Schottland befinde und bittet ilm,
er möge, falls er nach Blamir komme, Ysaye, Yrion und Orioonde
von dem Ritter grüfsen, auf dessen rotem Schilde drei aìbemc
Löwen gezeichnet seien.
514. Nach drei Tagen gelangen Marc und Tronc in è
gaste forest. Hier erbückt Tronc einen schönen Baum und erwli
Marc, dafs unter demselben Merlin begraben liege. Unter die«
Baum dürfe sich kein Mensch stellen, so wünschten es die til
Fueen. Nach dieser Erklärung Troncs wandern sie weiter na
gelaugen zu der Kapelle, in welcher sich Driant befindet und d
GebL-ine Hectors d'Orcanie begraben sind. Marc und Tronc v«
bringen die Nacht in der Kapelle. Am folgenden Morg«i reiUfl-
sie weiter.
515. Auf Marcs Wunsch erzählt nun Tronc die Geschielit*
Driants und Ysayes. Auf diese Weise vertreiben sie sieb d¥
Langweite, die ihnen der einsame Weg bereiten mufslc PIñuliis
gelangen sie in einen wunderschönen Ohstgarteii, der spcb in
einem Thale befindet. In diesem Garten erblicken sie ein M
aus Elfenbein , auf welchem die Geschichte Lancelots und i¡tt
Dame vom See geschrieben stand. Auf einer Tafel sehen di
dann die Geschichte Alexanders des Grofsen, Julius Caesars, P*
cevals, Ivains, Gavains, Lucans, Tristans, Yreults und Vsajes vei*
zeichnet. Nachdem sie diese gelesen haben, gehen sie weiter o\ '
gelangen an eine Quelle, die von prächtigen Steinen, diatoa
DBR PROSAROMAN YSAYE LE TRISTE. 653
, cassidoine, topas, escarboncle und esmcraudc eingefalst ist
küí diesen Steinen stand die Geschichte des jüdischen Volks bis
1 den Propheten. Auch waren die Bilder der letzteren darauf
orhanden. Mitten in der Quelle befand sich ein Aprelbaum mit
r Aufschtifl: Wer eioun Apfel ifst, mufs sterben. Marc liest die
Bschrifl, greift aber dennoch nach den Früchten. Tronc warnt
Marc hört aber nicht Er verliert das Gleichgewicht und
tfirzt bis an den Hals in die Quelle. Trotz der grörsten An-
trengongen gelingt es ihm nicht, sich aus der üblen Lage zu be-
cien. Da nahen mit Gesang eine Anzahl Feeen heran und
Allagen Tronc
5 16. Sie erklären nun Marc und Tronc, beide hätten ihr
Leben verwirkt, da sie bewaffnet in den Obstgarten eingetreten
I, wenn sie sich aber ergäben, sei ihnen das Leben gesichert.
; und Tronc folgen dem Rate der Damen. Darauf wird Marc
nis dem Wasser gezogen, seiner Rüstung entledigt und in das
lett des Obstgartens gelegt. Eine Fee, Oriande, setzt sich zu
n. Von seinem Lager aus sieht Marc, wie Tronc von den Feeen
i Ehre enviesen wird, und er erlährt auf seine Frage von Oriande,
fs Tronc der Sohn Julius Caesars und ihrer ersten Fee Morghe
and dafs er in dem Bette des Obstgartens geboren sei. Er
von Jugend auf sehr häfsHch gewesen und sei deshalb von
einer Mutter, die sich nach der Insel Carfan begeben habe, im
Mich gelassen worden. Sie erklärt ihm ferner, dafs Tronc einmal
r schönste Prinz, jedoch unter Beibehält seiner Kleinheit, werden
liûrde, wenn ein Ritter an seinem Hochzeitstage, der auch der
leiner FJtem sein müsse, ihn befreie. Als Marc das vernommen
lat, käfst er Oriande und bittet um ihre Liebe. Sie aber erklärt
sie könne nur dem Ritter ihre Liebe verheiísen, der sie an
lern Zwergi^n Dariades ' räche. Dieser halte die schöne Orphée,
velche sie mit Armidas verheiraten wollte, gefangen, Marc ver-
pricht ihr nun, Orphée zu befreien. Oriande bietet ihm nun eine
:fistung an, durch welche kein Hieb hindurchdringe, die aber
if arc zurückweist. Nun giebt sie ihm einige Edelsteine. Dann
aichl Marc mit Tronc auf. Oriande aber bittet Tronc, Marc bald
leder zurückzuführen.
517. Marc und Tronc begegnen zwei Rittern, die ihnen er-
Lhlcn, sie kämen von einem Schlosse, auf welchem ihre Schwestern
[«fangen gehalten würden. Sie seien in der Nacht aus diesem
~ ' ' sse geflohen. Der Besitzer des Schlosses, Namens Traifart,
habe die Gewohnheit, alle Frauen, die er gefangen nähme, zu ge-
brauchen. Dieser Ritter habe noch zwei Brüder. Der eine, Trandail,
Behme allen Rittern Pferd und Rüstung ab, der andere, Eriodus
Oder Yridus, jegliches Hab und Gut, das ihm gefällt. Als Marc
les gehört hat, beschüefst er, zunächst gegen Yridus zu ziehen.
518. Marc und Tronc gelangen aber zunächst zu Trandail,
' BiiGh DrUdet gena&Di.
654 ZHIDLRH,
der in fiere ville wohnt. Vor dessen Schlosse begegnen ihnen add
Ritter Trandails, die Marc besiegt und deren Leichen Tionc u
einem Baume vor dem Schlosse aufhangt. Dann fordert UaK
Trandail selbst zum Kampfe heraus. Dieser läfst das Burglbur
fallen und 200 Rilttr auf Marc losstürzen. Marc besiegt lüi«
und liifst Trandail selbst auiliängen. Dann tröstet er die scliòK
Witwe des Schlofsherrn und lâist die Bürgt-r von fiere ville schwûicri,
vun der cou stum e Trandails abzulassen. Bei seinirm Abschieds
erklän er ihnen, er werde ihnen bald einen neuen Herrn sen<len.
5tq. Am Abend desselben Tages noch gelangen Marc niid
Tronc vor rade porte, wo sie sich bei einem Klsnne Murgant nach
dem Schlosse der Stadt erkundigen. Murgant fragt Marc, ob tir
von fiere ville komme, worauf Marc die Frage bejaht und ihm «-
zählt, es habe in der Stadt ein Kampf stattgefunden, an dem a
sich aber nicht beteiligt habe. Er beSiide sich auf einer Hüger*
fahrt. Da wamt ihn Murgant, nach rade porte zu gehen, und
schildert die cousiume des Vridus. Dann sagt er ihm rÉodi, diti
alle Bürger der Stadt über Yridus entrüstet seien und dafs es ßr
Marc ein Leichtes sein werde, die maulvaise coDStnrae lu be-
seitigen. Marc reitet nun nach dem Schlosse und trifft Yridus ail
seiner schonen Frau unter einem Baume sitzend an. Er fonJeit
Yridus zum Kampfe heraus. Es entspinnt sich «in fiitchlbarcr
Kampf zwischen Marc und Vridus uebsi dessen Kittern. Marc ist
in Gefahr. Da erscheint Murgant mit meheren Leuten. Nun vttdtB
die Feinde besiegt und gotöteL Marc tröstet die Gattin, diewiW
mit der coustume unzufrieden gewesen ist. Darauf erscheinen dis
Bürger von rade poite und auch die von fiere ville und danlicn
Marc für seine That, worauf Marc den ersleren auch einen neonfl
Herrn verspricht Murgant erhält wegen seiner Tapferkeit den
Ritterschlag. Am folgenden Alorgcn will Marc allein nach locU
ville reiten, um auch den dritten der Brüder zu strafen.
520. Als die Bürgetschaft von torte ville von dem Si
Marcs erfährt, ist sie sehr erfreut, Traffert aber flieht iu sdn
Onkel Estamus le roux, dem König du chastel du haull ponL
521. Nach der Flucht ihres Gemahls hegiebt sich die Gallili
Traiïarts, eine Schwester Driamonts, mit ihrem Sohne Droardin
nach rade porte. Sie berichtet Marc über die Flucht ihtes G»at%
dann huldigt sie nebst den Bürgern, die ihr gefolgt waren, ìiitc
Dieser setît nun sie und Droardin als Kegenten von ixwte ïiil»
ein und befiehlt ihnen, sich an den einstweiligen Statlbaltei ««
rade porte, Murgant, zu wenden, falls Traifarl wieder erscheinen soM
522. Marc und Tronc brechen von rade porte aid" und be-
gegnen in Begleimng seiner Dame dem Ritter, der vor acht Tage"
gegen die Schotten gekämpft hatte {§ 477). Der Knappe d«
Ritters fordert im Auftrage seines Herrn Marc zum Kampfe hna«
und verspricht ihm die Dame als Preis, wenn es ihm gelänge^ dtt
Ritter zu besiegen. Marc kämpft nun gegen den Ritter und be-
siegt ihn nach langem Kampfe, Der Ritter bietet um die Dan»
DER PKOSAROUAN Y5AYE LE TRISTE. 655
Marc an. Dann nennt er seinen Namen. Er heifst Tristan sans
¡oye und stammt aus Leonois. Er ist der Sohn Tangarins l'esprouvé.
Dann erklärt er Marc, er kämpfe nach dem Vorbilde Arthurs und
Tristans für seine Cousine Aufrose, die dame du duc de Fragore.
In diesem Kampfe Tür seine dame sei er erst einmal zu Boden
geschlagen worden und zwar von Yreult, alle anderen kitler habe
er besiegt. Jetzt aber habe ihn Marc besiegt, dem er nun seinem
Versprechen gemâfs die Dame abtreten müsse. Als er ausgesprochen
hat, macht Tronc den Vorschlag, die Aufrose dem Yreult zur
Frau zu geben, da Marc doch nicht zwei Frauen heiraten könne,
Tristan aber mit der Wiiwe des Ytidus in rade porle, Organe, zu
verheiraten. Mit diesem Vorschlage ist Marc einverstanden. Tristan
reitet nun mit Aufrose nach rade porte, heiratet Organe, begleitet
dann Aufrose zu Yreult und erzählt hier Marthe und Vreuil von
den letzten Abenteuern Ysayes und von der Verheiratung Esclaires,
der Schwester Yreults mit DLspront.
523. Marc und Tronc gelangen allmählich nach dem chastel
des tiaults murs, wo sie zwei Riesen Faragon und Taridau vor
dem Schlosse sitzend antroffen. Faragon wirft mit einem Apfel
das Pferd Marcs tot, dann stürzt er auf Marc und zersplittert mit
einem Keulenhieb dessen Schild in lOü Teile. Er ergreift hierauf
Marc und will ihn ins Schlofs tragen. Da schlagt ihm Taridan
mit einem Hiebe, der auf Marc gezielt war, den Arm ab, so dafs
Marc zur Erde fällt Marc springt sofort auf und sticht Taridan
nieder. Faragon tritt nun Marc so heftig vor die Brust, dafs dieser
ohnmächtig zusammenbricht, und hätte ihn sicher getötet, wenn
ihm nicht Tronc einen Hieb auf den wunden Arm versetzt hätte.
Als der Kiese Troncs Hieb erhall, schreit er laut auf. Sofort eilen
die beiden anderen Riesen Garpisel und Porigan aus dem Schlosse
hc-rliei, um Faragon zu helfen. Nach langem Kampfe lötet Marc
die drei Riesen, er selbst aber ist schwer verwundet. Tronc be-
freit nun die Gefangenen und findet unter ihnen auch Atrides.
Marc wird nun in ein Bett gelegt und von Ridus und Peronne
(Frau) gepflegt Die Leichen der vier Riesen hängt Tronc am
Kingang in das Schlofs auf.
524. Nach kurzer Zeit erscheinen vier Knappen, die von den
Riesen ausgeschickt waren, und erblicken die Leichen ihrer Herren.
Sie betreten, nichts Gutes ahnend, den Schlofshof und werden
hier getötet Ihre Leichen werden ebenfalls vor dem Schlosse
aufgehängt Am folgenden Morgen erscheint eine grofse Anzahl
Leute vor dem Schlosse und wundert siih über das, was sich
ereignet hat Auch Truffar! war herbeigeeilt Er entfernte sich
aber bald wieder, sobald er erfuhr, dafs Marc die Heldenthat
vollt)racht hatte. Marc selbst fühlt sich bald wieder wohl. Atrides
wird zum Herrn des Schlosses gemacht
525. Die Leute dt-r Umgegend müssen nun dem .Mrides
huldigen. Marc und Tronc bleiben noch zehn Tage auf dem
Schlosse. In dieser Zeit gewinnt Marc das Herí der Gencieaae,
656 ZEtDLER,
der Tochter dea Kajtelans von Vertonne, die er aus der Groall
der Riesen befreit hatte. Das Verhältnis beider blieb njcht ohne
Folgeo.
526. Vsaye, der sich in roche ague befindet, hat folgeoden
Traum. Mitten in Blamir ¡st eine Quelle, aus welcher ein Báchieio
flierst In der Quelle steht ein Baum, auf welchem vid Vögel
sitien und ihren Gesang erschallen lassen. Am Rande der QncUe
sitzen zwei Adler, von denen der eine krank ¡st Der Iranke
Adler versucht zu trinken und fällt tot in die Quelle hinein. Da
trocknet das Wasser ein und alle Vögel ßiegen forL Nach ïnncr
Zeit führt sie ein anderer Adler zurück. Als dieser den lolcp
Adler sieht, (ällt er ohnmächtig am Rande der Quelle medet.
Die Vögel singen nicht. Es erscheinen plötzlich mehrere Dradien
und entführen ein Turteltäubchen. Eine Lerche, die dies lictil,
stirbt. Das Täubchen wird bald darauf wieder lurückgelfilul.
der ohnmächtige Adler lebt wieder auf, die Quelle füllt sich wirf«
und die Vögel stimmen ihren munteren Gelang wieder an. Da
erwacht Vsaye, ErschroL-kt-u über den Traum, bekreuzt er sieb
und geht zum .\bl von S. Andrieu. Dieser deutet ihm am fol-
genden Tage den Traum. Die Quelle ist Yrion, Baum und Vogel
sind Volk und Ritter, die sich über Vrion freuen. Der kranke
Adler ist Oriant. Yrion wird ihn aufTordern, mit ihm zu geben.
Da wird Oriant sterben. Die Vögel, das Volk also, werden über
seinen Tod traui-rn und die Leute Criants werden das Land ver-
lassen. Dispront wird sie zurückführen. Dio tourterelle, die seub
und sich in der Quelle spiegelt, ¡st Marthe, die dragons und
Räuber, die Marthe entführen. Die Lerche ist die Tochter Yriora,
Dramille. Marc wird Marthe zurückführen. Yrioo wird in abon-
dance sein, Vsaye, der Adler, welcher nebea dem kranken Adlet
sitzt, wird sich freuen, ebenso das Volk.
527. Eines Tages meldet Gerafil in roche ague, dafs Marc
die Ritler des Schlosses es luitons besiegt habe. Ein anderer Bote
meldet, dafs Marc die drei Brüder Trandail. Vridus und TnSìiì
besiegt habe. Ueber diese Nachrichten ist man sehr erfreut. D*
wird Oriant plötzlich krank. Vsaye wacht an seinem Bette
ihn Vsaye eines Morgens verläfst, um die Messe zu hören, erhebt
sich Oriant aus seinem Bette und kleidet sich trotz der Warnangm
der Aeizte an. Als darauf Vsaye zurückkehrt, stirbt Oriant. Kt
wird begraben, seine Leute verlassen ßlamir, werden aber von
Disproiit zurückgeführt
528. Marc und Tronc beschüefsen nun, gegen EstamiU und
Tralfart, die ihnen nach dem Leben trachteten, zu Felde zu tieiien.
Vor seiner Abreise aber übergiebt er Atrides drei Briefe. Dsfflll
solle er zu Marthe gehen und ihr einen der Briefe übergeben. Kr
solle von dort aus auch seine Gattin Gaudine abholen. Die andern
Briefe solle er Edor übergeben, damit dieser sie an Ysaye und
Orimonde befordern könne. Dann spricht er noch den Wansch
aus, Atrides möchte bis zum Magdalentage mit möglich« / ' '
DER PKOSAROMAN YSAY£ LE TRISTE. 657
Lenten in Blamir erscheinen, nm Ynon in dem Kampfe gegen die
Sarazenen zu unterstützen.
529. Dann bricht er mit Tronc auf, aber nicht ohne von
Gendenne herzlichen Abschied genommen zu haben. Atrides und
Ridart (Ridus?) begleiten ihn.
530. Nach langem Marsche erreichen die vier Gefährden das
Schlofs des Estamus, das chastel du hault pont. Hier dankt Marc
seinen Begleitern, bittet sie aber umzukehren, da er allein gegen
Estamus und dessen 52 Ritter kämpfen wolle. Atrides und Ridart
kehren nun um. Kaum aber haben sie Marc verlassen, als sich
acht Ritter auf sie stürzen. Nach einem harten Kampfe sind beide
Parteien erschöpft, und der Anführer der acht Ritter gicbt sich
nun als der Kastelan von Vertonne zu erkennen. Er erklärt dann
dem Atrides, dafs er sich bei dem Ritter bedanken wolle, der seine
Tochter aus der Gefangenschaft befreit habe. Da sagt ihm Atrides,
dafs Marc sich jetzt vor dem Schlosse du hault pont befìnde, wo
er gegen den König Estamus le roux kämpfen wolle. Als dies
der Kastelan erfährt, beschliefst er, Marc sofort zur Hilfe zu eilen.
Er legt sich deshalb mit seinen Leuten nebst Atrides und Ridart
in ein Gebüsch in der Nähe des chastel du hault pont, um Marc
in der Gefahr Hilfe bringen zu können.
531. Als Estamus Marc und Tronc herannahen sieht, verläfst
er mit einem Teil seiner Leute sein Schlofs und sprengt Marc ent-
gegen. Es kommt zum Kampf. Marc durchbohrt Estamus und
besiegt dessen Ritter. Da fallt ihm Traifart mit 24 Mann in den
Rücken. Marc gerät nun in grofse Bedrängnis. Da eilt ihm der
Kastelan von Vertonne mit seinen Leuten zu Hilfe. Die Feinde
werden besiegt und sämtlich getötet. Die Sieger dringen nun in
das Schlofs und töten alle Insassen mit Ausnahme von zehn Damen,
die dafür bestimmt sind, die Gattinnen der Ritter des Kastclans
sowie Ridarts zu werden. Ridart heiratet z. B. die Gattin des
Estamus. Nachdem nun Marc noch den Kastelan zum Herrn des
Schlosses gemacht hat, bricht er in der Frühe des anderen Tages
mit Tronc auf.
532. Marc und Tronc reiten mehrere Tage. Plötzlich ge-
langen sie nach einem prächtigen Schlosse, vor welchem viele
schöne Mädchen tanzen. Marc geht an diese heran. Die Mädchen
wollen ihn nun ergreifen, aber kaum haben sie ihn berührt, als
sie sofort verschwinden. Marc ist hierüber erstaunt. Tronc aber
erklärt ihm, er wäre sicher verloren gewesen, wenn ihn nicht die
Zauberkraft der Steine, die ihm Oriande gegeben habe, gerettet
hätte. Hierauf reiten die beiden weiter bis zum nächsten Schlofs.
Vor diesem sitzen sechs Ritter, die Marc zum Kampfe heraus-
fordern. Sie erklären Marc, sie seien sechs Brüder (der älteste
heifse Bratois) und hätten die Gewohnheit, jeden Ritter, der an
ihrem Schlosse vorbeikomme, anzugreifen und gefangen zu nehmen.
533. Schon ihr Vater habe diese Sitte geübt. Er sei von
Tristan bekämpft worden. Nach seinem Tode hätten sie die
Zettschr. t rom. PhU. XXV. 42
658 ZBIDLER,
coustume weiterhin aufrecht erhalten Ysaye zum Trotze, der viele
ihres Stammes vernichtet habe. Marc besiegt nun die sechs Brüder,
verliert aber in diesem Kampfe zwei Zähne. Dann befreit er die
Gefangenen und macht einen derselben, Moragan l'estroit, zum
Herrn des Schlosses, das den Namen chastel sans pitie führte.
Als die Kunde von Marcs Siege in die Umgegend gelangt, eilt
eine grofse Anzahl von Rittern herbei, um ihm zu huldigen, viele
aber schliefsen aus Furcht vor ihm die Thore. Marc bleibt nnn
sieben Tage auf dem chastel sans pitie, dann bricht er mit
Tronc auf.
534. Sie gelangen nach einem Schlosse, in dessen Inneres
man nur gelangen kann, wenn man drei Brücken überschreitet,
die von einem Riesen, einem Löwen und einem Drachen behütet
werden. Das Schlofs gehört dem Ritter Privalius le jaloux.
535. Marc erklärt Tronc, er wolle aus Liebe zu der Gattin
des Privalius in das Schlofs eindringen. £r bittet Tronc, ihm nicht
zu folgen, worauf Tronc ihm erklärt, wohin Marc gehe, werde auch
er gehen.
536. Marc ruft nun dem Portier zu, er solle öfihen. Ein
Ritter begehre £inlafs, der die Absicht habe, dem Herrn des
Schlosses die Gattin zu rauben. Diese Worte vernehmen Privalius
und dessen Gattin, die an einem der oberen Fenster sitzen. Nach
kurzer Zeit wird die Zugbrücke herunter gelassen, und ein ge-
waltiger Riese tritt Marc entgegen. Marc stürzt sich auf ihn, be-
siegt ihn und wirft ihn in den mit Wasser gefüllten Graben, in
welchem der Riese ertrinkt
537. Auf Troncs Rat zerschneidet Marc die Ketten der Zug-
brücke. Nachdem er sein Pferd geholt hat, reitet er nach der
zweiten Brücke. Auf Privalius' Befehl wird auch diese herunter
gelassen. Da stürzt aus einem engen Gange ein Löwe auf Marc.
Marc gerät in die gröfste Bestürzung. Erst nach schwerem Kampfe
gelingt es ihm, den Löwen so schwer zu verletzen, dafs er ihn in
den Graben werfen kann. Nach dieser zweiten That will Marc
auch noch die dritte vollbringen. Aber Tronc rät ihm, erst eine
Nacht zu ruhen. Marc ist damit einverstanden. Kühn wie er ist,
bittet er Privalius um Speise. Er erhält diese auch, ebenso erhält
sein Pferd Futter. Den Lebensmitteln liegt auch ein Brief bei.
538. In diesem Briefe wünscht Privalius, der in dem Helden
den chevalier essiliet wohl erkannt hat, Marc eine ruhige Nacht.
539. Am folgenden Morgen reitet Marc nach der eisernen
Brücke und verlangt Einlafs. Der Portier ruft zunächst Privalius,
der den Wunsch geäufsert hatte, dem Kampfe mit dem serpent
zuzusehen. Sobald der Schlofsherr, seine Gattin und mehrere
andere Personen an den Fenstern erschienen sind, läfst der Portier
die eiserne Brücke fallen.
540. Beim Anblick des Drachen bittet Marc Gott um Hilfe.
Der Drache hat die Gröfse eines Bären, hat kurze Hinterföfse,
kurze Ohren, Flügel ohne Federn und einen starken Fischschwant
DER PKOSAROMAN YSAY£ LE TRISTE. 659
Marc wird von dem Schwänze umwickelt und von den Krallen
zerkratzt Doch gelingt es ihm, dem Drachen seinen Helm in den
Rachen zu drangen und sein Schwert in die Brust zu bohren, wo-
durch der Drache getötet wird. Als Privalius diese That gesehen
hat, begrûfst er Marc und stellt diesem seine Gattin vor. Tronc
führt darauf das Pferd Marcs in den Stall und reinigt das Schwert
von dem Gifte.
541. Als die Gattin Marc kennen gelernt hat, fragt sie ihn,
woher ihm die Kraft gekommen sei. Marc erwidert: von Gott
und von der Liebe. Daran zweifelt aber die Dame und denkt,
Tronc habe Marc geholfen.
542. Marc zieht nun seine Rüstung aus und giebt sich drei
Tage der Ruhe hin, um seine Wunden heilen zu lassen.
543. Während dieser Zeit fassen Marc und die Gattin des
Privalius Zuneigung zu einander. Um nun ungeniert mit Marc
verkehren zu können, greift die Gattin zu folgender List. Sie er-
klärt ihrem Gatten, sie habe gehört, Marc werde alle Schlösser des
Landes erobern und auf diese Weise auch Privalius sich unterthan
machen. Sie werde ihm dann auch gehorsam sein müssen. Ehe
sie aber einem solchen herumziehenden Ritter Gehorsam leiste,
ziehe sie es vor, verbrannt zu werden. Er solle mit seinen Rittern
beraten, was sie zur Vernichtung des Ritters thun könnten.
544. Privalius antwortet ihr, er werde die gröfsten Leute der
Stadt auf dem Schlosse zusammenrufen. Da erklärt die Dame, in
diesem Falle werde Marc Argwohn schöpfen, und rät ihm, er möge
selbst in die Stadt gehen. Dieser Rat gefallt Privalius sehr.
545. Nach dem Mittagessen bcgiebt sich Privalius in die Stadt.
Die Dame geht nun zu Marc, der in seinem Zimmer sich zur Ruhe
gelegt hat, und giebt ihm die zärtlichsten Beweise ihrer Liebe.
Tronc und die Kammerfrau unterhalten sich während dessen in
demselben Zimmer.
546. Privalius kehrt bald wieder zurück und fìndet das Zimmer
verschlossen. Auf sein Klopfen hin öffnet seine Gattin, Yrienne,
und erklärt ihm auf seine Frage, warum sie die Thûr verriegelt
habe, sie habe dies aus Angst vor Tronc gethan. Dann erklärt
ihr Privalius das Resultat seiner Unterhandlung mit den Bürgern.
Sie hätten ihm ihre Hilfe verweigert, weil sie die Angst der Yrienne
nicht verständen. Als Yrienne dies vernimmt, ist sie sehr zufrieden,
nur bittet sie Privalius, er möge dann selbst einmal mit Marc
sprechen, um ihn näher kennen zu lernen.
547. Privalius fragt nun Marc, wann er aufzubrechen gedenke,
worauf dieser ihm erwidert, er werde am folgenden, am dritten
Tage aufbrechen. Dies meldet Privalius seiner Gattin, worüber
diese sehr betrübt ist. Am folgenden Morgen, nach der Messe,
sitzen Privalius, Yrienne, Marc und Tronc in einem Zimmer zu-
sammen. Bei dieser Gelegenheit sieht Tronc Yrienne näher an.
Das erregt die Eifersucht des Privalius. Tronc aber beruhigt ihn
bald, indem er ihm sagt, die Dame könne keine Zuneigung zu
42*
66o ZEIDLER,
ihm fassen, denn er sei so häfslich, dais man nicht wisse, welcher
Tiergattung er angehöre.
548. Nach diesem Zwischenfall unterhält Tronc die Gesell-
schaft auf das beste.
54Q. Kurz vor seinem Aufbruch denkt Marc daran, dafs er
Privalius und den Bürgern seiner Gewohnheit gemafs den £id ab-
nehmen mufs, von ihrer coustume abzulassen. Er setzt Privabas
davon in Kenntnis und bittet ihn, ihm zu folgen. Privalius reitet
mit Marc ab. Kaum aber haben beide das Schlofs verlassen, als
Privalius Marc zum Kampfe herausfordert, indem er ihm erklärt,
er werde sich nicht seines Besitztums berauben lassen.
550. £s kommt zum Kampf und Marc erschlägt vor den
Augen Yriennes den Gatten. Einige Knappen des Privalius stürzen
nun auf Marc, aber der inzwischen herbeigeeilte conmiun der Stadt
trennt die Streitenden.
551. Tronc steigt nun auf einen Stein und fragt die Bürger,
ob sie niemals wieder Riesen, Löwen und Drachen ansdiafien
würden, worauf diese antworten, sie hätten selbst schon lange ge-
wünscht, dafs dieser Unsitte ein Ende bereitet werden mòdite.
Darauf erklärt Tronc, das Schlofs, das bis jetzt le chastel du pont
de douleur geheifsen habe, solle in Zukunft den Namen diastel
du pont honnoré führen. Auf den Wunsch der Bürger werden
nun Yrienne und ihr Sohn Frangarin als Verwalter des chastel du
pont honnoré eingesetzt Marc tröstet nun Yrienne und bleibt
noch zwei Tage bei ihr. Dann bricht er auf.
552. Marc und Tronc reiten durch viele schöne Städte hin-
durch. Plötzlich gelangen sie an einen Felsen, der mit Türmen
besetzt ist. Hier hält der Zwerg Driadet die schöne Orphée ge-
fangen, wie Tronc seinem Herrn erzählt Um die Liebe der Fee
Oriande zu erlangen, mufs Marc Driadet besiegen.
553. Marc und Tronc begeben sich in eine benachbarte
Stadt Sie gehen hier zu Marbel sans pouvoir. Dieser — er ist
bailly des Driadet — erzählt ihnen, dafs Driadet auf seinem mont
redouble noch einen Verräter Bargon beherberge. Tronc schickt
nun Marbel, der nebenbei gesagt ein Vetter Hergaults ist, zu Driadet
und läfst diesen zum Zweikampfe mit einem Ritter herausfordern.
554. Marc und Tronc reiten den mont redouble hinauf.
Plötzlich werden sie mit Pfeilschüssen und Steinwürfen empfangen.
Marc ruft nun den fils putain heraus. Driadet und Bargon er-
scheinen. Tronc tötet Bargon. Marc aber hat mit Driadet einen
schweren Kampf zu bestehen. Es gelingt ihm nicht, sich Driadeis
zu bemächtigen, da dieser in seiner Gewandtheit jedem Hiebe
ausweicht und sich unter dem Bauche des Pferdes versteckt. Wohl
aber bringt Driadet Marc über 100 Wunden bei.
555. Erst nach langem Kampfe wird der Zwerg getötet.
5 5 6. Die Knappen Diiadets, die nach dem Tode ihres Herrn
sich auf Marc stürzen, werden bald durch Marc selbst und Marbel,
der mit seinen Leuten herbeigeeilt ist, getötet. Hierauf begrulst
DER PlíOSAROMAtí YSAVE LE TRISTE. 66 1
Marc die Orphée. Er macht dann Marbel Eum Herrn von mont
redouble und äufsert den Wansch, Orphée solle Marbel heiraten.
Diese aber erklärt ihm, sie dürfe sich nicht ohne die Einwilligung
Oriandes verheiraten. Nachdem nun Orphée, die auf allen Musik-
instrumenten spielen kann , ihren Errettern auf einer Harfe einige
Lieder zu Besten gegeben hat, legt man sich zur Ruhe.
557. Am folgenden Morgen zeigt Orphée grofse Zuneigung
m Marc, die dieser aber nicht erwidert. Um mm seine Cîegen-
tíebe zu erlangen, mischt sie Kräuter in seine Speisen. Sie hat
aber keinen Erfolg damit Nun raubt sie ihm den Gürtel, in
welchem sich die Edelsteine Oriandea befinden, und giebt ihm
den ihrigen. Von nun an ist Marc vollständig in Orphée verliebt
Zunächst tauft er den Berg mont ame. Er fühlt sich sehr wohl
in Orphees Annen, so dafs er Tronc in grober Weise zurecht
weist, als dieser ihn am vierten Tage an den Aufbruch erinnert
Tronc ist über Marcs Benehmen sehr erstaunt und kann sich das-
selbe nicht erklären. Plötilich bemerkt er den falschen Gürtel.
Er bittet nun Orphée, Marc den geraubten üúrlel zurückzugeben.
Marc habe ihn von Oriande erhalten und müsse ihn wieder ab-
liefern, damit Oriande sehen könne, was Marc gethan habe. Als
Ersatz für den Gürtel werde er einen Trunk brauen, der dieselbe
Wirkung auf Marc ausüben werde, wie der Gürtel Orphees.
556. Orphée will nun aus dem Gürtel Marcs sehen, was
dieser gethan hat. Sie begiebt sich in ihre Kammer und legt den
Gürte! in ihren forgier. Das bemerkt Tronc durch einen Spiegel.
In der Nacht klopft er an Orphees Thor, erhalt Einlafs, seilt sich
EU ihr aufs Bett und schläfert sie mittels einer rolruenge ein.
Nun vertauscht er Orphees Gürtel mit dem Marcs, geht in Marcs
Kammer, legt dort den Gürtel Oriandes nieder und geht dann
zu Bett.
559. Am folgenden Morgen weckt Tronc seinen Herrn und
mahnt zum Aufbruch, indem er sagt, sie seien schon zehn Wochen
hier. Marc, der seinen Verstand wieder erlangt hat, tragt nun
Tronc, weshalb sie sich so lange hier aufgebalten hätten. Tronc,
der Orphée nicht verraten will, sagt, daran habe Driadet Schuld.
Dieser habe gewollt, dafs die Schönheit des Ortes und seine Macht
gründlich bekannt würden. Dazu gehörlen aber zehn Wochen. Als
dies Marc vernimmt, beschliefst er, sofort aufzubrechen. Er nimmt
Abschied von Marbel und Orphée, die den Verrat Troncs erkeimt
und heftig weint
560. Unterwegs erzählt Tronc, auf welche Weise Orphée Marc
getäuscht hat. Während sie sich darüber unterhalten, gelangen sie
zu einer Ruine, Mont mur. Diese Ruine, so erzählt Tronc,
von seinen Vorfahren, die später nach Rom gewandert seien,
wohnt gewesen. Man habe ihm auch erzählt, er sei hier geboren.
Nach mehreren Tagen begegnen ihnen zwei Riller, die von "'
Überströmt und ihrer Waffen beraubt sind. Diese erzählen Marc,
sie seien im Walde von 20 häTslicben Zweigen überfallen und
662
wären sicher getötet worden, wenn ihnen nicht ein Ritter und
dessen Dame das Leben geschenkt hätten. Zum ScUofs inrneQ
sie Marc, den Wald zu betreten«
561. Marc erkundigt sich nun bei Tronc, ob dieser den Wild
kenne. Tronc erwidert ihm, der Wald sei die forest aux damei.
In diesem Walde habe einstmals eine Fee mit einem Ritter g^
wohnt Da sei Kaiser Noiron de Romme gekommen» als er dneo
Zug nach Galles unternahm, habe sidi bi die Fee verliebt und
den Ritter getötet Ein Jahr sei er bd der Fee gebUeben, la
aber während dieser Zeit öfter in dne boiachbarte ^dt g^gingcn
und habe dort die schönen Frauen gelmmcht Dies habe die Fee
erfahren und ihren Gott gebeten, alle Kinder dieser Fhuieo, die
Noiron mit diesen gezeugt habe, su derartigen hälslidien Gesdt&pfen
zu machen, wie es der Sohn ihrer Herrin Morghe, Tronc, sei, nur
solle der Herr des Schlosses davon befreit sein. Ihr Gebet sei in
Erfüllung gegangen. Während Tronc seinem Herrn diese Ge-
schichte erzählt, sind sie bereits in den Wald eingedrungen. Plöti-
lich ersdieint eine Anzahl von Zwergen, die sich auf Marc stfinen
und ihn bis an den Ausgang des Waldiss schleifen, aber auf BeHü
ihres Herrn von Marc ablassen und sich wieder in den Wald
zurückziehen. Marc ist über diese Schande, die ihm wid^Umn
ist, sehr erregt und fragt Tronc, weshalb dieser ihn in den Wald
gefährt habe. Tronc erwidert ihm, er habe dies gethan, ireil er
sich für die Prügel, die er von den Feeen im Feeengarten be-
kommen habe, habe rächen wollen. Wütend will sich nun Marc
auf Tronc stürzen. Dieser entflieht, erscheint aber bald wieder
und bittet Marc um Verzeihung, indem er ihm erklärt, er habe
Marc nur die Sehenswürdigkeiten von Britannien zeigen wollen.
Marc aber will nichts wieder von Tronc vnssen und zieht allein
seine Strafse weiter.
562. Nach vier Tagen kommt Marc nach belle roche, einer
Stadt, deren Bürger mit ihrem Herrn Hurgault und dessen Broder
Lyonnel de mur grant in Zwist liegen. Marc bietet den Bürgern
seine Hilfe an, worauf man ihn zum There herein läfst
563. £s kommt alsbald zu erbitterten Kämpfen zwischen beiden
Parteien. Marc fìcht tapfer, trotzdem bleibt der Kampf unent-
schieden, wohl aber wird ihm die Hülle von seinem Schild ge-
schlagen und er infolge dessen erkannt. Bei einem zweiten Kampfe
verwundet Marc den Lyonnel schwer und schlägt die Feinde m die
Flucht. Da Marc den Feinden grofse Verluste beigebracht bat,
ziehen diese es vor, einen Waffenstillstand abzuschliefsen. Horgault
erzählt nun seiner Gattin von dem tapferen Helden mit dem Schild,
der mit drei silbernen Löwen geziert sei. Als diese dies hört, er-
kennt sie sofort den chevalier essiliet Sie ist eine Schwester des
Toridus, eines der Ritter vom chastel es luitons, die Marc getötet
hat. Um nun den Tod ihres Bruders an Marc zu rächen, rät sie
ihrem Gatten, Marc zu einem Zweikampf herauszufordern. ^
Bürger von belle roche würden dann die Stadt verlassen, um dem
DER PROSAROMAN TSATE LE TRISTE. 663
1 Zweikampfe beieuwohnen. Diesen Moment solle Hurgault benutzen.
I Er solle seine Ritter abschicken, damit diese die Stadt anzündeten.
J Wenn dann die Bürger ihre Stadt in Flammen sähen, würden sie
fidare im Stich lassen, und so würde es für Hurgault ein Leichtes
L'sein, den Gegner gefangen nehmen zu können. Dieser Rat gefällt
I Hurgault. Er schickt einen Bolen mit einem Briefe an Marc ab
land läfst diesen herausfordern.
5Ó4, Nach drei Tagen findet der Zweikampf statt. Hurgault
E vird zwar verwundet, aber sein Plan gelingt. Als die Städter ihre
■ £tadt brennen sehen, rufen sie; Iray und verlassen eiligst den
■ Kampfplatz. Marc, der nun allein ist, wird von den Mannen
Hurgaults überwältigt und ins Gefängnis geworfen. Hurgault be-
vschliefst nun, Marc dem Huugertode preiszugeben. Im Kerker
Vbedauert Marc sehr. Tronc nicht bei sich gehabt zu haben.
565. Elias will sich abermals an Ysaye rächen und zwar da-
^durch, dafs er Marthe wieder in seine Gewalt zu bringen versucht
IEt befiehlt dreien seiner Riller, nach dem Schlosse Ysayes aufzu-
Bbrechen. Einer derselben solle Frauenkleidung tragen. Dieser ver-
wUeidete Ritter solle vor dem Schlosse Ysayes vor seinen Begleitern
^fliehen und durch das Wort mercy die Hilfe Baruls und Yreults
anrufen. Dann würden diese beiden ihm zu Hilfe kommen, sie
würden auch die Verfolger des verkleideten Ritlers zu bestrafen
versuchen und ihnen nacheilen. Im Walde sollten dann mehrere
seiner Ritter Darut und Yreult überfallen, ihnen die Rüstungen
ausziehen und diese den Verfolgern der „Dame" übergeben. Mit
den Rüstungen Baruts und Yreults bekleidet, sollten diese beiden
sich zu Marthe begeben , die sie ohne Argwohn für Barut und
Yreult halten wurde, und sie ihm gefangen zuführen.
566. Der Plan gelingt. Barut und Yreult werden gefangen
genommen und die beiden Ritter des Elias werden von Marthe
empfangen. Als Oultrageux die Situation erkennt, flieht er, Marthe
wird mifshandelt und fortgeschleppt. Yreult und Barut werden an
einen Baum gebunden, das Schlofs wird den Flammen übergeben.
567. Elias will Marthe verbrennen lassen, aber auf den Rat
eines Ritters hin läfst er Marthe in ein finsteres Gefängnis werfen.
568. Während semer Krankheit in roche ague wird Ysaye
von Orimonde gepllegt. Auf seinen Wunsch hin lassen sich Ori-
monde und ihre Gefahrtinnen taufen.
56g. Oultrageux befreit Barat und Yreult, nachdem er die
Wächter derselben, einen Ritter nnd einen garçon, erschlagen hat.
570. Barut, Yreult und Oultrageux reiten nun nach roche
ague, um Vsaye von dem Verrate des Elias in Kenntnis zu setzen.
Hergault empfängt sie und bittet Yreult, Ysayes Krankheit nicht
durch böse Nachrichten zu verschlimmern. Trotzdem geht Yreult
KU Ysaye, der infolge der Erregung über das Geschehene an allen
Gliedern gelähmt wird. Als die Kunde von der Gefangennahme
Marthes in Blamir laut wird, machen sich sofort 30 Ritter auf, sie
xu befreien. In roche ague Tolgi nun ein Unglück aufs andere.
k.
DER PROSAROMAN TSATE LE TRISTE. 665
und die Leute Lyoneis auf, dem Herrn von belle roche, Marc
l'essili iet, dem Sohne Ysayes le triste, den Huldigungseid zu leisten,
was die Städter einem solchen Ritter von renomme gegenüber thun.
Darauf brechen Marc und Tronc auf. Sie sind noch zehn journées
von Blamir entfernt.
574. Marc begegnet vier Rittern, die er nach kurzem Kampfe
besiegt Der eine der Besiegten bittet nun Marc, ihm bei der
Eroberung des chastel envieux behilflich zu sein. Dieses Schlofs
werde schon seit looo Jahren von Murgalle, der Witwe des Riesen
Cherimonts, bewohnt £s sei eigentlich von der Fee Claromme
aus Liebe zum König Amision von Karthago erbaut worden. Als
dieser auf einer Jagd getötet worden sei, habe Claromme das
Schlofs verlassen , um sich der vier Kinder desselben zu erbarmen.
Sofort habe Murgalle das Schlofs in Besitz genommen und ihr
Gatte habe die vier Kinder Amisions der Fee geraubt Cherimont
sei nachher im Kampfe gegen die Römer gefallen. Murgalle sei
dadurch verwitwet worden und habe es sich nun zur Gewohnheit
gemacht, junge Mädchen zu rauben. Zum Schutze ihres Schlosses
habe sie fünf aufeinander folgende Thore angebracht Das erste
werde von vier, das zweite von acht, das dritte von sechzehn, das
vierte von zwanzig Rittern und das fünfte von zwei kupfernen
Männern bewacht Sein Bruder habe den Kampf gegen die Ritter
aufgenommen, sei aber bei der Einnahme des zweiten Thores ge-
tötet worden. Der Ritter bittet nun Marc, mit ihm zusammen den
Tod seines Bruders zu rächen.
575« Marc erklärt dem Ritter, er werde den Kampf allein
unternehmen.
576. Tronc erklärt nun Marc, er selbst sei 200 Jahre lang
von Murgalle gefangen gehalten worden, und bittet ' ^tzt zum ersten
Male Marc, tapfer zu kämpfen. Wenn Marc besiegt werde, sei es
anch um ihn geschehen. Marc und Tronc reiten in die forest es
aventures und kommen in die Stadt bise pierre. Der Wirt, bei
welchem Marc wohnt, holt auf dessen Verlangen den tapfersten
Ritter der Stadt, Escaufer le galois, der nun Marc von den
coustumes der alten Murgalle erzählt Während der Erzählung
Escaufers verzieht Marc keine Miene, worauf jener ihm sagt, Marc
werde die Eroberung des Schlosses gelingen. Tout en est en Dieu,
sagt Marc.
577. Am folgenden Morgen nach der Messe geleitet der
Wirt Marc bis an das Schlofs Murgalles. Marc tötet nun die vier
Ritter des ersten Thores. Darauf verlangt er, dafs das zweite Thor
geöfihet wird, worauf ihm geantwortet wird, er solle noch einen
Tag warten. Nun übersteigen Tronc und Marc die Mauer und
gelangen in ein Zimmer, in welchem die zwanzig Ritter des vierten
Thores gerade am Essen sind. Als diese, die unbewaflnet sind,
Tronc nnd Marc erblicken, entfliehen sie. Marc aber eilt ihnen
nach und erschlägt sie. Nun ruft Murgalle den sechzehn Rittern
des dritten Thores zu, sich auf die Eindringlinge zu stürzen. Diese
666
aber sowohl als die des zwdtenThores txgrtikai dieFhidit
öffnet sich aadi das fönfte Thor. Vor dem Zanbeiglkrtel
aber verschwinden die Knpfergestaltai. Mmgalle wird nun
brannt nnd Escanfer znm Herrn des chastel envieux gemad^
vier Töchter Amisions werden befreit
578. Marc bleibt bis nach Ostern anf dem dmtd
Dann bridit er nebst Tronc nnd den vier Damen auf, um
dem Feeengarten zu reiten. Vor seinem Absdiied aber Inttel
Escanfer, am Magdalentage in Blamir zu sein.
579. Marc nnd seine B^leiter gelang^i nadi dem
garten, der jetzt nodi prächtiger ist als vor einem halben
In der Nähe der Quelle erblicken sie Oriande in Porpor
und einen Olivenzweig in der Hand haltend. Die Feeen
nnd erweisen Marc und Tronc viel Ehre. Oriande fuhrt nun
vier Damen ihrer Mutter Garonne wieder zu. Marc erzählt dsnib |
wie treu ihm Tronc gedient hat
58a Oriande schenkt nun Marc ihre Liebe. Im Veriaofe dei
Unterhaltung erklärt Oriande, Orphée dürfe den Feeengarten nidt
wieder betreten. Auf Marcs Frage, weshalb Orphée diese harte
Strafe treffe, erklärt sie, Marc werde es später noch erfahren. As
folgenden Tage brechen Marc und Tronc auf.
581. Die 30 Ritter vom Hofe Yriöns (§570) gelangen lor
das Schlofs des Elias und er&hren hier, dafs Elias mit seioen
Rittern und Marthe sein Schlois verfassen hat [Elias hatte oÉ ^
seinen Rittern beraten, was mit Marthe gethan werden solle. Er |
selbst hatte vorgeschlagen, Marthe sollte seinen Sohn Ardinet hei-
raten. Sollte sie sich weigern, so sollte sie verbrannt werdeo.
Paumart aber, jener Ritter, der während des Turniers bei Blamir
seinen Schild geändert hatte (§ 157), hatte vorgeschlagen, Marthe
zu verbannen. Dieser Vorschlag hatte Beifall gefunden. 60 Ritter
unter Führung Ardinets hatten den Vorschlag Paumarts ausgeführt
und hatten Marthe mit verbundenen Augen nach dem chastel de
tort mont entführt In der Begleitung dieses Trupps befanden ach
Elias selbst nebst Tochter und Nichte.] ^
582. Marc und Tronc stofsen zufallig in einem Walde auf
diesen Trupp. Sie erblicken die drei Damen, von denen zwei
fröhlich sind, die dritte aber betrübt erscheint In der letzteren
erkennt Tronc Marthe. Marc kämpft nun gegen die Femde, ihm
kommen die 30 Ritter aus Blamir unter Führung Hergaults w
Hilfe. Nach kurzem Kampfe werden die Feinde besiegt und bis
auf vier Mann getötet Diese sowie die beiden Damen werden
gefangen genommen, Marthe wird befreit
583. Marc küfst nun seine Mutter auf das herzlichste. Sodann
erzählt Hergault Marc von dem Unglück, das über Yrion, Ysayc,
überhaupt über ganz Blamir hereingebrochen ist, und bittet ihn,
möglichst bald nach Blamir zu gehen. Marc aber erklärt ihm, er
1 [] fehlt in G.
: Habe des Elia
nnt und Banit zi
Gefolge gelaDgeii i
looo Mai
DER PROSABOMAN VSAYE LE TRISTE, 667
nüsse zunächst noch den Verräter Elias bestrafen. Man bricht
tlerauf mit den gefangenen Damen und Rittern auf und gelangt zu-
lächst nach giant port, wo Mcnet die Ankommenden gut aufnimmt.
Dann wird der Marsch über das chaste) d'escìaire, chastel maleoit,
oultrageux passage, cliaslel navarois und chaste) d'Acre fortgesetzt.
1 chaslel de tort mont gelingt es Marc, sich des Verräters Elias
ibst zwölf Rittern zu beraächtigen. Tronc schneidet Elias Ohren,
ise und Finger und nach einigen Tagen noch das Haupt ab.
. wird auf Karron geschafft, sein Schiofs ver-
ra Herrn des Landes gemacht. Marc und sein
;n nun nach Sorlion, Estrahier schliefst sich mit
ia an und folgt ihnen nach Blamir. Yvoire schliefst
lieh Marthe an. Der König von Schottland, der seine Feinde be-
negt hat, und £dic de Logres und Marañe folgen ihnen mit
6000 Maim nach.
584. Marc und seine Leute überschreiten das Meer bei
Legierfil und gelangen nach roche ague, wo Ysaye aus Freude
fiber die Ankunft der Seinigen gesund wird.
585. Tronc meldet darauf Vrion die Ankunft der Freunde,
worauf auch dieser wieder gesund wird.
58Ó. Alle Ankömmlinge statten dann am folgenden Morgen
an ihren Besuch ab,
587, Der Magdalcnentag ist bald herangerückL Es erscheinen
Kur Verstärkung der Christen noch Marbel le picquart, Escauffer
und Tristan sans joye mit 6000 Mann, Aber auch die Sarazenen
1 Unterstützung bekommen, darunter den Riesen von Fargur.
¡Kun ist die Zeit des Watfensli listan des vorüber.
e Heldenthat vollbringt Tronc. Er verlafst einen
Brief an den Riesen und begiebt sich damit in das feindliche
Lager. In diesem Briefe läfst er Orimonde ihre Liebe zu dem
Kiesen erklären und diesen bitten, sie zu befreien. Sie beündc
.flieh in dem Turm des esquarrez,
589. Der Riese begiebt sich mit Tronc in den Turm. Der
nichts Böses ahnende Riese tritt zur Thür hinein und wird von
Trono zwischen den Thüren zerquetscht. Die Leiche bindet Tronc
i Pferde und führt sie auf das Schlachtfeld, Bei der Nach-
1 grofse
■licht von dem Tode des Riesen geraten die Sarazener
Bestürzung.
590. Es kommt nun zu einer regelrechten Schlacht, in v
,die Christen siegen. Von Tristan sans joye wird erwähnt, ei
in diesen Tagen zum ersten Male Freude gezeigt und zwar als
Tronc den Riesen tötete. Von diesem Tage an habe man ihn
Tristan le joyeulx geheifsen. Acht Tage nach der Sarazenonschlacht
erklärt Ysaye, er habe bis jetzt noch nicht Zeit zur Verheiratung
gehabt. Er werde aber am nächsten Tage Marthe heimführen.
Zu dieser Feierlichkeit lädt er alle ihm befreundeten Ritter ein.
.sgi. Dem ßeiiipiele Ysayes folgen aber noch Marc, Hergault,
Henry de Lyon und Rostrant. So ñndet denn am folgenden Tage
L
iM'&^MMCB«H*K. Ubi
tM, Bfc «r dm Ti ifilt *m
9n. t^a Tava «Ms i
Bandglo88en zum altportngiesischen laederbuch.
Anhang zn VIL
A.
(51.) El Rey Don Affonso de Castella e de Leon.
cve4.
Joan Rodrigniz foy desinar a Balteira
sa midida per que colha sa madeira
e disse: „Se ben queredes fazer,
de tal midida a devedes a colher,
5 e non meor per nulha maneira*'.
E disse: ,3sta é a madeira certeira,
e demais non-na dey eu a vos si[n]lheira;
e pois que [a] sen compasso ei de meter,
atan longa deve tod' a seer
IO per' antr' as pemas da [e]scaleira".
A Mayor Motnm dey ja oatra tamanha
e foy -a eia colher logo sen sanha;
e Mari-Ayras feze-o logo outro tal
e Alvela que andou en Portugal
15 e ja x'a(s) colheron na montanha.
E diss': „Esta é a midida d' Espanha,
ca non de Lombardia nen d' Alamanha';
e porque é grossa non vos seja mal,
ca delgada pera gata (?) ren non vai,
20 e d' esto muy mais sey en ca Bondanha".
I baJt^ura — 5 rmor — nulßiamanä — 6 cclyra — 7 auos silheira —
* ad^mef — io pera tras — 12 Ugo — 13^ chart ay ras — 18 f^sfa —
20 cabonda nha
I Desinar ^C^ designar = bezeichnen? Oder darì — 6 Th. Rra^a
schreibt: inteira, doch ist paläographisch ¿"teira (mit Verwechnluog von c und /
Und dem verschobenen Abkärzungszeidien) das näher liegende. — 10 Dcr-
f^lbe bietet pera as traspernas. — II Cotum, wie Braga !>chreíbt, kommt
jy CV allerdings häufig vor (41L 566. IUI. 906), doch ziehe ich vor, den
Namen unangetastet zn bssen. — 13 Seine Lesart e charryar-as fete-o logo
^''^'^c tal, mit dem unwahrscheinlichen Gallizismn« charryar, ändert am Bocb-
&tab«n mehr als die meine and int wegen des Fui worts o unverständlich. Mir
CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCKtXOSi
scheint et natörlichci wie id Z. 1 1 und 14 so in der 13. den Natnci
Icira-Gtnossin m vctmulen. — ig Ob fata Brieichnung eines
Balkeni 'Mi Braga setzt laata. — 10 Kacb dem Koinpau^liv m
Ktìta zu Espanha, Alamanha, ist eia Eicenaatne zu erwarten. Da
Braga etkannt. Unter leinem cabond Anha weili ich mir jeilocl
Von den piosodischin Fragen sehe ich hier ab.
(SI.) Pero Gare
CV&
Bmg.lés.
Maria BalleJra, por que jogades
OS dados, pois a eUs descreedes?
Has Dovas vus direjr que sabiidea;
con quanlo! vus canhecen vu« pcrdcdes,
5 ca vus direy que Ibis oufo dizer
qOE vos non deveiles a descreer
pois dona sodes e jogar qucredcs.
E se vus d' aquesto non casligades,
nulh' omc non »ey eoo que ben estedes
10 pero muila(>) bfla(s] nuneira(s) ajades,
poli (ja) d' aquesto tan gran praier avedea
de descreerdes. E dirci-vus al:
se vo'- lo oTt' terri vo'- lo a mal
bon-om(e), e nunca con ci jogaredes.
15 E nuDca vos, dona, per mi creades,
per eite descreer ijue voi faiedes
K en gran vergonha pois non enUades;
algOa vei con tai omc lerredes (?)
ca lonba redes, le Deus mi perdón
JO l-'Y-
per sonho mai ^an vergon^(a) averedes.
1 rogadts — 3 hunhas — iS aìguan
- rntUrráes -
3 Braga selzL irrtümlich sabídei und unterscheidet nicht swj
und VÓI, — Il Lätst man /<j ä" agntite stehen, wie Braga tfant, »
eine Silbe, Statt /ii konnten wir auch açu oder tan streicheo; ß*is
tan graH fraur avedes oder poii ja d' aqutslo gran frattr a
iS Welches ist das palaographisch und sachlich am besten passe
wort? entrartdesì marredm (Fut. von tnäer <Ci "lauer, dj« tl»<
bringen, nächtigen, schlafen)? Oder con tal a nuleredetf B
manteridtt, das weder dem Versmafs, noch dem Sinn, noch da- G
genügt.
Descreer hat Doppelsinn: nicht glauben und gotteslia
oder goltleugnende Aeufserungen ihun. Auf die erst im Ja
erlassenen Straf bestimm un gen für die Spiel, und Trinkhaaser tfafurtr*
auf Meister Kolanda Ordenamienlo . . , fiar que se viede ti dticrrtr
ich bereits hingewiesen. Jugar los dadoi und descretr gehen darin I
als UDzerlrennlkhe Lasier neben einander her. S, besonders Ley
Würfelspiel ist no"- ' ' — ■" — =-■■-='- "- ■— -■:- "-^
und USI.
:i andern Scbmah-Reimereien die Rede,
J
RANDGLOSSRN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 67 1
(53*) Joan Bave ca.
CV 1070.
Par Deas, amigos, gran torto tomey
e de logar onde m' eu non cuidey.
Estand' albi ant' a porta del rey,
preguntando por novas da fronteira,
5 por da velha qae en deostei
deostou- m'ora Maria Bai tetra.
Veed' ora se me devo qneixar
d' este preito? ca non pode provar
que me lh(e) oisse nulh' omen chamar
IO se non sen nome, per nulha maneira;
e pela velha que foy deostar,
deostou -m' ora Maria Balteira.
Muito vus deve de sobervi' atal
pesar, amigos, e direi -vus al:
15 sey muy ben que [se] Ih' [e]sta ben sai,
todos iremos per Qa carreira;
ca porque dixo d' Qa velha mal,
deostou - m' ora Maria Balteira.
4 nonas — 5 doeftey — 9 chamy — li epelo — 13 und 15 uos —
14 etngos — 16 r remos per hüä e, — 17 duà
5 Braga lafst die moderne Form doestey unangetastet und fugt sie sogar
in Z. 6 ein. Ich halte sie für Versehen spater Abschreiber, angesichts der
guten alten Form von dehonestare in Z. 6. ii. 12. 18. — Z. 8 — 9. Ich ver-
stehe : ca non pode per nulha maneira provar nulh* omen que me Ih* otsse
chamar se non seu nome. „Niemand kann beweisen, daís ich sie anders als
bei ihrem Namen genannt habe*', d. h. wahrscheinlich mit einer der grob-
gemeinen, auch mit velha anhebenden Formeln, die in den Schmähliedern
für die Dirnen der Tafureria so häufig fallen. — Das aus chamy abgezogene
und von Braga an die Spitze der 10. Zeile gestellte Adverb y stört das Vers-
maiis. — II Ptla für pola (so Braga), wie so oft; foy i. Sg. — 15. Die
beiden fehlenden Silben ersetzt Braga nicht.
(54.) Pero d'Ambroa.
CV11S9.
O que Balteira ora quer vingar
das desonras que no mundo prenden,
se ben fezer, non dev' a começar
en mi que ando por eia sandeu,
5 mais começ' ant' en reino de Leon
u près desonras de quantos i son
que Ih' as desonras non queren peitar.
Ca [en] Gástela foy -a desonrar
muito mal-ome que non entendeu
10 o que fazia, nen soube catar
quan muit' a dona per esto perdeu;
672 CAKOUirA MICfiAXLIS DS YASCXmCUXjOSi
e qoen a vinga feier oon raaan,
d' eitei la ▼ingue; ca en tt priaon
and' en e d' da non m* d ^ caapanr.
15 £ oa mooroa penie de oa matar,
ca de todos gnu deaoora colhea
DO corpo, ca non en ontro logar;
e outra td deionra receben
dos mays qne i no rdno d' Artgon ;
ao e d' este*- la Tingn' d, ca de min non,
pob i sabor de Ihi vingança dar.
5 come cantiu f^¡^ àe U&n — 7 desomtas — Z Ca easUk Jtya ^
sonrrar — II ^ — li e ouf tal — 20 edetUìa Minga el
Th. Braga schreibt in Z. 5 mays comí € comté, ergänzt in Z. 8 nicht die
fehlende Silbe, lUst in Z. 11 muiia dona stehen , vergifst in Z. 14 das Biade-
wort e^ behilt in 2^ 18 outro tat bd vnd erkennt in den Bocfaftaben eàtsUk
(Z. 20) das navarresische Estela (^ «T Estela vinga elf).
(S5.) ovuaL
Se en no mundo fis algún cantar
como &x ome con coita d' amor
e por estar mdhor con sa senhor,
acho^m' é[n] md e quero m' én quitar,
5 ca Oa dona que sempre lod
en meus cantares e por que trobei,
anda morreado por un [e}scolar.
Mais eu me matei que fui começar
[con] dona atan velha [e] sabedor,
10 pero coDorto-m' ei [e] gran sabor
de que a veerci cedo pobr' andar,
ca o que gnaanhou en cas del rey
andand' i pedind', e o que Ih' eu dey,
todo Ih'- o faz o clérigo pdtor.
15 Mais quen Ihi cuida nunca ren a dar
assi s' ach' én com[e] eu ou peyor!
e poi'- la vdha pula pobre for
non -na querrá pois ndh' ome catar
e será d' eia como vus direy:
20 demo lev' a guar[i]da que Ih' eu sey,
ergo se guarir' per dcayotar.
4 achome mal — 9 duna ata uelha sabedor — \o pò conhoriomey q^
sabor — 14 derigo — 1$ ? — '^ ^I^ sacheu comeu — 17 pura — 18 nonù
qrra poys nuUome catar — 19 comoi9 — 21 alcayota rya
Th. Braga lafst acho me mal stehen, schreibt ohne Grund e quero -m^ eu
quytar (4), scUi porque (6), UUst scolar (7) atdien, ergänzt nicht das fehlende
RANDGLOSSEN ZUM ALTPOKT. LIEDERBUCH. 673
con (9), e (9 und IO), schreibt que statt quen (15), com* eu (16), guarda (20),
das keinen Sinn giebt und das Metrum fälscht. — In Z. ii haben wir veerei
zu zwei Silben zu kontrahieren.
(56.) Pero da Ponte.
cvu7e.
Maria Perez, a vossa (?) cruzada
quando veo da terra d' Ultramar,
assy veo de perdón carregada
que se non podia con el(e) merger;
5 mais furtan-lh' o, cada u vay mSer
e do perdón ja non Ihi ficou nada!
E o perdón é cousa mui precada
e que se devia muit' a guardar,
mais eia non á maeta ferrada
IO en que o guarde, nen a pod' aver,
ca pois o cadêad' én foy perder
sempr* a maeta andou descadeada.
Tal maeta ¿como será guardada
pois (que) rapazes albergan no logar
15 que non aj' a seer mui trastornada?
ca [n]o logar u eles an poder
non á perdón qae se possa asconder,
assi saben trastornar a poosada.
E outra cousa vus quero dizer:
20 atal perdón ben se dev' a perder
ca muito foy cousa mal gnaanhada.
I nos sa — 2 ueo — tira — 3 tuo — 4 elem erger — 5 fuitan —
maer — 11 cadeadeu — 12 defcadeada — l? ^ (^fsy (aus Z. 18 vorweg-
genommen — 20 perdon^en/se deu* a {d)e perder — 21 gaada
Bei Braga liest man veo (2 und 3), ccuUad (il), descadeada (12), con
eV emerger (4). Diese Lesart, nur ohne das Apostroph, wäre natürlich an-
nehmbar, wenn das Metrum es zuliefse, doch ist podia dreisilbig; auch kommt
häufiger merger als emerger fur aufrichten vor. Erger würde noch besser
passen. — Maguer statt maer in Z. 5 ist sinnlos: devya . . . aguardar (8) nicht
zulässig, da nach dem Hülfszcitwort dever stets a folgt, ebensowenig poys que
(14), aja seer (1 5), assy (17), a tal se devera de perder (20), ganhada (21).
(57.) Pedr' Amigo.
CV1196.
Pero d'Ambroa, tal senhor avedes
que non sei quen se d' eia non pagasse!
E ajudei-vus eu como sabedes
[asse]
5 escontra eia mui de bSa mente.
E diss' eia; „fazede-me Ih' en mente,
e in4a oje vos migo jaredes
. ¿ rom. PhiL XXV. ^3
674 CAROUMA MTCHAirJR DM Vi
► ♦, I*« <
Por lea anor» ca x' anda tea coitedo
^pi6 n TM Ojo 1111(0 BOH joovndoiy
10 lerA Hmdeo, e le o bob faerdei
BOB le terra de vos por ijüdado
nuds eomeatede-flie Ud Va vegada
e Biarrej eo rtmqa? cb Toiea poveeda
e o catlfo pcrdnd dddado»
15 E ja qam lhi voe aflior deaiostradei»
semdh* ora que lhi aodet aadgo ;
jaiede logo aqnerta Boite (co)adgo
e des«i poil cvm, b qner qee o ve}ades,
diiede*lhi que eoarigo albogastes
ao por tea emor» e que Bie Ih* mmrntiilfi,
e BOB teBha que o poBC* ajadadei I
3 amâeytÊB — 7 úimáa — IO fSatrdts — Il otadoáo ~ 12 Am-
21 fo poMta fo poMca mdúdu
Bd Braga Am (S)» «AmIb (4), foMiáes (7), fnerdês (io), momtj (13).
(17), M^ (19).
(464 €r7]107.
Maria Beltefara, qne le qneria
ir Ja d' aqnl« vSo-Bie pregoBter
•e nUa ja-qne d' againiia
ca BOB podia aiaii aqid eadar.
S E disi-Di' ea Ioga' entoa: „qiiaot' ea ley,
Maria Peres, ea to'- lo direy.**
£ diss* eU Ioga' i qae mi-o gracia.
£ dix' ea: „Pois tos ides vossa yia,
¿a qaen leis;ades o toss* escolar
IO oa voaao filh' e vossa companhia?"
„Porèn [diss' eia] vas mand' ea catar
qae vejades nos again» qae ei
com'ea poss'ir; e mais vas ¿n direi
a mèos d' esto sol Don movería."
15 E dizi-lh' ea: „¿Cada qae vas deitades
qae estamndos soedes d' aver?"
E diss* eia: ,J>oas ei, ben- no sabiádes,
e an ei qaando [me] qaero mover,
mais este non sei eo ben departir."
20 E dix' ea: »Con doas ben podedes ir
miis un manda qae sol [vas] non movades."
E dixi-lh'ea: »»Po^ agoiro catades,
das aves vos ar conven a saber,
vos qne tan longa carreira filhades."
25 Diss" eia: mEék> vos qncr" en dixer:
RANDGLOSSEN î
LIEDEKRUCH.
ei feiynelha senipr' ao sair."
E diu-lh'eu: „'Ben podedes vos ¡c
con ferivelba; mais nanea lonudcs!"
1 luonu — 3 da guytar
Th. Braga h\t\tlj'aqui tU.ttja¡u¿ = etwas (3), fñgl nicht das fehlende
dus' tili in Z. II, noch n« in Z. [8 ein; beiäfst er/m' er, obgleich Monaci com' er
(13) vorgeschlagen hatte, setit mtnas (14), foderiadts (so) und sat qui {ì\).
In Z. 9 wSie agui vielleicht richtiger als a cum. ~- Mit dem YogeXfcry-
ha ftrivelha gedenke ich mich später ca beschäftigen.
(58.) cviaos.
Pe(d)ro Ordonhez, lorp' e deseoibrado
Tej' CD un orne que veo da fconteiía
e pregutils por Maria Balteira!
Pet' Ordonhez, e íemelba ^juìsado
5 d' aquesl' ome que tal pregunta fai,
Per' Ordonhei, de semelhar rapai
ou algún ome de pouco recado P
Pero Ordonhex, torpe, engañado
mi semeiha e fora da craveira
IO qucn pregunta por Da sotdaddra
e non pregunta poi al mais guisado.
E Pet'Ordon[Ti]ci, mui chco de mal
mi semeiha e torp' i^st' om' atal.
Pei[o] Oidonhcz, que m' á preguntado.
3 prega niaria
15 E Per' Ordonhei
por «sto se algQa te
aquest' ome e se o ben conhocesse
Per' Ordonhei fez mui gran bavequin.
Aqqest'omc que tal pregunta fci,
20 Per' Ordanbei, se foss' algfla vez
per-lorpe, fora dereilo scria.
tdro '{r)donei corpi definbrarda — 6 ch ^ 8 corpi — 9 cauiyra —
10 aqui — kua — 13 chio — 13 eco' peflomatal — IS E por doHoubñ —
17 orni — t8 bamq'a — 19 dardonhà — 21 /r" cor fi
Das Gedicht ist schwer verständlich. — Ob desembrado [\) <^dissimu-
lado ist? ob craveira oder carreira (9} zu lesen ist? — Da viermal cerpe
Steht und lorpi besser in den Sinn pafst als carpo, nehme ich an, die Ab-
schreiber bätlca wieder einmal e and t verwechseil. — Per' Ordonkn — der
Angeredete, dessen Name nerinmal in den Text geschoben wird — ist offenbar
gemeine Mann, dessen verdächtige Neugier verlacht wird.
Braga liest ror/n (1.9. zi und fer^' 13); Ordoües, Ordotihet, Ordenhei;
\ tcmelh' ar (<¡); fora de caveyra (9); a quin (10); cheo (II); alguü (16 u. 1Q)¡
* qutria (iB); por carpa fora, dereyla (II).
^1
éj9
to74 Fersa» Telktt*
Dp»"]
e Iflif a MÎMlro Scahor
I ckrij^ a aca podcf«
PcMa pacanoa ^pa nn ns finer
qaa xTcia aaipif aadoa.
*a^ ca db ^e iP adiOB
.f € ipair éa ngjidkv
IO fei loff a Beat; ca teva por aidDior
de fagdw a dl ca o qi^agaardon.
S BMBlie vhra dis qaa qacr tScr
aa ck^gD ooa qaa le ddeader
poMa do dono qae wemptt gaardoo.
15 E pois qae bea seas pecados cstoQ,
de sa [aKMte] oav* eia giaa pavor
e d* fSBwiasr osv* eia gttak ssbor;
e loga'catoa aa det^ fillioa
e dea-fl^ a csaia cn qae sol jsser
ao e & qae o tena, auaiie viver*,
e est* ste iDdo por Dens fiOioal
£ pois qae s* este prdto oomeçon,
sntr* des smbos cave graad' amor;
antr* eU sempr* [e] o demo maior
25 ata que se Balteira confesaoa.
Mais pob qae vio o derígo caer
antr* des ambos, ouv* i a perder
o demo desque s' eia confessou.
2 Vgl. p. 558. — 4 pormeteu — endou — 12 teer — 20 tetra — 21 £
estafara todo V^. p. 558. — 22 começon — 24 Die Hypothese auf pSS^
triflft vielleicht das Richtige. — 26 deri¿ro — 27 ou uya
Maenfestar — beichten z. B. CB 1600.
(59.) Vaasco Perez Pardal.
CB1506.
De quai engaño prendemos
aqui , non sab' el Rey parte
como leva quant' avemos
de nos Bdteira per arte;
5 ca z' é mui nud -engaño
se Ih' dguen non d¿ conselho
o que ten c . • • mercado,
se Ihi por d dan iolhdho.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 677
Balteira como vus digo
IO nos engaña tod' est* ano
e non á mesura sigo;
mais, par deus, en malengano
non seria per -guisada
cousa, se el Rey quisesse,
15 de molher e . . . nen nada
vender se o non ouvesse.
E somos mal engañados
todos d' esta merchandia
e nunca irnos vingados;
20 mais mande Sancta Maria
que prenda i mal-joguete
o d' AmbrSa que a f . . .
e eia porque promete
e . . ., poi'- lo dar non pode.
collo — 12 Mays Par /e sen malengano — 13 tetrta — 20 sHa
— 22 O danbrda
(48.) Vaasco Perez Pardal und Pedr' Amigo.
GB 1609.
nPedr* Amigo, quero de vos saber
Qa cousa que vus ora direy.
E venho-vus preguntar, porque sey
que saberedes recado dizer,
5 de Balteira que vej' aqui andar
e vejo -Ibi muitos escamungar
dizede: ¿quen Ibi deu end' o poder?**
„ Vaasco Perez, quant' eu aprender
púdi d' esto, ben vo'-lo contarey.
IO Este poder ante tempo del Rey
don Fernando ja Ibi viron aver
mais non avia poder de soltar.
Mais foi pois o patriarca buscar
Fi-(V'Esealhola que lb' o fez fazer.**
15 „Pedr* Amigo, sei -m' eu esto mui ben
que Balteira nunca ome soltou,
e vi -lb' eu muitos que escomungou
que Ibi peitaron grand' algo por en
que os soltass'; e direy -vus eu al:
20 Fi-d^'Escalhola non á poder tal
per que soit' ergo seus presos que ten.**
„ Vaasco Peret, ben de Meca ven
este poder e poi'- lo outorgou
o patriarca, des i mal-levou
CAROLINA UlCUAEUä DS VA&COMCl
15 sobre â qouito sc fei cd y^^n
e EU Eixarti, n sc fèz maïta <■>!.
e poi éa met* m escotnnDlMui quai
li quer meter e qaal-qaer sac« tax,"
„Pidr' Amiga, eito tds dob ctvo ■
30 (|UE o poder que Dem cd Roma dea,
que o BiÍlcÍi> Ul de Mtea ten."
„ Vaatco Pern, ach' en M«ca
poder ; e o que Déos en Rmoa des
dii Baitcin que lodo non é rea.
8 ftjea^
(ÓO.) Pero MafAldo.
CB isia.
Malìa Pcici. md' eu ihdî coìtsdo
1. de prui, mail 0 por oatn reo;
uidsd»
9 de vos ben
eu BOB d de vos, roan-pccmdo;
ni faiedes vos en guita tal
, mia acohot. que depois 4 mea m
- la] ben non sOo eu pagado!
I
I
D' aver de vos beo. and' en alongado,
pero punbadei roi ai mi-o Taier
qoaDIo podedes a vosso poder;
de mais Ibttes ogan' a meu mandado
por mi Eurrdes [gran] beo e amor
e con tat ben qual ni enton, senlior,
òuvi de vos, mal -dia fui eo nado.
te n tive chegado.
Ita' agora vns direi:
,bon-gr>d' a Deus, ci Ja agora aver
I ben por que andava eo cuidado.'*
l TOS cnton gaisutes-ni-o ani
dven multo mais a mi
E se muir aquesto
vosco, senhor, devia -E
ant' OH aect ao dem'
ij qualhttá — i¡ kuZ m^U » tmt
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIBDERBUCH. 679
(61.) Joan Vaasquez.
CB1546.
O qae veer qaiser, ay cavaleiro,
María Perez, leve algún dinheiro!
Se non, non poderá i adnbar prol!
Qaen-na veer qoiser ao serSo,
5 María Perez, lev* algn' en sa mSoI
Se non, non poderá i adnbar prol!
Tod' orne que a ir queira veer suso
María Perez, lev* algo de juso
Se non, non poderá i adnbar prol!
6 poderia — 8 idso
(62.) Pero d'Ambroa.
CB 1674.
Os beesteiro« d' aquesta íronteira,
pero que cuidan que tiran muy ben,
quero -Ulis eu conselhar Qa ren
que non tiren con Maria Balteira,
5 ca todos quantos ali tira[ro]n
todos se d' eia con mal partiron:
assi é sabedor e [é] arteira.
Tirou [og^ eia con un beesteiro
d' estes del Rey que saben ben tirar;
10 prímeira vez polo escaentar
leixou-se i logo perder un dinheiro,
e des i outr', e pois, esqueentado,
tirou con el e á d' el[e] levado
quanto tragia dentro do bragueíro.
15 Os beesteiros dos dous carreiröes
tir[ar]an con eia e pose sinal;
neu os outros que tiravan muy mal
atiraran a dous dos pipeSes
e foron tirand(o) e bevendo vinho:
20 o beesteiro com' era mininho
non catou quando s'achou nos colhSes.
3 hñna — 4 tiran — 5 tiram — 8 am — \0 e finia uez polo tscae
cantar — li ,i, dr — 12 edefy outre pojes Rentado — 13 couel eadel Uuado
— 14 tèno b^'gueyro — 15 das dous q<^reyreês — 16 tirancon eia — 17 «y —
18 ecirararam adous d, p, — 19 obeuendo do vyo — 20 comora — 21 uos
(63.) £1 Rey Don Affonso de Castella el de Leon.
GB 471bis.
[María Balteira está assanbada]
porque Ihi rogava que perdSasse
68o CAROLINA MICHASLIS DB YASCONCKLLOS,
Pero d' Àmbroa, qae o non matasse
nen foae contra el deimeamada;
5 E diss* eia: „Por Dent noo me roguedes,
ca direi vos de min o qae i entendo:
Se da yex tMinhiir me iazedes
saberedei qnaes peras en vendo.
Ca rogades consa des[a]guisada
IO e non sei eu qnen to'- lo ontrogasse
de perd[0]ar qnen -nos mal deostaase
com' el fez a min, stando en sa pousada.
E pois Tejo qne me non conhocedes,
de min atanto vos irei dicendo:
15 5>e tla Tez assanhar me fazedes,
[saberedes qnaes peras eu vendo].
E se m' en qnisesse seer viltada
ben acharia quen xe me viltasse,
mais se m*eu taes non escarmentasse
20 cedo men preito non seeria nada.
E en sa prol nunca me tos faledes!
ca se eu soubesse morrer ardendo,
Se Ha vez assanhar me fazedes
[saberedes quaes peras eu vendo].
25 E por esto é grande a mia nomeada
ca non foy tal que, se migo falhasse
quç én eu muy ben non -[no] castigasse,
ca sempre fui temuda e dultada.
E rogo- vos que roe non affìquedes
30 d* aquesto mais. Ide-m' assi sofrendo:
Se fla vez assanhar me fazedes,
saberedes quaes peras eu vendo."
I Fehlt. — 2 perdoasse — 9 Cii rogads causa desguisada. Man könnic
auch erjjanzen : ca rm rogades cousa desguisada — 1 1 perdar qui no mai
decs fa /'fe — 12 estando — 15 ^ sanhar — 19 femeu und sc nun —
22 moirer — 23 meffaiedes — 28 ceutnda — 30 f off rido
B.
(64.) D. GonçaT Eannes de Vinhal.
CV10()4.
Pero d' Ambroa, sempr' oï cantar
que nunca vos andastes sobre mar
que roed' ouvessedes Qa sazón,
e que avedes tan gran corazón
5 que tanto dades que bon tempo faca
ben como roao nen como bOaça,
nen dades ren por tormenta do mar.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPOKT. UBDERBUCH. 68 1
£ des i ja pola nave quebrar
aqui non dades vos ren polo mar
IO come OS outros que i van enton;
por én têen que tamanho pardon
non avedes come os qne na frota
van e se deitan con medo na sota
sol que entenden tormenta do mar! .
15 E nunca oímos d' outr* ome falar
que non temesse mal -tempo do mar;
e por én cuidan quantos aqui son
que vossa madre con algun caçon
vus fez sen falba, ou con lobaganto;
20 e todos esto cuidamos por quanto
non dades ren por tormenta do mar!
2 qtie me douuefsedes nuna sanan — 6 boança — il por? tee (^)
\äo ^on — 18 coif)
Tb. Braga scbreibt tChüa sœu>n, docb ist nfíla dreisilbig wie nenhuma
boança (6); tormentas (7); com* é (IO); tee (lì),
(65.) Pero Barroso.
C?V 1067.
Pero d'Ambroa, se Deus mi perdón,
non vus trobei da terra d' Ultramar,
vedes por que: ca non acbei razon
porque vus d' eia podesse trobar,
5 pois i non fostes; mais trobar-vus ei
de muitas cousas que vus eu direi,
do que vus non sab[er]ede8 guardar.
Se Deus mi valba, vedes por que non
vus trobei d' Acre nen d' esse logar:
IO porque non viron quantos aqui son
que nunca vos passastes alen -mar;
e da terra u non fostes, non sei
como vus trobe; mais saber- vus -ei
as manhas que vos avedes, contar.
7 sabedes — 8 des — 9 «3 trobei dacri — 12 tira — 13 trobei
Th. Braga liefs die Fehler des Schreibers unberichtigt.
(49*) Joan Bave ca.
crvioee.
Perd d'AmbrOa prometen, de pran,
que fosse romeu de Santa Maria,
e acabou assi sa romaria
com' acabou a do frume Jordan;
CAROLINA MICHAELIS DE VASCOKCI
a ats HompiUici cbegoo
c do P^o de Roldan.
1 framtftti — S la entomft oi
Th. Bnl£« tchrtibt: Jlitme (4).
(50.) Affooi
cvn
> do Co torn.
\
Puj KtDgel e ODtnM d(Ms rturntt
ât gnu TCDlnn — mn tìhcs nuijvr
gtuTCfcron, on toado a Dens,
(}De Doti moiTCton por Nostro Senhor
en Da lìde que foy cd Josaflas:
(■ lide foy com" og* e corno crai)
prcDdEcan ties letra no Alcor,
E bea-DOa quìs Deus de mone gnaular
— Paay Rcnecl e oulros dons cnton
d' Ba lide qoc foy en U1tTam>r
qae con chegaron aqaela saxon,
e redei ora pot quinto ficon
que o dû qoe í' a Ude janton
prenderai! eles port' a Mormoíon.
De como non entraron a Blandix
pet qae podetan oa lide seer,
o os qnU Deus de morte giureccr
per com' agora Psay Rengel dix.
E gaateceton de moite pot tn
que quand' a lide loy en Beleen
aportaron de* en Tamarti.
17 *i-
t man: Rangtl (t. g. 18); lotÊKod« Dtut {3); j
(66.) Peto d' Ambro*.
CVU80.
Querrí' agora faier un cantar,
íe m podesie, tal a Pedi' AmÌ£o
que se non petdesi' el por ta coini|ro
nen m con el \ peto non po»' achar
tal raion en que Ih' o posta iaa
qae me non aja con el de perder
e cl comigo, des qu« Ih' eu Inibw*.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 683
Ca ja oatra vez quando foy entrar
ena ermida velha Pedr* Amigo,
IO trobei-lh' end' eu e perdeu-i' el oomigo
e eu con el quando vin á* Ultramar ;
mais ora ja, pois m' el foy cometer,
outra razón Ihi cuid' eu a mover
de que aja dons tamanho pesar.
15 Ca se acha per u m' escatimar
non vus é el contra mi Pedr* Amigo
e per aquesto perder -s' á comigo
e eu con el, ca poi'-T eu começar*,
tal escatima Ihi cuid' eu dizer
20 que se mil anos no mund' el viver*
que ja sempr' aja de que se vingar.
equelho — 15 Case oca ^mefcoHmar — it peora$mgo — if) escatimar
(67.) Pedr' Amigo.
CV1106.
Se mi -ora quisesse cruzar,
ben assi poderia ir
ben como foy a Ultramar
Pero d'AmbrOa Deus servir:
5 morar tanto quant' el morou
na melhor rua que acbou
e dizer „venho d' Ultramar".
E tal Vila foy el buscar
de que nunca quiso sair
IO ata que pode ben osmar
que podia ir e viir
outr' omen de Iherusalen ;
e poss' eu ir, se andar' ben,
u el foy tod' aquest' osmar.
15 E poss' en Mompilher morar
ben com' el fez, por nos mentir
e ante que cbeg* ao mar
tornar -me poss' e departir
com' el depart' en como Deus
20 près mort' en poder dos Judeus
e enas tormentas do mar.
E se m' eu quiser engañar
Deus! ben o poss' aqui cumprir
en Burgos, ca se preguntar'
25 per novas, ben-nas posso oir
tan ben come el en Mompilher
e dizé'-las pois a quenquer
que me por novai preguntar'.
684 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCEl
E pois end' u novas aoaber
30 tan bcD pò»' en, le mi qnïser,
corne un grui pilmeiio clm&T.
Braga lärst die í^chrdbfchler unbcrichtigt
(68.) 0V 1198.
Joan Baveca e Pero d' AmbrSA
coTDCçuon [3] fazer sa tençon
e sajfron-îe logo da caion
Joan Baveca e Pero d' AmbrOa
5 e porque x' a non soubcron seguir
nunca quedaioQ pois en departí t
Joan Baveca e Pera d' AnibrSa.
Joan Baveca e Pero á' AmbrOa
BT foron outra razón começar
[O sobre que ouveron a pelejar
Joan Baveca e Pero d' AmbrSa:
sobre la tena âe Ihe rusai en
que didan que sabían muy ben
Joan Baveca e Pero d' AmbrOa.
15 Joan Baveca e Pero d' AmbrOa
ar departíton logo no Gran -Can
e pelcjaron sobr' esto, de pran,
Joan Baveca e Pero d' AmbrUa,
diiend' „ora verrcmos qois qual í",
io e Iciiei eu assi, per bSa ít,
Joan Ba*eci e Peto d' AmbrOa.
I . .1 . 7 danbroa — I comtçaroH ftaer — tenfou -
(69.) CV 1199.
Marínha Mejoucbi. Pero d' AmbrOa I
diz el que tu o fuisti pregBar
que nunca foy na terra d' Ultramar,
mais non feîisti come molher bBa,
5 ca Marinha Mejoucbi si e si
Pero d' Ambr3a sei eu ca foi I
mais queseste-ibi tu mal assacar.
M;iriniia Mejoucbi, sen nulha fallía.
Pero d' Ambtöa en Çoca-de-ven
10 ñlhou a cruz pera Ihecusalen
e dopois d' aquesto, se Deus mi vallui, j
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 685
Marinha Mejouchi, come romeu
qae ven cansado, e tal o vi end* eu,
tornar; e dizes que non tomou en!
15 Marinha Mejouchi, muitas vegadas
Pero d' AmbrOa achou - te en mal ; (?)
mais se te colhe en logar atal
com' andas tu assi pelas poasadas,
Marinha Mejouchi, á mai gran sazón,
20 Pero d' AmbrSa, se t* achar* enton,
gran med' ci que ti querrá fazer mal.
1 danbroa — 2 pregoar — 4 boa — 6 Ihy — 7 quere stelhy —
8 seu — 16 pò danbroa acheu deu mal
CB 1562 steht im Anhang zu Randglosse III. — CB 143 im CA.
(70.) Joan Soares Coelho.
OV1018.
Joan Fernandez, o mund' é torvado
e, de pran, cuidamos que quer ÍTir;
veemo'-lo emperador levantado
contra Roma e Tartaros vlir;
5 e ar veemos aqui don pedir
Joan Fernandez, o Mouro cruzado.
£ sempre esto foy profetizado
por dez e cinco (?) sinaes da fin,
sccr o mundo assi com' é mizcrado,
IO e ar torna -s' o mouro pèlerin,
Joan Fernandez, creed' est' a mi
que sOo ome ben leterado.
E se non foss* o Antecbristo nado,
non averna esto que aven,
15 ncn fia[va] o senhor no malado,
nen-no malado no [seu] senhor ren;
nen ar iría a Iherusalen
Joan Fernandez, mouro bautiçado.
2 fijr — 4 uijr — 8 par d9 ceri ^0 sinaes da/fin — 9 como —
12 SOO — 13 antexpo — l^ ßar — 18 nd bautiçado
Auf Wunsch einiger Leser bringe ich, statt der fünf bisher abgedruckten
Proben (No. 51 — 55 auf S. 557 — 560), nun doch alle Balteira-Schmähgedichte
und die Ultramar-Scherze. An den wiederholten Texten habe ich noch ein
wenig nachgebessert.
Cakouna Micha£us de Vasconcellos.
n Fiooiiimot
(Fortsetznng; s. Ztschr. XXV, 230.)
VL
I.
Vergine madre di virtù costante
Cum desponsata Tuseph tu fmsti
Esso Joseph stava cogitante
Quando quel buon Jesu figlio accepistì,
L' angel t' apparve in visione avante:
„Noli timere, quod cogitavisti?
,Accipere Maria conjuge tua
„Ch* è dell' etemo Dio volontà sua.
2.
„Pariet autem filium e fia chiamato
„Jesu con trinità, vera unione."
Poiché '1 superno re del delo è nato,
Tu sì lo desti in braccio a Simeone
Nel bel presepio, com* era ordinato,
Poi tei rendè dicendo quel vecchione :
„Questo coltel passerà V anima tua
„Per r aspra passione e morte sua."
3-
Vergine, a te ricorro che *n te spero
Perchè ri tomi in me 1* usato ingegno
Del tuo alcxandro, sommo refrigero,
Di trovar nuove rime mi fa degno
Della partenza contar dell* impero,
Come con Michelelto fé' convegno
E come Michelctto poi si stese
A dare il guasto al populo Luchese.
4-
Se vi lassai in nell* altro canUre
Michclecto a vittoria incoronato
Del Comun di Firenze il festeggiare.
Or voglio air imperier esser tornato
Che ciò sentendo, per sé riparare,
Per Mìchelccto tosto ebbe mandato
E eoo parole belle ú k> ¡smosse
Che per lui si venne, come o si fosse
s.
Di tale accordio non ne so niènte,
Por Michelecto a Lacha fu arrivato.
Qnel magno imperador, chiaro e pos*
sente,
S'è del popal di Locha accomiiuto;
E tutta sua brigata similmente
Fuor della porta tosto fu inviato.
Con Michelecto si â ritrovoe
E in verso Siena si l' aocompagnoe;
6.
E del terren Pisan ebbono a uscire
E di Volterra vider la fortezza;
L' imperio cominciò subito a dire:
„Quella città che ha tanta adorncua.
Che risiede si ben, com' si fa dire?
Volterra, monsignor, e sua vagheui
„Non si potrebbon per rima cantare
„E di fortezza in Italia non ha pare.
7-
„Ma d' allegrezza è privo cotal loco
„Che sottoposti son, san za fallare,
„Da* Fiorentini, onde eh' a poco a poco
„Si vengon d* ogni ben a consumare
„E chi di servitù suol portar giogo
Non può quella città mai bene stare,
Unde che poveretti male stanno;
„Speran per ver corona uscir d' af-
fanno."
8.
L' imperador cotai parole notava
Discretamente, e poscia rispondeva:
»
ft
I»
>»
„Se la forhuia non m' andera' grava,
. ,fii liberta ancor porKro oliva."
( E di tal COSI Tare immagìnuva:
nume' di Volterra io sulla rìva
I FaroD armati e quelli oltre passaion
1 San Gcmigsaco egli
t Detto n fa cbe quel nobìl cartella
I Veramente [era] sno patrimoni ato,
■ven le cane del tuo padre bello.
[ Jm imperador di dù ha sospirato
I Pcrcbè non è possente a tal dmbello
I Che t' osle prestamente are' fermato
nai partito sare' sua persona
. Cht tornala 1' avrebbe alla corona.
I Pur verso Siena seiopre
Lassar lo voglio e vovi i
AUi Sfiiesii qaando ciù
A popul la campana fer
E general consiglio radui
IL PICCININO, 687
Perche sonò 1 portiaro' a tale istanito
Di meuogioino, eh' eran già pin bodÌ
Che a tale ora non «vca senator
In breve Ai '1 consiglio radunato.
Quivi erano i Signor co' lor bendoni
Che del cappuccio pendón ver' le gote
E portan qae' segnali, e le ragioni
Di e
nlo le r
Ma so ben chavignane a tondi a rote*
Meno vermiglio lo * e tnezio giallo,
Li giudei portan senza v«iun fallo.
Credo che sia sol per iivariare
E voler dagli altri esser eognosciuto,
Questo per 1' ansianalico* onorare;
Essendo in coDcicslor, com' ho sapnlo,
Una proposta si fece spianare
Acciò che sia ciascuno attenduto'
E dell' imperio 1
Se d' accettarlo
I Ch' £ de' maggior Cbrislofan d'Andrea,
ì Et al palagio ciascun presto correa.
f Hessei Pier Martinasso s' i invialo
f E Salvestfo di Duccio con Pasquino,
I Uesser Paccineghi Nino e Fortunato.
0 col Stragicola e '1 Massa'ino,
E Schio Baiami vien dall' altro lato
Et Urban Gìovannelli a tal latino,
Anton di Guelfo e quel dalla Chassaia
Riccardo Saracin con mente gaia,
11.
E Guaspar di Vittorio con grand' anaio'
Giunse a palagio, e poi del Gharga
Nanni,
Tutto in UD puoto foïi quel del
Granchio
I affanni
Et al palagio furon e
lo o da lassarlo gire.
is-
chi consigliava: DOD con gran romore,
„Percbt faremmo al Padre dispiacxre",
E chi diceva: „si, per lo migliore,
„Se noi vogliam cou lui la pace avere".
Il partilo fu messo a (al sentore:
Che de' v' enlrassc, non u può ottenere
La prima volta, e '1 secondo parlilo
Viosesi che v' enlrasse com' ho udito.
Allegramente quel popul sovrano.
Vinto il Consiglio, i di palagio sceso;
Le campane sonar Teron tostano
Et a cavai montar sanza conteso,
E coi Signori innanli, per certano,
Verso r imperio quel popul fu sceso
E brevemenie le chiavi porlaro
Della cillà, e '1 ver vi conio chiiiro.
' Si la fortuna mi arriderà.
' Il fiume Era.
* Antio, cioè: amia.
* Portiaro, per portiere.
^ Queste parole sono lotlosegnate nel Ms. 442.
* Ansianatiee = anzianato; cioè il corpo d^li anxiaoi.
* AUeHduto, dot: avvisalo.
688
17.
£ preti e frati con ailiqne^ e ciooe
Al sacro imperio ognimo te n* invia
Cantando „osanna** con pietoia voMb
Tanto che giunti furono a Rosia;
Lo imperador coo quel popnl vdoee
Ferii gran fetta, per la fede nda,
£ poi le chiavi all' imperier danaro
£ la città, eh' è ana, 1' appreaentaro.
i8.
Molto li ringraziò V imperadora
£ 'n verso la città furo avviati
£t alloggiarlo della porta foore
Santo Agostino, e qnine son fermati
Un' palassotto e qnine con honwe
Lo imperio ni e i baroni ismontatl»
£ I' altro giorno visitò il palasso:
Di sua venuta fend gran aollaaWy
19.
Quando cognobber sua benignitade
Quel venerabil populo Senese
Vedendo in lui ú grande umüitade»
£ come perdonò tutte le offese
Del padre suo e le cose passate
Di tucto ciò si fé' carte palese;
La fedeltà li die grande e minore
E confermarlo in tutto lor signore.
20.
Stando a Siena il sagro Imperadore
Le spese si son fatte, s' io non erro,
Dal populo Senese di valore
Et 0|;ni dì si dan, com' io disserro,
Cento ducati al suo ispenditore
E di una cosa già non prendette zero
Che da palalo la sua propria mensa
Visitata era d' ogni sua dispensa.
21.
Stava r imperio a Siena con gran festa
Perchè si vede da lor molto amare,
E '1 popul fìorenlin fa gran tempesta
Delle castella lor gran disertare;
U Inpcrmdor a nn fnte
Le «corte doT
S €0*111111101 pl& volte
B il ▼! situro a Dio pedi« âtmo
Che sempre titomer ooepnf qmì
B trovanl cosi <|m1 da TulislÎMb
Che «fi esBaliò» el èhbce bpcg^
▲ Ceatél selvo ove il paladiM
Matioo oosite mottaò rao valon
B di prigion menò nan patìls
Con BOA todeKB gitale lòrtecaAi
la qoesto tempo fl lolle tndhoR^
Che Pletasaate al fiicee ddaasR^
Flgliiiol di Tede» iatcadi mb
Era da PteacU e làceid i^ipdhn
Da PieCiasaata; quel giaa dncfal
AJomA Tòlta Tìifhcwi aoome
Ancor ai fera«, per k gola mMs
Che mei ne Ai né Ini ttè em
»4.
Honore estai a Siena licevco;
Conettabil Ih facto per boatade
Di me acrictor e poco honor od fis
Una forteaza bella in veritade
A guardia e trenta paghe concedeo
A sua persona e le préstense dite.
A guardia il mandar a Monte castctt
Di sopra a Broilo che d' è on bi
gìoidkH
Di lungi a Siena, siccome mi pare,
Di cinque miglia quel caste! < ben poac
Giunto costui non vi vnol troppo sii«
Co' Fiorentini accordato fn tosto.
Un suo fìrately che si Cacea chiamale
Jacopo da Sánese, el fu proposto
A' Fiorentina parlare, et, accordato,
In nelle lor mani il castello ha date
» Arlique, per reliqie.
• Sott.: a.
• Feva, per faceva.
• Sott.: è.
» Sott: per.
IL PICaNINO.
689
26.
£ a Firenze oostor si se n* andaro,
Toccar denari e cento paghe fero;
Fiorentini al castello ordinaro
Di quattrocento fanti, a dire il vero,
Fino alle porte di Siena rubbaro
Di molta robba e non avean pensiero,
Poiché fatta la preda ognun fuggia
Et a Mote Castel si riducia.
27.
Al populo senese fé' gran danno
Questo Castel, ma '1 sacro imperadore
V andò ad oste ^ per trarli d' affanno.
Ma già di quel caste! non ebbe onore;
Presene un altro, e non con molto danno,
De' Fiorentin, come dice V altore :
Lucignanel faceasi chiamare,
Misselo a sacco e fecelo spianare.
28.
A Siena toma sanza dimorare
Quel sagro imperio con tutta sua gente
£ tende sua persona a riposare;
In questo il paladin tutto valente.
Che Michelecto si facea chiamare.
Sopra i Luchesi, se '1 mio dir non
mente,
Sopra i Luchesi questo cavalcava
Per dare il guasto a tutta la lor biava*.
29.
Dicerto ancor Micheletto sapeva.
Perchè l' imperio aveva accompagnato,
Che nella terra gente non v' aveva
Se non da piedi alcun pover soldato;
Un suo concetto in nel suo cor faceva :
La città intorno avere assediato
Che femina né uomo possa uscire
Che non convenga alle mie man venire.
30.
£ra di Luglio quando il feroce Orso
Arrabbiato con suo guerrier sovrani,
Con tre miglia cavalli e più fer corso
Per dare il guasto ai poveri Lucani,
Ma e' ne ricevette crudel morso
Da i dttadin valorosi et humani
E dal Conte pisan dal Ponte d'£ra*
Che a Lucha giunse dinanti la sera.
31.
La sera innanti giunse il baron saggio
E r altro di poi venne Micheletto,
Eravi Stefanon col chiar vizaggio
Con sessanta cavalli sanza difetto;
Tanto tien Micheletto suo viaggio
Con la sua baronia, '1 baron perfetto,
Ch' a Sant' Anna in Piagge fu arrivato.
Il guasto dando al grano in ogni lato,
32.
£ seco avea trecento guastatori
£ mille fanti a pie tutti leggieri
Sanz' arme indosso come corridori
£ di molt' altri armati a tal mestieri;
Con lancie lunghe i primi feritori,
Targoni appresso e connestabil fieri
£ balestrier sotto al Targon venieno,
E i guastator T uffìcio lor facieno.
33.
In questa città venne a salutare
Capo de' guastator, Caramigosta,
Per volere i Luchesi meritare
De' gran servigi avuti sanza sosta,
E Petrasanta il volse secondare
Tagliando il miglio per piano e per
costa,
E Micheletto con sua gente armata
Stava in sul fiume, la (ranca brigata.
34.
Veggendo dò, quel Pisan conte ardito
Il popul fece armar con gran furore.
Di porta San Donato si fu uscito;
Ben la seguía quel popul di valore,
Armato ben ognun per tal partito,
£ Stefanone armato venia fuore,
E '1 conte, come capitan pregiato,
In verso il nume* il populo ha gui-
dato.
^ Intendi: vi andò cotrò come nemico.
* Biava: leggi, biada.
* Niccolò da Pontedera.
* Il fiume Serchio.
'. £ rom. PhiL XXV.
44
35-
Sempre a vantaggio il conte lo guidava,
Un argin' che commdi all'Imperiale
E fine al fiume 1' «tgine durava;
Il popul lutto io su queir argiu sale
E le b'ieilre ducun caricava,
E co' tatgoni quel popul reale
Con laude Inoghe, tonchoö bolognesi,
CoDtia i nimici ardili stanno attes.
36-
Armali tulli ben di gnu vantaggio
Que' dttadin v^leoti e poderou
Ver&o i nimici lenseDO' il viag^.
E Michelïllû e tuoi non fur nascosi;
Vei' lor venia con allegro visaggio
E 'n sul Serchio affroolarsi «nag^'MÌ
E 1' uno all' altro mostrava suo ardire.
Ma que' Lacchen lacean gran fcTiie.
37-
Con verrectoDÌ spesso salutando.
Li lot nimici fanno risentire,
E tal fire* con lance e lai con bianJo,
Ciascun sua possa* mostra, a non
mentire;
I buon Lucchesi li vanno incalciando
E MìchelclKT allor s' ebbe a scoprire;
Ver' Um venían con allegro cuore
Ognitn pensava d' e:
Su pia i Laccbesi, siccome valenti,
EH lor facendo dannaggio' spieiato
£ molli de' Lucchesi fer dolenti
Si crudel fn l'assalto a tal mercato;
Ferian tra lor que' nimici caldenli:
Vet' della terra i Lucchesi han voltalo.
Niccolò da San Piero li seguiva
(Motti e feriti assai cader faciva)
39-
Fine alle porte con gran
Facendo de' Lucchesi gran d.innaggÌQ;
n
Addoloralo stBva in ad e«
In salla strada alkic ■ ttin
Qael valerroso conte, jxa n
I>et popul ctiè ooa fuite t)
Quivi lermassi di dolute an
40-
E si inurava a Dìo. quel Pi
Che mai sì partirà di SU ai
Che Tedrì 'd ialvo Inogo Ie
Il valoroso populo Lacaao.
Con lascia arreslata* pmw
Üiccolú da San Pietra, qoc
,.Cbc ftrM. coate, vorrai pai
Rispose il conte: Jo lei bi
4'.
Colla ipsda in man ralente
Sopra di lor si mede bsoa
Lo scampo fu di qnd popa
La persona del conte mIib
Una cosa era quivi a tal p
Della qual fone dubitava oi
N¿ dubitava che agguato ti
4Î.
'erso il Seichto con la tu
onte «erso la cìtt& UflMi
>erso de* Lnccfaesi tao gì
allBmeote in ver" di lot
Andar più non si vuole alT
Poi
„Drente alla t
Dicendo loro: „H troppo grai
„Vi ha fatto oggi presso ch<
43.
Per fico A mezza notte si pi
Que' citudin col conte di pò
A meiza notte poi si si leva
E fur col conte per voler sa
Come vi fusse per pigli«
' SotL: esiste.
' TenjiHa, per tennero.
* /¿re o Jim ferisce, ái/iér
' Passa. Sostani.
* Datmaggio, per danno.
* Arrtilaia: messa in testa.
* J/aitra. Contrai, di maestra.
■ Di /oJítí; ciot, che avea potenza.
desinenu antiquata.
IL PICCININO.
691
E '1 conte disse che san za temere
La porta in Selci tosto sia smurata,
Che 'n ver* Firenze va sua propria strata,
44.
Perchè daranno il guasto da quel lato :
,,E noi r assalterem copertamente/*
Cosi fu fatto com' ebbe ordinato
E fussi misso* in punto tutta gente;
Suo sforzo fece il populo pregiato
Armati' tutti, se '1 cantar non mente;
E come fu iscbiarato il mattino
E Micheletto fé' il detto camino
45-
E '1 guasto die 'n fine in sulle porte
E '1 conte avendo tale affar veduto,
Col populo uscì fuor per cotal sorte
Per vendicare il danno ricevuto;
Assaglinno* valentemente e forte
Quel Micheletto di valor compiuto
£ per costà via 1' hanno assaltato,
E Micheletto s' è maravigliato.
46.
Vedendosi condutlo a tal Zimbello*
Non ebbe mai tal duol alla sua vita,
A sua gente gridava, il baron bello:
„Ferite forte o mia brigata ardita",
E punse il suo destrier forte et ¡snello
E tra' Lucchesi entrò per tal partita.
Un uomo d' arme in nel petto feria
Per tal virtù, che 1' usbergo partia
47.
E ogni sopravesta gli ebbe rotto
E malamente si V innaverava
E del destrier fu caduto di botto
Perchè '1 destrier di retro si scosciava
Ed ei fu risalito in pie di botto,
Alla tagliente spada man cacciava:
„Lucha Lucha, gridava chiaro ex-
perto,
„Oggi sarai, Micheletto, diserto."
48.
Or quine ritto fu sanza dimoro
Il valoroso conte alla primiera,
Arditamente si misse fra loro
E feritte un baron di tal maniera
Che del cavai cascò per tal tinoro;
A quel uom d* arme suo con buona
cera
Li presentò *1 cavallo prestamente.
Su vi sali quell' uom d'arme valente.
49.
Fra San Bernardo e Lucha la dttade
Era lo stormo del popul gagliardo,
Ferir di lance chiavarine^ e spade
Feriva il popul, non come codardo.
Abbattendone assai per quelle strade,
E '1 conte Anton, più fier che Leopardo,
Feriva forte, quel paladin bello.
Di quella gente facendo macello,
50.
E non trovava a sua possa riparo
Tant' era ¡smisurata sua fortezza,
E '1 populo vedean lor valor raro
Mostrando sopra lor la gran franchezza,
Tanto che indreto alquanto rincularo
Li lor nimici, e lor con gran fierezza
Li seguitavan come gente ardita
Et a molli di lor togliean la vita.
51.
Il conte dilungar non si volea
Dal populo perch' era tutto a piede.
Ma con pian passo i nimici seguia
E que' di Micheletto ben richiede
E Micheletto in sé grand' ira avea;
Volse il destrieri in verso il conte, fiede*
Colla sua gente in verso il conte dotto
Sicché pedone^ il fé* cader di botto.
52.
Il popul tutto allotta ebbe paura
Che il valoroso conte non sia morto;
A/isso, per messa.
Sott: essendosi.
Assaglinno, cioè: assalirono.
Zimbello: altre volte dice, cìmbello,
Ckiavarine, o cliiaverine; è un' arme.
Fiede, per fende.
Intendi: sicché, essendo a piedi k> fece etc.
44'
___!_. 1 ÖQa A. PELLEGRINI. ^^
^^^1 Addotto >eU iDimid »DU CK»
E le pifuUe d' acctuo e l
^^^^1 Si misie allotU qncl populo accotlo
Fuor diclo il ferro listasi
^^^^H E mellein lor penone alla vculura
£ per colui fu 1' ultima gi
^^^^H Wleoda il conle ■ si malvigio porto,
Al Iato a Micheietto odd
^^^H E1 coDle in piede eia già Htalito:
^^^H Ben si difende quel buone ardila.
57.
^^^1 SI-
^^^1 I buon Luccbui Teton lua dire».
„A volere stai qui son m
^^^^1 Altiiuncnte sare" preso e legÉlo
„E qneslo popal m' lia n
^^^H II era 1' offesa
^^^^1 Di Michelaio fiero e dispiëlalo.
„Di cavalli e di eente m' 1
^^^^1 Qael popolo feriva alla dislesa
„Unde me stesao dì eÌ6 mi
^^^H Tacto che it cernie a cavai fu monUto.
„D" esser vcouto qui per q
^^^^1 Oh quanio r«' d' aime quel guerriere
„Perch* costoro sOD di^(
^^^^H (Ch' era uoa gtan meraviglia a vedete)
„E guadagDur io aaa. d p<
^^^1 S4-
SS.
^^^H Veno i nimid con la landa bai»!
„Unde a me questa cosa \
^^^^H Un colpo dona a un con tul podestà
„Doppi vajilBgei han contra
^^^^H Gillollo* terra e lutto lo fracassa;
„E non intendo più voler 1
^^^H Poi lecondava un allTO sanza resta,
„U miei cavai son motti, e
^^^^H Giil non sembrava la sua fona lana,
„N' avrò da j Florentia p-
^^^H Com- un torso il mandava alla can-
^^^H peitra
Con tal co£Ìtadan unía di
^^^^1 E 1 Icrao abbatte e '1 quatto con
Fece le trombe a ricolu K
^^^B
E in vet' Firenze prese a e
^^^^B. Fuor dell' aidon a suo dispetto
S9-
^^H
E col populo il conte stfa
^^^H ss-
Un poco e poscia volse ro
^^^^M Con alla voce „Duca" allor gridava;
E -n verso la città col pop
E Micbeletto segue suoi sei
^^^^P Ben lo seguia il populo Lucano,
^^^H, Con lor balestra ne naverava
Dtcnio di se diceva piano i
Quel valoroso e oobil cavai
^^^^H E Micbeletto, quel baron sovrano,
^^^^^1 Vedendo come ti popul danneggiava
„Contra i Lucchesi mai pi
^^^^^B La sua brigala, e morii assai in sid
^^m
„Per lor terre giammAÌ dann
^^^^^B Inimaginava in frii sí stesso l'affare.
6q.
^^^^^1 Iq tanto UD balestrieri a disserrare
„Ogni volta ce o' ho una pi
^^m
„Chi Jesu Christo per lo
^^H dieci nuce un groiso verrettone
p
^^^H D' una balesua. Badessa Tocata,
„Unde eh- io fermo in me qi
^^^V La teala d'un cavallo e poi l'arcioDe
"
^^B > Sari', per sarebbe.
^^^1 * I-egei' cl^E '° ^'='1'' '1<^'
^^^H ' Jii TiptgUo: mi rimprovero.
^^B • Dannificart. Dall' aggetivo lai.
damnificus ha coniato il verb
^^V * Prtndt. Inlenderei, prende par
1
^^^A. „^ J
w—1 — 1
,Che mai per me quell« dlli si offende
Poi a' Lucchesi quell' imperier caro
Iscrisse come accordati ci avea
»Veggio che '! volto Sanio 1> difende.
Co' Fiorentini come a lui placea.
„Ch- egli hanno la ragione, pe.ò Dio
65.
E losto leron montare a cavallo
„La ïuol campar d' ogni tormento rio."
61.
b ver' Firenze costui «e n' andoe
Messer Ceccardo fu 1" un. sania fallo,
^'1 populo Lucchese tírenlo entrato
Nicolao Burlamacchi, a non cianciare.
^n quel valente conte che dell' òe;
Fu r altro ciltadìn a coUl hallo;
»'inde' a parecchi di, eh' i riposato,
E '1 general consiglio sania slare
I coDle poi a Milan se n' andoe.
Comandò lor che sania stare niente
Vogliol' lassate e sarò ritornalo
In line a Siena vadan di presente;
U sagro impeiator, maestà pia,
66.
A' egli ebbe da Firenze imbasceria.
„E si direte all' Imperi er sovrano
6i.
„Che quando fu in questa nostra terra
Florentin mandare un meuaggieri
„Noi li dicemmo che noi eravamo
U sagro imperio, come tu adirai,
„Co* genovesi in Irgha et che la guerra
IE dielli libertà a tal mestieri
„Prese per noi quel popul sovrano;
Pie sanza pace non ritorni mai,
„L'altro, che d ha levato la gran
E ci¿ che fid Eon quel sagro impe-
guerra
rieri
„Da dosso Ü franco Picdnin glorioso
Avrem per fenno e rato' quel che
„Di Milan duca* signor valoroso.
fid."
67.
: punto a Siena quest' ímhaseiaiore
„E non dobbiam per lo certo
1 fu davanti al sagro impcradore.
(•ì-
„Firmare, e dò sapete per Io certo
Eao »er mon porge dolce umile e lieve
„Che sarebbe atto dì gran Iradigionc
Che suo salmo mai non ebbe pareggio
„E non sarebbe render degno merlo.
Con le parole sue lardale e grieve:
„Rendendo mal per ben non * ragione.
„Saluti Dio imperio e tuo baronaggio.
.Provvedete per voi come vi pare;
^i cui messaggio son dirolti brieve'
„Nostra promessa non vogliam mancare.
jjCoUo aspetto sereno chiar visaggio;
6S.
i^el popul fi o re lin son me s saggi e co,
„Imperador magno Rero e giocondo
„Per pace manda a voi giusto impe-
i,Non esser di tal cosa disdegnato
„Perchi ciò non farem per lutto il
64.
mondo.
„Mai mancar ú vuol la fede ¡n niun lato
E di secreto iusinne si parlare,
„E chi la manca gii più volte al fondo
Poi co' Senai parlò ftancamenle
,,Se ne son giti cbè non ban pensalo
L' imperador, e breve 5' accordaro;
„Dell' aven ire e lengón mal camino:
Di ciò che fa non conlrasUre» niente;
„Ognun li chiama poi tristo e tapino.
■ iHdt. Voc. lai. — Intenderei;
' yoglioi. cioè: lo voglio.
^^^
' ñato. cio*L ratificato.
' Dante (I, 3, 45)1 Dictrolti mott
^^^^1
■ Cctttratíare. Leggi, contrastan
Milano ^^^^1
694
A. PBLLBORINI,
»»
>»
»»
»»
69.
,Ma chi mantíen la cosa patteggiata
L' alto Dio sempre difende suo seggio,
„Sicché signor di ciò non far pensata
„Che avanti sosterremo di star peggio
„Che mai la nostra fede sia mancata.
„Non prevedete più a nostro remeggio^
, J*rovedete per voi come vi pare
„E noi lassate pure in pace stare."
70.
L' imbasdatori ognuno fu chiamato
£ breve a Siena egli ebbono arrivare,
Davanti all' imperier ciascun fu andato;
Messer Ceccardo, senza dimorare,
Con reverentia 1' ebbe salutato:
Quel glorioso Iddio, che non ha pare
Salvi e mantenga in ¡stato giocondo
,J1 franco imperador nostro Gismondo",
7«.
E poi contava tutta 1* imbasciata.
Lo imperador quando tal cosa udiva
La fiiccia sua mostrò tutta turbata.
Poi a sua gente presto si volgeva:
Questa Lucana gente è rubelUta
Dal mio volere, et io per lor faceva
„Più che per me e dò ben lo sa Iddio,
„El or non voglion far ciò che voglio,
— •>
,,Ma anco li pagherò di tal mercato."
Messer Ceccardo quando 1* ascoltava:
..Santa corona in ciò non si^ adirato,
..Cotal novella a noi tutti aggrava;
..Ninno Luchese mai fu chiamato
„Tradilor (e così ver* lui parlava)
„E nostra fama vogliam mantenere,
„Ciò non dobbiate avere a dispiacere.
73.
Li congregali baron e donzelli,*
Principi, cavalier di grand* affare,
E de* Senesi v' eran ancor con elli,
Udendo de* Luchesi il bel parlare
»f
»>
Molto lor piacquer que* sermoni bell^
Pot qaell' imbasctador di grand* a£Btt*«
Furd partiti, al palagio n' andaron
Et a' signor di Siena si parlaron.
74.
Com' ebbono con lor parlamentato,
n general consiglio s' adunava
£ la proposta qual' io v* ho contato
Del sacro imperio quine si contava.
Della gran fedeltà maravigliato
Ciascun si era e molto commendaTa
Que' buon Lodiesi per popul valente
£ poi preser consiglio prestamente
75-
Di non voler la pace, ma volere
Far come fece fl populo Lucano;
E tal consiglio s' ebbe ad ottenere
E quando fu all' imperier certano,
Di cotal cosa fugli a dispiacere,
E a que' Fiorentini a mano a mano
Ch' eran ambasdator quivi venuti
Acchumiatati funno e dipartati.
76.
Poi nostri imbasciador non diInoraDdo^
Avendo fatta tale operatione
Avanti air Imperier ñu, poco stando,
E chieserli chumiato in ginocchiooe
La lor città a lui raccomand.ando
E dipartirsi sanza responsione;
Ma pur per lor bontà non ebbe
effetto
De* Fiorentin il lor falso concetto.
77-
O duca di Milan ben puoi star chiaro
Del populo Lucan che faccia tanto;
L* effetto n* hai veduto a tal riparo,
E veramente ti puoi tu dar vanto
D' aver più bel gioiello, o signor raro.
Che sia nel mondo, e la ragion di tanto
Ti assegnerò qui ritta di presente:
Di terre esser signore non è niente;
» Rtnuggio. È proprio delle ali d^H uccelli. Qui forse il poeU 1' osa
metaforicamente.
« Donzèlli. Nome che si solea dare al giovane aspirante a divenir cava-
liere: il vocab. deriva da domniiellus della barbara latinità.
' Dimorando, per indugiando.
IL PICCININO.
695
78.
Avere il cuor dell' nono e con fer-
mezza:
Questo è ricco gioiello e ben fornito.
Sempre mi stia in nel cuor tal dol-
cezza.
Vedendo in tal virtù di sé vestito,
Il populo Lucan di somma altezza,
Per fame ^ ne' per guerra isminuito
Mai si trovò di fede e lealtade
Quel popul pien d' infinita boutade.
79.
Messer Ceccardo a Lucha ebbe arri-
vare.
Or ritorniamo al sagro imperadore
Che non potendo sua volontà fare
Di quella pace eh' io dissi il tinore,
Prese partito volersene andare
Verso di Roma per lo suo migliore.
Dal populo di Siena' acchumiatato
Et a sua gente poi ha comandato
80.
Ch' ognun s' invii, che: „a Roma vo'
passare
„Poiché i Luchesi gente valorosa
„Non m' han voluto a nulla contentare
„Et hanno rotto mia impresa gioiosa,
„Per tutto ciò io non vo' tralassare
„L' impresa mia cotanto gratiosa
„D' andare a Roma a prender la corona,
„O rimanervi morta mia persona.'*
8f.
Egli era acceso d' ira e di dolore ;
Tutta sua gente fece tosto armare.
Poi comandava lor sanza romore
Che il cariaggio si faccia avviare.
Poi ver* porta ron? ana con furore
Prese la maiestate a cavalcare
E la sua giente drieto la seguia
E verso Roma si presen la via.
82.
Lassiam costoro e si tomi al Piccinino
n qual lassai in Voltolina andare,
Quince portossi come un paladino
Com' è usanza sua persona fare
E la sua gente per cotal latino
Ben seguitaron suo buono operare.
De' Ventian quasi tutta lor gente
In Voltolina stava francamente:
83.
Quattro miglia cavai, come il dir suona,
E da sei miglia fanti si trovava
De' Veneliani tutta lor gente buona.
Questi il paese lombardo guastava,
Per tutto ardendo, come il mio dir
suona ;
E capitan di questi si trovava
Messer Giorgio Cornerio Venetiano,
Taddeo Marchese e Talian Furliano.
84.
Ben si trovava in questa compagnia
Da Martenengo Cesar, buon guerrieri,
E Lippo Topo, per la fede mia,
Con le lancie spezzate arditi e fieri;
Daniel Sarasin di Lubonia,
Messer Carlusso il gentil cavalieri.
Il Grasso da Vinegia et Antonello
Christofano dalla Motta, baron bello.
85.
E '1 Piccinin tutta via cavalcava.
Per la valle altro orso fii entrato.
E contra i suoi baron si rivoltava
E comandò che ognun sia tosto armato
Se alcuna cosa al loro armar mancava
Di tutto punto ognun fussi acconciato.
Quando i nimici viddon tal compagna
Armar si corse la brigata magna.
86.
Messer Giorgio Corner, per tal sermoni.
Alla sua gente fece comandare
Che cavalier caporali e pedoni
Ognun dovesse a sue schiere tornare
Sotto lor capitan, que' pro' baroni,
E cinque schiere fenno, a non cianciare,
Sanza la pedonaglia che Pigliardo
Capitan de' pedoni è sanza tardo.
87.
E li villan rimaseno alla guardia,
Serrar la valle con fiero rimiro,
n Piccinin con sua gente gagliarda
1 Leggi: Ne' per fame ne' etc. • Sott: si è.
■cUen B pol "n vn* lor m
696
Fece t
Et uulltte, die Blent« ritank.
Facendo lor portai gris*« martira,
E «joel del Plcciidn, m
Neo faron dn' mlcUa nomini a nvalto,
88.
HQle pedoni ana quel gneni« drudo
Tnttl per ala 6m 1 monte e 1 teneiio;
Ogni pedono ë dlipletalo e crudo,
Spìeprond I pemxn eoo graii Teleno,
Chi palmcggU*« landa con «no acado
c pao* campjoift
Ben lo seguiva í<
Ferendo ognun »i
Ardito ognun vai
Ncir allro canta ditù i> battacliii
Chriito vi guaidi d' ogni ria lian|ttL
Deux détails du Bestiaire de Philippe de Thaon.
I. La source des vers 2^T¡ — 3004.
Dans mon éditíon du Bestiaire de Philippe de Thaun, je me
suis à dessein abstenu de faire des recherches sur les sources du
poème de Philippe. Sans compter une courte esquisse de l'histoire
du Physiologus (p. xxiv — xxxi), dont le Bestiaire n'est en somme
qu'une traduction, je me suis borné, — en attendant Tétude
annoncée par M. André Beaunier sur les sources des bestiaires
français du moyen âge, — à renvoyer à l'article de M. Max
Fr. Mann, Der Physiologus des Philipp von Thaûn und seine Quellen^
Anglia VII, IX, et ne cite, dans mes notes, les autres rédactions
du Physiologus que là où elles peuvent rendre service pour l'éta-
blissement du texte de Philippe (voy. mon Avant-propos). Qu'il
me soit pourtant permis de dire id quelques mots sur un passage
de ce texte, lequel aurait eu besoin d'une note explicative — que
je n'étais cependant pas à même de fournir à l'époque où je publiais
mon livre.
Dans les vers 2977 — 3004 Philippe traite, à la suite de l'article
sur l'Aimant, des douze pierres précieuses ornant les fondements
de la Jérusalem céleste (l'Apocalypse XXI, 19 — 20). Philippe in-
dique, en des termes très brefs, la signification mystique de chacune
de ces pierres, mais ne dit rien ni des qualités médicales attribuées
dans les plus anciens lapidaires à ces pierres, comme à un grand
nombre d'autres, ni des propriétés morales que leur assignent les
lapidaires postérieurs, d'esprit chrétien.
(7est M. Gaston Paris ^ qui a le premier appelé l'attention sur
les vers suivants de Philippe:
. . Si ait lire de Lapidaire
Ki est [ja] estrait de gramaire (3007 — S),
par lesquels le poète renvoie à une traduction française du lapi-
daire antérieure à l'époque où il écrivait (vers 1 1 30), et qui, selon
l'avis de M. Paris, vraisemblablement n'était autre que le premier
des lapidaires français publiés par feu L. Pannier^. Cette sup-
position est rendue encore plus probable par une comparaison
^ Notice préliminaire sar les Lapidairts de Pannier, p. vus.
* Bibliothèque de l* Ecole des Hautes Etudes, fase. 53.
698 s. WiXBEROy
des w. 3005 — 6 et 3031 — 2 de notre Bestiaire avec les vy. 25—6
et 859 — 60 du Lapidaire en question. Les void:
Best. Lftpid.
Kl plus volt laveir de cez pieres, .. Ke fa de natnre de pierei,
[De] lur vertus e lur manieres . • De lor Tertus, de Inr maneirei.
Del del la rusée recdvent, La rosee dd del receivent
De cele enprdgnent [e cuncdvent].^ £ de ce les pieres cuncdvent
Mais, comme le remarque M. Mann» Anglia IX» 421, œ lapi-
daire ne donne pas d'interprétation allégoriqne des pienes, et
aussi dans les autres lapidaires elles sont traitées d'une tout astre
façon. Les Physiologi latins n'en disent rien» et» d'ailleurs, la
manière d'interpréter est» dans le passage dont il s'agit» toute dif-
férente de celle du Physiologus et des autres chapitres du Bes-
tiaire.2
Je crois maintenant avoir trouvé la source où Philippe a prit
le sujet de cette digression. Entre les vers 3004 et 3005 sont
plac^ dans le ms. de Londres» — le seul qui nous ait transmis
cette partie du texte» — seize vers octosyllabiques latins» que fai
imprimés à la page cxii de mon Introduction. £h bien» en par-
courant» il y a peu de temps» le Marhodi Lâer La^dim ttu de
Gemmù . • . iUusiratut a Johamu Beckmatmo^ Gottingas I799t T^ ^^
trouvé (p. 136 — 7) ces vers, qui forment id la fin d'un petit poème
de seize strophes, intitulé par Beckmann Marhodi Redmmns Efh
scopi FrosOf et traitant des douze pierres de l'Apocaljpse.
Pannier mentionne cette prose^ mais n'en cite que les deux
premiers vers. Bien qu'elle ne porte aucune rubrique, Pannier in-
clinait à croire que Beckmann avait eu raison en Fattribuant à
Merbode. ,,I1 ne serait pas impossible que dans ses dernières
années Marbode, pour faire oublier l'impiété de son premier lapi-
daire, se fût mis à composer une prose selon les idées de l'Église.'*^
Le manuscrit qui contient la prose en question est le ms. A
de Pannier, Bibl. Nat lat 14470, ancien Saint -Victor 310. Elle y
occupe presque tout le feuillet 36.^ Avant Beckmann, elle avait
été publiée par A. Beaugendre dans son livre Hildehtrti et Marhà
Opera, Paris 1708 (in-folio), et en réalité Beckmann semble s'être
contenté de réimprimer le texte de Beaugendre. Beckmann sépare
quelquefois le v et le j de Vu et de* IV et résout Tabréviation ^
= e/f ce que n'avait pas pas fait Beaugendre; outre cela, la seule
différence entre les deux textes consiste en ce que le dernier moi
^ La leçon visiblement corrompue de l'anique ms. de Londres, De cele /«
de cel veient, a été corrigée par moi & l'aide da Lapid. (voy. mes notes).
« Cf. Mann, Anglia VII, 428.
' Z. c, p. 219 s.
* Pannier, /. c,
• Il y en a une autre copie dans le ms. de Bruxelles 2834, voy. Pannier,
/. c„ p. 220. — Selon Pannier, ibid., cette prose aurait dix-sept verseU; daos
tous les cas elle n*en a que seize dans le manuscrit de la BibL Nat
DEUX DÉTAILS DU BESTIAIRE DE PHILIPPE DE THAUN. 699
de la strophe 14 se IH chez Beaugendre poteri^ chez Beckmann,
peUrit, Le ms. porte potent
M. le professeur C. Wahlund, dont tout le monde connaît
rintarissable bonté, a eu Tobligeance de faire pour moi une nou-
velle copie de cette pièce, laquelle difière par plusieurs menus
détails des éditions mentionnées. J'imprime ci-dessous, Tun à côté
de l'autre, la prose latine et le texte de Philippe de Thaun. Pour
les dernières strophes, non traduites par Philippe (cf. ci-dessus), je
place aussi les deux versions latines en face Tune de l'autre.
Le ms. lat. 14470 écrivant le plus souvent e pour œ (or), je
résous toujours l'abréviation p par pre. Je ne relève pas, dans les
variantes, les cas où Beckmann imprime œ {a) pour e, y pour /'.
I. Cives celestis patrie, [fol. 36 r*] (2977. Duze pieres at en cest munt
Regi regum concinlte, Ki malt grant deraustra[Ì8un unt];
Qui est supremus opifex Ne larai brièvement ne die
Civitatis uranice, De chascane que signefie:)
In coins aedificio
Consistit hec fnndatio.
2981. Jaspe ruge demustre amur,
[L]a verte, fei, blanche, dulcur;
2983. Saphires mustre ki fet at
Que ensemble od Dé regnerai;
n. Jaspis coloris viridi
Prefert virorcm fidei,
Que in perfectis omnibus
Nnmqnam marcessit penitus,
Cuius forti presidio
Resistitur diabolo.
m. Saphirus habet speciem
Celesti trono similem,
Designat cor simpliciom
Spe certa prestolantiom
Quorum vita et moribus
[Refnlget et virtutibus].
IV. Pallensque calcedonias
Ignis habet eífigiem,
Subrutilat in publico,
Fulgorem dat in nubilo:
Virtutem fert fidelium
Occulte famulantium.
V. Smaragdus virens nimium
Dat lumen oleaginu[m]:
Est fides integerrima
Ad omne bonum patula,
Que numquam seit deficere
A pietatis opere.
I, 3 B{eckmann) supremus est — II, f ^ colore
III, 2 B ihrono — 6 ajouté au crayon, probablement par Beaugendre,
\, 2 B oleaginnm, sans remarque.
2985. Chalcedoines ki est fuïn
Mustre qu'od Dé serum veisin;
2987. Esmaragde demustre fei
Que [li] crestîens at en sei;
E. WALBERG,
VL SÉTaoDÌx constat tiicolor:
Hoino (ertnr interior
Qntm denigri t hnmilitas,
In quo albiscit castilaa;
Ad honesta ti s cumuluro
Rvbet qaoqae msTtiriam.
VILSwdi^
Culiu
DecQs
color
poniceus;
itat mani ri
Rite .
Seitu<
igonizanlium.
i est in catalogo,
Cnicii
1 Etcì
. misterio.
i^i'). Saldami maslte chaslei
Entre sainE [e] bumilìlt;
1991. Svdtus musiie [U] dolui
Qa'cl mnnt ourent puf De tuia:
VnL Anricolor cbriiallliu
Scintillât velnt clibanni:
3993. CilMriile, [vie] cdcttc
[Qa'tnnBt i^rof} vie te
Ferlixte Mpientie;
Qnl Kptiiòniii« gnüm
Sacio iptendeadt jnbwa.
CS. BeiUIoi Mt Umphstlcn*,
Ut m1 In iqnm limpldu:
Fignimt ToU Bwntlnai
Jxigemo Hig»tlo;
Quid magli Hbet ndatlcnm
Snmme quieti* oclam?
X. Topachn qoo cailor [fbl. 361*] 3997. Topadni uni ngne&e
Eo est preciosioT; La comne de «aiate m;
Nitore eitat criseo
Aspeclu et »thereo;
Contemplative soiidam
Vite prestat ofñcium.
XL Ctysoprassns p
Imitalnr o
Est inteiEinctut anreii
Miicello qnodam gottulia;
Hcc eit perfecta cantai
Quam nulla »ternit ferìtaa.
Xn. Jacinctns e^t cernlem,
Nitore medioximui,
3999, Crigopaiina mnitre hiiet
Qne li HJnt nme arrnnt moll <b>a;
VU, 6 B hsBTtt
1993 iß, lire — 2994 J^^- Qu" onr
IX, 4 Cerr. tagatiam; B ta|>aciam, j
- f> B o9tium (f. otiam)
X, 1 Corr. rarìor (B)
XI, 1 conciUom four conchylfiim
- siiH
DBUX DÉTAILS DU UESI'IAIKE DE PHILIPPE DE 1
Cotai decoia facies
Hatatur ut temperies:
Vi torn signât angílícam
DiscrslioQe piedium.
'.. Amelistus preclpuus
Decore vi alati us
Flanimam cmitlít aure am
Nilellasque purpureas:
Pretcadil cor huniiliuni
. Hii prec
Camales
Coloni m et varíelas
VìrtntuiD nmltiplicitas,
QniCDmqne bis Soraerit
Concivii esse pò te rit.
3DO3. Amatistus muilre, co qui.
Le martire qae Deus sufri;
L \TOUge\ Hic predosi lapìdei
, Carnales si^(iiic)aiit homines,
[noir) Colo tum et varíelas
Viri ut um mulliplicitas.
[Et la] qui his äaruerit
Conclus esse pote rit.
KV. Hileruíalem pacifera Z (nDiV) Jerusalem pacifera
Hkc tibi sunt fimdamiaa. Hec tua sunt (undamina.
Felix Deo et próxima Felix et imo próxima
Costos tuarum tuirium Cusios tuorum turrium
Non dormit in perpetuum. Non ilotmil lo perpetuum.
VI. Concede nobis, agye
L (»Dir) Concede nobis, agie
Rex civitatis celici.
Rex ïiviutis celice.
Post cuTsom vite Ubili
Post me tarn [vite] labilis
Consorcium in superis!
Consortium cum superis!
Inter sauctorum agmln
Amen.
Cantemns libi cantica.
XIII, ï B violaceus —
rne a changé l'i it I'k
. Xpo (A Christo)
XIV, s s His quicumq
contenlus? i? ms. ht
XV, I Ms. Hertm — 4
XVI, 3 i< «J. L o jar
nts, qui, dans tous Us
¡aiin précédant U Itxtt
3 Corr. Flsmmas e. áureas — 4 Unt mom
du mol nìlellas en 0 it M; B notulasque —
e — 6 fl pclcrit; L: Ici j'avais mis en noie:
T447Q nous offre ¿videmment ta bonne Íe¡on.
lei Lai, bonne leçon.
— s — 6 Four ces Hgnes. cf. Us deux vers
Irais Htss. de Pkilipft. forment ¡a fin du pro-
françaù:
Yoy. Best,, f. c
Decani emus Alleluia!
On voit que le texte franvais, bien que n'étant pas une tra-
duction littérale de la prose latine, — on sait ce qu'étaient les
traductions de cette époque, — la suit pourtant assez près pout
justiñer ma supposition que noua avons en effet ici la source uti-
Usée par Philippe de Thaun. Ce n'esl <{iie ôêbm Ilatapiitatkm
^rmbolique de la cluysoprase que le MMdüdem* if jcttrte toot 1
feit de l'original latin.t
L'hypothèse de M. Mann, savoir que les mbriqiieSt on cer-
taines des mbriqnesy seraient «aprim^es à d'antiea oavnges, at
donc Gonârmée pour nne d'elles, et je ne serais pi» étonné qu'elle
se montrât juste pour quelques autres eniçoie, Ifais il n'en rtelte
pas que ces rubriques aient été introdiáles par dbs copistes poii*
rieurs.' Ainsi, pour ce qui est du cas qfd nous intéresse id
spécialement, les choses ont dû se passer de la manièie suivante:
Philippe a eu devant les yeux un manuscrit contmant, tout comme
le ms. lat 14470, outre le k^pidaire de Marbod^ la prose laâie
imprimée ci-dessus — et qui pourrait bien aussi, en eftt, être
l'œuvre de cet évéque (cf. plus haut); le poète en a traduit It
plus grande partie et a inséré tel quel le petit é|Mlogue, pent-é&e
avec l'intention, jamais réalisée, de le traduire plus tard, on toat
simplement pour s'en servir pour rulnique.
2. La lacum entre les m* 2890 ei 2891.
Dans ma note sur le v. 2890 du Batíaire, fai essayé d'ex-
pliquer l'origine de la lacune qui se trouve af^ès ce ven dans le
ms. de Londres (BibL Cott Nero A. V), le seul qui contienne ce
passage. Void la teneur de la note:
2980. Après ce vers, le dernier du verso du feuillet 78, il y a évidem-
ment une lacune. Wright fait cette remarque: ,,A leaf appears to be
wanting." En examinant de près le ms., on voit que le feuillet 79 n'appar*
tient ni au cahier précédent, composé de dix feuillets, — tandis que la pio*
part en a huit, — ni au suivant, le dernier, composé de quatre feuillets: il s
été collé au feuillet précédent, de manière que les initiales ont été cachées.
A présent il est presque arraché; on voit encore des traces d'encre noire et
de couleur et de petits morceaux de parchemin sur le verso du feuillet 7S.
Il n*y a certainement pas eu de feuillet entre ces deux, au moins depuis
que le ms. a été relié. Les choses se sont sans doute passées ainsi: en
écrivant les derniers mots du feuillet 78, le scribe était arrivé à quelques
lignes du bas d'une page ou d'un feuillet du manuscrit qu'il copiait, et, eo
passant à un nouveau cahier, il a oublié les lignes qui restaient (= 1^
lacune actuelle) et il a commencé avec les premières lignes de la page sui*
vante de son original. Le fait que le feuillet 79 est matériellement isolé«
s'explique le plus facilement par la supposition que le copiste économe
^ Comme on l'aura remarqué, la rime est négligée dans les versets I,
IV, VIII; sont-ils fautifs pour cela? En tous cas je ne vois guère comment
les restituer {sapientium au lieu de sapientie VIII, 3?). Dans les strophes Tk
et XIII la correction est très facile (voy. les variantes).
* Voy. l'introduction du Bestiaire, le chapitre intitulé Rubriques la-
tines, p. zcvu.
DEUX DÉTAILS DC BSSTIAIRX DK FBILIPPE DB THAUN, 703
(oa bien le reiìear, oa m antre) aim enle^ le feniUet corres]XftnJant, resiti
blanc à la fin dn dernier cahier, le texte n'occnpant qne quarante
et nn feuillet! (cf. llntrodnction , p.iK...
Cest là un la|>sus ezmajeux; le texte occape évidemment
quarante - deux feuillets (fil 41 — 82, voy. p, i). Au premier abord
tout mon raisonnement paraît s*écrouier par ce seul fait; il n*en
est cependant pas ainsL Je crois encore que le dernier cabior
était à l'origine composé de six feuillets, dont le dernier a été
enlevé. Le fait que le BfsL comprend le nombre pair de quarante«
deux feuillets, malgré le feuillet isolé (f. 79), s'explique j>ar une
note que j'avais prise en examinant le ms., mais dont je ne mo
suis malheureusement pas aperçu en écrivant les lignes citées
ci-dessus: le Best, ne commence pas un nouveau cahier; le Comfmi
finit au recto du cinquième feuillet d'un cahier; suivent ensuite
deux pages blanches, au verso du sixième feuillet des fragments
d'un calendrier (?) latin (voy. Mall, Comp,, p. 2), entìn, au recto
du septième (f. 41)1 le BesL commence. Le dernier feuillet (f. 83,*
le quatrième du dernier cahier) est resté blanc.
M. G. F. Warner, conservateur adjoint des mss. au Musée Bri-
tannique, a eu l'obligeance de vérifier, sur ma prière, l'exactitude
de ces doimées. En outre, il a bien voulu me communiquer, sur
le f. 79, la remarque suivante: „The quires on which the Bestiarius
¡s contained are as follows: I ff. 35 — 44; II 45 — 52; 111 53 — 60;
IV 61—68; V 69—78; VI f. 79 is a detached leaf; it is im-
possible to say with certainty to which quire it originally belonged;
but there seems to be a fragment of a leaf between ff. 68 and 69.
Is it possible that this was originally a complete leaf forming the
other half of the sheet to which f. 79 belonged, and coming im-
mediately after f. 78 (there is a set-off in red on the verso-sidcî
of the fragment, which appears to come from an initial on f. 79)?
And that, when the volume was rebound, this sheet, instead of
continuing to form a quire by itself, was bound up as the out-
side sheet of quire V? — VII ff. 80 sqq. (blank leaf after f. 82):
4 leaves."
Cette hypothèse parait d'abord séduisante; cependant j'ai
peine à y croire. Comme je l'ai dit dans la suite de la note précitée,
des raisons internes indiquent que les vers qui manquent n'ont
contenu que le début de l'article Adamas. S'il y a vraiment
eu un feuillet entre les ff. 68 et 69, et que le fragment mentionné
par M. W. ne soit pas qu'un bout du f. 79 même, collé, on s'en
souvient, au cahier précédent — c'est là, si j'ai bonne mémoire,
l'idée que je m'en étais faite en 1897 — je croirais plutôt que
ce feuillet était blanc (et qu'il aurait dû prendre place à la fin
> En réalité ce feuillet n'est pas numéroté; c'est le luivant« ou Cftmmunct
la Vüa S, Tkama, qoi, dans le ms., porte le numéro 83 (comronokation d«
M. G. F. Wand).
704 E. WALBJSRG, DBUX DÉTAILS DU BESTIAIRE DB PH. DK 1
da dernier cahier); cela expliquerait en e£fet pourquoi 1
levé ce feuillet, tout en laissant là ravant-demier, — ad
le dernier, — resté blanc, lui aussL H faut pourtant a'
ce serait une erreur tout à fait singulière du relieur qu«
entrer ce feuillet blanc entre £ 68 et 69; d'un autre
ne voit pas pourquoi Tavant-demier cahier (VI) n'aura
que deux feuillets. Pour ma part, je persiste à croire c
jamais eu de feuillet entre 78 et 79; l'explication que j'¡
dans la note du v. 2890 me parait encore la plus vraise
Emmanuel Wau
^naMwiRnifiKinìiìn lo im Spuiâdm»
Vorlegende UiitaMJcIi*:xg isc T^ianlia-rs; ¿Tir>± Toîxer? Ai»*
fuhnmgen in den VB n i S5 f. end rescoders ¿rLndi däi \Vkks>
Spruch, in den skb dieser Ge'.ehrte mit den spanischen Gnmxoâ«
tavern steüt, indem er in manchen FáLen bei der Snhstanm-iorarg
eines Adjektir? dnrch i.' oder .'■:> eine gewisse Unsicherheit des
Sprachgebrauchs erkennen. Ausdrucke mit €i Ausdrucken mit i^
der Bedentnng nach gieichgeartet ansehen wiü. während die$e
einen Unterschied im Sinn machen, den sie durch x^ers^^iiedent*
liehe Benennungen klarzmnachen streben. Da mir nun eine Ent*
Scheidung der Frage ohne eine detaillierte Uebersicht über die
recht mannigfalUgen Gebrauchsarten der /î>-Konstruktion nicht mòg*
lieh schien, diese Konstruktion aber als eine in den romanischen
Sprachen einzig dastehende neutrale Ausdrucksweise besondere He«
achtnng zu verdienen scheint, gebe ich zunächst im folgenden eine
möglidist vollständige Aufzahlung ihrer Spielarten, >AX)bei ich mich
nicht scheuen durfte, manches allgemein Bekannte und Krwähnte,
und manches, das so bekannt ist, dafs es nirgends erwälint >vin.Ì,
zu baühren.
1) Zunächst fìndet sich lo sehr häufig bei Partizipien; die Be-
deutung ist sehr klar; es fafst mit dem /-Partizip dasjenige zu-
sammen, auf das eine Handlung gerichtet ist, mit dem m/- Partizip
dasjenige, von dem sie ausgeht: amando al Criador ama J lo atado
VB 42, contar lo ocurrido PJ 192; la innotuicion .. reim ,. como
compañera de lo existente VB 46, lo restante del eßrcito arrogante
Pr I 398, pagar lo restante PJ 221. Es behält dabei die verbale
Konstruktion: ¿Qué queréis que hiciera contra lo mandado en un sc"
crelo del gobierno constitucional? FO 87, por lo dicho en veras y por
lo dicho en chama VB 47. — 2) Derartige Ausdrücke finden HÍi:h
gänzlich gleichgestellt mit adjektivischen: distancia media de lo soñado
á lo real y de lo vivo á lo pintado PJ 172, es incontestable mejor lo
pasado que lo presente VB 50. Was die letzteren Ausdrücke unbcî-
trifift, so kann man wohl in presente nur mehr ein Adjektiv »ehon
wie auch in lo futur o, lo venidero] lo pasado hat zwei Bedeutungen,
es ist entweder gleich dem lo ocurrido in dem 2. Beinplel von 1):
No se acuerde Vd. de lo pasado FO 145, oder es ist etwa gleich
dem Relativsatz in cubramos con tupido velo lo que pertenece al dominio
del pasado. Aus letzterem Beispiel wird der Unterschied zwischen
Zeitschr. L rom. PhiL XXV. ^^
706 EUGEN HEKZOG,
lo p. und ti p. ga^iìE klar; el p. ist ein bestimmt abgegrenzte
griff; ¡0 p. das was in den Umrang dieses Begriffes hiadDg
ohne Rücksicht auf eine Begretinung ; doch darüber und äl
porvenir weiter «nlen. — 3) Wie also /o mit Partizip dasjenig
giebt, von dem die Handlung — passiv oder aktiv — aos^
wird, so giebt h mil dem Adjektiv dasjenige an, dem die £
Schaft lukommt und das man nicht näher bezeichnen «iD
kann, als indem man diese seine Kigenschaft angiebt: apar.
falso de lo verdadero HF, ii, por ti campo buscaban mire h r
verde Pf I 624 (^ Gongora S. 289), siendo Principi majestuu
lo galan y arrogante En lo bisarr« y airoso IMira de Mese.
S. 88), amante de lo clásico FO 104, ¡sa pasión por lo granA
sublime C 1Ó3. el amor de lo infinito y de lo eterno PJ 82. 1
bleibt die dem Adjekiiv eigentümliche Konstruktion gewahrt
prime lo al hecho eslraño DJT lia. — 4) Steht dabei in de
des sogenannten partitiven Genitiva ein Gesamtbegrifif, so beia
das mit lo eingeleitete Adjeküv jenen Teil desselben, für de
betreffende Eigenscliaft ausgesagt werden kann, ohne Rudsid
sein Quantum und die Begrenzung gegen andere Teile: Ei
ama (■'. es la esencia, el aroma, h más puro de su alma P]
obramos una transfusión y mtscìa de lo mas suiH de nutalra t
PJ Ç7; der Gesumtbegriff kann durch einem Satz ausgedrfidl
los años roban al espíritu lo mas hermosa ^ue ¿ale posée C 91,
flores, de lo más común <¡ue hay por aqui PJ 27. — 6) CMi
selbsLverständlicb unlerdrücbt werden: mi ' ¡rousseau' . . sea dei
rico VB 75. — 6) Die Teilung ist häufig eine örtliche: M
espeso de las peñas VS III Q23, la habitación ,. estaba en la mt
terior de la casa FO 70. como piedra que se desprende de U d
templo PJ 97, lo mas rápido del declive FO 3, en lo más bop
calle FO 3, en lo pro/undo de aquel antro FO 8, predicaba <k
alto de una mesa FO 135, su fuga á lo interior de la alcoba PJ l8
7) Oder wenigstens einem örtlichen Bild entnommen: . . Ic
Seufzer) arrancaba de h profundo de sus entrañas DQ J 17,
penetrar en lo Intimo del earazón PJ 17, i'o me aflijo m Io á
de mi alma PJ 75, No penetremos en lo sagrado de estos elàsKM y i
nues secretos FO 100. — 8) Die Teilung ist »eitJich: habia f
lo mas precioso de mis años C 7 1, pero pasaremos lo rigoroso á
verno VB 107, en lo mas callado de la nache FO 67. m U mi
rido de su edad Gracian (Wgg. S. 53). — 9) Auch der Ge
begriff, von dem ein Örtlicher oder zeitlicher Teil genommec
bleibt unausgedrückt oder ist nur unklar vorhanden (vgL 6
escalera, que estaba en lo profundo {des Hauses) FO 33, haÜ.
lo bajo (des Hauses) que cae al jardin VB 16, en lo alto (des Sehr
un evalo con el escudo de ¡a casa FO 125, me hiso volver al bsi
entrar por lo mas concurrido y céntrico (der Stadt) PJ 84, ya tl t
filo resplaitdecia en lo alto FO 14; La forma en 'eno' era la
usual en lo antiguo (etwa: des Sptachlebens) Cu 3Ô, en viajet,
dia que se pierde, prepara parc ' " " ■""
tn remordimitnio 1^¿|f
ZUSAMMENFASSENDES ÌX> IM SPANISCHEN. JOJ
10) Wenn auch das mit /o Herausgehobene im sonstigen unbe-
stimmt ist, so kann doch die Identität mit etwas Bestimmtem prä-
dikativ hervorgehoben werden : ¡o mejor de la procesión es ¡a comitiva
que tenemos organizada FO i6i, lo mejor es callarme PJ 91; halló
lo más razonable buscar . . PJ 1 98, ¿cuál es lo grande y lo bello que
no se haya ridiculizado? VB 56; Ausdrücke wie lo malo^ (Jo cierto,
lo plausible) es que .., esto es lo grande \ ferner .. me pareció (naml.
Elias) lo mas raro del mundo FO 169, lo mas ridiculo es un marido
celoso VB 83. — 11) Wie aus den letzten beiden Beispielen hervor-
geht, können sich die in Frage stehenden Ausdrücke auch auf
Personen beziehen; das hat nicht das mindeste Aufíallige, da eben
gesagt werden soll, dafs das mit einer bestimmten Eigenschaft ver-
sehene Seiende nicht aus allen Personen, sondem^berhaupt aus
allem Seienden ausgehoben werden möge. Aber selbst wenn von
allem Anfang nur Personen in Frage kommen können, kann die
Konstruktion gewählt werden, wenn eben nicht das Augenmerk
auf die Einzelindividuen, sondern auf die durch die gemeinsame
Eigenschaft zusammengehaltene Gesamtheit gerichtet werden soll:
Junto a él estaban el alcalde, el cura y lo mas notable de Ateca FO 45 ;
alli se encontraba lo mejor de nuestra sociedad C 83; und (vgl. 6)
nuestros compañeros no solo no eran gentes de clase, sino que pertene^
cian á lo mas vulgar VB 223. —
12) Statt dafs (wie in 4 ff.) ein bestimmter Teil durch lo mit
Artikel hervorgehoben wird, kann auch eine Seite des Seienden
hiedurch hervorgehoben werden. Die Eigenschaft kommt zwar dem
ganzen Seienden zu, aber in dem Zusammenhang kommt es nur
auf diese eine Eigenschaft desselbrîn an, abgesehen von den andern.
Der mit de eingeleitete Ausdruck ¡st nun etwa ein possessiver,
aber eine scharfe Grenze gegen die andere Kategorie ist schon
dadurch nicht möglich, dafs auch hier oft die possessive Auffassung
möglich ist (vgl. besonders das 3. Beispiel von 4 oder tenia una
pastan tan pronunciada por todo lo bello de la naturaleza y del arte
C 160 sowohl gleich *was in der Natur und Kunst schön ist* als
= *was an Natur und Kunst Schönes ist*). Unzweideutig ist aber
die in Frage stehende Auffassung an folgenden Beispielen: a) ab-
strakte Gesamtbegriffe: la fealdad y lo cómico y miserable de la acción
se aumentaban PJ 153, nada muestra mas lo mezquino y lo acerbo del
sentir que . . VB 24, reflexionó en lo imprudente de semejante conducta
FO 41, , , se reta de lo còmico del recuerdo PJ 142, atraer á nadie
con lo dulce de sus miradas PJ 43; b) konkrete Gesamtbegriffe: Su
blancura, lo afilado de los dedos, lo sonrosado, pulido y brillante de
las uñas de nácar, todo era para volver loco á cualquier hombre PJ 122,
Tenia la escuela todo lo sombrío del convento, sin tener . . su dulce paz
FO 53, para que reluciese lo blanco y sonrosado del bien torneado cuerpo
PJ 174, contrastando con lo desapacible del rostro FO 131; c) ganz
selten wird der Gesamtausdruck statt durch eine ^^f -Verbindung
durchs Possessivum ausgedrückt; ein Beispiel Ca 47 L — 13) Wenn
eine Seite an einem Seienden besonders hervorgehoben wird, so
45*
7o8 BÜGEN HERZOG,
geschieht es oft mit dem Nebengedanken , dais sie sehr od«
als mac es erwartet, daraa hervortritt; so war es schon bei «I
der in 12 erwähnten Beispiele und so ist es besonders ar
folgenden ersichtlich: pero V. saht biet lo firms de pa rm
PJ 19, !a auténtica mas paletile de lo esparcido y conocido dl ab
lecito ce VI, la cantidad de fresas fui asombrosa para li Im
de la estación PJ 40, à pesar de lo avanzado di la noche PJ 1^
wohl die Nacht schon sehr vorgerückt war, . .) und beso
eigentümlich .f lo fácil del tiempo no hay conquista difícil R
(da der Zeit alles sehr leicht ist, giebt es für sie nicht .
14} Die in 12 f. erwähnte Konstruktion kann natürlich auc
eintreten, wo dies Seiende, von dem die Seile hervorgehoben
nicht als ein mit de eingeleiteter Ausdruck danebenäebt, i
a) dafs dasselbe überhaupt nicht zum klaren BewuTstsein kc
HO puedo conocerlos por lo oscuro Wo El Par. li 13; sei es b) d
irgendwie anders im Satz untergebracht ist, Hieher gehôm
spiele wie un colchan, que en lo sutil parecia colcha DQ I t6,
Pr I 637, wo von einem Pferd gesagt wird: Enfin, en h
viento. Rayo en fin en lo eminente. Era por ¡o blanco ciíne, i
sangriento era sierpe etc. Diese Konstruktion findet sich b
sächlich nach Präpositioneo. Nun giebt es aber eine andeie
struklion, deren Ausgangspunkt hier nicht zu UDtersticheo ist,
jedenfalls ein wesentlich anderer ist, wobei die Ejgenschaft
Präpositionen nicht durch ein Substantiv, sondern durch «1
jektiv, im Kasus und Numerus auf den Träger bezogen, I
drückt wird, es ist dieselbe, von der Tobler VB II 182 ff. ^
also um ein dort gegeheces Beispiel anzuführen: /fe/- mt^ h
y muy vana ¿Será mas <jtie una villana Con malas átanos j
In diesem Fall könnte es nun, wenn man Schönheit imd Ó
als eine aus der Gesamtheit der ÜJgenschaAen hervorgehobene
ansieht, heifsen; por lu hermoso, por lo vano. Nim ist abe
Bedeutungsunterschied vorhanden. Indem die /u-Konstruktìoi
Seite eines Seienden, u. iw. die Seite als ein Teil aufgefafst, b
hebt, so setzt sie das Bestehen einer solchen von vomhere;
gegeben, als selbstverständlich fest; nicht so die rein adjeklit
Konstruktion; der oben angeführte Satz hätte auch Sinn,
die betreffende weibliche Person nach der Meinung des Sprecht
nicht schön und nicht eitel gewesen wäre; in der Form per
lo V. hätte er dann keinen Sinn.' Es verhält sich dann ab<
eine Form zur andeni genau so wie tienen las ramas ptndwû
tienen ramas pendientes (Wgg g 16, 8 a), wovon ersteres nm
Gegenständen ausgesagt werden kann, denen selbstverstäi
Zweige zukommen. Indem nun aber für das Sprachgefühl /
hermoio gewissermafsea als artikulierte Form zu por hermosa
' Noch deullichet ist der Unterschied in folfiendem Von Tobi« a.
Ifceebtiiin Beitpíel: loa á ut dama ¡fe hermosa; dies luna maà sag«
die Dame nun wirklich ichön war oder nicht; dr h Mermioto koiwlc
offenbar oui: im eriten Falle sagta.
ZUSAMMENFASSENDES LO IM SPANISCHEN. 709
das ursprüngliche Verhältnis aber, hermoso nähere Bestimmung zu
lo^ längst für dasselbe verdunkelt war, so entwickelte sich die Misch-
konstruktion: por lo hermosa. Das ist nun auch die gewöhnliche
Konstruktion, und ich habe die andere, d. i. por lo hermoso in Be-
ziehung auf einen weiblichen oder pluralischen Gesamtbegriff, der
nicht als präpositionaler ¿/f- Ausdruck unmittelbar dabei stände,
nirgends gefunden. Dafs sie aber nicht unmöglich ist, bezeugt
der Grammatiker Bello (974), der zu dem Beispiel Mendoza's:
Afuchos hay qtu en lo insolentes Fundan solo el ser valientes aus-
drücklich sagt: <Pudo haberse dicho, si lo permitiese la rima, lo
insolen te\ Man sagt also männlich: Fa que no me quisieras por lo
lindo, me amaras por lo magnànimo Isla 428, weiblich una sopa que
por lo flaca y aguada parecia de seminario FO 207 *; andere Bei-
spiele bei Tobler a. a. O. Man sieht also, dafs, obgleich ich vom
selben Punkt ausgehe wie Tobler, doch diese Erscheinung anders
auffasse oder wenigstens anders erkläre als dieser. Nach meiner
Ansicht ist por lo hermoso die einzig berechtigte, por lo hermosa
erst durch analogische Einwirkung von por hermosa entstandene
Konstruktion; T. hält gerade diese für die naturgemäfse — wenn
auch aufïallige — , der neutrale Artikel trete „mit Fug und Recht**
zu dem mit dem Substantiv übereinstimmenden Adjektiv; „denn
seine demonstrative oder determinative Kraft gilt ja nicht dem
Seienden, dessen Wesen oder Eigenschaft jenes Substantiv oder
Adjektiv angiebt, sondern dem notwendig geschlechtslosen That-
bestand, dafs das Seiende dieses oder jenes ist, diese oder jene
Eigenschaft hat, oder dem geschlechtslosen Mafse, in welchem eine
Eigenschaft hier oder da auftritt". Wir werden sehen, dafs der
Artikel eines geschlechtslosen Thatbestandes gar nicht /(?, sondern
el ist, aber abgesehen davon, wäre dem so, so wäre zu erwarten,
dafs das Adjektiv auch in den 12 und 13 erwähnten Beispielen die
Uebereinstimmung zeige: *lo cómica de la acción, *lo pulidas de las
uñas; eine Konstruktion, die einfach deshalb entfällt, weil hier
scheinbar ähnliche Konstruktionen mit artikellosem Adjektiv nicht
zur Seite stehen. Wenn ein Gesamtbegriff mit de nicht unmittelbar
daneben steht, scheint zwar die in Frage stehende Konstruktion
auch nicht-präposizionale Fälle ergriffen zu haben: ^No decias que
era la señorita F. deliciosamente coqueta, seductoramente caprichosa?
¡Toma lo coqueta y toma lo caprichosa, y vuelve por otra I VB 85. —
16) Freilich konnte sich nun die Tobler*sche Auifessung von der
Sache entwickeln und man konnte in einem Satz wie dem oben
aus Isla zitierten: *wenn du mich schon nicht wegen der sanften
Seite meines Charakters liebtest, so wirst du mich wegen der grofs-
mûtigen lieben' auch so auslegen: *wenn du mich nicht liebtest,
weil ich sanftmütig bin, so wirst du mich lieben, weil ich grofs-
mütig bin'; eine derartige Aufiassung ist wohl auch die in: Mi
padre no quiere que me muestre en publico hasta que pasme por lo bien
^ Beachte die Accentuierung des übermäfsigen Grades (wie in 18).
710 KOGEM IIERZOO,
plantado PJ 75, sirva para lo ptqneflo y àomtitk» Pj IQ5.
klar, dafs, wenn diese Konstruktion so aufgefafst wurde, audi ì
stantiva zum ¡o treten können. Beispiele giebl Be 4^74; in 1
ersten 'Todo fue grandi en aquel principe, lo rey, ¡o cafiiaa. bit
zeigt sich noch deutlich die Bedeutung des /& als Angabe c
aus dem Gesamlueseo isolierten Seite; ebenso in dem rat S
beigebrachten Beispiel; dagegen bedeutet in dem nrdten: 'i
poeta se ciñe à la verdad ¿de que le sirve io porla?' io pítU
Umstand, dafs er Dichter ist; noch deutlicher das dritte: Za^
no bien fingida, Basla, baila to saga/a. Oder Gm Jo Cm^b
dem Umstand, dafs ich C. bin, dafs ¡ch diesen Namen angeiuni
habe) me he hecho lienzo casero Mo El desd. I 9; ¿No se It M
el amor, y se te olvida lo hermana? (der Umstand, dafs ich Seh«
bin, oder dafs es eine Schwester ist) Mo El Par. II 4. —
18) Wie nun das eigentliche Eigenschaftswort (dasjeuge,
wirklich eine Eigenschaft bezeichnet, l'adjectif qualificatif) mit h
Seiendes bezeichnet, das die Eigenschaft trägt, so bezeichnet j>
blofs die Stellung zu andenn Seienden angebende Adjektiv, 1
¡0 vorausgesetzt wird, dasjenige Seiende, das eben die Stell
einnimmt, ohne weitere Rücksicht auf seine sonstige Bescbafoi
Hieher gehören also Ausdrücke wie: asseniandú fada dich« y
tenda en su lugar, de manera que . . la uno a Io oiro se tletme HE I
parte de la Medicina consiste en razon; y parte en esperitnda; j
lo primero es menester el entendimiento; farà lo oiro, la am
HE 220 {vgl. 10), ferner lo mismo, lo proprio, lo opuesto, ¡o w*
(un hombre que es en lodo lo opuesto de ella; hito lo contrariti
que le dijo su mujer); lo solo, lo único; lo regular (m» íegmMdt
de lo regular basta d concluir la paciencia de un auditorio FO
el alma . . se encoje porque pierde lo principal de sa grandeta («il
ninguna idea mala en lo material (vgl. B) ; en lo último del Praà
gente (vgl. 6); estar en lo último (in den letzten Zügen sein, vgl. {
Femer lo suyo, lo ajetto; lo tal, lo cual; hacer lodo lo posali
(para) . .; lo mucho, lo poco, lo más, lo menos, eigeratlich Adver*
die aber auch sonst als Adjekliva dienen {Pudiendo bastar lo *
¿por qué he de empeñar In mas? Mo El 1. D. D, 1 13). 17}
aus vielen derartigen rail lo versehenen Adjektiven mit oder 1
Präposition sich adverbiclle Redewendungen entwickelt haben
eine Sache für sich, die ausführliches Studium verdiente; id
wähne nur hier einige charakteristische Typen. Zu 1: fy iiu,
lo suficieníe; zu 8: jurar por lo mos sagrado; acuello iba per le 1
en lo justo dice el cielo que obedezca el esclavo d su seUor; decir
lo ¿ajo; . . me tiraron de lo fino; le riña de lo lindo; lo mujoi
supo; lo mas presto que pudiere; lo mejor posible; sax O^ á It i
una cene/a que hiciera el papel , . en todo lo largo del salon (FO
zu 8: en lo sucesivo; zw 16: lo mismo 'ebenso', por lo mismo, f
* Da UfBs incli ala Adjektiv gebrauclit «erden kann, u. zw, dtcIi:
all prädikatives (Bc 423), so hit die Verbindung wohl nichts ÀnSiuitEM
ZUSAMBfBNFASSENDBS LO IM SPANISCHEN. 7 II
Utnio 'deshalb'» por lo cual 'weshalb*; me complazco en ser tan agra-
decido con il por lo poco como por lo mucho (PJ 24); por lo común
{regular t general), á lo liltímo, á lo sumo, por lo contrario (HE 21.
33. 46 etc.), por lo menos, á lo menos (woneben al menos, wie es
scheint jüngeren Datums; eine Kurzform?), lo mas u. s. w. Beson-
ders aber ist bemerkenswert die Angabe der Art und Weise
mittelst á\ Va caminando á lo sordo Mira de Mese. (MPr S. 90),
vesiidcLS á lo rustico PJ 41, una criatura muy à lo natural PJ 186,
D, Pio, á lo viejo, me llama niña VB 9; und nun sogar auf Sub-
stantiva ausgedehnt: vestido á lo letrado DQ II 44 (ein andres Bei-
spiel aus DQ Wigg 45), axiomas d lo Sancho Panza J. y Ruf. 5,
disponer de las hijas á lo cabo de escuadra Ha La Vis. Ili 4, vive à
lo labriego Ha J. d. l. V. I 5 ; mi tio . . me desposa con el mar à lo
Dux de Venecia Ha La Vis. I 9; daneben auch die in Frankreich
übliche Ausdrucksweise mit hinzugedachtem suerte o. ä.: educado á
la rústica PJ 51, á la llana DQ II 38, una cortesia á la francesa
ce 16. —
18) In 2 war von lo pasado und lo presente die Rede. Auf
die Zukunft bezüglich sagt xmn lo porvenir, HE 61 fínde ich noch
geschrieben la certidumbre con que los enfermos dezian lo por venir.
Dennoch ist es mir fraglich, ob wir in dieser Ausdrucksweise wirk-
lich zu erblicken hätten: 'das fur's Kommen', 'das zum Kommen'
oder ob nur eine Analogie zu lo pasado, lo presente vorliegt. —
19) Sonst fínden sich nämlich von präpositionalen Ausdrucken nur
solche mit de nach lo', und zwar de meist in der ursprünglichen
Bedeutung 'in betreff von', also lo de A =^ 'das was A. betrifft',
*das was mit A. in Zusammenhang steht', konversationsdeutsch 'das
mit A.': lo del linaje importa poco DQ I 25, Pero dejando en ¿I lo de
la valentia vengamos á lo de perder el juicio DQ I 26, Cuando les pro-
pmse lo de la procesión FO 169; dijo que aquel niño habia de ser
fraile, gran letrado y estupendo predicador , . en cuanto á fraile, lo
fué tanto como el que mas\ lo de gran letrculo . . se verificó cumplida'
mente', y en lo de ser estupendo predicador, no hubo mas que desear
Isla 74 b. lo fafst zusammen und zwar mit Ausschlufs des andern,
was nicht in das Gebiet des abhängigen Begriffes gehört, wie letz-
teres Beispiel deutlich zeigt; daraus erklärt sich en lo de =• en
cuanto á\ en lo de la alteza del linaje no corre parejas con las Orianas
DQ II 32; adivinaba todo lo pasado y lo presente; pero en lo de por
venir no se daba maña DQ II 27. Ganz in gleichem Sinn wie lo
wird auch aquello, eso und esto angewendet: si algo se me acuerda,
es aquello del * Sobajada* DQ I 30, eso de gobernarlos bien no hay
para qué encargármelo DQ II 33, Eso de hacer el ptublo las leyes es
lo más mostruoso que cabe FO 25; vgl. noch comenzó por aquello de
*aprehenderunt septem mulleres virum unum*; encajó después lo de 'filii
tui de . .' Isla 74b; höchst instruktiv femer ist FO 89: empezar con
aquello de 'su pequenez en presencia de tantos grandes hombres*, y lo
'escogido è ilustrado del auditorio*, siguiendo despues lo de 'su con^
fusion* , . in Verbindung mit 12, was zeigt, wie intensiv das Gefühl
712 EUGEN HERZOG,
ist, dafa nach ¡n nur ein Adjektiv direkt folgen kann. — Sei!
finden wir dt in einer andern Bedeutung; nur eine Abart
vorigen Konstruktion ¡st ¡o de nait einem Zeitbegriff, bedeuteod!
dasjenige was sich in dem bezeichneten Zeitabschnitt zutragt;
de aquello siglo pasado, ¡o de ayer (Be 97 1); Amparo liest einen £
und ruft aus: Lo de siempre; que nada Ha podido averiguar {du
was er immer schreibt) Ind IV 3. Sonst habe ich an Beispieleg
nur gefunden: Ale aplieas ei trozo de Lamartine, poiiico y briÜaitit
como lodo ¿o dt aquel privilegiado tálenlo . „ pero falso VE 5 1; sienipn
está sintiendo lo de lodos JyR 48; ferner lo demás das übri^. —
20) Wie statt des Partizips und Adjektivs, wenn der Sprach-
vorrat nicht ausreicht, ein Relativsatz zum Substantiv triti, so kann
er auch zu lo treten. Im folgenden werden derartige den einzelnen
Nummern entsprechende Relativsätze vorgeführi: zu 1: Àaraslejm
debes DQ 1 18, comprendía ¡o que ti infeliz habia pasado FO 190,
leyó ¡o que sigue VB 171; zu 2: tiene polendas para conocer lidti
1res différenciai de tiempo, memoria para ¡o pasado, sentidos para k
présenle, ymaginacion para lo que está por venir HE 61; ZD 8:
Tenga Vd. en mí la confianza que se tiene en ¡o que ha de tahar
FO 117, mas de lo justo y de lo que se debía d ¡a buena
cindad DQ II 27, creer sencillo lo que es trivial, graa'oso h ;■!
es pueril, sublime lo gigantesco, enérgico lo tenebroso y ei
tico Mn, Disc. prel. 57; zu 12; una mano ruda .. demuestra
mente ese imperio; pero en lo que liene de más violento y rnteéau
PJ 42, para aborrecer las mundanas en lo que tienen de ahórrete
PJ56! -- " ■ . ■ -
zu 13: Para hacer c
i la determinación FO 1
suyo MPr q6; lulO: esto e
carbonero VB 165, la opinioi
pueblo Mo El I. D. D. Ill 2.
prendas Trueba, Buenav. II. -
imprender lo que Clara encontró de »•
124; zu 16: dar a cada uno U qiÊitt
'i que constituye la pura y firme /t è
w es 2o que es, sino lo que enlienái à
que necesitas es un hombre de ¡a
21) Doch kann statt lo auch
logischerweise das Geschlecht des pradÍEierten Substantivs erscheinen:
la naturaleza es la que haze al moehaeho hábil para aprender HE iG^
¿sabes tú si ¡2 iierdad seria la que dijo don Diejo? Mo El I. D. D. DI tt,
El alejamiento de mi marido fui el que engendra el mio VB 259, vgl
Be 806. 807. ~ 22) Das Verb des Nebensatzes kann gespa« werden,
wenn es dem des Hauptsatzes gleich ist: acabará Vd. por haetr la-
que su canario VB 215, á lo que ¿I, solamente se arrojara Sakmái
DJT I IV I, por ninguna sentí lo que por ella DJT I 11 3, ferner /¡
palabras son á las cosas lo que el lecho de Procruste VB 58, wo 01
Teil des Vergleiches un logisch erweise gespart wird. Ich etwähc
dies nur deshalb hier, weil ich es ¡n Bello's sonst so ausführltct»
Grammatik nicht fìnde. — 28) Das lo que hat anfserdem eine fi
unser Gefühl wesentlich verschiedene Bedeutung, es entspricht de
lateinischen quid in indirekten Fragesätzen: Na sabia ya lo que n
amor PJ 12g, Por agui eonacerds lo que son lös hombres Isla 431a, n
conocimiento de lo que es mundo Mn El sí I 4, conjuróle, fantasma
lo que eres, que . . DQ 11 48, herido de lo que Uaman amor PJ S^
ZaSAMMENFASSBNDES LO IM SPANISCHEN. 713
aber man sieht bei näherem Zuschauen, dafs es unmöglich ist
diese Beispiele von den in 20 behandelten zu trennen. Dasjenige
was auf die Frage qué es amor zur Antwort käme, fafst eben das
lo zusanmien: das die Liebe Charakterisierende, das in ihren Be-
reich Fallende, ebenso wie das auf ^/que pasa? Antwortende zu-
sammengefafst wird in ver, saber lo que pasa, das auf ft que debes?
Antwortende in dem ersten dort angeführten Beispiel. Nur unsere
am Lateinischen geschulte — man möchte sagen: verschulte —
syntaktische Auffassung macht den Unterschied zwischen Relativ-
und Interrogativsatz; in Wirklichkeit liegt eben in beiden Fällen
beides vor. — 24) Schon im Lateim'schen wurde pronominales
Subjekt mit substantivischem Prädikatsbegriff übereingestimmt: ea
causa beili futi. Ebenso noch im Spanischen, vgl. Wigg §58,4:
(tEse es ei valor, Tenor io^ de que blasonas? ¿Elsa es la proverbial
osadía . ,? DJT I iv g; ähnlich nun wenn das Subjekt relativ ist
und durch lo zusammengefafst wird: jEslän los oyentes escuchando un
sermon . . embelesados . . con el garbo de las acciones, con lo sonoro
de la voz, con la que llaman elevación del estilo Isla 105b; und sogar
El que de lejos nos parecía un castillo, era una montaña escarpada
(Be 967), vgl. Wgg § 20, 5. — 26) lo que ähnlich wie id quod be-
zieht sich auf einen ganzen Satz: non he tenido un leve dolor de
cabeza y lo que mas es ni el mas mínimo quebradero de ella Isla 524b;
dies erklärt sich leicht; man könnte etwa sagen: lo que mas es es
que . .; — 26) lo que dient zur relativen Anknüpfung in Fällen
wie : Teníale por vecino en la mesa lo que le había permitido observar . .
VB 256, ofreció á la madre asistirla, á lo que esta no se pudo negar
J. y Ruf. 38 und in noch stärkeren Fällen; erklärt sich daraus, dafs
// que und el cual ziemlich gleichbedeutend ist; so dafs auch lo que
für früher beliebteres lo cual (16; vgl. Be 1075) eintreten konnte;
wir werden jedenfalls nicht fehlgehen, wenn wir in diesen An-
knüpfungen mit lo cual und el cual Latinismen sehen (Be 347); —
27) Wie lo de mit Ausschlufs des andern zusammenfafst (19), so
auch lo que; besonders deutlich in der Redensart: por lo que
hace ö . .: por lo que hace à mí espíritu, terminaron para él las espan-
siorus C 73. Ebenso kann die Formel lo que es X die Bedeutung
annehmen: das was unter den Begriff X fällt, nicht aber anderes,
oder: gerade das was unter X fällt: lo que es una buena felpa,
merecida se la tiene Ha J. d. I.V. I 6; lo que es su voz, se ha quedado
dentro ebd. i. Dadurch dafs nun ein Gegensatz fühlbar wird und
man an ein nicht-X denkt, für das das im Hauptsatz Gesagte nicht
anwendbar ist, tritt die Auffassung hervor: 'was X betrifft' . .: lo
que es auxiliarte, lo haría yo de muy buena gana ebd. 3; no puede
ser esta noche; pero lo que es mañana, ó hablo, ó me corto la lengua
FO 95; Anoche me dijo los nombres de los huéspedes á quienes había
yo de servir . .; pero lo que es á usted no le mentó Ha. La coja 1 i
(beachte die Attraktion der Präpositionalkonstruktion). — 28) Da
Io (sowie auch el) sich meist enklitisch an ein folgendes Wort an-
lehnen, so ist es begreiflich, dafs man lo que ähnlich wie lo cual
U> lit SPANISCHEN. Jiy
n ein Beispiel wie das dort aus
Leirsen: por ¿o que tra flaca . .
eia . . ergiebl for lo flaca giù era.
IH Bl-IIo 976. 977 besprochenen, von
g 8 mit Beispielen reichlich belegten
Ite EnlMÍckelung wirklich so war, ergiebt
letlich jünger ist als 14 und schwerlich
ikreidit. Einige neue Beispiele werden
Xo tslaba D. Luis lodo io seguro , .
iJe Vd, lo horripilan/e que es isio
I sabe usted lo asustada que estoy
Vd. lo incomodadas que nos tiene este caba-
alrasada que me coge, que yo no s¿ que hubiera
Mn. El si 11 2, me habló de su caridad, ..de lo
ra para todo el mundo PJ 2% Te harás cargo
e estarla nuestra curiosidad . , VB 27, sin ser
que estaban en (¡juego PJ [gg; schlierslich ge-
ime auch dann, wenn der Grad sich auf
adverbiale Redensart bezieht: será por lo
viaja VB 57, vgl. Bello 981.
falso, dafs lo in erster Linie vor Ausdrücken steht,
dazu dienen , Seiendes näher nach Eigenschaft ,
Bderem gleichartigen oder ungleichartigen Seiendeni
F an ihm ausgeübter Thätigkeit zu determinieren: Ad-
Wàxmit gleichwertige Wort- und Salzkategorien: Parli-
psitîonale Ausdiücke, Relativsätze; nennen wir all dies
dem Determinati vum bezeichnet in erster
dem dies Ueterminativum zu-
I dem man sonst nichts weiter aussagen will oder
Ichts über Zabi und Geschlecht, nichts über konkret oder
Ì nicht ob leblos oder lebend; in zweiler Linie die durch
peiminativum bestimmte Seite eines Wesens, indem diese
mafsen als ein Teil desselben vorgestellt wird. Der Sinn
r ist dabei ein zusammenfassender (so schon ML. a. a. 0.), was
1 zeigt, dafs %
1 kann. £s fafst also das, dem das Determinati vu m zukommt,
und stellt es sogar bäuüg in einen gewissen Gegensatz
■dem, dem dasselbe nicht zukommt: vgl. etwa den Unterschied
pschen lo cierto es que . . und cierto M que . . und 19. 37.
£0 ist die proklitiscb entwickelte Form von illud, wie el von
' Nicht kanD — in den meiilt-n Fällen; nicht will — vgl. etwa 10. 11.
'seidem, wie es scheint, besonders gern in der Volkssprache; hieber rechne
Vieh das von ML. lU § 68 zitierte Beispiel, wo Sancho Panza sagt; si no le
W (die Magenslotucg} reparo can dos tragos de ta añij'o 'zwei Schiudi von dem,
iras alt Ut', oder wenn etwa andalusische Stierkämpfer in Madrid bei Begeg-
iniift eines hübschen Mädchen za sügen pflegen: 1 Bendilo sea lo biunel
• naba, Buen. IV.
7l6 EUGEN BKRZOG,
auf der Quantitàisbezeichnung liegt, wird sie in dem en^ 1
fast XU doer adjektivischeo Besüaunung des RetatirsaUes' hen
gedrückt, also das Verhältnis von determinans und detenciiiU
umgekehrt, im zweiten Fall wird der Ausdruck beinahe gleich od
'der Umstand, dafs es viel, wenig ist . .'. Femer ist daiaof a
merksam zu machen, dars vie mucho und Io ^tu (39 — 31) ai
h mucho que die Wandlung vom Objekt euih Umstand dea Gì»
durchmachen kann (vgl. obiges Beispiel aus Mira de Mescoa).
S3) £s liat also diese Konsltuktion mit der in SO ff. behaodeli
im Grund nichts zu thun. Wohl aber konnte sieb die Gewohot
ausbilden, ein in den Relativsatz gehöriges Adverb, wenn es sc
betont war, zwischen h und que einzuschieben. Es ist voIUtâm
bftcchligt (16): un ¡iura ó dot es U> mat que se alravûta PJ 87,
wi'nöf que Vd, puede hacer para tus amigos seria de es<rihirlts Roth
Mont. Gr. S. bo, lo nuis gue mi padre me retendrá . , sera A^ <
mes PJ jS (mit der 29 berührten Verschiebung von Objekt in Zi
da u erbe Stimmung). Andrerseits vollständig berechtigt (20): Qu/
io que mas fe ha agradado MFr 11 948, esto es lo cue imporla mi
I'r li 325, und (28): de ¡0 que mas la Duquesa se admraïa era qm
DQ li 34, de ¡0 que más me aflijo, fué que . . Mo E¡ Par. Ill i. U
nun aber, indem bei dieser letJiteren etwa ein */o mos de qm
admiraba .., das seine Analogien in 32 findet, störend eiawi
gelangt man zu Konstruktionen wie: de io menos que et se oevpa
de la muchacha FO 171, en ¡o minos que piensan es en los sanios y
Dios FO 161.Ï Die anziehende Kraft des lo auf derartige i
verbien zeigt sich sehr hübsch in dem Beispiel: lo que menos dà
usted es el dinero, ¡o mas es una inclinación finísima . . Isla 6j(
¡o mas und lo menos sind eben häufig gebrauchte Formeln, a
diese Wortstellung findet sich demnach in Fällen, wo eine and
berechtigt wäre. —
34) Wie das ¡0 que dazu dient einen Grad bei Verben an.
zeigen, so kann es auch einen solchen bei prädikativen Adjekli*
anzeigen; im altem Spanischen sagte man, wie Bello g8o lei
lodos los que la loaban no decían la mitad de ¡o cue ella era Herrn
(Aroadis) und verwandte Beispiele aus Lope de Vega und Ti
de Molina. Nun ist es natürlich das Adjektiv, auf dem der Hau
ton liegt; es hat also die Tendenz vor den Satz gestellt zu verdi
Konstruktionen, wie die Wgg g 55d erwähnte, namentlich aben
in 14 erörterte, haben vorbildlich gewirkt; da auch dort auf <
Betonung des Grades ein hohes Gewicht liegen kann.
esa hoja de higuera — la solo que traja del Paraíso ei gut le per
J. y Ruf. J4i lo único que sé es .. CC 37.
> Oder anch eTenluell dncs Pattiiipi: Amo d Dios, ho sobre teJm
cosas, lina sabre lo foco conocido que desdeño . .P PJ 31.
* UebrìgenH bitte aus der KoDitnikiion *lo mas de cue . . diese: Je
mas que eotslchea könncD, oluic dais die eigentlich licbtige de lo ^ue noi
dkiieben beatand, vie ichr ichön das Beispiel de la mayor riqueza «ce; W
j 59, S «igt.
A
ZUSAMMENPASSENDES LO IM SPANISCHEN. 717
besonders entgegen. In der That ein Beispiel wie das dort aus
FO 207 gegebene konnte auch heifsen: por lo que era flaca . .
parecía', das -{-por lo flaca . . parecía . . ergiebt por lo flaca que era.
Wir gelangen also zu der von Bello 976. 977 besprochenen, von
Tobler a. a. O. und ML. III § 8 mit Beispielen reichlich belegten
Erscheinung. Dafs aber die Entwickelung wirklich so war, ergiebt
sich daraus, dafs 34 sicherlich jünger ist als 14 und schwerlich
über das i8. Jahrh. zurückreicht. Einige neue Beispiele werden
immerhin willkommen sein. No estaba D, Luís iodo lo seguro . .
que debiera estar PJ 153, ¿Comprende Vd. lo horripilante que es esto
para una andaluza . .? VB 237, no sabe usted lo asustada que estoy
Mn El sí III II, No sabe Vd. lo incomodadas que nos tiene este caba-
lier ito FO 266, . . V lo atrasada que me coge, que yo no s¿ que hubiera
sido de tu pobre madre . . Mn. El si II 2, me habló de su caridad, .. de lo
compasiva y buena que era para todo el mundo PJ 29, Te liarás cargo
de lo subida de punto que estarla nuestra curiosidad . . VB 27, sin ser
visto por lo afanados que estaban en el juego PJ 199; schliefslich ge-
schieht diese Vonvegnahme auch dann, wenn der Grad sich auf
ein Adverb oder eine adverbiale Redensart bezieht: será por lo
cómodamente que se viaja VB 57, vgl. Bello 981.
Wir sehen also, dafs lo in erster Linie vor Ausdrucken steht,
die gewöhnlich dazu dienen, Seiendes näher nach Eigenschaft,
Stellung zu anderem gleichartigen oder ungleichartigen Seienden»
von ihm oder an ihm ausgeübter Thätigkeit zu determinieren: Ad-
jektiva oder damit gleichwertige Wort- und Satzkategorien: Parti-
zipien, präpositionale Ausdrücke, Relativsätze; nennen wir all dies
Determinativa, lo mit dem Determinativum bezeichnet in erster
Linie das Wesen oder die Wesen, dem dies Determinativum zu-
kommt, und von dem man sonst nichts weiter aussagen will oder
kann^ nichts über Zahl und Geschlecht, nichts über konkret oder
abstrakt, nicht ob leblos oder lebend; in zweiter Linie die durch
das Determinativum bestimmte Seite eines Wesens, indem diese
gewissermafsen als ein Teil desselben vorgestellt wird. Der Sinn
des lo ist dabei ein zusammenfassender (so schon ML. a. a. O.), was
sich dann zeigt, dafs verstärkendes todo fast in allen Fällen dazu-
treten kann. Es fafst also das, dem das Determinativum zukommt,
zusammen und stellt es sogar haufìg in einen gewissen Gegensatz
zu dem, dem dasselbe nicht zukommt: vgl. etwa den Unterschied
zwischen lo cierto es que . . und cierto es que . . und 19. 27.
Lo ist die proklitisch entwickelte Form von il lud, wie el von
* Nicht kann — in den meisten Fällen; nicht will — vj»!. etwa 10. 11.
Aufserdem, wie es scheint, besonders gern in der Volkssprache; hieher reebne
ich das von ML. III § 68 zitierte Beispiel, wo Sancho Panza sagt: si no le
(die Magenstörung) reparo con dos tragos de lo añejo ' zwei Schiude von dem,
was alt ist*, oder wenn etwa andalusische Stierkämpfer in Madrid bei Begeg-
nung eines hübschen Mädchen zu sagen pflegen: ¡Bendito sea lo bueno!
Trucha, Buen. IV.
7.8
ille, ìa von illa. Auch diese treten vor prâposizionalen Ara
und Relativsätzen auf, weiden aber in diesem Fall nicht Anib
genannt, tl nnd la treten vor das Substantiv, am es als betd
Bekanntes ta bezeichnen. In diesem Sinn wird ¡o nie gebrandi
t¡ und /(i bezeichnen aber auch den an einem Gegenstand tdbs
verständlich voihandenen Teil, und fassen allgemein die ffese
zusammen, von denen die Aussage gilt, ti hombre es mariai; nanm!
lieh sieht tl in dieser Verwendung vor Determinativen, um de
Menschen zu bezeichnen, dem es zukommt: tl humo .. Insofei
ist der Gebrauch von lo analog (vgl. 14). Trotz dieses zusamion
fassenden Gebrauches von tl und la handelt es sich doch im«
um bestimmte mit Namen nennbare Seiende, und steht es r
einem Determinativ um, so wissen wir doch immer, dafs es sidi n
einïelne Menschen, zum mindesten um einzelne Seiende haodd
la läfst vollständig im Unklaren, ob es einzelne Seiende sind od<
ein gemeinsames (dem h hum steht infolgedessen kein tm hvn
und kein los butnos entgegen wie dem ^/ hombre ein un itmh
ein los hombres). Zwischen tl honiire und e/ bu^no einerseits, </■
präpositionaler Ausdruck, tl que . . andrerseits besteht Îmmalii
der Unterschied, dafs im ersten Fall dasjenige, auf das sich rfh
zieht, thatsächlich ausgedruckt ist (denn ¿«oto heifst 'guter Mensd
nicht nur in Verbindung mit el), im andern aber aus dem Zi
sammenhang oder Sinn zu ergänzen ist, so dafs man mit Red
hier zwischen Artikel und Pronomen dcmonstr. unterscheiden <k
Die Scheidung fällt weg bei den drei Geh tau chska lego ríen desi
Ob man nach dem Erörterten das h in lo bueno als Artikel B
sehen will, mag dahinstehen; jedenfalls gebt es nicht an, lo Jm
von lo de Cid und ¡o que debes zu trennen.
Lo ist substantivierend und neutral in dem eben crôrUtti
Sinn, es ist aber nicht substanlivierend oder neutral schleclltwc
Zu Begriffen, die keine determinative Natur haben, kaan es nie
treten; man sagt deshalb tl bien, tl (amo {lo primero era ser ¡An
tl íómo era negocie para dtspues Quintana), el porqué de ¡as e^i
tnire el tío» y el tque^ puede intervenir un predicado Be 978, ti f
(Be 1 149), el tanto 'die bestimmte Summe', deshalb por el tu
'zum selben Preis", weil tanto in tanto cutsta als Adverb, jedeD&
nicht ais Adjektiv gefühlt wird. So wird der Infinitiv mit */ sal
stanliviert (Be 3b i), trotzdem Infinitive deutlich neutral sind (Be 294
und so wird schliefslich ein ganzer Saiz mit el substantiviert: en
cue es lo natural .. el que corte aquellas relaciones VB 73, haiia á
mostrado el cómo puede la aberración del genio elaborar eon las ßtT
del talento VB 230 (Be 326, Wgg § 16, 2; § 55, 4Í)."
Nach dem Vorliegenden ist es ziemlich begreiflich, wenn spi
niscbe Grammatiker sich darauf steifen, in dem lo ein Substanb
' Widersprechend im Anfang von Ctrv, Novele Casara. engalL; d U
esloy en eUa ¡ierra, ó no . . et verme en tlUt, le resfondt; dieser Amdra
iit mit emiten in 19 vargebrschtsn t^ini analog; auch maj; viellefcbt vu
■cbweben d ta preguntada si . . oder ä lo gut preguntat, si ...
J
ZUSAMM£NFASSSNDBS LO IM SPANISCHEN. 7 IQ
ZU erkennen; wohl nicht etwa weil io in manchen Fällen einem
las cosas gleichbedeutend ist, nicht auch weil es etwa schon selb-
ständig einen Sinn hätte, sondern deshalb weil erst lo die ganze
Verbindung zum Substantiv macht, also thatsächlich der Träger der
substantivischen Idee ist, lo hermoso zu hermoso sich ungefähr so
verhält wie cosa hermosa zu hermosa] vergleichen wir die Ausdrucks-
weisen, von denen auszugehen ist und die alle in älterer Zeit nach-
weisbar sind: (1) lo dicho^ (16) lo mio^ (19) lo de Pedro, (20) lo que
haces mit den konstruierten lateinischen Vorlagen: illud dictum, illud
meum, illud de Petro, illud quid facis, so gewährt es wirklich den
Anschein, als ob hier nicht illud zum Determinativum, sondern das
Determinativum ursprünglich zu illud getreten sei, wie das ja gewifs
thatsächlich in den schon bei Cicero begegnenden Beispielen illud
extremum Plane. 65, illud tuum Caccina 64, illud Catonis u. ä, der
Fall ist, welche Zusammenstellungen allerdings noch nicht den fürs
Spanische charakteristischen Sinn haben.
Sehen wir uns nun kurz die Fälle an, wo el vor neutralem
Adjektiv erscheint, so zeigt es sich, dafs sie durchwegs nicht in
die besprochenen Kategorien passen. ^ In den meisten Fällen ist
ein wirkliches Substantiv gedanklich vorhanden, wird aber ver-
schwiegen, sei es dafs die Sprache kein passendes Wort dafür hat,
sei es dafs es dem Sprechenden auszudrücken unnötig scheint oder
nicht gleich einfallt frio in el /rio, vacio in el vacio waren Sub-
stantiva bereits, bevor der Artikel dazu tritt, sie bedeuten 'kalte
Temperatur', Meerer Raum'; hace /rio ist der Gegensatz zu hace
ccdor; man sagt un vacio VB 80, el hórrido vacio Ha Los am. 18a;
ähnlich heifst el infinito der unendliche Raum, die Unendlichkeit,
vgl. el amor de mi padre y el recturdo de mi madre . . eran la piedra
angular que me unia al infinito C 77 (vgl. dagegen das Beispiel
PJ 82 in 3); el fisico *die physische Konstitution' ist der Gegen-
satz zu el alma: esta huella se marca no solo en el /isico sino en el
alma Cu. el sonrosado, el mate sind die rosige, die bleiche Ge-
sichtsfarbe in el sonrosado y la /rescura de la tez son hoy reemplo"
zados por el pálido mate de los años C 1 1 (vgl. dazu das Beispiel 12 b);
el esterior und el interior de la habitación sind der äufsere, innere
Teil der Wohnung (noch besser 'das Interieur'), lo interior de la
habitación das was sich innen befindet {el interior de la habitación
tenia indudablemente cierto encanto FO 71 und dazu 6); ähnlich el
estremo 'das Ende, das Extrem', ridiculo ist 'Lächerlichkeit*, süd-
deutsch 'Blamage' (eine Frau sagt VB öj: no pienso .. ponerme en
ridiculo, nicht ridicula) und an derselben Stelle tan poco cuidado del
ridiculo (vgl. frz. le . ., un ridicule) ; so ist an der von Tobler zitierten
* Also — vielleicht mit Ausnahme des in 17 erwähnten al menos —
nicht von einer Verwischung oder Unsicherheit des Sprachgebrauches nicht
die Rede sein kann. Dies ist also das Resultat der Untersuchung, die ich
nicht aus Lust zum Widerspruch gefuhrt habe — dazu sind die Meinungen
Tubiera viel zu vorsichtig und zweifelnd vorgebracht — , sondern weil eben
dieser zweifelnde Ton des Meisters zu erneuter Nachforschung geradezu auf-
zufordern schien.
720
Stelle esa virgonzosa condescendencia para el tscandùlou que et à wat.
juicio d pecada capitai de la alia sociedad tnadriieiia: il euatá»
wohl nichts anderes als die Chronique scandaleuse, der Triti
tratsch, wenn es nicht gar 'der anstofserregende Meusch* ist,
in PJ 149: no hay nada Ian malo como e¡ tíedneialo y . . á les atai,
lesos es mcneskr arrojarlos al mar con una piedra ele molin» alaát
pescuezo, por lo contrario (yi) steht zu gewöhnlichem ^r e/ <«nM
wie 'das UegeDteilige' zum 'Gegenteil'; e/ pasado bejist die '<
gangene Zeit', ' Vergangeaheit ', el peinado "das friäierte Haai', '
Frisur'; dagegen lo bien calzado me agrada das gut Angeiogc&e
wenn man etwas gut angezogen hat, Mo £1 I. D. D. I 8,
Die Art und Weise schliefslich, wie ei sublime, ei necesarit
fassen sind, zeigt Cuervo iu seinen Anmerkungen zu Bello S.
Man gebraucht í/ í«¿/i>Kf, ti pali lieo in der Rhetorik, et safa}
il necesario in der Nationalökonomie, ei desnudo, ei aniigm ¡n
Aesthelik als termini technid und konnte ebenso gut etwa in
Ethik von cl honesta sprechen ; d. h. es sind philosophische B^
bei denen von dem Träger der Kgenschaft abgesehen werden i
Abstraktionen, durch die Eigenschaften vom Seienden als elnat
sich Seiendes hingestellt werden, mit dem die Theorie der
treffenden Wissenschaften zu operieren hat. Dnfs tfaatsäcblich iMth
und sublime darin als Substantiva gefühlt werden, zeigt Bei
welcher angiebt, man könne sagen: el mero necesario und le m
mente necesario, el verdadero sublime und lo Verdaderamente MÍI
Einschränkende AdJL-ktiva können wohl schwerlich zur Konstnib
lo -f- Adjektiv treten.
Dafs an vielen Stellen etwa el pasado sowohl wie Ío fiasoA
sublime nicht minder als lo sublime gesagt werden könne, ohne »
sich eine merkliche Differenz des Gesamtsinns einstellt, soll da
nicht geleugnet werden. Zu behaupten aber, dafs die Ausdrä
an und für sich dasselbe besagen, wäre nach meiner Ansicht ehe
verfehlt, wie aus dem Umstand, dafs moderne französische Schi
steller das Imparfait oft dort gebrauchen, wo wir Passé definí
warten, zu lolgetn, dafs beide Zeiten Gleiches bedeuten oder
deuten können.
Abkänuneeo.
GabOiUeFO: VB ^ Colección de imoccs espaüoles (Brockhau») 31;
= Colección 40; J. y Ruf. =^ Fesenmaii's spanische Bibliothek 7; Tkla
PJ = Peplu Jiminei". Madrid 1892: Cîalderon: VS, Pr, MPr ^ L.*>
es sueBo. El principe constante, EI migicö prndipioso nach Krenkcl's Ai]%
I, II; Moratia (Mti), Uoreto (Mo), BartisnbuBcb (Ka) nach Akt 1
.Szene; Zolllla's Don Juan Tenorio (DJT), Breton de loe HerrenM*
independencia (Ind.) nach Akt und Sime: Oaldos: FO ^^ Colecdoa
C = CmIoi por ••*. Paris, Medina, 1868; Cervantea' Don Quijote (C
nach Buch und Kapitel; Huarte: ilE = Examcit de ingenios*. Aiasierdi
Kavestein, 1662; Tmebft; HC = Colección lo; La buenaventura nach £
pitela; IbU: Biblioteca XV.
Be ^ Bello, Gramálicn de la lengua castellana . . Cuarta édition bedu
de D.Rufino Cuervo. Paris 1892. Cu = Cuervo's Ñolas dazu.
Wgg = Wiggers, Grammatik der Spanischen Sprache*. Lelpng, Bfoc
Lnus, 1SS4. ,. ,,
' ^ c,uGiiN Uta
Notes on JEsopic Fable Literature in Spain and Portugal
Daring the Middle Ages.
On approaching any theme connected with the history o
JEsopic Fable Literature in the Middle Ages it is natural to turn
first of all to M. Leopold Hervieux's colossal publication on Les
Fabulistes Latins^, Confining our attention in the present article
to manuscript sources, let us see what are the statements that
M. Hervieux makes concerning manuscripts in Spanish and Portu-
guese libraries.
The first point to be noted in this connection is that M. Her-
vieux himself confesses to an almost complete ignorance of the
manuscripts to be found in the libraries in question. In his first
edition he makes the statement^ that he has not visited the Spanish
libraries, and contents himself with citing a single manuscript of
the collection of Walter of England from Haenel's well-known cata-
logue'. In his second edition he cites three manuscripts^, all in
Madrid libraries, from which fact it may be inferred that he had
n the meanwhile paid a visit to the Spanish capital.
• Leopold Hervieux, Les Fabulistes Latins depuis le siècle d'Auguste
jusqu'à la Fin du Moyen Age:
Tome I. Phèdre et ses Anciens Imitateurs Directs et Indirects, Paris:
librairie de Firmin-Didot et Cie., 56 Rue Jacob, 1884. 8^0, VIII and 729 pp.
Tome II. Phèdre et ses Anciens Imitateurs Directs et Indirects. Pans :
librairie de Firmin-Didot et Cie., 56 Rue Jacob, 1884. 8vo, II and 852 pp.
Tome m. Avianus et ses Anciens Imitateurs. Paris: librairie de
Firmin-Didot et Cie., 56 Rue Jacob, 1894. 8vo, III and 530 pp.
Tome IV. Eudes de Cheriton et ses Dérivés, Paris: librairie de Firmin-
Didot et Cie., 56 Rue Jacob, 1896. 8vo, VIII and 482 pp.
Tome V. Jean de Capoue et ses Dérivés. Paris: lij>rairie de Firmin-
Didot et Cie., 56 Rue Jacob, 1899. 8vo, VI and 787 pp.
Tome I. Phèdre et ses Anciens Imitateurs Directs et Indirects, Deux-
ième édition, entièrement refondue. Paris: librairie de Firmin-Didot et Cie.,
56 Rue Jacob, 1893. 8^0, XII and 834 pp.
Tome II. Phèdre et ses Anciens Imitateurs Directs et Indirects. Deux-
ième édition, entièrement refondue. Paris: librairie de Firmin-Didot et Cie.,
56 Rue Jacob, 1894. ^^o, II and 808 pp.
« See Vol. I, p. 532.
• Catalogi Librorum Manuscriptorum Qui in Bibliothecis Gallia» Hel-
vetiœ, Belgiit Britannia M„ Hispanice, Lusuaniœ Asservantur, nunc primum
editi a D. Gustavo Haenel. Lipsiae: sumtibus I. C. Hinrichs, 1830. 4to, XII pp.
and 1240 cols.
« See Vol. I, pp. 583—585.
Zotschr. C rooi. Phil. XXV. ^6
722
GEORGE C. KBIOEL,
But even so, his lack of attention to this part of his f
remarkable, as Dr. HaeDcl', whom he himself cites, gives no Ii
than seven manuscripts which he had found in Spanish and Î
tugúese libraries, only one of which is mentioned by M. H«
even in his second edition. But more of this presently.
Let us now turn lo look at the question from a more g
point of view. M. Hervieux cites in ail some three hundred a
ihirty-four manuscripts, of which only three are from the libtanci |
of Spain and Portugal, and yet these libraries probably contaii
round numbers a hundred thousand manuscripts, or about <
tenth of all the Mediaeval manuscripts estant '. One would, lb
fore, expect to find thirty manuscripts in these libraries instead 0
three if the proportion of fable manuscripts was approximately ll
same for Spanish and Portuguese collections as for those of o
countries. Or let us change our point of view slighliy and a
that whereas M, Hervieux cites some fifty-six manucripts of t'
Bibliothèque Nationale al Paris with its collection of say one hundrtd
thousand manuscripts, for Spain and Portugal with collectiont
aggregating ihe same figure he knows of only three. Here, lien,
we have a proportion of nearly twenty to one, instead of the tra
to one which we had in the fiisi instance.
This slate of afiairs wilt be found upon a closer t
to be no mere accident, but to be due to two very impOlUlt
facts; namely, ßrsi that the jïlsopic Fable was never a favsiJlB
form of literature in the Iberic peninsula, and second that then Jl
a very general ignorance among scholars as lo the mantTyiJp
treasures to be found in Spanish and Portuguese libraries.
The first great period of literature on ihe peninsula äoM
with the invasion of the Moors ¡n 7 U A. D., and our evidaw
concerning the ^sopic Fable in Spain and Portugal daring UHI
early lime is of the very scantiest.
The first point lo be noticed is the fact that the Greeks fr
time immemorial had establishd certain trading-posts in Ibeò^
which gradually grew up to be towns, and where there must c
tainly have existed some knowledge of ihe ¿îisopic Fable in
Greek form. However this may be, one thing at least appears K
be assured, namely that no direct evidence concerning such |
knowledge has_come down to our day.
Very similar statements are no doubt true for the s
Carthaginian and Roman periods, and we have nothing definite II
engage our attention until we come lo the early centuries of o '
era to which reference is made in a doubly-erroneous statement I
be found in Amador de los Rios, which reads as follows';
' See the accounts given or the various librarící in ¡iimn-a. Jahr^
der Gelehrten Welt, herausgegeben von Dr. K. TiübDei und Dr. F, He
Achter Jahrgang: :89s— 1899. Strafsburg: Verlag too Karl J. Trüfanri, il
limo, XXIV and 1 144 pp,
' mstoria Crítica di la Zittraíura Signala, pot Dod Ja|J .
NOTES ON JESOPIC FABLE LITERATURE. 723
Sea ó no el frigio Esopo el Lokman de los árabes, es para
nosotros evidente que la poesia griega recibió de la India la forma
simbòlica desemejante si no contraria á la unidad y perfecta ar-
monia de la idea y su manifestación exterior, carácter principal y
base de la literatura helénica. Aceptóla al señorearse de Grecia
la romana; y docto en el conocimiento de los historiadores y poetas
que florecieron en aquel privilegiado suelo, cultivóla primero el
español Hijino, y algo adelante el celebrado Fedro, . . .
Unfortunately for Amador de los Rios' patriotic claim of
priority over Phaedrus, it turns out upon investigation that accord-
ing to Suetonius there lived about the time of our era a certain
Latin grammarian named Caius Julius Hyginus, who possibly was
bom in Spain and who was placed by Augustus at the head of the
Palatine Library. Only fragments of his works remain and there
is no evidence to show that any of them contained iEsopic Fables.
Another writer named Hyginus Gromaticus, who probably flourished
in the second century, was possibly the author of the well-known
lÀÒer Fabularum among other things, but this work deals only with
mythological legends ^
The next matter to engage our attention in coming down the
centuries are the statements found in the writings of the celebrated
St Isidor of Seville. This well-known Spanish author was bom at
Carthagena about 570 A. D., and died at Seville in 636. In his
Origines t Bk. i, chap. XXXIX, we find the following statements 2:
Has [fabulas] primus invenisse traditur Alcmon Crotoniensis:
appellanturque iEsopicae, quod is apud Phrygas in hac re polluit
Sunt autem fabuiae aut iËsopicae aut Libysticse. ^sopicœ sunt,
cum ammalia muta inter se sermocinasse fìnguntur, vel quae animam
non habent, ut urbes, arbores, montes, petrae, ñumina. Libysiicœ
autem, dum hominum cum bestiis, aut bestiaram cum hominibus
fìngitur vocis esse comercium.
From these quotations, and the few stray fables which he cites,
it would appear that St Isidor was acquainted with iEsopic Fable
Literature, but just how much knowledge of them this would imply
both in his own case and in that of his fellow-countrymen it would
be hazardous to attempt to estimate.
I think we may, however, safely assume that, whatever the
knowledge of Phaedrus and the Greek fabulists may have been in
de los Ríos. Tomo III. Madrid : imprenta de José Rodriguez, Factor, num. 9,
1863. 8vo, Vm and 703 pp. See p. 471.
* Dictionary of Greek and Homan Biography and Mythology, edited
by William Smith. Vol. 11. London : . . . John Murray, Albemarle Street,
1849. 8vo, Vni and 1219pp. See pp.534 — 536.
• Corpus Gravntnaticorum Latinorum Veterum; collegit, auxit, recensuit
ac potiorum lectionis varietatem adiecit Fridericas Lindemannus, sociorum opera
adiutus. Tomas III. Isidori Hispalensis Episcopi Etymologiarum Libros XX,
Continens, Lipsise: sumptibos B. G. Teabneri et F. Ciaadii, 1833. 4^» "^^T
and 702pp. See pp.65 — 66.
46*
724 GEORGE c KxnysL,
ibe Iberic peainsula, the widely -disseminated coILectioD oí k'áEm\
which was composed in the fourth ceotnry of our era mni 1;
this time have Tound its way into Spain. Indetid the veiy
definite statement as to a wtanuícrípi containing y£sopk Fibta
which we have is one concerairg Avianus in the ninth centej.
This falls wilhia the second great pencxl of Spani&b literUue <
a time when the Moorish invasion bad nearly obliteiaud SpanA
literature and pressed the imconqnered remnant of ibe peoffc
almost into the Atlantic Ocean.
Dr. Rudolf Beer in his work on Spanish Ubranes' cuti 1
passage fiom Alvaius, Vita Beati Eitíogü, which states that EokigB
of Cordova made a jouisey in the year 848 to sundry mocaitBie
In that of San Zactiaiias at the foot of the Pyrenees be wu lindi
received, and the Abbot Odoaiius presented him with a nonb!
of maauscripls among ibem "Arieni fabulas métricas", whidinaj»
scripts it is recorded he faithfully carried back to Cordova fot ik
use of his fellow-monks. This scanty notice indicates thai S»
Zacbarias must have had a manuscript of Avianus ht/ort %s,l K.\¡,
33 the abbot would hardly give away his original, but probi^'
only a copy; and that the monastery at Cordova had one/"
848 A. D. Dr. H. Draheim in his Bericht ü6er die Utltrtìt' -
Phaedruí umi Avianus Jar die Jahre iSga — '894 also dia i
manuscript^ after M. Manitius^
After this date of 848 A. D. we come to a long blank pc-
in the history of ¿Esopic Fable Literature in Spain and Po(9,
ending for us finally about the year 1225 A. D., which is thsl
claimed by Amador de los Rios for MS. i 10 of the Bibli
Nacional at Madrid^. But here again our Spanish author
to bave made several grievotis errors, for M. Hervieojt^ d
this same manuscript at leogtb and assigns it to the fifteenth I
' Mandichri/Iciuchälie Spaniens; Bericht über eine im ,
kaiseilichcn Akademie der Wissen schiften in den Jahien 1886 iBSs'-
geiühtte ForsehunRsrcise. Von Dr. Rudolf Beer, Amaauensis der L k.'
bibliotbek. See VI, Abhandlung ia Sittutigibtrichte der PAi/oiophitek-i
iseheit Clane der KaistrHchen Akademie dtr ^^''issenschafleH, Hoiidi. ,
un dz winzigster Band. Wien: in Cammission bei F. Te mp&k y , tSgi. Svo, fUlf
See pp. 19 — 10. Continued in succeeding volumes dawn lo VoL (31, l<»
Also published separately under ihe date 1694; rcrercncss are ^ytnx<^
last-named form.
■ Jahresbericht über die Fortschritte der Uassischen A/UrlMumrm^^*
sckajl! begrüniiel von Conrad Bursjan, herausgegeben von Iwan t. llñlWi
Vieiundachtiigsier Band; Dteiundiwaniigster Jahrgang 1895. Zwdie i>
theilung: Lateinische A'íisii/ttr. Berlin: Verlag von S. Calvary Sc Co., Luis»
slrafsc 31, NW., 1896. 8vo, IV and 310 pp. See p. 248.
' Rheinisches Museum für Philolagie, heraasgeget>ca von Otto Rildiat
und Franz Buechcler. Neue Folge: Sieben und Vierzigstet Band, EiHbuine*
heA. Phüologisches aus Altea Bibìictheistatatog-en {bis liool; cimmax»
gestellt voD M. Manitius. Frankfurt am Main: J. D. Sanerläadei'i Vtria
1S93. 8vo, Viti and 152 pp. See p. I12.
' Op.cit., VoLin, p.472.
• Op. fit.. Vol. I, ad. ed., p. 584.
NOTES ON ÄSOPIC FABLE LITERATURE. 725
taiy, instead of two centuries earlier. Furthermore Amador de
los Ríos was completely in the dark as to the nature of the col-
lection before him, and calls it merely HorhUus from a word
occurring in the prologue. M. Hervieux, however, very properly
describes it as one of the numerous manuscripts containing the
Latin collection of Walter of England.
This ends what may perhaps most fittingly be called the
legendary history of the iÉsopic Fable in Spain and Portugal, and
brings us down to the fourteenth century when authentic records
in this special field for the first time become available. We now
come to a series of manuscripts, which will be taken up in chrono-
logical order.
I. Walter of England: Madrid, Bib!. Nac, Aa« 163
(ab. 1350).
Of the various documents that go back to the fourteenth
century probably the oldest is a manuscript of the fables of Walter
of England, which was first mentioned by Haenel in his well-
known work already dted^:
Madrid, Biblioteca del Rey, Aa. 163. issopi fabulse; membr. 4.
M. Hervieux refers to this manuscript and Haenel's catalogue
in his first edition 2, and states that the fables are attributed by
the author of the accompanying commentary to a certain Garicius,
which is only one of a host of names given by various authorities
as that of the author of the Walter of England collection. Whence
he may have derived his information on this point it is impossible
for me to say, as Haenel assuredly gives no hint of all this, and
M. Hervieux himself says on the same page that he has not visited
the Spanish libraries.
in his second edition ^ M. Hervieux gives quite a lengthy
description of this manuscript, which seems to be the result of a
personal inspection. Here we are told that the manuscript con-
sists of forty-one folios in a Gothic hand of the fourteenth century,
the scribe apparently being unfamiliar with the Latin language.
The first twenty-five folios contain the epigrams of Prosper Aqui-
tanicus, a Christian writer of the fifth century, after which come
the fables of Walter of England, sixty-two in number with the
heading in a somewhat later hand Garicii prologus, while at the
end we find Explicit liber Esopi.
2. Jayme Domenech, Resumen Hisioriale (ab. 1380).
We will next turn our attention to Catalan literature in order
to consider the claims of the Dominican Jayme Domenech, Inquisitor
of Mallorca. Towards the close of the fourteenth century when
1 Sec col. 965.
» Of, cit.. Vol. I, p. 532.
• Op, cit,. Vol. I, 2d. ed., pp. 583—584.
726 GEORGE C. KHIDBL,
Pedro IV of Aragon was patTomiiiig bistoriaDS and tbeii «
instigated Jayme Domenech to undertake the translation
Speculum Historiak of Vincentius Beliovacensis into Catalan. SJ
Fatio in his Kaialaniscke Lilteratttr'^, and Dr. Otto Denk
history of Catalan literature' both make statements to tfa
that Jayme Domenech did not actually translate fais orígii
merely paraphrased iL As the Catalan work is inaccessibk
I am unfortunately unable to decide whether its author
the short collection of ^sopic Fables found in his original,
It seems worth while, at all events, to record these facts
present investigation. Two references lo manuscripts of this
monument which have been found by me are as follows:
Dr. Beer, op. cil., p. Tfi, cites Villanueva, Viaje, tarn.
pp. 212 — 266, as giving in his description of the now di
Biblioteca del CArmen Descalzo of Barcelona the following
(8) Jaime Domcnech, Compendio historial, s. XV [L. 3
Again on p. 522 the same authority quotes from Vili
Viaje, torn. IV, pp. 132 ff., in describing the now dispersed
teca del Real Convento de Predicadores at Valencia as coni
(10) Jaime Domenec, Historias desde el princìpio del 1
3. Vincentius Betlovacensis, Specula HisioriaU
Doctrinale (1381).
The next point along the line is a mention of a mai
of the Speculum Historiale, intended also perhaps to indu
Speculum Doctrinale, of Vincentius Beliovacensis in the will o
zalo Perez of Pontevedra in the year 1381, Cf. Dr. Beer,
p. 409.
4. Vincentius Beliovacensis, Speculum Htstoriale (1
The private librar}' of King Martin 11 oF Aragon at Bai
contained at bis death in 1410 a manuscript of the .Sj&iirttAoii
riale of Vincentius Beliovacensis. Cf. Dr. Beer, op. cit., p. g^
5. Vincentius Beliovacensis, Speculum Historiale (&h.
To the fifteenth century is assigned by Dr. Haenel,
col. 958, a manuscript in six lolio volumes containing the Sß
Historíale of Vincentius Beliovacensis, which was found by
the Bibl. S. Lorenzo del Escorial in 1822.
' See pp.70 — 118 in Grundrifs der Komaniíc/ieii Philologie;
gegeben von Gustav Gröber. II. Band, 1. Abteilung. Straüburg:
Tnibner, 1S97. Sto, VIII and 496 pp. See p. 115.
' EinfüfiruHg in die Gesc/iichte der Aücalalanisclun LUterat
deren Anfängen bis tum 18. yahrhundcrt. Mit vielen Proben, biblk)^
kritiscben Noten und Einem Glossar. Von Dr. V. M. Olio Denk, coitcj
gtied der Kgl. Academic der Bucnoi Llctias in Baicelona. München;
und Verlag der Müncbner ïlandeUdruckerei (Veilagsuistalt M. Poesl'
8vo, XXXVrn and iiopp. See p. 36.
NOTES ON ÌESOPIC FABLE LITERATURE. 727
6. Vincentius Bellovacensis, Speculum Historiale (ab. 1450}.
Dr. Haenel, op, ciL, col. looi, also mentions a manuscript of
the Speculum Historiale of Vincentius Beliovacensis in two volumes
as being preserved in the public library of Valencia» which we
may tentatively assign to the fifteenth century.
7. Vincentius Beliovacensis, Specula Historiale et
Doctrinale (ab. 1450).
Dr. Haenel also, op, dt,, col. 1035, mentions "Vincentii Belio-
vacensis specula maxima, de differente tempo, marca, ordem e
carácter; membr. fol.*', as being preserved in 1823 in the Biblio-
teca Real da Corte at Lisbon under the numbers A. 5. i — 7.
Perhaps a printed edition is here denoted.
8. ^sopus Latine (ab. 1450).
Dr. Haenel, op, at,, col. 1002, mentions an jE^us Latine, an
octavo parchment manuscript numbered 185 in the public library
of Valencia. No date is assigned, and so we may put down the
fifteenth century as most probable. On such slight data it is im-
possible to say which of the many Latin collections the manuscript
in question contains, and we can only venture to surmise on
general principles that it is the widely disseminated work of Walter
of England.
9. Walter of England: Madrid, Bibl. Nac. no (ab. 1450).
M. Hervieux in his second edition, Vol.1, p. 584, describes
this as a paper manuscript of quarto size with one hundred and
twenty folios in a hand of the fifteenth century. It contains two
works, the first a religious poem occupying eighty folios, and the
second the well-known collection of Walter of England, breaking
off in the middle of the fifty-eighth fable, but having a subscription
in an old hand which shows that the few leaves missing at the
end were lost very early.
10. Quesopete en Latin (1460).
Dr. Beer, op,cit,, pp. 116 — 117, reports that in the inventory
made in 1460 at the death of the celebrated statesman and scholar
D. Alvar Garcia de Santa Maria of Burgos there occurs the following
curious entry:
(16} Otro librete que es quesopete en papel en latin cobierto
de prieto.
Here again we may on general principles surmise that we have
a manuscript of Walter of England, and we can be certain that
it was not a printed book as the earliest edition of i^sopic Fables
in any language was not issued from the press until the following
year. As for the unusual form "quesopete'' I find a note by
M. A. Morel-Fatio, LIsopo Castillan, in Romania, Vol. XXIII (1894),
738 GEORGE C. RBtOBL,
p. 563, ¡D explanation of the title Itopeu fu'síoriado. which reaò
as follows:
Ce diminutif, venu de France, était volontiers prononcé Gia»-
peU par le peuple castillan (cf. Don Quùholte, part. I, ch. 25).
The description "quesopete en papel en latin" which we haw
here would, theiefore, indícale an acquaintance of some soil with
the Old-French ysopits, whose particular character it is anposMe
to detenni ne.
II. Ytùptt dt Laxaga {bef. 14Ö1).
Dr, Beer, op, dl., pp. 397 — 398, makes certain stalemenits eoo-
ceraing the private library of Carlos III of Navarre fonneilf it
Pamplona, quoting from Lidniano Sáez, Dtmosiracion hûtirita at
verdadero valor de tädus lai monedas que (orrian en Caifitía Arw^
ü reynado del Señor Don Enrique III., ele, Madrid, 1796, p. 371-
The passage which interests us reads as follows:
£1 Rey DOu Carlos III de Navarra no fué menos amante de
libros que Don Alonso el Sabio, y para satisfacer su deseo, compró
diferentes librerías, y entie ellas la de los Padres Dominicos de
Estella, y la de su Cambarlen Mosen Pierres de I^axaga. £1 naoxfO
de Códices de que se componian algunas de estas librems do
consta. De la de su Cambarlen se sabe se reducía á (1) ...-:
(4) Ítem un Romanz Isopet; . . .
Five manuscripts in all are mentioned in this list, and b
ihey all seem to be French works and the pure Old-French foe
liopet offers an additional support, we may safely infer that ■
have here another manuscript of an Old-French Vsopet, presumir
ag;ain of that of Marie de France.
As King Carlos UI of Navarre died in 1461, and as we £:
informed that he bought the librar}' of his Chamberlain Mose
Pierres de Laxaga, ¡I follows that the manuscript in question wss.
have been in the possession of the latter some time before 1401-
An investigation into the Chamberlain's biography might pediaiii
give ground for further conjectures,
12. Ysopel de Viani (1461).
In 1461 D. Carlos de Aragon, Principe de Viana, died ano
we have had preserved to us an Inventario dt los bienes del Priiui}<
de Viana made in that year and including ihc contents of hi>
private hbrary at Barcelona, Dr. Beer, op. cit., pp. 85 — 88. givet
an extract from this document, under which on p. 86 we find the
interesting entry:
(60) Item Isop en francés.
As far as I know no attempt has been made to identii}' this
manuscript, though llie bare fact of its formerly having eidsted has
been mentioned several times. On general grounds it seems luci}'
that this was a manuscript of the Ysopet of Marie de France, and
it is quite possible that a little careful investigation in the proper
NOTES ON JESOTIC FABLE LITERATURE. 729
qaarter would throw more light on this missing manuscript, as well
as on the various others which have been noted as having formed
part of certain Spanish libraries now dispersed.
13. Walter of England: Academia de la Historia, 45 (1476).
We return once more to M. Hervieux's descriptions of manu-
scripts in the Madrid libraries and note that in his second edition,
Vol. I, pp. 584 — 585, he mentions a manuscript of Walter of
England in the library of the Academia de la Historia, 45. It is
a quarto manuscript containing the usual text in an Italian hand
with the subscription:
Bononie G. Monet. Scripsit 1476.
A note at the bottom of fo iro reads:
Collegii Soc. Jesu d. Ignatii, Pollentini.
The history of this manuscript is, therefore, quite adequately
known, which has not been the case for any of those hitherto
mentioned.
14. ^sopus en Griego (1497).
Dr. Beer, op, cit., pp. 420 — 424, gives us certain information
concerning the Biblioteca Universitaria of Salamanca. The Uni-
versity of Salamanca was founded by Alfonso el Sabio in 1254,
and its library is considered to be the oldest university library in
Spain Í. In 1497 ^- Alonso Ortiz, a Canon of Toledo, presented
the library with six hundred volumes of Greek and Latin authors
probably including both printed and manuscript copies. Dr. Beer
quotes from La Fuente's catalogue ^ and among oüier entries we
find the following:
(4) Aesopus, obras en griego.
From the history of the library we would infer that this was
a manuscript coming from the collection of D. Alonso Ortiz, but
its earlier history and the character of its contents remain con-
jectural.
Dr. Haenel, op, cii,y col. 976, complains that he was not per-
mitted to visit this library, and hence we find no detailed list of
its manuscripts in his work. One more point which may be noted
in this connection is that if this is in reality a manuscript, and
not a printed book, it is to be added to the list of Greek manu-
scripts given by August Hausrath in his Unter suchungen zur Über^
lieferung der Äsopischen Fabeln\
* See Dr. Beer, op, cit,, pp.420 — 421.
* José La Fuente, Vicente y Urbina, Catálogo de los Libros Manuscritos
que Sí Conservan en la Biblioteca de la Universidad de Salamanca, formado
y publicado de orden del Señor Rector de la misma. Salamanca, 1855. 8vo,
75 pp. {Non vidimus.)
■ See pp. 245 — 312 of the jfahrbucher fur Classische Philologie, heraus-
gegeben von Alfred Fleckeisen. Einundzwanzigster Supplementband. Leipzig:
•Druck und Verlag von B. G. Teubner, 1894. ^^o» ^V and 616 pp. plus map.
See p. 312.
730 GEOROE C, KKIDKL, NOTES ON «SOPIC FABLE I-ITERATÜRE,
15. Iioptle en Somance (ab. 1500).
M. Morel-Fatìo in the article already cited, p. 575, refere t
the Memorias de la Reaì Academia de la Hisloria, t. VT, p. 459,
marking in this connection:
Enfin, on aimerait aussi savoir si les deux exemplaires d'j^
"Isopete en romance" qui figurent dans le catalogue de la bibl
thèque d'Isabelle la Catholique représentent le texte de Saragosse:
cela est probable mais non prouvé.
While this surmise is probably entirely justified, it is also
possible that Mediaeval manuscripts ale in this case meaiiL
16. Libro dt los Gatos.
This is the best known of all the Mediaeval Spanish &ble
collections, but an attempt to obtain any information conccroing
the manuscripts was completely baffled by the frequentij- recurring
Asi en ei (¿dice in the footnotes of Pascual de Gayangos* well-knotn
edition', W. Hetvieux gives quite an account of the collection^
but says nothing of any manuscript of this translation of the fables
of Odo of Sherington^.
As no systematic account of the disopie Fable manuscripti
in Spanish and Portuguese libraries has hitherto been publiahwi,
it is hoped that the above list of bibliographical references to the
special lîeld under consideration may form the starting- point somt
day for further and more thoroughgoing investigations on the p»
of some scholar who makes a specialty of Spanish literature.
■ See pp.543 — j6o in BibUeteca. de Auteris EspahoUs dtitU ¡a
macioK del Lenguaje Hasta Nuestras Dias. [Tomo LI.] Escritores «i J
Anteriores al Siglo XV, recogidos é itustiados por Doa Pascual de GannMi
Madrid: M. Rivadeneyr», impresor, edilor, Ca"- ••- '- »»--' — - --
XXll aod 607 pp.
» Op. cu.. Vol. IV, pp. 106 -log.
' Cf. also Hermann Knust, Das Libra dt las Gatos, pp. i ^j
119^141 in yahrbuch für Romanische und Englische Literatur; iiiita
sonderer MttwirlniDg von FerdioiDd Wolf tmd Adolf £bcrt, heransgegebM
von Dr. Ludwig Lemcke. Sechata Band. Läpdg: F. A. Brodehaus, iSiS-
See p. 125.
Madera S,
"-J
George C. Keiobi.
VERMISCHTES.
I. Znr Lautlehre.
Zum Uebergang von intervokalischem i zu d
im Vulgärlatein.
Hierüber hat Schuchardt Vokalism. des Vulgärl. I p. 126 und
III p. 64 und nur ganz kurz Meyer-Lûbke im Grdr. d. Roman. Phil.
I p. 363 gehandelt; letzterer hat andere Beispiele als Schuchardt
nicht gebracht. Von den Schuchardtschen Beispielen übergehe ich
die den Handschriften entlehnten, weil sie entweder zu unsicher
sind oder in zu späte Zeit fallen, und prüfe nur die inschriftlichen.
Die älteste, Donada — aus Pompei angeblich herstammend — , ist
wohl zu streichen; denn C. L L. IV ist sie nicht aufgeführt und
Schuchardt selbst p. 1 1 Â. 2 erklärt „um von den Phantasieen
Garucci's über pompej. GraffiUi zu schweigen". Auf Badaus (Grut.
535» ^) gebe ich nichts, weil es ein Fremdwort ist; ebenso wenig
auf Chandis (Grut. 61 1, 5), da der Genitiv auf "idis analogisch nach
Wörtern wie Laidts etc. gebildet sein kann. Ebenso wenig gehört
Primtdtus hierher; denn die Bildung ist dieselbe wie in Sextidia
CI. L. IX 2134, Octavidtus CI. L. IX 2412 etc. Auch idem braucht
nicht aus item entstanden zu sein; denn in idem hat sich im Latein
die Bedeutung „ebenfalls, ebenso" nicht minder entwickelt: Cicero
phiiosophus idemqtu orator,^ Es blieben dann von allen Beispielen
nur dodationis (Or. 1175, jetzt C I. L. VI 14672) und imudavit (jetzt
C I. L. II 462 aus Emérita in Lusitania). Zu letzterem bemerkt der
Herausgeber jjmudavit rustice scriptum est pro immutavit** und be-
züglich des ersteren ist im C I. L VI die Verbesserung gemacht
do{n)ationis. Aber warum? Der Text dieser Inschrift weist so vul-
gäres Latein auf — z. B. opter für propter^ devevet für dehebiU ho^
luerity amnegavefit für ahnegaverii — , dafs wir auch diese Form ihr
zutrauen können.
Ich ziehe nun noch folgende inschriflliche Beispiele hieher:
I. Epic a dus. C I. L. IV S. I n. CX liest der Herausgeber
Lucreii EpiCyyadi^* und fügt A* 5 noch hinzu „sic lego", und ebenda
n. LXXXIU, wo M, Lucreti Epica, gegeben wird, bemerkt er: „Hoc
loco et fortasse n. CX Epicadi nomen agnoscendum esse mihi vi-
* Margaridae fur margaritaeì cf. Schuchardt III p. 64. Aber es gab
ja nach Pape fAaQyaQÍÓr¡c neben fÂaQyoQÎtijç,
y¡2 VERMISCHTES. ZVf. GRAMMATIK.
detut". Wir hätten damit ein ziemlich sicheres Beispiel aus Pompei
lind KUgleich aus dem 1. Jahrhandert der Kaiserzeiu Ich entáime
als hieher gehörig noch C. Obàtìus C. I. Epicadus (C !• L. X 5081
aus Atina) und den noch älteren Epiead{us) Pop{iUi) L. 1. in:;-.
Caesar. T, Slolii. cos. {a. u. c. 728) aus Capua (C. I. L. X 3790). Di..-
urbane Form sehen wir noch in us M. /. Efñeatus C L L \
8378 und AureUus Epkatms C. I. L. 111 920. Epicatus halte ich lui
entstanden aus Äpieatus — vgl. Ennìiis nehen Anni'us — l'eew. a/i-
(alus; vgl. /.. ApicalHs C. 1. L. X 8042 (15), P. Apicahis C L I- VI
12126 etc. — Apicala hiefs die Frau des Seiaa — .
2. Atnbadus[ii). Das in Spanien so häufig vorkommenóe
c Amhalus(a) — I9 Ambali neben 9 Ambatae im C. I. L II — weist
den Uebergang von / : d dreimal auf. C. I. L 11 5709 (Leon) Aie-
badus Palari, ebenda n, 2909 {Villaffanca de Oca) Va/erta Ambii<¡.¡:
hb. und ebenda n, 2908 (Villafranca de Oca) Corntliat Ambadat,
3. Extricadus. C 1. L. 111 3620 (Pannonia Inferior bei Aqtun-
cum im heutigen Kovácai) steht: PraiienU tí Exlritado ect^ die
Inschrift fällt in das J. 217 p. C Die gewöhnliche Form Exin-
catut (urspr. Partidp von txlncarè) findet sich C. I. L. VIII 654;
4. Gavadiui. Während bei Fabrelti (Raff.) p. 624 und ioti
eine Gaivlia coniunx erwähnt wird, begegnet uns C. 1. L. VI 24259'
.4^11 Q. /. Veli Gonadi. Ich halle den Namen für weitergebîldc:
aus dem n. g. Govsus. Sieht die bei H. S. Or. n. 5937 .
manien erwähnte Gottheit Malronis Gavadiabus za diesem NaiM |
etwa in Verbindung? C. I. L. XII 1290 (Gallia Narbonensis Vai
findet sich eine Gavia/ia Q. I. Àttica.
5. Amala. C. 1. L. VI 26552 Alhmia Amada; eine Parali*
dazu wird von Schuchardt III p. 64 aus Le Blanl J. Chr. de Itfl
Gaule 576a ciliert — die Inschrift heñndcl sich in Sivaus. — . Nadifl
Le Blant „eile se ratlache ... à l'ouest de la Gaule el appartid
au VI' siècle". Amala ist ein haufìges c, z. B, Lotlia Amala C 1- 1
VI 33517 und sonst Vgl, auch Bramb. n, 805 et Amadiae Snifr
6. Novadas cf. C.I. L. IX 881 Novado (iweimal) — die
Schrift stammt aus Lucerla — neben NoiHiliu, so z. B. C L L. D
4885 L. Flavim Novaita.
7. Allius I Corradi/. AV^«- C.I.L.XU 3437 neben Oirtik
so z, B, C. I, L. VII 1270. Nachträglich ezwähne icli noch t-VAid«»'
C. 1. L. XII 3984, Benennung nach der TruppengattDog aceeitn velati.
A. ZlMMEKMANN.
Ueber ï'-Epenthese im Italischen bezw. im Vulgärlatein.
V. Planta — Oíík.-umbr, Gr. I p. 169 f. — nimmt nach dem
Vorgang von Thumejscn /-Epenthese für das Italische an, freilich
nur für -gi-, das im Uritalischen schon zu -¿w- geworden seL
Stok — H. Gr. 1 § 285 — hat sich dagegen ausgesprochen, und
auch sonst scheint diese Hypothese wenig Anklang gefunden an
J
A. ZIMMERMANN, UEBEK I-EPENTHESB IM ITAL. BEZW. VULGLAT. 733
haben. Nun haben meine auf dem Gebiete der römischen Eigen-
namen sich bewegenden Studien mich genötigt zu der Frage eben-
falls Stellung zu nehmen, und ich bin dabei zu der Ansicht ge-
langt, dafs für das Italische /-Epenthese anzunehmen sei. Das
— bei dieser Ansicht doch befremdliche — fast völlige Fehlen
der Epenthese im Schriftlatein erkläre ich mir mit v. Planta durch
Ausgleichung. Denn ebenso wie v. Planta umbrischem savitu gegen-
über lat. saevio dadurch erklärt, dafs, da das Paradigma ursprüng-
lich saivOf savis, savH, satvimus etc. lauten mufste, durch Angleichung
an die a/*- Formen die a -Formen auch ai angenommen hätten,
ebenso ist auch die Möglichkeit nicht abzuweisen, dafs bei sailto,
caipio etc. die Angleichung aus irgend welchem Grunde nach den
a-Formen hin sich vollzogen habe. Diese Möglichkeit wird nun
der Gewifsheit um so näher kommen, je mehr es uns gelingt Bei-
spiele zu liefern, in denen diese Ausgleichung noch nicht endgültig
zu Stande gekommen ist, wo wir also noch Epenthese neben Nicht-
Epenthese haben. Und solche Beispiele sind, sofern sie überhaupt
zu liefern sind, gerade die Eigennamen zu liefern im stände. Denn
in ihnen erhält sich erstens altes Sprachgut, was sonst schon
der Gleichmacherei der Sprache erlegen ist, noch recht lange, und
zweitens bringen sie nicht selten Formen aus den Dialekten
bezw. aus der Vulgärsprache, die uns aus diesen heute nicht
mehr bekannt sind. Ich werde darum meine Beispiele den Eigen-
namen entnehmen, und zwar nach den beiden soeben angegebenen
Gesichtspunkten geschieden.
A. I. Ailius — cf. fasti Cap. — bezw. Aeltus neben Allius.
In der Aufstellung der Liste der magistratus eponymi — cf. C. I.
L. 12 — sagt Mommsen mit Bezug auf die gens Allia: „i4///V — ita
tabb. Capit., Aelii auctores et fasti minores", und Unger hat in den
Fleckeisenschen Jahrb. 1891 p. 476 nachgewiesen, dafs die gens
Allia und Aclia identisch sind. „Der Name Ailius Aelius ist — nach
Unger — aus Ailius hervorgegangen, und während ein Teil des
Geschlechts noch 557 u. c. an der altern Orthographie festhielt,
richtete sich der andere bereits 582 nach der neuen Aussprache."
Damit haben wir fürs Latein ein unbedingt sicheres und sehr altes
Beispiel für 1- Epenthese, und ich nehme darum keinen Anstand
Aemilius, Aenius, Baebius^ Caedius, Caepius, Laelius, Maecius, Maelius^
Maesius etc. neben Amulius, Annius, BabiuSt Cadius, Capius, Lalius,
Maccius, Mallius, Masius etc. ebenso zu erklären.
2. Craislios — cf. C. L L. XIV 31 10 Tirri Craisli Tir. / auf
einer alten Inschrift von Praeneste — . Nach m. A. gleich Crássilios,
einer Weiterbildung zu Crassillus bezw. Crassilla, vgl. z. B. C. L L. X
7697 Sulpiciae Cf. Crassillae und Antillus CI. L. XII 2817 neben
Antilius C. I. L. X 4925. Etwa hierher auch L. Aurelius Crailus C. I.
L. VIII 8418? Es wäre dann Crailus aus * Cr a is lus bezw. * Crassillus
entstanden. Für den Uebergang von Craislus zu Crailus vgl. Folius
neben Foslius, Reifst es doch im C. L L. I^ p. 324 „Fosüi tab.
Capp., Foitt' auctores.
734 VERUlSCaTBS. zur GRAMMATIK.
3. Gnaivos {C. I, L, I 30), osk. gnaivs (v. Planta II n. I IQ Dl 3),
osk. aiaives (v. Planta 11 n, 173), osk. cnaiviei (v, Planta 11 n. t'i].
Gianiui (Dosith. VU 384. 1), Gnaeus {z. B. C I. L. \T 26803 <?*«'
Stalitis) etc. Die Urform des Namens scheint Gaavox an sein —
vgl. CLL. VI 4712 1. Gnaui und ibid. 2641 Coraelias P. f.
Navos — und Gnaivos (aus *Gnartos) den Sohn des Gnavat lu be-
deuten. Der Stamm ist in diesem Namen wohl derselbe wie ii
[g)natvos „Kennzeichen" [vgl. gnä-vus der ausgcz^chnele), und a
würde das praen. Gnaí(v)us zum n. g. {G)naeviiit, nrspr, [G)navàt
sich verhalten wie die Appellativa mttjms zu naevius. In Natvie
berw. natviut wäre dann das geschwundene / nach Analogie wieder
eingesetzt.
4. Osk. Cöwe — vgl. V. Planta II 11. 177 •"> — , CaesarU Qm
C. I. L. VI zgsóg — die Nadistellung des Praenomen ebenso wie
bei Symphoro Lucio Valerio C 1. L,V1 26732 und ähnlich — , Aelia-
lich Diogenes Gaius C. 1. !.. VI 2742 —, CaeM Haneli /. BratoÈL
n. 1233 tiebeii gewöhnlichem a. g. Gavius, praen. Gatta. Der Name
geht offenbar auf ein urspr. gavos (SL gäv- sich frenen) tarúck. VgL
C. gl. 11 581, 14 Gavus „servus rusticus", C L L. I 1OQ7 \xxm.W
28389 Variana C. f. Gava und VI 21452 Q. Ävoniu Q. I. Garnie.
V 837 C. Veltius C.f. Gavalus. Die dem Gains genau eDtsprecbentle
Pränominal form - — ebenfalls ohne Epenthese — - Gnaittt Jtéxt
Gnatus haben wir noch bei Bramb. n. 1701 Gnaius V'indQtaHs JUisitr.
Gnäiut : Gnaeui ^ GSj'us : Gaeus.
B. 5. Fiaivae C. f. Procilht C. I. L. XV 7458 (saec I med^
eseuntis), Flaivius Fuliqm C. 1. L. VIII 5763. Ulpia Flaüxi C. L LH
2927g neben gewöhnlichem Flavia, Flavius.
6. saia Itaira C. L L. VI 26574 neben Hilaria — í. B. CIL
VI 8600 — .
7. Flaemica Paulina C. I. L. V 4 2 1 aus dem n. g. flamv
C. L L. V 1 208 M. Flami — epenlhilisch gebildet mit der fìir
itahen chatakteristlschen Genlilendung -iÍrHí{o). Siehe C. LL.Vp.44
8. P. GraHi C I. L. XV 4746 für Gralii bezw. Graitti. '
L. Gratti Cl. L. XV 7243.
9. C 1. L. XII 5686 (159) steht unter k': 0/ Calvi, nntff
of Calivi; die Schreibung an dieser Stelle CAiLVl ist, scbemt n
für den lautlichen Uebergang recht belehrend.
10. Htlv&Mi sum C I. L. XV 5925 für Htlveti,
\\. P. A/eseuti C L L. XV 5342 neben P. Metteni G 1. L. 3
•534'* ""d sonst,
12. C. Ruilliatio Htrmeti C 1. L. VI 25640, aber VI 2564I
C. Rulitiam C. f. Sabiniano.
13. Laicia{i) C I. L. U 4970, 258c (aus Olisipo) neben
ebendaselbst unter b (aus Tarraco). Dazu bemerkt der Herat
geber: „Composui, quanquam non certus eiusdem figali esse."
Nicht unerwähnt lassen darf ich fíiiniscus auf der altertüm-
lichen Pränestiner Inschrift C L L. XIV 4098, cf. Conway g 29!
nir Ilai'Îaxoç. ^
A. ZIMMERMANN, LESBFRÜCHTE AUS ROM. INSCHRIFTEN. 735
Lesefrûchte aus dem Bereiche der römischen Inschriften,
den Romanisten zur Beurteilung vorgelegt
Zu C. I. L. XV 6754 Omo bone fa honom bemerkt der Heraus-
geber „/«(i)". Aber wer wird die kleine Form fac noch in Ab-
kürzung bringen! Wahrscheinlicher ist, dafs wir in fa hier schon
die romanisch -italienische Imperativform haben. C. I. L. IV 689
liest man entsprechend fauni «= faciunt, vgl. frz. font u. s. w. Da-
neben mögen so = sum C. I. L. XV 7 1 8 1 und posso = possum im
Corp. gloss, lat. V 469, 4 (saec. X, Excerpta ex glossis AA) nicht un-
erwähnt bleiben.
C. I. L. XV p. 792 bespricht Dressel die zu Namen von Pferden
bezw. Wagenlenkern hinzugefügte Bemerkung „z^û". Cf. XV 6258
Aquo va, XV 6259 Gallio va, XV 6260 Claphyrinìne va, X 8072 (20)
va Clatue, X 8053 (io) Anicete va, X 8053 (134) Menester va,
IV 2150*^** Casirensts va, Anicete va, VII 1273 Hierax va, Olympae
va, Antiloce va. Er verwirft die übliche Erklärung va als va{le) und
nimmt mit mehr Recht vai^de) an. Aber sollte hier nicht auch
schon die romanisch -italienische Imperativform va vorliegen! Vade
unverkürzt finden wir hierbei nirgends.
C. 1. L. XV 5464** Primof^imi (Genitiv), daneben ibid. *^ Primo'
gen{i); XII 1751 Vindauscia Euanielis für Euangelis, ihr Mann civis
Lugdun(ensis), sie also wohl eine Gallierin; Terensus für Terentius
C. L L. VIII 9927 und Geronsia XII 2116t neben Gerontia z.B.
X 2383. Hierher auch horiorum Sallussianorum XV 7250? C. I. L.
VIII9114 Kalenzonü für Calendionis, cf. z.B. XII 16Ò7. CLL.
VI 25283 Acmaszonti und ibid. 26788 Acma^onti (s) = axfiá^ovri.
C. L L. XII 51 II heifst es nach dem Text: L, Salivio Anchiah
/. Optato Auòia{no}) . . . Auòta C, /.; nun steht allerdings am Schlufs
der Inschrift C. Alò{io) Nigellioni: aber dieser Schlufs ist, wie seine
Formulierung beweist, nachträglich angefügt. Wir haben darum
keinen Grund obige Formen in Alòiano bezw. Alòia zu ändern.
In dem Corp. gloss, emend, von Goetze s. v. werden cauculator,
cauculatio, cauculus, cauculat, cauculosus neben calculator, calculus, cal*
culai, ccílculosus erwähnt, die sich in Glossenhss. seit der Mitte des
8. Jhs. vorfinden.
Ist eine Entsprechung im Romanischen für die Schreibung ie
för ? in AqiÁonsi C. I. L. XII 4527, Hermietionis XII 5064, {Nar)-
bofAens{is) XU 443 7 «id?
C. L L. XV 1118*» (paulo ante a. 120) Niepos Oí. Domiti Tro-
phimi (servus), aber 1 1 1 8 * Nepótis Cn, Dom, Trophimi. Da der Name
einem Soldaten angehört, so kann er doch vielleicht einem Manne
gallischer Abstanmiung gehört haben, der durch Verkauf nach
Rom kam, aber seine Sprachweise, d. h. die seinem Lande eigen-
tümliche, beibehalten hatte.
CLL. XV 7252 collega mani, VI 14672 in tam mana clade,
Eph. Ep. Vm n. 152 Paelinus und PaeUna, C. L L. XV 7786 Saüusti
Paeliniam [derselbe X (6769)] neben magm, magna, Paelignus {a)f
y36 VERMISCHTES. ZUR GRAMMATIK.
Patlignianus beweisen wohl, tlars n hier als fl za Tassen. Föi gi
erscheint in in stnnu «= Signum C. I. L. IX 2893,
Zum Schlüsse füge ich hier noch die Schreibongen "iififi
Florys C. I. I,. VI 29367, 0 maiir m'astra \1 27227 and müei =
menses VI 30581 an,
A. ZlMMUJUXK.
Zur Behandlung von Cx und Tx
(vgl. Ztschr. 14. 545>-
Als weitere Beweise iur die Ztschr. 24, 545 vorgetragene .An-
sicht, dafs in sogenannten halbgelehrten Wörtern f/ and ti im
Romanischen unterschiedslos als i erscheinen können, mögen nodi
folgende proven zaiisc he Beispiele dienen. In Mistral's Tresor finden
sich: Maurite (phon, -iie), Saint-Ma-arüe (so heifsen auch tahliddie
Ortschaften} neben Maurici. Maurici. Nach Force)IinÌ-Dc Vil'i
Onomastikon ist Mauricius die richtige Form (Mauritius ist im
einmal inschriflüch bezeugt); — neben Dahaaci Dalmatias wd
Seni Dalmati (also wohl phon. -dzi) ,nom de lieu de l'Aveyion"
erwähnt; — s. v. Sufilice steht neben Sup/ici Sulpicius (nidi
Georges Wörterbuch nur mit et) auch Sup/rsi, SaumpUii, Sotèmfbe
(j = 3); letzteres auch als Name einer Ortschaft; — s. t. St^
faci (das Onomastikon giebt die Endung -acius und -atjus) "it!
Bounifay erwähnt, das sich nur aus einer Vorstufe 'Boum/aiie-
klärt {Fasy ist neben Fassy belegt). Boni/ay verhält sieb zu Ä»
faii wie Gervai Gervasius zu Gervasi, wie Blai zu Blast Blasiu
In dem Essai sur le Patois d'Hérémence (Valais), Paris iS<A
verzeichnet Lavallaz S. 144 viiyo vitium nnd vixyù vîttosus. ftfcj
dies halbgelehrte Bildungen sind, ergîebt die Vergleichimg bA!
rw'ra (raison), pereigu (paresseux). In Appel's Provenzalischer OMea»-'
mathie findet sich der Reim viti : sen'isi. Mistral v. vice giebt
limous. vitt (phon. vät). lis ist demnach wahrscheinlich, dais àts
von Goetta Romania 22, 198 aus dem Katharin en leben mitgetdte]
vise (: sacri fi ze) als viét aufzufassen ist (daneben sacrifici ijiaù/i
vici, aber auch sacrifise : prite).
Das Ztschr. 24, 546 aus tsfiari erschlossene aproi .
spatium wird bestätigt durch nprov. esfiaái, Inf. es/máia nebea,
espaci, tspacia, espaça.
Aufser ressacia .sättigen' und rissoeiant giebt Mistral
ratsaiiant. Dafs dies eine haibgelehrte Bildung ist, erhellt
lehrtem it. sp. saziare, saciar und süditalienisch, halbgelebrten
(s. Ztschr. 24. 545). Haibgelehrt ist auch afr, assasier,
worauf a statt a/' und silbenbildendes i {\\\j. je rassasie)
Für das richtige Verständnis der lautlichen Entwü
Suffixes -ilia sind die Formen von Wert, die Mistral s. v.-^
I
> Lautgerechtes asa
r findet licb äermo de Sapientia aSj, 17.
A. HORNING, ZUR BEHANDLUNG VON Q UND Tl. 737
giebty nämlich malici, maUso, malecio. Wenn frz. -esse, prov. -esso
halbgelehrt ist, wie Meyer-Lübke meint, so ist auffällig, dafs neben
gelehrtem malico, malici halbgelehrtes *male5so fehlt, während an-
geblich volkstümliches maleso bezeugt ist. Malecio (ebenso ava recio,
s. Mistral s. v. avarida) lehrt abermals, wenn anders es noch eines
solchen Beweises bedarf, dafs 7 > .^ (also auch ei, oi in richoise u. ä.)
sehr wohl in halbgelehrten Wörtern vorkommen kann. Für mich
sind auch nprov. beleéo, beliso (Schönheit) und bouneso (Güte) halb-
gelehrt; die Endung 'O beweist dagegen nichts; vgl. oben malico
neben malici.
In frz. ró^ , Schraube* erkennt Meyer-Lübke den Plural vites,
für mich ist es vite um. Entscheidend ist die Frage, ob eine Ab-
leitung von viz <C vites visser mit scharfem s lauten könne. Auf-
schlufs geben die afr. Weiterbildungen von viez vetus und sez satis.
Das von viez vetus gebildete fem. viese und zahlreiche andere Ab-
leitungen bei Godefroy, viese, vieserie, vieseié, viesier zeigen j, nicht
xj, und dies wird durch die heuligen Mundarten bestätigt (s. Gode-
froy und bei Corblet, Gloss, du Pat. Pic, viesier , fripier*, vieserie
»vieillerie, friperie*). Dem gegenüber kommen die Eigennamen
VieusseUj Vicier, Vissier, die nach Godefroy von viez abgeleitet sind
(die beiden letzten scheinen besonders zweifelhaft), nicht ernstlich
in Betracht. — Das Altfranzösische kennt auch ein von satis ab-
geleitetes assasé , reich*, zu dem W. Förster, Wilhelmsleben V. looi
ausdrücklich bemerkt, dafs es stinomhaftes s, nicht ss habe; zwei
Handschriften Florimonts geben assadé, und d kann nur stimm-
haftes s vertreten (Belege für assaser, auch für rassaser finden sich
bei Bartsch, Langue et Litter, fr. Gloss.). — Eine dritte Bildung
mit etymologischem fs wäre afr. queuz , Wetzstein*, wenn es von
(petra) cotis käme; allein dies ist durch pik. queuche, eine neuer-
dings auch bei Ledieu, Patois de Démuin, bestätigte Form, unbe-
dingt ausgeschlossen (vgl. oben pik. vieserie zu vie^\ queuche ist
augenscheinlich co tea und ist so wichtig, dafs es geradezu den
Ausgangspunkt für die Untersuchung über intervokalisches nach-
toniges ti bildet. — Demnach entbehrt die Annahme, von viz =
vites könne eine Ableitung visser mit ss gebildet werden, der
lautlichen Stütze. Dagegen beruht nprov. viéa (neben vissa) auf
vites, wie das nprov. Subst. vile lehrt
^ Männliches Genus habe ich für vn)^ »Schraube* auch in den Vopcsen,
und zwar in La Baroche (gehört zu der von mir mit £ bezeichneten Gruppe)
festgestellt; unerklärt ist der Anlaut w (vgl. bei Littré vuisse nus dem 14. Jahrh.).
In den Ortschaften der Gruppe D sagt man ausschliefslich ^ viss wie im
Französischen. — Ein pik. *vii vermag ich nicht nachzuweisen. Möglicher-
weise war im Pikardischen nur vitem, nicht vi te um in Gebrauch.
A. Horning.
ZeiUchr.^C rom. Phil. XXV. ^-j
738 VBRlOSCaiBS« ZUR WO&tQSSCHICHTXi
n. Zur Wortgesddehte.
Sp. Ido.
Für sp. lelo ^einfältig, dimun' empfiehlt Dies nach Lamnmfi
Herkunft von bask, lela oder kUa »ohne Salx* und verweiit wd
Mahn's Etymologische Untersuchungen S. 58. Was Mahn giebt, sind
im Wesentlichen Vermutungen, die f&r mich nichts Uebenengendes
haben; da ich dieselben nicht direkt sn wideriegen vennag, 10
gehe ich hier nicht weiter auf dieselben ein.
Li/o, f. lela ^ ist m. K ein Naturausdruck (diesen terminus tedi-
nicus braucht Diez wiederholt). Zur Stûtse dieser Anaicfat fifaie
ich an: prov. (s. Mistral) ülo s. m. »nigaud, ünbádle'; — fofei
lala s. m. , idiot, toqué, demi-aliéné' (bd X. Thiriat, La Vallée de
Cleurie, Remiremont 1869, S. 437). Die Existenz von lala habe
ich selbst in La Baroche festgestellt (einer Ortschaft, die zu der
von mir mit E bezeichneten Gruppe der Vogesen gehört): es wkd
dort auch von Frauen gesagt, überhaupt von Leuten, die stundeo-
lang stumpfsinnig vor sich hinstarren und dabei kaum ein Wort
sprechen. Auf meine Bitte hat Herr Referendar Milz aus Stiab*
bürg auf einer Wanderung durch die Vogesen weitere Erkundi-
gungen über das Wort eingezogen. Ein Franzose aus der Um-
gegend von St-Dié teilte ihm mit, dafs man bei St-Dié in dem
oben bezeichneten Sinne ua lolo^ une lolotie sage, in Sainte-Uaiie-
aux-Mines im Ober-Elsafs un und une lala; von einem Herrn, der
längere Zeit in Schirmeck (in meinen Ostlranz. Grenzdialdcten mit
c^ bezeichnet) als Lehrer tbätig war, erfuhr Herr Milz, dais neh
daselbst lala bekannt sei. Roussey, in seinem Glossaire de Boor-
nois, verzeichnet läle ,Jean-ClaudeS d. h. ein Dummkopf; denn«
wie Puitspelu, Dictionnaire du Patois Lyonnais, s. v. Liaudo be-
merkt, ist un Claude soviel wie ,un niais, un nigaud '.
Die Bildung verstehe ich so, dais man einen Schwachkopf
(Tolhausen übersetzt sp. lelo mit »duselig, wie alte Leute') als eine
Person auffafste, die nur unartikulierte Laute, la^ la^ le, le hervor-
bringen könne. In diesem Zusammenhange mag noch it Uüare
erwähnt werden, das nach Tommaseo eine voce fam. di suono imit
ist und , andar lento nel risolversi e nei operare' bedeutet Dazu
kommt deutsch Lalle: einer meiner Schüler hörte in Württemberg
die Worte: der X. ist ein Lalle (also ein Schwachkopf), seine Frau
hat die Hosen an! Auch deutsches Lali will einer meiner CoUegen
gehört haben; ich erinnere noch an deutsches Lillaisch, LtllatscK
Lullaischy das allerdings in einem etwas verschiedenen Sinn von
einem ungelenken Menschen gesagt wird, der nicht recht weiis«
was er mit seinen Gliedern anfangen soll.
Bildungen mit gleicher Bedeutung, aber anderm Konsonanten
liegen vor in: baba^ s. m. niais, simple d'esprit, bei Ledieu, Patois
^ Ist das Wort in der That nur Adjektiv, wie die Lexika angeben?
Kann es prädikativ gebraucht werden?
' vgl. DiezEW. I V. babbeo. Nono(t), -ite , niais' giebt Lalanoe, Gk»
Poitev,
A. HORNING, SP. LBLO. SP. EMPESADOR. 739
de Démuîn, und Corblet, Patois Picard; nach einer Mitteilung von
befreundeter Seite wird auch in Paris baba in demselben Sinne
gebraucht; die Angabe in Sachs' Supplément: baba ébahi (= ver-
blufít) ist mir daher einigermafsen verdächtig; Dottin, Glossaire du
Bas-Maine, giebt babane , femme lente et ennuyeuse*. Dann gaga
in Sachs' Supplém. , stockdumm, blödsinnig'; nach einer Mitteilung
aus Paris, auch von altersschwachen Leuten: c'est un gaga; auch
sei ein hiervon abgeleitetes Verbum üblich, (il est en train de) se
gagaifier\ parler gaga bedeutet nach Corblet's Patois Picard parler
comme les enfants. Nach Herrn Milz sagt man in Neufchâteau
(Vogesen) und auch bei Schirmeck un ¿oéo, une éozoiie , Schwach-
kopf'; ich selbst hörte aus dem Munde einer Frau aus Belmont
(d^ in meinen Grenzdialekten) soso {s halbscharf); es ist dies wohl
frz. soi, aber die Verdoppelung ist beachtenswert
Der Einwand, dafs in den meisten Belegen zweimal derselbe
Vokal gesprochen werde, während dies in sp. lelo nicht der Fall
sei, wird durch den Hinweis auf prov. lalo, lälo in Bournois und
deutsch Lalle entkräftet. a Horning
Sp. empesador.
Das Wort bezeichnet nach Tolhausen, der die Definition der
Akademie genau wiedergiebt, , einen Weberbesen aus den Wurzel-
fasern einer Schilfgattung zum Glattmachen der Aufzugskette beim
Weben*, oder, wie Seckendorf sagt, ,ein Büschel Schilf, womit die
Aufzugskette bestrichen wird*; das womit sie bestrichen wird,
ist eine Art Leim, den man franz. chas nennt. Im Bas-Maine ent-
spricht dem empesador die parwer f. , brosse en chiendent ou en
bruyère dont se servent les tisserands pour étendre la colle sur
les pièces d'étoffe au métier*; dazu ein Verbum paré , coller (une
pièce de toile que l'on passe à la colle avec la ,paroire*)*: s. Dottin,
Glossaire des Parlers du Bas-Maine. Empesador ist eine Bildung
wie frz. pulvérisateur, condensateur und kommt von dem Ztschr.
22, 94 besprochenen lat. im pen sa ,Zuthat, Ingredienzen*, wovon
afr. empoise, nfr. empois. Ein sp. * empesa mit der Bedeutung ,Leim*
vermag ich nicht nachzuweisen, aber dessen Existenz wird durch
empesador vorausgesetzt.
Lat. im pens a hat sich auch in der Metzer Mundart erhalten
in dem Worte äpuez f. (Romania 5, 196) ,gaude, herbe dont on se
sert pour durcir la toile d'un lit, de manière à ce que la plume
ne passe pas à travers*. Wenn das Wort in irgend einem Zu-
sammenhange mit picem stände, so würde nach lothring. Laut-
gesetz h an Stelle von 2 stehen.
Neben impensa ist in Georges Wortformen auch impensu
(Abi. zu impensus) bezeugt; von letzterem kommt frz. empois, das
demnach nicht als Postverbal zu frz. empeser aufzufassen ist.
A« Horning.
47*
VERMISCHTES. ZDR WORTGESCHICHTE.
Sp. pg. roear.
In dem Worte, das .abweiden, ausjäten', auuh ,an etwas hut-^
streifen" bedeutet, 3¡eht Diez EW. Il'' ein Frequentativ von rc
(zu rodere), also rosare. Dagegen spricht das z, das nielli far
iat. s stehen bann, und ein mundatllich französisches, aus dem
Bas-Gätinais mehrfach bezeugtes rosser, das m. E. mit dem sp.
Worte identisch ist: man vergleiche Clédat's Revue de philologie
et de littérat française 7, 23. 4z, iz8: rúss<r v. act. .brouter entière-
ment l'herbe des prés'; drosser {ans derosser, cfr. dronger aus de-
ronger) , tondre; mes bœufs ont drossi complètement le pré';
arrosstr .tondre en broutant, un bœuf arrosse un champ'. Mao
denkt an ruptiare, aber auch rñtiare kommt io Frage: man
beachte folgende Stelle aus Pünius, die bei Forcellini-De Vit s.v.
ruo citiert ist: alia (animalia) rostri aduncitate carpunt. alia lalilu- J
dine ruunt (rupfen, abweiden): aus dieser Bedeutung von rao I
läfst sich die des sp. rotar .an etwas hiastreifen' besser ableiten 1
als aus ruptiare. ^ Ob rositare, an das Diez gleichfalls dachte,
sp. zu rozar mit a weiden konnte, lasse ich dahingestellt; jeden-
falls erklärt es 1
■ nicht
A. HOKNING.
um discum. aock^H
I in einigen andera ^^|
brmen s. v. di^cnL^^I
lisse', auch beiei^ ^^
Provenz. desco, poitevin, daicìie.
Neben dem Mase, discus ist ein Neutrum
disculum nicht nur bei Isidor, sondern auch
alten Glossarien überliefert: s. Georges Worlformen
Disca lebt fort in prov. dtsco f. .corbeille d'eclisse', auch bezeig
bei Du Gange v. desea: Occitanis duco est corbis (interessant ist die
Angabe: desea .hostiae conservatae partícula'). Laianne, Dictionn.
Poitevin, hat dat'ekt s. f. .corbeille dans laquelle les paysans serrent
leurs coiffes'.
Das Sassatische besitzt "¡XX," , Schüssel" (logad, aisku), wo dal
a sich aus dem weiblichen Artikel sa disia, s'adisku erklärt; vg^L.
Archiv, glott. it. 14, 387; das Südsardinische besitzt diskua, ditkuedJa.
Meyer-Lübke und Salvioni erklären die seltsamen Formen aus einer
Kreuzung von discus und scutella (s. Ztschr. 23, 471. 519). Ein-
facher erscheint die Annahme, das Sardinische habe discu und
disca besessen und die fraglichen Fonnen seien aus einer Con-
tamination beider hervorgegangen. ¡^ Horning.
Rätorom. magliar.
Im Rätoromanischen, auch im Waldensiscben (vgl. Archiv. |
II, 370 maija) braucht man das Verbum .dei bruti e degli u
che mangino come bruti'. Ascoli will Archiv. glolL 1,
auf mandulare, mandiculare zurückführen. Obgleich tf<
A. HORNING, SP. PG. ROZAR. PROV. DESCO, POIT. DAICHB ETC. 74 1
klaning auf lautliche Schwierigkeiten stöfst, so möchte ich dieselbe
nicht als verfehlt bezeichnen, um so weniger als auch französische
Mundarten zwei in ihrer Form verschiedene Verba mit der Be-
deutung , essen* und , fressen' kennen, die beide auf manducare
zurückgehen werden. Ledieu, Patois de Démuin, giebt mainger
, manger' und megnier , manger gloutonnement'; in der Meuse sagt
man miei , manger', aber mouñi , manger gloutonnement, se dit sur-
tout des animaux' (vgl. Revue des Pat Gallo -Rom. 2, 100 Z. i,
102 Z. 15).
£s soll hier nur auf die Möglichkeit einer andern £iklärung
hingewiesen werden. Der Scholiast zu Juvenal 2, 16 giebt ein Wort
magulum ,Maul' (s. Georges Lexik.), das nach G. Meyer, Indo-
germanische Forschungen 3, 68 vulgärlateinisch war; dasselbe lebe
in gemeinneugriechischem (iáyovXov ,Wange' fort; das Byzanti-
nische kenne TtcncofiàyovXov , untere Kinnlade', von Tieren gesagt;
z. B. sei ovov xarcDfxáyovXov die vulgäre Wiedergabe von ovov
yvád^oq. Auf dieses magulum läfst sich unschwer tnagliar , fressen*
zurückführen; magulum ist nach G. Meyer ein gut lateinisches
Wort, das sich zu mala , Kinnlade, Wange' verhalte wie re-
pägulum zu palus, pälum. ^^ Horning.
Faluppa im Romanischen.
(Nachtrag zu Ztschr. 21, 192 ffg.)
Zunächst sei auf die dankenswerten Ergänzungen zu faluppa
> \\, frappa aufmerksam gemacht, die Nigra Archiv, glott. it 14, 365
giebt: für faluppa wird die Bedeutung surculus, die das latei-
nische Glossar neben quisquilias und paleas anführt, nachgewiesen,
und zwar in der dreifachen Form fr oppa ,verga*, frappa , sarmento'
und flappa ,verga con foglie': die Identität des letzten Wortes mit
it. frappa , fogliame, in termine di pittura' fällt sofort ins Auge;
gleichzeitig wird die Berechtigung der Annahme des Lautwandels
/ > r erwiesen. Dann wird flapar , percuotere con verga' belegt,
und damit für unser Wort die Bedeutung , schlagen' auch auf ita-
lienischem Boden festgestellt: dafs ix, frappare und ixi, frapper aò,^'-
selbe Wort sind, darf nunmehr als ausgemacht gelten (dafs noch
andere Wege zur Bedeutungsentwicklung faluppare> , schlagen*
fahren, ist 1. c. S. 195 gezeigt). Auf Grund des piemont. flappa
, bozzolo imperfetto' mufs des Weiteren die Annahme einer Syn-
kope des a^ in der ersten Silbe als berechtigt anerkannt werden.
Moden, vlüp , sarmento* endlich lehrt, dafs die Umbildung des f
zu V nicht auf die Wortgruppe beschränkt ist, die die Bedeutung
, Hülle, einhüllen' entwickelt hat (vgl. übrigens friaul. val-y volope
^ Centralitalienisches /ra^tna Arch, glott. it. 15, 343» das wahrscheinlich
farragine ist, bietet einen ähnlichen Fall von Synkope,
742
VERMISCHTES. ZUR WORTGKSCHICHTS.
.bozzolo' neben fahpe, 1, c. S. 193). Wenn Meyer-Löbke im Jahres-
bericht über die Fortschritte der Rom. Philo!. V i 107 outer den
Voraussetzungen, welche die Gleichung faluppa '^ frapfxi unwahr-
scheinlich inachea sollen, auch die Umgestaltung von faluppa zu
falappa nennt, so übersiebt er, dafs fatappa dreicnal von mir
belegt ist, es sich mithin um eine Thatsache (deren Erklärung für
meine Zwecke zunächst gleicbgiltig ist),' nicht um eine Voraus-
setzung handelt. Für die Annahme, dafs frappa in Norditalien
aus falappa entstanden sei, die Meyer-Lübke gleichralls für unwahr-
scheinlich hält, nehme ich vielmehr auf Grund des von Nigra und
mir beigebrachten Materials einen ziemlich hoben Grad von Wahr-
scheinlichkeit in Ansprach. — Acch. gl. it. 15, 283 hat Nigra noch
falbalà, dtsch. Falba aus falappola gedeutet.
Faluppare lebt in kaum veränderter Gestalt in einem in frac*
züsisclien Mundarten weit verbreiteten Worte fort: Dottin, Glossaire
du Bas-Maine, giebt fláopé und (mit üblichem Wandel von / za y)
fyaopi , battre, frapper avec un morceau de bois' (mot noble); dazu
ein Substantiv flaopét f. ,gr¿le de coups, racliíe". Die Laute -Ju
entsprechen in jener Mundart etymologischem a-^-u, vgl, auf S. lu
áo .autre', cáa .chaud', faaSe , faucher', sao .sauf'; sonst giebt ¿i
nut noch Suffix -ellus wieder: flaop¿ ist also 'flauppare. Da-
neben erscheint ein Substan. ftáop{<) .redingote, soutane', in Haul-
Maine ßapc .tout vêtement long et large' (vgl. Ztschr. 22, 484), du
eine andere Bedeutung des Grundwortes, nämlich , Hülle' bewahr)
und die Erklärung dea Verbums bestätigt. — Martellìère, Glossaire
du Vendômois. giebt in derselben Bedeutung fliber (aber im PadK
sage m&T\ ßSper); Corblet, Glossaire du Patois Picard, verzeichaeL,
fiober, floper .blesser, battre, souffleter'. Der Wechsel zwischen |
und b wird bei der Annahme verständlich, dafs flaoper au
italien herübergenommen, also eigentlich Lehnwort sei.
Auch an der Gleichung faluppa > frz. ftlp; fcupe, /rip< baH
ich fest; einige neue Zwischenglieder lassen sich jetzt der hieih<t
gehörigen Wortgrappe einfügen. Aus Dottins Glossaire du Y
Maine entnehme ich défilop{e) ,drap efíilé', Verb, ¡Ufitopi ,etfUochcr
die vorausgesetzte dreisilbige Grundfonn (vgl. defclipprê bei Gode-
froy aaâ ftltprie bei Littré)' gewinnt damit an Wahrscheinlichkeit.
Die Einmischung eines i {effilocher kann eingewirkt haben) wird
man als Thatsache hinnehmen. Dottin giebt auch ein bis jetzt
unbelegtes flip{ .eföloche*. ¿ßipe .effiler, effilocher', von dem man
fripé nicht wird trennen wollen. Erwähnt sei noch, dafs neben
faep, fmpi u. s. w. die Mundarten des Bas-Maine anch fyerpi, /yipi\r)
(aus /¡œpi, flipi, vgl, pik. fllpei) kennen. Endlich erinnert die Be-
deutung , flétrir, faner, sécher en parlant des fleurs', die fyipi be*
sitit. an friaul. flapp, venez, fiapo .vizzo, flaccido, appassito'. —
Während flapt ein f{e)lape voraussetzt (vgl. fri. env{t)loppe), bernhl
' EinleltuDg § 111 giebt Meyer • Lübke zwei Filile tod Angleicliuiig átt
Ton vokal 5 m tonlose Vokole an.
' Vgl. auch ftnctipt Zlschr. 22, \Íi v. foupir. h
A. HORNING, FALOPPA Hi ROM. SP. MARICA. 743
foupir 2MÏ /ol{e)Py Vgl. lyones. învorpâ , envelopper* (im Lyonesischen
wird / vor Labial zu r) und besonders altgenues. invulpaOf vulpao^
Arch, glott it 15, 65.
Die nunmehr fur faluppa nachgewiesene Bedeutung ,verga*
ermöglicht es, der Grundbedeutung des Wortes vielleicht etwas
näher zu kommen, deren Feststellung bei dieser weitverzweigten
und vieldeutigen Sippe besonders wichtig ist Nimmt man an,
dafs faluppa ein Synonym von su reu lus war, mit dem es glossiert
wird, so ist folgende Entwicklungsreihe denkbar:
Reis, Gerte, Schlag mit der Gerte; — Reis mit Blättern, it
fogliame in pittura^ Zacke, Franse; — Setzreis, Setzling, die, ehe
sie Wurzel fassen, schlaff herabhängen, daher schlaff, welk, Lappen,
vgl. engl, flap , breites, lose herabhängendes Ding*, piem. flapa
, orecchia larga e piatta*; — der Begriflf ,welk, schlaff* führte zu
, bozzolo imperfetto*; die Frage, ob die Bedeutung , Hülle, ein-
hüllen* sich von bozzolo aus entwickelte, darf vielleicht deshalb be-
jaht werden, weil viluppare, envelopper ursprünglich weniger das Ein-
wickeln im Allgemeinen als das Verstrickt-, Umgarnt-, Umsponnen-
sein, und zwar in malam partem bezeichnet, wozu noch die von
Tommaseo s. v. disviluppare gebrachten Dantestellen zu vergleichen
sind; — aus dem Begriff des bozzolo imperfetto ging einerseits,
vielleicht unter der Einwirkung von fallo , mancamento*, der des
Leeren, Nichtigen, Täuschenden (Betrug, List, Beschwatzen) her-
vor, anderseits der eines Gewirres (ungeordneter Haufe, Gemenge).
A. Horning.
Sp. marica,
Ztschr. 12 y 487 wurde frz. maraud auf mas, marem , männ-
lich' zurückgeführt M. E. lassen sich aus demselben Substrat fol-
gende spanische und portugiesische Wörter deuten:
marica m. ,el hombre afeminado y de poco animo e esfuerzo*;
nach Tolhausen bezeichnet es auch den dünnen, hochaufgeschossenen,
holzigen Spargel; nach dem Dictionnaire Espagnol -Français von
Nunez de Taboado, Paris 1833 , asperge mince, sans substance*; —
maricón m. ,el hombre afeminado e cobarde*. Nach Seckendorf
bezeichnet das Wort in Lima zweideutige Mannspersonen, die bald
als Mann bald als Weib gekleidet sind und formliche, anerkannte
Liebhaber unter dem männlichen Geschlechte haben; — port mari»
cao m. (nach Michaelis) ,Weichling, Schwächling, Feigling*.
Da marica , hombre afeminado* mit Marica dem Deminutivum
von Maria unmöglich identisch sein kann, so führen Sinn und
Form auf marem: dem spanischen Suffix -ico^ "ica wird zwar ge-
wöhnlich nur deminutive Bedeutung zugeschrieben. Aber ein Suffix,
welches das Männliche als klein, gering bezeichnet, muís eine
pejorative Färbung annehmen, und diese ungünstige Bedeutung
wird durch die Verwendung der weiblichen Form des Suffixes bis
zum Verächtlichen gesteigert Bekannt ist, dafs das fem. -ice a
744
VERMISCHTES. ZUR WClRTGESCHlCffTE.
im Frantósischen bevorzugt wird, s. Ztschr. ig, 173, and twar
keineswegs blofs als Deminutiv, In La Baroche in den Vogesen
wird Colic [Nicolas -^-icz^ als augmentativ gebraucht, gro Colte,
und diese meine an Ort und Stelle gemachte Beobachtung wird
von S. Simon, Grammaire du Patois du Canton de !a Pontroje,
Paris, Caron 1900, bestätigt, der S. 178 sagt ,CoUc semble plutôt
un augmentatif'; -icon in maricón entspricht der beliebten Ëraniô-
sischen Endung -ichon, die gleichfalls pejorativ gebraucht wird,
vgl. 1. c. bounickon. diminutif un peu ironique de bon; marica und
maricón lehren, dafs das Spanische beide Suffìxe in derselben Weise
verwendet wie das Französische.
Marica , holziger, aufgeschossener Spargel' ist aus derselben
Anschauung zu verstehen, aus der frz. maraud , s'applique aux s&i-
maux qui s'engraissent difficilement' (s. Ztschr. 22, 487) hervor-
gegangen isL For den Laniimann ist das männliche, nicht castriene
Tier, das kein Fleisch ansetzt, zur Aufzucht und Mast nicht ge-
eignet. In diesem Sinn ward der aufgeschossene, gleichsam neid-
lose Spargel marica genannt. Da der Spargel Hermaphrodit ist,
d. h, die Organe beider Geschlechter auf demselben Stengel ver-
einigt und nicht wie beim Hanf gelrennt sind, so gab die Ent-
wicklung der Pflanze selbst keine unmittelbare Veranlassung za
jener Bezeichnung. ^ Hornikg. I
It indugia.
Die Annahme (vgl. Ztschr. 24, 530), dafs indugia (gleichne
paiaxio, Juixio u. s. w.) eine sogenannte halt^elehrte Worlfonn sa,
deren Merkmal eben der Laut i > ty, cy ist, wird durch folgende
Beobachtung erhärtet: Altgenuesische Texte {vgl. Parodi, Studi 1¡-
giiri. Arch, gluiu it. XV, i ffg., 64 ffg.) schreiben induxia, endtatar,
ebenso iutxio, xuixio^, luslixia, mondixia, ptgrixia (S. 34), prtxâ,
prexiar, auch paraxiu, wobei auf ein alttoskanisches Pariascio (von
Parlamento beeinflufst) hingewiesen wird: es wird demnach in diesen
Wörtern vor a, o, u nicht x, sondern konsequent xi geschrieben.
Dagegen wird in den Wörtern , die man als acht volkstümliche
Bildungen betrachten darf, auch vor a, o einfach x geschrieben:
naxa. u. s. w. Ocixiom (S. 33 aiixn ordinacionumá perdiciom), voxia
ifama' S. lú Z. b v. u., benixium S. 5 (neben gelehrtem benissiuin und
goarixom, norìxum, slaxom (S. ß)) sind augenscheinlich gleichfalls
halbgelehrte Bildungen; dies gilt auch von Venexia; dagegen wird
dtssaxiao (S. 57) .disagiato' und mcssaxio .disagio' S. 68 I^ehnwort
aus dem Französischen sein. Mit dem Sprach gebrauche des Alt-
genuesischen stimmt derjenige der andern nord italienisch en Teile
' Wenn Parodi S. 5
"judilium-, 10 darf man
mirslungen bs trachten.
I
A. HORNING, IT. ItiDUGIA, G. DE GREGORIO, IT. OLTA.
745
I
I
I
fiberein: man vergleiche in meiner Schrift zur Geschichte des Lat. C
8.113/121, insbesondere auf S. 114. 117 die Belege für induxia,
induxiar. Zu indugia indutiae (altlat. in^u/f'a ist beleget) vergleiche
man dmiiia divitiae. Das, wie es scheint, im Altnorditalieoischen
unbekannte indugio ist vic;l!eicht erst Postverbal zu indugiare. Be-
kannt ist, dais jenes sekundäre i überhaupt im Romanischen das
Kennzeichen einer nicht rein volkstümlichen Bildungsweise ist.
A. Horning.
It otta.
Ë noto r uso di questa voce nella lingua antica. Ma, sebbene
Rig:utini e Fanfani non la registrino nel Dision. della lingua parlata,
essa è pure nel toscano. Tommaseo e Bellini, Diz. diUa ling. il.
Voi. Ili 693, reca: "Olla s. f. lo stesso che Ora. Vive nel pop. tose.
Quasi contratto dal dim. di Ora, sebbene non abbia senso dim.:
come non 1' hanno Pretto da Puro e Orecchio e Ginocchio e tanti
altrL" Molti poi sono i modi avverbiali e proverbiali dipendenti
da olla: a beli' olla, ad olla, a grande olla, a pazz olla, a quell' otte,
fuor d' otta, in poca d' olla, ogni olla, olla callotta, olla fu, olla per
vicenda.
Anche in altri dialetti italiani olla deve avere dei riflessi. Ma
noi ora ci contentiamo di rilevare che, sebbene la voce abbia nel
sicihano un uso alquanto ¡imitato, se non incerto, trova posto nel
Vocabolarielto etc. del Traina {"fZ/n s. e aw, ora"), e nel Voeob.
della L pari, in Piassa etc. del Roccella.
Non si (ralla dunque di una voce poetica. E, se il significato
e r assonanza conduce la mente a 'ora', un lentalivo di spiegar
la voce come un allòtropo dì quest' altra, sembra addirittura sba-
gliato, sia perchè 1' allotropia qui non avrebbe ragione di essere,
a causa della identità del significato, sia perche non si potrebbe
intuire quale voce in -ollct abbia potuto esercitare tanta forza ana-
logica.
Neil" El. Wurlerh. etc Fr, Diez registra olla, tra le voci del
terreno italiano, e anche ì composti allotta, talolla, moltolta, notando
che una derivazione da hora, che avrebbe dato *oda, non sia
accettabile. Secondo lui è possibile che la voce scaturisca dal got
uhi (solo air abl.) "rechte zeit, xaiQÒq, ahd. uohia frühzeit, aitn.
òtta die zeit der drei ersten tagesstunden". Da un modo pro-
verbiale V olla potrebbe poi, secondo lo stesso autore, esseme
venuta un' altra voce italiana, dolla, a cui pur conviene il signi-
ficalo di xaiQÓ^.
Il Caudino tentò una etimologia, che certamente fa onore
al suo ingegno, quando si provò di aimosìraie {Piv. di ßl. ed istruì,
classica. Giugno 1881) che olla derivi da quota della locuzione
quota hora est? Da quota sarebbe pria nato cotta, e va seguito olla,
quando il popolo " roHa per ehe Ott
746
VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE.
Tale etimologia ebbe un certo favore da G. Paris (Rem. X 626),
che 1a riputò "probable sinon certaine"; e pare che oggiíÜ àa la
più invalsa (cfr. Körting lai. rom. W. N. 7688 2» ed.).
Però essa presenta delle diffícoltá non lievL Infatti, sorprende,
in primo luogo, Io scomparimento di hora, che invece, logia-
mente, deve credersi la voce più importante nella locnzione '■jBoia
Aera isi?" Sorprende la derivazione da una voce, solo usata in imt
interrogativa, Sembra più che ingegnosa, stentata, la spiegazione
del distacco del cu iniziale, posto che il toscano non dice mai
conia, corcano per eAe enia, che organo. Infine resta strano il rad-
doppiamento di /, tanto più che nessuno dei riflessi romani) di
quota (pr. cola, fr. cole coierie, sp. pg. cola) lo presenta. Ed è dò
tanto strano, che per ¡spiegare tulio da toius si è dovuto l&sdu
lolui e prendere fallut.
Per questo riguardo, sembrerebbe più accettabile 1' etimo pro-
posto da Canello (AGI III 350}, che credette la voce derivala da
voíía, riferendosi principalmente a la/olla ^ talvolta. Ma il gruppo
// non dà direttamente ti nel toscano, e perde / nel sicilano [sola).
Inoltre è improbabile che dal composto la/olla sì sia svolto olla,
perchè anche nella lingua antica abbiamo pure delle frasi o dei
composti, che distolgono da quella etimologia. Cosi non si pub
vedere "volta" in <// buon olia e in aìlotla, pur usato da Dante pet
'allora' ("Tu vuoi saper mi disse quegli allotta" Inf. V 53). —
Secondo noi in questo, come in altri casi simili, occorre anii-
tutto lasciarsi guidare dalle più ovvie e naturali leggi della fonetia
pria di appigliarsi ai mezzi più ingegnosi. E, fortunatamente, la
base additata a tutta prima dalla fonetica, 'octa per octava a
per octans, trova appunto una splendida conferma nei dati storili
sul modo di dividere le ore usato dai Romani. Costoro nei tempi
antichi (e la lingua è sempre ligia alle antiche costumanze) divi-
devano il giorno in 8 periodi: 4 per il giorno (cioè mam dal
sorgere del sole fino a tre ore dopo; ad meridiem dalla terza ora
a mezzogiorno; de meridie dal mezzogiorno alla nona o decima
ora; suprema {tempestas diet) da questa al tramonto) e 4 per la
notte [prima, secunda, krlia e quarta vigilia). E chiamavano octans,
VitTuv., I' ottava parte, ciascuno degli otto periodi del tempo eoa
diviso.
Questa voce doveva il più spesso essere usata a forma di
nominativo, come nella domanda quota octans?, che ora ¿?; sicché
potè bene produrre otta. Ma, in ogni caso, noi saremo bene auto-
rizzati, secondo ci sembra, anche ad ammettere *octa tal quale
Lans, ed avremo senz' altro superata ogni difficolti.
Giacomo Db Gregorio.
Siz. matiama.
Non è registrato da Traina; ma è termine notissimo nelle
tonnare siciliane, e si usa principalmente per signiâcare la "ucd-
A
G. DB GREGORIO, SIZ. MATFANZA. IT. BAZZA ITC. 747
sione dei tonni pescati"; la quale uccisione, per il modo come si
pratíca, per mezzo di fiocine e ganci speciali, neir atto della pesca,
è divenuta tutt* uno colla pesca stessa. Nel giornale di Palermo
Ü Ora del 3 Giugno 1901 vi è un telegramma da Favignana, che
dice: ''I congressisti della pesca restarono entusiasti della
grossa mattanza dì ottocento tonni, avvenuta stamane". Come si
vede, la voce viene ad avere senso non dissimile a quello dell' it.
mattoy mattare^ fr. mater etc., già attribuiti (Kört 5992 2^ ed.) al
pers. schach mât 'der König ist tot*. Ma il sic. mattanza eviden-
temente appartiene all' etimo lat. mactare, da cui *mactantia,
rivelando come infondata, o discutibile, la supposizione che il
prov. sp. ptg. matar (^matador etc.) possa derivare da *maditare,
meglio che da mactare (Kört. 5783 2* ed.), e come non accetta-
bile la idea di una possibile derivazione di matar dal got. m ai tan.
Giacomo D£ Gregorio.
It tazza, sp. haza, cat tasa.
Queste voci, assieme all' it bazzica, da cui il vb. bazzicar e^
erano da Diez {Et, W, 47) attribuite al "8eltne(n) mhd. bazze ge-
winn". Nella 1* ed. del suo Lat.-rom, Wörterb. N. 1097 il Körting
ripeteva quella etimologìa; ma nella 2^ ed. al N. 1291 scriveva:
"pers. bazze, Gewinn". Forse il "pers." è errore di stampa; ma
a ogni modo, tutti sanno che i Persi hanno avuto quasi nessuna
relazione cogl' Italiani e gli Spagnuoli, e che il lessico persiano
abbonda di voci tolte in prestito dall' arabo. Appunto araba è la
derivazione delle nostre voci, e la etimologia tedesca deve assolu-
tamente ripudiarsi, perchè V ar. bazza "rapuit, spoliavit" risponde
ad ogni esigenza, ed è voce comunissima, mentre la voce tedesca
^ ^^^^' Giacomo De Gregorio.
Siz. hazzariotu.
Il sic. bazzariotu 'chi guadagna diáonestamente col traffico',
definito da Traina (Vocabolarietto etc.) per "rigattiere, nvendugliuolo,
monopolista", non considerato né da Gioeni (Etimol, sicil), né da
Avolio {Introd, etc) evidentemente ci sembra sia derivato da bazar
mercato. Se questa voce sia di origine persiana (Kört. 1290), o
più propriamente araba, lasciamo di discutere. Solo ci sembra
opportuna una avvertenza morfologica sulla voce siciliana; ed è
questa, che essa è formata col suffisso otu, iotu, che si trova p. es.
in massari 'Otu, vicari -otu, jinnar-otu, chiari' iotu etc. (da massaria,
vicaria, jinnaru. Chiana), E prendiamo V occasione per avvertire
che tale suffisso, di origine greca, non ¿ considerato nò da Diez
né da W. Meyer- Lu bke, e che però costituisce una specialità del
^<^*^*^^- Giacomo De Gregorio.
BESPRECHUNGEN.
DéUgnlèTM Emile, NonvelUa KEcheichei sm le lien d'o
RroqI it Hondenc, Troarirc da XIH^ Sièdc, précéda» d
■oiomtlie tur le monvemoit fitténire en f nnce * pantt dn X> ttUt
Etnde prJMntie k l'AcmAtnú» d'Amieu duu U S¿aace da <) Fénin 19»
pu H. Em. Del., Membre Corropondant. Anleni, Inpr. Tvot et Tâa,
1901. 8*, 38 S.
Du lotcttne fSr die mllteltlterHche Geichichte and Llneratar det
eogera Helmet sewimit in den ProTiiiien Fnnkrdcha xaaàunéa la Bod«^
nad da* mcluende VcnOndnU bretttm ScMcbten dee cebüdetcB FahHkmá
Sr die nnmittelberen Ergebnisie gelebrter FonclnmK vermnlaiat wtAl öiln
«neh Fementehende «ich mitmbetdUgox. Anf dnem Gebiete, da* noeli tiB|ï
nkht ñbenU Bbgeandil itt, mag e* dann tiekgenBlch adbat eineoi mindv g^
ftbten Auge (¡cUngoi, daen Fund so machen, dm die Wteemchaft beideheit
wenngleich manchmal, wai der lorgloie RndR fBr dn wartrcdlea Bn faWt
deb ala tanbei Gestdn heiantstelteti wird. Landschaftliche Gesdlachaftrn ri
gelehrten Zielen haben schon recht Erhebliches for die Erfortchiing der Ge-
schichte ihrer Gegend geleistet, und selbst wo sich das eine oder andere tlutr
MitgUedei über die Traf^eite irgend einer Eotdednmg la lebhafte Vor-
stellungen macht, ist die Arbeit nicht ganz vergeblich gewesen , weil sie zu-
gleich eine Steigerung des Interesses fût die Sache bedeutet und vielleicht den
Keim zu künftiger Fmcbt in sich trägt.
Von diesem Standpunkte 3.as wird die obgenatmte Sdirill beurteilt werden
müssen, wenn man den guten Absichten ihres Veifassers gerecht werden wUL
Aus regionalem Patriotismus sucht Herr Delignièret (Abbeville, Dep. Somme)
die Heimat Raouls im alten Gau Vimeu wie vor vier Jahren L. VuQhorgae
mit unzureichenden Gründen im BeauvaisJs.' Ein Fortaclmll gegenüber V.,
dessen Schrift — soweit dies bei den verschiedenen Absichten beider Vet-
faster möglich war — hier mit hineingearbeitet erscheint, ist nut insofern au bc>
merken, als D. ein ganz neues Argument in den Slieil um die Heimat Rionlt
bringt, ein angebliches Dokument zu Gunsten von Hodenc-en-Vimeu (Ge-
meinde Tours-en- Vimeu bei Moyenneville, vier Stunden von Abbeville) in der
ehemaligen Grafschaft Ponthieu. Da dies die eintige bisher gefundene nr-
> L. Vuilhorgne, Un trouvère ¡ñcard des XU' et XIUc siècles: Raoul
de Houdenc, sa vie et ses ccuvres (1170 — 1216). Beauvais, Irapr. D. Père,
1896. 80, 45 S. (S.-A. aus den Mémoires de U Société académique de l'Oiae
XVI, Î. TeU, 5.487—526). Vgl darüber meine Anzeige Romania XXVn
318 ff.
DEUGNIÈRESy KSCH£RCH£S SDR RAOUL D£ UOUDBNC 749
kundliche Nachricht über unseren Dichter ware, müssen wir etwas naher darauf
eingehen.
In den bandschriftlich nachgelassenen »»Réminiscences d*un viei/Iard**^
des Nicolas- Anselme CoUenot (1732 — 18 15), weiland Bibliothekar seiner Vater-
stadt Abbeville, fand D. vor einiger Zeit unter dem Kapitel »^Anecdote"
S. 321 eine merkwürdige Stelle, die ich im Wesentlichen hier unverändert
nach S. 33 f. seiner Schrift wiedergebe, weil diese selbst schwer zu beschafifen
sein dürfte. „Col/enot y rapporte que le hasard lui a fait découvrir un de
nos plus anciens auteurs né» dit-il» en Ponthieu au XII* siècle; en 1762,
un vieux curé de Hodant^ en Vimeu» lui remit» comme les ayant trouvés
dans un cojfret ancien encastré et scellé dans la muraille de V église» des
vieilles »»pancartes**. Ces pièces» au souvenir de Vauteur du manuscrit
(Collenot), étaient relatives à l* érection» confirmation des souverains, et do-
tations de divers seigneurs» et aussi des espèces d*obituaires et cueilloirs.
Collenot donne copie de l*un d'eux pris au hasard et conçu en ces termes:
„Obit pour Raoul de Houdan (sic), genti conteur, pour quoi rend si drach
prost à cheans» ¿ix blancs, trois œufs et deux fouaches» affecté sur manoir,
gardin» courlis faisant le cuing del piache.** ** Dies hatte die Aufmerksam-
keit Collenots erregt, und (obgleich dieser damals den Namen des Dichters
noch nicht gekannt zu haben scheint) . . . // avait toutefois, à tout hasard, pris
copie textuelle du document, ohne jedoch weitere Nachforschungen zu pflegen.
Später stiefs er (Collenot) zufallig in der Romanbibliothek von Lenglet Du-
fresnoy* auf den Namen Raouls und erinnerte sich, ihn in dem Obituaire der
Kirche zu Houdent (sie) gelesen zu haben. Die von Dufresnoy mitgeteilte
Meinung, dafs man ihn für einen Picarden halte, bestärkte Collenot in dem
Glauben, es handle sich hier um eine und dieselbe Persönlichkeit. „Le nom
de Raoul était mentionné par le compilateur {Lenglet Dufresnoy) comme
étant un auteur du XII* siècle» dont la patrie lui était inconnue» ajoutant
toutefois qu*on le croyait picard. Cette assertion de Lenglet, bien qu'un peu
vague» mais rapprochée du document que Collenot avait trouvé et qu'il avait
transcrit quelque temps auparavant» ne paraissait pour lui {Collenot) laisser
aucun doute sur la naissance de ce trouvère dans le Vimeu. Cette indication
si précise de Collenot qui donne même la date ¿le la découverte du document,
et enfin et surtout la transcription textuelle du passage le plus intéressant,
apportent assurément un élément nouveau et significatif dans la question
d'origine** (S. 34) „ On ne saurait vraiment supposer que cet homme
{Collenot) ait» sans intérêt» ou mû. par un sentiment exagéré de patriotisme
local» imaginé» composé cUnsi de toutes pièces un document, qu'il ait fait
une histoire de pure fantaisie et inventée à plaisir» alors qu'il déclare avoir
transcrit lui-même» textuellement» le passage dont il donne copie! Et, enfin,
* Jetzt im Archiv der „Société d'Emulation d* Abbeville", als deren
Ehrenpräsident er ein Vorgänger des Herrn Delignières ist; vgl. dessen
Schrift S. 32.
* Der Wechsel in der Schreibung bei D. (auch „Houdan") beruht wohl
auf einer Unachtsamkeit; im amtlichen Postlexikon erscheint die ursprüngliche
Form „Hodenc".
* Geb. 1674 zu Beau vais, f 1755. Das hier gemeinte Werk ist wohl
das zweibändige „De l'usage des romans", 1734 ersdiienen; es scheint (nach
dem Fehler ,Rom. des Isles* zu schliefsen) auf Borel's Tresor (1655) zu fiiisen.
\
750 BRSPRECBUHOBH. U. FKIEDWAGHES,
¡a certitude de I'tKittenct de ce doeumení fivicKt fiorali d'autOMí fimx gradi
fut /'extrait ci-deiiui vient confirmer t'rrigine ficarde, bâen avit/t. i
Raoul de Boudent" {S. J4 — JJ}. Obgleich kh lo cine MjiliEkaüoB àai
Colleoot nicht rccfal glaubie, hidt ich doch die Uôglkiikat nkbt for loip-
tchlosscD. TÍelmebr Ine sebe naheliegcnd, «lab âa Gedachliiis- oder Lnctcfala
ilahin tcrslecke, oder da/a CollcDot dis Notii Toa dn ätÜtuBg cían SecVnawm
io dec Kirche zu Hodaic-«n-VirD°D eist nachuäglich mil dem Kimco mucin
Dichters (and ïwar durcb dessen ZoDiimeii veruiliCsl) in VerbhidQQg gtbiachl
habe. Um diesen Zweifel lu beieitigea, bat ich Heim Delignièies bid ei«t
getreue, nngeboiite Abschrift der gaoieli Stelle bd Collcnot, und so eilupe
ich Kenntnis >on einigen Neben umslän den , die eine Fälschnng dutch C. bA
ßir ausgeschlossen eischeiDcn lassen. Um diesen Pnnkt, aul den mm aät
. vietteicbt wieder oft berurcn wiid, gleich tod Anfiog va klar m sieUcD. glista
; ich am besten eu Ihuii, wenn ich die vtsenlhchen Stellen in extenso gebt
i Callenol schreibt S.32I »einer Remimscenien wörtlich: „Le coneourj fortdl
•"«* de diveri hiaards nia fait décoMvrìr un de nos plus ancieni auteuri rU tu
PemtkùH au tv SOcb. Mu 1762 hm mtux euri m tkafitbàrt de Baittt ^
en Vâmeu (cor ti jr aoaä tau eMapelle en tette faraitte^ -oimi aw traam
feur bei décliner de vieUiet fatuarte* tr»tnéet en raccommiodamt dam k
nmrailit de VEgUte dont tot vüux cafri ùudrd dame ¡a tenEraiUe et ttM
far mu* fierre pd en iMiekait et fentrée et ¡a vue; i^arU mal ana jet^
je ini dir de me Udeur It tout et pee Je ¡e Krai* ti émargerait de toa «ah
tenu ehafot fOce. Traoailiant avie Dom CaffuM et far áittut, IT fii f<íi li«
' dlargit far leur eoogrigaüan et far le gouvernement dm traaaä ftm
t'kiiteire de Púardií, ji tei priai de uiayder, a qtiHs firent asee teamt^
de grate; cet piieet, ti je níen touvient bien, tíitaient fue Vérectiaa, «»
firmation des souxermns et dotationt de divert teignenrs et det etpicet tdir
tuairet et eeuilloir (sic).
Far haiard j'en ai copU un article conçu en cet termet — Obit pout
Raoul deHoudan (sic) genti conteur pour quoi Rend (on pent-ClK
plutei Reni) Sidrach (ou Sidrait comme nom) prost & cheans, sii
blancs, trois ceufi et deux fouaches, affectés sut manoir, gatdin,
courti» faisant le caing del piache.
Le singulier obit pour un gentil conteur piqua alors ma curiosité et
pour en faire part à Mr. Douvilie, lequel après en avoir pris, ou lecture
ou noie, m'aura remis le papier.
ye ne sais encan far quel katard il y a quelque temps qu'ayant
rassemblé divers papiers inutiles pour brûler, elle (d. i. die Kopie) fût re-
trouiiie, je l'ai alors exeepti (sic) du feu et l'ai machinalement gardée.
Il y a environ un mois que prié de ranger une biiliothègue, en atten-
dant que les gens de peine apportassent le restant des volumes, je pris for
haiard four ¡ire un volume de la bibliothèque des romans, yustement je
tombe sur Raoul de Houdan (sic) auteur du il* siècle, dit le Rédacteur,
dont la patrie est inconnue et Ces expressions; on le croit Picard. Il est
auteur du roman des ailes Raoul a aussi fait un Poème au fabliau
intitulé la voye ou le Songe d'enfer. Fauther (sic) dit qu'il cite dans ce
poème plusieurs taverniers vivans de son temps etc. . . ." Dann folgt ein
Ansiug aus dem , Roman des AUe»' bis zur 7. Feder des Flagela der Cow-
DELIGNIÊRSS, RECHERCHES SUR RAOUL DE HOÜDENC. 75 1
toisie. Eine Schlafsfolgerung, etwa dais jetzt also die Heimat Raouls ge-
sichert ware u. dgl., findet sich nicht; das erschien Collenot wohl selbstver-
ständlich, aufser jedem Zweifel. Nun folgt noch die Widmung dieses Fundes
an die Société d'Emulation zu Abbeville (gegründet 1797): „Heureux si à
mon âge la société a ce récit pour agréable ; heureux diS'je si ma mémoire
peut tenir lieu de vray talent et consoler du défaut d*une scavante imagi'
nation." Das alles zeugt von naivem Charakter und verdient wohl Glauben.
Collenot hat die „Scharteken" mit Hilfe schriftkundiger Männer entziffert; er
nennt das Jahr und zwei Namen von Zeugen und genofs allem Anschein nach
das Vertrauen des Pfarrers von Houdenc, der mit dem Funde nichts anzu-
fangen wufste und zu ihm kam. Als Altertumsforscher mochte er wohl damals
in seiner Heimat einen Ruf haben. Leider wird nicht gesagt, was aus dem
Original geworden ist Die Angabe von Lesevarianten aber ist ein Beweis
dafür, dafs Collenot sich bemüht hat, das Richtige herauszubringen. Man
mufs also doch wohl an die Existenz eines solchen Dokuments glauben. Leider
aber ist damit nicht viel gewonnen. Die Hauptsache ist verschwiegen: das
Alter der Urkimde! Die Schreibung ,Houdan* könnte von Collenot her-
rühren, der den Ort und seine in gebildeten Kreisen übliche Aussprache
kannte; dafs er auch für die modern scheinende Schreibung einiger Wörter
verantwortlich sei, glaube ich aber nicht, weil es ihm dann ja nicht die ge-
ringste Schwierigkeit gemacht hätte, auch die übrigen vom Patois ins Schrift-
französische zu übertragen. Ist aber die Kopie genau, wie ich glauben
möchte, weil sie eben mundartlich und teilweise sinnlos ist,^ so kann man dem
Original kein sehr hohes Alter zuerkennen. Für diese Ansicht spricht noch
manches. Einmal scheint das Dokument nicht auf Pergament, sondern Papier
geschrieben gewesen zu sein, vgl. die Stelle, welche Mr. DouviUe betrifft.
Collenot wird ihm wohl das Original gezeigt haben, da er doch seine Meinung
darüber hören wollte. Der Ausdruck „m'aura remis le papier" kann sich
doch nur auf das seither nicht mehr aufgefundene Original, an das er sich
eben nicht mehr erinnerte, kaum aber auf die Kopie bezogen haben, denn
diese besafs er ja sicher; er bewahrte sie von 1762 bis mindestens 1797 auf,
da in diesem Jahr erst die „Société** gegründet wurde und er das (ihr ge-
widmete) Manuskript seiner „Reminiscences'* erst zur Zeit ihres Bestandes
verfafste. Obwohl der Gebrauch von Papier an und für sich nicht unbedingt
gegen das XUI. Jhdt. spräche, ist er doch erst später, kaum vor Mitte des
XIV. Jhdts., so allgemein verbreitet gewesen, dafs man es für Urkunden oder
Aufzeichnungen urkundlichen Charakters in abgelegenen Dorfkirchen ver-
wendete. Dann bietet vielleicht auch die Geldwährung eine Handhabe:
Littré (vgl. blanc. No. io) führt die ältesten Beispiele davon aus dem XIV.
(Oresme) und XV. Jhdt. (Charles d'Orléans, Ph. Commines) an. Trotz der
frühen Belege (J. 1198, 1205) bei Ducange (s.v. blancus) tritt der blanc als
offic. Münze wohl doch erst unter Philipp VI. von Valois auf; seine eigentliche
Zeit ist Mitte des XIV. bis Mitte des XVI. Jhdts., vgl. Leblanc, Traité hist, des
Monnoyes de France S. 206, 213, 266, 319, 327; de Saulcy, Ree. des docum.
relatifs à l'hìst. des monnaies I, 242 b, 444: Blanchet, Nouv. Manuel de numis-
matique du m. âge I, 151 u. a. Aber noch Laf. Fabl. IX, 3. Die Form des
^ Ich vermute die Lesung: pour quoi R. S. presta cheans six blancs.
75a
BESPRECHUNGEN. M. FRIEDWAGNER,
Vecbs affecter weist gleichfulll auf kein höheres Alter als du XV. JtulL Ud.
Schlie&Uch mögUchenreise ein paläogriphischer Anhaltspunkt: CoUenol «ä&
nicht, ob CT Sidiaííi oder Sidratt lesen soll, welche Verwechslung mit in aB-
gemeinen vor dem XV. oiXi XVI. Jhdi. nicht leicht möglich scbeint. Viel-
leicht findet jemand ein weiteres oder zuverlässigeres Kriterium herau*.
Ich glaube also an die EiisteuE des (gelUlschten?) DolmiDcnli. setie
es aber aus obigen Gründen eicht ftubet als ins XV. oder XVX Jfadt. Daft
die Stiftung ungefähr io die Zeit von Raonls Tod (TOr 113^)' hioaiifreicha
- — und Dur dann wate sie ein Beweis für persönliche Beiiehongcn diesel*
Dì<hleis lu jenem Otte — scheint mir recht nnwafarscheinitcb. Die Zeit-
genossen Raouls aileio, uud wohl auch nur die in seiner iriiklicben Hejmal
ansässigen, konnten cince Verwechselung seines Geburtsortes mit einem andcmi
unter den vielen Orten des NjmeDs Houdenc entgehen, weil nun in kleineo
DÖrfeni and Städtchen eben alle Leute, die dort in Hause sind, kennt. Schon
gegen Ejidc des XIII. Jh dl 9. bewiese die ErrichtuDg einer solcbcD SdAuag
nichts mehr. Es wird also wohl ein lokalp atrio tisch gesinnter, vermögender
und dabei etwas lilteratnrkuiidiget * Einwohner von Houdenc-ec-Vimeu ran
unserem Dichtet gehört und ihn — gleich VuilhorgDe und Delignières — loi
seine engere Heimat in Anspruch genommen haben. Das mag im XVI. oder
XVIII. Jhdt., der Zeil des geistigen Aufschwungs oder der Fslachimgen ,
schehcn sein.' Die Echtheit des von Deligniires entdeckten Dokuments be-
wiese also ebensowenig die picardische Hetkiuift Kaouls, wie etwa die Et-
richtung eines Denkroals in Bozen für Wallfaer von der Vogelweide dessea
tirolische Abslammuog aufser Frage stellt. Wenn schon Raoul das bei fia».
cois seiner Werke, das ihm uiemand abspricht, erst nach Able^ng
mundarlUchea (picardischen) Muttersprache erworben halte, was ja schlteliKdl
nicht immögüch wäre, so käme doch meines Erachlens eher der Gau Vi
als Heimat in Betracht deun Vimen.
Bisher haben aile, welche an Raoul's picardische Herkunft glauben, i
auf V. bJO der Voie de Paradis: ,Dame. je lui de Picardie- berufen. 1
Deligaiircs findet in dem Zusammen treffen des aufgefimdeneii Dokuments
der genannten Stelle die uniweife! hafte, wenn auch, nach ihm, nicht erst r
wendige Bestätigung dafür. Denn schon langst schien ihm die Sache siebet:
La questi&n paraiisaii dam: ¿puisée, tranchée en dernier reisort el
nevr de noire centrée, denn Gelehrte von der Bedeutung P. Paris', Scheli
und Uichelant's u. a. halten sich in diesem Sinne ausgesprochen. Siais voict\
que tout demiiremtnt ^Romania XXVII, Jl6 — j3o) un docteur auírithitn
M. FriedTgagner a . . . ftittndM contrairement à l'opinion unanime dt
eeux fui s'étaient occupés avant lui de noire IfOUvire. que ta Vayc 4f
' VgL meine Ausgabe des Merangis S. LXitl.
» VieLeicht ans Geoffroy'» de Tory im J. 1519 lu Paris erschtenenclO '
Werke; Le champ Seury. wo Raoul erwähnt wird. Auch Bore), Tresor (165 J]
>ind Henry Eslìcane, Traili de la prícellcnce du langage françois «Paris, tJTq),
S. 154 sprechen von ihm. Bald nachher (ISSi) Fauchet, Recueil S. 96, und
Œuvres II, ssji" (i6io).
* Für jene Zeil ist diese Art dCT Erinnenmg durch eine kdtchliche Stií-
tUDg das, was heute ein Standbild ist. Und Abbeville wat ein liltenrixJie*
Centrum. Der Besitzer der Herrschaft Houdenc war 1506 und tndttttiaU
Uaire von Abbeville, vgl Delìg;ii. S. 33, A. I.
I
r
DBUGNtÈKCS. RBCHEKCBES STR BAOUL OK BOCtMDtC. 7^3
ParaOii m ur^ä fiat tarn arm. el fnt db kri Im Jédarmhm turigvt de
Puardit me /affUfmerait fat à Im! CAaä i^nr pmr M h^tt rtUMitUm
tout enture. Il ta prai far rantnir aMiritàir», UHU M frdtaiUml «Mr
ajßirwiatiam jt^il ^t¡t pas, dU-ii, ii/ßdit de ßramer. m'^fartr fi titUt
premt. a» maâtt dami rartisle pridU ü afitrmt et raiJi (mtf ;
la fréta* f^û regarde ctatme faàU à faire ....me Prit fiMÊ-Ift fai
four iiâ-wifme auíaní fi^il tt laitte eraire etc. (S. 17 f.». U»d nm ScU*b
<S. iO): Laitiaiti dame M. Fr, A lei arrîmatioiiE, eUet ite imirmemt /tromirr
maire canviaûm. Icb kônBle duinf Ml«finai, dsâ j> dodi bscki ^K (laM
Liitemnt übet diese Frage existiert, n>d «De aoslñlitliclie EiötWfMg «■ 4a
genacolcn Stellt aklit im PiiOe wax; in ndiio UtiWBgkS'Amgabe S. LVm,
A. 1 oad S. LUT, die ja im gleii^Fa Heft der Rouubíi eingekead besfta^ca
wordc und dafacf Hemi Deligoiteei dicbl aabckumt sei» konnte, «fato aber
einif^ sehr •^f^^-ntMrhf Vuitktr. die mich m jentr Ansicht t-eranlalsl, an tindni
gr-wtsn. Da ich ent im dnttea Bande meiner Rionl-Aasgibe (die auch
den Songe de Pmdit esthallen wird) auf dioen Gecenstand inrñckkomaien
werde vaä « ticlleicht aach nicht immer got ist, ñbei DDgetechtfenigte As-
giifle la scbweigeo. selbst io Filien, wo das Ualerial and somit die Walu-
bcii allen logaaglich ist, «1 will ich hier auf die Sache nähet eingehen.
Seit W. T. Zingcrle (1880) die ersten leixen Zweifel an der Ecbtbeil des
Gedichts TOD der Himmelsrei« vorgebrachl hat,' sind wirdeihnlt Vo^Dche
gemacht worden, diese Zweifel la bescbwichiigen* In dn iwuestea Zeit noch
hat sich Kaloza,* vcbq aach reserñetl, ehei fot die Echtheit ausgesprochen,
und Hlbit Zingerle ist seit der Kriük »a Bömer (1SS8, UterUurbL. Sp. 36|
ecwu schwankender geworden ;* dagegen hat Sachier (LileratuibL 18S1, Sp. 64
tmd Dcnes^eDS in seiner Gesch. der in. Litleralnr, Lcipitg u. Wien, 191x1. S. 309)
die Veifasserschaft DD^ere« Dichters bestimmt in Abrede gestellt, aach ich
hube mich tUerao^ S. LViiI, A. i\ gegen die Moglicblicil eines Zweifels ui der
Unecblheit aosge^piochen. und W. Förster (Z. f. fri. Spi. u. Litt. XX*. 104) hat
mir augestimmt. Folgende Ginnde scheinen mir die Unechtheit des Songe
(oder Voie) de Paradis zu crwciscti:
I) Das Gedicht ist in dtei Hss. (Btössel Bibl. Rojr. 9411 — 16, Paris
> Ueber R. de IL und seine Welke. Erlangen, Diss., S. 41 ff.
■ Vgl. Bömer, R. de H., Leipzig, Vus.. T8S4, 5. 1 1 r f.; Zenker. Ueber
die Echtheit iwcier dem R. de H. luge sehr i ebener Werke, Erlangen, líSg,
S. I 2. Abbehusen S. 91 neigt sich der Ansicht t. Zingerle's, Malmslc Jl S. ì
eher jener von Bömer lu, obgleich lyide kein nenes Argument beibringen
konnten (vgl. die ausfahrlichen Titel Merangis S. vtll).
* In „Beiträge ita roman. Phil., Festgabe lût G. Giòbef, Halle, 1899,
S. -A. S. S, A. 2.
* Im , .Kritischen Jahresbericht" I, 428 ff. hält er die Echtheit des S. de P.
für „möglieh, obwohl nicht für sehr wahrscheinlich". Ich kann hier nicht
alle Meinungen eiwähoen; nur soviel sei bemerkt, dafs P. Meyer, Rom.
XXI, 414 dieses Gedicht ebentowemg unter den echten Werken Raoul's an-
lühTl wie G. ParU HiiL litt XXX, 4; f., dab leuterer aber in seinen Bc-
sprechaneen Rom. X, 319 (Zingerle) and XJV, 174 (BÔmei) keine bestimmte
Entscheidang trifft, und in seiner Litt^ature fran^iiie au moyen ige. 1. AuS.
$ ts6 (1890) beide Tríame unserem Raoul luschreibt. In der Ree. von
Kaluia's Schrift (Rom. XXIX, 117—118) beröbrl er diesen Punkt nicht, weit
keine Veranlassung dazu vorlag. Gröber, Grnndrírs II, i. Abib. S. 694, ist
fui die Kchtheit dei S. de P.
ZeÜKlir. t lom. Phü XXV. 48
754
BESFRBCHUNGEM. U. FItlEOWAGKER,
Bibl, N»t. fr. 8j7. Turin Nai. L. v, 31) übeilkfett;
allein, in din binden atidcni umnìllelbar binti
RmiuI. In Vers 969 (Edit. Sclieler, Trouy. Bel
Dim Gott den Dichter mit seiaem Namen bo: i
Mikiel, noi in den beiden andera Raoul, ^i
mehr genannt. Was halle den Schreiber der B
Namen zu ändern? Für die Pariser und Tui
] der Brüsseler steht e
dem Songe d'Enfer tiasereí
1 n, IJ41 des S. de P. ted« "
in der Brösselei aber
st der Verfassei nitgendi
. veranlassen «ollen, den
He. aber tag ein Grand
dafür vor; der Name des Dichters im vara
wurde einhtch auch aufs zweite bezogen. A
, Raoul' für den Verfasser des S. de P. sicher.
2) Wenn mit Borner (S. 114) und wohl anch mit Zenker (S. 4 — Sì ^"
Schlula des S. de P. (von V. [OJO an) akh auf beide Gedichte belieben soll,
diese also ein einheitliches Ganie ausmacblen , wie ist es la crldSien, d&b
von acbl' Hss. nur zwei (aus derselben Familir) den S. de P. folgen la»en.
alle übrigen aber nur den angeblich un vol Islán di gen, abgerissenen eisten Teil
(S. d'E.) enthalten? — Der angeblich gemeinsame Scbluâ umfafst 338 Ver»,
der eigeoiliche S, de P. 1030, der Ilôlleotraum im ganzen nur 678; jsl dit
abgesonderte Ueberlicferunj; eines „Brncbslückes" ¡n so vielen Hss,, ist cìbb"
solche Z être ifsun g denkbar, wenn uifptünglich jene feste Verbindung bestand,''
wie sie nach den Versen S. d'E. 679 — 682 und S. de P. 1 — 2 (Edit. Scheleil
in zwei Hss. erscheint? Onfs man beide, wenn sie einmal verbunden WtfCil.
trennte, ist aninöglich; seht leicht einzusehen aber ibt es hingegen, dafs mu
sie nachträglich wegen ihrer AehnlichkeiC verband, ohne auf die Vcr&ntr-
Schaft Rücksicht zu nehmen.'
3) In allen Dichtungen* Raoul's von Houdenc oennt >ich der Veiùam
mindestens zweimal: immer am Schieb, vgl. Mer. 59J4, S938, S. d'E. tf,,
Rom. des Eies 644 (Veng. Rag, 6170 Ed. Hippeau), dann am Anfang: Mer. 17.
R.Eles 57(V.Rag.l2'), oder in der Mille: Mer, 4334, S. d'E.4lï (V. Rae.33Slfi
warum geschieht dies nicht auch im S. de P,? Warum gíebl Raoul ferner dem
S. d'E. einen so vollständigen Abscblufs, der dazu noch dem Ende der übrigi
DichlUDgen gleicht, wenn es eigentlich nur der erste Teil ('/g) eines Ganz«.,
' Der S. d'E. ist in zehn Hss. erhalten, von denen Paris NaL 15433
und Asbburnham den Schlufs nicht mehr oder nicht gant haben, so dab
vielleicht (?) auch der S, de P. in deren Vorlage gefolgt sein kännle,
* Weder Huon de Mery, noch Fauchet (er benutzte das Ms. IJ93. du
den S. de P. nicht bat), noch endlich Lenglois Duftesnoy wissen etwas von
einem Gedichte ,S. de P.' von Raoul. Wer zuerst die Identität ausgesprochen
bat, weifs ich augenblicklich nicht; ich vermute Jubinal; fUt Scheler sieht ue
bereits fest (S. KVUI).
' Auch die Vengeance Raguidel halle ¡ch für echt; ich habe die Grûude
dafür schon in einem Vortrag des Wiener neuphil. Vereins am ao, Dez. (89;
(vgl Bericht in der Z. f. d. öst. Gymnasien XLVII, 1886, S. 480) gegeben;
aber Meraugis !S. LXTl, A, 2 hielt ich absichtlich noch mit dem Urteil lurüct,
wenn es auch herauszulesen war. Kaluza konnte dies leicht entgehen. Die
Vornahme eines alleren, unvollendeten Gedichtes durch Raoul de H. halte
ich für möglich. Die Ausgabe der V. Rag. wird darüber auslñhilicber handela.
* Ich vermute wenigstens, dafs V. io~li der V. Rag. ursprünglith gt-
lautet haben: Mau ja de prince qu'il i ail Ne toi lenra (Hs. tenrai) en ait
fiait iunle Raens gui (Ha, Issi 9) la matière conte.
i
DEUGNIÈKES, RECHERCHES SUR RAOUL DE HOUDBNC 755
4) Die Verse "hCi fine li Songes d* Enfer: Dieus m* en gart esté et y ver !
Après orre* de Paradis; Dieus nous i maint et noz amis!z (679 — 82 Edit.
Scheler), welche auf ein zweites ähnliches Gedicht hindeuten sollen, fehlen in
allen Hss. bis auf Paris Nat. 837 und Turin Naz. L, V, 32, wo eben der
S. de P. auch unmittelbar folgt. Sie sind also unecht,^ d. h. als Verbindungs-
zeilen von einem Schreiber interpoliert oder wohl gar von dem Dichter des
Himmelstraums selbst angefügt, wenn man an ein Segeln unter falscher Flagge
denkt (der Name Mikiel könnte dann natürlich nicht als ursprünglich gelten).
Jedenfalls aber haben diese Schlufsverse aufser Spiel zu bleiben.
5) Die Sprache des S. de P. ist die eines fast zwanglos in seiner Mund-
art schreibenden Picarden, während Raoul von Houdcnc im umfangreichen
Meraugis (5938 Verse), im S. d'£. und Rom. des Eies ein fast ganz reines
Francisch {pel français) schreibt; die wenigen mundartlichen Züge (Mer. 2225
roche : broche ist auch aufserhalb der Picardie zu treffen; Eies 267 suivie :
cuirie(e) steht ohne weiteres Beispiel; einigemale -x : -s im S. d'E. begründet
noch kein dialektisches Merkmal) weisen mehr auf die Nähe der Normandie
als der Picardie hin.* Bei den nachstehenden picardischen Merkmalen des
S. de P. ist vor allem das numerische Verhältnis der mit Rücksicht auf den
geringen Umfang (1368 Verse) ziemlich zahlreich zu nennenden Belegstellen zu
beachten. Vgl. mi (frz. moi) : demi 395, 883, : vi 509, : ami 535; ti (frz. toi)
: menti 123, 751; lie (frz. liée) ; rie 213 (Hs. Tur. <//>), compaingnie : irie 479,
; mesnie il 31; haskie \ forsenerie 1151; aringnie \ vilenie 275; hui{s)diues :
piues 779 (bei Godefroy Reime des ersten Wortes mit Hue = lieue etc.),
plentiu (¡eu) : soutiu (ieu) II2I; fus {Ímhús) :fus (focus) 1157, vaut (voluit) :
chaut 183; dann wohl auch douches (dulces) : bouches 373, riche '. serviche
265, fache (facies) : sache (sapiam) 199; weniger charakteristisch, aber doch
in der Picardie am häufigsten zu treffen wären noch aus (illos) : caus (calidus)
955, dann Futurformen wie avera, prendera, mêleront, isteront u. a. Bei
diesen Belegen, die nur aus den Reimen genommen wurden, stimmen alle
drei liss. üb er e in. Dafs daneben auch moi, toi (je einmal), eus (illos) ge-
braucht wird, kann nicht überraschen. — Andere dialektische Eigentümlich-
keiten des Laut- oder Formcnwandels, der Metrik u. s. w. hier anzuführen,
ist nicht notwendig. Von den bei Zingerle, Diss. S. 42 angeführten zwölf
Punkten hat Zenker (S. 6 — 8) Punkt i, 3, 4, 5, 6, 8, 9, ii gar nicht oder
nur teilweise zu entkräften vermocht. Kann man sich also vorstellen, daCi
mitten in einem Gedichte (denn die Zusammengehörigkeit beider Songes wird
immer betont) plötzlich dialekiische Eigenheiten, von denen bisher kaum eine
Spur zu bemerken war, in solcher Anzahl zum Vorschein kommen können,
ohne dais der Dichter gewechselt hat oder doch eine besondere (hier aber
nicht auffindbare) Veranlassung dafür vorlag? — Dieser Punkt allein schon
genügt mir, die Echtheit des S. de P. zu bestreiten.
^ Schon Zingerle bat gewarnt, diesen Versen zuviel Gewicht beizulegen,
vgl. Literaturbl. 1888, Sp. 25, A. 1. Dafs der S. d'E. mit Vers 678 schliefst,
habe ich in der , .Festschrift zum VIII. Neuphilologenlage" (Wien, Brau-
roüUer, 1898), hgg. von J. Schipper, S. 237 auf Grund sämtlicher liss. nachzu-
weisen versucht.
* Zenker, S. 11, findet aber, dafs zwischen dem S. d'E. und dem S. de P.
sprachliche Unterschiede nicht nachzuweisen seien, und dafs beide Dichtungen
Eigentümlichkeiten des picard. Dialekts aufwiesen.
48*
756
BEäPRECHDNGEN. U. FKIUDWACN&K,
dl Die metrischt Uebei.
mmung bdder Gedichte (Sonecí) t
e Zeoki:! S. 9 IT. glauben macht. Ei '
I. Phil. VI. 1, 177 gefundinen Verhiltni
Inf die 1
, Frer-I
dei eüuelDen Anes
BO eiofsC, W
mond, Z. f. r
dei teicbcD Keimes in beiden Gedicblen hia und findet (S. 10) datin ein ,
wicbtigra Moment JÜi die Iilenlitil dei Vcifaaser". Ich luán nun in tiem
Perzeolsatie der reichen Reime wohl ein ¡in alletmeilieo wichtiges, »bei 10
50 minuliöien Falgernngen, wie sie i. B. ICiluza (S.-A. S. loi.'| daraat ab-
leitet, doch nicht berechtigendes Mittel sehen, ein uncntbebrlìchcs Hilfsnültel
zwar bei ahnlichen Unlersuchungea, aber kein Pitcisions- Instrument Das
hat Freymoad (S. 1S4) selbst schon angedeutet. Stellt man sieb aber trati-
dem auf Zenkers Standpunkt, so giebt gerade der Perientsalr ihm unrecht.' 1
Man vgl, die Tabelle (Zenker S, 9. Freymond S, 177): ^' f^ I — , II Î1, ^
m
1}
>7T
10
, 19
VI /
A ^. P ^ C
S
S. de F.
ü. D M. AI» 1
34
e (S und D) absieht, wei) «e den UntCTschied im einulnca
ausgleicht und das Cbarakteriitische verwischt,* so beslefalt in sccbs Fällen
von neun (nümlieh II, III, IV, V, A, C) keine Ucbeieio Stimmung, sondern
ein merklicher Uateischied. Freilich weicht auch Mer. und H- Eies von ein-
ander in ähnlicher Weise ab; dann aber darf man eben aus diesen nume-
rischen Verhàllnitsen Iteine so weitgehenden Schlüsse ziehen. Ich würde ilM
sagen: der Geblauch des Reims spricht nicht gegen die IdentitÄt der V«f-
lauer, kann aber nucb nicht als Beweis dafür gellen.
1) Der InhLih beider Gedichte (nach Burner: beider Teile des Gedi^ti) '
ist einander diametral cnlgcgengeKtzt. Der Verfasser des S. d'E. ist ein »Hl- 1
gelassener, wit¿igcr, derber Spötter (vgl. Vers 593, besonders aber 4~(.; I
jí/f// ortnl un autre mei Qu'il Hndrent a bon et a /res: VieÜiex f alaba
aflagueresies. Qui ont teus crevaces qu'asneiiei Allerdings steht dies*
Stelle nur in Paris Sj7 imd Turin, aber zugleich, wenn auch etwas verändert, in
Paris ZIËS, die einer anderen Familie angehört; vgl. ferner aas übrige Hölkn-
mahi von Vers 439 an, wo Raoul nicht viel anständiger ist). Der Dichtet
des Himmelstraumes ist nicht nur wegen der Kenntnis der tbeoiogiscbea
Litleratur, sondern auch wegen des Predigerlones, der gegen Schluls recht
langweilig wird, ein Geistlicher (Mönch?), unser Raoul dagegen ein wan-
dernder Geselle, der sich wenig ums Jenseils künimcrt and allem Anschein
nach mit dem Teufel auf keinem schlimmeren Fuisc steht als mit den ThSi-
hütern der Reichen (S. d'E. 372}. Der S. d'E. ist eine blofse Satirc ohne
jeden didaktischen Zweck, der S. de P. ein niotali;ches Lchtgedidil; jenes soO
iintö-hallen , dieses die Sünder bekehren. Das hai Borner nicht widerlegt,
auch bciiche ich dis Woil songes {Vers lOJI, S, de P., Mais four che jMt
j'ai tant songi/. De dire ¡anges (in allen Hu.) frene cangie. Si dirai fime
' Festichiift für G. Grober, I
< Freyniond Z.Í. rom. Phil. VI, 1S4: ,Noch mehr bequeme Reirae als im '
S. d'E. Ëudcn sich im S. de P., welches Gedicht, wie es uns vorliegt, nach
ZiBgerle dem R. de H. abiusprcchen ist." Fr. weist auch auf die Verschieden-
heit EWiscben Meraugis und die allegorischen Dichtungen hin.
' Ich kann mir nicht vorstellen, dafs man damals beim Dichten ge-
rechnet haben soll.
d
DBUGNIÈRES, RECHERCHES SUR RAOUL DE HOUDENC. 757
veriti) nicht auf beide »Gedichte*, sondern es heifst hier „Träumereien, fictions,
mensonges" (wie 1028). Und endlich S. d'E. 673 {Et eis conte faut si a point
Qu* après ce rCen dir oie point Devant que de songier reviegne) deute ich
anders als Borner (S. m) und Zenker (S. 4): es wird hier nicht gesagt, dais
der Dichter nochmals (wie es S. de P. 1135 f. geschieht) von der Hölle sprechen
will, sondern dire heilst hier soviel als nfr. conter, composer» inventer (vgl.
Meraugis 12, 14), mit einem Worte «dichten*. Raoul will also nichts mehr
dichten {conte . . ne diroie point)^ ehe er vom Traum erwacht ist, er will keine
visionäre Dichtung mehr schreiben, sondern ins wirkliche Leben zurück-
kommen. Das ist das Gegenteil von dem, was man immer herausgelesen hat:
nicht Ankündigung des S. de P., sondern Ablehnung weiterer Visionen! —
8) Die Aehnlichkeit des Stils ergiebt sich einmal aus der Gleichheit des
Gegenstandes, dann wohl aus dem bewufsten Streben nach Angleichung seitens
des Verfassers vom S. de P. Das Gedicht vom Höllentraum machte Aufsehen,
wie die vielen Hss. zeigen; den ärgerlichen Eindruck abzuschwächen, machte
sich vielleicht einer aus dem meist angegriffenen Stande (Mönch?) daran, eine
Fortsetzung zu dichten. Vielleicht stammen die Verbindungsverse (S. d'E.
679 — 82) sogar von ihm selbst her. Eine Art Nachahmung des IlöUentraums
zeigt die Hs. Paris, Nat. fr. 12603: Ch*est du lai d* infier: Ahay, ahay, ie sui
7'enus, Salus vous mande Belgibus Et Jupiter et Apolins, Ie vieng d^infier
le droit chemin, Nouveles vous en sai conter etc., und Paris, Nat. Ms. fr, 105 1,
worüber in meiner Ausgabe das Nähere gesagt werden wird. Auf weitere
Details kann ich hier nicht eingehen.
Das sind die Hauptgründe, die mich veranlassen, den Songe de Paradis
mit Entschiedenheit als unecht (d. h. nicht von Raoul de Houdenc herrührend)
zu erklären. Es genügt nicht, an einzelnen von ihnen zu mäkeln; wer die
Echtheit des Gedichtes beweisen will, mufs einmal sie alle zusammen wider-
legen, dann aber noch positive Beweise für seine Ansicht bringen. Herrn
Delignières freilich werde ich nicht überzeugt haben.
Auf den übrigen Inhalt seiner Schrift gehe ich lieber nicht ein. Wer
sie gelesen, wird meine Diskretion anerkennen. Wohl aber werde ich dem-
nächst auf den Stammbaum der Meraugis -Handschriften zurückkommen.
M. Friedwaoner.
Wiese, Dr. Leo, Die Sprache der Dialoge des Papstes Gregor. Mit
einem Anhang: Sermo de sapientia und Moralium in Job fragmenta. (Von
der philosophischen Fakultät in Bonn preisgekrönt.) Halle, Max Niemeyer,
1900. 194 SS.
Die Bearbeitung der Sprache der Dial. Gr. ist ein längst gefühltes Be-
dürfnis. Wiese hat die Aufgabe trefflich gelöst, und sein Buch zeichnet sich
durch Genauigkeit, Gründlichkeit und gute Kenntnis des Allfrz. aus. Es
begegnet zwar manche anfechtbare Erklärung, aber selten Unrichtiges. Aus
dem einen oder andern Grund erwähnt seien folgende Punkte : § 6 mal, car
gehören nicht in eine Reihe mit estât, vat, sondern verdanken ihr a andern
Ursachen. — § 21b. In enfezons (65. I2) natürlich nicht <x zu ^ mit Ausfall
eines Konsonanten, auch nicht einfach Einflufs von enfes, wie Wilmotte will)
' - Verweil dtui£ :
758 BESPRECMUMGKN. D. BSHRBNS,
iondern direkte Wcilerbildnog »us dem Notoioaliv mil Nomin«!
es iil »Iso lictitiger Nom. Sg., wihiead der Acc. ig. tnfamoK J4, ai. 6a
Acc. plur. en/araoru 47. 7 ]«utelT das Îït iw»r dud rechi merkwürdig, »bef
durch das von Mussala enUeckte tn/rtes — enfantit (Zur Kritik aad Inter-
piEUlion roman. Teile IV, 6 n, 1) aufiet Zwiiiel, — § 13. Waram hail,i\egrr
balbgeichtl? — § J9J. Mm kann wohl sagen, dais i vi finir dordi Disami-
lation aurgegcbea sei, aber was soll bedeuten: 1 (durch Dissimilatìon eibillen
ín_/ÍBí(r?» ^- \ 45. eulehat gehört in § 50; ML. I IÏS- — 5 <9b- Vor ge-
decktem Nasal scheinen n und a zuummengefallen lu sein. Wanira daao in
rtfiunre, repus ehei ein ti sehen als in ¡omunre, ¡emunSt (§ 44*)? — § SI 'UtU
aus nudi, sehr intttessantet Resi, wenn die Deutung richtig ist. — § S7, s?»
□ für ai', traroitnt, iratoit, Irajl, wohl erklärlich, da a in vielen Fonnen des
Verbs urspränglich lautgesetzlich sein miifste. In tnati/itnl liegt nielli a,
aondeiD ae für ai voi, was ja auch sonst in dem Text liegeenet {maimemtnl
mit Haplologie); lärmt begegnet auch tonst, — § úo. In sala a. s. w. iti die
Mouillierung nicht unbeieichnel geblieben, sondern den Fútmen kommt über-
haupt etymologisch keine zu. — § 65. Weder in venin noch in thaïiu in das
n HD dem i schuld; erstcres Wort h.-it SuIExtausch, im iweiteu r&!lt e dt<
Diphthongs im Hiatus, vgl. chair. — §713. ¿uel keineswegs phonetische
.Schreibung lür dutlh. sondern bekanntlich poslve rbale Bildung. — \ 96. Warum
recëuUs, hauti u. s. w,, aber eriulíi Wo derartige Formen iia Vers begegnen,
haben sie immer Diphthong. Wir haben vermallich eihaitenes hdiitm. i¿-
bitus u. s. w, vor uns, wobei allerdings neue MatkuL auf dem Fem- anfgebaui
wurden, da sonst keine paroiytonen Partii, petf. vorhanden sind. Also Uia
(vgl. § IOS "< 3)' — § IO) b. Die Begründung der Wnhischeinlichkeii der Au-
spräche aiut isl seht schwach.
Das Schlulsresultat Wiese's, wonich er die Diuloge von Lattich vtt
und nach Orvil weist, steht auf sehr schwachen FúEsen. Doch brauche Uh
darüber kein Wort ta verlieren, da über diesen Teil der Arbeit bereits del
ausgeieictuele Kenner des Wallonischen, Wilmolte, das Urteil geSlll hit
(Z.f.fri.Spr. XXII 2. i86ff.), der auch in endgiltiger Weise d.is Denknul
lokalisiert hat (Festgabe flit Suchier ä. 74). — Anch das bei der Vergleichung
der Moralia mit den Dialogen gefundeoe Resultat Wiese's, daf« erstcrc jüngci
seien, scheint mir Traglich; den Perfekten auf on/ und der Form metissiens
steht beispieUweise der Umstand entgegen, dafs nur Miob neben astoit noch
ere kennt. Auch wären wohl noch mehr Unterschiede in der Sprache der
Denkmäler aufiulindcn gewesen ; so die Formen ooHe, enfaoite □. s. w. in Hiob,
während die Dialoge nur loloit kennen; aqua in den Dialogen nur ¡ligne, u
Hiob häufiger ai-we. — _
I
Fublicatione of the Modani Langtiage AHoocintlon of Amerio»,
edited by James W. Bright.
Bd. XII (1897), New series, vol. V.
F. J. Malhew, King Ponthus and the Fair Sidone [Ms. DIgby I87.
Bodleian Library. Edilio princeps, with facsimile], S. 1 — 150. In der Fin,
lettung handelt der Herausgebet Über den dem englischen Ponthos in Gnmde
I
PUBLICATIONS OF THE MODERN LANGUAGE ASSOC. OF AMERICA. 759
Hgenden französischen Text aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts
(Brit. Museum Royal 15, £. VI), dessen Verhältnis zu Horn und Rimel er in
einiger Ausführlichkeit darlegt.
R. E. Neil Dodge, Spenser* s imidztion from Ariosto. S. 151 — 204.
Vf. untersucht methodischer und gründlicher, als es bis dahin geschehen war,
den Einfluis des Orlando furioso auf Spenser's Faery Queen, soweit es sich
dabei um spezifische Nachahmungen und direkte Entlehnungen des englischen
Dichters handelt.
Hugo A. Rennert, Some unpublished poems of Fernán Pere% de
Guzman. S. 251 — 298. Es werden 31 religiöse Dichtungen Perez de Guz-
man's nach drei Handschriften der Nationalbibliothek zum ersten Mal ver-
öffentlicht. Der Herausgeber macht es wahrscheinlich, dafs der Dichter nicht,
wie bislang nach Ticknor allgemein angenommen wurde, um das Jahr 1400,
sondern etwa ein Vierteljahrhundert früher das Licht der Welt erblickte.
H. A. Todd, Galton Paris: Romance philologiste and member of the
French Academy. S. 341 — 354.
Homer Smith, Pastoral influence in the English Drama, S. 355 —
460. Das zweite, „Sources of the English Pastoral Drama** iiberschriebene,
Kapitel der Abhandlung enthält, wie Vf. selbst bemerkt, Neues nicht.
XIII (1898). New scries, vol. VI.
John E. Matzke, The question of free and checked vowels in Gallic
popular latin. S. I — 41. Matzke's interessante und wertvolle Studie hat durch
den Herausgeber dieser Zeitschrift (Bd. XXIV, S. 159) eine Besprechung gc-
fimden, auf die hier verwiesen sei. Was die einsilbigen Wörter angeht, so
bemerkt M. : „The principle regulating their development is stated by Behrens
in the third edition of Schwanns Grammatik § 33**. Ich sage an der be-
treffenden Stelle nur, dais der Vokal vor einfachem wortauslautenden Kon-
sonanten gedeckt ist, wenn das betreffende Wort in Pausa oder vor konsonan-
tisch anlautendem Worte steht, frei, wenn dasselbe vor vokalisch anlautendem
Worte sich befindet: tressons. Pausa, /^^.j Vokal. Was die Diphthongierung
der in Frage stehenden Vokale angeht, so habe ich es (§ 35) unentschieden
gelassen, ob dieselbe ausschliefslich ihren Grund hat in der Verallgemeinerung
solcher Formen, die sich bei vokalischem Anlaut des folgenden Wortes ein-
stellen muisten oder allgemein in einer durch die Einsilbigkeit der betreffenden
Wörter bedingten stärkeren Artikulation. Zu Einzelheiten hier noch ein paar
Bemerkungen: S. 19 ist çstju — huis kein einwandfreies Beispiel für die
Entwickelung von ç vor stj. Vgl. jetzt W, Meyer -Lübke in dieser Zeitschr.
XXV, 3 S. 355 — 358. Dafs nice auf nfscius zurückgeht, scheint mir wegen
des unerklärten auslautenden e nicht hinreichend sicher, um darauf eine Laut-
regel gründen zu können. — S. 22. Dafs puis auf potj'o zurückgeht, ist wegen
provenz. pose zweifelhaft. Für auf Iptiu zurückgehendes lois wäre ein altfranz.
Beleg am Platze gewesen. Lat. ardesja ist nicht hinreichend fräh bezeugt,
um als Etymon von franz. ardoise gelten zu können. Dafs rui auf rçgju
zurückgeht, halte ich nicht für wahrscheinlich, jedenfalls durfte es nicht vom
Vf. als feststehende Thatsache registriert werden. Matire stellt wegen des
erhaltenen intervokalen / nicht die Erbwortentwickelung von materia dar.
Dafs proche auf *propriu zurückgeht, halte ich nicht für ausgemacht Vgl.
BESFK ECHU NGEN.
í X\in. 546. S. z? travail «Jhe aiclu ■
zurnckgefâhit werden. S. 30. Dilòr d*li shfmu. riegitt die
WettereDtwickelung 1
1 Vfnia (iatilelit and ú eicht ríelmdB 1
dikitiv dci Píaseos eJnf!<dtiiDgeD iit, bleibt der NadiTi
S. 31. Dift die im Franiö«ischeD muadirükh beuaete EMVÏckiefacBC *oa
ttfbula aber nfuli tu nievU dcijCDigen tod parabuta ober /itrdBJa im fartlt
panllel ging, UM sich nicht ohne writetes annehneD. Kcben jMdr aad
iaJeóile flfbUe und indebiti snztiseUen, ist nun auf Grand der in óiópn
HuidschnlieD votkoinmtnclcQ Formen fieble etiJieile allein nicht berechtip.
5. 34. Dil* der Auifill des Pänoliiniaviikals in YiapnaKjvxáí rot ■ da
intima Irñber erfolg als vor u. Tetmag ich in Anbetnchl der a^ibacbei
Fälle, die dieser Regel sich nicht (agen, nicht lät so sicher xn hahea. ab tt
M. unlet Hinweis auf Netunann's Aosrohmugen in dicsn Zeittehrifi dML
S. jS und Kinst wird (öi n^nir das nicht erwiesene and , wie mir tdiónt,
schwer erweisbaie Elymon renna angesctit. S. 40 hätte ich Iw sarnJn ■■)
subitili einen alifii. Beleg gewÖnscht, da Godcfroy einen solcllEn oicbt fiebc
viclmehi nin louiU := subila kennt.
Mary Aagusla Scott, Eliabithan Iranilalions from Oit luh^rn:
the tälti 0/ ¡uch ■maris noie first colUcttd and arraased, with e
S. 43 — 154. Diese Fortsetzung drt Jahr^ng 1896 der Pubiieatieiti
Stadie (s. Zeìisckr. XXI, 30J) betrifft Werke ans den Gebieteo der Relq^
und Théologie, der Wissenschaft and Känsle. sowie solche gtanunaliscbeB,
Tenkalischen and paroemologischen Inhalts.
Kenneth McKenzie. A Sennet ascribed io Chiaro Davaiaali amd
Iti filate in /oòJe ¡iierature. S. 205 — zzo. Die wiederholt I
italienische Version der Fabel von der Krähe, die sich mit frensdeo
scbmockl, Di ftnne dì paone e d^ altre assai, wird nach der Val
Ha- 3793 tnit einigen Aenderungen nochmals tum Abdruck gebrecht and nt
einem aosfñbrlichcn sprachlichen und litteiamchcti Kommepiar vtrsebcD, wiuiíb
die Dichtung mit Wahrscheinlichkeit dem Fiorenticet Chiaro Davanzali m-
gcwìMen und die Siellong derselben in der Fabellitteiatnt eiärieit wird.
Elizabeth Woodbridge, Boceaeàa'i Defense of Poetry; at em-
lained in the fourleenih book of the Dt Genealogia Deerum. S. 333 — 364.
Renmé dei Tbcarie B.'s über die Dichtkunst mit einer sich asschljetseadca
kurzen historischen Betrachtung, bei der tm besonderen Sidney's Déjense »f
Poetr]/ lam Vergleich heraugeiogen wird.
J. Douglas Bruce, De Ortu ff^aluuanh: A Arthurian remarne luw
first edited from the CotlPnian Ml. Faustina B. VI. of the British Uuteim.
S. 365 — 456. Die sorgfältige Ausgabe des in einet Handschiilt des 14 Jahr-
hunderts überlieferten laicinisrhen Romans „Von Gawaiiu Herkanft" hat bei
der Kritik allgemeine Anerkennung geinndeu. Vgl. G. Gröber in diCMt Zeil-
Schrift XXII, S. 570, H. Suchier Ut. Centralblail 189S Sp. ^, G. Paris
Romania XXVIH. S. 165 f.
E. KÒlbing, Ein Beitrag tur Kritik der Romamscken Sagas. S 543
K- giebt eine Inhaltsangabe der StorJcholmci Hs. Cod. Holm, membr.
ter Hiniulagung bÌbliagraphÌKher Koliiea zu den einaelneo ia det-
wlbcn oilhallenm Stücken, teilt das Eigchms einer Vfrgldcbang der von ihm
seines Jiiddaralägur abgedruckten Texte mil der enrihnten Hs. mit ttod
PUBLICATIONS OF THE MODERN LANGUAGE ASSOC. OF AMERICA. 76 1
handelt im AnschluCs hieran über einige andere in derselben Hs. enthaltene
Texte, wobei es ihm, wie er einleitend bemerkt, nicht aliein darum zu thun
war, neues textkritisches Material beizubringen, sondern auch die Grrundsätze
zu berühren, die nach seiner Auffassung für die Herstellung kritischer Aus-
gaben derartiger Texte mafsgebend sein müssen.
Bd. XIV (1899). New series, vol. VIL
Killis Campbell, A Study of the Romatice of the Seven Sages
with special reference to the Middle English Versions. S. 1 — 1 07. Vf. richtet,
wie schon der Titel seiner Studie erkennen läf^t, sein Hauptaugenmerk auf
die mittelenglischen Versionen des Denkmals. Er macht es wahrscheinlich,
dafs dieselben sämtlich auf die gleiche Quelle, eine gereimte englische Dichtung,
zurückgehen, die ihrerseits die Uebersetzung einer zur Gruppe A gehörigen
franz. Hs. darstellt. In dem ersten, the earlier history of the romance be-
titelten, Abschnitt hat sich C. zum grofsen Teil darauf beschränkt, über ältere
auf den betreffenden Gegenstand bezügliche Untersuchungen zu referieren.
P. B. M a r c o u , Are French poets poetical?
J. D. M. Ford, Luis de León, the Spanish Poet, Humanist, oiid Mystic.
S. 267 — 278. Vf. dieser kurzen Skizze beschäftigt sich mit dem Leben und
den Werken des spanischen Autors, über den er eine Monographie vorbereitet
imd von dessen lyrischen Dichtungen er eine neue, vollständig Ausgabe in
Aussicht stellt.
A. S. Napier, ^ hitherto unnoticed Middle English manuscript of the
Seven Sages. S. 459 — 464. Mitteilungen über eine auf der Bodleianischen
Bibliothek befindliche im nordenglischen Dialekt geschriebene Pergamenthand-
schrift aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Ms. RawL Poet. 175. New Cata-
logue 14667), die Campbell (s. oben) entgangen war, die aber mit der von
ihm benutzten Hs. C (CoLton Galha £. ix) wörtlich übereinzustimmen scheint.
N. druckt 128 Verse der Hs. in extenso ab und giebt für zwei andere Partieen
derselben die Varianten von C an.
Mary Augusta Scott, Elizabethan translation from the Italian:
the titles of such works now first collected and arranged, wit annotations.
S. 465 — 571. Die in der vorliegenden Fortsetzung aufgeführten Werke be-
treffen: Voyages and Discovery, History and Politics, Manners and Morals,
Italian and Latin Publications in England.
Bd. XV (1900), I.
S. 1 7 — 73. H. A. T o d d , La vie de Sainte Catherine d* Alexandrie, as
contained in the Paris manuscript La Clayette, Veröffentlichung des Textes
ohne grammatischen und littcrarhistorischen Kommentar.
2. S. 121 — 180. W. H. Schoficld, The lays of Graeìent and Lanval,
and the story of Wayland. Marie's Lanval und das aller Wahrscheinlich-
keit nach auf dem Kontinent entstandene anonyme Lai von Gracient stellen
verschiedene Versionen derselben Erzählung dar, deren Grundthema auf ge-
nuin keltischer Tradition nachweislich beruht. Am treuesten hat Marie de
France die Grundgestalt der Sage überliefert. Zwar erscheinen einzelne Motive
der ursprünglichen Sage mit Rücksicht auf die veränderten Sitten und An-
schauungen der höfischen Gesellschaft des 1 2. Jahrhunderts in ihrer Dichtung
J6Z BERICHTIG UNGBK.
unterdrückt oía gviaJecl, abei Bdmisclmng frclnilcr SagcDclemeiiIe e
dieselbe, wenn aach der Scbauplati an Artbun Hof VEtlegt ist, nicht.
Im von Graeienl bat finire altertümliche Züge, die in Lanvai fehlen, gewahrt.
Was ilasselbe aber bauptsichlicb charakterisiert, ist die ahvcicbeodc, nula
dem Einflufs der Wiellndsage veränderte Dïtslellung der Begegcungsscen«
ttn Heiden mit der Fee. Durch normannische Vcrmillelung war der am der
norwegischen Valuiidarkviijia and der späten nüllel hoch deutseben Dichton;
Hentig Fritdrich von Schisaben bekannte ursprünglich niedetdenische Sagen-
typuü. wonach Wieland als Träger der Hchwanjungfrau - Sage erscbeinl. den
Bretonen und Franzosen bckajint geworden. Die Veiknûpfitag mil der Lanvil-
sage wurde durch die altfronzös. Namensform G(ti)alanl (Wicland) veranlalsl,
die eine Idenliüüerung Wielands mit dem berübmtcn bretoniscben König des
i;. Jahrhunderts Graalen {Gruelin) Mor lUr Folge halte. Vod den spätei
Behandlungen der Lanvalsage hat Scboücld namentlich Thomas Chcitre^^
mittclengl. Gedicht des ij, Jahrhunderts untersucht und dessen Verhältnis
Marit's Lanvai nnd la GraeUnt dargelegt. Man wird den Ergebnissen
mit Besonnenheit und Umsicht geführten Untetsucbun^^en des Verfasseis [ist'
durchweg zustimmen dürfen. S. 113 und ä. 1^5 vermisse ich einen Hinweis
auf Alton's Ausgabe des Ansets von Karthago und auf die AusíuhiuDgen des
Herausgebers S. 473 ff. In der Anmerkung 5. IJ7 [. konnte auch Fr. Bangen'«
in den Âusg, u. Ab/i. aus d. Geb. der rom. PhiUl. XXXIV cticfaietlelie Ab-
handlung Die Tiere im allfrantÖsiscktn Epos erwähnt werden, in der reiches
einschlägiges Material mitgeteilt ist.
3. 5.3:6—414, J.Doaglas Bruce, Vüa Meriadoci: Ait Arthurian
Romance no» first edUed from the Coliamoti MS. Fauslina B. VI. of the
British Museum. Das bier zum ersten Mal verötfenlltchte Denkmal ist Ìi
derselben Handschrift überliefert wie der lai. Prosaroraan De Ortu fValuuaHB
und rührt, wie Darstellungüweise, Inhalt und Sprache erkennen lassen, tob
dem Bleichen Vfrfjsser her. Der Herausgeber hat dem lat. Tut eine aus-
führliche Inhaltsanalyse beigegeben nnd ist in der Einleitung den Beuebungm
desselben zu anderen mittet at terlitJien Denkmälern nachgegangen.
D. Beitkbns.
Berichtigungen zu SS. 633-5.
S. 633. Z. 23 couleurs; Z. 36 L'eiécuiion; S. 634, Z. 9 es
luisant; Z. 19 R. d'Aliï 113,3; 2,43 M= H. de Mondeviltei Z. 43 aoos;
Note I Dans Uppsalser i Romansk Filoiagi tülägnade Prof. P. A. Ge^rr
den 9 Afril looi; S, 63;, Z. S bine; Z. 19 und 38 Marbode; Z. 46 de grandi
Da der Ref. den ibm von der Druckerei zugesandten Probedruck i
erhalten hat, und der Artikel ohne sein imprimatur gedruckt werden n
ist er lar diese Fehler nicht verantwortlich.
I
Sachregister.
Aesop us, über lateinische, franzö-
sische, griechische Hss. des Aes. in
spanischen Bibliotheken 727 — 30.
Affonso Mendes de Bèsteiros,
portugiesischer Troubadour 299 —
30T. 307 f.
AlfonsX. vonKastilien, über
einige Tenzonen des portugiesischen
Liederbuches, in denen er als Dich-
ter auftritt 130 — 174. 278 — 321.
Schmählied auf die „soldadeira'*
Balteira 532 — 60.
Ariosto, Pio Rajna, Le fonti dell'
Orlando Furioso 2» edizione (Re-
ccns.) Ii4f.
Bedeutungswandel (über) 253 — 6,
Pejorative Bedeulungsentwicklung
im Französischen 561 — 60 1. (Biblio-
graphie 562 — 7. Besprechung der
neuern semasiologischen Litteratur:
logische Betrachtungsweise 569 — 73.
psychologisch - historische Betrach-
tungsweise 573 — 89. Besprechung
der Dissertation von M. Nitzsche :
über Qualitätsverschlechterung fran-
zösischer Wörter und Redensarten
58Q — 600. Schlufsfolgerungen 600 f.
Burleske Poesie* Frankreichs in
der Renaissancezeit s. Renaissance.
Chanson de Geste s. Französisch,
Litteraturgeschichte.
Chile, Aníbal Echeverria y Reyes,
Voces usadas en Chile (Recens.)
1171'.
Coppetta (Francesco), Abd-El-Kader
Salza, Francesco Coppetta dei Bec-
cuti, poeta perugino del secolo XVI
(Recens.) 379 f. Einflufs Petrarcas
auf Coppetta 380.
Fabeldichtung, Notes on Aesopic
Fable Literature in Spain and Por-
tugal during the Middle Ages (über
Handschriften in span. Bibliotheken
und alten Inventaren) 721 — 30.
Französisch. Lautlehre: s. Vi-
lard de Honnecourt. ^/ und
ui'im lothring. und lütt. Dialekt 356.
Zur Behandlung von ci und ti 736 f. ;
zur Behandlung der latein. einsilbi-
gen Wörter 759.
Formenlehre : enfezons, enfanzon
(Dial. Greg.) 757 f.
Syntax: zur Stellung des attributiven
Adjektivs 322 — 340.
Litteraturgeschichichte : Der Prosa-
roman Ysaye le Triste, Quellen,
Abfassungszeit 175—80. Inhalt 180
— 214. 472—89. 643 — 68. CarlVo-
retzsch. Epische Studien ... I. Heft.
Die Composition des Huon de Bor-
deaux nebst kritischen Bemerkungen
über Begriff und Bedeutung der Sage
(Recens.) 365 — 75. Bemerkungen zu
einer Geschichte der französischen
Heldensage (Quellen des altfranzö-
sischen Epos: Lieder- und Sagen-
theorie; „Zeitgedichte"; „primäre"
und „sekundäre" Epen, „episo-
dische" und „biographische" Epen;
Die Chanson de geste im Lichte
des Feudalrechtes und politisch-
dynastischer Interessen; Ependich-
ter. Entstehungszeit der Epen) 449
— 71. A. Longnon, un vestige de
Pépopée mérovingienne (Ree.) 508.
deux détails du Bestiaire de Phi"
lippe de Thaun (Quelle zu v. 2977
— 3004, über die Lücke zwischen
V. 2890 und 2891) 702 — 4. De-
lignières, Nouvelles recherches sur
le lieu originaire de Raoul de Hou-
denc, trouvère du 13. s. (Recens.)
(über die Echtheit des Songe de
Paradis) 748 — 57; L. Wiese, die
Sprache der Dialoge des Pabstes
Gregor (Recens.) 757 f.
Wortgeschichte: Pejorative Bedeu-
tungsentwickelung s. Bedeutungs-
wandel. — Ott, Etude sur les cou-
leurs en vieux français (Recens.)
633 — 5. 762 (Berichtigungen).
Garcia Perez, nimmt an einer Ten-
zone mit Alfons von Kastilien teil
173.
^^H 764 s ACH RFC 1 STEH. ^^^^^^H
^^1 Geifsletlieiler. Paul Ranee, die
^^1 Lieder und Melodien der Geifsler
wähnt 533 — 60,
^^^1 desjahrci 1349 nach den Aufiekb-
^^H Dungfa Hugox von Reullingen Debet
s{ñeluDg auf sie, KsiUrnoe t. 4Jï
^^H nischeo Geiblei-lieder von M. Schnee-
^^1 gADS und eioem Beitrag mr Ge-
OTtsnameaforicbiing(ZB^, yiO;
^^H schiebte der dentschen and nicder-
\insula 349 f.
^H ländiscben GeiWer von H. Pfannen-
^H scbmid (Reeens.) 360—5. Wallo-
einer Tenzone trat AIÎods'txœ Katfi-
^H nisches GciUlerlicd 16,-4.
Uen teil 149 ff.
^^H Gii PeTCZ Coade, pon agie bischer
Pero Gomes Barroso, portngie-
^^H Tronbadonr 301—7. 308— u.
siKher Troabadour 296—9.
^^H GoDsalo MartiDS. in einer Ten-
Petrarca s. Coppetta.
^^1 zone des poctu^esiicben Lieder-
Philippe deXhann. Bestiaire (.
^^H baches erwähnt 173.
Französisch, Litters InrgMchichte.
^H Gregor, aber die Dialoge G.'s 1.
Piccinino Niccolò, d« Epos .M
PiccimtW Ton AUitandro Stregai
^B Guilhem von Bergadan, über
(Fortsetinng) 5. Gesang 130 — 43-
^H seine Schmähgedichie ¡¡-¡L
6. Gesang 686—96.
^H Guillelma Monja, zieht mit Gau-
PilgerTahrteii, aber P. oalb dt«^
^H celm F^dii in< Heilige Und S3S.
Heiligen Lande 541 — 46. «f Öfl
^H HuoQ de Bordemi. VoretEsch.
làatìna und Pilgerfahrlea beaägÜ^H
^H Epische Studien I. die CompodlioD
Stellen aus ponugiesíichen Ad^H
^H des H de B. (Recens.) 365-7S.
bnchern 555 f. ^H
^H Italicniicb. LautUhre •!. FormtH-
Portugiesisch. i»r/í.f<W«rfr(íA¿4lí
^^H lehre: el im Inlaut 636. sa..g-V
^H «, 0. u~>j. dj->j 637, ly cy->i
Liederbuch s. UeJrrbuch. — Zu
^^H (¡D halb gelebt ICO Wörtern) 744.
^H Soffit -olu. -iotu im Sizilianiachen
dichtung.
^H 747-
Provenialiscb- LautUkre: Im
^^H Syntax: dialekl. va ckiama, va e
Behandlung von et und ti 734Í
^^^1 ehìama, va a íkiamtt 639.
^»tai: Heiiog, Mateiialiea 01 imt
nraproT, Syntïï (Recens.) 639— ü
^H Gdr^lerlieder 360-5.
Raoul de Hoodenc s. Franiöä*.
^H layme Domenecb, über zwei Hss
Li (teral Urgeschichte.
^H histotikle voD Vincent von Beau-
¡ehrt: Hnonder, der Voolismnsäo
^^1
Mundart von Disentís (Reoau.) 6:1
^^B Jolo Soires Coeiho, poTtngie-
—637. V in vài = ai (habto) in
^H sschet Ttoubadout 301.
Disenlis, ans '-» von ieu vor <d ent-
^^H KrCDizugiliedet, PortugìesiEche
standen 625: tu -/lUJÛW + s =
^H K. ans dem allporlagiesischen Lie-
-ditgna. 615: -ti der 1. Pen. dei
^^B derbacb s. Liederbuch.
Verba 635 f.
^H Liedeibacli, Rindglo^^eo lum alt-
Dialekte: Genclin. Germanische Be-
^H portugiesischen L. 139—74- ^7^—
sUndteile des rätoromanischen (sni-
^H 321. Lieder auf ìUria Perei Bal-
seWscheo) Wortschaties (Recent.)
^H leira nnd „Uîtraroar-Licder" 531—
616—23. zur PalataJisierung von
^H ii6o. 669— 85 Nschlrag (Tute der
ea. ga im Rheingebiet 633 L Cao-
^H Ballcira- nnd Ullrsmar-Liedei).
drian, Der Dialekt von Birio-StalU
^H Lope de Vega, über L. de V.- Ei
(Recens.) 627—30.
^H Casligo lin Venganza 4II — 4Ï3.
Renaissance, Etnde« sui la poé^i
^H Varianten des Autograph s 415— 23,
burlesque française de la R«. 71-
93- ='S — Î9- 157 — 77- Î85 — 41
^H bene lateinische Prosa, Quelle einer
513 — 33. (L'amour et les Temine-
^^V Stelle des BtstùUre von Philippe de
^^B 7'AaWH 698—702.
-32. A ven luxes ilkcbe uses ïlî— 9.
^H Maria Perez (Dona), genannt Maria
^^H Balteira, ani Galiiien, aU „cru-
Apologie de quelques défauts d'ordre
^H u<la" i» KreoifabretliedeTn d« alt-
moral et dei mis*res de U TJ^^
STELLEN REG IS rSK.
765
257 — 77. Apologies burlesques:
L'oriie, le cabas, le bonnet et le
tabac, la gourmandise 397 — 410.
Description burlesque des villes 513
— 26. Les énigmes. Varia 526—32.
Roger d' Argentenil, Bible en
françois von R. d'A. lOO Anm.
Roger von Toëni, normannischer
Baron des 1 1 . Jahrh.s ; Urbild des
Schwanritters I ff. 30 — 44.
Romanisch. Wortgeschichte: Zut
Bedeutungsentwickel nng von /a-
luppa 743.
Rumänisch. G. Alexicl, Texte diu
literatura poporana rorotnS (Recens.)
116 f. Teuisch u. Popea, Lehrbuch
der rumänischen Sprache zum Schul»
und Selbstunterricht (Recens.) 359 f.
Syntax: Zur S^'ntax des rumänischen
Possessiv- Pronomen s 3. Person. Ge-
brauch von SÚU und lui 424 — 48.
Wortgeschichte: Zu Rudows Rumä-
nischen Wörtern Ztschr. Bd. XIX
und XXII 112 f.
Schwanritter, Der historische
Schwanritter. Entstehung der Sage
1—44.
Scbwankinder, Das Märchen von
den Schwankindem im Dolopathos
8 — II, in der Chronik des Klosters
Brogne 1 1 f.
Spanisch. Diccionario de la lengua
Castellana por la real Academia
Espafiola 13^ ed. (Recens.) 119 f.
Syntax: Zusammenfassendes lo im
Spanischen. Gebrauch von lo und
el 705—20.
Litte raturgesc hie hie : Zun Fabeldich-
tung in Spanien s. FabelJicbtung.
Thomassin, burlesker Dichter des
17. Jahrh.s, bearbeitet die „Sermoni
funebri di vari autori nella morte di
diversi animali'* des Ortensio Laudi
392 f.
Trobadors (genuesiücht). Nachträge
zu G. Bertoni, Studi e ricerche sui
trovatori minori di Genova (Giom.
Sior. della Lett Ital. XXXVI fase.
1—2) 121— 3.
Vaasco Gii (Don), nimmt mit Al-
fonso von Kastilien an einer Ten-
zone teil 132 — 45.
Venjance Nostre Seigneur, über
das ahfranzösische Gedicht von der
Zerstörung Jerusalems (La Venjance
Nostre Seigneur) (Scblufs; s. Ztschr.
XXIV, 161 ff.) 94—109. DieQaellen
94 — 100. Prosaauflösung lOO— 103.
Anhang zum kritischen Text 1 04 — 9.
Nachtrag 256.
Vilard deHonnecourt, über die
Sprache des Skizzenbuches von V.
de H. 45 — 70 ; Text des Skizzen-
buches 48 — 53; Sprachliches, An-
merkungen, Glossar 53 — 70.
Vincentius von Beauvais, Hand-
schriften der Specula in Spanischen
Bibliotheken 726 f.
Vulgärlatein. Z^iz/i^Ar^: Die be-
tonten Hiatusvokale im Vulgärlatein
341 — 4. rodus — raudus — rudus
357 f. Zum Uebergang von inter-
vokalischem t zn d im Vulgärlatein
(inschriftliche Belege in Schucbardt's
Vokal, des Vulgärlat. und weitere
Beispiele) 731 f. Ueber i-Epenthese
im Italischen bezw. im Vulgärlatein
732 — 4. Lesefrüchte aus dem Be-
reiche der römischen Inschriften (-1-
fûr 'g-, s fur //, s íur di, sz, ^ fur
Ç; au- fur al-; ie fur ?; Niepos
neben Nepotis; nn, n fur gn. Varia)
733 f-
Formenlehre: InschriíUicbe Belege fur
Imp. fa, va; faunt, so, posso 735.
Walther A nglicus, über Madrider
Hss. seiner Fabelsammlung 725. 727.
729.
Y s ay e le Triste, Der Prosaroman
Y. le T. s. Französisch, Litteratur-
geschichte.
Stellen
FrauIsiscL
Zur Karlsreise v. 118, 164. 196, 23 r,
238, 322» 381, 384» 430, 508. 675,
732 — no— 2; Adenet, Berte V. 37
— 355; Karrenritter v. 12 — 357
Anm.; Cléomadès v. 909, 2729 — 34
— 634; Rom.d'AlU. 311,13. 113,3.
115, II — 634; Thebes V. 4478,
Gaydon v. 5126 — 634; J. de Conde
XXXV, 241 — 634; Lapid. de
register.
Marb. v. 343. 593 f. — 635; Rom-
vart 625, 5 — 635; Caritè ccxxxui,
2 — 635; Bern. Lapid. v. 1142 —
635 ; zu Raoul de Houdenc*s Songe
d*Enfer v. 679—82 — 755 ff. ; Songe
de Paradis v. 630, 1031 — 752 f.
756 f.
italieniscL
Zu „Contrasto di Tonin e Birghignol"
376.
766
Wortregister.
ab 6cn— la
35»«
(cran.)
357:
bolos 499¿
^caciaca 34S.
^cadagtt 351.
ralfhw 246.
caDaai 246II
Gano ^áa
entires (odL.) 734.
firtfMfa 348.
codaca 344C
dal (oak.) 603 — la
dnott, discam 7401
ccclesa 344t
ftlnppa 741 £
finvoniíis 357.
ficatnm 615.
^gavos 734.
^acsuB 504.
(C)iiaevo8 734.
♦graa 343.
impcosa 739.
issala 349C
BMceria345.
mas 743f:
magalam 741.
aaeras 734.
747.
Uddaia. ttddcfa
(tard.) 248
laddia. laddién
(sard.)24S
la¿o 351.
kDaie 738.
líita Ol la) (aiÍL)
Bi^»pif¡dlo (Bca|i4
503.
Biartanxa (sia.)
7461:
(i«i-)35i.
Icddi (da.) 49S. calotte 491.
357 f.
nugatoriae 357 f.
obex 614 C
octans 746.
ostium 355 — 8.
platessa 348.
^platnos 349.
* platos 348.
rodus, raudos, ro-
dos 357 f.
^stiiicilla 380.
syootum 615 f.
tartarom 1 o
torta 1 498.
* ostium 357 f.
luiíoiscL
abe, aba (asard.)
604 f.
a¡//a (sassar.) 740.
andare 506. 638.
atturrare (sodit.)
490.
ave (asard.) 605 f.
aviude, avuode
(asard.) 606.
balotin(mant.)35i.
(Ä.)
747-
baaâca747.
boia, boa 347.
boBdlo (loadK)
351.
bovo (sia.) 500.
bran (paíenn.)
49«.
bae 344.
calili (tareat.)
497. ,_
cakMBa (äuE. neap.) otta 745 f«
493^ 495* naia petrosa 349.
falombiaa 350.
edotta 491.
calaaia 493.
cafanaaie 49$ £
cafaoaeddi (¿k.)
49«-
cassero 503.
castelletto (aeap.)
503.
conmda 381.
croata 351.
da 603 — la
dae (nsaid.)
603— la ^..
davc, dava (asard.) tartera, tártara
602—10. (mail.) 2SI.
diskoa, diskoedda Urtarin (mail.) 251
634.
346.
(aM
34S¿
347-
SOSt
(«««4
realiello (aeap.)
503.
lOBibo petrooo
(sidk.) 349.
saia, saio 354 il
«detta 354.
saafaie736.
aaittare (sidft.)
736-
aooRoae 382
Abbi. 3.
abcctddaU ^is.)
637.
351.
634.
491-
(poigTia
34fiw
(ssard.) 740.
erta, all' erta 113.
fiapo (ven.) 742.
fragina (mititlit)
741 Anm.
frappare 741 f.
gallare I 247 *
gallegiare J Anni,
galletta, -o 247
Anm
tartra (piem. parm.)
251.
togna (ostit.)
501—3.
tórtano (neap.) 250.
tórtano (kal.) 250.
tDrtellina 251.
traifioera 493.
uscio 3S5— -3.
volantino 50 1 — 3.
galota (ven. rom.) volpao (agenues.)
491
gavitello 346.
gmga, gruva 343.
indugia 744 f.
invulpao (agenoes.)
743.
isca (siz. sard.)
35'.
Isaa (ven.) 351.
isola 351.
joja (siz.) 637.
ioezio (agenoes.)
744 Anm.
743.
zuixio (agenoes.)
744 Anm.
FruzkistìL
albun (afr.) 634.
alerte 113.
aller 506.
assasé (afr.) 737.
Spoéz (metz.) 739.
baba (pic.) 738 f.
babane (Maine)
739.
7S7.
case 614 t
eaR(pic)64l
hèè^ (lUae) jp,
fimaet 501.
felpe 743.
lUopè (Maine) 742.
ffipè (Maine) 743.
flôpe (Maine) 742.
floper, fiober (¡ÀQ
742.
fiori (afi-.) 634.
fyaopé (Maine) 742.
gaga 739.
gal (afr.) 248 Amn.
galer, gaelter (mdL-
fr.) 248 Anm.
galet 1 247
galette | o. Anm.
gavitean 346.
glaise 503—5.
glaive 345.
gratin 251.
goideaa 498.
heoce (afr.) 614 f.
hoQce (nam.) 614,
hois 355—8.
jagiis adj. 68.
jaree (afr.) 125.
Ladres, Lazaron
no Anm.
lala i^^og.) 738.
laon, laben (ostfr.)
611 £.
tl-L«
,4*
u m
^¡ZL
Lr»^r.
i*^
547-
f«r 344-
saie 324-
nreue 354.
»yon 354-
soso (▼oges.i 739.
soane <a£r. t ^£cl jüía'
S43-
tacre {ah.) 125.
Urte 25a
Urtre (miitelfr.)
2SI.
tartron 251.
teint 634.
toarte 250.
toarteaa 251.
trístre (afr.) 125.
troie (afr.) 342.
traelle 344.
xma «-^^
"»""rag Z-l^ Z*S.
rzciccsa 49Q..
.n;: orticaie, ccc-
j;<cnbc acr.
02a-
3ÎI-
¿X ÓC9I
desco 740»
eoli^ar ^cpr.'* 5C4.
«spj«ca I *^ • "*
¿àco, disco 501.
gidet. -ou vbejun.)
247 Anm.
gallet 247 Anm.
galo 24S Anm.
gaa de pasto (npr.)
247 Anm.
ga>iièu 346.
gleise (beam.) 345.
glisie, glise, gligi
(bearn.) 345.
greso (npr.) 504 f.
gruio (npr.) 343.
Axm,
3J15 Ass. Î.
adjiil vas^vàA^^ ¿;^
alcJLsar nOI.
al« no 113.
amelj^a 3^1,
arcacela 503.
baia 747.'
bìeivto 3^5.
boUntiu 50^.
^*>yA 347.
buey 500.
cala 497.
calima 4QI f.
caloma 4Q3.
calumbare (asttur.)
496.
camella 38 1.
casaretc 503,
.fi.
4a<^
'ftar-<va '^5 .
muxu; ^4 \
^^ AlKtt.
ustai '4\\
Mviat ■•3^s
>aKv\ui 4^\
*a>\s v»>a 3>4
toviua ¿>l.
t) aunáis 3$j,
Via 344, '
iiuuiim.
l>a*a ;4.\
Ivi 4\)V),
bolÍNt^t (
boui^t I
calimot 40 J i
ov>p 4^1.
Anm. i.
S^»^v
768
WORTREGISTER.
escurço 282
Anm. 2.
gall 2^7 Anm.
platussa 348.
PortioesisclL
adail 288.
alacral, alacrau
2^1 Anm. 5.
alacrac, alacrá 281
Anm. 5.
alcácar 503.
alcancía 503.
boia 347.
caçarete 503.
cala 497.
Calabre, calabrote,
-etc 497.
calhao 244.
calimba 491.
calimeira 492.
caval^ada 293.
celeuma 497 f.
clerigon 141 f.
copo 491.
corôa 491.
coicife 171.
dormon 282.
enpoçSado 285.
cscorcìo 282
Anm.
esturrar 490.
faronejar 293.
Genetes 317 ff.
grou 343.
jantar i 50 ñ\
lacral, lacran 281
Aiim. 5.
lacran 281 Anin. 5
maricSo 743.
matar 747.
meiga 293.
orinque 346.
palruça 348.
pcçonha 285.
penna veira 170.
poçao 285.
poçoento (altport.)
285.
ponçon 284.
re^^alo 503.
rozar 740.
saio, saia 354.
senlheira | q.
sinlheiìo j -^*
soldadeira 538.
tabef« 171.
talei^a 293.
tavlado 285.
trageitador 142.
Rätoromauiscli.
ampia 617.
angasi 619.
anguòrt 619.
ballucar 619*
bandièra 619.
bardeigl
bargada
bargir
barsar
barschar
befiar
bia 626.
pládine (friaul.)
349.
raghignar, ragogna
(surs.) 620.
rieven (surs.) 620.
ronsch («lurs.) 620.
(surselv.)
6iq.
(surs.)
620.
schirar
schlavidrar
schiiusa
schuebel | , .
, I (surs.)
sehnen \ f.^j
scólga )
scurzanir (surs.)
bisacca | 617.
bizochelsl (surselv.) sgagia
blatta I 619.
buórsa I
e arm un (surselv.)
246.
cherli (surselv.)
619.
coh 617.
colraba (surselv.)
619.
conif (surselv.) 619.
cupitz (alteng.)
506 f.
curdar (surselv.)
619.
dad 602 f.
dartgè (surselv.)
619 f.
di(Jus (Disent.) 625.
durchiar^^ (surselv.)
duiH ) 620.
cntochcn 624.
fad (surselv.) 61 7.
fa/.zalèt (surs.) 620.
fieler (surs.) 617.
ílapp (friaul.) 742.
fucila 1
j^aleida ¡(surs.)620.
{garantir |
'',. . ; fruul.) 345.
honzcli (surs.) 620.
Ischia (südtir.) 352.
isla {enn.) 351.
letsch (surs.) 620.
maj^liar 740 f.
maha (surs.) 620.
malrccli (surs.) 620.
inalunsl
mede I , v r^«
/ «surs.) 620.
nui I ^ '
nuv I
padimêr (eng.) 507.
palander (surs.)
620.
picz (surs.) O20.
(surs.) 621
'(surs.) 621.
sgarsar
sittar
sparun
spaziar 618.
spia (surs.) 621.
spora (surs.) 62 1.
àtrubiau (surs.) 62 1
tarlachar (surs.)
621.
tat
teia
tezla
tiglier
tozzel 618.
truffel 618.
trumpf 618.
tschabernäc (surs.)
621.
tscheiver (surs.)
621.
liia, lues 343 Anm.
l/aniin (Disent.)
624.
ugau (surs.) 621.
vera (surs.) 02 1.
vie (iriaul.) 344.
zugliar (surs.) 622.
Rnmäniscli.
ar^in I12.
corban 1 12 f.
pálima 507.
Gemanisct
Au 350 f.
baak (hoU.) 346.
bûcen (alifrits.)
346.
bâkn (anord.)
béacen (ag-^.)
beacon (engl.)
bücan (alts.)
b5chel(schw.)
boche" (schw.)
Boje 347.
346.
beuchen (mhd.)
345 ff.
bouhhan (ahd.)346.
brittil (ahd.) 347.
buoy (engl.) 347.
cuttle (engl.) 498.
Dornbutt 349.
Ei, Eie (Schweiz.)
351.
helza (ahd.) 614 f.
Isel (schw.) 351.
keitel 498.
keutel 498.
kiedel 498.
kiddle (engl.) 498.
kudel (mhd.) 498.
laden (mhd.) 612.
Lalle 738.
lepja (island.) 505
Anm.
Letten S^S Anm.
Lillatsch, Lullatsch
738.
morgay, morgray
(engl.) 347.
panche» (schwciz.)
346.
pig (dän.) 349.
pigg (schwcd.) 349.
pigghvart (skand.)
349.
pladijs (holl.) 348.
Platteis(e) 34S.
leìuscli.
carlwm (kyir.r.)
caill, ccilliau
(kymr.) 245 1.
cellt, callesir. cyl-
le>tr (kymr.) 243.
ci brych (kymr.)
347-
eglwys (kymr.) 345.
iliz (bret.) 345.
Isca 353.
katrel (bret.) 246.
*kal-elo- 246 f.
♦kal-ko- 246 f.
*karm5n- (j^all.)
246.
kathóg (ir.) 349.
Icdan (bret.) 349.
Ucdan, lleden
(kymr.) 340.
llydan, Uedan
(kymr.) 34g.
Uyth (kymr.) 349.
llythi-en (kymr.)
349.
WORTREGISTER.
liz-enn (bret.)
349.
morgi (kymr.)
347.
tort (kymr.) 250.
torz (bret.) 250.
BaiUselL
eleiza, elechia
(transpyr.) 345.
eliza (dapyr.) 345.
lela, leloa 738.
tortika 251.
&ri8cUscL
mietovià 501.
ßoXoc 498 f.
ßoXza 502.
xad-ET^ (neugr.)
502.
xaXovfia (neugr.)
,493-
xaXvfifjta 490—8.
scaXcDÇ 490 — 8.
xoXvfiß&v (?)
490— -8.
bç filai (ngr.) 501 f.
ná^fia 507.
Ttetovià 501.
TerscUedene spncM
bazza (arab.) 447.
gálica (serb.)
galjka (russ.) , 248.
galka (russ.) A Dm.
gatka (poln.)
galmûnah (arab.)
491 Anm.
hálka (tschech.)
248 Ajim.
769
kalema (turk.) 496.
kallantah (arab.)
491 Anm.
kalût^h (arab.)
491 Anm.
piatala (serb.) 348.
qalmÛD (arab.)
491 Anm.
qualmûnah (arab.)
491 Anm.
qasr (arab.) 503.
skolika (kirctien-
slav.) 248.
Druck Yon Ehrhardt Karras. Halle a. S.
"l'*^"*'
Verlag tob Max lÜMieyar il HIB« a. 8.
In Yorbereiimg sind vkA wmà/sn in klnorm Zymááft
riUnnes ansgegeb^:
L HanáMcktr
(Spraehe mid LitaratarX
Einleitung in das Stndinm der B<mianÍMdíra Pliilo]0{^
Handbneh der Rmnäniseben 9pradie und literatnr.
„ „ Bbätoromaniseben Sprache nnd Láterttor.
„ „ Altproyenzalisehen » » i»
„ „ NenproTenzalisehen n n n
„ „ Portagiesiseben » n »
n. Grammatische HUftmitteL
Grammatik des Ynlgärlatein.
EnrzgefiRSSte Lant- nnd Formenlebre des ÂltfranzOsiscbeo.
Syntax des Altfranzösiseben.
Italienische Grammatik anf historischer Grundlage.
Spanische „ „ „ „
(Wegen der übrigen Sprachen vergleiche die I. Abteilang.)
III. Literarische Hilfsmittel.
Einfllhrung in das Studium der Altfranzösischen Literatnr.
Einführung in das Studium der Französischen Literatur di
14. bis 16. Jahrhunderts.
Bibliographie der Französischen Literaturgeschichte.
Einführung in das Studium der älteren Italienischen Literatu
Einführung in das Studium der neueren Italienischen Literat«
Einführung in das Studium der Spanischen Literatur.
(Wegen der übrigen Literaturen vergleiche die I. Abteilung.)
Druck von Ehrhardt Karras, Halle a. S.
• • ^•*' "/--'